Ein Siegel verpflichtet von KeiKirjailija (Der etwas andere Abriss meines Lebens) ================================================================================ Kapitel 38: Episode 16: Die Abschlussprüfung -------------------------------------------- Episode 16: Die Abschlussprüfung Der Himmel war noch dunkel, als Blair den schweren Gang zu ihrer ersten Prüfung antrat. Alle vier Prüfungen fanden an einem Tag statt. So dass heute Nacht bereits alles vorbei war. Für sie und jeden anderen Schüler. Sie war noch ein wenig müde, als sie auf dem Zettel las in welchem Raum, sie sich zu melden hatte. Diese Zettel waren erst vergangene Nacht ausgeteilt worden, so dass Blair gar keine Ahnung hatte, wo ihre Freunde gerade waren. Sie zitterte ein wenig, als sie den Raum erreichte, in dem ihre erste Prüfung stattfinden sollte. Das alles war neu und doch fühlte es sich schrecklich vertraut an und so schrecklich ernst… Die Auserwählte blieb vor der Tür stehen. Das falsche Licht auf dem Flur schien schmutzig und die Tür wirkte dadurch bedrohlich. Sie klopfte. Eine dunkle Stimme sagte: „Herein!“ Blair trat ein. Ein dunkelhaariger Herr stand in einer Ecke des Raumes. Neben ihm stand Nehr. Das verwirrte die Brünette nur noch mehr. Doch der ältere Herr ergriff das Wort: „Da sind Sie ja endlich. Kommen Sie her, wir sind spät dran!“ Vorsichtig schritt Blair heran und warf Nehr einen erstaunten Blick zu. „Willkommen zu ihrer Abschlussprüfung im Fach Sport“, sagte der Mann, der es offensichtlich nicht für nötig hielt, sich Blair vorzustellen, obwohl sie sich sicher war, ihn nicht zu kennen, dann deutete er auf eine Tür: „Dort können sie sich umzuziehen. Beeilen sie sich. Und danach“, er deutete auf eine andere Tür, „Werden wir dort mit dem Test beginnen.“ Nachdem sich das Mädchen umgezogen hatte wurde ihr erklärt, was das alles auf sich hatte. Um Zeit zu sparen wurden in den praktischen Prüfungen immer zwei gemeinsam getestet. Das schaffte zum einen eine Vergleichbarkeit, die die Benotung beschleunigte und es war viel leichter Termine fest zu legen. Blair verstand das. Was sie nicht verstand… War das es Nehr war, der denselben Termin wie sie bekommen hatte, aber sie wusste, dass sie da nun durch musste. Der erste Test war Sprinten. Aber wie alles in dieser Welt, war es nicht so einfach, wie es für einen normalen Menschen vielleicht klang. Es war mehr ein Hindernislauf, nur das diese Hindernisse nicht aus Holz bestanden, sondern aus spitzen Felsen, aus Wassergruben – die mit etwas gefüllt waren, das für Blair nicht nach Wasser aussah – und Schlingpflanzen. Blair drehte den Kopf zur Seite: „Toll… Ein Wettrennen gegen Mister Obercool…“, murmelte sie. Er lächelte sie an und seufzte: „Blair… Du musst nicht gewinnen, um zu bestehen.“ „Aber die besseren Chancen hätte ich schon, oder?“, harkte sie nach. Er nickte. „Dann werde ich wohl gewinnen müssen“, meinte sie mit einem nervösen Lächeln. Das Rennen schmerzte ein wenig in den noch müden Knochen. Sport war wirklich nicht die Prüfung, mit der Blair hatte anfangen wollen. Sie stolperte leicht über eine der Schlingpflanzen und streifte einen der Felsen mit ihrer Seite. Dadurch kam sie am Start der Strecke leicht ins Straucheln. Nehr hatte diese Probleme natürlich nicht. Er rannte weit voraus und aus den Augenwinkeln konnte Blair den deprimierenden Anblick seines sich entfernenden Rückens wahrnehmen. Sie war kurz davor aufzugeben, da meldete sich eine Stimme in ihrem Kopf. Es war der Winddrache: „Du bist nun ein Kind des Windes! Du willst das alles doch nicht so einfach hinwerfen, oder?“ Und da kam ihr eine Idee; sie konzentrierte sich auf das Windsiegel und sie hatte das Gefühl, dass sich ihre Beine schneller bewegten als zuvor – ob das nun an dem Winddrachen lag oder an der neugewonnen Motivation. Nehrs Rücken kam näher und die Hindernisse wurden leichter für sie. Auch wenn sie schneller lief, sie kam viel besser mit der Geschwindigkeit klar. Es war kein Problem ihnen auszuweichen, es war als liefe die Zeit einen Moment lang in Zeitlupe, bis sie das Hindernis überquert hatte und dann wieder normal… Der Kämpfer kam immer näher… immer näher… und dann… die Wand. Leicht überfordert stieß Blair gegen die Wand und taumelte leicht zurück. Besorgt half Nehr ihr auf: „Alles klar?“ „Ich denke… ich wollte ein bisschen zu stark gewinnen…“, murmelte sie seufzend und richtete sich auf. „Ich wusste gar nicht, dass du so dicht hinter mir warst“, gestand der Kämpfer ein und blickte auf das Ergebnis, „Keine halbe Sekunde… Ganz schön beachtlich.“ Blair war plötzlich stolz auf sich und mit diesem Stolz machten sich die anderen Sportübungen wie von allein… Durchgeschwitzt und in Zeitnot kam Blair vor dem nächsten Prüfungsraum an. Davor warteten bereits einige Schüler, so dass sie schnell realisierte, dass sie gar nicht so spät dran war, wie sie nach diesem Test das Gefühl gehabt hatte. Doch sie hatte so viele Übungen gegen die Zeit machen müssen, dass sie nun ein ganz anderes Zeitgefühl hatte. Vor der Tür sah sie auch einen Bekannten. Baku stand dort und lächelte sie an. „Und wie war’s bis jetzt?“ „Die Prüfungen in meiner alten Welt waren… tragbarer…“, sagte sie lachend, „Dass ist echt teuflisch hier, aber ich glaube, es ist gut gelaufen.“ Der Magier lächelte: „Das ist schön.“ „Und bei dir?“ Er nickte: „War ganz ordentlich, aber das hier wird besser.“ „Welche Prüfung ist das hier?“ „Ich vermute Berechnung“, erklärte er und wie aufs Stichwort, öffnete sich die Tür. Eine Frau mit streng zurückgekämmten Haaren schrie: „Prüfung zur Berechnung! Eintreten, Platz nehmen, anfangen zu schreiben!“ Die Schüler vor der Tür zuckten zusammen und gehorchten. Blair sackte leicht in sich zusammen, als sie Platz auf einem der freien Stühle gefunden hatte. Ihre Muskeln fielen leicht in sich zusammen, nach all der Anstrengung und die Zettel vor ihr, machten keinen besonders freundlichen Eindruck. Doch sie hatte keine Wahl, es fragte niemand, ob sie das jetzt machen wollte, sie musste einfach. Mit zuckenden Muskeln ging sie auf Aufgabe um Aufgabe an. In ihrem Kopf tickte die Zeit unaufhörlich, schrecklich schnell… Und dann… „Sind Sie bereits fertig?“, fragte die harte Frauenstimme. Alle Köpfe im Raum drehten sich zum Pult. Dort stand Baku mit seinen Zetteln in der Hand und nickte. „Ja, ich bin fertig.“ Blair verdrehte die Augen und sah auf die Uhr. Die Hälfte der Zeit war gerade einmal um! „Wieso ist der schon fertig…“, murmelte sie vor sich hin und beobachtete wie der Magier den Raum verließ. Denn sank ihr Kopf langsam auf das Blatt Papier. Warum hatte sie nur so deprimierende Freunde wenn es um Leistung ging? Die Berechnungsprüfung hatte Blair zugegeben doch schon aus dem Konzept geworfen, dabei war es gut gelaufen. Doch das Baku so früh fertig gewesen war, verwirrte sie sehr stark. Sie hatte auch keine Eile mehr, zur nächsten Prüfung zu kommen. Die Sonne stand hoch am Himmel, was eigentlich bedeutete, dass sie sich beeilen müsste, doch sie hing in ihren Gedanken. Dieser Magier! Oh man… Sie schüttelte den Kopf und seufzte schwer. Als sie vor ihrem nächsten Prüfungsraum ankam, sah sie niemanden davor stehen. Vorsichtig und mit dem sicheren Gefühl zu spät zukommen, öffnete sie die Tür. Doch anstatt einer angestrengt arbeitenden Gruppe von Schülern, fand sie ein viel Schüler, die ruhig auf ihren Plätzen warteten und sich unterhielten. Auch befand sich hier kein strenger Lehrer, sondern eine blonde Lehrerin, die entspannt an ihrem Pult lehnte. Sie lächelte Blair an: „Willkommen zur Prüfung in Ortskunde. Setz dich doch, du bist die Letzte, dann können wir gleich beginnen.“ Sehr verwirrt nahm der ehemalige Mensch Platz auf dem einzigen noch freien Stuhl und sah auf den Zettel vor sich. „Sehr schön, dann dürft ihr jetzt beginnen.“ Damit hatte sie nach den letzten zwei Prüfungen nun wirklich nicht gerechnet! Was war bloß los mit dieser Lehrerin dort? Aber… Sie hatte keinen Grund zu meckern, und so wandte sie sich den Aufgaben auf dem Zettel zu. Und war zum zweiten Mal in dieser Prüfung überrascht. Denn die Aufgaben waren merkwürdig. Um genau zu sein, war es nur eine Aufgabe. Zeichnen Sie eine Weltkarte des Lichtreiches. Das war alles. Blair schüttelte den Kopf. Dann kniff sie sich in den Arm. Doch sie träumte nicht. Diese dritte, alles entscheidende Prüfung bestand aus einer einzigen, kinderleichten Aufgabe! Das konnte doch nicht deren Ernst sein! Die Prüfung in Ortskunde bestand daraus, dass man eine Karte malen sollte? Sie musste schmunzeln, wenigstens hier schien sie eine intelligente Wahl getroffen zu haben. Diese Prüfung war wunderschön… Mit gemischten Gefühlen, trat Blair zu ihrer letzten Prüfung an. Sie wusste welche es war, es musste der Waffenkampf sein. Dass das die letzte Prüfung war, war sowohl gut, als auch schlecht. Sie fühlte sich schon extrem erschöpft nach diesem Tag und gleichzeitig war es gut, dass sie nicht mehr viel denken und ausformulieren musste. Gut war auch, dass wer immer ihr Gegner war, dasselbe durchgestanden hatte wie sie, auch er hatte bereits drei Prüfungen hinter sich, die Chancen standen also gleich. Sie kam vor der Tür des Raumes an und dort stand ihr Gegner. Blair wurde schlecht. Sie schüttelte den Kopf und schluckte: „Nein! Nicht du… jeder aber nicht… du… Bitte!“, stotterte sie vor sich hin, „Bitte! Meinetwegen Nehr oder Kei, aber… doch nicht du!“ Erstaunt drehte sich die Person um und erwiderte ihren Gesichtsausdruck: „Blair…“ „Proo…“ „Oh, Sie kennen sich! Sehr gut! Kommen Sie hinein! Die Kampfprüfung beginnt, lassen Sie uns keine Zeit verschwenden! Wir alle haben diesen Tag bald hinter uns gebracht!“, sagte eine Stimme hinter der Tür. Die Tür hatte sich noch nicht geöffnet. Das Paar sah sich an und seufzte. Dann traten sie ein. Blair hatte ein mulmiges Gefühl bei dieser letzten Prüfung. Sie beschwor ihren Speer. Er glänzte immer noch in diesem goldenen Farbton. Proo sah sie beeindruckt an und grinste: „Irgendwie glaube ich, dass das echt hart wird.“ „Reden Sie nicht so viel! Beginnen sie!“, sagte die Lehrerin, die für diese Prüfung zuständig war. Blair zögerte, ihr Freund hingegen hielt sich nicht zurück. Er stürmte auf sie zu und stieß sofort schnell zu. Der Schlag kam unerwartet, doch beinahe intuitiv drehte sich das Mädchen zur Seite. Anstatt nun selbst einen Angriff zu wagen, blieb sie wie versteinert stehen und bot Proo so die Gelegenheit für den nächsten Zug. Dieser sah sie verwirrt an. Doch die Auserwählte war sich sicher, dass sie nicht gegen ihren Freund kämpfen wollte! Weder wollte sie ihm wehtun, noch von ihm verprügelt werden! So wich sie weiterhin aus, und Proo, der immer unsicherer wurde, griff sie weiterhin erfolglos an. „Blair…“, flüsterte er zwischen zwei Angriffen. Die Angesprungene war einen Moment abgelenkt und wurde von ihm mit dem Stab des Speeres erwisch. „Was?“, fauchte sie und sprang davon. „Entschuldigung“, nuschelte er, als er erneut einen Ausfallschritt machte. „Schon gut…“, murmelte Blair, „Was ist?“ „Bitte…“, sagte er und stieß zu, „Bitte kämpfe richtig!“ Sie wich mit einem hohen Sprung aus, und hielt sich eindrucksvoll und sicher in der Luft. „Aber…“, setzte sie an. Mit einem starken stoß nach vorn unterbrach er sie: „Du wirst mir nicht weh tun! Bitte… Ich will einen fairen Kampf! Das wird das Beste für uns Beide sein! Komm schon! Wir sind so ein gutes Team.“ Einen Moment lang sah sie tief in seine Augen und verstand was er meinte. Sie nickte und holte weit aus. Wenn der Liebste einen Kampf haben wollte, dann sollte er einen haben! Und so stieß sie zu… „Kei… Du stehst ja schon wieder hier…“, seufzte eine Stimme hinter ihr. Ertappt drehte sich die Schülerin um: „Herr Christoph…“ „Kei, wie liefen deine Prüfungen?“, fragte der Lehrer und versuchte abzulenken. Sie drehte den Kopf weg: „Gut, aber es gibt nun Wichtigeres!“ „Wichtigeres, wie zum Beispiel die Schulleitung wütend machen?“, harkte Herr Christoph nach. „Wie kann ich sie wütend machen, wenn sie mich gar nicht hören! Sie wissen ja nicht einmal, was ich will!“ „Und? Was genau willst du?“ „Das dunkle Land! Wir brauchen Unterricht! Wir brauchen Informationen! Bald ist es zu spät!“, sagte Kei aufgeregt. „Das dunkle Land wird nie Thema des Unterrichts sein. Es ist sogar verboten darüber zu unterrichten“, erklärte der Lehrer seufzend. Doch die Energiefängerin schüttelte energisch den Kopf: „Das ist nicht nur meine Stimme, die hier schreit! Wir alle brauchen diese Informationen! Der Feind denkt auch über uns nach, also warum ist es uns verboten, über den Feind nachzudenken?“ „Weil es nicht der Feind ist“, sagte der Lehrer seufzend, „Du verstehst das falsch. Wir sind keine Feinde. Wir leben nur in zwei verschiedenen Welten.“ „Also sind alle Kriege Vergangenheit und vergessen? So als ob nichts jemals gewesen wäre? Der Dämon Eligos, der beinahe unsere Welt zerstört hätte, ist vergessen? Weil wir keine Feinde sind?“, sie schüttelte den Kopf, „Das kann doch nicht wahr sein!“ „Kei… Wir haben eine Koexistenz geschaffen. Das Informieren könnte bereits als Angriff wahrgenommen werden.“ „Aber der direkte Angriff auf unsere Schule wird nicht als Angriff wahrgenommen?“, sagte das Mädchen wütend, „Was ist das für eine Koexistenz? Eine in der nur das Lichtreich zurückstecken muss! Soll ihr Angriff so hingenommen werden? Während ich nicht einmal das Recht habe, Zeitung zu lesen?“ Herr Christoph seufzte: „Das war nicht immer so…“ „Nein, früher gab es richtige Kriege…“ „Kriege, die von beiden Seiten gleichermaßen eröffnet wurden. Auch das Lichtreich hat in dieser Zeit viele Fehler gemacht. Aber das ist vorbei“, erklärte er erneut. „Sie bleiben dabei?“, fragte Kei. „Ja, deshalb wird dich auch niemand von der Schulleitung anhören. Und du kannst froh darüber sein. Dieser Vorschlag ist nicht gut. Wir sind keine Feinde! Wir sind zwei Welten, die nebeneinander existieren!“ Doch die Energiefängerin war damit nicht glücklich. Sie seufzte und sah ihrem Lehrer direkt in die Augen: „Dann liegt es eben an mir! Wenn mir niemand von oben helfen will, dann schaffe ich es eben allein! Ich werde nicht ungewiss und naiv auf den nächsten Angriff warten! Denn er wird kommen!“ „Kei…“ Doch sie ging davon und hörte ihn nicht mehr an. „Kei…“ Und in der nächsten Episode… Der Stress endet… Kei: Lasst uns feiern! Blair: Ohne die Ergebnisse zu kennen? Nehr: Das macht man doch immer so! Doch eine Party hat viele Seiten… Und nur eine Vermutung. Sarina: Warum… fühlte ich mich… so komisch? Mika: Mein Kopf… Ace: Was soll das? Kei: Könnte es etwa sein, dass…? Seht es in der nächsten Episode von „Ein Siegel verpflichtet“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)