Der Medic-nin von TilyaDraug ================================================================================ Kapitel 10: Zicke ! ------------------- „Wo bin ich hier eigentlich gelandet?“ wollte Doku wissen, als er Konan über den Flur folgte. Er hatte keinen Schimmer, wie weit man ihn von Yuga fortgeschleppt hatte. Und was waren das für Gestalten, die an einem Ort wie diesem hausten? „Je weniger du weißt, umso besser für dich.“ war Konans knappe Antwort, und Doku begnügte sich für heute damit. Die Blauhaarige deutete auf eine der Türen. „Hier schläfst du.“ Dokus Herz setzte kurz aus. Seine Augen quollen fast aus den Höhlen. War die Lady jetzt etwa auch komplett irre geworden?! „Das ist nicht Ihr Ernst,- das ist doch das Zimmer von der fleischfressenden Pflanze!“ japste er entsetzt. Konan unterdrückte ein Lächeln. „Nein, Doku; Zetsus Zimmer liegt schräg gegenüber. Dieses Zimmer hier ist schon vor einiger Zeit frei geworden. Es gehört dir allein.“ Doku schnaufte erleichtert, riss sich dann eine längere schwarze Feder vom Kopf und stopfte sie in das Schlüsselloch seiner Zimmertür. „Damit ich mich auch ja nicht im Zimmer vertue…“ erklärte er murmelnd, als er Konans amüsiert-irritierte Blicke in seinem Rücken spürte. Sie begleitete ihn noch bis zum Waschraum. „Auf der Ablage zwischen den beiden Waschbecken habe ich ein frisches Handtuch für dich hingelegt. Ich wusste nicht, ob du die Gelegenheit hattest, dir ein eigenes mitzunehmen.“ Sie hielt kurz inne, schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Wenn… es irgendwelche… Probleme geben sollte…“ fuhr sie dann zögerlich fort, und musterte Dokus müdes, lausbubenhaftes Gesicht nachdenklich, und ihre Stimme wurde noch leiser, „…dann wende dich an mich. Ich werde dir dann den Schlüssel für meine separate, kleine Waschzelle geben. Ich weiß, wie es hier manchmal zugehen kann, und wenn es die Situation erfordern sollte, dann kannst du gerne auf dieses Angebot zurückkommen. Pain muss nichts davon erfahren.“ Doku starrte Konan fasziniert an. Jetzt, wo die ganzen Deckenstrahler ausgeschaltet waren, und nur das warme Licht einiger Fackeln die Gänge erleuchtete, wirkte ihre engelsgleiche Erscheinung noch mystischer. „Danke… Mach ich…“ brabbelte er etwas stumpfsinnig hervor, und schluckte beklommen, als Konan ihm ein sanftes Lächeln schenkte, und sich mit einem höflichen Gruß zur Nacht von ihm verabschiedete. Doku schlurfte ins Bad, und nahm mit stummer Missbilligung die unangenehme Tatsache zur Kenntnis, dass man diesen Raum selbst schon einmal NICHT hinter sich abschließen konnte. Die Dusche, die in der hinteren, linken Ecke des Raumes installiert war, war durch einen schmutziggrauen Vorhang abgetrennt. „Ach, du Scheiße!… Apropos Scheiße…?“ An der Ostwand schloss sich noch ein kleiner Verschlag an, in dem sich die Toilette befand. Doku linste vorsichtig in die Kammer, die sich jedoch in einem relativ annehmbaren Zustand befand, wenn man daran dachte, wie viele Männer sie täglich beanspruchen mussten, und er atmete auf, als er den Schlüssel entdeckte, der in der lackierten Holztür steckte. Erleichtert schlurfte er dann zu den Waschbecken hinüber, erschrak kurz vor seinem eigenen – höchst schaurigen - Anblick im Spiegel, und schenkte seinem unansehnlichen selbst dann ein breites Grinsen. „Ist doch halb so wild… das wird schon, Doc…“ sprach er seinem nicht mehr ganz taufrisch wirkenden Abbild Mut zu. Er befreite sich ächzend von seinem verdreckten, und ziemlich zerfetzten Hemd, und ließ es achtlos auf den Boden fallen. Auch die Hose streifte er mit einer ungeduldigen Bewegung von seinen Beinen, die mottenzerfressenen Socken und matschigen Stiefel gleich mit dazu. Dann riss er sich nicht besonders zimperlich die durchgebluteten Pflaster und Verbände von der Haut, mit Ausnahme der strammen Bandagen um seinen Brustkorb. Doku beglückwünschte sich selbst für seine exzellente Heilhaut, und begutachtete nun beinahe zufrieden den dicken Schorf, der sich an zahlreichen Stellen seines malträtierten Körpers gebildet hatte. Manche waren mit hässlichen Hämatomen in allen Regenbogenfarben unterlegt, aber keine der Wunden zeigte die Anzeichen einer Sepsis. Wäre auch mal was Neues gewesen, aber man konnte sich ja nie sicher genug sein. Nun stand er da, barfuß, nur in den etwas zu großen, blaukarierten Boxershorts mit dem peinlichen Dinosaurier-Aufnäher und seiner mittlerweile ziemlich durchgesifften Oberkörper-bandagierung. Er liebäugelte kurz mit der verführerischen Vorstellung, sich auch den letzten verhüllenden Stoffbahnen zu entledigen, und sich eine herrlich erfrischende, eiskalte Dusche zu gönnen, verwarf diesen Gedanken aber schnell wieder. Er stand hier schließlich nicht an einem verlassenen Wald-Wasserfall oder einem einsamen Wildwasserbach… Also ließ er das kalte Nass schließlich aus dem Wasserhahn des kleinen Waschbeckens sprudeln, nahm die Kernseife zur Hand, und versuchte sich in möglichst gründlicher, allumfassender Katzenwäsche. Fast wäre Doku mit seinem linken Fuß auf seinen eigenen Kleidungsstücken ausgerutscht, die auf den glatten, tropfnassen Fliesen lagen, als er sich bei der Aktion fast verrenkte, auch sein rechtes ein zur abschließenden Reinigung mit einer etwas zu kriegerischen Bewegung auf die Armaturen zu positionieren. Zu guter Letzt mabövrierte er umständlich seinen gefiederten Schopf unter den eiskalten Wasserstrahl, und wusch sich prustend und schnaufend Erde, Blut und Laubreste aus den Federn. Als er wieder aufblickte, klebten sie triefnass und schwarz an seinem aschfahlen Gesicht. So richtig schäbig sah er aus, und jetzt, wo er sich den Siff aus dem Gesicht gewaschen hatte, wirkte sein Teint fahl wie der einer Wasserleiche. „Bäh!“ spie Doku seinem unerfreulichen Abbild angewidert entgegen, und zeigte ihm seine gespaltene Zunge. Er blieb schockiert in dieser lächerlichen Grimasse stecken, als ihm plötzlich die Gestalt HINTER seinem Spiegelbild auffiel, die sich lässig an den Türrahmen gelehnt hatte, und die Arme vor der schmalen Brust verschränkt, dem Schauspiel beigewohnt hatte. Das eine saphirblaue Auge, welches nicht hinter langen, blonden Haarsträhnen versteckt war, blitzte ihm provokativ entgegen. Doku wirbelte, tropfnass, und halbnackt, wie er war, herum, und glotzte die Erscheinung mit offenem Mund an, wobei ihm erst gar nicht bewusst war, wie trottelig er dabei aussah. Sie musste etwa in seinem Alter sein, war fast ebenso klein und zierlich wie er selbst, und sie trug diesen obligatorischen schwarzen Mantel mit den roten Wolken. Das glatte Haar war zu einem etwas exzentrischen Zopf hochgebunden, und ein neugierig lauerndes, etwas arrogant wirkendes Lächeln umspielte die fein geschwungenen Lippen. Der taxierende, leicht laszive Blick aus einem kajal-umrandeten Auge brachte Doku in Verlegenheit. ‚Hier unten scheinen nur extrem abnorme Gestalten, -wie Zetsus, Haifischvisagen und Vogelscheuchen -, oder extrem attraktive Geschosse, -Konan, Itachi, Sensenheini und dieses hübsche Blondie- herumzugeistern. ‘ ging es ihm durch den Kopf. Das karrotten-rote Nadelkissen mit den komischen Kreiselaugen stufte er mal großzügig als Zwischending von beiden Kategorien ein… Man musste aber wirklich zugeben, dass vor allem die Frauen, die er sich da für seinen Verein rekrutiert hatte, einfach nur verdammt heiß waren! Doku zählte sich selbst in aller Bescheidenheit zu den abnormen Gestalten, aber fand dennoch den Mut zur Höflichkeit, sich dem Mädchen vorzustellen. „Hi…“ begann er drucksend, und grinste linkisch, wobei er sich die nassen Federn aus dem Gesicht strich. „Entschuldige, dass ich dir in diesem Aufzug begegnen muss…“ fügte er hinzu, als die Blicke der Blondine amüsiert seine schmächtige Gestalt bis hinab zu seinen Dino-Boxershorts glitten. „Ich bin Doku; man hat mich aus Yuga kommen lassen, um Herrn Uchiha zu behandeln. Tja… sieht so aus, als würde ich für einige Zeit bei euch bleiben. Und… und du bist…?“ „Deidara, un.“ antwortete „die Blondine“ mit süffisantem Lächeln und schockierend maskuliner Stimme, und Doku entfuhr vor Überraschung ein unartikulierter, krächzender Laut. „Hääargh?!“ Deidara -, un- zog kokett eine Augenbraue in die Höhe, bewegte sich –wackelte der Typ dabei mit den Hüften?- betont lässig zum benachbarten Waschbecken, und löste seinen Zopf. „Wegen dem Uchiha bist du also hier, hört, hört, un…“ Dann kämmte er sich in aller Seelenruhe sein güldnes Haar, und würdigte Doku, der ihn immer noch aus geweiteten Katzenaugen anstierte, keines weiteren Blickes. Irgendwann schaffte es der Mediziner schließlich, seine temporäre Schockstarre zu überwinden, und sich wieder seiner provisorischen Körperhygiene zu widmen. Geräuschvoll perlten die Wassertropfen ins Waschbecken, als er seine klatschnassen Federn über ihm auswrang. Deidara registrierte aus den Augenwinkeln ein, zwei blauschimmernde Federn, die sich der komische, etwas verklemmt wirkende Typ dabei ausriss. „Unser selbsternannter Hausmeister Kakuzu dreht durch, wenn du den Abfluss mit den Dingern verstopfst, un…“ säuselte der Blonde herablassend, und Doku, immer noch arg irritiert von seiner männlichen Stimme fischte sofort brav seine Federn aus dem Gulli und schnipste sie zu den benutzten Pflastern auf die Armaturen. Deidara schielte ihn pikiert von der Seite her an, erfasste das Waschbecken, das vor Dreck und geronnenem Blut starrte, und zuckte angewidert zusammen, als sich Doku plötzlich wie ein nasser Hund schüttelte, und die von Konan frisch geputzten Spiegel, sowie ihn selbst mit einem eiskalten Nieselschauer beregnete. Mit gerümpfter Nase wischte sich Deidara mit einem Mantelärmel über das hübsche Gesicht, und hängte das schwere Kleidungsstück dann gleich an einem Garderobenhaken auf. Sein Körperbau war gar nicht so fragil, wie Doku angenommen hatte. Auf jeden Fall war der Typ durchtrainierter als er selbst, was aber auch kein Kunststück war. Doku war allenfalls ein wenig drahtig, weil er viel zu viel in der Weltgeschichte herumturnte, sich dabei von nichts als von Grünzeug ernährte, und nur einmal die Woche einen rohen Fisch zum Frühstück verschlang. „Wir haben auch eine Dusche, un…“ bemerkte der Blonde nun langgezogen, und sah ihn vielsagend aus seinem schönen, blauen Auge an. Anscheinend hatte er einen charmanten Sprachfehler. Oder einen Tick? „Ich empfehle dir, sie auch zu benutzen, un. Die Bandagen solltest du auch mal wieder wechseln, un. Mit Verlaub,- die Schweißflecken unter deinen Armen sind nicht nur deutlich zu sehen, sondern auch zu riechen, un…“ Doku konnte im Spiegel die faszinierend rasche Wandlung seiner Gesichtsfarbe von leichenblass zu tomatenrot nachvollziehen. „Verzeihung, aber ich hatte heute einen harten Tag…“ knurrte er leicht gereizt. „Da bist du nicht der einzige, un.“ schnarrte Deidara, den es jetzt erst von einer wochenlangen Mission mit Sasori zurück ins Hauptquartier der Akatsuki verschlagen hatte, und wusch sich fast übertrieben gründlich die Hände. Doku linste missgelaunt zu dem jungen Mann hinüber, sparte sich aber einen weiteren Kommentar. Ziemlich zickig war dieser Typ… Jetzt schenkte er ihm plötzlich ein unwiderstehliches, fast versöhnliches Lächeln. Doku fühlte sich davon überrumpelt, konnte nicht beurteilen, ob es ernst gemeint war oder nicht, und griff nach dem Handtuch auf der Ablage, um sich die Federn abzutrocknen. „Ausweich-Handlung“ nannte man dieses Phänomen beispielsweise bei einigen Papageienarten, die ihre Verlegenheit oder unangenehme Situationen mit Gefiederpflege überspielten… Als Doku wieder aufblickte, hatte eine weitere Gestalt das Bad betreten. Der rothaarige Typ schien nicht überrascht von Dokus Anwesenheit, sondern murmelte nur leise etwas, was klang wie „…besetzt?“ „Bin schon so gut wie fertig!“ beeilte sich Doku zu sagen. „Guten Abend, mein Name ist übrigens Doku, ich bin der Mediziner aus Yuga.“ Er schämte sich, sich in diesem Aufzug einem solch seriös und ernsthaft wirkenden Menschen wie diesem hier vorstellen zu müssen. Er hielt ihm dennoch nach einer respektvollen Verbeugung die Hand hin, aber der Rotschopf ignorierte seine Geste einfach und starrte ihm schweigend mit müden, emotionslosen Augen ins Angesicht. „Er ist wegen dem Uchiha hier, Sasori, un.“ erklärte Deidara seinem Partner in leierndem Tonfall. „Sie sind Sasori?! Der Sasori?“ Doku trat einen Schritt auf den Giftmischer zu, und riss begeistert seine Raubtieraugen auf, wodurch sie unnatürlich groß wirkten. „Ihr Labor ist fantastisch! Gut, ich hatte nicht die Ruhe, mich genau umzusehen, aber die Gerätschaften sind erste Klasse! Sehr gepflegt, bestens sortiert, und auf dem neuesten Stand, wie es den Anschein hatte. Nur im Reagenzienschrank habe ich einige Substanzen auf den ersten Blick vermisst… Darf ich fragen, welche Indikatoren für die Bluttests bereitstehen?“ „Keine.“ dämpfte Sasori mit einem einzigen Wort Dokus Euphorie. „In diesem Labor wurde unter Orochimarus Leitung bereits an allem Möglichen gearbeitet, aber noch niemals an der Erforschung von Krankheiten oder der Herstellung von Arzneistoffen. In den letzten Wochen war die Produktion von Humangiften das einzige, was in diesen Räumlichkeiten stattgefunden hat.“ Doku nickte nachdenklich. Das war ja schon mal was. Jede Arznei war im Grunde ein Gift, es kam bloß auf die Dosis an. Er selbst konnte ein Liedchen davon singen… „Darf ich mich trotzdem an Sie wenden, wenn es um fehlenden Laborbedarf oder Fragen zu den Instrumenten geht…?“ Sasori wandte sich unwillig ab. Offenbar wollte er möglichst wenig mit der Angelegenheit zu tun haben. „Zetsu wird sich um alles kümmern.“ raunte er abwehrend, und beraubte Doku damit jeder Hoffnung seinen Ansprechpartner in Sachen Laboratorium auswechseln zu können. Doch Deidara kam dem Federhaarigen unerwartet zu Hilfe. „Überleg dir die Sache noch mal, Sasori, un… Noch ist das Labor funktionsfähig, un…“ Er tippte seinem Partner neckisch auf die Schulter, rollte mit den Augen, und heftete seinen stechenden Blick dann demonstrativ auf das verdreckte Waschbecken, wobei er mit den Lippen das Wort „Schlaaaaaam-pe…“ formulierte. Eine kurze Regung zeigte sich in Sasoris Gesicht, indem sich seine kleinen Nasenlöcher für einen Sekundenbruchteil weiteten. Aber er verstand den Wink mit dem Zaunpfahl. „Ich werde einen Blick auf deine Arbeit haben.“ räumte er schließlich ein, und Doku wusste, dass er diese Nacht vielleicht doch besser schlafen können würde, als erwartet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)