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It starts with a game...

Wer eine Wette verliert, muss mit den Folgen leben...
von

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Prolog

Yahoooo~~
 

Die Idee zu dieser Fanfic ist mir irgendwann mal gekommen und ich weiss auch nicht mehr wieso...jedenfalls fand ich sie gut, deshalb ja das Uploaden, ne? ;)

Ich wünsche euch viel Spss beim Lesen und hoffe darauf, eine sinnvolle Idee gehabt zu haben.

LG TSC
 

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It starts with a game....
 

Prolog
 

Als hätte er Hummeln im Arsch, tigerte Shou durch die viel zu kleine Garage. Aoi und ich sassen auf dem alten Sofa in der Ecke und schaute ihm belustigt dabei zu. „Jetzt komm mal wieder runter, kleiner. Ihnen wird schon nichts passiert sein“, versuchte mein bester Freund den blonden Wirbelwind zu beruhigen, erreichte aber eher das Gegenteil.
 

„Du kennst doch Kai, er kommt nie zu spät“, gab dieser von sich. Vor einer Stunde hatte unsere Probe begonnen und unser Drummer und sein Divenhündchen liessen noch immer auf sich warten.

„Zerbrich dir nicht den Kopf, Süsser, Kai und Tora sind bestimmt bald da.“

Wie auf Kommando ging das Garagentor auf und der Strahlemann streckte uns grinsend wie immer eine Tüte entgegen, in der sich auf Grund des klappernden Geräusches schätzungsweise Bierflaschen befanden. Neben ihm stand ein ziemlich angepisster Tora, der seine Fingernägel begutachtete. Sofort begann Shou, die beiden zusammen zu stauchen, was mich persönlich ziemlich amüsierte. Während seiner Schimpferei nahm die Gesichtsfarbe des blonden einen starken Rotton an und ich unterbrach ihn, ehe sein Kopf noch explodierte. „Shou, Klappe. Je länger du meckerst, desto weniger Zeit haben wir um zu proben.“
 

„Da muss ich dem Nasentanga ausnahmsweise mal recht geben“, pflichtete mir Tora bei. Ich ignorierte unsere kleine Tussi und nach fünf Minuten konnten wir auch endlich anfangen zu proben. Ich schwang mich hinter meinen Bass und legte los. Leider wollte Gott oder welcher Schweinehund auch immer sein Unwesen da oben treibt uns nicht spielen hören, denn keine zwanzig Sekunden später wurde die Tür aufgerissen, die in unsere Küche führte und meine Mutter wedelte mit dem Kochlöffel hin und her.
 

Schnaubend legte Shou das Mikro weg.

„Mum, was willst du?“, fragte ich sichtlich angepisst, in der Hoffnung, sie würde so schneller verschwinden. Natürlich Schwachsinn. „Wie oft hab ich euch schon gesagt, ihr sollt nach achtzehn Uhr nicht mehr spielen?“
 

„Tschuldigung, Suzuki-san“, sagten meine Freunde im Chor. Ehe sie verschwand, drehte sie sich nochmal um. „Akira, beeil dich, es gibt bald Abendessen.“ Damit verschwand sie. Zum Glück.

Die Jungs fingen an, ihre Instrumente wieder zu versorgen. „Ehrlich, man, wir brauchen einen anständigen Proberaum. So geht das nicht weiter!“, sprach Aoi aus, was wir alle dachten. „Ich habe gehört, der Vater von dem kleinen Takanori hat eine Plattenfirma. Wie wär‘s, Akira, willst du nicht mal mit ihm in die Kiste steigen. Vielleicht kann er uns so einen Raum besorgen“, witzelte Kai. Ich fand das allerdings alles andere als komisch. „Das ist widerlich. Und wieso gerade ich?“

„Weil du im Gegensatz zu uns keinen Freund hast“, begründete Tora.
 

Ein Räuspern seitens Kai. „Sorry, Freund oder Freundin“, korrigierte das Divenhündchen.

„Ist das nicht dein Schätzchen, da?“, fragte Aoi um somit das Thema zu wechseln. Dankend warf ich ihm einen Blick zu, welchen er nur lächelnd erwiderte. Ja, Aoi weiss eben, wie ich ticke.
 

Am nächsten Morgen verpennte ich wie immer und kam somit zu spät in die Klasse. „Ach, der wehrte Herr Suzuki beteiligt sich auch einmal am Unterricht.“ Zu müde um ihm Beachtung zu schenken ging ich gelangweilt an unserem Lehrer vorbei und setzte mich in die hintersten Reihe auf meinen freien Platz. „Währen Sie wenigstens so freundlich, Ihre Musik auszuschalten, nicht jeder hier teilt Ihren Musikgeschmack.“ Ihn weiterhin ignorierend schaltete ich die Musik aus und legte mir die Kopfhörer um den Hals. Ich spürte die eindeutigen Blicke der anderen auf mir, aber die waren mir genauso egal wie das Gelaber unseres Mathelehrers.
 

Die Stunden verstrichen viel zu langsam. In der Pause wartete bereits Aoi vor meinem Klassenzimmer. Wie immer war ich abgesehen von dem Streber Takanori der Letzte, der auf den Gang trat. „Wieder verschlafen?“, fragte mein bester Freund mich auf dem Weg ins Freie. Ich gab nur ein Brummen von mir, worauf er allwissend nickte.
 

Um acht trafen wir uns bei der Grinsebacke. Ehrlich gesagt hatte ich absolut keine Lust darauf, meinen Abend bei unserem Drummer zu verbringen, aber meine Auswahl war nicht besonders gross und wenn ich zwischen meiner Mutter und den vier Verrückten wählen konnte, entschied ich mich auf jeden Fall für letzteres.
 

„Machst du auch mit, Akira?“, riss Shou mich aus meinen Gedanken. „Hm? Ja, ja.“

„Na dann.“ Tora stand auf, holte irgendwas aus seiner Jacke und setzte sich wieder in die Runde. Bei genauerem Betrachten konnte ich erkennen, dass es sich um einen Satz UNO handelte.

Darauf hatte ich nun komplett kein Bock. Trotzdem blieb ich ruhig.

„Also wäre das geklärt. Legen wir los.“ Damit begann die Diva auszuteilen.
 

Wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Ahnung von solchen Kartenspielen. Trotzdem gab ich mein bestes. Nach der Hälfte des Spieles hielt ich inne. „Was muss der Verlierer eigentlich tun?“

„Na was wohl?“, grinste Aoi. Die anderen fingen an zu kichern wie alberne Mädchen. Sie wussten scheinbar, dass ich kein bisschen zugehört hatte.

„Der Verlierer“, begann Tora kichernd „muss Takanori dazu bringen, uns einen anständigen Proberaum zu verschaffen.
 

Wie bitte? Wollten die mich verarschen? Offensichtlich ja, sie wussten schliesslich, dass ich als einziger keine Ahnung von diesem Spiel hatte. „Hättest du mal besser aufgepasst, statt deinen Gedanken nachzuhängen“, gluckste Kai.

„Arschlöcher…alle samt!“, murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart. Nach der ersten Runde hatte Aoi gewonnen. Siegessicher legte er die Karten weg und trank genüsslich einen Schluck Bier.
 

Am Schluss blieben nur noch Shou und ich übrig. Mir stand der Schweiss sichtlich auf der Stirn. Ich hatte nicht die Bohne Bock drauf, diesen Matsumoto zu ficken. Klar, er sah nicht schlecht aus, aber diese Arroganz, die seine Augen ausstrahlten kotzten mich einfach nur an. Im Endeffekt- Ich konnte diesen Typen nicht leiden.
 

Ich sah zu Shou. Er hatte nur noch drei Karten. Genau wie ich. Eine blaue drei, ein rotes +2 und eine grüne vier. Die oberste auf dem Stapel war eine gelbe zwei. Ich musste also aufnehmen. Eine gelbe sechs. Ich legte sie hin. Shou sah mich an und grinste. Was hatte das zu bedeuten? War ich erledigt? Er legte. Ein gelbes +2. Ich legte mein rotes, worauf er noch ein gelbes drauf legte und grinsend „UNO“ sagte.
 

Verflucht. Ich zog. Sechs Karten. Ich hatte keine Chance mehr. Die rote fünf wanderte auf den Stapel. Shous Grinsen wurde breiter, ehe er die letzte Karte legte. Eine rote „Seitenwechsel“-Karte.
 

„Gewonnen.“
 

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Joa, das mal der Anfang. Hoffentlich hat es euch gefallen *_*

LG TSC

Just a stupid boy!!!!

1.Kapitel: Just a stupid boy!!!
 

Wie immer kam ich auch diesen Morgen zu spät zur Schule. Lässig betrat ich das Klassenzimmer. Mein Blick viel sofort auf den kleinen Streber in der vordersten Reihe. Matsumoto Takanori. Auch er schaute zu mir. Arrogant und gleichgültig. „Hast du ein Problem?“, fragte er schnippisch. „Nee, sollte ich?“, stellte ich eine coole Gegenfrage. Desinteressiert wand er seinen Blick ab und schaute auf sein Schulheft, welches „vorbildlich“, wie die Lehrer es immer nannten, auf seiner Bank lag. Mit einem leisen Schnauben lief ich an dem Zwerg vorbei zu meinem Platz und setzte die Kopfhörer auf.

Die meisten Lehrer sagten schon lange nichts mehr dagegen, wenn ich während dem Unterricht Musik hörte. Ich wäre ein hoffnungsloser Fall, so mein Klassenlehrer Hoshiku-san.

Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Takanori mir einen missbilligenden Blick zuwarf und ignorierte ihn gekonnt. Was hatte ich mir da bloss wieder eingebrockt?
 

In der Pause wollte ich mich wie immer zu meiner Gruppe stellen, aber Shou schüttelte bereits den Kopf, als ich angedackelt kam. „Du hast was zu erledigen.“ Er deutete auf Matsumoto, welcher in der hintersten Ecke des Pausenhofs stand, an einem Müsliriegel knabberte und im Sekundentakt auf die Uhr sah.
 

Seufzend schlurfte ich zu dem Zwerg hin. Zwei Meter vor ihm blieb ich stehen. Er sah mich an. „Was willst du?“, wollte er unfreundlich wissen.

„Ein Keks und du?“,stellte ich die Gegenfrage.

„Ich lach später“, gab er arrogant von sich und wendete sich von mir ab.

„Irgendwie habe ich das Gefühl, du bist nicht wahnsinnig gesprächig, kann das sein?“

„Blitzmerker“, lächelte er sarkastisch.

„Fahr die Krallen wieder ein, Kleiner, ich beisse nicht“, brummte ich. Was sollte das? Da war ich einmal in meinem Leben nett zu jemandem, der mir theoretisch scheiss egal war und der fuhr mich so zickig an. Was für ein Spacko.
 

Ohne auf eine Antwort zu warten, auf die ich sowieso gut verzichten konnte, lief ich wieder zu meiner Gruppe. „Und? Ist er deinem sexy Akira-Charme schon verfallen?“, fragte Tora grinsend.

Ich schnaubte. „Dieser Typ ist arrogant hoch zehn. Er hat kein Respekt und ist total zickig.“

„Dann seit ihr ja wie geschaffen für einander“, kicherte Kai.

„Vorsicht, Grinsebacke“, grummelte ich.
 

Als das Klingeln das Ende des heutigen Tages verkündete, liess ich mir extra viel Zeit um meine Schulsachen zu packen. Das Klassenzimmer war beinahe leer. Bis auf den Lehrer, Matsumoto und ich waren alle schon weg. „Na sowas, Suzuki. Du stürmst nicht sofort ins Freie? Was verschafft mir die Ehre?“ , fragte Hoshiku. Ich zuckte die Schultern. „Knast ist Knast. Ob Zuhause oder in der Schule, es kommt aufs gleiche an.“ Der Lehrer schüttelte den Kopf und wand sich dem Streberchen zu, welcher mit irgendwelchen Blättern vor seinem Pult stand.
 

„Akira, du könntest dir mal Nachhilfe von Takanori geben lassen, schaden würde es dir nicht.“ Ich sah zu den beiden, musterte Matsumoto und schüttelte dann den Kopf. „Danke, aber ich passe.“ Damit schnappte ich meine Tasche und verliess das Klassenzimmer. Arroganter Schnösel!
 

Kaum war ich zu Hause angekommen, meckerte meine Mum auch schon los. „Akira, wird auch mal Zeit, dass du da bist, du kannst mir helfen.“

Ohne anzuhalten ging ich die Treppe hoch. „Sorry, keine Zeit. Muss lernen.“
 

In meinem Zimmer schmiss ich die Schultasche galant durch den Raum in die hintere Ecke, stellte den Lautstärkenregler meiner Stereoanlage aufs Maximum und schmiss mich aufs Bett. Dass meine Clique mir gerne mal einen Streich spielten, wusste ich, aber dass sie mir so etwas aufbrummen war echt nicht fair. Warum zum Teufel machte ich diese Scheisse also mit? Ganz einfach- sie sind leider meine Freunde.
 

Am nächsten Morgen klingelte in aller Herrgottsfrühe mein Wecker. Ich hatte es tatsächlich geschafft, rechtzeitig aufzustehen und war sogar der erste im Klassenzimmer. Bis auf Matsumoto natürlich.

„Sag mal, pennst du hier oder gehst du auch ab und zu mal nach Hause?“

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, gab er schnippisch wie immer von sich.

„Hör mal zu, Kleiner.“ Ich baute mich vor dem Zwerg auf. „Ich habe dir nichts getan, also zick nicht ständig so rum. So macht man sich keine Freunde.“

„Wer sagt denn, dass ich Freunde will?“

Ich grunzte. „Der ach so tolle Takanori ist sich also zu fein um sich mit dem gemeinen Volk anzufreunden, oder wie? Sei mal nicht so arrogant, das bringt dich im Leben nicht weiter.“
 

Der blonde sah zu mir hoch. Unsere Gesichter waren nicht mehr als knappe zehn Zentimeter voneinander entfernt. Er schaute mich feindselig an.

„Hör mal gut zu, Mr. Ich-bin-super-heiss-und-ihr-seit-mir-alle-so-scheiss-egal. Ich habe dich nicht darum gebeten, mir Tipps zu geben »Wie wird man so beliebt wie Suzuki Akira?«. Lass mich gefälligst in Ruhe und versuche nicht, mir zu sagen, wie man es im Leben zu etwas bringt. Mit deiner Einstellung kommst du sicher auch nicht weit. Mach, was du für richtig hältst, aber misch dich nicht in mein Leben ein. Ich komme sehr gut alleine klar. Verstanden, Tanga-Fuzzi?“

„Leck mich, Arschloch“, brummte ich und wand mich ab.

„Danke, aber ich habe besseres zu tun.“
 

Allmählich füllte sich das Klassenzimmer und jeder, der rein kam, war erstaunt, mich schon so früh zu sehen.

Auch Hoshiku konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen. „Sieh an, sieh an, Suzuki, du schon hier? Vielleicht wird ja doch noch was aus dir.“

Ich ignorierte ihn. Alles Arschlöcher!
 

Die restlichen Tage vergingen ansonsten ziemlich ähnlich. Takanori zickte mich an, wenn ich mich mit ihm unterhalten wollte und die anderen machten sich darüber lustig. Am Freitag, dem letzten Tag vor den Ferien versuchte ich nochmal mein Glück. Oder Pech, je nach dem

, wie man‘s nimmt. Wie immer stand der Zwerg während der Pause in der hintersten Ecke des Schulhofes und knabberte an seinem Müsliriegel. Langsam ging ich auf ihn zu.
 

Er verdrehte die Augen.

„Hast du es zu deinem Lebensziel gemacht, mir auf den Sack zu gehen oder warum lässt du mich nicht endlich in Ruhe?“, fragte er, als er mich kommen sah.

„Ich bin mir sicher, du kennst genug Leute, die das für mich übernehmen“, gab ich grinsend von mir.

„Wie witzig“, brummte er und sah auf seine Uhr. „Ich geb dir zweitausend Yen, wenn du dich endlich von mir fern hältst.“

Arroganter Sack!

Statt ihn zu beleidigen, was ich für gewöhnlich getan hätte, setzte ich mein freundlichstes Lächeln auf und ging ein Schritt auf Takanori zu. „Da brauchst du aber schon ein bisschen mehr Geld um mich los zu werden.“

„Was soll das, willst du mich anbaggern?“

„Vielleicht.“

„Lass mal stecken, kein Interesse.“ Damit warf er die Verpackung des Müsliriegels in den Mülleimer und lief zum Schuleingang. „Tz, was für ein Arsch“, murmelte ich.
 

Die Ferien standen vor der Tür und ich hatte absolut keinen Plan, was ich in der ganzen Zeit mit mir anfangen sollte. Dieser Takanori-Pisser schaffte es tatsächlich, meinen miesen Tag noch mieser zu machen.

Als das Klingeln uns in die Freiheit liess, wollte ich nichts lieber, als dieses Angebot entgegen zu nehmen, aber wie immer machte mir das Leben einen Strich durch die Rechnung.

„Suzuki, könntest du noch einen Moment hier bleiben?“

Ich drehte mich zu Hoshiku um und hob galant die Augenbraue. Was wollte dieser Spasti nun wieder von mir?
 

„Klar, Sir, denn Sie wissen, ich tu nichts lieber, als meine Freizeit hier im Klassenzimmer zu verbringen.“

„Spar dir deine Sprüche. Deine Mutter hat mich gestern Abend versucht zu erreichen. Weisst du wieso?“

„Vielleicht weil sie herausgefunden hat, dass er noch gar nicht geflogen ist?“, gab Takanori von sich.

„Halt die Klappe, Zwerg, mit dir hat keiner gesprochen.“

„Jungs, benehmt euch, wir sind hier nicht im Kindergarten“, versuchte Hoshiku dazwischen zu gehen. Fehlanzeige.

„Offensichtlich ja schon, von der Grösse her, würdest du da jedenfalls besser hin passen.“

„Oh, reduzieren wir uns jetzt auf das Aussehen?“, fragte Takanori. „Dann will ich mal wissen, ist deine Fresse so hässlich, dass man sie nicht ansehen kann, oder warum trägst du ständig dieses Dingens da um deine Nase, als wärst du Bruce Lee in einem billigen Ninja-Streifen?“

„Halt den Mund, du kleiner Wichser!“

„Zwing mich dazu.“
 

„Jungs, ernsthaft, hört auf. Wenn ihr euch schon an die Gurgel springen wollt, tut das ausserhalb meines Klassenzimmers.“

„Nein danke, ich verpiss mich.“

Nun komplett scheisse gelaunt schnappte ich mir meine Sachen und machte einen Abflug.
 

Zuhause war es- wie ich mir bereits gedacht hatte- jedoch nicht besser. Meine Mutter meckerte wie üblich herum, dass ich so spät erst auftauchte und mein Vater, schrie darauf hin meine Mutter an, sie solle mich nicht wie ein Kleinkind behandeln und ihre Erziehungsmethoden seien angeblich komplett falsch.

Ich konnte ihm eigentlich nicht mal Unrecht geben, auch wenn er selber nicht besser war.
 

Da ich keinen Bock auf diese Scheisse hatte, verzog ich mich gleich wieder zu Aoi. Dieser hatte gerade Besuch von seinem Herzallerliebsten.

„Hey Uruha, lange nicht mehr gesehen“, gab ich zur Begrüssung von mir und liess mich dem braunhaarigen gegenüber auf das Sofa fallen.

„Akira, altes Haus, wem sagst du’s. Wie läuft‘s mit deinem Schätzchen, diesem Takanori?“

Ich verdrehte die Augen. Und Aoi sagte immer, er sei keine Tratsch-Tante! Von wegen!

„Ach komm mir bloss nicht mit dem . Dieser kleine Spacko meint sich etwas zu viel.“

„Kopf hoch, Süsser. Das wird schon, du ewige Jungfrau.“
 

Lächelnd klopfte mir Aois Freund auf die Schulter und machte sich schliesslich vom Acker. Er hätte angeblich noch etwas wichtiges zu erledigen. Na, mein Problem ist das nicht.

„Los, erzähl schon. Was bedrückt dich?“ Aoi stellte mir ein Bier vor die Nase und setzte sich neben mich.

Ich hob, wie des Öfteren in letzter Zeit, die Augenbraue.

„Spielst du jetzt den Seelenklempner oder wie muss ich das verstehen?“

„Nein danke, Rollenspielchen hatte ich heute Mittag schon mit Uru“, kicherte der schwarzhaarige.

„Bitte, erspar mir die Einzelheiten.“

„Bist du sicher?“ Lasziv leckte er sich über die Lippen und grinste sein übliches Aoi-Grinsen.

Idiot.

„Also, was gibt es, dass du mich aufgesucht hast?“

Ich unterdrückte ein Lachen.

„Du tust ja so, als seist du ein schwer auffindbarer Mafiaboss oder sowas.“

„Tja, wer weiss?“

Ich verdrehte die Augen, setzte das Bier an und nahm einen kräftigen Schluck.

„Meine Eltern streiten ununterbrochen. Ich halt‘s langsam echt nicht mehr aus.“

Aoi war in meinem Freundeskreis der einzige, der wusste, wie es bei mir zu Hause zu und her ging. Dass sie sich stritten, damit konnte ich ja leben, aber manchmal übertrieb es meine Mutter echt. Dann wurde sie zur Furie, warf alles, was sich in greifbarer Nähe befand, meinem Vater an den Kopf. Wie zum Beispiel unser Familienportrait, dass wir vor dreizehn Jahren hatten machen lassen. Mein Vater sagte dann, dass sie nicht für ihre Kinder da sei und so, wie es heute mal wieder der Fall gewesen war. Und sie konterte dann damit, dass er gar nie da sei, weder für uns noch für sonst jemanden. Na ja, Unrecht hatte keiner von beiden.

Mitleidend verzog mein bester Freund das Gesicht.

„Kann ich verstehen. Du weisst, wenn du mal Ruhe von denen brauchst, kannst du immer zu mir kommen.“

„Tu ich doch gerade.“

„Stimmt.“
 

Wieder zu Hause stritten sich meine Eltern immer noch. Ich verdrehte genervt die Augen und gesellte mich zu meiner Schwester ins Zimmer, die auf dem Bett sass und in die Kamera an ihrem Laptop lächelte. Vermutlich chattete sie mal wieder mit ihrem Freund. Verwundert sah sie auf, als ich rein kam.

„Aki-Chan, was führt dich zu mir?“

Yuki war drei Jahre älter als ich und die „reifere“ von uns beiden. Wir kamen ganz gut miteinander klar und sie hatte mich schon aus so mancher Scheisse raus gezogen.

„Das liebliche Geschrei unserer Alten, was denn sonst?“, lächelte ich.

„Nimm‘s nicht so schwer. Noch ein Jahr, dann bist du volljährig und kannst tun und lassen, was du willst.“

„Tu ich das nicht schon längst?“

„Da hast du auch wieder Recht.“ Sie klopfte neben sich aufs Bett und rutschte ein wenig zur Seite, damit ich unter die Decke huschen konnte.
 

„Dass du noch nicht ausgezogen bist, wundert mich eh“, griff ich das Thema wieder auf, nachdem wir eine Viertelstunde mit Hiroto, Yukis Freund, gecamt hatten.

„Du weisst doch, dass ich warte, bis Hiroto seinen Mietvertrag kündigt und wir zusammen ziehen können.“

„Ja, weiss ich. Du wirst mir fehlen. Wer rettet mich dann aus der Scheisse, die ich ab und an verzapfe?“

„Wie wär‘s, wenn du einfach mal damit aufhörst, Scheisse zu verzapfen?“

Ich grinste. „Unmöglich.“

Your Secret

2. Kapitel: Your Secret
 

Die zwei Wochen Ferien vergingen schneller als mir lieb war und ehe ich mich versah, klingelte am Montagmorgen schon wieder mein Wecker.

Um dem Geschrei, welches meine Eltern schon wieder, oder immer noch verzapften zu entgehen, kam ich vor allen anderen und erstaunlicherweise auch vor dieser Pissbirne namens Takanori im Klassenzimmer an.

Allerdings liess der Giftzwerg nicht lange auf sich warten.
 

„Und ich dachte, das Glück sei auf meiner Seite und du wärst in den Ferien verreckt“, begrüsste ich ihn mit meinem freundlichsten Lächeln.

„Tja, Pech gehabt“, war sein einziger Kommentar dazu.

Verwundert hob ich die Augenbraue.

„Keine miesen Sprüche?“

„Lass mich einfach in Ruhe, ja?“
 

Während dem Unterricht sah ich immer wieder zu Takanori. Irgendwie war er heute anders. Sollte ich das für meine Gunsten nutzen?

In der grossen Pause entschied ich mich für Ja!

„Hab ich dir nicht gesagt, du sollst mich in Ruhe lassen?“, fragte er, als ich noch knappe fünf Meter vor ihm stand.

„Warum sollte ich mir von jemandem wie dir etwas sagen lassen?“

„Stimmt, ich bin ja nur ein kleiner, mieser Schmarotzer, der keine Ahnung vom Leben hat.“

Meine Augenbraue wanderte, mal wieder, in die Höhe.

Selbsthass- war ja was ganz neues.
 

„Hey, Giftzwerg. Was’n los?“

„Ach, lass mich einfach.“

Irrte ich mich, oder hatte Matsumoto Takanori, DIE Zicke schlechthin, gerade geschluchzt?

Als er sich die Augen rieb und laut schniefte wusste ich, dass eindeutig etwas faul war. Wow, Akira, echt ein Blitzmerker!

„Takanori? Hey, was hast du?“

Ich versuchte meine Stimme so fürsorglich wie möglich klingen zu lassen und mimte einfach mal Aoi nach.

Scheinbar schien es was zu bringen, denn der Kleine sah mich teils ängstlich und teils verzweifelt an. Von der üblichen Arroganz war nichts mehr zu sehen. So kannte ich diesen Zwerg gar nicht.

„Was ist los?“, fragte ich nochmal nach.
 

„Nichts, es geht schon.“

„Sieht so etwas nach nichts aus? Ich sehe doch, dass du was hast. Also, sag.“

Aber der kleine schüttelte nur den Kopf.

„Na dann eben nicht. Wenn du es dir anders überlegst, du weisst ja wo ich bin“, murmelte ich und wollte verschwinden –solche Gefühlsduseleien waren für gewöhnlich ja echt nicht mein Ding- als Takanori mich am Hemd zurück zog.

„Kö…könntest du vielleicht hier bleiben?“

Das kam jetzt unerwartet.

„Ähm…klar.“
 

Ich blieb also neben Takanori stehen und wir schwiegen uns hauptsächlich an. Als ich mir schon völlig dämlich vor kam, hier so rum zu stehen und zu schweigen, machte der Kleine endlich mal den Mund auf.

Allerdings kam wieder etwas komplett unerwartetes.

„Schönes Wetter heute, oder?“

Ich grinste. „Du willst dich allen Ernstes mit mir über das Wetter unterhalten?“

Takanori zuckte die Schultern.

„Was besseres ist mir nicht eingefallen.“
 

Ich drehte mich zu ihm um, damit ich sein Gesicht sehen konnte. Die Augen waren etwas gerötet.

„Erzähl mir, warum du gerade geweint hast.“

Er schüttelte den Kopf.

„Komm schon.“

„Nein.“

„Takanori, bitte.“

„Warum willst du das wissen? Damit du es nachher jedem herum erzählen kannst? Darauf kann ich gut verzichten.“

Okay, offenbar hatte dieser Typ krasse Vertrauensprobleme.

„Man, ich werd’s schon keinem verraten, versprochen.“
 

Er sah sich etwas um und bemerkte, dass niemand uns hören konnte.

Dann atmete er tief ein.

„Meinetwegen. Aber wenn es jemand erfährt, bist du tot. Du bist nämlich der einzige, der davon erfährt.“

„Yay, ich fühl mich was besonderes“, witzelte ich.
 

„Also, mein Vater leitet, wie du vielleicht schon gehört hast, diese Plattenfirma. Er ist der Oberboss oder sowas in der Art. Und naja, deswegen ist er so gut wie nie da. Eigentlich hab ich mich damit abgefunden, ja es stört mich nicht mal, wenn da nicht meine Mutter wäre. Sie kommt überhaupt nicht damit klar, dass er seine Arbeit mehr liebt als sie und verbringt den Tag damit, zu saufen, zu weinen oder ihren Frust über meinen Vater an mir raus zu lassen.“
 

Er hob sein Shirt ein Stück weit an. Zum Vorschein kam ein ziemlich übler blauer Fleck, der sich von der linken Hüfte quer über den Bauch hoch streckte. Wie weit konnte ich nicht sehen, da er das T-Shirt schnell wieder gerade rückte.

„Das ist zum Beispiel von Dienstag, als sie mich gegen das Bücherregal im Wohnzimmer gestossen hat.“
 

Er zog sein rechten Armstulpen runter und ich erblickte eine etwa zwölf Zentimeter lange Schnittwunde.

„Das ist von Freitag, als sie mit einer Whisky-Flasche nach mir geworfen hat.

Man kann sagen, dass ich mich auch daran schon gewohnt habe. Es gehört fast schon zu meinem Alltag dazu. Vater weiss davon nichts. Zum Glück. Aber das Schlimmste ist vorgestern Abend passiert. Seit langem hatte mein Vater endlich mal wieder einen freien Tag und wir wollten das geniessen. Meine Mutter war super drauf, überhaupt nicht betrunken und kochte für uns alle.

Aber dann hat mein Vater die ganzen Alkohol-Flaschen im Wandschrank in der Küche gefunden und meine Mutter zur Rede gestellt. Sie fingen an zu streiten. Ich glaube, ich habe Vater noch nie so wütend erlebt. Also wollte ich dazwischen gehen, damit die Situation nicht eskalierte. Dabei scheuerte mir meine Mutter eine und ich flog zu Boden. Mein Vater wurde noch wütender. Schrie Mutter an, was ihr einfiele, ihren eigenen Sohn zu schlagen. Ich wurde auf mein Zimmer geschickt und blieb auch dort, bis die Türe aufging und mein Vater sich zu mir setzte.

Er war so fürsorglich, wie ich es von ihm eigentlich nicht kenne.

Na ja, das änderte sich dann auch bald.“
 

Takanori hörte auf zu reden und wich meinem Blick aus. Ich dachte zuerst, er würde nur eine Pause machen, aber als er nicht weiter redete, hackte ich nach.

„Was ist passiert?“

Er schob seine blonden Haare zur Seite. „Das ist passiert.“

Ich schluckte hörbar. An seinem Hals zierte sich ein blau-rot verfärbter Knutschfleck.

„Hat er dich….?“

Der kleine nickte, sah auf seine Schuhe, dann zu mir und wieder auf die Schuhe. Ich folgte seinem Blick. Hmm, ja, schön waren diese Schuhe schon.

Trotzdem konnte ich sehen, wie ihm eine Träne über die Wange rollte.
 

Wortlos nahm ich den nun wieder weinenden in die Arme. Wie gesagt, dieses gefühlsduselige Zeugs war nicht so meine Stärke und ich wusste nicht, was ich darauf hätte antworten. Darum schien mir das am sinnvollsten.

Scheinbar war es auch gar nicht so falsch gewesen, denn Takanori klammerte sich fast schon verzweifelt an mich und zitterte am ganzen Körper.
 

Erst zögerlich und dann etwas fester strich ich ihm über den Rücken. Erst jetzt fiel mir auf, dass es schon längst zur nächsten Stunden geklingelt hatte. Oder auch schon zur übernächsten. Ich hatte keine Ahnung. Aber Takanori schien so hilflos und ich wollte im Moment keineswegs irgendeine Stimmung zerstören, weswegen mich die Tatsache, dass wir eine Stunde oder zwei verpassen würden, keineswegs interessierte.
 

Nach der Schule wartete Tora vor dem Klassenzimmer auf mich. Wir wollten mal wieder etwas Zeit gemeinsam verbringen und hatten beschlossen shoppen zu gehen.

Da Takanori sich irgendwann doch von mir gelöst hatte, gingen wir wieder ins Klassenzimmer. Der Lehrer war zuerst keineswegs begeistert, aber als Takanori sagte, dass er das goldene Armband seiner Mutter verloren hatte und ich ihm beim Suchen half, schien der Lehrer zufrieden zu sein.

In der kurzen Zwischenpause fragte ich den Kleinen, ob er am Nachmittag nicht auch mit in die Stadt wollte.

Nicht, weil ich seine Gesellschaft plötzlich genoss. Ich dachte nur, er könnte mal etwas Abwechslung und Spass gebrauchen.
 

Daher schlenderten wir nun zu dritt durch Tokyo. Ich musste zugeben, wenn dieser Giftzwerg mal seine Arroganz beiseite schob, war er echt noch ganz okay.

Und wir hatten ziemlich viel Spass.

Am Ende das Tages war ich noch so gütig und brachte Takanori sogar noch nach Hause, während Tora sich zu seinem Freund verzog.
 

„Dein Kumpel ist echt nett.“

„Hmm.“

Wir kamen ziemlich schnell vor Takanoris Haus an.

„Danke noch für das Shirt“, bedankte er sich.

„Kein Ding.“

„Wi..also willst du noch mit rein kommen?“

Ich hob die Augenbraue. „Möchtest du das wirklich?“

Der kleine grinste verlegen. „Eigentlich wollte ich nur freundlich sein.“

„Schon okay. Trotzdem danke.“

„Also dann, bis morgen. Vergiss nicht, wir schreiben eine Prüfung.“

„Ach echt? Hmm, das werde ich schon schaukeln. Bis dann.“
 

Ich sah noch, wie der Zwerg grinsend den Kopf schüttelte, als er auch schon in seinem Haus verschwand.

Auf dem Weg nach Hause stellte ich gedanklich meine momentane Situation klar. Eigentlich ging das ja leichter als gedacht. Nicht mehr lange und Takanori war mir sowas von verfallen. Auch wenn sein Vater schon ziemlich krass drauf war. Irgendwo tat es mir auch leid, für den kleinen Giftzwerg. Denn eigentlich war er ja gar nicht so übel. Trotzdem musste ich mich auf mein eigentliches Ziel konzentrieren- den Proberaum!
 

Als ich unser Haus betrat, flog ca. zwei Zentimeter neben meinem Kopf ein Glas vorbei und knallte gegen die Wand neben der Türe.

„Hallo Mum. Ich freu mich auch, dich zu sehen.“

„Wo warst du so lange und wo ist deine Schwester?“

„Normale Eltern wären besorgt und würden nicht mit Geschirr nach ihren Kindern werfen“, gab ich brummend von mir. „Ich war zwei Kumpels shoppen und Yuki ist bei Hiroto.“

„Wieso hat sie denn nicht wenigstens Bescheid gegeben?“, wollte mein Vater, welcher nun im Flur erschien, wissen.

„Ich kann es ihr nicht verübeln“, murrte ich und ging gleich vor dem nächsten Glas in Deckung. Scheinbar war meine Mutter heute mal wieder ganz krass drauf. Na ja, beschweren konnte ich ja nicht. Immerhin hatte es mich nicht ganz so schlecht getroffen wie Takanori.
 

„Wo willst du hin?“, fragte Mum, als ich mich zur Treppe begab. „Wohin wohl, natürlich in mein Zimmer. Ich weiss nicht wie du das siehst, aber ich werde nicht gerne mit Gläsern beworfen. Auch wenn ich an diesem Glas da“, ich deutete auf den Scherbenhaufen im Flur „ziemlich gehangen habe.“

„Akira, bleib stehen!“

„Schrei ihn nicht so an, kein Wunder, dass er abhaut, wenn du hier so herum meckerst!“

„Was weisst du denn schon? Ich bin eine gute Mutter!“

Jaaa garantiert, Mum. Und ich bin der Prinz von Bel Air.

Ohne auf meine sich gegenseitig ankeifenden Eltern zu achten, warf ich die Türe hinter mir zu und schwang mich aufs Bett. Dann griff ich nach meinem Handy und tippte Aois Nummer ein.

„Was gibt’s, Schätzchen?“, meldete er sich nach dem ersten Tuten.

„Wir machen gute Fortschritte.“

„Erzähl!“
 

Also erzählte ich ihm, was heute passiert war. Takanoris Familiengeschichte liess ich natürlich aus. Auch wenn mir dieser Giftgnom nicht wirklich am Herzen lag, so fand ich doch, dass seine Probleme niemanden etwas angingen. Und dass Matsumoto Nakatsu ein riesen Arsch war, der seinen Sohn vergewaltigte, musste auch nicht jeder wissen.
 

Ich telefonierte mit Aoi bis tief in die Nacht. Ich mochte es ehrlich gesagt, wenn er sich Zeit für mich nahm. Seit Uruha sein Freund war, kam das ja nicht mehr allzu oft vor. Nicht, dass ich etwas gegen Uru hatte. Er war wirklich nett. Und trotzdem vermisste ich ab und an meinen besten Freund von früher, mit dem ich über jeden Scheiss reden konnte. Ich bin ja auch nur ein Mensch mit Gefühlen. Auch wenn die nicht immer zu sehen sind.
 

Um zwei Uhr morgens legte ich das Handy zur Seite. Und um drei Uhr dreissig war ich noch immer wach und konnte nicht schlafen. Irgendwie wollte mir das, was Takanori erzählt hatte nicht mehr aus dem Kopf gehen. Konnte es wirklich sein, dass ein Mensch so kaltblütig war und seinen eigenen Sohn sexuell missbraucht?
 

Wie schon erwähnt, ich hatte nicht viel für den kleinen Zwerg übrig, aber das wünschte ich nicht mal meinem schlimmsten Feind. Ich wusste nicht wie es war, in den Arsch gefickt zu werden, aber wenn ich nach dem ging, was meine Freunde so darüber erzählten, war es ziemlich schmerzhaft. Zumindest am Anfang. Wie schlimm war es dann wohl, unfreiwillig genommen zu werden? Ich wollte es mir gar nicht ausmalen.
 

Um ehrlich zu sein hatte ich auch ein wenig Angst um Takanori. Er war schliesslich ziemlich klein und wirkliche Muskeln hatte er auch nicht. Diese Familie musste ihn doch komplett fertig machen! Aber nun gut, was konnte ich schon dagegen tun?- Genau, rein gar nichts!

Please, help me!

3. Kapitel: Please, help me!
 

Kaum war ich eingeschlafen, klingelte mich mein Wecker auch schon wieder aus den Federn. Noch halb am Schlafen ging ich meinen üblichen morgendlichen Waschgang durch .

Nach vierzig Minuten stand ich gehfertig in der Küche und trank das Gesöff, das sich Kaffe nannte.

Yuki war noch immer bei Hiroto, Mum am schlafen und Dad bereits bei der Arbeit. Mich konnte also niemand nerven.

Leider hatte ich mich zu früh gefreut, da genau in diesem Augenblick die Schlafzimmertüre aufging und meine Mutter heraus schlurfte.

„Du noch da?“, fragte sie etwas erstaunt.

„Keine Sorge, ich verzieh mich gleich.“ Damit stellte ich die Tasse neben der Spüle hin und machte einen Abflug.
 

Im Klassenzimmer erwartete ich, Takanori vorzufinden, aber niemand war da.

Auch nach dem zweiten Klingeln, als sich alle hinsetzen und der Lehrer seinen Müll vor sich hin laberte, dem sowieso niemand zuhörte, blieb der Stuhl des Zwergs leer.

Als er die darauffolgenden drei Tage ebenfalls nicht in der Schule erschien, machte ich mir langsam Sorgen. Takanori versäumte nie den Unterricht. War vielleicht bei ihm zu Hause etwas geschehen?

Am Samstagnachmittag beschloss ich, den kleinen besuchen zu gehen. Ich packte die Hausaufgaben, die Takanori verpasst hatte, und einen Müsliriegel in meine Schultasche, ehe ich mich auf den Weg machte.
 

„Wohin gehst du?“, fragte meine Mutter, als ich im Hausflur stand.

„Zu Takanori, wir lernen.“

„Wer ist dieser Takanori und warum kommt er nicht hier her?“

Ich verdrehte die Augen. Warum musste sich der Mutterinstinkt meiner Mum immer genau im falschen Augenblick einschalten?

„Er ist der Beste aus meiner Klasse. Ich bekomme Nachhilfe von ihm“, log ich. „Und dass er nicht hier her kommt ist ja wohl klar bei dem Geschrei, das ihr veranstaltet.“

„Wird nicht frech, Akira. Aber es ist nett, dass er dir etwas Nachhilfe gibt. Bring ihm doch von dem Kuchen mit, den wir von Oma bekommen haben.“ Sie drehte sich um und wollte in der Küche den Kuchen holen. Diesen Moment nutzte ich, um die Fliege zu machen.
 

Vor Takanoris Haus blieb ich stehen, sah skeptisch hoch in den ersten Stock. Nirgends brannte Licht. War die Familie vielleicht gar nicht da?

Unsinn, er war ja krank, da musste er doch zu Hause sein. Oder?

„Vielleicht wirst du es heraus finden, wenn du endlich geklingelt hast“, sagte ich sarkastisch zu mir selber und drückte schliesslich auf die Klingel. Nichts rührte sich.

Vermutlich war wirklich niemand da.
 

Gerade wollte ich gehen, als die Türe aufgeschoben wurde. Eine Frau, schätzungsweise Mitte vierzig, stand mir gegenüber. In der linken Hand hielt sie eine brennende Zigarette, in der rechten eine hableere Flasche Southern Comfort.

„Wer bist du?“, fragte sie unfreundlich.

„Akira. Suzuki Akira, M’am. Ich bin ein Schulkamerad von Takanori und möchte ihm die Hausaufgaben bringen. Dürfte ich vielleicht rein kommen?“

Die Frau, vermutlich Takanoris Mutter, musterte mich von oben bis unten.

Dann lächelte sie. „Du kannst mir ruhig die Aufgaben geben, ich werde sie ihm überreichen.“

„Nein, entschuldigen Sie, aber ich muss sie ihm persönlich geben und noch einiges erklären“, log ich.

Ich wollte Takanori auf jeden Fall persönlich sehen, um mich zu vergewissern, wie es ihm ging.

Ihr Lächeln schwand sofort. Sie durchbohrte mich mit einem Blick, als wollte sie mich damit erdolchen.
 

„Du kannst es doch auch mir erklären, ich kann es mir aufschreiben und ihm dann geben.“

Innerlich verdrehte ich die Augen. Die hat vielleicht Nerven.

Ich legte mein freundlichstes Lächeln auf. „Warum so umständlich? Lassen Sie mich doch einfach kurz zu ihm. Ich werde natürlich höchst vorsichtig sein, um seinen Zustand nicht zu verschlechtern.“

So leicht liess ich mich sicher nicht abwimmeln.

„Meinetwegen. Dich wird man ja offensichtlich nicht los. Geh hoch. Aber es geht ihm wirklich nicht gut. Er hatte vor kurzem einen Unfall. Diese Scheibe fiel urplötzlich auf ihn drauf. Mein armer kleiner Junge.“ Die Frau schüttelte den Kopf. Ich konnte meilenweit riechen, dass sie diese Geschichte erfunden hatte, liess mir aber nichts anmerken.

„Keine Sorge, ich werde mich zurück halten und ihn mit äusserster Sorgfalt behandeln. Vielen Dank.“

Ich verbeugte mich kurz und folgte schliesslich ihrer Beschreibung zu Takanoris Zimmer.
 

„Herein“, krächzte dieser, nachdem ich sachte geklopft hatte.

Verdutzt sah er mich an, als ich rein kam. „Was machst du denn hier?“, fragte er.

„Ich bringe dir die Hausaufgaben und wollte nachfragen, wie es dir geht.“

Der blonde sah wirklich ziemlich mies aus.

Trotz des Make-ups in seinem Gesicht konnte ich die blaue Verfärbung auf seiner rechten Wange sehen. Die Arme waren voll von Kratzern und Blutergüssen. Ausserdem war er total abgemagert.

„Was denkst du wohl, wie es mir geht?“, lächelte er bitter.
 

Ich verbrachte den ganzen Nachmittag bei Takanori, verarztete seine Arme und erklärte ihm die Hausaufgaben. Wer hätte gedacht, dass ich, der faulste Schüler der ganzen Stadt, Matsumoto Takanori eines Tages den Schulstoff erklären würde? Welch eine Ironie.
 

Um vier Uhr ging es ihm schon wesentlich besser. Den Müsliriegel hatte er mit Freude entgegen genommen. „Oh Gott, du glaubst nicht, wie ich am verhungern bin! Seit Tagen konnte ich nichts mehr essen, weil mein Kiefer bei jeder Bewegung weh getan hat“, war sein Kommentar dazu.
 

Urplötzlich verkrampfte sich sein kompletter Körper und er wurde kreidebleich.

„Hey, was hast du denn?“, fragte ich besorgt.

„Me…Mein Vater. Er ist gerade nach Hause gekommen.“
 

Etwas unschlüssig stand ich in da und wusste nicht so recht, was ich nun tun sollte. Wollte er, dass ich gehe? Oder bleibe? Oder mich in Luft auflöse???!!

„Ich…ich komm gleich wieder. Bleib einfach hier und tu….tu einfach gar nichts“, stotterte der Kleine. Besorgt sah ich ihm hinterher, als er die Türe öffnete und runter zum Eingangsbereich ging.
 

Nun gut, wenn Takanori Besuch hatte, würden die Eltern kaum etwas tun, oder? Oder???

Ich musste zugeben, dass ich leicht panisch wurde. Sollte ich nicht vielleicht der Polizei anrufen? So ein Unsinn! Was sollte ich ihnen denn bitte schön sagen?

Erst jetzt fiel mir auf, dass ich Takanori wohl doch mehr mochte, als ich zugeben wollte.

Also nicht im Sinne von schwul sein, sondern im Sinne von mögen…halt als Kumpel. Ihr versteht, oder?
 

Lange Zeit war es recht ruhig im Haus. Kein Geschrei oder sonst irgendwas. Das war doch schon mal ein gutes Zeichen. Dann plötzlich ging die Türe auf und Takanori kam wieder herein.

„Es tut mir leid, aber du musst gehen. Meine Eltern wollen mit mir in ein Restaurant essen gehen. Papa hat gesagt, es gibt was zu feiern. Sorry.“

„Schon gut. Versteh ich.“

Ich packte meine Sachen zusammen und Takanori brachte mich noch vor die Haustür.

„Das klingt jetzt vielleicht bescheuert, aber könnte ich vielleicht deine Handynummer haben? Falls etwas passiert oder so. Nur zur Sicherheit.“

Ich sah, wie der kleine verlegen auf seine Schuhe sah und etwas rot um die Nase herum wurde. Na bitte, so gefiel er mir doch viel besser als dieser arrogante Schnösel, den er in der Schule immer zu sein schien.

„Natürlich.“

Ich schrieb dem Zwerg die Nummer auf die Hand und verabschiedete mich.
 

Zu Hause war keiner da.

Auf dem Küchentisch lag ein Zettel und daneben etwas Geld.
 

Dein Vater und ich sind zu deiner Tante nach Osaka gefahren. Wir kommen morgen Mittag wieder zurück. Das Geld auf dem Tisch ist für dich und Yuki.
 

Ich zerknüllte den Zettel und warf ihn weg. Kein „Pass auf dich auf“ oder „Hab dich lieb“. Rein gar nichts, was darauf hinwies, dass ich meiner Mum vielleicht doch nicht total egal war.

Seufzend schnappte ich mir die dreitausend Yen –Yuki würde sowieso die Nacht wieder bei Hiroto verbringen- und machte mich auf den Weg zu Aoi. Auf halber Strecke trudelte eine SMS ein.
 

„Ich rate dir, dich von Takanori fern zu halten. Misch dich nicht in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen!“
 

Ich sah auf die Nummer. Unterdrückt. Genervt löschte ich die Nachricht. Das war sicher nur ein Spinner, der sich einen Scherz erlaubte. Als ob ich so leicht einzuschüchtern wäre. Schwachsinnig!

Vor Schreck zuckte ich zusammen, als das Handy nochmal klingelte. Diesmal war es ein Anruf von Aoi.

„Schwing deinen sexy Arsch hierher, wir starten eine kleine Party. Uru, die Band und ihre Mitbringsel-Freunde sind da.“

„Ich war gerade auf dem Weg zu dir“, grinste ich. „Soll ich was mitbringen?“

„Hmmm, dich? Und falls du Lust hast noch deinen kleinen Freund, dieser Takanori.“

„Er ist in einem Restaurant mit seiner Familie und hat keine Zeit. Und ganz sicher ist er nicht mein Freund!“

„Ja ja“, gluckste mein bester Freund schon leicht angeheitert. „Dann bis gleich.“
 

Kaum hatte ich aufgelegt, klingelte das Handy erneut los. Was war denn das für ein Klingelterror heute?

„Ja?“

Takanori war am anderen Ende der Leitung. Und er klang verheult.

„Ka…kannst du mich in Shibuya bei der U-Bahn abholen, bitte? Es ist dringend.“

Sofort klingelten in mir alle Alarmglocken.

„Beweg dich nicht, ich bin sofort da!“
 

Knappe zehn Minuten später stürmte ich aus der U-Bahn. Ich blickte suchend umher und fand den kleinen auf einer Bank sitzend vor. Er hatte komplett verheulte Augen und zog an einer Zigarette.

„Takanori!“

Ich sah, wie der blonde zusammenzuckte. Dann schaute er auf, erkannte mich in der Menschenmenge und kam auch sogleich auf mich zugelaufen.

„Takanori, meine Güte, was ist denn passiert?!“, fragte ich leicht panisch.

„Können wir zuerst von hier weg gehen?“

„Natürlich.“
 

Wir verliessen die U-Bahn Station und gingen in den Yoyogi-Park. Schnell schrieb ich Aoi eine SMS, dass ich wohl erst etwas später und doch mit Takanori auftauchen würde. Als Antwort bekam ich ein fettes Smiley. Daneben stand:
 

„Kein Stress. Amüsier dich!“
 

Er hatte mich wohl nicht richtig verstanden, aber das war mir auch egal. Takanori war jetzt wichtiger.

„Erzähl. Was ist geschehen?“

Der Kleine spickte den Filter der Zigarette weg und zündete sich gleich eine neue an. Dann hielt er mir die Schachtel hin. „Auch eine?“

Ich fischte eine aus der Packung, liess sie mir von Takanori anzünden, ehe wir etwas umher liefen und er mir berichtete, was passiert war.
 

Seine Mutter hatte offensichtlich mal wieder zu viel getrunken und sich völlig daneben benommen. Daraufhin hat der Kellner sie aus dem Restaurant geworfen und sein Vater war ausgerastet. Er schlug der Mutter eine Ohrfeige und warf ihr an den Kopf, dass sie eine billige Schlampe war und nur an den Alkohol dachte. Irgendwie schien das Ganze auszuarten. Am Ende hatte Takanoris Vater jedenfalls seine Frau so verprügelt, dass sie bewusstlos wurde. Er rief keinen Krankenwagen an und unternahm auch sonst nichts. Er liess sie einfach auf dem Boden liegen, packte seinen Sohn an der Hand und lief nach Hause.

Takanori wollte seiner Mutter helfen und sie ins Krankenhaus bringen. Da tickte sein Vater aus, holte Takanoris Nietengürtel und schlug ihm damit auf den Rücken.
 

Während er erzählte, fing der Kleine an, unglaublich zu zittern und ihm liefen erneut Tränen über das Gesicht.

„Zeig mir bitte deinen Rücken“, verlangte ich als erstes.

Langsam drehte er sich um. Ich hob den Pullover ein Stück weit nach oben, worauf er sogleich scharf die Luft einsog.

Die Haut war komplett gerötet und einige Stellen waren aufgerissen, wegen den Nieten. Ausserdem verlief eine getrocknete Blutspur quer über den Rücken.
 

Ich drehte den blonden wieder mit dem Gesicht zu mir, nahm ihn in die Arme und strich ihm über den Kopf. „Warum erstattest du nicht endlich Anzeige gegen dieses Schwein?“

„Ich..ich kann doch nicht. Er ist schliesslich mein V-Vater“, schluchzte er.

„Kleiner, das tut hier überhaupt nichts zur Sache. Wer jemanden so mies behandelt, muss weggesperrt werden. Und nur weil er dich gezeugt hat, heisst das nicht, dass er sich auch um dich gekümmert hat, wie ein Vater das tun sollte.“

Takanori zuckte die Schultern. „Trotzdem. Was passiert denn, wenn er nur eine Geldstrafe zahlen muss? Dann schlägt er mich weiter, bis ich verrecke! Oder er vergewaltigt mich wieder und wieder. Ich will das nicht nochmal erleben, Akira!“
 

Da wir nicht ewig in diesem Park bleiben konnten und ich Takanori unter keinen Umständen nach Hause gehen lassen wollte, brachte ich ihn erst mal zu mir.

Diese Wunde musste schliesslich verarztet werden. Ausserdem hatte ich vor, den kleinen ein wenig abzulenken und mit zu Aoi zu nehmen. Das würde ihm sicherlich gut tun und ihn auf andere Gedanken bringen. Hoffte ich zumindest.
 

Ich öffnete die Haustüre und liess den blonden rein. Das erste was er sah, waren die Scherben von dem zerbrochenen Glas. Offenbar hatte sie keiner bisher weg gewischt. Na toll, echt ein geiler erster Eindruck von unserer Familie!

„Was ist denn da passiert?“

„Da hing in Bild an der Wand und es ist runter gefallen“, log ich schnell. Ich wollte ihm nicht noch mehr Kummer bereiten als er eh schon hatte. Wer weiss, vielleicht fühlte er sich sonst noch schuldig, weil er mich mit seinen Problemen „belastet“, obwohl ich selber welche habe. Das wollte ich nicht. Immerhin ging es bei mir ja nicht so schlimm zu und her wie bei ihm. Ich wehrte mich gegen meine Eltern. Er nicht. Und genau das war der Fehler.
 

Eine halbe Stunde später machten wir uns auf den Weg zu Aoi. Ich konnte förmlich spüren, wie unwohl Takanori dabei war. Er kannte meine Clique ja nur vom Schulhof her und hatte bis auf ein paar Beleidigungen kein Wort mit ihnen gewechselt. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um mit denen zu feiern.

Trotzdem war ich mir sicher, dass er sich schnell wieder beruhigen würde, wenn er sah, wie nett die alle waren. Na ja, bis auf Tora vielleicht. Der konnte ab und an schon ganz schön zickig sein. Aber wenn man ihn näher kannte, war er schon nett.
 

Vor dem Haus meines besten Freundes blieben wir stehen.

Ich klingelte Sturm, wie das bei mir und Aoi üblich war. So wussten wir immer, dass der andere an der Tür stand.

Flötend öffnete er uns. „Guten Abend, die verehrten Herren. Das beste kommt wie üblich am Schluss, nicht? Kommt rein.“

Takanori sah irritiert zu mir und hob die Augenbraue.

„So ist er immer drauf“, erklärte ich.

Wir betraten das Haus und ich wurde sogleich von allen begrüsst. Währenddessen stand Takanori etwas unbeholfen daneben und wusste nicht so recht, was tun.

Uruha war der Erste, der auch ihn begrüsste. „Du musst also der weltberühmte Takanori sein. Aoi hat mir schon einige Male von dir erzählt. Ich bin Uruha, sein Freund.“

„Hallo.“
 

Nach und nach fingen auch die anderen an, sich mit meinem Gast zu unterhalten. Nao, der Freund von Shou, war sofort hin und weg von Takanori und quasselte non Stopp auf den armen ein.

Amüsiert sah ich dem Zwerg zu, wie er versuchte, dem Gequatsche von Nao zu folgen, aber es irgendwie nicht hinbekam. Kein Wunder, wenn Shous Freund mal angefangen hatte zu reden, war er nicht mehr aufzuhalten.
 

„Und das sind Kai und seine Freundin, Viktoria“, stellte ich Takanori noch die letzten vor.

„Viki, freut mich, dich kennen zu lernen.“

Kai grinste sein übliches Kai-Grinsen. Ich wusste, was er jetzt dachte. „Nicht mehr lange und wir haben den Proberaum! Akira hat ihn bald soweit.“
 

Ich verzog den Mund zu einer Grimasse. Mann

The Party

4. Kapitel: The Party
 

Ich war wirklich froh, als ich sah, dass Takanori sich mit den anderen angefreundet hat. Gerade sprach er angeregt mit Saga, Toras Freund, über das japanische Schulsystem. Es gab Themen, die weitaus interessanter wären, aber na ja…
 

Währenddessen sprang Aoi hin und her, füllte jedem das Glas auf, auch wenn es noch nicht mal leer war und vernachlässigte dabei seinen armen Freund, welcher sich gerade frustriert neben mich setzte. „Hey Kleiner. Alles fit?“

„Klar, bei dir?“, fragte ich und nippte an der zweiten Bierflasche des heutigen Abends.

„Hmm, geht so. Aoi nimmt sich gar keine Zeit für mich.“

„Ist der kleine Takashima Kouyou etwa eifersüchtig?“, witzelte ich.

„ Ha ha. Aber anderes Thema, wie läuft’s mit dir und diesem Takanori? Er sieht nicht schlecht aus.“

„Hmm, kann sein. Er ist gar nicht so übel wie ich dachte. Echt ein netter Kerl.“

„Oh oh. Ich weiss, wohin das führt“, meinte er besorgt.

„Hä? Alter, wovon redest du?“

„Ich weiss, dass er klein und süss ist, aber, Alter, verlieb dich bloss nicht in den Zwerg. Echt jetzt, Akira, das wird nicht gut ausgehen.“ Zur Bekräftigung schüttelte Uru heftig den Kopf. Was redete der denn für ne Schiesse? Als ob ich mich in Takanori verlieben würde, bitte. Ich bin Suzuki Akira, ich verliebe mich nie!
 

„Quatsch, ich mag ihn als Kumpel, okay? So wie ich….Tora mag. Da sind keine solchen Gefühle dabei, wirklich. Ausserdem bin ich noch nicht mal schwul.“

„Wenn du das sagst, Kleiner.“ Damit stand der braunhaarige auf und machte sich auf die Suche nach seinem Freund. Ich seufzte resigniert und nippte weiter hin an meiner Bierflasche.

Keine fünf Sekunden später setzte sich der Giftgnom zu mir.

„Deine Freunde sind echt nett. Mit einigen kann man sich richtig gut unterhalten.“

Ich grinste. „Über das japanische Schulsystem?“

„Ja, wieso nicht? Ich interessiere mich eben für Bildung, na und? Abgesehen davon, was machst du hier so ganz alleine und verlassen?“

„Ich bin nicht verlassen, mein bester Freund ist doch hier.“

„Och, bezeichnest du mich als deinen besten Freund? Das ist ja süss von dir, Aki.“

„Ich habe eigentlich von meinem Bier gesprochen. Und nenn mich nicht Aki, ich bin kein Hund oder so.“

Zur Antwort verdrehte Takanori belustigt die Augen, nahm einen Schluck von seiner Cola – er konnte sich bisher als einziger von Aois Alkohol-Attacken retten- und zündete sich eine Zigarette an.

„Was macht dein Rücken?“, fragte ich leicht besorgt.

„Alles okay. Deine Wundsalbe hat super geholfen. Danke nochmal.“

„Nicht dafür.“

„Nein, auch, dass du so schnell gekommen bist, als ich angerufen habe. Und dass du mir helfen willst. Ist echt lieb von dir.“

Ich lächelte. „Ist doch keine Ursache.“

„Ganz ehrlich, früher habe ich immer gedacht, du seist so ein riesiges Arschloch. Aber du bist gar nicht mal so übel. Ich denke, ich kann dir vertrauen.“
 

Bei diesem Satz zog sich in mir alles zusammen. Vertrauen…von wegen. Ich war ein riesen Arschloch, das ihn benutzte, um an einen ordentlichen Proberaum zu kommen, Ich war ein verdammter Egoist und sonst nichts. „Nein, schon okay. Das habe ich nicht verdient“, gab ich deswegen von mir.

„Doch, ich meine es ernst. Seit du von meinen Familienproblemen weisst, hast du mir immer den Arsch gerettet. Also, wenn es irgendetwas gibt, das ich irgendwann mal für dich tun kann, möchte ich, dass du es mir sagst. Verstanden?“

So wie der kleine das aussprach, war es weniger eine Frage, sondern viel mehr ein Befehl. Also nickte ich schnell.

„Klar. Danke.“
 

Um das Thema zu wechseln, sah ich aus dem Fenster. Es regnete ununterbrochen und hin und wieder hörte man einen Donnerschlag oder sah einen Blitz den Himmel erleuchten.

„Es schüttet ganz schön. Soll ich dich später nach Hause bringen?“

„Nein, danke, es geht schon. Ich werde mich auf den Weg machen, sobald das Unwetter aufgehört hat“, lächelte der Kleine, während er an seinem Cola nippte.

„Sicher? Laut der vollbusigen Wetterfee auf Kanal 7 soll es bis Montag so beschissen bleiben.“

Takanori zuckte grinsend die Schultern. „Ich schaff das schon.“
 

Und wie er das schaffte! Nach einer Stunde- Aoi hatte es tatsächlich geschafft, ihm einen Gin-Tonic aufzubrummen- war der kleine, nett ausgedrückt, ziemlich angeheitert.

„Alles okay, Takanori? Du wirkst ziemlich blass um die Nase.“

Der Zwerg sass mit dem weiss ich wievielten Glas neben mir und fing jedes Mal wenn es blitzte an zu kichern wie ein kleines Mädchen.

„Is das nich‘ sau lustig?“, fragte er leicht bedröppelt und ignorierte scheinbar meine Besorgnis.

„Was soll an Blitzen lustig sein?“, gab ich sichtlich verwirrt von mir.

„Akira, du bist ein guter Freund, Aber du hast keine Ahnung von Spass.“

„Hmm. Wenn du das sagst.“

„Yepp.“ Er bekräftigte seine Aussage mit einem heftigen Nicken, ehe ihm etwas auffiel.

„Guck mal dieser Typ da, sieht der nicht heiss aus? Wie hiess er noch gleich?“

„Takanori, das ist dein Spiegelbild.“

„Echt? Thihihihi! Na dann, auf mich!“ Er hob das Glas und wollte mit mir anstossen. Leider war seine Zielsicherheit genau so schlecht geworden wie sein Gleichgewicht.

Ich nahm ihm das Glas auch so gleich aus der Hand. „Das war‘s dann mit dem Alkohol für dich, kleiner. Verabschiede dich davon, bevor es zu spät ist.“

„Was? Och, mennooooo.“
 

Eine halbe Stunde später hatten sich auch Aoi, welcher endlich die armen Gäste in Ruhe liess, und sein Herzallerliebster zu uns gesellt. Uruha fand es offenbar sau komisch, wie benebelt sich Takanori benahm. Ich verstand ehrlich gesagt nicht, was es dabei zu lachen gab, aber vielleicht hatte der Zwerg ja Recht und ich verstand tatsächlich keinen Spass. Auch wenn ich das stark anzweifelte, immerhin konnte ich recht lustig sein. Wirklich!

Während sich die beiden betrunkenen also gegenseitig zum Lachen brachten, unterhielten Aoi und ich uns über das Sauwetter. Ich weiss, unglaublich interessantes Thema. Na ja, nicht viel besser als das japanische Schulsystem.
 

„Und du bist sicher, dass du noch nach Hause gehen willst? Meine Eltern sind bis morgen Abend nicht da. Du könntest ruhig hier bleiben “, meinte mein bester Freund besorgt.

„ Nö, das passt schon. Ich finde auch stockbesoffen noch nach Hause und momentan bin ich noch voll nüchtern. Irgendwie werde ich das schon schaffen“, gab ich zuversichtlich von mir.

„Und was machst du mit dem kleinen?“, fragte er und deutete auf Takanori, welcher sich von Uruha auskitzeln liess.

„Keine Ahnung, bin ich seine Mutter?“

„Nein, aber du hast ihn schliesslich hierher geschleppt. Soviel Taktgefühl solltest sogar du aufweisen, Akira.“

„Dann werde ich ihn halt zu mir bringen. Nach Hause kann er so jedenfalls nicht.“

„Hä? Wieso nicht?“

Fuck!

„Ehh…seine Mutter mag es nicht, wenn er Alkohol trinkt“, log ich schnell.

„Ach so. Na dann mal viel Spass. Der kleine wird sicher nicht leicht in die Kiste zu bringen sein.“

Ich streckte meinem besten Freund die Zunge raus. „Ich vögle nicht mit Betrunkenen.“
 

Um zwei Uhr in der Früh brachte ich den betrunkenen Zwerg nach Hause. Alleine das zerrte ganz schön an meinen Nerven. Auf dem Weg zur U-Bahn lief eigentlich alles noch ziemlich normal. Abgesehen davon, dass Takanori lauthals „I’m siiiiiiiiiiiingin in the Raiiiiiiiiiiiiin“ trällerte und somit die Aufmerksamkeit halb Shibuyas auf uns lenkte. Ich schickte ein Stossgebet zum Himmel, dass uns bloss kein Bulle bemerken sollte und hatte was das betrifft sogar noch Glück.

„Akira, du bissd sooo sexiiiiiiih in diesem Lichd!!“, lallte der Gnom in der U-Bahn. Anhand der flackernden Lampe die über uns hing, konnte ich das wohl kaum als Kompliment auffangen.

„Hmm, danke“, gab ich trotzdem von mir.
 

Da das Haus meiner Familie fünf Blocks von der nächsten U-Bahn Station entfernt lag, konnte ich nun einen hackendichten achtzehnjährigen, der auch noch ziemlich anhänglich war, die engen Gassen zu meinem trauten Heim schleifen. Nachdem er das zweite Mal fast in einer Pfütze ertrunken wäre, ging ich vor dem kleineren in die Knie. „Steig auf.“

„Spielen wir hoppe hoppe Reite?“, fragte dieser kichernd.

„Ja, steig jetzt auf.“

„Hui, das wird lustig“, bemerkte er schlau und kletterte auf meinen Rücken.

„Na wenn du das sagst.“
 

Bemerkenswert schnell kamen wir vor meiner Haustüre zum Stehen. Ich wollte den Zwerg wieder runter lassen, aber er schien auf meinem Rücken eingeschlafen zu sein. Super -.-

Im Haus musste ich feststellen, dass Yuki da war. Sie sah sich einer dieser Dramen im Fernseher an.

Ich legte Takanori auf Sofa ab, bevor er sich friedlich schlummernd zusammen rollte und merkwürdige Schmatzgeräusche von sich gab.

Irritiert schaute Yuki zu ihm.

„Das ist Takanori. Ein Schulkamerad von mir“, erklärte ich knapp.

„Freut mich, dich kennen zu lernen“, grinste sie und schüttelte seine Hand, die schlaff über der Armlehne hing.

Keine Reaktion seinerseits. Klar, er schlief ja tief und fest. Ich schmunzelte.

„Nimm‘s ihm nicht böse, er hat sich heute etwas volllaufen lassen. Normalerweise ist er anders.“
 

Lange sass ich noch mit Yuki aneinander gekuschelt vor dem Fernseher. Ich erzählte ihr von der Wette und dem schlechten Gewissen, das mich nun plagte.

„Also echt, die Jugend von heute macht schon komische Dinge“, grinste sie und wuschelte mir durch die Haare. Etwas, das nicht ausstehen konnte.

„ Danke, echt hilfreich“, gab ich sarkastisch von mir und rettete an meiner Frisur, was noch zu retten war.

„Kopf hoch, kleiner. Das wird schon wieder. Ich geh jetzt schlafen, die Sonne geht gleich auf.“ Damit klopfte sie mir auf den Oberschenkel und stand auf. Ich hievte den Zwerg hoch und brachte ihn in mein Schlafzimmer. Dort zog ich ihm die Klamotten bis auf die Unterwäsche aus und suchte im Schrank nach zu kleinen Schlafsachen, die ich dem kleinen anziehen konnte.
 

Nach viel zu wenig Stunden Schlaf wurde ich durch eine Hand, die unsanft in meiner Fresse landete geweckt. Sofort war ich hellwach und musste feststellen, dass Takanori ausgeschlagen hatte. Dieser schlief jedoch seelenruhig weiter, als sei nichts gewesen. Seufzend stand ich auf- einschlafen konnte ich eh nicht mehr-, stellte dem kleinen ein Glas Wasser und Aspirin neben das Bett und ging runter in die Küche. Zu meinem Unglück gab unser Kühlschrank nichts mehr her. Zumindest nichts, was einem eine Lebensmittelvergiftung ersparte.

Also bequemte ich meinen heissen Hintern in eine noch heissere Jeans und machte mich auf dem Weg zum nächsten Supermarkt. Mit dem Geld meiner Mutter bewaffnet stopfte ich den Essensvorrat für drei Wochen in einen Einkaufswagen und begab mich zur Kasse. Von dem Geld, das noch übrig war, kaufte ich mir in einem schäbigen 24-Stunden-Markt, bei dem ich den Verkäufer sehr gut kannte und der das Gesetz nicht so ernst nahm, eine Packung Zigaretten und ging wieder nach Hause.
 

Takanori war scheinbar schon wach. Als ich das Haus betrat sass er, den Kopf aufgestützt, am Küchentresen und sah aus, als wäre er von den Toten auferstanden.

„Tja, wer feiern will, muss mit den Konsequenzen leben können“, begrüsste ich ihn.

Abgesehen von einem Murren gab er nichts von sich. Vermutlich auch besser so.

Ich stellte den Einkauf auf den Küchentisch und fing an, auszupacken, während ich zu dem Lied im Radio mit summte.
 

„Wie kannst du so früh morgens nur so gut drauf sein?“, krächzte der blonde mies gelaunt.

„Was heisst da frühmorgens, es ist zwei Uhr nachmittags. Ausserdem hat mich vor zwei Stunden deine Hand in meiner Fresse geweckt. Nicht gerade toll, aber sehr wirksam.“

„Ich werd’s mir merken.“

Ich grinste. „Wehe! Magst du frühstücken?“

„Ein Kaffe wär nicht schlecht. Und habt ihr zufälligerweise Zigaretten im Haus? Ich muss meine gestern bei Aoi vergessen haben.“

Vorbereitet zog ich die gekaufte Schachtel aus meiner Arschtasche und streckte sie dem kleinen vor die Nase, zusammen mit dem frisch gekochten Kaffe.

„Du bist meine Rettung“, murmelte er, zündete sich eine Kippe an und blies erleichtert den Rauch aus.
 

In diesem Augenblick kam Yuki runter. Fröhlich summend wuschelte sie mir durch die Haare, nickte Takanori zu und wollte sich Kaffe aufsetzen. Ich hielt auch ihr eine Tasse hin. „Nein wie süss, Aki schmeisst den Haushalt“, quiekte sie begeistert und wandte sich an Takanori. „Wir kennen uns noch nicht. Ich bin Yuki, die Schwester von diesem Hausmädchen.“

Ihren Kommentar ignorierend stibitzte ich aus der Zigarettenschachtel eine heraus und zündete sie mir an.

„Was macht ihr zwei hübschen denn heute noch so?“, wollte Yuki wissen.

Ich sah zu Takanori, der die Schultern zuckte. „Eigentlich wollte ich noch lernen. Ich muss morgen die Mathe-Prüfung nachholen.“

„Pf. Als ob du es nötig hättest, zu lernen“, bemerkte ich.

„Nur weil nicht jeder Rockstar werden will, musst du nicht gleich zickig werden“, tadelte mich meine Schwester.

„Ja ja.“

„Du weisst, dass „ja ja“ „Leck mich am Arsch heisst“, oder?“, fragte sie.

„Dann tu’s doch“, gab ich grinsend von mir.

„Danke, aber ich steh nicht so auf Inzest“, kicherte sie, wackelte mit dem Hintern und verliess die Küche, um sich ihren Dramen zuzuwenden. Oder Hiroto, aber beides war genauso schlimm.
 

Am Nachmittag kamen meine Eltern zurück. Ich versuchte Takanori, dem ich alles erzählte, was in der Prüfung vorgekommen war, weitestgehend von ihnen fern zu halten, aber als er ging, konnte ich es nicht vermeiden, dass meine Mutter ihm begegnete.

„Akira, ich wusste gar nicht, dass du Besuch hast.“

„Das ist Takanori. Er hat von gestern auf heute bei mir gepennt und geht jetzt eh gleich. Also dann…“

Hastig öffnete ich die Haustüre und verabschiedete mich von dem Zwerg.
 

Den restlichen Tag verbrachte ich damit, meine Schwester aufzuziehen und sie ein wenig zu ärgern. Wieso?- Weils Spass macht.

Schwer atmend lagen wir nach einem Kitzel-Kampf auf ihrem Bett und hielten uns den Bauch.

„Takanori ist wirklich nett. Ich verstehe nicht, wie du ihn anfangs nicht leiden konntest.“

Ich zuckte die Schultern und ersparte mir eine Antwort.

„Nächste Woche gehen wir zu Tante Mika. Nimm den kleinen doch mit.“

„Wieso sollte ich?“

Jetzt war sie es, die die Schultern zuckte. „Weil er nett ist?!“

„Und jetzt? Der Verkäufer vom 24-Stunden-Markt um die Ecke ist auch nett. Deswegen schleife ich ihn auch nicht zu Tante Mika.“

Ich kassierte einen Schlag auf den Hinterkopf. „Das ist doch was völlig anderes.“

„Mmmh wenn du sagst.“

Wie von der Tarantel gestochen sprang Yuki auf und verliess das Zimmer. Nach fünf Minuten kam sie wieder.

„Wo warst du?“

„Ich hab Mama gesagt, dass Takanori mit kommt.“

Na super!

Saturday for two

5. Kapitel: Auf zu Tante Mika!
 

Am nächsten Tag kam ich mal wieder zu spät zur Schule. Elegant schwungvoll öffnete ich die Türe des Klassenzimmers und trat hinein. „Suzuki, als du vor den Ferien pünktlich warst, habe ich ernsthaft angefangen, mir Hoffnungen zu machen. Scheinbar umsonst“, witzelte Hoshiku. Ich schenkte ihm ein sarkastisches Lächeln und schlenderte gemütlich auf meinen Platz. „Wegen diesen paar Minuten“, versuchte Keito, der Junge vor mir, sich für mich stark zu machen. Als ob ich das nicht selber könnte!

„Zeit ist Geld“, gab Hoshiku ihm zur Antwort.

„Mir ist es neu, das wir für die Schule bezahlt werden“, äusserte ich mich.

„Wie auch immer. Als die amerikanischen Truppen ihre Atombombe auf Hiroshima schoss, hatte das fatale Folgen für unser Land“, fuhr der Lehrer mit seinem Müll fort. Keito drehte sich zu mir um.

„Hast du kein Wecker oder so, damit du nicht immer zu spät kommst?“

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, zischte ich zur Antwort, worauf er sich wieder umdrehte und ein „Ich mein ja nur“, murmelte.
 

In der zweiten Stunde musste Takanori seine versäumte Mathe-Arbeit schreiben und wurde in das leere Gruppenzimmer nebenan geschickt. Keine zwanzig Minuten später erschien er wieder, das vollgeschriebene Blatt in seiner Hand und ein fettes Grinsen im Gesicht. Streber!

Hoshiku nahm ihm lächelnd das Blatt ab. „Schon fertig?“

„Ja, war ganz leicht“, meinte der Zwerg und grinste mich an. Klar, wenn man die meisten Lösungen bekommen hat, ist jede Prüfung leicht.

Ich wusste, dass er auch sonst so gut gewesen wäre, aber wenn der Klassenstreber schon mal von mir Hilfe bekam, konnte ich mein Ego ja gleich ein wenig aufpuschen. Klar, das hatte ich genauso wenig nötig, wie die vergebliche Unterstützung von Keito.
 

Als die Glocke unsere wohl verdienten zwanzig Minuten Pause verkündete, stand Aoi vor meinem Klassenzimmer. Ich wollte noch auf Takanori warten, aber dieser sagte, ich könne schon gehen. Auf dem Pausenhof standen bereits die anderen. Kai und Shou diskutierten gerade, warum Gesundheitslatschen der Bringer waren und warum nich.

„Die sind total bequem!“

„Ja und unglaublich hässlich“, konterte Shou.

„Da muss ich ihm Recht geben“, pflichtete Aoi unserem Sänger bei und das Gezanke ging los. Viki, die daneben stand, grinste mich breit an. „Tag, Akira.“

„Moin“, nuschelte ich müde. So früh aufzustehen war echt nicht mein Ding. Konnte die Schule nicht nachmittags um zwei los gehen?
 

Tora, der offenbar auch genug von den Streithähnen hatte, gesellte sich zu mir und Kais Freundin.

„Mischst du nicht mit? Für gewöhnlich ist Mode doch dein Spezialbereich“, bemerkte ich grinsend.

„Hmm keine Lust. Saga hat mir den Zigarettenentzug verkündet und all meine Packungen weggeworfen. Dieser Mistkerl.“

„Sei froh, dass du kein Sexentzug hast, das ist schlimmer.“

„Woher willst du denn das wissen, du ewige Jungfrau“, grinste er und klopfte mir auf die Schultern.

„Also bitte! Nur weil ich mich nicht festbinde, wie ihr, kann ich doch trotzdem Spass haben.“

„Hast du denn Spass?“, fragte Viki und wusste die Antwort auch schon.

„Nein. Zumindest nicht in diesem Sinne.“

Triumphierend grinsten sich die beiden einen ab. „Lasst mich, Arschlöcher!“
 

„Welcher Anlass lässt dich mit Schimpfwörtern um dich werfen?“, begrüsste mich der kleine Giftgnom.

„Die machen mich fertig, sie haben es nicht anders verdient!“, verteidigte ich mich.

Takanori begrüsste auch noch die anderen, ehe er mich mit sich schleifte. „Oh oh, scheinbar wird er gleich seinen Spass bekommen“, hörte ich Tora noch sagen und streckte ihm meinen wunderschönen Mittelfinger entgegen.

Hinter der Turnhalle blieben wir stehen, wo sich Takanori eine Zigarette anzündete und mir eine bereits brennende hin hielt.

„Fange.“

„What?“

Ich nahm die Kippe aus dem Mund und wiederholte: „Danke.“

„Ach, kein Ding.“
 

Plötzlich fiel mir wieder ein, was Yuki gestern Abend gesagt hatte.

„Übrigens, du kommst am Wochenende mit zu meiner Tante.“

Über Takanori bildete sich ein elegantes Fragezeichen und er fragte: „Wieso?“

„Yuki“, war meine einzige Erklärung.

„Aha. Wer sagt, das ich noch nichts vor habe?“

„Hast du?“

„Nein.“

„Also.“
 

Der Tag verging elendig langsam. Ich begann sogar, die Sekunden zu zählen. Da ich mich jedoch jedes Mal verzählte, liess ich es schliesslich aber doch bleiben.

In der letzten Stunde hing mein Blick wie gebannt an der Uhr und als es klingelte, war ich der erste, der aufsprang.

Die nächsten Tage verstrichen leider genau so wehleidig langsam, dass ich es kaum abwarten konnte, ins Wochenende zu gehen.
 

„Also vergesst nicht, nächste Woche findet unsere Klassenfahrt statt. Die Zimmereinteilung könnt ihr mir heute Abend per E-Mail schicken. Ein schönes Wochenende“, entliess uns Hoshiku am Freitag endlich in die Freiheit. Mir war total entfallen, dass ja noch die Klassenfahrt anstand und ich hielt mir erinnernd den Schädel. Eine Woche mit diesen verblödeten Vollidioten unter einem Dach, fernab von Aoi und den anderen. Super!

Das Klassenzimmer war bis auf mich, der Lehrer und Takanori bereits leer gefegt.

Letzterer verkündete gerade, dass wir uns das Zimmer teilen würden. War mir neu, aber ich hatte nichts dagegen. Besser als irgendein Spasti, der sich für den König vom Ballerman hielt.

„Ihr beiden? Seit wann seid ihr denn so gute Freunde?“

„Ich glaube, das geht Sie nichts an“, brummte ich und zog den Giftgnom aus dem Klassenzimmer. „Wann gehen wir zu deiner Tante?“, wollte er am Schultor wissen.

Ich deutete auf den anfahrenden Wagen. „Jetzt.“
 

Die Fahrt über stellte ich fest, dass sich meine Eltern äusserst Mühe gaben, sich nicht zu streiten, wo doch ein Gast dabei war. Ich fand es verwundernd, aber nicht begeisternd. Schliesslich erwartete ich das auch. Wäre ja voll der Horror, wenn die sich anzickten und Takanori dabei sass. Er wusste ja auch nichts von unserer Familienkriese.

Keine Stunde später bog Dad die Auffahrt des Hauses meiner Tante hoch. Die stand bereits an der Tür und umarmte mich sofort. Meine Tante hatte mich schon immer sehr gern gemocht. Ich war in ihren Augen der perfekte Sohn. Etwas rebellisch, selbstbewusst und zielstrebig.

Ihre Worte, nicht meine!

„Sieh dich an, Akira, wie du gewachsen bist! Es ist so schön euch wieder zu sehen!“

Takanori stand etwas unbeholfen neben mir und wusste nicht so recht, was er tun sollte, aber Mika schein das komplett zu übersehen und umarmte den kleinen herzlich. „Hallo mein Schätzchen, du musst Takanori sein. Mein Neffe hat mir schon von dir erzählt. Ein guter Junge.“

Ich konnte sehen, wie der Zwerg bei den Worten meiner Tante errötete und sich hastig bedankte. Ein breites Grinsen zierte meine Lippen.

„So steht nicht rum, kommt rein, kommt rein.“
 

Meine Tante Mika war die Schwester meines Vaters und das totale Gegenteil von ihm. Dad hatte nämlich wie sein Vater und dessen Vater Jura studierte, um später Anwalt für die Umwelt zu werden. Eigentlich sollte ich diese Tradition auch befolgen. Mika hatte immer eine ausgefallene Idee nach der anderen. Gitarristin in einer Punkband, Modedesigner, Künstlerin und noch mehr. Weil auch ich mit meiner Band gross rauskommen wollte und meine Träume in die Tat umsetzen wollte, mochte mich Tante Mika so sehr. Sie war quasi das schwarze Schaf der Familie, ähnlich ging es mir. Jetzt arbeitete sie im Museum und restaurierte die alten Bilder. Früher, als wir auch noch hier in Kanagawa gelebt hatten, war ich oft bei ihr im Museum. Wir hatten immer zusammen Kuchen gegessen und über meine Familie gelästert. Natürlich abgesehen von Yuki.
 

Das Haus war noch immer gleich eingerichtet wie früher. Da wir damals sehr oft bei ihr waren, hatte unsere Tante für mich und Yuki ein jeweils eigenes Zimmer zur Verfügung gestellt. Platz hatte sie hier auf jeden Fall genug.

Ich brachte Takanori auch so gleich in mein Zimmer und schmiss die Reisetasche, die Yuki gnädigerweise für mich ins Auto getan hatte, aufs Bett.

„Breit dich ruhig aus, wir bleiben das ganze Wochenende hier“, verkündete ich und warf mich der Reisetasche hinterher. Ich mochte Tante Mikas Haus viel mehr als unsere eigenes. Es war wahnsinnig gross und schön hell eingerichtet. Nicht so wie bei uns, wo das zerbrochene Glas vermutlich immer noch neben dem Eingang lag, da bisher jeder zu faul gewesen war, es weg zu wischen.
 

„Aber ich hab gar keine Sachen mitgenommen.“

Ich deutete auf den Kleiderschrank. „Bedien dich. Die meisten Sachen habe ich vor Jahren getragen, sie dürften dir also passen.“

„Sehr witzig. So klein bin ich nun auch wieder nicht“, brummte der Zwerg, machte sich aber wirklich am Schrank zu schaffen.

„Wenn dir was gefällt, kannst du es gleich behalten. Ich pass da eh nicht mehr rein.“
 

Den restlichen Tag verbrachten wir im Zimmer, obwohl es draussen mindestens fünfundzwanzig Grad hatte. Meine Mutter kam irgendwann gegen den Abend rein, während wir Call of Duty zockten. Wie ich erfuhr, mochte Takanori gleich wie ich Action und Horror. Daher war das das perfekte Spiel für ihn.

„Akira, Schätzchen es gibt gleich Abendessen. Kommst du den Tisch decken?“

„Das kann doch Yuki machen, wir spielen gerade. Ausserdem bin ich am gewinnen“, grummelte ich.

„Das denkst auch nur du“, kicherte Takanori neben mir. Dafür, dass er es zum ersten Mal spielte, war er ziemlich gut.

„Nein, Akira, Yuki hat schon geholfen einzukaufen. Du kannst deinen Hintern ruhig auch mal bewegen.“

„Tu ich doch“, grinste ich, stand auf und wackelte zur Demonstration mit den Hüften, den Blick nicht vom Fernseher lösend.

„Ich kann sonst auch den Tisch decken“, bot der Zwerg an.

„Nur weil du am verlieren bist“, zog ich ihn auf.

„Nein, Takanori, du bist hier Gast. Akira, ich zähle bis drei. Dann hast du die Konsole weggelegt oder ich zieh den Stecker raus.“

„Mum, das nennt man Controller.“

„Eins…“

„Ist ja gut.“ Murrend legte ich den Controller zur Seite und stand auf.

„Nach dem Essen mach ich dich fertig“, versicherte ich Takanori grinsend.

„Das kannst du vergessen, nach dem Essen machen wir einen Spaziergang zum See.“

„Was?“, fragten Takanori und ich synchron. „Nee, oder?“

„Doch. Komm jetzt, sonst ist das Essen fertig und du hast den Tisch noch nicht gedeckt.“
 

Nachdem wir fertig gegessen hatten, versuchte ich unbemerkt in mein Zimmer zu verschwinden, aber meine Mutter hielt mich auf. „Vergiss es, Akira. Wir gehen spazieren, ob es dir gefällt oder nicht.“

„Yuki muss doch auch nicht mit“, versuchte ich es auf die Kleinkind-Tour. Brachte nichts.

„Sie muss Hiroto anrufen, das ist etwas anderes.“

„Ich muss Aoi anrufen, das ist auch wichtig!“

„Akira, wir gehen spazieren. Akzeptier es“, gab nun auch Dad seinen Senf dazu.

„Lasst ihn doch, wenn er nicht mit will“, unterstützte mich Tante Mika. Ich schenkte ihr ein dankenden Blick.
 

Schlecht gelaunt schlurfte ich den anderen hinterher. Es hatte nichts genutzt, meine Mutter liess sich nicht breitschlagen. Aber Dad durfte vor dem Fernseher bleiben und sein bescheuerten Fussballmatch schauen. Echt unfair!

„Was denkst du, wer schneller rennen kann?“, forderte Takanori mich grinsend heraus.

„Bis zum See?“

„Auf die Plätze, fertig , los!“ Ich nahm meine Beine in die Hand und sprintete los. Takanori war schnell ein paar Meter weiter hinten. Ich lachte und streckte ihm die Zunge raus.
 

„Aki, sieh nach vorne!“

„Was?“ Ich drehte meinen Kopf um und konnte gar nicht so schnell reagieren, wie mir der Laternenmast gegen den Schädel prallte. Rücklings flog ich auf den Boden.

Der kleine kam zu mir hin geeilt. „Aki, alles okay?“

Besorgt wedelte er mit der Hand vor meinem Gesicht herum, hob zwei Finger hoch und fragte wie viel ich sehen würde.

„Sechs.“

„Vier.“

„Oh, das ist nicht gut.“

Grinsend wuschelte ich ihm durch die Haare. „Kleiner Scherz.“

Der Gnom half mir wieder auf die Beine. „Geht’s?“

„Ja, mein Schädel tut nur ein bisschen weh. Ich glaube das gibt ne Beule.“

„Was stehst du denn so bedröppelt da?“, fragte Mum, die gerade mit Tante Mika angewatschelt kam.

„Aki ist gegen den Laternenmast gerannt“, grinste Takanori.

„Das ist nicht witzig“, brummte ich. Aber auch Mum und Mika fingen an zu lachen. „Hätt ich gerne gesehen“, meinte meine Tante belustigt.

„Pf!“
 

Am See war es schön kühl. Im Vergleich zu der Hitze, die in der Luft hing, war das eine angenehme Abwechslung.

„Ich liebe es hier“, murmelte Takanori.

„Du warst schon mal hier?“

„Klar, ich komme auch aus Kanagawa“, grinste er.

„Echt? Wusste ich gar nicht.“

Ich musste ihm Recht geben, der See war wirklich wunderschön. Langsam ging die Sonne unter und der Himmel verfärbte sich orangeviolett. Ein bezauberndes Farbenspiel.

Wir setzten uns an das Ufer und Takanori reichte mir eine brennende Zigarette.

„Danke.“
 

Lange blieben wir am See. Meine Mutter und Mika etwas weiter weg, der blonde und ich so nahe am Ufer, dass wir die Hand reinhalten konnten, was mein Gegenüber auch gerade tat.

„Kalt“, war sein Kommentar dazu.

„Akira, Takanori, wir gehen. Kommt ihr?“, unterbrach Mum die wieder eingekehrte Stille.

„Können wir nicht noch hier bleiben?“, bettelte Takanori. Ich nickte zustimmend. „Ja, es ist so schön hier.“

„Hm, meinetwegen. Wir gehen schon mal.“

„Ja, ist gut.“
 

Nochmal zündete sich Takanori eine Zigarette an und reichte mir Feuer und eine Kippe. Er lehnte seine Kopf an meine Schulter und blies wohlig den Rauch aus.

„Hmm. Sag mal, Aoi und Uruha sind doch schwul, oder?“

„Ja.“

„Und Shou und Nao auch, nicht wahr?“

„Ja.“

„Und auch Tora und Saga, stimmt‘s?“

„Ja, alle bis auf Kai sind schwul. Wieso?“

„Alle? Also….auch du?“

Verwundert schaute ich auf den kleinen runter.

„Wa…warum willst du das wissen?“

„Einfach so. Sag!“
 

Das war eine gute Frage. Bin ich schwul? Ehrlich gesagt wusste ich das selber nicht so recht. In der siebten Klasse war ich zwar mal mit einem Mädchen zusammen gewesen. Tanaka Ayumi. Nach drei Wochen machte ich wieder Schluss, weil sie einfach nur nervig war. Ständig dieses Gequietsche und Geschrei…Unmöglich. Seitdem interessierten mich Mädchen nicht mehr. Aber für einen Jungen solche Gefühle zu haben schien mir auch etwas surreal.

„Ich weiss es nicht“, gab ich nach einer kurzen Bedenkzeit ehrlich zu. „Und du?“

Verlegen schaute er auf den See, wich meinem Blick aus. „Ja. Mein Vater hat es gewusst. Er hat mich immer damit aufgezogen. Bis….du weisst ja schon. Sein Gestöhne war so widerlich. „Das gefällt dir doch sicher“, hat er geflüstert. Ich träume jede Nacht davon. Es war so schrecklich.“

Wieder liefen ihm die Tränen übers Gesicht. Ich drehte mich zu ihm, nahm ihn in die Arme und strich beruhigend über seinen Rücken.

„Schhh, beruhig dich. Es wird alles wieder gut“, versuchte ich, ihn aufzumuntern. Sein Gesicht war in meiner Halsbeuge versteckt und sein Körper zitterte. Klammernd hielt er sich an mir fest.
 

Nachdem sich Takanori wieder etwas entspannt hatte und seine Augen nicht mehr so verquollen aussahen, gingen wir zurück zum Haus. Ich öffnete die Türe und ein Glas kam mir entgegen geflogen. In der letzten Sekunde wich ich aus. Mum sah an mir vorbei, Dad in die Augen, der neben der Türe stand. „Du mieser Dreckskerl!“, keifte sie ihn an.
 

„Taka, würdest du bitte schon mal in mein Zimmer gehen, ich komm gleich nach“, bat ich den kleinen. Er schaute ziemlich verängstigt und stürmte beinahe den kleinen Weg hin zu meinem Zimmer.

„Was ist passiert?“, fragte ich, nachdem er die Türe hinter sich geschlossen habe.

„Gar nichts, bitte geh zu Takanori“, räumte Dad ein.

„Das ist mal wieder typisch für dich“, zickte Mum. „Vor den Kindern so tun als sei alles okay, aber Jahre lang eine andere ficken. Verschwinde von hier!“ Noch ein Glas kam geflogen.

Langsam verstand ich. Dad hatte also eine Affäre. Das wunderte mich ehrlich gesagt nicht.

„Okay, Mum, mach bitte diese Gläser weg, ich denke Tante Mika hängt ziemlich an ihnen.“ Zumindest so wie sie drein schaute.

„Und Dad, wenn ich du wäre, würde ich die Fliege machen, und zwar schnell.“ Meine Stimme wurde zu einem bedrohlichen Grollen. Etwas, worauf ich stolz war, es zu können.
 

Geschafft setzte ich mich neben Mum auf einen Küchenstuhl und hielt einen Eisbeutel gegen meine Wange. Nachdem das Gezanke im kompletten Streit geendet und ich mich eingemischt hatte, klatschte mir Dad eine. Da brach bei Tante Mika die Sicherung durch und sie warf ihn raus. Yuki verzog sich zu Hiroto, der einen Autounfall gebaut hatte und nun im Krankenhaus lag.

Mum schluchzte neben mir unaufhörlich. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Mitleid mit ihr. Behutsam strich ich über ihren Rücken. Tränen liefen über ihre Wange und ihr Blick war traurig, wütend und zugleich verletzt.
 

„Danke, dass du mir beistehen willst. Ich wusste schon immer, dass ich meine Kinder korrekt erzogen habe.“ Sie lächelte. „Aber geh zu Takanori. Ich will euch das Wochenende nicht wegen deinem Vater ruinieren.“

„Bist du sicher, Mum?“

„Ja. Ich werde morgen wieder nach Hause fahren und die Scheidung in die Wege leiten. Geniesse dein Wochenende mit deinem Kumpel.“ Sie beugte sich näher zu mir und flüsterte wissend: „Und ich werde Mika sagen, sie soll euch etwas alleine lassen.“ Dabei zwinkerte sie mir zu, wodurch ich errötete. „Mum, ich steh nicht auf ihn und er auch nicht auf mich. Wirklich nicht.“
 

Wirklich nicht?

Let's go shopping!

Let's go shopping!
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Mum gerade dabei, ihre Taschen ins Auto zu bringen.

„Tante Mika wird mich nach Tokyo fahren und in etwa zwei Stunden wieder hier sein. Ich hab dir ein bisschen Geld da gelassen, damit ihr Jungs euch einen schönen Tag machen könnt. Pass auf ihn auf, er scheint mir ein netter Bursche zu sein.“
 

Ich winkte dem Auto hinterher, während es um die nächste Strassenecke bog, und ging wieder rein. Danach machte ich das Frühstück bereit. In meinem Zimmer wollte ich Takanori wecken, der bereits wach war und sich anzog. Er stand mit dem Rücken zu mir und hatte mich noch nicht bemerkt, sodass mir etwas Zeit blieb, um sein Körper zu mustern.

Ja, ich musste zugeben, er sah nicht schlecht aus. Ein bisschen dünn, aber es ging noch. Seine Haut sah unglaublich weich und zart aus und ich verspürte den Drang, ihm mit der Hand über den Bauch zu fahren. Ist das gestört? Schon ein bisschen, oder?

„Meine Fresse, Akira! Musst du mich so erschrecken?!“, zog der kleine mich aus meinen Gedanken.

„Hö? Oh, sorry. Ich wollte dir nur sagen, dass ich Frühstück gemacht habe.“

„Ja, ich komme gleich.“ Lächelnd schickte er mich wieder aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter mir zu.
 

Während dem Frühstück–Takanori war ganz begeistert, dass so viel Essen auf dem Tisch stand- klingelte mein Handy. Den Mund voll mit einem Nutella Brötchen ging ich ran.

„Hmm?“

„Zuversichtliche Quellen haben mir gesteckt, dass du mit Taka ein romantisches Wochenende in Kanagawa verbringst? Uund? Uuuund? Haben wir den Proberaum?“

Ich spülte das Brötchen mit Kaffe runter und antwortete.

„Erstens: Wer hat dir das gesagt? Zweitens: romantisch??? Steck dir das sonst wo hin und drittens: Ich habe gerade andere Probleme!!!“

„Fahr die Krallen wieder ein, du bist ja schlimmer als Tora!“

Ich ignorierte diese Bemerkung, sagte, dass ich später wieder zurück rufen würde und legte auf.

„Aoi?“

„Wer denn sonst?“
 

„Wo ist eigentlich deine Familie hin geflohen?“, wollte Takanori wissen, nachdem wir den Tisch abgeräumt hatten.

„Dad ist keine Ahnung wo, Yuki hat sich zu ihrem Freund verzogen und meine Tante bringt gerade Mum zurück nach Tokyo. Wir haben die Bude also noch etwas für uns. Was schwebt dir vor?“ Ich wippte grinsend mit den Augenbrauen, worauf der Zwerg das Lachen anfing.

„Du siehst voll lustig aus, wenn du das machst“, war seine Erklärung.

„Lachst du mich gerade aus?“, fragte ich gespielt wütend.

„Nein…iiiich doch nicht“, grinste es.

„Na warte, das gibt Rache!“
 

Keine zehn Minuten später lagen wir schnaufend auf dem flauschigen Wohnzimmerteppich und hielten uns die Bäuche. Meine kleine Racheaktion hatte in einem schier endlos erscheinenden Kitzel-Krieg geendet und ich sog mit letzter Kraft die benötigte Luft ein, um meine Lunge zu füllen.

Der Kleine bekam zu meinem Erstaunen leider viel zu schnell wieder Energie in die Glieder, sprang auf und warf sich auf mich. Die Kitzel-Attacke vergessen rangen wir nun auf dem Boden herum wie kleine Jungs und lachten was das Zeug hielt. Am Ende sass ich auf Takanori drauf, hielt ihm die Arme über den Kopf und grinste. „Schach Matt, kleiner.“
 

„Was gibt das, wenn es fertig ist?“, hörten wir eine Stimme von hinter uns. Sofort rappelte ich mich auf, riss Takanori gleich mit mir hoch und lächelte verlegen meine Tante an. Mir war schon klar, nach was das ausgesehen haben muss.

„Wir haben…also….na ja, ich…..Ja…er wollte…uhm ich…..wir….“, stammelten wir darauf los. Urplötzlich fing Tante Mika an los zu kichern als gäbe es kein Morgen mehr.

Verwirrt sah ich zu Takanori, der genau so zurückschaute.

Was war denn jetzt mit der nicht mehr ganz dicht?
 

„Gott, das ist so süss, wie ihr da steht, beide einen hochroten Kopf und vor euch hin stammelt“, japste sie nach Luft.

„Mein Kopf ist nicht rot“, murrte ich.

Takanoris Gesichtsfarbe wurde jedoch gleich noch mal eine Spur dunkler, dass auch ich lachen musste. Süss sah es ja schon aus.

„Also, was macht ihr beiden hübschen heute noch so?“

Zeitgleich zuckten wir die Schultern.

„Shoppen?“

„Au jaaa!“ Sofort Feuer und Flamme sprintete der Zwerg in mein Schlafzimmer und kam kurz darauf top gestylt heraus. „Gehen wir?“

„Wie machst du das?“, fragte Mika, die noch immer neben mir stand.

„Was?“

„Na, in so kurzer Zeit dich so hübsch zu machen. Gott, jede Frau wird dich darum beneiden!“
 

Lächelnd fuhr sich Takanori durch die Haare. „Ich hab da meine Tricks.“

„Also, gehen wir?“ Die beiden sahen mich an. „Bist du dir sicher, dass du so raus willst?“, fragte der Kleine grinsend.

Ich schaute an mir herunter. Boxershorts und ein Tanktop.

„Ich geh mich mal eben umziehen“, meinte ich kleinlaut und verzog mich ins Zimmer. Etwa doppelt so langsam wie Takanori und nur halb so gut gestylt kam ich raus. „Are you ready to Rock?“, fragte ich mit den Augenbrauen wippend.

„Aber klar, lass uns die City auf den Kopf stellen. Und hör auf mit diesem Wippen, das sieht so lustig aus.“
 

Kanagawa ist nicht unbedingt wahnsinnig riesig, weshalb wir schon bald im Zentrum der Innenstadt angelangt waren.

„Also, hier wären wir. Welcher Laden zieht dich am meisten an?“; fragte ich an meinem Eis leckend, welches wir auf dem Weg gekauft hatten.

„Es gibt da so ein Geschäft, dass massenhaft Kleider verkauft, die dir gefallen würden. Er ist nicht weit von hier. Wie wär‘s?“, schlug der kleine vor.

Kleider, die mir gefallen würden? Klingt gut.

„Nichts wie hin!“
 

Es war schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal hier gewesen war und ich kannte mich nicht mehr so gut auf. Scheinbar ging es Takanori gleich. Nach kurzer Zeit hatten wir uns nämlich in dieser Kleinstadt tatsächlich verlaufen.

„Oh Mann, sowas kann auch nur uns passieren“, murrte der Zwerg.

Ich verdrehte die Augen. „Du wolltest zu diesem Geschäft,“

„Willst du mir jetzt die Schuld in die Schuhe schieben?“

„Nein…iiiich doch nicht“, grinste ich, ass den Rest meiner Eiswaffel auf und zog Takanori an der Hand mit mir, zu Keine-Ahnung-wo.

Offensichtlich war mein Orientierungssinn doch nicht so schlecht. Keine zwei Minuten später schrie er „Da ist er!“, deutete auf einen Laden und stürmte auch sogleich hinein. Ich betrachtete das Geschäft erst mal von aussen. „Ruki“ stand in grossen Buchstaben darüber geschrieben.

Ruki….was für ein bescheuerter Name….

„Guten Tag bei Ruki’s, was kann ich für Sie tun?“, begrüsste uns die Verkäuferin freundlich.

„Eh, wir schauen uns nur mal um. Trotzdem danke.“

Der Gnom hatte zu meiner Überraschung gar nicht so unrecht, was die Klamotten betraf. Einige sahen wirklich gut aus. Mit deutlich weniger Geld als vorhin verliessen wir den Laden wieder, in der Hand eine grosse Einkaufstasche haltend.

„Echt jetzt, du musst mir nicht ständig irgendwas kaufen, ich hab mein eigenes Geld dabei.“

„Du hast doch mein Eis bezahlt, das ist nur gerecht“, gab ich von mir und zündete eine Zigarette an.

„Ich denke, ein Eis für 80 Yen und drei T-Shirts für jeweils 950 Yen kann man nicht miteinander vergleichen“, sprachs, nahm die Kippe die ich ihm hinhielt entgegen und zog daran.

„Sorry, ich bin sehr schlecht in Mathe“, grinste ich vor mich hin. Der kleine gab darauf nur ein Brummen von sich. War auch besser so.
 

Den restlichen Tag verbrachten wir weitestgehend mit Kleider anprobieren und uns in den viel zu kleinen Umkleiden halb tot zu lachen. Ausversehen schlug ich Takanori sogar gegen die Rippen.

„Aua, pass doch auf!“

„Ich hab gesagt, die Umkleide ist zu klein für zwei, aber du wolltest ja nicht auf mich hören.“

Kein Kommentar. „Takanori?“

Immer noch nichts.

Ich drehte mich vom Spiegel ab zu dem kleineren, welcher sich auf dem Boden in die Länge quetschte um in eine offensichtlich ziemlich enge Jeans zu kommen.

„Machst du das immer so?“

„Halt die Klappe!“
 

Als wir aus der Umkleidekabine traten, wurden wir von vielen Seiten schräg angeschaut.

Die Kassiererin lächelte freundlich. „Hach ja, die junge Liebe ist schon was Schönes“, seufzte sie komplett missverstehend. „Ehm, wir sind nicht zusammen“, stellte ich gleich klar.

„Schade, Sie zwei wären ein süsses Pärchen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.“ Damit packte sie Takanoris Jeans in eine Tasche und wünschte uns einen schönen Tag.

Nachdem wir draussen waren, sah ich verwirrt zurück. „Die hat auch einen an der Klatsche. Blöde Kuh.“

Der Zwerg zuckte nur die Schultern. Irritiert sah ich zu ihm. Für gewöhnlich hätte er doch jetzt einen teils lustigen und teils dummen Spruch von sich gegeben. Echt verrückte Menschen, die mich umgaben! Da passte ich ja perfekt rein.
 

Die Sonne verschwand viel zu schnell hinter dem Horizont und wir machten uns auf den Weg zurück zum Haus von Tante Mika. Diese wollte auch sogleich wissen, was wir erbeutet hatten.

„Diese Hose steht dir bestimmt super gut!“, meinte sie begeistert.

„Ja, wenn er denn rein passt“, gab ich gewitzelt von mir und wurde mit einem Killerblick bestraft.

„Ach was, Takanori hat eine schöne Figur. Ich bin mir sicher, du wirst darin voll heiss aussehen.“

Das war mein Stichwort! „Ich verzieh mich. Ihr könnt ja noch weiter flirten.“

In meinem Zimmer hing ich die neu gekauften Kleider in den Schrank und warf mich geschafft aufs Bett. Shoppen war toll, aber wirklich anstrengend wenn man es den ganzen Tag tat. Takanori sah das scheinbar genauso. Kaum hatte ich es mir in meinem Bettchen gemütlich gemacht, kam er rein und warf sich neben mich.
 

Wir mussten wohl eingeschlafen sein, da das Klopfen an der Tür mich weckte. Der Zwerg schlief an mich gekuschelt einfach weiter. Ich glaube neben dem könnte ne Bombe hoch gehen und er würde es nicht bemerken.

„Ja?“

Die Tür ging auf und Tante Mika kam rein.

„ Es gibt gleich Abende- och ist das süüüüss“, quiekte sie los.

Warum zum Teufel fand das in letzter Zeit jeder?

„Ja ja, wahnsinnig süss. Wir kommen gleich.“
 

Unsanft schubste ich den Zwerg von mir, wodurch er aus dem Bett fiel und tatsächlich aufwachte.

„Aua! Ein normales „Takanori wach auf“ kennst du wohl nicht, was?“

„Nö. Komm, Abendessen ist fertig.“

Nur langsam bequemte er sich hoch, murmelte etwas unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart und folgte mir ins Esszimmer.

„Also dann, bis später“, meinte Mika.

„Wohin gehst du?“, wollte ich gleich misstrauisch wissen.

Ein breites Grinsen im Gesicht meinte sie „Och, ich muss noch dies und das erledigen“ und war auch schon verschwunden.

Habe ich schon erwähnt, dass Tante Mika wahrhaftig eine Hexe sein konnte? Das durfte doch nicht wahr sein, wollte sie mich wirklich mit diesem kleinen Zwerg verkuppeln??!! Ja, ich habe schon zugegeben, dass Takanori gut aussieht und nett ist er auch, aber unsere Freundschaft, wenn man das überhaupt so nennen konnte, baute doch von Anfang an auf Lügen auf.

Erstens wollte ich mir nicht vorstellen, wie er reagieren würde, wenn er das erfahren würde und zweitens könnte ich ihm das niemals antun. Liebe und Zärtlichkeiten vortäuschen, nur um an den Proberaum zu kommen. Das wäre nicht fair. Genau, er hatte etwas besseres verdient!
 

„Ehm, Akira, das Essen kommt nicht alleine in deinen Mund, du musst die Hand schon bewegen“, holte er mich grinsend aus meinen Gedanken.

„Hm? Ja, stimmt.“

„Ist alles okay mit dir? Du wirkst so betrübt.“

„Was? Nein, alles super.“ Ich setzte mein bestes falsches Lächeln auf, dass ich aufbringen konnte, während mir ein Gedanke durch den Kopf ging.
 

Ich muss diese Freundschaft schnellst möglich beenden, wenn ich ihn nicht verletzen will!

Stay away from me!

7. Kapitel: Stay away from me!
 

Irgendwann wurde Takanori müde und ging schlafen. Unbemerkt schlich ich mich ins Zimmer, setzte mich auf die Bettkante und beobachtete ihn dabei. Er sah so friedlich aus, ohne jegliche Sorgen. Ich verspürte wieder diesen Drang, ihn anzufassen und strich ihm sanft die Haare aus der Stirn. Ein Gefühl stieg in mir aus. Ein Gefühl, dass ich nicht kannte. Es zerbrach mir das Herz und ich wollte das nicht tun. Aber ich musste.

„Sayōnara, Takanori.”
 

Seit diesem Samstag hatte ich Takanori nicht mehr gesehen. Mittlerweile war eine Woche vergangen. Meine Mutter war der Meinung, dass ich nicht so gut aus der Wäsche gucken würde und besser auf die Klassenfahrt verzichten sollte. Mir war klar, dass ich irgendwann wieder zur Schule gehen musste und ihm dadurch trotzdem begegnen würde, aber für den Anfang reichte es.

Innerhalb dieser Woche erhielt ich pro Tag mindestens acht Anrufe und zehn SMS, gemischt von Aoi und Takanori. Ich ignorierte sie alle. Klar, Aoi hatte nichts damit zu tun, aber auch ihn wollte ich momentan nicht hören oder sehen. Er würde sofort bemerken, dass mit mir etwas nicht stimmte und seinen Hintern hierher schwingen, darauf konnte ich sehr gut verzichten.

Am Freitagabend lag ich im Bett und sah auf das Foto, dass Uruha von mir und Takanori auf der Party gemacht hatte. Wir lagen uns in den Armen und lachten in die Kamera.

Wieder kam dieses Gefühl in mir hoch. Dieses Gefühl, das ich zum ersten Mal spürte, als ich Takanori das letzte Mal gesehen hatte und dieses Gefühl, das mich innerhalb dieser Woche fast andauernd begleitete.
 

Ich wusste nicht, was es bedeutet, hatte aber eine Vorahnung. Und aus diesem Grund wollte ich Takanori nicht mehr sehen. Es würde ihm nicht gut tun und mir auch nicht.

Ein Klopfen riss mich aus meinem Selbstmitleid.

„Mum, ich hab doch gesagt, ich will alleine sein.“

„Ich bin’s, Yuki.“

Toll, die wollte ich noch weniger sehen.

„Geh weg, lass mich in Ruhe.“

„Himmel Herrgott, du führst dich auf wie ein pubertierendes Teenie-Girl.“

Natürlich hörte sie nicht auf zu nerven, bis ich sie schliesslich doch rein liess.

„Was ist denn mit dir los, Klein-Aki? Schmollen ist doch sonst nicht deine Art.“
 

Nach einem langen Hin und Her mit mir selber, entschied ich mich, ihr die Wahrheit zu erzählen. Vielleicht konnte sie mir ja das Gehirn raus prügeln, damit ich wieder bei Verstand war.

„Ich habe die Freundschaft zu Takanori abgebrochen.“

„Was? Wieso denn?“, wollte Yuki verwundert wissen. „Ihr ward doch so niedlich zusammen.“

„Ja ja, diesen Spruch kenn ich schon. Ich denke, es ist besser für ihn.“

„Meine Güte, Aki, weisst du, wie oft ich das von Hiroto schon gehört habe? „Ich glaube, es ist besser“, diesen Spruch kann ich langsam nicht mehr hören. Red mit dem Kleinen über dein Problem, dann kann er dir immer noch sagen, ob es besser für ihn ist. Schliesslich sollte er das am besten wissen, oder?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, Yuki, du verstehst mich nicht. Ich…ich denke, ich habe mich in ihn…also…ich hab immer so ein Gefühl, wenn ich ihn ansehe. Dieses Gefühl, ihn von allem Bösen zu beschützen. Ihm so nahe zu sein wie niemand anderes. Alles über ihn zu erfahren.“

„Also hast du dich in ihn verliebt, ja?“

„Kö…könnte sein.“

Gott, ich fühlte mich so bescheuert! Wie ein armseliges Mädchen in diesen Liebesschnulzen. Echt schrecklich.

„Ich seh‘ dein Problem nicht so ganz“, meinte sie schliesslich ehrlich. „Es ist doch nichts schlimmes dabei, wenn man schwul ist.“

„Nein, das ist mir doch völlig egal. Es geht ums Prinzip. Von Anfang an habe ich ihn angelogen wegen dieser Wette. Ich wollte niemals mit dem zu tun haben. Und bevor er es erfährt, breche ich den Kontakt lieber ab. Glaub mir, das ist das Beste für alle beteiligten. Auch für mich.“
 

Am Montagmorgen hatte ich unglaublich schiss vor der Schule. Ich kam mir so blöd vor, dass es fast schon weh tat. Wie ich vor dem Schultor herumlungerte und mich nicht hinein traute. Ernsthaft, das ist doch albern!

Mit dem letzten Mut, den ich aus dem Hinterstübchen in meinem Gehirn herauskratzen konnte, bewegte ich mich Schritt vor Schritt näher zum Gebäude und wurde prompt angesprochen.

„Hey, Akira, warte mal!“

Ich kniff die Augen zusammen, als würde somit meine Wenigkeit verschwinden und hoffte, Takanori hatte einen anderen Akira gemeint. Hatte er nicht.

„Akira, warte!“, rief er nochmal. Ich blieb stehen. Warum, das weiss ich selbst nicht. Wenn ich jetzt zurückblicke hätte ich auch einfach weiterlaufen oder sogar flüchten können. Tja, ich war halt schon dumm.
 

Schnaufend kam der Kleine neben mir zum Stehen.

„Was ist denn los mit dir, warum gehst du mir aus dem Weg?“

„Tu ich doch gar nicht.“

Klar, es abzustreiten war lächerlich, aber was besseres fiel mir zu diesem Zeitpunkt nicht ein.

„Akira, ich bin nicht blöd. Am Sonntagmorgen warst du einfach weg und auf die Klassenfahrt bist du auch nicht gekommen.“

Ich überlegte fieberhaft nach einer fabelhaften Erklärung. „Ich…ich war krank“, war das beste, das mein verblödetes Hirn hergab.

„Und darum konntest du auch nicht ans Telefon gehen? Verkauf mich nicht für dumm.“

Ich vermied es sichtlich, ihm in die Augen zu schauen und fragte mich plötzlich, wieso ich mich so dumm anstellte. Würde ich ihm direkt ins Gesicht sagen, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, würde er mich viel schneller in Ruhe lassen.
 

„Ich hatte einfach keinen Bock, mit dir zu reden“, gab ich so lässig wie möglich von mir und lief weiter zum Schulhaus.

„Was? Hey, warte mal!“

Gelangweilt drehte ich mich zu dem Zwerg um und sah ihm zum ersten Mal seit einer Woche in die Augen. Er hatte so schöne Augen! Unbemerkt schaute ich wieder weg.

„Was denn?“, fragte ich zickig.

„Du…was ist mit dir los, du bist doch sonst nicht so drauf. Hab ich irgendwas falsch gemacht?“

In seiner Stimme schwang Angst mit, was es mir noch viel schwerer machte, so gemein zu sein.

„Lass mich einfach mal in Ruhe! Du bist eine nervige Klette, hängst ständig an mir und gehst mir gehörig auf den Sack! Verzieh dich und lass mich mein Leben leben. Verstanden?“

Geschockt von meinem kleinen „Ausbruch“ riss er die Augen auf und stammelte vor sich hin.

„Sprich mich nie mehr an.“ Damit verschwand ich ganz im Schulhaus und stürmte sogleich aufs Jungs-Klo zu, wo ich mir erst mal einen halben Liter Wasser ins Gesicht spritzte, um wieder klar denken zu können.

„Okay, Akira, beruhig dich“, sagte ich zu mir selbst. „Komm runter, atme tief ein und geh in die Klasse. Du schaffst das! Ich weiss, dass du es schaffst, du bist Suzuki Akira, der Mann, der alles kann!“
 

Nach meinem kleinen Gefühlscoaching begab ich mich in die Klasse. Ausser ein paar Mädchen und Takanori war niemand da.

„Akira-kun, kommst du kurz“, riefen mich die Mädchen kichernd zu sich. Ich schaute kurz zu dem Kleinen, der mich nicht zu beachten schien.

„Was gibt’s, meine Süssen?“, lächelte ich gespielt flirtend. Innerlich kam mir beinahe das Kotzen. Ich wollte nicht hier sein. Ich wollte es definitiv nicht!

Die Anführerin, Yume Aya, beugte sich zu mir vor und fragte: „Gerüchten zufolge hast du mit dem kleinen Streber da was am Laufen. Stimmt das?“

Beinahe wäre mir herausgerutscht, dass sie ihn gefälligst nicht Streber nennen sollte, aber ich konnte mich gerade noch beherrschen.

„Hahaha Unsinn. Wer würde es mit dem da denn schon freiwillig tun?“

Die Mädchen fingen an zu gackern wie alberne Hühner und ich riskierte einen Blick zu Takanori, der mich ziemlich verletzt ansah. Mir zerbrach es beinahe das Herz und ich wäre am liebsten zu ihm hin gegangen, hätte ihn umarmt und gleich um seine Hand angehalten.

Aber, es ging nicht.

Der Unterricht verlief gleich langweilig wie immer. In den Pausen lief ich mit den gackernden Hühnern über den Hof, lachte und ignorierte dabei die Blicke, die mir Aoi und die anderen zuwarfen. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich bei den Mädchen eigentlich ziemlich angesagt war. Eigentlich war mir das ja scheissegal, aber in diesem Moment konnte ich es für mich nutzen.

Takanori stand, wie immer, in der hintersten Ecke, knabberte an seinem Müslirigel und genoss die Sonne, die ihm ins Gesicht schien.

„Sag mal, Akira, bald ist doch Valentinstag. Hast du da vielleicht schon etwas vor?“, zog Aya mich aus meinen Gedanken.

„Hm? Ehm, nein, wieso?“

Sie begann zu kichern, sah auf ihre Schuhe und wieder zu mir. „Na ja, ich habe mir gedacht, wir könnten doch zusammen im Yoyogi-Park spazieren gehen. Hast du Lust?“

„Nein, ich will mit Akira den Valentinstag verbringen!“

„Nein, ich!“
 

Ich schaltete mein Gehirn auf Durchzug. Was diese Hühner da von sich gaben, interessierte mich nicht im Geringsten. Stattdessen wollte ich viel lieber erfahren, über was Takanori und Aoi sich so angeregt zu unterhalten schienen. Überhaupt, seit wann waren die so gut miteinander befreundet??

Akira, du wirst doch jetzt nicht etwa eifersüchtig, oder? Das wär nun wirklich lächerlich!

Mit diesem Gedanken verabschiedete ich mich von der Hühnerscharr und ging wieder zurück ins Gebäude. Bloss weg von denen!
 

Der Tag darauf verlief genau gleich. Ich ignorierte Takanoris verletzte Blicke und verbrachte die Pausen bei Aya, Mizuki und Hikaru. Mein Plan schien aufzugehen. Zum Glück!

„Akira-kun, gehen wir morgen shoppen?“

Trotzdem liess mich der Gedanke, nie mehr mit Takanori zu sprechen, nicht schlafen. Ich würde so gerne einfach alles rückgängig machen. Das Wochenende bei Mika, die Party und ganz besonders diese alberne Wette.

„He, Akira-kun!“

Warum war ich nur so blöd gewesen, mich darauf einzulassen? Ich könnte mich erschiessen!

„AKIRA!“

„Hm, was?“, fragte ich geschockt. Warum schrie diese blöde Kuh denn so?

„Man, ich hab dich was gefragt!“, motzte Aya.

„Echt? Oh, sorry. Was ist?“

„Ich will morgen shoppen gehen.“

„Und jetzt? Dann geh doch.“

„Kommst du mit?“

„Hm? Ja klar.“
 

Oh Gott, was hatte ich mir da eingebrockt?

Valentine's day- terrible!

Am Mittwochnachmittag, kurz bevor ich zu Aya gehen wollte, klingelte es an der Tür. Ohne jegliche Vorahnung öffnete ich sie und bereute es in der nächsten Sekunde schon wieder.

„Was machst du hier?“

Vor mir stand Takanori, abgemagert, beängstigt und bleich wie mein Bettlaken.

„Ka…Kann ich kurz rein kommen?“

„Ich muss gleich zu Aya, also…“

„Bitte, nur kurz. Ich geh auch gleich wieder“, flehte der Zwerg.

„Meinetwegen, komm rein. Aber nur ganz kurz.“

Ich dirigierte ihn aufs Wohnzimmersofa und blieb am Eingang stehen. „Willst du was trinken?“

„Gerne.“

„Was?“

„Habt ihr irgendwas hochprozentiges da?“, fragte er schüchtern grinsend.

„Ich bring dir etwas.“

Kurz verschwand ich in der Küche und atmete tief durch. Warum musste er ausgerechnet jetzt hier auftauchen, wo doch alles so prima gelaufen war.

„Was ist das?“, wollte Takanori wissen, als ich wieder kam und ihm eine dampfende Tasse vor die Nase hielt.

„Tee.“
 

Seufzend nahm der Kleine die Tasse an sich und begann schlürfend zu trinken. Dabei huschte sein Blick gehetzt durchs Zimmer, blieb an mir kleben und huschte weiter umher.

Irgendwann wurde mir die Stille unangenehm.

„Ich muss jetzt ge..“

„Warum?“, fiel er mir ins Wort.

„Hö?“, fragte ich leicht dümmlich.

„Warum willst du nichts mehr mit mir zu tun haben. Was hab ich dir denn auf einmal getan, ich dachte wir seien Freunde?!“

Mein Herz setzte eine Sekunde lang aus. Wieso jetzt? Kami-Sama, was zum Teufel habe ich in meinem vorherigen Leben verbrochen, dass du mich jetzt so sehr bestrafst?!

„Takanori, ich…“

„NEIN! Genau das ist dein Problem! Du, du, du, du, immer denkst du nur an dich, anstatt nur ein Mal darüber nachzudenken, was die anderen wollen. Ich habe dir vertraut. Ich habe wirklich gedacht, du seist etwas besonderes. Dabei bist du genau so armselig und falsch wie die anderen!“
 

Etwas geschockt über den Ausbruch Takanoris wusste ich einen Moment lang nicht was sagen.

„Tut mir leid“, murmelte er „ich hätte nicht so schreien sollen.“

„Schon okay.“

„Sag mir, was ich falsch gemacht habe, dass du auf einmal nichts mehr mit mir zu tun haben willst.“

„Nichts. Genau das ist ja das Problem.“

Leicht dümmlich schaute der kleine von seiner Tasse auf, schien nicht zu verstehen, was ich meine. Klar, wie denn auch?
 

Ich atmete tief durch. Was soll‘s. Er war eh schon sauer, da konnte ich ihm auch die Wahrheit sagen.

„Takanori, ich hab etwas unglaublich dummes getan. Etwas, das mit dir zu tun hat. Etwas, das ich zu tiefst bereue. Dadurch wurden wir Freunde und ich begann, dich zu mögen. Es hat mir so Spass gemacht, mit dir Sachen zu unternehmen, dass ich das schlechte Gewissen in mir verdrängte. Aber an dem Tag, wo wir bei meiner Tante waren, da wurde mir bewusst, dass ich das nicht durchziehen konnte! Nicht, wenn ich deine Gefühle dabei verletzen würde. Leider war mir nicht klar, dass ich das schon getan habe. Es tut mir leid.“
 

Jetzt guckte er noch verwirrter drein, stellte die Teetasse ab und….lachte???

Ja wirklich! Dieser Zwerg lachte sich vor mir schlapp, dass ich mir schon fast Sorgen machen musste.

„T…Taka?“

Nach Luft japsend setzte er sich wieder aufs Sofa, von dem er während seiner Lachattacke so galant gerutscht war, und suchte nach Worten.

„Du…du bist….soooo putzig!“

„Eh?“, gab ich klug von mir. Der hatte wohl komplett ein Rad ab. Ich schütte hier mein komplettes Herz aus und alles was diesem…diesem Idioten einfällt, ist, dass ich putzig bin?!?!

Überhaupt, was soll dieses Wort- putzig?? Ich bin doch keine zahme Hauskatze!!
 

„Schätzchen, meinst du, ich weiss nichts von der Wette? Hältst du mich echt für so dumm?“

„Eh??? Aber…woher…wieso..ich.. wieso weisst du von der….wer….EH?????“, stammelte ich vor mich hin. Das war verdammt noch mal keine tolle Situation! Woher wusste dieser kleine Giftgnom von der Wette?? Welcher Wichser hat mich verpfiffen??

„Akira, du denkst wohl wirklich, dass ich strohdumm bin, oder?“, fragte er grinsend.

„Nein, aber…ich versteh nicht, wie du das heraus finden konntest“, musste ich ehrlich zugeben.

„Setz dich, ich erklär es dir. Was zu trinken?“

„Wo..Wodka…so viel wie nur möglich.“
 

Takanori verschwand in der Küche und kam kurz darauf mit einer Tasse zurück. Murrend nahm ich den Tee an mich und stellte ihn ohne zu trinken auf den Tisch.

„Okay, welches Arschloch hat’s dir gesteckt?“

Lächelnd nahm er neben mir auf dem Sofa Platz. „Mir war von Anfang an klar, dass da irgendetwas faul sein musste. Auch wenn wir nicht viel miteinander zu tun hatten, wusste ich, dass dir nicht viel an deiner Umwelt liegt. Abgesehen von deiner Clique natürlich. Als du dich aber so zwanghaft mit mir anfreunden wolltest, wurde mir bewusst, dass ein Grund dahinter steckt. Auf der Party von Aoi hab ich Uruha danach gefragt und er erzählte mir von der Wette. Klar, ich war enttäuscht. Der einzige, der sich mit mir abgab, hatte einen Hintergedanken. Aber ich wollte schauen, wie lange du das noch durchhältst. Also habe ich den Betrunkenen gespielt und geschaut, was du als nächstes tun würdest. Ehrlich gesagt habe ich nicht damit gerechnet, dass du mich bei dir schlafen lässt, aber es machte mich irgendwie glücklich. Und seit dem weiss ich, dass Suzuki Akira gar kein so schlechter Kerl ist.“

Uruha, diese miese, kleine Ratte! Der würde noch was erleben! Aber darum ging’s gerade nicht.
 

„Du bist ganz schön hinterhältig“, murmelte ich.

„Sagte der, der mich ausnutzen wollte.“

„Ja, ich hab mich ja dafür entschuldigt.“

Taka grinste. „Ja, das hast du. Ich find das immer noch voll putzig von dir!“

„Nenn mich nicht immer putzig!“

„Warum nicht?

„Weil’s nervt.“

„Du bist ja ganz rot“, kicherte er.

„Bin ich nicht!“
 

Nach einem hitzigen Telefonat mit Aya, wieso ich nicht zu unserer Verabredung gekommen sei, verbrachten Takanori und ich noch den restlichen Nachmittag zusammen, während ich einen fiesen Racheplan gegen Uruha schmiedete. Dass dieses Schwein einfach so unsere Wette sabotieren wollte, echt jetzt! Trotzdem war ich erleichtert, diese Wett-Geschichte endlich abgehackt zu haben.

Plötzlich kam mir eine Frage auf.

„Sag mal, wenn es jetzt so weiter gegangen wäre, hätte ich dann die Wette gewonnen?“

Takanori schaute von dem Mathematik-Buck auf und schüttelte grinsend den Kopf. Dann sah er an die Decke und zuckte die Schultern. „Möglicherweise.“

„Was soll das denn bitte heissen?“

„Wirst du noch erfahren“, war seine, mehr als nur verwirrende Antwort.

Idiot!
 

Am nächsten Tag warfen mir die Hühner giftige Blicke zu. Ziemlich albern, aber wenn sie es so wollten. Ich übersah ihre Anwesenheit galant und lief mit Takanori lachend über den Schulhof.

Was er von sich gab wusste ich zwar nicht so recht, da er von einem Thema zum nächsten sprang, aber es war lustig, ihm zuzusehen, wie er mit den Armen wild herum gestikulierte und das Gesicht zu komische Grimassen verzog.

Aoi kam uns mit einem Strahlen, das mir fast schon Angst machte, entgegen. „Nein wie schön, das Traum-Ehepaar hat das Kriegsbeil begraben.“

„Wo ist der Strapsen-Heini, mit dem hab ich noch ne Rechnung offen!“, murrte ich sichtlich angefressen.

Verwirrt schaute mein bester Freund zu Takanori, der eine abwinkende Bewegung machte und „Lange Geschichte“ murmelte.
 

Der Valentinstag rückte näher. Ich hasse diesen Tag, hab ich schon immer getan. In Japan ist es zwar wesentlich erträglicher, da ich auch als Single Schokolade bekomme, aber trotzdem ist das deprimierend. Und die Tatsache, dass ich mich, so dumm wie ich bin, auch noch in diesen kleinen Giftgnom verliebt haben musste, machte alles nicht besser. Besonders, da um mich herum alle in verliebter Stimmung waren und nur ich nicht.

„Eh, Aki, hörst du mir überhaupt zu?“

„Hä? Sorry, aber deine Sätze, die mit Uruha oder Valentinstag beginnen, lassen mein Gehirn automatisch auf Durchzug schalten.“

„Jetzt hab dich nicht so!“, brummte Aoi und legte die herzförmige Schokolade wieder ins Regal zurück. „Überhaupt, was machst du am Valentinstag? Hast du ein Date?“

„Joa. Sogar zwei. Darf ich vorstellen? Mein Sofa und der Fernseher. Irgendwie streiten sie sich um mich. Tja, bin halt beliebt“, witzelte ich.

„Ich meins ernst! Frag doch Takanori, ob er schon was vorhat.“

„Wieso sollte ich?“

„Eh, weil du in ihn verliebt bist?!?“

Offensichtlich war das momentan Aois Hauptthema Nummer eins. Neben dem Valentinstaggeschenk für seinen Schatz.

„Aoi, ich dachte, du kennst mich mittlerweile. Ich bin nicht so der Gefühlsduselige Mensch.“
 

Unser Gespräch, ob ich Taka einladen sollte oder nicht, ging noch eine ganze Weile so. Ich sah nicht ein, wieso ich mit dem Zwerg am Tag der Verliebten etwas unternehmen sollte. Irgendwann gab mir Aoi ein gutes Argument. Weil ich sonst alleine und erbärmlich zuhause sitzen würde.

„Was ist so falsch daran?“

„Nichts. Aber es ist armselig.“

„Dann lass mich doch armselig sein!“
 

Für mich war damit das Thema Valentinstag gegessen. Aber als ich ein paar Tage später mit Takanori aus dem Schulhaus trat, sah dieser das anders.

„Was machst du eigentlich am vierzehnten Februar?“

„Hat Aoi dir gesagt, du sollst mich das fragen?“

Grinsend kratzte sich der Zwerg am Hinterkopf. „Dir also auch?“

„Leider ja. Ich weiss nicht, was ich mache. Du?“

„Hmm, keine Ahnung. Ich bin bis um sechs in der Hauswirtschafts-AG.“

„Stimmt, ich hab ja noch die Fussball-AG“, viel mir wieder ein. Die ging auch bis um sechs. Was für’n Mist!

„Dann bleibst du auch so lange in der Schule?“

„Ja, vermutlich. Oh man, kotzt mich das an!“

„Ist doch halb so wild“, lächelte er.
 

Der Tag, wegen dem alle so einen Aufstand machten, fing für mich schon scheisse an. Abgesehen davon, dass aus dem Bett flog, funktionierte das warme Wasser nicht und die Kaffemaschine gab den Geist auf. Vollkommen gereizt kam ich in der Schule an. Mizuki, die beste Freundin von Aya, musste als erste darunter leiden.

„Guten Morgen, Akira-kun!“

„Steck dir dein ‘Guten Morgen‘ sonst wo hin, ich bin mies drauf“, gab ich zickig von mir. Aoi, der meine schlechte Laune sofort bemerkte, hielt mir einen Becher mit dem Starbucks-Logo vor die Nase.

„Du bist meine Rettung!“

Dankend nahm ich die heisse Flüssigkeit entgegen und seufzte nach dem ersten Schluck wohlig auf.

„Mit dem falschen Bein aufgestanden?“, fragte er verständlich, doch ich schüttelte den Kopf. „Mit dem Schädel voran.“

Ich konnte sehen, dass mein bester Freund sich mühsam ein Grinsen verkniff.

„Lach ruhig, hat meine Mum auch getan, als sie ins Zimmer kam und mich fluchend auf dem Boden liegend vorfand.“
 

Der Anblick von Takanori, welcher mit einem Pflaster an der Stirn das Klassenzimmer betrat, bereitete mir zudem auch noch Sorgen, aber als er mir erklärte, was passiert war, musste ich lachen. „Ich hab mir den Kopf am Hängeschrank in der Küche angeschlagen, während ich meinen Finger unters Wasser halten wollte, den ich verbrennt hab.“

„Du hast mir den Tag versüsst, kleiner“, grinste ich und setzte mich, da Hoshiku herein kam.

„Guten Morgen, liebe Klasse, wie ihr wisst, ist heute ein besonderer Tag.“

Ich stöhnte leise auf. Das gibt’s doch nicht, sogar der Lehrer ging auf diesen bescheuerten Valentinstag ein!

„Wohl kein Date, was?“, drehte sich Keito grinsend zu mir um. „Kümmer dich um deinen Kram!“, zickte ich ihn an.

„Immer mit der Ruhe, pubertierender zwölfjähriger.“

Ich ersparte mir eine Antwort und wendete mich meinen Gedanken zu. Takanori hatte Hauswirtschaft. Ob er mir wohl etwas backen würde? Augenblicklich machte sich in meinem Kopf das Bild breit, wie der kleine Takanori mit einer pinken Schürze in der Küche stand und etwas für mich backte.

„Süss.“

„Suzuki, hast du was zu melden?“

„Was?“ Überrumpelt schaute ich zu meinem Lehrer. Die ganze Klasse sah mich an. Takanori grinste breit und er war nicht der einzige.
 

In der grossen Pause kringelte er sich vor Lachen.

„Ja, wahnsinnig lustig.“

„Was ist denn mit euch los?“, fragte Kai und sah zwischen uns hin und her.

„Wir nehmen gerade die Atombombe auf Hiroshima durch. Hoshiku hat gerade davon erzählt, wie viele Menschen gestorben sind, als Aki hier plötzlich in einer Lautstärke ‘süss‘ gequietscht hat. Das war so lustig!“

„Ich sagte doch, ich habe über etwas nachgedacht!“, verteidigte ich mich.

„Über was denn?“

„Ja, an was hast du gedacht?“

„Los, sag schon.“

„Eh…öhm…ich…hab an Hundebabys gedacht“, log ich schnell.

„Hundebabys?“, fragte Aoi grinsend. Klar, er wusste ja, dass es nicht stimmte.

Ich warf meinem besten Freund einen vernichtenden Blick zu. „Ja, Hundebabys!“
 

Nach der letzten Schulstunde packte ich meine Sachen zusammen und wollte zur Turnhalle gehen, als Takanori mich abfing. „Hast du nach der Fussball-AG noch was vor?“

„Ich muss noch zurück ins Klassenzimmer und den Putzdienst machen, aber dann bin ich frei, wieso?“

„Ich…also, ich dachte wir könnten doch zusammen nach Hause gehen.“

„Nachhause? Wir wohnen in komplett verschiedenen Richtungen.“

„Ja aber wir können ja ein bisschen im Yoyogi Park spazieren und dann heim gehen. Also, nur wenn du willst.“

„Klar, wieso nicht. Ich muss jetzt los, sonst komm ich zu spät.“
 

Die Sporthalle war heute erstaunlich leer. Keito, Daisuke, Shin’ichi und Kenji sassen auf dem Boden und sahen sich irgendwelche Fotos an. Der Rest war nicht da.

„Wo sind denn die anderen aus der Fussball-AG?“, wollte ich wissen. Für gewöhnlich bestand die AG aus etwa zwanzig Mitgliedern.

„Die haben alle wegen ihren Dates abgesagt. Heute ist doch Valentinstag“, erklärte Keito.

„Und ihr habt keine Dates?“

Synchron schüttelten die vier den Kopf. Irgendwie lustig. Die sahen aus wie die Idioten vom Dienst.

„Na gut. Wir sind zu fünft. Machen wir zwei gegen zwei und einer ist der Schiedsrichter. Okay?“

Da ausser Shin’ichi niemand wirklich Lust hatte, Fussball zu spielen, machten wir eben ein Mann gegen Mann Match. Shin’ichi war ein ziemlich guter Spieler. Aber ich war besser.
 

„Zehn zu sieben, ich schlage vor, wir machen Schluss für heute“, gab ich siegessicher von mir. Mein Gegenüber stimmte mir zu und wir gingen uns umziehen.

In der Umkleidekabine wurde über nichts anderes geredet, als Mädchen. Ehrlich, ich konnte es schon bald nicht mehr hören!

„ Hast du denn kein Date, Akira-kun? Du bist doch so beliebt.“

Ich schüttelte den Kopf. „Dieses Mädchenzeug ist nicht so mein Ding.“

„Was machst du denn nachher?“

„Wieso wollt ihr das wissen?“, fragte ich leicht eingeschüchtert.

Daisuke zuckte die Schultern und erklärte: „Wir gehen noch in das Shoppingcenter in Shibuya, das neu eröffnet hat. Komm doch mit.“
 

Mir war es neu, dass auch Jungs sich mit mir abgeben wollten, aber ich musste trotzdem absagen. „Sorry, Leute, aber ich geh mit Takanori in den Yoyogi-Park.“

„Dann hast du ja doch ein Date“, witzelte Kenji.

„Ja, stimmt. Ist Matsumoto nicht in der Hauswirtschafts-AG mit den ganzen Mädchen? Ich bin mir sicher, er macht dir lecker Schokolade!“

„Halt den Mund, Keito. Das ist kein Date und er wird mir auch keine Schokolade schenken.“

„Woher willst du das wissen?“, mischte sich auch Shin’ichi ein. „Hat er dich gefragt, ob ihr in den Yoyogi-Park geht?“

Ich war etwas verwirrt. „Ja, aber das muss doch nichts heissen.“

„Suzuki, ich kenne die Blicke der Mädchen, die in dich verliebt sind. Und Takanori sieht dich in letzter Zeit genau gleich an“, stimmte Daisuke seinem Kumpel zu.
 

Als ich aus der Umkleide trat, war mir ziemlich warm. Takanori war doch nicht in mich verliebt, oder? Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen. Nicht bei Takanori. Obwohl es doch zu schön wäre.

The Date...?

9. Kapitel: The….Date?
 

Ich verabschiedete mich von den Jungs, die offensichtlich gar nicht so blöd waren, wie ich dachte, und machte mich auf den Weg ins Klassenzimmer. Als ich dort ankam, war die Wandtafel bereits geputzt und der Boden gewischt. In der vordersten Reihe sass Takanori und lass in einer Zeitschrift.

„Oh, Akira, du bist fertig. Die AG machte früher Schluss, weil alle Mädchen zu ihren Dates gehen wollten, also hab ich den Putzdienst erledigt.“

Verwundert schaute ich zu dem Kleinen, der seine Sachen in die Tasche stopfte und den seine Jacke anzog.

„Danke, aber das wär doch nicht nötig gewesen“, gab ich etwas verwirrt von mir.

„Ach was, das passt schon. Komm, wir gehen.“
 

Wir verliessen das Klassenzimmer und kurz darauf auch das Schulhaus. Plötzlich durchbrach Takanori die entstandene Stille.

„Hier, das hab ich in der AG gemacht.“ Ich sah auf das Päckchen in seiner Hand und hob die Augenbraue. „Was ist das?“

„Schokolade. Die Mädchen wollten alle etwas für ihre Freunde machen und da mir sonst keiner eingefallen ist, dachte ich, ich gebe sie dir. Willst du?“

„Öhm, klar. Danke.“

So langsam beschlich mich ein komisches Gefühl. Hatten die Jungs vielleicht doch Recht gehabt? Nein, das bezweifelte ich stark. Warum sollte sich Takanori auch in mich verliebt haben. Aber er hat mir Schokolade gemacht. Und er wollte mit mir den Valentinstag verbringen. Konnte ich vielleicht doch noch hoffen?
 

„Akira, du hörst mir gar nicht zu!“, meckerte es neben mir.

„Hm? Sorry, war in Gedanken“, entschuldigte ich mich.

Takanori verschränkte bockig die Arme. „Du denkst zu viel, ist dir das schon aufgefallen?“

„Mag sein“, grinste ich und nahm die Schokolade an mich. „Danke.“

„Hast du schon gesagt.“
 

Offensichtlich waren wir nicht die einzigen, die den Yoyogi-Park aufgesucht hatten. Um uns herum befanden sich massenhaft Pärchen und heimliche Liebhaberinnen und Liebhaber. Ich kam mir dezent verarscht vor.

„Wollen wir nicht doch irgendwo anders hin?“, fragte ich vorsichtshalber, aber Takanori schüttelte den Kopf und zeigte auf zwei Jungs, die sich fast abknutschten. „Guck mal, da sind Aoi und Uruha!“

„Oh, hallo meine Schätzchen“, begrüssten sie uns. „Wir gehen gleich in eine Bar. Wollt ihr mitkommen?“

„Eine Bar? Aoi, du weisst doch dass ich noch nicht volljährig bin. Und Takanori auch nicht.“

„Ach was, Uruha kennt den Besitzer. Ich denke, wir werden kein Problem haben.“

Der Strapsenträger erklärte: „Ich hatte vor geraumer Zeit etwas mit ihm, lange bevor das mit Aoi anfing. Und das Tolle: Er will mir noch immer jeden Wunsch von den Lippen ablesen“, kicherte er.

„Supi! Dann ab in diese Bar“, rief Takanori begeistert.

„Zwerg, du darfst nicht vergessen, dass wir morgen noch Schule haben“, mahnte ich den Blonden.

„Ach was, nur mal rein schauen schadet nicht. Du bist voll die Spassbremse, Aki!“

Wenn er das sagte.
 

Die Bar, in die Uruha uns bringen wollte, lag mitten im Rotlichtmilieu. In mir stieg ein ungutes Gefühl auf. Sicherheitshalber fragte ich nochmal nach. „Du bist dir sicher, dass diese Bar in Ordnung geht? Ich will nicht in irgendwelche Scheisse rein geraten, aus der wir nicht mehr raus kommen!“

„Ach was“, winkte Aois Freund ab. „Ich war hier schon tausend mal. Glaub mir, dieser Club geht in Ordnung. Halt eine Schwulenbar, ich hoffe, das macht euch nichts aus.“

„Nicht doch, ich freu mich. Seit ich fünfzehn bin, wollte ich schon immer mal in eine Schwulenbar gehen“, meinte Takanori vergnügt. Ich erkannte den Gnom gar nicht wieder. Sonst war er nie so begeistert von einer Sache.
 

„Was ist eigentlich in diesem Päckchen, das du schon die ganze Zeit behütet mit dir rum schleppst?“, wollte Aoi plötzlich wissen.

„Das ist Schokolade.“

„Wie süss“, grinste Uruha. „Welches bemitleidenswerte, arme Ding hat dir die denn geschenkt und ein Korb kassiert?“

„Ähm, das war ich“, gab Taka verunsichert zu.

„Ach so. Na dann. Vergiss, was ich gesagt habe.“
 

Nach der nächsten Ecke blieb Uruha abrupt stehen. Wir standen vor einer Bar, aus der laute Musik dröhnte. Über dem Eingang hingen grosse Plakate von gutaussehenden Männern und…

„Uru? Wieso hängt da ein Plakat von dir?“

„Ich bin mal sowas wie ihr Stammgast gewesen. Beachtet es einfach nicht und kommt mit.“

„Warst du schon mal hier?“, flüsterte ich Aoi zu, welcher den Kopf schüttelte. „Ich wusste gar nicht, dass er im Rotlichtviertel so beliebt ist.“

Wir stellten uns in der Schlange an und je näher wir dem Türsteher kamen, desto mulmiger wurde mir.
 

„Bist du sicher, dass wir rein kommen?“, fragte ich vorsichtshalber nochmal nach.

„Natürlich. Halt einfach den Mund und bleib hinter mir. Und sorgt dafür, dass man den Knirps nicht allzu offensichtlich sehen kann.“ Damit deutete er auf Takanori, welcher eingeschüchtert hinter meinem Rücken verschwand.

„Ausweise bitte. Oh, hallo mein Süsser, du warst ja schon lange nicht mehr hier“, bemerkte der Muskelprotz sichtlich erfreut. Verführerisch warf Uruha die Haare zurück und lächelte. „Was soll ich sagen, ich hatte viel zu tun. Lässt du uns rein?“

„Nur, wenn ich dir nachher ein Drink ausgeben darf.“

Aois Freund nahm eine Locke seiner Haare in die Hand und spielte damit. „Aber natürlich. Ich warte auf dich. Bis dann, Schätzchen.“

Der Türsteher machte uns Platz und wir huschten eilig hinein.
 

„Puh, das war Glück!“, seufzte ich erleichtert.

„Ich nenne es eher Können“, grinste Uruha siegessicher und führte uns an die Theke. „Darf ich euch einladen?“

„Sex on the Beach. Mit viel Sex“, brummte ich. Ich war sowas von fertig und wollte eigentlich nur noch nach Hause.

„Was den Sex betrifft kann ich dir behilflich sein“, hörte ich es neben mir sülzen. Ich sah in die entsprechende Richtung und erblickte einen ekligen Fettsack, dem der Schweiss nur so übers Gesicht lief.

„Oh bitte, schwitz mit deiner billigen Anmache jemanden anderen voll, klar?“

„Wie wär‘s mit dir, kleiner?“, fragte er Takanori. „So ein süsser Schnuckel fehlt mir noch in meiner Sammlung.“

Der war doch das Letzte! Ich sprang auf und drohte ihm mit der Faust. „Verschwinde bevor ich mich vergesse, ja?“

Resigniert zog er von Dannen und steckte keine fünf Sekunden später jemand anderem die Zunge in den Hals. Widerlich!

„Danke“, murmelte es neben mir.

„Keine Ursache, kurzer.“
 

Die Stunden vergingen und die Bar wurde immer voller. Aoi und Uruha lieferten eine hitzige Show auf der Tanzfläche, was ich amüsiert beobachtete. Ich wusste nicht, wie lange die beiden schon zusammen waren, aber sie schienen ein echtes Traumpaar. Ob ich irgendwann auch einen Freund haben würde, der so gut zu mir passt?

Ich schielte zu meinem Sitznachbar, der an seiner Cola nuckelte.

„Ist was?“, fragte dieser.

„Hmm? Nein, alles okay. Findest du es toll hier?“

„Ja, es ist super! Wenn diese Idioten es nur mal lassen könnten, uns ständig anzubaggern.“

Ich lächelte müde. „Kann’s ihnen nicht verübeln.“

„Ach bitte, so gut siehst du auch nicht aus“, meinte er belustigt.

„Was? Nein, nicht deswegen. Egal.“
 

Wir unterhielten uns noch eine Weile, als plötzlich sein Handy klingelte.

„Tut mir leid, da muss ich ran. Ich komm gleich wieder.“

Er fragte den Barkeeper nach der Toilette und verzog sich eilig dort hin. So langsam meldete sich meine Blase, weshalb ich ihm folgte.

„Nein, ich bin in einer Bar mit Freunden“, hörte ich den Zwerg ins Handy sagen. „Ja, mit Akira…..ich weiss, ich find‘s auch toll….Nein, hat er nicht, aber das ist nicht so schlimm….Er hat sich gefreut denke ich....ja, du, ich muss zurück, ich erzähl dir morgen in der Schule, wie es ausgegangen ist, okay….ja, ist gut. Bis dann, Kai…und Danke noch mal.“

Kai?? KAI???? Wieso telefonierte Takanori mit Kai? Und worüber hatten die beiden gesprochen? Mein Name war gefallen, also müsste es doch um mich gehen. Aber was will er ihm morgen erzählen?

Ich tat so, als sei ich gerade erst zu den Toiletten gekommen und betrat den Raum, versucht, mir nichts anmerken zu lassen.

„Oh Gott, Akira, du hast mich zu Tode erschrocken. Musst du dich so anschleichen?!“

„Sorry, ich muss aufs Klo. Mit wem hast du telefoniert?“, fragte ich so neutral wie möglich.

„Meine Mutter. Sie wollte wissen, wo ich bin und wann ich wieder nach Hause komme. Ich hab gesagt, dass ich bei dir schlafe. Ist das in Ordnung?“

Okay, warum log er mich jetzt an? Hier war eindeutig irgendetwas faul. Morgen, so beschloss ich, müsste Kai leiden!

„Ja natürlich.“
 

Ich erleichterte meine Blase und ging wieder zurück an die Theke, wo Takanori sich mit Aoi unterhielt. Ich setzte mich neben Uruha und sah ihm zu, wie er die gleiche Fettwampe, die mich angesabbert hatte, loszuwerden.

„Hey, Spasti, hab ich dir nicht gesagt, du sollst dich verziehen?“, fuhr ich ihn an. Als er mich erkannte, sah man nur noch seine hinterlassene Staubwolke, so schnell war dieser Fettsack verschwunden. Ehrlich, ich hab rein gar nichts gegen dicke Leute, aber dieser Typ war unter aller sau!

„Danke, Aki.“

„Gern geschehen. Wie spät ist es eigentlich?“

Mein Sitznachbar zückte sein Handy und lächelte mich nach einem kurzen Blick auf das Display zerknirscht an. „Halb zwölf.“

„Was? Schon?? Takanori, ab nach Hause.“

„Hä?“ Der Kleinere sah mich an, als hätte ich verkündet, zur NASA zu gehören.

„Na los, wir gehen heim. Es ist schon fast Mitternacht und wir haben beide morgen Schule.“

„Aber es ist doch grad so lustig!“

„Schätzchen, beruhig dich. Ihr könnt ja einen Tag die Schule mal ausfallen lassen. Komm schon“, versuchte Aoi mich zu überreden, noch zu bleiben. Ich seufzte ergeben. „Von mir aus. Dass man euch Dumpfbacken aber auch nichts abschlagen kann.“

Freudig klatschte Takanori in die Hände. „Yes! Danke, Aoi.“
 

Die Mitternacht kam, zog vorbei und wir sassen immer noch in dieser Bar. Bald schon lungerten nur noch die alten, ekligen Fettsäcke auf der Tanzfläche rum. Aoi und Uruha hatten sich wieder ihrer kleinen Tanzshow gewidmet und ich bestellte mir meinen fünften Sex on the Beach. Takanori sass neben mir, ziemlich angeheitert und gut drauf. Ersteres konnte man allerdings auch von mir behaupten.

„Weiss’u was für’n Name gud su dia passn würd‘?“, fragte er, den Blick in sein leeres Glas gerichtet.

„Nö.“

„Rou Wan!“

„Rou Wan?“

Er nickte bekräftigend und tippte sich auf die Nase. „Das heisst Frikadelle auf Chinesisch.“

„Wow. So poetisch!“, gab ich begeistert von mir.

Glucksend zuckte der Zwerg die Schultern.

Mein bestellter Drink wurde mir vor die Nase gestellt und ich trank ihn auf Ex aus.

„Akiiiiiiii!! Du bis echd schnuffig in diesm Lichd!“
 


 

Das Nächste, woran ich mich erinnere, war, dass ich am nächsten Morgen in meinem Bett aufwachte und mein Kopf dröhnte wie verrückt.

Ich streckte mich erst einmal ausgiebig, als ein schmerzender Laut neben mir zu hören war.

Vorsichtig drehte ich meinen Kopf zur Seite. Neben mir lag Takanori. Ich richtete mich auf, wobei mir noch etwas auffiel. Ich war nackt. Schock!

„Takanori! Takanori, wach auf!“

„Hmm, was denn?“ Müde rieb sich der Zwerg die Augen und sah zu mir auf.

„Takanori. Bist….bist du…hast du etwas an?“

Der neben mir liegende schaute mich zuerst verwirrt an und blickte dann an sich herunter. Sein Gesicht verzog sich zu einer nicht definierbaren Grimasse. „Ich glaube nicht, dass du die Antwort hören willst.“

„Was?!“ Panisch sprang ich auf und wickelte mir ein Badetuch, das hier zum Glück herumlag, um die Hüften. Grinsend warf Takanori die Bettdecke weg. „Verarscht.“ Gott sei Dank war er vollständig bekleidet.
 

Nachdem ich mich angezogen hatte und runter in die Küche ging, stand Yuki mit einem frischen Kaffe und einem Aspirin an der Küchenzeile. „Morgen Schätzchen. Ne wilde Nacht gehabt, was?“

Ich gab ein Knurren von mir und riss die beiden Muntermacher an mich. Takanori sass auf dem Sofa im Wohnzimmer und telefonierte.

„Ja, ich hab mich auch halb weg gelacht…..Ist gut, bis gleich.“

„Wer war das?“, wollte ich wissen.

„Aoi. Er, Uruha und Kai kommen nachher vorbei.“

„Wissen sie, was gestern noch passiert ist und warum ich nackt neben dir im Bett lag?“

„Nein, aber ich“, meldete sich mein liebes Schwesterchen zu Wort. Meine Aufmerksamkeit war geweckt.

„Wieso das?“

„Irgendwann mitten in der Nacht hat Aoi mich angerufen und gebeten, euch zwei abzuholen. Ihr ward ziemlich besoffen. Uruha hat mir erzählt, dass ihr einen drauf machen wolltet und scheinbar über den Durst getrunken habt.“

„Lügner! Ich wollte nach Hause, aber der da nicht!“, motzte ich auf Takanori deutend.

„Wie auch immer“, winkte Yuki ab. „Ich hab euch nach Hause gebracht und unbemerkt ins Bett geschickt. Warum auch immer hast du eine plötzliche Hitzeattacke bekommen und dich ausgezogen. Das war alles. Heute Morgen rief ich in der Schule an und meldete euch beide krank. Mama habe ich gesagt, ihr hättet später Schule und ich würde euch wecken, wenn es Zeit wäre, aufzustehen. Sie weiss also nichts davon.“

Ich atmete erleichtert aus. „Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, wie genial du bist?“

Yuki lächelte wissend. „Ja, jedes Mal, wenn ich dir den Arsch rette.“

The new band, my beauty cream and the midnight conversation

10. Kapitel: The new band, my beauty cream and the midnight conversation
 

Ich wäre vermutlich auf dem Barhocker am Tresen wieder eingeschlafen, wenn mir der schrille Ton unser Klingel nicht einen halben Herzinfarkt eingejagt hätte!

„Ich bring ihn um!“, murmelte ich, wohlwissend, dass Aoi sich hinter der Tür befand.

„Lass stecken, ich geh schon.“

Takanori hopste zu unserem Eingang und öffnete den Chaoten. Ohne ein Wort an den Zwerg zu verlieren, stapfte Aoi an ihm vorbei, knallte mir einen Brief vor die Nase und meinte: „Wir haben ein Problem!“

Verwirrt und geistlich noch nicht auf den Beinen sah ich von dem Umschlag zu Aoi, wieder zum Umschlag und dann zu Uruha und Kai, die ebenfalls herein kamen, jedoch noch den Anstand hatten, meinen Gast zu begrüssen und sich dann von Yuki einen Kaffe geben zu lassen.

Auch mein bester Freund nahm dankend die heisse Flüssigkeit an sich, sah aber immer noch nicht zufrieden aus.

„Was ist das?“, fragte ich recht intelligent.

„Aki-Chan, das ist ein Brief. Sowas schreiben sich Menschen, wenn sie dem anderen etwas mitteilen wollen. Du musst ihn aber zuerst aufmachen“, klärte Takanori mich überflüssigerweise auf. „Das weiss ich auch, Dummbeutel!“, motzte ich.
 

Ich „schaffte“ es schliesslich, den Brief zu öffnen und las laut vor, da Takanori an meinem Ärmel zupfte und wiederholt fragte „Was steht da, was steht da, was steht da???“
 

Hey Jungs!

Ich weiss, es ist ziemlich billig von mir, das in einem Brief zu schreiben, aber ich wollte nicht, dass ihr wütend auf mich seid.

Wie dem auch sei, Shou und ich wollten euch mitteilen, dass wir aus der Band aussteigen. Shous Eltern ziehen nach Wakkanai, da sein Vater irgendetwas mit dem Export Import zu Russland zu tun hat und sie näher bei Wladiwostok wohnen müssen.

Ich hab demnächst die Prüfungen wegen der Aufnahme an der Sakura University und kann mich nicht mehr mit solchen Sachen wie der Band rumschlagen. Ausserdem, mal ehrlich: Wir haben in der letzten Zeit kaum noch geprobt!

Falls ihr Shou noch erreichen wollt, er fliegt am Freitag um neun Uhr los.

Liebe Grüsse

Tora
 

Nachdem ich das letzte Wort vorgelesen hatte, legte ich den Brief sprachlos und schockiert auf den Tresen.

„Was sollen wir denn jetzt tun?“, wollte Kai aufgelöst wissen.

Ich zuckte nur mit den Schultern. Zu mehr war ich nicht fähig. Ich konnte verstehen, dass Shou keine andere Möglichkeit blieb, er hatte ja keine andere Wahl, aber sie hätten mindestens den Anstand haben können, sich persönlich zu melden. Dass wir nicht wütend wären, sollten sie wissen.

Trotzdem stellte ich mir die gleiche Frage. Was sollen wir jetzt tun?

„Das ist doch ganz klar“, meinte Takanori selbstverständlich. Yuki stimmte ihm zu. „Ja. Ihr sucht euch einfach neue Mitglieder. Uruha, du spielst doch auch Gitarre, oder nicht?“

„Ja, aber ich bin nicht so gut.“
 

Ich glaubte, mich verhört zu haben. „Uru, du bist einer der besten Gitarristen, die ich kenne!“

„Und ihr zwei würdet euch noch öfters sehen, als eh schon.“

Uruha schien von der Idee noch nicht so überzeugt zu sein. „Und wenn schon, uns fehlt immer noch ein neuer Sänger.“

Der Blick aller Anwesenden wanderte zu dem Zwerg, der neben meinem Stuhl stand.

„Bitte? Ihr seid doch verrückt!“, wehrte dieser unsere Idee sofort ab.

„Komm schon, Taka! Eine andere Wahl haben wir nicht. Bitte bitte bitteeeee“, flehten wir.

„Aber…“ Seine Stimme war nicht mehr so abweisend, eher nachdenklich. Das hiess schon mal etwas Gutes.

„Ich kann doch gar nicht singen!“

Grinsend sah ich zu dem blonden und erinnerte mich an die Party von Aoi. „Weisst du noch. Damals warst du ziemlich angetrunken und hast in Shibuya lauthals herum gesungen ‚I’m singing in the Rain.‘ Obwohl du nicht mehr gerade laufen konntest, hast du jeden Ton getroffen. Du singst super!“

„Weisst du was?“, warf Kai ein. „Du schläfst nochmal drüber und sagst uns morgen Bescheid, ja?“

„Meinetwegen.“

„Hey, warum kriegt Taka Bedenkzeit und ich nicht?“, motzte Uruha.

„Weil…einfach so“, war die logische Antwort seitens Kai. Sehr demokratisch, unser Leaderchen!
 

Nachdem Aoi, Uruha und Kai gegangen waren, kam meine Mutter heim.

„Hallo, zusammen. Ich habe gute Neuigkeiten für unsere Familie, setzt euch bitte ins Wohnzimmer.“

„Ähm, ich geh dann besser“, meinte Takanori etwas unsicher.

Aber meine Mutter schob ihn auch in Richtung Wohnzimmer. „Nicht doch. Du gehörst doch fast schon zur Familie.“

Ein roter Schimmer legte sich auf Takas Wangen. Ich verdrehte belustigt die Augen. „Mum, das ist ihm peinlich.“
 

Wir setzten uns also ins Wohnzimmer und warteten auf Mum, die noch in der Küche hantierte und uns zurief, was sie heute alles getan hatte. „Ich hatte um elf Uhr den Termin beim Scheidungsanwalt. Danach ging es mir so gut, dass ich für uns alle Tintenfisch gekauft habe. Takanori, du magst doch Tintenfisch, oder? Ach was, jeder mag das. Ich bereite mal das Essen vor.“

„Mama, du wolltest uns von der guten Neuigkeit erzählen“, erinnerte Yuki.

„Ach ja, richtig.“

Sie kam zu uns und setzte sich neben mich, legte mir einen Arm um die Schultern und fing an zu berichten.

„Also. Ich war ja heute beim Scheidungsanwalt. Und der hat mir gesagt, da wir finanziell gut da stehen und ich mich gut um euch kümmere, dürfen wir drei hier weiterhin wohnen. Und wir bekommen Unterhalt von eurem Vater. Ist das nicht toll? He? He?“
 

Der Tintenfisch war der grösste Reinfall. Versalzen, angebrannt und überhaupt nicht geniessbar. Aber Mum schien das nicht aufzufallen und da wir ihre gute Stimmung nicht zerstören wollten, assen wir alle brav auf.

Nach dem Essen klingelte Takanoris Handy. „Ja?....Nein, ich bin bei Akira….Ja, der, der mal bei uns war und mir die Hausaufgaben gebracht hat….Warte, ich frag mal.“ Er hielt das Handy vom Ohr weg.

„Schlafe ich heute Nacht hier?“

Ich sah fragend zu Mum, die begeistert nickte. „Aber natürlich!“

„Okay, Mama, ich schlafe bei Akira….Nein, das macht ihnen nichts aus….Ja gut, bis dann.“
 

Später verschwand Mum wieder irgendwo hin. Ihr fiel noch nicht mal auf, dass ich zu Hause war, obwohl die Schule für gewöhnlich erst um drei endete.

Ich bekam einen Anruf von Shin’ichi, wie das ‘Date‘ mit Takanori gelaufen war. Wie der an meine Handynummer kommen konnte, war mir zwar ein Rätsel, aber ich hackte nicht nach.

Wir telefonierten nur kurz, ich erzählte ihm, dass ich mich im Suff wegen Hitzewallungen komplett entkleidet hatte, worauf er sich vor Lachen fast nicht mehr halten konnte. Ich fand das nicht so lustig.

Wir legten auf und ich half Yuki, das Geschirr abzuspülen. Der Zwerg ging hoch in mein Zimmer. Was er da machte, wollte ich gar nicht wissen.
 

„Ich und Hiroto werden heiraten“, durchbrach Yuki die entstandene Stille.

„Hä?“, fragte ich geschockt. Was war denn bei denen kaputt?

„Ja, guck mal.“ Sie hielt mir ihre Pfote unter die Nase, wo ein feiner Ring ihren Finger zierte.

„Er hat dir einen Antrag gemacht?“

„Ja. Voll romantisch im Kerzenschein und so. Ist das nicht ungeheuer süss?“

Träumerisch sah sie ‘gen die Decke.

Da ich vom Heiraten generell kein wahnsinnig dicker Freund bin, hielt sich meine Freude in Grenzen. Aber solange Yuki glücklich ist, soll’s mir recht sein.

„Wann ist denn die Hochzeit?“

„Am zwanzigsten Juni. Ich würde mich freuen, wenn du Takanori mitbringen bringst.“

Ich verdrehte auf ihr heimtückisches Grinsen hin die Augen. „Mal sehen.“
 

Die Stunden vergingen viel zu schnell. Daisuke rief mich an, um mir die Hausaufgaben durchzugeben. Als ich ihn fragte, woher er und Shin’ichi meine Handynummer hatten, fing er nur an zu kichern und legte auf. Idiot!
 

Die Aufgaben waren bald erledigt. Klar, wenn man Hilfe vom Klassenstreber bekommt. Na ja, Hilfe war zu viel gesagt. Ich verglich einfach meine nicht vorhandenen Lösungen mit denen von Takanori.

Irgendwann kam Mum zurück und rief uns fürs Abendessen runter.

„Wenn es so schrecklich ist, wie der Tintenfisch, bestell ich mir ‘ne Pizza“, raunte ich auf dem Weg in die Küche Taka zu.

„Das habe ich gehört!“, gab Mum von sich, worauf der Giftzwerg das Lachen anfing.

„Lach nicht so blöd“, murrte ich und zwickte ihn in den Arm.

„Aua, das tat weh!“

„War ja auch mit Absicht.“

„Akira, hör auf, unseren Gast zu ärgern!“, mahnte meine Mutter.

„Aber er hat doch angefangen!“

„Gar nicht wahr!“

„Doch wahr!“

„Nein!“

„Dohoch!“

„Nehein!“

„Ihr benehmt euch wie zwölfjährige!“, stöhnte meine ach so erwachsene Schwester.

„Na, bei der Grösse haut das bei Takanori noch hin“, stichelte ich weiter.

„Klappe, Nasentanga-Fuzzi!“
 

Unsere kindischen Sticheleien gingen noch lange so weiter, auch als wir wieder in meinem Zimmer waren. Irgendwann gingen mir die Beleidigungen aus, also erfand ich welche.

„Du blaue Nashorn-Biene!“

„Hä?“, meinte der kleine sichtlich verwirrt.

„Mir fallen keine Beleidigungen mehr ein.“

„Hah! Dann steht wohl Eins zu Null. Ich krieg das Bett!“, gab er siegessicher von sich und beschlagnahmte dieses auch sogleich.

„Von wegen, wir haben nie darum gewettet!“

„Mir egal, hier kriegst du mich nicht mehr weg. Dein Bett ist so weich!“

„Na warte!“ Mit einem Hechtsprung warf ich mich auf den Zwerg und kitzelte ihn durch, bis er geschlagen um Erbarmen flehte.

„Also kriege ich das Bett?“, wollte ich wissen.

„Ich würde sagen, Eins zu Eins, wir teilen es.“

„Ja, von mir aus.“
 

Mit der heimlichen Vorfreude, dass ich diese Nacht wieder mit Takanori in demselben Bett schlafen würde, ging ich in das angrenzende Bad und putzte mir die Zähne. Mein Gast folgte mir und setzte sich ebenfalls Zähne putzend auf den Klodeckel. Bald waren unsere Münder voller weisser Spucke und ich wiederstand dem Drang, sie Takanori ins Gesicht zu spucken.

Der Blonde schien meinen Gedanken zu erkennen und meinte „Wenn du das tust, bist du tot!“

Grinsend spuckte ich ins Spülbecken. „Würde ich niemals tun.“
 

Nach einer säuberlichen Pflege meiner Zähne, gefolgt von der Crème, die ich mir ins Gesicht klatschte, gingen wir zurück in mein Zimmer.

„Soll ich noch Gurkenscheiben holen, dann siehst du aus, wie eine richtige Tussi.“

„Hey, nur weil ich mich um meine zarte Baby-Popo-Haut kümmere, bin ich noch lange keine Tussi!“, verteidigte ich mein Tun. „Immerhin gibt es ja einen guten Grund, weshalb ich so heiss aussehe.“

Takanori tatschte mir ins Gesicht und schnupperte schliesslich an seiner Hand, wo jetzt die weisse Crème klebte.

„Sag mal, schmierst du dir Joghurt in die Visage?“

„Nein, das ist eine hochwirkende Schönheitsmaske!“

Er leckte seinen Finger ab und grinste. „Das ist Joghurt!“

„Und wenn schon, das macht die Haut samtweich!“

Abschätzend sah der Zwerg mich an. „Da brauchst du aber noch lange hin!“

„Halt die Klappe, Gnom!“
 

Wir setzten uns ins Bett und ich schaltete den Fernseher ein.

„Falls ich in der Nacht Hunger bekomme, kann ich dann dein Gesicht ablecken?“, fing Takanori wieder an zu sticheln.

Ich gab kein Ton von mir und starrte weiterhin auf den Bildschirm, wo eine Entendoku lief. Es gab interessanteres, aber das war mir egal.

„ Jetzt weiss ich, warum in eurem Kühlschrank ein riesen Topf Nature-Joghurt steht!“

Geschlagen wand ich mich vom Fernseher ab. „Hast du’s bald? Ich will das wirklich sehen!“

„Eine Entendoku?“

„Warum nicht? Ich mag Enten, ich mag Dokus, warum sollte ich mir dann nicht eine Entendoku ansehen.“

„Weil Enten zum Essen da sind und mehr nicht.“

„Lass mich einfach!“
 

Wir sahen also die Entendoku fertig und kaum war der Fernseher ausgeschaltet, fing Takanori wieder an, mich aufzuziehen.

„Hat du das mit dem Joghurt in der Cosmo Politan gelesen?“

„Nein!“

„Wo dann?“

„In der Cosmo Girl“, gab ich, dumm wie ich war zu. Der Zwerg fing das Lachen an.

„Das ist nicht komisch!“, murrte ich beleidigt.

„Find ich schon!“

„Mir egal, schlaf jetzt!“

Ich ging nochmal ins Bad, um die hochwirkende Schöhnheitsmaske aka Joghurt abzuwischen und schaltete dann das Licht aus.

„Rutsch mal rüber!“
 

In meine warme Decke eingekuschelt schloss ich meine Augen und wollte eigentlich einschlafen. Takanori aber nicht. Er plapperte feucht fröhlich darauf los, dass er vor Kurzem nochmal in Kanagawa in diesem Ruki-Shop gewesen war und sich ein Shirt passend zu der engen Hose gekauft hatte.

Plötzlich stoppte er in seiner Erzählung, beugte sich über mich und fragte „Sag mal, schläfst du?“

„Wie soll ich, wenn du ohne Unterbruch auf mich einredest?“, brummte ich.

„‘tschuldigung. Auch, dass ich dich wegen dem Joghurt so aufgezogen habe. Ich wollte dich nicht nerven.“

Über seinen plötzlichen Sinneswandel verwundert meinte ich nur „Schon gut“, und versuchte erneut, ins Land der Träume zu gelangen, was ich zum Glück auch schaffte. Jedoch nicht für lange.
 

Irgendwann mitten in der Nacht wachte ich wieder auf. Neben mir lag kein Takanori.

Besorgt richtete ich mich auf.

„Taka?“

Keine Antwort.

„Takanori, wo bist du?“

Immer noch nichts.

Ich bequemte mich aus dem kuschelig warmen Bett heraus, schlüpfte in meine Hausschlappen und den Bademantel und machte mich auf die Suche nach dem Gnom. Wieso musste er auch um ein Uhr in der Früh auf Wanderschaft gehen?

Als erstes klapperte ich alle Badezimmer ab, aber in keinem befand sich der Zwerg. Auch in der Küche und im Wohnzimmer war er nicht zu sehen. Leise tapste ich in die Garage, die ebenfalls leer war.

Wo war dieser Vollidiot?!

Als ich wieder zurück in die Küche ging, um mir ein Glas Milch einzuschenken, hörte ich vom Fenster her jemanden leise vor sich hin singen. War das etwa Takanori?

‘Bewaffnet‘ mit der Milch trat ich in den Flur und öffnete die Haustüre. Die kalte Nachtluft kam mir entgegen und ich zog frierend meinen Bademantel enger zu.

„Taka?“

Augenblicklich stoppte der Gesang. „Akira?“

„Nein, Sailormoon! Was machst du hier draussen in dieser Arscheskälte?“

Ich konnte den Zwerg auf der Wiese neben unserer Auffahrt hockend ausfindig machen und setzte mich zu ihm.

„Irgendwie konnte ich nicht einschlafen.“

„Und deswegen sitzt du nachts um eins im Pyjama vor unserem Haus??!“

„Ja was sollte ich denn tun? Ich wollte euch nicht aufwecken.“

Resigniert schüttelte ich über seinen Leichtsinn den Kopf. „Komm rein, hier holst du dir noch eine Erkältung.“

„Bitte, nur noch zwei Minuten.“

„Von mir aus.“
 

Wir hockten also mitten in der Nacht vor meinem Haus und schauten in den Himmel. Ich legte den Bademantel um Takanori, da er ziemlich zitterte.

„Du hast vorhin gesungen. Was war das?“

Ich sah, wie sich ein Rotschimmer auf sein Gesicht legte und er peinlich berührt den Kopf senkte. „Nicht so wichtig.“

„Jetzt sag schon, was war das? Es hat sich gut angehört.“

„Wirklich?“ Die Augen des Blonden begannen zu leuchten und er schien sich sehr zu freuen.

„Ja, wirklich. Ich lüge nicht.“

„Ich…also, ich hab es selber geschrieben.“

„Du schreibst Lieder?“, fragte ich begeistert.

„Ja, aber ich bin nicht so gut darin.“

„Sing mal“, bat ich, doch er schüttelte sofort den Kopf. „Nein, ich bin wirklich nicht gut.“

„Ich bin mir sicher, dass es mir gefällt. Was hast du zu verlieren.“

„Na gut.“
 

Kare watashi no chichi desu

mada ko imasu

Maiban kare heya kuru

Kare wa doko demo watashi ni fure

to wa naku

Maiban sora mite

Kami Sama

Dekimasu kiku desu ka

Honto samatagerunai

watashi futatsu ko tsubasa shinai

Sōhanarete tobu
 

Der Text handelte von Takanoris Vater. Wie er sich an seinem Sohn vergangen hatte. Es war ein sehr emotionaler Text und ich vermutete, dass es für Takanori schwer war, darüber zu singen.

Ich musste stark an mich halten, um nicht darauf los zu heulen. Nicht nur, weil dieser Text so unglaublich traurig war, sondern auch wegen Takanoris Stimme, die mir Hühnerhaut auf dem ganzen Körper bescherte. Seine Stimme war weich und sanft, aber er steckte seine ganzen Gefühle rein, dass man beim Hören fast mitfühlte, was er durchmachen musste. Wie er gelitten und geschrien hatte. Ich konnte es fast bildlich vor Augen sehen.
 

„Wie…wie findest du es?“

„Wunderschön“, hauchte ich leise, kaum hörbar.

„Sag mal, weinst du?“, fragte er belustigt und sah mich von der Seite her an.

„Nein“, schluchzte ich, wodurch der kleine grinsen musste. „Schön, wenn es dir so gut gefällt.“

„Natürlich, deine Stimme ist unglaublich!“

„Danke. Es bedeutet mir viel, das aus deinem Mund zu hören.“
 


 

Übersetzung von Takas Text (Lyrics von: Thomas Godoj- Winterkinder, bisschen abgeändert):
 

Er ist mein Vater

Ich noch ein Kind

Jeden Abend kommt er in mein Zimmer

Berührt mich überall

Und ich fang an zu weinen

Jeden Abend schaue ich in den Himmel

Gott

Kannst du mich hören?

Ich will dich wirklich nicht stören.

Zwei kleien Flügel wünsch ich mir

Damit ich weg fliegen kann

Where are you?

11. Kapitel: Where are you?
 

Für mich war am nächsten Nachmittag, als wir zusammen in der Garage sassen und besprachen, wie es jetzt mit der Band weiter gehen würde, vollkommen klar, dass Takanori bei uns singen musste. Auch wenn es fies klang, war seine Stimme einfach tausend mal schöner und gefühlvoller, als die von Shou.

„Und, hast du es dir überlegt?“, fragte Kai.

Ich riskierte einen Blick zu meinem Gegenüber, der beschämt auf seine Schuhe starrte.

„Ehrlich gesagt, ja. Es tut mir leid, aber ich werde nicht in eurer Band singen. Sucht euch bitte jemand anders.“ Damit stand er auf und verliess die Garage.

Etwas sprachlos sah ich ihm hinterher. Gestern Abend hatte er doch noch gesagt, er würde mitmachen.

„Akira?“

„‘tschuldigung. Ich komm gleich wieder.“

Ich sprang auf und stürmte Takanori hinterher. Er war bereits an der Haustür angekommen.

„Hey, Takanori, gestern und heute Morgen hat sich das noch ganz anders angehört. Wieso hast du nein gesagt?“

„Das ist ein bisschen kompliziert.“

„Dann erklär es mir“, forderte ich den blonden auf. Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich kann nicht. Bitte verzeih, aber ich denke, es ist das Beste. Ab sofort werde ich auch nicht mehr mit dir reden können. Entschuldigung.“

„Warte! Was meinst du damit, dass du nicht mehr mit mir reden kannst?“, fragte ich sichtlich verwirrt. Was war denn mit dem plötzlich los, er war doch sonst nicht so drauf!

„Ich muss jetzt gehen. Tschüss, Akira.“

Ehe ich reagieren konnte, war Takanori bereits verschwunden und ich komplett irritiert. Ich hörte jemanden hinter mich treten und vernahm Aois Stimme. „Was ist mit Taka?“

Ich meinte daraufhin „Frag mich was leichteres.“
 

Okay, jetzt hatte Takanori sie wirklich nicht mehr alle. Seither war eine Woche vergangen und an vier Tagen fehlte er in der Schule. Am Freitag, wo er dann endlich wieder im Klassenzimmer sass, war ich für ihn wie Luft. Egal was ich machte, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, alles scheiterte.

Und was auch noch total komisch war: Er wurde zur Schule gefahren und wieder abgeholt. In der Pause stand ein Muskelpacket neben ihm und schaute mich mit diesem grimmigen Blick an, der mir eine Heidenangst einjagte.
 

Als ich am Dienstag in der Nacht wegen den Gedanken über Takanori wieder nicht einschlafen konnte, hörte ich etwas gegen meine Fensterscheibe schlagen. Zuerst dachte ich, es wäre nur Einbildung, aber nach dem vierten Mal war ich mir sicher. Da warf jemand Kieselsteine gegen die Scheibe.

Ich bequemte mich aus dem Bett und öffnete das Fenster. In der Dunkelheit konnte ich kaum etwas ausfindig machen.

„Akira?“, hörte ich auf einmal die Stimme von Takanori.

„Taka, bist du das?“

„Ja. Kannst du bitte kurz herunter kommen, es ist wichtig.“

Seine Stimme war gedämpft und egal was er mir sagen wollte, es hörte sich wirklich dringend an.

„Natürlich. Warte mal eben, ich bin gleich da.

Ich schlüpfte in die erstbeste Jeans, die ich in dem Chaos fand, streifte mir eine Jacke über und schlich leise die Treppe runter. Vor dem Haus stand wirklich Takanori, zitternd, da er nur ein T-Shirt trug, und sah sich panisch um.

„Was ist denn? Warum warst du so lange nicht in der Schule? Wer war dieser komische Kerl? Und warum hast du mich behandelt, als sei ich Luft?“, sprudelten die Fragen nur so aus mir heraus.
 

„Ich kann nicht lange reden“, meinte er hektisch. „Kannst du mir vielleicht einen Gefallen tun?“

„Klar, sag, was muss ich tun?“

„Es könnte sein, dass mein Vater oder die Polizei dich anruft oder sogar hier her kommt und fragt wo ich bin. Sag bitte, dass du keine Ahnung hast. Sag, du hättest schon seit über einer Woche nicht mehr mit mir geredet und wüsstest auch nicht, was mit mir los ist. Sag einfach niemandem etwas. Kannst du das tun?“

Takanori sprach leise und sah sich immer wieder hektisch um, als ob ihn jemand verfolgen würde. Er trug eine kleine Tasche in der Hand und sonst nichts.

„Ist gut, aber was ist mit dir los? Verfolgt dich jemand? Oder hast du Scheisse gebaut?“ , fragte ich genau so hektisch und leise wie er.

„Nein, ich bin gerade dabei. Vergiss nicht, du hast keine Ahnung, wo ich bin oder was ich vorhabe, ja?“

„Ja, aber was hast du denn vor?“

Er strich mir kurz über die Wange und schüttelte dann den Kopf. „Das kann ich dir nicht sagen. Aber mach dir keine Sorgen. Ich melde mich bei dir, sobald ich kann, ja? Ich muss jetzt gehen.“ Er wollte wegrennen, aber ich hielt ihn am Arm zurück.

„Warte, Takanori!“

Ich zog meine Jacke aus und legte sie ihm um die Schultern. „Du holst dir noch eine Erkältung.“

Lächelnd drückte er mir einen Kuss auf die Lippen. Den ersten Kuss meines Lebens! Aber ich hatte keine Zeit es zu geniessen, da er eben so schnell vorbei war, wie er angefangen hatte.

„Ich…ich liebe dich“, flüsterte Takanori zum Abschied, dann war er verschwunden.
 

Ich blieb regungsunfähig stehen, zu überfordert.

War das irgendwie ein komischer Traum? Lag ich immer noch friedlich schlafend in meinem Bett und würde bald von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen werden? Oder war das gerade wirklich passiert?

Ich fing an zu zittern und beeilte mich, ins Haus zu kommen. In meinem Schlafzimmer setzte ich mich auf mein Bett und ging die letzten fünf Minuten nochmal in meinem Kopf durch.

Takanori holte mich aus dem Schlaf. Er bat mich, weder der Polizei noch seinem Vater zu sagen, wo er sich befand, obwohl ich das wirklich nicht wusste. Dann raubte er mir den allerersten Kuss meines Lebens, sagte, dass er mich liebte und verschwand. War es verständlich, dass ich mehr als nur verwirrt war?

Augenblicklich schwirrten mir tausend Fragen durch den Kopf. Wer war dieser mysteriöse Mann? Wieso haute Takanori von zu Hause ab? Warum konnte er nicht einmal mir verraten, wo er hin ging? Und wieso kribbelte es noch immer an jeder einzelnen Stelle meines Körpers?

Jetzt konnte ich noch weniger einschlafen als eh schon!
 

Mit dicken Augenringen riss mich mein Wecker aus der einzigen Stunde Schlaf, die ich abbekommen hatte. Meine Lippen kribbelten noch immer, wenn ich darüber fuhr. War das normal? Ich denke schon, oder? Ach was, an mir war sowieso nichts normal, von dem her.

Ich schleppte mich nur sehr müde ins Bad und unter die Dusche. Irgendwie kam mir das Ganze immer noch wie ein komischer Traum vor. Als hätte es die letzte Nacht überhaupt nicht gegeben.

Das Schlimmste an allem war, dass ich mit niemandem meine Verwirrung teilen konnte, da Takanori mir verboten hatte, mit irgendjemandem darüber zu reden. Aber er hatte auch gesagt, dass er sich meldete, sobald er konnte.

Ich stürmte aus der Dusche hervor und sah auf mein Handy. Null eingegangen Anrufe, Null Mitteilungen. Also hatte er noch nicht die Möglichkeit, sich zu melden. Wann würde er sie haben? In einer Stunde? Zwei? In einem Tag, einer Woche oder sogar einem Monat? Konnte es auch möglich sein, dass er sich erst in einem Jahr bei mir meldete? Ich musste es in Betracht ziehen.

Ach Takanori, warum verwirrst du mich so sehr?
 

War ich in der Schule schon immer unaufmerksam, so war heute auch der letzte Rest Aufmerksamkeit verschwunden, der in meinem Hinterstübchen zu finden war. Ich wollte nicht in der Schule sein! Ich wollte zu Takanori, wollte wissen, was er gerade macht, ob er in Gefahr schwebte oder ob er überhaupt noch in Tokyo war.

„Suzuki, es scheint, als wäre dein Anteil am Unterricht mit Matsumoto verschwunden“, riss mich Hoshiku-san aus meinen Gedanken.

„Wie bitte? Es tut mir leid, aber ich war gerade in Gedanken“, entschuldigte ich mich.

Meine höfliche Art nicht gewohnt, sah unser Klassenlehrer mich verwundert an. Ich tat, als würde ich das nicht bemerken.
 

Nach dem Klingeln stürmten alle Schüler raus aus dem Klassenzimmer, ausser ich. Ich musste noch etwas wichtiges mit Hoshiku-san besprechen.

„Ähm, Sensei, hätten Sie vielleicht ein paar Minuten für mich?“

„Natürlich. Worum geht es den, Suzuki?“

Ich ging nach vorne zu Takas Stuhl und setzte mich hin. „Wissen Sie vielleicht, was mit Takanori ist? Hat er die Schule gewechselt oder sowas in der Art?“

„Er hat dir gar nichts erzählt? Ich dachte immer, ihr seid so gute Freunde.“

„Erzählt? Was erzählt? Was sollte er mir erzählt haben?“ Ich sprang aus dem Stuhl auf und trat an den Lehrerpult. Hoshiku fuhr sich durch sein immer grauer werdendes Haar und sah mich aus müden Augen heraus an. „Takanoris Vater hat ihn auf ein Internat in den Bergen geschickt. Er sagte, hier ist das Umfeld zu schlecht. Ich hab Matsumoto-san versichert, dass Takanori nur mit dir und deiner Clique etwas unternimmt und dass ihr alle ziemlich anständig seid, aber er wollte nichts davon hören. Ich denke, er hat andere Gründe. Vielleicht hat sich Takanori in ein Mädchen verliebt, das dem Vater nicht passt oder so. Ich weiss es nicht. Jedenfalls ist er jetzt auf einer Privatschule.“
 

Auf dem Nachhauseweg beschäftigten mich Hoshikus Worte. Er soll sich in ein Mädchen verliebt haben, dass seinem Vater nicht passt? Aber Takanori war schwul. Und sein Vater wusste das. Was also konnte Matsumoto-san dazu gebracht haben, seinen Sohn auf ein Internat schickt? Vielleicht ich?

Unsinn, Akira, bild dir nicht zu viel ein!, mahnte ich mich selbst.

„Hey, Akira, warte mal“, hörte ich jemanden hinter mir rufen. Ich drehte mich um und erblickte unser Leaderchen. „Was gibt’s?“

„Schau mal. Aoi und ich haben ein Casting organisiert. Jeder, der will, kann vorsingen und der beste kommt in unsere Band. Wir brauchen noch jemanden in der Jury, also nimm dir morgen nach der Schule ja nichts vor!“

„Ich geh morgen nicht zur Schule“, meinte ich. Nein, morgen nach der Schule hatte ich etwas vor.

„Was? Willst du schwänzen?“

„Nein, aber ich muss etwas erledigen und das dauert den ganzen Tag.“

Kai war neugierig geworden. „Ach ja? Was musst du denn erledigen?“

„Ich fahre in die Berge!“, antwortete ich und liess einen verblüfften Leader stehen. „In die Berge?!“, rief er mir hinterher.

Ich drehte mich um und nickte. „Jap. Ich dachte, ich könnte mal wieder wandern gehen!“
 

Daheim setzte ich mich sofort an den Computer und nahm das Blatt zur Hand, das ich aus Hoshikus Tasche geklaut hatte, während dieser sich um einen Referendar kümmern musste.

ich las, was in dem Brief stand.
 

Sehr geehrter Hoshiku-San.

Mein Sohn Takanori fühlt sich in seiner Klasse und seinem Umfeld nicht mehr wohl. Aus diesem Grund schicke ich ihn in ein Internat in den Bergen von Mikun Sanmyaku. Ab Mittwoch wird er aus diesem Grund nicht mehr Ihre Klasse besuchen. Ich bitte um Ihr Verständnis.

Mit freundlichen Grüssen, Matsumoto.
 

Mit den neuen Infos fing ich an zu googeln und hatte keine zwei Minuten später Adresse und Telefonnummer des Internates. Dort rief ich auch an.

Eine freundlich klingende Frau meldete sich am anderen Ende der Leitung. „Guten Tag, Tanaka Rika, Schulleiterin vom Sanmyaku Internat. Was kann ich für Sie tun?“

Ich atmete tief durch, verstellte meine Stimme und sagte den bereits zurecht gelegten Text auf.

„Guten Abend, ich bin Hoshiku Yukito, der ehemalige Klassenlehrer von Matsumoto Takanori. Ich wollte fragen, ob er gut angekommen ist und sich schon eingelebt hat.“

Falls meine Vermutungen stimmten und Takanoris Vater ihn wirklich wegen seinen Freunden wegschicken wollte, war ich mir ziemlich sicher, dass er der Schulleitung gesagt hatte, Taka dürfte mit keinem seiner Freunde noch Kontakt haben. Aus diesem Grund ging ich lieber auf Nummer sicher und gab mich als jemand anderen aus.

„Oh, guten Tag, Hoshiku-san. Das ist sehr freundlich von Ihnen. Leider muss ich sagen, dass er noch nicht angekommen ist. Ich habe seinem Vater angerufen. Anscheinend hat er kalte Füsse bekommen und ist abgehauen. Aber sobald Matsumoto-san ihn findet, wird er kommen. Soll ich Ihnen dann Bescheid geben?“

Er war also doch nicht im Internat. In mir machte sich eine gemischte Stimmung breit. Einerseits war ich froh, dass er sich gegen seinen Vater stellte,. Anderseits machte ich mir auch Sorgen um den Kleinen. Es war nicht gewöhnlich für Takanori, solche Sachen zu tun.

Ich bedankte mich bei der Frau für die Information und sagte, dass ich mich morgen nochmal melden würde.
 

Irgendwann am Nachmittag klingelte es an der Tür. Ich tapste die Treppe herunter in den Flur und sah durchs Guckloch. Ein fremder Mann stand auf der anderen Seite des Holzes. Neben ihm das breite Muskelpaket, welches ich in der Schule auch schon gesehen hatte. Ich öffnete die Türe und lächelten den beiden entgegen, kein bisschen eingeschüchtert, obwohl mein Herz vor Nervosität gegen den Brustkorb pochte und jeden Moment raus zu springen drohte.

„Was kann ich für Sie tun?“

„Ich bin Matsumoto-san, der Vater von Takanori, und das ist Eugen, mein Bodyguard. Hast du meinen Sohn heute irgendwo gesehen?“

Kein ‘Guten Tag‘, kein ‘Wie geht es dir?‘- nichts! Dieser Typ war mir jetzt schon unsympathisch.

„Nein, tut mir leid. Seit gestern Vormittag habe ich ihn nicht gesehen. Aber wenn er sich meldet, sage ich Ihnen sofort Bescheid“, log ich. „Was ist denn mit ihm?“

Matsumoto-san strich sich durch das graue Haar und sah nicht gerade begeistert aus. Irgendwie tat er mir leid. Aber keine Sekunde später fiel mir ein, was er mit Takanori angestellt hatte und wie mies es diesem deswegen gegangen war und jegliches Bisschen Mitgefühl war wieder verschwunden.

„Ach nicht so wichtig. Kann ich vielleicht kurz rein kommen und etwas trinken?“

Ich hatte das Gefühl, er glaubte mir nicht, dass Takanori nicht hier war. Aber nun gut, mir soll’s egal sein. „Natürlich, kommen Sie rein.“
 

Ich muss sagen, neben einem 180 Kilo schweren Muskelpaket zu sitzen, macht einen ganz schön nervös.

Mit zitternden Händen überreichte ich den Herren eine Tasse Tee. „Hier, bitte.“

„Danke, A…Akira, oder?“

„Ja. Suzuki Akira, Sir.“

Nach dem Tee verabschiedeten sich die zwei wieder. Zum Glück.

Ich schloss die Tür hinter ihnen und atmete tief durch. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so unsicher gefühlt!
 

Das Klingeln des Telefons erschreckte mich daher umso mehr. „Ja?“

„Hallo Akira, ich bin‘s, Takanori“, flüsterte es in den Hörer.

„Taka??! Hey, wo bist du? Wie geht es dir?“ Mein Herz pochte wieder ungeheuer schnell. Tausend Fragen gingen mir durch den Kopf. Wo war er? Wie ging es ihm? Wann konnten wir uns wieder sehen??

„Tut mir leid, ich kann nicht lange reden. Mir geht es gut. Wo ich bin, darf ich dir nicht sagen. War mein Vater schon bei dir?“ Seine Stimme war gedämpft und wieder so hektisch wie in der Nacht. Der glaubte doch nicht ernsthaft, dass unser Gespräch abgehört wurde, oder?

„Ja, gerade eben. Mit seinem Bodyguard, Eugen. Wann kommst du wieder zurück?“ , fragte ich, in der Hoffnung, das Gespräch in die Länge ziehen zu können. Aber Takanori ging nicht darauf ein.

„Ich weiss es noch nicht. Muss jetzt auflegen. Ich melde mich wieder.“

„Nein warte! Wann…“, fing ich an, doch das regelmässige Tuten unterbrach mich. Er hatte einfach aufgelegt.
 

Seufzend schlurfte ich in mein Zimmer und warf mich aufs Bett. In diesem Moment kam ich mir vor wie eines dieser billigen Teenage-Highschool-Mädchen, die wegen Liebeskummer tonnenweise Eis in sich rein stopften. Hatten wir noch irgendwo Eis?

Mit Heisshunger auf das süsse Kalt hüpfte ich wieder runter in die Küche und durchforstete unseren Kühlschrank. Leider befand sich bis auf gefrorene Bohnen nichts darin. Na dann.

Ich riss die Verpackung auf und biss auf eine Bohne drauf -Eklig!-, schmiss das widerliche Zeugs in den Mülleimer, schnappte mir fünfhundert Yen aus dem Geldbeutel meiner Schwester und zog los, um Eis zu kaufen. Auf dem Weg zum Supermarkt überlegte ich, wo Takanori sich versteckt haben könnte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er irgendwo unter einer Brücke hauste. Demnach musste er bei Bekannten, Verwandten oder in einem Hotel sein.
 

Als ich mit zwei Kilo Erdbeereis wieder unser Haus betrat, stand eine mies gelaunte Yuki vor mir. „Zweitausend“, murrte sie.

„Hö?“, fragte ich nach.

„Zweitausend Yen schuldest du mir schon. Kriege ich die irgendwann zurück?“

Grinsend stellte ich meinen Einkauf auf dem Tresen ab. „Natürlich. Das wird mein Hochzeitsgeschenk an dich.“

Im Gegensatz zu mir fand mein Schwesterchen das nicht so lustig. „Denkst du, ich bin reich?“

„Reicher als ich, ja.“

Damit war für mich dieses Gespräch beendet.
 

Am nächsten Tag beschloss ich, nicht zur Schule zu gehen. Stattdessen machte ich es mir mit einer Schüssel meines neu erbeuteten Eis auf dem Sofa gemütlich und schaute fern. Gegen Mittag rief ich nochmal bei diesem Internat an. Takanori war noch immer nicht aufgetaucht.

Ich war kurz davor, wieder einzuschlafen, als es sturm klingelte.

Schleppend bewegte ich mich zur Lärmquelle hin, riss die Tür auf und war etwas geschockt, meinen Lehrer vorzufinden.

„Hoshiku-san, was machen Sie denn hier?“

„Die Frage ist wohl eher, was du hier für Sachen anstellst! Heute Morgen war Takanoris Vater bei mir. Er ist abgehauen. Und der Brief, den er mir geschrieben hat, ist auch weg! Was hast du mit dieser ganzen Sache zu tun?“ Misstrauisch sah der Alte an mir vorbei ins Haus.

„Wenn Sie denken, er ist hier, bitte. Durchsuchen Sie von mir aus meine Wohnung, ich habe keine Ahnung wo Takanori sich befindet“, log ich ihn an. Hätte ich lieber nur den Namen des Internates aufgeschrieben und den Zettl wieder in Hoshikus Tasche verschwinden lassen. Aber jetzt war es auch zu spät.
 

„Hier stinkt es gewaltig nach Lüge. Wenn du in diese Sache verwickelt bist, musst du uns das sagen.“

„Ich habe rein gar nichts damit zu tun. Entschuldigen Sie mich bitte, mir ist nicht wohl und ich würde mich gerne wieder hinlegen. Falls ich morgen in die Schule komme, können Sie mich da weiter verdächtigen. Aber bis dahin: Adios!“

Ohne auf eine Antwort seinerseits zu warten, knallte ich Hoshiku die Türe vor der Nase zu. Der hatte sie doch nicht mehr alle, hier einfach bei mir aufzutauchen!

Ich warf mich wieder aufs Sofa und schaute weiter fern. Bald darauf fiel ich in einen tiefen Schlaf und wurde erst abends wieder geweckt, als Mum mich hoch ins Zimmer schickte.
 

Auch am Freitag weigerte ich mich, in die Schule zu gehen. Yuki und Mum mussten früh los und zur Arbeit, also hatte ich das ganze Haus mal wieder für mich alleine. Ich warf mich wie immer vor den Fernseher und schaute mir einen Bericht über einen kleinen See irgendwo im Nirgendwo an, der bald nicht mehr existieren würde.

Auf einmal kam mir DER Einfall schlechthin. Es war so logisch, dass es fast schon weh tat!

„Natürlich! Ich weiss, wo Takanori ist!“

No matter what….!

Hey Leute!!! Ich hab schon lange nichts mehr on gestellt und das tut mir auch voll Leid!!! Irgendwie hab ich das Interesse verloren û.û
 

Jedenfalls wollte ich mich jetzt wieder mit vielen Ideen und Kapis im Gepäck zurück melden!! *yuchey* ^_^
 

An alle, die sich für die FF interessiert haben und es noch weiter tun, vorab ein grosses DANKE!! An die Neuankömmlinge ein breites Grinsen und "YOKOSO!!!"
 

Dann will ich euch mal nicht noch länger warten Lassen und das neue Kapi auf euch Leserchen los lassen, mit reichlicher Verspätung wohlbemerkt *hust*
 

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12. Kapitel: No matter what….!
 

Von diesem Einfall getroffen, schickte ich ein Stossgebet in den Himmel, dass Mum nur dieses eine Mal das Auto zu Hause gelassen hat.

Meine Gebete wurden erhört, der Schlüssel hing am Schlüsselbrett!

Ich war noch zu jung und einen Führerschein besass ich auch nicht, aber früher, als Dad oft mit uns Ausflüge gemacht hatte, liess er mich auf einer verlassenen Landstrasse meistens ein bisschen herum fahren. Die Trockenübungen beherrschte ich also.

Ich stopfte eine Schüssel voll Eis in meine Tasche, warf den Schlüssel hinterher und suchte noch nach weiteren Süssigkeiten, die sich darum rissen, von mir verzehrt zu werden. Der Grund dafür lag auf der Hand: Wenn ich einen Überschuss an Adrenalin verspüre, muss ich Süsses essen, um wieder herunter zu kommen.
 

Bepackt wie ein wandernder Kiosk sprintete ich in unsere zweite Garage, hüpfte ins Auto und startete den Motor. Ich flehte den Herr im Himmel an, dass ich ja nicht geblitzt oder angehalten wurde. Einen Strafzettel konnte ich mir im Moment wirklich nicht leisten.
 

Die Strassen waren zu dieser Uhrzeit nur schwach befahren, sodass ich mich schnell auf der Autobahn befand.

Während dem Fahren, riss ich eine Packung Gummibärchen mit den Zähnen auf und verteilte sie dadurch im ganzen Wagen. Super!

Mit hundertfünfzig km/h hatte ich wenig Lust, diese süssen Dinger im Auto wieder zusammen zu sammeln und liess sie einfach liegen. Hier war sowieso mal wieder die Waschstrasse angesagt.
 

Nach einer guten halben Stunde kam die Ausfahrt in Sicht, die ich nehmen musste.

Das Glück lag heute wirklich auf meiner Seite. Nicht einmal wurde ich geblitzt. Ich bog von der Autobahn ab und fuhr in die entsprechende Strasse. Nach einigen Malen, in denen ich Leute nach dem Weg fragen musste, fand ich endlich die gewünschte Hausnummer. Ich stieg aus, schloss das Auto ab und klingelte an der Tür.

Diese wurde kurz darauf auch geöffnet.

„Akira?“

Ohne auf die Frau zu achten, die mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, quetschte ich mich an ihr vorbei, lief zu dem Zimmer, dass mir aus meiner Vergangenheit sehr bekannt war und riss die Tür auf.
 

Wie ich erwartet hatte, sass Takanori auf dem Bett und las in einer Zeitschrift. Und zwar nicht in irgendeiner, sondern in der Cosmo Girl. Ja ja und mich dann auslachen! Aber gut, momentan ging es um andere, wichtigere Dinge!

„Akira, was machst du denn hier?“,fragte er verblüfft.

Ich war froh, den Kleinen sicher und wohlbehalten wieder zu sehen, aber das Adrenalin pumpte noch immer durch meine Venen und ich war zu aufgebracht, um jetzt einen auf begeistertes Wiedersehen zu machen.

„Die Frage lautet eher, was machst du hier?“, stellte ich klar. „Du verkriechst dich bei meiner Tante?! Warum hast du mir nicht einfach gesagt, was los ist, dann hätte ich dir doch geholfen. Aber stattdessen gehst du zu Tante Mika, jagst mir eine Heidenangst ein und bringst deinen Vater und Hoshiku dazu, bei mir anzutanzen. Wenn das raus kommt, steck ich bis zum Hals in Schwierigkeiten, ist dir das klar?“

Statt einer Antwort, die ich eigentlich erwartet hätte, sprang Takanori auf und umarmte mich.

„Taka?“, fragte ich vorsichtig.

„Ich habe dich unglaublich vermisst“, war seine einzige Antwort auf meine bereits zurechtgelegten Vortrag.

Na toll. Wer war denn Schuld, dass wir uns drei Tage nicht gesehen hatten?

Aber gut, ich beliess es dabei. Es ging ihm gut und das war die Hauptsache.
 

Ich verbrachte den ganzen Nachmittag bei meiner Tante. Sie kam kurz rein und sah, dass Takanori und ich angeregt miteinander plauderten, und ging wortlos wieder raus, mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Tja, das ist Tante Mika. Sie fragt nicht viel und weiss oftmals was los ist, bevor es die Betreffenden wissen.

Als der Abend einkehrte, fing ich an, im Minutentakt zu gähnen. Solche Adrenalin Stösse stimmten mich im Nachhinein meistens ziemlich müde.

Demnach war ich nur allzu froh, als Takanori vorschlug, schlafen zu gehen. Ich schickte Mum noch eine SMS, dass ich bei Mika übernachtete und legte mich geschafft ins Bett.

Kurz bevor ich wegdösen konnte, durchbrach Takanori die Stille. „Sag mal, wie hast du eigentlich herausgefunden, dass ich hier bin?“

„Erzähl ich dir morgen, bin zu müde.“

„Komm schon, das will ich jetzt echt wissen!“, meinte Takanori neugierig und erntete ein Murren von mir, was soviel bedeuten sollte, wie: Leck mich am Arsch!

„Na gut, dann erzähl‘s mir morgen. Aber ich bin froh, dass du hier bist!“

„Jaa, ich auch, schlaf jetzt endlich!“
 

Am nächsten Morgen, oder besser gesagt Mittag, weckten mich die warmen Sonnenstrahlen, die auf meinem Gesicht kitzelten. Müde blinzelte ich ein paar Male um mich zu orientieren und erinnerte mich an die letzten Ereignisse. Ich war ja bei Tante Mika, um Takanori zur Rede zu stellen, welcher sich gerade an mich kuschelte. Lächelnd legte ich einen Arm um seine Taille und musste wieder feststellen, dass er im Schlaf so friedlich und sorgenfrei aussah.

Überhaupt fiel mir gerade auf, dass sein Gesicht unglaublich hübsch war. Die wunderschönen, braunen Augen, die anfingen zu leuchten, wenn er mich ansah, die all sein Leid wiederspiegelten, wenn es ihm schlecht ging, die golden funkelten, wenn die Sonne rein schien und sich zu kleinen Schlitzen verzogen, wenn er lachte.

Die kleine Stupsnase, die sich rümpfte, wenn er von etwas angeekelt war.

Die samtweichen Lippen, wo ich bisher erst einmal in die Versuchung gekommen war, sie zu schmecken und das leider viel zu kurz.
 

„Ist was?“, zog mich die engelsgleiche Stimme meines Bettnachbarn aus meinen Gedanken.

„Wie? Nein alles okay. Seit wann bist du wach?“

„Hmm gerade aufgewacht.“

Takanori gähnte einmal herzhaft und setzte sich auf. „Frühstück?“

„Klar.“

Wir bequemten uns aus dem warmen Bett und gingen in die Küche, wo Mika sass und sich freute, uns zu sehen.

„Ah, die wehrten Heeren sind auch schon wach. Ich hab euch was zu Essen gemacht, bedient euch. Ich muss jetzt los, arbeiten. Bitte macht den Abwasch bis ich wieder da bin!“
 

Sie drückte uns jeweils einen Kuss auf die Wange und verliess eilig das Haus. Ich sah ihr hinterher. Tante Mika war wirklich ein Fall für sich, aber ich liebte sie über alles. Sie war die Mutter, die ich bis vor kurzem nie hatte, kümmerte sich um mich, wenn es mir schlecht ging. Sie hatte immer ein offenes Ohr für mich. Ich kannte niemanden, der sich so sehr für das Wohlergehen anderer sorgt, wie sie.

„Alles okay?“, riss mich Takanoris Stimme aus meinen Gedanken.

„Jap, alles bestens.“

Ich warf mich ihm gegenüber auf einen Stuhl und wir verzerrten das Frühstück ruck zuck.

Während wir das Geschirr spülten, klingelte mein Handy.

„Kannst du mal bitte ran gehen?“, fragte ich Taka, da meine Hände klitschnass waren.

„Klar.“

Ich spürte, wie der Blonde eine Hand in meine Hosentasche gleiten liess, das Handy hervor holte und es mir ans Ohr hielt.
 

„Hallo?“

„Suzuki, du verweilst noch unter den Lebenden? So selten wie du in letzter Zeit zur Schule gekommen bist, hätte ich das nicht erwartet“, sprach mein heissgeliebter Lehrer.

„Es tut mir leid, aber ich musste etwas dringendes erledigen.“

„Wenn du irgendetwas ausheckst, das mit Takanori zu tun hat, wirst du bis zu deinem Abschluss keinen Samstag mehr frei haben, damit dir das klar ist.“

„Sir, wegen diesen zwei Monaten mache ich mir deswegen nicht ins Hemd. Ihnen noch einen schönen Tag“, grinste ich und gab Takanori zu verstehen, dass er auflegen konnte.

„Wer war das?“, wollte jener wissen.

„Hoshiku. Er drohte mir mit Samstagsarrest, wenn ich etwas aushecke, das mit dir zu tun hat“, lachte ich. Als ob ich mir von diesem Typen etwas sagen lasse!

Takanori fand das Ganze allerdings weniger amüsant. Betreten sah er auf den Boden und kaute auf seiner Lippe herum.
 

„Was hast du?“, fragte ich verwundert.

„M-mir war nicht klar, dass ich euch alle damit in Gefahr bringe“, murmelte der Kurze schuldbewusst.

„Unsinn. Denkst du echt, dass ich mich von diesem alten Sack eingeschüchtert fühle?“, wollte ich belustigt wissen.

„Aber du nimmst Ärger mit meine Vater und unserem Lehrer auf dich, nur um mich zu schützen. Das habe ich doch gar nicht verdient.“
 

Ich legte das Geschirr beiseite und strich mit meiner nassen Hand über Takanoris Wange.

„Taka, ich würde alles für dich tun. Du darfst dich nicht immer selber fertig machen. Und jetzt lass uns das Geschirr fertig machen, ich will nachher in die Stadt.“

Damit war für mich das Gespräch beendet und ich wand mich den schmutzigen Tellern zu.

Takanori sah das anders.

„Du…du würdest wirklich alles für mich tun?“

„Natürlich, schliesslich bist du jetzt Mitglied unserer Gruppe. Wir alle würden dir aus der Scheisse helfen. Das ist für Freunde selbstverständlich“, lächelte ich den Kleinen an.

„A-ach so“, kam’s von ihm.
 

Wir spülten weiter das Geschirr ab, als ich plötzlich ein Schluchzer von der Seite vernahm. Was war denn jetzt auf einmal los??

„He, Taka, was is?“

„N-nichts.“ Wieder ein Schluchzer.

„Du bist kurz vor’m Weinen, sag mir nicht, dass nichts ist.“

„Ich…du…es ist nur so…ich habe das noch nie gehabt.“

„Was hast du noch nie gehabt?“

„Dich. Und Kai und Aoi und Uruha und Tante Mika und euch alle. Ich hatte noch nie solche Freunde, die sich wirklich um mich sorgten. Die meisten, die jemals nett zu mir waren, wollen nur mit mir befreundet sein, weil ich einen reichen Daddy und viel Geld habe. Dabei wissen sie nicht einmal, was für ein riesiges Arschloch er ist. Aber du, deine Freunde und deine Familie sind so lieb zu mir. Und als deine Mutter einmal gesagt hat, dass ich für sie fast schon zu eurer Familie gehöre, da hat’s mir die Sprache verschlagen. Ich hatte auf einmal dieses Gefühl. Das hatte ich zuvor noch nie in meinem Leben. Dieses Gefühl, endlich Menschen gefunden zu haben, die mich mögen und nicht das Geld meines Vaters.“
 

Mit der momentanen Situation überfordert, kratze ich mich am Kopf. Mir war bis jetzt nicht klar, dass Takanori so dachte. Dass er in mir eine Familie sah, die er bisher nie hatte, warf mich echt aus der Bahn und ich wusste nicht, was antworten.

„Sorry, das hätte ich nicht sagen sollen. Damit habe ich dich sicher verschreckt, oder?“, fragte er unsicher.

Ich sammelte meine Gehirnzellen zusammen und antwortete: „Keineswegs. Mir war nur nicht bewusst, dass du so über mich denkst.“
 

„W-wie dachtest du denn, denke ich über dich?“

Ich zuckte die Schultern. Ja, was dachte ich bisher? Diese Frage konnte ich mir beim besten Willen nicht beantworten.

Auf jeden Fall machte mich diese Denkensweise glücklich. Deshalb strahlte ich auch über’s ganze Gesicht.
 

Nach dem Geschirr machten wir uns bereit für die City und gingen los. Als erstes in mein neues Lieblingsgeschäft- Rukis.

In dem Laden begrüsste uns die Verkäuferin freundlich.

Takanori war seit unserem letzten Besuch offenbar öfters hier gewesen, denn die beiden verfielen gleich in eine Plauderei.

„Ihr versteht euch also wieder. Das freut mich“, lächelte sie.

„Ja, alles wieder im Lot“, grinste Takanori mich an.
 

Ich überliess die beiden sich selbst und sah mich um. Die Frühlingskollektion war erschienen und ich konnte mich bei diesen vielen tollen Klamotten gar nicht entscheiden. Kurzerhand schnappte ich mir drei Shirts, die toll aussahen und verschwand in der Umkleide.

Auch an mir sahen die drei Shirts einfach nur geil aus, weshalb ich gleich alle kaufte.

Takanori kaufte eine silberne Jeans, die ihm göttlich standen und wir verliessen den Laden gut gelaunt.

„Du hast ihr erzählt, dass wir uns gestritten haben?“, fragte ich draussen.

Peinlich berührt grinste Taka vor sich hin. „Ich war halt bedrückt und sie wollte wissen, was los ist. Also habe ich ihr von der Sache erzählt.“
 

Nach fünf weiteren Geschäften, in denen ich überall mein Geld liegen liess, gingen wir mit einem Eis an den See. Obwohl das Wetter für anfangs März wunderschön war, hatten wir den See für uns alleine.

„Was machst du eigentlich nach der Schule?“, fragte Takanori in die Stille hinein.

Ich zuckte die Schultern. „Eigentlich habe ich gehofft, dass das mit der Band bis dahin schon etwas geworden ist. Aber in zwei Monaten werden wir kaum einen Plattenvertrag haben. Und wenn aus dem Casting nichts geworden ist, fehlt uns auch noch ein Sänger.“

„Casting?“

„Ja. Nachdem du als Sänger abgedankt hast, wollten Kai und Aoi ein Casting organisieren.“

„Hmm. Das hat Kai mir gar nicht erzählt“, nuschelte Takanori.

„Was?“

„Hm? Nichts nichts“, beeilte er sich zu sagen.

„Hast du gerade gesagt, du hast mit Kai gesprochen?“, hackte ich nach.

„N-nein.“

„Takanori!“

„Ist ja gut. Am Donnerstag hat Kai mich angerufen. Ich wollte eigentlich gar nicht ran gehen, aber dass ich nicht wusste, wie es euch geht, nagte an mir. Also habe ich mit ihm gesprochen. Er hat mir gesagt, dass du gestern und vorgestern nicht zur Schule gekommen bist, weil du anscheinend in den Bergen wandern gehen wolltest. Warst du wirklich wandern?“

„Natürlich nicht“, schüttelte ich grinsend den Kopf. Es verletzte mich etwas, das er mit Kai gesprochen hatte und mit mir nicht, aber ich hatte weder das Recht noch den Stolz, eifersüchtig zu sein.

„Warum hast du denn sowas gesagt?“

„Das ist eine lange Geschichte.“

„Nur zu, wir haben Zeit.“

Ich seufzte. Ich wollte ihm eigentlich nicht verraten, wie ich darauf gekommen bin, dass er bei Tante Mika war. Aber er würde nicht locker lassen, ehe ich es ihm gesagt hatte. Also konnte ich gleich mit der Sprache raus rücken.
 

„Es war so: Am Mittwoch habe ich Hoshiku gefragt, warum du nicht mehr zur Schule gekommen bist. Ich machte mir Sorgen und das, was du mir in der Nacht zuvor sagtest, verwirrte mich komplett. Hoshiku sagte, dass dein Vater dich in ein Internat in den Bergen schicken wollte, weil dein Umfeld zu gefährlich sei. Als Nakamura-san ins Klassenzimmer gekommen ist, weil er etwas von Hoshiku wollte, habe ich den Moment genutzt, dass sie vor die Tür sind, und habe in Hoshikus Sahen gewühlt. Da fiel mir ein Brief auf, den dein Vater an ihn geschrieben hat. Ich packte den Brief ein und ging nach Hause. Da ist mir dann Kai über den Weg gelaufen und sagte, er bräuchte noch ein Jury-Mitglied für das Casting. Ich sagte ihm, dass ich in die Berge wandern gehe, weil ich dich aus diesem Internat raus holen wollte. Aber zuhause habe ich dort angerufen und die meinten, dass du anscheinend abgehauen wärst.“

„Und weiter?“, fragte Takanori mit grossen Augen, als ich eine kleine Pause einlegt.

„Am Donnerstag habe ich nochmal angerufen“, sprach ich weiter. „Aber du warst immer noch verschwunden. Also habe ich mir überlegt, wo du sein könntest. Unter einer Brücke würdest du nicht sein, das passte einfach nicht zu dir. Daher kamen nur noch Verwandte, Freunde oder ein Hotel in Frage. Verwandte, hast du mal erzählt, hast du keine und die einzigen Freunde, die du hast und von denen ich weiss, sind auch meine Freunde. Die würden mir sagen, wenn du bei ihnen aufgekreuzt wärst. Ich hatte keine Idee mehr.

Aber als ich gestern Morgen fern sah, lief eine Doku über einen See, irgendwo in Wakkanai, den es bald nicht mehr geben würde. Da erinnerte ich mich zurück an hier und dann war völlig klar, wo du bist. Denn wenn Tante Mika jemanden mag, hilft sie ihm. Das ich richtig lag, war reines Glück.“
 

Takanori blieb eine Weile still. Man sah seine Gehirnzellen förmlich rattern und ich hätte zehntausend Yen gezahlt, zu wissen, an was er gerade dachte. Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Und öffnete ihn wieder und schloss ihn wieder. Dieses Spielchen ging eine Zeit lang so, bis ich mich dazu entschloss, einen Kommentar dazu zu geben.

„Wenn du mir etwas mitteilen willst, musst du schon Wörter verwenden. Deine Gedanken lesen kann ich noch nicht.“

Der Zwerg schreckte hoch als hätte ich ihn aus dem Schlaf gerissen bis er sich dann doch dazu durchrang, mir seine Überlegungen mitzuteilen.

„I-ich wusste nicht, dass du dir so viele Gedanken gemacht hast. Als Kai meinte, du wärst wandern, dachte ich, es sei dir scheissegal wo ich bin.“

„Unsinn. Ich habe dich zwei Mal gefragt wo du bist. Wäre es mir egal gewesen, hätte ich auch nicht gefragt“, stellte ich klar.

„Stimmt.“

Old Friends...

Hallöööööchen ^_^
 

Hui, dass es doch noch ein paar Leserchen gibt, freut mich wirklich!! Danke für eure Revis :)
 

Ich will auch gar nicht so viel quatschen und gleich mit dem nächsten Kap raus rücken, in dem einer meiner Lieblingssängern mitmacht *.*
 

Wer das ist, seht ihr ja dann ^_^
 

Viel Spaß beim Lesen wünscht TSC!!
 

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13. Kapitel: Old Friends
 

Als wir vom See zurück kamen, war Mika noch immer nicht da. Also nutzten wir die Zeit und zockten noch auf meiner Playstation.

Erst als es bereits dunkel wurde, legte ich den Controller grinsend beiseite und gab ein siegessicheres „Gewonnen!“ von mir.

Schnaubend warf Takanori sich nach hinten auf mein Bett. „Reines Glück“ war sein Kommentar dazu.

Der war doch nur neidisch auf mein Können.
 

„Hast du Hunger?“, wollte ich in die Stille hinein wissen. Entgegen des Kopfschüttelns, knurrte der Magen des vor mir Liegenden ausgiebig.

„Vielleicht ein bisschen“, meinte er daraufhin.

„Ich bin zu faul, um zu kochen, lass uns ‘ne Pizza bestellen.“

„Solange du bezahlst.“
 

Wir pflanzten uns ins Wohnzimmer und warteten auf die Pizza, welche auch kurze Zeit später von einem allzu bekannten Gesicht geliefert wurde.

„Takeru, was machst du denn hier?“, fragte ich und ließ den Freund aus meiner Zeit hier in Kanagawa in Mikas Haus.

„Das Gleiche könnte ich dich fragen. Ist deine Familie nicht nach Tokio gezogen?“, wollte der Blondschopf wissen und setzte sich auf meine Geste hin neben Takanori aufs Sofa.

„Schon, aber ich bin zurzeit hier bei meiner Tante. Wie geht es dir? Dass du jetzt als Pizza-Bote arbeitest wusste ich gar nicht…!“

„Ach ist nur ein Nebenjob. Eigentlich warte ich darauf, dass meine Jungs und ich groß raus kommen. Und du? Wie läuft’s so?“

„Kann nicht klagen.“

Wir verfielen in ein Gespräch über unsere gemeinsame Vergangenheit und wie es dem jeweils anderen jetzt ging.

Takanori war vergessen.
 

Erst durch ein Räuspern seinerseits wurde ich wieder auf den Zwerg aufmerksam.

„Ach, das da ist Takanori. Er geht in die gleiche Klasse wie ich. Taka, das ist Takeru. Wir waren sechzehn Jahre lang beste Freunde“, stellte ich die beiden einander vor.

„Das da?“, mein alter Kumpel hob die Augenbraue. „Reita, deine Freundlichkeit haut mich mal wieder um.“

Er wand sich grinsend zu Takanori und hielt ihm die Hand hin. „Freut mich, Reitas neuen Busenfreund kennen zu lernen.“

Der Zwerg sah argwöhnisch auf Takerus Hand, murmelte ein „gleichfalls“ und machte sich an seiner Pizza zu schaffen.

Was war denn bei dem kaputt?
 

Takeru schien die merkwürdige Stimmung zu bemerken und meinte: „Ich sollte dann mal wieder los, bin ja schließlich im Dienst. Ruf mich mal an!“ Er schrieb seine Handynummer auf ein Zettel und reichte ihn mir. Beim Gehen nickte er Takanori zu. „Hat mich gefreut. Man sieht sich, Rei.“

„Warte, ich muss doch noch die Pizzen bezahlen“, rief ich ihm hinterher, doch er winkte ab. „Geht aufs Haus.“
 

Als die Türe verschlossen war und ich mich wieder neben Takanori ins Wohnzimmer setzte, mied dieser gekonnt meinen Blick.

„Was sollte das denn gerade?“, fragte ich.

„Was?“, kam die Gegenfrage.

„Na, du warst nicht gerade nett zu ihm.“

„Warum sollte ich? Ich kenn' den doch nicht mal.“

Seufzend widmete ich mich der Pizza zu. Dieser Typ war manchmal echt schräg.
 

Nach einigen Minuten, in denen nur unser kauenden Schmatzgeräusche zu hören waren, fragte Takanori: „Sag mal, warum nennt der dich Reita?“

„Lange Geschichte. Ich will nicht drüber reden.“

„ Ist das sowas wie ein Gang-Spitzname?“, hackte er weiter nach.

„Ich sagte doch, ich will nicht drüber reden“, knurrte ich leicht säuerlich.
 

Damit schien dieses Thema vorerst erledigt zu sein- für mich.

Der Zwerg sah das jedoch anders.

„Warum darf ich dir keinen Spitznamen geben?“

„Ich wusste nicht, dass du an ‚Akira‘ etwas auszusetzen hast“, war meine Antwort dazu.

„Hab ich auch nicht. Ich dachte nur…“

„Was dachtest du?“, wollte ich nun doch wissen.

„Nicht so wichtig.“

„Jetzt sag schon!“

„Ich will aber nicht!“
 

„Guten Abend“, flötete Mika, die gerade herein kam und somit unser äußerst merkwürdiges Gespräch beendete.

„Das hab ich nicht nötig“, zischte ich dem blonden zu und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort an meine perplex drein schauende Tante zu verlieren.

Auf dem Weg in mein Zimmer hörte ich, wie diese fragte, was denn mit mir los sei.

Die Antwort von Takanori hörte ich nicht mehr. War auch besser so.
 

Nachdem ich zwei Stunden in meinem Bett lag und nicht wusste, was ich mit mir anfangen sollte, da Takanori und Mika noch immer im Wohnzimmer sassen und über keine Ahnung was quatschten, fischte ich mein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer auf dem Zettel, den Takeru mir gegeben hatte.
 

Nach dem zweiten Tuten meldete sich die alt bekannte Stimme. „Hallo?“

„Hey Tak, ich bin's.“

„Reita, dass du so schnell anrufst, hätte ich nicht gedacht“, kicherte mein ehemaliger bester Freund.

„Was soll ich sagen? Ich hatte Sehnsucht“, grinste ich in den Hörer, aus dem nun lautes Lachen zu hören war.

„Nach den drei Jahren, in denen wir nichts miteinander zu tun hatten, fällt es mir schwer, das zu glauben“, antwortete Takeru immer noch lachend.

„Stimmt.

Sag mal, hast du heute noch was vor?“, wollte ich dann wissen.

„Ehm, nöö. Wieso fragst du?“

„Ich dachte, wir könnten mal wieder einen auf den Putz hauen, wie in alten Zeiten.“

„Klar, ich bin gleich bei dir“, hörte ich es sagen und konnte gerade noch „Halt!“ rufen, bevor Takeru auflegte.

„Ja?“

„Bei mir ist es grad etwas ungünstig. Können wir nicht zu dir?“

„Mmh geht nicht. Aber wie wär‘s mit eurem alten Haus? Das steht noch immer leer.“

„Ist gut, ich bin in einer halben Stunde da“, sagte ich und wollte auflegen, als ich noch hörte wie ein „Und ich bring das Bier“, aus der Sprechanlage meines Handys kam.
 

Ich musste im Laufe des späteren Abends feststellen, dass Takeru sich kaum verändert hatte. Er war immer noch gleich verrückt wie früher und je mehr wir über die alten Zeiten redeten umso mehr vergaß ich Takanori,

Anfangs machte ich mir durchaus Vorwürfe, einfach abgehauen zu sein und der Blick, den er mir zuwarf, als ich verkündete, mich noch mit einem alten Freund zu treffen, wollte mir auch nicht aus dem Kopf. So…verletzt.

Doch mit jedem weiteren Bier, dass ich in mich hinein kippte, wich der Blonde deutlicher in den Hintergrund und ich konzentrierte mich nicht mehr auf mein schlechtes Gewissen.
 

Ich musste durchaus zugeben, dass mir Kanagawa und meine Freunde hier fehlten. Tokio war eine aufregende Stadt, keine Frage, doch hier konnte man einfach abschalten. Weg von dem ganzen Tumult, den Sorgen und den Problemen, die eine Grossstadt nun mal mit sich bringt. Ich dachte nicht mehr an Takanori, die Band oder was nach der Schule sein würde. Ich sass einfach nur hier, auf dem Boden unseres alten, herunter gekommenen Hauses und unterhielt mich mit Takeru.
 

„Willst du?“,fragte mein Gegenüber und hielt mir eine brennende Zigarette hin.

„Du bist immer noch nicht von dem Zeug los gekommen?“, fragte ich grinsend und nahm den Glimmstängel dankend an.

„Du doch auch nicht“, kam’s nicht weniger grinsend zurück.
 

„Und was läuft mit diesem Takanori-Typen?“, sprach Takeru schlussendlich genau das Thema an, welches ich vermeiden wollte.

„Ach, hör mir bloss auf. Ich habe heute Abend echt kein Bock auf den.“

„Hat der grosse, böse Reita etwa Gefühle für das kleine, blonde Unschuldslamm?“, fragte er und traf damit genau ins Schwarze.

„Bitte, ich will da wirklich nicht drüber reden.“

Warum wechselte et nicht das Thema, wenn es mir doch deutlich unangenehm war, über diese miese Giftratte zu sprechen, die mir das Herz gestohlen hatte?!
 

„Scheint, als würde ich richtig liegen. Na komm schon, was bedrückt dich?“, bohrte er weiter nach.

„Du lässt dich wohl nicht mehr davon abbringen, was?“

„Nop“, grinste es mir frech ins Gesicht.
 

Na gut, Takeru konnte ich ja alles erzählen. Er kannte Takanoris Familie nicht und würde daher sicher auch niemandem etwas verraten. Zudem konnte ich so loswerden, was mich schon seit mehreren Tagen wuschig machte.
 

So berichtete ich ihm von den letzten beiden Monaten. Dass meine Freunde mir einen üblen Streich spielten, dass Takanoris Eltern zwei miese Schweine waren, die ihren Sohn missbrauchten und dass er nun mehr oder weniger auf der Flucht war. Auch von unserem Mitternachtszwischenfall und dass ich meinen ersten Kuss bekam, erzählte ich meinem ehemaligen besten Freund.

Als ich mit der Geschichte am heutigen Abend ankam, wo sich der Grund für mein wuschiges Verhalten so merkwürdig benommen hatte, war Takeru erst mal sprachlos.
 

Nach einigen Augenblicken der Stille gab er ein „Echt heftig“ von sich.

Ich wusste nicht so ganz, worauf sich das bezog und nickte einfach.

„Also wenn du mich fragst, ist es kein Wunder, dass er sich heute so verhalten hat.“

„Nicht?“, wollte ich verwundernd wissen.

Wenn mir Takeru einen hilfreichen Rat geben konnte, hätte ich ihn vielleicht schon viel früher kontaktieren sollen.
 

„Aber natürlich. Dein Angebeteter ist eifersüchtig auf mich.“

„Bitte?“, fragte ich verblüfft und musste an mich halten, um nicht laut los zu lachen. Hilfreicher Rat, von wegen!

„Warum sollte Takanori auf dich eifersüchtig sein? Wir waren sechzehn Jahre lang beste Freunde!! Ich weiss wie du in Windeln aussiehst!!“
 

„Denk mal nach, du Spatzenhirn“, antwortete mein Gegenüber ernst. „Fällt dir da nichts auf?“

Ich wusste nicht so genau, was mein Kumpel damit meinte und hob leicht verunsichert die rechte Augenbraue.

Er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. „Mein Gott, bist du echt so blind??! Ist dir nicht aufgefallen, dass ich und der Typ uns ziemlich ähnlich sehen?“

„Unsinn, ihr seht euch doch nicht….“, begann ich, unterbrach mich aber selber.
 

Jetzt, wo Takeru es sagte, fiel mir die Ähnlichkeit zwischen den beiden auch auf. Sie waren gleich gross, hatten dieselbe Haarfarbe und strahlten beide diese unschuldige, schüchterne Art aus. Naja, bei Takanori wirkte das zu anfangs eher wie Arroganz, doch mittlerweile kannte ich ihn gut genug, um zu wissen, dass er damit nur die Leute auf Abstand hielt, die er nicht mochte.
 

„Ja stimmt, ihr seht euch wirklich ähnlich“, murmelte ich mehr zu mir selbst als zu dem blonden mir gegenüber.

„Ja total!“, stimmte dieser mir zu. „Ich dachte vorhin, ich seh in einen Spiegel! Zudem sind unsere Namen ja auch ähnlich. Takanori und Takeru. Dass dir das nicht schon früher aufgefallen ist!“
 

Etwas verstand ich jedoch immer noch nicht.

„Aber warum sollte der Zwerg denn eifersüchtig auf dich sein, nur weil ihr euch ähnlich seht? Ich meine, an deinem ‚guten Aussehen‘ kann es ja wohl nicht liegen“, gab ich meine Verwirrtheit auch gleich kund.

„Man, Rei, hast du deine Intelligenz in Tokio vergessen?“, fragte mein Kindheitsfreund und schüttelte den Kopf. „Offensichtlich hat der Kerl dich ja mehr als nur gern. Wenn ich jetzt so aus dem Nichts auftauche, bin ich in seinen Augen natürlich ein Feind. Und weil wir uns so gut verstehen und ich dem voll ähnlich sehe, hat er vielleicht Angst, dass du ihn wieder fallen lässt und dich lieber mit mir abgibst.“

„Das ist Blödsinn“, war mein fachmännischer Kommentar dazu. „Das Aussehen ist doch nicht mit dem Charakter zu vergleichen! Ihr seid zwei völlig verschiedene Menschen.“

Takeru zuckte die Schultern. „Mir ist das klar. Aber wenn man verliebt ist, lässt der Verstand manchmal zu wünschen übrig. Glaub mir, ich kenn' das.“

„Hmm“, antwortete ich darauf hin und wir verfielen in ein Schweigen.
 

Auf dem Nachhauseweg dachte ich über unser Gespräch nochmal nach. Konnte es wirklich sein, dass Takanori eifersüchtig auf Takeru war? Das war doch wirklich kindisch!

Aber was konnte ich schon sagen?

In Sachen Liebeskranke Dummheiten kannte ich mich doch bestens aus.
 

Als ich Takeru fragte, wieso er von Anfang an wusste, dass ich in Takanori verliebt war, hatte er nur gegrinst und gemeint: „Ich sagte doch, ich kenne dich besser, als du dich selbst.“

Vielleicht sollte ich doch Öfters etwas mit meinem ehemaligen besten Freund unternehmen. Womöglich konnte er mir ja helfen, wenn ich wieder einmal eine emotionale Krise durchmachte.

Little probmens....

Huhu da bin ich wieder.....!!! *Konfetti in Luft werf* yuchey ^__^
 

Danke für eure Revis, freut mich echt!!! (@Burial_Applicant: Zwei Revis? Womit hab ich das veerdient? u.u *gerührt bins* :3)
 

Eigentlich wollte ich das Kapi ja erst Freitag on stellen, wie die letzten zwei Male auch (dass es erst so spät freigeschaltet wurde, liegt nicht an mir >.>), aber in so 'ner nächtlichen Krise, die ich grad schiebe, musste ich mich ablenken und das erschien mir am Sinnvollsten als Ablenkungsmanöver... ^.^
 

Dann wünsch ich mal viel Spass beim Lesen! Fehlerchen, Kritik und Lob dürfen gerne gemeldet werden. Ich freue mich immer, wenn ich mich verbessern kann!!
 

Haut rein!
 

xoxo TSC
 

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14. Kapitel: Little Problems….
 

Um die Chancen zu erhöhen, Takanori könnte womöglich schon schlafen, wenn ich zurück kam, liess ich mir auf dem Weg zu Tante Mikas Haus extra viel Zeit und ging noch am See vorbei.

Doch das Wasser spiegelte so schön den bereits hoch am Himmel stehenden Mond, dass ich mich am Ufer hinsetzte und eine Zigarette anzündete.
 

Warum konnte das Leben eigentlich nicht ein bisschen einfacher sein? Warum musste immer alles so kompliziert und… schwer sein?
 

Hätte ich doch bloss nicht einen solch dicken Dickschädel!!

Dann wäre tatsächlich einiges einfacher.

Dann hätte ich kein Problem damit, zu dem Zwerg hin zu gehen und ihm zu sagen: Ja verdammt, ich stehe auf dich, du miese, kleine Ratte!

Dass er für mich ähnlich empfand, wusste ich ja bereits.
 

Natürlich würde ich mir eine andere Wortwahl überlegen müssen, sollte ich mich tatsächlich dazu durchringen, ihm von meinen Gefühlen zu erzählen. Als würde ich das jemals schaffen!!

Allein dieses Wort hörte sich doch mehr als bescheuert an!
 

Gefühle…
 

Es klang so….so verweichlicht…

Wie ein zwölfjähriges Mädchen, die in ihrem Barbie-Schloss hockt und nicht mehr im Kopf hat, als dass Ken sie womöglich nicht gleich gern hat wie sie ihn!
 

Aber ich war keine zwölfjährige Barbie! Ich war ein verdammter Mann, der nicht genug Eier in der Hose hatte, seinem Typen zu sagen, was Sache ist!

Ich war…. eine Memme…!!

Eine peinliche, kindische Memme, die sich den Problemen nicht stellt, wie man es von einem richtigen Mann erwartete.
 

Meine Güte, was war nur mit mir los? Früher hätte ich mich nicht so peinlich angestellt! Da hätte ich den Tiger am Schwanz gepackt, komme was wolle!!
 

Also…im übertragenen Sinne natürlich…
 

Jedenfalls wäre ich ganz sicher nicht so schnell eingeknickt. Ich hätte mich durch nichts aus der Fassung bringen lassen und getan, was immer möglich war, um das zu bekommen, was ich wollte.

Oder lag es nur daran, dass ich damals Takanori noch nicht kannte?

Der Kerl, der mich irgendwie immer das Gegenteil machen liess, von dem, was ich eigentlich tun wollte. Der Kerl, der mich verunsicherte und der mich vergessen liess, wo oben und wo unten ist.
 

Oh man, ich war genau diesem Kerl vollkommen verfallen!

Und das Schlimmste ist, es fiel mir erst jetzt so richtig auf!!
 

So vertieft in meine Gedanken an Takanori, fiel mir erst jetzt auf, dass ich bereits vor dem Haus meiner Tante stand.

Das Licht im Wohnzimmer brannte, also war der Grund für meinen anwachsenden Wahnsinn vermutlich noch wach.

Das war gut! So konnte ich mit ihm reden.

Ich musste einfach mit ihm reden, sonst würde ich, dessen war ich mir sicher, noch endgültig den Verstand verlieren!
 

„Also los, Akira! Rein in die Höhle des Löwen! Now or never!!“, sprach ich mir gut zu, strich meine vor Nervosität schweissnassen Hände an der ausgewaschenen Jeans ab und drückte die Klinke runter.
 

Ich hörte vom Flur her, wie Takanori und Mika sich unterhielten. Wenn ich mich nicht täuschte, über das japanische Schulsystem. Schien wohl eines der Lieblingsthemen von dem Zwerg zu sein.
 

Als die Zwei mich bemerkten, stand Mika auf und verliess den Raum. Mir flüsterte sie beim vorbeigehen zu, ich solle mit Taka mal reden. Danke Tantchen, das hatte ich sowieso vor.
 

„Tut mir leid, dass ich mich so doof benommen habe“, meinte Takanori, als die Türe von Mikas Schlafzimmer ins Schloss gefallen war.

„Du musst dich nicht entschuldigen“, wollte ich gleich klar stellen.

Grinsend sah der Blonde mich an. „Tu ich auch nicht. Ich dachte nur, du könntest eine Vorlage gebrauchen.“
 

Jetzt musste ich auch grinsen und setzte mich neben ihn aufs Sofa. „‘tschuldigung. Mir war nicht bewusst, dass ich so dumm benommen habe.“

„Schon gut. Ich war ja auch nicht gerade nett zu dem Kerl“, sprachs nun ehrlich und lächelte. „Dann ist alles wieder okay? Oder willst du noch was los werden?“

„Nein, alles gut“, log ich und stand auf.
 

Auf dem Weg ins Zimmer blieb ich nochmal stehen und drehte mich zu Takanori um. Dieser hob die Augenbraue, als ich nichts sagte, sondern ihn stumm anstarrte. „Ist was?“

„Naja, um ehrlich zu sein, gibt es da doch etwas, das ich gerne mit dir besprechen würde. Aber könnten wir das vielleicht im Zimmer tun? Hier fühl ich mich irgendwie….beobachtet“, murmelte ich zum Schluss hin und schielte auffällig unauffällig zu Tante Mikas Schlafzimmer.

„Kein Ding. Geh du schon mal, ich bin gleich da.“
 

So sass ich keine Minute später auf meinem Bett und wartete auf den Kleinen, um ihm meine Gefühle zu ‚beichten‘. Alleine wenn ich daran dachte, fing das Zittern wieder an und meine Hände wurden klitschnass. Da konnte auch die vorlaute Stimme in mir nichts ändern, die offenbar noch nicht verweichlicht war und mir sagte: „Jetzt reiss dich gefälligst am Riemen, so schwer ist das doch nicht! Pack es an wie ein Mann!“

Tja, das hatte ich auch vor. Aber als Takanori das Zimmer betrat, wäre ich am liebsten mit einem Hechtsprung durchs Fenster geflohen. Wie in diesen coolen James Bond-Filmen. Mit vollem Schwung durch das Glas und auf der anderen Seite galant und in einer total coolen Pose zum stehen kommen. Aber ich war nicht James Bond. Und schon gar nicht wollte ich diese arme Fensterscheibe kaputt machen, die an meinem Gefühlschaos ja gar nicht Schuld war.
 

Moment mal! Hatte ich wirklich Mitleid mit einer Scheibe??
 

„Akira? Lebst du noch?“, wurde ich aus meinen mehr als nur irritierenden Gedanken gerissen und blickte direkt in die wunderschönen Augen Takanoris.

„Wie…eh..was?“, stotterte ich ziemlich dümmlich vor mich hin, während sich auf dem Gesicht meines Gegenübers ein breites Grinsen bildete.

„Das muss ja etwas wirklich wichtiges sein, was du mir sagen willst, wenn du so aus dem Häuschen bist.“

„Ich dir sagen…? Eh….ah ja, stimmt“, stotterte ich weiter und hatte das Gefühl, mein Gesicht würde bald Feuer fangen, so heiss fühlte es sich an. Also heiss im Sinne von Steigerung von “warm“ und nicht im Sinne von heiss wie in “Takanoris Hintern“.
 

Oh man, woran dachte ich jetzt schon wieder??!! Das war ja schlimmer als erwartet!!
 

„Aki, geht’s dir nicht gut?“, fragte Takanori und legte zu allem Übel auch noch seine Hand an meine Wange. Erschrocken fuhr ich zurück und mir entwich ein „Fass mich nicht an!“.

Doch statt von mir zu weichen, kam er mir nur noch näher, legte seine Hand erneut auf meine Wange und flüsterte direkt an meinem Ohr: „Du wirst doch nicht krank, oder?“

Dabei grinste er mich mit diesem diabolischen Glänzen in den Augen an, dass ich mir nicht sicher war, ob er das nun ernst meinte oder eben doch nicht.
 

Statt zu antworten sah ich einfach nur in seine Augen, die mich noch immer fixierten, als wäre ich eine arme, kleine Maus und er eine hungrige Schlange.
 

Ja, so kam mir Takanori in dem Moment vor….
 

Wie eine Schlange….
 

Eine wunderschöne Python, die im gleichen Moment elegant vor sich hin schlängelte und im selben gefährlich zubeissen konnte…
 

Die Frage war nur, würde er zubeissen oder nicht?
 

Mein Herz hämmerte in einem viel zu schnellen Tempo gegen das Brustbein und ich musste mehrmals schlucken, selbst wenn mein Mund trockener war, als die Sahara.
 

Aki, deine Vergleiche sind heute mal wieder ausgezeichnet!
 

„Warum bist du denn so nervös?“, hauchte es gegen meine Lippen und ein Lächeln schlich sich auf die von Takanori. „Ich mach doch gar nichts.“

„Du….du…. Du…“, stotterte ich nach wie vor dumm daher, nicht fähig auch nur einen ansatzweise sinnvollen Satz zu denken, oder gar auszusprechen.

„Ich…?“, hackte er nach und kam mir erneut näher. Ich wich wieder zurück und konnte schon die Matratze in meinem Rücken spüren. Ohne es zu merken, lag Takanori fast schon auf mir drauf und hatte noch immer dieses diabolische Grinsen auf den Lippen.
 

Diese göttlichen Lippen…!!!
 

„Du…..du…..“ Mehr brachte mein Gehirn einfach nicht zu Stande.

„Du wiederholst dich“, bemerkte der fast auf mir liegende trocken.

„Ich…weiss“, war alles, was ich sagen konnte.
 

Hätte in diesem Moment nicht ein fürchterliches Geräusch aus dem Wohnzimmer unsere Aufmerksam auf sich gezogen, hätte ich vermutlich noch die ganze Nacht dumm vor mich hin gestottert. Aber das Schicksal meinte es gut mit mir. Durch diesen momentanen Schock konnte sich mein Gehirn nämlich wieder abkühlen und ich warf Takanori von mir runter, um in der nächsten Sekunde fast schon fluchtartig aus dem Raum zu rennen.
 

Das Geräusch wurde dadurch verursacht, dass Mika die Pizza aufräumen wollte, die ich liegen gelassen hatte, dabei einer der Teller runter rutschte, auf den Glastisch knallte und nun sowohl der Teller als auch der Glastisch in Scherben verstreut auf dem Boden lagen.

Tja, musste man auch erst mal hin kriegen. Aber ich hatte kein Recht zu meckern, schliesslich konnte mein Gehirn durch dieses Ungeschick wieder klare Sätze bilden.
 

Wir halfen also meiner Tante, die Sauerei aufzuwischen und gingen danach wieder ins Zimmer. Doch statt nochmal zu versuchen, anständig und ohne Gestotter und betatscht zu werden, mit dem Kleinen zu reden, gab ich vor, müde zu sein und warf mich noch in den Jeans direkt ins Bett, schaltete das Licht aus und tat so, als wär ich bereits eingeschlafen.
 

Bei Letzterem spürte ich eindeutig Takanoris Blick im Nacken. „Der lernt wohl nie, zu seinen Gefühlen zu stehen“, hörte ich es noch murmeln, ehe ich tatsächlich ins Land der ungewollt feuchten und heissen Träume glitt.
 

Das Ergebnis reckte sich mir am nächsten Morgen feucht-fröhlich entgegen und diese Jeans wurde mir auf einmal viel zu eng.
 

Verdammte Scheisse, Aki, das ist mehr als nur peinlich!!!
 

Zu meinem Glück schlief Takanori noch tief und fest. Er hatte also nichts mitgekriegt. Oder eher- noch nicht!
 

Leise und ohne Aufsehen zu erregen aus dem Zimmer ins Bad schleichen. Das war mein Plan. Aber meine Sauordnung war auch jetzt wieder über den ganzen Boden verteilt, was ich im Dunkeln nicht erkennen konnte und galant auf die Fresse flog.

Natürlich nicht, ohne einen riesen Krach zu machen und laut zu fluchen.
 

Auch mein kleiner, grosser Freund, den ich vor langer Zeit liebevoll Mr. Tiger genannt hatte- bitte, fragt mich nicht wieso!- bekam den Boden ziemlich schmerzhaft zu spüren. Leise vor mich hin fluchend rappelte ich mich wieder in die Senkrechte und musste leider feststellen, dass ich genauso gut hätte schreien können. Takanori sass mit weit aufgerissenen Augen im Bett und starrte mich an, als wäre ich ein Geist.
 

Doch als sein Blick ein Bisschen weiter nach unten glitt, wo die Beule in meiner Hose nach wie vor deutlich sichtbar war, prustete er los.
 

„Du hast da ein kleines Problem“, brachte er unter dem Gelächter hervor und kringelte sich fast schon im Bett.

„Das weiss ich auch!“, zischte ich mehr als peinlich berührt und verdrückte mich schnell ins Bad, ehe auch noch Tante Mika hätte rein kommen können. Bei meinem momentanen Glück wäre das durchaus denkbar gewesen.
 

Doch im Bad stellte sich eine weitere Frage. Wie löse ich jetzt dieses Problem?
 

Eine kalte Dusche wollte ich mir eigentlich wirklich nicht antun, aber sich einen von der Palme wedeln und das auch noch in Mikas Badezimmer, erschien mir auch etwas….merkwürdig…
 

Noch bevor ich meine Frage beantworten konnte, ging die Tür auf und Takanori quetschte sich in das eh schon kleine Badezimmer.

„Kann ich dir bei was behilflich sein?“, fragte er, noch immer ein unmenschlich grosses Grinsen im Gesicht.
 

„Vergiss es, hau ab!“, zischte ich den Kleinen an.

„Ach komm schon, warum selber Hand anlegen, wenn es jemand anderes für dich machen kann?“

„Takanori, ich diskutiere auf keinen Fall mit dir darüber, also verschwinde!“, zischte ich erneut.
 

Man, diese Hose sass wirklich verflucht eng!
 

„Jetzt tu‘ nicht so und lass dir helfen! Ich kann das wirklich gut, ehrlich!“

„A..Aber“, stotterte ich, da sich in meinem Kopf unweigerlich das Bild breit machte, wie Takanori sich selbst befummelte. Sofort meldete sich mein Problem mit einem Ziehen.

Warum musste diese Hose auch nur so verflucht eng sitzen???
 

„Ta…Takanori, bitte geh raus“, versuchte ich es auf die Bettel-Tour und fügte noch ein „Du weisst nicht, wie peinlich mir das hier gerade ist!“, hinzu.
 

Aber Takanori schien diese Tatsache nicht im geringsten zu stören. Stattdessen kam er mir ein Stück näher und ich spürte auf meinen Rücktritt hin den Badewannenrand in meinen Kniekehlen.
 

„Warum ist dir das peinlich? Sowas kann doch jedem mal passieren. Du musst dich da wirklich nicht für schämen, glaub mir.“

„T..tu ich aber. Bitte geh raus.“
 

Verdammte Scheisse, warum besass ich eigentlich eine solch verflucht enge Hose???
 

„Ich will dir nur helfen. Danach kannst du die ganze Sache vergessen, als wäre nie etwas geschehen“, sprachs direkt an meinem Ohr.
 

Als ich dann auch noch seine Hand an meinem Hosenbund spürte, setzte es bei mir aus und ich wurde unfähig, mich zu bewegen.

Takanori schien das als Einverständnis zu sehen, öffnete langsam den Knopf und zog den Reissverschluss runter.
 

Sofort schrien meine Weichteile vor Erleichterung, da es endlich nicht mehr so eng war da unten. Trotzdem waren meine Arme und Beine noch immer wie eingefroren.
 

„Schliess die Augen“, hörte ich es flüstern und tat, wie mir geheissen.
 

Langsam liess der Blondschopf vor mir meine Hose bis zu den Knöcheln runter gleiten.

Plötzlich war ein leises Grunzen zu hören und ich öffnete die Augen, um zu sehen, was Takanori jetzt so lustig fand.

„Spongebob-Boxershorts?“, fragte er amüsiert.
 

Verdammt, nicht mal anständige Unterwäsche kannst du in einem solchen Moment anhaben! Akira, du hast es geschafft, du bist am Tiefpunkt angelangt. Peinlicher kann’s echt nicht mehr kommen!
 

Aber Takanori liess sich von dieser Tatsache nicht aus der Ruhe bringen, begab sich in die Knie und zog mir auch noch die peinlichen Boxershorts von den Hüften. Allerdings wusste ich in diesem Moment nicht, ob ich sie doch lieber anbehalten hätte, statt wie jetzt untenrum nackt vor dem Zwerg zu stehen.
 

„Sei nicht so verkrampft“, meinte er darauf hin und nahm ohne Vorwarnung meine gesamte Grösse in den Mund. Nicht, dass ich prahlen will, aber klein bestückt war ich jetzt wirklich nicht.
 

Erschrocken zuckte ich zusammen. Verdammt, hätte der mich nicht irgendwie darauf vorbereiten können?

Doch ich hatte keine Zeit, mich darüber zu beschweren, denn Takanori machte sich sofort an die Arbeit und saugte erst vorsichtig und dann immer schneller an meiner Männlichkeit, sodass mir immer wieder ein leises Keuchen heraus rutschte.
 

In diesem Moment fragte ich mich, wieso ich mich zuvor so dagegen gesträubt hatte, statt es einfach zu geniessen. Dass mein Unterbewusstsein das hier schon deutlich länger wollte, war ja schon lange kein Geheimnis mehr.
 

„Ta…Taka, wa….wa…rum“, begann ich einen Satz, war aber nicht fähig ihn zu Ende zu bringen, da der Kleine seinen Job mehr als nur gut machte und ein Stöhnen über meine Lippen kam.
 

Verdammt, warum konnte der das so gut?
 

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Tja, das war's auch schon wieder c:

Ich hoffe, es hat euch gefallen!!!
 

xoxo TSC

Unexpected Visit

Dieses Kapi widme ich Jyll weil sie so fleissig kommentiert und mich ermutigt hat, weiter zu schreiben! 
 

Danke, Jyll!!!
 

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15. Kapitel: Unexpected visit
 

Mein „Problemchen“ war schlussendlich beseitigt und wir kamen beide wieder aus dem Bad. Die Hose hatte ich mir zuvor natürlich hoch gezogen.
 

Aber was ich sah, als Takanori die Tür in den Flur öffnete, liess mich erschrocken stehen bleiben, was dazu führte, dass der Zwerg gegen mich knallte.

Im Eingangsbereich stand Tante Mika und neben ihr… Uruha?
 

„Ruha, was machst du denn hier?“, fragte ich verdutzt in den Raum hinein. Dass der hier auftauchen würde, hätte ich nicht gedacht.
 

Meine Tante warf mir einen bösen Blick zu. „Sei doch nicht so unhöflich, Akira. Es freut mich wirklich, dich zu sehen, Kouyou. Du warst schon so lange nicht mehr hier.“

„Danke, die Freude ist ganz auf meiner Seite“, lächelte der unerwartete Gast.
 

Seine Haare  waren zu einem Knoten zusammen gebunden und er trug ausgewaschene Bluejeans und ein schwarzes Sweatshirt statt seiner gewöhnlichen Strapsen.
 

 Takanori hatte sich währenddessen ins Zimmer verzogen, um sich vermutlich ordentlich anzuziehen.
 

Ein Glück ist niemandem aufgefallen, dass wir gerade gleichzeitig aus dem Bad gekommen sind!
 

„Sag, Kouyou, wie geht es deinen Eltern? Und deinen zwei Schwestern? Sind sie noch immer so hübsch, wie früher?“, plapperte Mika fröhlich darauf los und brachte unseren Gast ins Wohnzimmer, wo sie ihm auch gleich Tee und ein peinliches Gespräch aufzwang, wie das für meine Tante nun mal üblich war, wenn sie jemanden lange nicht gesehen hat.
 

Die Beiden verfielen in eine Plauderei, sodass ich mich erst mal zu Takanori ins Zimmer verdrückte.

Dieser war gerade dabei, sich Kleider raus zu suchen und stand nur in Shorts bekleidet vor dem Schrank.
 

„Du meinst also, Hello Kitty-Panties sind besser?“, fragte ich belustigt, als das bekannte Kätzchen auf seinem Prachtarsch mir entgegen lächelte.
 

Erschrocken drehte der Zwerg sich um. „Meine Fresse, kann man sich hier nicht einmal in Ruhe umziehen?“

„Du vergisst, dass dies mein Zimmer ist“, meinte ich grinsend und fügte hinzu: „Wenn ich gewusst hätte, dass du hier sowas wie ‘nen FKK-Strand eröffnen willst, wäre ich natürlich nicht einfach rein geplatzt.“

„Nein, dann wärst du morgen wieder mit ‘ner Latte aufgewacht, weil dich der Gedanke an meinen Hintern geil macht, gib‘s ruhig zu. Und am Ende hätte ich dann wieder die Arbeit übernehmen dürfen“, kicherte es, ohne mich anzusehen.
 

 „Hey, ich hab dich nicht drum gebeten, mir Abhilfe zu leisten! Aber was das betrifft, wollte ich dich eh noch was fragen“, begann ich etwas zögerlich und wurde auch gleich wieder nervös.
 

„Schiess los.“

„Wieso kannst du das eigentlich so gut? Also…Abhilfe leisten…“

„Hab vor zwei Jahren jede Woche ‘nen neuen Kerl angeschleppt, um meine Mutter zur Weissglut zu bringen“, war seine, mehr als nur verwirrende Begründung.
 

„Du wusstest schon damals, dass du schwul bist?“

„Aki-Chan, ich wusste es schon immer. Mädchen interessieren mich eben nicht. Also, man kann sich sicher gut mit ihnen unterhalten, mit gewissen zumindest, aber mehr auch nicht. Und Sex erst recht nicht.“
 

„Ha…hast du es denn schon probiert?“

Bei dieser Frage spürte ich deutlich, wie sich mein ganzes Gesicht erhitzte. Vermutlich war ich gerade so rot wie die Schleife von Hello Kitty. Dass ich es eigentlich gar nicht leiden konnte, wenn mich jemand Aki-Chan nannte, war vergessen.
 

Takanori liess sich von diesem Gespräch nicht im Geringsten irritieren und suchte noch immer seelenruhig Kleider aus dem Schrank, begutachtete sie und schüttelte dann doch wieder unzufrieden den Kopf, ehe die Kleiderstücke wieder in den Schrank wanderten. Dass er noch immer kaum bekleidet da stand, schien ihn nicht zu stören. Mich dagegen machte es umso nervöser.
 

„Natürlich hatte ich schon Sex mit Mädchen. Mehrere Male. Aber wie gesagt, es gefiel mir nicht. Damals wollte ich einfach dazu gehören, wenn die Jungs aus meiner Klasse darüber sprachen, welche Miezen sie schon alles im Bett hatten. Ausserdem hatte mein Bruder auch jede Woche eine Neue. Ich wollte das auch.“

„Du hast einen Bruder?“

„Mmh“, kam’s  nur von dem Zwerg.
 

Irgendwie schockierte mich das jetzt. Also nicht die Sache mit dem Bruder- ja das vielleicht auch ein Bisschen, aber darum ging’s jetzt nicht.

Eigentlich hatte ich immer gedacht, er sei noch Jungfrau. So klein und unschuldig wie er sich immer gab. Dass dieser kleine und zudem noch jüngere Typ schon wesentlich mehr Erfahrung in dieser Hinsicht hatte, verunsicherte mich zutiefst. Wenn wir mal vögeln würden, wie würde das dann bitte ablaufen? Ich konnte diesen kleinen Zwerg doch nicht führen lassen. Soweit ich weiss, war doch immer der männlichere Junge der, der führte.

Ich war doch männlicher als Takanori, oder?
 

Ach man, Aki, warum bist du immer so schnell verwirrt?
 

„Ehm, Akira? Bist du noch da?“, hörte ich es neben mir sagen. Takanori stand angezogen da und winkte vor meiner Nase hin und her.

„Ja voll. Lass uns gehen, die anderen warten sicher schon“, beeilte ich mich zu sagen und stürmte aus dem Zimmer.
 

„Da seid ihr ja. Kouyou hat mir gerade gesagt, dass er auch bei euch in der Band spielt. Stimmt das, Akira?“

„Ja stimmt. Aber Mika, ich denke, er nennt sich Uruha, damit die anderen ihn auch so nennen“, murrte ich und warf mich neben eben diesem aufs Sofa.

„Ach was, dich nennt doch auch niemand mehr Reita.“

Bei diesem Stichwort meldete sich natürlich gleich Takanori, der sich auf dem Sessel mir gegenüber niedergelassen hatte. „Da wollte ich mal fragen, warum nennt ihr euch eigentlich so?“
 

Mein Blick ging zu dem Zwerg und ich verrenkte die Augen zu Schlitzen. „Unwichtig.“

„Du hast ihm noch nichts von früher erzählt?“, fragte daraufhin Uruha, worauf ich ihm am liebsten eine rein gehauen hätte.

„Nein, habe ich nicht.“
 

„Dann wird’s aber höchste Zeit!“, rief der neben mir sitzende begeistert, überschlug die Beine und richtete sich auf.
 

„Akira und ich kommen beide von hier. Wir kennen uns schon seit dem Kindergarten, waren aber nie wirklich befreundet. Damals war ich eher zurückhaltend, während Aki und sein bester Freund Takeru immer nur Scheisse im Kopf hatten. Sie waren die Klassenclowns im Kindergarten und auch auf der Grundschule. Egal wo, die beiden machten immer auf sich aufmerksam mit ihren vorlauten Sprüchen und den Witzen.

Ich konnte damals nicht viel damit anfangen und ging meistens auf Abstand, wenn ich die zwei kommen sah. Denn sie waren nicht nur vorlaut, sondern auch meistens ziemlich fies zu den anderen Kindern, besonders zu mir. Fast täglich versteckte Akira meinen Rucksack oder meine Schuhe. Wenn’s schlimm kam, konnte ich barfuss nach Hause laufen.“
 

Uruha, dem ich bald noch die Eingeweiden raus reissen würde, machte eine kleine Pause und sah mich grinsend an.  Ich fand das alles andere als komisch. Mein damaliges Verhalten war mir peinlich und um ehrlich zu sein, wollte ich nicht, dass Takanori davon erfuhr. Aber jetzt war es offenbar eh schon zu spät.
 

„Wie seid ihr zwei denn Freunde geworden?“, fragte der Zwerg verwirrt in die Runde, als Ruha nicht weiter sprach. Dieser sah zu mir. „Ja, Aki, wie sind wir Freunde geworden?“

„Nenn mich nicht so“, zischte ich wütend, seufzte dann aber ergeben.
 

Takanori würde ja eh nicht Ruhe geben.
 

„Vor fünf Jahren, als wir alle drei gerade frisch auf die Mittelstufe wechselten, verhielt sich Takeru ziemlich seltsam. Er  hörte auf mit den Streichen und war plötzlich ganz freundlich zu Ruha. Als ich ihn fragte, warum, meinte der doch tatsächlich, er hätte sich in den Strapsenheini da verliebt.

Ab da an durfte ich nicht mehr gemein zu ihm sein und einmal, als so ein Arsch sich über Uru lustig machte, weil er sich in seiner Freizeit schminkte, hab ich dem Kerl eine rein gehauen. Und na ja, seitdem sind wir Freunde.“
 

Plötzlich fing Takanori an zu lachen. Etwas verwirrt sah ich zu Ruha, der nicht minder verwirrt zurück starrte.

Mika sass nur da und schwieg.
 

„Ehm, was ist daran bitte so lustig?“, wollte ich dann doch wissen.

„Ich weiss nicht“, gab der Zwerg ehrlich von sich. „Aber irgendwie find ich das grad lustig.“
 

Hmm, echt gute Erklärung….
 

„Aber was hat das mit Akis Spitznamen zu tun?“

„Zum letzten Mal, nennt mich nicht Aki, ich bin kein zahmes Haustier!“, knurrte ich.

Ich hasste es! Das klang so…..mädchenhaft!
 

„Reita bedeutet ,Reiterin im Mond‘. Er bekam diesen Spitznamen, weil er auf einem Schulfest den Rekord für’s Bullenreiten gebrochen hatte und dann in hohem Bogen durch die Turnhalle flog. Seitdem nannten ihn alle Reita“, war nun Mikas Kommentar dazu, worauf alle Beteiligten kicherten.
 

Ich fand das ja eher weniger lustig, aber doch war es immer noch besser als Aki oder Aki-Chan!
 

„Und woher haben die anderen ihren Spitznamen? Also Aoi oder Kai?“

Was war der heute denn so neugierig? Das war ja schlimm!
 

„Aoi war früher besessen von allem was blau ist. Sein ganzes Zimmer war blau. Und Kai….keine Ahnung. Der hat sich uns so vorgestellt.“
 

„Sind jetzt damit alle Fragen beantwortet oder gibt’s noch was, das du wissen willst?“, murrte ich genervt.

„Noch lange nicht, aber für den Moment reicht es“, grinste Takanori. „Wobei, etwas würde mich schon noch interessieren.“
 

„Und was?“

„Was genau machst du hier, Uruha?“
 

Ach ja, das wollte ich jetzt auch wissen und sah den neben mir sitzenden fragend an.

Dieser sah auf seine Schuhe und wich unserem Blick auffällig unauffällig aus. 

„Na ja, um ehrlich zu sein, machen wir uns alle grosse Sorgen. Ihr seid einfach so verschwunden. Am Mittwoch sagte uns Kai, dass du wandern gehen wolltest, aber als wir deine Mutter gefragt haben, wusste sie nichts davon und auch nicht, wo du bist. Aber deine Mutter hatte auch keine Ahnung, Takanori. Erst gestern hat Kai uns von deiner Geschichte erzählt. Weil ich grad frei habe, wollte Aoi, dass ich mal her komme.“
 

Moment mal! Hiess das, die Jungs wussten, warum Takanori hier war?
 

Dieser schien sich die selbe Frage gestellt zu haben, denn er hackte nach. „Also hat euch Kai davon erzählt? Das ist….nicht gut.“
 

„Keiner von uns wird dich verpetzen. Mach dir keine Sorgen“, besänftigte Uru den Kleinen gleich. „Aber trotzdem kann das so nicht weiter gehen. Du kannst dich schliesslich nicht ewig hier verstecken. Mein Vater ist Anwalt. Er kann dir helfen!“
 

Mit dem Satz, dass er darüber nachdenken würde, war für Takanori das Thema vorübergehend gegessen. Auch ich wollte nicht mehr darüber reden und so vertilgten wir erst mal das Frühstück, das Ruha mitgebracht hatte.
 

Am Nachmittag rief meine überbesorgte Mutter an und wollte wissen, wo ich bin.

Weil ich keine Lust hatte, mit ihr zu reden, gab ich das Telefon gleich an Tante Mika weiter.  

Wenn es darum ging, jemanden zu überzeugen, war sie sowieso die Beste.
 

Uruha tüftelte bereits fleissig einen Plan aus, wie wir Takanori da raus holen konnten und telefonierte herum, was das Zeug hielt. Der Zwerg wiederholte mehrmals, wie nett er es fand, dass wir ihm helfen wollten und das gar nicht nötig sei, aber Ruha schien ihn zu ignorieren, telefonierte weiter mit seine Vater und dessen Freunde.
 

Ich verstand mehrheitlich nur Bahnhof, da mich das Dasein von Anwälten noch nie grossartig interessierte. Einen Freund zu haben, auf den das  Gegenteil zutraf, war in dieser Situation mehr als nur hilfreich.
 

Als es bereits dunkel wurde, kam Uruha schliesslich ins Zimmer, wo ich mit Takanori gerade auf meiner Playstation zockten, und setzte sich geschafft neben mich aufs Bett.
 

„Wie sieht’s aus?“, fragte ich und legte den Controller beiseite.

„Nicht so gut. Ohne handfeste Beweise sind meinem Vater die Hände gebunden.“

„Aber sieh dir doch mal Takanoris Rücken an! Denkst du, er verletzt sich selbst?!“, rief ich aufgebracht. Es konnte doch nicht sein, dass man da nichts machen konnte!!
 

„Tut mir leid, aber das reicht nicht. Er muss sich von der ganzen Situation erst einmal ein Bild machen, sonst geht gar nichts.“

„Wie will er sich ein Bild machen? Wenn ich zuhause bin, sperrt mein Vater mich ein!“, fragte nun der Betroffene selbst.

„Das weiss ich auch, aber anders geht’s nicht. Kann dir vielleicht deine Mutter oder jemand anders helfen, der weiss, wie es bei dir zuhause aussieht?“

„Aber natürlich! Warum hast du das nicht schon früher gesagt!“

Takanori sprang auf, zückte sein Handy und ging aus dem Zimmer. Ruha und ich blieben mehr als verwundert zurück.
 

Es verging beinahe eine Viertelstunde, bis der Zwerg wieder kam, über das ganze Gesicht strahlend.
 

Was war denn bei dem kaputt?   
 

„Alles okay mit dir?“, fragte ich sichtlich besorgt.

„Natürlich! Morgen kommen ein paar Leute her, die auch helfen wollen. Ich werd‘ das schon schaffen, macht euch keine Sorgen.“

Das breite Grinsen in Takanoris Gesicht veranlasste mich zwar, genau das zu tun, aber wenn er sagte, er würde das schaffen, dann wird er das auch. Und zur Not konnte ich immer noch mit dem Zwerg nach Las Vegas abhauen.
 

Diese Nacht träumte ich davon, wie ich mit Takanori in einer kleinen Kapelle in Las Vegas heirateten, er in einem Kleid und ich in einem Anzug.

Das war zwar ziemlicher Schwachsinn, aber wenn es mich von weiteren „Problemchen“ abhielt, konnte ich nur glücklich sein.
 

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Die Fehlerchen bitte ignorieren...sie sind sehr schüchtern und mögen keine Aufmerksamkeit ^_^
 

xoxo TSC

The Anchovies

Danke für die Kommis *freu*
 

Geht auch gleich weiter!
 

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16. Kapitel: The Anchovies
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war das Haus wie leer gefegt. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel und daneben Geld.
 

Guten Morgen, Akira!

Wir sind in Tokyo und holen Takanoris Familie ab. Wenn wir noch nicht wieder zurück sind und du wach bist, könntest du bitte einkaufen gehen?

Hab dich lieb!

Mika
 

Auch wenn der Brief eigentlich mehr Fragen hervorbrachte als er beantwortete, nahm ich das Geld und ging einkaufen. Vor dem Supermarkt begegnete ich einem bekannten Gesicht.
 

„Reita, du bist schon unter den Lebenden? Es ist doch grad mal zehn Uhr!“, begrüsste Takeru mich.

Ich wuschelte meinem ehemaligen besten Freund durch die Haare und setzte mich neben ihn auf die Parkbank.

„Muss einkaufen gehen. Wir kriegen heute Besuch.“

„Hab’s gehört. Takanoris Mutter und Bruder kommen doch her, nicht?“

„Wieso weisst du das?“, wollte ich verwundert wissen und zündete mir die Zigarette an, welche er mir hinhielt.
 

„Hab vorhin deine Tante gesehen. Sie ist mit Uruha bei der Bank gewesen. Ich wusste gar nicht, dass der hier ist.“

„Er ist auch schon wieder gegangen. Du hast doch nicht immer noch Hoffnung bei ihm, oder?“

„Spinnst du? Der hat ‘nen Freund! Ich bin vielleicht kein  Heiliger, aber Vergebene sind für mich tabu.“

„Ja ja, wie auch immer. Kommst du mit?“, fragte ich und stand wieder auf.
 

Der Einkauf war schnell erledigt. Auch wenn ich nur zu gerne wissen würde, für was meine Tante das ganze Zeug brauchte. Hoffentlich wurde das keines dieser peinlichen Essen, wo man sich kennen lernen sollte!
 

Zuhause versorgte ich die Lebensmittel im Kühlschrank, schnappte mir meinen iPod und ging joggen. Etwas für die Figur zu tun kann ja bekanntlich nie schaden.

Aber schon nach wenigen hundert Metern musste ich feststellen, dass meine Kondition in letzter Zeit stark nachgelassen hatte. Vielleicht sollte ich aufhören zu rauchen.
 

Auf dem Rückweg begegnete ich einem kleinen Mädchen, die mit ihrem Hund auf dem Gehweg sass. Als ich an ihr vorbei lief, fing der Hund an zu bellen und wedelte heftig mit seinem Schwanz.

Ich stellte die Musik aus, ging in die Hocke und fing an, den Kleinen zu streicheln. Er sah süss aus.

Erinnerte mich irgendwie an Takanori.

Das Mädchen kroch zu mir herüber und sah mich mit ihren grossen Glubschaugen an. Dann fragte sie: „Wie heisst du?“

„Akira. Du?“

„Sachi. Aber die anderen nennen mich alle Dato*“

(*bedeutet Dreck auf Japanisch)

„Wieso nennen sie dich so? Ist ja ganz schön gemein“, meinte ich und setzte mich neben Sachi auf den Gehweg.
 

„Wir sind neu hier. Meine Mutter hat früher als Prostituierte gearbeitet. Deswegen mögen die Erwachsenen sie nicht. Sie beschimpfen Mama als Hure. Und ich bin das Dreckskind.“
 

Das war ja wirklich ganz schön krass. Ein Kind konnte doch nichts dafür, wie die Mutter ihr Geld verdient! Und überhaupt war das kein Grund, jemanden schlecht zu machen.

Auch wenn ich selber früher vermutlich das selbe getan hätte. Jetzt war ich fast erwachsen und fand das ziemlich gemein.
 

„Wie alt bist du, Sachi?“

„Ich werde am Samstag sieben. Mama wollte eine Geburtstagsfeier machen, aber ich will nicht. Es wird doch eh keiner kommen.“

„Wenn du mich einladest, komme ich gerne.“

„Wirklich?“

Sachis Augen wurden gleich noch grösser und ich musste ein wenig grinsen, allerdings war es auch traurig. Wenn sie sich so sehr freute, dass ein eigentlich fremder Typ zu ihrer Party kam, dann war das ganz schön hart!
 

„Klar. Geburtstagsfeiern sind toll. Da bekommt man Geschenke und isst Kuchen. Das macht doch Spaß, findest du nicht?“

„Ich bekomme keine Geschenke. Mama hat kein Geld, um mir etwas zu kaufen. Wenn du kommst, bringst du mir dann ein Geschenk???“

„Wenn du mir sagst, was du willst, gerne.“

Das Mädchen schien zu überlegen. Irgendwie sah sie süß aus. So klein und mit diesen unglaublich großen Augen und den langen Wimpern. Wirklich niedlich.
 

„Weißt du was? Überleg es dir bis morgen. Ich muss jetzt gehen, bald kommt noch Besuch vorbei. Wir treffen uns morgen einfach wieder hier, okay?“

„Ist gut. Danke, Akira.“

„Kein Ding. Bis morgen!“
 

Zuhause schien nach wie vor keiner da zu sein. Mir war langweilig.

Ich versuchte mich zurück zu erinnern, was ich früher getan hatte, wenn mir langweilig gewesen war, aber mir wollte nichts einfallen. Also pflanzte ich mich aufs Sofa und zappte durch das Fernsehprogramm. Bei dem Kinderkanal blieb ich stehen. Cosmo und Wanda. Besser als jeder andere Quatsch, der lief.
 

Nach zwei weiteren Stunden hörte ich den Schlüssel im Schloss drehen und die Haustür ging auf. Viele Stimmen redeten durcheinander, darunter auch die von Mika und Takanori.

Als die Scharr von Menschen das Wohnzimmer betraten, sahen mich erst einmal alle ziemlich dumm an.
 

 „Was geht ab?“, fragte ich in die Runde.

Irgendwie erinnerten die mich an Sardellen wie sie da so standen. Konnte aber auch daran liegen, dass auf Cosmo und Wanda Spongebob Schwammkopf folgte und nun die ganzen Sardellen diese Krosse Krabbe stürmten, um ihr Verlangen nach Krabben-Burgern zu Stillen. 
 

Ob es gesund war, mit fast zwanzig noch solchen Kinderkram zu schauen?
 

„Jetzt guckt doch nicht so doof, er ist kein Zootier“, murrte Takanori und scheuchte die Leute auf die beiden Sofas. Wie ich jetzt sehen konnte, waren auch Kai, Aoi, Uruha und dessen Vater anwesend.

Na, das konnte ja heiter werden.
 

Der Typ, der sich neben mich quetschte, sah Takanori ziemlich ähnlich und ich ging einfach mal davon aus, dass er der verschollene Bruder sein musste.
 

Als bis auf Uruha und Takanori alle zusammen gequetscht auf dem Sofa sassen, wo sie mich noch mehr an Sardellen erinnerten, begann der Zwerg zu reden.

„Also Leute, erst mal wollt‘ ich mich dafür bedanken, dass ihr mir alle helft. Ich habe heute Morgen lange mit Herr Takashima gesprochen und dann haben wir gemeinsam beschlossen, meinen Vater anzuzeigen. Dafür wäre es ganz wichtig, dass Mama und Genkei und vielleicht auch du, Akira ehrlich aussagt, wie es bei uns früher war.“
 

Seine Ansprache war damit beendet und ich sah mehr als nur verwirrt zu Takanoris Mutter, wie sie ihren Sohn gerade in den Arm nahm. Seit wann hingen die Beiden bitte zusammen? Das würde definitiv auf meine „Noch-fragen“-Liste kommen. Aber erst später. Jetzt war es wichtiger, dem Gequatsche zu folgen, das schon wieder ausgebrochen war.

Aber schon bald wurde es mir zu verwirrend und ich verzog mich in die Küche, wo Mika das Essen vorbereitete.
 

„Willst du mir helfen?“, fragte sie lächelnd und ich gab knallhart ein „Nö“ von mir.

„Warum bist du dann hier?“

„Weil die anderen alle durcheinander reden. Das ist mir zu verwirrend.“
 

Belustigt schüttelte mein Tantchen den Kopf und meinte dann: „Echt süß, dass ihr ihm helfen wollt. Er hat sich auf der Fahrt nach Tokyo die ganze Zeit darüber gefreut.“

„Ist doch klar, er gehört schließlich zu unserer Gruppe.“

„Akira, ich weiß genau, dass da noch mehr ist.“

„Was genau meinst du damit?“, fragte ich gespielt unwissend.

„Denkst du, ich bin blöd? Wenn du ein bisschen in Takanori verliebt bist, musst du dich dafür nicht schämen. Das ist völlig normal. Und er sieht ja wirklich nicht schlecht aus.“
 

„Ja ja“, beeilte ich mich zu sagen und ging wieder zurück ins Wohnzimmer, wo die Sardellen noch immer durcheinander redeten. Aber das war mir wesentlich lieber, als ein peinliches Gespräch mit meiner Tante zu führen.
 

Takanori kapselte sich von den Sardellen ab und leistete mir im Türrahmen Gesellschaft

„Wann ist denn eigentlich die Verhandlung?“, wollte ich ganz nebenbei wissen. „Ich muss ja wissen, welchen Tag ich mir freihalten muss.“

„Das weiß ich auch noch nicht genau. Aber auf jeden Fall wird es vorher eine polizeiliche Vernehmung der Zeugen geben. Die könnten also schon diese Woche bei dir auf der Matte stehen.“

„Ach, wie gut zu wissen“, meinte ich, worauf der Kleine den Kopf sengte und seine Socken beobachtete. Sie waren auf jeden Fall passend zu den Hello Kitty Pants gekauft worden.

„Ist was?“, fragte ich.

„Kö…können wir vielleicht draußen reden? Hier ist es so laut.“

„Klar“, meinte ich und folgte dem Zwerg vor die Haustür. Was jetzt wohl kommen würde?
 

„Also, was gibt’s?“

„Ich wollte mich nochmal bei dir bedanken. Ohne dich…wäre ich vermutlich schon zerbrochen. Ich weiß nicht, warum ausgerechnet ich das Glück hatte, jemanden wie dich zu treffen, aber demjenigen, der dafür verantwortlich ist, bin ich wohl zu ewigem Dank verpflichtet. Du hilfst mir immer. Ohne mit der Wimper zu zucken. Dafür will ich mich bei dir bedanken.“
 

„Hey, das ist echt kein Ding“, gab ich etwas überfordert von mir.

Dass der Kleine eine so große Sache draus machte, war ja fast schon peinlich!

„Ich helfe dir wirklich gerne, wenn ich kann. Du musst dich nicht bedanken.“
 

„Ich weiß, dass ich das nicht muss. Aber ich will. Und ich werde es vermutlich noch tausend mal tun. Denn sonst wüsste ich nicht, wie ich mich bei dir revanchieren könnte.“
 

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
 

Da soweit alles geklärt war, fuhr ich am Dienstagabend wieder zurück nach Tokyo. Zusammen mit Aoi, Uruha, Kai und Takanori.

Letzterer würde bis zur Verhandlung wohl bei mir schlafen. Nach Hause konnte er ja nicht Tante Mika war auch ganz froh, ein paar ruhige Tage ohne jemanden um sich herum zu haben.
 

Ich lud die anderen bei sich zuhause ab und bog kurz darauf in unsere Einfahrt. In dieser stand Hoshiku. Der hatte vielleicht Nerven, schon wieder hier aufzutauchen! Ich befahl Takanori, dass er vorerst in der Garage bleiben sollte, ging durch die Küche in den Flur und öffnete meinem heißgeliebten Lehrer die Tür.
 

„Guten Abend“, begrüsste ich den alten Sack freundlich.

„Du verweilst also doch noch unter den Lebenden, wie toll. Kann ich rein kommen?“

„Aber klar doch“, grinste ich und machte ihm Platz.
 

„Darf ich mal fragen, warum du nicht zur Schule kommst. Einen kranken Eindruck machst du ja nicht gerade.“

„Ich hatte wichtige Dinge zu erledigen.“

„Was denn für Dinge?“, hackte mein Lehrer nach.

„Sir, ich glaube nicht, dass mein Privatleben Sie etwas angeht, aber wenn Sie es wissen wollen: Ich war bei meiner Tante in Kanagawa.“
 

Das stimmte ja sogar.
 

„Und wie kommt es, dass der junge Matsumoto nur einen Tag, bevor du zu deiner Tante nach Kanagawa verreist, spurlos verschwindet?“
 

Ich wollte dem Kerl erneut an den Kopf werfen, dass ich keine Ahnung hatte, als plötzlich Takanori im Wohnzimmer erschien. „Ich bin doch gar nicht verschwunden.“
 

Am liebsten hätte ich meinen Kopf gegen die nächste Wand gebrettert. Konnte dieser Idiot nicht einmal das tun, was man von ihm verlangte??
 

„Matsumoto! Wie schön dich mal wieder zu sehen“, war Hoshikus mehr als nur sarkastisch gemeinter Kommentar.

„Sir, bevor Sie gleich meinen Vater und seine Leute anrufen, sollten Sie vielleicht ein paar Kleinigkeiten über Matsumoto Nakatsu erfahren.“
 

Takanori erzählte also unserem Lehrer, warum er von seinem Vater abgehauen war und wie ich in die ganze Sache verwickelt war. Dieser war zunächst skeptisch.

„Und ihr Jungs denkt euch das alles wirklich nicht nur aus? Von dir bin ich ja schon einiges gewohnt, Suzuki.“
 

„Bitte, wenn Sie mir nicht glauben, können Sie gerne meine Mutter oder Akiras Tante anrufen, die wird Ihnen bestätigen, was ich gerade gesagt habe.“

„Nein, schon gut, ich glaube euch. Eine solche Geschichte denkt man sich ja nicht einfach so ohne Grund aus. Aber wenn dein Vater dich wirklich misshandelt hat, musst du die Polizei alarmieren.“

„Keine Sorge, Sir. Alles geregelt“, meldete ich mich wieder zu Wort.
 

Als Hoshiku das Haus wieder verlassen hatte, mit dem wiederholten Versprechen, dass er Takanoris Vater nichts erzählen würde, seufzte ich. Diese Erwachsenen konnten manchmal wirklich anstrengend sein!
 

„Mal eine Frage. Was genau hast du an den Worten ‘Bleib im Auto!‘ nicht verstanden?“, wand ich mich an den Zwerg.

„Ja was sollte ich denn tun? Er muss es doch auch endlich mal erfahren, sonst taucht der hier noch täglich auf oder stellt dir in der Schule irgendwelche Fragen. Jetzt gibt er wenigstens Ruhe. Und nach der Gerichtsverhandlung werde ich auch wieder in eure Klasse kommen.“

„Wenn du das sagst.“
 

Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker viel zu früh. Mit noch verschlafenen Augen schielte ich auf das Display meines Handys und stutzte. Welcher Vollidiot stellte meinen Wecker auf fünf Uhr in der Früh? Selbst wenn ich heute wieder zur Schule musste, brauchte ich doch keine zweieinhalb Stunden um mich fertig zu machen und da hin zu gehen!!
 

Besagter Vollidiot riss mir gerade die Decke, die ich mir so liebevoll über den Kopf geworfen hatte, um wenigstens noch dreissig Minuten zu schlafen, vom Körper.

„Aki, Zeit zum aufstehen!“

„Niemals! Ich hab noch locker ‘ne halbe Stunde!“

„Los jetzt, stell dich nicht so an.“
 

Unsanft wurde ich aus dem Bett geworfen. „Moah, was für’n Sklaventreiber!“, gab ich ächzend von mir, ignorierte Takanoris Grinsen und sperrte mich im Bad ein. Eine Badewanne war vielleicht nicht so bequem wie mein Bett, aber wenigstens konnte ich hier in Ruhe weiter schlafen.
 

Tja, denkste!
 

Weil kein Wasser zu hören war, hämmerte der Zwerg gegen die Tür und drohte mir mit allem Möglichen, wenn ich nicht sofort meinen Hintern hoch kriegen würde.
 

Zu der Uhrzeit, um die ich eigentlich aufstehen würde, sass ich bereits fertig am Küchentresen, den Kopf beinahe im Kaffee vor mir hängend. Wieso half ich diesem Kerl nochmal?
 

„Jetzt guck nicht so doof aus der Wäsche. Rechtzeitig aufzustehen hat noch nie jemandem geschadet“, befand auch meine Mutter, die gerade den Raum betrat und dankend eine Tasse Kaffee von unserem neuen Hausmädchen entgegen nahm- Takanori, die Nervensäge!
 

„Wo ist eigentlich Yuki?“, fragte ich, um nicht wieder einzuschlafen.

„Die Ärmste ist völlig im Hochzeitsstress. Sie kümmert sich um fast nichts anderes mehr.“

„Deine Schwester heiratet?“, meldete sich der Zwerg zu Wort.

„Akira, du hast ihm noch nichts davon erzählt? Ich dachte, Yuki hat dir gesagt, dass du Takanori auch einladen sollst?“

„Bin noch nicht dazu gekommen“, sprach ich gegen den Tresen und hoffte, man würde mich verstehen.
 

„Wenn du so verkrümmt da hockst, bekommst du irgendwann noch heftige Rückenschmerzen“, war Takanoris Kommentar dazu.

„Und wenn du weiter so kluge Sprüche von dir gibst, hast du bald mehr Probleme als meine Rückenschmerzen“, konterte ich, schnappte mir meine Sachen und machte ‘nen Abgang.

Im Flur hörte ich noch, wie Mum sagte, dass ich am Morgen immer etwas schwierig wäre.
 

In der Schule hatte ich nicht viel verpasst. Keito, Shin’ichi, Kenji und Daisuke waren so nett, mir die ausgeteilten Blätter für fast alle Fächer zu besorgen und Keito bot sogar an, mir den Stoff nach der Schule zu erklären. Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht mehr, warum ich den früher nicht leiden konnte. Eigentlich war er ja doch ganz nett.
 

Bevor das Klingeln den Ende dieses Schultages verkünden konnte, hielt Hoshiku uns noch zurück.

„Bitte vergesst nicht, dass wir Montag und Dienstag auf Klassenfahrt gehen. Ihr könnt mir die Zimmerzuteilung wieder mailen. Nicht mehr als drei Schüler in einem Zimmer und Jungs und Mädchen sind wie immer getrennt. Das war’s. Einen schönen Tag noch.“
 

Auf dem Heimweg dachte ich über diese Klassenfahrt nach. Darauf hatte ich wirklich keine Lust! Besonders, weil Takanori ja nicht mitkommen konnte.

Daisukes Vorschlag, uns ein Zimmer zu teilen, lehnte ich dankend ab. 
 

„Guten Tahaaag!“, rief das kleine Hausmädchen begeistert, als ich unser Haus betrat.

„Tag“, gab ich murrend von mir. Wie konnte dieser Kerl auf einmal so glücklich sein?

„Wie war’s in der Schule? Habt ihr Aufgaben? Ich kann dir helfen wenn du willst. Zeig mal her!“
 

Bevor ich reagieren konnte, entriss mir der Zwerg meine Schultasche und zog die Hefte und Bücher heraus. Wenn der jetzt meine Aufgaben erledigen wollte, würde mich seine Fröhlichkeit fast nicht mehr stören!
 

„Hast du Hunger? In der Küche steht was zu essen.  Ist für dich“, sprach’s, bereits über die Bücher gebeugt.

„Öhm, danke?“

Irritiert begab ich mich in eben diese und erblickte auf den Tresen ein Omelette mit Reis gefüllt. Eines meiner Lieblingsessen.

Langsam aber sicher gefiel es mir, ein Hausmädchen zu haben.

„Boah, das ist ja abartig geil!“

„Schmeckt’s?“, wollte Takanori wissen, der mit meinen Hausaufgaben in die Küche kam und sich neben mir an den Tresen setzte.

„Ja, total!“
 

Okay, daran konnte ich mich wirklich gewöhnen!!!

Class trip Part 1

Boaaaaah
 

Also ich bin echt baff!!!!
 

Acht großartige Kommis in einer Woche!!! An euch alle ein ganz ganz ganz großes ARIGATOU GOZAIMASUUUUU *10 000 Mal verbeug*
 

Ich hätte nie damit gerechnet, dass es echt so viele produktive Kommi-Schreiber gibt ^__^ Wo mir doch oft gesagt wurde, die mexxler sind im Tippen echt faul....
 

Ein riesen DANKESCHÖN nochmal an euch alle!!!
 

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17. Kapitel: Class trip Part 1
 

Die nächsten beiden Tage verliefen ziemlich ähnlich. Morgens riss der Zwerg mich kaltblütig aus dem Bett und wenn ich nachmittags von der Schule kam, machte er meine Hausaufgaben und kochte.
 

Am Samstagmorgen stand ich extra früh auf, um shoppen zu gehen. Takanori kam natürlich mit.

„Wonach suchst du?“, fragte er, als ich nach zehn verschiedenen Läden noch immer nicht fündig wurde.

„Nach einem Skateboard.“

„Eh?“, war Takanoris kluger Kommentar dazu. „Wenn du dir beide Beine brechen willst, übernehme ich das gerne. Dafür musst du nicht extra Geld ausgeben.“

„Doch nicht für mich! Es ist für eine Freundin.“

„Eine Freundin?“

„Jaha! Eine Freundin!“
 

In dem nächsten Geschäft fand ich endlich das gewünschte Objekt, bezahlte es und ging wieder raus.

„Was gefunden?“, wollte Takanori wissen, der davor gewartet hatte.

„Ja. Gehen wir noch schnell in eine Konditorei? Ich brauche noch einen Kuchen.“

„Ehm…klar.“
 

Wieder zuhause packte ich das Skateboard in ein schönes Geschenkpapier ein, steckte es mit dem Kuchen in eine Tasche und ging in die Garage.

„Kannst du mich und Takanori nach Kanagawa fahren?“, fragte ich Yuki, die gerade durch das Tor herein kam.

„Kanagawa? Willst du schon wieder zu Mika? In letzter Zeit bist du ziemlich oft da.“

„Nein, eine Freundin hat Geburtstag. Kannst du jetzt oder nicht?“, wiederholte ich ungeduldig. In einer Stunde wollte ich da sein. Hoffentlich kamen wir nicht zu spät!

„Meinetwegen. Steigt ein.“
 

Gerade rechtzeitig kam das Auto vor dem gewünschten Haus zum Stehen.

„Ich wusste gar nicht, dass hier jemand wohnt“, gab meine Schwester verblüfft von sich.

„Sind neu hier“, war mein Kommentar, ehe ich ausstieg und an der Klingel drückte. Takanori und Yuki standen unscheinbar hinter mir.
 

Eine mir unbekannte Frau öffnete die Türe. Schätzungsweise Sachis Mutter.

„Du bist Akira, oder?“

„Genau. Guten Tag, Miss. Das hier sind meine Schwester und ein Freund. Ich hoffe, wir sind nicht zu spät.“

„Nicht doch, kommt rein. Ich habe, ehrlich gesagt, gedacht, du wärst ein bisschen jünger. Wie alt bist du genau?“

„Neunzehn, Miss“, antwortete ich höflich und folgte der Frau in das kleine, schäbige Haus hinein. Yuki und Takanori dackelten mir stumm hinterher.
 

„Akira, du bist gekommen!“, rief Sachi begeistert, als sie mich entdeckte.

„Natürlich, ich hab es doch versprochen!“, lächelte ich.

Die Kleine trug ein weisses Shirt, das ihr viel zu gross war, und schwarze, kurze Hosen. Die Haare waren zurück gebunden und eine Zahnlücke kam zum Vorschein, wenn sie lachte.
 

„Darf ich vorstellen? Das sind meine Schwester Yuki und mein Freund Takanori. Es macht dir doch nichts aus, wenn sie dabei sind, oder?“

„Nein, das ist schon okay. Komm, ich zeig dir mein Zimmer!“
 

Sachi war weitaus lebhafter, als ich erwartet hatte. Sie redete viel. Sehr viel!

„Meinen Hund kennst du ja schon. Er heisst Maru. Das ist meine Barbie. Sie heisst Kiko.“

„Und wer ist das?“, fragte ich und deutete auf das Bild eines Mannes, welches neben ihrem Kinderbett auf einer Kommode stand.

„Das ist mein Papa. Er ist letztes Jahr gestorben.“

„Wie ist er denn gestorben?“

„Er hat bei der Marine gearbeitet und sein Boot ist überfallen worden. Er war nicht viel älter als du.“
 

Der Tag verging ziemlich schnell. Nachdem Sachi ihr Skateboard ausgepackt hatte, wollte sie, dass ich ihr das Fahren beibrachte. Auch wenn ich selbst noch nie auf einem Skateboard gestanden war, versuchte ich ihr zu helfen und landete dabei des Öfteren auf dem Arsch. Aber trotzdem waren es wirklich lustige Stunden.
 

Während ich mit Sachi spielte, unterhielt Yuki sich mit ihrer Mutter und Takanori beobachtete, wie ich mich für das Mädchen zum Deppen machte.

„Taka-chan, kannst du das vielleicht besser als dein Freund?“, fragte sie und sah den Zwerg auffordernd an. Das wollte ich jetzt aber auch gerne sehen!
 

„Ich habe sowas noch nie gemacht“, versuchte dieser sich rauszureden.

„Meinst du ich? Na los, beweg deinen Hintern hier her“, grinste ich.

Seufzend erhob er sich von der Mauer und kam zu uns.
 

„Aber du musst mir helfen, sonst werf ich mich sofort hin.“

„Klar doch.“
 

Vorsichtig stieg er auf das Brett, hielt mich dabei am Arm und gab langsam mit dem linken Fuss an.

„Klappt ja eigentlich ganz..“, begann er, geriet ins Wanken und flog auf mich drauf. Ich war darauf nicht gefasst und wir warfen uns beide den Rasen.
 

Lachend lagen wir in dem Gras, während die Sonne bereits kurz vor dem Untergehen war.

„Deine Skateboard-Künste sind ja umwerfend“, grinste ich.

„Klappe, Aki-Chan“, grinste er zurück.
 

„Sachi, es ist schon spät. Sag deinem Freund auf Wiedersehen“, rief die Mutter vom Hausinneren. Mühevoll rappelte sich Takanori in die Senkrechte und half mir hoch.
 

Wir verabschiedeten uns von der Familie und fuhren wieder nach Hause. Auf dem Weg dahin wollte Yuki wissen, wie ich Sachi kennengelernt hatte. „Ich weiss ja nicht so genau, aber irgendwie scheint sie nicht so in deiner Altersklasse zu sein.“

„Sie sass am Montag alleine mit ihrem Hund auf der Strasse, als ich vom Joggen zurück kam. Also habe ich mich zu ihr gesetzt und wir kamen ins Gespräch“, klärte ich mein Schwesterchen auf.
 

„Du gehst joggen?!“, war das Einzige, was dem Zwerg einfiel.

„Das wollte ich auch gerade fragen“, grinste Yuki und sah dabei durch den Rückspiegel zu Takanori.
 

„Stellt euch vor, ich bin gar nicht so unsportlich!“, gab ich zickig zurück und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Allesamt Idioten!
 

Zuhause ging ich direkt in mein Zimmer und begann, für die anstehende Klassenfahrt zu packen.

Takanori stand im Türrahmen und sah mir schweigend dabei zu.

„Wohin geht es eigentlich?“, fragte er, als die Tasche fertig gepackt unter den Schreibtisch wanderte.

„Keine Ahnung, hab nicht zugehört“, war mein Kommentar dazu.

„Ist ja typisch.“

„Spielt eh keine Rolle. Ich muss zwei Tage mit diesen Vollpfeifen auf einem Haufen hocken. Wo ist nicht wichtig. Schlimm genug, dass ich mit muss.“
 

Der Kleine beliess es dabei. War vermutlich auch besser so.
 

Der Sonntag verlief eigentlich recht unspektakulär. Ich zupfte die meiste Zeit auf meinem Bass herum, da diese Leidenschaft in den letzten Tagen ziemlich in den Hintergrund getreten war, und ging ab und zu runter, um eine neue Ladung an Futter in mein Zimmer zu schaffen.

Obwohl ich den ganzen lieben langen Tag mehr oder weniger nichts getan hatte, war ich um neun schon wieder müde und ging schlafen. Takanori half Yuki bei den Hochzeitsvorbereitungen.

Tja, manchmal konnte er eben doch recht weibisch sein.
 

Am nächsten Morgen, als mein Wecker klingelte, war ich sofort hellwach. Kein Wunder wenn man neun Stunden durchgeschlafen hat.
 

Weil ich nicht wusste, was ich mit der Zeit bis zum Aufbruch anfangen sollte, zog ich meine Sportkleider an und ging wieder joggen.

Zwar sieht das schon ein bisschen komisch aus, wenn jemand durch die Innenstadt Tokyos rennt, doch das störte mich nicht sonderlich.
 

Meine Beine trugen mich vorerst ziellos umher, bis ich vor der Wohnung Kais zum stehen kam.

Nach dem Klingeln öffnete unser Leader mir mehr als verblüfft die Tür. „Was machst du denn hier?“
 

„Keine Ahnung. Auf einmal stand ich hier. Lässt du mich rein?“

„Aber natürlich, komm nur.“
 

Beim Betreten von Kais Wohnung stolperte ich beinahe über die Reisetasche welche quer im Gang stand. „Geht ihr auch auf Klassenfahrt?“

Der schwarzhaarige grinste sein übliches Kai-Grinsen und dirigierte mich auf das Sofa im Wohnzimmer.

„Du hast mal wieder null aufgepasst, was?“, wollte er wissen und schüttelte über mein Schulterzucken nur den Kopf.

„Wir fahren gemeinsam. Deine Klasse und meine.“

„Ach wirklich?“

„Jap. Wurde am Freitag verkündet. Manchmal zweifle ich wirklich daran, ob sich in deinem Kopf ausser Takanori noch etwas anderes befindet.“

„Was willst du mir denn damit unterstellen?“, fragte ich misstrauisch, worauf unser Leader das Lachen anfing.
 

„Das weisst du genau, Akira. Tee?“

„Nein danke“, lehnte ich freundlich ab. „Ich muss jetzt eh gleich wieder los. Man sieht sich also nachher am Bahnhof.“

Damit verabschiedete ich mich von der Grinsebacke und machte mich auf den Heimweg.
 

„Wo warst du denn? Und warum trägst du Sportklamotten?“, begrüsste mich unser Hausmädchen.

„Ich sagte doch, ich gehe hin und wieder joggen“, sagte ich auf dem Weg ins Bad.
 

Jetzt erst mal duschen!
 

Das warme Wasser prasselte angenehm auf meine nackte Haut und ich schloss geniesserisch die Augen. In solchen Momenten war ich besonders froh, nicht aus einem Dritte-Welt-Land zu stammen! Ohne eine anständige Dusche würde ich vermutlich nach weniger als einem Tag eingehen!
 

Nach kräftigem einschäumen, spülte ich Shampoo und Duschgel wieder von meinem Körper, genoss noch einen Moment, so da zu stehen und drehte schliesslich das Wasser ab. Als ich die Duschkabine verliess, kam dann der Schock!
 

„Was zum Teufel machst du hier, Takanori??!“
 

Schnell griff ich mir das erstbeste Handtuch und starrte mit spürbar erhitzten Wangen diesen kleinen Giftzwerg an, der sich von mir nicht stören liess und seelenruhig seinen Liedstrich zog. „Die anderen Bäder waren besetzt und ich glaube nicht, dass Yuki oder deine Mum es als angenehm empfinden, wenn ich mich dort schminke.“

„Und du denkst, ich schon?!“, fragte ich daraufhin aufgebracht. Der hatte ja vielleicht Nerven!!
 

„Jetzt stell dich nicht so an. Nach dem Sport duscht du ja auch in der Gemeinschaftsdusche, wo dich die anderen sehen können. Wir sind Kerle, das ist völlig normal.“

„Sagte er und legte Make-Up auf“, brummte ich.

„Leck mich!“, knurrte es, worauf ich mit einem „Nein Danke“, das Bad verliess.
 

Ich hörte noch, wie er mir ein „Als ob du es nicht wollen würdest!“, hinterher rief, ehe ich die Tür meines Zimmers schloss und zur Sicherheit auch noch verriegelte. Einmal in eine solch peinliche Situation zu geraten reichte mir für diesen Tag.
 

Das Anziehen und Haare fönen verlief dann auch Gott sei Dank reibungslos und ich sperrte die Tür wieder auf. Davor stand ein ziemlich angepisster Takanori.

„Wie nett, dass du mich auch noch rein lässt.“

„Du vergisst, dass das hier mein Zimmer ist“, war mein Kommentar dazu.

„Wer hat mich denn bitte eingeladen, hier zu pennen? Wenn ich mich recht erinnere, warst das ja wohl du!“

„Ich wollte nur nett sein.“

„Also bin ich deine gute Tat für den Tag, oder wie muss ich das verstehen?“

„Eigentlich sind es ja schon mehrere Wochen.“

„Du kannst mich mal, Tanga-Fuzzi!“

„Ja ja, du mich auch.“
 

„Kinder, wie seid ihr denn drauf?“, mischte Yuki sich ein, die gerade im Türrahmen erschien.

„Eigentlich wie immer, nicht?“, fragte ich an den Zwerg gewand, der jetzt ein Grinsen im Gesicht hatte.

„Ja, oder? Musst du nicht gehen, dein Zug fährt in einer halben Stunde.“

„Hast Recht. Bis morgen. Hab euch lieb! Macht keine Dummheiten, wenn ich weg bin!“, verabschiedete ich mich, stürmte aus dem Zimmer und wenig später auch aus dem Haus.

Oh ja, wie ich es vermisst hatte, mit diesem Giftgnom zu zanken!
 

Aber wie sich heraus stellte, hätte ich mich gar nicht beeilen müssen. Als ich um zwei nach acht den Treffpunkt anstrebte, war bis auf Kai und unsere jeweiligen Klassenlehrer noch niemand zu sehen.
 

„Bin ich zu früh?“, fragte ich meinen Kumpel verwundert, nachdem Hoshiku mich auf der Klassenliste abgehäkelt hatte, worauf dieser den Kopf schüttelte. „Die anderen sind alle zu spät.“
 

Also warteten wir, bis auch der letzte Vollidiot eingetroffen war und folgten dann alle unseren Lehrern zum entsprechenden Gleis.
 

Weil diese Arschgeigen es nicht für nötig gehalten hatten, rechtzeitig zu erscheinen, war unser eigentlicher Zug natürlich schon weg und der nächste würde erst in zwei Stunden kommen.

Fing ja schon super an…
 

Damit wir diesen aber nicht auch noch verpassen würden, befahl uns Hoshiku, den Bahnhof nicht zu verlassen, obwohl ich locker nochmal hätte nach Hause gehen können.

Mehr als schlecht gelaunt betrat ich deshalb um zehn Uhr unseren entsprechenden Zug und setzte mich fernab von diesen Mistkröten an einen Vierertisch ganz weit hinten im Wagon, drehte die Lautstärke meines iPods voll auf und starrte stur aus dem Fenster.
 

Irgendwie vermisste ich Takanori jetzt schon! Mit ihm wäre diese Klassenfahrt bestimmt um einiges lustiger geworden. So musste ich mich eben mit dieser Vierergang von Keito zufrieden geben, die sich gerade neben mich setzten. Womit hatte ich das bitte verdient?
 

Die Fahrt dauerte drei Stunden. Drei endlos lang erscheinende Stunden, in denen mir diese vier Kerle gehörig auf den Sack gingen, mit ihren Kartenspielen und dem unerklärbaren Interesse an meinem Liebesleben. Daher war es verständlich, dass ich bei unserer Ankunft als Erster in die Freiheit stürmte und mich auch auf dem Weg zu unserer Jugendherberge so gut es ging, von den anderen Sackgesichtern fern hielt, indem ich mit aufgedrehter Musik den Abschluss unserer tollen Wandergruppe bildete. Wie ich wandern hasste!
 

In der Jugendherberge angekommen, erlaubte uns Hoshiku zwei Stunden Freizeit, bis wir am Abend zum Essen im grossen Saal erscheinen sollten. Sofort machte ich mich auf die Suche nach einem Einzelzimmer und wurde auch schnell fündig. Allerdings wurde es schon von einem Kerl aus der anderen Klasse besetzt.

„Verzieh dich, Pissbirne, das ist mein Zimmer!“, knurrte ich wütend.

Man konnte gar nicht so schnell schauen, wie der seine Sachen packte und aus dem Raum flüchtete.

Braves Kerlchen.
 

Leider waren die zwei Stunden viel zu schnell vorbei und wir mussten alle runter.

Auch da setzte ich mich so weit es ging von den anderen weg, stopfte das Essen nur so in mich hinein und wollte auch gleich wieder hoch ins Zimmer, um weiterhin auf meinem unbequemen Bett zu liegen und Musik zu hören, aber Hoshiku zwang mich, zu warten, bis alle mit dem Essen fertig waren.

Dann hätte ich dieses ungeniessbare Zeugs gar nicht so runter würgen müssen.

Na ja, vielleicht würde ich es ja im Laufe vom Abend wieder auskotzen und hätte somit der perfekte Grund, an dem nächtlichen Spaziergang nicht teil zu haben.
 

Aber jemand hatte sich wohl gegen mich verschworen.

Mir wurde nicht schlecht und ich musste mit.

Was die weniger erbärmlichen Menschen an diesem Abend wohl so trieben?
 

„Kannst du mir mal sagen, warum wir diesen Scheiss hier mitmachen?", fragte ich an Kai gewand, welcher neben mir her lief und die Schultern zuckte. „Gruppenzwang?"
 

Ja, das vermutete ich leider auch.
 

Warum hat jeder verfluchte Lehrer auf diesem Planeten ein Flair für Wanderungen oder Spaziergänge? Das sollte mir doch ernsthaft mal jemand erklären!

„Wie läuft‘s bei dir und Takanori?", durchbrach mein Kumpel die eingekehrte Stille, in der nur unsere Schritte auf dem Waldboden zu hören waren.

„Eigentlich wie immer. Warum fragst du? Hat er dir etwas gesagt?"

„Nein, ich frag nur so. Will er immer noch nicht bei uns singen?"

„Keine Ahnung. Um ehrlich zu sein haben wir in letzter Zeit nicht so oft darüber gesprochen. Aber ich frag ihn morgen mal."

„Wenn die Jungs dort hinten auch mal ruhig sein könnten, würde ich gerne etwas sagen", unterbrach mein heiss geliebter Lehrer unser Gespräch.

Obwohl Kai und ich die Plauderei einstellten, hörte ich dem Kerl da vorne in seinen lächerlichen Shorts und diesem mehr als bescheuerten Hut nicht zu. Was der von sich gab, interessierte ja eigentlich eh kein Schwein. Warum also die Mühe machen und seinem Geschwafel Beachtung schenken?

Daher hatte ich auch keine Ahnung, warum jetzt alle in verschiedene Richtungen abdampften. Vielleicht sollte ich einfach mal Kai folgen. Das wäre vermutlich keine schlechte Idee.

Gedacht, getan. Ich latschte wiederwillig dem Leaderchen hinterher und staunte nicht schlecht, als er aus einem Gebüsch Plastikbecher und eine Tüte Chips hervor zauberte. Was zum...?

„Sag mal, was müssen wir eigentlich genau machen?", wollte ich dann doch wissen.

„Akira, es könnte dir nicht schaden, ein bisschen aufmerksamer zu werden. Hörst du nie zu?", mahnte mein Kumpel

"Klar höre ich zu. Aber nur wenn die Person oder das was sie sagt interessant ist. Und bei diesem Möchtegern-Pfadfinderchen trifft ja wohl keines von beidem zu."

Seufzend schüttelte Kai den Kopf und erklärte mir gnädigerweise, was denn jetzt unsere Aufgabe sei. Anscheinend wollten die Lehrer ein bisschen Vorfeiern, weil unsere Semesterferien ja bald anstanden und hatten solche Sachen wie, Chips, Cola, Popcorn und weiteren Quatsch versteckt. Und jetzt war es unsere Aufgabe, diesen 08/15-Party-Müll zu finden.

Das war ja irgendwie schon ziemlich dämlich! Als ob eine Party mit Lehrern und ohne Alkohol auch nur im Entferntesten Spass machen würde!

Aber gut ist's. Der Gruppenzwang brachte mich schliesslich doch dazu, mit meinem Handydisplay- ich hatte 'ausversehen' meine Taschenlampe in der Herberge liegen lassen- ein Bisschen in die Büsche zu leuchten. Auch wenn mich das sichtlich anpisste. Da würde ich ja lieber zur Schule gehen!

Als meine Ersatz-Taschenlampe plötzlich zu klingeln begann, hätte ich das Teil beinahe fallen gelassen und beeilte mich, den Anruf entgegen zu nehmen, bevor ein Lehrer das Klingeln hören konnte.

Wobei das eigentlich gar keine schlechte Idee wäre. Hoshiku würde mir das Handy weg nehmen, ich hätte keine Taschenlampe mehr und müsste wohl oder übel zurück gehen. Aber im schlimmsten Fall hätte ich kein Handy mehr und müsste mit einem der anderen suchen. Also verwarf ich den Plan gleich wieder.

„Ja hallo?"

„Hallo", rief es mir glücklich ins Ohr.

„Alter, ich bin nicht taub!", knurrte ich den Giftzwerg durchs Telefon an, war insgeheim aber froh, seine Stimme mal wieder zu hören. Bei dem Scheiss, der hier abging, war fas auf jeden Fall das erste Positive heute.

„Was macht die Klassenfahrt? Geht Hoshiku dir auch schön auf den Sack?"

„Ach halt die Klappe! Die haben hier alle kräftig einen an der Klatsche! Stell dir vor, wir müssen mitten in der Nacht in diesem verdammten Wald auf Schatzsuche gehen. Mitten in der Nacht! Als ob ich um diese Uhrzeit nichts besseres zu tun hätte!"

Ich hörte, wie Takanori in schallendes Gelächter ausbrach und jemandem neben ihm unter Kichern von meiner misslichen Lage erzählte.
 

„Wer ist denn noch da?" fragte ich neugierig nach.

„Aoi und Uruha. Sie haben mich eingeladen, bei ihnen rum zu hängen, weil du ja nicht da bist. Willst du einen von ihnen sprechen?"

„Nein, sorry, ich muss auflegen, bevor der alte Sack mich noch erwischt. Bis Morgen."

Als ich das Handy wieder zur Taschenlampe umfunktionierte, kam keine Sekunde zu früh Hoshiku aus einem der Sträucher, um bei uns nach dem Rechten zu sehen.

„Jungs, alles klar bei euch?"

„Aber natürlich, Sir. Ich hänge liebend gerne nachts im Wald rum und mach auf Pfadfindermädchen", gab ich sarkastisch zurück, worauf mein Lehrer lachend den Kopf schüttelte und ein „Noch zwanzig Minuten" hinterher schickte, bevor er wieder in dem Grün verschwunden war.

Ja, der fand das vielleicht komisch, aber ich sicher nicht! Lehrer kamen auch wirklich immer auf die dümmsten Ideen, um ihre Klassen so richtig zu nerven!

Die restlichen zwanzig Minuten verbrachte ich damit, gelangweilt Kai hinterher zu latschen, während dieser äusserst mühevoll nach unserem Mist Ausschau hielt. Er fand sogar noch Pappteller, eine Flasche Eistee und ein Joghurt, wobei ich mir bei letzterem nicht sicher war, ob das tatsächlich zu unserem Zeug gehörte. Die Tatsache, dass es offen und ziemlich verschimmelt war, liessen ja eher darauf schliessen, dass es zum Waldmüll gehörte.

„Darf ich fragen, warum du dieses Ding da mit dir herum schleppst?", wollte ich wissen.

„Da vorne ist 'ne Mülltonne. Ich will es weg werfen", war Kais Antwort.

„Wenn wir es noch ein, zwei Tage liegen lassen, läuft es bald selbst hinein."

Auf dem Weg zurück zu dieser Lichtung stolperte ich elegant über eine Wurzel und legte mich der Länge nach auf den Waldboden. Na super, diese Kleider wollte ich eigentlich nochmal anziehen!

Zufälligerweise glitt mir bei dem schwungvollen Sturz mein Handy aus der Hand und leuchtete geradewegs einen Baum an, welcher wischen zwei monströsen Wurzeln eine Art Loch besass. Dieses wurde vom Schein meines Handylichtes angestrahlt und ich konnte deutlich erkennen, dass in der hinteren linken Ecke gut versteckt eine Tasche lag.
 

„Hey Kai, guck mal da. Ich hab was gefunden!", meinte ich stolz, rappelte mich hoch und folgte meinem Kumpel, der sich diese Tasche genauer ansehen wollte.

„Akira, du bist ein Genie!", kam's begeistert aus besagtem Loch. „Schau mal da rein, da sind ganz viele Sachen drin! Würste, ein Taschenmesser, Gummibärchen, Schokolade und noch mehr!"

„Aber glaubst du wirklich, dass unsere Lehrer das hier versteckt haben?", fragte ich etwas misstrauisch.

„Klar doch! Wer sollte das sonst hier versteckt haben?“

Da war etwas Wahres dran.

Ich stolperte mehr schlecht als recht hinter Kai zurück und wunderte mich ehrlich gesagt, warum der es jetzt so eilig hatte.

Das war doch nur ein Sack. Nichts besonderes.

Aber schon bald wusste ich, wieso.

Aufgrund meines Fundes, waren wir die Letzten, die bei der Lichtung ankamen und wurden von beiden Klassen ziemlich dumm angestarrt. Zuerst dachte ich, es könnte daran liegen, dass meine Vorderseite sich mit Dreck schmückte oder Kai unter dieser riesigen Tasche kaum mehr zu erkennen war, aber ich lang falsch. Der Grund für ihr Starren war die Tasche selbst.

Später stellte sich nämlich heraus, dass wir neben unserer Suche auch noch diese Tasche finden sollten. Wer sie fand, durfte am nächsten Tag tun und lassen, was er wollte.
 

Also wenn mir das jemand früher gesagt hätte, wäre ich wie ein Irrer durch diesen Wald gerannt, auf der Suche nach diesem Teil. Vielleicht hatte Kai Recht und ich sollte wirklich mehr zuhören.

„Wer von euch hat sie denn gefunden?", wollte die Lehrerin der anderen Klasse wissen.

„Hallo? Denken Sie, ich lauf immer so dreckig durch die Weltgeschichte?", fragte ich daraufhin.

Hoshiku schüttelte belustigt den Kopf.

„Akira, von dir bin ich solchen Körpereinsatz gar nicht gewohnt."

„War ja auch nicht gewollt", brummte ich zur Antwort und versuchte, meine Kleider so gut es ging zu säubern. Da meine Hände aber nicht weniger dreckig waren, führte das zu nichts.

„Weil Kai so nett war und die Tasche hierher getragen hat, würde ich sagen, ihr bekommt beide frei und müsst nicht mit auf die Wanderung", verkündete mein Lehrer glücklich. „Ausser, ihr wollt natürlich."

„Bei Ihnen ist definitiv was locker", war mein Kommentar dazu, worauf der alte Sack nur lachte.
 

Na, wenigstens würde morgen ein besserer Tag werden!
 

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Na, ob sich Aki da nicht täuscht?? ^_^
 

Jegliche Fehlerchen könnt ihr behalten ü.ü
 

Kommis sind trotzdem gerne gesehen *blush*

Class trip Part 2

Yahooooo
 

Da bin ich wieder ^_^
 

Danke für eure tollen Kommis, die hauen mich echt immer wieder um!!! *euch allen ganz viele Kekse und Müsliriegel dalass* 
 

Na ja, ich will euch auch nicht länger warten lassen und präsentiere hier auch gleich den zweiten Teil der Klassenfahrt ^___^
 

Viel Spaß!!!!
 

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18. Kapitel: Class trip Part 2
 

Die ‘Party‘ lief genauso langweilig ab, wie ich es erwartet hatte. Ich vertrieb mir die Zeit mit Cola saufen und Chips futtern, während die Mädchen zirka eine Million Fotos schossen und die Jungs über dies und das quatschten. Ein paar ganz besonders Clown mixten ihre Getränke mit heimlich mitgebrachtem Alkohol. 

Als die Witzlinge bemerkten, dass ich sie dabei beobachtete, wich alle Farbe aus ihrem Gesicht. 

Vermutlich dachten sie, ich würde ihr Vorhaben bei Hoshiku melden. Dabei hatte ich doch was ganz anderes vor. Alkohol konnte ich zu diesem Zeitpunkt nämlich wirklich gut gebrauchen!!
 

„Was für Zeugs tut ihr da denn rein?“, fragte ich und sah neugierig auf die Isolierflasche.

„Ro..roter Wodka. Du sagst Hoshiku doch nichts, o..oder?“, stotterte der kleine Haruto. 
 

Bisher hatte ich mit ihm, wie auch mit den meisten anderen unserer Klasse, nicht viel zu tun gehabt. Er war blass, hatte eine Zahnspange und ziemlich viele Sommersprossen, was ihn bei den Mädchen eher unbeliebt machte. Zu seiner Gruppe gehörten Misaki, der Bruder von Aya, und Kanon, ein unscheinbarer Typ, den ich noch nie reden gehört hatte. Vielleicht war er zu schüchtern oder konnte einfach nicht sprechen, ich wusste es nicht. Jedenfalls wären diese drei Kerle die Letzten, von denen man solche Aktionen erwarten würde. 
 

„Wenn ihr mir was davon gebt, nicht“, war meine Antwort. Selbst verständlich hätte ich sie so oder so nicht verpfiffen. Das war mir dann doch eine Nummer zu kindisch. Aber so konnte ich sicher sein, dass sie mir auch etwas davon abgaben.
 

Mit zitternden Händen reichte mir Misaki, der das komplette Gegenteil seiner Schwester zu sein schien, die Isolierflasche. 

Prüfend roch ich daran. War wirklich nur Wodka. 

Ich nahm einen kräftigen Schluck, gab die Flasche dankend zurück und ging wieder zu Kai, der abseits von den anderen mit jemandem telefonierte.
 

Die Zeit verging ewig langsam. Um vier sassen wir immer noch auf dieser Lichtung und ich langweilte mich beinahe zu Tode. Mich wunderte es wirklich, warum die anderen sich so begeistert mit den Lehrern unterhielten. Für mein Empfinden war es zum schnarchen!
 

„Unsere Lehrerin geht mit denen zurück, die wollen. Kommst du mit?“, fragte Kai, worauf ich sofort aufstand und „Natürlich!“ rief. 

Wenn ich diese Idioten noch eine Sekunde länger ertragen müsste, hätte ich mir wohl bald ‘ne Kugel in den Kopf gejagt! Diese Klassenfahrt war wirklich lächerlich!!
 

Der Weg zurück kam mir deutlich schneller vor als der „Spaziergang“ in den Wald. Schon nach einer halben Stunde kam die Jugendherberge in Sichtweite. 
 

Auf meinem Zimmer stöpselte ich direkt meinen iPod an die mitgebrachten Boxen und liess mein derzeitiges Lieblingslied laufen - ‚God save the Queen‘ von den Sex Pistols. 
 

Weil die Ziffern meines Handys schon weit nach fünf anzeigten, hielt ich die Lautstärke auf einem Minimum und konnte daher auch das sachte Klopfen an der Tür hören.

Wer wollte um diese Uhrzeit noch etwas von mir?

Ich drückte die Klinke runter, schob die Tür auf und staunte nicht schlecht, als Aoi, Uruha und Takanori mir entgegen grinsten. 

 

„Ehm, was macht ihr denn hier?“

„Du sagtest doch, die Klassenfahrt sei scheisse. Da wollten wir uns selber ein Bild davon machen“, kicherte der Kleinste und quetschte sich auch gleich an mir vorbei ins Zimmer.
 

„Ihr habt ‘nen Knall, das wisst ihr, oder?“, fragte ich, als auch Aoi und Uruha es sich auf meinem Bett bequem gemacht hatten, während ich auf dem Boden Platz nahm.

„Wo hast du Kai gelassen?“, ignorierte Aoi meine Frage, während sein Blick durch den Raum wanderte. „Ich nehme nicht an, dass ihr euch zu zweit in dieses unbequeme, viel zu kleine Bett zwängt.“

„Er teilt sich ein Zimmer mit ‘nem notgeilen Typen aus seiner Klasse am Ende des Flurs. Einer kann ihn ja holen gehen.“

„Ich mach das!“, rief der Zwerg, sprang auf und stürmte eilig auf den Gang hinaus. 

„Nicht so laut“, zischte ich ihm hinterher, aber da war er schon vor Kais Tür und klopfte wie ein Wilder.

 Der würde noch alle aufwecken!
 

Ich wollte dem Kleinen hinterher gehen und sagen, dass er gefälligst sein Lärmpegel senken sollte, erstarrte aber, als mein Blick um die Ecke zu der anderen Tür glitt. 
 

Kai stand, nur in seinen Boxershorts, vor seiner offenen Zimmertür. Takanori hatte seine Hände um Kais Hals gelegt und küsste ihn!! So richtig!!! Mit Zunge und Speichel und allem!!! 
 

Ich glaubte, nicht richtig sehen zu können!! Während mein Kiefer Bekanntschaft mit dem Boden machte, versuchte mein Gehirn, das Bild, welches mir bot, zu verarbeiten. Es funktionierte nicht.
 

Warum zum Teufel küssen die sich??? Warum??? Takanori hat doch gesagt, er liebt mich. Warum küsst er dann Kai??? Der eine Freundin hat und nicht schwul ist???? Das ist doch wohl ein schlechter Witz!!!
 

Nur mit allergrösster Mühe konnte ich den Blick von den Beiden abwenden und zurück in mein Zimmer gehen. Dort setzte ich mich benommen auf den Boden. 
 

Mein Herz hämmerte wie wild gegen meine Brust. Alles war verschwommen und mir war schwindlig. In meinen Gedanken widerholte sich nur ein Wort wie eine Mantra.  
 

„Warum??“ 
 

Es tauchte immer wieder auf, mal lauter, mal leiser, brachten meinen Kopf zum Pochen und verursachte Schmerzen, während sich das Bild von vorhin vor mein inneres Auge schob und nicht verschwinden wollte, egal wie oft ich blinzelte. 

 

„Akira, alles okay?“, wollte Aoi wissen und musterte mich besorgt. „Du siehst so komisch aus.“

„Ja, als ob du einen Geist gesehen hättest. Was ist los?“, pflichtete Ruha seinem Freund bei und klang nicht minder besorgt wie dieser. 
 

„Alles supi. Hat einer von euch zufälligerweise Alkohol dabei? Ich würd mich jetzt ganz gerne ins Koma saufen, um dieses Bild aus meinem Gedächtnis zu verbannen.“ 

„Welches Bild? Du warst ja gerade mal zwei Sekunden weg. Was hast du?“
 

Ich ersparte mir eine Antwort, nahm Uruha die Flasche Campari ab, die er mir gnädigerweise hin hielt und leerte den Inhalt in meinen Rachen. 

Widerliches Zeug! 

Aber so war ich mehr mit Husten beschäftigt, als mit diesem hässlichen Bild in meinem Kopf.

Warum küssen die sich?!? Sind sie ein Paar?? Hat Takanori mich die ganze Zeit nur verarscht?? Wie lange läuft das schon??? Und was ist mit Viktoria, Kais Freundin?? Sind die gar nicht mehr zusammen?? Ist Kai jetzt auch schwul???
 

Diese ganzen Fragen schwirrten mir durch den Kopf, doch mein Gehirn konnte keine Antwort finden. Stattdessen wurde die Wut in meinem Inneren noch stärker und ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen. 
 

Langsam machte sich der Alkohol in mir breit. Vorbeugend hielt ich mich am Schreibtischbein fest, um nicht umzufallen und mir den Kopf zu stossen. 

Aoi und Uruha sahen mich noch immer besorgt an, schienen mit mir zu sprechen. Doch ihre Worte reichten nicht zu mir durch. Das Schwindelgefühl, der Alkohol und die Wut liessen meine Umwelt verschwommen werden. Ich sah nur noch unscharfe Umrisse. 
 

Verdammte Scheisse!
 

„Aki, was ist mit dir? Alles okay?“, hörte ich jemanden aus weiter Ferne fragen. Das war Takanoris Stimme! Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, in der ich ihn vermutete. Mein Blick war nicht klar, weshalb ich ihn nicht richtig ausmachen konnte.  
 

Immer Kai! Am vierzehnten Februar, als wir mit Aoi und Uruha in diesem merkwürdigen Schwulenclub waren, telefonierte er mit Kai. Als er sich in Kanagawa vor seinem Vater versteckte, telefonierte er mit Kai. Und jetzt schon wieder! Er hatte Kai geküsst!! 
 

Aber warum? Warum Kai? Warum nicht…ich? 
 

Das Schwindelgefühl wurde noch stärker. Meine Hände waren taub und der Schweiss stand mir auf der Stirn. Mein Atem ging nur noch stossweise. Die Tränen schossen mir in die Augen und trotzdem konnte ich nicht weinen. 

Ich wollte jemandem mit aller Kraft eine reinhauen und mich gleichzeitig in einem dunklen Raum einschliessen und langsam vor mich hin vegetieren.  
 

Warum…? 
 

Das war das Letzte, woran ich denken konnte, ehe meine Sicht schwarz wurde und ich unsanft auf dem Boden aufprallte und ein geschocktes „Akira!“, von einem meiner Freunde vernahm.

 

Ich war nicht bewusstlos, spürte und hörte deutlich, was um mich herum passierte, konnte mich aber nicht bewegen. 

 

„Akira, wach auf!“, kreischte Takanori fast schon panisch, kniete sich zu mir herunter und nahm meine Hand.

 

Ich wollte seine Nähe nicht spüren. Wollte ihn von mir stossen, ihm sagen, dass er nicht so kreischen sollte, weil sonst noch die anderen aufwachen würden, aber ich konnte mich nicht bewegen und auch keinen Ton von mir geben. Mein Mund war trocken wie Staub und meine Glieder fühlten sich an, als würden sie mehrere Tonnen wiegen. 
 

„Takanori, beruhig dich und geh von ihm zurück, ich muss seinen Puls fühlen.“

„Er stirbt doch nicht, oder??“

„Unsinn! Ihm ist wahrscheinlich nur der heutige Tag zu Kopf gestiegen. Jetzt geh weg, sonst kann ich seinen Puls nicht fühlen!“
 

Ich spürte, wie Takanori sich ein Stück von mir entfernte, meine Hand aber noch immer fest umschloss. Kurz darauf legten sich zwei kühle Finger auf mein anderes, freigelegtes Handgelenk. 
 

„Was hat er?“, fragte Takanori mit zitternder Stimme. Der weinte doch nicht etwa?? 

„Das kann ich alleine durch seinen Puls nicht sagen. Takanori oder Kai, könnte einer von euch bitte Hoshiku-san holen? Er soll sich Akira mal ansehen.“

„Der ist noch mit den anderen im Wald.“

„Ist keine andere Lehrperson hier?“

„Doch, Minama-san.“

„Dann hol sie, los!“
 

Kai verliess das Zimmer und ein lautes Gepolter war auf den Gängen zu hören. Musste der beim Gehen einen solchen Krach verursachen?

Widerholt flüsterte Takanori direkt an meinem Ohr, dass alles okay wäre. Dass jemand kommen und mich ins Krankenhaus bringen würde. 

Ich wollte doch gar nicht ins Krankenhaus! Mit mir war doch alles in Ordnung. Mir war nur schwindlig. Mehr nicht. 
 

„Geh endlich von ihm weg, Takanori. Er muss auf die Seite gedreht werden!“

Die Wärme verschwand. Mir war plötzlich unglaublich kalt. 

Ich spürte vier Hände, die mich vorsichtig auf die Seite drehten, sodass mein Kopf sich nun in einer unbequemen Schräglage befand. 
 

Plötzlich hörte ich Minama-san. Sie scheuchte alle von mir weg und kniete sich dann neben meinem Kopf hin. „Suzuki, kannst du mich hören?“
 

Natürlich kann ich dich hören! Brüll nicht so, du alte Schachtel!
 

Das hätte ich ihr gerne gesagt. Aber ich konnte nicht sprechen. Nur ein leises Krächzen verliess meinen Mund, während ich gedanklich einen kompletten Schwall an Flüchen von mir gab. 
 

„Er antwortet nicht. Kai, ruf Hoshiku-san an, er soll mit den anderen hierher kommen. Und ihr Jungs helft mir, ihn in das Sanitätszimmer zu bringen. Alleine schaff ich das nicht.“

Die Jungs folgten den Anweisungen von Minama-san und ich wurde hoch gehoben. 
 

Eigentlich war das wirklich angenehm, so durch die Gegend getragen zu werden. Das musste ich mir merken.

Im Sanitätsraum legten sie mich auf dem Bett ab und jemand breitete auch sogleich eine Decke über mir aus. 

Diese Wärme, die mich augenblicklich umschloss, liess mich müde werden und schon bald war ich eingeschlafen. Oder in Ohnmacht gefallen. So genau wusste ich das auch nicht. 
 

Langsam öffnete ich die Augen. Mein Schädel brummte extrem und ich bereute es schon, aufgewacht zu sein. 

Mit viel Mühe konnte ich den Kopf heben, um mich in dem Zimmer umzusehen. 

Im Krankenhaus war ich auf jeden Fall nicht. Das schloss ich aus den grässlichen Farben dieser Zimmerwände und dem überaus unbequemen Bett.  Demnach konnte ich nur im Sanitätszimmer der Jugendherberge sein.

Neben dem Bett stand ein Stuhl, auf dem Takanori sass, die Hände auf seinem Bauch verschränkt, den Kopf in einer eindeutig unbequemen Lage herunter hängend und die Beine überkreuzt. 

Anhand dieser Position ging ich davon aus, dass er schlief. 
 

„Takanori?“ 

Vorsichtig stupste ich ihn an und er öffnete verschlafen die Augen, riss sie aber sofort auf, als er bemerkte, dass ich wach war. 

„Akira, du bist wach! Wie geht es dir? Alles in Ordnung? Wir haben uns tierische Sorgen um dich gemacht, man! Was war los mit dir?“

Von seinem Redeschwall überfordert blinzelte ich einige Male. 

„Mir geht’s soweit gut. Wo sind Aoi und Uruha?“

„Die sind wieder nach Hause. Sie wollten mich mitnehmen, aber ich wollte hier bei dir bleiben. Was war denn los?“, widerholte er seine Frage. 
 

Sofort schoss mir wieder das Bild von ihm und Kai in den Kopf, wie sie sich geküsst hatten, und meine Laune verschlechterte sich. 

„Das weisst du ganz genau.“

„Hä?“, kam’s klug von ihm. „Wovon redest du bitte?“
 

Langsam aber sicher hatte ich die Schnauze voll! Wütend stand ich auf, wodurch das Schwindelgefühl wieder einsetzte und ich mich am Bettrand fest halten musste, um nicht gleich umzufallen. Takanori wollte mir zur Hilfe eilen, doch ich stiess ihn von mir. Auf diese geheuchelte Sorge konnte ich wirklich gut verzichten. 
 

„Sag, hat es dir Spass gemacht, mit mir zu spielen? Zuzusehen wie ich sofort springe, wenn du nur mit dem Finger schnippst? Man Takanori, ich habe dich echt gern gehabt! Ich dachte, das beruht auf Gegenseitigkeit! Wenn du nur gekommen bist, um mir zu nehmen, was mir wichtig ist, Glückwunsch, du hast es geschafft!“

Unbeabsichtigt war meine Stimme zum Ende hin immer lauter geworden, sodass die anderen der Herberge wohl mein Geschrei mitbekommen hatten. 

Die Tür ging auf und Hoshiku kam herein. 

„Was ist denn hier los?“, fragte er, aber ich beachtete ihn nicht. Stattdessen fixierte ich Takanori mit einem eisernen Blick, welcher nur verwirrt zurück schaute. 

„Man, Akira, ich weiss echt nicht wovon du redest!“

„Jetzt tu doch nicht so, ich habe dich gesehen!“, brüllte ich. „Ich hab gesehen, wie du Kai geküsst hast!“
 

Seine Augen weiteten sich und er fragte leise: „Du hast das gesehen?“

„Ja, stell dir vor, ich hab es gesehen und darauf hin eine komplette Flasche Campari geleert. Dann bin ich zusammen gebrochen.“ 

Auch meine Stimme hatte sich wieder gesenkt. Meine Wut war zwar noch da, doch mein pochender Kopf liess es nicht zu, dass ich weiter so brüllte. 

Trotzdem stellte sich mir noch immer die gleiche Frage wie am Abend zuvor. 

„Warum, Takanori? Warum ausgerechnet er?“

 „Akira, ich…“

„Genau“, unterbrach ich ihn. „Du, du, du. Das kennen wir doch schon, oder?“

Mit diesen Worten wand ich mich von ihm ab, drängte mich an Hoshiku vorbei, der noch immer verwirrt im Türrahmen stand, und ging zurück in mein Zimmer. 

 

Wütend warf ich mich dort aufs Bett. Mein letzter Satz hallte mir noch immer im Kopf nach. 

Du, du, du. Das kennen wir doch schon, oder?

Einen ähnlichen Satz hatte er mir einige Tage vor dem Valentinstag an den Kopf geworfen. An dem Tag, als ich ihm von der Wette erzählte, er es aber bereits wusste. 
 

Diese dämliche Wette!! Wenn es die nicht gegeben hätte, wäre das alles gar nicht passiert! Dann hätte ich mich gar nicht mit Takanori angefreundet und mich auch nicht in ihn verliebt. 

Frustrierend boxte ich in mein Kissen. 
 

Klassenfahrten waren einfach nur bescheuert! 
 

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Bitte erschlagt mich nicht *zitter*
 

Eigentlich wollte ich das Kapi enden lassen, als Kai aus dem Zimmer stürmt und die Lehrerin holt, aber dann wäre es so kurz gewesen. Deshalb hab ich noch schnell schnell ein bisschen weiter geschrieben. Dieser Teil ist natürlich nicht gebetat...
 

Fehlerchen dürft ihr wie immer gerne behalten. Aber seid lieb zu ihnen, sie haben sonst niemanden.... ^__^
 

Kommis sind erwünscht, Schwarzleser eher weniger.... 
 

xoxo TheSuicideCircus
 

P.S.: Wer ans Gaze-Konzi in München geht, sagt yuchey 
 

YUCHEEEEY ^__^ 
 

Sorry....musst ich mal los werden xD

I need distance

Man o man, ihr haut mich echt um!!!! So viele produktive Kommis ü.ü

Das freut mich total!!!!
 

Hier gehts auch gleich weiter....
 

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19. Kapitel: I need distance
 

Auf der Heimfahrt war ich körperlich wieder fit. Physisch machte ich jedoch mal wieder, oder womöglich noch immer, eine Krise durch. Die eine Seite meines mehr als verwirrten Ichs wollte sich zu Takanori setzen, der ganz hinten im Wagon alleine an einem Vierertisch sass, auf einem Bleistift herum kaute und stur auf den Schreibblock vor ihm starrte. Die andere Seite war nach wie vor wütend, verletzt und zugegeben auch eifersüchtig wegen Kai. Dieser sass neben einem seiner Klassenkameraden und sah gelangweilt aus dem Fenster, wobei jener verzweifelt versuchte, mit ihm ein Gespräch anzufangen. Ich sass weit weg von beiden auf einem Einzelsitz, während mein iPod ‚Smells Like Teen Spirit‘ von Nirvana spielte.
 

Als der Zug in unseren Bahnhof einlief, war ich der Erste, der vor dem Ausgang stand und darauf wartete, dass er zum stehen kam. Yuki stand auf dem Bahnsteig und winkte schon von Weitem. Es war sicher eine nett gemeinte Geste von ihr, uns abholen zu wollen, aber im Moment brauchte ich Abstand von jedem, der mir irgendwelche Ratschläge aufbrummen könnte. Daher gab ich ihr Bescheid, dass ich mit der U-Bahn nach Hause fahren würde und ging mit meiner Reisetasche auf der rechten Schulte Richtung Ausgang.

Takanoris trauriger Blick entging mir dabei natürlich nicht.

Aus dem Bahnhofgebäude draussen, empfing mich ein nicht enden wollender Regen. Passte ja perfekt zu meiner miesen Laune. In kürzester Zeit war ich klatschnass, was mir jedoch nicht das Geringste ausmachte. Die U-Bahn war zudem rappel voll, doch auch davon konnte meine Stimmung sich nicht verschlechtern, da sie den Tiefpunkt bereits vor Stunden erreicht hatte. Lange nach den anderen kam ich zuhause an. Sofort begrüsste mich meine Mutter mit einer glücklichen Umarmung. Stumm liess ich sie über mich ergehen. „Warum bist du bei dem Mistwetter denn nicht bei deiner Schwester mitgefahren? Ich habe sie doch extra darum gebeten, dich abzuholen.“

„Mir war nicht danach. Ich geh für ein paar Tage zu Dad. Das macht dir doch nichts aus, oder?“, brummte ich, schnappte mir eines von den Sandwichen auf dem Küchentresen und war schon wieder an der Haustür angekommen, als Mum meinte: „Nein, natürlich nicht. Aber willst du Takanori nicht mitnehmen?“

„Lieber nicht. Wir haben uns ein Bisschen gestritten und ich brauche meinen Abstand. Bis in ein paar Tagen.“

Damit ging ich wieder raus in den Regen und fuhr mit der nächsten Bahn zu Dad’s neuer Adresse. Als er mir die Tür öffnete, lag Verwunderung und Freude in seinem Blick. „Mit dir hätte ich jetzt nicht gerechnet, Akira. Komm doch rein!“

Ich betrat die kleine Zweizimmerwohnung und sah mich um. Gemütlich war es ja.

„Dad, kann ich vielleicht ein paar Nächte bei dir schlafen?“, fragte ich, nachdem er mir eine Flasche Bier gereicht hatte, mit dem Kommentar, ich solle meiner Mutter nichts davon sagen.

„Aber natürlich. Hast du dich mit Mama gestritten?“

„Nein, ich brauch nur Abstand von Zuhause.“

Wir tauschten noch ein paar Sätze, dann gab er mir Decken und Kissen und verliess das Wohnzimmer mit einem „Gute Nacht.“

Ich löschte das Licht, legte mich aufs Sofa und viel auch schon bald in einen unruhigen Schlaf.
 

Auch wenn die Semesterferien bald anstanden, gaben die Lehrer massenhaft Aufgaben auf und wollten uns vor dem Jahreswechsel nochmal so richtig nerven. Schnell verfiel ich in den alten Trott, kam jeden Tag zu spät und passte noch weniger auf als früher. In den Pausen verzog ich mich hinter die Turnhalle, um eine zu rauchen, oder blieb gleich im Klassenzimmer, damit ich den anderen nicht begegnen musste.
 

Die eingegangenen Anrufe auf meinem Handy steigerten sich von Tag zu Tag. Meistens waren es Aoi oder Uruha, aber ein paar Mal erschien auch Takanoris Nummer auf dem Display. Jedes Mal drückte ich weg, wollte mit keinem von denen reden und einfach nur meine Ruhe haben.

Mit Dad wechselte ich nur wenige Worte. Eine der seltenen Eigenschaften, die ich an ihm mochte. Er bohrte nicht nach, sondern liess die Menschen von sich aus anfangen zu sprechen.
 

„Wenn jemand reden will, wird er schon kommen.“ Das war sein Motto.

Ich wollte definitiv nicht reden und war ihm dafür dankbar, dass er mir meine Ruhe liess, morgens Geld auf den Tisch legte und sich abends in sein Zimmer verzog. Schon bald kam es mir vor, als würden wir in einer WG wohnen.

Der letzte Tag vor den Ferien stand an und ich hatte Mühe, vom Sofa hoch zu kommen, wie eigentlich immer. Nur mit viel Kraft schafte ich es, die Decke zurück zu werfen, aufzustehen und mich unter die Dusche zu begeben. Das sanft herab prasselnde Wasser stimmte mich zudem gleich erneut müde und ich wäre am liebsten wieder dorthin gekrochen, wo ich gerade her kam.

Aber ich konnte der Versuchung wiederstehen.

Nach dem Anziehen und Haare föhnen war ich auch nicht mehr ganz so müde und schaffte es, mit durchgehend geöffneten Augen den Weg von Dad’s Wohnung zur Schule zurück zu legen, auch wenn dieser wesentlich weiter war, als von uns zuhause aus.
 

Als ich das Schulgebäude betrat, kam mir sofort die gute Laune der anderen Schüler entgegen. Alle freuten sich auf das anstehende Abschiedsfest und die Ferien.

Alle ausser mir.

Ich sass ausdruckslos auf meinem Stuhl und hörte mir an, wie der heutige Tag ablaufen würde.

Klassenzimmer putzen, Schulbücher abgeben und dann das Fest.

Einige der Schüler grummelten bei dem Wort „putzen“ und verfielen in Getuschel, wurden von Hoshiku aber gleich wieder ruhig gestellt, dem das genau so wenig zu gefallen schien.
 

Weil die meisten ihre Arbeit nur halbwegs erledigten, war unsere Klasse die letzte, die mit dem Putzen fertig war.

Die Sprüche von unserem Lehrer, dass ich als Einziger meine Arbeit korrekt machte, ohne von Plaudereien oder sonstigem Kram abgelenkt zu sein, ignorierte ich gekonnt.

Diesen Kerl würde ich jetzt ohnehin zwei Wochen nicht mehr sehen, daher konnte er mich mal kreuzweise.

Die Abgabe der Schulbücher verlief hingegen ziemlich reibungslos. Ich hatte einiges an Schulmaterial nicht dabei, weil das ja noch bei uns zuhause lag, aber die Verwaltung meinte grosszügig, dass ich es auch nach den Ferien noch bringen könnte.

Dann stand die Abschlussfeier an.

Leider herrschte dort Anwesenheitspflicht, sodass ich mich nicht davor drücken konnte. Während die anderen Schüler sich mit ihren Freunden über die Ferien, das Schuljahr oder sonst irgendwas unterhielten, versuchte ich Aoi und Kai aus dem Weg zu gehen, was mir anfangs auch ziemlich gut gelang.

Ich verkroch mich in der hintersten Ecke des Schulhofes, um ungesehen zu bleiben.

Die Anwesenheitspflicht hielt bis drei Uhr, da wir an einem normalen Schultag auch dann aus hatten, aber meistens blieben fast alle noch länger.

Ich würde dieses Jahr sicher nicht zu denen gehören! Im Minutentakt schaute ich auf die grosse Uhr, die an der Aussenseite des Schulgebäudes befestigt war. Noch zwanzig Minuten. Dann hatte ich es geschafft.
 

Doch bevor ich mich freuen konnte, kam Aoi auf mich zugelaufen. Links und rechts von mir endete das Schulareal mit einer zwei Meter hohen Mauer. Ich hatte keine Chance zu flüchten!

„Mann, Akira! Ich hab dich überall gesucht!! Wo warst du?“, rief er mir bereits von weitem zu.

„Ich habe mich vor dir versteckt“, murmelte ich leise, sodass mein bester Freund mich nicht hören konnte, antwortete ihm dann aber mit einem: „Stand die ganze Zeit hier.“

Das war ja nicht einmal gelogen! Dass ich mich aber hinter einem Baum versteckt hatte, sobald jemand, den ich kannte, aufkreuzte, musste ich nicht unbedingt erwähnen.

Mittlerweile war Aoi bei mir angekommen und sah ziemlich aufgekratzt aus.

„Weisst du, dass wir uns alle Sorgen um dich machen? Du gehst seit einer Woche nicht an dein Telefon und Takanori weint sich jeden Tag die Augen aus!“

„Mein Akku ist alle“, log ich, die letzte Bemerkung ignorierend. Sollte er doch weinen! War ja nicht mein Problem.

„Was ist da zwischen euch vorgefallen?“

„Gar nichts! Wenn er weint, ist das nicht mein Problem. Und meine Schuld erst recht nicht!“

„Akira, du bist doch sonst nicht so! Irgendwas muss da gewesen sein, sonst würde er nicht solche Schuldgefühle haben!“

Jetzt wurde ich langsam wirklich sauer! Mich hier dumm anzulabern, obwohl ich gar nichts getan hatte! Wenn er sich Sorgen machte, konnte er ja Takanori oder Kai fragen, was passiert war. Ich hatte jedenfalls die Schnauze voll!

„Ich bin es einfach leid, diesem Kerl ständig helfen zu müssen, mir sein Geschwafel über Liebe und solchen Quatsch anzuhören und dann auch noch knallhart belogen zu werden! Diesmal hat er sich die Scheisse selber eingebrockt, dann kann er auch selber schauen, wo er bleibt! Aber ich hab darauf keinen Bock mehr. Und wenn du lieber zu diesem kleinen Scheisser da halten willst, fein. Dann ist unsere Freundschaft wohl vorbei, ciao!“

Wütend stampfte ich davon und liess einen verdatterten Aoi stehen, aber das war mir in dem Moment sowas von egal! Mich ging das von nun an nichts mehr an!
 

Auf dem Weg ins Schulgebäude lief ich Kai über den Weg. Da ich eh schon auf hundertachtzig war, konnte ich ihm auch endlich die Meinung geigen!

„Hör mal gut zu, du miese Ratte!“, fuhr ich ihn wütend an. Erschrocken und auch ein kleines Bisschen eingeschüchtert schaute er zu mir hoch, die Hände vor der Brust verschränkt.

Ich hatte jetzt wirklich keinen Nerv dafür, auf irgendwelche Gefühle Rücksicht zu nehmen und eröffnete ihm daher mein ganzes Repertoire an Beleidigungen, indem ich sagte: „Nichts dagegen, dass du diesem Arschloch von Takanori deine widerliche Zunge in den Hals steckst, aber sei das nächste Mal nicht so scheisse frech und spiel uns anderen den glücklichen Hetero vor. Wenn du scharf auf ihn bist, schön. Du kannst ihn von mir aus Tag und Nacht vögeln, es interessiert mich einen Scheiss! Aber nur damit dir eines klar ist! Wir sind die längste Zeit Freunde gewesen! Und das kannst du diesem verfickten Pisser auch gleich ausrichten!!“

Dass die anderen sich zu uns umdrehten und einige auch erschrocken die Hand vors Maul hielten, als sie meinen Schwall an Flüchen zu hören bekamen, ging mir zu diesem Zeitpunkt so ziemlich am Arsch vorbei! Bevor ich mich vergass und diesem Mistkerl noch eine rein haute, liess ich auch ihn stehen und verliess die Feier. Die Ferien wurden mir sowieso gründlich vermiest!
 

In der Bude von Dad packte ich meine Sachen zusammen, hinterliess ein Brief indem ich ihm für die Gastfreundschaft dankte und machte mich auf den Weg nach Hause. Natürlich hoffte ich, dort auf Takanori zu treffen. Dann konnte ich ihm auch gleich ins Gesicht sagen, dass er sich gefälligst ein anderes Arschloch suchen sollte, das ihm hinterher rannte! Aber ich liess mir das nicht mehr gefallen!

Wie ich jedoch erfahren durfte, wohnte diese Pissnelke seit gut zwei Tagen gar nicht mehr hier. Auch wenn es mich nicht sonderlich interessierte, berichtete Yuki ausführlich von ihrem Gespräch mit ihm und wie diese kleine, nervigen Tussen das nun mal so an sich hatten, tratschten sie viel zu viel Demnach wusste sie, was auf der Klassenfahrt zwischen uns vorgefallen war. Doch bevor meine ‘verantwortungsbewusste und erwachsene‘ Schwester einen weisen Rat von sich geben konnte, würgte ich sie gleich ab.

„Nichts für ungut, aber das ist eine Sache zwischen mir und dieser Giftratte. Es geht dich nichts an und ich will auch nicht, dass du dich einmischt, verstanden?“

„Aber Akira, du bist doch in den Kleinen verliebt. Warum tust du sowas?

„Das war eine fatale Fehlinterpretation meinerseits, also vergiss es gleich wieder!“
 

Damit verschanzte ich mich in mein Zimmer und hatte auch nicht vor, es so schnell wieder zu verlassen. Kurz darauf verliess Yuki das Haus, weil sie noch wichtige Hochzeitsvorbereitungen treffen musste.
 

Diese verdammte Hochzeit war doch erst im Juni! Oder war es Juli? Ich wusste es nicht mehr. Auf jeden Fall blieb noch genügend Zeit, warum machten die sich also jetzt schon so verrückt damit? Etwas, das ich bei anstehenden Bräuten wirklich nicht verstehen konnte! Aber wenn es hiess, dass ich für den Moment das Haus für mich hatte, konnte mir dieses Getue auch ziemlich egal sein.

Mit Popcorn warf ich mich vor den Fernseher und wollte mir gerade meinen Lieblingsfilm rein ziehen, als es an der Tür klingelte.

Na sowas, wer das wohl sein konnte? Wenn Takanori jetzt da vorne dran stand, würde ich ihm die Türe definitiv vor der Nase zu knallen.

Doch es war nicht Takanori, sondern ein Polizist.

Mir blieb die Spucke weg. Ich hatte in letzter Zeit doch keinen Mist verzapft, oder? Das wüsste ich ja wohl am besten!

„Guten Tag, junger Herr. Sind Sie Suzuki Akira, der Freund von Matsumoto Takanori?“, begrüsste mich der Kerl in dieser schicken Uniform.
 

Okay, was hatte dieser Idiot angestellt????
 

„Ehm, na ja wir haben gerade ein paar Defizite, aber ja, ich bin Suzuki Akira. Worum geht es denn, Sir?“, fragte ich ziemlich nervös. Sobald ich diesen Zwerg in die Finger bekam, würde ich ihn massakrieren, das schwor ich!

Natürlich nur gedanklich. Macht sich ja nicht gerade gut, sowas in der Nähe eines Gesetzeshüters zu erwähnen.

„Ich wurde informiert, dass Sie Zeuge waren, wie Takanori von seinem Vater misshandelt wurde. Könnten Sie mir bei einer Tasse Tee vielleicht genaueres darüber erläutern?“

Ach so, darum ging es also!

Na toll! Da beschliesst man, den Kerl vergessen zu wollen und dann geschah sowas!

War hier vielleicht irgendeine göttliche Verschwörung gegen mich im Gange?

Wie dem auch sei, ich hatte damals versprochen, ihm zu helfen und auch wenn wir jetzt nicht mehr befreundet waren, zumindest aus meiner Sicht, wollte ich hier keineswegs einen Beamten belügen. Deswegen bat ich ihn freundlich ins Haus und bot mehr oder weniger freiwillig eine Tasse Tee an. Dass er sie annehmen würde, war ja klar.

„Wollen Sie vielleicht noch einen Donut?“, versuchte ich, die Stimmung zu lockern, doch dieser Kerl verzog keine Miene und fand das offenbar alles andere als komisch. Na dann eben nicht!

„Also, Herr Suzuki. Laut Aussagen von Takanori wissen Sie, wie es um die Familie Matsumoto aussieht und sind somit als Zeuge in diesem Fall. Sie müssen auf alle Fragen ehrlich antworten, können aber von Ihrem Recht zu Schweigen Gebrauch machen, falls Sie selbst oder Angehörige belasten könnten. Haben Sie das soweit verstanden?“

„Ja, Sir“, antwortete ich laut und deutlich.

„Bitte, wir sind hier nicht im Militär. Ein einfaches ‚Ja‘ reicht mir vollkommen.“

„‘tschuldigung“, nuschelte ich nun wesentlich leiser.

„Nun gut. Schildern Sie mir doch bitte, wie Sie die Familie Matsumoto erlebt haben.“

„Um ehrlich zu sein, habe ich die Eltern erst ein oder zwei Mal zu Gesicht bekommen. Aber vor ein paar Wochen hatte Takanori immer öfters blaue Flecken oder Schnittwunden an seinem Körper. Auf seinem Rücken ist eine grosse Narbe von einem Nietengürtel, mit dem sein Vater ihn geschlagen hat. Anscheinend hat er seinen Sohn auch vergewaltigt. Natürlich war ich dabei nicht Zeuge, sonst würde dieser Kerl heute nicht mehr gerade gehen können, aber wie Takanori mir das erzählt hat, war es sehr überzeugend“, erzählte ich wahrheitsgemäss, wie dieser Flachwichser (nein damit meinte ich nicht Takanori sondern seinen Vater) auf mich wirkte.

„Halten Sie es für möglich, dass Takanori sich selber verletzt hat, um die Geschichte glaubhafter darzustellen?“

„Nein, Sir. Momentan bin ich wirklich wütend auf ihn, aber bei allem Respekt, Sir, sowas macht er nicht. Ich habe Takanori oft weinen gesehen. Sehr oft. Glauben Sie mir, den Gesichtsausdruck, wie er mich angesehen hat, den kann man nicht vortäuschen. Takanori wird von seinem Vater misshandelt, da bin ich mir absolut sicher!“

Nach dem Gespräch bedankte sich der Beamte und ich brachte ihn noch zur Haustür. „Bei der Gerichtsverhandlung könnte es sein, dass Sie nochmal als Zeuge geladen sind, aber da müssen Sie lediglich die heutige Aussage bestätigen und vielleicht etwas hinzufügen, wenn Ihnen noch etwas einfällt. Ansonsten können Sie mich auch gerne anrufen.“

Er reichte mir eine Visitenkarte, die ich dankend annahm und mich schliesslich verabschiedete.
 

Wenigstens hatte ich diesen Mist nun hinter mir!
 

Genervt verdrückte ich mich wieder vor die Glotze.

Weil ich Dummkopf vergessen hatte, auf Pause zu drücken, waren jedoch gute dreissig Minuten des Filmes schon vorbei und meine Lust somit vergangen. Ich schaltete den Fernseher aus und ging eine Runde spazieren.

Soll ja ganz gut sein, bei angestautem Frust.
 

Als ich aber bemerkte, wo mein Weg mich hingebracht hatte, war ich noch genervter als eh schon. Wie der Zufall es so wollte, stand ich direkt vor Takanoris Haustür.

Mir den Kerl aus dem Kopf zu schlagen, würde wohl schwieriger werden, als angenommen!

Eine Sekunde lang zögerte ich.

Sollte ich klingeln?

Die Entscheidung wurde mir abgenommen, als die Türe sich öffnete. Im letzten Augenblick konnte ich mich noch ins Gebüsch werfen, welches die Häuserreihe von der Strasse trennte.

Leidend verzog ich das Gesicht.

Scheisse tat das weh!! Wie Nicolas Cage das wohl schaffte, sich einfach so von Motorrädern oder solchem Zeugs zu werfen??

Dieser kleine Sprung und die harte Landung auf Abertausenden von Kieselsteinen tat schon verflucht weh und trieb mir die Tränen in die Augen! Ausserdem gefiel mir das bedrohende Summen direkt neben meinem Ohr ganz und gar nicht!

War ich zufälligerweise in ein Bienennest oder Ähnliches gefallen? Bei meinem Glück zur Zeit könnte ich mir das durchaus vorstellen!
 

Doch die Schmerzen waren schnell vergessen, als ich hörte, wer da aus der Tür getreten war.

Diese Stimme gehörte eindeutig Takanori!

Aber mit wem redete er? Und über was?
 

Mühsam versuchte ich, durch die ganzen Äste, Zweige und Blätter etwas zu sehen und konnte schliesslich auch den Zwerg ausmachen, wie er vor der Haustür stand und wild gestikulierte, wie er das beim Sprechen für Gewöhnlich immer tat.
 

Na toll. Da will ich von diesem Kerl los kommen und befinde mich eines schönen Nachmittags im Gebüsch vor seinem Haus. Geht’s noch dämlicher?

Wenn ich nur wüsste, mit wem der sich da unterhielt!

Ich verrenkte meinen Hals noch ein bisschen mehr, um durch dieses Gestrüpp seinen Gesprächspartner zu erkennen und hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, laut zu schreien, weil ich mich auf einer ziemlich stachligen Pflanze abstützte.

Scheisse, wie das weh tat!!!!

Meine Anstrengung und Schmerzen hatten sich aber gelohnt, denn so konnte ich endlich die Person ausmachen, mit der Takanori sprach, und mir fiel die Kinnlade beinahe runter.
 

Yuki???
 

Was zum Teufel suchte meine Schwester bei diesem Vollhorsten???? Hatte sie nicht gesagt, dass sie den Catering-Service für die Hochzeit testen wollte???

Ich bezweifelte doch stark, dass Takanoris Familie seit Neustem einen Catering-Service führten!!
 

Jetzt wollte ich natürlich umso mehr wissen, was die da quatschten und reckte mich ihnen noch mehr entgegen. Hoffentlich sahen die mich nicht!!

Aus einer solchen Situation war es wirklich äusserst schwer, sich heraus zu reden.

„Ach, ich interessiere mich in letzter Zeit so für stachlige Pflanzen, die sich in meine Handinnenfläche bohren“ war wohl eine eher weniger sinnvolle Ausrede.
 

„Ich weiss es auch nicht. Ich wollte mit ihm reden, aber du kennst ja meinen Bruder“, hörte ich Yuki sagen.
 

Meinen Bruder???? Unterhielten die sich über mich???

Warum unterhielten die sich über mich????

Was zum Teufel ging hier ab??!!
 

Was Takanori sagte, konnte ich leider nicht verstehen, weil dieser Idiot zu leise redete, aber Yukis Antwort darauf war: „Verstehe. Ich muss jetzt auch los, hab noch einen Termin. Ich werde versuchen, nochmal mit Akira zu reden, aber ich glaube, da kann ich dir auch nicht helfen, Takanori. Was du getan hast, war schliesslich auch nicht ohne. Also bis dann.“
 

Die beiden umarmten sich, Yuki setzte sich in ihr Auto und fuhr schliesslich davon, ehe Takanori die Türe hinter sich schloss. Ich verweilte noch einen Moment in dieser Position, auch wenn mein gesamter Körper vor Schmerz nur so schrie, und erhob mich schliesslich wieder aus dem Gestrüpp heraus.

An meinen Kleidern hingen überall Blätter und Zweige. Selbst in den Haaren hatte ich welche. Doch das war im Moment meine kleinste Sorge.

Yuki hatte ganz deutlich gesagt, dass sie den Kuss zwischen Takanori und Kai auch nicht toll fand. Warum war sie also überhaupt erst zu diesem Giftzwerg gegangen, wenn sie sich doch eigentlich meiner Meinung anschloss?

Und warum hatten Takanoris Augen so verheult ausgesehen? Der weinte doch nicht wirklich wegen diesem Scheiss!
 

Ich beschloss, erst einmal nach Hause zu gehen, mich gründlich zu waschen und anschliessend in mein Bett zu werfen.

So viele Ereignisse an einem Tag waren selbst für mich zu viel des Guten!!
 

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Soo das war's auch schon wieder ^__^
 

Kommentare sind wie immer gerne gesehen und Fehlerchen dürft ihr behalten.....aber sie sind schwer erziehbar, also entscheidet euch gut, ob ihr sie aufnehmen wollt oder nicht.....Manche können wirklich ansträngend sein!!!
 

Bis denne
 

xoxo TSC

Gayclubs and their toilettes...

Sooo nach viiiiel Verzögerung kommt hier das nächste Kapitel. Tut mir echt leid, musste arbeiten, und so.....typische Ausrede ^w^
 

Jedenfalls vielen Dank für eure Kommis. Das freut mich so tierisch *-*
 

Hier für euch das Kapi ^v^
 

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20. Kapitel: Gayclubs and their toiletts…
 

Die Anrufe von Aoi hatten seit dem Schulfest aufgehört. Zum Glück. Uruha probierte es noch immer jede Stunde mindestens ein Mal, aber ich drückte ihn nach dem ersten Klingeln fast schon aus Routine weg. Irgendwann würde auch er verstehen, dass ich einfach nicht telefonieren WOLLTE und dann hätte ich meine Ruhe. Doch bis dahin musste ich den Klingelterror wohl noch ertragen.

Aber dafür erfanden wir Japanern an unseren Handys ja eine Stumm-Taste. Gott segne die Intelligenz unseres Volkes *räusper*

Wie dem auch sei.

Frustrierender Weise war mir schon am Samstag, bevor die Ferien richtig angefangen hatten, totsterbenslangweilig! Was fängt man bloss mit so viel überschüssiger Zeit an? Wie schafften es die ganzen Hausfrauen, während ihre Männer arbeiteten, vor Langeweile nicht einzugehen?

Die Antwort war klar! Sie putzten oder gingen in Hostclubs.

Auf ersteres hatte ich ja nicht wirklich Lust. Putzen…. Für irgendwas ist der Boden ja da! Und wenn die ganzen Kleider in den Schränken hängen, wo soll dann der Müll hin, den ich dort rein stopfe, wenn Mum mich mal wieder „zwingt“ (sie nennt es eher „dazu auffordern“, aber wir haben da eindeutig Meinungsverschiedenheiten!) mein Zimmer aufzuräumen.

So geht es ja einfach am besten! Müll in den Schrank, Kleider unter‘s Bett und schon sieht Akiras Zimmer blitzblank aus.
 

Jeder in meinem Alter macht das genauso. Naja mit Ausnahmen von Strebern, Mädchen (die meisten zumindest), oder die, die sich bei ihren Eltern einschleimen wollten.

Zu den Letzteren habe ich auch mal gehört, aber nur weil meine Lieblingsband in der Stadt ein Konzert gab und ich da unbedingt hin wollte. Ich durfte nicht. Obwohl mein Zimmer wirklich super aufgeräumt war. Aus Wut über meine Eltern habe ich dann wieder alles verwüstet und es sah fast noch schlimmer aus als zuvor. Bis mir die Idee kam, mich einfach aus dem Haus zu schleichen. Hab ich dann auch getan.

Also stand ich da, vor dieser Halle und suchte einen Kerl, der noch Tickets verkaufte. Alles was ich gefunden hatte, war ein Transsexueller, der meinte, ich will was von ihm, ein Drogendealer und zwei Kinder, die es urkomisch fanden, mich mit ihren Wasserpistolen nass zu machen.

Als ich mich am nächsten Tag in der Schule bei Takeru darüber beschwerte, kam heraus, dass ich bei der falschen Halle gewartet hatte.

Mein Kommentar dazu war nur „Ich hab‘ mich noch gefragt, warum so wenig Leute da gewesen sind.“

Aber um zurück zum Thema zu kommen, hatte ich nicht vor, in meinen Ferien dieses Chaos hier aufzuräumen. Nach zwei Stunden würde es ja doch wieder gleich aussehen wie jetzt und das war mir die Mühe eindeutig nicht wert.

Doch in Hostclubs durfte ich auch noch nicht rein. Erst in knapp zwei Monaten!

So kam es, dass ich zehn Minuten des Überlegens und Erinnerungen nachhängen gleich gescheit war, wie davor. Warum strengt man sein Gehirn denn überhaupt erst an und dachte nach, wenn ja doch nichts dabei raus kam?

Vielleicht sollte ich einfach mit dem Denken und Anstrengen aufhören…

Aber aufhören zu denken würde wahrscheinlich schwieriger werden, als man….denkt.

Oh man, welchen Unsinn ich da wieder im Kopf hatte!
 

Erstaunt über meine manchmal doch sehr stark ausgeprägte Dummheit liess ich mich rücklings ins Bett fallen.

Das heisst, ich hätte es getan, wenn mein Bett nicht schon zugemüllt wäre. So lag ich einfach auf einem Berg Dreckwäsche, meinem Laptop, dem Bass plus Verstärker und einem Stapel Cosmo Girl-Hefte. Irgendwo da drunter versteckte sich vermutlich auch noch meine Bettdecke.

Na ja….bequem war’s ja nicht so.
 

Diese Tatsache und das Vibrieren meines Handys veranlassten mich dazu, wieder aufzustehen und zu meinem Schreibtisch rüber zu schlurfen.

Eine SMS von Uruha. Er würde gleich vorbei kommen.

Oh man!

Panisch sammelte ich alles zusammen, was mir in dem Moment wichtig erschien, stürmte an meiner Schwester vorbei und war schneller aus dem Haus, als sie von ihrem Hochzeitsplaner aufsehen konnte.

Vor der Haustür knallte ich elegant gegen einen Typen, der mit dem Rücken zu mir auf der untersten Stufe unseres Hauses stand und in seiner Handtasche nach dem Autoschlüssel suchte.

Welcher Kerl besass bitte eine Handtasche? Das war ja sowas von unmännlich.

Da fiel mir gerade ein, dass Takanori auch so ein Teil hatte.

Hm, was das wohl bedeutet? *räusper räusper*

„Akira, alles okay bei dir?“, meldete sich der unmännliche Kerl, in den ich gerade rein geknallt war, zu Wort.

Hiroto, der Verlobte meiner Schwester.

„Hi. Ja eh, hab es nur ein bisschen eilig“, nuschelte ich in den Kragen meiner Jacke, der trotz der unglaublichen Hitze hier, bis zur Nase hochgeschlagen war.
 

Wie das wohl aussehen mag, wenn man von jemandem nur noch die Augen sehen kann und auch die hinter dem Pony kaum zu erkennen sind. Zumindest das linke.

Mit dem rechten sah ich ganz gut, dass Hiroto mir die Hand hinstreckte. Dankend liess ich mir wieder auf die Beine helfen.

„Wohin wolltest du denn so eilig? Wenn du willst, kann ich dich mit dem Auto mit nehmen.“
 

Ähm ja, wäre schon nett, wenn ich nur wüsste, wo ich denn hin wollte.
 

„Ehrlich gesagt, hab ich keine Ahnung. Ich flüchte vor meinem Kumpel“, gab ich zu.

„Ich geh mit ein paar alten Bekannten in einer Bar was trinken. Wenn du willst, kannst du ja mit kommen.“

„Echt jetzt?“, hackte ich dümmlich nach.

Im Grunde hatte ich mit dem Kerl ja nie wirklich viel zu tun gehabt. Umso mehr erstaunte es mich, dass er mir jetzt anbot, mit ihm und seinen Kumpels was trinken zu gehen. Aber weil in dem Moment gerade der Bentley, den Uruha von seinem Vater zum achtzehnten Geburtstag bekommen hatte, in unsere Strasse einbog, dachte ich nicht länger nach und schwang mich in Hirotos giftgrünen Käfer.
 

„Es stört dich doch nicht, wenn wir noch kurz bei mir anhalten, oder?“, fragte der Blonde nach einer gewissen Zeit, wartete meine Antwort aber gar nicht ab, sondern fuhr gleich in die Garage eines Wohnblocks.

Die Wohnung dieses Typen sah genau so aus, wie ich sie erwartet hatte. Klein, vollgestellt und ziemlich chaotisch. Sofort fühlte ich mich irgendwie heimisch.

„Mach’s dir gemütlich. Willst du was trinken?“

Ich schüttelte den Kopf und sah mir weiterhin das Wohnzimmer an. Die Wände waren beklebt mit Postern und Plakaten von Bands, die ich selbst bei mir zuhause hängen hatte.

„Dein Musikgeschmack ist echt cool“, rief ich in die Küche, aus der Hiroto mit einer Cola heraus kam. „Findest du? Deine Schwester steht ja nicht so drauf“, grinste er und setzte sich mir gegenüber auf ein Cachon, weil abgesehen von dem kleinen Sofa, auf dem ich mich breit machte, keine Sitzmöglichkeiten mehr existierten.

„Ja total. Was Musik betrifft, hat sie eh keine Ahnung. Wer tut sich schliesslich freiwillig Morning Musume und diesen Mist an?“

„Ich darf nichts sagen, sie ist meine Freundin. Aber rein theoretisch muss ich dir Recht geben.“
 

Wir unterhielten uns noch über den einen oder anderen Musiker, wobei ich feststellen musste, dass Hiroto eigentlich gar nicht wirklich zu diesen Spiesertypen gehörte, wie ich immer gedacht hatte, bis ich dann mal aufbrechen wollte.

Schliesslich wollten wir ja eigentlich mit seinen Kumpels einen trinken gehen und nicht hier zuhause sitzen.
 

„Um ehrlich zu sein, gibt’s einen Grund dafür, warum ich dich zuerst hier her geschleppt habe“, gestand er auf meiner Stirn bildete sich sofort eine Falte.

„Und der wäre?“, hackte ich misstrauisch nach.

„Na ja, die meisten meiner Freunde sind schwul und wir hängen hauptsächlich in Schwulenbars rum. Und um komplett ehrlich zu sein, bist du dafür nicht wirklich passend angezogen. Deswegen wollte ich dir ein paar von meinen Sachen leihen.“
 

Okay, der heterosexuelle Verlobte meiner Schwester hing in Schwulenbars ab? Musste ich das verstehen?

„Warum willst du mich in eine Schwulenbar schleifen?“, fragte ich ziemlich verwirrt.

„Yuki hat letztens gesagt, du hast dich in deinen kleinen Kumpel da verknallt, aber willst es nicht zugeben. Da dachte ich, eine Schwulenbar macht dir sicher nichts aus. Wir können sonst auch hier abhängen, wenn du da nicht hin willst.“

„Ne, passt schon.“

Obwohl Hiroto ein gutes Stück kleiner war als ich (aber immer noch grösser als Takanori), passten mir seine Kleider ziemlich gut und ich sah ehrlich gesagt ziemlich heiss aus. Warum der, wie schon erwähnt, heterosexuelle Kerl meiner Schwester solche Klamotten im Schrank hängen hatte, wollte ich lieber gar nicht erst wissen.

„Du siehst echt gut aus. Kannst die Sachen behalten, wenn du willst.“

„Ehrlich?“

„Klar. Ich zieh das eh nie an. Also, können wir?“

Vor der Bar hielt ich plötzlich abrupt an.

„Ist was?“, fragte Hiroto verwundert.

„Ich bin doch noch gar nicht zwanzig. Ich kann da nicht rein.“

Dass mir dieser Einfall erst jetzt kam, war ja auch irgendwie peinlich.

„Mach dir keinen Kopf, hier sind massenhaft Kiddies, die noch nicht volljährig sind. Der Typ da nimmt die Vorschriften nicht so genau. Vertrau mir, das passt schon. Mit sechzehn war ich jeden Tag hier.“

Zu meinem Erstaunen wollte dieser Kerl noch nicht mal unsere Ausweise sehen. Er winkte Hiroto lachend zu, laberte irgendwas von Frischfleisch (was genau konnte ich aufgrund der lauten Musik nicht hören) und schickte uns in den stickigen Raum hinein.
 

„Sagtest du nicht etwas von Schwulen-BAR?“, brüllte ich dem vor mir Laufenden ins Ohr. Er drehte sich grinsend zu mir um und brüllte nicht weniger leise zurück „Bar, Club, ist doch alles das Gleiche.“

Na toll. Ich sass also mit dem nach wie vor heterosexuellen Kerl meiner Schwester in einem Schwulenclub. Gaaar nicht komisch, naiiiin…. >.<

„Mach dir kein Kopf, das wird lustig! Was zu trinken?“, schrie er gegen die Musik an. Mit merkwürdigen Zeichen und einer Kopfbewegung richtig Theke versuchte ich ihm klar zu machen, dass er für mich irgendwas hochprozentiges bestellen sollte, während ich schnell aufs Klo gehen und dann nachkommen würde.

Er kapierte es nicht.

„ICH BIN MAL EBEN AUF DEM KLO!!“

„WAS???“

„ICH SAGTE, ICH BIN MAL EBEN AUF DEM KLO!!!!!!“

„WELCHER PO??“

„NEIN, ICH BIN AUF DEM…Ach vergiss es!!!“

Bevor ich mir noch in die Hosen pissen würde, zerrte ich Hiroto einfach hinter mir her zu dem kleinen Sanitärraum mit dem kleinen Männchen drauf. Warum daneben eine weitere Tür mit einem Mädchen abgebildet war, wo wir uns doch in einem Schwulenclub befanden, war mir ein Rätsel.

„Ach, du musst aufs Klo! Sorry, hab das da draussen irgendwie nicht verstanden“, kicherte der Blonde, da die Musik hier drinnen wesentlich leiser war.

„Passt schon“, beeilte ich mich zu sagen und verschwand in einer der Kabinen. Langsam wurde es wirklich brenzlig!

„Verdammte Scheisse!“, fluchte ich wütend vor mich hin, wodurch Hiroto auf der anderen Seite der Tür besorgt fragte, ob alles in Ordnung sei.

„Ich bekomme diesen bescheuerten Gürtel nicht auf!“, erläuterte ich mein Problem.

„Warte, ich helf dir.“

„Nix da, bleib schön draussen!“

„Willst du dir in die Hose pissen?“

„Nein, aber du bist der Verlobte meiner Schwester!!“

„Und jetzt? Ich begrabsch‘ dich ja nicht, ich will dir nur helfen!“

„Na meinetwegen, aber wehe du erzählst das jemandem!“

„Dass ich dem Bruder meiner Freundin am Bund rum fummle? Da würd ich mir nur selbst ein Grab schaufeln.“

Hmm, da war etwas Wahres dran.

Ich öffnete die Tür und trat heraus. Hitoro ging in die Knie und legte gerade seine Hände an den Gürtel, als die Türe auf ging und jemand herein kam. Aber nicht irgendjemand, nein dieser Idiot musste ja ausgerechnet mein bester Freund sein. Odervielleicht ehemals bester Freund.

„A…Akira?“, stotterte er erstaunt, mich hier in dieser Pose auf dem Männerklo eines Schwulenclubs zu sehen.

„Aoi…“
 

Mein nicht zu öffnender Gürtel war plötzlich nicht mehr mein grösstes Problem.

„Was machst du denn hier? Und wer ist dieser Kerl?“

„Oh nein, es ist nicht…“, begann der noch immer vor mir Kniende, doch ich unterbrach ihn.

„Ich weiss nicht, was dich das angeht, aber das ist Hiroto. Hiroto, der da ist Aoi.“

„Der da?“, echote es von der Tür. „Wie nett von dir.“

„Hör zu, wir sind hier beschäftigt. Wenn du pissen musst, geh ins Frauenklo, hier gibt’s ja eh keine Frauen. Also…“

Ziemlich unfreundlich knallte ich ihm die Tür vor der Nase zu, da sich meine Blase wieder meldete und befahl Hiroto, endlich diesen verdammten Gürtel zu öffnen. Wieso ich dafür irgendwie gerade zu blöde war, wusste ich selber nicht. Aber ich hatte schon beim Anziehen Mühe gehabt.

Das war ja auch nicht irgendein normaler Gürtel mit Gürtelschnalle. Nein, er musste so kompliziert gestrickt sein und jedem das Öffnen erschweren.

Na ja, jedem bis auf Hiroto, aber ihm gehörte dieser Gürtel auch.

Das war dann auch schnell geschafft und ich konnte gerade noch rechtzeitig in die Kabine stürmen. In meinem ganzen Leben war ich vermutlich noch nie so glücklich gewesen, aufs Klo gehen zu dürfen!
 

An der Theke bestellten wir uns schliesslich etwas zu trinken. Mir war durchaus klar, wie dieser Moment auf dem Klo für Aoi rübergekommen sein musste, auch wenn die Wahrheit doch ganz anders aussah.

Aber vielleicht würde er jetzt endlich einsehen, dass ich mit Takanori nichts mehr zu tun haben wollte.

Der Kerl konnte mich mal!
 

Klar, für Aussenstehende mag das wirklich übertrieben wirken, wegen diesem einen Kuss einen solchen Aufstand zu machen, aber man musste ja auch die Umstände beachten. Schliesslich war Kai nicht irgendwer, sondern einer meiner besten Freunde und der Leader unserer Band. Oder eher unserer ehemaligen Band. Dass die noch existierte, wo ich mit vier unserer aus fünf Leuten bestehenden Band nichts mehr zu tun haben wollte, bezweifelte ich. Zudem hatte sich Takanori so ratz fatz meine gesamten Freunde gekrallt. Das fiel mir zwar erst jetzt so richtig auf, doch jetzt wo ich es bemerkte, nervte es mich gewaltig.

Zuerst hatte er gar keine Freunde und dann schnappt er sich einfach meine drei besten Freunde.
 

Ich ging davon aus, dass die anderen drei hier auch irgendwo herumlungerten. Ohne seinen Schatz würde mein alter Kumpel ja sowieso niemals einen Schwulenclub betreten.
 

Den kleinen Zwerg konnte ich auf der Tanzfläche ausmachen. Er trug die Haare jetzt nicht mehr blond sondern pechschwarz mit einer roten Strähne. Von der Länge her waren sie, soweit ich das in dem flackernden Licht beurteilen konnte, immer noch ungefähr gleich. Seine Beine zierte eine goldene Hose, die seinen Hintern gefährlich heiss in Szene setzte, während sein Oberkörper von einer gewöhnlich schwarzen Kapuzenjacke umfasst wurde.

Natürlich konnte ich nicht leugnen, dass er gut aussah! Ihm fiel auf, dass er beobachtet wurde, sah in unsere Richtung und erblickte mich, nickte mir kurz zu und wendete sich gleich wieder seinem Tanzpartner zu, der ja niemand anderes sein konnte, als diese Giftratte von Kai!

Wütend wendete ich meinen Blick ab, wobei mir erst jetzt auffiel, dass Uruha sich neben mich gesetzt hatte.

„Na du.“

„Hmpf“, machte ich darauf hin nur und bestellte ein weiteres Getränk, zudem Hiroto schon wieder einlud.

Mal ehrlich, das war wirklich nett von ihm, aber ich hatte mein eigenes Geld dabei. Zudem war diese Hochzeit ja vermutlich nicht gerade billig. Da sollte er doch ein bisschen sparsamer mit den Yen umspringen.
 

„Wenn du nicht mit mir reden willst, hättest du das sagen können, statt wie ein aufgescheuchtes Huhn in diese Beleidigung eines Fahrzeugs zu steigen“, griff Uruha das Gespräch wieder auf.

„Und wärst du dann nicht bei mir aufgekreuzt?“

„Doch.“

„Na also.“

„Dafür, dass du anscheinend ‘nen anderen Kerl hast, scheinst du nicht gerade erfreut zu sein, wie die beiden da tanzen“, stellte er trocken fest.

„Ach halt die Klappe!“, brummte ich genervt und drehte mich, soweit es der Barhocker zu liess, von Ruha weg.

Hirotos Freunde waren mittlerweile aufgekreuzt und er unterhielt sich angeregt mit einem davon. Bunte Haare, Lippenpiercing, gross und schlank. Der Kerl sah merkwürdig aus.

„Ach, Akira, das ist Miyavi, ein alter Kumpel von mir. Wir waren zusammen auf der Uni“, wurde er mir vorgestellt.

Eher zögerlich nahm ich seine ausgestreckte Hand und schüttelte sie.

„Du siehst ja mal lustig aus!“, stellte er fest.

„Ehm, danke..?“

„Wieso trägst du dieses Ding da um die Nase? Sieht voll cool aus!“

„Miyavi!“

Zwei Arme schlangen sich von hinten um die Taille dieses Paradiesvogels und er wurde leidenschaftlich am Hals geküsst.

Fast wäre es mir peinlich gewesen, hin zu starren. Aber nur fast.

„Guck mal, Schatz. Das ist einer von Hirotos Freunden. Findest du dieses Ding um seine Nase nicht auch voll cool?“
 

Der Kerl, welcher mir nun auch sein Gesicht präsentierte, sah abschätzend auf mein Nasenband. Dann drehte er sich zu diesem schrägen Vogel um und meinte: „An ihm sieht’s wirklich gut aus, aber dir würde das vermutlich nicht stehen. Dafür ist deine Nase zu heiss.“

Ich wusste nicht, ob das jetzt eine Beleidigung gegen meine Nase war oder ob diese Kerle einfach nur einen riesen Knall in der Schüssel hatten. Jedoch neigte ich eher zu Letzterem. Als mein Blick wieder auf die Tanzfläche glitt, war der Platz, wo eben noch Kai und Takanori gestanden hatten, von anderen Tanzenden eingenommen worden.

Die beiden konnte ich aber nirgends sehen.

„Lass ihnen ihre Ruhe“, gab Uru neben mir von sich.

„Hm? Ich mach doch gar nichts!“

„Damit das klar ist, Akira. Du hast Kai den Freischein dafür gegeben, mit Takanori zu vögeln, also erwarte nicht, dass die auf deine Gefühle Rücksicht nehmen! Hast du bei Taka ja auch nicht getan, obwohl’s ihm in den letzten Tagen echt mies gegangen ist!“

„Ja, meinst du, mir nicht?“, keifte ich zurück, bevor die Strapse mir alle Schuld in die Schuhe schieben konnte. Das liess ich ja eindeutig nicht mit mir machen!

„Du hast doch keine Ahnung, also misch dich auch nicht ein! Takanori hat mir zwei Mal ins Gesicht gelogen. Ohne mit der Wimper zu zucken!“
 

„Habe ich nicht!“, kam’s von der Seite, wo der Zwerg auf einmal stand, ohne Kai. Man, was wollten die eigentlich alle von mir? Und wo war Hiroto, wenn man ihn ganz eindeutig brauchte!?!

Selbst um diesen Paradiesvogel wäre ich froh gewesen, wenn er mich nur aus dieser Situation befreien konnte!

Doch er knutschte lieber mit seinem Freund herum. Ganz nebenbei stellte sich mir die Frage, wie man während dem Küssen einen Lolli im Mund haben

konnte. Dass Miyavi sich daran nicht schon das Auge aufgespiesst hatte.
 

„Akira, ich hab dir das schon mal gesagt. Ich lüge nicht! Schon gar nicht wenn es um meine Gefühle geht“, brachte die Stimme des Kleinen mich wieder auf den Boden der Tatsachen.

„Ich wollte doch nur einen gemütlichen Abend mit Hiroto verbringen“, murmelte ich und hätte wirklich nicht gedacht, dass der mittlerweile Schwarzhaarige mich gehört hatte. Doch er tat es. „Einen Blowjob zu bekommen, und das auch noch auf dem Klo einer Schwulenbar, nenn ich nicht gerade einen gemütlichen Abend.“

„Meine Güte, er hat mir keinen Blowjob gegeben, sondern lediglich den Gürtel geöffnet, weil ich dringend aufs Klo musste und zu dumm war, um ihn selber auf zu kriegen“, platzte ich mit der Wahrheit heraus. Leider ging in diesem Moment die Musik aus, was ich eine Sekunde zu spät kapierte und lauthals gegen den nicht mehr vorhandenden Lärm anbrüllte: „Hiroto ist der Verlobte meiner Schwester!“
 

„Und was ist dann passiert?“, fragte Yuki eine Stunde später zuhause auf dem Sofa und musste ihr Grinsen stark zurück halten.

Hiroto seufzte, sah zu mir herüber und meinte dann: „Wir sind raus geflogen, weil heterosexuelle Besucher nicht rein dürfen.“

Daraufhin brach mein Schwesterchen in lautes Gelächter aus. Als sie sich wieder einigermassen gefangen hatte, schickte sie ihren Freund mit einem Kuss schon mal in ihr Zimmer und rückte näher zu mir.

„Hör zu, Kleiner….“

„Ich bin grösser als du.“

„Sagte ich ja. Hör zu, Akira, Takanori mag dich wirklich sehr und du ihn auch, also könnt ihr nicht einfach aufhören mit diesem Mist und wieder Freunde sein?? Ihr wart doch so süss zusammen.“

„Yuki, ich will da drüber jetzt nicht sprechen“, gab ich von mir und stand auf. Auch wenn zwei Uhr morgens noch nicht wahnsinnig spät war, wollte ich schlafen gehen. „Ist gut. Aber vergiss nicht, dass nächste Woche seine Gerichtsverhandlung stattfindet und du als Zeuge geladen bist. Ausserdem hast du ihm versprochen zu helfen.“

Verdammt! Auf diese Verhandlung hatte ich nun überhaupt keine Lust!
 

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Sooo, das wars auch schon wieder.

Stalker

Ich hab grad ernsthaft ein leeres Kapi hoch gestellt.... -.- wie blöd kann man sein? xD 

Wie dem auch sei, VIELEN Dank für eure ganzen Kommis!!!! Hab sie während der Arbeit gelesen und von da an gegrinst wie ne bekloppte. Ich war noch nie so glücklich *gerührt Kekse verteil*

Aber bevor ihr Leutchen hier den armen Ruki verdrescht (und Kai vermutlich gleich mit *zu Little_Miss_Ruki schiel*) poste ich lieber mal das neue Pittelchen. 

Und vielleicht stell ich mich am Konzi zum Schutz vor Ruki....der wird zwar nicht so korall finden, aber es ist ja nur zu seinem Schutz vor Bratpfannen-Attacken.

Sicher ist sicher ^_^
 

Also, dann mal weniger labern und mehr Kapi, nicht? 
 

Hier für euch 
 

21. Kapitel: Stalker
 

Nach diesem Abend stellte auch Uruha seine Anrufe ein. Hin und wieder bekam ich eine SMS von Takanori, in der er mich wiederholt fragte, ob ich nicht einmal Zeit hätte, um zu reden. Ich antwortete nie.

Am Donnerstagabend schickte er mir eine MMS, in der er von einem Ausflug ans Meer berichtete. Ich hatte irgendwie das Gefühl, zu seinem Tagebuch zu werden, aber das störte mich nicht wirklich. Auch wenn ich nicht antwortete, waren seine Mitteilungen doch ziemlich niedlich und manchmal musste ich stark mit mir kämpfen, ihn nicht einfach anzurufen. Zum Glück konnte ich mich jedesmal wieder davon abhalten.

Jedenfalls schrieb er in dieser Mitteilung, dass er mit seiner Mutter und seinem Bruder nach Yokohama gefahren war, um eine Bekannte seiner Mutter zu besuchen. Auf dem angehängten Bild war er zu sehen, über das ganze Gesicht strahlend. Seine Haare waren vom Wind ganz durcheinander, was ihn nicht zu stören schien. Neben ihm stand seine Mutter, ebenfalls lachend und ihren Sohn an der Hand haltend. Beide grinsten die Person an, die das Foto gemacht hatte.

Ich lächelte bei dem Anblick dieses Fotos. Die schwarzroten Haare standen ihm wirklich gut. Warum er sie wohl gefärbt hatte?
 

„Was machst du da?“, fragte Yuki und schielte über meine Schulter aufs Display. „Ist das Takanori?“

„Ja, er hat mir grad das Bild geschickt. Sein Bruder, seine Mutter und er sind nach Yokohama gegangen, um irgendjemanden zu treffen.“

„Vertragt ihr euch etwa wieder?“, wollte sie darauf hin natürlich wissen.

Ich machte eine gemischte Bewegung aus Kopf schütteln und Nicken, was in einem Kreisen endete, worauf mein Schwesterchen grinsend die Augenbraue hob. „Und das heißt?“

„Dass ich es selber nicht so ganz weiß? Er schreibt mir ständig, aber ich antworte nicht. Trotzdem finde ich seine Nachrichten irgendwie süß. Ach man, ich weiß es nicht, also guck mich nicht so doof an!“

„Ah ja.“

Vielversprechend grinsend schüttelte sie schließlich den Kopf. „Du bist hoffnungslos, Aki.“
 

„Ja ja, hab dich auch lieb“, brummte ich, stand auf und verzog mich wieder auf mein Zimmer.

Am Montag würde die Gerichtsverhandlung stattfinden. Um ehrlich zu sein hatte ich ganz schön Schiss davor. Wie es dann wohl Takanori ergehen musste? Ich warf mich gelangweilt aufs Bett. Auch wenn ich noch immer wütend auf ihn sein sollte, kreisten meine Gedanken ja doch ständig um diesen Mistkerl und ich musste mir leider eingestehen, dass er mir doch ziemlich fehlte. Ich vermisste seine wunderbare Stimme und dieses niedliche Grinsen, wenn er mich ansah.

Man ey, hör auf mit diesem Mist, Akira!!!!

 

Mal ehrlich, was machten die ganzen Arbeitslosen den lieben langen Tag? Obwohl es noch vor neun war, schmiss ich die Sachen von meinem Bett, stieg hinein und deckte mich zu. Ziemlich bescheuert, da es auch ohne Decke schon viel zu warm war. Durch diese Hitze konnte ich nicht einschlafen! Oder wegen der Sonne, die noch immer am Himmel stand. Ich warf die Decke zurück, zog mich komplett aus und warf die Kleider zu den anderen, die hier auf dem Boden verstreut lagen.  Es sah noch immer aus, als würde der dritte Weltkrieg in meinem Zimmer stattfinden, aber  das juckte mich im Moment nicht im Geringsten.

Warum war es hier nur so verdammt heiß?

Nach glatten fünf Stunden, in denen sowohl Yuki als auch Mum sich bereits schlafen gelegt hatten und das Haus nun in komplette Stille verfallen war, konnte ich immer noch nicht pennen. Wütend stand ich auf, zog mir zumindest meine Boxershorts wieder an und hockte mich an den Laptop. Das Vibrieren meines Handys ließ mich zusammen zucken. Wer wollte um drei Uhr morgens etwas von mir?

Ich schaute auf das Display. Takanori.

Er rief mich an! Was zum Teufel sollte ich jetzt tun??? Eigentlich war ich ja noch immer wütend auf ihn, aber mir anzuhören, was er sagen wollte, konnte im Grunde ja auch nicht schaden. Womöglich lag es an der Hitze in diesem verdammten Zimmer oder die Tatsache, dass ich keinen Schlaf fand, doch letztendlich ging ich wirklich ran.
 

„Ja hallo?“

„Ich bin’s, Takanori. Du bist noch wach?“ Seine Stimme klang gedämpft und trotzdem verschaffte sie mir eine Gänsehaut. Wie lange hatte ich ihn nicht mehr reden hören? Viel zu lange!

„Nein, ich schlaf tief und fest“, gab ich sarkastisch von mir. Er konnte manchmal auch wirklich komische Fragen stellen!

„Hmm, ist es bequem, in einer solchen Position auf diesem Stuhl zu schlafen?“

Plötzlich stellten sich alle Haare an meinem Körper auf.

„Woher weißt du, dass ich auf dem Stuhl sitze?" Hatte der etwa eine Kamera in meinem Schlafzimmer installiert und beobachtete mich?

„Dummerchen, dreh dich um, dann weißt du es", kam's belustigt von ihm.

Ich drehte mich zu dem Fenster um und staunte nicht schlecht. Gelassen sass er auf einem Ast, der sich auf gleicher Höhe wie mein Zimmer befand, in der linken Hand hielt er sein Handy und mit der rechten winkte er mir lächelnd zu.

„Alter, musst du mir einen Herzinfarkt einjagen???“, zischte ich, nachdem ich mich zu dem Fenster begeben und es geöffnet hatte. Das Telefonat beendete ich natürlich vorher.

Der Zwerg grinste böse, setzte aber sofort wieder seine Unschuldsmiene auf und entschuldigte sich. „Was zum Teufel willst du überhaupt hier? Und dann auch noch um diese Uhrzeit??“

„Na ja, du hast auf meine Nachrichten nicht geantwortet, da bin ich einfach mal vorbei gekommen. Überhaupt, was beschwerst du dich, du warst ja noch wach!“

Erst jetzt fiel mir auf, dass ich noch immer nur in Boxershorts bekleidet da stand, Wenigstens ging das Fensterbrett mir bis zu den Hüften, sodass dieser Giftzwerg im Moment nur meinen Oberkörper sehen konnte, doch wer weiß wie lange der schon hier auf diesem Baum sass.

„Das ist noch lange keine Entschuldigung dafür, hier einfach so aufzutauchen! Und überhaupt bin ich noch immer sauer, also was willst du??“, knurrte ich. Ja, ich muss zugeben, es schmerzte ein kleines bisschen in meiner Brust, als ich ihn so anfuhr und sein Gesicht einen traurigen Ausdruck annahm. Aber was sollte ich denn anderes tun, er hatte mich schließlich wirklich verletzt, auch wenn es nur ein scheiß verdammter Kuss gewesen war. Eigentlich waren wir ja gar kein Paar, also hatte ich nicht einmal das Recht, sauer auf ihn zu sein. 

Ach man, das fällt dir ja früh ein, Akira. Du bist ein gnadenloser Idiot und hast Takanoris Interesse doch gar nicht verdient!

Haaalt, stop! Für Selbsthass hatte ich jetzt wirklich keinen Nerv!

„Dieser Ast ist verdammt unbequem und langsam tun mir gewisse Körperteile ziemlich weh. Würde es dir etwas ausmachen, mich rein zu lassen?“, zog der Zwerg mich aus den Gedanken, die zugegebenermaßen ziemlich verwirrend waren. Langsam sah ich an meinem mit Boxershorts bekleideten Körper herunter, wagte ein Blick hinter mich, wo das Chaos über mein Zimmer regierte und schaute wieder zu Takanori, der auf diesem Ast sass und einen ziemlich schmerzlichen Ausdruck im Gesicht hatte. Musste wohl wirklich ganz schön weh tun, dieses Ding da zwischen den Beinen zu haben. 

„Ja“, gab ich schliesslich knallhart von mir.

„Eh.. Was??“, hackte Takanori nach und ich wiederholte verständlicher: „Ja, es würde mir etwas ausmachen, dich rein zu lassen.“

„Ähm…eh…kö..könntest du dann vielleicht raus kommen? Dieser Ast quetscht meine Weichteile ein!“

„Ich wollte aber eigentlich gerade schlafen gehen. Ich hab auch gar nichts mehr an“, log ich und ging unauffällig ein Stück in die Knie, damit er auch ja den Bund meiner Shorts nicht sehen konnte.

„D-du bist na..ckt?“, fragte er ungläubig und versuchte auffällig unauffällig sich zu strecken, um über das Fensterbrett drüber mehr von mir sehen zu können. Spanner!

„Wenn ich alleine bin, schlafe ich für gewöhnlich immer nackt. Ein Problem damit?“

„N-nein, eigentlich nicht. Kannst du nicht ganz kurz was anziehen und runter kommen? Ich will nur kurz mit dir reden!“

„Ich hab morgen noch was vor und muss jetzt wirklich schlafen gehen, aber du kannst es mir ja am Montag sagen. Gute Nacht“, log ich, schloss das Fenster und ließ den Rollo runter rattern.
 

Dass ich in dieser Nacht ein fürchterlich, füüüüürchterlich schlechtes Gewissen hatte, dem Kerl einfach das Fenster vor der Nase zugeschlagen zu haben, ist verständlich, war ich doch eigentlich kein Unmensch. Ich wälzte mich stundenlang umher, sah auf die Uhr, wälzte mich weiter umher und bekam schlussendlich ungefähr eine Stunde Schlaf, ehe Mum mich mit ihrem Gebrüll wieder aus dem Bett warf.

Wann würde sie endlich kapieren, dass der andere sie am Telefon auch hören konnte, wenn sie ihm nicht beinahe das Ohr weg brüllte?

„Ich weiß nicht, ob er schon wach ist. Warte eine Sekunde, ich seh‘ gleich nach.“

Erstaunlich leise klopfte sie dann an meine Zimmertür und steckte den Kopf rein. „Akira-Schätzchen, bist du schon wach?“Wie konnte man denn bitte bei dem Krach nicht wach sein?

„Kommt drauf an, wer das wissen will“, gab ich verschlafen brummend von mir und richtete mich auf. Oh man, so schlecht hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen!

„Hier drinnen sieht’s aus wie in einem Schweinestall! Bis morgen Abend muss hier aufgeräumt sein, verstanden?“

„Ist ja gut, wer ist denn jetzt am Telefon?“, fragte ich genervt und Mum sah mich erst total verwirrt an, bis ihr einfiel, warum sie eigentlich hier war. „Hä? Ach ja, einer deiner Schulkameraden. Keito, glaub ich.“

Na toll! Was wollte der um diese unmenschliche Zeit?
 

Ich gab meiner Mutter zu verstehen, dass sie mir das Telefon geben und aus dem Zimmer verschwinden sollte.

Bevor sie die Tür schloss, wiederholte sie nochmal in einer Lautstärke, die vielleicht neben einem abfeuernden Panzer von Nöten gewesen wäre, dass mein Chaos bis zum nächsten Abend beseitigt sein müsste. 

„Ist ja gut, ich hab dich auch vorhin schon verstanden! Jetzt geh endlich raus!“

Um meinen Satz zu verdeutlichen, warf ich ein Kissen nach ihr und verfehlte sie leider um wenige Zentimeter. Trotzdem verschwand sie.

Angepisst meldete ich mich am Telefon und hörte gleich darauf das Gelächter von Keito.

„Ja echt wahnsinnig lustig! Was gibt’s?“, brummte ich gelangweilt in den Hörer.

Weil die Abschlussparty auf der Klassenfahrt ein riesen Reinfall gewesen war (ich hatte es ja von Anfang an gesagt!), wollte unsere Klasse nochmal gründlich mit denen nachfeiern, die nach den Ferien gemeinsam das letzte Jahr an dieser Schule antreten würden. Dazu gehörte auch ich.

Und Takanori.

„Keine Sorge, es wird viel toller als auf der Klassenfahrt! Der Vater von Yamazaki hat außerhalb von Tokio eine kleine Hütte, die uns zur Verfügung gestellt wird und Daisukes Bruder besorgt uns Alkohol. Bist du auch dabei?“

„Hab ich eine Wahl?“

„Eigentlich ja nicht. Ich schick dir dann noch ‘ne SMS, wo drin steht, wann du wo sein musst. Ach und kannst du mir noch Takanoris Nummer geben? Ausser dir hat sie niemand von der Klasse.“

„Ich werde ihm Bescheid geben. Bis dann.“
 

Noch eine unnötige Feier!! Was war bitte an Party machen so toll?? Laute Musik war ja schön und gut, aber wenn die alle nur scheiß Lieder abspielten, bei denen mir meine Ohren fast abfielen, hielt sich meine Freude in Schach. Zudem hatte ich in der Klasse nicht sonderlich viele Freunde und Alkohol bekam ich auch wo anders her. Daher hatte ich eher weniger Lust, bei solchen Partys dabei zu sein, aber da ich ja doch leider ein  Teil dieser Klasse war, würde ich wohl oder übel hin gehen müssen. Und ich konnte auch gleich noch Takanori dazu einladen. Wie toll.

Dass ich aber der einzige war, der seine Nummer hatte, schmeichelte mir ja schon. Und ich konnte mich noch gut daran erinnern, dass er damals nach meiner Nummer gefragt und mir dabei auch gleich seine gegeben hatte. Ob das wohl etwas zu bedeuten hat?

Genervt legte ich das Telefon auf mein eh schon überfüllten Nachttisch, stand auf und kletterte umständlich über das Chaos zur Tür.

„Was wollte dein Mitschüler denn?“, fragte Mum, als ich die Treppe herunter in die Küche kam. „Nächste Woche veranstalten die Jungs aus meiner Klasse ‘ne Party für alle, die es ins letzte Jahr geschafft haben.“

„Ah, wie schön, dass ihr euch alle so gut versteht.“

„Hmm.“
 

Bei einem Blick in den Kühlschrank musste ich feststellen, dass Einkaufen mal wieder anstand.

„Geht jemand von euch einkaufen??“, fragte ich hoffnungsvoll und bekam von Mum nur ein Kopfschütteln zur Antwort.

„Geht nicht, Hiro-Pon holt mich gleich ab und wir gehen in die Stadt“, meinte Yuki, wuschelte mir durch die Haare und verabschiedete sich auch sogleich.
 

Na super.
 

Schnell suchte ich mir etwas einigermaßen Sauberes zum Anziehen, fabrizierte mit meinen Haaren sowas, das man mit viel Fantasie eine Frisur nennen könnte -oder auch einen Unfall, dafür brauchte man aber keine Fantasie sondern nur Augen im Kopf- und ging einkaufen. Das heißt, ich wollte einkaufen gehen. Doch vor unserer Haustür hockte ein gewisser Jemand und schien zu schlafen. Jedenfalls hatte er die Augen geschlossen und brabbelte leise vor sich hin.

Was zum…?

„Takanori?“, stupste ich ihn vorsichtig an.

Keine Reaktion.

„Takanori!“

Ein Schnarchen. Wie toll!

„TAKANORI!!!!“

„Oh mein Gott, was denn???“, rief er hellwach und mit weit aufgerissenen Augen.  Ging doch!

„Was machst du hier?“, fragte ich unbeeindruckt von seinem Fast-Herzinfarkt.

So hatte ich mich wenigstens gleich für den Schock in der letzten Nacht rächen können, als der plötzlich vor meinem Fenster gehangen hatte. Sowas konnte einen ja gelegentlich auch ganz schön erschrecken. Verschlafen rieb der Zwerg sich den Sand aus seinen  Augen, blickte zu mir hoch und blinzelte ein paar Mal gegen das Sonnenlicht an.

„Du sagtest gestern, du müsstest heute früh raus, also dachte ich, ich warte hier. Ganz nebenbei, zwölf Uhr Mittags ist für mich nicht gerade früh.“

„ 'Sagte er und schlief allen ernstes vor meiner Haustüre' “, brummte ich. „Hätte ich vor dieser Wette gewusst, dass du ein Stalker bist, wäre ich nicht darauf eingegangen.“

„Ich bin kein Stalker. Ich will nur endlich mit dir reden.“

„Tun wir doch gerade. Ganz nebenbei, ich muss los. Entweder du folgst mir und gibst zu, dass du ‘n Stalker bist, oder du lässt mich endlich in Ruhe. Wir sehen uns Montag. Solange kannst du ja wohl warten.“

„ ‘Solange kannst du ja wohl warten‘ sagt derjenige, der, nachdem ich ihn da unten nur kurz berührt habe, gleich gekommen ist“, konterte der Zwerg frech grinsend.

„Halt die Klappe, Früchtchen.“

„Früchtchen?“ Der Zwerg stand auf und beeilte sich, mit meinem Schritttempo mitzuhalten. War bei seinen kurzen Treterchen wohl gar nicht so einfach. Ziemlich schnell wich seine Atmung in ein angestrengtes Keuchen.

„Wo du grad schon hier bist und mich stalkst, nächste Woche am Samstag findet ‘ne Party statt. Alle aus unserer Klasse kreuzen da auf. Ob man will oder nicht. Also wirst du auch erwartet.“

„Du sagst das so, als würdest du mich nicht dabei haben wollen.“

„Ich sage das so, weil ich selber nicht mal da hin will.“

„Hmm.“
 

Bis zum Supermarkt war bis auf das angestrengte Keuchen nichts von dem Kleinen zu hören. Fast schon hätte ich vergessen, dass er mir nachlief.  Aber nur fast.

„Sag mal, du gehst mir aus dem Weg, kann das sein?“

„Nein, wieso sollte ich? Ich komm‘ mir ja nicht verarscht vor oder so“, gab ich sarkastisch von mir und steuerte den Supermarkt an.

„Aber wie oft soll ich dir das noch sagen, ich habe dich nicht verarscht, angelogen oder sonst irgendwas! Das mit Kai war ein Ausrutscher! Wirklich!!!“

„Ein Ausrutscher also, ja? Wer ist denn ausgerutscht? Er oder du?“

„Ich… er….eh…Wir beide? Das ist doch gar nicht wichtig!“

„Hör zu!“ Abrupt hielt ich an und drehte mich zu dem Zwerg um, der nicht so schnell schalten konnte und beinahe in mich hinein geknallt wäre. Unbeirrt fuhr ich fort. „Ich habe gerade meine zwei besten Freunde grundlos angeschnauzt und naja, ich will dir ja nicht die Schuld geben aber… Oh halt, genau das will ich ja doch! Du hast mir meine Freunde und meine Familie unter den Nagel gerissen, aber gut. Behalt sie, mir egal! Aber lass mich gefälligst zufrieden! Montag werde ich dir noch helfen, weil ich es zum Einen versprochen habe und zum anderen als Zeuge in diesem Fall nicht fern bleiben kann. Doch dann lässt du mich gefälligst in Ruhe, verstanden? Du lässt mich meine Schule verkacken, mein Leben verkacken und schließlich grandios abdanken und wirst mich nicht mehr ansprechen.

Deine verdammte Hartnäckigkeit geht mir langsam gehörig auf den Sack!“

Weil der Kleine zu perplex war, um antworten zu können, ließ ich ihn stehen und ging in den Supermarkt. 

Dort blieb ich erst einmal geschockt stehen. Was zum Teufel hatte ich da gerade getan??????? 

Diese Worte waren einfach so aus mir heraus gekommen. Dabei wollte ich das doch gar nicht!! Gott, ich könnte heulen!!!! Wieso sage ich diesem Kerl, dass ich ihn nicht mehr sehen will, wenn ich ihn doch in Wahrheit jede Sekunde meines Lebens sehen will?!?! Nur ihn!! Und niemand anders...

Verdammt, warum muss Liebe so scheiße sein???

Aus Frust über mich selber ging ich in die Süßigkeiten-Abteilung und lud den halben Inhalt der Regale in meinen Einkaufswagen. Eine Tafel Schokolade riss ich auch gleich auf und stopfte sie mir in den Mund. 

Ein kleines Mädchen stand am Ende des Ganges und starrte mich mit großen Augen an. "Was denn, noch nie einen Typen gesehen, der gerade Krise schiebt??!!", knurrte ich wütend, worauf das Mädchen anfing zu heulen und weg rannte. Wie gerne würde ich gerade das Gleiche tun!! Ich lief dem Mädchen hinterher und gab ihr als Entschuldigung die Hälfte meiner Schokolade. Zuerst schaute sie mich geschockt an, doch dann griff sie zu und ihr Mund verwandelte sich wieder in ein Lächeln. So einfach ging das mit Kindern. 

Ich ging zur Kasse und bezahlte den ganzen Süßkram. Die Verkäuferin lächelte mich freundlich an und fragte: „Machen Sie eine Party, junger Mann?"

„Nö, bin frustriert", erklärte ich niedergeschlagen. 

„Liebeskummer?", wollte sie dann wissen. 

„Joa, kann man so nennen."

„Kopf hoch, mein Junge. Sie werden schon noch den richtigen finden."

„Das bezweifle ich", meinte ich ehrlich und verließ mit zwei vollen Einkaufstüten den Laden. Als ich auf der Strasse stand, fiel mir auf, dass die Verkäuferin den richtigen gesagt hatte und nicht die richtige. Sieht man mir etwa an, dass ich schwul bin???

Bevor ich mir diese Frage beantworten konnte, traf mein Blick auf Takanori, der noch immer am selben Ort stand, wie zuvor und mich ansah. 
 

Ich seufzte genervt und wollte an ihm vorbei laufen, als er mich plötzlich am Arm packte, zu sich zog und seine Lippen auf meine presste.

Die Augen weit aufgerissen, starrte ich auf den Kleineren hinunter, der seine Glubscher genießerisch geschlossen hatte. Seine linke Hand umfasste noch immer meine, während die rechte langsam in mein Nacken wanderte und mich dort fest hielt. Nach einer Schrecksekunde konnte ich wieder einen einigermaßen sinnvollen Gedanken fassen und schubste Takanori instinktiv von mir weg. Dass die Leute glotzten, als wären wir ‘ne schlechte Soap, störte mich nicht im Geringsten.

„Was zum Teufel sollte das?“, fragte ich überaus schockiert und fuhr mir mit der Hand über die Lippen, auf denen wenige Sekunden zuvor noch die von Takanori gelegen hatten.

Der hatte ja vielleicht Nerven, mich hier einfach so zu küssen, wo ich ihm doch vor nicht mal einer halben Stunde klar gemacht hatte, er solle mich in Ruhe lassen!
 

„Siehst du, das passiert ganz plötzlich und ohne Gefühle. Genau so war es bei Kai!“, rief er, schnappte sich ‘nen anderen Kerl, der gerade vorbei lief und zwang auch ihm einen Kuss auf.

Der arme Typ schien total überfordert zu sein mit dieser Situation, wartete bis Takanori sich wieder von ihm gelöst hatte und suchte schließlich leicht schwankend das Weite.

Was seine Frau wohl denken wird, wenn der nach Hause kommt und behauptet, irgendein Teenie hätte ihn einfach so auf der Strasse geküsst. Das würde ich ja zu gerne sehen!

Bevor Takanori sich noch ein weiteres Opfer aussuchen konnte, um mir zu beweisen, dass man auch ohne Gefühle jemanden küssen konnte (zumindest er), zerrte ich ihn mit mir in eine, dieser widerlich miefenden Strassentoilettenkabinen. 
 

„Du kannst doch nicht einfach irgendwelche Fremden Leute küssen!", rief ich aufgebracht.

„Wie du gerade gesehen hast, kann ich doch. Zumindest wenn es mir nichts bedeutet."

„Was willst du eigentlich mit diesem Müll bezwecken, hä? Merkst du nicht, dass das Ganze hier langsam wirklich ziemlich lächerlich wird? Ich meine, guck dich mal um! Wir sind in ‘nem Klo!“, fauchte ich den Zwerg wütend an.

Das wurde mir mit der Zeit echt zu bunt!
 

„Du hast mich ja wohl hier rein gezerrt! Und ich will nur, dass du mir glaubst. Ich steh nicht auf Kai. Wirklich nicht!“

„Ja und jetzt? Wenn ich dir glaube, was ist dann? Was hast du davon?? Dein Gewissen beruhigt? So auf die Art ‘Gute Tat für den Tag mal umgekehrt‘ oder wie??“

Kurz sah Takanori mich verwundert an, ehe er erneut mein Gesicht in seine Hände nahm und mich küsste. Aber ganz anders als noch vor wenigen Minuten.

Sanfter… Zärtlicher… Weicher. 

Dieses Mal brauchte ich einige Sekunden länger, um ihn von mir zu stoßen. Auch wenn es längst nicht so grob war wie vorhin. Eher ein sachtes Wegdrücken. 

„Takanori, man löst nicht alle Probleme der Welt mit Küssen.“

„Siehst du. So würde ich Kai nicht küssen. So würde ich außer dir niemanden küssen! Akira, ich liebe dich, du Dummkopf! Wann geht das endlich in deinen Dickschädel?“

„Wird wahrscheinlich noch eine Weile dauern. Ich hab einen verdammt dicken Dickschädel“, nuschelte ich und fragte mich im selben Moment, was ich hier eigentlich gerade von mir gab.

Sonst hackt’s noch, Akira?

Aber Takanori ließ sich davon nicht stören. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, mit denen er mir schon wieder so verflucht nahe kam, dass es mich ganz wuschig machte.

„Daran sollten wir mal was ändern, meinst du nicht?“, hauchte es ganz dicht an meinem Ohr. Meine Nackenhärchen stellten sich bei diesen Worten auf und ein wohliges Kribbeln durchfuhr mich, ausgehend von dem Punkt, wo sein heißer Atem meine Haut streifte. Mit seinen funkelnden Augen sah er mich durch den schwarzen Pony geradewegs an und kaute grinsend auf seiner Unterlippe herum, wohl wissend, wie verflucht heiß er dabei aussah.

Ich war mir nicht sicher, ob er wirklich „Küss mich“, gesagt hatte, oder mein Gehirn sich das nur zusammen fantasierte, doch ich war kurz davor, dem nach zu kommen, stockte jedoch, als unsere Gesichter nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt waren.

„Ich sollte nach Hause gehen. Bis am Montag.“ Damit öffnete ich die Tür, wand schweren Herzens mein Blick von Takanori ab und verließ die Toilette, die mir auf einmal gar nicht mehr so miefend vor kam.
 

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Hach, jetzt haben sich alle wieder ganz dolle lieb, ne?

Na ja, zuerst kommt noch die Verhandlung....Wie das wohl wird? Kommt Takanoris Vater ins Gefängnis? Oder verläuft alles im Nichts und Takanori geht es nachher noch schlimmer als vorher? Wer weiß, wer weiß.... ^__^

Kommis sind immer wieder gerne gesehen und ich hoffe mal stark, dass ihr den armen Ruki aufm Konzi nicht mehr mit Bratpfannen bewerfen wollt...^____^
 

Kanae_Neko: Ich freue mich immer wieder auf neue Leserchen!!! *dich in unserem Kreis der Bekloppten willkommen heiß* Respekt! 21 Pittelchen an einem Tag? Nicht schlecht!! Yuchey yuchey, vielleicht sehen wir uns da ja ^_^
 

Und von allen ein YES SIR, die Soul Eater kennen ^__^ (sorry, diese Knallfrosch-Sense hat's mir angetan *__*) 
 

Also, fertig mit meinem Gelaber hier....ich hab eh schon viel zu viel geschnattert. 

Was das nächste Pittelchen betrifft, will ich nur so viel sagen:

Unser lieber Aki zeigt sich von seiner seriösen Seite xD Was das wohl heißen mag???

Ich könnte den ganzen Tag (bzw. die ganze Nacht, is ja schon Mitternacht) schnattern ^_^ 

Aber jetzt ist wirklich Schluss!
 

Bis zum nächsten Chap!!
 

xoxo TheSuicideCircus 

 

Best friends...forever!

Sooo meine Leutchen, hier bin ich wieder ^_^

Ein ganz großes Dankeschön an euch alle, die meinen Müll hier lesen und ein noch grösseres Dankeschön an die, die sogar ein Kommi hinterlassen. Das erfreut mich immer wieder aufs Neue. Eine Zeit lang hab ich wirklich gedacht, dass kein Schwein meine FF liest und dann plötzlich BAM bei jedem Chap 5-7 Kommis. Das verblüfft mich jetzt noch ^_^ Ach und ein "WELCOME" an Gazette_Ruki, die neu dazu gestoßen ist. Heißt sie alle herzlich willkommen ^o^  
 

WICHTIG!: Dann will ich vorneweg noch etwas wichtiges erwähnen. Daher auch das große WICHTIG vor dem Satz xD In diesem Kapi geht es größtenteils um Takeru. Daher wäre es von Vorteil, wenn ihr zuerst seine Charakterbeschreibung lesen würdet, die ich gerade hinzu gefügt habe. Dieses Kapitel ist eigentlich nur ein Zwischenkapitel. Ich fand es wichtig, dass die Beziehung zwischen Akira und Takeru klar wird. Dabei kommt auch ein bisschen von ihrer gemeinsamen Vergangenheit zum Vorschein. Lasst euch überraschen xD 
 

Das Kapitel hab ich gerade vorhin kurzerhand noch geschrieben, deswegen ist es noch nicht gebetat (auch weil meine Beta und ich im Moment nicht waaaaahnsinnig gut aufeinander zu sprechen sind). Jegliche Fehlerchen sind also ein Geschenk zum Kapi dazu und können nicht umgetauscht werden. Ihr müsst sie behalten.

Zu Riesiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
 

Also, dann geht's los, nöööö? Super korall für euch das nächste Pitelchen mit meinem Herzblut und Kampfgeist (LOL). Seit korall, meine Freunde ^__^
 

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22. Kapitel: Best friends...forever!

Nervös biss ich mir die Unterlippe wund und fummelte an dem Filter meiner Zigarette herum. 

„Man Alter, beruhig dich mal! Das macht einen ja ganz kirre!“, brummte Takeru, der neben mir stand und im Vergleich zu meiner Wenigkeit gelassen an seinem Glimmstängel zog.

„‘tschuldigung“, murmelte ich leise und ließ den armen Filter in Ruhe.

„Keine Sprüche? Du musst wirklich nervös sein! So daneben hab ich dich nicht mehr erlebt, seit wir damals unseren Auftritt mit der Schulband hatten.“

Grinsend schaute ich zu meinem Kumpel und erinnerte mich an diesen Tag zurück. „Das war echt cool. Hat Mina dir da nicht ihre Unterhose auf die Bühne geworfen?“

„War ja klar, dass dir nur noch das geblieben ist! Diese scheiß Perle hat sich voll in meinen Haaren verfangen und ich musste das ganze Lied mit diesem Slip auf dem Kopf singen.“

Bei der Erinnerung an diesen Anblick musste ich lachen. „Du wurdest drei Monate lang Tanga-ru genannt.“

„Hör mir bloß auf damit!“, brummte er, hatte aber selber ein Grinsen auf den Lippen. „Man waren wir damals peinlich!“

„Aber sowas von!“, stimmte ich ihm zu und schnippte die Zigarette weg.

„Also Junge, gleich musst du hoch. Bist du bereit?“, fragte er und spickte seinen Filter meinem nach. „Na ja, mehr oder weniger. Kommst du?“

Wir betraten das riesige Gebäude und gingen zum Empfang.

„Guten Tag, M’am, mein Name ist Suzuki Akira. Ich bin als Zeuge in dem Fall Matsumoto geladen.“ Die Frau hinter dem Tresen sah mich lächelnd an und tippte dann etwas in ihren Computer. „Die Treppe hoch in den zweiten Stock, den Gang nach hinten und vor der Tür auf der rechten Seite warten. Sie werden aufgerufen, wenn Sie rein müssen.“

Wir folgten ihrer Beschreibung und befanden uns kurz darauf vor einer gigantischen Flügeltür. „Krass“, murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart. Alleine der Eingangsbereich von diesem Gerichtssaal wirkte aufs Äußerste seriös. Wenn hier jemand auch nur zu leise lacht, wird er vermutlich gleich raus geworfen. Ich checkte nochmal mein Aussehen, welches sich im großen Fenster spiegelte. Ging das so wirklich?

„Wenn du noch einmal an deinen Haaren rum fummelst, rasier ich dir den Schädel“, brummte Takeru genervt. „Ist ja gut. Ich bin halt nervös. Man wird ja auch nicht alle Tage als Zeuge geladen.“

„Ich kann dich verstehen, aber trotzdem. Du siehst völlig in Ordnung aus“, versicherte er mir nochmal und setzte sich dann auf einen der Stühle, die an der Wand aufgereiht waren.

Erst jetzt fiel mir auf, dass Aoi, Kai und Uruha auch da saßen. Stumm sahen sie mich an. „Ist was?“, knurrte ich nicht gerade freundlich. „Du hast dein Nasenband abgenommen und trägst einen Anzug“, bemerkte Aoi recht schlau.

„Ja und das da ist ein roter Stuhl, und jetzt?“

„Du siehst so anders aus.“

„Kann sein“, war mein Kommentar dazu. Ich hatte im Moment wirklich keine Lust, mit denen zu reden! Aoi schon. Er stand auf und kam zu mir ans Fenster. „Hör zu, Akira. Wir hatten in den vergangenen zwei Wochen vielleicht ein paar Defizite, aber willst du wirklich wegen dieser unwichtigen Sache ewig sauer auf uns sein? Wenn man es genau nimmt, haben Ruha und ich ja nicht einmal etwas damit zu tun gehabt.“

 „Du verstehst es wirklich nicht, oder?“, fragte ich ziemlich gereizt. „Um diesen schieß verdammten Kuss geht es mir doch schon lange nicht mehr. Klar, ich könnte Kai deswegen immer noch die Eingeweide heraus reißen, aber der Grund warum ich sauer auf dich und Uruha bin, liegt ganz wo anders.“

Nun mischte sich auch Uruha ein: „Ich kann dir nicht so recht folgen, Akira. Wenn du nicht deswegen auf uns wütend bist, warum denn dann?“

„Nicht zu fassen, dass du es nicht kapierst, Uruha!!“, meldete sich Takeru zu Wort. Die Aufmerksamkeit aller Anwesenden (mich eingeschlossen) galt ihm.

„Eh?“, kam’s klug von der Strapse. „Wie muss ich das verstehen?“

„Na, das ist doch ganz einfach!“ Takeru stand auf und baute sich vor Uruha auf. Da dieser noch auf seinem Stuhl saß, musste er seinen Kopf heben, um den Blonden ansehen zu können und wirkte somit ziemlich eingeschüchtert. „Du und ich kennen Akira schon fast unser ganzes Leben lang. Und Aoi ist seit drei Jahren sein bester Freund. Doch statt euren Freund zu unterstützen, wo es ihm doch wegen dieser Aktion sichtlich scheiße ging, denkt ihr nur an diesen Furz von Takanori. Takanori hier, Takanori da, Takanori weint sich die Augen aus, Takanori geht es schlecht, bla bla bla! Ehrlich, ich kann es nicht mehr hören! Akira ist euer bester Freund! Habt ihr vielleicht schon mal daran gedacht, dass diese ganze Sache für ihn auch nicht gerade super toll ist?? Ist doch klar, dass er da sauer auf euch ist, wenn ihr euch von diesem kleinen Zwerg so leicht um den Finger wickeln lasst!!“

Sprachlos starrte Uruha seinen Gegenüber an. Aoi schaute nicht weniger geschockt. Tja, Takeru war selten wirklich sauer auf jemanden, aber wenn er es war, dann heftig! Besonders wenn es um mich ging. Dann drehte er komplett ab. Das war bei uns schon in der Grundschule so gewesen. Griff jemand einen von uns an, hatte er den anderen gleich zum Erzfeind auf Lebzeiten. Ich musste mir Mühe geben, nicht zu grinsen. War wirklich Zeit, dass denen mal jemand das Gehirn durch pustet.

„Und du, von dir will ich gar nicht erst anfangen!!“, knurrte er an Kai gewandt. „Was du getan hast, war unter aller Sau, ich hoffe, das ist dir klar! Wir kennen uns zwar nicht besonders gut, aber das muss ich dir wirklich mal sagen!! Du wusstest ganz genau, was Akira für diesen Kerl empfindet und trotzdem machst du dich knallhart an ihn ran!! Als Aki mir davon erzählt hat, dachte ich aus allen Wolken zu fallen!!!“

„Aber ich habe doch gar nicht…“, begann Kai und wurde von Takeru prompt unterbrochen. „Klappe, jetzt rede ich!! Scheiß egal wie es passiert ist, ihr ward Freunde!! Das macht man nicht unter Freunden!! Du kannst von Glück reden, wenn Akira dir irgendwann mal wieder verzeiht, ich an seiner Stelle würde es nämlich nicht tun! Von dir hätte ich das wirklich nicht erwartet, Kai!“

Nachdem Takeru seine gesamte Wut mal los geworden war, drehte er sich zu mir um und sagte ziemlich neutral: „Das musste jetzt einfach raus.“

Ich versuchte so gelassen wie möglich zu wirken, aber innerlich grinste ich breiter als Kai, wenn er einen  seiner wirklich guten Tage hatte.  In diesem Moment hätte ich Takeru am liebsten durch geknuddelt, weil er einfach der Beste auf dieser beschissenen Welt war! Er hatte die perfekten Worte im perfekten Moment gewählt. Besser hätte ich es nicht machen können!

„Passt schon“, meinte ich cool. In diesem Moment streckte der Grund, weshalb wir alle überhaupt hier waren, seinen Kopf durch die Türe des großen Gerichtsaals und wirkte ziemlich verstört. „Könntet ihr alle mal die Klappe halten, die Leute da drinnen können euch verdammt gut hören!“ Dabei schaute er Takeru eindringlich an, welcher nur die Schultern zuckte. „Ist nicht mein Problem, wenn die sich hier alle aufführen wie Kinder! Mein Gott, ich bin jünger als ihr alle und finde das einfach nur erbärmlich! Vielleicht solltet ihr euch mal überlegen, was in eurem Leben falsch läuft!“  Da hatte er nicht so ganz unrecht, wie ich fand. Takanori trat ganz auf den Gang hinaus und funkelte Takeru wütend an. Dabei musste er nicht einmal den Kopf heben, weil die beiden ja gleich klein waren. Sah irgendwie lustig aus, wie die Zwerge sich ein Blick-Duell lieferten. Beinahe hätte ich angefangen zu lachen. „Was willst du damit sagen, Takeru?“, keifte Takanori und betonte dabei eindeutig den Namen seines Gegenüber. „Das weißt du schon, Takanori. Ich kann es einfach nicht fassen, dass Akira dir immer noch wie ein Hündchen hinterher läuft. An seiner Stelle hätte ich dir spätestens am Freitag eine rein gehauen. Was die alle an dir finden, verstehe ich wirklich nicht!“ Takanoris Blick wechselte von Takeru zu mir, verärgert und auch ein wenig verletzt. „Du hast es ihm erzählt?“, fragte er. Ich wollte etwas sagen, doch Takeru unterbrach mich, bevor ich überhaupt den Mund aufgemacht hatte. „Natürlich hat er es mir erzählt, wir sind beste Freunde! Und als seinen besten Freund werde ich nicht zulassen, dass du ihn nochmal so verletzt, verstanden?!?“ Seine Stimme nahm ein gefährliches Knurren an. Ich war selber ganz überrascht von Takeru. So hatte ich ihn bisher nur ein oder zwei Mal erlebt und das war in der Mittelschule gewesen. Dass er irgendwann einmal so mit Takanori reden würde, hätte ich nicht erwartet. Dieser schien nicht minder verblüfft zu sein, fing sich aber ziemlich schnell wieder und setzte sein arrogantes Grinsen auf, mit dem er mich früher, bevor wir uns anfreundeten, immer  angesehen hatte. „Denk bloß nicht, dass ich von deinem schmutzigen kleinen Geheimnis nichts weiß. An deiner Stelle würde ich aufpassen, was du zu mir sagst, wenn du nicht willst, dass bald alle davon Wind kriegen.“

Okay, jetzt war ich eindeutig verwirrt. Von welchem Geheimnis sprach er? „Von welchem Geheimnis redest du?“ Bevor ich nachdenken konnte, verlies dieser Satz meinen Mund. Takanoris Grinsen wurde noch eine Spur breiter. „Frag doch deine Freundin hier.“ Damit deutete er auf Takeru, dessen Augen sich zu Schlitzen verrenkten, ehe er zischte: „Fahr zur Hölle, Takanori Matsumoto. Du hast jemanden wie Akira doch gar nicht verdient!“

Ich konnte nicht so schnell schalten wie Takeru aus dem Eingangsbereich stampfte in Richtung Herrenklo. Takanori schaute ihm frech grinsend hinterher. „Hackt‘s bei dir, oder was?“, knurrte ich. Der hatte sie ja wohl nicht mehr alle! Sein Grinsen verschwand und er wirkte auf einmal traurig. „Ich…muss wieder rein. Steht dir gut, der Anzug.“ Er winkte noch den anderen zu und verschwand schließlich wieder im Gerichtssaal. Und ich stand da, sah von der Tür, die Takanori hinter sich geschlossen hatte zum Herrenklo und war überfordert. Was um alles in der Welt war hier gerade passiert? Könnte mich mal jemand freundlicherweise aufklären??

Da ich nicht einfach in den Gerichtssaal stürmen konnte, damit Takanori mir sagen könnte, was das mit Takeru gerade eben hätte sein sollen, musste ich eben diesen danach fragen. Vorsichtig ging ich auf die Herrentoilette. Der Geruch von Zitrone und Putzmittel stieg mir in die Nase. Ich glaube, so ein sauberes Herrenklo gab es sonst nirgendwo in ganz Tokyo. Auf der linken Seite befanden sich zwei aus Marmor bestehende Waschbecken, die im Licht glänzten. Mir gegenüber erstreckten sich von Ecke zu Ecke große Fenster und erhellten den Raum. Daneben standen drei Pissoires, ebenfalls blitzblanksauber. Und zu meiner Rechten befanden sich fünf Kabinen. Bei vier davon stand die Tür sperrangelweit offen, weshalb Takeru wohl in der letzten direkt neben mir sein musste. „Takeru, alles okay bei dir?“, fragte ich ernsthaft besorgt. Er benahm sich ziemlich komisch. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Und das wird wohl was heißen, wenn wir uns seit meinem dritten und seinem zweiten Lebensjahr kannten. Ich klopfte an die Tür der Kabine, aus der ein leises Knurren kam. „Akira, bitte geh weg. Ich brauche einen Moment. Und du musst doch wieder zu Takanori.“

Täuschte ich mich oder hörte Takeru sich tatsächlich ein kleines bisschen eifersüchtig an? Er war doch wohl nicht eifersüchtig auf Takanori, oder? Er hatte ja auch gar keinen Grund dazu. Wir kannten uns eine halbe Ewigkeit. Niemand anders kannte mich so gut wie Takeru. Nicht einmal Yuki, dabei war sie meine Schwester. „Alter, ich mache mir Sorgen um dich. Sag schon, was ist los?“ So leicht würde ich eindeutig nicht aufgeben! Jahrelang hatte er sich meine Probleme angehört und mir geholfen, wenn ich mit etwas nicht klar kam, da würde ich nicht einfach gehen, wenn ihn doch offensichtlich etwas belastete.  „Na los, geh schon! Ich komme alleine klar!“, knurrte er durch die Türe. Seine Stimme war lauter geworden. Er wollte wohl wirklich alleine sein. „Du kannst immer zu mir kommen, wenn du irgendwo Probleme hast.“

Ich wollte wieder zurück in den Eingangsbereich gehen, als sich plötzlich die Türe der Kabine öffnete. Takeru trat heraus. Entgegen meiner Erwartung hatte er keine verheulten Augen. Er wirkte eigentlich ganz normal. So wie immer. Ein Außenstehender hätte vermutlich nicht einmal etwas bemerkt. Aber so wie er sich gerade eben verhielt, war eindeutig klar, dass mit ihm etwas nicht stimmte. „Das hast du schon mal gesagt“, murmelte er. Auch seine Stimme hörte sich an wie immer. Wüsste ich es nicht besser, würde mir nicht einmal etwas auffallen. War das schon immer so gewesen? Erst jetzt fiel mir auf, dass er noch nie mit Problemen zu mir gekommen war. Wenn wir uns trafen, ging es entweder um meine Probleme oder um die Streiche, die wir verzapfen wollten. Nie ging es um ihn und seine Probleme. Nicht als ich noch in Kanagawa gewohnt hatte und auch nicht als wir uns vor einem Monat wieder getroffen hatten. Er arbeitete doch als Pizzabote. Da verdiente man bestimmt wenig. Beschäftigte ihn vielleicht irgendwelche Geldprobleme? Konnte er sich eine eigene Wohnung überhaupt leisten? Oder wohnte er immer noch bei seiner Mutter und seinem Stiefvater? Ich wusste rein gar nichts über sein jetziges Leben. Konnte das sein? Konnte es wirklich möglich sein, dass ich so egoistisch war und immer nur an mich und meine Probleme dachte? Wenn ich fragte, wie es ihm ging, antwortete er immer, alles sei okay. Stimmte das? War alles okay? Offensichtlich ja nicht, wenn er sich so verhielt. In meinem Magen drehte sich alles um. Mir wurde schlecht. War es möglich, dass ich Takeru gar nicht so gut kannte, wie ich immer dachte? „He, Akira, alles okay bei dir? Du wirkst ein bisschen blass um die Nase. Stimmt etwas nicht?“ Besorgt kam er näher und legte seine Hand auf meinen Rücken. Schon wieder ging es um mich. Seine Probleme waren vergessen.

Nein, das würde ich nicht zulassen! Ich schluckte einige Male, um die Übelkeit zu unterdrücken und fragte stattdessen: „Was habe ich schon mal gesagt?“  Sofort verschwand seine Hand von meinem Rücken und er ging wieder auf Abstand. „Dass ich immer zu dir kommen kann, wenn ich Probleme habe“, klärte er mich auf. „Das hast du schon einmal gesagt.“

Hatte ich das? Ich versuchte mich daran zurück zu erinnern, aber mir wollte beim besten Willen nicht einfallen, wann ich das gesagt hatte. Daher fragte ich ziemlich verwundert: „Wann?“ Er drehte seinen Kopf zum Fenster, wich meinem Blick aus. Tat er das, weil er sich an den Tag zurück erinnerte, an dem ich das anscheinend gesagt hatte, oder um mich nicht ansehen zu müssen? Ich wusste es nicht. „Damals. Als du noch in Kanagawa gelebt hast. Ich wollte dir nicht verraten, warum mich diese Typen so blöd angemacht haben, da hast du das gesagt. Und einen Monat später bist du mit deiner Familie nach Tokyo gezogen. Und hast dich nicht mehr gemeldet. Ich habe dich auf deinem Handy versucht zu erreichen, aber nie ging jemand ran. Vermutlich hast du die Telefonnummer gewechselt. Hast mit deiner Vergangenheit abgeschlossen. Und ich stand da und hatte niemanden mehr.“ Seine Stimme wurde mit jedem Satz leiser. Auf meinem Körper breitete sich eine unangenehme Gänsehaut aus. So etwas zu hören war nicht toll. Ich hatte ein unglaublich schlechtes Gewissen. Mir war nicht klar gewesen, dass er ohne mich alleine war. Er hatte doch außer mir noch andere Freunde gehabt. Was ist mit denen geschehen? Ohne mich zu beachten, redete er weiter. Den Blick noch immer aus dem Fenster gerichtet. „Diese Typen haben mich verprügelt. Jeden Tag, ein Jahr lang. Haben mir gesagt, dass mein Beschützer wohl genug von mir hätte und das Weite suchte. Du wolltest nichts mehr von mir wissen. Das haben sie mir jeden Tag gesagt. Irgendwann habe ich ihnen geglaubt. Stimmt das, Akira. Wolltest du wirklich nichts mehr von mir wissen?“

Takanori hätte vermutlich schon längst angefangen zu weinen. Aber Takerus Stimme veränderte sich kein Bisschen. Er redete vollkommen neutral. So als würden wir uns über einen Film oder das Wetter unterhalten.  Das machte mir Angst. War er schon immer so gefühlskalt gewesen oder hatte erst mein Verschwinden ihn so werden lassen? „Du weißt ganz genau, dass das lächerlich ist, Takeru! Du bist doch mein bester Freund. Und das wirst du immer bleiben! Weißt du nicht mehr, wie wir in der zweiten Klasse Blutsbrüderschaft gegründet haben? Denkst du, ich schmier mir von jedem Blut in eine Wunde?“ Es machte mir wirklich Angst, dass er dachte, ich hätte nichts mehr von ihm wissen wollen. Tagelang saß ich in meinem Zimmer rum, dachte an ihn. Damals hatte ich mein Handy während des Umzugs verloren und musste mir ein neues kaufen. Seine Handynummer kannte ich nicht auswendig. Nur die seines Elternhauses. Oft hatte ich angerufen. Jeden Tag mindestens einmal. Immer ging sein Stiefvater ran. Erzählte, dass Takeru nicht da war. Irgendwann hatte ich das Gefühl, er würde mich anlügen und Takeru hätte einen neuen Freund gefunden, mit dem es mehr Spaß machte als mit mir. Nach drei Wochen gab ich es auf, ihn erreichen zu wollen. Jetzt war mir klar, dass er wohl wirklich nie zuhause gewesen war. Vielleicht wurde er zu diesem Zeitpunkt gerade von diesen Arschlöchern verprügelt. Bei dem Gedanke daran wurde mir wieder schlecht. Ein Jahr lang jeden Tag verprügelt zu werden von Idioten, die es ausnutzten, dass ich nicht mehr da war. Wären meine Eltern nicht mit mir nach Tokyo gezogen, hätte ich ihn beschützen können! Hätte diesen Idioten zeigen können, wo der Hammer hängt!  

Er drehte seinen Kopf vom Fenster zu mir, lächelte. „Damals waren wir doch noch Kinder. Dass du dich da überhaupt noch dran erinnern kannst…“ Ich musste auch lächeln. „Ist doch klar! Sowas verbindet! Ist jetzt wieder alles okay?“ Er nickte und zeigte sein übliches Takeru-Grinsen. „Ja, alles bestens. Lass uns gehen, die warten bestimmt schon.“ Er wollte schon aus der Tür gehen, als ich ihn zurück hielt und in eine Umarmung zog. Zögerlich erwiderte er sie. „Du kannst wirklich immer zu mir kommen, wenn dich etwas bedrückt. Und diesmal werde ich mein Handy garantiert nicht mehr verlieren!“, flüsterte ich. Takeru kicherte leise. „Sonst füll ich dich ab und schlepp dich zu ‘nem Tätowierer, der dir dann meine Nummer auf den Arsch tätowiert.“ Ich löste mich wieder von ihm und musste grinsen. „Dazu kommt es hoffentlich nicht.“ Takeru wollte gerade die Tür zum Eingangsbereich öffnen, als diese bereits von außen aufgemacht wurde. Vor uns stand Aoi und schien ziemlich verstört zu sein. „Alter, Akira, die warten da drinnen alle auf dich! Takanori ist stinkwütend. Kommst du jetzt endlich??“, rief er aufgebracht. Ich ging grinsend an ihm vorbei, die Ruhe in Person. Sollte der doch wütend sein. Ich war schließlich nicht sein Hampelmann!          
 

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Soooo, jetzt wisst ihr mehr über Takeru ^_^ 

Aber keine Sorge, sein großes Geheimnis wird auch noch gelüftet! Ihr dürft ja schon mal ein bisschen raten LOL

Im nächsten Kapi kommt dann die Gerichtsverhandlung. Wie die wohl ausgeht? Wie reagiert Akira auf Takanori nach der Aktion mit Takeru? Und wird er sich wieder mit seinen Freunden vertragen? Fragen über Fragen xD
 

Ach und ich kann verstehen, wenn ihr Ruki jetzt wieder verkloppen wollt. *Little_Miss_Ruki ihre Bratpfanne zurück geb* Beim Schreiben ging's mir nicht anders. Aber bitte seid nicht zu hart, er wird noch gebraucht xD 
 

Freut mich, dass noch jemand SOUL EATER liest, Hira ^o^ Normalerweise ist das doch umgekehrt. Die meisten sind zu faul um sichs Manga durchzulesen, deswegen gucken sie lieber die Serie, ned? ô.ô  

Hab mir heute grad das Artbook geholt und Band 10. Die DVD's von Folge 1-28 hab ich auch *freu* Kanns kaum erwarten wie's weiter geht ^_^ Eigentlich hab ich noch nicht ma weiter gelesen. Steck immer noch bei Band 7 fest. Aber das neue Chap war wichtiger. Bin ich ned nett? *SMILE* 
 

So...weil mir die Kekse langsam ausgehen, müsst ihr euch jetzt mit Bratpfannen und Müsli-Riegeln zufrieden geben. Geh morgen gleich wieder neue Kekse kaufen. Schreibt mir, welche Sorte ^_^
 

Hab schon wieder viel zu viel geschnattert. Und es ist schon wieder Mitternacht >.< Langsam werd ich zum Vampier o.O Hat jemand vielleicht zu viel Blut übrig??
 

Geh mich mal an Knoblauch reiben. Man sieht sich!
 

xoxo TheSuicideCircus

Law court

Hallo meine treuen Fans, wie geht's wie steht's? 

Seid ihr auch alle so korall drauf wie ich?
 

So, die Mehrzahl hat sich für Schokoladen-Cookies entschieden, also habe ich hier gaaaaanz viele für euch gekauft *Schokoladen-Cookies verteil und Bratpfannen wieder einsammel* 
 

Aber weil ich Little_Miss_Ruki ja so gerne hab und sie sich bei den Kommis immer so viel Mühe macht (wie eigentlich alle von euch) und mich zum lachen bringt, gibt's American Cookies extra nur für dich! Bin ich ned lieb *-*

Ganz nebenbei weiß ich jetzt, welches Lied du mit Cinema Bizarre gemeint hast. Zuerst dachte ich, du redest von My Obsession, aber vorhin hab ich mir zufälligerweise das Album mal wieder angehört und musste bei dem Teil voll lachen. Du meinst Hypnotized by Jane, stimmt's? 
 

Ich habe gerade gemerkt, dass ziemlich viele von euch an Eisenmangel leiden. Nicht gud... *Eisentabletten verteil*

Und weil keiner Blut für mich hatte (ich hab Blutgruppe A+ am liebsten, Hira) werde ich heute mal früher posten. *auf Uhr schiel* Viertel nach acht. Das geht ja noch...
 

Das mit meiner Beta hat sich irgendwie einigermaßen wieder eingelenkt, aber sie ist leider nicht mehr so GazettE-Fan (ja, ihr habt die Erlaubnis, sie mit den ausgeteilten Bratpfannen zu vermöbeln). Deswegen ist dieses Kapi immer noch ungebetat. Und zudem leider noch ziemlich kurz. Aber dieses Ende war gerade so genial!!

Außerdem hab ich momentan echt viel Stress mit meiner Lehre. Das sind dort alles echt voll die Arschlöcher!!! Jetzt muss ich das klären, wegen abbrechen ohne das meine Mu an die Decke springt, weil ich schon wieder arbeitslos bin (nach vier Tagen dort arbeiten) und so....könnte ne interessante Woche werden ^_^' *zitter*

Wie gesagt, ziemlich kurz und ungebetat (ich hab's umgeschrieben, weil mir plötzlich ein grandioser Einfall kam...so mit ner Meeeenge Fantasie *rainbow mach*) also bitte verzeiht mir, wenn's nicht so der Burner ist. 

Ich war selber ganz oft verzweifelt..... >_>
 

Und bitte erschlagt weder mich noch Aki oder sonst irgendwen....
 

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23. Kapitel: Law court
 

Der Gerichtssaal sah ganz genau so aus, wie man ihn aus Fernsehserien kennt. Mir gegenüber saß der Richter mit seinen Protokoll-Heinis, links und rechts hockten Verteidiger und Staatsanwalt mit ihren jeweiligen Mandanten und in der Mitte stand ein verloren wirkender Stuhl mit einem Tischchen davor, auf dem ich nun Platz nehmen sollte. Auf dem Weg nach vorne lief ich an zwei Stuhlreihen vorbei. In der hinteren saßen zwei mir unbekannte Frauen, beide in einem schicken Kostüm. Die eine hatte ein freundliches Lächeln für mich übrig, während die andere stur zu dem Richter starrte. Vor ihnen saßen Takanoris Mutter und sein Bruder. Die Mutter schenkte mir ein trauriges Lächeln. Für sie war das bestimmt nicht leicht hier. Irgendwie hatte ich Mitleid mit ihr. Gegen ihren eigenen Mann aussagen, der ihren Sohn vergewaltigt hat, musste wirklich schrecklich sein!

Langsam setzte ich mich hin. Der Schweiß stand mir jetzt schon auf der Stirn. Das konnte ja heiter werden!  Der Richter schaute mir unverblümt in die Augen. Musste der mich so anstarren? Das machte einen ja ganz kirre! Er würde es bestimmt auch nicht toll finden, so angestarrt zu werden! Ich hätte zu gerne gleich dumm zurück gestarrt, ließ es aber besser bleiben. Den Richter irgendwie zu verärgern wäre garantiert nicht von Vorteil!

Vor ihm auf dem Richterpult lag ein großer Stapel Blätter. Das oberste nahm er gerade in die Hand und fragte: „Wie ich sehe, sind Sie noch nicht volljährig,. Was ist Ihnen angenehmer, Akira oder Suzuki-san?“ Ich räusperte mich kurz und antwortete mit fester Stimme: „Akira wäre mir lieber.“  Meine Hände waren schweißnass und zitterten wie verrückt. Ich wischte sie an meinen Hosenbeinen ab, hatte aber nicht das Gefühl, dass es etwas nützen würde. Warum war ich auch nur so nervös? Dieser Mann war ja nichts besonderes. Kackt wie jeder andere auch. Vielleicht lag es daran, dass er entscheiden konnte, ob diese Missgeburt von Matsumoto (damit meine ich Takanoris Vater, nicht ihn selbst) endlich weg gesperrt wurde oder weiter kleine Kinder vögelte. Sowas konnte einen ja ganz schon konfus machen.  „Wie Sie wünschen, Akira. Sie wissen ja, warum Sie hier sind, nehme ich an. Wenn ich noch kurz Ihre Personalien überprüfen dürfte, Sie sind Suzuki Akira, neunzehn Jahre alt und kommen ursprünglich aus Kanagawa. Zudem sind Sie ledig und mit dem Angeklagten weder verwandt noch verschwägert, ist das soweit richtig?“ -„Ja, das stimmt.“

Der Richter lächelte mich an, legte das Blatt wieder zurück auf den Stapel und lächelte weiter. Warum lächelte der denn die ganze Zeit? So lustig sah ich jetzt auch nicht aus! Ich war kurz davor, ihn zu fragen, ob er irgendein Problem hätte oder wieso er ständig so dumm gucken musste, konnte mich aber Gott sei Dank beherrschen. Das dürfte wohl nicht allzu gut ankommen. Trotzdem könnte er mal damit aufhören. Da wäre es mir lieber, er würde mich so blöd anstarren wie zuvor. Dann würde ich mir nicht ganz so bescheuert vorkommen!  Der Kerl ging mir jetzt schon auf den Sack! „Nun gut, Akira. Dann fangen wir mal ganz einfach an. Woher kennen Sie Herr Matsumoto?“

Herr Matsumoto? Welcher denn jetzt? Takanori oder sein Vater? Konnte dieser Kerl sich nicht deutlicher ausdrücken?! Bevor ich fragen konnte, welcher Matsumoto denn nun gemeint war, fiel es ihm selber auf und er setzte hinten dran: „Also Takanori.“  Geht doch! „Wir gehen seit drei Jahren auf die gleiche Schule“, antwortete ich ehrlich. Der Verteidiger von Takanoris Vater meldete sich zu Wort. „Ihr geht also seit drei Jahren auf die gleiche Schule?“  War der taub?!?! Das sagte ich doch gerade! Hörte der nicht zu oder was? „Habe ich doch gerade eben gesagt“, brummte ich.

„Können Sie mir dann bitte verraten, wie es dazu kommt, dass Sie bis vor wenigen Monaten nichts mit  dem Kläger zu tun hatten? Erst, als sein Vater ihn angeblich sexuell missbraucht hat, sind Sie aufgetaucht. Ein Zufall? Ich glaube eher nicht.“ 

„Nein, das ist auch kein Zufall“, gab ich ehrlich zu und erklärte, wie es dazu kam. (Kennt ihr das, wenn die Leute in Filmen ihren Blick in die Ferne schweifen lassen, das Bild verschwimmt und dann eine Rückblende einsetzt? Stellt euch einfach vor, so wäre es bei mir gewesen.) „Wissen Sie“, begann ich „vor einem halben Jahr konnte ich Takanori wirklich nicht leiden. Er war arrogant, hochnäsig, eingebildet, verzogen, zickig, hielt sich für was besseres, schleimte heftig bei den Lehrern, trug entsetzlich stinkendes Parfüm,…“

„Komm zum Punkt“, knurrte Takanori von der anderen Seite aus. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen und redete weiter: „..er war ungeduldig, was er offensichtlich immer noch ist, und viel mehr. Ich habe ihn wirklich gehasst!  Aus einem Grund heraus, den ich hier nicht genauer erläutern möchte, musste ich versuchen, mich mit ihm anzufreunden. Irgendwann Ende Januar, wir standen in einer Ecke vom Schulhof, fing er an zu weinen. Ich wollte wissen warum und er hat mir gesagt, was sein Vater da grandioses abgezogen hat. Und joa, so sind wir Freunde geworden. Irgendwie…“

(An dieser Stelle wäre die Rückblende zuende.)

„Also wollen Sie mir allen Ernstes erzählen, dass Takanori ausgerechnet einem Mitschüler, den er nicht mag, erzählt, dass er vergewaltigt worden ist? Das ist doch wirklich lächerlich!“, meinte der Verteidiger und schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich glaube eher, dass Takanori an einem starken Aufmerksamkeitssyndrom leidet und sich das nur ausdenkt, weil er immer im Schatten seines Bruders gestanden hat, so sieht es aus!“

Hmm ja, für Außenstehende mochte sich das wirklich etwas komisch anhören, dass Takanori irgendjemandem, den er nicht leiden konnte, sowas erzählte. Ich konnte schon verstehen, dass der Verteidiger mir das nicht abkaufte. Hätte ich an seiner Stelle auch nicht getan. Aber die Wahrheit war es trotzdem. „Na ja, ich musste ihn schon ein bisschen nerven, bis er es mir erzählt hat.“

„Ja, darin bist du gut“, kam’s von Takanori. Ich warf ihm einen giftigen Blick zu. Der sollte lieber ruhig sein, schließlich versuchte ich ihm zu helfen!  

„Bei allem Respekt, Herr Verteidiger, ich finde es weitaus lächerlicher, dass Sie Takanori hier als Aufmerksamkeits-Flittchen beschuldigen! Ich bin vielleicht kein guter Menschenkenner und vielleicht manchmal etwas naiv, aber Takanori hat mich in dieser Hinsicht nicht angelogen, das weiß ich!  Wenn Sie gesehen hätten, wie er mich mit diesem Ausdruck in den Augen angeschaut hat, dann wüssten Sie es auch!“ 

Der Verteidiger saß stumm auf seinem Platz und schaute mich an. BAM, dem hab ich’s gezeigt!!

Stolz auf mich selber, klopfte ich mir innerlich auf die Schulter. An Takanoris Stelle wäre ich mir schon längst um den Hals gefallen, so toll fand ich mich gerade. Jetzt schuldete er mir auf jeden Fall etwas!

„Gut, ist das alles, was ihnen an Takanori aufgefallen ist?“, fragte der Richter. „Nein, da gab’s noch mehr“, antwortete ich. „Kurz darauf kam er für drei Tage nicht zur Schule. Das war für ihn wirklich merkwürdig, weil er sonst immer in der Schule ist. Wie gesagt, er schleimte sich richtig bei den Lehrern ein und kam deshalb auch jeden Tag pünktlich zur Schule.  Einmal, da hatten wir früher aus und…“

„Alter, komm endlich zum Punkt!“, wiederholte Takanori.

„Ist ja gut, zick nicht gleich so rum“, brummte ich zurück. „Jedenfalls kam er nicht zur Schule und das war komisch. Also ging ich zu ihm nach Hause. Er hatte Kratzer und Blutergüsse an seinem Arm und einen großen, blauen Fleck an der Wange. Seine Mutter hat gesagt, irgendeine Glasscheibe sei auf ihn drauf gefallen, aber das ist wohl genauso glaubwürdig, Michael Jackson, der behauptet, keine Schönheits-OP’s gemacht zu haben.“

„Also gehen Sie davon aus, dass seine Mutter ihn misshandelt hat?“, wollte nun der Staatsanwalt wissen, der bisher schweigsam auf seinem Stuhl gesessen hatte.

„Ob es seine Mutter oder sein Vater war, weiß ich nicht, jedenfalls wurde er misshandelt, soviel steht fest.  Und das ist nicht alles. Noch am selben Abend war ich gerade auf dem Weg zu einer Party, als er mich anrief. Ich sollte zur Haltestelle Shibuya kommen. Als ich da ankam, saß Takanori wie ein Häufchen Elend auf einer Bank und weinte. Ich habe ihn gefragt, was passiert ist. Soweit ich das noch weiß, wollte die Familie in ein Restaurant gehen. Irgendwie ist das wohl in einen Streit ausgeartet, in dem Takanoris Vater seine Frau verprügelt hat, bis sie bewusstlos auf dem Boden lag. Ich glaube, Takanori wollte seiner Mutter helfen oder so, jedenfalls bekam er dann auch gleich Prügel. Sein Vater hat ihn mit einem Nietengürtel auf den Rücken geschlagen, bis es geblutet hat.“

„Und was haben Sie getan, nachdem Takanori Ihnen das erzählt hat?“

„Ich habe ihn natürlich zu mir nach Hause gebracht, um die Wunde zu verarzten. Das sah wirklich schlimm aus!  So viel Blut und so. Schon damals habe ich ihm gesagt, er soll seinen Vater anzeigen.“

„Warum denken Sie denn, hat er bis jetzt gewartet?“, fragte der Richter.

Ich zuckte die Schultern  „Keine Ahnung.“ Und mit einem Blick zu Takanori fügte ich leise hinzu: „Vielleicht hatte mein ‘Geh zu einem Anwalt‘ nicht so viel Wirkung wie das von Kai.“ 

Er senkte seinen Kopf, starrte die Tischplatte vor sich an. „Was meinen Sie damit“, wollte der Staatsanwalt wissen. „Unwichtig“, murmelte ich. Diese Geschichte hatte hier eindeutig nichts verloren.

„Ich weiß ganz genau, was Sie damit meinen“, meldete der Verteidiger sich wieder zu Wort. „Damit wollen Sie andeuten, dass Takanori und Sie Gefühle für einander hegen, die die über ‚normale‘ Verhältnisse hinaus gehen, ist es nicht so, Akira?“  Ich schaute zu ihm, erschrocken über diese Aussage. Meine Nervosität, die ich bisher gut verdrängen konnte, kam mit einem Mal zurück, heftiger als zuvor. Das Herz pochte, die Hände wurden schweißnass. Woher wusste er denn das auf einmal?? „Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, was diese Frage mit dem Fall zu tun hat“, gab ich scheinheilig von mir. Verdammt, dabei lief doch alles wie geschmiert! Warum musste er auch ausgerechnet jetzt mit dieser Frage kommen??

„Beantworten Sie die Frage, Akira! Stimmt es oder nicht?“

Ich atmete tief durch. In meinem Hals bildete sich ein Klos, den ich vergeblich versuchte runter zu schlucken. Dieser Mistkerl von Verteidiger! Warum wusste er davon?!

„Akira?“, fragte der Richter nun, nachdem ich immer noch nicht geantwortet hatte.

„Ja, Herr Verteidiger, es ist war, dass Takanori in mich verliebt ist. Aber ich empfinde nicht das selbe für ihn.“

„Sind Sie sich sicher, Akira?“, hackte er nach.

„Ja, ich bin mir sicher!“

Warum? Warum log ich diesen Idioten an? Warum sah Takanori mich so verletzt an? Warum ließ der Klos in meinem Hals sich nicht runter schlucken? Warum  war es hier drinnen so heiß und warum waren gerade alle Augen auf mich gerichtet???  Ich wusste es nicht. Ich wusste in diesem Moment rein gar nichts. Mein Gehirn war wie leer gefegt. Spielte meinen gerade gesagten Satz immer und immer wieder ab, wie eine kaputte Kassette. Ich empfinde nicht das selbe für ihn. Das stimmte doch gar nicht! Warum log ich den Verteidiger an? Warum log ich mich selbst an? Natürlich empfand ich das selbe für Takanori! Natürlich liebte ich ihn! Natürlich wollte ich mit ihm alt werden! Warum konnte ich das nicht einfach sagen? Mir selber eingestehen??  Was war in meinem Leben nur so falsch gelaufen, dass ich hier vor Gericht saß und einen Verteidiger anlog?

Ich schaute den Richter an. Er fragte mich etwas, aber ich konnte ihn nicht hören, dafür war er zu weit weg. Alles war zu weit weg. In weiter Ferne. Unscharf. Vor meinem inneren Auge sah ich Takanori. Sah, wie er wegen seinem Vater weinte. Sah, wie er ins Schaufenster von diesem „Ruki’s“ schaute. Sah, wie er an dem Baggersee in Kanagawa saß, mich anlächelte. Sah, wie er mich vor meinem Haus küsste. Ich sah jeden Moment, den wir zusammen erlebt hatten, vor meinem inneren Auge abspielen, bis wir im Jetzt ankamen und ich sah, wie er wegen mir weinte. Weil ich das Gericht belogen hatte. Weil ich mich selber belogen hatte. Ich sah, wie er sich bei Kai die Augen ausweinte. Wie Kai ihn tröstete. Wie er für ihn da war.

„Herr Richter?“ Meine Stimme hörte sich komisch an. Ich hatte das Gefühl, dass es nicht meine Stimme war. „Ja? Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Akira?“

„Nein, ich… Wenn es keine weiteren Fragen gibt, würde ich gerne den Saal verlassen. Mir geht es gerade nicht gut.“

„Aber natürlich. Wollen Sie vielleicht zu einem Sanitäter? Im ersten Stock gibt es ein Sanitätsraum.“

„Nein danke, ich muss jetzt gehen.“

Ich stürmte aus dem Saal heraus, an Aoi, Takeru und den anderen vorbei, die Treppe runter und aus dem Gerichtsgebäude. Auf der Straße blieb ich stehen, keuchte.  Mein Herz hämmerte wie verrückt gegen den Brustkorb. In meinem Gehirn pochte es. Ich hatte das Gefühl, einen Marathon gelaufen zu sein.  

Ich hatte Takanori da oben ganz alleine gelassen. Dabei wollte ich doch für ihn da sein. Diese Sache mit ihm gemeinsam durchstehen und dann endlich mit ihm glücklich werden. Stattdessen rannte ich weg. Rannte vor allem weg, das mir etwas bedeutete. Und ich wusste nicht einmal, warum ich das tat. 

*********************************
 

*drop* Uuuuund, wie hat's gefallen? *zitter* Seid ihr mir böse??
 

So, jetzt hab ich am Anfang schon so viel geschnattert, dass mir jetzt nichts mehr einfällt....gibt's das? Normalerweise bin ich doch sonst so'n redegeselliges Kerlchen.. *erstaunt bins* 
 

Aber ein paar Sachen hab ich schon noch, ihr dürft noch ned gehen *weltherrscherlache aufsetz* MUHAHAHAHAAH
 

Erstens mal hör ich grad GazettE - Kantou Dogeza Kumiai.....mir ist grad aufgefallen, dieses lied ist übelst psychisch.....stimmt mir wer zu??? 
 

Zweitens habe ich keiiiiine Ahnung, wie es weiter gehen wird, weil ich das kap ja gerade umgeschrieben hab und daher die anderen kapis nimmer passen.....mein grandioser Einfall war vielleicht doch ned so grandios wie gedacht...*bedröppelt auf die nächsten Chaps starr* was machen wir jetzt? 

Ich kann euch ja einfach mal sagen, wie ich einigermaßen vor hab, weiter zu schreiben. Ob das garantiert so kommt, kann ich euch auch ned sagen....mein Gehirn ist unberechenbar ^o^
 

Also, so wie ich mir das gedacht hab (Warunung! Es kommt nie gutes dabei raus, wenn ich denke!) wird Takerus süßes kleines Geheimnis gelüftet. Das wirft Akira komplett aus der Bahn und er beginnt, am Rad zu drehen....also mehr als eh schon....

Nebenbei gehen die Ferien zuende und Takanori darf endlich wieder zur Schule (kleiner Streber ^_^) Wie wird er wohl nach der Aktion im Gerichtssaal auf Akira reagieren? Wird er sauer sein? Oder verletzt? Oder begeht er vielleicht aus reiner Verzweiflung heraus einen dummen Fehler? 
 

LOL das weiß nur iiiiiich xD na ja eigentlich weiß ich es ja selber nicht.....hmm ganz schön blöd von mir! Vielleicht kommt ja als nächstes ein Chap voller TheSuicideCircus-Geschnatter, weil ich noch ned weiter geschrieben hab.....Gott bewahre!!!
 

Ach ja, was ich auch noch sagen wollte *Rednerpult her hol*: Ich schreib bereits an einer neuen GazettE-FF....sie steckt voller Ideen die aus dem unberechenbaren Ding stammen, das sich mein Gehirn nennt....Ich weiß noch ned, wann genau es kommen wird, aber sobald es kommt, geb ich euch Bescheid! Wenn ihr also noch mehr von meinen grandiosen Einfällen lesen wollt, bald könnt ihr das ^_^  

Wie schon gesagt, wird es wieder eine GazettE-FF (die Jungs sind ja auch zu toll um über etwas anderes zu schreiben, ne?), welches Pairing ist aber noch unbekannt. Also, mir nicht... Ich weiß, welches Pairing xD  Aber ich will's euch noch ned verraten *fies grins* 
 

So, und weil ich jetzt doch wieder viel zu viel geschnattert hab (ich sollte mal eine Schnatter-Therapie machen) und es für einen Vampir wirklich nicht produktiv ist, sich an Knoblauch zu reiben, werd ich jetzt mal meine Babypopo-Haut mit einer hochwirkenden Schönheitsmaske aka Joghurt eincremen gehen...Wer noch weiß, was ich damit meine, sagt.....hmm....mir fällt nicht ein, was man sagen könnte....ach ja, wer noch weiß, was ich damit meine, sagt: "Cole lam lam piki piki lam inzi binzi" 

(und wer weiß, woher das kommt, der ist cool xD)
 

*auf Uhr schiel* jetzt ist ja doch wieder 21:00 Uhr....kaum zu glauben, ich hab ne Dreiviertelstunde nur geschnattert!! Ich muss jetzt wirklich gehen!!
 

Mögen wir uns im nächsten Chap wieder vereinen ^o^

Ich bin bereit, ich bin bereit, ich bin bereit!!!
 

xoxo TheSuicideCircus

Isolation and fainting

Oh Mann, wie schnell die Zeit doch vergeht!!

Ich hab echt schon fast einen GANZEN Monat nicht mehr gepostet.

Meine Güte, das tut mir so leid!!

Ich fühl mich richtig schlimm! *beschämt auf Boden gucks*  ㅇㅅㅇ

Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, es ist wirklich schwierig, etwas sinnvolles zu Papier zu bringen, wenn die Mutter einen wegen der Ausbildung ganz schlimm unter Druck setzt (Ich hab sie jetzt hin geschmissen) und alles, was ich geschrieben habe, sich als Bullshit-Kacke heraus stellt. 

Mit dem jetzigen Kapitel bin ich immer noch nicht wirklich zu frieden, aber ich hab euch jetzt echt schon genug lange warten lassen!!!
 

Nach einem auffordernden ENS von Little_Miss_Ruki heute Mittag, für das ich mich nochmals ganz lieb bedanke (so süß, dass du dir Sorgen gemacht hast ^.^) wollte ich mich dann noch mal ganz schnell beeilen, um es noch heute on zu stellen *auf Uhr schiel* Zehn vor Zwölf....joa, bei meinem Geschnatter wird's wohl doch erst morgen *bedröppelt grins*
 

Alter, Kanae_Neko, »(könnt mich hier noch stundenlang drüber aufregen - wär doch auch interessant mal nachzuzählen auf wieviele Arten ich den gleichen Inhalt wieder geben kann... - okay das is wieder n adneres Thema)  « Da musste ich voll lachen ey! Bitte, biiitte, erzähl, auf wie viele Arten du es schaffen könntest xD Das würd ich zuu gerne wissen XD
 

Ach, Little_Miss_Ruki, das tut mir ja echt voll Leid, dich vom Lernen abgebracht zu haben.... Aber wenn's nur Abschlussprüfungen sind is ja ned so wichtig *mit dir in Schweiß ausbrech und nackt durch meine Wohnung renn*

Barbara Salesch xD Daran hab ich beim Schreiben auch ständig gedacht! Meine Mutter hat das früher ständig geguckt ^.^ Ja klar, ich hab sowohl Reila als auch Cassis xD Könnte ich dir rein theoretisch schicken, wenn du mir ne eMail-Adresse oder sonst was gibst, wo ichs hin senden kann ^_^
 

Also, Hira, komm her, damit ich saugen kann *pervers grins* Ehm...ja cole lam blah blah stammt aus Fluch der Karibik 2...aber mach dir keine Gedanken, du bist trotzdem super dolle cool ^.^
 

Dass ich alles wieder neu schreiben muss, tja, am Ende seid ihr diejenigen, die leiden, schließlich dauert es ne Zeit, bis ich wieder was Neues hab (konnte man ja sehen ^_^ Einen Monat, oh man, ich fühl mich immer noch schuldig!)
 

Also....wieder mal genug geschnattert, hm... Ihr wollt LESEN!! (Eigentlich ist das eure Schuld, ich muss, darf, will immer eure Kommis beantworten....aber das Geschnatter hat doch auch gewissen Charme, nicht? *lieb guck*
 

Dann will ich euch mal nicht noch länger warten lassen und wünsch euch ein koralles Pittelchen ^_^ (mit beinahe 5000 Wörtern, also definitiv nicht zu kurz...)
 

Viel Spaß und bleibt korall meine Schäfchen *lol*
 

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24. Kapitel: Isolation and fainting
 

Fünf Tage…

Fünf Tage waren nun schon seit der Verhandlung vergangen.

Fünf Tage, in denen ich mich von der kompletten Welt isoliert hatte So als wäre ich gestorben.

Fünf Tage, in denen ich auf meinem Bett saß, die Beine angewinkelt, den Rollo runter gelassen und das Licht gelöscht. Gefangen in der Dunkelheit, die mich umgab und sich in meinem Inneren ausbreitete. Ich wollte niemanden sehen, niemanden hören, einfach niemanden in meiner Umgebung haben. Ich wollte alleine sein. Ganz alleine. Am liebsten nie wieder mein Zimmer verlassen.

Die Türe zu meinem Zimmer hatte ich aus gutem Grund abgesperrt und öffnete sie nur, wenn ich mal zur Toilette musste oder mir eine neue Wasserflasche aus der Küche holte. Falls ich auf dem Weg zum Bad und zurück auf Yuki oder Mum traf, sahen sie mich immer so komisch an. Sie wollten mir ein Gespräch aufzwingen, fragen was los war, aber ich antwortete nicht, ging zurück in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir wieder ab, setzte mich in der selben Position wieder aufs Bett und verfiel erneut in eine bewegungsunfähige Starre. Fixierte irgendeinen Punkt im Nichts, während vor meinem inneren Auge ohne Pause  das Bild zu sehen war, wie Takanori mich ansah und weinte. Ich wollte ihn nicht weinen sehen. Wollte nicht, dass er wegen mir Tränen vergoss. Er sollte nicht wegen mir traurig sein. Er sollte glücklich sein. An meiner Seite, mit mir zusammen. Wir sollten beide glücklich sein. Uns wieder so gut verstehen wie früher. Endlich unser gemeinsames Glück finden. Und trotzdem konnte ich mich nicht dazu durchringen, ihn anzurufen oder gar bei ihm vorbei zu gehen. Ich fürchtete mich davor, was dann passieren könnte. Dass er mir endgültig die Freundschaft kündigte, obwohl ich es eigentlich nicht anders verdiente. Er  würde mich hassen, mich verstoßen. Ich an seiner Stelle würde doch das Gleiche tun. Am Tag der Verhandlung  hatte ich ihn einfach alleine gelassen. Dabei hätte er mich doch genau in dieser Situation gebraucht. Er vertraute darauf, dass ich ihm helfen würde. Und ich rannte nur weg. Rannte weg vor der Verantwortung. Von meinen Gefühlen. Von mir selbst. Ich verletzte Takeru, meinen besten Freund, ohne mir dessen bewusst zu sein. Ich verletzte Aoi und Uruha. Die Jungs, die nicht verstehen konnten, wie ich mich fühlte, weil ich es ja selber nicht einmal verstand. Und ich verletzte Takanori. Den Jungen, den ich eigentlich nur beschützen wollte. Vor allem Bösen und Grausamen dieser Welt. Und jetzt musste er sogar vor mir beschützt werden. Weil ich meine Gefühle nicht unter Kontrolle halten konnte. Wo seht ihr da die Gerechtigkeit?

Morgen fing die Schule wieder an. Es würde wieder so sein wie früher, das wusste ich. Takanori würde nicht mit mir reden. Ich würde vermutlich jeden Tag zu spät kommen und Hoshiku würde sich eine dumme Bemerkung erlauben. Der gleiche Alltag wie noch vor weniger als einem halben Jahr. Und doch würde es einen kleinen Unterschied geben. Jetzt war es nicht Takanori, der alleine in der Ecke stehen würde. Jetzt war ich es. Weil ich jeden in meiner Umgebung vergraulte.
 

Ich stand vor unserem Klassenzimmer, hatte Angst davor, es zu betreten. Seit  einer halben Stunde lief der Unterricht bereits. Eigentlich wäre ich sogar pünktlich gewesen, wenn ich mich ein bisschen beeilt hätte und nicht seit gut zwanzig Minuten diese Türe anstarren würde ohne sie zu öffnen. Meine Hände zitterten, mein Herz pochte in einem zu schnellen Tempo vor sich hin. Ich war nervös. Sehr nervös.  Takanori direkt hinter dieser Tür zu wissen, trieb mir den Schweiß auf die Stirn. In meinem ganzen Leben hatte ich vermutlich noch nie so Angst davor gehabt, ein Zimmer zu betreten, wie in diesem Moment.  Vorsichtig drückte ich die Klinke herunter, ging in den Raum hinein. Alle schauten mich an. Wie ich es hasste, so angestarrt zu werden! Als wäre ich ein Aussätziger, der nun die gesittete Zivilisation mit seiner Krankheit anstecken wollte. Etwas sonderbares, das nicht dem Norm der Gesellschaft angehört und die Leute überlegen, ob sie es trotzdem tolerieren sollen.  Kein schönes Gefühl, das kann ich euch sagen!

„Na, Suzuki? Hat dein Wecker immer noch seine Tage?“, hörte ich Hoshiku fragen. Ich antwortete ihm nicht. Beachtete ihn nicht einmal. Mein Blick galt einzig und alleine dem Jungen  in der vordersten Reihe. Er hatte die Beine überschlagen und sah stur auf den Notizblock vor sich. Er trug eine Nickelbrille, durch die er seinen Block  fokussierte. Brauchte er sie? Oder war es nur Dekoration? Trug er sonst Kontaktlinsen? Was auch immer es war, die Brille stand ihm wirklich gut! Seine Haare waren aufwendi0g gestylt. Auch das stand ihm. Ihm stand alles. Ich mochte die goldene Hose, die er trug. Es war die selbe Hose, die er auch schon an hatte als ich mit Hiroto in diesem Schwulenclub war. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie sie seinen Hintern betonte, wenn er sich bewegte. Ich weiß noch, wie schwer es damals für mich gewesen war, den Blick von diesem Knackarsch abzuwenden! Das schwarze Jackette, das er dazu trug, sah ziemlich teuer aus. Hatte er es neu? Oder geschenkt bekommen? Vielleicht von Kai? Oder war es vielleicht Second Hand und deswegen billiger? „Suzuki, bist du anwesend?“ Wieder Hoshikus Stimme. Jetzt sah er hoch, schaute mir direkt in die Augen. Er verzog keine Miene. Sein Blick war kalt und eisig.  Mir lief ein Schauer über den Rücken.  Sein Mund öffnete sich. Er sagte etwas. „Wie lange willst du noch da rum stehen und dumm durch die Gegend glotzen? Manche von uns würden gerne lernen!“ Wie ich seine Stimme vermisst hatte! So tief und melodisch. Arrogant und doch wunderbar warm und sanft. Einfach bezaubernd! „Leute, ich glaube, Suzuki ist zur Salzsäule erstarrt. Vielleicht sollte ihn jemand zum Sanitätsraum bringen?“ Ich wusste nicht, wer das gesagt hatte. War noch immer benebelt von Takanoris Anblick. Er stand auf, murmelte: „Ich mach das schon.“ Er kam zu mir, nahm meine Hand und zog mich aus dem Raum heraus. Von dem Punkt aus, wo er mich berührte, entstand ein Kribbeln, das meinen gesamten Körper erfüllte und mir nochmal einen Schauer über den Rücken jagte. Doch dieses Mal war es ein angenehmer Schauer. Stumm folgte ich ihm. Auf dem Flur ließ er meine Hand wieder los. Das Kribbeln verschwand. Ich sehnte mich danach zurück und wollte ihn wieder berühren, traute mich aber nicht, ihn anzufassen. Als ob er unter meinen vom Bass spielen ganz rau gewordenen Händen zerbrechen könnte. „Was soll denn das, bitte?“, fuhr er mich an. Eine kleine Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen, während er mich wütend anfunkelte. Wenn das Licht im richtigen Winkel hinein schien, schimmerte seine Augen wie die goldenen Sterne aus Kinderbüchern. Strahlend hell und wunderschön. Das fiel mir erst jetzt so richtig auf.  „Was meinst du?“, brachte ich heraus. Endlich einen mehr oder weniger sinnvollen Satz! Ich bin stolz auf dich, Akira, du hast das Sprechen neu erlernt! Das können nicht viele, Hut ab!

Während ich mich gedanklich mit sarkastischen Bemerkungen bestrafte, wurde Takanori noch wütender.  Seine Falte zwischen den Augenbrauen wurde noch tiefer und seine Stimme noch lauter. „Tu doch nicht so bescheuert, du weißt genau, was ich meine! Am Dienstag bist du einfach so abgehauen, obwohl du wusstest, dass ich dich echt gebraucht habe, dann isolierst du dich komplett von allem und jedem und gehst nicht ans Handy, wenn ich dich anrufen will, und vorhin hast du mich angestarrt als wäre ich ein Engel oder so! Was soll dieses Hin und Her?!“ Ich wand meinen Blick von ihm ab, schaute an die Wand hinter ihm. Mir war nie aufgefallen, dass die Wände in unserer Schule so hässlichen grau gestrichen waren. Ich sollte wirklich mehr auf meine Umwelt achten!

„Akira? Lebst du noch?“ Takanori wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Er schien in sowohl besorgt als auch genervt zu sein. Eine witzige Mischung aus beidem machte sich in seinem Blick breit. Ich hätte beinahe gelacht, wäre die momentane Situation nicht so ernst gewesen.

„Komm schon, Akira, überwinde deinen Schweinehund und sag ihm endlich, dass dir dein Verhalten in den letzten Tagen leid tut!“, brüllte etwas in meinem Inneren. Ich glaube, manche nannten es Mut.  Ein anderes Etwas, dass , soweit ich wusste, Angst hieß, verkroch sich ganz tief in der hintersten Ecke meines Gehirns, lag in Embryo-Stellung auf dem Boden und rollte sich hin und her, während ein drittes Etwas, namens Wahnsinn, laut lachend im Kreis rannte und dabei an seinen Haaren zog.  Und während sich in meinem Gehirn das reinste Chaos ausbreitete, wich Takanoris Blick immer mehr der Besorgnis zu, bis man von seinem genervten Ausdruck nichts mehr sah und nur noch Sorge in seinen Augen lag. „Akira, ist alles in Ordnung mit dir? D..du siehst irgendwie ziemlich blass aus. Soll ich dich  vielleicht doch auf die Krankenstation bringen? Noch bevor ich den Kopf schütteln konnte, wurde vor meinen Augen alles schwarz und ich spürte, wie meine Beine nachgaben, ehe mein Bewusstsein sich verabschiedete. Doch zuvor konnte ich deutlich ein panisches „Akira“ von Takanori vernehmen. Ich wusste nicht, ob ich mir das Lächeln auf meinen Lippen nur einbildete oder ob ich wirklich lächelte, jedenfalls war ich in diesem Moment der glücklichste Mensch der Welt. Weil ich wusste, dass Takanori in dieser Sekunde bei mir war. Das spürte ich ganz deutlich.
 

„Akira….he, Akira…Öffne deine Augen, ich weiß, du kannst es!“

Eine Stimme neben mir. Takanoris Stimme!

Ich versuchte es. Versuchte, meine Augen zu öffnen, doch es ging nicht. Die Lieder ließen sich nicht heben. Fühlten sich an wie die vierzig-Kilo-Hanteln, die in irgend einer Ecke meines Zimmers lagen und vermutlich schon Staub ansetzten, da ich sie nie benutzte.  Trotzdem versuchte ich, meine Augen zu öffnen. Weil Takanori bei mir war. Weil  sein wunderschönes Gesicht sehen konnte, wenn ich es schaffen würde, die Lieder auch nur einen Spalt breit auseinander zu kriegen.

„Na los, ich weiß, dass du es kannst!“ Wieder seine Stimme. Sie ermunterte mich. Spornten mich an. „Öffne deine Augen. Ich weiß, du kannst das. Du weißt, dass du es kannst.“ Ich versuchte es nochmal. Schaffte es tatsächlich, sie ein winzig kleines Bisschen zu öffnen, ehe ich sie vor Schreck auf riss. Was ich da sah, wollte ich eigentlich gar nicht sehen! Das sollte niemand sehen wollen!  

Blut klebte überall! An meinen Händen, an meinen Kleidern, in Takanoris Gesicht, einfach überall. Der Boden und die Wände waren mit Blut beschmiert, ich stand in einer Lache voller Blut, aus meinen Haaren tropfte Blut, ich sah überall nur noch Blut. Der Geruch von Salz und  Metall hing im Raum. Stieg mir in die Nase und löste in meinem Magen einen Brechreiz aus.  Überall sah und roch ich Blut.

Takanoris Augen funkelten mich an, während seine blutverschmierten Lippen ein teuflisches Grinsen zierte. Auch er war voller Blut, doch es schien ihm nichts auszumachen. Er ging in die Hocke, schaufelte die rote Flüssigkeit in seine Hände, führte sie an seinen Mund und trank daraus. Ich sah ihm  mit weit aufgerissenen Augen dabei zu, musste mich beinahe übergeben. „Woher kommt das gante Blut?“ Mein Hals schmerzte beim Reden. Ich hustete heftig, räusperte mich. Takanoris Grinsen wurde eine Spur breiter, während er seine Hände erneut in das Blut tauchte, sie zu meinem Mund führte und befahl: „Trink!“

Ich schüttelte heftig den Kopf, rief wiederholt „Nein, ich werde das nicht trinken!“, wobei die Schmerzen in meinem Hals immer stärker wurden. „Ich sagte, du sollst trinken!“ Sein Tonfall wurde energischer. Er war wütend. „Nein, ich will nicht trinken!“, schrie ich panisch. Meine Stimme hörte sich schrill und hysterisch an.  Sie klang fremd für mich, so als wäre es nicht meine eigene.

„Jetzt zier dich nicht so und trink!“

„Nein, ich will nicht!“

Ich schlug ihm gegen die Hand. Das Blut schwappte über, landete auf dem Boden. Takanori wurde noch wütender. Holte mit seiner blutverschmierten Hand aus. Ich dachte, er würde mich schlagen. Kniff panisch die Augen zusammen. Doch der Schlag kam nicht. Stattdessen spürte ich eine sanfte, fast schon zärtliche Berührung an meiner Wange.

Ich öffnete die Augen wieder.

Takanori stand vor mir, streichelte liebevoll über meine Wange. In seinem Gesicht klebte kein Blut mehr. Stattdessen waren seine Haare wieder blond und fielen ihm in die Stirn. Er trug ein weißes Nachthemd, worin er mich irgendwie an einen Engel erinnerte. Auch der Raum um uns herum war weiß. Das Blut verschwunden, als hätte ich es mir nur eingebildet. Der Geruch von Salz und Metall war dem wunderbaren Duft von Lavendel gewichen.

Takanori lächelte. Er sah wahrhaftig aus wie ein Engel. Schön, anmutig und zugleich fast schon kindlich und unschuldig. Ich legte meine Hand auf seine, die noch immer meine Wange streichelte.

„Ich liebe dich, Akira. Ich werde dich immer lieben, egal was du tust oder sagst. Egal wie sehr du mich mit deinen Worten oder Taten verletzt, ich werde dir immer verzeihen. Dich immer lieben.

Du hast mir den Kopf verdreht, noch bevor wir uns überhaupt kannten. Vielleicht kannst du dich noch daran erinnern. An den Tag, als du neu auf unsere Schule kamst. Du hast mit deinen Kopfhörern um den Hals an der Tafel gestanden. Du trugst ein Shirt von Queen. Es war schwarz und darauf stand in weißen Buchstaben: „Another one bites the dust!“  Darunter ein Abbild von Freddie Mercury. Du hast uns missbilligend angesehen und gesagt und gesagt, dass du gerade aus Kanagawa hergezogen seist, weil dein Vater eine Stelle hier in Tokyo angenommen hatte. Du hast sofort beteuert, dass du keine Lust auf uns hättest und wir dich bloß in Ruhe lassen sollten. Ich glaube, deine genauen Worte waren: „Meine Alten wollten, dass ich an diese Schule komme. Ich nicht. Wenn mich also einer von euch auch nur ansieht, ohne vorher gefragt zu haben, darf er mit einem blauen Auge durch die Gegend rennen!“ Ich habe mich sofort in dich verknallt. Eigentlich lächerlich, wenn man bedenkt, dass ich damals von einem Kerl zum nächsten gesprungen bin und nicht an die große Liebe geglaubt  habe.“

Er lachte auf. Fuhr sich durch die Haare und wand seinen Blick ab. Ich war sprachlos. Konnte nicht fassen, was er gerade gesagt hatte. Seit drei Jahren war er in mich verliebt? Drei ganze Jahre? Seit ich in Tokyo wohnte? Und ich hatte das nie bemerkt? War ich wirklich so blind gewesen? Er konnte sich sogar noch daran erinnern, welches Shirt ich damals getragen und welche Worte ich zu ihnen gesagt hatte.   

„Wa…warum hast du nie etwas gesagt?“ Meine Stimme bebte. Ich stand kurz vor einer Heulattacke. Noch nie in meinem ganzen Leben hatte jemand sowas zu mir gesagt. Noch nie!  Und ausgerechnet von  Takanori bekam ich es jetzt zu hören. Von dem Jungen, den ich so sehr liebte, dass es mich jeden Tag von Neuem überraschte, wie sehr ein Mensch überhaupt lieben konnte. Dass ich keine Sekunde lang ohne ihn sein wollte, es nicht ertragen könnte, ihn mit jemand anderem zu sehen. Von diesem Jungen, dem es genau gleich erging wie mir. Denn egal wie sehr er mich verletzen würde, ich würde ihn immer lieben. Ihm immer hinterher rennen und alles für ihn tun. Genauso wie er.

Nannte man sowas die Liebe des Lebens? Die große Liebe für immer? War es wirklich dieses Gefühl, das die Menschen dazu brachte, Dinge zu tun, die sie ansonsten nie getan hätten? Weil sie blind sind? Blind vor Liebe?

„Warum hast du das nicht schon viel früher gesagt?“, wiederholte ich. Diesmal ohne das Zittern in meiner Stimme.

Er lächelte. Schüttelte den Kopf und seufzte. „Weil ich mich niemals trauen würde, dir das zu sagen, wenn du nicht bewusstlos neben mir liegen würdest.“

„Hä?“ Reinste Verwirrung spiegelte sich in meinen Augen. „Bewusstlos? Wovon redest du?“

Mit seiner Hand wanderte er von der Wange zu meinen Lippen, strich mit dem Daumen sanft über die untere, lächelte noch immer. „Das ist hier ist ein Traum. In deinem Kopf. Du hast dein Bewusstsein verloren.“

„Ein Traum? Bist du dir sicher?“, hackte ich nach, denn es fühlte sich überhaupt nicht an wie ein Traum.  Eher wie die Realität.

Eine wunderschöne Realität, in der Takanori und ich für immer zusammen sein könnten.

„Natürlich bin ich mir sicher! Und du bist dir auch sicher. Irgendwo tief in deinem Inneren weißt du, dass das hier nicht real ist. Mach die Augen auf, dann wirst du es schon sehen.“

Panisch schüttelte ich den Kopf. „Nein, wenn das wirklich ein Traum ist, will ich nicht aufwachen. Was, wenn wir im realen Leben noch immer streiten? Das will ich nicht! Ich will dich endlich wieder bei mir haben, Takanori! Ich vermisse dich!“

Während ich das sagte, merkte ich, wie mein Geist meinen Körper verlies. Ich stand plötzlich neben mir und sah dabei zu, wie mein Körper zu Takanori sprach. Sah meine zerfetzten schwarzen Jeans, das zerfetzte schwarze Shirt und die wirr abstehenden Haare, während Takanori in einem strahlend weißen Hemd da stand, die blonden Haare wehten leicht in dem Wind, der plötzlich durch das Zimmer fegte. Dieser Anblick von Takanori in Weiß und mir in Schwarz erinnerte mich stark an das Bild, das bei uns im Eingangsbereich hing. Darauf abgebildet waren zwei Engel, der eine in einem weißen Gewand mit weißen Flügeln und blonden Haaren. Der andere trug ein schwarzes Gewand, mit mystischen Symbolen verziert und hatte schwarze Haare. Der Hintergrund zeigte eine idyllische Landschaft mit vereinzelten Bäumen und einem großen See in der Mitte, dessen Wasser im Licht der Sonne verlockend glitzerte.

Früher mochte ich dieses Bild nicht so, da es für meinen Geschmack nicht in unser Haus passte. Wenn man unser Haus betrachtete, das ziemlich modern ausgestattet war mit Parkettböden, einer Chromstahl-Küche und dunkelvioletten Kunstledersofas, wirkte dieses Gemälde ziemlich fehl am Platz. Doch an dem Tag vor knapp einem Jahr, als ich es runter in den Keller stellen wollte, erzählte mein Vater mir, wieso er es überhaupt gekauft hatte und warum es direkt über der Kommode für unsere Schuhe hing.

Dieses Bild stellte nämlich den Erzengel Gabriel und seinen Gegner Luzifer, den Tod, dar. Es widerspiegelte die Gegensätze von Gut und Böse, während die wunderschöne Landschaft im Hintergrund beides miteinander verbinden sollte. Gemalt wurde es zu Zeiten des ersten Weltkrieges in einer verschlafenen Vorstadt von Marseille in Frankreich. Der Maler wollte das friedvolle Leben der europäischen Länder wieder vereinen, sie davon abbringen, weiter zu morden und kriegen.  Er wollte zeigen, dass in jedem von uns sowohl das Gute als auch das Böse zu finden ist. In uns allen steckt ein Gabriel und ein Luzifer, während wir selber die Landschaft im Hintergrund darstellen, die Gut und Böse vereinen sollten. Er zeigte, dass wir in dieser Hinsicht alle gleich sind, niemand besser oder schlechter. Dass es nichts bringt, mit Waffen aufeinander los zu gehen, uns gegenseitig umzubringen und uns alles zu nehmen, was uns heilig ist. Und doch lies der Maler jedem Betrachter so viel Freiheit, seine eigene Interpretation von dem Gemälde zu erstellen. Weil jeder für sich selber entscheiden muss, was gut ist und was böse.

Ich mochte dieses Bild anfangs nicht, doch seit mein Vater mir die Hintergründe und Geschichte um das Bild herum erzählte, schaute ich es jeden Tag an, bevor ich aus dem Haus ging und betrachtete es für eine kurze Zeit. Betrachtete die wunderschöne Landschaft im Hintergrund, die mich selber widerspiegelte. Mein eigenes Ich, das zwischen Gut und Böse stand die richtige Mischung dazwischen finden musste.  

Dieses Bild weckte in mir ein Gefühl von Sehnsucht nach etwas, von dem ich selber bisher eigentlich keine Ahnung hatte, nach was genau ich mich sehnte. Auch jetzt fühlte ich das wieder. Wenn ich Takanori ansah. Wie wunderbar schön er war. Alles an ihm. Diese verschmitzte Art, die ihn in meinen Augen einfach perfekt machte. Wenn ich ihn jetzt ansah, in seinem weißen Nachthemdchen mit den blonden Haaren, während seine Hand wieder über meine Wange streichelte und mich mit diesem Blick der Glückseligkeit bedachte, wenn ich ihn so ansah, wurde mir auf einmal klar, dass er es war, nach dem ich mich sehnte. Nach seiner Perfektion, seiner Zärtlichkeit, seinem gesamten Ich. Das musste ich ihm unbedingt sagen! „Ich muss aufwachen!!“, schrie ich panisch, wobei sich die dritte-Person-Situation wieder auflöste und ich mich in meinem Körper wiederfand.  Takanori lächelte mir zufrieden entgegen. „Dann wach doch auf. Es ist ganz leicht, glaub mir.“

Einfach aufwachen? Wie sollte denn das gehen? Laut meinem Wissen konnte man nicht einfach so aufwachen. „Wie stellst du dir das vor?“, fragte ich daher.

Wieder diese bedachte Blick. Als wäre ich ein ahnungsloses, zehnjähriges Kind, das seinen Vater fragte, wieso Nikolaus nicht wirklich existierte.

„Na los, schließ deine Augen. Und wenn ich es dir sage, machst du sie wieder auf.“

„Na gut.“ Ich bezweifelte zwar, dass das etwas bringen sollte, schloss meine Augen aber trotzdem. Und gerade als ich sie wieder öffnen wollte, weil von Takanori nichts mehr kam, spürte ich seine warmen, zarten, wunderbaren Lippen auf meinen. Ein heftiges Kribbeln durchfuhr mich, das mir die Nackenhaare aufstellte. Wie oft war ich schon in den Genuss gekommen, diese Lippen auf meinen zu spüren? Drei Mal? Vier Mal? Ich wusste es nicht. Und doch war jedes einzelne Mal einmal zu wenig. Ich hatte noch nie davon gehört, dass die Lippen einer gewissen Person süchtig machen konnten, wenn dem aber so war, dann war ich eindeutig süchtig nach denen von Takanori! Würde sie am liebsten jede Sekunde meines Lebens spüren. Auf meinen Lippen, meinem Körper, einfach überall! Sie und ihren dazu gehörigen Körper nie wieder los lassen! Warum konnte nicht jeder Moment so sein wie dieser? Warum mussten wir uns wegen so dummen Kleinigkeiten streiten?

Ich wollte mich ihnen entgegen bewegen, den Kuss vertiefen,  doch etwas in mir hielt mich davon ab. Machte mich bewegungsunfähig. Takanori wusste das, lächelte gegen meine Lippen.

Und dann veränderte sich plötzlich etwas. Ohne die Augen zu öffnen wusste ich, dass wir uns nicht mehr in diesem unbekannten Raum befanden. Ein kalter Luftzug strömte durch meinen Körper. Ich zitterte innerlich. Oder war es außen? Es war mir egal.  Takanoris Lippen lösten sich wieder von meinen. Ich wollte mich ihnen entgegenstrecken. Das wunderbare Gefühl nicht verlieren, das meinen Körper erfüllte, wenn er mich küsste. Aber ich stand wie gelähmt da. In einer horizontalen Position…

Moment mal! Horizontal? Lag ich etwa? Wie war denn das passiert?

Ich spürte, wie Takanori sich zu meinem Ohr beugte und leise hinein flüsterte: „Bitte, wach auf, Akira.“

„Ich bin doch wach.“ In meinem Hals kratzte es, wenn ich sprach.

Erschrocken wich Takanori von mir zurück, während ich langsam meine Augen öffnete. Die Lieder fühlten sich unglaublich schwer an und doch wollte ich das hübsche Gesicht sehen, das mich gerade mehr als nur verstört ansah. „Ist was?“ Ich hustete.

„N-nein“, stotterte er.

„Warum guckst du dann so komisch?“ Ich verzog meine Lippen zu einem schiefen Lächeln und spürte das heftige Pochen in meinem Schädel. Oh Man, tat das weh!

„Ich…ähm…du…“ Er unterbrach sich selber, runzelte die Stirn, überlegte, ob er sagen sollte, was ihm gerade durch sein bezauberndes Köpfchen ging, und schüttelte schließlich den Kopf, empfand es wohl nicht wichtig genug, um mir davon zu erzählen. „Schön dass du wieder wach bist. Ich hab mir voll die Sorgen gemacht! Plötzlich haben deine Lieder angefangen zu flattern und du bist umgekippt.“

Ich zuckte belanglos die Schultern. „Kommt davon, wenn man seit fünf Tagen nichts gegessen hat.“

Wie aufs Stichwort knurrte mein Magen, während zeitgleich die Türe auf ging und ein Mann ins Zimmer trat, das, wie ich bei genauerem Betrachten feststellen musste, nur ein Krankenhauszimmer sein konnte. Wie zum Teufel war ich denn hier her gekommen? Selbst wenn er ein bisschen mehr Muskeln hätte, könnte Takanori mich niemals von der Schule bis zum Krankenhaus tragen. Das nächstgelegene war ungefähr eineinhalb Kilometer von unserer Schule entfernt.

Takanori sah zuerst mit einem irritierten Blick auf meinen Bauch und schließlich zu dem Arzt, als den ich den unbekannten Mann gerade identifizierte. Oder wer sonst würde mit Arztkittel und Stethoskop durch ein Krankenhaus rennen?

„Ah, Akira, du bist wach, wie schön. Wie geht es dir?“ Der Arzt , der mich mit seiner Brille, den wirren weißen Haaren und seinen Falten ein bisschen an Albert Einstein, diesen Deutschen Mathematiker oder was auch immer, erinnerte, trat mit einem Klippbrett in der linken und einem Kugelschreiber in der rechten Hand an mein Bett, schob dabei den Stuhl, der wohl für Besucher gedacht war, zur Seite und sah auf mich herab, als wäre ich ein höchst interessantes Forschungsobjekt. So fühlten sich also die armen Kaninchen, bevor sie für Tests missbraucht wurden. Ziemlich unangenehm...

„Nun ja, mein Kopf tut weh, ich habe ziemlich Hunger und bin müde, ansonsten geht’s. Was mache ich eigentlich im Krankenhaus? Und wie bin ich hier her gekommen?“ Meine Verwirrung war mir überdeutlich anzusehen. Takanori lachte leise auf, bevor er ein Pudding mit Löffel aus seiner Tasche zog und mir hinhielt. Gierig nahm ich ihn an, öffnete den Deckel und schaufelte die Nachspeise haufenweise in mich hinein. Als der Becher schon fast leer war, sah ich auf und fragte: „Will wer?“

Wieder ein leises Lachen seitens Takanori, während der Arzt nur den Kopf schüttelte und sich räusperte.

„Ich bin mir sicher, der junge Herr hier wird dir nachher in Ruhe all deine Fragen beantworten. Er ist keine Sekunde von deiner Seite gewichen. Wirklich süß.  Jedenfalls…“

Ich sah von meinem mittlerweile leeren Puddingbecher zu Takanori, der beschämt den Kopf senkte und auffällig unauffällig seine Tasche musterte. Er hatte die ganze Zeit bei mir gewartet, bis ich aufwache?! Also war er mir nicht böse wegen Dienstag?

Moment mal… „Wie lange war ich denn weg?“, unterbrach ich den Arzt, der von meinem plötzlichen Unterbruch etwas irritiert wirkte. „Ungefähr neununddreißig Stunden. Gestern früh bist du umgekippt“, antwortete Takanori für ihn.

„Wie bitte?  So lange?!“ Ich hatte fast zwei Tage lang gepennt ?! Zwei volle Tage??! Was wohl die anderen aus der Schule dachten! Ob sie sich Sorgen machten?

Abermals räusperte der Arzt sich. „Nun, eigentlich ist das nicht verwunderlich. Laut Aussagen deiner Mutter hast du seit letztem Dienstag kaum mehr geschlafen. Dein Körper musste sich ausruhen, um wieder neue Kraft zu tanken.“ Meine Mutter?

„Sie haben mit meiner Mutter geredet?“ Das wurde ja immer besser!!

„Natürlich. Du bist noch minderjährig, sie musste darüber informiert werden.“

Ja, erschien mir plausibel. Aber… „Und wo ist sie jetzt?“

Der Arzt, von dem ich noch immer nicht wusste, wie er hieß, drehte sich zu Takanori. Dieser antwortete: „Sie wollte kurz zu deinem Vater, um ihm Bescheid zu geben, und anschließend noch bei euch zu Hause ein paar Sachen von dir holen, damit du frische Kleider hast, wenn du aufwachst. Ich werde sie gleich darüber in Kenntnis setzen.“  Damit zog er sein Handy aus der Hosentasche und ging in Richtung Tür. Dann schien ihm etwas in den Sinn gekommen zu sein, denn er drehte sich wieder um, wühlte ein paar Sekunden in seiner Tasche herum und brachte einen weiteren Pudding zum Vorschein, den er mir ebenfalls mit einem Grinsen vor die Nase stellte und anschließend endgültig das Zimmer verließ.

Nachdem er die Türe hinter sich geschlossen hatte, meinte der Arzt lächelnd: „Er ist ein wirklich guter Junge. Hat die ganze Zeit an deinem Bett gesessen und wollte sich einfach nicht nach Hause schicken lassen.“

Betreten sah ich auf den Pudding, murmelte ein leises „Ja“, das trauriger klang als beabsichtigt.

„Also, zurück zum Thema. Du hast eine leichte Gehirnerschütterung erlitten, als dein Kopf auf dem Boden aufschlug, aber ansonsten ist alles in Ordnung. Wir werden dich wohl noch bis morgen hier lassen, um wirklich sicher zu gehen, dass du nach Hause kannst, und dann solltest du eigentlich gehen dürfen. Hast du noch irgendwelche Fragen, die ich dir gerade beantworten könnte?“

Abwesend schüttelte ich den Kopf und malträtierte noch immer den Pudding mit meinen Blicken. Neununddreißig Stunden. Fast zwei Tage. Und Takanori hatte die ganze Zeit hier bei mir gesessen. Ich musste ihm unendliche Sorgen bereitet haben, als ich da einfach vor ihm das Bewusstsein verlor. An seiner Stelle hätte ich voll die Panik bekommen!

Nur unbewusst nahm ich war, wie der Arzt das Zimmer verließ.

Und auch, wie Takanori es betrat und mir sagte, dass meine Mutter morgen früh vorbeikommen würde, um mir frische Kleider zu bringen. Ich nickte beiläufig, während mein Blick nach wie vor dem Pudding galt.

„Hey, Akira, alles in Ordnung? Ist was?“

„Nein, alles okay.“ Ich sprach mechanisch. War mit meinen Gedanken irgendwo anders. Wo wusste ich selber nicht.

„Hör zu…“ Takanori setzte sich auf den Besucherstuhl, nachdem er ihn zum Bett gezogen hatte. Das Metall kratzte dabei über den Boden und verursachte ein lautes Quietschen. Ich bemerkte es kaum. „..Es tut mir leid, dass ich dich gestern so angefahren habe. Das lag eigentlich nicht in meiner Absicht. Können wir nicht einfach alles vergessen und wieder von vorne anfangen? Die Verhandlung, der Kuss mit Kai. Einfach so tun als wäre nichts gewesen?“

Nur langsam drangen seine Worte zu mir durch. Fanden einen Weg durch die Watte, in die mein Gehirn gerade gepackt war. Zumindest hatte ich das Gefühl, es wäre verpackt. Verzögert schüttelte ich den Kopf. Und fand endlich den Bereich meines Gehirnes wieder, der für das Sprechen zuständig war. „Nein, tut mir leid, ich kann nicht so tun als wäre nichts geschehen.“

Das Watte-Gefühl verschwand genauso schnell wie es gekommen war. Mein Blick löste sich wieder von dem Pudding und ich konnte endlich in Takanoris Augen schauen. Traurig blickte er mir entgegen, während  sein Mund ein leises „Oh“ verließ.
 

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Puuuh wie schnulzig das klang..... Also das Zeugs im Nichttraum-Traum, von wegen er liebt ihn so dolle und was weiß ich alles.....Aber irgendwie musste ich das endlich mal zeigen, wie SEHR die beiden sich lieben....
 

Ist ja doch ned so gekommen, wie gedacht.... *bedröppelt den Text les* Hmmmm...blöd blöd.....

Aber keine Sorge, mit Takeru wird das auch noch richtig hässlich und schnulzig. Vielleicht im nächsten Chap?? Oder später? Lasst euch überraschen ^___^

Jetzt frage ich mich, war dieser Traum wirklich nur ein Traum oder mag Takanori ihn tatsächlich schon seit Akis erstem Tag an der Schule? Oder hat sich Akira das alles nur eingebildet? Und warum will er die Sache mit der Verhandlung und dem so bedeutenden Kuss nicht vergessen? Verletzt es ihn noch zu sehr? Oder hat er andere Gründe? 
 

Mann, so viele Fragen und doch findet ihr keine Antworten und müsst euch gedulden ^_^ *richtig übel fies grins*

Ich verspreche euch aber, dass es nicht wieder so lange dauern wird!!!! Übermorgen (Samstag) fliegt meine Mutter für 2 1/2 Wochen in die USA. Dann hab ich die ganze Bude für mich und kann tagelang am PC rum gammeln (bin ja arbeitslos ^.^)

Also wird das nächste Chap garantiert früher kommen!!!
 

So, wegen der neuen FF.....tja, da bin ich noch dran, aber es wird wohl noch eine Weile dauern....ich muss der Geschichte erst mal einen richtigen Anfang geben (bin bei Chap 3) bevor ich es auf die Menschheit loslassen kann....Müsst euch also noch gedulden....vielleicht bis diese FF mal abgeschlossen ist?? 
 

Übrigens wollte ich diese Story um meinen 18. Geburtstag rum (am 2. Dezember) zu nem Buchbinder bringen, der mir das zusammen fasst. Dafür bräuchte ich allerdings ne Beta, die nochmal die komplette FF korrigieren könnte. Falls jemand gut darin ist, oder jemanden kennt, der es ist, und gerade überschüssige Zeit hat, meldet euch, ich bin froh um Jede Hilfe!!!
 

Ach ja, 1. hört wer noch Tokio Hotel? Ich mag die total ^.^

2. Hat wer Chroniken der Unterwelt gesehen oder will es schauen gehen? Ich kann euch nur sagen, der Film ist echt gut! Ich mochte ihn wirklich!!! 
 

Soooo, genug geschnattert, ich muss in die Heia. Morgen hab ich nen Haufen Zeugs zu tun! (So viel zum Thema, Arbeitslose hätten den ganzen lieben Tag Zeit ^__^)
 

Ich freue mich auf eure Meinung und bin selber schon gespannt, wie's weiter gehen wird.... (Schon ziemlich schräg, die Autorin hat selber keine Ahnung xP)
 

Also, bleibt korall und freaky und was weiss ich was ^_^
 

xoxo TheSuicideCircus

...and ends with love?

Hallo meine lieben, super tollen Freunde ^_^
 

Ich hatte gerade ne geniale Blitz-Idee, die euch allen vermutlich kaum gefallen wird!

Nein, ich weiß, dass sie euch nicht gefallen wird! 
 

Das hier ist nämlich das letzte Kapitel der FanFic. 
 

Aaaaaber -bevor ihr alle mit Bratpfannen auf mich los geht- es gibt eine Fortsetzung! Um genau zu sein, bin ich schon dabei, das erste Chap davon zu tippen. 

Wann sie hochgeladen wird, weiß ich noch nicht genau.....Aber ich hab so viele Projekte, die noch abgeschlossen werden müssen....

Vielleicht hab ich auch solche Sehnsucht nach diesen zwei Charakteren, dass ihr nächste Woche schon die Fortsetzung lesen könnt ^_^ Wir werden sehen....
 

Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse oder so, es geht ja weiter. Und da wird es genau so dramatisch, schnulzig und unterhaltsam wie in dieser FF, verlasst euch drauf!! ^o^
 

Ich weiß, dass noch viele Fragen offen sind, über Takeru's Geheimnis und Kai's....Sexualität(?) und auchd er "Streit" zwischen Aoi&Uruha und Reita....aber wartet nur ab, das wird alles in der Fortsetzung kommen ^o^
 

Bevor ich zum final Chap komme: 
 

Falls jemand von euch Meatloaf nicht kennt (der wird im Chap ein paar Mal erwähnt) hier ein Bild von ihm:
 

http://images1.fanpop.com/images/image_uploads/Meatloaf-meatloaf-873305_1121_1405.jpg (http://images1.fanpop.com/images/image_uploads/Meatloaf-meatloaf-873305_1121_1405.jpg)
 

Ich muss ehrlich sagen, das Bild war zu seinen vermutlich schlechtesten Zeiten aufgenommen worden. Mittlerweile sieht er nicht mehr so aus ^o^

Und seine Stimme ist echt toll! Wenn jemand Zeit hat, sollte er mal in "Modern Girl" rein hören. Ich find's klasse!
 

Wer sich Chroniken der Unterwelt nicht angesehen hat, ich kann's wirklich nur empfehlen! Der Film ist genial!! (Vielleicht mag ich diesen Film auch nur wegen Jamie Campbell Bower....der Kerl hat echt was interessantes an sich.....keine Ahnung ;P)
 

So, das war's auch schon mit Gelaber. Mehr hab ich heute nicht zu bieten....
 

Genießt nochmal die letzten Minuten mit mir ^.^
 

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25. Kapitel: ...and ends with love?
 

25. …and ends with love?
 

„Hör zu… Es tut mir leid, dass ich dich gestern so angefahren habe. Das lag eigentlich nicht in meiner Absicht. Können wir nicht einfach alles vergessen und wieder von vorne anfangen? Die Verhandlung, der Kuss mit Kai. Einfach so tun als wäre nichts gewesen?“

 „Nein, tut mir leid, ich kann nicht so tun als wäre nichts geschehen.“

Traurig blickte er mir entgegen, während  sein Mund ein leises „Oh“ verließ.
 

Ich wollte ihm antworten, wollte den Grund erklären, weshalb ich die letzten zwei Wochen nicht einfach aus meinem Gehirn streichen konnte, doch ich kam nicht dazu, da ein blondpinkes, verwuseltes Etwas die Tür des Zimmers aufschwang –diese knallte mit einem ohrenbetäubenden Krach gegen die Wand- und mich stürmisch umarmte, bevor ich auch nur den Pudding weg legen konnte. Dieser wurde beinahe von dem Körper zerquetscht, der mich mit seinem Klammergriff bewegungsunfähig machte. Ein belustigtes Lächeln umspielte meine Lippen, während ich nach Sauerstoff japsend hervor presste: „Hallo Takeru, schön dich zu sehen.“

An Takanoris Gesichtsausdruck konnte ich sehen, dass sich ihre ‘Freundschaft‘  in den Tagen meiner vollkommenen Isolation wohl nicht gerade verbessert hatte. Ganz im Gegenteil.

Er verzog den Mund zu einer nicht definierbaren Grimasse, rollte übertrieben auffällig mit den Augen und ich meinte sogar, ein leises, genervtes Stöhnen aus seiner Richtung gehört zu haben. Womöglich war es aber auch mein eigenes gewesen, denn Takeru schnürte mir langsam wirklich die Luft ab. Würde er mich nicht bald wieder los lassen, hätten wir ein ernsthaftes Problem. Und damit war nicht der Puddingbecher gemeint, den seinen Platz zwischen uns mit Sicherheit genauso wenig  erfreute, wie mich die momentane Situation.

Mit Takeru und Takanori im selben Raum zu sein, konnte, wie ich vor nicht mal einer Woche feststellen durfte, mehr als nur unangenehm sein. Besonders wenn die dritte Person im Raum –nämlich ich- irgendwie am Meisten darunter leiden musste. Zumindest war ich mir ziemlich sicher, dass dem so sein würde, wenn man die Blicke sah, mit denen Takanori den Rücken des auf mir liegenden gerade durchbohrte.

Dieser löste sich  zum Glück wieder von mir und krabbelte von meinem Bett herunter, auf das er vor wenigen Augenblicken so galant gesprungen war, um mich zu Tode zu knuddeln.

Kaum im Stehen rief er aufgedreht: „»Schön dich zu sehen«?! Mehr hast du mir nicht zu sagen, nachdem du fünf Tage lang von der Welt abgeschottet warst und dann so plötzlich mir nichts dir nichts mal zwei volle Tage im Koma liegst! Ich dachte schon, du würdest die Gänseblümchen bald von unten betrachten! Ein Glück, dass deine Mutter mich vor zirka einer Stunde darüber informiert hat, dass mein bester Freund im Krankenhaus liegt!“

„Das Gras“, bemerkte Takanori monoton von der Seite.

Takeru drehte sich zu ihm um. „Eh was?“

„Es heißt: ‚Das Gras von unten betrachten‘ oder auch ‚Die Radieschen von unten betrachten‘ , aber nicht ‚Die Gänseblümchen‘. Wenn du schon Redewendungen benutzt, dann bitte richtig“, erläuterte er. Außerdem war Akira nicht zwei Tage lang im Koma, wie du so schön formuliert hast. Er war nur drei Stunden bewusstlos, die restliche Zeit hat er geschlafen.“

Man hätte wirklich ein Idiot oder taub sein müssen, um den verachtenden Unterton aus seiner Stimme nicht heraus zu hören, während er mit Takeru sprach. Dieser zuckte uninteressiert die Schultern. „Radischen, Gänseblümchen, ist doch egal, was man von unten betrachtet. Und es spielt auch keine Rolle, wie lange Akira weg war, schlimm genug ist, dass er es war. Was, nur mal so zum Erwähnen, sowieso deine Schuld ist!“

Und es ging los…

Ich wusste doch, mit Takeru und Takanori im selben Raum zu sein, konnte niemals gut enden. Am Ende durfte bestimmt ich –der ja vom Arzt Ruhe verordnet bekommen hatte- diese Kampfzicken auseinander reißen, sollten die hier tatsächlich eine Prügelei starten. Wieso eigentlich?  Da sollte mir doch wirklich mal jemand erklären, warum die beiden sich auf den Tod nicht leiden konnten. Das verstand ich wirklich nicht!

 Zu tief in meine Gedanken versunken, war mir entgangen, was Takanori gekontert hatte, jedenfalls lieferten sie sich gerade ein Wortgefecht der Sonderklasse, wessen Schuld es angeblich sein sollte, dass ich hier im Krankenhaus lag. Ich saß für einen Moment einfach nur da und beobachtete die beiden, wie sie sich anschrien, während keiner von beiden gewilligt war, dem anderen mal zuzuhören und ihn erst recht nicht ausreden zu lassen. Eigentlich ein wirklich interessantes Spektakel! Würden sie sich noch gegenseitig mit Gläsern bewerfen, hätte ich eindeutig das Gefühl, meine Eltern würden hier vor mir stehen. Die waren früher, als Dad noch bei uns wohnte, auch wegen den dümmsten Kleinigkeiten aneinander geraten und wollten ständig ihren Dickschädel durchsetzen.

Takanori und Takeru schienen da nicht klüger zu sein. Nach fünf Minuten war ich mir sicher, mein Trommelfell sei geplatzt. Aus diesem Grund, und weil diese Idioten bestimmt noch das ganze Krankenhaus aus den Betten brüllten, wenn das so weiter ging –garantiert wachte bald der langjährige Komapatient aus Zimmer 4 auf!- , wollte ich dem Krach ein Ende setzen und rief dazwischen: „So, jetzt ist aber mal gut, Leute, haltet die Klappe, sonst knall ich euch eine!“ 

Im Bruchteil einer Sekunde war es mucksmäuschenstill. Nur die Stimmen auf dem Gang und das regelmäßige Atmen meinerseits konnte man hören. Die beiden Kindsköpfe schauten mich aus weit aufgerissenen Augen heraus an. „Guckt nicht so blöd, ist doch wahr! Ihr brüllt rum, als wären wir auf einem Fußballfeld! Das hier ist ein Krankenhaus, hier sind kranke Menschen. Also reißt euch bitte mal zusammen und vergrabt das Kriegsbeil zumindest bis ihr draußen seid! Dann könnt ihr euch von mir aus gegenseitig mit euren Handtäschchen verprügeln und mit Highheels um euch werfen, doch bis dahin will ich keinen Ton mehr von euch hören, es sei denn, ihr wollt eine verpasst bekommen. Und Takeru, du weißt genau, dass ich nicht spaße!“

Die benahmen sich wie Kleinkinder mit diesen Streitereien! In einem Krankenhaus liegen Menschen, die Ruhe brauchen –unter anderem auch ich- und die wollten nicht von irgendwelchen Teenies geweckt werden, die rumschreien wie am Spieß!  Im Altersheim von meinem Großvater würde schon längst der alte Opa vom ersten Stock mit der Schrotflinte hinter denen her rennen. Glaubt mir, ich weiß wovon ich spreche! Der Kerl folgte mir mal ganze sieben Straßen mit diesem Teil in der Hand. Im Antreiben ist meine Sportlehrerin eine Niete gegen den Alten!

„Du, ich…“, begann Takeru zögernd. Ich schnitt ihm das Wort ab. „Ich sagte Ruhe!“

Erschrocken zuckte er zusammen, während Takanori ihm fies grinsend die Zunge raus streckte. Oh man, dabei dachte ich immer, ich wäre kindisch!  Ein Räuspern seitens der Zimmertüre. Synchron hoben wir unsere Köpfe und betrachteten die Krankenschwester, die in Rahmen stand und mich optisch an den Sänger Meatloaf erinnerte. Doch ihr das zu sagen, wäre wohl keine allzu gute Idee, wo sie eh schon ziemlich wütend zu sein schien. „Es ist schon nach Mitternacht. Die Besuchszeit ist eigentlich längst vorbei, also haltet euch bitte an Zimmerlautstärke. Wir sind hier nicht auf der Kirmes.“  

Synchron nickten wir.

„Kennen Sie diesen Sänger, Meatloaf? Irgendwie haben Sie Ähnlichkeit mit ihm….“

Ich schlug meinen Kopf gegen den Bettrahmen hinter mir. Wie konnte man nur so blöd sein? Hatte Takeru gerade allen Ernstes die Frau, die mir morgen früh Blut abnehmen wollte, mit einem Typen verglichen, der sich nicht ohne Grund Fleischklops nannte? Dachte der denn nicht nach, bevor er redete? Diese Frau war doch eh schon auf hundertachtzig!!! Sie dann noch mit einem Sänger zu vergleichen, bei dem es nicht unbedingt ein Kompliment war, mit ihm verglichen zu werden, war mehr als nur dumm! Garantiert musste ich deswegen drunter leiden, wenn die mir morgen Blut abnehmen sollte. So als Rache für meinen „unfreundlichen“ Besucher.

Ich bemitleidete meine Armbeuge jetzt schon! Wie oft würde sie die Vene wohl  ‚versehentlich‘ verfehlen? Sechs Mal? Sieben Mal? Konnte man meine Venen am Ende überhaupt noch als Venen identifizieren?

Oh Gott, ich zitterte jetzt schon.

Eines war sicher, das würde Takeru noch büßen, wenn die meinen Arm tatsächlich mit diesen spitzigen Nadeln malträtieren wollte!!  Nur weil mein Kumpel sie als Fleischklops bezeichnete… Wieso musste denn bitte ich deswegen leiden???

Als ich sie jedoch ein zweites Mal musterte, fiel mir auf, dass sie mittlerweile gar nicht mehr so viel Ähnlichkeit mit dem amerikanischen Sänger Meatloaf hatte, sondern viel mehr mit einem richtigen Fleischklops. Ihr Kopf wurde dunkelrot und sie blies wütend ihre Wangen auf wie diese Backenhörnchen, die ich mir mal eine Stunde lang im Discovery-Channel ansehen musste, bis ich die Fernbedienung wieder gefunden hatte.

Und dann rollte sie auf Takeru zu. Dieser wirkte vor dieser Frau auf einmal noch kleiner als eh schon, während sie ihn zusammen schimpfte, was ihm denn einfiele, sie mit einem fetten Fleischklops zu vergleichen.

Nur mal ganz nebenbei erwähnt war sie in diesem Moment ungefähr doppelt so laut wie das Gezanke zwischen Takeru und Takanori vorhin.

Angewidert verzog Letzterer gerade das Gesicht, da diese Krankenschwester spuckte, als gäb es kein Morgen mehr. Wenn die so weiter machte, könnte sie bald als Rasensprenger arbeiten!

Die Nase rümpfend beugte er sich vom Besucherstuhl zu mir herüber und flüsterte: „Also, ich habe rein theoretisch gar nichts gegen dicke Menschen, aber mal ehrlich… Bei der ollen Fratze da ist es doch kein Wunder, dass Typen wie du und ich schwul werden, oder nicht?“

Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Wie weise Takanori doch manchmal sein konnte…

Dann beugte ich mich von meiner Seite zu ihm herüber und flüsterte genauso leise zurück: „Da würd ich selbst Meatloaf persönlich der da vorziehen. Auch ohne schwul zu sein!“ 

Im Gegensatz zu mir konnte Takanori sich nicht beherrschen und kicherte laut los, was ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit von Takeru und Fleischklöpschen einbrachte. Schnell hielt er sich die Hand vor den Mund und nuschelte ein unverständliches „Tut mir Leid, wollte Sie nicht auslachen.“

Ich glaube, es war so unverständlich, dass die anderen beiden es gar nicht verstanden hatten, denn der Fleischklops schimpfte wieder unbeirrt auf den armen Takeru ein, der mich an ein Häufchen Elend erinnerte, so wie er da stand. Also man konnte es ja auch übertreiben! So schlimm war das jetzt auch nicht gewesen! „Jetzt ist aber mal gut, Sie erzählen uns, dass wir zu laut sind, wecken aber selbst die Toten vom Friedhof nebenan mit Ihrem Gebrüll auf. Ich würde jedenfalls gerne schlafen, also meckern Sie in einem anderen Patientenzimmer weiter. Am besten fernab von meinem“, motzte ich gehässig.  Und wenn die mir den ganzen Arm mit diesen verdammten Nadeln aufstechen würde, uns zusammen zu scheißen und dann selber einen riesen Krach zu verursachen, nur weil ein Jugendlicher mal eine Bemerkung los geworden ist, die nun wirklich offensichtlich war –immerhin hatte die gute Frau mit Sicherheit 50 Kilo Übergewicht, von dem her dürfte eine Bemerkung über ihre Fülle wohl heute nicht zum ersten Mal gefallen sein-, Krankenschwester hin oder her, hier galten für alle die gleichen Regeln!

Vollkommen sprachlos schaute sie mich an. Ich schaute ungeniert zurück. „Also gut, ich gehe dann. Aber der hier kommt mit!“ Damit zog sie Takeru an seinem pinken Pulloverärmel hinter sich her aus dem Zimmer. Er hatte gerade noch genug Zeit um seine Tasche zu schnappen und mir zum Abschied zu winken, ehe die Fleischklops-Schwester ihn schon aus dem Zimmer gezerrte hatte und die Türe schließlich übertrieben leise schloss.

Es vergingen keine drei Sekunden, ehe Takanori und ich in lautes Gelächter ausbrachen. „Oh man!….Meatloaf….genial!“, presste er zwischen dem Lachen hervor, während ich wild gackernd dem  auf Krankenhausbett umher rollte. „Da tut mir Takeru fast schon leid…..bei der alten Schachtel!!“ Er kriegte sich gar nicht mehr ein und wäre sogar beinahe vom Stuhl gefallen. Das wiederum brachte mich zum Lachen und so hörte man eine geraume Zeit nur unser Gelächter und Gegacker.  Irgendwann konnte ich nicht mehr. Mein Bauch tat weh, meine Wangen taten weh und das Pochen in meinem Kopf hatte wieder eingesetzt, jetzt noch unerträglicher als zu dem Zeitpunkt, als ich aufwachte und auch solche Schmerzen hatte.

„Bi…bitte…Taka….bitte hör auf…..“, stöhnte ich sichtlich erschöpft. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass Lachen so sehr weh tun konnte!

Doch urplötzlich hörte Takanori auf zu lachen, saß stocksteif auf seinem Stuhl und starrte mich an, als hätte ich gerade verkündet, AIDS heilen zu können. „Ehm…ist was?“, fragte ich unsicher, hatte auch aufgehört zu lachen. Er starrte mich weiterhin paralysiert an.

„Warum  guckst du mich so an? Hab ich irgendwas komisches im Gesicht oder so?“ Ich fuhr mir einmal mit der Hand von Stirn zu Kinn aber da war nichts komisches. Warum schaute der mich denn so seltsam an? Wenn doch nichts komisches an mir war. 

Auf einmal löste sich seine Starre. Er senkte seinen Blick und musterte den ziemlich langweiligen Boden.  Irrte ich mich, oder war der tatsächlich gerade rot geworden um die Nase? Was war denn jetzt bitte kaputt? „Könntest du mich bitte mal aufklären?“, fragte ich unhöflicher als eigentlich beabsichtigt. Nur langsam hob er den Kopf, sah an mir vorbei aus dem Fenster. Er lächelte breit und erklärte schlussendlich: „Du hast Taka gesagt.“

„Hä?“, kam’s eher weniger klug von mir. „Was soll ich sonst sagen? So heißt du doch. Oder soll ich dich etwa plötzlich Aoi nennen oder Yuki oder Freddie Mercury?“

Lächelnd schüttelte er den Kopf. „Nein, das meine ich nicht.“

„Und was dann?“

Also ernsthaft, entweder war ich zu dumm für ihn oder er zu klug für mich, aber da schienen wir auf alle Fälle nicht gleich auf zu sein. Oder Takanori hatte einfach Schwierigkeiten sich auszudrücken.  Oder, die dritte Möglichkeit, ich war im Moment nicht gerade der Hellste. Konnte ja mal vorkommen, nach ner Gehirnerschütterung.

Mit der Geschmeidigkeit einer Raumkatze schlich er auf mich zu, blieb direkt vor mir stehen und hob seinen Kopf ein wenig, um mir in die Augen schauen zu können. „Taka…. Das habe ich schon lange nicht mehr von dir gehört“, flüsterte er.

Jetzt wo er es sagte, fiel mir auch auf, dass ich ihn in den letzten Wochen immer Takanori nannte. So wie am Anfang, als wir noch nichts miteinander zu tun hatte (obwohl ich damals eigentlich sowieso kaum seinen Namen genannt hatte). Trotzdem verstand ich nicht, was daran so besonders sein sollte. „Ist doch nur ‘ne Abkürzung. Spielt das wirklich eine Rolle?“  Er zuckte die Schultern, lächelte bedacht. „Ich hab’s irgendwie vermisst, mit dir zu Lachen.

Wieso kannst du das nicht vergessen? Dieser Kuss ist ja fast schon ein Monat her. Bist du wirklich so nachtragend?“

In seinen Augen spiegelte sich Traurigkeit, als er das sagte, worauf mein Herz sich schmerzhaft zusammen zog. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte dir eigentlich noch den Grund erklären, aber wir wurden ja von Takeru…unterbrochen.“

Bei dem Gedanken an Takeru verzog Takanori das Gesicht .

Okay, wenn wir unsere Freundschaft oder Beziehung, oder wie auch immer man das nennen wollte, wieder zusammen flicken konnten, dann musste ich ganz dringend diese Feindseligkeit zwischen den beiden in Ordnung bringen. So konnte und durfte es nicht weiter gehen. Immerhin zählte Takeru zu meinen besten Freunden und Takanori….ja, Takanori war derjenige, in den ich verliebt war. Die mussten mit einander klar kommen, denn mich zwischen ihnen zu entscheiden konnte ich nicht. Egal wie sehr ich Takanori mochte, Takeru deswegen die Freundschaft zu kündigen würde ich nicht über‘s Herz bringen. Und ich hoffte doch stark, dass sie sowas niemals von mir verlangen wollten.

„Und…wieso kannst du das nicht einfach vergessen?“, kam er auf das eigentliche Thema zurück. Können konnte ich eigentlich schon, aber ich wollte nicht. Und der Grund dafür hatte nichts damit zu tun, dass ich irgendwie immer noch sauer wäre oder so. Auch wenn mir der Kuss zwischen ihm und Kai noch immer nicht einleuchtete. Das musste er mir auf jeden Fall noch erläutern! Aber nicht jetzt.

„Takanori,…“ Ich atmete tief durch. Wie sollte ich ihm das am besten vermitteln ohne dass es schnulzig und  sich nach 08/15-Scheiss anhört? Wie ich schon wiederholt gesagt habe, dieses gefühlsduselige Zeug liegt mir nicht sonderlich gut. Zumindest nicht, wenn ich es laut aussprechen muss.

„Hör zu, wenn du mir jetzt sagen willst, dass ich ein guter Freund bin, aber mehr leider nicht möglich ist, kannst du es dir gleich sparen, denn sowas will ich nicht hören. Das hatte ich in der Vergangenheit schon oft genug!“, unterbrach er mein angestrengtes Denken. Schnell schüttelte ich den Kopf. „Nein, nein, das will ich nicht. Ich weiß nur nicht, wie ich anfangen soll…“, gab ich ehrlich zu.

Ein belustigtes Grinsen schlich sich auf seine Lippen und er nickte zufrieden. „Dann ist ja gut. Nur um es nochmal klar zu stellen, einfach nur Freundschaft ist bei mir nicht drin. Entweder etwas Richtiges oder gar nichts. Ich hab schon viel zu lange warten müssen.“

Warten müssen? Auf was hatte er warten müssen? Auf mich? Oder auf Sex? Oh Mann, der Kerl machte mich noch nervöser als ich eh schon war! So konnte man doch nicht klar denken!!

Kennt ihr das, wenn ihr jemanden richtig toll findet -Mädchen oder Typ spielt dabei keine Rolle- euch etwas zurecht legt, was ihr dieser Person sagen wollt, und sobald ihr vor dieser Person steht, habt ihr wieder alles vergessen und könnt nur noch dumm vor euch hin stammeln?

So ging es mir leider ständig, wenn ich Takanori sah. Ich glaube nicht, dass das gesund ist. Vielleicht sollte ich mich mal bei jemandem erkundigen, so konnte das schließlich nicht weiter gehen!

„Kommt da noch was oder willst du mich nur anschauen?“ Langsam wirkte er ziemlich ungeduldig.

„Nein, ich…eh…a-an dem Tag….du weißt schon….also der Tag wo du….und Kai….wo ihr….da…“

Meine Güte, war ich noch zu retten??  Wo waren die ganzen Wörter abgeblieben, die ansonsten durch mein Gehirn strömten?? Für gewöhnlich hatte ich doch auch keine Probleme damit, zu sagen, was ich denke. Warum nur bekam ich es jetzt nicht auf die Reihe??

Takanori stand schon kurz vor einem Lachanfall, so erbärmlich wie ich klang!

„Wie kann man nur so schlecht darin sein, jemandem zu sagen, dass man in ihn verliebt ist? Normalerweise können die Kerle mir nie oft genug sagen, wie verliebt sie in mich sind“, bemerkte er und schüttelte über meine Unfähigkeit den Kopf.

„D-du weißt es doch, warum….. also, warum muss ich es dann noch au..aussprechen?“ Endlich ein sinnvoller Satz! Zwar wieder mit Gestotter, aber wenigstens konnte man es verstehen. Ich war echt stolz auf mich! Takanori eher weniger. Er runzelte die Stirn, so als könnte er nicht glauben, dass ich das ernst meinte. Wieder ein Kopfschütteln gefolgt von einem Seufzen. Er nahm mein Gesicht in beide Hände und kam mir ganz nahe. So nahe, dass ich glaubte, er würde mich küssen. Tat er aber nicht. Stattdessen flüsterte er: „Weil ich es endlich aus deinem Mund hören will! Du sollst mir sagen, dass du verrückt nach mir bist. Ich kann nicht immer darauf bauen, dass du es bist!“  

Bedröppeltes Nicken meinerseits. Wenn das so einfach wäre, würde ich ihm doch schon längst sagen, wie verrückt ich eigentlich nach ihm war! Ich könnte gar nicht mehr aufhören, es ihm zu sagen. Bei meiner letzten Beziehung hatte ich auch keine Probleme gehabt, dem Mädchen zu sagen, dass ich sie mochte. Warum war es bei Takanori so kompliziert?

„Na los, sag schon“, drängte er. „Drei kleine Worte. Es ist so einfach.“  

Ja, für ihn war das vielleicht einfach, er küsste ja auch wildfremde Menschen vor dem Einkaufszentrum. Ihm machte das nichts aus. Mir schon. „Takanori, ich….du… ich brauche meine Zeit. Dieses Gefühlszeug… daran muss ich mich erst gewöhnen. Tut mir leid.“ Beschämt schloss ich meine Augen. So würde das nicht funktionieren. Nicht, wenn er so sehr darauf beharrte.

Sanft streichelte er über meine Wange. Und legte für einen Bruchteil einer Sekunde seine Lippen auf meine. „Du liebst mich und vergibst mir wegen der Sache mit Kai. Außerdem bist du gesund und darfst morgen wieder aus dem Krankenhaus. Mehr ist für den Moment nicht wichtig. Aber ich will, dass du dir das zu Herzen nimmst. Sag mir, was du fühlst, sonst werden wir immer wieder aneinander geraten.“ Ich nickte. „Ja, Mama.“

 Takanori grinste versaut. „Machst du das mit deiner Mama auch?“ Er überbrückte den Abstand zwischen uns und küsste mich ins Bett zurück. Sanft und gleichzeitig fordernd.  Zärtlich, als wäre ich aus Porzellan, und trotzdem so intensiv, dass es mir die Nackenhaare aufstellte.

Er wollte mehr. Wollte endlich weiter gehen, mit mir weiter gehen! Das spürte ich ganz deutlich.

Ich würde ihm geben, was er wollte, schließlich wollte ich es doch auch. Aber nicht heute. Nicht jetzt. Nicht in einem Krankenhauszimmer.

Er hatte Recht. Mir ging es gut, wir waren glücklich, mehr zählte im Moment nicht.

Und trotzdem wusste ich ganz genau, dass dies  noch lange nicht das Ende der Geschichte sein konnte!
 

**************************************************
 

Awww, das ist doch mal ein schöner Endsatz, nicht? *_*
 

Auch hier werde ich heute mal nicht schnattern. Aber ihr dürft mir trotzdem gerne sagen, wie ihr das Ende der Fanfic gefunden habt! 
 

Ich danke euch allen gaaaaaanz dolle für eure super tollen Kommentare, die waren zum Teil echt lustig und süß!!! 
 

Wegen meiner neuen Geschichte werde ich euch allen eine ENS schicken.... und natürlich auch wegen der Fortsetzung hiervon. Ihr hört also ganz sicher noch von mir ;P
 

Man sieht sich in meiner nächsten FF ^_^

Bleibt so korallig wie ihr seid!
 

xoxo TheSuicideCircus



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Von:  Kanae_Neko
2017-02-19T20:48:29+00:00 19.02.2017 21:48
Hallöööchen 😝
Ich bin gerade dabei deine FF nochmal zu lesen 🙊
Ich muss sagen - ich liebe sie nach wie vor und sie is genial, allerdings musste ich in dem Kapitel bei einer Stelle am meisten Lachen, und zwar als Akira meinte "Hört auf mich Aki zu nennen, ich bin doch kein zahmes Haustier".
Grund dafür ist, dass sich in den letzten 3 Jahren meine Lebensumstände komplett verändert haben und ich mittlerweile einen süßen rothaarigen Kater namens Aki habe. (Der Name ist übrigens nicht auf meinem Mist gewachsen, auch wenn man es meinen könnte 😜)
Er ist extrem putzig, tollpatschig, verfressen und stur. Ich finde Aki is der perfekte Name für ihn und er passt zu deinem Aki hier in der Story 😂
Ich weiß zwar nicht in wie weit dich kein Aufsatz hier gerade interessiert aber ich hatte das Bedürfnis mich dir mitzuteilen 😅

Ansonsten: wirklich tolle ff - nach wie vor - und ich hoffe vllt bald wieder etwas von dir zu lesen.
Liebe Grüße
Lex~
Von:  SpacePrince
2013-09-26T21:41:30+00:00 26.09.2013 23:41
schönes Kapi, jap der Schlusssatz ist gut. Hoffe es gibt bald ne Fortsetzung :3

lg Sasu
Von:  Kazu_chan98
2013-09-25T16:14:42+00:00 25.09.2013 18:14
Einfach nur süß diese Geschichte und echt witzig
Von:  MikaChan88
2013-09-18T15:22:06+00:00 18.09.2013 17:22
total super kapi ^-^

cu,
MikaChan
Von:  Daisuke_Andou
2013-09-14T00:47:41+00:00 14.09.2013 02:47
Eh ja... Also der Endsatz ist wirklich hübsch, aber ich bin echt dagegen, dass sich... na ja... die FF so entwickelt hat o.O" Es schien ja so, dass du noch so viel geplant hattest und dann kam die Umplanung und zack - zu Ende. Und das, obwohl eben doch noch so viele Sachen ungeklärt sind.
Also ich hoffe mal, dass das alles dann noch irgendwann zu einem ordentlichen Ende gebracht wird ^^ Ich bin jedenfalls gespannt, was dann die Hauptthematik und das Hauptproblem darstellen soll, wenn es denn eine Fortsetzung gibt ^^
Dann schreib mal fleißig weiter - man liest sich ^^
Antwort von:  CrowKing
14.09.2013 17:50
Ja, tut mir leid, ich wollte das eigentlich auch noch weiter führen, aber im Moment habe ich dafür echt keine zeit.....
Von:  Franzi-chan
2013-09-13T20:07:49+00:00 13.09.2013 22:07
der arme takeru ;P
aber schön das sie das dann doch wenigstens so halb geklärt bekommen haben
yeah ein happy end!
freu mich schon auf die fortsetzung
lg franzi
Von:  -ayu-
2013-09-12T21:24:16+00:00 12.09.2013 23:24
wow die ersten zeilen-- und ich dachte schon das wärs gewesen oO
sehr schön, auch wenn vieles noch unausgesprochen ist.
wenigstens ein happy end :D
bin gespannt wie es weiter geht :>>
lg
Von:  Kanae_Neko
2013-09-11T21:31:40+00:00 11.09.2013 23:31
Oh mann - endlich <3
Ich bin zwar der Meinung Reita hätte mal den Arsch hochkriegen und Ruki sagen sollen was er fühlt - aber für den Anfang nicht schlecht - Rei is halt immer etwas langsam ne~

Oh man Takeru o.O - du bist echt nicht zu toppen... so was sagt man doch nicht >.< das ist unhöflich... hast du keine Erziehung genossen? XD

Naja - mich würd ja auch interessieren was aus dem Pudding geworden ist XD - der war doch noch so halb voll oder? Is der Becher zu Bruch gegangen und hat Rei jetzt nich schokopudding auf seinem Shirt?
Würd mich mal interessieren XD (... wo ich mit den Gedanken bin... xD)

Nun ja - eigentlich wollte ich sagen: Sehr süßes Ende und ich freu mich schon total auf die Fortsetzung - und die neue FF^^

Freu mich auf deine ENS - hoff es dauert nicht allzu lange^^

Liebe Grüße
K a n a e ~
Von:  Hira
2013-09-11T20:09:31+00:00 11.09.2013 22:09
Gott wie ich gelesen hab dass das das letzte Kapi sein sollte dachte ich wirklich ich müsste dir mit der Bratpfanne eins überziehen... (nichts gegen dich! ^^')
als ich dann laß: fortsetzung jubelte ich innerlich ^^
ich liebe dieses Kapi!
Reita ist wirklich etwas zu gutmütig aber so ist er nun mal xD
Kai würde ich nie verzeihen.. (bin sehr nachtragend xD)
ich will dich hier nicht mit meinem gebrabbel aufhalten!
Ich will nur noch sagen dass ich mich schon wahnsinnig auf die Fortsetzung und alles andere was du schreibst freue!
LG Hira
Von:  _kiru_
2013-09-11T19:45:47+00:00 11.09.2013 21:45
moah, hast du mir gerade nen schock verpasst, als ich gelesen habe: letzte kap der ff.
ich so: WHAT??!! und dann les ich: fortsetzung.
hallelulja... wäre ja auch echt schlimm, wenn die schon zuende wäre o.O wobei das ganz und gar nich gut klingt, dass es uns nich gefallen wird... *bratpfanne bereit stell*

so, jetzt erst mal zum kap, wo mir ja schon eine sehr große ehre zu teil wurde:
also ich liebe ja den zickenkriegn zwischen taka und takeru XDDDD

„Es heißt: ‚Das Gras von unten betrachten‘ oder auch ‚Die Radieschen von unten betrachten‘ , aber nicht ‚Die Gänseblümchen‘. Wenn du schon Redewendungen benutzt, dann bitte richtig“, erläuterte er. Außerdem war Akira nicht zwei Tage lang im Koma, wie du so schön formuliert hast. Er war nur drei Stunden bewusstlos, die restliche Zeit hat er geschlafen.“ <--- jaa, taka, immer schon ein auf klugscheißer machen, so ists richtig xD

„Radischen, Gänseblümchen, ist doch egal, was man von unten betrachtet.[...]" <--- iwi erinnert mich das an die eine harry potter patzer folge von coldmirror xDDD "bulgaren, polen, russen, kasastan... is doch alles dasselbe" :DDD zu cool.

Eigentlich ein wirklich interessantes Spektakel! Würden sie sich noch gegenseitig mit Gläsern bewerfen, hätte ich eindeutig das Gefühl, meine Eltern würden hier vor mir stehen. <--- wollen sie sich nich lieber mit bratpfannen vermöbeln? ich hab hier genug XD

„Guckt nicht so blöd, ist doch wahr! Ihr brüllt rum, als wären wir auf einem Fußballfeld![...]" <---- hmm, mir fällt grad ein.. megafone wären bestimmt auch cool *-* erst sich damit anschreien und dann sich damit gegenseitig n paar über die rübe ziehen :D ich krieg bestimmt welche organisiert *muhahaha*

Ich bemitleidete meine Armbeuge jetzt schon! Wie oft würde sie die Vene wohl ‚versehentlich‘ verfehlen? Sechs Mal? Sieben Mal? Konnte man meine Venen am Ende überhaupt noch als Venen identifizieren? <--- och, bestimmt nur um die zehn mal XD armer aki^^

Angewidert verzog Letzterer gerade das Gesicht, da diese Krankenschwester spuckte, als gäb es kein Morgen mehr. Wenn die so weiter machte, könnte sie bald als Rasensprenger arbeiten! <--- da haste ihn! da haste meinen lachflash!! ich weiß echt nich wieso... aber ich lag da einfach XDD ich grinse immer noch bzw. schon wieder.

Wie weise Takanori doch manchmal sein konnte… <--- jaja, wie weise. und wie klugscheißerisch *nach oben deut*

„Was soll ich sonst sagen? So heißt du doch. Oder soll ich dich etwa plötzlich Aoi nennen oder Yuki oder Freddie Mercury?“ <--- wie wärs mit meatloaf? XD wobei... nee, geht bei dem nich... mist... ._.

So nahe, dass ich glaubte, er würde mich küssen. Tat er aber nicht. <---- moooooooooment! haben wir gleich! *taka schubs*

Sanft streichelte er über meine Wange. Und legte für einen Bruchteil einer Sekunde seine Lippen auf meine. <---- boah, ria hats hingekriegt... bin ich awesome! XD gleich noch mal,macht spaß *taka wieder schubs*

Er überbrückte den Abstand zwischen uns und küsste mich ins Bett zurück. <--- und musste wohl auch darauf achten, nich auf dem armen akira zu landen...*unschuldig pfeif*

hach, also iwi war das ende ja süß. ich könnte auch damit leben wenn es schon zu ende wäre... oder...? könnte ich... NEEEEEE!! sofort der fortsetzung her, sofort der fortsetzung her!!*johann könig nachahm* ja, da sagt der auch der handy und nich das handy also auch der fortsetzung XD so viel zum thema deutsche sprache und so, ne :DD das kennste ja bereits...

@ Kanae_Neko: *reknuddel* ja, so lieb bin ich... ausnahmsweise. XD und du hast recht, man könnts glatt mit nem pudel vergleichen... sein kopf sieht aus wie das fell von meinem hund, wenn der nass is.. und das is n pudel XD

sou, ich glaube ich habe diesmal nich ganz so viel galbert wie sonst immer *gomen*... ich schäme mich ja schon, du musst nichts mehr sagen!! *verkriecht sich mit na schachtel kekse inne ecke*
ich bin aber jedenfalls schon sehr, sehr, seeeeeehr gespannt, wie es zwischen unseren chaoten hier weiter geht ^^ und hoffentlich lässt du uns nich allzu lange warten, sonst...*bratpfanne in die höhe halt*... wir verstehen uns ^.<

lg, das Ria :]






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