The Taste of a Love so Bittersweet von blOOdyLee (Sam/Dean) ================================================================================ Prolog: Your Frozen Breath in My Heart -------------------------------------- Hallöchen ihr lieben, diese Geschichte ist meine erste mehrkapitelige Story, die ich der Öffentlichkeit anvertraue. xD Inspiriert wurde ich durch eine Drabble-Challenge zu dem Wort "krallen". Pairing: Sam/Dean (Wincest) Spoiler: Noch keine... Beta: - Dankeschön ^^ Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! Lasst mich wissen, wie es euch gefallen hat. Lg, die Lee~ ~*~*~*~*~*~ Your Frozen Breath in my Heart ~ Dein eisiger Atem in meinem Herzen Dean ist fassungslos, beinahe verzweifelt. Er hat schon so oft erlebt, dass Sam und Dad sich streiten… aber das hier ist anders als sonst. Diesmal ist Dean nicht in der Lage den Streit zu unterbrechen oder gar zu schlichten. Sams und Johns Stimmen durchdringen das Zimmer, die Wände, Deans ganzen Körper. Eigentlich kann er ihren Worten gar nicht richtig folgen, denn bis jetzt hat er nur eines verstanden. Sam verlässt sie. Sam verlässt ihn. Es dauert nur einige Augenblicke bis Dean sich wieder gefasst hat, doch da ist ihm schon alles entglitten. Vor seinen Augen packt Sam im Streit seine Tasche und noch bevor Dean einschreiten kann, zerschneiden Johns Worte jedes Band. „Wenn du jetzt durch diese Tür gehst, brauchst du nicht wieder zurückzukommen.“ Sam stockt kurz, aber dann nimmt er ohne weiter zu zögern seine Tasche und geht. John ist zu stolz, um ihn aufzuhalten und wendet sich ab. Dean kann es nicht verstehen. Seine Verzweiflung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Hals über Kopf stürzt er Sam hinterher. Als er den Jüngeren einholt, schlingt er seine Arme um ihn und lehnt atemlos seinen Kopf an dessen Rücken. Deans Finger krallen sich in Sams Shirt. „Bitte… geh nicht.“ Ein heiseres Flüstern, das eigentlich so viel mehr bedeutet. Lass mich nicht allein. Ich brauche dich. Du bist der Sinn meiner Existenz. Ich liebe dich. Aber nichts davon kommt über Deans Lippen, er ist noch nicht bereit dazu. Sam wird ihn trotzdem verstehen. Langsam streift Sam Deans Arme ab und dreht sich um. Sein teilnahmsloser Blick lässt Dean erschaudern und trotzdem wagt er es nicht wegzusehen, weil er fürchtet, nicht nur den Blickkontakt zu verlieren. Er spürt Sams Hand an seinem Kinn, die seinen Kopf leicht nach hinten beugt. Als sich ihre Lippen berühren, schöpft Dean für eine Sekunde neue Hoffnung, doch noch ehe er seine Augen öffnen kann, sind die Lippen fort, ist die vertraute Wärme von seinem Körper verschwunden. Tatenlos muss Dean zusehen, wie Sam die Straße hinunter aus seinem Leben verschwindet. Dean bleibt auf der Strecke. ~*~*~TBC~*~*~ Kapitel 1: Our Secret Hidden Beyond the Stars --------------------------------------------- Und schon wieder hallo, ^^ damit ihr auch wirklich ein wenig auf den Geschmack kommt, das erste Kapi gleich dazu. Spoiler: Immer noch keine. xD Beta: und kazztou. :) Viel Spaß! ~*~*~*~*~*~ Our Secret Hidden Beyond the Stars ~ Unser Geheimnis jenseits der Sterne verborgen Sein Dad hat wieder angefangen zu trinken. Dean dachte, damit wäre endlich Schluss, aber seit Sam weg ist, hat sich vieles verändert. Wenn John jetzt schlechte Laune hat, lässt er sie an Dean aus, nur um dann die nächste Bar aufzusuchen. Man gewöhnt sich an alles, Dean ist schon abgestumpft. Dies ist wieder einer dieser Abende und als John endlich weg ist, lässt Dean sich erschöpft in den Sessel sinken. Er hat schon lange aufgehört zu argumentieren. Er ist nicht Sam, er ist gehorsam. Langsam fängt Dean an nachdenklich zu werden und das will er dann lieber doch nicht. So greift er sich seine Tasche und beginnt die Waffen zur Reinigung herauszuholen. Da passiert es. Der nächste Griff befördert nicht das gesuchte Messer zum Vorschein, sondern ein verwaistes Hemd. Sams Hemd. Dean weiß nicht einmal mehr, wie es hierhin gelangt ist. Er lässt den abgetragenen Stoff durch seine Finger gleiten, vergessen sind die Waffen. Langsam lässt Dean sich gegen die Sessellehne fallen, unablässig das Hemd betrachtend. Zögerlich und mit zitternden Händen hebt er es vor sein Gesicht und riecht daran und als wäre die Erinnerung nicht schon schlimm genug, drängt sich ihm Sams frischer Geruch in die Nase. Deans Augen schließen sich, als er angestrengt versucht, sich an ihren letzten glücklichen Augenblick zu erinnern, an Sams Lächeln, seine Haare, seinen Körper. Dad ist fort und wird so schnell nicht wiederkommen, also lässt Dean seinem Verstand freien Lauf und gibt seinen Impulsen nach. Er presst das Hemd in sein Gesicht und saugt Sams Duft in sich ein. Dann lässt er eine Hand sinken und tastet sich zu seinem Hosenbund vor. Dean muss kein zweites Mal nachdenken, als er sich vorstellt, dass es Sam ist, der ihn berührt. Er öffnet einfach den Knopf und zieht mit der nächsten Bewegung den Reißverschluss hinunter. „Bist du dir sicher…?“ „Ja, verdammt. Nun mach schon!“ „Was, wenn Dad…?“ „Vergiss Dad. Bitte Dean, tu endlich… irgendwas.“ Dieser Aufforderung kommt er nur zu gerne nach. Deans Hände zittern vor Aufregung, als sie über Sams Haut gleiten, immer tiefer und tiefer. Er hinterlässt einen Pfad prickelnder Küsse auf dem Oberkörper seines jüngeren Bruders. Seine Zunge umspielt Sams Brustwarzen und neckt die Haut an den empfindlichsten Stellen. Längst ist Sam zu einem ergebenen Geschöpf der Zärtlichkeiten Deans geworden. Forschend bahnt dieser sich seinen Weg bis seine Zunge Sams verlockender Männlichkeit alle ihre Aufmerksamkeit schenkt. Dean hält nur kurz inne und wirft Sam einen prüfenden Blick zu. Als er jedoch dessen geweitete Pupillen bemerkt, lösen sich auch seine letzten Zweifel in Luft auf. Mit neuem Selbstvertrauen lässt Dean seine Zunge über Sams Eichel gleiten, um seinen Lusttropfen aufzufangen bevor sich seine Lippen sanft um dessen ganze Länge schließen. Sams Stöhnen geht ihm bis ins Mark. „Gott, Dean… mehr…“ Es ist nur eine undeutliche Erinnerung an eine längst vergangene Nacht, aber allein der Gedanke an Sam in einer solchen Position erregt Dean. Noch einmal atmet er tief ein und lässt daraufhin die Hand in seine Shorts gleiten, wo sie sein halbhartes Glied umschließt. Sein Griff ist fest und sicher, während Dean seine angestaute Lust befriedigt, aber es ist nichts im Vergleich zu dem, was Sam tun könnte. In seiner Vorstellung spielt Dean anregende Szenarien durch: Sam vor ihm kniend, Sam unter der Dusche, Sam auf dem Bett vor ihm ausgebreitet, Sam, Sam, Sam. Mit jeder neuen Perspektive wird Deans Handbewegung schneller. Seinen Lippen entweicht ein zurückgehaltenes Keuchen, welches er in Sams Hemd erstickt. Er lässt den Kopf nach hinten fallen und beißt sich auf die Unterlippe. Mit der Vorstellung, wie er sich in Sam versenkt und seinem Namen auf den Lippen ergießt Dean sich warm über seine Finger. Erst jetzt lässt er ausgelaugt die Hand mit dem Hemd sinken und atmet tief durch. Einige Zeit später steht Dean mit dem Hemd in der Hand vor seiner Tasche. Ratlos blickt er zwischen beidem hin und her. Plötzlich schüttelt er wütend den Kopf, knüllt es zusammen und wirft es voller Verachtung in den Papierkorb. Dann packt er weiter seine eigenen Sachen ein. Es dauert eine Weile. Es bedarf Gedanken an Kindheit, Familie und Liebe bis Dean sich hastig umdreht und das Hemd wieder aus dem Papierkorb fischt. Die Ironie seiner Motive bleibt ihm dabei nicht völlig verborgen. In Gedanken versunken, legt Dean das Hemd aufs Bett und beginnt behutsam es zusammenzulegen. Zum Schluss lässt er es so tief wie möglich unter seinen eigenen Klamotten verschwinden. Dean will nicht, dass es womöglich noch Dad in die Hände fällt. Das hier gehört Dean ganz allein. Ein Geheimnis, gehütet in den Tiefen seines Herzens. Sam ist fort und doch noch hier. ~*~*~TBC~*~*~ Ich hoffe, es entsprach euren Erwartungen. *verlegen mit Füßen scharr* Reviews = Seelennahrung. @->-- Kapitel 2: The Lies Are in Your Blood ------------------------------------- Hallöchen zusammen, das sieht schnell aus, ist es aber in Wirklichkeit gar nicht... oder so. Von den ersten Kapiteln hab ich einfach noch was in petto, aber später dauert das Posten dann schon länger. ^^" Vielen Dank für Favos! Spoiler: noch keine, aber bald xD Beta: und kazztou - Danke an die Wiederholungstäter Nun wünsche ich wieder viel Spaß beim Lesen! *Kekse und Milch hinstell* Eure Lee ~*~*~*~*~*~ The Lies Are in Your Blood ~ Die Lügen sind in deinem Blut Ein Jahr ist vergangen und Dean spürt kaum noch den Schmerz und die Einsamkeit. Im Gegenteil, er hat sogar eine Menge Spaß. Männer, Frauen, anständig und ausgiebig oder schnell und dreckig. Dean macht keine Ausnahmen und lässt sich immer weiter in diesen verdorbenen Sumpf hinabsinken. Sam kann das egal sein. Dem ist das ganz sicher egal, denn sonst wäre er wohl nie gegangen. Dean denkt nur noch selten an seinen kleinen Bruder. Langsam bekommt John sein Alkoholproblem in den Griff, aber um seine Probleme zu kompensieren, hat er sich etwas Neues ausgedacht. Er jagt nicht mehr mit Dean zusammen. Wenn er den einen Sohn nicht haben kann, will er den anderen auch nicht ertragen müssen. Dean kann sich immer noch nicht so recht entscheiden, ob das etwas Gutes oder Schlechtes ist. Auf der einen Seite hat er das Gefühl, dass er endlich das Vertrauen und die Anerkennung bekommt, um die er sein Leben lang gekämpft hat. Da gibt es aber auch noch die andere Seite und die zeigt klar, dass Sam ihre Familie oder was an guten Tagen noch davon übrig war, zerstört hat. Manchmal hasst Dean Sam dafür. Inzwischen streitet Dad nicht mehr mit Dean. Dean hat sowieso nie gestritten. Aber dadurch reden sie jetzt kaum mehr ein Wort miteinander. Dean nimmt wie eh und je Befehle entgegen, was seinen nächsten Job betrifft, aber nur selten geht ein Gespräch über diese Art der Kommunikation hinaus. Sam war immer der Redselige. Dean verdrängt den Gedanken und konzentriert sich auf den Auftrag – irgendeine Höllenbrut, der nur mit Bleikugeln beizukommen ist. John will sich derweil um einen Poltergeist kümmern. Wer zuerst fertig ist, hilft dem Anderen. Sie verlassen noch am gleichen Tag in entgegen gesetzte Richtungen die Stadt. Es dauert nur zwei Tage bis Dean die schwarze Bestie aufgespürt hat. Das Vieh reicht ihm locker bis zur Brust und hat Zähne so lang wie Wurfdolche. Dean liegt verborgen im Unterholz, das Gewehr im Anschlag. Seine Hände zittern vor Aufregung. Jetzt darf nur nichts schief laufen, sonst ist er Hundefutter. Für einen Augenblick bekommt Dean das Gefühl, dass sein Dad das absichtlich macht. Da hat die Bestie schon Witterung aufgenommen und rast tollwütig knurrend, jaulend, bellend auf ihn zu. Das Gehölz kracht unter den massigen Pranken. Dean springt auf die Füße, um freie Schussbahn zu haben. Mit einem letzten Satz fliegt der Höllenhund, seine Krallen gespreizt und die Lefzen erhoben, auf ihn zu. Dean schießt und die Luft wird von einem markerschütternden Heulen zerrissen. Der gewaltige Körper begräbt den Jäger unter sich. Nach ein paar Minuten kommt er wieder zu sich. Fluchend und nur mit größter Anstrengung kann Dean sich von der stinkenden Bestie befreien. Er schiebt und drückt und tritt bis er endlich Abstand zwischen sich und das Monster gebracht hat. Seine Kleidung ist übersät mit Laub, Erde und Blut. Wie durch ein Wunder hat er kaum einen Kratzer, wohl nur eine leichte Gehirnerschütterung. Dean sitzt auf dem feuchten Waldboden, hat die Knie angewinkelt und betrachtet die Höllenbrut zu seinen Füßen. Er hat es geschafft. Doch niemand ist hier um seine Erleichterung, gar seine Freude, zu teilen. Er ist völlig allein. Dean merkt gar nicht wie schnell es passiert, aber plötzlich laufen ihm Tränen über die Wangen. Er lässt ihnen freien Lauf. Und nur ganz allmählich begreift Dean, dass dies stumme Boten einer ganz anderen Trauer sind. Die schmerzliche Erkenntnis reißt ein klaffendes Loch in seine Brust. Dean hat sich noch nie so sehr gewünscht, im Arm gehalten zu werden. Am dritten Tag ist Dean schon auf dem Weg zu seinem Vater. Im Kofferraum hat er die abgetrennten Pfoten der Bestie verstaut. Ein Freund Johns, Caleb, braucht sie wohl für irgendeinen Schutzzauber. Es wird dunkel und Dean ist immer noch völlig ausgelaugt. Dad und der Poltergeist können auch noch eine Nacht warten. An der nächsten Bar mit viel Leuchtreklame zieht Dean den Wagen aus der Spur. Es ist muffig, laut und das Licht gedämpft. Dean lässt sich am Tresen nieder, bestellt ein Bier und verschafft sich einen Überblick. Eine junge Frau, beinahe noch ein Mädchen, rutscht anmutig auf den Sitz neben ihm. Sie lächelt verführerisch und Dean weiß, dass er die Nacht nicht im Impala verbringen muss. Er weiß, dass heute Nacht jemand die Leere in seinem Herzen füllen und ihm helfen wird, alles zu vergessen. Denn eigentlich denkt Dean ständig an Sam. Die Wahrheit ist doch… Dean hat keinen Spaß. Er belügt sich lediglich selbst. ~*~*~TBC~*~*~ Für jede geschriebene Review wird irgendwo auf der Welt ein Hundebaby geboren. ;D Kapitel 3: Dispose of Shattered Dreams in the River of Tears ------------------------------------------------------------ Hallo ihr lieben, hier ist das nächste Kapi für euch. Es trägt mal wieder viel Leid in sich, aber bald schon werde ich euch einen kleinen Lichtblick gewähren. ;) Vielen lieben Dank für deinen Kommentar und natürlich an die anderen für ihre Favos. Hab mich echt gefreut. ^^ Spoiler: Auch hier... noch keine. Beta: , und kazztou - Mein persönliches Staraufgebot x) Jetzt wünsche ich wieder viel Vergnügen! *Bier und Burger hinstell* Eure Lee ~*~*~*~*~*~ Dispose of Shattered Dreams in the River of Tears ~ Entsorge zerschmetterte Träume im Fluss der Tränen Manchmal fragt Dean sich, was Sam so treibt. Nur John kennt die Antwort, aber das Thema ‚Sam’ ist noch immer ein Tabu. Es ist bereits der zweite Geburtstag, den er irgendwo ohne sie verbringt. Vielleicht ist das auch besser so, denkt sich Dean. Schließlich haben sie nie wirklich gefeiert und wo auch immer Sam jetzt ist, ist sicherlich alles anders. Dean seufzt unmerklich. "Stanford, Kalifornien…", wirft John zusammenhanglos in den Raum. "Was?" Dean ist mehr als verwirrt. "Dort studiert er." John nimmt den Namen nicht in den Mund und doch weiß Dean genau, wen er meint. "Warum sagst du mir das auf einmal?" "Ich bin immer noch dein Vater, Dean. Denkst du wirklich, du kannst mir was vormachen?" Dean zuckt innerlich zusammen. Was? "Glaubst du wirklich, ich wüsste nicht, wie sehr du deinen Bruder vermisst? Schließlich hat euch 18 Jahre lang nichts getrennt." Dean schluckt. Ach, das hat er gemeint. Seine sündhaften Gedanken beruhigen sich wieder. John geht zum Tisch, schlägt sein Tagebuch auf und nimmt einen kleinen, zerknitterten Zettel heraus. Den reicht er Dean. "Seine Adresse. Wenn du jetzt losfährst, bist du sicher bis heute Abend da." Dean starrt erstaunt auf den Zettel. Die Möglichkeiten, die sich ihm hier bieten, sind unendlich. Plötzlich wäscht eine Welle des Zorns über ihn. Warum hat Dad ihm nicht schon eher gesagt, wo Sam ist? Er hat es ja anscheinend die ganze Zeit gewusst. Dean platzt fast der Kragen und zum ersten Mal seit langer Zeit möchte er sich auflehnen. Zum ersten Mal würde er John am liebsten eine reinhauen. Dieser verdammte, dickköpfige Bast— "Du musst natürlich nicht fahren." Deans Kopf schnellt nach oben und er sieht fast ein wenig ängstlich aus. "Aber falls doch, dann treffen wir uns in einer Woche bei Bobby." John packt nebenbei schon wieder seine Sachen für den nächsten Job. Immer auf dem Sprung, stetig rastlos, ewig auf der Jagd. Dean hat das Gefühl, dass sein Dad sich wohl selbst auf dem Weg verloren hat. Er jagt die Vergangenheit und hängt dem nach, was er früher einmal war. Zu einem gewissen Anteil befürchtet Dean, auch einmal so zu werden. Wenn er das nicht schon ist. "Also, was ist jetzt?" John zieht ungeduldig die Stirn in Falten. "Ich… in einer Woche bei Bobby…" Dean kann seine Worte nicht finden, in ihm tobt ein Sturm aus Freude, Wut und Angst. "Und… das ist… kein Problem… für dich?" Und zum ersten Mal seit Monaten sieht er ein Lächeln über das Gesicht seines Vaters huschen. Es ist so schnell wieder fort, dass Dean anfangs glaubt, nur einen Schatten gesehen zu haben. "Bis nächste Woche." John klopft Dean im Vorbeigehen auf die Schulter, greift sich sein Tagebuch vom Tisch und verlässt ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Das war’s? Keine ewige Diskussion? Keine bissigen Kommentare? Keine bösen Blicke? Dean ist eindeutig irritiert und wie immer braucht er etwas länger, um das alles zu verarbeiten. Er ist sich nicht sicher, was er von dem Ganzen halten soll. Er will Sam sehen, ohne Frage. Seit zwei Jahren ist das sein sehnlichster Wunsch überhaupt. Doch was wenn Sam ihn nicht sehen will? Dean zögert, innerlich zerrissen. Einige Zeit später sitzt er im Auto und rast den Highway nur ein kleines bisschen zu schnell entlang. Die Vorfreude hat ihn übermannt. Die ganze Zeit wollte er nichts weiter, als wissen, ob es Sam gut geht; sehen, was für ein Leben er jetzt führt; wieder mit ihm vereint sein. Dean kann sich schon gar nicht mehr erinnern, warum er gezögert hat, warum das Entscheiden so lange gedauert hat. In weniger als acht Stunden durchquert Dean anderthalb Bundesstaaten. Er hält zwischendurch nur ein einziges Mal, aber nach fünf Minuten ist er schon wieder auf der Piste. Sehr viel eher als John vorausgesagt hat, erreicht Dean die Universitätsstadt. Doch anstatt sich gleich auf die Suche nach Sams Appartement zu machen, hält er erstmal am nächsten Diner. Dean kann unmöglich ohne körperliche und seelische Stärkung unter Sams Augen treten. Aber irgendwie ist ihm der Appetit vergangen, als die Kellnerin endlich seinen Lieblingsburger serviert. Seine Hände sind schwitzig und er zappelt nervös mit dem Bein. So aufgedreht war Dean seit der vierten Klasse nicht mehr, als Susan Barnes ihn küssen wollte. Oder vielleicht, als er zum ersten Mal Sam geküsst hat. Der späte Nachmittag klingt gerade aus, als Dean noch schnell eine Flasche Whiskey im nächsten Supermarkt besorgt. Schließlich braucht er noch ein Geschenk. Es ist nur provisorisch, aber Sams Geburtstag ist inzwischen eher der nebensächliche Grund für Deans Anwesenheit. Er ist wegen des Geburtstagskindes hier. Dean grinst beinahe dämlich. Eigentlich müsste es seine Wangen schmerzen, aber er kann nicht aufhören. Und wieder, oder eher, immer noch tobt ein Sturm aus Unsicherheit, Freude und Furcht in ihm. Es dauert gar nicht lange bis er das Viertel und schließlich Sams Haus gefunden hat. Dean parkt den Impala etwas abseits, so dass er die Straße im Blick hat. Er steigt nicht aus. Genau in diesem Augenblick hat die Angst seine Füße an den Boden und seine Hände ans Lenkrad gekettet. Oh Gott, Sams Haus, nur Meter entfernt. Er könnte da sein. Vielleicht auch nicht. Will er Dean überhaupt sehen? Wird er vielleicht wütend und stößt ihn weg? Dean klammert sich panisch fest und versucht tief durchzuatmen. Er kann das nicht. Doch er kann. Es ist Sam. Auf diesen Moment hat er zwei Jahre gewartet. Sam. Er liebt ihn. Das muss er ihm endlich ins Gesicht sagen. Als Dean sich schließlich durchgerungen und beruhigt hat und gerade die Wagentür öffnen will, nimmt er am anderen Ende der Straße eine kleine Studentengruppe war. Er könnte schwören, dass der junge Mann in ihrer Mitte die gleiche Statur wie Sam hat. Und er hat Recht. Es ist Sam. Dean verharrt. Vielleicht sollte er lieber warten bis alle verschwunden sind und er seinen kleinen Bruder für sich hat. Er beobachtet das Geschehen weiter. Sam ist definitiv größer geworden, seit Dean ihn zum letzten Mal gesehen hat. Falls das überhaupt möglich ist. Seine Schultern sind breiter, sein ganzer Körper sehniger. Er ist auf alle Fälle erwachsen geworden. Die Dinge, die Dean mit ihm anstellen könnte… Die Gruppe löst sich langsam auf. Alles zerstreut sich in verschiedene Richtungen und nur Sam und eine üppige Blondine bleiben zurück. Etwas stört Dean, aber er kann es nicht festhalten. Und während Dean noch darüber nachdenkt, stellt sich die Kleine plötzlich auf die Zehenspitzen und küsst Sam. Miststück. Aber Sam wird ihr sicher gleich klar machen, dass er sich nicht für sie interessiert. Dean weiß es genau und setzt ein schelmisches Grinsen auf. Doch Sam hat sich noch nie an die Regeln gehalten. Sam ist nicht Dean, er macht, was er will. Dean muss mit ansehen, wie Sam seine Arme um sie legt, sie an sich zieht und innig küsst. Zu innig für die offene Straße. Dann zieht er sie mit sich zum Haus und beide lachen ausgelassen. Dean kann es sogar hören, Sams Lachen. Er bekommt keine Luft mehr und Tränen schießen ihm in die Augen. Er lässt den Impala brutal aufbrüllen und rast mit quietschenden Reifen los. Dean glaubt im Rückspiegel zu erkennen, dass Sam sich nach ihm umgedreht hat, aber das ist jetzt auch egal. Er muss hier weg. Das Ortsschild liegt bereits mehrere Meilen hinter ihm, doch Dean hat Schwierigkeiten sich zu kontrollieren. Er hat die Tränen noch vor dem Ausbruch runtergeschluckt und jetzt ist er wütend, eifersüchtig, so verletzt. Wie konnte Sam das nur tun? Was er, was Dean getan hat, war dazu da, den Schmerz zu unterdrücken… aber Sam ist glücklich. Er ist glücklich ohne Dean. Es tut so weh. Dean hätte es wissen müssen. Natürlich war das, was sie hatten nicht real. Natürlich war es falsch. Sie sind Brüder. Sam ist es sicherlich leicht gefallen, einen Ersatz zu finden. Dean war nur ein Experiment. Dean ist ein Nichts. Für Sam. Seine Hände zittern wieder. In den nächsten Nächten stürzt Dean sich in ein tiefes Loch aus Alkohol, Sex und Depression. Eine Woche ist nicht genug, aber sie muss reichen. Am vorletzten Tag komponiert Dean sich zu seinem neuen alten Ich - unnahbar, mysteriös und rastlos. Dann fährt er zu Bobby. Als Dean in Sioux Falls eintrifft, ist sein Dad schon dort. Er stellt keine Fragen, aber ist spürbar erleichtert. Bobby begrüßt Dean herzlich, aber er weiß nur zu gut, dass in Johns Gegenwart nichts über den verlorenen Sohn zu erfahren ist. Dean hat Glück. Er hätte sich jetzt unmöglich noch einmal diesem Schmerz und dieser Verzweiflung aussetzen können. Dean schämt sich für seine Feigheit. Er zieht sich sofort zurück, sucht sich Arbeit und geht den anderen aus dem Weg. Keiner stellt sein Verhalten in Frage. Und wieder ist Dean völlig allein. Sam hat ihn vergessen und die Hoffnung ihn verlassen. Er verschließt endgültig sein Herz vor der Welt. ~*~*~TBC~*~*~ Kapitel 4: I Won't Come Back Crawling but Walking Tall ------------------------------------------------------ Heyho liebe Leser, diesmal ist das Kapi mit ein wenig Verzögerung on gegangen. ^^" Ich wünsche euch trotzdem viel Spaß beim Lesen! Danke euch für Kommi und Favos. :) Beta: und - Dankeee! Spoiler: 1x01... wenn man euch da noch spoilern kann. xD ~*~*~*~*~*~ I Won't Come Back Crawling but Walking Tall ~ Ich komme nicht kriechend zurück, sondern aufrecht gehend Es ist eine Woche vor Halloween. Vor vier Tagen ist Dean in diesem Kaff eingetroffen. Er hat nach seiner Ankunft doch direkt den Namen vergessen, irgendwo in Utah soweit es ihn betrifft. Er hatte damit gerechnet, dass sein Dad schon hier warten oder wenigstens eine Nachricht hinterlassen würde. Aber nichts. Schon zwei Wochen ohne ein Wort von John. Anfangs hat Dean sich die Zeit mit Pokern, Ausschlafen, Waffen reinigen und allen leichten Mädchen in den einzigen zwei Bars hier vertrieben. Langsam macht er sich aber doch Sorgen. Obwohl er sich an die zeitweilige Einsamkeit gewöhnt hat, ist sein Vater doch immer noch seine nächste Bezugsperson. Dean hat ihm und der Jagd sein Leben verschrieben. Was oder wem auch sonst? Dean hat bereits mehrere Freunde angerufen, allen voran Caleb und Pastor Jim, aber keiner weiß etwas oder hat mit seinem Vater gesprochen. Für einen kurzen Moment überlegt er, bei Bobby anzufragen, aber der ist momentan nicht so gut auf sie zu sprechen. Dean weiß nicht genau, was John damals gemacht hat, aber er kann sich nur zu gut an den Schrotflinten-Vorfall erinnern. Die Sonne geht unter und lässt das Zimmer in einem sanften Orange erstrahlen. Dean sitzt auf dem Bett, sein Handy in der Hand und starrt Löcher in die Luft. Er ist sich unschlüssig darüber, was er tun soll, wenn er nicht bald eine Nachricht bekommt. Kurzerhand wählt er Johns Nummer erneut. Er hat heute schon sechs Mal angerufen. "Hier spricht John Winchester. Ich bin gerade unterwegs. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht." Das Piepen reißt Dean aus seinen Gedanken. "Hey… uhm… Dad. Schon wieder ich. Wenn du das hier hörst, dann melde dich bitte." Dean atmet tief ein. "Ich bin inzwischen schon eine Weile hier. Ich könnte dir helfen, aber ich weiß nicht, ob du überhaupt noch in Jericho bist. Wie auch immer… ich hoffe, dir geht's gut. Ich… ehm… mach mir langsam Sorg—" Der Schlusston beendet Deans Gedankengang. Er klappt das Handy zu, faltet seine Hände darum und stütz sein Kinn auf ihnen ab. Zwei weitere Tage vergehen und ein Gefühl der Hilflosigkeit schleicht sich ein. Soll er nach Jericho fahren? Aber dann riskiert er, Dad zu verpassen. Oder soll er hier bleiben und weiter warten? Aber Dad ist vielleicht in Schwierigkeiten und kann sich deswegen nicht melden. Kann er möglicherweise noch irgendetwas anderes tun? Dean wird langsam wahnsinnig von der ganzen Rumsitzerei und dieser Tatenlosigkeit. Und da zieht er zum ersten Mal das Unmögliche, das Undenkbare in Betracht. Dean hat noch eine Option. Eine, an die er sonst im Traum nicht gedacht hätte. Ein leises, verächtliches Lachen entweicht seinen Lippen, geht ins Leere. So schüttelt Dean den Gedanken wieder ab. Vorerst. Wieder drei Tage vorüber. Nichts. Nur diese irrsinnige Idee, die sich wie ein Gift in Deans Gehirn frisst. Sam. Dabei hat Dean doch erfolgreich über Monate, gar Jahre jede Erinnerung vergraben. Nur von Zeit zu Zeit ist auf schmerzliche Weise plötzlich alles wieder sehr real geworden. Dean weiß, dass sein Dad so oft er konnte, in Stanford vorbeigefahren ist. Er weiß, dass John seinem Jüngsten zwar verziehen hat, aber zu stolz war es vor ihm zuzugeben. Ob noch irgendwelche anderen Beweggründe vorhanden sind, ist ihm egal. Seit das Tabu seitens Dad gebrochen ist, hat er auch ausgiebig von Sam berichtet, nicht Dean, aber jedem anderen, dem sie begegnen. John ist ja so stolz auf seinen Sohn. Dean könnte kotzen. Es war doch genau dieser Sohn, sein Bruder, der die Familie auseinandergerissen hat. Er hat alles mit Füßen getreten, was jemals Bedeutung für Dean hatte. Er will eigentlich gar nicht an Sam denken. Und doch… tief in ihm sehnt sich etwas. Noch ist Dean nicht so ganz klar, wonach, aber er würde es zu gerne herausfinden. Er schläft noch eine Nacht drüber. Als er am nächsten Morgen seine Voicemails checkt, verschluckt er sich fast am Kaffee. Dads Stimme ist Schock und Erleichterung zugleich. Sofort wählt Dean seine Nummer und ruft zurück, doch da verlässt ihn jeder Mut. Die elektronische Stimme gibt ihm zu verstehen, dass die Nummer nicht vergeben ist. Das kann nicht sein. Dean wählt erneut und noch mal und noch mal. Welch grausames Spiel. Es ist bereits nach Mittag und Dean ist mehr als nur verzweifelt. Was soll er nur tun? Was wenn Dad…? Nein, diesen Gedanken möchte er gar nicht zu Ende denken. In den letzten Stunden hat er Löcher in den Teppich gelaufen, dann hat er sich zum Nachdenken hingesetzt, nur um sich Minuten später wieder zu erheben. Das Logischste wäre, jetzt einfach – endlich – nach Jericho zu fahren. Das wäre überhaupt kein Problem. Nur, Dean hat Angst. Er möchte nicht dort eintreffen und erfahren, dass sein Vater ebenfalls verschwunden ist oder schlimmer, ihn tot vorfinden… seine Leiche identifizieren müssen. Dean kann das nicht. Das heißt, er kann, aber er will nicht. Nicht allein. So gibt er seinem inneren Drang nach, Stück für Stück. Der erste Schritt führt ihn mit gepackten Taschen zu seinem Wagen. Der nächste, auf den Highway, in die richtige Richtung. Der übernächste braucht länger als sonst, aber Dean kann sich einfach nicht dazu durchringen, schneller als nötig zu fahren. Der letzte führt ihn nach etwa 17 Stunden direkt in die momentane Heimatstadt seines Bruders. Da ist es wieder. Sams Haus. Und dabei hatte Dean sich doch geschworen… Ach, Scheiß drauf. Sammy ist immer noch sein kleiner Bruder. Nur das Dean nicht weiß, wie er ihm unter die Augen treten soll. Er kann schließlich nicht einfach anklopfen. Wie wäre das denn? Hi Sam, wir haben uns zwar fast vier Jahre nicht gesehen, aber… Hey, Überraschung! Ja, sicher. Dean macht das auf seine Weise. Im Dunkeln, durch das Hinterfenster, erstmal nachsehen, ob Bier im Kühlschrank ist. Es hat wirklich weh getan, sie noch immer an Sams Seite vorzufinden. Nein, das hätte er seinem kleinen Bruder wirklich nicht zugetraut. Wie auch immer, es gibt Wichtigeres. Dean weiß auch nicht so recht, was er sich gedacht hat. Ihm hätte doch klar sein müssen, dass Sam nicht sofort einwilligen und ihm freudig bei der Suche helfen würde. Natürlich könnte Dean ihm jetzt Honig ums Maul schmieren, aber das ist einfach nicht seine Art. Er würde niemals vor Sam zugeben, wie schwer ihm die Entscheidung gefallen ist, hierher zu kommen. Am Ende muss er gar nichts machen. Dean versteht nicht wieso, aber vielleicht ist das Band zwischen ihnen doch noch intakt, zu einem kleinen Teil zumindest. Sam war schon immer der Einzige, der in ihm lesen konnte. Das gelingt nicht mal Dad so richtig. Sie haben nur zwei Tage Zeit, aber für Dean ist allein das eine halbe Ewigkeit. Er hat sich vorgenommen, Sam davon zu überzeugen, wieder zurückzukommen. Auch wenn er noch nicht sagen kann, ob das so eine gute Idee ist. Er konzentriert sich anfangs auf den Job, an die Verarbeitung einer eventuellen Enttäuschung kann er später noch genügend Gedanken verschwenden. Es läuft. Irgendwie. Sie folgen Spuren, gehen Hinweisen nach, das Bild fügt sich zusammen. Erst als die Polizei sie trennt, findet Dean das entscheidende Puzzleteil zu Johns Verbleib… und Sam findet die weiße Frau. ~*~*~*~ "Ich bin nicht untreu. Ich bin es nie gewesen." Sam weiß, dass er lügt. In dem Moment, als die Worte seinen Mund verlassen, weiß er es. Er wusste es immer. Aber diese Nachthemdtussi interessiert sich lediglich für betrogene Frauen, nicht für betrogene Brüder. Ihr fauliger Atem streicht über sein Gesicht und Sam wird fast schlecht, als sie ihre Zunge in seinen Mund schiebt. Dann ist sie weg. Und im nächsten Moment brennt ihm jemand eisige Klingen in die Brust, direkt ins Herz. Der Schmerz ist unbeschreiblich. Das war's? Hier endet es? Auf diese Weise? Er hätte so gerne noch einmal Deans Lippen berührt. Nur ein letztes Mal. ~*~*~*~ Geschafft. Knapp, aber besser als gar nicht. Dean atmet tief ein und tritt das Gaspedal durch. Er will hier einfach nur noch weg. Trotzdem fühlt sich das Ganze eher wie eine Niederlage als ein Sieg an. Er hat seinen Vater nicht gefunden, auch wenn er jetzt die Gewissheit hat, dass er wohl noch lebt. Aber vor allen Dingen hat er es nicht geschafft, seinen Bruder zurückzugewinnen. Er schaut kurz zur Seite. Sam sieht nachdenklich aus dem Fenster in die pechschwarze Nacht hinaus. Dean hat all seine Karten verspielt. Er muss sich wohl oder übel mit dem Gedanken anfreunden, seinen kleinen Bruder wieder seinem Bilderbuchleben zu überlassen …und das wurmt ihn. Gerade jetzt und seit langer Zeit zum ersten Mal wieder hat er sich richtig lebendig gefühlt. Vollständig. Dean kann sich nicht vorstellen, dass nur ihm aufgefallen ist, was für ein gutes Team sie doch abgeben. Vielleicht kann er das noch als Trumpf ausspielen. Wie erbärmlich er sich doch an jeden Strohhalm klammert. Er will Sam aber wirklich nicht schon wieder verlieren. Diese Gedanken rumoren immer noch, als Sam schon aus dem Impala gestiegen ist, sich verabschiedet hat und den Weg zu seiner Tür hinaufläuft. Mit dem festen Vorsatz möglichst viele Meilen zwischen sich und diesen Ort zu bringen, sucht Dean das Weite. Schon die nächste rote Ampel macht seinen Plan zunichte. Dean blickt zur Uhr, sie ist stehen geblieben, gleichzeitig spuckt das Radio statisches Rauschen aus – und die Angst schnürt ihm die Kehle zu. Oh Gott, Sammy. So schnell ist er noch nie gefahren. So schnell ist er noch nie gerannt. Doch selbst das wird Jessica nicht mehr retten. Sam schon. Aber zu welchem Preis? Die Beerdigung ist nur zwei Tage später. Sie verstößt gegen alle Regeln. Statt zu regnen strahlt die Sonne herunter, man könnte fast meinen, es wäre sommerlich warm. Im November. Sam trägt einen dunklen Anzug und einen Blumenstrauß, der Jess sicherlich gefallen hätte. Dean bleibt im Schatten zurück und beobachtet lieber alles von weitem. Er fühlt sich wenig verbunden. Er kann jetzt ansatzweise erkennen, wie viel dieses Mädchen seinem kleinen Bruder bedeutet hat, aber trotzdem sticht die Eifersucht in ihm. Er kann sich nicht wirklich dazu bringen, sie zu bemitleiden. Es macht Dean sogar ein wenig Angst, wie froh er manchmal ist, dass er Sam jetzt für sich alleine hat. In solchen Momenten fühlt er sich schon ein wenig schuldig. Sie bleiben noch eine Woche, aber ohne Erfolg. Sie müssen weiter. Sie müssen Dad finden. Es ist zu gefährlich, noch länger zu warten. Am Ende riskieren Sam und Dean, noch ein Leben zu verlieren. Doch selbst wenn ihm die Logik gebietet loszuziehen, braucht Dean all seine Überredungskünste, um Sam endlich ins Auto zu befördern. Nach mehreren Stunden Fahrt und einer Menge Tränen ist Sam erschöpft eingeschlafen. Das heißt, Sam hat gedacht, Dean würde nicht merken, dass er weint, aber der hat schon immer gespürt, wenn etwas nicht stimmt. Dean wusste nur nicht, was er hätte tun sollen und hat seinem kleinen Bruder einfach viel Freiraum gelassen. Er sieht kurz zu Sam hinüber. Der schmerzverzerrte Gesichtsausdruck, den der Jüngere selbst im Schlaf weiter trägt, entspannt sich langsam. Irgendwie hofft Dean, dass Sam wenigstens ein Weilchen ruhig und sicher schlafen kann. Wenn er aufwachen sollte, ist auf alle Fälle Dean hier. Er geht ganz sicher nirgendwo hin. Er wird seinen kleinen Bruder beschützen. Wie früher. Dean lässt seinen Blick noch einmal über Sams jetzt friedliche Gesichtszüge gleiten. Und da begreift er es endlich. Das ist es, wonach er sich gesehnt hat. Sam hier. An seiner Seite. ~*~*~TBC~*~*~ Kapitel 5: I Remember Those Lips Once Belonged to Me ---------------------------------------------------- I Remember Those Lips Once Belonged to Me ~ Ich erinnere mich, diese Lippen gehörten einst mir Ein paar Geister, Dämonen, Monster, hier ein bisschen Salz und Feuer, da ein wenig Silber. Die Bilanz: Tod, wohin auch immer sie ihren Fuß setzen. Aber sie tun es zusammen. Das ist alles, was für Dean zählt. Sam versucht langsam über seinen Verlustschmerz hinwegzukommen, Schritt für Schritt, aber er kann seinem großen Bruder nichts vormachen. Er verbirgt etwas und Dean hasst das. Er hasst es, weil es ihn daran erinnert, wie Sam gegangen ist. Daran, dass er wochenlang zurückhielt, dass er in Stanford angenommen worden war. Hasst es, weil sein Bruder sich nicht einmal ihm anvertraute. Die Enttäuschung darüber hat Dean bis heute nicht verwunden. So kämpft jeder mit seiner Last. Der Punkt ist jedoch, als Dean endlich erfährt, was Sam so lange vor ihm geheim gehalten hat, wünscht er, es rückgängig machen zu können. Dahinter steht keine Logik, sondern die altbekannte Angst vor dem Übernatürlichen. Normalerweise würde Dean einen Weg suchen, das Übel zu beseitigen, aber das hier ist sein Bruder. Den kann er nicht beseitigen. Das wäre das Letzte, was er wollte. Denn irgendwie liebt er ihn. An manchen Tagen ist sogar alles wie früher, dann weiß Dean auch, warum, aber an anderen Tagen erinnert ihn Sam so sehr an Dad… Nach Hause also. Als wenn es nicht schon schwer genug wäre. Dabei hatte Dean sich doch geschworen, niemals dorthin zurückzukehren. Der Schrecken und Schmerz sitzt nach all den Jahren immer noch zu tief. Die Sache mit Sams Alpträumen macht das Ganze auch nicht viel einfacher. Dean bedenkt ihn immer wieder mit kurzen Seitenblicken, so als würde er sich gleich in ein übernatürliches Wesen verwandeln oder explodieren oder derartiges. Sam schmollt vor sich hin und bekommt es kaum mit, weil er seinen Gedanken nachhängt, versucht die Puzzleteile zusammenzufügen. Es dauert nur ein paar Stunden bis sie Lawrence und das, was sie dort erwartet, erreichen. Jeder von ihnen hatte sich seine Heimkehr sicher ganz anders vorgestellt. ~*~*~*~ Sie sind immer noch völlig durch den Wind, als sie fast zwei Tage später endlich ein Motel klarmachen. Dean wollte nicht eher anhalten, er wollte fort von seinen Erinnerungen. Sie sind nicht einmal weit gekommen, Sam hat einfach nur jede Straße durch das Hinterland gewählt, die er finden konnte. Vielleicht um Dean länger schlafen zu lassen. Er weiß es auch nicht so genau. Eigentlich sind sie völlig erschöpft, aber so richtig bringt sie nichts ins Bett. Sie essen, sehen fern, schweigen sich an, hängen ihren eigenen Gedanken nach. Sam weiß, dass Dean wohl noch schwerer damit zurechtkommt, gerade seiner toten Mutter begegnet zu sein. Sam kann nichts vermissen, was er niemals hatte. Der Gedanke schmerzt ihn, hat er sich doch immer gewünscht, sie wenigstens einmal zu sehen. Irgendwann ergibt sich Dean doch seiner Müdigkeit und beginnt seine Schuhe auszuziehen. Er setzt sich aufs Bett, doch anstatt weiterzumachen, legt er sein Gesicht in seine Hände und spielt das Szenario in Lawrence zum hundertsten Mal in seinem Kopf durch. Ihre Stimme, ihre Augen, ihre Haare. Er hat sie so vermisst. Gott, er hatte schon ganz vergessen wie sehr. „Dean... alles in Ordnung?“ Sams Stimme ist nah, zu nah, er spürt seinen warmen Atem im Gesicht, wie er über seine Haut streicht. Dean hebt den Kopf und sein gebrochener Blick ist alles, was Sam braucht, um eine Hand an dessen Wange zu legen, sich vorzubeugen und ihn sacht zu küssen. Es ist so lange her, alles ist viel zu lange her, immer, zu jeder Zeit. Und auch wenn es nur ein schlichter Kuss ist, prickelt er ein wenig. Als Sam sich zurückzieht, blinzelt Dean erstaunt, aber er sagt kein Wort. Nur wenige Sekunden vergehen, in denen Sam unentschlossen am Boden kniet und nicht weiß, ob er diese Tür wirklich wieder aufstoßen sollte. Dean protestiert nicht und das gibt ihm neuen Mut. Sam beugt sich vor, um ihn diesmal richtig zu küssen. Es ist ein langsamer, warmer und feuchter Kuss und Dean öffnet seinen Mund, um Sams erkundender Zunge Einlass zu gewähren. Ihm wird beinahe schwindlig. Dean verliert sich in diesem Gefühl der Nähe. Seine Hände wandern automatisch zu Sams Schulter, seinen Hals hinauf, an seinen Kiefer, in seine Haare. Sanft beißt er seinem kleinen Bruder in die Unterlippe und dieser stöhnt leicht in ihren Kuss. Das holt Dean jäh in die Realität zurück. Er stößt Sam von sich und noch bevor er wieder klar denken kann, hat er schon ausgeholt und seine Faust trifft Sam frontal ins Gesicht. Der Schlag ist nicht hart genug, um Sam aus dem Gleichgewicht zu bringen, allerdings hat die Wucht Sams Kopf zur Seite geschleudert. Langsam dreht er ihn zurück, bis Dean den schockierten und tief verletzten Blick in Sams Augen sehen kann. Deans Gedanken rasen. Er kann seine eigene Kurzschlussreaktion gar nicht richtig fassen. Er hat gerade seinen kleinen Bruder geküsst, nein, sein kleiner Bruder hat ihn geküsst. Wieso? Dean begreift es einfach nicht. Macht es Sam Spaß, ihn zu verarschen? Ist das irgend so ein krankes Spiel? Aber es hat sich so echt angefühlt. So wie damals. Dean erschaudert kurz. Was wenn...? Das ist doch aber unmöglich. Sam kann auf keinen Fall immer noch etwas für ihn empfinden. Deans innerer Monolog reißt ab und das Letzte, woran er denkt, ist Was soll’s? Wenn das hier seine einzige Möglichkeit ist, Sam so nahe zu kommen wir er will, dann kann er auch einmal keine Rücksicht nehmen. Einfach etwas nur für sich haben. Das ist das Mindeste, was Sam ihm schuldet. Sam ist erstarrt. Er hat sich keinen Zentimeter von Dean wegbewegt. In seinen Augen, die panisch Deans Gesicht nach irgendeinem Zeichen absuchen, sammeln sich jetzt Tränen. Seine Unterlippe ist aufgesprungen und ein dunkelrotes Rinnsal bahnt sich über die nach wie vor glänzende, geschwollene Lippe einen Weg zum Kinn. Fuck! Eben war Dean doch noch wütend auf ihn… und warum fühlt er sich dann jetzt bitteschön schuldig? Er hebt die Hand, um tröstend über Sams Wange zu streichen und zuckt zusammen, als dieser zurückschreckt und die Augen schließt, als würde er einen weiteren Schlag erwarten. Unter Sams zusammengepressten Lidern quellen die Tränen hervor. „Nein nein, Sammy... oh Sam, ich bin so ein Vollidiot.“ Das war so nicht geplant gewesen und irgendwie hat Dean gerade Mist gebaut. Oder war es am Ende doch Sam? Als der Jüngere vorsichtig die Augen öffnet, weil der befürchtete Schlag ausbleibt, strahlt Dean sein glasiger Blick an. Sam beginnt, sich zu erheben. Und das ist es, Dean wirft all seine „guten“ Vorsätze über Bord. In diesem Moment ist die Begierde überwältigend, ist der Wunsch Sams Unsicherheit zu besänftigen, alles was zählt. Dean packt Sam an den Schultern und schiebt ihn beinahe brutal gegen die Wand, was diesem beim Aufprall ein schmerzvolles Stöhnen und einen noch erschrockeneren Blick entreißt. Dann ist Deans Mund plötzlich auf seinen gepresst. Es dauert einige Sekunden, bis Sam seinen Schock überwindet und er Deans Reaktion verarbeitet hat. Als sich ihm sein älterer Bruder entgegendrängt, seine Schultern in einem eisernen Griff haltend, schmilzt Sams Widerstand dahin. Dieser Kuss ist so anders als der vorherige. Er ist voller Hitze und Leidenschaft und Dean schmeckt Sams Blut und das Salz seiner Tränen. Er lockert seinen Griff, fährt mit seiner Hand in Sams Haare und zieht dessen Kopf leicht zur Seite, während er sich von seinen Lippen löst. Dean spürt, wie sich Sams Finger in seine Hüften graben und er ein Stöhnen nicht unterdrücken kann. Langsam und genüsslich leckt er den blutigen Pfad von Sams Kinn bis zu seinen Lippen hinauf, nur um ihn dann wieder in einen gierigen Kuss zu ziehen. Die Grenzen zwischen Verlangen und Bitterkeit verschwimmen. Ihre Finger graben sich tiefer, hinterlassen Blutergüsse, Kratzer, Spuren, die sie schon vor langer Zeit in ihren Seelen hinterlassen haben. Sie gehen sich fast wortwörtlich unter die Haut, so als würde ihr Leben davon abhängen… und vielleicht tut es das auch. In diesem Moment. Sam zieht Dean noch näher, falls das überhaupt möglich ist, bis ihre Körper so eng zusammengepresst sind, dass sie sich fast die Luft nehmen. Als ihre Erektionen aneinander reiben, stöhnen beide auf und lösen ihre Lippen voneinander. Heftig atmend schauen sich die zwei tief in die Augen, ihre Pupillen geweitet und tiefschwarz. Es ist Sam, der die Initiative ergreift und seine Hände zu Deans Hosenbund gleiten lässt. Mit zwei Griffen hat er Deans Gürtel und den Reißverschluss geöffnet, sein Blick nur an den seines Bruders geheftet. Die nächste Bewegung lässt Deans Hose hinunterrutschen und dann berühren Sams Finger die sensible Haut an dessen Bauch, fahren unter den Shortsbund. Sam leckt sich begierig über die Lippen, als er Deans Glied umschließt und dieser sich ihm stöhnend entgegenbäumt, ihren Blickkontakt so unterbricht. Dean weiß nicht mehr wie, aber irgendwann zwischen Sams sich gleichmäßig auf und ab bewegender Hand, seinen Küssen und seinen Fingern, die sich in Deans Genick krallen, schafft er es, schließlich Sams Hose zu öffnen. Gott, das ist ganz sicher schon immer Teil all seiner Phantasien gewesen, aber seine Hände zittern trotzdem vor Aufregung. Es ist nicht das erste Mal. Aber es fühlt sich so an. Langsam verliert Dean den Verstand, aber Sams Fuck! und wie er seinen Kopf in den Nacken wirft, als Deans Finger ihn umfassen, zeigt ihm, dass er nicht der einzige ist. Zum ersten Mal seit langer Zeit sind sie auf einer Wellenlänge, verstehen sich wortlos, haben dasselbe Verlangen und denselben Weg es zu befriedigen. Anfangs langsam, aber dann immer schneller und hektischer. Dean kann spüren, dass seine Knie nachgeben. Doch Sam fängt ihn auf, presst sie beide aneinander, lässt ihn und sich langsam zu Boden gleiten. Die Position ist irgendwie ungünstig, beide kämpfen, um sich von ihren Hosen zu befreien und enden letztlich so, dass sie halb knien, Dean halb auf Sams Schoß sitzt und sie völlig außer Atem vor sich hinlachen. „Du wirst alt.“, grinst Sam schelmisch. „Halt die Klappe!“ Da haben sich ihre Lippen schon wiedergefunden. Noch bevor Dean etwas tun kann, hat Sam ihn wieder an sich gezogen, so nah es geht. Er tastet sanft nach Deans pulsierendem Glied, was diesem ein Stöhnen entlockt. Als er den Gefallen erwidern will, stößt Sam seine Hand behutsam zur Seite. „Lass mich...“ Sams Finger schließen sich um Deans und sein eigenes Glied. Das Gefühl ist unglaublich. „Gott... Sam...“ Dean hatte ja keine Ahnung, was ihm Sams Phantasien bieten können. Ein Schauer läuft ihm den Rücken hinunter, als Sam seine Hand zu bewegen beginnt. Das ist eindeutig besser als vorher, intensiver, weil er mehr von seinem kleinen Bruder spüren kann. Dean leckt Sam über die Lippen, beißt sanft hinein, zieht dann seinen Kopf zurück und benetzt seine eigenen. Er neckt Sam, denn er weiß, dass es ihn wahnsinnig macht, wenn er etwas nicht haben kann. Rache ist süß, Sam dreht seine Hand nur ein Stück, weiß genau, was er tut. Dean klammert sich an seine Schultern, lässt seinen Kopf in den Nacken fallen und stöhnt hemmungslos auf. Er kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. „Oh Gott... Sam... noch mal... mach das noch mal... sogutmehr... ich... gleich...“ Sam weiß genau, was er meint. Er erhöht den Druck und kann selbst spüren, dass er kurz davor ist zu kommen. Dean krallt sich in Sams Haare, zieht seinen Kopf nach hinten und schiebt ihm beinahe brutal und doch sanft die Zunge in den Mund. Sie bestehen nur noch aus Feuchtigkeit, Hitze und Stöhnen und es dauert nur Momente bis beide über die Klippe springen. Dean kommt zuerst, ergießt sich warm über Sams Hand und während Sams starke Finger seinen Höhepunkt vollständig aus ihm ringen, folgt dieser ihm schließlich. Sie sitzen keuchend auf dem Boden, tauschen ungezwungene Küsse, während der Samen ihre Beine hinunter rinnt. Es dauert eine Weile bis sie wieder zu Atem kommen, aber sie sprechen kein Wort miteinander. Sam zieht irgendwann sein Hemd aus und säubert sie, so gut es geht. Es ist Dean, der zuerst aufsteht und sich auf den Weg zur Dusche macht. Vielleicht ist es an dem Punkt, dass ihm etwas bewusst wird. Nämlich, dass das hier nichts bedeutet. Gar nichts. Das war einfach nur eine Verzweiflungstat oder pure Lust, aber das hatte nichts mit Liebe zu tun. Es wird nie wieder so wie früher. Er fragt sich erneut, was Sam damit bezweckt hatte, ihn zu küssen. Er ekelt sich beinahe vor sich selbst. Wie konnte er das nur zulassen? Er hat gerade seinen kleinen Bruder ausgenutzt, um seine eigenen Triebe zu befriedigen. Und… er hat ihn gefährlich nahe an sich heran gelassen. Er muss dem ein Ende setzen bevor es zu spät ist. Das kühle Wasser bringt ihm seine klaren Gedanken zurück. Dean sitzt am Tisch und kaut angestrengt auf seiner Unterlippe. Er beobachtet Sam beim Wäschesortieren und denkt nach. Er weiß nicht weiter, weiß nicht, wie er mit seinem Bruder reden soll. Es zerrt an seinen Nerven, dass Sam so ruhig und entspannt seine Tasche packen kann. Er ist sich sicher, dass Sam wahrscheinlich sogar pfeifen würde, wenn er könnte. Deans Gesicht wird plötzlich sehr ernst, als ihm klar wird, was zu tun ist. Er lässt seine Rachegedanken erneut aufkeimen. Das schleichende Gift in seinen Venen. „Du weißt, dass es falsch ist. Verdreht.“ Deans Worte zerschneiden die eben noch unbefangene Stimmung und Sam entgleisen die Gesichtszüge. Völlig entgeistert starrt er seinem älteren Bruder in die Augen. Dean starrt eisig zurück, sein Blick angewidert. Es ist nur gespielt, aber Sam hat diese Seite von Dean nie kennen gelernt, er kann es nicht erkennen. Das sie Brüder sind, Brüder!, war erstaunlicherweise nie ein Thema. Damals nicht und dieses Mal auch nicht. Aber es ist die letzte Waffe zu Deans Selbstverteidigung, ein verzweifelter Versuch seine Mauern zu schützen. Und er hat Sam gerade schwer getroffen. Dean kann es sehen, denn er weiß wie Schmerz aussieht. Er schaut täglich in den Spiegel. ~*~*~TBC~*~*~ Kapitel 6: In a World So Cold I Can Feel the Warmth of Your Soul ---------------------------------------------------------------- In a World So Cold I Can Feel the Warmth of Your Soul ~ In einer solch kalten Welt kann ich die Wärme deiner Seele spüren Sam weiß, dass Dean es nicht so gemeint hat. Oder doch? Er weiß, dass Dean Freiraum braucht und mehr Zeit, um gewisse Dinge zu verarbeiten. Das ist es nicht, was Sam stört. Naja, eigentlich schon. Es ist Deans Art sich völlig abzuschotten und keine Hilfe zu akzeptieren, die Sam frustriert, ja ihm sogar ein wenig Angst machen. Dickschädel! Sam hätte nicht gedacht, dass Dean nach der langen Trennung überhaupt noch Interesse zeigen würde. Er hat es aber so gehofft. Dann findet er es am eigenen Leib heraus und jetzt fürchtet er, Dean ganz verloren zu haben. Gott, bitte nicht. Sam ist verwirrt und wütend und, verdammt, was hat er sich nur dabei gedacht? Er hätte doch wissen müssen, dass es eine echt blöde Idee sein würde, mit Dean zu schlafen, obwohl sie noch nichts aufgearbeitet haben. Das Verhältnis zwischen ihnen verschlechtert sich immer weiter. Sam wagt es nicht Dean auch nur zu nahe zu kommen und versucht sie beide am Ende mit der Suche nach John abzulenken. Da ist es nicht gerade hilfreich, dass der beinahe Totgeglaubte ihnen neue Koordinaten zuschickt... und Dean wieder zu Dads folgsamen Soldaten mutiert. Und anstatt einen kühlen Kopf zu bewahren, lenkt Sam seinen Ärger um. Er kann es einfach nicht lassen und hackt ständig auf der Beziehung zwischen seinem Vater und dem gehorsameren Sohn rum. Dean springt voll darauf an. Vielleicht merkt er nicht einmal, worum es eigentlich geht. Die Fahrt nach Rockford, Illinois ist eine Hölle des Schweigens und Brütens. Darin ist Sam besonders gut. Dean dreht einfach die Musik etwas lauter auf, um die Stille übertönen zu können. Es wird auch nicht besser, als sie dort angekommen sind. Sam verliert fast die Kontrolle über seine angestaute Wut, als er Dean ein wenig zu heftig vom Partner des Opfers wegschiebt. Er fühlt sich noch den Rest des Abends schuldig. Die Jagd geht weiter. Doch während Sam das Gespräch sucht, weicht Dean ihm aus. Dad ist kein Thema, Dean ist kein Thema und das da zwischen ihnen, was seit neuestem unaussprechlich ist, das auch nicht. Ehe Sam sich versieht sitzt er im Sprechzimmer des Psychiaters. Natürlich nicht wegen seiner Probleme, nur wegen des Jobs. Das hätte selbst Dean locker hinbekommen. Oder vielleicht auch nicht. Schließlich soll Sam sich öffnen, über seinen Bruder reden. Anfangs sträubt er sich, aber dann bricht es einfach aus ihm heraus. Dean würde ihn sicher töten, wenn er wüsste, was Sam hier alles erzählt. Fast alles. Details wie das Jagen oder wie ihr Vater sie aufgezogen hat lässt er aus, ach ja, und diese Sache, dass er Sex mit seinem Bruder hat natürlich auch. Die Dinge, die ihn wirklich belasten eben. Da ist es wohl wenig verwunderlich, dass der Geist Ellicotts ihn auswählt, um seinem Ärger mal Luft machen zu können. Er ist so wütend, so voller Zorn und es tut einfach so richtig gut, das alles auf einmal raus lassen zu können. Und Dean hat es einfach verdient, dass Sam Klartext mit ihm redet, denn sein Verhalten ist erbärmlich. Sam weiß nicht, wann er sich das letzte Mal so gut gefühlt hat. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Was ihm nämlich doch ein wenig Angst macht, ist die Waffe in seiner Hand, bei der er gegen seinen Willen den Abzugshahn betätigt, wieder und wieder. Klick! Klick! Klick! Sam war wohl nie so froh, dass Dean ihm nicht vertraut hat. Dieses Gefühl verlässt ihn allerdings, als er sich später bei seinem Bruder entschuldigt. Er sagt nur die halbe Wahrheit und selbst dieses Bisschen glaubt der Ältere ihm nicht. Vielleicht hat Sam das ja verdient. Als Sams überschäumende Gefühle endlich zur Ruhe kommen, meldet sich endlich John. ~*~*~*~ Es ist genug. Warum muss John nur so stur sein? Warum will er sich nicht von seinen Söhnen helfen lassen? Warum kann er nicht einsehen, dass Sam das braucht? Die Rache. Und seinen Vater. Und vielleicht auch ein bisschen "heile Welt" mit seiner Familie. Dabei erkennt Sam nicht, was Dean braucht. Dean braucht Ordnung und den Glauben, das Richtige zu tun. Das zu tun, was sein Vater ihm aufgetragen hat. Dean braucht Sam. Hier. An seiner Seite. Doch wieder einmal ist Sam blind für Deans unausgesprochenes Flehen, wieder verlässt er ihn. Diese Zerrissenheit zwischen ihnen, in ihnen wächst mit jeder Minute. Dean zerbricht innerlich. Unaufhörlich wie es scheint. Und Sam begreift seine eigene Dummheit nicht, weil sein von John vererbter Starrsinn sie übertrifft. Was ist nur los? Warum kann es nicht ein Mal funktionieren? Wieso müssen sie sich immer nur so verletzen? Es kann doch nicht so schwer sein, sich einfach nur zu lieben. Jede Sekunde, die Dean an diesem Fall arbeitet macht ihm schmerzlich bewusst, wie gut es doch die ganze Zeit war mit seinem Bruder umher zu reisen und gemeinsam zu arbeiten. Aber das hat er auch schon vorher gewusst und währenddessen sowieso. Es passiert also nicht selten, dass Dean sein Handy auf Nachrichten prüft oder sogar in Betracht zieht, Sam selbst anzurufen. Alles braucht seine Zeit. Und schließlich überwindet Dean die Zeit und sich selbst. Genau das ist es, was Sam die ganze Zeit gebraucht hat. Einfach nur Deans Stimme zu hören. Einfach nur wissen, dass immer noch alles in Ordnung ist zwischen ihnen... auch wenn es das nicht ist. Du musst dein eigenes Ding machen. Du musst dein eigenes Leben leben. Deans Worte hallen durch seinen Kopf. Warum hat er ihn überhaupt verlassen? Wofür? Was kann denn eigentlich wichtiger sein, als an der Seite des Menschen zu sein, den man liebt. Du wusstest schon immer, was du willst und ziehst es auch durch. Sam hätte nicht gedacht, dass Dean so stolz auf ihn wäre. Schließlich hat er ihn damals schon im Stich gelassen. Aber Dean hat irgendwie Recht, auch wenn Sam ihm das besser nicht sagen sollte. Eigentlich stand seine Entscheidung schon beim Klingeln des Handys fest. Es ist so, als hätte er nur noch auf ein Zeichen gewartet. Und Dean, der drei Stunden lang seine Anrufe nicht beantwortet, ist genau dieses Zeichen. Auch Megs mahnende Worte vermögen ihn jetzt nicht mehr zurückzuhalten. Gott sei Dank… denn wie sich später herausstellt, wäre Dean wohl die längste Zeit sein Bruder gewesen, wenn Sam nicht das Auto geknackt hätte. Gemeinsam beenden sie das Übel und am nächsten Tag ist wieder alles beim Alten. Sam auf dem Beifahrersitz. Der Impala, der förmlich über den nassen Asphalt dahinfliegt. Deans viel zu lauter Musikgeschmack und Sams Tasche im Kofferraum. Die Sonne scheint und geht unter. Irgendwann ein weiteres Motel, das man nicht unbedingt gesehen haben muss. ~*~*~*~ Das Leuchtschild des Motels flackert durch das Fenster. Der Farbrhythmus wirft bunte Muster an die Wand. Grün – Weiß – Rot. Dean liegt wach und beobachtet das Lichtspiel. Grün – Weiß – Rot. Sam liegt wach und beobachtet Dean. Die merkwürdige Spannung, die schon den ganzen Abend über ihnen hing, ist inzwischen zum Greifen nahe. Dean ist nur eine Armlänge von Sam entfernt, aber die Lücke zwischen ihren Betten ist wie eine Grenze, wie ein bodenloser Abgrund. Unüberschritten, unüberbrückbar, unüberwindbar. Ein Paar Scheinwerfer unterbricht den bunten Rhythmus. Dean atmet lange und schwer aus, bevor er sich zu Sam umdreht. Grün. Sams Augen spiegeln das grelle Neonlicht wider. Der jüngere Winchester beobachtet aufmerksam jede Bewegung seines Bruders, das Gesicht jetzt im Schatten und vom Licht umrandet. Dean schaut noch eine Weile. "Was ist, Dean?" Sams Stimme ist völlig ruhig, gleicht einem Flüstern. "Ich weiß, dass du etwas sagen oder mich etwas fragen möchtest. Rück einfach raus damit." Dean fixiert Sams Gesicht, wohl wissend, dass sein eigenes verbogen bleibt. Es dauert einen Moment, aber dann überwindet er sich und die Frage sprudelt über seine Lippen. "Hast du... jemals... mit einem anderen Kerl...? Ich weiß, du hattest Jess... und wir haben nie... du bist gegangen bevor..." Deans letzte Worte hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack. Rot. Sam wendet sich ab und hebt den Blick zur Decke. Die undurchdringliche Stille kehrt zurück. "Ich..." Sams Worte sind fast unhörbar leise und zögerlich. "Gott, das ist schon so lange her, Dean." Angesprochener schluckt, denn bis eben hat er seine Frage nicht bereut. Sam räuspert sich, fasst Mut und rückt mit der Wahrheit raus. "Da war dieser Typ… da hatte ich mich gerade erst eingewöhnt. Sein Name war..." Sam unterbricht sich selbst, als er hört, wie Dean die Luft anhält. "Nicht so wichtig." Sam hebt die Hand und fährt sich ruhelos über das Gesicht. "Ich war damals einsam, noch sehr vorsichtig... Ich kannte noch nicht allzu viele Leute. Und dann hab ich ihn auf einer Party kennengelernt. Er war wirklich nett." Dean schließt die Augen. Er will das Licht nicht mehr sehen. "Wir haben rumgemacht. Was man eben so tut in dem Alter. Aber ich… ich konnte es nicht… ich hab es beendet. Der Gedanke, dass er..." Sams bedeutendster Satz kommt nur im Flüsterton heraus. "Er war nicht du." Dean lässt den angehaltenen Atem aus seiner Lunge entweichen und öffnet erstaunt die Augen. "Danach hab ich Jess getroffen. Ich hab es nie wieder mit einem anderen Kerl versucht." Sams Körper wird in weißes Licht getaucht. Er dreht Dean den Rücken zu. Er ist sich absolut bewusst darüber, dass er dem Älteren gerade eine neue Angriffsfläche geboten hat, aber das ist ihm egal. Er will sich nicht verstecken, nicht mehr lügen. Das ist er Dean schuldig. Die bunte Stille kehrt zurück. Grün – Weiß – Rot. Sam beobachtet die Muster an der Wand. Grün – Weiß – Rot. Dean beobachtet Sam. Beide hängen ihren Gedanken nach. "Sam.", kommt es behutsam von Deans Bett. "Ja?" "Danke." Die Spannung um sie herum bricht und langsam kehrt eine innere Ruhe ein. Und endlich, seit langem wieder einmal, schlafen beide beruhigt ein. In ihren Träumen nur farbiger Frieden. ~*~*~TBC~*~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)