Alone Against The Omniverse - Episode I von TheGreenArrow (Magic Doctor Part 1 - Deatheater Victorious) ================================================================================ Prolog: Neue Freunde -------------------- 5. Mai 1998 – 15:20 Schwarzer Rauch hing wie ein Mahnmal über den Trümmern von Hogwarts. Das einst so prachtvolle Schloss war mittlerweile nur noch ein Schatten seiner selbst. Große Teile waren eingestürzt und das, was noch stand, war schwer mitgenommen. Überall waren Einschlagslöcher, Explosionsschäden und andere Zerstörungen zu sehen. Auf der Brücke, über die Voldemort geschritten war, als er zum finalen Schlag gegen das Schloss und dessen Beschützer ausgeholt hatte, standen drei Gestalten und begutachteten die Überreste ihrer ehemaligen Schule. Harry Potter, ein Jugendlicher mit zotteligen Haaren, einer Brille und der wohl bekanntesten Narbe in der ganzen Zauberer-Welt. Der Junge, der lebte und Voldemort zwei Mal zu Fall gebracht hatte. Neben ihm Ron Weasley, sein rothaariger Freund, der ihm von Anfang an beigestanden hatte und auch in der finalen Schlacht nicht von dessen Seite gewichen war. Und zu guter Letzt Hermine Granger mit ihrer langen braunen Lockenmähne, die ihre beiden Freunde stets unterstützt hatte, egal, was sie auch geplant hatten. Diese drei standen nun auf der Brücke und erinnerten sich an die vergangen Jahre und Tage. Harry war sich sicher, dass die Schäden schon bald behoben sein würden. Die Trauer und der Schmerz über verlorene Freunde und Familienmitglieder hingegen würden noch lange in den Herzen der Überlebenden weilen. Er selbst hatte am meisten mit den Toden von Albus Dumbledore und Severus Snape zu kämpfen. Ron war froh, alles überstanden zu haben, und doch trauerte er noch zutiefst um seinen Bruder Fred, der den Kampf um Hogwarts nicht überlebt hatte. Auch wenn er es sich nicht vorstellen konnte, so meinte er jedoch, zumindest ahnen zu können, wie sich George, Freds Zwillingsbruder, fühlen musste. Hermine dachte erneut an ihre Eltern und wie sie sie vor den dunklen Mächten Voldemorts beschützt hatte. Mit Hilfe ihrer Zauberkräfte hatte sie ihnen falsche Erinnerungen implantiert, so dass sie nicht einmal mehr wussten, dass sie jemals eine Tochter gehabt hatten. Allerdings hatte sie sich geschworen, sie zu finden und ihre Erinnerungen wiederherzustellen, sobald der Krieg gewonnen war. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass es endlich vorbei ist!“, sprach Ron und brach damit die Stille, die die drei umgab. „Der Krieg mag vorüber sein“, antwortete Hermine, „doch die eigentliche Arbeit beginnt erst noch. Und damit meine ich nicht einmal den Wiederaufbau von Hogwarts. Es gibt noch genügend Todesser, die frei herumlaufen. Doch ich bin mir sicher, dass das Ministerium sie einen nach dem anderen in die Finger bekommen und einsperren wird!“ „Und du wirst ihnen dabei natürlich helfen!“, sagte Ron und lachte lauthals. Als er jedoch ihre eiserne Miene sah, stoppte er und fragte bloß: „Nicht wirklich, oder?“ „Warum denn nicht?“ „Ich denke“, warf Harry schließlich ein, „dass wir uns, bevor wir irgendwelche Pläne schmieden, erst einmal ausruhen sollten. Man gewinnt schließlich nicht jeden Tag einen Krieg gegen einen der mächtigsten Zauberer der Welt.“ „Ein wahres Wort!“, bestätigte Ron und die drei machten sich auf den Weg zurück zum Schloss. Während sie über die Brücke gingen, gab es plötzlich eine Explosion am Himmel, die in einem hellen Blau leuchtete und von Blitzen umgeben war, die ein lautes Zischen und Knistern von sich gaben. So schnell wie sie erschienen war, verschwand sie auch wieder und ließ keinen Hinweis darauf zurück, dass es sie jemals gegeben hatte. „Habt ihr das gesehen?“, schrie Ron aufgeregt in die Runde. „Wir sind nicht blind!“, gab Hermine zurück. „Aber woher kam das? Da war doch nichts, was es hätte hervorrufen können und von einem derartigen Zauber habe ich noch nie gelesen, geschweige denn ihn gesehen.“ „Das kann doch nicht wahr sein!“ „Harry? Was hast…“ Doch bevor Hermine die Frage beenden konnte, gab es eine zweite Explosion, die die drei zusammenzucken lies. „Der Umschlag!“, rief Harry lautstark, um gegen das Knistern der blauen Anomalie anzukommen. „Was für ein Umschlag?“, fragte Hermine sichtlich verwirrt. „Vor ein paar Jahren erhielt ich einen mysteriösen Umschlag, von dem niemand wusste, wer ihn versandt hatte. Einzig bekannt war, dass er aus der Jugendzeit meines Vaters stammte. In ihm waren 3 Dinge: Ein Brief, eine Notiz und eine Zeichnung.“ Harry kramte kurz in seiner Tasche und reichte Hermine schließlich einen vergilbten Brief, den sie laut vorlas. „Lieber Harry, wenn du diesen Brief liest, weißt du noch nicht, wer ich bin. Allerdings werden wir uns schon bald treffen und auf ein Abenteuer gehen, dass du dir jetzt sicher noch nicht einmal vorstellen kannst. Wobei, wenn ich bedenke, was du bereits alles erlebt hast… Wie auch immer. Das Wichtige ist, es gab eine Veränderung in deiner Vergangenheit, oder vielmehr es wird sie noch geben, sobald ich hier auftauche. Aus deiner Sicht natürlich, aus meiner bin ich schon längst hier… Zeitreisen, du wirst noch dahinter kommen, sobald wir in der TARDIS sind. Wichtig ist nur folgendes: Irgendwann in deiner nahen Zukunft – den genauen Zeitpunkt kann ich die leider nicht verraten, da dein Wissen darüber den Ablauf der Ereignisse beeinflussen könnte – wird es Explosionen über Hogwarts geben. Diese werden blau leuchten und von Blitzen umrandet sein. Außerdem wird es so erscheinen, als kämen sie aus dem Nichts und lösten sich wieder in Luft auf. Kurz darauf solltest du neben den Schlossruinen eine blaue Polizeibox (siehe Zeichnung) erkennen können. Triff mich dort und gib mir die Notiz, die ich beigelegt habe. Um was es genau geht, habe ich dir bereits erklärt. Nein, halt. Das werde ich dir noch erklären, sobald du mich das erste Mal triffst. Das Ganze ist zu kompliziert, um es hier aufzuschreiben. Vertrau mir einfach, so wie ich dir damals vertraut habe… dir dann vertrauen werde… Ich glaube, du verstehst, was ich meine. Der Doctor“ „Wow!“, sagte Ron, während Harry die Bleistift-Zeichnung herumreichte, die eine Polizeibox als Motiv hatte. „Und was ist mit der Notiz?“, fragte Hermine. „Hier.“, sagte Harry und gab ihr einen kleinen Zettel. „Vielleicht wirst du daraus ja schlau.“ Eine weitere Explosion tönte über ihnen, während Hermine die Notiz betrachtete. „Chroniton-Welle, 5 Minuten, Modulation 236-5α1-743-753-Ω38, Geronimo“ „Aha!“, platzte es aus Hermine heraus. „Sag bloß, du verstehst, was da steht?“, fragte Harry und schaute sie verdutzt an. „Nein, keinen Schimmer, was das bedeuten soll. Aber schau mal dort!“ Sie zeigte in Richtung Hogwarts und die drei Freunde staunten nicht schlecht, bei dem, was sie sahen. Wie aus dem Nichts erschien und verschwand Etwas, das der Zeichnung stark ähnelte, wobei es laute Geräusche von sich gab. Dieser Vorgang wiederholte sich noch einige weitere Male, doch bei jedem weiteren Erscheinen verschwand die Box nicht mehr komplett, sondern blieb ein wenig mehr vor Hogwarts stehen, bis sie schließlich vollständig materialisiert war. „Und da soll dieser Doctor drin sein?“, fragte Ron skeptisch. „Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.“, sprach Harry und ging voran. Ron und Hermine folgten ihm, und beobachteten gespannt, wie er an die Tür der Box klopfte. Doch es geschah nichts. Harry klopfte noch einmal. „Hallo? Doctor?“ Plötzlich öffnete sich die Tür und jemand streckte ein Gesicht heraus. Es hatte eine längliche Form, auf dem das volle Haar zu einem Seitenscheitel gekämmt war, und ein markantes Kinn, unter dem sich eine Fliege befand. „Ah, hallo, ja… hallo. Ähhm, gerade ist ganz schlecht!“ Die Tür wurde wieder geschlossen und Harry schaute seine beiden Freunde fragend an. Als er sich umdrehte, blickte er erneut in das ihm fremde Gesicht. „Eine Frage, woher genau kennst du meinen Namen?“ Harry reichte ihm den Umschlag und dessen Inhalte und der Doctor betrachtete sie einen Moment lang. „Ah, meine Handschrift… Mhh, das ist schlecht, das ist sehr sehr schlecht. Ihr solltet besser reinkommen.“ „Da rein?“, fragte Ron und drängelte sich an Harry vorbei. „Ist das nicht ein wenig eng? Und was genau bringt es uns, wenn wir da drin sind?“ „Ich kann dir versichern“, antwortete der Doctor, „du wirst keinerlei Platzprobleme haben. Und wenn du wüsstest, was eine Chroniton-Welle ist, dann ständest du bereits hinter mir.“ „Dann erklär‘ es mir!“, zischte Ron. „Das werde ich, keine Sorge, aber wenn ich meine Nachricht richtig verstehe, haben wir nur noch genau…“ Der Doctor schaut auf seine Uhr. „…3 Minuten!“ Ein wenig undramatisch, dachte er, packte Ron und zog ihn durch die Tür. Hermine ging hinterher, dicht gefolgt von Harry. Während der Doctor die Tür schloss, sagte er: „Wo bleiben bloß meine Manieren? Wie heißt du eigentlich?“ „Harry, Harry Potter.“ Kapitel 1: Ungewohnte Gegenwart ------------------------------- 5. Mai 1998 – 15:23 Die TARDIS erbebte und eine Vielzahl von Lichtern und Audiosignalen überfluteten geradezu den Kontrollraum. Aus der Konsole und einigen der Wandplatten dampfte es unaufhörlich und der Doctor und seine drei Gäste hielten sich mit aller Kraft am Geländer fest. Während die Jugendlichen allerdings etwas schockiert umherblickten, schien der Doctor ungeahnten Spaß zu haben. Er war schon immer ein Abenteurer gewesen, und wenn er Eines nicht leiden konnte, es als geradezu langweilig empfand, dann war es ein ruhiger Flug, oder in diesem Fall, ein unspektakulärer Einschlag einer Chroniton-Welle, weshalb er sich ungemein über die wilde Wackelei in seinem Schiff freute. Nach etwa einer halben Minute wurde es plötzlich ganz ruhig im Kontrollraum und Harry und seine Freunde schauten sich beruhigt an. Der Doctor legte einige Schalter um, als der rothaarige Junge in Richtung der Tür lief. „Halt!“, rief der Doctor und aktivierte seinen Sonic Screwdriver, der dabei grünlich leuchtete und seine typischen modulierenden Geräusche von sich gab, woraufhin sich die Tür verriegelte. „Wenn du jetzt da raus gehst, bist du nicht mehr geschützt. Du wirst, genau wie alles andere, von der veränderten Zeitlinie erfasst und angepasst werden. Im Moment müssen wir hier bleiben, denn nur innerhalb der TARDIS sind wir vor den Veränderungen sicher.“ Der Junge nickte und ging zu seinen Freunden. Harry trat nun vor und musterte den Doctor ausgiebig, der dies zunächst gar nicht wahrnahm, so vertieft war er in seine Arbeit an der Konsole. Als er ihn endlich bemerkte, unterbrach er, was er gerade tat, und ging zu ihm. „Du siehst aus, als hättest du Fragen.“ „Die habe ich in der Tat. Was zum Teufel ist hier eigentlich gerade passiert? Wie konntest Du mich vor etwas warnen, was Du noch nicht einmal selbst erlebt hattest? Bist du ein Hellseher? Und was ist das hier überhaupt für eine komische Box?“ „Das ist die TARDIS. Time and relative dimension in space. Mein Raumschiff. Und meine Zeitmaschine, was dann wohl auch deine zweite Frage beantworten dürfte. Ich habe den Brief an dich noch gar nicht geschrieben, aus meiner Sicht der Zeit, sondern werde es erst noch tun. Und das sollte ich auch, sobald ich weiß, was hier genau passiert ist, um dann den Ablauf der Geschehnisse nicht zu verändern, was fatale Folgen haben würde. Und wie du dir jetzt sicher auch denken kannst, weiß ich selbst noch nicht genau, was hier vorgefallen ist, aber mein Scanner müsste uns ein paar Antworten liefern können, sobald ich ihn repariert habe. Vielleicht sollten wir uns eine kleine Verschnaufpause gönnen und die Zeit dazu nutzen, uns ein wenig vorzustellen? Du sagtest, dein Name sei Harry Potter? Irgendwie kommt der mir bekannt vor, aber ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, warum. Irgendwann wird’s mir schon noch dämmern. Und deine Freunde?“ „Das ist Ron Weasley.“, sagte Harry und zeigte dabei auf den rothaarigen Jungen. „Und ich…“, begann das Mädchen. „Hermine Granger!“, unterbrach sie der Doctor. „Du bist Hermine Granger, nicht wahr?“ Die drei schauten ihn verwundert an und Hermine nickte. „Woher weißt du das auf einmal?“ Der Doctor schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Wie dumm von ihm. Jeder kannte Harry Potter, er war ein Star. Sogar in der Zukunft war er noch bekannt, auch weit entfernt von der Erde. Er war zu einer Art Legende geworden. Aber allem voran, und das war es, was den Doctor so langsam an seinem Geisteszustand zweifeln ließ, war Harry Potter, der Junge mit der Narbe und der Brille, der hier so friedlich in seiner TARDIS stand, eine Romanfigur. Die Erfindung einer Erdenfrau aus den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts. Wie in aller Welt konnte er ihm nun gegenüber stehen? „Das ist eine lange Geschichte“, begann der Doctor, „aber mir scheint, wir haben einiges an Zeit.“ 5. Mai 1998 – 15:20 Der Doctor lief zu seiner Konsole und begann damit, die Scanner und die temporalen Schilde hochzufahren, kannte er das Phänomen der Chroniton-Welle doch sehr gut, auch wenn es recht selten auftrat. Im Prinzip bedeutete es, dass irgendetwas so Grundlegenes in der Vergangenheit verändert wurde, dass sich die Zeit nicht einfach an die neue Realität anpassen konnte, sondern mit Hilfe der Welle jenes Neuschreiben der Geschichte geradezu erzwingen musste. Irgendetwas war hier geschehen, wo auch immer hier war, denn nach dem Schottland, das der Doctor kannte, sah es nicht aus. Und das nicht nur auf Grund eines riesigen Schlosses, das es so eigentlich nicht geben dürfte. Ihm schien, als würde irgendetwas Essentielles nicht stimmen, so, als lägen 2 Bilder aufeinander, nur das eine etwas verdreht. Er konnte es sich nicht genau erklären, erhoffte sich aber Aufschluss darüber, sobald er die Scanner wieder funktionsfähig gemacht hatte. Und was hatte es mit dieser Nachricht auf sich? Er hatte dem Jungen einen Brief zukommen lassen, damit er ihn vor den Ereignissen warnen konnte, die ihn überhaupt erst dazu bringen würden, selbigen zu schreiben. Das alles erinnerte ihn stark an seine Flucht aus der Pandorica, die ihm noch heute Kopfzerbrechen bereitete. Er mochte Zeitschleifen einfach nicht, auch wenn sie hin und wieder nützlich sein konnten. Der Doctor bemerkte, wie sich die drei Jugendlichen umsahen und das Innere seines Schiffes begutachteten. In einem riesigen Raum mit kuppelförmigem Dach befand sich in der Mitte, auf einem erhöhten Podest, eine große sechseckige Konsole, die vollends bestückt war mit allen möglichen Kontrollelementen, von denen einige wahrlich fehl am Platze wirkten. Im Hintergrund waren einige Treppen zu sehen, die in andere Räumlichkeiten führten. Es war schwer abzuschätzen, wie groß der Innenraum der Box nun tatsächlich war, aber Harry und seine Freunde machten sich darüber momentan keine Gedanken. Zur Verwunderung des Doctors, schien es die drei nicht zu stören, dass sein Schiff innen größer als außen war. „Wie? Kein Kommentar zur Geräumigkeit?“, fragte er teils herausfordernd, teils unsicher, waren seine anderen Gäste doch sonst immer überwältigt über dieses nicht ganz einfach zu erklärende Phänomen gewesen, das oftmals einfach nur als Timelord-Wissenschaft bezeichnet wurde. Das Mädchen, das sich bisher wissbegierig alles angeschaut hatte, warf ihm wortlos ihre Tasche zu, und setzte ihre Beobachtungen fort. Als der Doctor hineinschaute, wurde ihm klar, warum seine Besucher so unbeeindruckt von der Größe seines Schiffes waren. Die Tasche schien nach unten hin kein Ende zu nehmen und er konnte alle möglichen Gegenstände darin erblicken, Bücher und Flaschen schienen ihm dabei noch die normalsten Dinge zu sein. Für einen Moment glaubte er sogar, ein Tier darin entdeckt zu haben, verwarf den Gedanken dann aber wieder. „Verstehe.“, sagte er schließlich. „Du sagtest, du würdest uns alles erklären, sobald wir hier drin sind.“, warf Ron daraufhin ein. „Natürlich!“, sagte der Doctor und erklärte ihnen das Prinzip einer Chroniton-Welle. „Und hier sind wir sicher?“, fragte Harry, und als hätte er es geplant gehabt, fing plötzlich ein Alarm an zu piepen, der den Doctor blitzschnell um die Konsole rennen ließ. „Alles unter Kontrolle!“, rief er, während er Rädchen drehte, auf seine Schreibmaschine einhämmerte und mehrere Knöpfe drückte und umlegte. Wie konnte er nur den Schild vergessen haben? Natürlich brachte ihnen die TARDIS nichts, so lange ihre temporalen Schilde nicht aktiviert waren. Der Alarm konnte nur eines bedeuten: Die Sensoren seines Schiffes hatten die Chroniton-Welle entdeckt und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie einschlug. Mittlerweile beobachteten alle 3 den Doctor, wie er scheinbar wahllos seine Konsole malträtierte. Wer war dieser Mann und wie konnte so jemand ihnen helfen? Und auch wenn sich für Harry nicht wirklich erschloss, was der Doctor dort machte, so hatte er doch das Gefühl, als wüsste der Mann, was er tat; und das beruhigte ihn zumindest ein wenig. Der Doctor holte einen Hammer unter der Konsole hervor und schlug mit ihm auf eine Platte, was von einem hellen Ringen und einem Dimmen der Lichter begleitet wurde. „So, das war’s. Die Schilde sind oben, wir sind sicher.“, sprach der Doctor und lächelte seine Gäste an, deren Gesichter ebenfalls etwas entspannter wirkten, als sie plötzlich alle durch den Raum geschleudert wurden, weil sie die Chroniton-Welle getroffen hatte. 5. Mai 1998 – 15:28 „Es ergibt überhaupt keinen Sinn, dass ihr hier seid.“, begann der Doctor. „Ihr seid nicht real, ihr solltet nicht real sein, meine ich.“ „Bitte was?“, warf Hermine ein. Sie war nicht sicher, was sie da gerade gehört hatte. Wie konnte dieser Mann behaupten, sie seien nicht real? „Natürlich sind wir real!“ „Ich vermute, ich bin in einer Holosimulation gelandet, die eure Geschichte nacherzählt.“ Der Doctor schlug mehrfach gegen seinen Scanner, doch dieser beharrte darauf, durchgebrannt zu sein. „Wenn dieses verdammte Ding hier mal arbeiten würde, hätte ich auch eine Idee, was hier vor sich geht. Mir scheint, die Notfall-Zeit-Verschiebung hat mehr Energie verbraucht, als ich vermutet hatte. Jedenfalls ist die Situation die folgende: Da wo ich herkomme, seid ihr Figuren in einer Romanreihe von einer Frau namens Rowling. Sie hat eure Geschichten erfunden und niedergeschrieben und wurde dadurch weltberühmt. Ich hoffe, ihr versteht nun, warum ich eure Realität in Frage stelle.“ „Aber…“ Hermine konnte keinen klaren Gedanken fassen, die neuen Informationen hatten sie voll-kommen unvorbereitet erwischt. Konnte die Geschichte stimmen? War es möglich, dass sie alle keine echten Menschen waren, sondern nur Teil eines ausgeklügelten Programms, basierend auf einer Erzählung? Sie konnte und wollte das nicht glauben und versuchte erneut, ihre Gedanken zu ordnen. „Aber ich erinnere mich so detailliert an alles, was ich bisher erlebt habe. So viele Kleinigkeiten, das kann man sich doch nicht alles ausdenken, das ist doch nicht möglich… oder ist es?“ „Hermine!“ Jetzt hatte sich auch Ron zu Wort gemeldet. „Was redest du denn da? Natürlich sind wir real! Holosimulation, sowas gibt es doch gar nicht!“ „Zeitmaschine.“, unterbrach ihn Harry. Ron schaute ihn verwundert an, konnte er doch Harrys Gedankengang nicht ganz folgen. „Wenn alles wirklich so ist, wie der Doctor berichtet, und das hier tatsächlich eine Zeitmaschine ist, in der wir uns befinden, dann ist es doch durchaus möglich, dass wir uns gar nicht im Jahre 1998 befinden. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob wir überhaupt noch auf der Erde sein müssten. Und wer weiß, was für Technologien sie in der Zukunft haben.“ „Aber sollte man von einem Zeitmaschinen-Raumschiff, das innen größer als außen ist, nicht erwarten können, dass es eine Simulation von der Realität unterscheiden kann?“ „Natürlich, Hermine.“, bestätigte der Doctor. „Allerdings ist die Schiffsenergie auf einem kritischen Niveau, was alle Systeme beeinträchtigt, ganz zu schweigen davon, dass meine Scanner scheinbar durchgebrannt sind. Die wissen aktuell überhaupt nicht, was los ist. Aber ich denke, dass ich das beheben kann.“ „Aber was ist mit dem Brief?“, hakte Hermine weiter nach. „Wenn das hier wirklich eine Simulation ist, wie konntest du dann Harry einen Brief in der Vergangenheit zukommen lassen? Oder nein, besser formuliert: Warum solltest du das tun? Ich meine, was für einen Sinn ergäbe es, wenn wir wirklich nicht real wären? Warum also die Vergangenheit eines Programmes geraderücken, wenn man es doch einfach neu starten kann? Und diese Welle, warum sollte sie in einem Programm auftreten, dass sicherlich nicht darauf ausgelegt ist, dass du zufällig mit deiner Zeitmaschine hier landest. Das ergibt doch alles keinen Sinn!“ Der Doctor musste sich eingestehen, dass es wirklich nicht viel Sinn ergab. Es musste eine andere Erklärung geben. War es vielleicht ein Paralleluniversum? Oder hatte es jemand geschafft eine Parallelwelt an Hand der Gedanken von Frau Rowling zu erschaffen. Unter normalen Umständen, da war er sich sicher, hätte er schon längst die Lösung gefunden, aber hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Er konnte sich einfach keinen Reim auf das Ganze machen. „Ich nehme an, das Schloss da draußen ist Hogwarts?“, fragte er schließlich. Harry und seine Freunde schauten sich verwundert an. Wie konnte er das Schloss sehen? War er auch ein Zauberer? Er sah nicht wie einer aus, eher wie ein Mann der Wissenschaft, wenn man sich sein Schiff so betrachtete. Und als Muggel sollte er Hogwarts nicht erkennen können. Er sollte nur einen Geröllhaufen sehen, aber nicht das Schloss. Wer war dieser Mann? „Mhh? Das ist doch Hogwarts, nicht wahr? Sieht ziemlich mitgenommen aus. Dürfte kurz nach der letzten großen Schlacht gegen Voldemort sein, wenn ich mich nicht täusche.“ „Bist du ein Zauberer?“, platzte es schließlich aus Ron heraus. „Zauberer?“ Der Doctor lachte herzhaft, hörte aber auf, als er merkte, wie ihn die drei etwas verärgert anschauten. „Entschuldigt. Nein, ich bin kein Zauberer, beileibe nicht. Auch wenn manche, denen ich auf meinen Reisen begegnet bin, das wohl glaubten. Aber ist das nicht immer so, wenn man etwas sieht, das man nicht versteht? Ich bin der Meinung, dass man jedes Ereignis auch wissenschaftlich erklären kann und bisher hatte ich auch immer Recht. Meistens.“ „Aber wenn du kein Zauberer bist, wie kannst du dann das Schloss sehen? Dein Wissen über dessen Existenz bedeutet doch noch nicht, dass du auch weißt, dass es sich genau hier befinden müsste. Und als Muggel solltest du Hogwarts nicht einmal wahrnehmen können. Zumindest nicht als etwas anderes als einen Haufen Schutt.“ „Ah, ich verstehe. Ein low-level perception filter.“ Der Doctor merkte, dass die drei ihm nicht ganz folgen konnten und so erklärte er weiter. „Das ist eine Technik, die beispielsweise einen Gegenstand oder eine Person unbemerkbar für andere macht, indem sie die Wahrnehmung der umliegenden Personen so verändert, dass deren Aufmerksamkeit von dem Objekt oder der Person weggezogen wird. Allerdings funktioniert das nicht immer, bei mir wahrscheinlich, weil ich nicht aus eurer Zeit stamme. Wobei das auch nicht immer zutrifft.“ Mit Schrecken erinnerte er sich an den Absturz der Byzantium in einen alten Tempel der Aplans. Damals hatte er viel zu lange gebraucht, um zu merken, dass die Aplan-Statuen in Wirklichkeit Weeping Angels waren, was aber durch einen perception filter vor ihm geheim gehalten wurde. Hermine nickte, Ron hingegen war sich nicht sicher, ob er verstanden hatte, was ihnen gerade berichtet worden war. Aber er vertraute ihr, und wenn sie die Geschichte für plausibel hielt, dann würde es wohl auch so sein. „Wie bist du eigentlich hier gelandet?“, fragte Hermine. „Eine gute Frage!“, sagte der Doctor. „Ich weiß es auch nicht genau. Am besten fange ich ganz von vorne an.“ 20 Minuten zuvor. „Geronimoooooo!“ Mit einem Lachen im Gesicht manövrierte der Doctor seine TARDIS durch den Grayson Nebel, während er wild auf Knöpfe drückte und Schalter umlegte. Der Flug war nicht weniger unruhig als auf seinen sonstigen Reisen und doch kam ihm alles etwas gelassener vor, was wohl nicht zuletzt an der atemberaubenden Aussicht auf den Nebel lag. Schon oft hatte er diese Region des Weltalls durchquert und doch faszinierten ihn die immer anderen Farbkonstellationen des Nebels jedes Mal aufs Neue. Der Doctor war diesem Naturschauspiel förmlich verfallen, sah er in ihm doch ein wenig von sich selbst. Denn wie der Nebel ständig seine Farbe änderte, so hatte auch er selbst schon zehn Mal seine Gestalt und Persönlichkeit mit Hilfe der Regeneration verändern müssen, um dem Tod von der Schippe zu springen. In seiner jetzigen, elften, Inkarnation lief er stets mit dunkler Hose, gehalten von einem Bund Hosenträgern und schweren Stiefeln umher. Dazu trug er ein Hemd und, worauf er besonders stolz war, eine seiner Fliegen, die er als nicht weniger cool als einen antiken Raumanzug einschätzte. Darüber war er entweder mit einer leicht ausgefranzten Tweed-Jacke oder einem alten Militärmantel bekleidet. Über eine neue Kopfbedeckung war er sich noch nicht sicher, schließlich musste er immer damit rechnen, dass sie ihm von River Song vom Kopf geschossen wurde, wie sie es schon mit seiner Fez und seinem Stetson getan hatte. Er fühlte sich, wie jedes Mal, wenn er durch den Nebel flog, in seine Kindheit zurückversetzt, was angesichts seiner 1103 Jahre ein recht ansehnlicher Zeitsprung war. Er erinnerte sich an den roten Himmel, die Berge und Felder, sowie die riesigen Bauten, eingehüllt in große Glaskuppeln, die die Landschaft von Gallifrey, seiner Heimat, zeichneten. Seine Heimat, die er nie wieder sehen würde. Seine Heimat, die er eigenhändig am Ende des letzten großen Zeit-Krieges mit den Daleks vernichtete und somit gleichsam sein eigenes Volk wie das ihrer Feinde auslöschte. An diesem Punkt hatte er sich immer etwas verloren gefühlt, doch mit einem beherzten „Meh“ hatte er sich dieses Mal an seine neue Familie erinnert: River Song, Melody Pond, die Frau, die der Doctor geheiratet hattet, um das Universum zu retten. Die Frau, die sich entgegengesetzt zu ihm durch die Zeit bewegte. Die Frau, die trainiert worden war, um ihn zu töten. Und die Frau, die er hat sterben sehen, als er sie das erste Mal traf. Amy Pond, das Mädchen, das wartete. Das Mädchen, das den Doctor in die Existenz zurückgeholt hatte. Das Mädchen, das Melody Pond zur Welt gebracht hatte. Und das Mädchen, das ihn wie keine andere verstand. Rory Williams, der Mann, der zum letzten Zenturio geworden war. Der Mann, der den Doctor aus der Pandorica befreit hatte. Der Mann, der ihm geholfen hatte, die Menschen zu verstehen. Und der Mann, der mehr als nur einmal für Amy gestorben war. Es hatte lange gedauert, aber schließlich hatte auch der Doctor gemerkt, welch wunderbares Geschenk er erhalten hatte, als er endlich einsah, dass er nicht mehr nur ein einsamer Ritter im Kampf für das Gute war, sondern nun auch eine Familie hatte, die ihn liebte und begleitete. Und obgleich sie nicht zu seiner Familie gehörten, dachte er auch an Greg und Sophie und natürlich den kleinen Alfie, oder Stormageddon – Dark Lord of All, wie er sich bis zuletzt noch selbst genannt hatte. Irgendwie mochte er die drei, waren sie doch in gewisser Weise eine Verkörperung des Lebens, das er nie hatte und wohl auch nie haben würde. Über die Jahre hatte der Doctor viele Freundschaften geknüpft, diese jedoch waren anders für ihn, irgendwie persönlicher. Aber schließlich hatte er River auch geheiratet. Wie viel persönlicher sollte es denn noch werden?, dachte er. Er selbst hatte einmal gesagt, dass seine Freunde das Beste an ihm wären, und nach dieser Prämisse lebte er auch. Sogar sterben würde er für sie, was er, in gewisser Weise, schon mehrfach getan hatte. Und so blickte er auf all die Abenteuer zurück, die er mit ihnen erlebt hatte, von den Atraxi über die Weeping Angels bis hin zum Kampf bei Demons Run, bei dem seine ganze Welt auf den Kopf gestellt wurde, als er endlich erfuhr, wer River Song nun wirklich war. Aber auch an den 22. April 2011 erinnerte er sich. Der Tag, an dem er starb, um die Zeit selbst wiederherzustellen. Oder zumindest ließ er das die Welt glauben. Denn nur, wenn er sich wieder in die Schatten zurück zog, konnte er sicher stellen, dass das Universum unbeschadet weiter existierte. Gerade wollte er den Nebel verlassen und weiterreisen, als die TARDIS plötzlich von alleine einen dem Doctor unbekannten Kurs einschlug. „Hey, Sexy!“, flüsterte er, während er hektisch um die Konsole lief. „Was ist denn jetzt los?“ Er konnte sich keinen Reim darauf bilden, was hier gerade geschah und anscheinend hatten auch seine Kommandos, die er in die Konsole hämmerte, keine Einfluss auf die Flugbahn. Erschrocken erinnerte er sich an die Geschehnisse, als er in die Pandorica gesperrt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war River in der TARDIS gewesen, doch jemand anderes hatte sie geflogen, was schließlich zur Vernichtung des Raumschiffes und dem Kollaps des gesamten Universums geführt hatte. Konnte es wieder die gleiche Kraft sein, die nun zu Gange war? Und wie konnte er die Situation wieder unter Kontrolle bringen? Doch bevor er seine Gedanken auch nur ansatzweise ordnen konnte, blieb die TARDIS scheinbar ohne Grund stehen. „Was zum?“ Rasch lief der Doctor zu seinem Scanner, um herauszufinden, wo er sich befand. Als er die Anzeigen betrachtete, wusste er sofort, wo er gelandet war: In der Null-Zone, einem Gebiet ohne Sterne. Allerdings war ihm nicht klar, warum die TARDIS gerade hier gestoppt hatte. Wie auf Kommando ertönte die Alarmglocke seines Raumschiffs und der gesamte Kontrollraum begann zu beben. „Initiiere Notfall-Zeitverschiebung!“, ertönte es aus den Lautsprechern. „Was? Nein! Warum?“ Der Doctor checkte seine Scanner erneut, doch es gab keinerlei Anzeichen dafür, warum die TARDIS tat, was sie tat. Da draußen war absolut Nichts und sein Raumschiff war auch keinerlei Gefahr ausgesetzt. Einerseits war er mit der Situation sichtlich überfordert, andererseits gefiel ihm die Vorstellung, einmal keine Idee zu haben, was geschah und wohin die Reise gehen mochte. Die Alarmglocke ertönte erneut und der Kontrollraum wurde von gleißend hellem Licht geflutet. Als die Beleuchtung wieder auf Normal-Niveau zurückgekehrt war, schaute der Doctor auf seinen Scanner und sah, dass er sich im Jahre 1998 irgendwo in Schottland befand. Zumindest für einen kurzen Moment. Dann zeigten die Scanner gar nichts mehr an, so als ob er in einer Art Nichts gefangen wäre. Kurze Zeit später wechselten sie erneut auf das alte Ergebnis. Das Ganze wiederholte sich nochmals, bis der Bildschirm schließlich nur noch die ursprüngliche Analyse anzeigte. Der Doctor schaltete auf die Außenansicht und konnte seinen Augen nicht trauen. Die TARDIS war inmitten eines verwüsteten Platzes gelandet, der vor einem riesigen in Trümmern liegenden Schloss lag. Dieses Gebäude hatte er noch nie gesehen, und gerade als er weitere Scans anstellen wollte, flog ihm ein regelrechter Funkenregen entgegen, weil der Scanner just in diesem Moment seinen Geist aufgegeben hatte. Zu allem Überfluss klopfte es dann auch noch an der Tür, was der Doctor allerdings nicht beachtete, weil er vergeblich versuchte, den Scanner wieder zum Laufen zu bekommen. Erst als es erneut klopfte und jemand nach ihm fragte, horchte er auf und ging in Richtung Tür. 5. Mai 1998 – 15:45 „Und dann seid ihr zu mir gestoßen.“, schloss der Doctor seine Erzählung. „Interessant!“, sagte Hermine, die von der Geschichte sichtlich begeistert war. Ihr Gastgeber hatte schon so viel erlebt und hatte offensichtlich mehr Wissen angehäuft, als sie sich auch nur hätte vorstellen können, dass es überhaupt existierte. Dann allerdings sah er in seiner Montur wiederum eher wie ein Geographie-Lehrer als ein Zeitreisender aus. Sie konnte sich einfach keinen Reim auf ihn bilden. „Und wie geht es jetzt weiter?“ „Ich muss hier noch einige Reparaturen durchführen, damit meine Gerätschaften wieder ordnungsmäßig arbeiten.“, antwortete ihr der Doctor, war er sich doch bewusst, dass zu allererst sein Scanner wieder funktionsfähig gemacht werden musste. „Wenn ihr wollt, könnt ihr euch ein wenig umsehen, aber bitte drückt nicht auf irgendwelche Knöpfe.“ Der Doctor lächelte ihnen zu. „Wenn ihr durch die Tür dort oben geht, dann dem Gang folgt und am Ende links abbiegt, kommt ihr in die Bibliothek. Irgendwo in der Nähe sollte auch der Swimming Pool sein. Und wenn ihr euch verlaufen solltet, fragt einfach die TARDIS. Sie wird euch schon wieder hier her bringen.“ „Können wir nicht bei den Reparaturen helfen, und wenn wieder alles funktioniert, gibst du uns eine richtige Tour?“, fragte Ron, dem ganz offensichtlich nicht wohl bei dem Gedanken war, ein fremdes Raumschiff auf eigene Faust zu erkunden. Harry und Hermine stimmten ihm zu und warteten auf eine Antwort des Doctors. Der Tatendrang der drei gefiel ihm; sie könnten tatsächlich von großer Hilfe sein, das Rätsel, was sich hier abspielte, zu lösen. „Sobald ich genau weiß, was mit der Energieversorgung nicht stimmt, sollte es auch für euch etwas zu tun geben, denke ich. Wartet einfach so lange hier, ich melde mich dann gleich.“ Der Doctor ging in den Raum unter der Konsole und begann, mit seinem Sonic Screwdriver die Konsole zu scannen. „An die Arbeit!“ Nach kurzer Zeit wusste der Doctor nun endlich, was zu tun war. Er ging wieder zur oberen Ebene des Kontrollraums zurück und winkte Harry, Hermine und Ron zu sich. „Folgendes: Einige Schaltkreise sind durchgebrannt, ich brauche neue Thermoelemente und der temporale Limiter hat einiges abbekommen. Die ersten beiden kann ich recht fix reparieren, der Limiter hingegen dürfte knifflig werden. Und ohne ihn bin ich in dieser Zeitzone gefangen. Nun denn, ihr wolltet helfen, hier ist eure Chance. Zunächst einmal benötige ich ein paar neue Thermoelemente.“ Der Doctor drückte ein paar Knöpfe an der Konsole und kurze Zeit später wurden 3 Papiere ausgedruckt, die er an seine Gäste weiterreichte. „Hier habt ihr Pläne, wo sich die Teile befinden. Auch wenn die Karten wie ein normales Stück Papier aussehen, funktionieren sie ähnlich wie euer Tagesprophet; ihr solltet damit also gut zurechtkommt. Während ihr die Elemente holt, kümmere ich mich um die Schaltkreise. Und danach gehen wir gemeinsam das letzte Problem an. Ach ja, noch eine Sache: Lasst die Dinger unter keinen Umständen fallen! Das letzte Mal, als das passierte, hatten wir hier Ausnahmezustand.“ Damit spielte der Doctor natürlich auf den Zwischenfall an, bei dem die TARDIS nach einer Notfall-Materialisierung in sich selbst gelandet war. Und solch ein Ereignis wollte er unbedingt vermeiden, denn sie hatten auch so schon genug Probleme hier. Und die wollte er schnellstmöglich in den Griff bekommen, weshalb er wieder in den unteren Bereich ging und damit begann, die Schaltkreise zu reparieren. Harry, Ron und Hermine machten sich derweil auf die Suche nach den Elementen, die sie besorgen sollten. Sie gingen einige Gänge entlang und versuchten, dem Wirrwarr des Schiffslayouts Herr zu werden. Die Karte, die sie erhalten hatten, war nicht gerade übersichtlich strukturiert und schien mehrere Dimensionen gleichzeitig anzuzeigen. „Und was haltet ihr von ihm?“, fragte Ron schließlich, dem die ständige Stille irgendwann zu viel geworden war. „Er scheint ganz nett zu sein“, antwortete ihm Hermine, „und ein wenig verrückt.“ „Ein wenig? Du machst doch Witze! Wenn du jemand Verrückteren als ihn findest, fresse ich meinen Besen!“ „Zum Fliegen ist der ja sowieso nicht zu gebrauchen“, prustete Harry heraus und stieß Ron mit einem Lachen seinen Ellbogen in die Seite. „Sehr witzig, Harry. Anstatt dich über meine Sachen lustig zu machen, hättest du vielleicht mal auf die Karte schauen sollen, die sieht aktuell nämlich noch weniger hilfreich aus als vorher.“ Als Harry hinunter schaute, erkannte er, was Ron gemeint hatte. Die Karte schien wie in einem Karussell gefangen, rotierte sie doch scheinbar wahllos hin und her. „Doctor?“, fragte Harry etwas zögerlich in den leeren Korridor vor ihnen. „Was gibt’s?“, kam es zu seinem Erstaunen zurück. „Ich sehe, du hast das Intercom entdeckt. Also, wo drückt der Schuh?“ „Ich glaube, die Karte ist kaputt.“ „Ah ja, das passiert manchmal. Einen Moment.“ Im Hintergrund waren vereinzelte Geräusche zu hören, als der Doctor wieder seine Konsole bearbeitete. „So, jetzt sollte alles in Ordnung sein.“ Und tatsächlich hatte die Karte wieder das Aussehen angenommen, welches man von einer Karte erwarten durfte. Harry bedankte sich und die drei setzten ihren Weg fort. Als sie schließlich zu dem Raum kamen, der auf der Karte markiert war, traten sie vor dessen Tür, die leise aufglitt. Innen waren alle Wände mit Regalen vollgestellt und der Raum schien sich über mehrere hundert Meter nach hinten zu erstrecken. „Na super.“, sagte Ron, „Wie sollen wir in diesem Chaos denn bitte Thermoelemente finden?“ „Thermoelemente.“, erklang plötzlich eine ihm unbekannte Stimme. „Folgen Sie dem Licht.“ Auf dem Boden erstrahlten plötzlich einige kleine Lampen, die zu einem nun blau beleuchteten Regal führten, das etwa 50 Meter von ihnen entfernt stand. Sie machten sich auf den Weg und sammelten die benötigten Bauteile ein. „Das hat ja gut geklappt. Ich glaube, so was brauche ich auch.“ „Ich bitte dich, Ron.“, sagte Hermine. „Bei dir würde selbst so ein ausgeklügeltes System nichts mehr helfen.“ Harry und Hermine fingen an, laut zu lachen, Ron aber ignorierte die beiden und ging schweigend zur Tür zurück. „Was hat er denn?“, fragte Harry. „Du weißt doch, manchmal ist er eben etwas eigen. Das wird schon wieder.“ Sie beeilten sich und holten Ron schließlich ein. Zusammen begannen sie ihren Rückweg zum Kontrollraum, keiner von ihnen sagte jedoch auch nur ein Wort. Auf halbem Weg war es schließlich Harry, der den ersten Schritt machte und sich bei Ron entschuldigte. „Hey! Du bist mein bester Freund und das weißt du auch! Wir haben doch nur ein paar Witzchen gemacht, wie es unter Freunden so üblich ist.“ „Ich weiß… Die letzten Tage waren nur unglaublich stressig für mich. Und jetzt auch noch das alles hier. Ich brauche einfach mal ein paar Tage, um mich zu beruhigen.“ „Also gut. Eine Woche lang keine Witzchen auf Rons Kosten!“, sprach Hermine schließlich in ihrer mehr schlechten als rechten Imitation von Professor McGonagall. „Um Gottes Willen, Hermine!“, prustete Ron los, „bleib bitte beim Zaubern!“ Harry und Ron lachten gemeinsam, während Hermine kurz überlegte, ob sie Ron ihren bösen Blick zuwerfen sollte. Allerdings war sie der Meinung, dass es Ron gut tat, ein wenig abzuschalten, und stieg deshalb in das Lachen ein. Als die drei schließlich mit den Thermoelementen zurück in den Kontrollraum kamen, wartete der Doctor bereits auf sie und wies sie an, ihm in den unteren Bereich zu folgen. Dort hingen scheinbar wahllos Kabel herum, die Geräte miteinander verbanden, von denen Harry und seine Freunde nicht die leiseste Ahnung hatten, für was sie zuständig waren. Der Doctor hingegen erweckte den Anschein, als wüsste er genauestens Bescheid. Er ließ sich das erste Element geben und setzte es in einen freien Slot in Bodennähe. Das Raumschiff signalisierte mit einem Piepen, dass es das neue Bauteil integriert hatte, und so baute der Doctor auch noch die anderen beiden ein, woraufhin die Beleuchtung leicht heller wurde. „So, der erste Teil wäre geschafft, die Scanner sollten wieder funktionieren. Vielen Dank!“, sagte der Doctor und ging wieder nach oben, dicht gefolgt von seinen Gästen. „Und der Limiter?“, erkundigte sich Hermine, die sich am schnellsten von den drei an die neuen Gegebenheiten angepasst hatte. „Wie bekommen wir den wieder zum Laufen?“ „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich komme schon noch dahinter, keine Sorge. Aber während ich mir eine Lösung zurechtlege, sollten wir die Zeit nutzen, um in Erfahrung zu bringen, was denn hier nun wirklich geschehen ist.“ Die Scanner arbeiteten tatsächlich wieder mit voller Leistung und lieferten die ersten Ergebnisse. Eine seiner Vermutungen war richtig gewesen; er befand sich in einem Paralleluniversum. Was er sich aber nicht erklären konnte, war die Frage, wie es ihm möglich gewesen war, die Barriere zwischen den beiden Universen zu durchbrechen, was nach der Zerstörung von Gallifrey eigentlich nahezu unmöglich war. Aber die Geschichte zeigte immer wieder, dass er einen Hang dazu hatte, auch unmögliche Dinge zu vollbringen. „Ich könnte mir vorstellen“, begann der Doctor, „dass bei meiner Bruchlandung, Informationen aus meiner Datenbank genutzt wurden, um bestimmt Elemente dieses Universums zu erschaffen. Das würde auch erklären, warum ihr... Ohhh…“ „Was ist los?“, fragte Harry. „Gibt es ein Problem?“ „Nicht direkt. Meine Theorie ist nur vollkommen falsch. Dieses Universum wurde nicht aus Informationen aus meiner Welt erschaffen, sondern eure Geschichte wurde irgendwie in meine Realität übermittelt. Das hier ist also tatsächlich alles real. Irgendwie müssen die Geschehnisse, die sich hier ereignet haben, zu Frau Rowling gelangt sein, die diese dann als Vorlage für ihre Bücher nutzte. Ich kann mir nur beim besten Willen nicht erklären, wie das von statten gegangen sein soll. Naja, vielleicht wird sich diesbezüglich noch etwas ergeben, sobald wir wissen, was hier schief gelaufen ist und wie wir es beheben können. Die Chroniton-Welle bedeutet, dass es irgendwo in der Vergangenheit eine drastische Veränderung der Zeitlinie gab. Mal sehen, ob meine Scanner Ungereimtheiten im Geschichtsablauf entdecken können.“ Der Doctor drückte ein paar Knöpfe und verschiedenste Daten erschienen auf seinem Monitor, verschwanden wieder und wurden durch neue ersetzt. Schließlich hatte der Scanner seine Arbeiten abgeschlossen und das Ereignis gefunden, das alles ins Rollen gebracht hatte. Der Doctor las den Bericht und schaute mit ernster Miene zu Harry und seinen Freunden herüber. Das war also der Grund, warum hier alles aus dem Ruder gelaufen war. Er wusste jetzt, was sie zu tun hatten, um die Zeitlinie wiederherzustellen. Was sich ihm allerdings noch nicht erschlossen hatte, war, wodurch sich die Änderung ergeben hatte, wer dafür verantwortlich war, und vor Allem, warum. Und diese unbekannten, aber reichlich wichtigen, Details machten es ungleich schwerer, sich auf die bevorstehende Mission vorzubereiten. Doch bevor sie beginnen konnten, den temporalen Limiter zu reparieren, um ihre Reise in die Vergangenheit anzutreten, musste der Doctor Harry, Ron und Hermine über das Ergebnis des Scans unterrichten und so drehte er den Monitor in deren Richtung und sagte: „Schaut genau hin. Das ist das Ereignis, das wir verhindern müssen, um die Vergangenheit wieder in Ordnung zu bringen.“ 5. Mai 1998 – 16:55 Die Tür schloss sich, der Doctor drückte einen Knopf und fast zeitgleich begann das Raumschiff zu wackeln und zu beben. „Gut festhalten!“, rief der Doctor, „jetzt geht es los!“ Seinen Gästen kam es so vor, als wäre diese Reise noch schlimmer als der Aufschlag der Chroniton-Welle gewesen. „Ist es immer so holprig hier drin?“, kam schließlich die Frage aus einer der Ecken des Kontrollraums. „Fast. Naja, meistens. Allerdings nicht ganz so schlimm. Der neue Limiter ist noch nicht warm gelaufen und die Zeitlinienveränderung macht es mir noch immer nicht leicht, durch den Zeit-Vortex zu manövrieren. Wenn man dann noch bedenkt, dass ich eigentlich 5 Piloten zu wenig habe, wird die Situation auch nicht gerade besser.“ Der Doctor rannte wild um die Konsole herum und tat alles in seiner Macht stehende, um die TARDIS sicher an ihr Ziel zu bringen. Er schaute kurz zu seinen Mitreisenden, zog seinen Blick dann aber schnell wieder zurück. Sein Monitor spielte verrückt, zeigte im Sekundentakt neue temporale Koordinaten an und gab schließlich unter einem lauten Knall und begleitet von Rauchschwaden den Geist auf. Grimmig zog der Doctor zu seiner Schreibmaschinen-Konsole weiter und hämmerte auf deren Tasten ein. Als plötzlich ein rotes Lämpchen wild zu blinken anfing, rannte er, so schnell er konnte, um die Konsole herum und bewegte mehrere Schalter, was dazu führte, dass Rauchschwaden vom Boden empor stiegen. „Keine Sorge, auch das muss so sein. Die temporale Verschiebung ist nicht gerade gut auf uns zu sprechen, wie mir scheint“, sagte der Doctor mit einem Lachen im Gesicht. Die TARDIS ruckelte sich gequält durch den Zeit-Vortex und überschlug sich in ihm nahezu unaufhörlich. Und das spürte man ebenfalls innerhalb des Schiffes, wenn auch bei weitem nicht so stark, wie man meinen mochte, denn die Stabilisatoren arbeiteten hervorragend. Das war angesichts der anderen Systemausfälle zwar äußerst erstaunlich, aber der Doctor freute sich über jede gute Nachricht. Gerade als er dachte, dass es nicht schlimmer kommen konnte, war auf einmal alles ganz still und die Landeglocke ertönte. „Haben wir es geschafft? Sind wir da?“ „Das wissen wir gleich.“, antwortete der Doctor und ging zu seinem Scanner. Nachdem er den Monitor eher behelfsmäßig mit Hilfe seines Sonic Screwdrivers repariert hatte, ließ er sich aktuelle Daten über ihren Aufenthaltsort und die Zeit geben. „Dann schauen wir mal: Schottland, Erde. Das klingt doch schon mal gut. Der Tag, 17. November.“ „Und das Jahr?“ „Ich bin mir nicht sicher. Oder vielmehr, mein Scanner ist sich nicht sicher. Entweder 1971 oder, was uns nicht wirklich helfen würde, 1756. Lasst mich mal schauen.“ Der Doctor ging zur Tür, öffnete sie einen Spalt und streckte seinen Kopf hinaus. Nach einem kurzen Moment kam er wieder zurück und sagte lachend: „Ihr dürft mir nun gratulieren! Allerdings nicht zu lange, wir haben nicht viel Zeit. Und wir können uns keine Fehler erlauben.“ Mit diesen Worten winkte der Doctor seine zwei verbleibenden Begleiter zu sich und gemeinsam traten sie durch die Tür nach draußen. 5. Mai 1998 – 16:22 „Allons-y! An die Arbeit, wir haben nicht viel Zeit.“ „Aber wenn wir eine Zeitmaschine haben, brauchen wir uns im Prinzip doch gar nicht zu beeilen, oder?“ „Im Normalfall wäre das richtig, Hermine. Aber aktuell sind wir eine Art letztes Licht der alten Realität inmitten der Dunkelheit der neuen. Und wenn wir uns nicht bald aufmachen, werden die temporalen Schilde den Kräften der Chroniton-Welle nichts mehr entgegensetzen können und wir werden auch an das neue Zeitgefüge angepasst. Und was dann mit uns passiert, will ich mir gar nicht vorstellen.“ Der Doctor öffnete eine Schublade und holte ein Gerät hervor, das etwa handgroß war und in der Mitte einen großen Bildschirm besaß. Er reichte es Hermine, holte danach zwei weitere heraus und verteilte je eines an Harry und Ron. „Dieses Gerät“, begann er, „funktioniert ähnlich wie die Karte, die ich euch vorhin gab. Allerdings kann es noch einiges mehr, aber dazu komme ich gleich. Wie ihr wisst, müssen wir den Limiter reparieren und dafür müssen verschiedene Aktionen durchgeführt werden. Die Geräte werden euch zunächst zu bestimmten Punkten innerhalb der TARDIS führen und euch dann Schritt für Schritt erklären, was ihr zu tun habt. Wenn ihr Fragen habt, benutzt einfach das Intercom. Dies mag alles neu und unglaublich für euch sein, aber so wie ich die Situation einschätze, habt ihr schon ganz andere unglaubliche Dinge erlebt, so dass ihr auch hiermit spielend fertig werden dürftet. Bitte meldet euch bei mir, wenn ihr euer Ziel erreicht habt, und sobald wir alle bereit sind, beginnen wir mit der Arbeit. Also dann, viel Erfolg und Danke für eure Hilfe.“ Ron und Hermine machten sich direkt auf den Weg in unterschiedliche Bereiche der TARDIS. Harry allerdings schaute etwas bedrückt auf seine Karte. Der Doctor ging zu ihm und legte seinen Arm um dessen Schultern. „Ich kann verstehen, dass du etwas mitgenommen bist, aber wir müssen jetzt zusammenarbeiten. Und wenn wir erfolgreich sind – und ich bin mir sicher, dass wir das sein werden – dann ist auch wieder alles so, wie es sein sollte. Also, lass die Ohren nicht hängen und tu, für was du geboren wurdest: Die Zauberer-Welt mit allen Mitteln zu verteidigen!“ Harry lächelte kurz und ging dann entschlossenen Schrittes in einen der Korridore. Der Doctor blieb noch kurz zurück, machte sich aber schließlich auch auf den Weg, gab es doch noch genug Arbeit, die vor ihm und seinen neuen Begleitern lag. Er war binnen weniger Minuten im Kontrollkern der TARDIS angekommen, welcher für den ungeübten Beobachter nur wie ein großer Raum mit einer riesigen Metallröhre und einer einsamen Konsole aussah. Der Doctor ging zu der Konsole hinüber und wartete seitdem auf die Berichte seiner Begleiter. Hermine war die Erste gewesen, die sich bei ihm gemeldet hatte; Ron war kurz nach ihr angekommen. Harry hingegen hatte erst fünf Minuten nach den anderen sein Ziel erreicht, was den Doctor allerdings nicht verwunderte. Während er wartete, dachte er erneut über seinen ungewollten Ausflug in dieses Parallel-Universum nach. Hatte jemand geplant, dass er hier landen würde oder war es einfach nur Zufall gewesen? Und war ihm jemand hierher gefolgt? Bisher hatte er dafür keine Anzeichen entdecken können, allerdings kannte er genug Gestalten, die immer darauf bedacht gewesen waren, möglichst unentdeckt und aus den Schatten heraus zu agieren. Aber wer von ihnen wäre mächtig genug, ihn hierher zu schicken? Was auch immer geschehen mochte, er fühlte sich bereit dafür. „Alles klar, Hermine.“, sagte er, als sie sich bei ihm meldete und berichtete, dass sie angekommen war. „Und wie gefällt dir, was du siehst?“ „Ich kann es gar nicht in Worte fassen. Aber eines weiß ich, sobald das hier alles überstanden ist, werde ich noch einmal vorbeikommen und mir alles in Ruhe anschauen!“ „Ich zähle darauf. Schau dich ruhig noch ein wenig um, während wir auf den Rest warten.“ Kurze Zeit später musste der Doctor erneut das Intercom benutzen und sagte: „Sehr gut, dann sind wir ja jetzt fast vollzählig. Und mach dir keine Sorgen wegen den Scherben, das bekommen wir schon wieder hin.“ Der Doctor ging um den Kontrollkern herum und überlegte, wie er seinen Teil der Reparatur am effektivsten durchführen konnte. Für einen kurzen Moment ärgerte er sich, dass er die Bedienungsanleitung der TARDIS in eine Supernova geworfen hatte, war sich dann aber sicher, dass er ihr sowieso wieder nicht zustimmen würde. Während er noch in Gedanken schwelgte, meldete sich schließlich auch Harry bei ihm. „Wunderbar, dann können wir ja jetzt loslegen.“ ---------- Hermine schlenderte einen der Gänge entlang und schaute hin und wieder in verschiedene Räume. Sie fühlte sich ein wenig an Hogwarts erinnert, auch wenn sich hier die Gänge nicht einfach wahllos neu positionierten. Zumindest hatte sie bisher nichts Derartiges bemerkt. Als aber anstelle von schmucklosen Eisentüren auf einmal ein großes Tor aus verziertem Holz vor ihr prangte, konnte sie ihrer Neugierde nicht wiederstehen. Das Tor schien hier so fehl am Platze zu sein, und doch, so dachte sie, passte es einfach genau, wenn sie den Doctor richtig einschätzte. Sie warf einen kurzen Blick auf ihr Gerät und stellte mit Freuden fest, dass ihr Weg sie direkt hindurch führen würde. Sie trat näher heran und griff nach einem großen goldenen Knauf. Bereits in dem Moment, in dem sie ihn berührte, glitten die Torbögen auseinander und offenbarten ihr ein Bild, das ihr wie das Paradies erschien. Unzählige, mehrstöckige Regale standen in dem Raum, dessen Ende sie mit bloßem Auge nicht entdecken konnte. Und jedes von ihnen war bis zum Rand mit Büchern gefüllt. Sie trat ein und schlenderte ein wenig durch die Bibliotheksgänge, wobei sie hin und wieder auf die Buchtitel schaute. Manche von ihnen konnte sie in einen sinnvollen Kontext einordnen, doch die meisten kamen ihr wie Nonsens vor, allen voran ein giftgrüner Wälzer mit dem Titel ‚Slitheen & Blathereen – Die etwas andere Geschichte von Raxacoricofallapatorius und Clom‘. Wer kommt denn auf solche Namen?, fragte sich Hermine und ging weiter, als ihr Gerät plötzlich anfing zu piepen. Vor ihr befand sich ein weiteres Regal, dieses jedoch aus einem glänzenden Metall, im Gegensatz zu den anderen, die allesamt aus Holz gefertigt waren. Bei genauerer Betrachtung stellte sie allerdings fest, dass sich darin keine Bücher, sondern Schalter und Kontrollpaneele befanden. „Hier bin ich wohl richtig.“, sagte sie und tippte auf ihren Bildschirm, der ihr anzeigte, dass das Intercom aktiviert worden war. „Doctor, ich bin soweit!“ Ihre Durchsage wurde prompt bestätigt und so rief sie die Reparaturanleitung auf, während sie darauf wartete, dass auch ihre zwei Freunde ihren Zielort erreichten. ---------- Ron hatte keine Ahnung mehr, wo er sich befand. Vor knapp zwei Minuten war er falsch abgebogen und in einer großen Halle gelandet, die ihm wie ein Museum vorgekommen war. Und natürlich war auch genau zu diesem Zeitpunkt seine Karte ausgefallen. Es schien ihm, als hätte sich alle Technik hier gegen ihn verschworen. Und so war er durch die Halle gewandert, vorbei an den verschiedensten Ausstellungsstücken, während er krampfhaft versucht hatte, seine Karte wieder zum Laufen zu bekommen. Ron war so damit beschäftigt, auf sein Gerät einzuprügeln, dass er den großen Glaskasten direkt vor ihm erst bemerkte, als er dagegen lief, woraufhin dieser zu Boden fiel und unter einem lauten Klirren in unzählige Teile zersprang. „Das kann doch nicht wahr sein!“ Plötzlich kam ein großer Roboter um die Ecke gefahren und begann, die Scherben einzusammeln. Das ist doch mal praktisch, dachte sich Ron und schaute dem stillen Arbeiter zu. Bevor dieser wieder dorthin zurück fuhr, wo er herkam, hatte Ron jedoch die Idee, den Roboter um Hilfe zu bitten. „Entschuldigung?“, begann er zögerlich, wusste er doch gar nicht, ob der Roboter überhaupt auf ihn reagieren würde. „Du kannst nicht zufällig das Teil hier reparieren?“ Wortlos nahm der Roboter das Gerät an sich, steckte es in einen Slot an seiner Seite und übergab es nach ein paar Sekunden wieder an Ron. Danach verschwand er genauso still, wie er gekommen war und gearbeitet hatte. „Danke!“, rief ihm Ron noch hinterher, der sichtlich erleichtert war, dass seine Karte wieder funktionierte. Er folgte den Anweisungen und erreichte schließlich eine kleine Konsole, an der er seinen Teil der Aufgabe zu erledigen hatte. Er erstattete dem Doctor Bericht und errötete ein wenig, als dessen Antwort eintraf. ---------- Harry war der letzte der vier, die ihr Ziel erreichten, denn er war seit einiger Zeit nicht mehr richtig bei der Sache gewesen und war deshalb mehrfach ziellos, und in Gedanken versunken, umher gewandert. Er konnte die ganze Situation hier noch nicht wirklich fassen, und hatte auch nicht den geringsten Schimmer, wie sie die Zeitlinie wiederherstellen sollten, jetzt wo er wusste, was geschehen war. Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als sein Gerät plötzlich anfing, lauthals zu piepen. Er schaute auf den Monitor und sah, dass der Raum, der direkt vor ihm lag, mit einem großen Ausrufezeichen markiert war. Als er wieder aufblickte, sah er eine massive Stahltür, auf der mit einer Art Hologramm ‚Gefängnisblock B – Eintritt verboten!‘ geschrieben stand. Er war kurz versucht, etwas mehr herauszufinden, bemerkte dann aber, dass er sowieso schon zu viel Zeit vertrödelt hatte, und lies sich daher wieder den richtigen Weg auf der Karte anzeigen. Schnellen Schrittes folgte er den Angaben seines Gerätes und erreichte schließlich seinen Zielort, einen kleinen Raum mit einer unscheinbaren Metallbox, die ausschließlich eine kleine Eingabetafel auf der Oberseite besaß. „Ich bin soweit.“, sprach Harry in das Intercom. „Wunderbar, dann können wir ja jetzt loslegen.“ ---------- „Im Prinzip ist die ganze Sache recht einfach.“, begann der Doctor. „Also nicht wirklich einfach, eher hochkomplex. Mhh, vergesst einfach, was ich gesagt habe. Dank des ausgeklügelten Ablaufplans sollten wir allerdings keine Probleme haben, die Geschichte hier schnell über die Bühne zu bringen. Wenn ihr auf eure Bildschirme schaut, werdet ihr sehen, dass dort die einzelnen Schritte aufgelistet sind, die ihr zu absolvieren habt. Solange diese grau unterlegt sind, sind die vorherigen Aktionen noch nicht abgeschlossen und ihr müsst euch noch ein wenig gedulden. Seid ihr dann schließlich an der Reihe, wird der jeweilige Schritt aufleuchten und das Gerät euch auflisten, was ihr zu tun habt, um ihn abzuschließen. Der ganze Prozess ist grob in vier Hauptteile untergliedert. Zunächst müssen wir den Kontrollkern herunterfahren und die Steuerungsmatrix abkoppeln. Ist das erledigt, kann ich hier im Kern mit der eigentlichen Reparatur beginnen. Ist diese abgeschlossen, müssen wir zu guter Letzt das ganze System wieder hochfahren. Wenn es Fragen oder Probleme geben sollte, einfach raus damit. Also dann, beginnen wir!“ „Ok, ich soll hier wohl anfangen.“, sagte Harry, der seine Anzeige studierte und den Anweisungen folgte. „Ich starte nun die Abschaltsequenz.“ Auf dem Eingabefeld vor ihm liefen verschiedene Grafiken auf und ab, bis schließlich nach einem Code gefragt wurde. „Gebe Autorisierungscode ein.“ Die Konsole auf der Metallbox überprüfte die Eingabe und gab schließlich die Meldung ‚Autorisierung erfolgreich‘ auf dem Bildschirm aus, woraufhin auch die Anzeige auf Harrys Gerät auf ‚erledigt‘ wechselte. „Ich bin hier soweit fertig.“, schloss Harry. „Zweite Sequenz, das bin wohl ich.“, hörte man kurz darauf Ron durchs Intercom sprechen. Er tippte den Code, den sein Gerät anzeigte in die Konsole ein und wartete. ‚Autorisierung fehlgeschlagen - Bitte Code erneut eingeben‘ blinkte es schließlich auf der Konsole. „Sorry! Kleiner Zahlendreher, hab‘ das gleich!“ Etwas aufgeregt gab Ron den Code erneut ein und überprüfte jedes Zeichen zwei Mal, bis er schließlich erneut die Eingabe bestätigte. Die Bearbeitungszeit kam ihm ewig vor, doch am Ende zeigte auch seine Konsole ein zufriedenstellendes ‚Autorisierung erfolgreich‘ an. „Ha! 1:0 für Ron! Ihr seid dran!“ „Du spinnst doch!“, rief Hermine mit einem Lachen ins Intercom. „Hast du etwa McGonagall Granger vergessen?“, triezte Ron zurück. „Sorry! Aber du hast es auch darauf angelegt.“ „Leute? Ich würde hier gerne noch fertig werden, es gibt schließlich noch mehr zu tun.“, war es schließlich Harry, der sich in das Gespräch einmischte. „Ok ok.“, gab Hermine zurück und tippte den Autorisationscode in ihr Kontrollpaneel. „Das war’s. Doctor, du bist dran.“ „Sehr schön, das klappt ja wie am Schnürchen.“, freute sich der Doctor, der nun seinerseits einen Code eintippte und damit die Abschaltsequenz endgültig initiierte. Sofort dimmten sich im gesamten Schiff die Lichter und die Röhre spaltete sich unter Zischen und Pfeifen in sechs gleich große Teilstücke, die sich ein wenig nach außen bewegte. Eins nach dem anderen verschwanden die Teile im Boden und offenbarten eine kleinere Röhre, die bis auf eine Stelle komplett mit Konsolen und Eingabefeldern umgeben war. „Der erste Schritt wäre damit abgeschlossen! Nun müssen wir die Steuerungsmatrix vom Kontrollkern abkoppeln und zu dir transferieren, Harry. Dafür benötigen wir die metallene Box vor dir, in der sich die Sekundäreinheit befinden sollte.“ „Sollte?“, fragte Harry sichtlich verwirrt. „Nun ja, manchmal macht das Schiff mit dem Layout, einfach was es will. Da geht mein eines Tages friedlich durch die Bibliothek und ehe man sich versieht, liegt man im Swimming Pool. Ich meine, wer macht denn sowas? Naja, ich bin mir zumindest ziemlich sicher, dass sich die Einheit dort befindet. Aber wenn wir nicht anfangen, werden wir es nie erfahren, nicht wahr?“ Der Doctor lachte, während er den Abkopplungsbefehl in eine der vielen Konsolen eingab. „Da dies ein hochsensibles System ist, müssen Ron und Hermine meinen Befehl nun bestätigen. Das läuft genauso wie die Abschaltsequenz von eben.“ Nach kurzer Zeit hatten die Beiden ihre Aufträge ausgeführt und auf der Konsole des Doctors blinkte die Meldung ‚Warte auf Transfer‘. „Jetzt wird es interessant, Harry. Gleich sollte sich die Box vor dir öffnen und du müsstest verschiedene Chips sehen können.“ „In der Tat.“, bestätigte Harry. „Das Problem bei der Sache ist, dass die Sekundäreinheit eigentlich fürs Recycling zuständig ist, also musst du die Schaltkreise neu vernetzen, indem du die Chips umsetzt. Folge einfach den Bildern auf deinem Gerät und das wird ein Kinderspiel sein.“ „Doctor, da gibt es ein kleines Problem. Hier sind keine Bilder. Hier steht nur ‚Transferbefehl bestätigen‘, sonst nichts.“ „Das ist in der Tat schlecht. Kannst du ein Foto von den Schaltkreisen machen und mir senden? Ziele einfach mit der Rückseite deines Gerätes auf die Konsole und drücke den Knopf rechts oben. Dann bestätige das Foto und wähle mich als Empfänger aus.“ „Alles klar, einen Moment. Müsste jetzt da sein.“ „Ist es. Oh, das sieht komplizierter aus, als ich es in Erinnerung hatte. Aber das schaffen wir schon. Ich werde dich jetzt Schritt für Schritt durch die Prozedur leiten. Zunächst musst du den gelben Chip rechts unten mit dem blauen in der Mitte tauschen.“ „Erledigt!“ „Sehr gut. Als nächstes ziehst du den roten Chip in der obersten Reihe heraus und legst ihn bei Seite. Den brauchen wir später noch.“ So ging es eine Zeit lang zwischen den zweien hin und her; der Doctor sagte, was zu tun war, und Harry führte die Anweisungen aus. Ron hatte derweil das Gefühl, als bauten die beiden Hogwarts aus Lego nach, so lange wie sie beschäftigt waren. Hermine hingegen schlenderte in Sichtweite ihrer Konsole um die Bücherregale und betrachtete fasziniert deren Inhalte. „So, jetzt nur noch den grünen Chip in den Slot oben rechts stecken und wir sind fertig.“ „Und der rote?“, fragte Harry. „Welcher rote?“ „Der vom Anfang; der von dem es hieß, wir bräuchten ihn noch.“ „Ach so, ja. Nein, der ist egal. Wirf ihn einfach weg oder behalte ihn, ganz egal. Du musst jetzt nur noch meinen Transferbefehl bestätigen und die Steuerungsmatrix wird zu dir übertragen.“ Harry gab den Bestätigungscode in die Konsole ein, woraufhin mehrere Chips durchbrannten und Funken versprühten. „Keine Sorge, Harry!“, beruhigte ihn der Doctor, „Das muss so sein. Meistens.“ Nach etwa einer Minute ertönte sowohl bei Harry als auch im Kontrollkern die Meldung „Transfer abgeschlossen“ und die konsolenfreie Wand der Röhre verschwand im Boden, so dass der Doctor Zugriff auf die inneren Schaltkreise und Systeme erhielt. „Ich werde mich nun der eigentlichen Reparatur widmen.“, verkündete der Doctor über das Intercom, „Ihr drei habt jetzt eher passive Funktionen, tut mir leid. Hermine, an deiner Konsole wird eine Diagnose des Kontrollkerns durchgeführt. Harry, du wirst die sekundäre Steuereinheit überwachen. Und du, Ron, bist für die Kontrolle des Energieoutputs zuständig. Im Prinzip müsst ihr gar nicht genau wissen, was da vor euch so alles abläuft, ihr müsst mir nur rechtzeitig Bescheid geben, sollte es Abweichungen geben. Das werden euch eure Konsolen dann schon mitteilen. Aber vielleicht haben wir ja mal ein wenig Glück und Alles läuft nach Plan. Ich melde mich, sobald ich fertig bin, damit wir die Neustartsequenz einleiten können. Bis gleich.“ Der Doctor betrat den inneren Teil des Kontrollkerns und bahnte sich einen Weg durch den Kabelsalat, der ihn darin erwartete. Als er schließlich beim Limiter ankam, trennte er ihn zunächst von den restlichen Systemen, was von mehreren Alarmsirenen begleitete wurde, die er gekonnt ignorierte. Dann entfernte er die durchgebrannten Schaltkreise und überbrückte sie mit Hilfe seines Sonics. Zu guter Letzt entnahm er den temporalen Koordinationschip und reparierte ihn behelfsmäßig mit Teilen der Interstellar-Lichtmaschine, die er sowieso nie benutzte. Dann setzte er den Chip wieder ein, schloss den Limiter an den Kern an und ging zurück zu der Wandkonsole. „Ich bin hier soweit fertig.“, begann er, „Und wenn das Intercom nicht ausgefallen ist, gab es wohl auch keine Probleme. Jetzt müssen wir nur noch die Systeme wieder in den Ursprungszustand zurück versetzen und alles neu starten.“ Die drei Jugendlichen meldeten sich zurück und begannen mit dem finalen Teil ihrer Aufgaben. Harry transferierte die Steuerungsmatrix zurück in den Kontrollkern und fuhr dann seine Konsole herunter. Ron lenkte die Energieversorgung zurück in den Kern, was einerseits die Schiffslichter auf ihr normales Niveau zurücksetzte und andererseits die äußere Metallummantelung des Kerns wieder aufbaute. Nachdem auch Ron seine Konsole deaktiviert hatte, initiierte Hermine schließlich die Neustartsequenz und schaltete ihr Kontrollpaneel ebenfalls ab. Zum Schluss finalisierte der Doctor den Befehl und das ganze System fuhr kurzzeitig herunter, nur um dann erneut hochzufahren. Nach einem kurzen Scan mit seinem Sonic stellte der Doctor fest, dass die Reparatur erfolgreich verlaufen und der Limiter wieder funktionstüchtig war. Dies teilte er sofort seinen Gästen mit und alle machten sich auf den Rückweg zum Hauptkontrollraum, den sie nach etwa fünf Minuten erreicht hatten. 5. Mai 1998 – 16:15 Severus Snape Todes-Datum: 18. November 1971 Harry wusste nicht, was er sagen sollte, und auch Ron und Hermine hatte es die Sprache verschlagen. Der Tod von Severus Snape war also verantwortlich dafür gewesen, dass sich die ganze Zeitlinie schlagartig verändert hatte. Aber wer war dafür verantwortlich gewesen? Harry versuchte, seine Gedanken zu ordnen und sich vorzustellen, wie es dazu gekommen sein mochte. Aber er fand weder dafür eine Erklärung, noch wie sich das Ganze auf die Zukunft ausgewirkt hatte. Hermine war es schließlich, die die Frage stellte, die schon lange im Raum hing: „Wie kam es dazu?“ Alle schauten zum Doctor in der Hoffnung, er könnte etwas Licht ins Dunkel bringen. „Und wie hat sich alles verändert? Vielleicht ist es aktuell sogar besser, wer weiß.“ „Hermine!“, fuhr Harry sie an, der mittlerweile wusste, welche Rolle Severus im Kampf gegen Voldemort gespielt hatte. „Du weißt genau, was für ein Mann er war!“ „Hey!“, ging Ron dazwischen, denn Harry und Hermine tauschten bereits böse Blicke aus. „Jetzt beruhigt euch mal wieder!“ Dann wandte er sich an den Doctor: „Zurück zu Hermines Frage: Wie starb er? Und wie hat sich sein Tod auf die Zeitlinie ausgewirkt?“ „Nun, das sollten wir gleich wissen“, antwortete der Doctor und drückte ein paar Knöpfe, woraufhin weitere Informationen auf dem Monitor ausgegeben wurden. Er begann, einen Zeitungsartikel zu lesen, der die Geschehnisse um den Tod von Severus Snape zum Inhalt hatte, doch schon in der ersten Zeile stockte er, denn die Informationen, die er darin vorfand, gefielen ihm ganz und gar nicht. Mit ernstem Blick wandte er sich an Harry und sagte: „Hier steht, dass er ermordet wurde. Von James Potter!“ „Was?“, fuhr es aus Harry heraus. Sofort schaute er auf den Monitor und konnte seinen Augen nicht trauen. Er las laut vor, was dort geschrieben stand: „Severus Snape, Schüler aus dem Hause Slytherin, wurde nach nur 2 Monaten in Hogwarts von seinem Mitschüler aus dem Hause Gryffindor, James Potter, vor mehreren Zeugen in einem der Schulgänge ermordet. Keiner der…“ Weiter kam Harry nicht, denn plötzlich wurden ihm die Knie ganz weich. Sein Vater hatte Severus ermordet? Das ergab keinen Sinn! Gar nichts hier ergab mehr einen Sinn. Genau diesen Gedankengang hatte vor nicht einmal einer Stunde Hermine schon gehabt, als der Doctor nach der Erklärung ihrer Existenz gesucht hatte. Doch ihre Zweifel und Fragen wurden zumindest teilweise geklärt, hier jedoch, so war sich Harry sicher, würde es um einiges verworrener werden. Er wusste zwar, dass James nicht gut auf Severus zu sprechen war, aber Mord? Nein, ermorden würde er ihn nie. Und in seiner Realität hatte er das ja offensichtlich auch nicht getan. Irgendjemand musste ihn dazu gebracht haben, aber wer? Voldemort selbst? Dann erinnerte er sich aber, dass der Dunkle Lord 1971 seinen Aufstieg zur Macht erst begonnen hatte, und es äußert unwahrscheinlich war, dass er zu dieser Zeit unbemerkt in Hogwarts hätte eindringen und James beeinflussen können. „Alles in Ordnung, Harry?“, fragte Ron, der sichtlich besorgt um seinen Freund war. Selten hatte er ihn so geschockt und in Gedanken verloren erlebt. Die Erkenntnisse der letzten Minute mussten ihn hart getroffen haben. „Ja… ich bin nur…“, begann Harry, der sich nicht sicher war, wie er seine Gefühle artikulieren sollte. „Ich bin mir nicht sicher, was ich von all dem halten soll. Das ist alles so unwirklich. Ich meine, James… mein Vater… er… ich…“ Harry sank zu Boden, sichtlich überfordert mit der Situation. Hermine setzte sich neben ihn und legte ihm einen Arm über die Schultern. „Hey, wir biegen das schon wieder zurecht. Wir haben schon verrücktere Dinge überstanden.“ Sie grinste ihn an und Harry reagierte mit einem kleinen, wenn auch etwas gezwungenen, Lächeln. „Ron, wie ging es weiter?“ Ron drehte sich zum Monitor um und las den Text weiter vor: „Keiner der Anwesenden hatte mit dieser Tat gerechnet und so war auch niemand in der Lage gewesen, rechtzeitig einzugreifen. Nachdem er nach Severus Snape gerufen und dieser sich zu ihm umgedreht hatte, zog James seinen Zauberstab und streckte seinen Mitschüler mit dem Todesfluch nieder. Die umstehenden Schüler waren zu schockiert gewesen, um etwas zu unternehmen, einzig Narzissa Black, Schülerin in ihrem sechsten Jahr in Hogwarts und wie Severus aus dem Hause Slytherin, reagierte und entwaffnete den Angreifer mit einem Expelliarmus Zauber. Daraufhin hatten die anderen Schüler James festgehalten, bis Professor Dumbledore eintraf und ihn ohne Gegenwehr festnahm. Angeblich konnte sich Potter an die Tat selbst erinnern, allerdings nicht, warum er sie begangen hatte. Damit liegt der Gebrauch des Imperius-Zaubers, einem der drei unverzeihlichen Zaubersprüche, nahe, welcher das Opfer dazu zwingt, alle Befehle des Zaubernden auszuführen. Dies würde auch erklären, wie ein Schüler der ersten Klasse in der Lage gewesen sein konnte, den Todesfluch, einen weiteren unverzeihlichen Zauberspruch, erfolgreich zu benutzen. Die Ermittlungen in diesem Fall dauern weiterhin an.“ „Siehst du, Harry!“, rief Hermine, „James ist unschuldig! Doctor, gibt es noch weitere Artikel darüber?“ „Ich suche gerade danach.“ Harry hatte sich mittlerweile in eine Ecke zurückgezogen und dachte über den Vorfall nach. Er war immer noch geschockt und aufgewühlt, auch wenn es nun den Anschein machte, dass sein Vater gar nicht auf eigene Faust gehandelt hatte. Dass es überhaupt dazu gekommen war, war das Schlimme für ihn. Und dann gab es da noch die Sache mit Severus. Er war in gewisser Weise Harrys Mentor und Beschützer gewesen, auch wenn es zunächst nicht danach ausgesehen hatte. Dieser Mann, der so viel aufgegeben hatte, nur um ihn zu beschützen, war nun tot. Und Harry wusste nicht warum. Oder wer es war, der den Imperius-Zauber gesprochen hatte. All diese Fragen bereiteten ihm so großes Kopfzerbrechen, dass er es gar nicht mitbekam, als Ron sich erneut neben ihn setzte. „Hey, Kumpel! Er wurde dazu gezwungen, das ist doch schon mal ein Anfang! Und sobald wir startklar sind, werden wir in die Vergangenheit reisen und das Alles verhindern. Also zieh‘ nicht so eine Visage und gesell‘ dich wieder zu uns. Ich bin mir sicher, der Doctor hat mittlerweile weitere Infos ausgegraben.“ „Da muss ich dich leider enttäuschen. Wir können froh sein, dass wir überhaupt etwas erfahren haben. Da wir, und vor allem meine TARDIS, noch Fragmente der alten Realität sind, habe ich extreme Probleme auf den Verlauf der veränderten Wirklichkeit zuzugreifen. Der notdürftig reparierte Scanner tut dann sein Übriges dazu. Es tut mir leid, aber mehr haben wir nicht. Allerdings wage ich zu behaupten, dass es, in Anbetracht eures Mutes und meiner Erfahrung, ein Kinderspiel sein sollte, die Zeitlinie wieder zu Recht zu rücken.“ „Ein wahres Wort!“, jubelte ihm Ron zu, der mittlerweile mit Harry wieder an der Kontrollkonsole angekommen war. „Unsere Ziele stehen damit fest. Zuerst reparieren wir den Limiter, dann reisen wir ins Jahr 1971 und verhindern, dass jemand James Potter dazu benutzt, Severus Snape zu töten. Um es mit den Worten eines alten Freundes zu sagen: Allons-y!“ 5. Mai 1998 – 16:43 „Alle bereit?“, fragte der Doctor in die Runde, was prompt von allen Insassen bestätigt wurde. „Dann lasst uns losfliegen!“ Der Doctor betätigte einige Knöpfe und legte einen Schalter um, woraufhin die silberne Struktur in der zentralen Röhre begann, sich auf und ab zu bewegen. Der Doctor lief um die Konsole herum und bearbeitete wieder allerhand Gerätschaften, was aber nicht verhindern konnte, dass plötzlich eine der Konsolen Funken sprühte und mehrere Wandpaneele explodierten. „Nicht schon wieder!“, fluchte der Doctor und arbeitete hektisch weiter. Harry und die anderen schauten gebannt zu, mussten dann allerdings mit ansehen, wie das Licht schwächer wurde, die silberne Struktur ihre Bewegung einstellte und die TARDIS keine Geräusche mehr von sich gab. „Alles in Ordnung, Doctor?“, erkundigte sich Hermine. „Nein, ganz und gar nicht.“, gab der Doctor zurück und schaute auf seinen Scanner. „Unsere Situation ist schlimmer, als ich vermutet hatte. Auch wenn wir momentan noch von der temporalen Umstrukturierung unberührt sind, so ist die Macht, die sie auf uns ausübt, bereits so groß, dass wir nicht in den Zeit-Vortex gelangen. Wir sitzen hier fest.“ „Soll das heißen, wir bleiben einfach hier sitzen, bis wir von der neuen Realität absorbiert werden?“, platzte es aus Ron heraus. „Nunja,“, begann der Doctor verhalten, „es gibt da eine Möglichkeit, aber… Nein, vergesst, was ich gesagt habe. Ich werde schon einen Weg finden.“ „Doctor.“, begann Harry, „Wenn es einen Weg gibt, in die Vergangenheit zu reisen, dann müssen wir ihn wissen. Hier steht viel mehr auf dem Spiel als nur unser Leben. Wer weiß, was mit der Welt da draußen gerade los ist.“ „Nein! Ich habe schon so viele Begleiter verloren, nicht noch einmal, nie mehr!“ „Verloren? Was meinst du?“, fragte Hermine nach. „Was ist hier los? Was verschweigst du uns?“ Der Doctor betrachtete seine Gäste eine Zeit lang und war einerseits fasziniert von deren Entschlossenheit; andererseits war er schockiert darüber, dass er auch nur an den Plan denken konnte, den er in seinem Geiste geschmiedet hatte. Doch die Situation war eindeutig, Harry und seine Freunde würden nicht ablassen, bis er ihnen von seiner Idee berichtet hatte. Und weil er sich sicher war, dass sein Plan ohnehin keinen Anklang finden würde, begann er schließlich, ihn zu offenbaren. „Ich habe euch ja bereits erklärt, warum wir nicht in den Zeit-Vortex kommen. Theoretisch gibt es eine Möglichkeit, die Realität auszutricksen oder vielmehr abzulenken, so dass wir dennoch starten können. Wenn wir es schafften, eine gewaltige Störung innerhalb der neu geschaffenen Zeitlinie zu erzeugen, sollte das die Barriere zum Vortex schwächen und uns ermöglichen, die Zeitreise durchzuführen. Da liegt allerdings das Problem.“ „Die Störung.“, folgerte Harry und seine Meine verfinsterte sich. „Du scheinst ja zu kapieren, was der Doctor meint, aber ich verstehe nur Bahnhof!“, warf Ron ein. „Ron! Erinner dich, was wir ganz am Anfang erfahren haben.“, schaltete sich nun Hermine in die Unterhaltung ein. „Oh… du meinst doch nicht etwa?“ „Doch, Ron.“, übernahm der Doctor wieder das Gespräch. „Einer von uns muss die TARDIS verlassen und sich von der neuen Realität verschlucken lassen, damit der Rest in die Vergangenheit reisen kann. Aber das steht außer Frage, das werde ich nicht erlauben.“ Doch trotz dieser Worte wusste der Doctor bereits, dass diese Reise mit einem Opfer beginnen würde. Ein bedrücktes Schweigen legte sich über den Kontrollraum, während alle über die Idee des Doctors nachdachten. Schließlich war es Ron, der als Erster das Wort ergriff. „Und das würde funktionieren?“ „Wie kannst du sowas überhaupt fragen?“, gab Hermine empört und schockiert von sich. „Was denkst du denn, was wir tun sollen? Aufgeben? Also ich werde mich nicht so einfach geschlagen geben! Also noch Mal: Würde das funktionieren?“ „Ja.“, antwortete der Doctor schlicht und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: „Jedoch weiß ich nicht, was mit demjenigen passieren wird, der das Schiff verlässt. Natürlich wird man an die neue Zeitlinie angepasst werden, allerdings kann ich nicht sagen, wie diese Anpassung aussehen wird. Man könnte nahezu unverändert bleiben, was ich bezweifle. Oder, was ich eher fürchte, mit einer komplett anderen Persönlichkeit und Vergangenheit weiter leben. In beiden Fällen jedoch wäre die Erinnerung an diese und wahrscheinlich alle anderen Ereignisse des alten Lebens entweder stark verändert oder gar gelöscht. Und woran ich gar nicht erst denken möchte, es könnte auch sehr gut der Fall sein, dass man in der neuen Realität gestorben ist oder gar nicht erst geboren wurde.“ Erneut wurde es ruhig innerhalb der TARDIS. Die neuen Informationen hatten die Situation noch weiter angespannt. Wieder war es Ron, der die Stille durchbrach. „Und was passiert, wenn wir die alte Zeitlinie wiederherstellen? Dann müsste derjenige doch wieder in seinen alten Zustand zurückkehren, oder etwa nicht?“ „Das sollte eigentlich so sein, aber…“, begann der Doctor. „Dann gibt es doch gar kein Problem!“ „Aber, Ron, es besteht auch die Möglichkeit, dass der verlängerte Aufenthalt hier in der TARDIS als letztes Licht der alten Wirklichkeit uns alle zu einer Art Anomalie gemacht hat, so dass wir außerhalb der beiden Realitäten existieren. Das bedeutet, dass man nicht angepasst, sondern als unüberwindbarer Störfaktor aus der Existenz entfernt werden würde.“ Der Schock saß tief in Harry und Hermine, als sie diese Worte hörten. Ron allerdings sah noch entschlossener als vorher aus. Er trat in Richtung Tür und drehte sich zu den drei anderen um. „So oder so, wir haben keine andere Wahl, als es zu versuchen. Und ich werde der sein, der geht.“ „Ron! Nein! Das kannst du nicht tun!“, rief Hermine und lief zu ihm. Sie ergriff seinen Arm und wollte ihn wegziehen, doch Ron ließ es nicht zu. Unter Tränen wendete sie sich an Harry: „Tu doch was!“ Doch Harry stand nur da und hatte den Kopf gesenkt, denn er wusste, dass es die einzige Möglichkeit war. „Harry! Bitte!“, flehte sie ihn an, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. „Ich bin die einzige logische Wahl und das weißt du auch.“ „Hör auf, so was zu sagen! Hör auf!“ Hermine schlug mit beiden Fäusten auf Rons Schulter ein, der es jedoch über sich ergehen ließ. Schließlich fiel sie auf die Knie und vergrub ihr Gesicht laut schluchzend in den Händen. Ron ergriff diese, half ihr wieder auf die Beine und umarmte sie. Hermine legte ihren Kopf auf Rons rechte Schulter und klammerte sich förmlich an ihn. „Schau dich doch nur mal um: Der Doctor kann es nicht tun, das ist offensichtlich. Für Harry geht es um seinen Vater und um Severus. Du weißt, was diese beiden Männer für ihn bedeuten. Und dann bist da noch du, Hermine. Du bist die beste und intelligenteste Zauberin, die ich je kennen gelernt habe. Wenn jemand diese ganze Situation auflösen kann, dann du. Und denk nicht mal eine Sekunde daran, dass ich es zulassen würde, dass du dich für uns opferst!“ Er löste langsam aber bestimmt die Umarmung und winkte Harry zu sich, der herüberkam und Hermine an die Hand nahm. „Für dich würde ich alles aufgeben, das weißt du. Und wenn das bedeutet, durch diese Tür zu schreiten, dann ist es das, was ich tun werde.“ Ron gab ihr einen Abschiedskuss und Harry führte sie zum Doctor, der sie in den Arm nahm. Dann kehrte er zu Ron zurück und streckte seine Hand aus. Ron jedoch umarmte Harry, der die Geste erwiderte. „Du passt auf sie auf, während ich weg bin. Versprich mir das!“ „Versprochen. Und Danke! Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für eine Chance du uns hier ermöglichst. Du bist der beste Freund, den man sich nur wünschen kann und ich werde alles dafür tun, dich zurück zu holen. Darauf kannst du dich verlassen.“ Nachdem Harry zu Hermine zurückgekehrt war, wendete sich Ron schließlich dem Doctor zu. „Ich weiß, dass du die beiden wieder sicher nach Hause bringen wirst. Vielen Dank!“ Der Doctor nickte bloß, war er sich doch bewusst, dass er jeden Moment erneut einen Freund verlieren würde. Als Ron an der Tür angekommen war, betätigte der Doctor einige Schalter und zog seinen Sonic Screwdriver aus der Jackentasche. „Ich habe ein Kraftfeld außerhalb der Tür errichtet, so dass du heraus gehen kannst, ohne dass sich die Veränderung auf das Schiff auswirken wird. Sobald du draußen bist, werde ich es deaktivieren und wir können unsere Reise beginnen. Wir alle stehen tief in deiner Schuld.“ Dann aktivierte er seinen Sonic, was die Türverriegelung aufhob, und steckte ihn wieder ein. Ron öffnete die Tür der TARDIS und schaute ein letztes Mal zur Kontrollkonsole hoch, wo der Doctor und Harry eine niedergeschlagene Hermine in ihren Armen hielten. Er blickte jedem einzelnen von ihnen in die Augen und streckte am Ende einen Daumen in die Höhe. „Also dann, wir sehen uns!“, sagte er mit einem Lächeln, verließ die TARDIS und schloss die Tür hinter sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)