Der Medic-nin von TilyaDraug ================================================================================ Kapitel 5: Unterweisung ----------------------- Als Doku mit brummendem Schädel auf einer unbequemen Liege erwachte, wusste er zunächst nicht, wo er sich befand. Sein noch wirrer, angestrengter Blick verfing sich unfokussiert an den nackten Wänden des Raumes, der wirkte, als sei er aus grobem Tuffstein herausgeschlagen worden. Er vernahm das Plätschern von Wasser, welches glockenklar in dem höhlenartigen, kühlen Gemäuer wiederhallte. Der Geschmack von geronnenem Blut erfüllte seinen trockenen Mund, und seine Glieder schmerzten nun unausblendbar heftig von den Blessuren, die er sich bei dem Sturz von dem hohen Baum zugezogen hatte… Ach ja… der Sturz… der Sturz aus zwanzig Metern Tiefe, den er diesen beiden seltsamen Gestalten zum Vorwurf machen konnte, die ihn dazu genötigt hatten, … - „Er wacht auf.“ Ein Schemen schob sich in Dokus Blickfeld, und nach einigem Blinzeln erkannte Doku das makellos schöne Antlitz einer jungen Frau. Sie trug einen ihm seltsam vertraut vorkommendes Kleidungsstück; schwarz, mit roten Wolken. Wo hatte er das gleich noch mal gesehen? Kühl blickende, Bernsteinfarbene Augen musterten ihn mit einer solch durchdringenden Intensität, dass ihm das Blut in den Kopf schoss. Unwillkürlich schnellte seine Hand in die Höhe, wobei ein heftiges Stechen seinen linken Oberarm durchzuckte, und seine zittrigen Finger tasteten nach seiner Mütze. Vergeblich. Er fühlte keinen weichen, verhüllenden Baumwollstoff, sondern die störrische Widerborstigkeit seiner dunklen Federn, die anstelle von Haaren in wild aussehender Manier seinen Kopf bedeckten. An seiner Stirn, kurz unter dem Federansatz, schien ein schmaler Verband zu sitzen, unter dem es unangenehm pochte, als er ihn berührte. „Verzeihung. Es war notwendig, dir einen Teil deiner Kleidung zu entfernen, um deine Wunden zu versorgen.“ erklärte die bildschöne Frau sachlich, woraus Dokus erdbeerfarbene Schamesröte abrupt in den blutleeren, fahlen Ton der Panik ausblich. Mit weit aufgerissenen Augen ließ er die linke Hand zu dem Bund seiner Hose schnellen, die rechte Hand suchte nach den Bandagen um seinen Brustkorb. Aufatmend stellte er fest, dass sich beides noch an Ort und Stelle befand, was Konan ein kaum erkennbares Lächeln entlockte. „Wahrscheinlich kannst du selbst am besten beurteilen, was dir fehlt, und dich selbst professioneller verarzten, als ich es vermag. Ich habe bisher nur deine Wunden an Armen und Beinen ausgewaschen, und sie verbunden. Die Bandagen um deinen Oberkörper habe ich vorsichtshalber nicht entfernt. Sie sind noch relativ sauber und sitzen tadellos. Obwohl ich fürchte dass du dir vielleicht mehr als diese eine Rippe geprellt haben könntest.“ Die hübsche Blauhaarige tippte Doku mit einer kühlen Fingerspitze vorsichtig an die unterste Rippe der linken Seite, und der junge Mediziner zuckte zusammen. Konan musterte ihn ruhig mit undeutbarem, nüchternem Blick. „Du hast im Schlaf gelacht.“ fuhr sie fort. „Und wirres Zeug geredet. Kakuzu berichtete, dass du von einem Baum hinunter gestürzt bist. Ich hoffe, dass du keine inneren Verletzungen erlitten hast. Vielleicht kann man eine leichte Gehirnerschütterung nicht ausschließen. Hidan meinte, du hättest dir, womöglich mit Absicht, auf die Zunge gebissen, bevor du zum zweiten Mal bewusstlos wurdest.“ Schon wieder spürte Doku die Hitze in seine Ohren steigen, und versuchte, sich aus seiner liegenden Position aufzurichten. "Was... habe ich denn erzählt?" nuschelte er fahrig. "Nichts als zusammenhanglose Worte." war die einsilbige Antwort. Etwas Staub rieselte von der Decke, und Konan hob den Blick. "Bring ihn zum Leader, Zetsu." "Mit dem größten Vergnügen." Der unheimlichen Stimme, die plötzlich von oben ertönt war, folgte ein Geräusch wie von aufbrechendem Erdboden. Doku sprang alarmiert von der Bahre hoch, und konnte gerade noch erkennen, wie etwas aus der Decke auf ihn zu geschossen kam; etwas, das aussah, wie zwei erdverkrustete, armdicke Wurzeln... Dann packte es ihn, und Doku schrie vor Schmerz und Überraschung auf, als die Wurzel-hände, die so hart schienen wie der Stein, aus denen sie entsprungen waren, seine geschundenen Oberarme umklammerten. Durch einen Schleier aus herabrieselnden Erdbröckchen hörte Doku die Stimme der jungen Frau, diesmal streng und schneidend. "Bitte etwas weniger grob, Zetsu! Der Junge ist verletzt!" Doku starrte mit offenem Mund nach oben, ungeachtet der Tatsache, dass ihm bald Sandkörnchen und Staub zwischen den Zähnen knirschen würden. Über ihm hatte sich ein Gesicht aus dem steinernen Klumpen hervorgehoben. Oder waren es zwei? Die eine Hälfte hatte feine, beinahe schön anmutende Züge. Es war jedoch bleich, wie der Halbmond in einer kalten Winternacht. Ein gelbes Auge blickte mit einer Mischung aus Amüsement und arroganter Gnädigkeit auf ihn hinab. Die andere Hälfte konnte man nicht einmal eindeutig als Gesicht identifizieren. Sie war vollkommen schwarz, man konnte keinerlei Mimik erkennen, wenn man von der grauenhaft verzerrten Mundhälfte absah, welche zu einem gierigen Grinsen verzerrt war. Scharfe Zähne blitzen gefährlich aus der Dunkelheit. Und ein gelbes Raubtierauge funkelte pupillenlos und unmenschlich aus dem rabenschwarzen Antlitz hervor. Das faszinierendste an diesem Wesen jedoch waren die pflanzenartigen Auswüchse, die den Kopf gleich einer Venusfliegenfalle einrahmten. Wenn diese Kreatur Dokus Arme nicht so unbarmherzig fixiert hätte, hätte Doku gerne die Hand nach ihm ausgestreckt, um die riesigen Blätter zu berühren... Das Etwas hatte sich bereits völlig aus der steinernen Decke gelöst, und ließ sich, ohne Dokus Arme dabei aus dem eisernen Griff zu lösen, fallen, um mit einer katzenhaften Geschmeidigkeit auf beiden Füßen zu landen. Nun, da es vor ihm stand, erkannte Doku, dass er um einiges größer war, als er selbst. Und auch er trug diesen Mantel mit den roten Wolken... Er beugte sich zu ihm herab, und sein harlekinhaftes Gesicht kam dem seinen so nahe, dass Doku der unangenehme Geruch verrottenden Fleisches in die Nase stieg, der seinem blutbefleckten Mantel anhaftete. "Du riechst gut, junger Medicus." raunte das Ding, das die hübsche Frau 'Zetsu' genannt hatte, Doku mit einer einschmeichelnden Freundlichkeit zu, und das geifernde Grinsen der schwarzen Hälfte ging nahezu nahtlos in das milde Lächeln der weißen Seite über. Doku schauderte. "Kennenlernen könnt ihr beiden euch später noch zur Genüge." unterbrach Konan den geladenen Augenblick. "Bring ihn zu Pain. Er wird ihn in seine Aufgaben unterweisen." "Jawohl, Konan." Zetsu trat zahm, aber immer noch gefährlich grinsend, von Doku zurück, und löste seinen Griff. Erst jetzt merkte der geschwächte Mediziner, wie unangenehm die Hände des Stein-Pflanzen-Wesens die Durchblutung seiner Arme unterbrochen haben. Doch seine Erleichterung währte nicht lange, denn die Kreatur fasste mit seiner kräftigen Hand grob um Dokus Genick, und riss dabei zwei, drei Nackenfedern aus. "Mitkommen." sprach das Ding nun mit einer knarzigen, unbarmherzigen Stimme, und manövrierte den ächzenden und stolpernden Medicus ohne jedes Einfühlungsvermögen vor sich her. "Du bist also der begabte Medicus aus Yuga." Es war mehr eine skeptische Feststellung, als eine Frage, die der Mann mit dem rotblonden Haar und den vielen Piercings stellte. Doku antwortete daher nicht, zumal er es als hochmütig empfunden hätte, sich selbst als 'begabt' zu bezeichnen. Doch der Druck von Zetsus Klaue um seinen Nacken verfestigte sich, und zwang ihn schließlich doch zu einem zögerlichen Nicken. Pain musterte den Neuankömmling nüchtern. Seine Mimik verriet nichts. "Mir ist zu Ohren gekommen, dass du großen Erfolg mit deinen unkonventionellen Methoden zu verbuchen hattest." sprach er dann. "Nun brauchen wir deine Hilfe." Pain schien nicht einmal zu blinzeln, während er mit Doku sprach. Starr und kalt sah er ihn an, mit seinem eisigen Rinnegan. "Wie man dir vielleicht schon erklärt hat, ist ein Mitglied unserer Organisation erkrankt,- woran, weiß niemand. Wir sind auf deinen medizinischen Sachverstand angewiesen. Finde heraus, an welcher Krankheit dein Patient leidet, und finde dann heraus, wie man sie bekämpfen kann. Vorzugsweise, BEVOR der Uchiha daran stirbt. Andernfalls..." - er machte eine kleine Pause. "-stirbst DU." Doku schauderte, als er plötzlich Zetsus vorfreudig lächelnde Lippen dicht an seinem Ohr spürte, und sein heißer Atem seine kühle Wange streifte. "Du wirst das Hauptquartier nicht verlassen." eröffnete Pain. "Du darfst dich frei im Wohnbereich bewegen, dir steht das Labor von Sasori zur Verfügung, und wenn du etwas brauchst, oder Fragen hast, wende dich an Konan. Zetsu wird dir Geräte und Arbeitsmaterialien beschaffen, sollten dir welche fehlen. Ausgang steht dir nur zu, wenn es der Sache dienlich ist. Und dies ausschließlich in observierender Begleitung. Ich warne dich nur einmal. Wenn du versuchst, zu fliehen, oder dir andere Arten von Dummheiten erlaubst, die der Organisation in irgendeiner Weise schaden, werfe ich dich deinem neuen Freund hier zum Fraße vor. Erfülle deine Aufgabe, und du wirst diesen Ort lebendig verlassen. Ich erwarte keine Wunder. Nimm dir Zeit, wenn du sie brauchst. Nur nicht ZU viel..." Mit diesen Worten wandte er sich um, verschwand im Schatten des unterirdischen Labyrinths, und ließ einen völlig verstörten Doku zurück, dem es eiskalt den Rücken hinunterlief, als ihm bewusst wurde, dass Zetsu bereits unlängst mit gierigem Appetit an seinem Federhaar zu schnuppern schien. Er fuhr herum und blickte in die beiden so unterschiedlichen Gesichtshälften - schwarze, vernichtende Lust gepaart mit weißer, sachlicher Verspieltheit. "Du hast gehört, was der Leader sagte, Doku." sprach die weichere Stimme Zetsus. "Es gilt, keine Zeit zu verschwenden. Folge mir. Ich bringe dich zu deinem Patienten. Vielleicht ist es dein letzter." 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