Kralle - mit den Blitzen von Betakuecken (ABGESCHLOSSEN) ================================================================================ Kapitel 3: Wieso? ----------------- 3 ~ Wieso? „Nichts, was soll sein?“, entgegnete Draco nur genervt und vielleicht auch etwas gereizt. „Und warum dann so seltsam drauf? Das kenne ich nicht von dir!“ „Verzieh dich!“ „Uh, nicht so fies! Also sag, was wollte der Alte von dir?“ Draco wurde wieder blass... Was sollte er Blaise schon sagen? Vielleicht, dass er Potter überhaupt erst in den Krankenflügel gebracht hatte? Das konnte er unmöglich tun! Bei Slytherin, er hatte nicht gewusst, dass dieser Fluch so schlimm sein könnte. Aber eines war sicher: So schnell würde er keine Flüche mehr ausprobieren, die es in der Bibliothek seines Vaters zu entdecken gab! „Draco!?“, maulte der andere, weil er sich ignoriert vorkam. „Was denn?“, fauchte der Blonde zurück. „Was wollte er?“ „WER?!“ Blaise seufzte frustriert. Er kannte Draco schon lange und wusste auch, dass er sich gerne dumm stellte, wenn er ihm nicht antworten wollte, aber das? --- Mittlerweile waren zwei Tage vergangen und Harry war noch nicht wieder aufgewacht. Die Lehrer sorgten sich zunehmend mehr um den Jungen-der-lebte und wussten nicht, ob er jemals wieder die Augen aufschlagen würde. Wenn er es nicht täte, müssten sie womöglich einen anderen Weg finden, um den Dunklen Lord zu vernichten! Und wer wusste schon, wie viel Zeit ihnen noch blieb? Remus war jeden Tag nach seinem Unterricht auf die Krankenstation gekommen, um dann die Zeit bis zum Abendessen dort zu bleiben. Noch immer stellte er sich die Frage, warum der Junge sich selbst hatte umbringen wollen. Und dann verstand er nicht, warum sich der Malfoyspross so seltsam benahm. Seit dem Vorfall im Zug war er recht still und das bezog sich nicht auf seine allgemeine Art, sondern eher darauf, dass er Harry nicht öffentlich fertig machte. Albus hoffte, dass Harry bald aufwachen würde. Er wusste, wie auch seine Freunde und die Mitglieder des Ordens, dass der Junge unter dem Verlust seines Paten litt. Das alles hatte ihn in ein schwarzes Loch gezogen, aus dem er nicht aus eigener Kraft herauskommen konnte. Nun stellte sich die Frage, was er tun könnte, um das zu ändern. Es brauchte etwas, das den Gryffindor wieder aus seiner Lethargie riss und das könnte eine Aufgabe sein. Oder eine neue Herausforderung. Doch wieder war die Frage, was das sein könnte? Vielleicht sollte er doch das Quidditchteam übernehmen? Oder Vertrauensschüler werden? Nein, das alles war nichts. „Was mache ich nur mit dir, Harry?“ Der alte Mann stützte sein Kinn auf die Hände und dachte nach. Aber schon nach kurzer Zeit riss ihn ein Geräusch aus seinen Gedanken und er wandte den Kopf nach links, wo er den Sprechenden Hut bemerkte, der sich gerührt hatte. Das Leder schien ihn anzusehen und er erhob sich, um an ihn heranzutreten und herauszufinden, was der Grund seines Erwachens war. „Mein Freund, was gibt es, dass du dich so plötzlich regst?“, fragte er mit leiser Stimme und sah den Hut weiterhin an. Der aber war ruhig geblieben und rührte sich nicht. Der Schulleiter wollte sich gerade wieder hinsetzen, da bewegte sich das Leder doch noch mal. „Slytherin!“, rief er laut ins Büro, verstummte und erstarrte dann wieder. Albus blickte den Hut an und war wirklich sprachlos. Der Sprechende Hut hatte ein Wort gesagt, ein einziges und dennoch hatte es eine so immense Auswirkung, dass man es kaum erfassen konnte. Doch der alte Zauberer wusste, dass diese Aussage eine Entscheidung war. Eine Entscheidung, die der Hut getroffen hatte. Eine, die wohl schon von Anfang an hätte getroffen werden sollen. Ein tiefer Seufzer erklang und dann sank der Schulleiter in seinen Schreibtischstuhl. „Das soll ich also tun...? Aber was wird Harry sagen?“ --- In Gryffindor saßen Hermine und Ron im Gemeinschaftsraum. Seit dem ersten September lag ihr bester Freund auf dem Krankenflügel im Koma. Niemand hatte erfahren, was passiert war. Keiner hatte ihn besuchen dürfen. Wenn man natürlich von den Lehrern absah, zu denen auch Remus Lupin gehörte. Aber selbst der hatte nichts gesagt und nur traurig und besorgt ausgesehen, als sie ihn gefragt hatten. „Glaubst du, er wird bald aufwachen?“, wollte die Braunhaarige wissen und sah zu dem Jungen, der neben ihr auf dem Sofa saß. Sein Arm war um sie gelegt und sollte Trost spenden. „Ich weiß nicht...“, sagte Ron dann. „Vielleicht... vielleicht will er auch gar nicht...?“, flüsterte er und klang dabei mehr als zittrig. Die größte Angst der beiden war, dass Harry niemals mehr die Augen aufschlagen würde. Zwar hatte nicht nur Albus versucht sie zu beruhigen, aber wirklich geholfen hatte es nicht. „Ich habe Angst, Ron. Was, wenn er sich was antut, wenn er aufwacht? Ich meine, er hat sich seit Sirius’ Tod sowieso zurückgezogen und ich bin mir sicher, dass das der Grund ist, warum er so ist.“ Der Rothaarige nickte nur stumm. Still saßen sie da, bis plötzlich die Tür aufgestoßen wurde und Seamus herein kam. Er sah für die momentane Situation recht fröhlich aus. Zwar war auch er besorgt um seinen Schulkameraden und Freund, aber er hatte seit neustem eine Beziehung und war glücklich. „He, was ist denn mit euch los?“, fragte er und plumpste in einen der Sessel. Seine beiden Kameraden sahen ihn verständnislos an. „Im Gegensatz zu dir machen wir uns Sorgen um Harry!“, maulte Ron, dem es unbegreiflich war, dass sich irgendjemand freuen konnte, solange ihr bester Freund nicht hier war – oder zumindest aufgewacht. „He, ich mach mir genauso Sorgen, aber darum kann ich doch nicht mein eigenes Leben vernachlässigen!“, verteidigte er sich. Dass sie so verbissen traurig waren und nicht lieber versuchten das Ganze positiv zu sehen und für Harry weiter machten, verstand er nicht. Was er allerdings nicht laut sagte, denn er hatte keine Lust dazu, einen Streit vom Zaun zu brechen. Wäre ja noch schöner! „Ich geh dann wieder! Eure Stimmung ist nicht auszuhalten!“, erklärte er und verschwand wieder durch das Portraitloch, durch das er gekommen war. --- Es war Nacht und ein blonder Junge konnte nicht schlafen. Wirklich eigenartig war aber, dass er dauernd an Potter denken musste. Und DAS war nun alles andere als normal! Wieso war das überhaupt so? Er hatte nie ein schlechtes Gewissen, also wieso dann jetzt? Und dazu noch so plötzlich, dass es einer hinterlistigen Attacke glich?! Dennoch hatte sich Draco Malfoy aus dem Bett erhoben, sich einen Mantel übergeworfen und war auf Streifzug durch die Schule gegangen. Wenn er schon nicht schlafen konnte, wollte er wenigstens denjenigen Punkte abziehen, die sich heimlich herumtrieben! So lief er schon seit einiger Zeit durch die verlassenen und dunklen Gänge der Schule, bis er bemerkte, wo er eigentlich angekommen war. Vor ihm erhob sich die große Tür zur Krankenstation. „Scheiße, was soll das?“, fluchte er leise vor sich hin und drehte sich um. Weit kam er aber nicht, denn die Neugierde war zu groß, als dass er jetzt einfach wieder gehen könnte. Nein, er wollte mit eigenen Augen sehen, dass Harry Potter da drinnen lag und das ohne jegliche Regung. So drückte er langsam die Klinke und schlüpfte durch den Spalt ins Innere der Station. Der Mond schien durch das hohe Fenster und warf einen Streifen Licht auf den Steinboden. Es wirkte kalt hier und nur mühsam setzte Draco einen Fuß vor den anderen. Doch dann endlich hatte er Potters Bett erreicht und starrte ihn an. Er war blass und wirkte wirklich leblos. Nicht mal eine Wimper zuckte, geschweige denn, dass sich die Augen unter den Lidern bewegten. Es war gespenstisch und der Blonde fragte sich, ob der andere überhaupt wieder aufwachen würde? Andererseits, tat er das nicht immer? Potter konnte doch gar nicht einfach so sterben. ...oder...? Angst breitete sich in dem Slytherin aus und er wandte sich mit wehendem Umhang ab, um so schnell wir möglich von diesem Ort zu fliehen. --- Es war wieder Zeit vergangen und Harry lag nun schon seit zweieinhalb Wochen im Koma. Auch wenn es einigen schwer fiel es auszusprechen, so hatten sie dennoch schon die Hoffnung aufgegeben. Kaum einer glaubte daran, dass Harry die Augen wieder öffnen würde. Selbst Remus, der jeden Tag bei dem Jungen gewesen war, zweifelte langsam daran, jemals wieder sein Lächeln zu sehen. Und es tat ihm unheimlich weh... „Albus?“, fragte der Werwolf, als er den Schulleiter kommen sah. „Ja. Wie geht es ihm?“ „Unverändert.“ „Verstehe...“ Stille breitete sich aus und niemand konnte sagen, ob sie eines Tages wieder aus ihren Herzen verschwinden würde. Denn sie war wie ein heißes Eisen, das sich in ihre Seele gebrannt hatte und eine bleibende Erinnerung bildete, die sich nicht mehr verdrängen lassen würde. Sie alle machten sich Vorwürfe. Vielleicht hätten sie anders mit dem Jungen umgehen müssen. Vielleicht hätten sie ihn nicht zu den Muggeln schicken dürfen. Vielleicht… Es gab so viele Möglichkeiten. „Harry, ich bitte dich, egal was passiert ist, du kannst nicht einfach fortgehen! Es gibt so viele, die um dich weinen würden, die dich vermissen und brauchen! Und dazu gehöre auch ich, mein Junge! Bitte, lass du mich nicht auch noch alleine!“, bat Remus verzweifelt. Er fühlte sich so hilflos. Schon James und Lily hatte er verloren, dann Sirius und nun auch noch der Jüngste von ihnen...? Nein, das konnte nicht sein, das durfte nicht sein. Niemals! „Komm schon, Harry, deine Eltern wären sicher enttäuscht, wenn du so schnell aufgeben würdest! Und was denkst du, würde Sirius zu deinem Verhalten sagen? Glaubst du, dass er das dulden würde? Gutheißen?“ Der Werwolf sah den blassen Jungen in dem Bett an und es war, als hätte jemand einen Eimer Eiswasser über ihm ausgekippt, so schlagartig war die Erkenntnis. Er hatte verloren. Sie alle hatten Harry verloren. Scheinbar hörte er gar nicht zu, vielleicht konnte er auch nichts mehr hören... Aber, war das wirklich das Ende? Sollte es so ausgehen? Der Mann seufzte und Albus, der noch immer anwesend war, senkte den Blick. Auch er, mit seiner jahrelangen Erfahrung, konnte nichts weiter tun. Wenn Harry nicht aus eigener Kraft zurückkehren würde, dann niemals. --- Es war circa eine Stunde später, als Hagrid in die Krankenstation gestürmt kam und hektisch nach Poppy verlangte. Die Krankenschwester war total erschrocken aufgesprungen und hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet, da wurde ihr ein kleines Kätzchen gereicht. Zumindest hatte das kleine Wesen bei erster Betrachtung so ausgesehen. Aber wenn man genau hinsah, dann wusste man, dass es sich nicht um eine einfache Hauskatze handeln konnte. Doch was für ein Wesen es dann war, konnte sie nicht sagen. „Sie is’ verletzt!“, erklärte Hagrid ernst und besorgt zugleich. Die Frau dachte zwar bei sich, dass sie eigentlich kein Tierarzt war, aber vielleicht konnte sie dem Kätzchen trotzdem helfen. So legte sie es auf eines der Betten, da nichts anderes zu Verfügung stand und untersuchte das Kleine. Tatsächlich war eine Pfote gebrochen und das kleine Ding schien sehr hungrig zu sein. „Moment, ich hole nur eben etwas“, wandte sie sich an den Halbriesen, nachdem sie die Pfote geheilt hatte. Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie mit einem Teller Milch zurückkam. Sie stellte ihn vor dem Tier ab und schaute gespannt, ob es trinken würde. Selbst Dumbledore hatte sich zu den beiden gesellt und auch Remus, der neugierig geworden war. Außerdem lenkte es vom Kummer ab. Tatsächlich schnupperte das Kleine erst an der weißen Flüssigkeit, dann tunkte es die Zunge hinein und schien zu beschließen, dass es schmeckte. Erfreut klatschte Poppy in die Hände und Hagrid lief eine Träne der Rührung über das Gesicht. „Hagrid, wo hast du das Tier gefunden?“, fragte Albus Dumbledore, der natürlich genauso wusste, dass es sich hier nicht um ein normales Kätzchen handelte. Zwar hatte er eine Vermutung, doch er wollte nichts sagen, schließlich gab es seines Wissens nach keine Bilder, die es belegen würden. Jedenfalls war das kleine Ding total süß, wie Madam Pomfrey gesagt hatte. Das Jungtier war komplett silbern und hatte einen schwarzen Blitz auf der Nase. Das Fell war kuschelig weich und an der Spitze des Schwanzes war ein Haarbüschel, wie man es bei Löwen kannte. Die Augen waren leuchtend und fluoreszierten ständig in allen Blautönen, die es gab. Aus den Gedanken gerissen beobachteten die Erwachsenen, wie sich das Kätzchen streckte, die Nase in die Luft hielt, schnupperte und dann vom Bett sprang. Neugierig sahen sie zu, wie es die Umgebung musterte und dann einen lauten Maunzer von sich gab, der sehr hoch klang. Als wäre ein Wunder geschehen, wandten sie sich dem Bett ihres Sorgenkindes zu, bei dem sie eine Veränderung gespürt hatten - Harry hatte die Augen aufgerissen und lag nun wie im Schockzustand da. Seine Augen weit offen und bewegungslos. „Mein Gott!“, hauchte Poppy und Remus sank neben dem Bett auf die Knie. Das Kätzchen hatte den Jungen mittlerweile entdeckt und war auf sein Bett gesprungen. Dann hatte es sich langsam nach oben vorgearbeitet und sich schließlich auf Harrys Brust gesetzt. Poppy wollte das Tier leicht verärgert wegnehmen, doch da geschah etwas Unmögliches: Harry hob die Arme, legte eine Hand auf den Rücken des Kleinen und streichelte mit der anderen über den Kopf. Sein Blick hatte etwas Seltsames, aber das blieb unbemerkt. Nur sein Erwachen zählte und machte die Anwesenden glücklich. Das Kätzchen schnurrte laut und Harry reagierte. Er lächelte und niemand wusste, ob es wegen des Schnurrens war oder weil das kleine Wesen auf seiner Brust saß und ihm zu vertrauen schien. --- Hagrid stürmte mehr in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, als dass er lief, aber das störte ihn reichlich wenig. Er wurde neugierig gemustert und sicher fragten sich alle, was er denn hier wollte. Es war wirklich nicht üblich, dass er hierher kam. „Ich muss euch was sag’n!“, rief er freudig und man konnte die Tränen in seinen Augen glitzern sehen. Hermine und Ron traten an ihn heran und fragten sofort, was denn passiert sei. Als endlich alles erzählt war, tobte der Gemeinschaftsraum vor Freude. Schnell wie ein Lauffeuer breitete sich die Neuigkeit im gesamten Schloss aus. So erreichte sie auch den blonden Eisprinzen, der es sich zwar nicht anmerken ließ, aber doch froh war, dass Potter wach geworden war. Immerhin hasste er es, ein schlechtes Gewissen zu haben. Und noch viel mehr, wenn Potter daran schuld war! Doch mit einer niederschmetternden Erkenntnis wurde ihm plötzlich klar, dass sein Leben am seidenen Faden hing. Denn würde Harry Potter, Held der Zauberwelt und Goldjunge Hogwarts’ reden, wäre es aus mit seiner Freiheit... Sicher fragen sich jetzt alle, was denn das kleine Kätzchen hier zu suchen hat? Und vielleicht hat auch jemand gemerkt, wann Harry aufgewacht ist? Ja, es wird noch interessant! Zumindest hoffe ich das!^^“ Bye, Bibi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)