Zauberhafte Ereignisse von Finvara (Harry Potter OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Lebensweg -------------------- Daphne sah seufzend zu Astoria. Sie verstand nicht, wieso ihre ältere Schwester immer Stunden brauchte. Ihrer Meinung nach fielen ihre blonden Locken nicht anders, als zu beginn ihres Badezimmertreffens. Astoria lachte, als sie das Seufzen vernahm. Sie konnte es selber kaum glauben, dass sie Schwestern waren. Natürlich – es gehörte sich nicht anders – waren beide schön. Daphnes Gesichtszüge waren vielleicht etwas markanter und ihr Haar etwas lockiger als das von Astoria, doch die Ähnlichkeit konnte man nicht bestreiten. Zumindest die äußerliche. Daphne machte sich nicht viel aus ihrem äußerem und war im Gegensatz zu Astoria auch schon fertig im Bad. Aber sie saß gerne morgens mit ihrer schönen Schwester zusammen und sah ihr dabei zu, wie sie die Locken bändigte, und ihr Gesicht noch schöner machte, als es eh schon war. „Für wen machst du das eigentlich jeden Morgen?“, fragte Daphne schließlich. „Na, für Draco“, kam die amüsierte Antwort ihrer Schwester, die sich gerade gegen offene Haare entschieden hatte und nun dabei war sie hochzustecken. „Für Draco? Ihr seit doch schon zusammen!“, kam es von Daphne. Die Gründe waren offensichtlich und dumm war sie auch nicht, aber für sie war das ganze schon immer ein wenig unverständlich gewesen. „Dir würde es auch mal gut tun, Daphne. Dann würde Blaise dich vielleicht auch mal wahr nehmen“, stichelte Astoria. Genau in den wunden Punkt. Aber deshalb waren sie ja Geschwister. Daphne wusste, das Astoria fand, Blaise war nicht der richtige für sie. Doch sie liebte ihn, seine unbeständige Art. Was ihr jedoch Angst machte, was die Tatsache, das er der Herzensbrecher Nummer eins war. Nur sie nahm er nicht als weibliches Wesen wahr. „Astoria“, fauchte sie, als ihre Schwester sich ihr zu wand, doch bevor sie noch etwas sagen konnte, war sie Astorias Modepüppchen geworden. Obwohl man nicht bestreiten konnte, dass sie hinterher wunderschön war. Das war der Tag, an dem Blaise Daphne das erste Mal als Mädchen wahr nahm. Sie war oft mit Astoria zusammen und Draco war seit etwa vier Monaten nicht mehr ohne Astoria anzutreffen. Er kannte sie also flüchtig. Doch er beschäftigte sich mit Daphne genau wenig wie mit Astoria. Ihm waren Pansy und Millicent da schon lieber. Sie waren seine Wellenlänge. Astoria bedachte ihn jedes Mal mit einem Blick, der aussagte, sie könne ihn nicht leiden, wenn er etwas zweideutiges sagte, oder über eines seiner Mädchen redete. Pansy und Milli taten das nicht. Die beiden lachten über seine Witze, zogen ihn auf, wenn er doch einmal abblitzte, aber vor allem waren sie immer offen und ehrlich zu ihm. Außerdem, war es seine Schuld, dass er so beliebt war? An diesem Morgen starrte er das blonde Geschöpf an, als Daphne und Astoria die Halle zum Frühstück betraten. Daphne setzte sich ihm gegenüber. Man merkte, dass sie sich mit den durch Gloss rosigen Lippen und den magisch geglätteten Haaren unwohl fühlte. Und trotzdem, sie war wunderschön. „Guten Morgen, Daphne“, hörte er sich sagen, als er ihr galant ein Glas Kürbissaft einschenkte. Sie lächelte ihn schüchtern an. „Dir auch, Blaise“, antwortete sie, und nahm sich ein wenig Rührei. Sie waren schon lange zusammen. Doch Blaise war dem doch etwas verrückten Mädchen treu geblieben. Sie hatte tatsächlich etwas von Luna Lovegood, wenn sie verträumt in den Himmel sah. Tatsächlich hatte Draco wohl erwartet, ihre Beziehung würde nicht halten. Blaise liebte das Abenteuer zu sehr, und die Versuchung. Es war einer dieser schönen Tage, die sie zu zweit am See verbrachten. Sie waren Blaise und Draco. Milli und Pansy waren in Hogsmeade. Sie hatten sich nie so ganz mit Astoria und Daphne anfreunden können und waren immer häufiger ohne ihre besten Freunde anzutreffen. Wo Astoria und Daphne waren, wussten sie nicht. Aber es war auch egal. Sie brauchten manchmal ihre Zeit für sich, ohne Frauen und beste Freundinnen. Blaise seufzte, als er mit der Hand durchs Wasser strich. Fragend sah Draco auf. „Es ist anstrengend“, meinte Blaise auf den Blick hin und sah auf den schlichten, silbernen Ring an seinem linken Zeigefinger, „ich meine, ich mag Daphne wirklich. Mehr als jede andere, aber“, weiter kam er nicht, denn Draco unterbrach: „Aber es wird dir zu langweilig, hab ich recht?“ Sie kannten sich schon zu lange und zu gut, als das Draco nicht wusste, dass er seit geraumer Zeit Luna Lovegood im Auge hatte. Zumindest wollte er sie für eine Nacht. Draco wunderte es nicht. Blaise hatte schon immer einen eigenen Geschmack gehabt und wenig auf Herkunft gegeben. Schließlich war sein erstes Mädchen Pansy gewesen. Es war Draco immer noch ein Rätsel, wie das zu Stande gekommen war. Doch gerade weil Blaise Konventionen brach, bei denen Draco sich noch nicht einmal traute sie in Frage zu stellen, mochte er ihn so. „Aber ehrlich, Blaise, solltest du darüber nicht lieber mit Daphne reden, als mit mir? Oder vielleicht Pansy, die versteht davon wesentlich mehr als ich.“ Blaise stand auf, nur um sich neben Draco ins warme, weiche Gras fallen zu lassen und die Sonne ein wenig zu genießen. „Ich wüsste noch nicht mal über was ich mit ihr reden sollte. Unsere Beziehung ist eine Herausforderung, der ich noch nicht gewachsen bin. Es vielleicht nie sein werde.“ „Du überdramatisierst das Ganze“, sagte Draco und wollte das damit beenden. Er konnte es nicht mehr hören, weder von Blaise, der nicht ein und nicht aus wusste, noch von Astoria, die ihm gerne erzählte, was sie mit Blaise anstellen würde, wenn er ihre kleine Schwester sitzen ließ. Frühstück in der großen Halle. Ein regnerischer Samstag mitten im Mai. Die Stimmung in der Halle war gespannt. Heute war das vorletzte Spiel der Saison, Hufflepuff gegen Ravenclaw. Wenn Hufflepuff gewann, hatte Slytherin noch immer eine Chance den Pokal zu holen, wenn sie ihr Spiel gegen Gryffindor gewannen. Wenn Ravenclaw allerdings gewann, dann hatten sie Glück, wenn sie noch dritte werden würden. Doch ganz am Ende des Slytherintisches war die Stimmung gedrückt. Daphne sprach schon seit Tagen kein Wort mehr mit Blaise. Er hatte es doch tatsächlich gewagt, diese Lovegood mit einem mehr als zweideutigem Blick anzusehen. In ihrer Gegenwart! Wie recht Astoria gehabt hatte. Doch sie wich nicht von Blaises Seite, sondern klebte im Moment an ihm, wie ein Dauerklebefluch. Auch zwischen Astoria und Draco herrschte dicke Luft. Sie hatten sich wegen Blaise und Daphne in den Haaren gehabt. Pansy und Millicent saßen ein wenig abseits von den Vieren und ließen sie im ihren Leid schmoren. Sie hatten diese Streitereien oft genug mitbekommen und wollten nichts mehr davon wissen. Außerdem waren Draco und Blaise große Jungs und konnten sich wehren. Lieber konzentrierten sie sich auf das Quidditchspiel und redeten aufgeregt mit Theodore Nott über eben dieses Spiel. Pansy hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Blaise so hängen ließ, andererseits war sie Daphne schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Die ganze Schule wusste, sie hatte mehr als einmal mit Blaise geschlafen und dass sie es wieder tun würde, wenn sie die Gelegenheit hätte. Deshalb hielt sie sich lieber fern von diesem beziehungsunfähigem Menschen. „Wirklich Theo“, hörte sie Milli sagen, „MacMilliam ist kein so schlechter Sucher. Ich glaube, die haben eine echte Chance, mit ihm. Und dieser Jäger, der ist auch echt gut. Außerdem ist ihr Zusammenspiel besser als das der Ravenclaws“. „Aber die Ravenclaws haben Cho Chang. Und nur dieser Potter fängt den Schnatz schneller als sie“, gab Nott zu bedenken. „Ich glaube auch, dass Ravenclaw besser ist als Hufflepuff“, warf Pansy ein, als sie sich erhoben und die Halle verließen. Sie zögerten einen Moment als sie in der Eingangshalle standen und rannten dann los. Aber sie kamen keineswegs trocken beim Stadion an. Der Regen wurde immer stärker und das Spiel glich einer Schlammschlacht. Pansy sah sich zwischendurch auf den Tribünen um. Im Regen und durch die tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen, war es schwer Menschen zu identifizieren, doch sie war sich sicher, dass weder Draco noch Blaise da waren. Sie seufzte. Manchmal wünschte sie sich in die Zeit zurück, als sie noch nicht in Hogwarts waren. Zwar gab es für sie dort noch keine Millicent, aber eine Menge schöner Momente und keine Daphne, keine Astoria. Sie spürte, wie die Freundschaft langsam aber sicher zerbrach, an diesem hin und her zwischen Blaise und Daphne. Und es machte sie traurig. Als Milli den Arm um sie legte und Theodore der einzige ihrer Gruppe war, der noch das Spiel beachtete, wusste Pansy, das es ihrer Freundin nicht anders ging als ihr. Ihr letztes Schuljahr, nachdem Lord Voldemort endlich gefallen war, sollte das beste ihres Lebens werden. Und nun verwandelte es sich in das schlimmste. Millicent nahm es als dunkles Vorzeichen, das Ravenclaw haushoch gewann. Blaise wanderte durch die leeren Korridore. Trotz des heftigen Regens ließ sich kaum jemand das Spiel entgehen. Doch sein sowieso schon kaum vorhandenes Interesse an Quidditch hatte einen neuen Tiefpunkt erreicht. Er hatte nicht das Bedürfnis im Gemeinschaftsraum zu sitzen. Die Gefahr, dass er Astoria oder Daphne oder, schlimmer noch, Draco begegnete war zu groß. Er wollte niemanden sehen und am wenigsten Draco. Sein schlechtes Gewissen ihm gegenüber war sogar noch größer als das schlechte Gewissen Daphne gegenüber. Wenn er nicht mit Daphne zusammen gekommen wäre, wäre Dracos Beziehung wahrscheinlich immer noch märchenhaft. Auch wenn es im Moment nicht so schien, er liebte Daphne. Sie machte ihn glücklich. Vielleicht nicht im Moment, aber im allgemeinen machte sie ihn wirklich glücklich. Es war nicht das Gefühl von Schmetterlingen im Bauch, sondern eine unbestimmte Wärme, die sich in ihm ausbreitete, wenn er nur sie dachte. Auch jetzt gerade wurde ihm warm und er erinnerte sich an das schöne Picknick am See, als noch nicht Luna in seinen Gedanken aufgetaucht war, als Daphne noch nicht so fordernd war und von Hochzeit träumte, Kindern, ein Haus am See mit Garten und zwei Katzen. Sie träumte von einem Leben, das Blaise nicht wollte und ihr nie geben könnte. Er wollte Fluchbrecher werden und Abenteuer erleben, die Welt sehen und sie lieben. Ein idyllisches Familienleben schreckte ihn ab und die alleinige Vorstellung nach einem Arbeitstag im Ministerium nach Hause zu kommen und von Daphne, ihren Kindern und den zwei Katzen begrüßt zu werden, engte ihn ein. Vielleicht, irgendwann, wenn er alt war. Aber jetzt war er zu jung für diese Bilderbuchfamilie. Genau in diesem Moment lief er in ihn rein, den etwas älteren, aber gut aussehenden Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Dunkelhaarig, groß, kräftig, und mit einer ähnlichen Ausstrahlung, die ihn auch immer wieder zu Pansy zog. Verständnis gepaart mit Durchsetzungskraft. Blaise murmelte eine Entschuldigung, als ihm ein Gedanke kam. Er wollte ihn erst verdrängen, doch die Versuchung war zu groß. Er hatte noch nie einen Mann geküsst, und schon gar keine Autoritätsperson. Vielleicht lenkte ihn das von Daphne ab. Noch ehe der Lehrer ganz an ihm vorbei, hatte er ihn an sich gezogen und geküsst. Der Professor schien erstarrt, bis ein spitzer Schrei ertönte. Blaise löste den Kuss und sah nur noch eine blonde Haarmähne an der nächsten Ecken verschwinden. „Scheiße!“, fluchte und ließ den Lehrer stehen. Astoria war auf dem Astronomieturm gewesen um nachzudenken. Sie wusste, sie sollte sich nicht in Daphnes Beziehung einmischen, doch ihre kleine Schwester war zu naiv und zu verliebt, als dass sie Blaise wahres ich erkannte. Sie ließ die Beine über den Rand baumeln und war sich der Gefahr bewusst. Es gab Tage, da brauchte sie das Gefühl von Gefahr. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht und der Wind riss an ihren Haaren. Wild und frei. Manchmal wollte sie einfach wild und frei sein. Doch sie würde es nie sein, deswegen musste sie sich mit diesen Momenten begnügen. Blaise war eine Gefahr, dass wusste sie. Eine Gefahr für ihre Schwester und ihre gute Beziehung. Für das vertrauensselige Mädchen, von dem keiner wusste, warum es in Slytherin war. Unwillkürlich musste sie an Draco denken. Ihren Draco. Sie lächelte ein wenig. Ihre Beziehung war wunderschön. Nicht einfach, aber das merkte selten jemand, außer Dracos bestem Freund. Sie beide zeigten nicht oft Gefühle und wirkten nach außen hin kühl. Die Prinzessin und der Prinz von Slytherin, dass war zumindest das Bild, was die meisten Schüler von ihnen hatten. Aber ohne Blaise – auch wenn sie ihn nicht mochte, bedeutete er Gefahr und sie brauchte es manchmal – wäre sie nicht mit Draco zusammen. Manchmal überlegte sie, ob die Konstellation umgekehrt besser gewesen wäre. Sie mit Blaise. Astoria konnte damit umgehen, wenn er mit einer anderen flirtete. Sie würde sich jemanden suchen, mit dem sie flirten könnte und an seine Eifersucht appellieren. Außerdem wollte sie keine Familie, im Moment noch nicht. Draco hingegen war unglaublich liebevoll, sanft und einfühlsam, wenn er Gefühle zeigte. Er wollte unbedingt eine Familie gründen. Lieber gleich als später. Wie Daphne. Und doch Dracos und ihre Beziehung verlief trotzdem harmonisch, zumindest bis Blaise und Daphne zusammen gekommen waren. Sie erhob sich und schrie laut auf, doch die Geräusche um sie herum erstickten ihren Schrei. Das war nicht zum aushalten! Sie ging die Treppe zur Hälfte runter, und trocknete sich mit einem Schlenker ihres Zauberstabes, bevor sie mit Hilfe der Magie ihr äußeres wieder in Ordnung brachte. Bevor sie in den Gemeinschaftsraum ging, wollte sie noch kurz in die Bibliothek. Sie brauchte ein Buch für Geschichte der Zauberei. Ein sehr lehrreiches Fach, wie sind fand, aber mit abstand ihr schlechtestes Fach. Deshalb wollte sie ein Referat halten. Doch sie kam gar nicht bis zur Bibliothek. In einem leeren Gang sah sie Blaise und er küsste einen anderen. Sie konnte ihn nicht erkennen, aber heiße Wut kocht ein ihr auf. Wie konnte dieser verlogenen Mistkerl es wagen, ihre Schwester zu betrügen? Sie würde ihn vierteilen, verfluchen und einen Knallrümpfigen Kröter auf ihn loslassen. Dann entfuhr ihr ein spitzer Schrei und sie machte auf dem Absatz kehrt um einen Geheimgang zu nehmen um in den Gemeinschaftsraum in den Kerkern zu gelangen. Sie musste mir Daphne reden. Sie musste es wissen! Wer weiß, mit wie vielen er sie noch betrogen hatte. Sie schubste einen Erstklässler grob beiseite und stürmte hoch in den Schlafsaal ihrer Schwester. Noch nie hatte Astoria so wenig auf ihr anerzogenes Image geachtet wie jetzt. Sie saßen im Gemeinschafstraum. Die meisten anderen waren schon in die Schlafsäle verschwunden, so dass Blaise, Draco, Astoria und Daphne einen gemütlichen Platz vor dem Kamin hatten. Die Stimmung schien noch schlechter geworden zu sein, seit dem Frühstück. Obwohl Astoria bezweifelt hatte, dass dies noch möglich war. Daphne trug ihren Ring nicht mehr, wie Blaise bemerkte. Er wusste dass es nur Astoria oder Daphne sein konnten, die ihn gesehen hatten, als er seinen Lehrer geküsst hatte. Aber er hatte genossen, dieses Kribbeln im Bauch, den Kick, die Gefahr. Jetzt wusste er, was ihm fehlte. Daphne löste Wärme und Ruhe in ihm aus, etwas, der nicht wollte, was ihm seltsamer Weise Angst machte. Er zog seinen Ring vom Finger. Sie sprachen nicht über ihr Beziehungsende. Sie hatten trotz ihrer Liebe sich nie richtig verstanden und würde es nie tun. Aber vielleicht hatten sie eines Tages die Möglichkeit doch noch über alles zu reden. Nur vielleicht. Daphne schluchzte auf, als Blaise den Ring in seine Hosentasche steckte und lief in den Schlafsaal. Astoria stand auf um ihr zu folgen, doch Draco hielt sie zurück und küsste sie. Dann ließ er sie zu ihrer Schwester gehen. Keiner der beiden jungen Männern erfuhr je, worüber sie gesprochen hatten an diesem kalten Maitag. „Du hast es geschafft, Blaise“, sagte Draco mehr zum Feuer, „Was hast du getan?“ „Professor Goodwin geküsst“, sagte Blaise mit einem schiefen Lächeln und sah zum Mädchenschlafsaal. Er war froh, dass Draco bei ihm und nicht Pansy oder Milli. „Es hat mich einfach gepackt, Draco. Ich weiß nicht, was über mich kam. Aber es ist gut, dass es jetzt vorbei ist, oder?“ Draco schüttelte den Kopf. „Ihr hättet reden müssen, lernen euch zu verstehen“, sagte er, als Pansy die Treppe runter kam und einen Arm um Blaise legte. „Ein Glück sind bald Ferien“, flüsterte sie leise und verließ den Gemeinschaftsraum. Kurz darauf folgte Milli ihr. „Draco, Astroria ist außer sich vor Wut.“ Draco sah unsicher zu Blaise. Sein bester Freund brauchte ihn. Seine Freundin allerdings auch. Er sah, wie Blaise gedankenverloren den Ring aus seiner Tasche zog und ihn zu drehen begann. „Mir hat die Gefahr gefehlt. Sie war so beständig.“ „Und wir“, damit meinte er Pansy, Milli und sich, „sind unbeständiger?“ „Nein“, gab Blaise zu, „aber ihr seid nicht so fordernd und versucht mich einzusperren.“ Draco nickte. Er konnte Blaise nicht verstehen. Aber vielleicht hatte es einfach etwas mit dem Lebensstil seiner Mutter zu tun, die auch das Kribbeln im Bauch brauchte um glücklich zu sein. „Nimm dich vor Astoria in acht“, damit stand er auf und ging in den Mädchenschlafsaal. Blaise saß einfach da und spielte mit dem Ring in seiner Hand. Das Schuljahr ging weiter. Und je näher die Abschlussprüfungen rückten, desto weiter entfernten sie sich von einander. Es war, als hätten sie sich nichts mehr zu sagen, als wären die letzten acht Jahre in Hogwarts mit Milli und die gemeinsame Kindheit unwichtig geworden. Blaise sah Draco immer seltener, vor allem dadurch, dass Astoria immer bei ihm war. Ihre Beziehung hatte sehr unter seinem Beziehungsende mit Daphne gelitten. Ab und an waren zwar Pansy und Milli bei ihm, aber die alte Vertrautheit wollte sich nicht einstellen. Blaise war noch immer relativ häufig mit Milli und Pansy unterwegs, doch manchmal hörte man ihn und Pansy in den Gängen streiten, auch wenn sie versuchten leise zu sprechen. Immer ging es um Blaises zahlreicher werdenden Affairen. Und seine abfallende Leistungen in der Schule. Immer wenn es soweit kam, setzte Milli sich ab und suchte Trost bei Theodore. Milli war zwar erst später zu der Gruppe gestoßen, doch hing sie unglaublich an ihnen. Sie waren ihre ersten Freunde gewesen. Mit einem traurigem Lächeln erinnerte sie sich an die elfjährige Pansy, die zerzaust, aber unglaublich glücklich aussah und zwischen einem hellhäutigen arrogant wirkenden Jungen und einem dunkelhäutigen, ebenso arrogant wirkenden Jungen saß und ihre Arme um sie gelegt hatte. „Setz dich Millicent!“, hatte Pansy sie aufgefordert. Und seit diesem ersten Abend in der großen Halle, gehörte sie zu diesen Dreien. Sie erinnerte sich an ihre Angst in Slytherin zu landen, wo sie dann doch gelandet war, an das Stimmengewirr, die Wärme. Vielleicht war es erst gestern gewesen und noch keine acht Jahre her? Und nun ging alles kaputt. Wie war das? Echte Freunde in Slytherin? Sie hatte geglaubt, sie hätte echte Freunde gefunden. Sie bemühte sich darum, dass sie alle vier etwas unternahmen, doch wenn es tatsächlich mal klappte, war es verkrampft, Blaise riss nur halbherzig Witze, Pansy versuchte Draco dazu zu bewegen, sich bei Blaise zu entschuldigen, dafür, dass er ihn sitzen gelassen hatte, als er sich wortlos von Daphne trennte und Millicent wünschte sich zu Theodore, der ihr in letzter Zeit so viel Halt gegeben hatte. Schuljahresende. Die Prüfungen waren geschrieben und die Siebtklässler verbrachten ihre Zeit mit seligem Nichts tun. Es musste nicht gelernt werden, es waren keine Hausaufgaben zu erledigen, die Quidditchsaison war vorbei und Slytherin hatte den letzten Platz gemacht, denn Draco hatte als Sucher so schlecht wie noch nie gespielt und seine restliche Mannschaft mit runter gezogen. Doch er ignorierte die störrischen Blicke, ebenso wie die Tatsache, dass niemand außer Astoria ihn aufmunterte. Milli hatte sich nach dem Spiel einen großen Ruck gegeben und den Gryffindors zum Sieg gratuliert. Nun redete auch Pansy immer weniger mit ihr. Aber wie gesagt, dass schien schon eine Ewigkeit her zu sein, als Blaise durchs kühle Schloss strich um der Hitze, die draußen herrschte, zu entgehen. Zwei Tage, bevor seine Zeit in Hogwarts endgültig vorbei sein sollte. Im dritten Stock, der früher, in ihrem ersten Jahr verboten gewesen war, traf er auf Daphne. Er wollte kehrt machen. Von allen Menschen, die hier lebten, wollte er Daphne am wenigsten sehen. Er liebte sie noch immer, aber er hatte Angst, sich mit all dem auseinander zu setzen und wollte lieber fliehen. Er wollte nicht ihr enttäuschtes Gesicht sehen, ihren zerstörten Traum vom Haus, Kindern und zwei Katzen. „Warte, Blaise“, sagte sie leise und bestimmt. Und tatsächlich, er hielt an und drehte sich zu ihr. Sie war aufgestanden. „Es tut mir Leid“, sagte sie und versuchte das Zittern in ihrer Stimme zu verbergen, „es tut mir wirklich Leid. Ich hätte wissen müssen, dass ich dich einenge. Vielleicht war es zu früh und wir haben uns nie richtig gekannt, aber ich weiß, dass du mich gemo…“, Blaise brachte sie mit einer Handbewegung zum schweigen. Er wollte nicht weiter ihre zitternde Stimme hören und sehen, wie sie um ihre Fassung kämpfte. „Es ist vorbei und es bringt nichts darüber zu reden“, sagte er unwirsch. Wenn er mit ihr redete, würden sie letzten Endes wieder zusammenkommen und sich ins Unglück stürzen. Nur wusste er nicht, dass Daphne dies ebenfalls klar war. Sie schluckte, aber er hatte ihr gerade gezeigt, er wollte keine Worte von ihr hören. Mit unruhigen Händen tastete sie nach ihrem Zauberstab. Als sie ihn gefunden hatte, zog sie den Ring hervor und trennte eine Strähne ihres Haar ab, bevor sie mit einem Schlenker ihres Zauberstab ihr Haar in eine Kette verwandelte und den Ring daran befestigte. Sie legte Blaise die Kette um, der unbewegt da stand. Er wusste nicht, was er tun sollte, was sie vor hatte. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn sanft. „Mein Abschiedsgeschenk. Damit du mich nicht vergisst“, noch bevor Blaise etwas erwidern konnte, war sie die Treppen herunter gestürzt. Blaise stand einfach nur da, sein Herz raste und zum ersten Mal war sie nicht durchschaubar gewesen, hatte etwas getan, womit er nicht gerechnet hatte. Er hatte Schmetterlinge im Bauch, dieses Kribbeln, welches er brauchte. Und da wusste er, dass er sein größtes Abenteuer beendet hatte, bevor es richtig begonnen hatte. Sie saßen im Hogwartsexpress. Endgültig. Es war ihre letzte Fahrt. Ihre letzte gemeinsame Fahrt. Dankbar dachte Pansy an Milli, die es geschafft hatte, sie zu überzeugen, sich ein gemeinsames Abteil zu nehmen, ohne Astoria, ohne Theodore. Sie spielten, wahrscheinlich zum letzten Mal in ihrem Leben eine gepflegte, von Gelächter durchzogene Runde „Sprout explodiert“. Blaise lag in Führung, während Milli und Draco sich ein Kopf an Kopfrennen um den zweiten Platz lieferten. Pansy selbst lag weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Nachdem Draco dann doch zweiter geworden war, breitete ein trauriges, aber irgendwie angenehmes Schweigen aus. Jeder hing seinen eigenen Gedanken. Wahrscheinlich dachten sie alle an ihre Anfänge in Hogwarts und das erste was Pansy dazu einfiel war ihre erste Zugfahrt, in der sie eingequetscht zwischen Crabbe und Goyle gesessen hatte, weil sie sich nicht von Blaise und Draco trennen wollte. Sie wusste noch genau, wie… „Millicent Bullstrode kommt dieses Jahr auch nach Hogwarts“, schnarrte Draco. Er hatte eine arroganten Tonfall angenommen, seit Crabbe und Goyle sich ins Abteil gesetzt hatten. Blaise sah seit dem demonstrativ aus dem Fenster. Bis die beiden großen und wie die kleine Pansy fand, beängstigenden Jungen sich zu ihnen gesellt hatten, war es eine lustige Zugfahrt gewesen, während sie sich über die Weasleys lustig gemacht hatten und über Harry Potters runde Brille gelacht hatten, die wirklich albern war. Sie und Draco zumindest. Blaise hatte sich dabei schon immer raus gehalten. Seine Mutter war zwar eine Hexe, aber sie wusste nicht, ob Blaises Vater ein Zauberer war oder nicht. Sie hatte ihm auch nie etwas über andere Zaubererfamilien erzählt oder beigebracht, sondern sagte, wie Pansy durch Blaises Erzählungen wusste, immer, Blaise müsse sich sein eigenes Bild machen. Daher überraschte es weder Draco noch Pansy, als Blaise zum ersten Mal seit Crabbe und Goyle da waren zu ihnen sah und fragte: „Und weshalb ist das so spannend?“ Pansy fing an zu erzählen: „Sie soll ein Jahr älter sein als wir und angeblich bescheuert im Kopf sein, genau wie ihre Mutter. Sie hat erst dieses Jahr magischer Fähigkeiten gezeigt. Ihre Eltern haben bis dahin angenommen, sie sei eine Squib“, dann hielt Pansy einen Moment inne und lächelte: „Ich freue mich schon wahnsinnig darauf sie kennen zu lernen. Ich hoffe, sie ist nett“. Blaise nickte zustimmend mit dem Kopf und Draco sah einen Moment verwirrt aus: „Aber mein Vater hat gesagt, sie ist kein Umgang für mich, was auch immer das heißen soll und ich soll mich von ihr fern halten deswegen, falls sie, wie es laut Vater unwahrscheinlich ist, tatsächlich nach Slytherin kommen sollte“. Pansy erwachte aus ihren Erinnerungen und sah zu Milli. Sie war eine wunderbare Freundin, wenngleich eine unbegabte Hexe und hatte trotz allem lernen und üben nur zwei UTZ geschafft. Auf Pansys Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. „Was ist?“, fragte Blaise und sah sie aufmerksam an. „Wisst ihr noch, an unserem ersten Abend in Hogwarts?“, fragte sie und ließ damit die guten, alten Zeiten wieder aufleben. Sie redeten durcheinander über Streiche, nächtliche Ausflüge, missglückte Tränke, über Nachsitzen und kleine Streitereien. Sie lachten viel, so viel wie lange nicht mehr und die schwachen Bände ihrer Freundschaft schienen zumindest für den Moment geheilt, doch Pansy, wusste, es stimmte nicht. Sie würden nur nicht im Streit auseinander gehen, so wie sie es befürchtet hatte. Sie lachte herzlich mit und sie durchlebten acht Jahre Hogwarts im Zeitraffer, die guten und schlechten Zeiten, schwere und friedliche Zeiten. Sie trauerten um Severus Snape und verfluchten Professor Slughorn. Dann rollte der Zug in Kings Cross ein und endgültig war alles vorbei. Sie standen zu viert im Gewühl und wussten nicht, wie sie sich von einander verabschieden sollten. Milli liefen Tränen übers Gesicht. Sie hatten sich noch nie auf diese Art verabschiedet. Sie hatten sich immer relativ schnell wieder gesehen und ihre Ferien gemeinsam verbracht. Aber es gab keine Ferien mehr, die sie hätten zusammen verbringen können. Blaise machte den Anfang. Zögernd und zum ersten Mal in Gegenwart seiner Freunde nicht fähig etwas zu sagen: „Ich… Ich muss morgen früh raus. Ich geh nach Ägypten. Also, auf Wiedersehen“, er wollte sich umdrehen, als Pansy ihn heftig umarmte und auch zu weinen begann. „Machs gut, Blaise und lass dich von diesem Weasley und seiner Frau nicht unterkriegen, ja?“, schluchzte sie heftig. Er streichelte ihr über den Rücken, fast schon entschuldigend. Als er sich von ihr losgemacht hatte, umarmte Milli ihn und flüsterte leise: „Danke“. Draco und er schüttelten sich nur die Hand, doch in ihren Blicken lag mehr, als sie hätten sagen können. Unglaublicher Schmerz, dass Wissen einen langjährigen Begleiter für immer verloren zu haben, und dennoch gab es nicht auszulöschende Erinnerungen und sie waren keine Feinde geworden, sondern einfach nur Fremde. Dann wand Blaise sich ab und verschwand in dem Gewirr aus Eltern, Geschwistern und Eulen. „Draco!“, hörten sie Astoria rufen und sie winkte ungeduldig. Draco sah zu den beiden Mädchen und sagte leise, aber glücklich: „Wir heiraten. Nächsten Monat. Ihr seid herzlichen eingeladen“, er umarmte beide Mädchen kurz, aber kräftig und ging zu Astoria. „Das war es dann wohl“, sagte Milli kaum hörbar und sie weinte noch immer. Pansy legte einen Arm um sie. Eine Zeit lang hörte man nur Millis schluchzen hören. Zumindest konnte Pansy das. In dem Gewirr, dem Aufschrei, als Harry Potter den Zug verließ, achtete keiner auf die beiden Slytherinmädchen die in Hogwarts nie mit Freundlichkeit geglänzt hatten. Schließlich erhob Pansy ihre Stimme: „Ja, aber vielleicht sehen wir uns irgendwann alle wieder“, sie klang wenig überzeugt. Milli schüttelte den Kopf. „Was vorbei ist, ist vorbei, Pansy. Wir würden uns nur weh tun, wenn wir versuchen würden, alles wieder aufleben zu lassen.“ Pansy wusste, dass sie recht hatte. Milli hatte in solchen Dingen immer rechte gehabt. „Draco heiratet, Blaise geht nach Ägypten und du Pansy?“, wollte Milli wissen. „Ich fange eine Ausbildung bei Florish and Blotts an. Meine Eltern mussten unser Haus verkaufen um die Schuldenberge ein wenig verkleinern zu können. Vielleicht kann ich später irgendwann mal mich der Zauberstabkunde widmen und hoffentlich dann noch bei Ollivanders lernen. Und du, Milli?“ „Ich weiß noch nicht. Mit zwei UTZs hab ich ja nicht so viel Auswahl. Aber irgendetwas mit Journalismus wäre toll. Vielleicht nimmt mich ja der Klitterer.“ „Ich wünsche, dir, meine liebe Milli, alles, alles Gute und dass du irgendwann Chefredakteurin beim Propheten bist“, Pansy drückte Milli fest an sich und wand sich dann auch zum gehen. Wenn sie noch länger blieb, würde sie Milli nie gehen lassen können. Sie wusste ihre Freundin war mittlerweile stark genug für diese Welt. Zurück blieb an Gleis 9 ¾ eine einsame, weinende Hexe, die noch immer nicht vollständig verstand. Jemand drückte ihre Hand und sie sah zur Seite. Ihr Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln, als sie leise „Theo“, flüsterte. --- Hallo meine Lieben, Irgendwie kommt hier niemand so wirklich gut weg, besonders Astoria, obwohl ich die Astoria in meiner Vorstellung mag, ebenso wie Daphne. Ich habe ein bisschen mit den Jahren gespielt, weil ich es nicht mehr geschafft habe, Daphne zeitlich unterzubringen, deshalb ist sie ein Jahr unter Draco und Co. Astoria ist 19, weil ihre Mutter sie erst nicht zur Schule schicken wollte, aber Astoria hat sich dann durchgesetzt.Warum Millicent ein Jahr älter ist, wird erklärt. Ansonsten habe ich das Gefühl meine Charaktere sind alle ziemlich flach gehalten, aber ich mag die Geschichte dennoch. Sie hat sich allerdings ein wenig verselbstständigt. Es sollte eine traurige, aber dennoch mit einer Art Happy End Blaise&Daphne Geschichte werden. Ist es ja auch. Allerdings von der ursprünglichen Idee gibt es nur noch die Szene mit der Halskette. Und nun hab ich das Bedürfnis in dieser Geschichte noch die Milli-Theo-Beziehung anzusiedeln. Mir ist nur noch nichts eingefallen. Und ich muss noch etwas tun, damit Astoria im besseren Licht da steht und ihre Beziehung zu Blaise näher beleuchten, ebenso muss ich noch viel mehr zu Pansy und Milli schreiben. Und Daphne. Vielleicht noch das Quidditchspiel. Oder beide? Aber alles zur gegebener Zeit, wenn mir etwas einfallen sollte. Erstmal ist diese Geschichte abgeschlossen. Disclaimer: Alle verwendeten Figuren, Orte und Spiele sind Eigentum von J.K. Rowling Kapitel 2: Weihnachten ---------------------- Weihnachten stand kurz vor der Tür. In Hogwarts war alles festlich geschmückt. In der großen Halle standen zwölf prächtige Weihnachtsbäume, die Rüstungen sangen und die Stimmung im Schloss war ausgelassen. Die Lehrer wurden nachlässiger, was die Hausaufgaben angingen und die Schüler waren noch nachlässiger als sonst – außer Hermine und Milli. Milli würde über Weihnachten in Hogwarts bleiben um zu lernen. Sie wollte zumindest einen UTZ schaffen. Pansy hatte angeboten ihr zu helfen und ebenfalls in Hogwarts zu bleiben. Draco war in den Ferien zu Astoria eingeladen, weshalb Daphne in Hogwarts blieb. Sie wollten sich den beiden nicht aufdrängen, obwohl sie sich ein wenig Einsam ohne ihre Schwester fühlte. Blaise war ebenfalls über die Ferien zu Hause, da er den neuen Freund seiner Mutter kennenlernen sollte. Milli und Pansy waren in einem leeren Klassenzimmer und übten Verwandlungen von Gegenständen in Wirbeltiere. Pansy war ziemlich gut und korrigierte ihre Freundin ständig. Allerdings kamen keine ganzen Verwandlungen zustande. Die Taschenuhr hatte Barthaare, die Uhr hatte Pferdehufe, aber ihr größter Erfolg war die Tasse gewesen, die immerhin einen Schildkrötenpanzer und zwei Beine hatte. Gerade versuchte Milli eine Feder in einen Vogel zu verwandeln, als Peeves durch eine Wand ins Klassenzimmer rauschte und laut rief: „Mickrige Millicent, mickrige Millicent!“ Er erschreckte Milli so sehr, dass sie den Zauberstab herumriss und auf Pansy zielte, die das nicht bemerkte, sondern Peeves wüste Beschimpfungen hinterher rief, bis sie anstelle von Armen Flügel hatte. „Milli!“, rief sie halb verärgert, halb belustigt. Das war das komischste, was Milli je zu Stande gebracht hatte. Nur wie sollten sie das Madam Pomfrey erklären? Normaler Weise waren immer Draco oder Blaise da um Millis fehlgeschlagene Zauber wieder zu lösen. „Pansy, ich… es tut mir Leid! Das wollte ich nicht!“, stammelte sie verängstigt. Pansys Wutausbrüche waren nicht ohne. Sie selber hatte das noch nie am eigenen Leib erfahren müsse, aber Colin Crevey lag, nachdem er sie stundenlang genervt hatte, drei Tage im Krankenflügel, ohne das sie ihren Zauberstab genutzt hatte. Sie war halt ein halber Kerl, wie Draco immer wieder betonte. Aber Millis Sorge war unbegründet und sie stimmt erleichtert in Pansys lachen ein, die das Ganze nun doch amüsanter fand als im ersten Moment. Sie lachten eine ganze Weile über Pansys tiefblaue Flügel, ehe sie es schafften, in den Krankenflügel zu gehen. Unterwegs begegneten sie niemanden. Die meisten saßen in – wahrscheinlich festlich geschmückten – Gemeinschaftsräumen, und freuten sich auf das Weihnachtsessen. Das war der Moment in dem Milli sich fragte, warum der Slytheringemeinschaftsraum nie geschmückt war. „Bullstrode, Parkinson!“, ertönte Madam Pomfreys Stimme als sie den verlassenen Flügel betraten: „Wer hat Ihnen nun schon wieder die Nase gebrochen?“, doch bevor eines der beiden Mädchen etwas sagen konnte – Pansy war wahrscheinlich öfter als jeder anderer Schüler wegen einer gebrochenen Nase im Krankenflügel, dank Millis Zauberkünsten, versteht sich – hatte sie das Problem erfasst. „Ein fehlgeschlagener Verwandlungszauber, nehme ich an?“, fragte sie und fand das ganze augenscheinlich weniger amüsant als Pansy. Milli nickte und schämte sich nun wieder ihres Nicht-Könnens, während Pansy munter hin zu setzte: „Ich glaube, dass ist das erste Mal, dass ich nicht wegen einer gebrochenen Nase hier bin, Madam Pomfrey“. Madam Pomfrey schwang nur ihren Zauberstab und schüttelte den Kopf. Von den Professoren hörte sie immer nur schlechtes über Pansy. Als Schülerin war sie gut, fleißig, wissbegierig und einigermaßen begabt, auch wenn sie nie so gut werden würde, wie Hermine. Da fehlte der Ehrgeiz. Sie hörte menschlich schlechtes über Pansy. Doch das Mädchen, was hier grinsend vor ihr stand, schwarzhaarig mit glänzenden, grünen Augen, war die beste Freundin, die man sich wünschen konnte. Auch wenn Madam Pomfrey es nie zugeben würde, sie wusste, dass all die Male, die Pansy wegen einer gebrochenen Nase hier war, versuchte hatte Millicent Bullstrode zu helfen. Sie war wohl seit Argus Filch die unbegabteste Schülerin, die Hogwarts je gesehen hatten. „Parkinson, Ihre gebrochenen Nasen kann ich verschweigen, aber Ihre Flügel nicht. Ich muss mit Professor McGonnegal reden“. Die beiden Mädchen lachten und machten sich ohne ein Wort des Abschiedes auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Kurz vor dem Abendessen überbrachte eine Erstklässler Milli eine Schriftrolle. Seufzend las sie diese und sah zu Pansy: „Ich muss morgen Abend nachsitzen um das Kapitel über menschliche Verwandlungen abzuschreiben“. Pansy legte einen Arm um. „Nicht schön, aber es gibt schlimmeres, als in den Ferien nachsitzen“, beide wussten, dass Pansy auf Blaise und Daphne anspielte. Den nächsten Abend saß Pansy alleine im Gemeinschaftsraum. Es war in dem ungeschmückten Gemeinschaftsraum ohne Milli sogar noch trostloser. Sie saß auf dem harten Steinboden in ihre Decke gehüllt. Erst hatte sie versucht sich abzulenken, in dem sie ein Buch las über eine junge Hexe und deren Liebesprobleme noch nach etwa zehn Seiten hatte sie angefangen ins Feuer zu starren. Sie vermisste Draco und Blaise jetzt mehr denn je. Besonders Blaise, den sie am längsten kannte, ihren besten Freund, der alles über sie wusste. Doch sie entfernte sich immer weiter von ihm. Daphne engte ihn ein, ließ ihm keine Zeit für Freunde. Sie wusste, dass er nicht mit Treue glänzte, und noch besser wusste sie, dass er, sobald er die Chance hatte, mit Pansy schlafen würde. Pansy hatte deswegen kein schlechtes Gewissen. Blaise war ein freier Mensch und alt genug, um für seine Fehler gerade zu stehen. Sie seufzte leise. Sie wollte sich gerade nach hinten fallen lassen, als leise Schritte erklangen. Obwohl, beim genaueren hinhören, klangen sie ein wenig zittrig. Pansy wand den Blick zu den Mädchenschlafsälen und sah Daphne, auf viel zu hohen Schuhe, mit viel zu kurzem Rock. Ohne ein Wort zu sagen, ging sie zielstrebig auf Pansy zu. Wortlos setzte sie sich. Pansys Stimmung wurde noch schlechter. Sie hatte nicht geglaubt, dass es noch möglich war, aber sie hatte sich getäuscht. Nach einem langen Schweigen, wurde es Pansy zu anstrengend. Sie schwankte zwischen einem bösen, kühlen Blick oder einer ebenso bösen Frage, als Daphne seufzte. Daphne fühlte sich schlecht in den Schuhen und im Rock ihrer Schwester, bei der dieses Outfit gar nicht nuttig aus sah. Sie sah wie ein Clown damit aus, stellte sie fest, als sie es anprobierte. Dabei wollte sie doch einfach sexy sein, damit Blaise endlich mit ihr schlief! Sie waren doch schon lange genug zusammen. Doch als sie sich im Spiegel gesehen hatte, in dem schwarzen Rock, den schwarzen High Heels und dem dunkelgrünen BH, waren ihr die Tränen gekommen. Sie war hässlich. Kein Wunder, das Blaise nicht mit ihr schlafen wollte. In diesem Anfall von Verzweiflung fiel ihr nur Pansy Parkinson ein, mit der sie darüber reden konnte. Sie hatte schließlich mehr als einmal mit Blaise geschlafen und sie war wunderschön. Das lange, dunkle Haar, die lebendigen, grünen Augen und die wunderschöne Figur. Noch nicht mal die große, unschöne Narbe am linken Bein schien ein Makel zu sein. Daphne hatte kein Problem mit ihrem Aussehen – normalerweise – aber die Parkinson schaffte es, dass sie sich klein und unbedeutet fühlte. Unwichtig. Und wenn man dann noch bedachte, was für ein inniges Verhältnis sie zu Blaise hatte… „Spucks aus“, meinte Pansy und riss Daphne aus ihren Gedanken. Sie war verwirrt und Pansy schien es ihr anzusehen. „Ich wiederhole mich ungern, Greengrass. Entweder redest du oder du verschwindest“. Eigentlich wollte Pansy nicht mit ihr reden. Die kleine Greengrass war ihr zu naiv und auf merkwürdige Weise zu kindlich. Außerdem war sie verdammt besitzergreifend. Daphne zögerte einen Moment, schließlich war es etwas sehr intimes. Andererseits, im Gegensatz zu vielen anderen war Pansy nicht dafür bekannt, dass sie tratschte. „Warum schläft er nicht mit mir?“, fragte sie leise und sah den Kamin an. Pansy schüttelte innerlich den Kopf. Sie hatte geglaubt, Daphne hätte ein ernsthaftes Problem. Aber diese Frage war einfach lächerlich. „Ich an seiner Stelle hätte dich auch ausgelacht, wenn du so aufgekreuzt wärst“. Ihre Worte ließen Daphne schlucken. Es war ihr so furchtbar wichtig, was Pansy bestimmt wusste und sie hatte nichts besseres zu tun, als sie darüber lustig zu machen? Über Daphnes Wangen liefen Tränen. Entnervt seufzte Pansy. Sie wusste, sie sollte dem armen, verzweifelten Mädchen helfen, auch wenn sie sie nicht leiden konnte. Aber andererseits war sie glücklich, dass Blaise noch nicht mit ihr geschlafen hatte. Auch wenn er ihr einmal sagte :„Ich will nicht mit dem Mädchen schlafen, dass ich wirklich Liebe. Irgendetwas verbietet es mir. Außerdem wäre es Verrat an mir. Jetzt weiß ichs. Ich schlafe mit zu vielen, als dass es ein Symbol für vertrauen wäre, aber ich habe keine von diesen Mädchen je geküsst“. Am nächsten Morgen hatte Pansy behauptet Draco zu lieben und alle waren drauf reingefallen, hoffte Pansy zu mindest. Sie hatte die Lüge, dass sie Draco auf diese Weise liebte schon lange aufgegeben. Eigentlich gab es nur einen Mann für sie. Aber der war in unerreichbarer Ferne. „So wirst du ihn nicht verführen. Blaise steht auf natürliche Frauen. Solche die sich nicht verkleiden, so wie du es tust“. „Aber ihr habt so oft Sex gehabt! Und du… du bist einfach sexy und trägst manchmal solche Kleidung!“, warf die kleine, naive Daphne ein. Ein Moment später biss sie sich auf die Unterlippe. Pansy lächelte. Es schmeichelte sie zu hören, dass sie sexy war. „Aber ich verkleide mich auch nicht, wenn ich einen kurzen Rock und Heels trage. Du warst schon immer der süße Typ. Das kleine Mädchen von neben an. Dir steht es nicht. Es steht der sturen, eigenwilligen Astoria, die mit Männern spielen kann“, Pansy wusste, dass dieses Gespräch Daphne nicht weiter helfen würde. Aber sie wollte es nicht wahr haben, dass Blaise dieses hübsche, naive Ding wirklich liebte. Obwohl sie schon immer gewusst hatte, dass sie eines Tages ersetzt werden würde. Daphne sah sie fragend an, bis sie verstand, das Pansy auf ihre Ausstrahlung hinaus wollte. Sie musste mit ihren Mitteln arbeiten. Aber was war an ihr begehrenswert. Lange, blonde Locken, schöne Augen, ein schüchternes Lächeln und eine mittelmäßige Figur. Sie konnte nichts tun. Einfach gar nichts. Pansy sah auf ihre Uhr. Wenn sie Glück hatte kam Milli bald vom Nachsitzen zurück und sie konnte Daphne hier sitzen lassen, mit ihrer Picknickdecke. Sie hatte die schönen Sommer zum Leben erwecken wollen, aber sie waren schon zu lange her. Deshalb würde es auch nichts machen, wenn Daphnes Gedanken und Gefühle sich in die Decke einbrannten. Aber irgendetwas in ihr weigerte sich, Daphne hier sitzen zu lassen. „Sieh mal, du bist auf deine Weise sexy. Männer mögen Frauen, die sich beschützen lassen und ihnen damit glauben machen, sie seien stark. Und glaub mir, Blaise ist so ein Mann. Fang es auf diese Art an.“ „Wie ist euer erstes Mal zu stande gekommen?“, fragte Daphne leise. „Ich glaube es war in der vierten Klasse, auf dem Weihnachtsball. Es war mein erstes Mal. Bei Blaise weiß ich es wirklich nicht. Draco hat mich irgendwann sitzen gelassen und Milli hatte Blaise in dem Gedränge verloren. Wir sind in den Gemeinschaftsraum gegangen, weil wir beide uns langweilten. Aus neugierigen, schüchternen Küssen ist irgendwann mehr geworden.“ „Kein erstes Mal mit Liebe?“, fragte Daphne beinahe entsetzt. Pansy hatte es so beiläufig erzählt, als würde sie über ihre Hausaufgaben reden. „Es war ein Experiment unter Kindern. Nun ist es ein Zeitvertreib“, nur dass sie immer nur mit dem selben geschlafen und nicht wie Blaise immer neue Experimente startete. Daphne schwieg. Sie versuchte die Worte zu fassen, zu begreifen, aber es gelang ihr nicht. Pansy sah ins Feuer und versuchte einen Weg zu finden, wie sie Daphne Blaises kompliziertes Gefühlsleben erklären konnte, ohne ihn zu verraten. Sie hatte begriffen, das es für Daphne wenig gab das intimer war und mehr Vertrauen brauchte als Sex. Nur war Blaises Logik genau andersherum. Milli staunte nicht schlecht, als sie den düsteren, kalten ungeschmückten Gemeinschaftsraum betrat. sie da. Pansy und Daphne saßen einträchtig schweigend vor dem Kamin, auch wenn Daphnes Erscheinung etwas, nun ja, ausgefallen war. Sie schüttelte den Kopf, aber wollte die nachdenklich Stimmung, die über dem gesamten Raum lag nicht stören. Leise ging sie an den beiden vorbei und wollte gerade die erste Stufe runter in die Schlafsäle gehen, als sie Pansy hörte: „Milli, na endlich! Ich dachte, ich müsste die ganze Nacht auf dich warten.“ Milli lächelte unbestimmt auf die Aussage, und beobachtete wie Pansy ihr fürsorglich die rote Sommerwolldecke über die Schultern legte. „Glaub mir, er liebt dich wirklich, Daphne“, der Name fühlte sich seltsam auf Pansys Lippen an, „aber ihm sind … andere Dinge wichtig“. Pansy stand auf und nahm Milli an die Hand. Schon als sie runtergingen, hörte man, dass Pansy Milli irgendetwas erzählte und sie wusste Milli hörte aufmerksam zu. Daphne blieb alleine hier sitzen, verwirrt über Pansys Satz und unendlich einsam. Nur eines wusste sie sicher: Pansy war schon wieder einen Schritt voraus. Sie hatte keine beste Freundin. Anmerkung: Dieser OS steht in Verbindung mit seinem Vorgaenger, kann aber auch einzelnd gelesen werden. Ich habe lange ueberlegt, ob er besser da rein passt oder alleine stehen soll. Letztenendes habe ich mich fuer das alleine stehen entschieden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)