Green Eyes von Kajia ================================================================================ Kapitel 11: Krieg ----------------- Thor´s POV: „NEIN! LOKI!“ Der verzweifelte Schrei, der durch die goldene Kuppel des Bifröst hallte, war so laut, dass er in meinen Ohren schallte, wie der verzweifelte Ruf eines zum Tode Verdammten. Dann erst bemerkte ich, dass der Schrei von mir selbst stammte und sich in ein hilfloses Schluchzen verwandelte. Hogun und Fandral hielten mich immer noch an den Armen fest, während ich auf Knien beobachtete, wie die Metallkuppel sich immer langsamer drehte, bis sie schließlich still stand. Ich spürte meine Freunde hinter mir, ich hörte wie sie auf mich einredeten, doch ihre Worte konnte ich nicht verstehen. Sif hatte sich vor mir ebenfalls auf die Knie sinken lassen und hielt mein Gesicht umklammert. Sie redete auf mich ein und ich sah Tränen in ihren hellen Augen schimmern, doch nichts davon berührte mich. Ich hatte das Gefühl, als würde mein Herz stillstehen. Noch immer sah ich Loki´s zusammen gesunkene Gestalt im Nebel verschwinden, ein undeutliches Lächeln auf den blassen Lippen. Der Schmerz, der mich anhand dieser Erinnerungen übermannte brannte tief in meiner Brust und ich spürte nur undeutlich eine große, warme Hand auf meiner Schulter. Als ich den Kopf umwandte sah ich Heimdall neben mir knien. Sein langes Schwert steckte noch immer im Energieschacht und seine undefinierbaren, bernsteinfarbenen Augen hatten zum ersten Mal einen traurigen Schimmer in ihnen. „Verzweifelt noch nicht, junger Prinz. Noch ist nicht alles verloren. Euer Bruder ist stark.“ Diese Worte gaben mir Hoffnung. Hieß es nicht, dass Heimdall alle Welten beobachten konnte! „Siehst du ihn, Heimdall? Kannst du Loki sehen?“, fragte ich und hätte ihn am liebsten am Kragen gepackt, doch Sif hielt mich zurück. „Sehen kann ich ihn zur Zeit nicht, doch ich habe auch nicht das Gefühl, dass er tot ist. Glaubt mir ich würde es spüren. Und wenn ihr in Euer Innerstes lauscht, Thor, dann werdet auch Ihr wissen, dass Loki noch lebt.“ Ich nahm mir seinen Ratschlag zu Herzen und lauschte in mich, während meine Freunde gespannt den Atem anhielten. Es gab viele Gerüchte und Legenden zu Seelenverbundenheit, doch noch Niemandem war es gelungen dies zu beweisen. Doch als ich an Loki dachte, spürte ich eine leichte Wärme in meinem Herzen, als würde eine fremde Energie in mir leben und ich wusste unwillkürlich, dass diese Energie Loki gehörte. Als ich die Augen wieder aufschlug, sahen mich meine Freunde gespannt an und ich sagte: „Er lebt. Ich spüre es. Doch wir dürfen keine Zeit verlieren. Wir müssen meinen Vater benachrichtigen.“ Der Ritt zum Palast dauerte, meiner Meinung nach, viel zu lange und als wir endlich Odin´s goldene Hallen betraten herrschte dort ein reges Treiben. Soldaten kreuzten in großen Gruppen unseren Weg und ich sah auch den ein oder anderen hohen Offizier auf dem Weg zum Thronsaal. Auch in diesem herrschte Hochbetrieb. Mein Vater stand in seiner goldenen Rüstung vor einem wuchtigen Tisch, auf dem eine riesige Karte ausgebreitet war und diskutierte heftig mit Jodan, seinem ersten General. Als er uns allerdings entdeckte unterbrach er den grauhaarigen Hünen und auch alle anderen Anwesenden wurden sofort totenstill. „Thor, was ist passiert?“, fragte Odin mit ernster Miene, bevor er sich besorgt umsah: „Und wo ist Loki?“ Ich senkte den Kopf, bevor ich die Schultern straffte und antwortete: „Wir wurden verraten, Vater. Dareos… er hatte von Anfang an vor uns anzugreifen. Er vergiftete Loki und wir konnten nur entkommen, weil mein Bruder… weil er zurück blieb um uns zu decken. Er ist immer noch in Nornheim und wir müssen uns beeilen. Wir müssen ihn retten!“ Alle Soldaten in dem Saal sahen betroffen zu Boden und Odin kam um den Tisch herum, um mir eine Hand auf die Schulter zu legen. „Bist du dir sicher, dass dein Bruder noch lebt?“, fragte er und ich blickte entschlossen zu ihm auf. „Ja, Vater! Ich bin mir ganz sicher, dass er noch lebt.“ Daraufhin drehte sich Odin wieder zu seinen Soldaten und rief: „Ab sofort befinden wir uns im Krieg mit Nornheim. Dareos hat meine Söhne angegriffen und ich werde nicht zulassen, dass Loki etwas passiert. Blast zum Appell.“ Einen kurzen Moment herrschte Hektik in dem großen Saal, aber innerhalb von wenigen Minuten waren alle aus dem Raum verschwunden und Vater drehte sich wieder zu mir um. Sein Blick war todernst und ich wusste, dass er mir nun einen Kriegsbefehl erteilen würde. „Du sammelst ebenfalls deine Truppe und bringst sie zum Appell. Ich werde sie General Jodan unterstellen. Du wirst auf alles hören was er sagt und wenn es dir nicht gefällt. Hast du mich verstanden?“, fragte er und ich nickte schnell. „Wegtreten!“, sagte er und in Windeseile verließ ich mit meinen Freunden den Thronsaal. „Ihr werdet alle zusammenrufen und zum Exerzierplatz bringen. Wir treffen uns dann dort. Ich muss noch etwas holen.“ Mit diesen Worten ließ ich drei verblüffte junge Männer und eine protestierende Sif zurück und eilte in Richtung der Gemächer meines Bruders. Dort angelangt stieß ich die Tür auf und bat Loki innerlich um Verzeihung, dass ich einfach so sein Zimmer ohne seine Erlaubnis betrat. Doch ich brauchte dringend etwas aus diesem Raum. Einen Moment sah ich mich unschlüssig in dem ordentlichen Zimmer um. Es war nicht viel größer als meines, doch durch die herrschende Ordnung und Sauberkeit wirkte es wesentlich imposanter. Ich schaute mich immer noch um, bis mein Blick plötzlich auf einer mittelgroßen Schatulle auf dem Nachtisch hängen blieb. Es war eine, mit feinen Intarsien verzierte, Holzkiste und als ich sie öffnete blitzten mir ein Dutzend feiner, schlanker Silberdolche entgegen. Sie waren perfekt gearbeitet und extra für Loki angefertigt worden. Ich hatte noch zu gut sein wütendes und enttäuschtes Gesicht vor Augen, als Vater ihm die Dolche zum vierzehnten Geburtstag geschenkt hatte. Er hatte auf ein Schwert oder einen Bogen gehofft, doch Vater hatte nur gütig gelächelt und gemeint, dass ein Schwert nichts für Loki wäre und ein Bogen ihn nur einschränken würde. Mittlerweile wusste jeder in Asgard, dass die Dolche absolut perfekt für Loki waren und niemand wagte es seine Kampfkunst in Frage zu stellen, auch wenn er sich trotzdem lieber auf Strategie und Taktik, als auf reine Körperkraft verließ. Diese Gedanken versetzten mir einen Stich im Herzen und mit einer schnellen Bewegung nahm ich alle Dolche an mich und verschloss die leere Kiste wieder. „Mach dir keine Sorgen, kleiner Bruder. Ich werde dich da rausholen!“, flüsterte ich in den leeren Raum, bevor ich auf dem Absatz kehrt machte und zum Exerzierplatz eilte. Auf dem Exerzierplatz hatten sich mittlerweile sämtliche Abteilungen des Heeres versammelt und warteten nun auf meinen Vater. Ich spürte mitleidige Blicke auf mir ruhen, doch ich hatte nicht vor mich von ihnen runterziehen zu lassen. Ich wusste, dass mein Bruder noch lebte und ich würde ihn retten. Koste es was es wolle! In diesem Moment trat mein Vater vor das Heer und alle nahmen Haltung an. Odin´s starrer Blick glitt über seine Männer und er rief: „Dies ist keine Übung und auch kein Scherz. Nornheim hat einen unverzeihlichen Fehler begangen und uns mit der Entführung meines Sohnes den Krieg erklärt. Und Asgard wird antworten.“ Damit schwang er sich auf Sleipnir und preschte an der Spitze seiner Armee auf den Bifröst zu. Auch wir sprangen schnell auf unsere Pferde und folgten Jodan, der dicht hinter meinem Vater ritt. Die Regenbogenbrücke aktivierte sich schon, als wir noch auf dem Weg zur Kuppel waren und zum ersten Mal wurde ich mitsamt eines Pferdes in die Weiten Yggdrasils geschleudert. Als ich auf der anderen Seite wieder auftauchte, hörte ich schon die ersten Kampfgeräusche und musste mich sofort mit einem Krieger Nornheims auseinandersetzen, doch ich zögerte keine Minute. Loki war irgendwo in der Stadt und ich würde unter allen Umständen zu ihm kommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)