Mini-Mission: Consequences von Yuukou (One Shot zur Mission-Reihe / Mini-Mission 1) ================================================================================ Kapitel 1: Konsequenzen ----------------------- Ich duckte mich unter einem Kunai hinweg und verschwand schnell hinter dem nächstgelegenen Baum. Ich sah Sasuke links von mir weiter oben im Baum, doch kauerte hinter einem zu dichten Teil, als dass ich genauer hätte sagen können, was er tat. Kakashi stand nach wie vor unbewegt im Zentrum der Lichtung und ich war mir sehr sicher, dass er uns ganz genau im Auge behielt. Ich zögerte kurz, doch es war letzten Endes nur Training (Sakura hatte heute frei, ich glaube, sie meinte was vonwegen einem Ausflug mit Ino zu irgendwas, das einen sehr mädchenhaften Namen mit irgendwelchen Blumen hatte, keine Ahnung, was genau) und da konnten wir auch mal was riskieren. Ich warf einen letzten Blick in Sasukes Richtung, doch er sah nicht zu mir, dann stürmte ich einfach los. Aus den Augenwinkeln sah ich aber noch, wie auch Sasuke vorpreschte und wir somit ziemlich etwa gleichzeitig von zwei Seiten angreifen sollten. Ich grinste leicht, dass dürfte auch Kakashi nicht mehr ohne weiteres blocken dürfen. Er sah uns mit gewohnter Ruhe entgegen, hob dann schnell die Hände und ging in rascher Folge einige Fingerzeichen durch. Auf einmal hielt ich Sakura im Arm. Ich blinzelte verwundert. Was zum…? Wo kam sie denn auf einmal her? Noch dazu in ihrem Missionsoutfit und einem Mantel und leicht mitgenommen. Ich setzte sie langsam ab, während ich noch verwirrter feststellte, dass Kakashi mit dem Rücken zu mir direkt vor mir stand – und ich absolut keine Ahnung hatte, wo ich überhaupt war. Rechts von mir war eine Felswand, über mir eine Brücke und unter mir… „Aah!“ Wasser… in dem ich für einen Schreckmoment ein Stück eingesunken war, als ich bewusst merkte, dass ich Chakra brauchte, um darauf stehen zu bleiben. Ich fing mich aber nach wenigen Sekunden wieder und stand auf. „Sensei, was…?“ Ich hielt inne. Ich war zwei Schritte nach vorne gegangen und konnte nun sehen, wer uns gegenüber stand. Erschrocken zog ich die Luft ein. „Sasuke!“ Er sah fertig aus, trug ein sehr… gewöhnungsbedürftiges Outfit, das ich nie zuvor gesehen hatte und… war das Blut an seinem linken Auge? Wie auf Kommando schoss mir ein stechender Schmerz durch mein linkes Auge und ich zuckte. Oh Gott, was war hier los?! „Sasuke!“, rief ich und lief ohne auf Kakashis Ruf zu achten einfach los. Verwirrt sah ich mich um. Oder das, was ich im Moment, als sehen bezeichnen konnte. Es war, als würde ich durch eine schwache Milchglasscheibe blicken. Alles schien verwaschen und undeutlich. In der Ferne konnte ich drei Gestalten ausmachen, deren dominierenden Farben orange, beige und grün waren, bevor ich bemerkte, dass ich nicht auf festem Untergrund stand, sondern auf einer Wasseroberfläche. Ich schwankte kurz, bevor ich mein Chakra reguliert hatte und automatisch eine Abwehrhaltung einnahm. Was war hier los? Ohne weiter drüber nachzudenken, hob ich eine Hand, formte ein Fingerzeichen und murmelte: „Kai!“, doch nichts tat sich. Dies war also kein Genjutsu… Erst jetzt, durch meine Verwunderung etwas verspätet, registrierte ich den stechenden Schmerz, der mein Auge in mal mehr, mal weniger starken Wellen durchfuhr. Eine Flüssigkeit lief mir die Wange hinunter. Tränen? Ich wischte sie weg und erstarrte. Blut! Und zwar nicht wenig. Wieso konnte ich auf dem Auge überhaupt noch etwas sehen, wenn ich eine so stark blutende Wunde im Auge hatte? Und wieso sah ich auf beiden Augen so schlecht, wenn nur das eine verletzt war? Abgesehen davon schien der Rest meines Körpers auch nicht in guter Form zu sein. Mir schmerzten die Glieder, als hätte ich gerade erst mit jemandem gekämpft und auch was einstecken müssen, außerdem hatte ich quasi kein Chakra mehr. Wieso stand ich dann überhaupt auf dem Wasser und verbrauchte so sinnlos Energie? Ich versuchte meine rasenden Gedanken wieder auf essenziellere Dinge zu lenken, als ich Bewegung bei der gegenüberliegenden Gruppe wahrnahm. Da ich mich auf meine Augen im Moment nicht verlassen konnte, worauf ich inzwischen ja fast schon trainiert war, versuchte ich anders die Lage etwas mehr zu durchschauen. Ich konnte vier Chakren spüren. Eines davon war ganz schwach und etwas weiter entfernt und ein anderes kam mir verdammt vertraut vor. Naruto. „Sasuke!“ Dass das Chakra, alias, die orangene Figur Naruto war, bestätigte sich. Seine Stimme, nur, dass er in einer ungewöhnlich hohen Tonlage sprach. Leise Erleichterung machte sie in mir breit. Ihm ging es scheinbar gut. Ich spürte auch keine Schmerzen seinerseits. Trotzdem machte es die Situation keinen deut weniger skurril. „Halt, Naruto, warte!“, Kakashis Stimme, stellte ich verwundert fest, als Naruto auf mich zulief. Wieso will er ihn zurückhalten? „Sasuke!“, keuchte Naruto nochmals, als er näher war. Inzwischen konnte ich sogar seine Gesichtszüge erkennen, „Dein Auge! Wie schlimm bist du verletzt? Was ist hier eigentlich los?“ Er blieb kurz vor mir stehen und wischte mir mit einer schnellen Bewegung ein wenig Blut aus dem Gesicht. Ich wich ein wenig zurück und schaute mich noch einmal kurz um. Kakashi war im Begriff gewesen Naruto hinterher zu rennen, schien aber auf der Stelle erstarrt. Auch Sakura, ich hatte beim genauren Hinsehen rosa Haare ausmachen können, war aufgesprungen. „Ich weiß nicht, was hier los ist.“, murmelte ich und wand mich wieder Naruto zu, der mich besorgt musterte und scheinbar auf eine weitere Antwort wartete. „Ich... seh’ etwas schlecht.“ Schöne Untertreibung. „Wie schlecht genau?“, fragte Naruto streng. Schöne Untertreibung, die Naruto natürlich als solche verstand. „Ziemlich schlecht. Ich kann dich im Moment nicht scharf sehen.“ Er zog die Luft ein, doch bevor er noch genauer rauf eingehen konnte trat Kakashi vor. „Ok, was ist hier los?“ „Gute Frage.“, antworteten Naruto und ich synchron. Ich sah Kakashi einen Augenblick lang an, doch als er nicht zu reagieren schien, erklärte ich etwas genauer unser Problem: „Also, erstmal, wir haben absolut keinen Plan, wo wir hier bitte sind oder wie wir hierher kommen, Sasuke blutet um Himmels Willen aus dem Auge und trägt komische… öhm…“, ich musterte ihn kurz auf der Suche nach einem passenden Wort, „rockartige Klamotten…“ „Ich trag was“, fauchte Sasuke mehr als dass er fragte und sah offenbar an sich herab. Ich überging ihn für den Moment und fuhr fort: „Außerdem sollte Sakura doch in diesem Blümchendingens sein und… warum sind wir überhaupt auf Mission?!“ Kakashi sah mich weiterhin schweigend und abschätzend an, dann wanderte sein Blick langsam zu Sasuke, der gerade etwas skeptisch an seinem Gürtelschleifchen zupfte und offenbar überlegte daran zu ziehen, dann wieder zu mir. „Gut, fassen wir zusammen, hier stimmt etwas nicht.“, sprach er dann langsam das wohl alleroffensichtlichste im Moment aus. „Ja, toll, soweit waren wir auch schon…“, murmelte ich und sah nochmal zu Sasuke herüber, der nun wirklich mit Schwung am einen Ende zog – woraufhin der gesamte Gürtel mit Schleife herunterrutschte, er erschrocken aufschrie und danach griff, um ihn wieder hochzuziehen. „Was genau machst du da eigentlich?“, fragte Kakashi sehr langsam, als spräche er mit einem kleinen Kind. Sasuke knurrte leise und funkelte ihn sauer an. „Ich trage einen Rock, verdammt, der locker von einer hässlichen, lila… Schleife? Gehalten wird. Willst du mit so was rumlaufen? Außerdem ist der Mist hier total locker, welcher Idiot zieht so was zum Kämpfen an?“ Kakashi schwieg wieder, doch sein Auge zuckte leicht. „Naruto, schnell trink das.“, meinte auf einmal Sakura, die ohne, dass ich es bemerkt hatte näher gekommen war und mir gerade eine kleine Phiole mit einer trüben, bräunlichen Flüssigkeit entgegenhielt. Ich runzelte verwundert die Stirn, aber es war Sakura und so setzte ich ohne weiter nachzudenken an und nahm einen Schluck, nur, um gleich darauf das Gesicht zu verziehen. „Boah, schmeckt das widerlich!“, beschwerte ich mich und beäugte das Zeug nun doch etwas kritischer. Es sah nicht gerade appetitlich aus und beinahe sofort begann meine rechte Wange wie wild zu jucken. Synchron mit Sasuke fing ich an zu kratzen, doch ersterer kommentierte sofort genervt: „Naruto, was haben wir gelernt vonwegen Süßigkeiten von Fremden annehmen?“ Ich zuckte die Schultern. „Es ist Sakura und das Zeug hier ist keine Süßigkeit.“, murrte ich, während er gerade feststellte, dass er unter dem Rock noch eine Hose zu tragen schien und schnell den Rest Stoff und Gürtel von seiner Hüfte zog, „Ich meine, es schmeckt, wie… wie verbrannte Bohnensuppe mit zu viel Salz… oder Karotten… oder Essiggurken mit Ketchup und Curry…“, überlegte ich noch einen passenden Vergleich, als Sasuke die Kleidungsstücke von sich warf, hielt ich aber inne, „Hey, besser, jetzt sieht’s du nur noch halb so fett aus, wie vorher!“ Er nickte langsam, dann sah er mich an. „Halb so fett? Was…?“ „Naja, das Hemd ist nicht gerade vorteilhaft…“ Er sah erneut an sich herab – und zog den Reißverschluss schnell nach oben. Kakashi räusperte sich vernehmlich. „Um dann mal wieder auf den Punkt zu kommen…“ „Naruto, trink den Rest auch noch.“, unterbrach ihn Sakura, „Das Kunai war vergiftet!“ Ich sah sie einen Moment lang fragend an, aber sie erwiderte meinen Blick absolut ernst, sodass ich das widerliche Zeug, das auch noch wie zähflüssiger, klebriger Matsch aussah, herunterkippte und es fast schaffte nicht zu angeekelt dreinzublicken. „Was für ein Kunai überhaupt?“, würgte ich halb hervor. Sie blinzelte irritiert. „Das, mit dem du geschnitten wurdest? Sasuke hat es mir abgenommen… erinnerst du dich nicht?“ Endlich ließ das Brennen ein wenig nach und ich fasste an meine Wange, um tatsächlich einen kleinen Schnitt zu finden. „Nein…? Warum hat Sasuke dir ein Kunai abgenommen? Und warum hab ich einen Schnitt davon im Gesicht?!“ Sie öffnete den Mund, doch es kam kein Laut heraus und sie schloss ihn langsam wieder, was mich langsam doch sehr nervös machte. Irgendwie stimmte hier nichts! Ein leichtes Stechen erinnerte mich schlagartig an etwas Wichtigeres. „Egal, später, sieh dir bitte ganz schnell Sasukes Auge an!“ Nach Narutos Aufforderung sah Sakura sehr langsam zu mir rüber. Es war das erste mal, dass sie mich ansah. Etwas skeptisch erwiderte ich ihren Blick. Naruto hatte Recht, das war Sakura. Allerdings war sie offensichtlich ein Teil einer Situation, die vollkommen verdreht und verkehrt war. Sie hatte Naruto eben geholfen, aber wenn ich ihr wirklich ein Kunai abgenommen hatte, dann hätten wir eigentlich mit einander kämpfen müssen. Ich wusste also nicht, ob ich ihr wirklich vertrauen sollte. Sie schien mein Misstrauen zu erkennen und rührte sich nicht von der Stelle. Ungläubig schaute Naruto zwischen uns hin und her: „Was ist? Dein Auge blutet, verdammt! Jetzt lass dir helfen!“ Ich öffnete meinen Mund, um diesem Idioten klar zu machen in was für einer Situation wir uns befanden, als Sakura mir zuvorkam. „Ich… ich könnte eh nichts dagegen machen. Es gibt keine wirkliche Verletzung. Das Auge ist durch die lange Nutzung des Mangekyou-Sharingans beschädigt.“, sie sprach langsam und äußerst fachmännisch. Ich kannte diesen Tonfall nur zu gut. Sie wollte etwas nicht zu nah an sich ranlassen. Aber warte! Mangekyou? „Mangekyou?“, kam es von Naruto und mir, wie aus einem Mund. Kakashi hob eine Augenbraue: „Das ist eine weiterentwickelte Form des Sharin…“ „Ich weiß was das ist.“, unterbrach ich ihn unwirsch, „Aber, dass ich das habe macht keinen Sinn. Du weißt, wie man es bekommt?“ Mit einem abschätzenden Blick nickte er. „Und du siehst, dass Naruto noch quicklebendig ist?“ „Was…?“, Naruto sah mich fragend an, auch Sakura schaute, so weit ich das erkennen konnte, verwirrt. Ich räusperte mich. „Es ist eine ziemlich mächtige Weiterentwicklung des Sharingan, die allerdings kaum ein Uchiha beherrscht hat. Sie fordert nämlich nicht nur nach öfterem Gebrauch durch den Anwender sein Augenlicht, sondern man muss, als Gegenleistung, um es zu bekommen, seinen besten Freund töten.“ Narutos Augen weiteten sich. „Wie furchtbar! Wieso hast du mir das nicht erzählt?“ Trotz der seltsamen Situation schlich sich ein leises, schiefes Lächeln in mein Gesicht, als ich ihn anguckte. „Ich hätte nicht geglaubt, dass mich das in meinem Leben in irgendeiner Weise betreffen wird?“ Er lächelte, deutlich breiter, zurück. „Wer seid ihr?“, kam es plötzlich ernst von Sakura. Wenn ich mich nicht sehr verhörte, hatte ihre Frage eine verzweifelte, scharfe Kante. „Wir sind… wir halt!“, antwortete Naruto und legte seinen Kopf leicht schief. „Naruto Uzumaki und Sasuke Uchiha. Aus Konoha.“ Sie schüttelte langsam den Kopf. Ihre Augen waren geweitet und sie war sehr bleich. Insgesamt wirkte sie sehr jung als sie flüsterte: „Nein… nein, die seid ihr nicht.“ „Sakura…“, beruhigend legte Kakashi eine Hand auf ihre Schulter und schaute uns ebenfalls sehr ernst an, „Sie hat allerdings Recht. Ihr seid nicht Naruto und Sasuke…“, Naruto wollte widersprechen, Kakashi hob abwehrend die Hand und sprach weiter: „Auf jeden Fall nicht, die, die wir kennen.“ Ich hob eine Augenbraue: „Was willst du damit sagen? Dass wir aus einer anderen Welt kommen?“ „Das vielleicht nicht, aber“, er zögerte leicht, „aus einer anderen Dimension…“ Okay, auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Was zum Teufel ist hier los?! Ich starrte Kakashi an, als hätte er mir gerade gesagt, dass Ramen neuerdings verboten worden wäre. „Das meinen Sie nicht ernst, oder?“, fragte ich langsam und ein wenig unsicher. Kakashi hielt meinen Blick, neigte dann ganz sacht den Kopf und setzte zu einer Art Erklärung an: „Nun, es gibt Techniken, wie mein Kamui zum Beispiel, die Dimensionsgrenzen…“ „Was? Sie waren das?“, unterbrach ich ihn lautstark, „Das ist langsam echt nicht mehr lustig, lassen Sie das, machen Sie das sofort rückgängig oder was auch immer! Das ka… was?“ Sasuke unterbrach mich, indem er mir eine Hand auf die Schulter legte und langsam den Kopf schüttelte. „Kakashi kann kein solches Jutsu.“, meinte er viel zu ruhig, wand sich dann an Kakashi, „Unser Kakashi zumindest nicht.“ „Was redet ihr da für einen Unsinn? Wie sollen wir denn in eine andere Dimension gekommen sein? Und warum? Und überhaupt, was soll das alles hier? Ich kapier gar nichts mehr.“, stöhnte ich und rieb mir entnervt über das Gesicht, ehe ich mich umwand und Sasuke direkt in die Augen sah. Das Ergebnis war mehr als unangenehm. Bisher war mir das Ausmaß des Problems noch gar nicht gänzlich bewusst geworden, aber so direkt betrachtet fiel es allzu deutlich auf. Seine Augen waren weit entfernt von ihrem üblichen dunklen, scheinbar endlosen, tiefen Schwarz, sie schimmerten eher leicht silbrig, wirkten alles in allem aber grau und stumpf. Ein leichter Schauder lief über meinen Rücken als ich es mit wenig Hoffnung dennoch versuchte. Sasuke? Er erwiderte meinen Blick, aber als ob er selbst hinter dem Schleier nur dann und wann kurz hervorblicken konnte, war seine Antwort, wenn man das überhaupt so nennen konnte, zerbrochen, unvollständig. Was ist… woher… kannst du…? Ich biss mir ungewollt auf die Unterlippe und zwang mich zur Ruhe. Das war nicht unsere Dimension? Dann waren wir irgendwie hierher gekommen und mussten auch irgendwie wieder zurückkommen können! Und zwar möglichst schnell, ich fühlte mich hier nicht wirklich wohl. „Sensei, was… genau meinen Sie?“, fragte Sakura etwas zögerlich, aber immerhin war die totale Panik aus ihren Gesicht gewichen. „Nun, es gibt dimensionsübergreifende Techniken und auch wenn es bisher niemand zu genau untersucht hat… ich würde nicht ausschließen, dass es welche geben könnte, in denen etwas Ähnliches geschieht, wie bei uns. Und offensichtlich ist hier etwas gehörig anders gelaufen…“, fügte er beinahe murmelnd mit einem Blick zu uns hinzu. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich wirklich verstanden hatte, was er sagen wollte, aber was ich verstanden hatte, klang für mich halbwegs logisch. Hier war definitiv was anders. „Heißt das, Sasuke hat mich hier umgebracht?!“, fragte ich entsetzt, woraufhin aber zu meiner ungeheuren Erleichterung Sakura und Kakashi den Kopf schüttelten. „Was hat das“, Sasuke hob eine Hand vor sein linkes Auge, „dann bitte zu bedeuten?“, fragte er schärfer als nötig. „Das wissen wir nicht.“, antwortete Kakashi wieder viel zu ruhig, ich könnte austicken bei der Ruhe, die sie alle an den Tag legten, innerlich schrie ich bereits fassungslos im Versuch wirklich zu realisieren, was für eine schräge Show hier grade ablief, „Er ist seit drei Jahren ein Nukenin und wir haben ihn kaum gesehen.“ „Ein Nukenin?“, wiederholten Sasuke und ich ungläubig im Chor, ehe ich entsetzt (und sinnloserweise an ihn gewandt) hinzufügte: „Was zu Geier hast du angestellt?“ Er schnaubte trocken. „Das wüsste ich auch gerne… abgesehen von dieser grässlichen Modesünde.“, knurrte er wohl mehr an Kakashi als an mich gerichtet. Doch es war Sakura, die leise, traurig, aber fast etwas ehrfürchtig antwortete: „Du bist vor drei Jahren aus Konoha geflohen und hast dich Orochimaru angeschlossen.“ Ich war nicht der einzige, der augenblicklich die Augen aufriss. „Das darf jetzt nicht wahr sein, oder?“, stöhnte Sasuke und rieb sich die Stirn. Unglaublich. Dann hat sich diese Dimension seit mindestens drei Jahren anders entwickelt als unsere. Das würde zumindest erklären, wieso sich so viel verändert hat. Ich hatte einen leicht bitteren Geschmack im Mund, als ich dran dachte, dass, wenn ich damals gegangen wäre, so geendet hätte, dass ich total fertig und ohne Chakra im Kampf meinen Teamkollegen gegenüber gestanden hätte. Zudem blind und mit einer absoluten Geschmacksverirrung, als Klamotte… so gesehen, das wird mir Naruto ewig vorhalten… „Okay, bitte fasst mir mal alle wichtigen Dinge zusammen, die ich während der Zeit verbrochen habe. Dann gibt es weniger unangenehme Überraschungen und wir können uns vielleicht annähernd zusammenreimen, wie es zu dieser…äußerst vertrackten Situation gekommen ist.“ Naruto runzelte, so viel ich erkennen konnte, leicht besorgt die Augenbrauen, während Kakashi und Sakura sich ansahen. „Naja, also von dem, was wir wissen hast du nach ungefähr eineinhalb Jahren Oro…“, fing Sakura langsam an, bevor sich stockte und Kakashi einsetzte, „Das ist nichts, was wir hier in aller Öffentlichkeit besprechen sollten.“ „Oh Gott.“, murmelte Naruto und ich konnte ihm in Gedanken nur zustimmen. Was zum Teufel hatte ich alles angestellt? „Wir haben hier in der Nähe ein Hotelzimmer gebucht. Wenn wir uns beeilen und rennen sind wir in ungefähr einer Stunde da.“ Eine Stunde… eine Stunde? Ich hatte kaum genug Chakra um überhaupt auf dem Wasser zu stehen – apropos, da sollte ich mal runtergehen - wie sollte ich da bitte schön eine Stunde lang durchrennen?!? Leicht grummelnd drehte ich mich um und tigerte Richtung Ufer. „Sasuke?“, rief mir Naruto verdutzt hinterher. „Vielleicht könnt ihr mir wenigstens sagen, ob ich gerade einen großen Kampf hinter mir hatte?“, grummelte ich gerade laut genug, dass Kakashi und Sakura mich noch hören konnten. „Wenn du die Kämpfe gegen den Raikagen, die Mizukage und Danzou mitrechnest, ja.“, antwortete Kakashi leicht trocken. „WAS?“, schrie Naruto entsetzt, der inzwischen dabei war zu mir aufzuschließen, und auch ich hielt bei der Aussage kurz vor dem Festland inne und drehte mich um, „Das… erklärt einiges.“ Plötzlich spürte ich, wie eiskaltes Wasser in meine Schuhe eindrang und erschrocken bemerkte ich, dass ich immer weiter einsank, da mein Chakra scheinbar nun vollkommen zur Neige ging. Schnell machte ich einen großen Satz aufs Ufer. Kaum berührten meine Füße den befestigten Boden, spürte ich, wie mein Körper scheinbar seine ganzen Chakrareserven dafür genutzt hatte mich nicht einsinken zu lassen und nun nichts mehr übrig hatte. Ohne eine weitere Warnung fing die Welt an sich zu drehen und meine Beine gaben unter mir nach. Der Erdboden kam näher und ich riss meine Arme schon hoch, um mich abzufangen, als sich Narutos Arme um mich schlangen und meinen Fall aufhielten. Er hatte sich hingekniet und hielt mich immer noch im Arm, während ich mir mit dem Handrücken übers Gesicht fuhr. „Sasuke…“, er strich mir meine Ponyhaare etwas aus dem Gesicht und beugte sich etwas näher über mich drüber. „Hey, Sasuke, was ist los?“ „Keine Sorge.“, stöhnte ich leise, „Alles okay. Ich habe bloß kein Chakra mehr.“ Vorsichtig versuchte ich mich aufzurichten, während Naruto mich weiterhin stützte. Leicht zittrig und trotz allem noch ziemlich besorgt klingend lachte Naruto. „Teme! Schock mich nicht so, wenn die ganze Situation eh schon so komisch ist.“ Meine beiden anderen „Teamkollegen“ tauchten nun ebenfalls in meinem Blickfeld auf. „So viel zum Thema „eine Stunde rennen“...“, murmelte ich mit ironischem Unterton. Doch Kakashi, an den das eigentlich gerichtet war, antwortete nicht, sondern starrte über uns hinweg an eine Stelle in der Luft, in der sich plötzlich ein immer größer werdender schwarzer Punkt bildete. „Madara Uchiha…“, flüsterte Kakashi todernst. Sakuras Blick zuckte ebenfalls in die Richtung, bevor sie ganz langsam in Verteidigungsstellung ging und ein Kunai rausholte. Auch Naruto hatte ein Kunai gezogen und hielt es ein Stück über mir. Ich fühlte mich gerade äußerst unzulänglich, da ich mich nicht nur, nur mit Mühe gut bewegen konnte, sondern auch noch keine Ahnung hatte, wo ich eine Waffe herbekommen sollte, da ich weder irgendwelche Waffentaschen zu tragen schien, noch welche versteckt an meinem Körper spürte. So beschränkte ich mich auf eine ungläubige Frage: „Madara Uchiha?“, ich spürte Narutos fragenden Blick und erklärte, „Ein vor langer Zeit sehr mächtiges Clanoberhaupt der Uchiha.“ Und genau dieses Relikt sprach mich äußerst familiär an. „Sasuke, in was für eine Situation hast du dich denn da gebracht?“ Da keiner etwas sagte und jeder auf meine Antwort zu warten schien meinte ich betont lässig: „Das geht dich nun wirklich nichts an. Aber wieso nennst du dich, wie einer meiner Vorfahren?“ „Nennen?“, ich hatte noch nie eine so schlecht gespielte Verwirrung gehört, „Ich bin dein Vorfahr.“ Sein Blick brannte gerade zu auf meiner Haut und ich war mir sicher, dass er jede meiner Bewegungen, meiner Mimik und meine Stimmlage aufs Genauste zu durchleuchten versuchte. Wer auch immer dieser angebliche Uchiha war, er war sehr gefährlich. „Einer, der schon vor langer Zeit hätte sterben müssen…“, merkte ich leicht provozieren an. Ruckartig schoss Kakashi plötzlich auf den Mann zu, leise hörte man schon das zwitschernde Geräusch, den Vorboten von Kakashis Raikiri. Der Jonin war schnell über „Madara“ und versuchte ihm das Jutsu in den Körper zu rammen. Leider waren sie inzwischen zu weit entfernt, als das ich etwas genaueres sagen könnte, doch plötzlich sah es so aus, als ob Kakashi durch den Fremden durchfallen würde, als Sakura an uns vorbei schoss um sich ins Kampfgeschehen einzumischen. „Was…?“, fing Naruto fassungslos an, als wieder die Stimme des „Uchiha“ erklang: „Wenn du dich wieder beruhigt hast, weißt du wo du mich findest, Sasuke.“, und damit verschwand er genauso jäh, wie er gekommen war. „Okay… ich glaube meine Augen sind wirklich verdammt schlecht…“ Ich starrte noch etwas fassungslos auf die Stelle, an der sich der komische Typ auf einmal in einem komischen Wirbel einfach aufgelöst hatte. „Also… wenn du die Tatsache meinst, dass er grade Strudel gespielt hat… das hab’ ich auch gesehen.“, meinte ich dann, schüttelte leicht den Kopf und riss mich endlich los, um ihn anzusehen. Sasuke kniff gerade die Augen zusammen, rieb sich darüber und blinzelte ein paar Male, doch es schien nichts zu ändern, seine Iriden und Pupillen blieben unverändert grau. Ich seufzte leise. „Wir sollten wirklich aufbrechen.“, bemerkte Kakashi sachlich, als er sacht wieder neben uns landete, „Ich bin nicht überzeugt, dass er nicht noch einmal auftauchen wird.“, mit einem Blick auf Sasuke fügte er hinzu: „Und er braucht dringend Ruhe.“ Ich nickte, während Sasuke in seiner Art mürrischen Schmollens das Gesicht abwand. Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht. „Okay, komm, ich nehm dich Huckepack, du kannst ja kaum noch stehen.“ Sasukes Blick schoss wütend zu mir herüber. „Ganz sicher nicht, Dobe. Ich kann noch lau… ah!“ Ich hatte kurzen Prozess gemacht, unter seine Knie gegriffen und ihn damit absichtlich zum Fallen gebracht, gleichzeitig meinen zweiten Arm unter seinen Rücken gebracht und ihn damit hochgehoben. „Sensei? Gehen Sie voran?“ Kakashi nickte, während er etwas zweifelnd auf Sasuke blickte, der in meinen Armen ganz und gar nicht stillhielt, sondern protestierend um sich schlug. Allerdings war er wohl wirklich ausgepowert, denn hinter der Aktion stand nicht halb so viel Kraft, wie ich es von ihm gewohnt war. Kakashi und Sakura sprangen in Richtung Bäume davon, ich folgte in kurzem Abstand. Es gab noch etwas wichtiges, das ich fragen musste und sie lieber nicht hören sollten. „Jetzt halt endlich still, du wolltest keinen Huckepack.“, grummelte ich, als Sasuke sich noch immer gegen meinen Griff wehrte. „Lass mich sofort runter, Naruto! Ich kann noch laufen.“ „Kannst du nicht.“, antwortete ich etwas trocken, „Und kannst du überhaupt die Bäume sehen?“ Schlagartig verstummte Sasuke, kniff die Augen fest zusammen und wand den Kopf hin und her, ehe er plötzlich still hielt und den Kopf ab wand. Ich sah trotzdem noch, wie er sich auf die Unterlippe biss. Naja, nicht ganz die erwartete Reaktion, aber immerhin schlug er nicht mehr wild um sich. Ich warf einen sichernden Blick nach vorn, ehe ich Sasuke etwas höher hob und den Kopf vorbeugte, um möglichst leise zu flüstern: „Ich kann kaum noch etwas in deinen Augen lesen, es ist bruchstückhaft, als ob die Verbindung zwischendurch immer wieder abbricht… kannst du noch was in meinen sehen… kannst du sie überhaupt sehen?“ Sasuke hob nun doch wieder den Blick, ehe er kaum leise ein „Kaum.“ hauchte, aber mich dennoch direkt ansah. … ein… ei… Ne… in! Es war, als ob ich hören könnte, wie er mich innerlich anschrie, es doch verdammt nochmal zu verstehen. Ich seufzte leise. „In was sind wir da nur wieder rein geraten…“, murmelte ich leise, während Sasuke langsam die Augen zufielen. Ich lächelte sacht. „Schlaf ruhig.“, doch meine Worte hörte er bereits nicht mehr, dafür war sein Atem viel zu ruhig. Ich sah ihn noch einmal an, dann legte ich einen Zahn zu, um zu den anderen beiden aufzuschließen. Alles schien feuerrot, als ich wieder mein Bewusstsein erlangte. Doch ich war ziemlich entfernt von einem Zustand, den man „wach“ nennen konnte, da ich noch eine ganze Weile brauchte, bis ich verstand, dass ich auf die Innenseiten meiner Augenlider starrte, die scheinbar von der Sonne beschienen wurden. Wenigstens hatte ich so einen Augenblick um mich auch an den Rest des vergangenen Tages zu erinnern. Zuerst das Training, dann…ein Dimensionsswitch. Mit Glück war das ja nur ein Traum… doch, wie oft war das schon so, wenn es sich jemand wünschte? Langsam öffnete ich die Augen und sah nahe über mir Kakashis Gesicht schweben. „Uh, nicht so nahe!“, unkontrolliert riss ich die Augen auf. Kakashi ließ ein amüsiertes Schnauben hören, als er sich wieder nach hinten lehnte. „Ich wollte nur sehen, ob du endlich deine Augen öffnest. Das wurde nämlich wirklich Zeit. Dein Naruto wurde schon ganz schön nervös.“ Ich setzte mich auf und rieb mir leicht über die Augen. Ich konnte zwar immer noch nicht schärfer sehen, allerdings war der stechende Schmerz verschwunden. „Ach, der musste mit mir schon schlimmeres durchmachen.“, murmelte ich, während ich versuchte mich umzuschauen. Okay, es war wärmer, als zu dem Zeitpunkt, als ich das letzte Mal wach war. Ich konnte die Bäume erkennen, die dieses mal nicht vor Schneemassen fast zusammen brachen und sich kaum vom Hintergrund abgehoben haben. „Das kann ich mir sogar vorstellen.“, meinte Kakashi belustigt, „Ich hatte ziemliche Mühe ihn zu überreden mit Sakura Wasser zu holen. Er wollte dich nicht alleine lassen… Er hat sogar mit dir geredet, während du geschlafen hast, obwohl er selbst sagte, dass du ihn wahrscheinlich nicht hören könntest. Sagt, wann habt ihr mir meine Frisur in eurer Welt angezündet?“ Ein ganz schwaches Lächeln huschte über mein Gesicht: „Das ist eine lange Geschichte. Wichtiger ist, wo sind wir? Und wie lange habe ich geschlafen?“ „Inzwischen müssten wir kurz vor Konoha sein. Wir haben hier unser Lager aufgeschlagen, da es uns alles andere als schlau vorkam dich bewusstlos hinein zu tragen. Und du warst circa einen Tag nicht bei Bewusstsein.“ Einen Tag?!? Kein Wunder, dass ich so ausgeschlafen war und mich sogar einigermaßen erholt fühlte. Doch schnell beschlich mich eine ungute Ahnung, „Hat Naruto wenigstens ein wenig geschlafen?“ Nun doch etwas ernster sah mich Kakashi an, „Ein paar Stunden, wenn es hoch kommt. Allerdings scheint er recht fit zu sein.“ Ich nickte langsam. Ein wirkliches Bild von ihm konnte ich mir eh erst machen, wenn er zurückkam. Ich streckte mich und legte den Kopf in den Nacken, „Was habe ich getan?“ Kakashi wusste was ich meine und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Dieser Kakashi war unserem wohl ziemlich ähnlich… Bisher hatte ich keinen Unterschied zu „unserem“ bemerkt, bis auf die Tatsache, dass in der Stimme diesen Kakashis ein resignierter Unterton mitklang. „Nach dem Chuunin-Exam vor fast vier Jahren bist du auf Itachi getroffen. Er hat dich besiegt und du warst sehr lange Zeit im Krankenhaus. Naruto war währenddessen mit Jiraiya auf der Suche nach Tsunade, er wollte sie ins Dorf holen, damit sie den Posten als Hokagen antreten konnte und ich glaube auch, damit sie dich heilen würde.“ Ich nickte: „Hn, bis dahin scheinen sich unsere Vergangenheiten zu überschneiden.“ „Gut, anschließend wurdest du von dem Oto-Quartet angesprochen, Handlanger, die dich zu Orochimaru bringen wollten. Du bist mitgegangen und Naruto hat dich versucht mit einem Team bestehend aus ein paar anderen Genin zurückzuholen.“ „Scheint immer noch identisch.“ Kakashi nahm es hin und sprach weiter: „Im Tal des Ende kämpften du und Naruto mit einander. Letzen Endes gewannst du und gingst weg.“ „Da beginnt die Geschichte sich verändert zu haben. Aber erzähl weiter.“ Er tat wie geheißen: „Naruto ging mit Jiraiya auf Trainingsreise und nach zweieinhalb Jahren kam er zurück. Zusammen mit Yamoto und Sai, zwei Anbu, suchten sie dich und fanden dich auch bei Orochimaru. Dort hast du scheinbar versucht Naruto ein zweites Mal umzubringen. Sie kamen niedergeschlagen zurück und wenig später bekamen wir die Nachricht, dass du Orochimaru umgebracht hattest. Wenig später erreichte uns die Neuigkeiten, dass du deinen Bruder gefunden und getötet. Und die letzte Info war, dass du vor ganz kurzem in ein Kage-Treffen geplatzt bist und dich mit dem Raikagen und Mizukagen angelegt hast. Wir haben uns gestern, dann endlich getroffen, nahe der Stelle lag der Leichnam von Danzou, weshalb ich annehme, dass du auch mit ihm gekämpft und gewonnen hast. Wir haben kurz gekämpft, du kamst mir während unseren Gesprächen ziemlich verwirrt vor, da du von Rache für deinen Bruder geredet hast, den du selbst umgebracht hattest. Sakura hat sich plötzlich in unseren Kampf eingemischt und versucht dich zu töten. Sie konnte es nicht und du hättest sie dann beinah umgebracht, wäre Naruto nicht dazwischen gegangen.“ Uff… das musste ich erstmal verdauen, „Beeindruckende Aneinanderreihung von möglichst dummen Aktionen, muss ich schon sagen.“ Kakashi überraschte mich, indem er kurz auflachte. „Wenn man es so zusammenfasst, ja, stimmt.“ Sakura hatte fast die ganze Reise über geschwiegen. Ihrem Gesichtsausdruck nach war sie tief in Gedanken versunken, sie reagierte nur, wenn man sie direkt ansprach und wirkte auch sonst sehr abwesend. Ich konnte es ihr kaum verdenken, für sie musste die ganze Situation genauso, wenn nicht noch seltsamer sein, als für uns. Auch jetzt, als wir durch den Wald zu einem kleinen Bachlauf gingen, war sie wieder still, aber dann und wann spürte ich, wie ihr Blick über mich huschte. Irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus: „Was ist geschehen?“, fragte ich leise. Sakura schreckte fast auf und sah mich verwundert an, ehe sie sich langsam und unwillig auf die Lippe biss. „Was meinst du?“, fragte sie dann. Ich lächelte traurig. „Was immer hier zwischen Sasuke und uns geschehen ist, es hat dir wehgetan, oder?“ Sie wich einen Moment lang meinem Blick aus und konzentrierte sich lieber darauf sich herabzubeugen und eine der Trinkflaschen in den kleinen Bach zu halten. Ich schluckte und ging ebenfalls in die Hocke. Es schien schlimmer, als ich befürchtet hatte, vielleicht hätte ich lieber nichts sagen sollen. „Du konntest ihn nicht aufhalten.“, flüsterte sie auf einmal leise, als ich gar nicht mehr mit einer Antwort rechnete, dann korrigierte sie sich: „Wir konnten ihn nicht aufhalten. Er lief davon und seit dem…“ Ich verzog leicht das Gesicht und erinnerte mich daran, wie Sasuke es in meiner Vergangenheit auch versucht hatte, wie ich in diesem alles entscheidenden Kampf tatsächlich nicht halb so sicher gewesen war, dass ich ihn würde gewinnen können, wie ich tat. Damals hatte ich wirklich befürchtet, dass ich ihn nicht würde stoppen können – und ich dankte gerade dem Schicksal, das in meiner Welt verhindert hatte, dass es zum äußersten kam. Wenn ich mir die Reaktionen seitens Kakashi und Sakura ansah, war es hier heftig geworden. „Was? Was ist dann passiert, Sakura?“, hakte ich sacht nach, als wir uns mit den gefüllten Flaschen auf den Rückweg machten. Sie seufzte schwer. „Wir haben ihn seitdem nur zweimal getroffen, aber er wirkt kaum noch, wie der Sasuke, den wir kannten. Er ist kalt, gefühllos, wahnsinnig…“, ich merkte, wie sie sich immer mehr anstrengen musste, um die Worte überhaupt auszusprechen und ich stellte besorgt fest, dass ihre Augen feucht schimmerten. „Wir wollten ihn retten, ihn zurückholen, aber er…“ Ich unterbrach sie: „Sag es nicht.“ Sie sah mich fragend an, ich zuckte entschuldigend die Schultern. „Ich kenne es, das macht es schlimmer.“ Und ich will es nicht hören, fügte ich stumm hinzu, während Sakura nun wirklich eine Träne über die Wange rollte. Ich zögerte kurz, dann blieb ich stehen und nahm sie kurz in den Arm. „Es tut mir leid.“, murmelte ich leise und drückte sie an mich. Sakura zuckte und ich ließ sie schnell wieder los. Das war ein Reflex und nicht durchdacht gewesen. „Sorry.“, meinte ich schnell, als Sakura ein kleines, aber trauriges Lächeln zustande brachte. „Nicht nur Sasuke ist anders.“, erklärte sie dann etwas gedrückt, „Du hast dich auch verändert.“ Damit verfielen wir wieder in ein Schweigen, aber es war nicht mehr ganz so unangenehm, wie zuvor. Eins stand fest: Sie war schwer verletzt worden und auch Kakashi wirkte… nicht mitgenommen, aber doch etwas… ja, fast verbittert, enttäuscht, auch wenn er es deutlich besser verbarg. Da war einiges nicht richtig gelaufen. Etwa fünf Minuten später kamen wir wieder am Lager an und zu meiner Erleichterung saß Sasuke aufrecht und schien sich mit Kakashi zu unterhalten. Ich konnte nicht anders, ich atmete befreit auf und lief auf ihn zu, um ihn ohne Vorwarnung auf ihn zu werfen. „Du bist wach, ein Glück!“ Ich drehte gerade rechtzeitig den Kopf in Narutos Richtung, um zu sehen, wie er über mich herfiel. „Du bist wach, ein Glück!“ „Ah, Dobe!“ Er drückte mich kurz an sich, bevor er mich an den Schultern nahm, etwas von sich weg hielt und mich musterte. Ich konnte nichts in seinen Augen lesen, ich konnte ja noch nicht mal seine Iriden deutlich sehen, aber die Erleichterung, die ihn im Moment durchflutete strahlte gerade zu von ihm ab. Und wenn ich etwas hätte lesen können, wäre es wohl die Versicherung, dass ich schon viel besser aussähe. Mit dem Gedanken nickte ich leicht und meinte lächelnd: „Mir geht’s auch besser. Und eigentlich müsste ich mich an solche Aktionen von dir schon gewöhnt haben, aber du schaffst es trotzdem noch sie unerwartet zu starten.“ Frech lachte er in sich hinein: „Ja, ja, ich hatte früher nicht umsonst den Spitznamen des Überraschungsninja Nummer eins!“ Kakashi räusperte sich und lenkte so unsere Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Sakura, die sich inzwischen zu uns gesellt hatte schaute uns etwas zweifelnd an. „Also“, fing Kakashi an, „wir müssen irgendwie herausfinden, wie ihr wieder zurück kommt. Aber zuerst sollten wir Tsunade-sama darüber informieren. Trotzdem sollten wir versuchen Sasuke erstmal unbemerkt ins Dorf zu schaffen. Am besten bleibt ihr“, ich glaube, er schaute dabei in die Runde, „erstmal bei Naruto zu Hause, das zum Glück noch steht, während ich Tsunade-sama die Situation erläutere.“ „Und wie machen wir das?“, fragte Naruto und legte den Kopf schief. Ich zuckte mit den Schultern und meinte simpel: „Genjutsu.“ Widerwillen schlich sich in Narutos Stimme: „Du bist gerade erst vor Chakramangel umgekippt, solltest du da wirklich gleich wieder ein Jutsu anwenden?“ „Dazwischen habe ich einen ganzen Tag geschlafen. Ich bin wieder fit.“, antwortete ich leicht genervt, „Außerdem ist es das Einfachste.“ „Wie wäre es mit einer Verkleidung? Ich finde die ziemlich gut… und erheiternd.“, wand Naruto ein. Eindeutig eher um mich zu ärgern, als um einen konstruktiven Beitrag zu leisten. Meine letzte Verkleidung für eine Mission war äußerst… furchtbar. „Normalerweise wären Verkleidungen angebracht, wenn man in ein Dorf eindringt, das für Leute berühmt ist, die zirkulierendes Chakra sehen können, wie bei uns die Hyuuga. Aber die Wahrscheinlichkeit ist größer, dass sie die Leute, die dich gut kennen, deine Verkleidung durchschauen, als dass ein Hyuuga dich mit seinem Byakugan durchleuchtet, während du in unserer Begleitung bist.“, fasste Sakura es zusammen, die Narutos Vorschlag natürlich ernst genommen hatte und nicht den versteckten Seitenhieb darin erahnen konnte. „Och, da wäre ich gar nicht so sicher.“, ich brauchte Naruto nicht anzusehen, um das fette Grinsen auf seinem Gesicht zu erahnen. Ich haute ihm deshalb auch meinen Ellbogen in die Seite und meinte nur mürrisch: „Ein Genjutsu ist vollkommen ausreichend. Aber was anderes. Kakashi, was meintest du vorher damit, dass Narutos Haus zum Glück noch steht?“ „Ahhh! Was zum Geier ist denn hier passiert? Das geht ja gar nicht, wieso rennen wir in der Weltgeschichte rum, wenn hier so was…?!“, rief ich aufgebracht, als wir am Gipfel des Berges direkt vor Konoha ankamen, und warf die Arme in die Luft. Kakashi neben mir antwortete etwas trocken: „Pain ist passiert und wir waren hier, ohne dich wäre das ganze wohl noch schlimmer geworden.“ „Was ist ein Pain?“, fragte ich irritiert und hielt nun doch inne. Kakashis Augenbraue zuckte. „Schon mal irgendwas von Akatsuki gehört?“ Ich tauschte einen Blick mit Sasuke, doch ehe irgendjemand von uns noch zu einer Antwort kam, tönte auf einmal ein lauter Ruf zu uns herauf: „Sakura! Was sollte der Mist, mach das nie wieder, hörst du? Das ist so was von leichtsinnig und dämlich. Wer ist bitte so blöd und knockt die eigenen Teamkamera…“, Kiba war inzwischen zu uns gestoßen und gestikulierte wild in der Luft, dann brach er aber ab, als er mich sah, „Ah, hallo, Naruto, gut, dass du wieder da bist.“, übergangslos wand er sich wieder Sakura zu und fuhr unbeeindruckt fort: „Teamkameraden aus! Das ist… wer ist das?“, fragte er dann plötzlich und zeigte auf Sasuke. Dieser sah zum Glück nicht aus, wie er selbst, seine kurzen, leicht herabfallenden Haare waren rötlich-braun, die Augen ebenfalls hellbraun und sein Teint ein wenig dunkler. Außerdem hatte er das weiße Hemd weggeschmissen und trug stattdessen meine Jacke. „Oh, das ist Sa…toshi.“, fing ich mich gerade noch und erntete dafür einen eher missbilligenden Blick seitens Sasuke. „Satoshi?“, wiederholte Kiba stirnrunzelnd und beugt sich zu Sasuke herüber, der ihn sofort ein Stück von sich stieß und murrte: „Ja, nimm’s hin.“ Kiba zögerte einen Moment und zückte dann von irgendwoher ein Notizbuch und einen Stift. „Nachname?“ „Was?“, fragte ich verwundert, Kiba zuckte mürrisch die Achseln, „Glaubst du, ich steh hier zum Spaß rum? Das Tor ist demoliert, die eigentlichen Wachen bauen es gerade wieder auf, ich hab solange Dienst. Also?“, er sah Sasuke auffordernd an. Okay, vielleicht hätten wir den Namen vorher klären sollen… „… Tanaka.“ Ein paar Minuten (und erfundene Informationen) später waren wir endlich im Dorfeingang – der wirklich sehr nach einer Baustelle aussah – und mir stellte sich eine etwas dringliche Frage. Ich beugte mich zu Kakashi herüber und flüsterte: „Wohn ich eigentlich noch da, wo ich bei uns gewohnt habe?“ Kakashi sah mich fragend an, ehe er fast erheitert schnaubte und meinte: „Wo wäre das denn?“ Ich nannte ihm Adresse und Ort und er nickte lächelnd. Puh, wenigstens etwas. „Wieso gewohnt hast? Bist du umgezogen, Naruto?“, fragte Sakura auf einmal von hinten. Ich nickte. „Ja, weißt du, meine Wohnung leicht… in Mitleidenschaft gezogen worden und da…“ „Sakura! Mann, das war unsportlich, warum hast du uns mit diesem Gas betäubt?“, rief Lee und kam eilends auf uns zu, nickte mir kurz zu, ignorierte offenbar Sasuke und hielt doch ernsthaft Sakura eine Predigt über Fairness (und Jugend, wie auch immer er die da grade logisch unterbrachte) und langsam fragte ich mich, was sie bitte getan hatte, dass die anderen so reagierten. Ich wechselte einen unsicheren Blick mit Sasuke, der quasi nicht reagierte, dann Kakashi, der mir ein Zeichen machte weiterzugehen. Offenbar dachte er auch, dass es wohl noch etwas länger dauern würde. Ich nickte und stieß Sasuke, der die Geste wohl nicht gesehen oder nicht verstanden hatte, leicht an, um ihn weiter nach vorn zu dirigieren. Es sollte nicht mehr allzu weit zu meiner früheren Wohnung sein. Zu hoffen war nur, dass ich die Schlüssel hier an dieselbe Stelle getan hatte, wie früher… „Wir sind gleich da.“, flüsterte Naruto mir leise zu, worauf ich leicht erleichtert ausatmete. Ich konnte zwar noch Farben ohne Probleme erkennen, aber leider war die Farbdifferenz zwischen den frisch erbauten Häusern, dem Holz und dem Sandboden nicht so groß, dass ich immer mit hundertprozentiger Sicherheit sagen konnte, ob ich nicht gerade im Begriff war in etwas reinzulaufen. Wenn so etwas der Fall war hatte es Naruto immer bisher erstaunlich dezent geschafft mich mit einem Zupfen am Ärmel oder einem leichten Stoß zur Seite darauf aufmerksam zu machen. „Achtung, Treppe.“, meinte Naruto und nahm mich jetzt sicherheitshalber an der Hand. Vorher hätte ich mich dagegen gewehrt, doch jetzt war das wohl wirklich praktischer. Außerdem war alles um uns herum verhältnismäßig leise, weshalb ich annahm, dass keine Leute in der Nähe waren. „Wie sollen wir eigentlich in deine Wohnung kommen?“, fragte ich mit gedämpfter Stimme. Ich spürte, wie er mit den Schultern zuckte: „Ich habe immer einen Ersatzschlüssel unter der Fußmatte gehabt. Hoffen wir, dass mein Ich aus dieser Dimension die gleiche Angewohnheit hat.“ „Nicht dein Ernst, oder?“, fragte ich leicht ungläubig, „Einfach so und an so einem unkreativen Platz?“ Daraufhin schnaubte Naruto bloß und stieß mich leicht in die Seite, „Das sagt der Richtige. Satoshi Tanaka? Tanaka, ehrlich? Unkreativer geht’s doch gar nicht mehr!“ „Tse, wenigstens habe ich mich nicht fast versprochen.“, verstimmt drehte ich den Kopf zur Seite. Just in dem Moment ließ Naruto mich los. „Wir sind da….uuund….ha! Hier sind die Schlüssel!“ Er hatte sich hingekniet und kam mit einem breiten Grinsen und den Ersatzschlüsseln in den Händen wieder hoch. Ich fuhr mit der Hand über mein Gesicht. „Das darf doch nicht wahr sein…“ Er schloss auf und zog mich dann durch die Haustür, während er erklärte: „Naja, weißt du. Ich hatte eine alte Oma als Nachbarin, die mich früher sogar mochte. Wenn ich länger auf Mission war, war sie immer so nett und hat meine Blumen gegossen.“ Ich hob eine Augenbraue und zog die Schuhe aus. „Die, die kurz nach deinem Einzug zu mir den Löffel abgegeben hat?“ „Sehr einfühlsam, wirklich…“, grummelte Naruto, „aber ja, genau die.“ Leicht entschuldigend hob ich die Schultern und ging voraus in Narutos Wohnzimmer. Ich war vor sehr langer Zeit ein paar Mal bei Naruto hatte aber total vergessen, wie klein doch die Wohnung war. Trotz allem fasziniert, wie ähnlich die Einrichtung diesen Narutos, der von meinem war, sah ich mich um. Ich hätte stattdessen lieber auf den Boden achten sollen, denn ich hatte keine zwei Schritte ins Zimmer gemacht, schon trat ich auf etwas, was sich verdammt nach Plastik anhörte. Wenn ich raten müsste, hätte ich gesagt, es wäre eine leere Ramenschale. Ich konnte zwar nicht wirklich erkennen, was das auf dem Fußboden war, aber ich war durchaus in der Lage zu identifizieren, was Boden war und was nicht. Und der Bodenanteil des Zimmers war äußerst gering. Ich hörte wie Naruto hinter mich trag, „Oh… mein Gott...“ „Dein Ordnungssinn scheint nicht groß anders zu sein.“, merkte ich trocken an, woraufhin Naruto empört aufschrie, „HEY! SO unordentlich bin und war ich auch nie!... glaube ich…“ Ich sah mich leicht entgeistert um. Und hoffte jetzt einfach mal, dass ich hier wirklich schlimmer war, als in meiner Vergangenheit. Ich merkte, wie Sasuke sich umsah und eine leichte Unsicherheit über sein Gesicht huschte und seufzte leise. „Okay… machen wir es uns etwas leichter. Gib mir fünf Minuten.“, meinte ich, dirigierte ihn erstmal durch das Chaos auf mein Bett, erschuf schnell fünf Schattendoppelgänger und… räumte erstmal flüchtig auf, damit wir (oder im Moment eher Sasuke) uns halbwegs gefahrlos bewegen konnten. „So.“, meinte ich nickend ein paar Minuten später und löste die Doppelgänger wieder auf, während ich mir die Hände abklopfte, „Dann sehen wir doch mal, was ich da habe.“ Ich lief zu einem Küchenschrank und öffnete ihn. Ich blinzelte. Und schloss ihn wieder, nur, um den nächsten zu öffnen. Und wieder zu schließen. „Was genau machst du da?“, erklang Sasukes Stimme vom Bett, als ich die vierte Tür (diesmal waren es absolut unbenutzt aussehende Kochutensilien gewesen) wieder geräuschvoll schloss und mich dem Kühlschrank zu wand. „Nach was Essbarem suchen. Du hast die Auswahl zwischen Fertigramen, Fertigramen, Fertigramen und Fertigramen. Ich glaub, Fertigramen hab ich auch gesehen…“, murmelte ich auch nicht so ganz begeistert. Nicht, dass ich speziell was gegen Fertigramen gehabt hätte, aber vier Jahre mit Sasuke unter einem Dach zu wohnen hatten nicht nur zur Verbannung von Fertigramen aus „seinem Haus“ geführt, sondern mir auch beigebracht, dass selbstgekochter Ramen einfach besser schmeckte, auch wenn er mehr Arbeit war. „Toll…“, murrte Sasuke berechenbar. Ich inspizierte schnell den Kühlschrank und fügte hinzu: „Milch hätten wir auch noch, aber ich glaube kaum, das die noch gut ist, sie ist im Februar abgelaufen… und ich glaub, wir haben Sommer…“ Ich schloss den Kühlschrank wieder, stand mit einem Seufzen auf und lief zu Sasuke herüber, um mich neben ihn auf mein Bett fallen zu lassen. „Schätze, ich sollte mal einkaufen gehen…“ Mit einem Blick auf die Jacke, die er trug fiel mir noch etwas ein und ich sprang wieder auf, um eilends meinen Kleiderschrank zu öffnen. „Und Klamotten auch gleich… etwas… weniger grelles.“ Ich konnte selbst nicht fassen, wie langweilig ich gewesen war ernsthaft zwölfmal das exakt gleiche Outfit zu kaufen… „Nein.“, kam es leise von Sasuke und ich blickte verwundert auf. „Was?“ Er wand den Kopf ab und so konnte ich nur erahnen, wie mürrisch er dreinblickte. Ich ließ mich wieder neben ihn sinken und wiederholte: „Was?“ Er seufzte leise, ehe er kaum hörbar zugab: „Ich kann knalligere Farben besser sehen…“ Oh, klar, logisch. „Okay, dann lass ich es an. Aber ich glaub, wir sollten dir mal was anderes besorgen, meinst du nicht?“ Sasuke nickte langsam. „Aber nicht jetzt.“ „Wieso nicht?“, fragte ich verwundert. „Wenn ich ein Nukenin bin, werde ich sicher nicht mehr hier wohnen und ich möchte nicht grad am Nachmittag in den größten Einkaufsbummelstress.“ „Oh, stimmt.“ Und fast glaubte ich zu hören, was er nicht aussprach und fragte mich erneut, wie schlimm es eigentlich war. Ich beugte mich dicht über ihn und versuchte ihm direkt in die Augen zu sehen, doch er runzelte nur leicht die Stirn, sagte nichts weiter. Schließlich stand ich auf, ging nochmal zum Schrank und fischte ein schwarzes Shirt raus, das ich ihm zuwarf. Er merkte es wohl, aber zu spät und es klatschte schon leicht in sein Gesicht. „Das ist sicher bequemer als die Jacke…“, meinte ich noch möglichst lässig, ehe ich mich vor ihn stellte und nun doch sehr ernst fragte: „Ehrlich, Sasuke, wie viel siehst du überhaupt noch?“ Ich seufzte und überlegte kurz seine Frage mit einem sarkastischen Kommentar beiseite zu schieben, doch Naruto klang zu ernst und es war auch besser, wenn er wusste, was ich sah und was nicht. Besonders da letzteres wohl eindeutig öfter zutraf. Betont langsam zog ich das schwarze T-Shirt über und meinte dann: „Ich sehe quasi wie durch einen milchigen Nebelschleier. Ich kann alle Farben erkennen, aber sie sind ziemlich verschwommen. Da, wo du gerade stehst, kann ich deine Konturen noch ungefähr erkennen, auch, wenn du jetzt noch deine Augenbraue heben würdest, oder so etwas, aber deine Streifen sehe ich gerade beispielsweise gar nicht. Scharf ist gar nichts mehr.“, ich hielt meine Hand ziemlich nah vor meine Augen. „Egal, welche Entfernung.“ „Sasuke, ich…“, fing Naruto an, doch ich überredete ihn einfach, „Lesen werde ich wohl auch nicht können, aber draußen könnte ich mich schon fortbewegen. Ich sehe die Leute ja mindestens als bunte Schatten. Bloß, wenn ein Gegenstand und dessen Hintergrund einen zu ähnlichen Farbton haben wird es kompliziert.“ Naruto ließ die Schultern sinken: „Okay, damit fällt Einkaufen für dich auf jeden Fall flach.“ Eine kurze Stille trat ein, ich zögerte kurz: „Naruto… setzt ich mal bitte kurz neben mich.“ Ohne zu fragen kam er meiner Bitte sofort nach und sah mich fragend an. „Ich will nur probieren, ob ich überhaupt etwas in deinen Augen erkennen kann…“, murmelte ich und lehnte mich zu ihm rüber. Seine Augen fixierend kam ich ihm immer näher, bis ich so scharf sah, wie es im Moment wohl möglich war. Ich kniff leicht die Augen zusammen. Und tatsächlich. Wenn ich mich bemühte konnte ich ganz entfernt, wie eine Art Echo Gefühle in seinen Augen sehen. Besorgnis? Zweifel? Wenn ich mich nicht irrte, vielleicht auch Erwartung? „Ich kann etwas erkennen… aber es ist sehr, sehr schwach und undeutlich. Es sind nur Gefühle und keine ausgeformten Gedanken. Und bei manchen dieser Emotionen müsste ich sogar raten.“ Langsam entfernte ich mich wieder von ihm und seufzte nach wenigen Zentimeter auf. „Und schon ab hier kann ich gar nichts mehr lesen.“ Langsam nickte Naruto, während er seinen Blick nicht von meinen Augen ließ. „Das ist nicht viel.“ Ich schlug leicht die Augen nieder: „Wie viel kannst du erkennen?“ „Auch nicht viel mehr. Es ist… wie ein Fernseher, der ganz schlechten Empfang hat. Immer nur Bruchstücke und die meistens sogar undeutlich. Also, wenn du mir etwas sagen wollen würdest, müsstest du es mit Nachdruck machen und den gleichen Gedanken immer wieder langsam wiederholen.“ Wir saßen inzwischen wieder normal nebeneinander, als Naruto mir eine Hand auf die Schulter legte. „Hey, Teme… wir haben schon Schlimmeres überstanden.“, er grinste mich an, doch selbst mir schien es in dem Moment sehr unecht. Trotzdem lächelte ich leicht zurück, „Stimmt schon, aber ich frage mich trotzdem, wie wir uns da immer wieder rein manövrieren.“ Stummes Lachen schüttelte seinen Körper: „So wird es wenigstens nie langweilig.“ „Ich habe das Gefühl, dass es mit egal welchen Narutos und Sasukes nie langweilig wird. Ihr mischt eure Welt wohl in jeder Dimension kräftig auf.“, Kakashis Stimme drang von Richtung Eingang und ich sah, wie er und Sakura die Wohnung betraten. „Die Tür war nur angelehnt.“, erklärte Sakura entschuldigend, während sie sich in der Wohnung umschaute. „Wow, ich glaub, so aufgeräumt hab ich die Wohnung noch nie gesehen.“, rutschte es ihr heraus, ehe sie sich fast beschämt die Hand auf den Mund schlug und nervös kicherte. Ich hob langsam die Augenbrauen, zuckte dann mit den Schultern und wartete, bis sie sich vor uns auf den Boden setzte, während Kakashi sich an die Wand daneben lehnte, aber stehen blieb. „Wir haben in einer halben Stunde einen Termin bei Tsunade – offiziell, um ‚Satoshi’s Augen untersuchen zu lassen.“, begann er ruhig, sein Blick huschte zwischen uns hin und her, dann fragte er mit einem Mal unerwartet direkt: „Ich frage mich seit vorhin, was bei euch den Unterschied gemacht hat… Sasuke, warum bist du mit Naruto zurück nach Konoha gekommen?“ „Ich hatte keine Wahl.“, erwiderte dieser kurz angebunden, was unseren Lehrer nun doch stutzen ließ. „Naruto hat dich besiegt?“, fragte er verwundert, woraufhin Sasuke sofort fast schon zischend antwortete: „Nein, wie kommst du bitte darauf?“ Als er keine Anstalten machte, darauf näher einzugehen, beschloss ich, dass es nichts brachte um den heißen Brei herumzureden und da Kakashi und Sakura es in unserer Welt ja auch… relativ gut aufgenommen hatten (abgesehen vielleicht von der Tatsache, dass Sakura total ausgetickt war, weil wir es nicht früher gesagt hatten): „Naja, dazu müsst ihr wissen, dass wir da… so was haben, von dem ich hier nicht sicher bin, ob wir es haben könnten, aber ich glaube, wenn wir es hätten, hätten wir das hier nicht ausgehalten oder eher nicht gemacht, aber…“ Ich sah in zwei sehr verwirrte Gesichter und brach ab. „Okay, nochmal von vorne. Also… ähm, wie erklär ich das am besten… Stellt euch mal vor, Sasukes Augen würden die Farbe wechseln, je nachdem, was er fühlt oder denkt…“ Noch immer verwirrte Gesichter. Ich räusperte mich und gab mir alle Mühe auch nicht auf Sasukes Augenverdrehen oder seine skeptische Miene zu achten und einfach weiterzumachen: „Zum Beispiel werden sie… rot, wenn er sauer ist, gelb, wenn er müde wird, grün, wenn er schläft, ach, warte, das macht keinen Sinn… naja, egal, auf jeden Fall, sehr differenziert. Etwa nur rot, wenn er allgemein sauer ist, wenn es wegen mir ist mit lila Punkten, wenn er genervt-sauer ist, rot mit orangen Strichen und…“ „Dobe?“, unterbrach mich Sasuke fast schon süßlich. „Mmh?“ „Wie bin ich jetzt drauf?“, fragte er noch immer im gleichen Tonfall und als ich mich fragend zu ihm umwand waren seine Augen rot – mit orangen Strichen und lila Punkten. Ich starrte ihn einen Moment lang fassungslos an, dann zuckte ich die Schultern und murrte: „Ich versuch nur, es zu erklären!“, rechtfertigte ich mich, woraufhin Sasukes Augen nun wieder das braun von zuvor annahmen und er letztere verdrehte. „Deine Erklärungen versteht doch kein normaler Mensch…“, murmelte er und wie auf Kommando, schien sich Sakura halbwegs zu fassen, denn sie merkte betont vorsichtig an: „Sasuke-kuns Augen wechseln aber normalerweise nicht die Farbe, oder?“ „Nein, aber… naja, ihr seid quasi alle farbenblind.“, erklärte ich und fragte mich, warum sie gerade immer noch so ungläubig auf Sasukes Augen starrte. „Wir sind farbenblind?“, wiederholte Kakashi langsam und mit einem überdeutlichen Blick auf meine knallorange Hose. „Ach, ihr versteht nicht, was ich meine!“, beschwerte ich mich, woraufhin Sasuke auch noch trocken kommentierte: „Das ist irgendwie grade kein Wunder…“ Ich funkelte ihn sauer an und ich glaube, selbst wenn er es nicht sah, er konnte es sich sicher denken, denn er grinste leicht überlegen/schief. Ich murrte. Da Narutos Erklärung wieder hochgradig narutorig war – somit natürlich für kaum ein Individuum verständlich - übernahm ich. „Was er eigentlich nur sagen will ist, dass im Tal des Endes etwas vorgefallen ist, womit Naruto mir einen Grund gegeben hat wieder mit ihm mit zugehen.“ „Wow, das ist jetzt ja soo viel verständlicher!“, maulte Naruto immer noch beleidigt. Sakura schaute leicht ungläubig: „`Etwas`?“ Kakashi schien auch nicht gerade mehr verstanden zu haben: „Welchen Grund?“ Ich rollte mit den Augen, „Ist schwer zu beschreiben und eigentlich auch irrelevant. Wollt ihr nicht noch ein paar weitere Fragen stellen?“ „Öhm… ihr versteht euch in eurer Welt gut?“, fragte Sakura vorsichtig und etwas zögerlich. Naruto und ich warfen uns kurz einen Blick zu und Naruto zuckte mit den Schultern. „Joa, schon… wieso?“ „Schon verständlich, du kennst ja nur unser Verhalten von kurz nach dem Chuunin-Exam, da wäre unsere momentane Beziehung schon eine ziemliche Umstellung.“ „Ah…okay.“, murmelte Sakura nur schwächlich. „Sind wir immer noch alle in einem Team?“, fragte Kakashi stattdessen. „Jepp. Und wir sind ein verdammt gutes Team, stimmt’s, Teme?“, grinste Naruto breit. Ich gab nur etwas, was Naruto meinen „typischen Sasukelaut“ nannte von mir und nickte knapp. Plötzlich kam mir ein ganz anderer Gedanke, „Was haben wir hier eigentlich für Techniken?“ Überrascht hob Kakashi eine Augenbraue: „Was du alles kannst, weiß ich nicht genau. Nur, dass du das Mangekyou hast und mit einem Schwert kämpfst.“ Naruto prustete los: „Mit einem Schwert? Das passt ja mal so gar nicht! Aber Sensei, was kann ich?“ „Du hast eine ganz schöne Menge gelernt. Viele verschiedene Arten des Rasengan. Das Rasenshuriken, wobei du dein Luftelement mit in dein Chakra webst, und ganz wichtig: Du beherrscht den Sennin-Mode, mit dem du sehr viel stärker bist, als ich und somit auch die meisten im Dorf.“ „Den Sennin-Mode? Cool!“, strahlte Naruto, „Ich habe ihn mal bei Jiraiya gesehen.“, erklärte er auf meinen fragenden Blick, „Dabei benutzt du noch eine dritte Art Chakra und wirst super stark.“ Okay, das würde er mir später noch einmal genauer erklären müssen. Doch er scheint ohne mich im Dorf sehr viel mächtigere Techniken zu lernen. Und früher nannte ich ihn „Klotz-Am-Bein“… „Klingt, als wärst du hier sehr viel stärker, als bei uns.“, es sollte nur stichelnd klingen, doch ich konnte wohl eine schärfere Kante nicht ganz rauslassen, den Naruto schaute mich einen Moment etwas seltsam an. Den anderen scheint- natürlich- nichts aufgefallen zu sein, denn Sakura, die scheinbar auch noch neugieriger geworden ist fragte gleich weiter: „Sagt mal… habe ich in eurer Welt auch einen Partner?“ „Äh, wir sind zwar total gute Freunde, aber…“, fing Naruto den Satz an, den ich beendete, als er leicht stockte, „Du erzählst uns auch nicht alles. Besonders so was besprichst du eher mit Ino.“ „Mh, schade…“, murmelte Sakura. Also wirklich, Mädchen denken wohl wirklich nur an das Eine. „Wir müssen dann auch los.“, merkte Kakashi an. Naruto stand gleich schwunghaft auf, schnappte sich seine Jacke und zog sie an, „Mal sehen, wie Obaa-chan hier so drauf ist.“ „Sie ist hier eine strenge, aber echt gute Medizinerin und Meisterin! Leider hat sie ein leichtes Trinkerproblem…“, fing Sakura an, die nun wohl etwas lockerer geworden war. Naruto hörte grinsend zu, während sie sich auf dem Weg machten und ich dackelte langsam dem orangenen Outfit hinterher. Oh Gott, wieso musste gerade jetzt hier eine Baustelle sein? Wir waren in einen Teil Konohas gekommen, wo die Bauarbeiten noch im absoluten Anfangsstadium waren und überall größere Sand- und Holzhaufen herumlagen… die sich farblich nicht viel nahmen. So musste mich Naruto öfter mal auf den richtigen Weg zupfen. Bald wurde es allerdings eine ziemliche Raterei für mich, wo ich noch hintreten konnte und das schien Naruto sogar während seiner Unterhaltung mit Sakura noch zu bemerken. Er drehte sich nämlich plötzlich zu mir, schnappte meine Hand und blaffte: „So!“, bevor er einfach weiterging. Mein erster Impuls war mich loszureißen, doch ich riss mich zusammen. Er hatte Recht, es war so sehr viel praktischer und der Weg barg so weniger Stolperfallen. Außerdem waren wir schon abgehärtet, was so was anging… Wir gingen noch eine ganze Weile, Sakura und Kakashi hinter uns, miteinander redend, bevor Naruto plötzlich rief: „Das habe ich gehört und wir sind keines!“ Wir waren zu weit weg, als dass ich ihre Unterhaltung verstanden hatte, im Gegensatz zu Naruto, wie es schien. „Was?“, fragte ich verwirrt. „Sie…“, er hielt inne und flüsterte zwischen seinen geschlossenen Zähnen hindurch, „Sie haben das gedacht, was alle denken.“ Zuerst konnte ich keinen wirklichen Sinn in Narutos Worten finden, bis es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel. Augenblicklich riss ich mich nun doch von Naruto los. Praktisch hin oder her. „Danke, auf solche Annahmen kann ich verzichten.“, schnaubte ich nur und ging alleine weiter. „Sa…!“, sowohl er, als auch ich kamen nicht weiter. Ich hatte nämlich grandios einen riesigen Sandhaufen übersehen, der vor mir aufgehäuft war und bin mitten in ihn rein gelaufen. Naruto wollte mich wohl warnen. Ganz ruhig, Sasuke... ganz ruhig, versuchte ich mich zu beruhigen. Ich hasste uncoole Abgänge. Ich spürte, wie Naruto mir auf die Schulter tippte und die Hand hinhielt. „Willst du nicht lieber doch…?“ Mürrisch ergriff ich sie. Ich öffnete verwirrt blinzelnd die Augen und starrte an unsere Wohnzimmerdecke. Wohnzimmer? Und wieso lag ich hier auf der Couch, eben waren wir doch noch auf dem Weg zu Tsunade gewesen…? Ich rieb mir den Kopf und setzte mich langsam auf, mein Blick huschte durchs Zimmer und ich bemerkte fast zeitgleich zwei wichtige Punkte. Der erste, ich war wirklich wieder im gewohnten Wohnzimmer, der zweite, Sasuke schlief auf der Couch neben mir. Oder eher er wachte gerade auf. War das alles etwa nur ein Traum gewesen? Ich sah an mir herab und bemerkte die Klamotten, die ich heute morgen auch wirklich angezogen hatte und als ich kurz aus dem Fenster sah, ging die Sonne unter – wir hatten uns am Vormittag zum Training getroffen und mussten somit mehrere Stunden ausgeschaltet gewesen sein. Sasuke gab ein schwer in Worte zu fassendes Geräusch zwischen Stöhnen und Seufzen von sich, als er sich ebenfalls langsam aufrichtete. Sofort sah ich zu ihm herüber und mir fiel ein großer Stein vom Herzen, als seine Augen dunkel und klar in meine Richtung huschten. Ich sah ihn fast erwartungsvoll an und er antwortete mit einem kleinen Lächeln, das mich nun wirklich aufatmen ließ. Es war alles in Ordnung. Dennoch sprang ich automatisch auf und beugte mich vor ihm herab, sodass ich ihm direkt in die Augen sah. Er stieß mich weg, aber nicht, ehe wir einen kurzen Blick tauschten. Ich kann wieder klar sehen. Ich konnte ein freudiges, kleines Lachen nicht verhindern, als ich einen Schritt rückwärts machte und gegen den Couchtisch stieß. Automatisch blickte ich nach hinten und fand dort einen Zettel in Kakashis schwer zu entziffernden Hieroglyphen. Verwundert nahm ich ihn hoch und dachte noch bei mir, dass er uns die letzte Geschichte immer noch arg übel nehmen musste, wenn er uns in so ein Genjutsu schickte. Nun, der Zettel erzählte, nachdem ich ihn irgendwie entziffern konnte, eine andere Geschichte… aber sauer war er wohl doch noch. „Ihr solltet als Jounin in der Lage sein mit Schlafgas besser klar zu kommen. Arbeitet schleunigst daran, das wirft ein schlechtes Bild auf mich als Lehrer.“ „Toll…“, murrte ich und hielt Sasuke den Zettel hin, „Schlafgas…“ Ich schüttelte den Kopf, als er fertig gelesen hatte und ebenfalls leicht das Gesicht verzog. „Mann, ich hatte einen dämlichen Traum, darin warst du damals weg und…“ Ich hielt inne. Da passte etwas nicht. Was hatte er mir eben „gesagt“? Sasukes Gedanken schienen in eine ähnliche Richtung zu gehen, denn mit einem Mal sah er mich doch eher geschockt an. „Sag nicht, wir haben das gleiche geträumt?“, flüsterte Sasuke schließlich fast, als ich mich neben ihn auf die Couch fallen ließ und mir die Schläfen rieb. „Ich glaube fast doch… Du bist damals weggegangen, warst ein Nukenin mit Augenproblemen und…“ Ich sprach nicht weiter, aber er nickte bereits. Ich stöhnte leise. Mein Blick huschte erneut nach draußen aus dem Fenster, auf den Garten und das, wie ich hier wusste, unversehrte Konoha. Ich konnte noch immer nicht fassen, was für einen Unterschied eine kleine Änderung hatte machen sollen. Das Konoha der Traumwelt war zerstört gewesen, Sasuke wahnsinnig, gebrochen und fertig, Sakura traurig und Kakashi… enttäuscht. Und nach dem wenigen, was sie erzählt hatten… wollte ich nicht wirklich wissen, wie ich dort gewesen wäre. Ich sah zurück zu Sasuke und mir kam die kurze Unterhaltung über das Sharingan in den Kopf. Und auf einmal hatte ich tausend Sachen, die ich sagen und fragen wollte. „Sasuke?“ „Hn?“, er blickte auf. „Ich bin unglaublich froh, dass du damals nicht gegangen bist.“ Dass du mit mir zurückgekehrt bist. Wie konntest du nur jemals anders entscheiden, auch wenn es nicht du warst? Hast du gesehen, wie alle darunter litten? „Aber du solltest das Sharingan nicht mehr einsetzen, wenn deine Augen so darunter leiden, ich sag doch immer, dass ist nicht gut!“ Und ich will nicht, dass du blind wirst – deine Augen haben mir wirklich Angst gemacht. „Dieses Mangekyou…“ Was ist das für eine grausame Technik? Was hat dein Ich sich nur dabei gedacht…? „Naruto… Naruto, warte einen Moment. Nicht alles auf einmal.“, sagte ich und blinzelte ein paar Mal. Zu viele Fragen auf einmal. „Fangen wir langsam an. Erstmal brauchst du dir keine Gedanken machen. Das normale Sharingan hat keine Nebenwirkungen, außer dass es natürlich Chakra verbraucht. Ich könnte damit, wenn es mein Energielevel zuließe, ewig rumlaufen, ohne dass es in irgendeiner Weise schadet. Sonst würde ich es wohl auch nicht so oft einsetzten. Weißt du, ich hänge an meinem Augenlicht.“ Blind zu sein ist furchtbar… das würde ich wirklich nicht riskieren. Er atmete erleichtert aus: „Okay, das ist schon mal gut. Und was hat nun mit dem Mangekyou-Sharingan auf sich?“ Ich setzte mich etwas gerader hin und legte meine Hände in den Schoß: „Wie ich schon erklärt habe, bekommt man das nur, wenn man seinen besten Freund tötet. So steht es auf jeden Fall in den Schriftrollen meines Clans. Durch dieses spezielle Sharingan kann man dann drei sehr mächtige Attacken erlernen. Susanoo, eine angeblich undurchdringliche Abwehr, ich weiß nicht, wie diese aussehen soll. Amaterasu, das sind unlöschbare, schwarze Flammen. Du müsstest mal gesehen haben, wie Itachi sie benutzt hat. Und Tsukiyomi, ein unglaublich starkes Genjutsu, dass den Geist des Gegners in eine Art Gedankenwelt zieht, in der der Anwender die absolute Kontrolle hat. Zudem ist das Raum-Zeit-Verhältnis verändert. Der Anwender kann sein Opfer über Tage hinweg in dieser Welt foltern, obwohl in der realen nur wenige Sekunden vergehen.“, ich schloss die Augen, um zu verbergen, wie unangenehm mir die Erinnerungen waren, „Das war das Jutsu, das Itachi gegen Kakashi und mich eingesetzt hat.“ Als ich mich wieder unter Kontrolle hatte und die Augen öffneten traf mein Blick Narutos. Ich konnte es ihm wohl nicht verheimlichen und aus seinen Augen sprach Mitgefühl, Trauer und, überraschenderweise, Wut. Ich räusperte mich: „Zwar gibt es dir viel Kraft, aber als Gegenleistung werden deine Augen mit jeder Aktivierung des Mangekyou-Sharingans schwächer, bis du irgendwann vollständig erblindest.“ Was mein Ich aus der anderen Dimension sich dabei gedacht hat, es zu erlangen, weiß ich auch nicht. Mich wundert es auch, dass er es hat, obwohl du scheinbar noch am Leben warst. In der Welt muss wirklich viel anders gelaufen sein. Naruto drehte sich noch etwas weiter zu mir. Aber, Naruto, glaub mir, hier, bei uns, wäre ich absolut nie auf die Idee gekommen das Mangekyou-Sharingan überhaupt in Betracht zu ziehen. Der Preis wäre mir zu hoch... Und er wusste, dass ich in dem Fall noch nicht mal die Blindheit meinte. Naruto murmelte etwas Undeutliches. Das glaube ich dir schon, aber… ich kann es einfach nicht verstehen, wie man so etwas mit sich vereinbaren kann… Ich zuckte nur leicht mit meinen Schultern. „Und was deine letzten beiden Fragen angehen… die sind sehr schwer zu beantworten.“, meine Stimme wurde gen Ende etwas leiser. Ich kann nur sagen, wie es in unserer Vergangenheit war und muss gestehen, selbst, wenn ich gewusst hätte, wie sehr ihr darunter leiden würdet, wenn unsere Verbindung sich nicht in den Ansätzen gezeigt hätte, wäre ich gegangen. Seine Augen weiteten sich: „Was?!?“ Ungestüm sprang er auf und tigerte vor mir herum. „Aber wie hättest du das nur tun können? Bedeuteten wir dir so wenig?“ Er blieb stehen und baute sich vor mir auf. Wieso? Antworte! Ich las in seinen Augen die Überraschung und die Enttäuschung, die meine Aussage in ihm auslösten. Ich hätte ehrlich nicht mit einer so heftigen Reaktion gerechnet. „Nein, das war es nicht, es ist schwer in Worte zu fassen.“, meinte ich müde. Wie oft musste ich mich damit schon auseinandersetzten? „Eigentlich war bis zu unserem Augenkontakt so ziemlich alles schlechtes Timing.“, fing ich an zu erklären. Wut zuckte darauf hin kurz durch Narutos Blick, so, dass ich in mit einer Geste zum Warten aufforderten musste. „Oh, wo fange ich am Besten an…“, murmelte ich mehr zu mir selbst. Als Itachi meinen Clan getötet hatte, fiel ich in ein Loch. Es mag seltsam klingen, aber so schlimm der Verlust meiner Familie auch war, der Schmerz wurde von dem Verrat meines Bruders überdeckt. Ich hatte immer zu ihm aufgesehen und Ich musste kurz meine Augen schließen und durchatmen, bevor ich weitererzählen konnte. Ihn geliebt. Nach dem Massaker wusste ich nicht mehr, was ich tun sollte. Der Schmerz fraß mich gerade zu auf und um dem zu entfliehen suchte ich mir ein Ziel. Ein Ziel, das ich nur noch stur verfolgen konnte ohne weiter über alles nachzudenken: Itachis Tod. Dadurch konnte ich überleben. Ich absolvierte die Akademie und trainierte viel, um möglichst stark zu werden. Dann kam ich mit euch in ein Team und… meine Abwehr, die ich aufgebaut hatte, fing an zu bröckeln. Ich habe es mir nicht träumen lassen, doch ich war manchmal fast schon glücklich. Meine Alpträume wurden weniger und meine Gedanken, die schon in manchen Zeiten fast ständig um meine Rache kreisten, ließen nach. Nach dem Kampf mit Gaara wäre ich sogar fast so weit gewesen unsere Freundschaft anzuerkennen, Ich lächelte leicht traurig, doch dann kam Itachi ins Dorf. Du weißt ja, wie unser Kampf, wenn man es so nennen will, ausgegangen ist. Was du vielleicht nicht weißt ist, dass er mir erzählt hat, dass ich noch so schwach sei, weil ich nicht genug hassen würde. Es ist fast schon peinlich, aber ich hörte auf ihn. Er hatte es geschafft mir einzureden, dass ich wirklich schwach war. Nachdem Tsunade mich „geheilt“ hatte, sah ich nur noch, wie stark du geworden bist, wie sehr ich zurückfiel. Naruto, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, rief entsetzt: „Aber Sasuke…!“ Doch ich schnitt ihm das Wort ab. „Lass mich fertig erzählen. Kakashi hatte wohl geahnt, was in mir vorging, denn in der Nacht nachdem wir auf dem Krankenhausdach gekämpft haben, fing er mich und sprach mit mir. Dass ich mir genau überlegen sollte, was ich tun würde und dass ich euch wertschätzen sollte. Seine Worte wären genug gewesen mich davon abzuhalten, doch…“, ich lachte leicht humorlos und wechselte in unsere Augenverbindung, damit Naruto kein Zweifel zu haben brauchte, dass ich die Wahrheit sprach. Seine Worte wären genug gewesen mich davon abzuhalten zu Orochimaru zu gehen, doch kaum nachdem er weg war traf ich auf das Oto-Quartett. Sie demonstrierten mir sehr eindrucksvoll, wie viel stärker sie waren als ich und sprachen meine vorherigen Gedanken aus. Dass ich in Konoha nicht stark werden würde. Dass mich hier immer etwas festhalten würde. Und sie versprachen, dass Orochimaru mir genauso viel Kraft geben könnte, wie jene, die sie mir vorher aufgezeigt haben. Es war dumm von mir mitzugehen, das weiß ich. Ich war schwach und ihr hättet es ausbaden müssen, aber du kennst meine Entscheidung. Ich bin trotz des Wissens mitgegangen. Das Ziel Itachi zu töten schien für mich in Konoha unerreichbar und die Schwärze und der Schmerz, der außerhalb dieses Weges lag einfach zu groß… Es tut mir Leid, Naruto, ehrlich. Aber ich wäre, wenn die Verbindung in unserem Kampf nicht aufgetaucht wäre gegangen. Ich kann mein anderes Ich in dem Punkt also nachempfinden. Nach meiner langen Erklärung herrschte erstmal Stille. Naruto, der bis jetzt immer noch vor mir gestanden hatte, ließ sich auf die Couch neben mich fallen. Die Wut und Enttäuschung waren aus Augen gewichen und hatten für viele andere Emotionen Platz gemacht. Irgendwann meinte er dann mit belegter Stimme: „Aber… aber wieso hast du denn nichts davon erzählt? Wir hätten dir doch helfen können…“ Ich atmete langsam aus, selbst etwas von der Darlegung erschlagen. „Hast du mir nicht zugehört? Ich habe meinen Bruder geliebt. Er war mir…“ der wichtigste Mensch auf der Welt. Ich habe ihm vertraut und hatte nach seinem Verrat Angst wieder irgendjemanden zu vertrauen. Ich hatte euch schon viel zu gern gewonnen und fürchtete mich davor jemanden so ins Herz zu schließen, dass er so viel Macht über mich hatte, wie mein Bruder. Ich stockte und erzählte ihm etwas, was ich selbst ungern zugab. Ich hätte es nicht ertragen, wenn mich wieder jemand so verletzten würde. „Oh, Sasuke…“, murmelte ich unbewusst leise und sah ihn stumm an. Mir fehlten die Worte, um zu beschreiben, was mir in dem Moment durch den Kopf ging und ich wusste auch zum ersten Mal seit langem nicht wirklich, was ich dazu hätte sagen sollen. Dass es mir leid tat? Dass ich mir wünschte, es wäre nie geschehen? Das klang so schwach und albern, selbst in meinen Gedanken, dass ich es nicht ernsthaft in Erwägung ziehen konnte. Sasuke sah mich noch immer an und meine Gedanken rasten. Da war eine Sachlichkeit in seinen Worten gewesen, die zeigte, wie angestrengt er versuchte es nicht wieder zu sehr aufflammen zu lassen, aber ich spürte nur zu deutlich, wie sehr ihn das ganze beschäftigte. Wie sollte es auch nicht? Ich hatte in groben Zügen gewusst, was damals geschehen war, wir hatten durchaus schon darüber gesprochen, aber ich hatte nie mehr nach seinen Beweggründen gefragt. Sie waren einfach in dem Augenblick in den Hintergrund getreten, als wir uns gegenüber standen und zum ersten Mal mehr in seinen Augen lag. Ich hatte nicht mehr hinterfragt, ob man seine Entscheidung hätte verhindern können oder was wäre, wenn all das nicht so passiert wäre. wie es bei uns war. Die Erkenntnis heute hatte mich geschockt, aber Sasukes Erklärung gerade war fast noch schwerer zu verdauen. Ich sah ihn noch einen Moment an und er erwiderte meinen Blick sacht – normal, ohne eine Nachricht oder ein Gefühl darin und schließlich tat ich das einzige, was mir in diesem Moment einfiel: Ich legte die Arme um ihn und drückte ihn sacht an mich. Ich spürte seine Verwirrung, als er ganz sacht zuckte, legte kurz die Stirn auf seine Schulter und ließ ihn dann wieder los, um ihn erneut anzusehen. Er wirkte ein wenig unsicher, vermutlich angesichts meiner Reaktion, doch ein winziges Lächeln spielte fast fragend um seine Mundwinkel. „Keine Sorge, es ist zu spät.“, meinte er versucht trocken, doch der Tonfall passte nicht ganz, er klang gespielt, „Ich werde nicht mehr gehen.“ Ich kann es nicht mehr. Auch ich wagte es nun langsam zu lächeln, auch wenn das Gespräch und der seltsame Traum mir wohl noch eine Weile nachhängen würden. „Ich weiß, du kämst nie an mir vorbei.“, antwortete ich neckend. Und als er mit einem schnippischen Kommentar antwortete und ich nur schief grinste, dachte ich noch für mich, dass es ein Wunder war, wie gut er reagiert hatte – ich war mir sehr sicher, ich würde nach einem solchen Verlust nicht mehr weitermachen können… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)