eine beschwerliche Reise von Sen-San ================================================================================ Kapitel 13: eine Nacht lang --------------------------- Schon wieder landete Tori nicht gerade sanft. Aber auch nicht so hart wie oftmals davor. Eine Lage von vielen Teppichen stand zum Auffangen bereit. Nun war sie auf einem Markt. Sie schien im Orient oder einem dieser Gegenden zu sein. Viele Menschen trugen einen Turban und lange Kleider. Auch die Männer. Viele Frauen verbargen ihr Gesicht mit Schleiern. Andere wiederum trugen Hosen und junge Mädchen kurze Röcke und Tops. Es war eine wirklich seltsame Gegend, in der sich das Mädchen nun wieder fand. Ein kurzer Blick zum Himmel und dieser verriet ihr, dass es dunkel wurde. Es waren nur Schönwetter-Wolken zu sehen. Der Himmel war in ein warmes Rot getaucht und die Wolken schienen sanft rosa. Ein schöner Anblick für jeden Genießer schöner Dinge. In welcher Welt sie nun war, wusste sie nicht. Sicher war es wieder eine Animewelt, aber welche genau, konnte sie nicht sagen. Sie stieg von den Teppichen und ging. Der Händler der Teppiche meckerte hinterher. Sicherlich war er sprachlos als auf einmal ein Mädchen vom Himmel fiel. Wenn sie selbst so etwas noch nicht erlebt hätte, wäre sie auch sprachlos vor Verwunderung. Das Mädchen ging die langen Straße, auf der auch der Markt stattfand, entlang. Keiner der Menschen auf der großen, breiten Sandstraße achtete auf sie. Ihr Aussehen war für diese Gegend, für diese Welt nicht ungewöhnlich, so sah es zumindest aus. Warum sollten sich auch welche wundern? Manche der vorbeilaufenden Mädchen sahen viel seltsamer aus als sie selbst. Manche hatten sich die Haare pink oder grün gefärbt. Andere liefen mit Schuhen durch die Gegend, für die man einen Waffenschein bräuchte. Warum also sollte so ein unscheinbares Mädchen wie Tori auffallen? Ihr Weg führte sie vorbei an einen jungem Mann, der eine schwarze Krähe auf der Schulter sitzen hatte. Beide unterhielten sich. Ja, sie unterhielten sich. Der Vogel konnte sprechen. Dennoch war kein Bild der Verwunderung in Toris Gesicht zu lesen. Sie hatte schon zu viel in den vorangegangenen Welten erlebt, um jetzt noch überrascht zu sein. Das Mädchen konnte nicht verstehen was die beiden besprachen. Das wollte sie auch nicht. In den kurzen Sekunden des Vorbeischreitens hätte sie sowieso kein Wort verstanden. Als Tori an den beiden vorbei war, drehte sich der junge Mann um. Er sah ihr nach. Tori spürte seinen Blick, wandte sich aber nicht um. In einem Lokal in der Nähe saßen einige große Männer. Ihre Kleider waren dreckig und zerrissen. In der Welt, aus der das Mädchen kam, nennt man solche Leute Biker. Sie trugen Sonnenbrillen, obwohl es schon dunkel wurde. Seltsame Leute versammelten sich in dieser Stadt. Langsam musste sie sich einen Schlafplatz suchen. Jedoch nahm keines der Hotels sie bei sich auf. Schließlich hatte sie kein Geld. Selbst wenn sie welches hätte, würde ihr das nichts nutzen. Das war eine andere Welt. Diese hatte ihre eigene Währung. Also musste sie sich in einer Seitenstraße einen Schlafplatz suchen. Leben wie ein Penner oder Obdachloser, ohne ein Dach über dem Kopf und schutzlos den Witterungen und dem kalten Wind ausgesetzt. Mit einem Mal zog jemand sie am Oberarm nach hinten. Es war einer dieser Biker aus dem Lokal von vorhin, an dem sie vorbei gegangen ist. “Was machst du hübsches Mädchen um diese Zeit noch draußen? Soll ich dich beschützen?” fragte der Mann. Seiner Stimme folgte ein ekelhafter Geruch aus dem Mund. Er hatte getrunken. Und das reichlich. Der Mann war völlig betrunken. “Lassen Sie mich los!” forderte Tori. “Nun hab dich mal nicht so! Böse Gestalten haben es auf so niedliche Mädchen wie dich abgesehen.” “Und wenn schon! Lassen Sie mich endlich los!” “Weißt du, ich bin einer dieser Gestalten. Du bringst sicher viel Geld. Dann kann ich wieder ein paar Tage davon leben.” Tori versuchte verzweifelt sich aus dem Griff es Kerls zu befreien. Ohne Erfolg. Dieser Mann war größer und viel stärker als sie. War das jetzt ihr Ende? Sollte sie auf Ewig hier leben müssen? Was würde sie geben, wenn jetzt der Strudel auftauchen und sie in eine andere Welt transportieren würde. Vergebens hoffte sie auf dessen Erscheinen. Stattdessen schlug jemand dem großen Kerl einen harten Gegenstand von hinten über den Schädel. Der Typ fiel zu Boden und lag dort bewusstlos. Das Mädchen, nun frei von dem Griff, sah zu der Person, die den Kerl eine verpasst hat. Es war der junge Mann, der heute auf der Straße mit seinem Vogel geredet hat. Ein Lächeln seinerseits beruhigte Tori. Er war wohl ein guter Mensch. “Komm mit!” Mit diesen Worten griff er nach ihrer Hand und zog sie mit sich. Beide verschwanden in der Dunkelheit einer Seitenstraße. Einige hundert Meter weiter stoppten sie. “Bist du O.K?” fragte er mit einer netten Stimme. “Ja. Danke für die Hilfe.” “Keine Ursache. Ich bin Jing. Und wie ist dein Name.” “Tori. So heiße ich.” “Tori. Der Vogel. Das Auge.” flüsterte er leise. Auch wenn er es leise sagte, verstand Tori die Worte. Es war schließlich ruhig in der Straße und die Geräusche der großen Straßen drangen nicht bis hier durch. Der Vogel tauchte auf und setzte sich auf die rechte Schulter des Mannes, auf Jings Schulter. “Das ist Kir. Er ist mein Freund und begleitet mich überall hin.” stellte Jing den Vogel vor. “Kir. Dieses Mädchen heißt Tori.” “Tori. Aha. Sehr interessant.” meinte der Vogel nur. Die Worte der beiden kamen dem Mädchen seltsam vor. Zuerst flüsterte Jing von einem Auge und dann klang ein seltsamer Unterton in den Worten Kirs. Aber dies war ihr lieber als von großen Männern entführt zu werden. “Komm! Du bist sicher müde. Ich bringe dich an einen Ort, an dem du dich ausruhen kannst.” Tori folgte Jing und Kir zu dem besagten Ort. Er lag abseits der großen und belebten Straßen. Dort herrschte wirklich mehr Ruhe. Es war auch schön hier. An den Fenstern hingen wunderschöne rote Vorhänge. Der Stoff war sehr schwer und so sahen sie noch edler aus. Ein großes stand in der Mitte des Zimmers aufgebahrt. Es war mit vielen Kissen und einer großen Decke ausgestattet. Das Mädchen legte sich in das große Bett. Es war genauso weich und kuschelig wie es aussah. Schnell schlief sie ein. Aber nicht für lange. Nach etwa zweit Stunden wachte sie wieder auf. Jing und der Vogel Kir saßen draußen, auf der Veranda. Von dort aus beobachteten sie die vorbeiziehenden Menschen. Auch war der Blick zu den Sternen wunderschön. In der Ferne funkelten die Planten ihr hellstes Licht in das Weltall hinaus. Der Himmel war mit unzähligen dieser Planeten behangen. Tori gesellte sich zu ihnen. “Du solltest schlafen. Du bist sicher erschöpft.” “Nein. Ich kann nicht mehr schlafen. Ich möchte mir den Himmel ansehen.” “Er ist wunderschön, nicht wahr?” “Ja.” flüsterte Tori. “Oh! Entschuldigt mich. Ich habe etwas zu erledigen.” erklang die Stimme von Kir. Er war über irgendetwas höchst erfreut. Jing ahnte schon was seinem Freund so erfreute. Tori, allerdings, wusste es nicht. Sie sah in die Tiefe und erkannte zwei junge Damen. Kir buhlte um ihre Gunst. Tori konnte nur eine Augenbraue anheben, als Zeichen der Unverständlichkeit. Jing musste darüber lachen. “Kir ist immer so. Kaum sieht er eine Dame, schon hängt er sich an sie.” lachte er. “Ich wusste gar nicht. Dass er so etwas macht. Das hätte ich ihm nicht zugetraut.” “Das glaube ich gern. Die wenigsten tun das. Aber jetzt solltest du schlafen gehen.” Tori verspürte nun auch wieder die Schwere ihrer Augenlieder, die versuchten sich zu senken. Bisher hatte das Mädchen dies aber immer verhindern können. Jedoch brachte sie nicht mehr den Willen dazu auf. Dies führte dazu, dass sie sich nun doch wieder zu Bett begab. Keine Minute, nachdem sie sich hinlegte, verschwand ihr Geist in die Traumwelt. Der Traum zeigte ihr ihr normales Leben in ihrer Welt. Die Nacht verging und der frühe Morgen brach an. Jing und Tori machten sich auf den Weg in ein Lokal. Dort wollten sie Frühstück essen. Auf ihrem Weg aber stellte sich ein Mann ihnen entgegen. “Gib mir die Halskette zurück!” forderte der Mann. “Was meint er?” wollte Tori wissen. “Nun, ich habe ihm seine Halskette gestohlen. Jetzt will er sie wieder zurück haben.” “Was?! Du hast sie gestohlen? Bist du etwa…?” “Ja, ich bin ein Dieb.” lächelte Jing frech in das Gesicht des Mädchens. Der erboste Mann wollte nicht länger auf seine Halskette warten und rannte den beiden entgegen. Jing erkannte die Gefahr der Situation und griff wie schon dem Abend zuvor, nach Toris Hand. Er zog sie mit sich auf seiner Flucht. “Warum hast du ihm die Halskette gestohlen?” “Weil sie viel zu schön ist, als dass jemand wie er sie haben darf. Außerdem gehört sie nicht ihm, sondern einer armen alten Frau. Er hat ihr die Kette gestohlen.” erklärte der junge Mann während sie weiter rannten. “Ich würde auch gerne dich stehlen. Du bist etwas ganz besonderes. Aber ich bin kein Entführer, sondern nur ein Dieb.” lachte er. Tori verstand diese Aussage nicht. Was soll an ihr besonders sein? Während der Flucht wollte sie ihm das fragen. Brachte aber kein Wort heraus. Den Grund dafür wusste sie nicht. Aber es war Tatsache und daran gab es nichts zu rütteln. Auf ihrem Weg liefen sie Kir über den Weg. “Komm mit, Kir!” rief Jing zu diesem. Kir schaute den beiden vorbei rennenden hinterher, verabschiedete sich schnell bei seiner Begleitung und flog Jing hinterher. “Wir müssen sie von hier weg bringen. Wo taucht es auf?” wollte Jing von dem nun aufgetauchten Kir wissen. “Drei Nebenstraßen weiter. Es kommt in wenigen Minuten.” Jing war flink und kannte sich scheinbar in der Stadt gut aus. Schnell schlug er andere Richtungen ein um sein Ziel zu erreichen. Kir wusste wohl auch wo sie lang mussten. Er folgte Jing rasend schnell. Nie flog er eine Straße weiter. Nur Tori kannte das Ziel nicht. Woher auch? Sie war das erste Mal in dieser Stadt. Auf einem hohen Dach angekommen lies Jing von Tori ab. Diese war völlig außer Atem. Noch nie ist sie so schnell durch die Straßen einer Stadt gerannt. Zwar war es ähnlich ihrer Flucht mit Kaito Kid aber dennoch noch lange nicht gleich. Ein Geräusch wie das Wasser, welches einen riesigen Wasserfall hinabstürzte, schallte durch die Stadt. Tori erhob den Kopf und vor ihr öffnete sich der Strudel. Jing und Kir hatten sie also zu ihm, dem Strudel, gebracht. “Woher wusstet ihr, wo der Strudel auftaucht?” “Der Geist des Windes hat es Kir gesagt. Er herrscht über diese Strudel.” “Der Geist des Windes?” “Ja, genau. Du kennst ihn ohne es zu wissen.” erklärte Jing. Auch dieses Mal verstand Tori den verborgenen Sinn der Worte nicht. Jing aber verlor keine Zeit. Er griff nach Toris Hand und zerrte sie vor das Loch. Vor diesem begann die Kraft des Strudels zu wirken. Er zog das Mädchen wieder in sich hinein. Jing winkte ihr hinterher mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Das war das letzte aus dieser Welt, dass Tori vor dem endgültigen Schließen des Strudels. “Bringst du sie nun nach Hause?” fragte Jing jemanden. “Ja. Es wird Zeit.” sagte diese Stimme. Hinter Jing stand ein junger Mann mit blauen Haaren. Sein Kopf schaute auf den Boden, aber seine Augen waren geschlossen. Der junge Mann löste sich in Nebel auf und der leichte Wind trug diesen in die weite Ferne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)