Finera - Dawn of the Dark von Kalliope ================================================================================ Kapitel 2: Renovierungsarbeiten ------------------------------- Ende September - Rain - „Hach ist das toll!“, hörte Rain ihre Schwester sagen, während Summer sich überschwänglich über die Reling der Fähre von Honey Island nach Litusiaville beugte und sich den Wind in die langen Haare wehen ließ. „Ich finde Mottorestaurants toll, willst du nicht etwas in der Richtung machen?“ „Bloß nicht“, entgegnete Henry mit hochgezogenen Augenbrauen. Er saß kopfschüttelnd auf einer Bank und blätterte in dem Einrichtungsjournal, das Summer ihm zu Beginn der Fahrt in die Hand gedrückt hatte. „Es sei denn, du verstehst Pizza als Motto.“ Rain rollte mit den Augen und nahm neben Henry Platz. „Ignorier sie einfach. Willst du etwas wie das da machen?“ Sie deutete auf die aufgeschlagene Seite, auf der diverse Tapeten mit Wasserpokémon dargestellt waren. „Na ja“, sagte er und kratzte sich dabei am Kinn, „eventuell schon. Immerhin hatten eure Großeltern ein Fischrestaurant und die Erinnerung daran sollte schon erhalten bleiben. Es wird zwar eine Pizzeria, aber ich möchte diverse Pizzen anbieten, die daran angelehnt sind. Thunfischpizza, Scampipizza, Meeresfrüchtepizza, Muschelpizza, so in der Richtung eben.“ „Das klingt toll. Ich mag die Tapete.“ „Die hier? Ja, die ist hübsch.“ Sowohl Henry als auch Rain schauten auf ein hellblaue Tapete, die von der Farbe her an das türkisblaue Meer der Orange Inseln erinnerte. Mittig war eine dunkelblaue Bordüre mit gold-silbernem Rand und darin waren in regelmäßigen, aber keinesfalls überladenen Abständen diverse Wasserpokémon zu sehen. „Vielleicht nehme ich die und dazu dann den Stuhlbezug in derselben Farbe.“ „Oder in Gold, damit nicht alles so blau ist“, schlug Rain vor, doch Henry zog unschlüssig die Schultern nach oben. „Summer, was meinst du?“ Sofort kam die Angesprochene zu ihnen herüber geweht und beugte sich über das Magazin. „Ja, sieht super aus! Schade nur, dass du kein Wasserpokémon hast, das könnte dann das Maskottchen sein. Rains Karpador können wir ja schlecht nehmen.“ Obwohl Rain wusste, dass Summer den letzten Satz nicht böse gemeint hatte, presste sie beleidigt die Lippen aufeinander. Musste ihre Schwester ihr denn noch unter die Nase reiben, wie nutzlos so ein Karpador war? „Aber ich habe die perfekte Idee, du fängst dir heute Nachmittag einfach ein Wasserpokémon und dann können wir zusammen trainieren! Onix und Jurob freuen sich bestimmt darüber.“ Voller Enthusiasmus und mit leuchtenden Augen sprang Summer auf und ab wie ein kleines Kind. „Oh bitte, Henry! Du brauchst ein Maskottchen, so etwas lieben die Kinder.“ „So etwas liebst wohl eher du“, gab er lachend zurück, schien dem Gedanken jedoch nicht ganz abgeneigt zu sein. „Wir werden sehen. Heute schaue ich mir erst einmal den Laden an, spreche mit euren Großeltern und dann werde ich den Rest mit meinem Vater bereden. Für ein neues Pokémon ist dann immer noch später Zeit.“ „Wie du meinst.“ Summer schnitt ihm eine Grimasse und verzog sich wieder an die Reling, bis die Fähre in den Hafen von Litusiaville einlief und sie von Bord gehen konnten. Über die schmale Strandpromenade liefen sie bis zu dem Geburtshaus ihrer Mutter Faith, neben dem sich auch das Fischrestaurant der Familie befand. Während Summer vollkommen begeistert von dem Wiedersehen mit ihren Großeltern war und sich sogleich mit Kakao und Keksen eindecken ließ, obwohl es erst später Vormittag war, beließ es Rain bei einer kurzen Begrüßung und ging mit Henry rüber in das Restaurant und die darüber gelegene Wohnung, die er in Zukunft bewohnen sollte. „Also, was sagst du dazu? Die Wohnung hier oben ist nicht so sehr groß, aber drei Zimmer müssten für eine Person doch mehr als ausreichend sein.“ „Dir kommt sie nur so klein vor, weil du in einem halben Palast wohnst“, tadelte Henry sie, zog die Vorhänge auf und genoss den direkten Blick auf das Meer. „Das ist … wundervoll. Ich kann noch gar nicht glauben, dass Faith mir so ein großartiges Geschenk gemacht hat. Eure Mutter hat wirklich ein Herz aus Gold.“ Lächelnd knuffte er Rain in die Seite und schlenderte über eine schmale Treppe runter in das Restaurant. „Die Küche ist erst vor einigen Jahren renoviert worden und hier drinnen würde ich ohnehin alles neu einrichten.“ „Klingt doch perfekt, wirst du das Angebot annehmen?“ „Ja … Ja, ich denke schon.“ Ein ehrliches, zufriedenes Lächeln machte sich auf Rains Gesicht breit. „Das freut mich, dann sehen wir uns in Zukunft öfter. Summer wird bestimmt mindestens einmal in der Woche bei dir essen wollen.“ „Na das hoffe ich doch, Stammkunden braucht jedes Restaurant. Und nun werde ich noch ein paar Details mit deinen Großeltern besprechen.“ Henry und Rain gingen zurück in das Haus nebenan und kamen gerade richtig zu dem Mittagessen, das Rains Großmutter gekocht hatte. Viele dicke Hefeklöße standen in einer Schüssel auf dem Tisch und daneben dampfte eine Kanne mit selbstgemachter Vanillesoße. „Ah, Summers Lieblingsessen“, sagte Henry grinsend und verzog sich mit den Großeltern in das Wohnzimmer, während Rain sich zu ihrer Schwester gesellte und gleich vier Klöße auf ihren Teller lud. „Henry ist begeistert, er wird das Angebot annehmen.“ „Oh, das dachte ich mir schon“, sprach Summer mit vollem Mund. „Oma findet ihn total sympathisch und freut sich schon auf seine Pizzen und Nachspeisen. Wir wollen gleich alle zusammen in den Baumarkt gehen, damit Henry sich schon ein paar Dinge im Katalog bestellen kann.“ Nickend begann Rain zu essen und kurz darauf stießen gut gelaunt auch die anderen drei zu ihnen, sodass sie das Mittagessen mit regen Gesprächen verbringen konnten. Anschließend machten sie sich gemeinsam zu Fuß auf den Weg an den Stadtrand, wo sich der Baumarkt befand. „Du solltest Summer den Gefallen tun und heute Abend noch einen kurzen Trainingskampf mit ihr machen, bevor du morgen wieder fährst. Sie wird sonst keine Ruhe mehr geben.“ Henry musterte sie von der Seite. „Wieso kämpfst du eigentlich nicht mit ihr? Wenn du dein Karpador regelmäßig trainierst, hast du bald ein starkes Garados.“ Skeptisch zog Rain eine Augenbraue in die Höhe. „Nein, danke. Besieg du sie lieber mit deinem Nachtara, dann gibt sie endlich Ruhe.“ „Hey, worüber redet ihr beiden?“ Summer hatte ihre Schritte verlangsamt und sich zwischen Henry und Rain gedrängt. „Henry macht mit dir heute Abend einen Übungskampf.“ „Wirklich? Das ist so lieb von dir, danke!“ Sofort umarmte Summer den einen halben Kopf größeren Henry begeistert, packte ihn dann am Handgelenk und zerrte ihn mit eiligen Schritten in Richtung Baumarkt. Stirnrunzelnd beugte ihre Großmutter sich zu Rain rüber. „Die beiden sind doch kein Pärchen oder? Manchmal wirken sie so vertraut miteinander, dass ich mir denke …“ „Nein, sind sie nicht“, funkte Rain sofort dazwischen und unterbrach ihre Oma, wobei sich augenblicklich ein Klumpen in ihrem Magen bildete. Doch wenn sie Henry und Summer so ansah, könnte man wirklich auf den Gedanken kommen, dass die beiden sich sehr, sehr gut verstanden. „Er ist wie ein großer Bruder für uns, das ist alles“, fügte sie noch bekräftigend hinzu, dann fuhr sie sich durch die kurzen, dunkelgrünen Haare und ließ ihren Blick schweifen. Henry, Summer und sie waren von klein auf wie Geschwister aufgewachsen und daran würde sich auch nichts ändern. Ganz bestimmt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)