Green Eyes von Kajia ================================================================================ Kapitel 30: Sturz ----------------- Loki´s POV: Nachdem ich von der Erde zurück gekehrt war, nahm die Arbeit mich völlig in Anspruch. Die Situation um Laufey, meinen Vater, war nämlich anders, als ich es Thor erzählt hatte. Der König der Eisriesen war trotz Thor´s Verbannung auf einen Krieg aus und die unsere Armeen rüsteten sich bereits für den Kampf. Ich hatte alle Hände voll damit zutun, den Nachschub und die Truppen zu organisieren, doch eigentlich galten alle meine Gedanken nur Thor. Immer wieder sah ich sein lustverzerrtes Gesicht vor meinen Augen, oder Spürte seine Härte in mir, sodass es mir sehr schwer fiel, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Doch nicht nur meine lüsternen Gedanken bereiteten mir Schwierigkeiten! Auch Thor´s Freunde wurden immer misstrauischer. Sie glaubten, ich würde Thor nur auf der Erde lassen, weil ich den Thron für mich wollte und ich spürte, dass ich mit jedem Tag ihr Vertrauen verlor. Auch Heimdall schien nicht mehr auf meiner Seite zu stehen, denn der Hüter der Brücke ahnte bereits, dass ich einen anderen Weg gefunden hatte, die neun Welten zu besuchen. Immer wieder wurde ich von Wachen beobachtet, die Heimdall treu ergeben waren und ich wusste, dass ich die geheimen Pfade nicht mehr lange verstecken konnte. Aus diesem Grund begann ich auch mit den Vorbereitungen für meine „Flucht“. Ich wollte Asgard vor diesem Krieg bewahren, ich wollte Thor wieder zu Hause wissen und ich wollte endlich wieder frei sein. Doch mir war bewusst, dass ich das alles nicht bekommen würde, wenn ich hier verweilen würde. Ich begann zu planen. Schmiedete Intrigen und zog mein gesamtes Repertoire an Gaunereien, die ich über die Jahre entwickelt hatte. Immer wieder verließ ich Asgard, streute Brotkrumen für Heimdall´s Wächter und dann kam der Tag, an dem ich Thor wieder in die Welt der Unsterblichen holen musste. Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen, als ich erwachte. Meine Glieder waren taub und eine unbekannte Übelkeit hatte von mir Besitz ergriffen. Heute war der Tag, an dem ich mein Leben zerstören würde, um Thor´s und das aller Asen zu retten. Der Plan war ebenso einfach, wie genial. Einfach typisch ich! Ich hatte mich mit Laufey getroffen und ihm das Blaue vom Himmel heruntergelogen, wie sehr ich Odin und alle Asen hasste, dass ich nur den Thron wollte und das ich jemanden brauchte, der meinen Vorgänger ermordete. Laufey war ganz begeistert von der Idee, Odin zu töten und irgendwo, tief in meinem Inneren, verstand ich seinen Beweggrund. Odin hatte viele tausend Eisriesen abgeschlachtet, doch dadurch hatte er auch das Geschlecht der Menschen vor der völligen Vernichtung bewahrt, sodass mein Verständnis im selben Atemzug verschwand, in dem es aufgetaucht war. Nachdem Laufey meinem Plan, mit wenigen seiner Wachen nach Asgard zu kommen und Odin zu töten, zugestimmt hatte, war ich über den Bifröst zurück nach Asgard gereist. Wie erwartet hatte Heimdall mich misstrauisch beäugt und versuchte gleich herauszufinden, warum er mich in Jotunheim weder hören, noch sehen konnte. Mit einer Arroganz, die Thor´s früherem Auftreten alle Ehre machte, erinnerte ich ihn daran, wem er zur Treue verpflichtet war und als ich ihn verließ, konnte ich mir sicher sein, dass er meinen Plan genauso ausführen würde, wie ich es voraussah. Der nächste Schritt war, Thor´s Freunde dazu zu bringen, meinen Befehlen nicht mehr zu gehorchen und mit einigen wohl formulierten Sätzen hatte ich die Vier soweit, dass sie sich jeder meiner Anordnungen widersetzten. Doch der letzte und für mich schwerste Schritt stand heute bevor. Laut meinen Berechnungen, würden Sif, Volstagg, Hogun und Fandral heute die Reise nach Midgard antreten, um Thor zurück zu holen. Sie würden ihm meine Lüge bezüglich Odin´s Tod offenbaren und mit ihm nach Asgard zurückkehren, um mich zur Rede zu stellen. Und genau diese Konfrontation würde ich nutzen, um mich von Thor endgültig zu lösen. Der Gedanke an das Bevorstehende ließ meine Hände und mein immer weiter erkalten und mit traurigem Blick starrte ich in den azurblauen Himmel Asgards. Ich trug meine normale Kleidung, bestehend aus dem langen Ledermantel, dem grünen Waffenrock, der schwarzen Lederhose und den Stiefeln. In der rechten Hand hielt ich Odin´s Speer Gungnir. Die goldene Waffe wehrte sich schon geraume Zeit gegen meine Magie und ich wusste, dass ich ihn nicht mehr lange ruhig halten konnte. Und sobald der Speer mich abstieß, würden alle Asen wissen, dass ich nicht Odin´s Sohn war. Ein weiterer Grund heute fort zu gehen. Mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen beobachtete ich die wenigen Wolkenfetzen, die über Asgards Himmel zogen und erinnerte mich wehmütig an die Zeit, als ich mit Thor auf der Wiese im Palastgarten gelegen und die Wolken beobachtet hatte. Thor hatte damals wenig Geduld für derlei Tätigkeiten, doch er blieb trotzdem immer still liegen und lauschte den Geschichten, die ich mir zu den Wolken ausdachte. Es war selten gewesen und heute wünschte ich mir, mehr Zeit mit Thor verbracht zu haben. Ein greller Lichtblitz riss mich aus meinen Gedanken und mit einem schweren Seufzen legte ich den Blick meiner grünen Augen auf den Horizont. Heimdall hatte also die Vier nach Midgard geschickt und für mich wurde es nun an der Zeit, den letzten Teil meines Planes auszuführen. Mit schweren Schritten machte ich mich auf den Weg in den Thronsaal und als ich den großen Raum erreichte, schickte ich alle Wachen fort, bevor ich mich auf den Thron sinken ließ und mit Gungnir auf den Boden schlug. Der ganze Palast schien zu dröhnen, als sich die Pforte für den Destroyer öffnete und mit müder Stimme gab ich den Befehl: „Töte sie!“ Die riesige Maschine wusste, wen ich meinte und sprang durch eines der Tore, die ich im Vorfeld in der Waffenkammer installiert hatte. „Viel Glück, Bruder. Ich hoffe du kannst mir irgendwann vergeben.“, murmelte ich und beobachtete, wie der Destroyer auf Midgard landete. Eine ganze Garnison Menschen wartete auf seine Ankunft, doch die mickrigen Waffen der Sterblichen konnten einem Stahlriesen aus den Zwergenschmieden nicht einmal einen Kratzer verpassen. Wäre die Situation eine andere gewesen, hätten mich die lächerlichen Versuche vermutlich amüsiert, doch nun trauerte ich um jedes ausgelöschte Leben, dass der Destroyer verursachte. Mit langen Schritten ging er auf die kleine Stadt zu und zerstörte mit jedem zurückgelegten Meter die Häuser und Autos der Menschen. Viel zu früh entdeckte ich Sif und ihre Freunde, die scheinbar versuchten Thor Zeit zu erkaufen, doch die Maschine ließ sich auch von ihnen nicht aufhalten. Erst die Explosion eines kleinen Lokals und Volstagg´s Verletzung schickten auch meinen Adoptivbruder auf den Plan und mit einem grimmigen Gesichtsausdruck auf den sonst so freundlichen Zügen marschierte er direkt auf den Destroyer zu. „Ich weiß nicht, womit ich dich verärgert habe, Bruder, doch es tut mir Leid. Und ich bitte dich, lass es jetzt hier enden.“, sagte er und jedes seiner Worte schnitt mir ins Herz. „Vergib mir.“, erwiderte ich, obwohl er mich nicht hören konnte und dann rammte der Destroyer Thor mit seinem Arm zur Seite. Ich sah den blonden Hünen durch die Luft fliegen und als er auf der Erde aufkam, verfärbte sich seine Brust bereits blutrot. Meine Hände zitterten bei dem Anblick und ich musste mich in die Lehnen des Throns krallen, um nicht aufzuspringen und Thor zu helfen. Mit einem Stich der Eifersucht im Herzen sah ich, wie dieses Weibstück auf Thor zueilte und sich neben ihn kniete. Scheinbar glaubte sie ihn sterben zu sehen, denn ich konnte ihre Tränen erkennen, doch als sich dann plötzlich Blitze aus dem Himmel lösten und Thor einschlossen, gelang selbst mir ein kleines Lächeln. Mit Wehmut sah ich, wie Thor wieder seine Rüstung anlegte und Mjölnir sich endlich wieder in die Hand seines Meisters begab. Ab diesem Moment ließ ich den Destroyer allein. Ich wusste, dass Thor ihn vernichten würde, doch es wurde für mich an der Zeit, meinen Platz in der Nähe von Odin´s Gemächern einzunehmen. Laufey würde in wenigen Minuten hier sein und ich wollte sicher nicht, dass er Odin doch noch umbrachte. Und es dauerte wirklich nicht sehr lange, bis der Eisriese sich mit seinen Gefolgsmännern bis zu den Gemächern vorgekämpft hatte. Angewidert sah ich zu, wie er die beiden Wachen vor Odin´s Schlafgemach tötete und dann den Raum betrat. Ich hörte Frigga´s Schreie, doch erst, als ich mir sicher sein konnte, dass sich der Eisriese über Odin beugte, stürmte ich ins Zimmer. Mit wenigen gezielten Würfen tötete ich seine Wachen und zuletzt auch ihn. Meinen leiblichen Vater, der nun nicht mehr war, als eine Blutlache auf dem Boden. „Loki, du hast ihn gerettet.“, rief Frigga und stürmte auf mich zu. Fest nahm sie mich in ihre Arme und ich erwiderte die Umarmung, denn es sollte schließlich das letzte Mal sein, dass ich meine Mutter sah. „Willst du ihr nicht die Wahrheit erzählen, Loki!“, hörte ich da schon die Stimme Thor´s und ich löste mich von Frigga, die sofort auf ihren Ältesten zustürzte. Mit wenigen Worten erklärte er ihr, was ich getan hatte und ich verzog mein Gesicht zu einem hämischen Grinsen. Noch nie war es mir so schwer gefallen, wie in diesem Moment, meine Maske aufrecht zu halten, doch ich wusste, dass das Gelingen meines Planes nun ganz allein abhing. Kaum das Thor das letzte Wort ausgesprochen hatte, stürzte ich mich auf ihn und mit einem kräftigen Tritt beförderte ich ihn durch die Wand des Schlafgemaches. Ein kleiner Zauber danach und schon stand ich auf dem Bifröst. Ich wusste, dass Thor der Sturz aus dem Plastturm nichts ausmachen würde, weshalb ich meine Energie darauf verwendete, die Regenbogenbrücke zu öffnen. Wie erwartet hatten die Eisriesen Heimdall ausgeschaltet und so hatte ich freies Feld. Mit Gewalt rammte ich Gungnir in den Schacht und aktivierte den Energiestrahl, ohne ihn wirklich zu fokussieren, um ihn dann zu vereisen. So konnte sich der Strahl immer weiter aufladen und Thor würde nichts anderes übrig bleiben, als ihn zu zerstören. „Halte ein, Bruder!“, die Stimme Thor´s riss mich aus meinen Gedanken und mit einem irren Grinsen drehte ich mich um. „Wieso?“, fragte ich und legte all meinen Hohn in meine Stimme: „Das ist es doch was du immer wolltest. Das Jotunheim endgültig zerstört wird.“ Thor schüttelte den Kopf und hob leicht Mjölnir an. „Das wollte ich bestimmt nicht.“, sagte er und ich lachte. „Was ist mit dir auf Midgard passiert? Bist du weich geworden, Bruder?“, rief ich und das letzte Wort stieß ich mit abgrundtiefer Verachtung aus. Er musste wütend werden! Er musste wirklich gegen mich kämpfen und mich hassen, damit er sein Leben weiterleben konnte. Aus diesem Grund sprang ich ihn danach auch an und begann mit ihm zu kämpfen. Ich wusste, dass ich keine Chance gegen ihn hatte. Er war schon immer stärker gewesen als ich. Doch trotz alledem schaffte ich es, ihn aus der sich drehenden Metallkuppel zu schleudern. Wir knallten auf die Brücke und mit schnellen Bewegungen rappelten wir uns beiden wieder auf. Er schlug nach mir, ich blockte so gut es ging und als ich fast über die Brücke stürzte, schaffte ich es ihn mit einer Illusion abzulenken. Doch dann war der Kampf schon vorbei. Mit unerhörter Kraft schleuderte er mich zu Boden und als ich schwer atmend auf dem Rücken liegen blieb, legte er zusätzlich noch Mjölnir auf mir ab, um mich an der Flucht zu hindern. „Es ist gut, Bruder. Jetzt ist es genug!“, sagte er und die Enttäuschung in seinen Augen war fast unmöglich zu ertragen. Dann drehte er sich um und versuchte auf die Metallkuppel zuzugehen, doch mittlerweile hatte sie ihre Höchstgeschwindigkeit erreicht. „Du kannst es nicht mehr aufhalten!“, rief ich, doch die plötzliche Erleichterung auf meiner Brust bestätigte mich in meiner letzten Vermutung. Thor hatte Mjölnir zu sich gerufen und begann auf die Brücke einzuschlagen. Gespielt entsetzt sah ich zu, wie er den wichtigsten Zugang zu den neun Welten zerstörte und als er seinen letzten Schlag tat, explodierte die Energie der Brücke und riss uns beide in die Luft. Ich spürte wie ich fiel, immer noch Gungnir in meiner Hand und hatte die Augen bereits geschlossen. Doch ein plötzlicher Ruck, der durch meinen Arm fuhr, ließ mich meine Augen wieder aufreißen und erstaunt sah ich, dass Thor den Speer fest in der Hand hielt, während Odin Thor´s Knöchel umklammerte. Ich sah Odin´s erschrockenen, fast panischen Blick und wusste, würde ich nicht auch sein Herz brechen, würde der Asenkönig mich retten. Denn ich war sein Sohn, dass konnte ich in seinem verblieben Auge lesen. „Ich hätte es für dich tun können, Vater! Für uns alle!“, rief ich und der letzte Rest Wahnsinn, den ich aufbringen konnte, fand den Weg in meine Stimme und ich konnte sehen, wie Odin´s Auge trüb wurde vor Trauer. „Nein, Loki.“, sagte er und fast hätte ich gelächelt. „Ich liebe dich, Thor.“, sagte ich leise und hoffte, der Blonde würde es noch hören, denn im nächsten Moment löste mich meine Hand von dem Speer. Thor´s verzweifelter Aufschrei klang mir dabei in den Ohren und eine bittere Träne rann über meine Wange, als ich in die Finsternis stürzte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)