Kralle - mit den Blitzen von Betakuecken (ABGESCHLOSSEN) ================================================================================ Kapitel 8: Folgen der Ungerechtigkeit ------------------------------------- 8 ~ Folgen der Ungerechtigkeit Harry war aufgestanden, hatte mit eisiger Stimme seine Meinung verkündet und rauschte nun mit Shira auf der Schulter aus dem Büro. Albus hatte sich während der Worte des Jungen umgedreht und was er dort gesehen hatte, war erschreckend gewesen. Harrys Augen waren dunkler gewesen als jemals zuvor und kein Stück Hoffnung oder Freude hatte in ihnen gelegen. Es hatte nur eine Emotion gegeben: Hass. Purer Hass hatte sich in seinen Augen widergespiegelt und den vorangegangenen Worten etwas Endgültiges gegeben. Albus Dumbledore wusste, dass er den Jungen verloren hatte. Er wusste, dass Harry Potter nie wieder der sein würde, der er einmal gewesen war und dass er diese Welt nicht retten würde, weil man das von ihm erwartete. --- Endlich in seinem Zimmer, tobte Harry vor Wut. Diese verdammte Ungerechtigkeit war doch alles andere als erträglich! Alle Welt erwartete das Unmögliche von ihm und dann war er auch noch dafür betraft worden, dass er ein Haustier hatte, das etwas Außergewöhnliches war! Waren die Menschen um ihn herum denn wirklich so blind und taub, dass sie nicht sehen konnten, was Shira war? „Warum? Warum sehen sie nicht, dass du ein magisches Wesen bist und zudem auch noch so intelligent!?“, schrie er laut und schlug auf die Mauer ein, dass es laut knackte und er seine blutende Hand an sich zog. Ihm war klar, dass er sich etwas gebrochen hatte und stöhnte genervt auf. „Sirius hätte das sicher gesehen. Aber er ist ja nicht mehr hier...“ Shira war mittlerweile schon längst von seiner Schulter runter und streifte um seine Beine. »Komm, lass uns deine Wunde behandeln«, erklang eine Stimme und der Junge beruhigte sich leicht. Ja, seine Hand tat ganz schön weh, auch wenn er Schmerzen gewöhnt war. »Knie dich herunter zu mir. Zeig mir deine Hand!« Harry kniete hin und streckte den Arm aus. Shira kam näher und sah neugierig die Verletzung an, ehe sie sich mit den Vorderbeinen auf den Arm stützte und leicht die Krallen ausfuhr. Es verletzte Harry nicht, verursachte aber ein angenehmes Kribbeln. Dann ging alles recht schnell: Shira maunzte laut auf und ihr Fell glühte hell wie ein Blitz am Nachthimmel, so dass Harry die Augen schließen musste. Dabei bemerkte er nicht, dass seine Narbe auf der Stirn ebenfalls leuchtete. Aber als er die Augen wieder öffnete, waren weder seine Knochen gebrochen noch war irgendwo Blut zu sehen. Jedenfalls kein frisches. „Danke, Kleines!“, lächelte er leicht und nahm sie auf den Arm, um mit ihr zu kuscheln. --- Hermine fragte sich, ob Zabini Harry wirklich erzählt hatte, dass sie sich um ihn sorgte. Andererseits, er war eingesperrt, wie sollte er sich da bei ihr melden? Wobei er ja eigentlich einen Brief an sie schreiben könnte. Aber da war immer noch Zabini! Ihn zu fragen, ob Harry etwas geantwortet hatte, wäre doch nicht schlimm. Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare und gähnte. Es war schon spät, aber sie konnte einfach nicht schlafen. Also saß sie eben noch hier im Gemeinschaftsraum. Ihre Hoffnung, dass Ron sich wieder beruhigen würde, war auch dahin. Der Kerl stellte sich dermaßen stur an, dass sie es aufgegeben hatte ihn zu bearbeiten. Entweder kam er wieder zur Besinnung oder aber es stimmte, was sie gedacht hatte und es war alles falsches Getue gewesen... --- Blaise war bis vorhin noch auf der Krankenstation gewesen und hatte beobachtet, wie Draco sein Abendessen zu sich genommen hatte. Ja, er war endlich wieder wach und durfte sich bewegen. Ein Gespräch hatte der Blonde allerdings abgelehnt. Warum auch immer. Der Zabini lag nun in seinem Bett und fragte sich, was Potter wohl tat. Heute hatte die Entscheidung gefällt werden sollen und bis jetzt hatten sie noch nichts davon erfahren. Dabei war besonders Parkinson scharf darauf gewesen, dass Potter verschwand. Aber der war ja in seinem Zimmer gewesen, als sie aus der Halle gekommen waren und hatte sich den restlichen Tag auch nicht einmal sehen lassen. Niemand wusste, was er in seinem Zimmer tat. Jeder Lauschversuch war gescheitert und die Türe hatten sie auch nicht aufbekommen. Blaise war einerseits froh, andererseits bedeute das aber auch, dass Potter sich ungehindert etwas antun könnte. Dass sich Snape nicht dafür interessierte und auch der Rest der Slytherins, war ihm klar. Aber sollte nicht zumindest Dumbledore nach ihm schauen, wo Potter schon den ganzen Tag über nirgends zu sehen gewesen war? Vielleicht sollte er einmal zum Schulleiter gehen und ihn fragen, was passiert und wie die Sache ausgegangen war? Womöglich würde ihm das erklären, warum sich Potter einsperrte und überhaupt, die Spannung hier unten gewissermaßen lösen. Dass alles besser werden würde, bezweifelte er ohnehin schon, aber es würde sich wenigstens etwas ändern und man wüsste, was Sache war. --- So verging die Nacht und am folgenden Morgen, als Blaise die Halle betrat, konnte er es fast nicht glauben. Aber Harry Potter saß am Tisch der Slytherins und aß. Neben ihm hatte es sich Shira bequem gemacht und naschte immer das, was Harry ihr hinhielt. Alle Mitschüler des Hauses saßen weit von ihm weg und tuschelten. Blaise konnte sich vorstellen, dass sie über Potter sprachen, denn ihre Blicke wanderten verdächtig oft zu ihm. Er war jedenfalls nicht von der Schule geworfen worden. Das war etwas, das ihm Erleichterung verschaffte, aber dennoch schien etwas nicht zu stimmen. Was das war, konnte er allerdings nicht sagen. Aber womöglich, wenn er beim Rektor gewesen war... --- Der Schulleiter hatte erleichtert gesehen, dass sein Sorgenschüler am Tisch saß und frühstückte. Wenigstens war er nicht in den Hungerstreik übergegangen. Zudem war ja auch Mr. Malfoy wieder wach und nach dem Gespräch, das er mit Poppy geführt hatte, wusste er, dass er sich nun mit Harry unterhalten können würde. Es war nämlich noch immer ungeklärt, was im Zug vorgefallen war. Ein Seitenblick nach rechts bestätigte ihm, dass auch Remus Lupin äußerst besorgt war. Er hatte dem Lehrer die Erinnerung an das Gespräch gezeigt und hinterher eine Millionen geschrieene Flüche aushalten müssen. Seither hatte Remus ihn gemieden, was ihn auch nicht wunderte. Der Werwolf wollte lediglich jemanden beschützen, den er sehr liebte… Aber nun sollte er lieber einmal dafür sorgen, dass er das Gespräch mit Harry führte, das noch ausstand. „Severus, mein Junge? Bring Harry bitte nach dem Frühstück in mein Büro, ja? Und vergiss nicht Remus mitzubringen.“ Damit erhob er sich und verließ die Halle durch eine der Seitentüren. --- Hermine war besorgt und hatte sich vorgenommen Zabini anzusprechen, sobald sie in der Halle wäre. Als sie diese betrat glitt ihr Blick sofort zum Haustisch der Schlangen und was ihre Augen dort sahen, war einfach wunderbar: Harry! Ja, er saß dort zusammen mit einer kleinen Katze und frühstückte. Weit weg von den anderen, aber demnach, was Blaise ihr erzählt hatte, kein Wunder. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und schritt auf die Slytherins zu, die ihr misstrauische Blicke zuwarfen, aber erst einmal abwarteten. Ihr fiel sofort auf, dass sie nicht halb so angriffslustig waren, wenn Malfoy fehlte. Und das war momentan wirklich gut so. Harry würde sicherlich wieder heftig leiden müssen, wenn der Blonde erst mal aus der Krankenstation entlassen wäre. Sie hatte endlich den anderen erreicht und stand nun unsicher vor ihm. Harry schien sie noch nicht bemerkt zu haben. „He, Harry. Wie geht es dir?“ Kein Zusammenzucken, keine Regung, als er den Kopf hob und sie ansah. Dafür schreckte Hermine umso heftiger zusammen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie solche Augen gesehen! Das Grün war stumpf und leblos, keine Emotionen waren zu sehen und sein Gesicht wirkte wie das einer Puppe: eingefroren! „…Harry…? Was ist passiert?“, fragte sie leise nach, aus Angst, dass er zerbrechen würde, spräche sie lauter. „Hermine...“, antwortete er nur monoton und sah sie weiterhin an. „He, sag doch, was ist passiert?“, fragte sie erneut und setzte sich ihm gegenüber. Der Rest der Schüler sah ihr still zu und wartete darauf, dass irgendetwas passierte. Aber nichts. Der Goldjunge war ruhig, aß sein Frühstück und reichte ab und zu etwas an Shira weiter. „Was ist denn los, Harry? Warum bist du so seltsam?“ Sie war fast schon am Verzweifeln, weil sie nichts aus ihrem langjährigen Freund herausbekam. Zu allem Überfluss klingelte jetzt auch noch die Glocke zum Unterricht. „Wir sehn uns später, ja?“, versuchte sie es noch einmal hoffnungsvoll, doch umsonst. Und dann kam da auch noch Snape auf sie zu. --- Blaise hatte alles von seinem Platz aus beobachtet und war selbst auch ziemlich irritiert. Ja, dass die anderen ihn als Außenseiter behandeln würden, war klar gewesen, aber dass er nicht mal Granger antwortete?! Irgendetwas musste doch vorgefallen sein! Sein Blick wanderte zu seinem Hauslehrer, der den anderen ansteuerte. Vorhin hatte er auch zum Lehrertisch gesehen und der Schulleiter hatte Harry mit einem traurigen Blick beobachtet. Wusste Dumbledore wirklich etwas? Und was wollte Snape schon wieder? „Potter, mitkommen!“, schnarrte er und Blaise wusste, es war wieder irgendetwas vorgefallen. Allerdings hatte selbst in den Kerkern kein Gerücht die Runde gemacht, so dass er sich darauf keinen Reim machen konnte. Der Zabini stand auf, da Dumbledore die Halle schon verlassen hatte und beeilte sich, zum Rektorenbüro zu kommen. Vielleicht würde er den Mann auch unterwegs abfangen können. --- Er schaffte es tatsächlich. „Professor!“, rief er, so dass sich der Weißbart umdrehte. „Ah, Mr. Zabini! Was kann ich für Sie tun?“ Nach Atem ringend kam Blaise zum Stehen und schaute den anderen an. „Ich will Sie etwas fragen.“ Albus wartete, bis sich der Junge wieder beruhigt hatte, dann nickte er ihm zu, damit er ihm folgte. „Also, was möchten Sie mich fragen?“ „Was ist mit Potter passiert?“ Das erstaunte den alten Mann nun wirklich. Fragte doch ausgerechnet ein Zabini, was mit Harry los war... Und, dass er es überhaupt bemerkt hatte! Andererseits, er war ja auch derjenige gewesen, der für den Jungen ausgesagt hatte und nicht gegen ihn. „Nun, wie soll ich es sagen? Es hat ihm nicht gefallen, wie ich entschieden habe.“ „Und was wäre das?“ „Ich denke, dass Sie das nichts angeht, Mr. Zabini. Und wenn ich mich nicht irre, dann haben Sie doch jetzt Unterricht, nicht wahr? Sie sollten sich beeilen!“ Mit diesen Worten ließ er den Jungen stehen. --- Albus machte sich so seine Gedanken über das Verhalten des jungen Zabini, aber er war nicht beunruhigt. So erreichte er sein Büro, in dem er gleich ein ernstes Gespräch führen würde. Ob Harry ihm antworten würde, war nicht sicher. Der Mann seufzte schwer und richtete sich sogleich wieder auf, denn soeben hatte ihm eines der Bilder mitgeteilt, dass seine Gäste im Anmarsch waren. Eine Minute später klopfte es und er hieß sie herein. „Ah, sehr schön. Setz dich bitte, Harry. Remus, du bitte auch. Severus, du kannst dann zu deinem Unterricht.“ Der Zaubertränkemeister schnaubte nur. Es passte ihm überhaupt nicht, dass er nicht ins Bild gesetzt wurde, aber was sollte er schon tun? Das war der Schulleiter, da brachte es nichts zu widersprechen. „Natürlich“, antwortete er also nur und verschwand. Dumbledore hingegen wandte sich wieder an den Jungen, der mit verschränkten Armen eine eindeutige Abwehrhaltung eingenommen hatte. Er wusste, das hier würde alles andere als leicht werden. „Harry, der Grund, weshalb du hier bist, ist der Vorfall vom ersten September“, erklärte der Weißbart und beobachtete den Jungen einen Augenblick. „Wir waren zutiefst geschockt und um dich besorgt. Du lagst im Koma und hast danach kein Wort darüber verloren, was geschehen ist. Würdest du mit uns sprechen? Ich möchte dich verstehen, mein Junge.“ Remus, der neben besagtem Jungen saß, warf besorgte Blicke zu ihm und hatte seinen Stuhl schon ein Stück näher an Harry gerückt. Es war eine schreckliche Vorstellung für ihn gewesen, auch noch James Sohn verlieren zu müssen. „Bitte, sag uns, was los ist! Harry, ist es wegen Sirius? Hast du dir solche Vorwürfe gemacht, dass du dich um…“, versuchte es der Werwolf, konnte das Ende des Satzes aber nicht aussprechen. Und der Junge hatte immer noch nicht reagiert. „Harry?“, sprach Albus wieder, obwohl er wusste, dass er die geringste Chance auf Antwort hatte. „Weißt du, ohne Mr. Malfoy wärst du vielleicht gestorben“, meinte Remus schließlich. „Er hat dich gefunden und mich sofort zu Hilfe geholt.“ Immer noch sagte Harry nichts und die beiden Professoren wussten nicht, was sie noch tun sollten. Wenn der Junge nicht reden wollte, konnten sie ihn nicht zwingen. „Vielleicht schläfst du darüber und wir versuchen es morgen noch einmal?“, schlug der Rektor freundlich vor. Das war das erste Mal, dass Harry reagierte. Er hob den Kopf, sah den Mann eisig an und erwiderte: „Ich habe nichts zu sagen!“ Dann erhob er sich und verließ Türe knallend das Büro. --- Als er weit genug vom Büro des Schulleiters entfernt war, ließ er sich an einer Mauer zu Boden sinken und atmete schwer durch. Er hatte gar nicht mehr an diesen Tag gedacht. Sich eigentlich nicht einmal wissentlich daran erinnert. Ihm schien es beinahe, als hätte es jemand in den hintersten Winkel seines Kopfes geschoben. Aber jetzt wusste er wieder, was passiert war. Malfoy, wie er in sein Abteil gekommen war. Malfoy, wie er ihn beschimpft hatte. Er, wie er ihn ignoriert hatte. Malfoy, der ihm einen Fluch entgegen geschleudert hatte. Der Schmerz und das Blut, die ihn schnell in die Bewusstlosigkeit geschubst hatten… Ja, Malfoy war es gewesen, der ihn beinahe ermordet hatte. Es hatte ihm nicht gepasst, dass jemand nicht nach seiner Pfeife tanzte, wie es die meisten taten – zumindest Slytherins. Es gab nur eine Tatsache, die er, diesen Tag betreffend, hasste: Warum hatte Malfoy so schlampig gearbeitet? So, das war es wieder. Wie war es? Bye, Bibi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)