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Wonderland of Steam and Rust

von

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rusted from the rain

Die Spätnachmittagssonne knallte heiß durch die dreckigen Fensterscheiben, als er den Gürtel um seinen Oberarm zurrte.

Die Flüssigkeit war bereits in die Spritze aufgezogen.
 

Routine.
 

Es war alles Routine. Malik kannte es. Es war kein Nervenkitzel mehr da, keine Vorfreude.
 

Die Wohnung, in der er lebte, war verfallen. Eine verlassene Wohnung, derart, wie man sie in den Ghetto- und Bandenvierteln der Stadt des Öfteren sah.

Hier lebten höchstens Hausbesetzer, wie er selbst einer war.
 

Der Putz war von den Wänden abgebröckelt und die Wand dahinter war rau und spröde und genauso rau und spröde war sein Leben. Genauso abgebröckelt.
 

Die Fensterscheibe war zerschlagen, er hatte ein Blatt Papier über das Loch geklebt, das nur noch an einem halben Klebestreifen hing und gelegentlich flatterte.
 

Malik hob die Spritze vor seine Augen. Die lavendelfarbenen Iriden waren stumpf und verbittert. Er war entschlossen.
 

So hatte es begonnen, so würde es enden. Er würde es bestimmen. Er hatte es in der Hand.
 

Von draußen erscholl das verlorene Geräusch einer Polizeisirene, es wand sich die Wände der leeren Häuser empor, bis es sich zerschlug und nur mehr gedämpft an sein Ohr drang.
 

Er zitterte nicht und er hatte keine Angst.
 

Die schmutzig-bräunliche Flüssigkeit schimmerte in der Spritze, sie war voll bis zum Anschlag.

Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Nicht entrückt, nicht traurig.

Einfach nur ein Lächeln darüber, dass er all das nun hinter sich lassen durfte.
 

„Pump ein letztes Mal dein schweres Öl in mein bitteres Herz“, sagte er. „Ich hab keine Angst mehr vor dir. Ich fliehe nicht mehr.“
 

Er floh nicht mehr. Vor niemandem mehr. Er ließ sich einholen, verschlingen.

Irgendjemand schrie im Treppenhaus. Eine Frau. Ein Kind weinte. Türen schlugen. Putz bröckelte von der Decke.
 

Es war stickig und unerträglich heiß und die Sonne schien so blutrot. Regnete es nicht normalerweise, wenn jemand starb?
 

Oder war es das warme Licht, das ihn bald umfing?
 

Eine Wehmut beschlich sein Herz, als er plötzlich an seine Jugendliebe dachte. Ryou, der Junge mit der hellen Haut, dem schneeweißen Haar und diesen sanften, tröstend-warmen Augen, die ihm immer das Gefühl gegeben hatten, Zuhause zu sein.
 

Er war nicht mehr. Und würde nie mehr sein. Die Droge war Maliks neue Geliebte geworden. Die Hure, die ihm seinen Kick gab und ihn tröstete, wenn er weinend in ihren Armen lag.
 

Und nun brachte sie ihn ein letztes Mal fort.
 

Die Hand ließ er wieder sinken, stupste gegen das Glas, setzte die Nadel an.

Sie fühlte sich kalt an auf der schwitzigen, dunklen Haut.

Wie der Zahn der Schlange, ihr Gift, das er willkommen hieß.
 

„Apophis“, summte er, „Erfüll mir nur einen Wunsch für meine verdorbene Seele, einen letzten ...“
 

Langsam schob er die Nadel unter die Haut, in die Vene und den Schmerz, den spürte er nicht.
 

Und dann drückte er den Kolben herunter. Langsam. Alles. Das schwere Gift schoss in seine Venen und er wusste, die Dosis war endgültig, sobald sie sein Herz erreichte.
 

Malik ließ sich zurück gegen die Wand sinken, lächelte dabei und weinte nicht: Er weinte schon lange nicht mehr.
 

Dieses bekannte Gefühl, es hüllte ihn langsam ein. Alles wurde heller, alles wurde angenehmer. Er wurde ruhig.
 

Sein Blick hob sich durch das Fenster zu dem glutroten Ball, den die Sonne am Himmel beschrieb. Er starrte hinein, bis die Augen schrien vor Schmerz.
 

Doch das Schreien wurde leiser. Der Schmerz wurde leiser. Und bald … tat es nicht mehr weh.

sudden movements

Es tropfte. Malik kniff die Augen zusammen und wandte das Gesicht zur Seite. Dieses schreckliche, nervtötende Geräusch. Er wollte schlafen.
 

Dann wurde ihm mit einem Mal klar, dass hier etwas nicht stimmte und mit einem Schlag riss er die Augen auf. Er lag auf dem Boden. An der Decke standen ein Tisch, ein Stuhl, ein Bücherregal und …

Moment. An der...?
 

Plötzlich kippte die Welt und mit einem erschrockenen Aufschrei stürzte Malik in die Tiefe, um mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufzuschlagen, die Luft presste sich ihm aus den Lungen und für einen Moment sah er schwarze Punkte vor den Augen tanzen.

Er stöhnte leise und versuchte sich aufzurichten. Wo zur Hölle war er hier? Hatte er nicht vorhin noch …?

Die Umgebung wirkte wie eine unterirdische Höhle, wie ein Kaninchenbau, oder …

Ein nervöses, abgehacktes Lachen entfuhr ihm. „Alter, das ist ja wie bei Alice im Wunderland“, verstummte aber augenblicklich, weil seine Stimme gruselig an den feuchten Wänden widerhallte.

Ein dumpfes Klappern drang an sein Ohr: War hier noch jemand?
 

„Hallo?“, rief er, nachdem er sich langsam aufgerappelt hatte. „Ist hier jemand?“
 

Er ging in die Richtung, aus der er das Klappern vernahm, nicht ohne seine Blicke immer wieder neugierig über die Wände gleiten zu lassen.

Die Wände waren aus feuchter Erde, zwischendrin marodes Gestein und hin- und wieder konnte man ein rostiges Rohr erkennen. Daher auch das Tropfen.
 

Plötzlich verstummte das Klappern, ein lautes „Oh weh!“, war zu hören und schließlich näherten sich ihm Schritte und ehe Malik sich versah, wurde er über den Haufen gerannt, schlug mit einem überraschten Aufschrei rücklings auf den weichen Boden des vermeintlichen Kaninchenbaus.
 

Als er die Augen wieder öffnete, blickte er direkt in zwei schokoladenbraune, unschuldige Augen, eine Stupsnase und Schnurrhaare, die merkwürdig fremd in dem ansonsten menschlichen Gesicht wirkten.

Das Gesicht, welches an Schneeblässe kaum perfekter hätte anmuten können, wurde von weißen Fransen umrahmt und als Malik den Blick leicht hob, erkannte er zwei lange, weiß-rosafarbene Kaninchenohren, welche aus dem Wuschelkopf sprossen

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Moment mal, das war…
 

Malik blieb keine Zeit, zu reagieren, denn das ominöse Wesen, das ihm so merkwürdig bekannt vorkam, sah ihn plötzlich tadelnd an und rief schließlich aus: „Da bist du ja endlich!“

Damit zog es ihn auf die Beine und fügte hinzu: „Wir sind schon viel zu spät!“ Ein Anflug von Panik zuckte über das ebenmäßige Gesicht und ohne eine Antwort abzuwarten packte ihn der Kaninchenverschnitt am Handgelenk und zerrte ihn energisch hinter sich her.

„Malik, wir haben keine Zeit!“

Stirnrunzelnd und keine Worte findend ließ Malik sich hinter ihm herziehen, ehe es ihm zu bunt wurde und er einfach stehen blieb. Das Kaninchen hatte wohl nicht damit gerechnet, stolperte und wäre beinahe hingefallen.

„Was ist denn?“, fragte es ungeduldig.

„Also, ich weiß nicht, auf was für einem Trip ich da gerade bin, aber was zur Hölle ist hier eigentlich los? Bist du Ryou, oder bist du‘s nicht? Und wo zur Hölle müssen wir hin? Ich weiß noch nicht mal, wo ich hier bin!“

„Ach, du Dummerchen“, erklärte das Ryou-Kaninchen sanft, „Ich bin das weiße Kaninchen. Weißt du nicht mehr? So hast du mich früher manchmal zum Spaß genannt. Du bist im Wunderland-“

„Na, das wundert mich jetzt gar nicht mehr“, erwiderte Malik sarkastisch.

„- und wir sind eingeladen auf‘s Schloss der Herzkönigin. Wir müssen uns beeilen, sonst kommen wir zu spät.“

„Ja, das sagtest du bereits“, brummte Malik, dem das alles immer spanischer vorkam.

Allerdings, so dachte er sich, was hab ich zu verlieren, wenn ich mit ihm komme?
 

Während Malik nun schweigend neben Ryou herging, dessen sinnlich schwingender Gang noch derselbe war, wie früher, ließ er verstohlen seinen Blick über den Jungen gleiten.

Die Kleidung, die er trug, mochte irgendwie nicht so recht zu der zarten Erscheinung eines Kaninchens passen – eine rostfarbene, zerschlissene Steampunk-artige Fliegerhose mit dunkelbraunen Streifen, eine Fliegerbrille mit riesigen, trüben Gläsern und schartigem Leder an der Fassung saß schief auf seinem Kopf vor den Ohren mit dem seidigen Fell.

Der Oberkörper war nackt, nur um den Hals und dem oberen Teil der Brust war seidiges, schneeweißes Kaninchenfell, ebenso an den Handgelenken und die Füße waren bar. Und nicht zu vergessen der plüschige, kleine Kaninchenschwanz, welchem man hinten einen Schlitz in der Hose gelassen hatte.

Um den Hals baumelte eine riesige Taschenuhr mit römischen Ziffern.
 

Malik öffnete die Lippen leicht und schloss sie dann wieder. Wie lang war das her? Wann war er glücklich gewesen? Hatte Ryou so unbeschwert diesen Spitznamen gegeben? Ihn immer wieder damit aufgezogen?
 

Seine Augen blickten bitter zu Boden. Zu lang her. Zu weit weg. Zu gefährlich.
 

Er sah wieder auf. Sie liefen inzwischen einen langen Gang entlang, an der Decke Mienenlampen, im Abstand von je etwa zehn Metern.

Doch bald wurde es heller. Bald wurde auch der Gang weitläufiger, die Decke ging in die Höhe, die Wände weiter auseinander und als Ryou stehen blieb, wäre Malik fast in ihn hineingelaufen.

Fragend sah er ihn an.

Ryou war vor einem Tor stehengeblieben und hatte sich zu ihm gedreht.
 

„Malik … bevor wir durch diese Tür gehen, musst du etwas Wichtiges wissen...“

Die dunklen Augen Ryous blickten ihn bekümmert an.

„Das Wunderland ist nicht mehr das, was es einmal war, als du … weggegangen bist, ist etwas Schreckliches passiert...“

Die Stimme fast ein Flüstern und Malik bildete sich ein, die langen Ohren hingen ein wenig niedergeschlagen Richtung Erde.

„Was … ist denn passiert?“, hakte er misstrauisch nach und irgendwie wurde die Sache ihm immer weniger geheuer.

Ryou seufzte.

„Alice ist plötzlich übergeschnappt. Oder die Alice, die wir zu kennen glaubten. Sie zerstört das Wunderland immer mehr und sogar die Herzkönigin hat Angst vor ihr.“

„Und was … hat das jetzt alles mit mir zu tun?“, murmelte Malik, dem das alles gar nicht behagte.

Hoffnung schimmerte plötzlich in den Augen des Kaninchens.

„Du bist der einzige, der es mit ihr aufnehmen kann.“

„Bitte - WAS?“

Malik stöhnte und fuhr sich durch die Haare. „Also, im Groben, eure Alice ist verrückt geworden, zerstört das Wunderland und ich bin der Held in der schimmernden Rüstung, der sie besiegen soll?“

Er lachte trocken auf. „Das ist verrückt, das weißt du, oder? Ich weiß nicht, ob du dich erinnerst, aber ich hab ... hatte ... nicht mal mein eigenes Leben im Griff, wie soll ich dann … andere retten?“, das Letzte kam nur genuschelt über seine Lippen. Dann schüttelte er den Kopf.

„Was für eine Auswahlmöglichkeit habe ich?“

„Leider keine.“

Abermals ein Stöhnen. „Nun dann, ich fürchte, was sein muss, muss sein.“ Schließlich grinste er schief.

Das Ryou-Kaninchen nickte und holte dann einen bronzefarbenen Schlüssel aus einer seiner Hosentaschen hervor, den er kurz darauf in das Schloss der großen Tür schob.
 

„Scheiße, Malik, die waren doch sauteuer!“ Der 17-jährige Ryou Yagizawa starrte ungläubig auf die beiden Konzertkarten, die er in der Hand hielt.

Malik lächelte. „Mir fiel einfach nichts Gescheites ein und bevor ich irgendeinen Müll kaufe, greif ich lieber einmal tief in die Tasche.“

Ryou fiel ihm um den Hals und murmelte: „Du Verrückter...“

Malik schloss die Augen und sog den Duft der weißen, weichen Haare auf, welcher ihm in die Nase stieg. Er schauerte. Wie konnte jemand nur so verboten süß und sinnlich riechen? Er roch nach … Liebe. Malik schluckte. Löste sich dann.

Nach dem Konzert. Da würde er es Ryou sagen.
 

Die riesenhafte Tür schwang mit einem unangenehmen Knirschen auf und Malik musste für einen Moment die Augen zusammenkneifen, weil die glutrote Nachmittagssonne ihn so abrupt blendete.

Malik blinzelte, seine Augen gewöhnten sich nur langsam an das Licht.

Die Sonne stand als roter Feuerball tief am Himmel. Nun, das war nicht ganz richtig. Es waren drei Sonnen. Die rote, eine weiße und eine fast schwarze.

"Starr nicht so in die Sonne, das tut deinen Augen nicht gut."

Malik hatte es gar nicht bemerkt. Abermals blinzelte er, ließ dann seinen Blick über die Landschaft schweifen. Der Mund ging ihm auf.
 

Das war ...
 

Rostig und welk waren wohl die ersten Begriffe, die ihm in den Sinn kamen. Viele Bäume waren nicht übrig geblieben, nur ein kleines Grüppchen, das wohl mal ein Wald gewesen sein mochte in weiter Ferne, die Blätter waren verdorrt und wohl auch krank, ansonsten erstreckte sich eine Steppe, das Licht war drückend heiß, kein Vogel sang und kein Insekt war in der Luft und Malik verschlug es mit einem Mal den Atem, als ihn für den Bruchteil einer Sekunde das Leben überrollte, das er eigentlich hatte zurücklassen wollen und dieser Staub, der grässliche, heiße Staub, der beim ersten Einatmen wie Partikel von heißem Glas in der Lunge brannte, war allgegenwärtig.
 

Malik schüttelte entsetzt den Kopf. Selbst, wenn er noch nie hier gewesen war, spürte er, dass das so nicht richtig war.
 

Er wandte den Kopf zu Ryou, wie als wollte er von ihm hören, dass das alles hier nur Einbildung war und er nichts zu befürchten hatte, aber auch Ryous sanfte, dunkle Augen konnten ihm diesmal nicht die Angst nehmen.
 

"Wie sollen wir hier reisen?", fragte er schließlich. Er bezweifelte, dass es hier Automobile gab ...

Ryou lächelte. "Komm. Halt dich an mir fest."

Maliks rechte Augenbraue zuckte in die Höhe und zweifelnd sah er die schlanke, beinahe schmächtige Gestalt Ryous an.

"Nimm‘s mir nicht böse, aber ich bezweifel irgendwie, dass du ..."

Ungefragt umfasste Ryou seine Hüfte.

"Das war schon immer dein Fehler", sagte er sanft. "Ich war nie so schwach, wie du es immer geglaubt hast."

Dann umgriff er mit der freien Hand die Taschenuhr, die ihm um den Hals baumelte, drehte dann geschickt mit Daumen und Zeigefinger an dem Rädchen.

"Perfekt", seine Schnurrhaare zuckten keck. "Wir schaffen es noch zum Tee, bevor wir endgültig weiter müssen."

"Ach, jetzt plötzlich haben wir Zeit für-"
 

Die Empörung ging unter in der rasenden Geschwindigkeit der Zeit, die Füße des Kaninchens berührten kaum den Boden und irgendwann musste Malik die Augen schließen und konzentrierte sich nur noch darauf, sich an dem anderen Körper festzuhalten, da er ansonsten endgültig den Halt verloren hätte.

turn your back

Als Malik die Augen wieder aufschlug, war das Licht verschwunden. Verwundert blickte er um sich - sie waren in einem Wald. Wo zum Henker kam der verdammte Wald plötzlich her? Das Einzige, das er vorhin gesehen hatte, waren wenn es hochkam vielleicht drei verdorrte Bäume gewesen.

Zwar schien das Licht nun fahl durch die dorren Baumkronen, aber die Bäume waren so hoch, dass nur wenig davon auf den Waldboden schien.

Und verdorrt waren die Bäume immer noch, doch irgendwas war seltsam, dieser leichte Glanz ... sie wirkten nicht nur kahl und trist, sie wirkten fast wie ... verrostet? Unmöglich! Malik hatte zwar die Schule in seinem letzten Jahr geschmissen, aber er hatte immer noch soviel gelernt, dass etwas Organisches niemals oxidieren konnte, Fe + H2O, das ergab ... Rost?

Glaubte er zumindest. Mit den Formeln hatte er es noch nie so wirklich gehabt.

Malik trat ein paar Schritte näher an einen Baum heran und streckte die Hand aus um ihn zu berühren und tatsächlich - es fühlte sich metallisch an.

Plötzlich ertönte ein lautes Zischen und vor Schreck stolperte er zwei Schritte rückwärts, nur um auf dem Hosenboden zu landen - aus einem hohlen Astloch des Baumes war ein Stoß Wasserdampf gekommen.
 

"Gut, ich höre jetzt einfach mal auf, mich über irgendwas zu wundern", sagte er zu sich selbst, während er aufstand und sich den Staub vom Hosenboden klopfte.

Dann sah er sich suchend um. "Ryou?"

"Hier bin ich - ich warte schon auf dich - kommst du?"

Malik wirbelte herum - Ryou stand auf dem Weg - war er eben noch nicht da gewesen, oder hatte er ihn nur nicht bemerkt, weil er so fasziniert von den merkwürdigen Bäumen gewesen war?
 

Es regnete schon den ganzen Sommer über. Früher war es Malik immer aufs Gemüt geschlagen, denn er liebte die Sonne so sehr, aber jetzt? Jetzt war es anders. Er war seit einigen Monaten mit Ryou zusammen und da konnte seinetwegen die Welt trostlos sein, wenn nur er bei ihm war.

Es war früher Abend, sie waren bei Ryou zuhause und saßen im Dunkeln aneinandergekuschelt, Ryou hatte das Gesicht leicht seitlich an Maliks Halsbeuge gebettet und dieser hatte einen Arm um Ryou geschlungen, ein Finger streichelte beständig liebevoll die eine nackte Schulter.

Draußen gewitterte es gerade, so, wie es schon lange nicht mehr gewittert hatte.
 

Es donnerte.
 

"Ich mag Gewitter", sagte Ryou irgendwann leise. "Es ist jedesmal so ein befreiendes Gefühl, wenn man weiß, dass der Regen die Erde reinwäscht von ihrem Schmutz."

"Was ist mit Blitz und Donner?", murmelte Malik, nachdem kurz darauf ein Blitz das Zimmer beinahe gänzlich erhellt hatte. "Als Kind haben sie mir Angst gemacht - auch, wenns in Ägypten nicht unbedingt oft Gewitter gegeben hat..."

"Hm ..." Ryou lächelte, was Malik nicht sehen konnte, aber er spürte es. "Ich hab mir früher, als ich noch sehr klein war, immer vorgestellt, dass der Blitz die bösen Monster in meinem Schrank und unterm Bett enttarnt und der Donner schlägt sie dann in die Flucht."

Eine Weile sagte Malik nichts. Hin- und wieder durchbrach ein Donnergrollen die Stille und der Regen war sein ständiger Begleiter.

Dann neigte Malik den Kopf leicht zur Seite und hauchte Ryou einen Kuss auf den seidigen Haarschopf.

"Ich liebe dich", flüsterte er.
 

Und es war die kurze Zeit in seinem Leben, da er glücklich gewesen war. Und dann war Akefia gekommen und Mariku und alles hatte sich geändert.
 

Malik schreckte jäh aus seinen Gedanken, als er abrupt an der Schulter zurück gerissen wurde.

Er blickte auf und sah nur noch, wie ein Baum auf der anderen Seite des Weges, wenn man es überhaupt Weg nennen konnte, im Wald verschwand.

"Vorsicht!", sagte Ryou warnend. "Die nehmen hier überhaupt keine Rücksicht. Du musst aufpassen, manch einer ist schon von einem Baum zu Tode getrampelt worden."

"Von einem Baum", sagte Malik trocken. "Alles klar. Okay. Ist normal."

"Früher haben sie das nicht gemacht", murmelte Ryou, "Da haben sie einem manchmal sogar noch den Weg gezeigt, aber jetzt führen sie einen gelegentlich in die Irre, indem sie sich einfach umstellen. Einfach nur so zum Spaß."

Das Kaninchen seufzte, grinste Malik jedoch dann keck an und deutete auf seine Uhr. "Glücklicherweise kann ich die auch als Kompaß benutzen, also haben wir von daher nichts zu befürchten."

"Na, wenn das so ist."
 

Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her. Gelegentlich war ein Zischen zu hören, wenn Dampf aus einem Astloch schoss und manchmal auch ein metallisches Quietschen, wenn einer der Bäume sich bewegte.

Malik versank in Gedanken. Wenn er es so recht betrachtete, dann konnte er das, was er hier überall sah, auf das Leben übertragen, das er kurz vor seinem ... Tod? (Das musste er aufjedenfall noch herausfinden, diese Ungewissheit ging ihm langsam wirklich auf den Zeiger) noch geführt hatte.

Genauso war ihm die Welt erschienen. Kahl, metallisch, besiedelt von gefühllosen Maschinen. Keine Herzen. Nur Profit. Sein Geld hatte er damals mit verschiedenen Dingen aufgetrieben, auf keines davon war er stolz. Nur seinen Körper verkauft hatte er nicht. Zumindest nicht an Männer. Nur an die Droge. Und das war so gesehen viel schlimmer.

Er hatte die schönen, kleinen Dinge aus den Augen verloren, sein Denken hatte sich irgendwann nur noch um das Eine gedreht. Wie kam er so schnell, wie möglich an den nächsten Schuss, wie sollte er es noch soundsoviele Tage aushalten, bis er ...

Unbewusst verengte sich sein Blick. Wieso musste man eigentlich an die Dinge, die einen am meisten schmerzten, am häufigsten denken?

Malik schielte zu Ryou, welcher leichtfüßig neben ihm hertänzelte. Das Ryou-Kaninchen war so vollkommen anders, als der Ryou, den er damals zurückgelassen hatte und dann irgendwie doch wieder nicht.

Er erinnerte sich an einen gebrochenen Jungen, der ihn mit solch enttäuschten und verletzten Augen angesehen hatte, dass er, diesen Anblick nicht mehr ertragend, sich abgewandt hatte.

Malik hatte sich vom Licht abgewandt. In die Dunkelheit.

Ryous großer Bruder Bakura, mit dem er zeitweise auch relativ gut befreundet gewesen war, hatte ihm einmal prophezeit, dass es nur eine Frage der Zeit wäre. Was ist nur eine Frage der Zeit?, hatte er ihn gefragt. Bakura hatte ihn daraufhin nur angegrinst und mit einem hinterhältigen Lachen gemeint, wirst schon sehen.

Malik hatte damals nicht sonderlich viel darauf gegeben, da Bakura zu dem Zeitpunkt betrunken gewesen war, aber gerade jetzt schoss ihm diese seltsame Konversation in den Sinn. Und im Wein liegt die Wahrheit.
 

Plötzlich wurde es dunkler auf der Lichtung. Ryou blieb wie angewurzelt stehen, sodass Malik beinahe in ihn hineingelaufen wäre. Ein Beben ging durch seinen Körper, seine Schnurrhaare zuckten nervös.

"Was - was ist das?", zischte Malik. Ryou antwortete nicht sofort.

"RYOU!"

Das Kaninchen wirbelte zu ihm herum und Malik bemerkte, wie weit aufgerissen dessen Augen waren.

"Es ist Er", murmelte es mit bebender Stimme. Dann griff er Malik um das Handgelenk. "Wir müssen schleunigst hier weg!"

Abermals wurde Malik grob hinter dem anderen hergezerrt, aber diesmal erkannte er die präkere Situation als solche sofort, er spürte instinktiv, dass sich Gefahr näherte.

Ryou schlug einen Weg mitten zwischen den Bäumen ein, dort, wo es noch dunkler war, was Malik wenig behagte, aber das war gerade nicht der Moment, um dumme Fragen zu stellen, außerdem war er vielmehr damit beschäftigt, nicht hinzufallen, denn im Gegensatz zu Ryou hatte er große Probleme, im Dunkeln zu sehen.
 

Malik spürte einen Luftzug. "Können wir nicht wieder sprinten, wie vorhin?", rief er Ryou atemlos zu.

"Nein, dafür reicht die Zeit nicht!"

Flügelschlagen. Nah über ihnen. Aus einem unerklärlichen Grund bekam Malik es mit der Angst zu tun.

"Verdammt, was ist das!?"

Ryou steuerte auf eine Höhle zu. "Wenn wir es bis dahin schaffen, sind wir gerettet!"
 

Und dann verschluckte sie das Dunkel, Malik hörte, wie irgendetwas Schweres und Großes in die Felsen schlug, das Geräusch war ohrenbetäubend. Wie riesige Klauen, die sich durch Eisen und Granit bohrten. Sie pressten sich zusammengekauert an eine Wand und Malik spürte plötzlich, wie der zierliche Körper neben ihm zitterte. Instinktiv legte er einen Arm beschützend um Ryou, zog ihn an sich.

"Ich hasse ihn", wimmerte das Weiße Kaninchen. "Er kommt jedesmal näher!"

"Was ist das?", hauchte Malik. Er spürte seinen Puls in seinen Ohren dröhnen. Ihm hatten sich die feinen Nackenhärchen aufgestellt. Was immer es auch war, er bildete sich ein, sogar seinen gewaltigen Atem gespürt zu haben.

"Der Jabberwocky", wimmerte Ryou. "Er ist Alice' Lakai. Mit seiner Hilfe hat sie das Wunderland zerstört und sie wird niemals aufhören."

Schon allein der Name klang nach etwas furchtbar Ungeheurem. Malik strich über das seidige Fell, welches sich vor Schreck aufgestellt hatte und spürte das Zittern.

Ryou schien Todesangst zu haben. Richtige Todesangst. Malik wurde wütend. Niemand. Niemand hatte das Recht, Ryou solche Angst einzujagen. Ryou, der immer für ihn da gewesen war. Ryou, der ihm bis zuletzt seine Liebe geschenkt hatte, bis Malik es nicht mehr zugelassen hatte, dass sie ihn erreichte. Ryou, der an ihm zerbrochen war.

Eine ungeheure Schuld überrollte Malik plötzlich. Mit einem Mal wurde ihm klar, dass er mit seiner Sucht nicht nur sein eigenes Leben zerstört hatte und der Schmerz, den er darüber empfand ließ ihn sich furchtbar elend fühlen.
 

Das Flügelschlagen entfernte sich. Es wurde stiller. In der Höhle war es so dunkel, dass man buchstäblich die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Er spürte nur seinen eigenen Herzschlag und Ryous Zittern, welches langsam weniger wurde.

Er schluckte trocken. Seine Kehle fühlte sich an, wie Sandpapier.

Eine Weile verharrten sie so in der Dunkelheit.
 

Dann erscholl plötzlich eine höhnische Stimme, die Malik zu Tode erschreckte: "Ich hab dich schon vermisst, Honey-Bunny" Der helle Aufschrei, der kurz danach ertönte, ließ darauf schließen, dass das Ryou gegolten hatte und Malik wollte neben sich greifen, doch er griff ins Leere.

"Ryou?"

Stille.

"RYOU?"
 

Er war allein.

definition of destiny

Malik fragte sich gerade, was zum Teufel er hier nochmal verloren hatte. Er befand sich auf einer Party in einem Club, zu der er normalerweise gar nicht eingeladen worden wäre, wenn der Barbesitzer nicht rein zufällig ein Bekannter von Bakura gewesen wäre.

Und er war auch nur hier, weil Ryou gerade mit einer hochansteckenden Grippe im Bett lag und er sonst nicht wusste, wie er sich die Zeit hätte vertreiben sollen.
 

Er seufzte und rührte gelangweilt mit dem Strohhalm im übriggebliebenen Eis seines Cocktails herum, was ein leises Knistern verursachte. Bakura hatte ihn einfach mal so, seit sie hier angekommen waren, sitzen lassen und war seitdem nie wieder aufgekreuzt. Er vermutete mal, er steckte bei diesem Mädchen, von dem er ihm mal erzählt hatte.

Das war auch immer so eine Sache. Bakura und die Frauen. Immer mal wieder eine Neue. Manchmal hatte er das Gefühl, der Junge wechselte die, wie andere Leute ihre Unterwäsche. Zumal er ohnehin nicht nachvollziehen konnte, was man an Frauen fand. Die hatten überall an den merkwürdigsten Stellen Kurven und Rundungen - er für seinen Teil konnte damit einfach nichts anfangen.
 

Die Musik, die gespielt wurde, war etwas zu laut, dröhnte ein wenig in den Ohren.

Aber es war gute Musik. Rock. Oldschool, nicht dieser neumoderne Scheiß, den man bis auf 20% in die Tonne kloppen konnte.

Gerade lief "Paint it black" von den Rolling Stones.
 

Er kannte hier kaum jemanden. Malik war ja nicht gerade introvertiert, aber diese Leute, die hier waren, die waren ihm alle irgendwie ... wie sollte er sagen? Nicht geheuer? Vor allem war es auffällig, wieviel älter die meisten Männer als er selbst waren.

Er betrachtete sich, wie man es aus Langeweile nun einmal tat, die Menschen genauer. Ältere Geschäftsmänner, zumeist in ihren 40igern und 50igern, die sich oft mit einer jungen Frau an ihrer Seite schmückten, oder gleich mehreren und Malik hätte es nicht verwundert, wenn zumindest ein Teil von diesen Damen dafür bezahlt wurde.
 

Sein Blick schweifte weiter durch den Raum, blieb dann unbewusst an zwei Personen hängen. Eine davon kannte er, Mariku Ikrush, er war in der Schule früher eine Klasse über ihm gewesen, bis er Gerüchten zufolge die Schule geschmissen und sich irgendeiner Gang angeschlossen hatte.

Malik hatte nicht viel darauf gegeben, weil Gerüchte nun einmal Gerüchte waren, aber irgendwie kam er da so ins Zweifeln, ob nicht doch etwas Wahres darin steckte, als er seinen Landsmann da so sitzen sah, mit einer Zigarette im Mundwinkel, welcher zu einem schiefen, erheiterten Grinsen verzogen war, das ihm nicht so ganz geheuer war, den Pokerkarten in der Hand und diesem seltsamen Blitzen in den Augen, das Malik sogar von hier aus bemerkte. Irgendwie schauerte es ihn.
 

Der Mann, der bei Mariku saß, musste wohl der Besitzer der Bar sein. Zumindest glaubte Malik das, Bakuras schwammigen Beschreibungen nach zu urteilen.

Das auffällige, weiße, kurze und ein wenig wild abstehende Haar - dem Bakuras gar nichtmal so unähnlich, bot einen starken Kontrast zu der dunklen Haut - dunkler, als er selbst es war und das war in Japan schon eine Seltenheit. Hier lebten sehr wenige Dunkelhäutige und er sah dem Mann aufgrund seiner Gesichtszüge sofort seine nordafrikanische Herkunft an.

Mit geweckter Neugier studierte er die Züge des Mannes weiter. Er schätzte ihn auf Ende 20, der Körperbau war sehr muskulös und mit seinen sicherlich 1,90m, soweit das im Sitzen zu beurteilen war, konnte sich Malik gut vorstellen, dass er unter dem kleiner gewachsenen Volk der Japaner auffiel, wie ein bunter Hund.

Was er allerdings wirklich interessant fand, war die große, helle Narbe, die sich wie ein spitzer Zacken von knapp unter dem rechten Auge bis etwa kurz unter den Wangenknochen zog und wie ein F zwei Querschnitte hatte.

Malik legte den Kopf schief und verlor sich ein wenig in Gedanken. Wo diese Narbe wohl herkam? Er fand Narben äußerst sexy, das war schon immer so gewesen. Er mochte diese Verruchtheit, das Gefährliche und Geheimnisvolle, das von ihren Trägern ausging.
 

Plötzlich sah der Mann in seine Richtung und der stechende Blick von zwei tiefschwarzen Augen traf ihn - Malik starrte schlagartig wieder auf den Inhalt seines Cocktailglases.

Scheiße, irgendwie war ihm das jetzt peinlich. Seine Fingerspitzen spielten nervös mit dem Strohhalm, sein Puls ging schneller. Er widerstand der Versuchung, verstohlen hinüberzuspähen.
 

Aber es war zu spät, man war auf ihn aufmerksam geworden. Einer der Kellner kam zu seinem Tisch, um sein Glas abzuräumen.

Dabei sagte er, "Herr Wahwadi läd Sie an seinen Tisch ein." Damit zwinkerte er und ruckte in Richtung des Tisches, zu dem Malik noch vor wenigen Augenblicken hingestarrt hatte.

Irgendwie hatte er die Vermutung, dass das weniger eine Bitte, denn eine Aufforderung gewesen war und mit gemischten Gefühlen stand er schließlich auf, um zu dem anderen Tisch herüber zu gehen.

Da der Tisch im Halbdunkel gelegen hatte, hatte er vorhin nicht alle Personen gesehen, die an ihm gesessen hatten und so bemerkte er nun neben Mariku noch einen blonden, hochgewachsenen Westländer mit einem Ami-Kopftuch und einer dunklen Sonnenbrille. Malik verzog innerlich das Gesicht. Den Kerl mochte er jetzt schon aus dem einfachen Grund nicht, dass er Menschen hasste, die nachts, oder in einer dunklen Kneipe eine Sonnenbrille trugen. Dann noch ein schwarzhaariger Junge, der in etwa in seinem Alter sein durfte und gelangweilt mit einem Taschenmesser herumspielte.

Mit abwartendem Blick blieb er vor dem Tisch stehen. Ließ sich seine leichte Nervosität nicht anmerken und verstellen, das konnte er sich gut.
 

Der Mann, den er vorhin noch beobachtet hatte, blickte ihn mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck an, dann, zu Maliks Überraschung lächelte er und es war ein verdammt charmantes Lächeln.

"Wir haben gerade gespielt." Maliks Blick fiel auf die Pokerkarten, die zwischen Alkoholgläsern, Flaschen und Aschenbechern wild auf dem Tisch verteilt waren. "Wieso gesellst du dich nicht zu uns?", lud er ihn ein und deutete auf einen der Plätze, die noch um den runden Tisch frei waren.

Eine unmissverständliche Aufforderung. Aber Malik leistete ihr Folge. Warum? Er tat es einfach. Und er hatte das Gefühl, keine Wahl zu haben, abzulehnen, ohne jemanden zu beleidigen.

Zögernd ließ er sich auf den Stuhl sinken und beobachtete, wie Mariku die Karten mischte. Dessen Blick, welcher für den Hauch einer Sekunde auf ihm gelegen hatte, war ihm irgendwie unangenehm, auch, wenn er nicht genau sagen konnte, warum. Er hatte irgendwie etwas Hämisches, Schadenfrohes gehabt.

"Du musst Malik sein", fuhr der weißhaarige Mann fort. "Bakura hat mir erzählt, dass er heute jemanden mitbringt. Leider hat er mir verschwiegen, um was für einen überaus attraktiven, jungen Mann es sich da handelt."

Der schwarzhaarige Junge, welcher mit dem Messer herum gespielt hatte, ließ ein verächtliches Schnauben hören, während Mariku spötisch die Augen rollte.

"Ich bin Akefia Wahwadi, mir gehört der Laden hier neben sechs anderen in der Stadt."

Ein Schleimer und ein Angeber noch dazu also, dachte Malik im Stillen. Ärgerlicherweise hatte Akefia Wahwadi eine so verdammt charmante Art, dass Malik es schwer fiel, ihn unsympathisch zu finden.
 

Malik stützte sich mit dem Ellenbogen auf und erwiderte ebenso charmant: "Was wird das hier? Wollen Sie mich anmachen?"

So frech die Frage auch war, das Lächeln des Mannes wich nicht.

"Spielst du Poker?"

"Ich habe nichts für Glücksspiel übrig."

Abermals ein Lachen, diesmal von Mariku. "Oh, Akefia, was haben wir hier nur für einen anständigen Burschen angelacht."

"Verschreck ihn mir bloß nicht. Junge, du gefällst mir-" Er wandte sich kurz zu einer der Bedienungen um, die gerade vorbeilief. "Mika, einmal einen von Mais Spezialcocktails für meinen Gast."

Die junge Frau nickte und verschwand.
 

Hätte Malik gewusst, dass das der Abend war, an dem er seine erste Line Koks ziehen sollte, hätte er sich von vornherein von dieser Bar ferngehalten und Bakura zum Teufel gejagt, als der ihn überredet hatte. Das bisschen Spaß hatte sich nämlich schon bald zum Alptraum entwickelt.
 

Wenn man einmal Blut geleckt hatte, dann wollte man irgendwann mehr.
 

Gerade im jetzigen Moment hatte Malik allerdings ganz andere Probleme. Es war dunkel, es war kalt, Ryou war weg und er hatte eine absolute Scheißlaune.

"Wird das jetzt irgendwie zur Gewohnheit, dass ich alleine in irgendwelchen Erdlöchern lande und mich irgendwo verlaufe?", schimpfte er vor sich hin, während er sich an der feuchten, kalten Wand entlang tastete.

Er wusste nicht, wie lange er durch das Dunkel irrte, als er endlich ein fahles Licht in weiter Ferne ausmachen konnte. Grimmig steuerte er darauf zu.

Wer auch immer es gewagt hatte, ihn in diese Situation zu bringen und Ryou zu entführen, würde es bitterlich bereuen, das schwor er sich. Er merkte es nicht, aber es war das erste Mal seit zwei Jahren, dass wieder Kampfgeist in ihm keimte.
 

Als er schließlich aus der Höhle heraustrat, hätte er vor Wut am liebsten gegen einen Stein getreten. Er befand sich wieder im Wald. Das Ende der Höhle hatte direkt auf eine Lichtung geführt, welche gleich fünf Abzweigungen hatte. Bei genauerem Hinsehen, bemerkte er, dass diese Abzweigungen beschildert waren.

Interessiert studierte er die Aufschrift der Schilder:

"VeRlOrEnE TrÄuMe"

"Hauhs dess Huttmachas"

"O$twe$ten"

"Der HersKönnigin ihr Schlos"

und ... Malik runzelte die Stirn ... "DA AUF GAR KEINEN FALL ENTLANG!"
 

Gute Güte. Welcher Spaßvogel hatte denn diese Schilder aufgestellt? Malik war genauso schlau wie vorher und ließ sich erstmal frustriert auf die Erde sinken.

Konnte da nicht einfach ein Schild stehen auf dem stand: "Da ist Ryou"?
 

"Ostwesten!!!", regte er sich auf, "Wer baut denn eine Straße nach Ostwesten???"

Er war schon versucht, einfach aus reinem Trotz den letzten Weg zu nehmen, als ihn eine Stimme fast zu Tode erschreckte.

"Du kannst auch nichts anderes, als jammern, oder?"

Er wirbelte zur Seite herum, aber da war niemand. "Hallo?", fragte er zaghaft.

"Hier unten, du Holzkopf."

Malik senkte den Blick und tatsächlich, da auf einem herzförmigen, dunkelgrünen Blatt saß eine fette, kleine ... Moment.

"Kaiba?"

Zum Dank wurde ihm ein Schwall bläulicher Rauch ins Gesicht gepustet.

"Nicht ganz."

"Ich versteh nur Bahnhof. Egal, kannst du mir sagen, wo ich Ryou finde? Vorhin war er noch da, jetzt ist er weg und ich hab keine Ahnung, welchen gottverschissenen Weg ich jetzt hier nehmen soll, um nicht im Nirgendwo zu landen oder noch schlimmer, diesem komischen Jabberwocky in die Hände zu fallen!"
 

Die blaue Raupe, die etwa so groß und so dick war, wie Maliks Unterarm und irritierendeweise das Gesicht des Firmenchefs Seto Kaiba hatte, schob sich das Mundstück ihrer Wasserpfeife wieder zwischen die Lippen, nahm einen tiefen Zug und pustete dann drei Ringe aus.

"Also, zu erst einmal", sagte sie kategorisch, "Bist du nicht der Einzige, der hier grade nicht das große Los gezogen hat, also jammer nicht rum. Schau mich an. Ich bin eine fette, hässliche, blaue Raupe und werde vermutlich bald an Lungenkrebs sterben, aber beschwer ich mich? Nein. Also. Zweitens. Nur du allein kannst entscheiden, welcher Weg dich an dein Ziel bringt. Und zwar, indem du dir erstmal ein Ziel schaffst."

"Hä?"

"Herrgott, wie schaffst du es eigentlich, dir die Schuhe zuzubinden? Kein Wunder, dass es soweit mit dir gekommen ist."

Maliks Blick verdüsterte sich. "Du musst grad reden, du schwimmst ja im Geld!"

"Wieder falsch. Gerade hock ich auf diesem verdammten Blatt, von dem ich Ausschlag am Hintern bekomme und rede mit einem Vollidioten, der sein eigenes Leben nicht auf die Reihe kriegt und stattdessen lieber die ganze Zeit wegläuft."

"Sowas muss ich mir jetzt echt nicht bieten lassen", erwidert Malik pampig und wollte sich schon umdrehen und einfach gehen, als er es sich anders überlegte. Die Kaiba-Raupe war hier gerade das einzige Lebewesen, das ihm sagen konnte, in welche Richtung er gehen musste.

"Geld schützt einen auch nicht immer. Aber wie dem auch sei - wenn du nicht weißt, wo du hinsollst, dann geh im Zweifel immer zum Hutmacher. Nur solltest du mittlerweile so klug sein, nicht mehr alles zu glauben, was er behauptet."

Dann erschien mit einem "Puff"-Geräusch plötzlich eine kleine, blaue Wolke um die Raupe herum und kurz darauf war sie verschwunden.
 

Einen Moment lang starrte er noch auf die Stelle. Dann straffte er die Gestalt.

"Zum Hutmacher also."

Und irgendwie hatte er schon eine merkwürdig-unruhige Vorahnung, um wen es sich dabei handeln könnte.

Und er wusste ganz und gar nicht, ob ihm das gefiel.

devil on my shoulder

Malik begann etwas zu frösteln, als er den nicht enden wollenden Weg entlang lief. Es war finsterste Nacht.

Beleuchtet wurde der Weg von seltsamen singenden Blumen, deren Knospen in etwa so leuchteten, wie ein Laternenfisch.

Gelegentlich war das leise Zischen eines Baumes zu hören, das leichte Rumoren, wenn sich einer von ihnen bewegte - an diese Geräusche hatte sich Malik inzwischen schon so gewöhnt, wie früher an das Brummen des Kühlschrankes.
 

Die Kälte kroch ihm in alle Poren und das war seltsam, wo es am Tag doch noch so unmenschlich heiß gewesen war.
 

Gelegentlich lauschte er in der Nacht nach einem weiteren Geräusch, nach Flügelschlagen, nach Fauchen und Zischen, aber nichts dergleichen.

Der Jabberwocky schlief wohl bei Nacht.

Gleichsam, wie es ihm vor diesem Wesen grauste, interessierte es ihn, wie genau es nun aussah. Ein Monster, gar keine Frage. Aber es war schlimmer, sich vor etwas zu fürchten, das man nicht kannte, als vor etwas, das einem bekannt war.
 

Malik wusste nicht, wie lang er gelaufen war, als er aus der Ferne gedämpfte Geräusche vernahm. Er blieb kurz stehen und spitzte die Ohren.

Gelächter, Lärm, Musik. Als sei gerade irgendwo eine Party in Gange. Als er weiter lief, bemerkte er auch durch die Bäume hindurch Lichter.

Sein Herz begann, schneller zu klopfen, irgendwie hatte er es im Gefühl, dass er Ryou da wieder finden würde.
 

Bald schon kam eine seltsame Hütte in Sicht. Der fahle Glanz, den die Lichter der Lampenblumen auf sie warf, ließ darauf schließen, dass diese Hütte ebenfalls aus Metall war, sie hatte merkwürdige Zinnen und Giebel, die irgendwie nicht so recht zusammen passen mochten und als Malik näher kam, lief er gegen einen Briefkasten, welcher die Form eines umgedrehten Zylinders hatte, den er sich mitten in den Bauch rammte.

Er stöhnte unterdrückt auf und hoffte, dass niemand ihn bemerkt hatte, aber den Geräuschen nach zu urteilen, hatte er wohl nichts zu befürchten.

Langsam schlich er näher zu der Hütte, zielte dabei auf ein Fenster ab, aus dem flackernder Lichtschein kam.

Kurz darauf spähte er vorsichtig hinein. Und verengte die Augen. Was ihm als erstes in die Augen stach war Ryou, welcher zusammengesunken mit niedergeschlagenem Gesichtsausdruck und hängenden Hasenöhrchen auf ein Stuhl inmitten der Längsseite eines riesigen, eisernen und halb verrosteten, massiven Tisches saß, der vollgepackt war, mit allem möglichen und unmöglichen Kram.
 

'Viel Glück zum Nichtgeburtstag...'

'Für dich!'

'Für miich?'
 

Gesang scholl an seine Ohren. Dann presste er kurz Daumen und Zeigefinger auf die geschlossenen Augenlider. Seine Geduld war endgültig aufgebraucht.
 

Kurzerhand löste er sich von seinem Versteck am Fenster, stapfte, nicht wirklich darum bemüht, leise zu sein, Richtung Eingang der Hütte und riss die Tür auf - welche nicht abgeschlossen war.
 

"So, ich bin hier, um Ryou zu holen und wenn mich irgendjemand daran hindern will, Gnade ihm-"
 

Das Letzte, was Malik sah, bevor er ohnmächtig zu Boden ging, war eine gusseiserne Teekanne, die sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit seinem Gesicht näherte.
 

"Ich weiß, dass er hier ist. Lasst mich jetzt sofort zu Malik, sonst hetz ich euch die Polizei auf den Hals!"
 

Malik hob mit Mühe die schweren Lider. War das Ryou? Ryou durfte doch gar nicht hier sein ... oder?

Er war zu träge, um einen klaren Gedanken zu fassen. Zu müde. Er schloss die Augen.

Eine andere Stimme wurde laut, sie wollten ihn wohl nicht vorbei lassen.

Malik lächelte. War auch besser so. Wenn Ryou ihn so sah, abgefuckt und vollgekokst, dann ... daran mochte er gar nicht denken. Ryou war doch immer so ein anständiger Junge gewesen.

Dumpf hörte er, wie Türen schlugen.

"Malik!!" Eine entsetzte Stimme drang an seine Ohren. Mit Mühe hob er den Kopf. Grinste.

"Ryou, Baby, was machst du denn hier?", kam es genuschelt über seine Lippen.

Ryou kniete sich vor ihn, sah ihn dabei entsetzt an.

"Ich wollte es nicht glauben, als dieser Typ mir erzählt hast, was du machst, während du behauptest, dass du in deiner Lerngruppe arbeitest."

Die Stimme Ryous zitterte. Moment mal...

"Welcher Typ?", fragte Malik misstrauisch und richtete sich mit einem Stöhnen auf. Irgendwie konnte er sich nicht so recht konzentrieren.

Ryou standen Tränen in den Augen. "Ist es wahr?", fragte er leise, "Nimmst du wirklich Drogen?"
 

Ein Lachen rang sich Maliks Kehle hoch. Er lachte, ohne zu wissen, warum.

"Blitzmerker, Ryou, Blitzmerker", ohne dabei auf die Tränen zu achten, die Ryou in die Augen schossen.

Ryou schüttelte nur mit offenem Mund und keine Worte findend, den Kopf, wich zurück.

Offenbar rang er mit seiner Liebe zu Malik, dem Drang ihm zu helfen, ihn zu retten, wie es als Partner seine Aufgabe war und dem Entsetzen darüber, dass dieser Abgrund in Maliks Leben ihm vollkommen verborgen gewesen war, dass Malik so etwas tat und er nicht den geringsten Verdacht gehabt hatte, nicht den geringsten.
 

Plötzlich bemerkte Malik, wie sich eine bronzefarbene Hand um Ryous Schulter wand ...
 

Mariku? War der schon die ganze Zeit hier gewesen?
 

"Komm, das bringt jetzt nichts..."

Ryou stand nur widerwillig auf und folgte ihm ein paar Schritte, blieb dann stehen. "Ich kann ihn doch jetzt nicht allein lassen, er ist immer noch mein Freund, er braucht meine Hilfe...", murmelte er verstört.

"Du solltest dich erstmal beruhigen, aufgewühlt, wie du bist, bist du ihm keine Hilfe..."

Malik wollte den Mund aufmachen und Ryou etwas hinterherrufen. Wollte ihm sagen, dass Marikus Worte falsch war, dass er ihn verführen wollte, denn die Hand, die sich in das Kreuz des zierlichen Jungen gelegt hatte, blieb ihm keinesfalls verborgen, er wollte ihm sagen, dass er ihn brauchte, dass er nicht gehen sollte, dass das ein Fehler war und er es nie wieder tun würde, aber die Droge unterdrückte seinen Geist, sie verhinderte, dass er alles wieder gut machte, er war zu schwach, er konnte nicht ...
 

"Ryou", murmelte er nur zusammenhanglos und schloss die Augen, "Ryou ..."
 

Er konnte nicht verhindern, dass Ryou langsam begann, ihm zu entgleiten.
 

"Fabelhaft. Du Vollidiot hast ihn umgebracht!"

"Blödsinn, der atmet doch noch und wenn jemand atmet, kanner nich' tot sein!"

"Das hast du neulich bei dem Postboten auch behauptet und dann war der Kerl ein Roboter und Roboter sind ja nich' am Leben, wie jeder weiß, der was in der Birne hat!"

"Willst du also behaupten, der Kerl hier isn Roboter?"

"Nein, ich will behaupten, dass er keiner is. 'N Roboter wär wohl auch kaum zu Boden gegangen, wenn du ihn mit meiner Teekanne beworfen hättest!"

"Ich wollte ihm halt ein Tässchen Tee anbieten, kann ich ja nich wissen, dass er keinen will!"

Ein gackerndes Lachen.
 

Malik hatte dem Stimmengewirr um sich herum verwirrt gelauscht, ehe er es wagte, die Augen aufzuschlagen. Sein Schädel dröhnte und sein Gesicht fühlte sich an, als wäre eine Dampfwalze drüber gefahren.

Er blinzelte.

"Hey, er wacht auf!"
 

Malik lag auf dem Boden. Über ihm die gewölbte und kupferfarbene Decke der Hütte, welche von verschiedenen, unzusammenpassenden Lampen beleuchtet wurde. In sein Sichtfeld schoben sich zwei Personen. Oder Wesen?

Die eine hatte langes, weißes, wild abstehendes Haar, Schnurrhaare, ebenso wie Ryou und zwei Hasenohren, nur, dass die im Vergleich zum Weißen Kaninchen aussahen, als sei der Besitzer mal in einen Kampf verwickelt worden, das linke Ohr war zur Hälfte heruntergebissen und das andere war auch etwas löchrig - und an diesem hingen noch drei silberne Ohrringe. Ebenso, wie bei Ryou war der Oberkörper fast nackt, obenherum mit zerzaustem grau-weißen Fell versehen und er trug eine zerschlissene Weste aus dunkelbraunem, abgewetzten Leder, während um seinen Hals eine Kette mit ... Raubtierzähnen baumelte.

Die andere Gestalt hatte im Gegensatz zur ersten erheblich dunklere Haut, aber ebenso weißes Haar, welches wirr unter einem seltsamen Zylinder, welcher wirkte, als sei er aus verschiedenen Flicken gemacht (Oh Gott, war das Menschenhaut???), ein dunkelrotes Band um die Mitte und eine Blume darin, die aussah, wie ein Totenkopf.

Das Gesicht lag unter der Krempe im Schatten, aber das unterschwellig bedrohliche und verführerische Lächeln war unter tausenden erkennbar, genau wie die Narbe, die unschuldig fahl schimmerte. Gekleidet war er in einen rotweißgestreiften, schäbigen, mottenzerfressen Mantel aus rotem Leder, an welchem überall Schnallen baumelten.

Malik schluckte trocken, stöhnte dann leise. Das wurde ja immer verrückter.
 

"Da, schau, er ist wach."

"Das seh ich selber, mein lieber Märzhase."

Und ehe Malik wusste, wie ihm geschah, wurde er an beiden Oberarmen gepackt und in die Höhe gezogen, wobei ihm kurz schwindelig wurde. Der Griff der beiden war jedoch eisern, sodass er nicht mehr zusammensacken konnte.

"Setz dich doch und feier mit uns!", kicherte es von der einen Seite.

"Wir dachten schon, du kommst nie hier an!"

Damit wurde er auf einen riesigen Lehnstuhl verfrachtet und als er den Kopf hob, sah er Ryou, ihm gegenübersitzen, auf einem ebensolchen Stuhl.

Als er Maliks Blick spürte, hob er den Seinen und lächelte schwach. Ryou wirkte müde. Die Ohren hingen erschöpft herunter.
 

"Ryou ..." Er wollte die Hand ausstrecken und ihn berühren, nur eine kleine zärtliche Geste, doch, wie aus dem Nichts schlangen sich Fesseln um seine Arme und zurrten ihn an den Armlehnen fest.

"Was soll der Scheiß?", fauchte er und das Grinsen des Hutmachers begegnete ihm.

"Warum die Eile? Willst du denn noch irgendwohin?", gluckste dieser amüsiert, während er nach einer Teekanne und einer Tasse griff und seelenruhig etwas von der seltsam schwarzgolden schimmernden Flüssigkeit in eine Tasse goss, die ebenso gusseisern war, wie die Kanne, mit der man Malik vorhin außer Gefecht gesetzt hatte.

"Möchtest du etwas Zucker in deinen Tee?", schnurrte der Hutmacher mit einem unguten Blitzen in den Augen und als er ungefragt das metallene Zuckerdöschen mit den merkwürdigen Verzierungen darauf, öffnete und mit einem silbernen Löffel hinein fuhr, erkannte Malik mit, sich weitenden Augen, dass das kein Zucker war.
 

Kein Zucker. Der Glanz fehlte.
 

Sein Mund wurde trocken. Er hatte überhaupt nicht mehr daran gedacht. Doch jetzt, da war ...

Das Verlangen wieder da: Sein Puls beschleunigte sich, er musste sich stark beherrschen.

Und er hasste sich selbst dafür.

Seine Augen klebten förmlich an dem Löffel mit dem weißen Pulver, der sich in der bedrohlich wirkenden Flüssigkeit versenkte, umrührte und er schluckte abermals. Dann spürte er, wie sich die Fesseln an seinen Unterarmen lockerten und plötzlich stand ... der Hutmacher? Akefia? Vor ihm, lächelte und stellte ihm die Tasse hin.
 

"Damals hat es dir doch auch geschmeckt", summte er, während er sich entfernte und auf seinen eigenen Platz setzte, "Du wirst doch etwa nicht deinen eigenen Gewohnheiten untreu. Los. Trink. Es ist unhöflich, nicht zu trinken, wenn man etwas angeboten bekommt."

Und Malik griff zur Tasse mit zittrigen Fingern, umschloss sie mit beiden Händen.

"Malik, nicht ...", erreichte da eine schwache Stimme sein Ohr. Er hielt inne. Blickte verklärt zu Ryou. Spürte die Blicke des Hutmachers und des Märzhasen zu seiner Rechten und seiner Linken auf sich.

"Ich hab keine Wahl ...", murmelte er zusammenhanglos. Er musste. Das war das, was ihn die letzten zwei Jahre angetrieben hatte. Das Heroin. Sein Maschinenöl, das ihn antrieb. Seine Hure.
 

Na los, trink schon, trink. Wie damals. Dann gewinne ich wieder, ich gewinne nämlich immer.
 

"Was?" Wer hatte das gesagt?
 

Ich, Malik, ich hab, seit ich ihn gesehen hab, darauf gewartet, dass du einen Fehler machst.
 

Die Stimme wisperte ihm direkt ins Ohr. Aber da war niemand.

Malik wollte etwas sagen, wollte sagen, dass er das alles so nicht gewollt hatte und dann ... sah er ein Paar Augen. Über Ryou, auf seiner Stuhllehne. Katzenaugen, Raubtieraugen, die ihn drohend anstarrten, sie waren lavendelfarben, seinen gar nicht so unähnlich mit einem goldenen Schimmer durchzogen und irgendwie fesselnd..
 

Was ist? Das Öl ist noch warm. Ich bin sicher ... du kannst den Geschmack schon auf der Zunge spüren ...
 

Maliks Atmung ging schwerer, aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass ein Mund zu ihm sprach, ein Mund mit scharfen Raubtierzähnen und das Grinsen, das auf diesem lag, schien ihn zu verhöhnen.

Ein Mund, ein Maul ohne Körper.
 

Was ist? Wieso zögerst du? Damals hast du es doch auch nicht.
 

Maliks Augen verengten sich. "Damals war ich verdammtnochmal viel zu einfältig für diese Scheißwelt", zischte er, nicht die Augen abwendend von Ryou, um welchen herum sich langsam eine Gestalt materialisierte. Um die Augen herum war noch eine leere Fläche, erst materialisierten sich die Ohren, dann ein Katzenschwanz, schließlich krallenartige Hände, die wirkten, als habe jemand einen Menschen mit einer Katze gekreuzt, und diese Hände wanden sich um Ryous Körper, der immer noch da saß und sich nicht wehrte und es einfach geschehen ließ.

Dann, ein Gesicht, überzogen mit sandfarbenem, gestreiftem Fell und als er schließlich die gesamte Gestalt Marikus erkannte, lediglich gehüllt in eine schwarze, zerschlissene, dunkelbraune Hose, mit Taschen an allen möglichen Stellen, schrie er plötzlich wütend auf:

"Du verdammtes Arschloch, lass deine Dreckspfoten von ihm!"

Ein amüsiertes keckerndes Lachen kam von dem überdimensionalen Kater, der Schwanz peitschte erregt und angriffslustig um den Körper herum.

Die Schnurrhaare zuckten süffisant, als der Kater sich zu Ryou herab neigte, die hellrote Zunge schoss zwischen Zähnen und Lippen hervor und er leckte Ryou langsam und genüsslich über die linke Wange.

"Kaninchenfleisch", kicherte er dabei boshaft, "So bekömmlich und so leicht zu erlegen."
 

In Malik brodelte es immer mehr. Scheiße, Scheiße, so eine Scheiße! Er suchte nach Ryous Blick und als er ihm begegnete, lag darin ... Vorwurf? Vorwurf. Und eine Träne, die sich löste und über die Wange lief.

"Ich war einsam, Malik", flüsterte er, "So schrecklich einsam, du hast mich doch von dir gestoßen."

Abermals fühlte er sich von Schuld überrollt. Senkte den Blick. Ryou musste sich nicht rechtfertigen, musste sich nicht erklären. Zumindest in seinen Augen nicht.
 

"Sieh nur, Kaninchen, der Feigling kann nichtmal jetzt mit erhobenem Haupt um dich kämpfen."

Abermals ein schnatterndes Lachen und Malik hob gerade so den Kopf, um zu sehen, wie die Grinsekatze Ryou in den Hals biss und Ryou keuchte leicht gequält auf, aber er war nicht im Stande, ihn von sich zu stoßen und plötzlich war für Malik eine Grenze überschritten.
 

Die Tasse, die er so eben noch in Händen gehalten hatte, wurde mit einem Aufschrei auf den Boden geworfen, wo sich das Maschinenöl, das sich daran befunden hatte, zäh auf dem Boden verteilte, dann sprang er auf, gelangte mit zwei kurzen Sätzen über den Tisch und stürzte sich auf Mariku, ohne irgendeine Waffe und er war sich dessen bewusst, dass ihn die scharfen Krallen nur einmal falsch erwischen mussten, um ihn ernsthaft zu verletzen, doch es war ihm egal.
 

Er würde kein zweites Mal die falsche Wahl treffen. Er würde sich kein zweites Mal für das Horse entscheiden, wo er doch Ryou haben konnte, er würde kein zweites Mal zulassen, dass Mariku Ikrush diesen wundervollen, sanften, aufopferungsvollen, unschuldigen Jungen derart beschmutzte, wie es durch seine, Maliks, Schuld geschehen hatte können.
 

Er stürzte sich mit seinem ganzen Körpergewicht auf den Kater, doch der löste sich nur mit einem hämischen Grinsen, das noch zwei Sekunden länger im Raum verweilte, in Luft auf, sodass Malik schmerzhaft auf dem Boden aufkam.

Er rappelte sich auf. "Wo bist du, du Hurensohn!?"
 

Kleiner, um mich zu erwischen, musst du schon härtere Geschütze auffahren! Sowas wie dich verputz ich doch zum Frühstück!
 

Ein schadenfrohes amüsiertes Lachen ertönte plötzlich von der Seite und Malik musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es sich um Bakura handelte, doch der war ihm gerade herzlich egal.
 

"Grin, es reicht jetzt!", schaltete sich der Hutmacher plötzlich ein, der sich das Szenario in Ruhe betrachtet hatte. Die Grinsekatze materialisierte sich wieder auf dem einzigen freien Stuhl und tat, sich affektiert über die Pfote leckend, als sei sie die Unschuld vom Lande und auch Malik ließ seine angespannte Körperhaltung plötzlich sinken. Es war das erste Mal, dass Akefias Stimme so ernst klang, so vollkommen untypisch.
 

Akefia war zwar derjenige gewesen, der ihn auf diesen dunklen Pfad gebracht hatte, aber zu einer ausgestreckten Hand, musste auch eine Hand gehören, die sie ergriff.

Akefia war eine Zeit lang, ehe er sich vollkommen in seinem Sumpf verloren hatte, so eine Art Sugar Daddy für ihn gewesen, jemand, zu dem man sich flüchtete, der einem sagte, was man tun sollte und auch, wenn Malik klar wurde, dass er sich zu schnell in die Kontrolle eines anderen gegeben und damit seine große Liebe verloren hatte, musste er doch eingestehen, dass dieser Mann nicht das reine Böse war.
 

Genausowenig, wie Ryou unschuldig war, denn er hatte sich auf Mariku eingelassen, oder wie Bakura kein vollkommen schlechter Freund gewesen, er hatte zugesehen, ja, aber Malik hatte man irgendwann nicht mehr erreicht.

Es gab nicht nur Schwarz und Weiß in dieser Welt. Gut und Böse.
 

Er durfte niemanden für seine Fehler verantwortlich machen. Niemanden, als sich selbst.
 

"Wir setzen uns jetzt alle hin und beruhigen uns wieder", sagte der Hutmacher schlicht und sie hörten auf ihn.

"Wir sind alle nicht ohne einen besonderen Grund hier."

Plötzlich wandten sich die Augen aller auf Malik.

"Was...?", flüsterte dieser, als ihm klamm wurde.
 

"Malik, du hast das alles hier erschaffen", drang Ryous entkräftete Stimme an sein Gehör.

"Ich?"

"Du kannst alles wieder zurechtrücken ... Nimm ... die Chance an, die dir geschenkt wurde. Rette uns ... mich ... und ... dich selbst ..."
 

Malik blickte einmal in die Runde und ausschließlich ernste und ausdruckslose Gesichter begegneten ihm, abgesehen von dem des Märzhasen, um dessen Mundwinkel es irgendwie immer verräterisch zuckte, aber Malik wurde auch klar, dass Bakura nie ganz den Ernst der Lage begriffen und sich deshalb herausgehalten hatte. Nicht, um ihm bewusst zu schaden.
 

Er hatte Angst. Aber es gab kein Zurück. Er konnte sich weiter ins Wunderland flüchten, oder endlich mit erhobenem Haupt dem Monster in die Augen blicken, das er geschaffen hatte. Nämlich sich selbst.

Schließlich nickte er.
 

"Was muss ich tun?"

bloody nails and broken hearts

"Wir warten bis Tagesanbruch, dann machen wir uns auf den Weg." Malik folgte dem Treiben in der Hütte schon seit einer geraumen Zeit und seine Augen wurden dabei immer größer. Der Hutmacher hatte einen Schrank geöffnet, in welchem sich ein ganzes Arsenal an verschiedensten Waffen befand.
 

Er war sich nicht ganz sicher, ob es ihn beunruhigen, oder beruhigen sollte, dass der Märzhase sich gerade mit einem irren Funkeln in den Augen das Patronenhalfter eines altmodischen Maschinengewehrs umschnallte und dann mit fahrigen Fingern die Waffe selbst an sich nahm. Er meinte sich erinnern zu können, dass Bakura früher schon immer ein Faible für Schusswaffen gehabt hatte und das war keine sonderlich angenehme Erinnerung, denn einmal hatte er ihn mit einem alten Colt zu Tode erschreckt. Dass das Ding zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr benutzbar gewesen war, hatte er Malik damals natürlich verschwiegen.

Während Maliks Augen auf Grin ruhten, welcher ganz nach der Katzenart einigermaßen gelangweilt mit einer Handgranate herumpfötelte, was auch vom Weißen Kaninchen mit nervösem Blick betrachtet wurde, meinte der Hutmacher, an Malik gewandt: "Wir töten den Jabberwocky. Das wird Alice herauslocken."

Dabei griff er nach mehreren Pistolenhalftern, zwei davon drückte er Malik in die Hand.

"Wenn das so einfach ist, wieso braucht es da erst mich dazu?"

"Der Jabberwocky ist eine Sache. Alice, die Wahnsinnige eine ganz andere."

Malik schnallte sich zögernd die Halfter um. Ganz wohl war ihm dabei irgendwie nicht - andererseits vermittelte das Gewicht ein Gefühl von Sicherheit.

Er runzelte die Stirn. "Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wieso ein Mädchen schlimmer sein soll, als ein riesiges, geflügeltes, scharf bezahntes, feuerspuckendes Monster."

Ein keckerndes Lachen kam aus Richtung des Märzhasen, wie als lache er ihn ob dieser dummen Frage aus, doch Malik ignorierte es einfach.
 

Und dann warf der Hutmacher ihm einen Blick zu, einen Blick, der Malik vor einer langen Zeit schonmal begegnet war und ihn für einen winzigen, unbedachten Moment verunsichert und schwach gemacht hatte.

"Das war damals schon dein Fehler", sagte er und er klang fast sanft dabei. "Nur aus diesem Grund ... konnte ich dich verführen. Auf die eine und auf die andere Art."

Malik sah ihn verständnislos an. Doch dann dämmerte es ihm langsam. Das war wohl die Lektion, die er zu lernen hatte. Gerade, die Dinge, die harmlos erschienen, sollte man nicht unterschätzen, nicht in ihrer Wirkung und nicht in ihren Folgen.
 

Nebenbei wurde Malik mit einer teilweise neuen Garderobe ausgestattet. Er erhielt eine braune, abgewetzte Lederjacke, mit allen möglichen Wappen und Flugsymbolen darauf und – eingetrockneten Blutflecken, besäumt mit irgendeinem hellen Pelz, aber das Leder war kein gewöhnliches Leder, es war dreimal feuerfester, dazu Stiefel mit Stahlkappen und, warum auch immer Kompassen auf den Spitzen und zu guter Letzt einen Fliegerhelm, mit dem er sich erst etwas albern vorkam, es aber dann stillschweigend hinnahm, denn er hatte gerade andere Sorgen als lächerliche Klamotten.
 

"Wie werden wir eigentlich reisen?", fragte Malik schließlich und schielte wieder zu Ryou.

Der Hutmacher antwortete: "März hat eine Maschine gebaut, sie ist groß und schnell. Sie wird uns alle zum Schloss der Königin bringen. Sie kann uns sagen, wo sich der Jabberwocky versteckt."

"Wäre ... es nicht einfacher, ihn herauszulocken?", erwiderte Malik zögerlich, dem sich die Logik dieses Vorhabens ein wenig verschloss.

Der Hutmacher lachte, wurde aber dann abrupt wieder ernst. "Bitte. Er ist ein Monster, aber er ist nicht dumm."

Das war die einzige Erklärung, die Malik erhielt.
 

„Ich weiß, dass du mit Akefia geschlafen hast …“, sagte Ryou leise und sah auf die Mitte des Tisches, an welchem sie beide gerade saßen, um ihn nicht direkt ansehen zu müssen.

Maliks Blick war bitter. Eine ganze Weile sagte er nichts, nachdem Ryou dieses Gespräch begonnen hatte, das schon längst überfällig gewesen war.

„Und was ist mit dir und Mariku?“, stellte er schließlich die Gegenfrage.
 

Denn das lenkte von der eigenen Schuld ab.
 

Die Küchenuhr tickte. Das Ticken war das einzige Geräusch, das zu vernehmen war.

„Ich habe nichts mit Mariku angefangen“, sagte Ryou vorwurfsvoll. „Aber ich will nicht bestreiten, dass ich ernsthaft darüber nachgedacht habe, zu ihm zu gehen.“

Maliks Lippen kräuselten sich. „Was hält dich davon ab?“

Warum war er so gemein? Er wollte das nicht. Aber die letzten Monate hatten ihn bitter gemacht. Bitter und hart.

Ryou sah ihn nun direkt an. „Ich wollte immer um uns kämpfen, ich … Ich hab sogar versucht, dir bei deinem Drogenproblem zu helfen, aber ich bin gescheitert und das tut mehr weh, als zu wissen, dass du mich betrogen hast.“

Ryous Worte klangen sachlich. Viel zu sachlich. Malik ahnte, worauf das hinaus lief. Und er wollte es nicht hören. Wollte die Konsequenzen nicht für seine Fehler tragen, wollte sie sich nicht eingestehen. Er war so stolz.

„Ich habe kein Problem“, sagte Malik nachdrücklich. „Ich hab das unter Kontrolle, Ryou.“

„Selbst, wenn du das hättest, wäre immer noch die Sache mit Akefia. Und weißt du, was das schlimmste ist?“

Ryous Stimme brach.

„Es tut dir nicht leid. Behaupte nichts anderes, ich weiß, dass es dir nicht Leid tut. Weißt du, ich bin nicht blöd, mir war klar, dass jemand wie du immer auf der Suche nach Abenteuer ist und von dem … vom Verbotenen angezogen wird, aber … für mich ist da kein Platz. Wir haben uns in der letzten Zeit so weit voneinander entfernt, dass es nicht mehr weg zu argumentieren ist.“

Ryous Stimme war gegen Ende immer leiser geworden.

Malik schnaubte. „Ryou, du hast einfach keine Ahnung. Du weißt nicht, wie das ist, ich zu sein. Du hattest immer ein schönes Leben, während ich mich immer durchschlagen musste. Du sagst immer, du wüsstest, wie es in mir aussieht, dabei weißt du es nicht. Kein Stück.“

Und sagte damit eigentlich das Gegenteil von dem, was er hatte sagen wollen. Tat Ryou weh und wusste nicht, warum. Vielleicht aus Selbstschutz? Weil er Ryou zuerst wehtun wollte, bevor dieser es tat?
 

„Malik, ich mache Schluss.“

Und die Finsternis brach über sein Leben herein.
 

Malik, was ist los mit dir? Hast du jetzt nicht das, was du wolltest? Ein Leben ohne Grenzen, ein Leben aus Spaß, Partys und Sex und der Illusion, dass die Leute, die dich jetzt umgeben deine Freunde sind?

Glaubst du, wenn Akefia mit dir schläft, hat er Gefühle für dich? Oder bringt er dich nur dazu, es zu tun, um dich in eine kranke Abhängigkeit zu ihm zu stürzen?

Ist er es nicht, der dich immer wieder mit dem Horse versorgt? Der dir die Droge zuwirft, wie ein Herrchen seinem Hund ein Leckerli, wenn du die Beine für ihn breit, oder ihm den Schwanz gelutscht hast?

Und war er es nicht … der dich fallen gelassen hat, als du schließlich so abgefuckt warst, so abgemagert und wirr und süchtig, dass sogar er sich vor dir geekelt hat?

Ha. Du wirst es niemals schaffen, meinen Jabberwocky zu erschlagen. Du wirst mich niemals besiegen, denn dazu bist du zu feige. Ich bin das Mächtigste, das für dich existiert, ich bin deine Herrin, deine Mutter, deine Hure, deine Schöpferin …
 

Malik riss die Augen auf. Seine Handflächen waren schwitzig geworden. Das regelmäßige Stampfen und Zischen der Maschine, auf der sie sich fortbewegten war das einzige Geräusch, das den dräuenden Morgen durchdrang.

Malik hatte nicht schlecht gestaunt, als er die Maschine das erste Mal gesehen hatte. Zuerst hatte sie ihn an einen riesigen Teekessel, mit seltsamen Auswüchsen, an allen Möglichen und unmöglichen Stellen erinnert, dann hatte März ein paar Hebel und Schaltflächen betätigt und das unförmige Sing hatte sich verändert, hatte an seinen Seiten „Füße“ ausgefahren, ähnlich, wie man sie bei Robotern kannte, oben hatte sich eine Kuppel geöffnet und eine Plattform war freigeworden und Schornsteine, drei um genau zu sein, waren in die Höhe geschossen.

Er hatte nur einen kurzen Blick auf die ganzen Schaltflächen werfen können.
 

„Alles in Ordnung?“ Malik erschrak fast, als Ryou ihn so unschuldig ansprach. Irgendwie konnte er ihm gerade nicht in die Augen sehen.

„Ja, alles in Ordnung …“, murmelte er und kratzte sich abwesend am Oberarm. Sein Mund war trocken.

Hatte da jemand zu ihm gesprochen? Wer war das gewesen? Eine Frau?

Er schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich hatte er sich das nur eingebildet.

Ryou schien ihm nicht so ganz zu glauben, doch da Malik keinerlei Anstalten machte, weiter etwas zu sagen, beließ er es dabei.
 

Eine der Sonnen ging gerade auf. Fahl und kalt und sie mochte nicht so rechtes Licht bringen. Malik fiel einmal mehr auf, wie trostlos dieses Land war.

Ein Jammer, dass man etwas, das einst so schön gewesen war, so verkommen ließ. So etwas sollte man nicht zulassen.
 

„Im Grunde ist das alles ein Widerspruch in sich, so ein Leben…“ Malik sah auf, sah den Hutmacher an, welcher an seiner Seite an einem eisernen Pfahl gelehnt hatte, auf der Plattform, auf der sie sich befanden.

„Es war in deinen Augen perfekt, ist es nicht so? Zu perfekt, als dass du es weiter ertragen hättest. So etwas Schönes und Perfektes … sag mir, wie willst du es beschützen, ohne dabei Böses zu tun?“

Malik wurde nachdenklich. „Ich habe böse Dinge getan. Ich habe ihm wehgetan, ihn belogen und betrogen …“

„Ich rede nicht vom Weißen Kaninchen.“ Malik verstand erst nicht und sah ihn fragend an.

„Ich verstehe nicht ganz…“

„Es waren nicht die richtigen bösen Dinge.“

Malik zog eine Augenbraue hoch. „Ganz ehrlich, ich frag mich, wer von euch beiden verrückter ist, du, oder dieser Wahnsinnige, der da oben zwischen den Dampfabzügen herumturnt. Wenn der mal abrutscht, gibt’s Hasenbraten.“ Dabei sah er, die Augen mit einer Hand abschirmend an einem der Rohre nach oben.

Der Hutmacher folgte seinem Blick und lachte. Der Märzhase war eifrig damit beschäftigt, für ihr Vorankommen verschiedene Ventile zu drehen; Regler hoch- und wieder herunterschieben und an schweren Hebeln zu ziehen und vor sich hinzumurmeln und zu fluchen, wenn etwas nicht gleich so funktionierte, wie es sollte.

„Feuerfester Pelz. Glaub mir, wenn er wie jetzt mit seinen Ventilen und Schrauben beschäftigt ist, ist er am harmlosesten und läuft nicht in Gefahr, sich oder andere durch irgendeinen Blödsinn zu verletzen.“

Ein amüsiertes Grinsen in dem dunklen Gesicht.

Von oben ertönte eine meckernde Stimme: „Hutmacher, laber nicht so viel Scheiße und zeig dem Burschen lieber, was er zu tun hat, falls dieses Vieh uns findet, bevor wir es finden!“
 

Malik spürte plötzlich das kalte Metall wieder an der Hüfte. Richtig, da war ja noch was. Er hatte noch nie zuvor so ein Ding bedient und irgendwie wagte er auch zu bezweifeln, dass ihm zwei Schusswaffen gegen so ein riesiges Monster helfen würden. Er äußerte diesen Gedanken.

„Das sind keine gewöhnlichen Revolver“, belehrte ihn der Hutmacher leicht tadelnd, „Du hast immer noch nicht gelernt, richtig hinzusehen. Es ist die Munition, mit der er geladen ist. März hat die Kugeln selbst gemacht. Hat sie mit einem speziellen Gift versehen und so verstärkt, dass sie Drachenhaut mühelos durchdringen, wenn man richtig zielt. Wenn du einmal damit schießt, dann-“
 

„Ich will euer Teekränzchen ja nicht stören, aber ich glaube, wir kriegen Besuch!“, knurrte Grin plötzlich und sie blickten seinem Blick folgend in die Ferne.

„Ich sehe nichts…“, sagte Malik zögerlich und voller Unbehagen, dabei vergessend, dass ein Paar Katzenaugen dreimal soweit sah wie ein Menschenauge.

Doch dann hörte er es. Schwaches Flügelschlagen in der Ferne.

„Sieh mal einer an“, knurrte der Hutmacher neben ihm boshaft, „Da hat wohl jemand mitgekriegt, dass wir auf dem Weg zu ihr sind…“

Maliks Herz begann, zu rasen. War es jetzt soweit? Sein Blick flackerte nervös zu Ryou. Konnte er ihn beschützen, wenn es darauf ankam? Konnte er es diesmal?

„Lass dich nicht von Gefühlen zu ihm ablenken“, knurrte der Hutmacher, „Konzentrier dich ganz auf den Jabberwocky“
 

Und dann hörte er es wieder in der Ferne. Das Flügelschlagen. Ganz schwach, doch es kam näher. Bald war es soweit, da würde er ihm das erste Mal in die Augen sehen. Malik straffte die Gestalt. Der kalte Stahl der Waffe fühlte sich plötzlich sehr beruhigend an auf seiner Haut, denn die Kälte durchdrang auch die Kleider.
 

„Macht euch bereit!“, schrie Bakura von oben herab, „Festhalten, sonst wird’s gleich ziemlich ungemütlich und wers nicht macht, landet eben als blutiger Matsch auf dem Geröll, ist mir auch ralle!“

Das reichte Malik aus, um sich instinktiv an einen der Dampfabzüge zu klammern, an welchem seitlich Handgriffe (zumindest glaubte Malik, dass es Handgriffe sein sollten) angebracht waren und die anderen taten es ihm gleich.

Und kaum hatte er einen dürftigen Halt gefunden, riss Bakura mit einem energischen „HAH!“ zwei der vielen Hebel hinunter und daraufhin ertönte ein ohrenbetäubendes Quietschen und Knirschen und Malik spürte, wie sich die Maschine um sie herum veränderte, ein Vibrieren ging durch den Boden und mit einem ziemlich hässlichen Geräusch schossen seitlich zwei doppelte Trageflügel heraus, wie früher bei den ersten Flugzeugen der Marxbrothers und noch ehe sich Malik fragen konnte, wie um alles in der Welt zwei riesige Tragflügel aus einem offensichtlichen Gestell aus Eisen, bespannt mit abgewetztem und löchrigem Segel-Leinen eine Maschine in der Luft halten sollten, die vermutlich mehrere Tonnen wog, tönte ihm das Fauchen von zündenden Triebwerken in den Ohren und er fühlte sich mit dem Rücken so stark gegen den Dampfabzug gepresst, dass ihm für einen Moment der Atem stockte und er musste die Augen schließen, weil der Wind so hart und scharf war, dass ihm sonst womöglich die Kapillaren in den Augäpfeln geplatzt wären.
 

Dieses Gefühl des Zusammengepresstwerdens hielt in etwa nur 30 Sekunden an, doch Malik kam es vor, wie eine Ewigkeit und als er wieder Luft schnappen konnte, fiel er kurz vornüber auf die Knie.

Malik konnte sich gerade noch so aufrappeln, als er auch schon ein markerschütterndes Brüllen hörte, wie wenn Metall über Metall schrammte und als er aufsah, sah er das Monster, es näherte sich ihnen mit kräftigem Flügelschlagen und Malik befürchtete fast einen Zusammenprall, dann hörte er, wie Bakura Ryou etwas zurief, was er nicht verstand und Ryou, welcher sich die Fliegerbrille zum Schutz vors Gesicht geklemmt hatte, sprang aus seiner kauernden Haltung auf und fasste Malik am Handgelenk. „Komm mit!“

„W-wa-?“

Es war keine Zeit, um Fragen zu stellen, das spürte Malik, so hielt er einfach die Klappe und ließ sich von Ryou mitziehen, einmal halb um einen der Schornsteine herum. Auf der anderen Seite waren Leitersprossen aus Metall, welche Ryou vor ihm flink begann nach oben zu klettern und er tat es ihm ohne zu zögern gleich, auch wenn es kein sonderlich beruhigendes Gefühl war, in schwindelerregender Höhe auf einer ständig ruckelnden und bockenden Flugmaschine herum zu klettern.

Oben endeten die Sprossen bei einer kleinen Plattform und als das Weiße Kaninchen schließlich flink zu einem Gestell huschte und anfing, verschiedene Einstellungen daran vorzunehmen, schrie Malik gegen den Wind an: „Was bitte wird das, Ryou?“

„Komm her!“

Kaum hatte Ryou ihm das zugerufen, war er an seiner Seite.

„Pass auf – die Maschinenkanone hat März gebaut, sie ist fest im Boden verankert – siehst du diese Riemen mit den Patronen?“

„Ja-“

„Da sind immer 150 Schuss am Stück drin, wenn du ein Klicken hörst, musst du mit ziemlicher Kraft diesen Hebel hier herunter drücken, dann kommt die nächste Spule!“

Malik blieb keine Zeit mehr zu antworten, diese kurze Instruktion musste reichen, denn fast im selben Moment, in dem Ryou auf den Pilotensitz sprang, der mit dieser Konstruktion verbunden war, und in Windeseile die letzten Einstellungen justierte, sah er wie der Jabberwocky, und bei Gott, dieses Vieh war wirklich hässlich, jetzt konnte er ihn genau erkennen, den langen bezackten Hals in einer Art S-Form nach hinten beugte, wie eine Schlange, die jeden Moment zuschnappen würde.

Malik ging in Position, wie Ryou es ihm angeordnet hatte und er spürte, dass er ihm einfach vertrauen musste in diesem Moment.

Ryou betätigte schließlich den Abzugshebel und das Dröhnen der Schüsse übertönte das Rauschen des Windes noch um Einiges. Malik konnte in seiner gebeugten Position nicht erkennen, ob das Vieh getroffen worden war und er musste dem Drang widerstehen, hinzusehen, er hatte hier eine Aufgabe und die war wichtiger.
 

Erstaunlich schnell ertönte das Klacken und Malik brachte immens viel Kraft auf um den Hebel zu bewegen, den Ryou ihm vorhin gezeigt hatte – dann sah er seitlich auf, zu Ryou, welcher den Blick durch den Sucher gerichtet hatte, der Gesichtsausdruck war verbissen und grimmig und Malik wurde mit einem Mal klar, dass er Ryou noch nie zuvor so gesehen hatte, dass er immer nur den zarten schutzbedürftigen Jungen in ihm gesehen hatte, doch eigentlich war es Ryou gewesen, der ihn immer beschützt hatte, nicht umgekehrt und als er ihn so sah, so wild entschlossen und furchtlos, da wusste er, dass er ihn auch jetzt beschützte, er schickte dem Jabberwocky so zielsicher diese scharfen und unmenschlich schnellen Eisenkugeln, weil er ihn beschützen wollte, weil er nicht zulassen wollte, dass Alice ihn wieder bekam und ihm wurde ebenso klar, endlich klar, was für einen wundervollen Menschen er damals einfach hatte ziehen lassen und-
 

Eine so starke Erschütterung war plötzlich an der Flugmaschine zu spüren, dass Malik seinen Halt verlor, ebenso wie Ryou, welchen es seitlich von dem alten Pilotensitz herunterhaute und Malik griff instinktiv nach seinem Handgelenk, denn für einen kurzen Augenblick fanden sie sich in der Horizontale wieder – er hörte nebenbei den Märzhasen fluchen, die anderen, wie sie sich etwas zuschrieen, dann nahm das Schiff wieder eine einigermaßen normale Position ein und Malik meinte schnaufend: „Alles in Ordnung?“

Das Weiße Kaninchen wirkte leicht benommen, doch es nickte und rappelte sich schließlich schneller, wieder auf, als Malik schauen konnte und stürzte an das Geländer der Plattform – Malik, der es ihm im nächsten Moment gleich tat, sah plötzlich mit demselben Entsetzen, wie das Monster sich mit seinen Klauen tief in die Schnauze des Schiffes gegraben hatte, er sah, wie Bakura verbissen das Ruder versuchte, zu halten, während Grin im selben Moment von einer der Handgranaten den Sicherheitsbolzen mit den Eckzähnen herauszog und ihn mit ungeheurer Präzision dem Monster entgegenschleuderte, das drauf und dran war, näher zu ihnen zu gelangen und während sie sich aufgrund der kleinen Explosion kurz duckten, schrie Malik Ryou zu:

„Warum hat das Ding eigentlich nach diesen ganzen Schüssen, die du drauf abgefeuert hast, nicht den geringsten Kratzer?“

„Hat es!“, schrie Ryou zurück, während ihm wie Malik das Haar wild ums Gesicht flatterte: „Das Problem ist nur, dass das die Sorte von Kratzern war, die ein Wesen, wie den Jabberwocky eher wütend machen, als ihm schaden!“

„Wo steckt denn da der Sinn dahinter?“, keifte Malik gereizt zurück, doch sie hatten keine Gelegenheit, diese Konversation zu vollenden, denn aus dem Augenwinkel war gerade noch zu sehen, wie ihnen eine Strahl von blauem Feuer von unten entgegenkam.

Malik reagierte schnell – hastig hatte er die Arme schützend über Ryou gelegt, um ihn mit sich flach auf den Boden zu pressen, schirmte ihn mit seinem eigenen Körper ab und er spürte die sengende Hitze, die dabei über sie hinwegfegte.

Dann schien sich etwas abzustoßen, gefolgt von den wütenden Aufschreien ihrer Gefährten auf dem unteren Teil des Schiffes und noch während Malik mit Schrecken erkannte, wie sich zwei paar gewaltige Vorder- und Hinterbeine vor ihnen mit einem ekelhaften Geräusch in das Metall des Bodens bohrten, neigte sich das Schiff bereits gefährlich nach rechts.

Ryou noch immer umklammernd sah Malik langsam auf. Und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen.
 

Es war ein Art Drache, mit einem merkwürdig flachen Gesicht, das riesige Maul beständig offen und es hatte die längsten und bedrohlichsten Zähne, die Malik jemals in seinem Leben gesehen hatte, die Augen wie von Flammen durchtränkt, der Kopf war von einer Art Zackenkamm umgeben, die dunkelviolette Zunge schnellte hin- und wieder zwischen den Zähnen hervor, wie als nahm es damit ihren Geruch auf und es selbst verströmte den ekelhaften Geruch von Schwefel, Rauch und Leichen und Malik stellten sich die Nackenhaare auf, denn er war sich sicher, so musste es in der Hölle riechen.

Der Hals ging lang hinauf, unnatürlich lang, darauf Stacheln, die schwarzen Schuppen glänzten wie frisches Pech und die Klauen, sie waren – Malik grauste es. Sie waren voller Blut. Wessen Blut war das? Wen von ihren Gefährten hatte es erwischt?
 

Es war so still auf dem Rest des Schiffes. Entsetzlich still.
 

Es taxierte sie. Schien bereit, jeden Moment mit seinen todbringenden Zähnen zuzuschnappen.
 

„Malik …“, raunte ihm Ryou aus dem Mundwinkel zu, „Vertraust du mir …?“

„Ja…“

„Ich werde es jetzt ablenken und wenn ich los schreie, dann rennst du und springst.“

„Du weißt schon, dass das mein Tod wäre?“, zischte Malik nervös.

„Ich dachte, du vertraust mir!“

„Das tu ich auch, verdammtnochmal!“
 

Plötzlich zog Ryou ihn an sich und küsste ihn flüchtig und doch lag in diesem flüchtigen Kuss alle Liebe dieser Welt.
 

„Dann mach das gefälligst. LOS JETZT!“
 

Damit sprang Ryou auf, bewegte sich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit, sodass der Jabberwocky gereizt seinen langen Hals in seine Richtung drehte, versuchte, ihn mit den schweren Klauen zu zerstampfen und Malik riss sich von dem Anblick und von seiner Sorge um Ryou los und rannte, rannte bis zum Ende der Plattform und als sich ihm das Geländer bei der schmerzhaften Bremsung in den Bauch bohrte, sah er, wie sehr sich das Schiff schon gen Erdboden neigte, er stieg über das Geländer und sprang, sprang in die Tiefe, noch immer Ryous Kuss auf den Lippen fühlend, und noch während er sprang, spürte er einen abermaligen Flammenstrahl in seinem Rücken und während seines Falls schossen ihm die Tränen in die Augen denn er wusste, dass es Ryou war, den es erwischt hatte.

Ryou hatte sich für ihn geopfert und er fiel, fiel so rasend schnell und das Letzte, das er wahrnahm, ehe es schwärzer um ihn herum wurde, wie die schwärzeste Nacht, war der helle Feuerball, als das Schiff vollends in Flammen aufging und all jene zurück blieben, die ihm den Weg in sein neues Leben geebnet hatten.
 

Er würde sie besiegen. Alice. Und dann … zurückkehren.
 


 


 

And as in uffish thought he stood,

The Jabberwock, with eyes of flame,

Came whiffling through the tulgey wood,

And burbled as it came!

tears into wine

Als Malik wieder zu sich kam, war es dunkel. Er riss die Augen weit auf, doch nichts, nichts als gähnende und unbarmherzige Schwärze erstreckte sich um ihn herum. Wo war er?

Er versuchte, sich zu rühren, doch sein Körper schrie vor Schmerzen, mit einem Stöhnen ließ er sich wieder zurück sinken.

Atmete flach. Lauschte in die Dunkelheit hinein. Aber da war nichts. Nichts und niemand, nur unendliche Leere.
 

Und Stille.
 

Und Kälte.
 

Malik sammelte sich einen Moment, ehe er erneut versuchte, den geschundenen Körper zu bewegen. Rein von der Theorie her müsste er sich bei diesem Sturz jeden einzelnen Knochen im Leib gebrochen haben und er spielte schon mit dem Gedanken, dass er hier, wo immer er auch war, wohl liegen bleiben musste…
 

Ein Weinen durchschnitt die Stille. Wer weinte da? Jetzt war es wieder still.
 

Malik kam ein Gedanke. Er war doch immer noch im Wunderland … oder? Wenn er es war, der es erschaffen hatte, dann … konnte er dann nicht auch seinen Körper heilen? Konnte er nicht einfach aufstehen, wenn er es wollte? Er versuchte es und – tatsächlich. Es funktionierte – ein triumphierendes Lachen entfuhr ihm, doch er hielt abrupt inne, als ihm sein eigenes Lachen plötzlich so laut in den Ohren erscholl, als wäre seine Stimme auf Dolby Surround gestellt.

Sein Herz schlug ihm heftig in der Brust. Nun war es wieder still.

Malik ging ein paar Schritte, ging in der Finsternis und die Finsternis nahm kein Ende, sein Schritt wurde schneller, schneller, bis er schließlich rannte. Rannte, bis ihm die Luft ausging, blieb dann stehen, und starrte verzweifelt um sich und beinahe schossen ihm die Tränen in die Augen.

„Fuck, wo bin ich hier?!“, schrie er in die Stille hinein. „Ryou, Bakura, Akefia – Mariku – IRGENDJEMAND!?!“
 

„Du brauchst nicht schreien. Außer mir ist hier niemand.“
 

„Wer hat das gesagt?“
 

„Malik, du weißt doch, wer ich bin. Du hast es immer gewusst.“
 

„Alice?“, wisperte er.
 

Ein glockenhelles Lachen. Und dann wurde es langsam heller. Das hieß … Malik sah plötzlich eine Gestalt näher kommen, umgeben von einem seltsamen Schein, er erkannte sie nicht sofort, doch als sie näher kam, sah er, dass es eine Frau war, eine Frau, alterslos, nackt und ganz in Weiß, so weiß, dass das Weiß jegliche Kontur verschluckte, nur ihre Augen, die waren golden. Das Haar wogte, als sei sie unter Wasser, es hatte eine seltsame Konsistenz, beinahe, wie von Schnee. Pudrig. Wie konnte Haar pudrig sein und dennoch so glänzen? Als geisterten ihr Abermillionen von Diamanten und Kristallen um den Kopf herum.
 

Malik!
 

Aber sie war schön. So unglaublich schön. Sie kam näher, Malik blieb wie angewurzelt stehen.
 

„Ja, das hast du richtig erkannt“, sagte sie sanft und ihr Mund, der aussah, als wäre er aus Glas lächelte ihn wohlwollend, gütig an. Er kannte dieses Lächeln. Er wusste nicht woher, doch er kannte es.
 

Malik, geh nicht zu ihr hin!
 

Seltsam. Was war das nur für eine dritte Stimme, die er plötzlich hörte?

„Einbildung“, sagte Alice. „Das einzige, das jetzt für dich zählt, das bin ich. Sag …“

Maliks Haltung erschlaffte langsam.

„... War ich dir in der Vergangenheit etwa keine gute Freundin?“
 

Hör nicht auf sie!
 

Irgendwie strahlte sie Wärme aus. Eine angenehme, bergende Wärme. Er wollte zu ihr, wollte von ihrer Wärme kosten. Ein entrücktes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Die Stimme im Hinterkopf wurde leiser und schwächer.

Alice war hier. Sie würde ihn retten, fortbringen. Jetzt wusste er es wieder. Damals in der besetzten Wohnung, die Sonne, die kaputten Scheiben, die Spritze, der Stahl, der sich in seine Vene bohrte.

Er wollte doch sterben. Wollte er doch noch, oder?

Warum nur war dann da diese Stimme in ihm, die sich heiser schrie, dagegen anzukämpfen versuchte vergessen zu werden, ihm versuchte zu sagen, dass das falsch war?
 

Falsch … Falsch? Gab es denn noch eine Rettung? Eine Lösung? Einen Ausweg? Einen Sinn? Ein Leben für ihn?

Alice war nun bei ihm angelangt. Sie streckte ihre Arme nach ihm aus, ihre zarten Hände berührten sein Gesicht.

Malik zuckte plötzlich zurück, denn es war keine Wärme, sondern unerträgliche sengende Hitze, die sie ausstrahlte.
 

„Was ist?“, fauchte sie plötzlich ungeduldig und da erkannte Malik etwas Schwarzes an ihrem Mundwinkel. Etwas Zähfließendes und als sie den Mund öffnete, sah er, dass es Öl war.

Schweres, stinkendes Maschinenöl. Seine Augen weiteten sich entsetzt.

Diese elende Verführerin!

Wieso nur hatte er sich jemals auf sie eingelassen?

Tränen des Zornes traten ihm in die Augen und wütend ballte er die Hände zu Fäusten.

„Wenn du glaubst, ich falle ein zweites Mal auf dich herein, muss ich dich enttäuschen – ich werde dich bekämpfen, wo ich nur kann!“, sagte er mit lauter Stimme und einen Moment zögerte sie tatsächlich, wie als habe sie mit diesem Widerstand nicht gerechnet. Sie wirkte wütend, Malik sah ihr Minenspiel, doch dann wurde ihr Gesicht wieder glatt und freundlich.

„Malik, mein armes Kind. Haben sie dir diese Lügen erzählt? Dass du tatsächlich stark genug bist, dich gegen mich aufzulehnen? Wem willst du eher Glauben schenken: Akefia, der dich abhängig gemacht, Bakura, der dich nicht gerettet, Mariku, der dir deinen Liebsten ausgespannt, oder Ryou, der dich verlassen hat? Oder eher mir, die immer an deiner Seite war, in jeder schweren Stunde deines Lebens, die deine Trösterin war und deine beste Freundin?“

Sie lachte abermals glockenhell und dieses Lachen tat Malik in den Ohren weh – mit einem leisen Stöhnen presste er die Hände auf die Ohren. Schloss die Augen, sie war so schrecklich grell.

Er fühlte sich schwach, er …
 

Malik, bitte, komm zurück! Malik, du musst aufwachen! Malik!
 

Da – abermals dieses Rufen und er war sich ziemlich sicher, dass er sich das diesmal nicht eingebildet hatte. Da rief jemand nach ihm. Eine bekannte Stimme und er kam nicht sofort darauf. Er wusste nur, dass dieser jemand ihn zurückholen wollte.

Sein Blick geisterte wieder zu Alice, ihr schönes Lächeln wich nicht, sie schien zu warten, zu locken und es fiel ihm schwer zu widerstehen, doch da war plötzlich etwas anderes in ihm. Etwas, das er jahrelang nicht mehr verspürt hatte.
 

Eiserner Wille. Entschlossenheit. Kampfgeist.
 

Und da trat er ihr entgegen. Und während er ihr entgegentrat, bildete sich etwas in seiner Hand, etwas Schweres, eine Axt. Eine rostige, riesige Axt, am Haltegriff spitz zulaufende Axt, mit scharfkantigen Zacken an der Hinterseite.

Malik lächelte plötzlich, als er den Hauch einer Unsicherheit auf Alice‘ Gesicht erkannte.
 

Du musst sie besiegen!
 

„Du wirst mir doch nichts antun?“, gurrte sie, versuchte zu verlocken, zu verführen, wie sie es früher getan hatte, doch Malik sah jetzt ihr wahres Gesicht, sie war nicht mehr schön, das Gold ihrer Augen wurde zu einem hässlichen matten Gelb, ihre Haut wurde aschfahl, grau und schließlich schwärzlich und das Öl quoll ihr über die Lippen, während sie rückwärts stolperte.
 

„Ich hab es in der Hand, Alice“, sagte Malik sanft, „Das hatte ich eigentlich schon immer. Es tut mir leid, aber ich fürchte, ich muss dich jetzt töten, altes Mädchen!“
 

Damit schwang er die Axt und sie schrie auf vor Angst und dann geschah etwas Merkwürdiges – sie änderte die Gestalt und plötzlich stand Malik sich selbst gegenüber.

„Was ist, willst du dich selbst ermorden???“, erscholl seine eigene Stimme in seinen Ohren, aber ihm entging nicht, wie nervös und wie ängstlich sie klang.

„Wenn das der einzige Weg ist, um dich zu besiegen!“, schrie er, dann schwang er die Axt und hieb sein Abbild in zwei Teile, ein langgezogener, unmenschlicher Schrei ertönte, dann ein Schneesturm, der kurz um ihn herumwirbelte und sich dann auflöste und nicht nur das, alles um ihn herum löste sich auf, drohte ihn mit zu verschlingen…
 

Malik, komm zu mir, komm!
 

Er wirbelte herum und dann sah er Ryou da stehen, hell und weiß und es war ein schönes Weiß, nicht so falsch wie das von Alice und er setzte sich in Bewegung, rannte in Ryous Richtung, sah wie schön er war, wie er da stand, mit ausgebreiteten Armen, lächelnd – war sein Lächeln schon immer so schön gewesen?

Noch während er rannte, verschwamm alles um ihn herum und Malik stiegen die Tränen in die Augen und sein ganzes Leben zog mit einem Schlag an ihm vorbei und als er in Ryous Armen zum Ruhen kam, wusste er, dass endlich alles gut würde ...

pocketful of dreams

Fließender Strom durch seinen Körper. Die hektischen Anweisungen und Rufe der Ärzte. Abermals Strom. Herzschlag. Piepen des EKG.
 

Als Malik die Augen aufschlug, blendete ihn grelles Weiß. Einen Augenblick lang glaubte er tatsächlich, er sei tot. Er schloss die Augen wieder. Blinzelte dann.

Seine Sicht wurde nur langsam klar. Ein regelmäßiges Piepsen drang an sein Ohr. Langsam erkannte er die Decke eines Krankenhauszimmers.
 

Er war im Krankenhaus? Er war wieder zurück? Am Leben?

Er verspürte Muskelkater, der von dem Einsatz des Defibrillators herrührte. Eine Nadel, verbunden mit einer Kochsalzlösung steckte in der Vene seines Handgelenks.
 

„Malik?“ Eine besorgte Stimme. Ryous Stimme. War er doch tot und das hier der Himmel? Aber wie konnte er im Himmel sein? Selbstmörder kamen nicht in den Himmel. Vielleicht war es auch nur Einbildung.
 

„Malik, wie fühlst du dich?“

Da drehte er das erste Mal den Kopf leicht in die Richtung aus der die Stimme gekommen war.
 

Es war Ryou. Er war es tatsächlich.
 

„Beschissen“, brachte er krächzend hervor. Er spürte, wie Fingerspitzen sacht über seine Wange streichelten.

„Ich hatte große Angst um dich.“ Ryou sah besorgt aus, besorgt und traurig.

Malik schloss wieder die Augen.

„Wie um alles in der Welt … wusstest du, wo ich bin?“

„Ehrlich gesagt … weiß ich das nicht. Ich …“ Ryou rang mit den Worten, versuchte etwas zu erklären, was er sich selbst nicht erklären konnte.

„ … hatte einen seltsamen Traum. Da war dieser Ort an meinem Kopf und … ein Gefühl hat mir gesagt, dass ich da unbedingt hinmuss und dann warst du da und ich dachte schon, du seist tot und-“
 

Ryou stockte. Schwieg eine Weile. Ergriff dann Maliks Hand und drückte sie leicht.
 

„Ich hab dich in den letzten zwei Jahren keinen Tag vergessen können, Malik Ishtar.“
 

Malik lächelte schwach. „Du dummer Junge, Ryou, du dummer … dummer Junge …“
 

Er erwiderte den Druck der anderen Hand. Und er war ihm dankbar, so unendlich dankbar, dass er gekommen war.
 

Und er dachte an das Weiße Kaninchen, an den Hutmacher, den Märzhasen, an die Grinsekatze, sogar an den Jabberwocky. Und er war ihnen dankbar.
 

Denn sie alle hatten ihn etwas gelehrt, das er schon längst verlernt zu haben geglaubt hatte.

Nämlich zu kämpfen. Immer wieder aufzustehen, wenn man fiel. Und Vertrauen in sich selbst zu finden.



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Kommentare zu dieser Fanfic (60)
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Von:  Sternenschwester
2014-06-27T16:27:36+00:00 27.06.2014 18:27
so... dann beginnen wir mal...
Zu aller erst... ich finde es ganz reizend Steampunk, YuGiOh und das Wunderland mit einander zu verbinden... mal ein völlig anderer Ansatz als das was man normalerweise so findet...
Die Kurzbeschreibung...
war soweit in Ordnung und aufschlussreich, nur das gleich am Anfang angeführte Zitat hat mich ein wenig verwirrt, da ich es nicht recht einzuordnen wusste. Mit was ich mir auch ein wenig schwer getan habe, was aber vor allem daran liegt das ich mir nie die Mühe gemacht habe es mir zu merken sind die Paringumschreibungen, aber may^^...

Porlog... fangen wir mal damit an...
Also den Einstieg hast du ja schon soweit in der Kurzbeschreibung erwähnt... und soweit hast du die bedrückende Situation gut umgesetzt. Die Beschreibung des Ortes wie auch Mariks Handlungen und das jetzt ohne viel mit Worten und komplizierten Satzbauten um dich zu schmeißen... es hat vorne und hinten einfach gepasst... was mir ein wenig seltsam erschienen ist, war die etwas schwulstige Art wie sich Marik in den letzten Augenblicken seines Leben ausdrückt... aber may wenn man bedenkt was dann folgt(ja ich bin schon mit der FF durch^^, es folgen nun Stück für Stück die Reviews) fügt es sich wieder gut ein...

Fazit... sehr stimmungsvoller Einstieg... der das richtige Klima für später schafft^^...
bis zum nächsten Mal
lg, Sternenschwester
✖✐✖
Von:  Varlet
2013-12-30T19:28:58+00:00 30.12.2013 20:28
Jup, ich wusste es.
Malik lebt. Das war mir eigentlich bereits von Anfang an klar gewesen. Eigentlich ist es eine 50:50 Chance, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass du ihn sterben lassen würdest.
Mit deinen letzten Zeilen hast du die Kernaussage der FF sehr gut rübergebracht. Man muss immer Kämpfen und immer aufstehen. Das Leben ist nun einmal nicht einfach, daher find ich es gut, dass Malik auch erkannt hat, dass es nicht einfach ist und das er kämpfen muss, das er sich selbst auch überwinden muss um weiter zu leben.
Hier finde ich es auch (also im Vergleich zur anderen FF die ich kommentiert habe), dass du einen Epilog geschrieben hast. Das passte gut rein, vor allem so als eigenständiger Abschluss. Es wäre im vorherigen Kapitel dann doch eher unpassend gewesen, weswegen es gut ist, dass man hier noch einmal das Ende stehen hat
Re-✖✐✖

Von:  Varlet
2013-12-30T19:27:54+00:00 30.12.2013 20:27
Joa also zu den letzten beiden Kapiteln hatte ich nicht viel zu sagen, daher mach ich auch erst bei diesem hier weiter.
Jetzt taucht also die liebe „Alice“ auf und schon lässt sich auch Malik verwirren, als auch eine weitere Stimme auftaucht. Dabei sollte er doch wissen, dass Alice momentan am Durchdrehen war, zumal das das Kaninchen auch sagte.
Ich find es gut, dass Malik kämpfen will. Es hätte auch nicht gepasst, wenn er jetzt auf die List herein gefallen wäre. Also Go Malik, kämpf.
Ich find es gut, dass man jetzt das Gefühl hat, dass die Alice, die es zu besiegen gilt, Malik selbst ist. Das man sein Selbst besiegen muss, um zu leben, um zu gewinnen. Und das es trotzdem gut werden kann.
Auch wenn ich noch ein Kapitel vor mir habe, so denke ich, dass Malik seinen Selbstmordversuch überleben wird und sein Leben vielleicht sogar drastisch verändern wird. Lassen wir uns überraschen.
Re-✖✐✖

Von:  Varlet
2013-12-30T19:27:44+00:00 30.12.2013 20:27
Wenn ich Malik wäre, würde ich mich auch fragen, was ich im Wunderland verloren hab. Find ich gut, dass du das noch einmal aufgeführt hast. So sieht man, dass er sich nicht damit abgefunden hat, dass er auf einmal an einem anderen Ort ist.
Ich msus gestehen, ich war etwas verwirrt beim Lesen, von Malik, Mariku, Ryou und Bakura. Da wusste ich am Ende nicht mehr, wer wer ist. Daher kann ich zu der Rückblende auch nicht so viel sagen. Ich denke, ich msus den Abschnitt noch einmal lesen.

Aber Kaiba als Raupe ist ja mal süß. Das heißt dann ja auch, dass er irgendwann zu einem wunderschönen Schmetterling wird. Eine sehr niedliche Vorstellung :D
Und jetzt geht es also zum Hutmachen. Mal sehen, was dort passieren wird.

PS: Ich finds immer noch gut, dass sich an deinem flüssigen Schreibfluss nichts geändert hat. Oft kommt es vor, dass mitten im Kapitel oder in der FF es ein wenig holprig wird, das war aber bei dir bisher nicht der Fall. Weiter so ^^
Re-✖✐✖

Von:  Varlet
2013-12-30T19:26:46+00:00 30.12.2013 20:26
Hmm gerade Eisen mit Wasser als Formel und als schwer zu nennen, find ich solala. Eigentlich ist das ein einfaches Beispiel. Da hätte ich mir an dieser Stelle vielleicht etwas schweres heraus gesucht. Zumal du da als Formeln nur das Eisen und das Wasser hast. Wenn es jetzt etwas wäre wie…die Summenformel von Glucose, dann würd ich zustimmen, dass mans mit Formeln nicht so haben kann. Ok ich schweife ab.
Die Rückblenden find ich ganz Interessant und die hast du auch gut in Szene gesetzt.

xD Bäume sind gefährlich. Stellen sich einfach so hin und nehmen keine Rücksicht^^ Das gab bei mir einen kleinen Lacher.

Oh ha jetzt am Ende ist Malik auf einmal alleine und muss versuchen Ryou wieder zu finden. Ich bin mal gespannt, wie er das machen will.
Re-✖✐✖

Von:  Varlet
2013-12-30T19:26:37+00:00 30.12.2013 20:26
Ich finds gut, dass Malik ein wenig verdutzt reagiert und nicht, dass er weiß, was alles vor sich geht. Das wirkt authentisch und zeigt, dass er zwar die Geschichte um Alice kennt, aber nie dachte, dass er sich in dieser selbst wiederfinden würde.
Die Vorstellung eines Ryou-Kaninchens ist gerade irgendwie niedlich. Allerdings muss ich eher lachen, wenn ich mir ein Kaninchen mit Ryous Haaren vorstelle.
Oh ha, Malik war schon mal da und er kennt Alice…und Alice dreht nun durch. Ich bin gespannt, ob Alice nun ein eigenständiger Chara ist oder auch ein Charakter des YGO Universums. Ich fände es irgendwie lustig, wenn Isis/Ishizu diese Rolle übernehmen würde. Auch wenn ich in der Beschreibung sah, dass das Genre Shonen Ai ist, war mein erster Gedanke bei: „Also, im Groben, eure Alice ist verrückt geworden, zerstört das Wunderland und ich bin der Held in der schimmernden Rüstung, der sie besiegen soll?“
Dass es auf ein Pairing zwischen Malik und Alice hinaus läuft. Und keine Ahnung warum, aber das fände ich auch eine ganz nette Alternative, aber gut ich schweife ab (vllt liegt das auch daran, dass ich Shonen Ai nicht mag und mir daher Hetero-Pairings sofort ins Auge stechen).
Natürlich schaffen sie noch den Tee. Für Tee und Kekse ist immer Zeit. Das erinnert mich an eine Szene, die ich erst gestern gesehen hab. Da wuselten sie auch alle herum, eigentlich keine Zeit und auf einmal kam nen Chara mit: Ich hab Tee mitgebracht, holt die Kekse heraus.
*lach*
Das erinnerte mich gerade an diese Szene.
Mal sehn wie es mit unserem Malik und dem Kaninchen weiter geht. Bis zum näcshten Kapitel
Re-✖✐✖

Von:  Finvara
2013-11-08T15:57:04+00:00 08.11.2013 16:57
Liebe abgemeldet,

ich rede gar nicht lange um den heißen Brei, sondern fang gleich mal an.

Design:
Das Coverbild gefällt mir sehr gut. EIn lob an den Gewinner deines Wettbewerbes :3
Ansosnten war ich recht erschlagen von der Textwand, die einem in der Beschreibung entgegenkommt. Ich denke, ein kürzeres Zitat von dem Autor hätte es auch getan.
Da ich mich noch nie richtig intensiv mit YGO! befasst habe, waren mir die Pairngs nicht geläufig und ich bin ehrlich - ich hatte keine Lust nachzuschlagen.
Trotzdem denke ich, dass eine Charakterbeschreibung, oder zumindest ein Bild des Charakters deiner Ff gut getan hätte.

Inhalt:
Was mich letzlich angesprochen hatte, war die Alice-Komponente. Ich ich bereue es nicht. Der Prolog hat mir sehr gut gefallen. Ich bin bei Selbstmoden sonst eher skeptisch, aber du hast ihn gut umgesetzt. Es ist schön, so fern man es so nennen kann, dass deine Geschichte so eingeleitet wird. Ich mag es, ins Setting geworfen zu werden, ohne zu wissen warum. Du wirfst viele Fragen auf warum bringt er sich um? Wieso ist er nicht mehr mit Ryou zusammen? Wieso hat er angefangen Drogen zu nehmen?
Der Prolog enthält viel Spannung und macht Lust auf mehr.

Charaktere:
Bisher ist ja nur Malik aufgetaucht und da kann ich nicht so viel zu sagen, ob er IC ist. Aber ich denke, du schaffst es gut in den wenigen Worten seine Verzweiflung rüber zu bringen. Zumindest wirkt er auf mich ziemlich verzweifelt, überfordert und hilflos, und trotzdem zu allem bereit.
Ich finde, es ist eine Kunst so etwas deutlich spürbar in so wenig Worten auszudrücken.

Rechtschreibung/Gramatik:
Mir ist nichts aufgefallen. So macht es spaß zu lesen.

Schreibstil:
Du hast die Absätze gut gesetzt und wirkungsvoll eingesetzt. Ich mag normalerweise nicht so viele Absätze, aber hier passen sie gut zur Handlung.
Ansonsten gefällt mir dein Stil gut. Er ist lebendig, allerdings ohne das du viele Details einfliessen lässt. Er wird alleine durch die Emotionen, die darin stecken lebendig. und das gefällt mir sehr gut.

Fazit:
Ein gelungener Einstieg und ich bin gespannt, wie es sich fortsetzt.

Liebste Grüße
Finvara
✖✐✖
Von: abgemeldet
2013-09-12T11:39:43+00:00 12.09.2013 13:39
Hi,^^
wunderschönes Ende und schade das es schon rum ist.^^
Ich konnte mich richtig gut in deine story hineinversetzen.^^
Echt toll!^^

Good Bye^^
Von: abgemeldet
2013-09-11T14:21:23+00:00 11.09.2013 16:21
Hi,^^
Tolles Kapitel.^^
Dein schreibstill ist echt schön.^^
Man kann sich meine Meinung auch alles gut vorstellen.^^

Good Bye^^
Von:  CharleyQueens
2013-09-11T08:21:01+00:00 11.09.2013 10:21
So, hier bin ich wieder. ^^
Bevor ich was zum Kapitel sage, hätte ich noch etwas anderes anzumerken. Es geht mir um die Pairings, die du angegeben hast und ich muss zugeben, dass mir außer Angstshipping keines etwas sagt. Ich würde dir raten, neben dem Shippingnamen (wozu braucht es eigentlich so einen Namen, btw) noch die Namen der beiden verkuppelten Charaktere hinschreibst. Für diejenigen, die sich mit den Shippings nicht auskennen. Ach ja, und herzlichen Glückwunsch zum 1. Platz. :D

Kommen wir zum Kapitel:
Kaiba ist also die Raupe? Interessant, wirklich interessant. Es wird Zeit, dass ein paar Mädchen auftauchen... Aber, zurück zur kaiba-raupe, ich finde schon, dass er passt. Du hast Seto echt super dargestellt. Ich wäre auch angepisst, wenn ich auf einmal eine dicke, kleine Raupe wäre. Übrigens frag ich mich, ob du auch Mokuba einbaust.

Den Flashback fand ich auch sehr interessant. So knisternd war die Spannung und deine Beschreibungen der Typen war auch sehr gut... "Nordafrikaner", genial ^^
Und der letzte Satz des FBs ist auch toll...so megaspannend. eine passende stelle, um dort aufzuhören, erhöht die spannung. ^^

So, ich tippe ja darauf, dass Akefia unsere böse Alice ist. Eines der Mädchen würde nicht passen, ich gehe nämlich davon aus, dass du nicht zu der Shonen Ai-Fraktion gehörst, die jeden weiblichen Charakter hassen und in FFs bashen, bloß weil diese mit einem männlichen Charakter befreundet ist und es Andeutungen zwischen ihnen gibt. Aber ich hoffe darauf, dass eine von ihnen die Herzkönigin ist.
Also, wieder einmal ein tolles Kapitel. Und ich freue mich schon auf das nächste. ^^
LG, Lilim
Re- ✖✐✖
Und ich bin ja mal wirklich gespannt, wer der Hutmacher ist.


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