I'd come for you von AlbelNox (Dagran x Zael) ================================================================================ Kapitel 1: Memories ------------------- Chapter One: Memories Es gab eine Zeit, da hätte man es nicht für möglich gehalten, dass so etwas wie Frieden zwischen den Völkern gäbe. Schließlich hatte es doch einen langen Krieg zwischen Lazulis und den Gurak gegeben. Welche Motive am Ende genau dahinter standen, konnte man vielleicht gar nicht mehr so genau sagen, denn immerhin waren es wahrscheinlich auch einfach zu viele. Oder aber man wollte vielleicht auch lieber keine genaue Unterscheidung in dieser Hinsicht machen. Aber wahrscheinlich hätte man auch nicht erwartet, dass gerade eine Gruppe von Söldnern diejenigen sein würden, die dieses Land und seine Bewohner retten würden. Dabei hatte es für Zael und seine Kameraden viele Hindernisse gegeben. Sie hatten viel durchgemacht und auch den ein oder anderen verloren. Der wohl größte Verlust stellte jedoch ihr ehemaliger Anführer Dagran dar. Seitdem es diese Schlacht zwischen ihnen und dem Schwarzhaarigen gegeben hatte, hatte sich vieles verändert was die Gruppe anging die nun unter Zaels Führung agierte. Was genau damals passiert war, wusste der Zael selbst nicht. Noch immer machte er sich Vorwürfe, dass er dabei nicht schon viel eher bemerkt hatte, wie sehr der Hass und der Zorn in seinem Freund aufbegehrten und anfingen ihn von innen her zu zerfressen bis nichts anderes außer diesen Gefühlen noch da war. Sein Herz schmerzte wenn er daran dachte, wie sie ihn hatten zurücklassen müssen und irgendwie wusste der Hellhaarige auch schon, dass er das sicher nicht überstanden haben konnte. Dennoch wäre es ihm lieber gewesen, hätten sie ihn dort raus schaffen können. Aber es brachte nichts jetzt noch weiter in der Vergangenheit zu leben, so wie es ihm Dagran damals immer eingebläut hatte. Sein ehemaliger Freund und gleichzeitig ein Teil seiner Familie hatte immer versucht ihn daran zu erinnern, dass er nach vorne blicken sollte. Der Ältere hätte es nicht gewollt, dass er sich wegen Schuldgefühlen immer weiter verzehrte. Was die Gurak angingen, hatte der Krieg sich endlich erledigt und es gab sogar so etwas wie eine Art Übereinkunft. So war es ihnen auch einigermaßen möglich wieder untereinander zu leben. Denn trotz alledem waren sie alle noch Lebewesen… und sie hatten alle irgendwo etwas zu beschützen. Aus diesem Grund wäre es nur recht und fair wenn sie auch weiterhin versuchten miteinander zu leben ohne dass man sich die ganze Zeit bekriegen musste. Nachdem nun also Zael und der Rest wieder für Ruhe in Lazulis gesorgt hatten, wurden sie tatsächlich als Helden gefeiert und die einstige Söldnergruppe sollte zu Rittern geschlagen werden. Es war klar, dass dieses Mal niemanden von ihnen zögerte zuzustimmen. Zum Glück stand ja auch nicht mehr aus, dass damit auch ihr neuer Anführer die Prinzessin heiraten sollte nur weil er die Kraft des Fremden hatte. Trotz alledem schien diese anfängliche Zuneigung weiterhin zu ihr zu bestehen und außerdem gab es noch etwas anderes was Zael immer wieder zu ihr bewegte. Die Erinnerungen… seine Gedanken kreisten ständig um früher. In all den Jahren gab es keinen Moment in dem er nicht an seinen früheren Kameraden dachte und dennoch hoffte er einfach mit der Zeit, dass die Schmerzen seines Herzens irgendwann nachlassen würden. Es vergingen Jahre. Winter um Frühling. Frühling um Sommer. Sommer um Herbst. Und setzte sich jedes Jahr weiterhin so fort in einer stetigen Schleife. Mittlerweile waren vier Jahre vergangen seit dem Kampf und die Veränderungen hatten ihre Spuren gezeigt. Vor allem aber auch in dem jungen Mann mit den hellblauen Augen. Es war wohl nicht verwunderlich, dass Calista und er zueinander gefunden hatten und er als Ritter im Dienste des Hauses stand. Noch immer war sie Prinzessin von Lazulis, allerdings stand im Raum das bald zu ändern, was Zael ein wenig Gedanken machte. Er wusste nicht ob er bereit dafür war diesen Weg mit ihr zu gehen. Zumal sein Herz noch immer teilweise etwas anderes zu sagen hatte als er selbst gerne gewollt hätte. Er liebte sie zwar… zumindest glaubte er das – aber wenn sie Königin werden sollte, würde sie heiraten müssen. Und dann würde die Wahl automatisch auf ihn fallen, was an und für sich auch nicht weiter schlimm war. Doch Zael fühlte sich einfach überfordert, weshalb er oftmals aus dem Palast verschwand und hin und wieder einfach sich in der Stadt umhorchte ob es etwas zu tun gab. Obwohl auch die Anderen der Gruppe zu Rittern ernannt worden waren, sah der ehemalige Anführer sie eher nur selten. Meistens nur dann wenn er des Abends einen Abstecher in die Taverne machte. Nicht um zu trinken, aber hier trafen sie sich noch immer und das hatte auch wenigstens seine Tradition beibehalten. Auch wenn es seit dem damaligen Kampf nicht mehr ganz so ausgelassen war. Und eben weil seine Gedanken sich wieder in einer Tour nur drehten, hatte der Hellhaarige beschlossen wieder dorthin zu gehen, nur um ein wenig sich von eben jenen Überlegungen loseisen zu können. Mit einem Klingeln verkündete die Glocke an der Eingangstüre, dass ein neuer Besucher das Gasthaus betreten hatte und die Blicke der Anwesenden richteten sich auf die Tür als Zael durch diese trat. Sein Blick wanderte für einen Augenblick umher und suchte die Umgebung ab, bis er dann auch schon Syrenne entdeckte – wie immer an einem Tisch mit einem Bierkrug sitzend. Ihr Gesicht wirkte müde und sie lächelte nur leicht während der Blauäugige weiter in den Raum schritt. „Zael.. schön dich zu sehen. Willst du nicht auch mit uns einen trinken?“ fragte sie und hob kurz den Krug an bevor sie dann einen Schluck davon nahm. Sie war damals einer der Ersten gewesen, die in diese Gruppe hinzugekommen waren. Seit Dagrans Tod war sie sehr viel ruhiger geworden, was ihn manchmal ein wenig verunsicherte, denn sie sah meistens nur noch müde und erschöpft aus. Vielleicht hatte dieser Verlust auch an ihr mehr gezehrt als er es erst für möglich gehalten hatte. „Lieber nicht. Wo sind die Anderen?“ fragte er dann und blieb neben ihrem Tisch stehen. Die Rothaarige machte mit dem Kopf eine Geste zur Theke wo Lowell stand und mal wieder mit einer hübschen Dame flirtete. Ja, manche Dinge änderten sich aber vielleicht auch niemals. Yurick saß am Ende des Raumes in einer Sitzecke und beobachtete alle aus dem einen grauen Auge, wo das Andere doch von der Augenklappe verborgen wurde. Ihm gefiel diese Sauferei also immer noch nicht und er schien auch nicht sehr begeistert davon. Mirania hatte er nirgends entdecken können. Die Schwarzhaarige schien wohl entweder nicht da zu sein oder hatte sich schon schlafen gelegt. „Wo ist Mirania?“ wollte er dann wissen und setzte sich mit zu der jungen Frau, die gerade dabei ihre Finger durch die roten Locken wandern zu lassen. „Ich weiß nicht… hab sie seit ner Zeit lang nicht mehr gesehen. Hat wohl viel um die Ohren.“ Zuckte sie dann auch schon mit den Schultern. Ein Nicken Zaels folgte und nicht viel später fand sich auch der Silberhaarige bei ihnen ein. Interessant, dass er ihn mal nicht extra hatte herholen müssen. Aber wie schon gesagt: manche Dinge änderten sich wohl nie. „Das du dich hier mal wieder blicken lässt.“ Kam es dann auch schon von diesem, bevor er die Arme verschränkte und der Angesprochene musste sich kurz ein wenig durch die hellbraunen Haare fahren. Die Federn in den Haaren gaben kurz ein leises Geräusch von sich als sie aneinander schliffen. „Es ist viel zu tun im Moment. Außerdem muss ich auch Calista unterstützen.“ „Musst du nicht eher was anderes…?“ fragte Syrenne mit einem bedeutenden Grinsen auf den Lippen und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Zael hatte anscheinend schnell verstanden, denn eine leichte Röte bildete sich auf seinen Wangen aus. „Nicht so!“ „Natürlich.“ „Syrenne!“ Ein leises Lachen folgte von ihr und sie klopfte ihm kurz auf die Schulter. „Ich will dich doch nur aufziehen. Wie läuft’s bei euch? Ich hab gehört sie soll bald zur Königin ernannt werden.“ Welche unausgesprochene Schlussfolgerung die Rothaarige dabei allerdings zog, gefiel dem ehemaligen Söldner so gar nicht. Eigentlich war er auch hergekommen um sich von diesen Gedanken abzulenken und nicht darüber noch extra sprechen zu müssen. Also hüllte er sich in Schweigen und schien beinahe die Lippen ernst aufeinander zu pressen, bis sie fast nur noch eine Linie zu bilden schienen. „Okayyy… wenn du nicht darüber reden willst, auch gut.“ fügte Syrenne nur hinzu und nahm erneut einen Schluck von dem Krug. Yurick hatte unterdessen die ganze Szenerie nur beobachtet. Wie immer. Er war schon immer meistens nur der stille Beobachter und gab nur selten Kommentare zu dem Ganzen, wenn es denn sein musste. Meistens war es aber auch gar nicht nötig, dass er auch noch seinen Senf dazu abgab. Wie dem auch sei… heute schien wohl wirklich ein Tag zum Feiern, denn nur ein paar Minuten später tauchte auch schon der großgewachsene Blondschopf an ihrem Tisch auf und stellte seinen Bierkrug auf dem massiven Holz ab, bevor er sich auf einen weiteren Holzsschemel niederließ. „Ich hab gute Neuigkeiten!“ verkündete er und Schweigen bildete sich um die derzeitig anwesenden Personen. „Guckt nicht so!“ fügte er dann hinzu und nahm einen Schluck von dem alkoholischen Getränk. „Um eins mal klarzustellen, Lowell. Wenn du gute Neuigkeiten hast… sind sie meistens nur im ersten Moment positiv und stellen sich dann mal wieder als echtes Problem heraus.“ Ergriff dann Yurick wieder das Wort und musterte ihn aus dem einen Auge, das nicht von der Augenklappe verborgen war. „Nein nein! Dieses Mal ist es wirklich gut. Und zwar habe ich uns einen neuen Auftrag besorgen können. Dann kriegen wir mal wieder was zu tun.“ Erklärte der Ältere dann und zuckte mit den Schultern, bevor er in die Runde blickte. Nun gut… der silberhaarige Magier hatte nicht ganz Unrecht. Meistens waren Lowells Ideen und Aufträge nicht ganz ungefährlich und oftmals kamen sie gerade dann in echte Schwierigkeiten. Was das anbelangte hatte er dafür wohl ein sehr glückliches Händchen. Andererseits mussten sie dem Blondhaarigen zustimmen… sie hatten schon recht lange nichts mehr zu tun gehabt und als Ritter die ganze Zeit nur im Palast herumzugurken und sich zu langweilen… dafür war einfach keiner ihrer ehemaligen Truppe geschaffen. „Um was geht’s denn?“ wollte Zael wissen und verschränkte die Arme auf dem Tisch. Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Größeren und er beugte sich vielsagend zu den Anderen, damit nicht jeder in der Taverne alles mit anhören würde. „Also pass auf. Ein paar Stunden von hier entfernt, gibt es ein Dorf das unberührt vom Krieg geblieben ist. Andererseits wird es aber grade oft von irgendwelchen Monstern heimgesucht. Warum auch immer. Ich würde vorschlagen als Ritter von Lazulis sollten wir uns das mal ansehen.“ „Erinnert mich eher an die Arbeit als Söldner.“ Platzte Syrenne dann sofort raus und ihr Blick verfinsterte sich ein wenig. Aber wie schon gesagt… die Langeweile trieb sie nun mal irgendwie auch dazu an, dass dies hier nach einer wirklich guten Chance roch auch mal als Ritter endlich aktiver zu werden. „Was meinst du dazu, Zael? Du gibst hier die Befehle. Sollen wir uns das mal ansehen?“ Eben Angesprochener wirkte nachdenklich, aber nicht unbedingt abgeneigt. Es wäre auch eine Chance, dass er sich ein wenig ablenken konnte… „Wahrscheinlich werden wir zwar wieder in irgendeine Schwierigkeit geraten und wieder mal fast zu Tode kommen – so wie immer bei deinen Ideen – aber warum nicht. Ihr habt alle oft genug über Langeweile geklagt.“ Schweigen breitete sich in der Runde aus, bevor sie dann auch schon in leises Gelächter verfielen. „Was?“ Die Rothaarige strich sich ein paar Locken aus dem Gesicht und Yurick musste dieses kurz in seinen Händen vergraben weil man ihn wohl doch noch hätte grinsen sehen. Der Älteste von Ihnen machte sich da gar nichts draus und strahlte ihn fast schon an. „Du müsstest dich mal reden hören. Manchmal bist du eine perfekte Kopie von ihm.“ Das ließ den Hellhaarigen für einen Augenblick rot anlaufen und er war nahe dran Lowell dafür auf den Tisch zu knallen. Aber er beließ es dabei und seufzte nur leicht. „Wie dem auch sei. Macht nicht zu lange, wir machen uns morgen nach Sonnenaufgang auf den Weg.“ Damit verabschiedete er sich von ihnen und verließ das Gasthaus relativ zügig. Syrenne sah ihm einen Moment nach, bevor sie dem Blonden gegen den Arm boxte. „Hey! Was sollte das denn jetzt!?“ „Musste das sein? Das war nicht sehr taktvoll.“ „Als wenn du was von ‚taktvoll‘ verstehen würdest.“ Der Abend und auch die Nacht vergingen schnell nachdem Zael und alle anderen nach und nach sich wieder zur Ruhe legten. Die meiste Zeit der Nacht konnte der Blauäugige nicht mal schlafen, da seine Gedanken einfach die ganze Zeit umher wanderten. Zum größten Teil hingen sie jedoch bei Dagran und ihrer Zeit, die sie damals verbracht hatten. Ob er überhaupt irgendwann mal nachvollziehen können würde was in diesem vorgegangen war? Nun ja… fragen konnte er ihn nun auch nicht mehr. Also musste er leider damit so zurechtkommen. Am nächsten Morgen war er schon ziemlich früh auf und nachdem er zusammen mit Calista gegessen hatte, hatte er ihr erst mal beibringen müssen, dass er sich mit den Anderen nochmal auf den Weg machen würde. Eben jene Prinzessin schien nicht gerade begeistert von dieser Nachricht, doch sie wäre wohl die Letzte die etwas dagegen sagte. Deshalb ließ sie ihn ziehen und zusammen mit den restlichen Verbliebenen der ehemaligen Truppe machte er sich auf den Weg gen Norden. Etwas entfernt von der Insel Lazulis gab es ein etwas größeres Festland. Hier hatte der Krieg nur in seinen Auswirkungen getobt, weshalb es ihnen erschien als wenn hier gar nichts passiert wäre. Schon bei ihrer Ankunft hatten sie eine kleinere Stadt entdeckt, die sich direkt an der Küste befand. Sie hielten es jedoch für besser nicht gleich dort aufzulaufen. Wer wusste wie die Bewohner wohl auf irgendwelche Ritter – oder vermeintliche Söldner – reagierten? Ihr Weg führte sie durch ein paar Höhlenformationen, vorbei an den verschiedensten Geschöpfen die hier ihr Zuhause anscheinend gefunden hatten. Der Ritter mit den hellblauen Augen hatte nicht Unrecht gehabt, denn immer wieder wurden sie von den Kreaturen in dieser Gegend angegriffen, wobei auch Mirania nicht sagen konnte was genau diese denn so aggressiv machte. Normalerweise würden die Bewohner der Wälder und Berge nicht mal halbwegs irgendwo in die Intention kommen Menschen anzugreifen. Es musste also irgendeinen besonderen Grund haben, den Zael bisher noch nicht erfasst hatte. Am frühen Abend stellten sie allerdings fest, dass sich ihre Rationen von Lebensmitteln dem Ende neigten. Nicht zuletzt wirkten Yurick und Syrenne erschöpft, da sie es wohl gar nicht mehr so gewohnt waren so viel kämpfen zu müssen. Es wäre wohl also besser wenn sie zurück gingen und sich in der Stadt, die sie vorhin entdeckt hatten, noch ein wenig ausruhen würden. Zumindest schienen die Menschen schon mal nicht negativ auf sie zu reagieren als sie durch das Stadttor traten. „Ich denke ich seh mich um ob ich jemanden finde, der sich mit Waffen auskennt.“ Warf Zael ein und ließ die Hand kurz auf dem Heft seines Schwertes ruhen. Durch den Kampf hatte die Klinge einige nicht zu verachtende Kerben bekommen. Um zu verhindern dass es doch noch irgendwann brechen würde, sollte er wohl endlich zu einem Händler gehen oder bei einem Schmied vorbei schauen. „Dann begleite ich dich.“ Antwortete Yurick und trat dann zu ihrem jetzigen Anführer, während die Rothaarige sich kurz ein wenig streckte. „Tja dann gehen wir uns mal nach einem Gasthaus umsehen. Und ich will was trinken!“ fügte sie dann schon mit an und ignorierte den vollkommen unnötigen Kommentar seitens des Blonden als sie von dannen zogen. Mirania hatte sich diesen angeschlossen, so dass Zael und der Silberhaarige zuletzt noch auf der Straße fanden. „Schon eine Idee wo wir einen finden?“ kam es von diesem als sie sich in Bewegung setzten. „Wir werden uns wohl durchfragen müssen.“ Gesagt. Getan. Die Stadt war nicht gerade unbedingt klein, zwar nicht so groß wie Lazulis, aber sie hatte ihre eigene kleine Größe, Als sie an einem Marktplatz angekommen waren, hatten sie aus diesem Grund wenigstens die Möglichkeit jemanden nach dem Weg zu fragen. Sie wurden tatsächlich auf einen Schmied hingewiesen, der seine Arbeit hier mehr als gut machte. Dann hatten sie damit wohl auch schon ihr Ziel gefunden. „Warum bist du eigentlich mitgekommen, Yurick? Dein Dolch sieht nicht gerade beschädigt aus.“ Eine berechtigte Frage, denn alles in allem kämpfte eben jener Silberhaariger auch mehr mit Magie als das er sich auf einen Nahkampf mit Waffen einlassen würde. Eben jener Magier zog nur eine Augenbraue nach oben und seufzte dann schon fast theatralisch auf. „Und mir ihr Gerede antun, wenn sie besoffen sind?“ Nein lieber nicht. Das erklärte sich schon fast von selbst und selbst Zael konnte es mehr als nur nachvollziehen. Es reichte außerdem vollkommen wenn einer auf die beiden Trunkenbolde aufpasste und Mirania war ja auch noch bei ihnen. Da wäre es also wahrscheinlich gar nicht mal so schlecht, wenn der Jüngere einfach ihn begleiten würde und damit für sich selbst den wohl angenehmeren Teil des heutigen Tages vorziehen würde. Außerdem war ihr jetziger Anführer dann auch nicht so alleine und musste nicht in der Stadt herum irren. Zu was das führen konnte, hatten sie ja vor einigen Jahren in Lazulis gesehen als er dann auch schon auf Calista gestoßen war. Sie waren auch nicht wirklich lange unterwegs, bis sie das Haus erreichten zu dem man sie geschickt hatte. Es war ein recht unscheinbares Backsteingebäude und im ersten Moment war sich der ehemalige Söldner nicht ganz sicher ob sie richtig waren. Also war es wohl am besten wenn sie erst mal einen Blick riskieren würden um herauszufinden ob man ihnen hier wirklich weiterhelfen konnte. Die hellblauen Augen sahen sich gespannt um als sie die Tür hinter sich schlossen. „Jemand da?“ fragte er in die Stille hinein. „Scheint ausgeflogen zu sein, was?“ warf der etwas Kleinere dann nur ein, der aber sofort wieder zum Schweigen gebracht wurde von Zael. Dieser war der Meinung Schritte von einer Treppe aus hören zu können, während er den Blick kurz schweifen ließ. Ein Schwert mit einem recht aufwendigen Schliff hing da an der Wand. Aus einem reinen Reflex heraus wanderte seine Hand zu dem Schmuckschwert, das immer an seinem Gürtel hing. „Tut mir Leid, dass ihr warten musstet.“ Als Zael diese Stimme hörte, zuckt er fast automatisch erschrocken zusammen und wandte sich um. Yurick sah aus wie zur Salzsäure erstarrt. Erst als die Augen des Hellhaarigen sich in die Richtung begaben aus der die Stimme gekommen war, verstand er langsam warum dieser so reagiert hatte. Der Mann, der da gerade vor ihnen stand, dürfte gar nicht hier sein! „Dagran…?“ fragte er beinahe schon ungläubig in die Stille hinein und der Angesprochene musterte sie argwöhnisch. „Ja..? Kenn ich-“ begann er und wurde dann auch schon von dem Blauäugigen am Weitersprechen gehindert als dieser ihn umarmte und ihn damit überrumpelte. „Dagran! Du lebst!“ Der Jüngere löste sich ein Stück von ihm. „Ich bin so froh! Wir dachten du wärst tot.“ Fuhr er fort und ignorierte den Magier, der sich erst mal wieder fassen musste. In der Zwischenzeit ließ er den Blick über den Schwarzhaarigen wandern. Es war so lange her und trotzdem hatte er sich äußerlich kaum verändert. Er trug noch immer die Musterung in den Haaren und auch die Feder hatte weiter ihren angestammten Platz. Das Einzige was er auf Anhieb erkennen konnte, war das sich ein paar Schatten unter seinen Augen gebildet hatten. Auch die strahlenden fast goldenen Augen wirkten müde und erschöpft. Doch der Jüngere hatte dann auch nicht genug Zeit um ihn noch mehr zu mustern, da ihn der Andere auch schon bestimmt von sich schob. „Moment… kann es sein, dass du mich irgendwie verwechselst?“ Die Augen des Schwarzhaarigen musterten ihn mit einer Spur von Unverständnis und Ungläubigkeit. Ein schwaches, fast schon unsicheres Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Jüngeren. „Du ist ein Scherz richtig? Als wenn du mich nicht erkennen würdest.“ Stille breitete sich zwischen ihnen aus und ein wenig hilfesuchend sah er zu dem Silberhaarigen, der die Arme verschränkt hatte und Dagran ebenso ungläubig ansah. „… Das ist kein Witz…“ stellte er dann zu sich fest und seine hellblauen Augen zeigten eine Spur von Verzweiflung. Eben jener Angesprochene wusste nicht wirklich etwas damit anzufangen und wurde dann auf den Begleiter des Jungen aufmerksam, der ihn eben umarmt hatte. „Er scheint sich wohl nicht zu erinnern.“ kam es von Yurick, der näher zu den Beiden trat. „Wäre es zu viel verlangt mir erst mal zu erklären, wovon ihr zum Teufel redet?“ verlangte Dagran zu wissen und gab ein leises Knurren von sich. Das Ganze gefiel ihm hier gar nicht. Zumal diese beiden Typen so taten als wenn sie ihn zu kennen schienen, wobei diese ihm nicht bekannt vorkamen. Der scheinbare Ritter, er schätzte anhand seiner Kleidung diesen als so einen ein, wandte sich kurz seinem Begleiter zu und dann wieder an ihn. „Kannst du dich wirklich nicht mehr an uns erinnern? Ich bins. Zael? Wir kennen uns seit du mich von der Straße geholt hattest.“ erklärte er und sah den noch immer irritierten Ausdruck in den goldfarbenen Augen. Dagran selbst forschte für einen Augenblick in seinen Gedanken, aber er konnte sich nicht dran erinnern, dass er jemanden wie diesen Jungen hier vor ihm kannte. Auch der Silberhaarige löste nichts dergleichen in ihm aus. Zael hatte noch eine weitere Idee und langte an seinen Gürtel um das Schmuckschwert zu lösen und es dem Schwarzhaarigen zu reichen. „Hier. Wir haben als Söldner unser Geld verdient. Vielleicht hilft dir ja das hier auf die Sprünge.“ Wieder verengten sich die Augen Dagrans und er nahm das Schwert in der ledernen Hülle entgegen, wobei sich wieder Argwohn in seinen Augen widerspiegelte. Schweigend zog er das verzierte Schwert aus seiner Hülle und begutachtete dieses eingehend. Es war vom Schliff und von der Verzierung her fast identisch mit dem, was er an der Wand hängen hatte hinter dem Tresen. Aber das musste noch nichts zu bedeuten haben, seiner Meinung nach. Was ihn wirklich stutzig machte, war eigentlich nicht die Tatsache, dass diese Personen jetzt auf einmal hier behaupteten ihn zu kennen. Es war einfach nur merkwürdig… Dagran erinnerte sich das er vor drei oder vier Jahren hier mit schweren Verletzungen an der Küste gelandet war. Irgendjemand aus der Stadt hatte ihn gefunden und aufgelesen. Sich um seine Wunden gekümmert. Alles was er bei sich hatte war dieses Schwert, seine Klamotten und sein Name. An mehr hatte er sich nicht erinnern können. In der Hoffnung vielleicht irgendwann wieder zu erfahren, wer er war, hatte er angeboten sich für die Gastfreundschaft zu revanchieren und angefangen sich hier für Reisende oder aber auch Wachen in der Stadt darum zu kümmern Waffen und Ausrüstung zu reparieren. Doch noch war er sich nicht wirklich sicher ob er diesen Beiden hier so einfach trauen konnte. Mit einem Seufzen steckte er das Schwert zurück in die Scheide und reichte es dem Anderen zurück. „Ein schönes Stück. Aber ungeeignet zum Kämpfen. Ich hab selbst eins von der Sorte.“ Erwiderte er dann nur und entfernte sich etwas von ihnen, als er zwei weitere Schwerter aus einer Halterung nahm und diese auf dem Tresen ablegte. „Aber das heißt noch lange nicht, dass ihr Recht habt.“ Dieses Mal war es jedoch der Magier, der einen Schritt vortrat und dann seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. „Kannst du dich an irgendwas vor dieser Stadt hier erinnern? Kindheit? Teenagerjahre? Irgendwas was du vorher gemacht hast?“ Er stützte die Hände auf dem alten Holz ab und beobachtete ihn mit einem eindringlichen Blick, der dem Älteren beinahe schon einen kurzen Moment verunsicherte. Dennoch schwieg er sich aus. „Ich schätze das mal als Nein.“ Er ließ den Kopf kurz hängen und zog sich wieder zurück, mit einer Hand durch die silbernen Haare streichend. „Was hast du also zu verlieren, wenn du dich sowieso nicht erinnern kannst?“ Damit traf er eigentlich genau den richtigen Punkt, denn eigentlich hatte dieser Kerl ja Recht. Er hatte nichts zu verlieren. Dagran hatte keine Erinnerungen mehr an früher und er wollte doch eigentlich sowieso herausfinden was passiert war. Dann wäre es doch sicher auch nicht die Welt wenn er darüber nachdenken würde. Dennoch fuhr sich der Ältere unschlüssig durch die schwarzen Haare und ließ sie dann im Nacken liegen. „Hört mal. Ihr könnt nicht einfach hier rein stiefeln und denken, dass ihr jemandes Leben - den ihr vermeintlich zu kennen scheint - derart auf den Kopf zu stellt.“ „Stell dich der Vergangenheit, Dagran!“ „Yurick!“ herrschte Zael ihn an und mit einem verärgerten Geräusch drehte sich dieser weg um zu gehen. Ein bisschen Verärgerung und eine Schimmer von Misstrauen zeigte sich auch in dem braungebrannten Gesicht, welcher dann auch nur leicht den Kopf schüttelte. Der Hellhaarige wollte sich und auch seinem früheren besten Freund das nicht antun, dass diese Situation nun einem Streit ausarten würde. Das würde einfach auf Dauer nichts bringen. Er hatte mittlerweile sein Schwert wieder an seinem Gürtel befestigt und warf dem jungen Mann mit der Augenklappe nur einen warnenden Blick zu als der den Raum verließ und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. „Tut mir Leid. Ich wusste nicht…“ begann er, doch ließ er dann nur seufzend den Blick sinken. „Hör zu. Wir werden die Nacht im Gasthaus hier in der Stadt verbringen. Bis zum Morgengrauen. Wenn du … naja wenn du interessiert bist dich wieder zu erinnern, kannst du ja dorthin kommen. Falls nicht… dann werden wir dich auch nicht weiter belästigen.“ Noch immer kam keine Antwort seitens des Schmiedes, da dieser bereits den Gedanken in seinem Kopf drehte und wendete. Aber er war sich nicht sicher ob er wirklich dieser Aufforderung nachkommen würde. Zumal diese Typen wirklich seltsam waren. Doch Zael drehte sich nur um und verließ das Haus wieder. Seine Hoffnung bestand noch darin, dass er sich nicht geirrt hatte. Aber es war eindeutig sein langjähriger Freund und Kamerad gewesen, da war er sich ziemlich sicher. Auch wenn er geglaubt hatte, dass dieser damals gestorben sein musste. Wie lange war er dann wohl schon hier? Und was hatte ihn denn seine Erinnerung überhaupt verlieren lassen? Oder war es vielleicht eine Nebenwirkung der Kräfte des Fremden. Apropos… er hatte das Zeichen gar nicht mehr auf seinem Handrücken gesehen… vielleicht sollte er sich das nochmal genauer anschauen, wenn er denn die Möglichkeit nochmal dazu haben würde. Außerdem war dann auch noch die andere Frage, ob der Rest der Gruppe diesem denn überhaupt verzeihen können würden. Er selbst hatte es schon vor langer Zeit getan… aber wer wusste schon wie es bei den Anderen aussah? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)