30 days of writting von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Formal ----------------- Formal Wenn Hel eines nicht mochte, dann waren es formelle Festivitäten. Feiern, auf denen hunderte, wenn nicht sogar tausende von Leuten in einem Raum eingesperrt waren und dort tanzten und redeten. Alleine nur der Gedanke daran, von so vielen Leuten umgeben zu sein, dicht an sie gedrängt zu werden und sich kaum bewegen zu können behagte ihr gar nicht. Und dann erst die Blicke, die sie ihr dort zu werfen würden. Immerhin waren bei solchen Veranstaltungen die Frauen besonders schön herausgeputzt. Sie konnte machen was sie wollte, sie würde immer aussehen wie ein Monster. Doch trotz all der Angst und dem Widerwillen, wollte sie sich solch ein Fest zu mindest einmal ansehen. Hel wollte wissen, vor was sie so viel Panik hatte, was sie dort unten alles verpasste. Denn wann immer solch etwas statt fand hörte sie die Stimmen und die Musik bis hoch in ihr Zimmer. Alles klang so fröhlich und aufgedreht, dass Hel sich fragte, ob sie nicht vielleicht doch Spaß an so etwas hätte. Aber statt herunter zu gehen und einen Blick zu riskieren, sperrte sie sich in ihrem Zimmer ein. Die Angst war größer und stärker als ihre Neugier. Ihre Brüder Jörmungandaal und Fenrir wussten jedoch von ihrem Zwiespalt. Von ihrer Angst, die sie nicht überwelligen konnte, egal wie groß ihre Wunsch auch war. Daher beschlossen sie, ihr zu helfen. So wie sie es jedes Mal machen, wenn einer von ihnen Hilfe oder Unterstützung brauchte. „Schwester?“ Langsam öffnete sich die Tür zu Hels Zimmer und wuschelige Haarschopf von Fenrir lugte hervor. Er war der einzige in der Familie, der es nicht schaffte seine Haare zu zähmen. Durch ein offnes Fenster war Musik und Gelächter von draußen zu hören. Die Angesprochene lag zusammengekauert auf ihrem Bett und rührte sich nicht. Ganz eindeutig hatte sie keinerlei Lust mit ihm zu reden, geschweige denn ihm auf seinen Ruf zu antworten. Vorsichtig schob Fenrir die Tür auf und betrat das Zimmer, gefolgt von seinem älteren Bruder. „Warum bist du nicht beim Fest? Du willst dort doch so gerne hin.“ Fragte Jörmungandaal und bekam wie auch schon sein kleiner Bruder, keine Antwort von ihr. Nach reden war ihr wirklich nicht zu mute. Doch so schnell gaben die beiden Jungen nicht auf. Sie setzten sich zu ihrer Schwester aufs Bett. „Geh doch einfach hin. Es ist doch egal was die Anderen sagen oder denken. Wenn du willst, kommen wir auch mit.“ Nun zeigte sie endlich eine erste Reaktion auf die Worte ihres Bruders. Langsam hob das Mädchen ihren Kopf und blickte ihren älteren Bruder an. In ihren Augen konnte er einen Funken von Dankbarkeit erkennen. „Aber ich kann nicht einmal tanzen…“ murmelte sie leise. Es war durchaus die Wahrheit, denn bisher hatte sie noch nie die Möglichkeit gehabt, es zu lernen. Gleichzeitig jedoch war es auch eine Ausrede, weiter ihrer Angst nachzugeben und sich in ihrem Zimmer einschließen zu können. „Onkel kann auch nicht tanzen.“ Erwiderte Fenrir darauf prompt. „Ständig stolpert er über seine eigenen Füße, aber er geht trotzdem dahin.“ Hel murrte beleidigt. Sich von ihrem kleinen Bruder ihre Ausrede kaputt machen zu lassen, war kein besonders schönes Gefühl. Strafend schaute sie ihn an. Bevor sie aber darauf etwas erwidern konnte, ergriff wieder Jörmungandaal das Wort. „Wenn es dir so wichtig ist, kann ich es dir beibringen.“ Schlug er vor und zauberte so ein verwirrtes Blinzeln auf ihr Gesicht. Natürlich glaubte sie als kleine Schwester, dass ihr großer Bruder alles konnte. Aber Tanzen hatte nicht wirklich dazu gehört. „Du kannst tanzen?“ fragte sie erstaunt und richtete sich nun auf um ihrem Bruder ins Gesicht zu sehen. Wenn er sie anlog, würde sie es sofort erkennen. Für einen Moment herrschte Stille im Raum. „Na ja… ich habe ein Buch darüber gelesen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)