Nothing clear von YoungBlood (reloaded) ================================================================================ Prolog: Maraudere est audere ---------------------------- Remus: Manchmal dachte ich früher zuhause: "Wie sich das wohl anfühlt, Menschen um sich zu haben, die mit dir lachen und alles mit dir teilen. Habe mich gefragt warum die Figuren aus Büchern immer so schnell Freundschaft schlossen." Aber wenn ich jetzt nachdenke, dann kann ich nur antworten: Seit dem ersten Tag in dem roten Zug habe ich das verstanden! 1. September Es war überfüllt, wie an jedem Samstag aber es schien so, als würden die Menschen gerade heute alle beschlossen haben das Wochenende zu nutzen, um mit dem Zug zu verreisen. An jeder Ecke stolperte man über einen Koffer, stieß sich das Schienbein an den Wagenkarren, die achtlos im Weg stehen gelassen worden waren oder wurde von alten Damen vorwurfsvoll und warnend gemustert, während sie ihre Handtaschen an die Brust drückten, als wäre man selbst der ideale Typ von Dieb, der sich nur deshalb in diesem Gemenge aufhielt. Es war aber auch ein Tag, wo viele Muggelkinder erstaunt an Mamas Hand zogen und auf die Wagen deuteten, auf deren Ladung ein Eulenkäfig thronte, worin das gefederte Tier majestätisch zu ihnen hinüber blickte, oder manch Geschäftsmann sich wunderte, immer wieder jungen Menschen zu begegnen die alle dieselben Koffer in die Richtung des selben Gleises schoben. Ein kleiner blonder Junge schaffte es sich von der Hand zu lösen, die ihn hielt, während seine Mutter anstand, um eine Brezel zu kaufen. Er sprang neben einem weiteren Kofferwagen her und winkte aufgeregt dem braunen Kauz, der seine Flügel spannte, als wolle er den Jungen ermutigen. Schließlich machte der Wagen eine Biegung und wurde auf einen der Bahnsteige gerollt. Enttäuscht blieb der Blondling stehen und riss nur die Augen auf, als der Wagen samt Eule und der schiebende Junge plötzlich verschwanden. James seufzte zufrieden, wie er mit dem Wagen die Barriere durchtreten hatte. Von zu vielen Leuten war er angestarrt worden und manche hatten sich immer nur über die wundersamen Schotten beschwert, die wie jedes Mal im September den Bahnhof so wüst und unübersichtlich machten. Jaja die Schotten. Aber er war kein Schotte, sondern geborener Brite! Und schließlich würde er gleich wieder in den Hogwartsexpress einsteigen und nach Hogwarts fahren. Und das war das Beste an allem. Festessen, Schlafsaal, seine Freunde, ein neues Jahr. James grinste in sich hinein. Leider wussten die Leute da von der Schule ja gar nichts! Eigentlich schade, sie würde sicherlich allesamt neidisch drein schauen, wenn er als ausgewählter den gewohnten Weg zum Zug entlang marschierte. Es war nun schon sein fünftes Jahr an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei. Und er mochte ja nicht angeben oder so, nein so etwas tat er nie! Aber er war ziemlich gut. So gut, dass er von sich selbst behaupten konnte, dass er dieses Jahr nicht in Prüfungspanik ausbrechen musste, wenn er feststellte, dass er sich bis zwei Wochen vorher noch keinen vergangenen Stoff zu Gemüte geführt hatte. Vor ihm stand die rote Dampflock, an der Seite bedruckt mit den schwarzen Lettern und ihren goldenen Umrandungen am äußeren Gehäuse, und daran gehängt die roten Waggons, alle mit schwarzen Nummern nummeriert, in ihnen die Abteile für die Schüler. Ganz vorn die Vertrauensschüler- und Schulsprecherabteile, im letzten das Abteil der Süßigkeitenhexe. Viele Schüler waren bereits in den Abteilen, winkten aus den Fenster, bekamen noch Kleinigkeiten hinein gereicht oder unterhielten sich aus dem Fenster gelehnt noch mit ihren Eltern. Der Rauch von der Dampflock waberte über den Bahnsteig, hüllte mehrere Gestalten ein, ließ weiter hinten nur schemenhaft Leute erkennen. Dazu kam noch, dass feine Rußpartikelchen sich auf seine Brillengläser setzten und ihm die Sicht erschwerten. Dennoch suchten seine Augen den Bahnsteig wie von selbst ab. Das war das erste, das er seit vier Jahren machte, wenn er hier ankam. Viele bekannte Gesichter, alte Freunde seiner Eltern, die ihm zunickten, manche Leute aus seiner Jahrgangsstufe, doch nicht seine drei besten Freunde. Es hätte ihn allerdings auch gewundert, wenn er den einen hier draußen noch antreffen würde, den anderen überhaupt und der letzte hatte wahrscheinlich noch nicht zu ihnen gefunden. Am besten er erkämpfte sich den Weg in den Zug und suchte sich das beste Abteil raus was er noch finden konnte. Vielleicht war einer ja doch schon da. Er wurde das Gepäck schnell los und kletterte in den Zug. Hier und da begrüßte er einige Leute, schenkte Mädchen ein wundervolles Lächeln und ging ignorierend an Slytherin Haufen vorbei. Auch wenn er Hogwarts und seine Verrückten vermisst hatte, so konnte er gut und gerne auf diese Schlangen verzichten, sie tränkten ihre Umgebung mit ihrem Gift und besudelten so manches gute Andenken an die Zauberergesellschaft der letzten Jahrhunderte. James bahnte sich seinen Weg durch den Gang, sah nur in die Abteile hinein und ging daran vorbei, wenn sie bereits besetzt waren, so auch an dem gerade eben – woraufhin er aber seine Schritte verlangsamte und dann langsam rückwärts ging, um festzustellen, dass er sich nicht getäuscht hatte. Schwarz, dunkelblond, rot, rot, schwarz. Sirius Black war sein bester Freund, seine zweite Hälfte. Ihre Angewohnheit die Sätze des Anderen ab und zu zu beenden sorgte bei manchen Mädchen für Kicheranfälle, die sich nur schwerlich niederringen ließen. James würde für ihn die Hand ins Feuer legen, Sirius durfte alles und James würde ihn nie abweisen. Die Einzige Ausnahme lag in ihrer beider Beziehung zu James Besen, von dem der Schwarzhaarige gefälligst die Finger zu lassen hatte, denn wie bekannt brachte er Unglück. Schließlich waren James zu viele Unfälle passiert, nachdem Sirius sein Heiligtum berührt hatte. Sirius wurde von ihnen Tatze oder Pad, Padfoot genannt. Ein ungewöhnlicher Spitzname, wenn man nicht wusste warum... Und er war und ist soweit der einzige Black der in das Haus Gryffindor gesteckt wurde – eine verdammte Kuriosität! Peter Pettigrew, ein kleiner, etwas kräftigerer Junge, welcher etwas gemütlicher war als die beiden Schwertführer. Er bevorzugte es mit dem vierten im Bunde die ruhigeren Aktivitäten zu planen und durchzuführen. Zu seiner Leidenschaft zählten das Koboldsteinspiel, sowie Schach und Mühle, Dame, auch hatte sich Peter letztes Jahr in den Literaturclub eingeschrieben und versuchte an manchen Abenden verzweifelt James davon zu überzeugen, dass die Ansicht vom William P. Young durchaus verständlich war für einen Menschen, der nichts von Magie wusste und somit sein Schicksal in die Hände Gottes legte. Allerdings hatte selbst Remus gesagt, dass dieses Buch schrecklich langweilig war und James hatte daraufhin die Diskussion für beendet erklärt. Sein Name lautete Wurmschwanz oder Wormy, wobei manch ein Außenstehender dabei auf falsche Schlüsse kam und somit wehrte sich Peter ab und zu gegen seinen Spitznamen. Und der Dritte und somit Letzte war noch gar nicht da. Was ungewöhnlich genug war, wenn man bedachte, dass Sirius seinen Weg zuerst hier her bewältigt hatte – Weltrekord! - und selbst Peter bereits im Abteil saß. Musste vermerkt werden. Außerdem war es noch ungewöhnlicher, in welcher hübschen Gesellschaft James seine beiden Freunde antraf. Lily Evans, das Mädchen, mit den lindgrünen Augen, von denen James behauptete sie hätten kleine goldene Sprenkel die ihn immer wieder anglitzerten, sollte Lily ihn ansehen, und den roten Haaren, die sich heute wie ein seidener Wasserfall über ihre Schultern ergossen. Seit zwei Jahren versuchte James das Mädchen von sich zu überzeugen, spielte sich in ihrer Gegenwart jedes Mal auf und versuchte sie zu beeindrucken, was nie ihn nie wirklich seinem Ziel näher brachte. Immer hatte sie eine Abfuhr parat. Eigentlich betrachtete Lily ihn und seine Freunde – außer Remus – als Unruhestifter und Plagegeister, weswegen sie nicht viel mit ihnen zu tun haben wollte, dennoch saß sie mit Sirius im Abteil und James wagte es zu behaupten, dass Sirius sich einfach mit hinein gedrängelt hatte. "Hey Lily! Ich hoffe du hattest schöne Ferien? Meine Briefen scheinen auf dem Weg verloren gegangen zu sein, ich hätte nicht Karamba nehmen sollen in letzter Zeit war sie etwas patzig." platzte James in das Abteil und das laufende Streitgespräch und setzte ein breites Grinsen auf, während die drei Mädchen verstummten und Sirius sein letztes Argument ohne Zuhörer zu Ende ausführte. Sie verzog das Gesicht, biss sich auf die Unterlippe und hielt ihre Hand davon ab ihm jetzt schon eine zu scheuern, so wie sie es sich im letzten Jahr angewöhnt hatte, stattdessen stand sie nur auf, gab ihren Freundinnen zu verstehen, dass sie gehen und das Feld räumen würden und schob sich an ihm vorbei in den Flur. Dabei achtete sie auch genau darauf, dass ihre Haare ihm ins Gesicht peitschten – was für James nur zeigte, dass sie ihn zumindest wahrgenommen hatte. "Oh man Krone! Das Schuljahr hat noch nicht mal angefangen und es steht schon 0:1 für Evans!" schimpfte Sirius spielerisch, der es sofort zum Anlass nahm auf das Thema zu sprechen zu kommen. Er zog James nur zu gerne mit seiner Liebelei für Lily auf. "Tja!" grinste James und ließ sich neben Sirius auf den Sitz fallen und streckte Peter die Faust entgegen, welcher mit seinen Fingerknöcheln sogleich entgegenkam, dann sah James nach draußen: Unmassen von Eltern und Schülern und Kleinkindern. Ein Chaos hoch eins! Ganz hinten beobachtete er zwei rausstechende Gestalten in schwarz. Wie zwei drohende Gewitterwolken wachten sie über die Geschehnisse auf dem Bahnsteig. Ihre genauen Gesichtszüge mochte James nicht erkennen, allerdings wusste er genau wer sie waren und an der gedrückten Haltung und den schwarzen Kapuzen über dem Gesicht wirkten sie alles andere als fröhlich und nett. "Deine Eltern haben dich hergebracht?" Sirius schielte nur aus den Augenwinkeln hinaus und gähnte dann ausgiebig. "Sie meinten ich könnte ihrem Reggi einen Fluch aufhalsen! Pah! Dafür-", er drohte mit dem Zeigefinger, "-hab ich in Hogwarts auch noch genug Zeit!" Die Beziehung zwischen Sirius und seinen Eltern, seinen Eltern und Regulus, sowieso Regulus und Sirius war kompliziert und von Spannung so überlastet, dass James sich schon lange fragte, wann der große Knall kam, der das System erschütterten würde. Eigentlich verehrte Regulus ja seinen Bruder, bewunderte ihn, aber er hatte sich von seinen Eltern einwickeln lassen und stand ihrer Meinung eigentlich vollkommen offen gegenüber. Daraus ergab sich ein Zwiespalt zwischen den Brüdern, der sich in den Ferien sehr dramatisch entwickelt hatte. "Wo ist Moony?" fragte James ablenkend und eine Sorgenfalte bildete sich auf seiner Stirn, während er den Bahnsteig nach den Karamellhaaren absuchte. "Wir haben ihn nicht gesehen!" sagte Sirius achselzuckend, bevor er sich zurück lehnte und die Augen schloss. Ein Zischen ertönte. Der Zug knarzte und quietschte. "Drei... zwei... eins..." zählte er und bei eins ruckte der Zug, fuhr an und verließ den Bahnhof. James Augen blieben währenddessen noch auf den zwei Gewitterwolken haften, bis sie um die Ecke bogen und aus seinem Sichtfeld und damit hoffentlich auch aus seinen Gedanken verschwanden. "Frei!" rief Sirius, er holte seinen Zauberstab aus seiner Jackentasche und betrachtete ihn liebevoll, "Bald darfst du Schniefelus wieder verhexen!" "Oja!" quiekte Peter und klatsche aufgeregt in die Hände. Kleinkind!!! "Krone?" fragte Sirius nach einer Weile, in der sie sich darüber aufgeklärt hatten, welche neuen Aspekte ihrer Streiche und Vorhaben sie sich in den Ferien überlegt hatten. "Hm?" James war gerade dabei seinen Umhang über seinen Pullover zu ziehen, wobei er feststellte, dass der Umhang ihm inzwischen perfekt passte, nachdem er ihm vor gut zwei Monaten noch etwas zu groß gewesen war. "Weißt du wer der zweite Vertrauensschüler von Gryffindor ist?" "Ne! Ich weiß nicht mal einen!", lachte James und sah Sirius fragend an, "Warum? Wer ist denn der Erste?" "Evans!", kam es aus Peters Mund. Aber es überraschte James nicht einmal wirklich. Sie war einfach der Lehrerliebling und die Verantwortungsvollste in dieser Jahrgangsklasse! Zudem schrieb James ihr ungeahnte Führungskräfte zu, immerhin war sie ziemlich selbstbewusst und sie konnte gut organisieren. Eine größere Gruppe würde zweifellos auf sie hören. "Na gut aber wer ist der andere, ich meine-" Es rumpelte draußen auf dem Flur, etwas knallte dumpf auf den Boden. Draußen wurden Abteiltüren aufgeschoben, wurde gelacht, bevor sie wieder zuglitten, selbst James war sofort an der Tür und hatte sie aufgerissen. Sein Blick fiel sofort auf das strubelige Karamell und die einigermaßen blasse Haut, während der Gefallene sich langsam aufsetzte und sich die Seite rieb. Dann sah er am Ende des Ganges noch einen Umhang in einem Abteil verschwinden und James bildete sich ein schwarze Haare erkannt zu haben, die lockig gereiht auf dem Kopf thronten und wippten. Jerome Nott. "Moony! Was machst du denn da unten?" fragte James scheinheilig und streckte seine Hand hinunter, um dem Gestürzten aufzuhelfen, „So viele Bücher mit, dass du sie nicht tragen kannst?“ Das war der gute Remus John Lupin. Er war zu gut für die Welt und erst recht zu gut für James und Sirius. Oft hatten sie sich gefragt, warum er sich ausgerechnet mit ihnen abgegeben hatte damals, sie waren ihm nicht gewachsen in James Augen. Remus war einfach auf einer anderen intellektuellen Ebene. Natürlich waren sie James und Sirius nicht dumm, aber der kränkliche Gryffindor hatte eben eine andere Art von Wissen, seins ging mehr in die Tiefe, es war unheimlich weit und nutzvoll in allen Bereichen, ihr Wissen bezog sich auf den Unterricht und Angriffe sowie Abwehrzauber. Es war eben vollkommen anders und Remus hätte ihrer Meinung nach viel besser zu den Ravenclaws gepasst – im Nachhinein konnte sie froh sein, ihn zu haben. Einer der Gründe, warum sie vier meistens unzertrennlich waren, jedenfalls innerlich und sich nie verraten würde – wie zum Beispiel das Geheimnis, das Remus seit seinem siebten Lebensjahr mit sich herum trug und dass seine Freunde mit der größten Vertraulichkeit bewahrten. Zum Vollmond hin wurde Remus immer blasser, seine Augen nahmen immer weniger ihre bernsteinerne Farbe an und wurden von gelben Sprenkeln durchsetzt, die sich ausweiteten, bis schließlich in der Vollmondnacht der Werwolf aus Remus herausbrach und seinen Verstand raubte. Immer wieder fiel Remus in die Schiene zurück sich selbst als Monster zu betrachten, worauf besonders Sirius immer wieder mit einer Raserei reagierte, doch insgesamt hatte er inzwischen nicht mehr so viele Sorgen im Kopf, wie in seinem ersten Jahr. "Eigentlich nicht." meinte Remus überrascht und nahm James Hand an. Als er stand wurde James mal wieder bewusst, dass Remus ein kleines Stück größer war als er selbst, was ihn insgeheim schon etwas ärgerte, da war es auch kein Trost, das Remus fast ein Jahr älter war. Er nahm Remus Koffer und ächzte übertrieben, als er diesen in ihr Abteil zerrte – aber ehrlich, er war eindeutig schwerer als seiner! Sirius ließ gerade Peters Zauberstab durch die Luft wirbeln und Kunststückchen vorführen, während Peter ihm beeindruckt zusah und hin und wieder bewundernd in die Hände klatschte. Kleinkind!! "Hey Moonyleinchen!" rief Sirius, ließ den Zauberstab einen Looping über James Kopf hinweg machen, sodass er unkontrolliert gegen die Gepäckablage knallte und auf Peters Kopf landete. Remus schüttelte nur wieder den Kopf und grüßte die Beiden ebenfalls, hievte mit James seinen Koffer über sie auf den Gepäckträger und ließ sich auf den Sitz neben Peter fallen. "Beinahe hätte ich den Zug verpasst... Meine Mutter kommt einfach nicht mit einem Auto zurecht!" "Aber sie ist doch ein Muggel oder?" "Ja Peter, aber ich glaube sie ist einfach zu ungeschickt. Fast hätte sie unseren Briefträger überrollt! Der Arme hat sicher einen Schock..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)