Green Eyes von Kajia ================================================================================ Kapitel 37: Heimat ------------------ Loki´s POV: Schon das Reisen mit dem Bifröst hatte ich immer gehasst. Es war, als würde man durch einen engen Schlauch gezogen werden, in einer Geschwindigkeit, bei der die Sterblichen buchstäblich zerreißen würden und wenn man ankam, hatte man das Gefühl, als müsste man sich übergeben. Doch mit dem Tesserakt zu reisen, war fast noch schlimmer. Ich spürte wie sich meine Moleküle auflösten und umhergewirbelt wurden in einer Supernova aus Farben. Meinen Körper konnte ich weder bewegen, noch spüren und als wir ankamen war es, als würde ich neu zusammen gesetzt werden. Es war das Schrecklichste, was ich je getan hatte und ich hoffte, dass ich niemals wieder so reise musste. Wir landeten nicht auf der Regenbogenbrücke, wie ich es erwartet hatte, sonder mitten im Palastgarten. Vollkommen allein. Die asgardische Sonne brannte von einem wolkenlosen Himmel, die Blumen standen in voller Blüte und jede Zelle in meinem Körper schien sich zu entspannen. Heimat, in seiner vollendeten Form. Immer noch hielt ich den kühlen Griff des Behälters, in dem der Tesserakt träge leuchtete und auch die Mundfessel machte es mir noch immer unmöglich auch nur ein Wort herauszubringen, auch wenn ich ohnehin nicht gewusst hätte, was ich sagen sollte. Ich spürte, wie Thor sich bewegte und seinen Griff losließ, um auf mich zuzutreten und mit der rechten Hand in meinen Nacken zu greifen. Mit gezielten Bewegungen öffnete er den magischen Knebel und sofort löste sich das Metall, welches meine Zunge fast schmerzhaft nach unten presste. Vorsichtig zog er es mir aus dem Mund und sah mich entschuldigend an. „Verzeih mir, Loki.“, sagte er und ich wusste, dass er diese Behandlung meinte. Doch ich konnte ihm nicht böse sein, schließlich war es meine Idee gewesen, den Menschen etwas vorzuspielen, um mich sicher nach Asgard zu transportieren. Satt einer Antwort umfasste ich sein Gesicht mit meinen Händen und zog es zu mir, um ihm einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen, den er sofort erwiderte. Mein Herz raste, als er meiner Hüften umfasste und mich näher an sich zog und somit auch den Kuss intensivierte. Ich wusste, dass es sein könnte, dass ich ihn heute für lange Zeit zum letzten Mal sah und eine unbeschreibliche Angst machte sich in mir breit und jeder Fehler, jedes Leben, welches in genommen hatte, erschien mir klar und deutlich vor Augen. Keuchend löste ich den Kuss, als ich die brennende Stadt vor meinem inneren Auge sah und spürte wie Thor´s Blut mir über die Hand rann, als ich ihm meinen Dolch in die Seite bohrte. Heiße Tränen flossen über meine Wangen, doch dann spürte ich, wie ich an eine starke Brust gezogen wurde. Thor´s Arme umfassten mich fest und er murmelte beruhigende Worte. Er hielt mich so lange, bis ich meine Fassung wiedererlangt hatte, bevor er sich von mir löste und mir tief in die Augen sah. „Es wird alles wieder gut werden, Loki. Das verspreche ich dir. Ich werde dich nicht allein lassen!“ Und mit diesen Worten hielt er mir seine Hand hin, die ich nach kurzem Zögern ergriff, bereit aller Welt zu zeigen, dass ich nun mehr, als Thor´s Bruder war. Wir betraten den Palast durch einen Seiteneingang und sofort wurden wir von Wachen aufgehalten. Thor hielt die ganze Zeit meine Hand fest, während er mit dem Anführer redete und ich spürte, wie sein Daumen sanfte Kreise über meinen Handrücken zeichnete. Als die Wächter endlich zur Seite traten, warfen sie mir misstrauische Blicke zu und ich versuchte die Nervosität herunterzuschlucken, während ich mich von Thor führen ließ. Ohne den Blonden an meiner Seite, wäre ich vermutlich noch am Eingang umgekehrt und hätte mich irgendwo auf Midgard niedergelassen, doch Thor´s Anwesenheit gab mir den Mut, den ich brauchte, um einen Fuß vor den anderen zu setzen. Unser Weg endete an den goldenen Flügeltüren des Thronsaales und wieder wurden wir von Wachen aufgehalten. Während einer der Soldaten in den Saal eilte, um unsere Ankunft zu verkünden, setzte ich mein bestes Pokerface auf. Nach außen gelassen betrachtete ich die hohen Türflügel, welche ich schon so oft betrachtet hatte und wieder einmal beeindruckten mich die filigranen Schnitzereien in dem glänzenden Metall. Es zeigte Szenen aus der Entstehung Asgards. Der Bau des Palastes durch den Eisriesen und sein Pferd, Kriegsszenen aus der Zeit des Kampfes gegen Jotunheim und alles so detailliert, dass man glauben konnte, die Figuren würden sich bewegen. Schon immer hatte ich diese Türen geliebt, doch nun schien das Gold düster und bedrohlich und die Schnitzereien kalt und leblos. Eiskalte Panik machte sich in meiner Kehle breit und erst Thor´s schmerzerfülltes Keuchen riss mich aus meinen düsteren Gedanken. Als ich nach unten blickte, sah ich, dass meine Linke, welche Thor´s rechte Hand umklammerte, blau angelaufen war und sich langsam Reif auf der gebräunten Haut des Blonden breit machte. Schnell atmete ich tief durch und brachte so meine Gefühle wieder unter Kontrolle. Blasse, weiße Haut verdrängte das tiefe Blau und als ich mich umsah, stellte ich erleichtert fest, dass die Wachen meinen kleinen Ausbruch scheinbar nicht bemerkt hatte. Das Wissen um meine wahre Herkunft wollte ich so lange wie möglich, für mich behalten. Plötzlich öffneten sich die Türen und der Soldat trat wieder zu uns. „Der Allvater wird euch jetzt empfangen, doch seine Berater und mehrere Wachen werden an seiner Seite bleiben.“ Diese letzte Worte richtete er direkt an mich und ich spürte eher, als das ich es sah, wie Thor sich anspannte, vermutlich um die Wache zu rügen, doch ich drückte seine Hand, bevor er auch nur ein Wort sagen konnte. Ich hatte schon mehr als genug Ärger und konnte es mir nicht leisten, auch noch einen Wächter auf mein Gewissen zu laden, der nur seine Pflicht tat. Thor schien mein Zeichen verstanden zu haben, denn er hielt den Mund, doch sein Blick war so kalt, wie es meine Haut niemals sein könnte. Mit festen Schritten führte er mich in den Thronsaal und ich sah schon von Weitem die missmutigen Blicke der Berater Odin´s. Schon immer waren diese gegen mich gewesen und meine Taten der letzten paar Monate hatte sie nur noch bestärkt in ihrem Hass gegen mich. Doch es waren nicht nur Odin, dessen Berater und die Wachen anwesen, wie der Wächter es gesagt hatte, sondern auch Frigga saß an der Seite des Allvaters und als ich die hoch aufgerichtete Gestalt meiner Adoptivmutter sah, wurde mir mein Herz schwer. Wie enttäuscht musste sie von mir sein, nachdem ich so viele Leben genommen und so viel Chaos angerichtet hatte. Ich schaffte es nicht einmal, ihr in die Augen zu sehen, bis ich ein unterdrücktes Schluchzen hörte. Verwirrt hob ich den Kopf und sah erschrocken, wie Frigga Tränen über die bleichen Wangen liefen. Und erst jetzt fiel mir auf, wie erschöpft sie aussah. Ihre Augen wiesen dunkle Schatten auf und ihr Gesicht war blass und eingefallen. Sorgenfalten hatten sich in ihre Stirn eingegraben und ihre Augen glänzten. „Loki!“, murmelte sie, bevor sie von ihrem Thron aufsprang und auf mich zustürzte. Mit einer Kraft, die ich ihrem schmalen Körper kaum zugetraut hätte, riss sie mich in ihre Arme und begann hemmungslos zu weinen. Ein wenig überfordert hielt ich sie in meinen Armen und sah fragend zu Thor, der traurig lächelte. Es dauerte lange, bis Frigga sich wieder beruhigt hatte und sich von mir löste. Ihre blauen Augen sahen prüfend in mein Gesicht und schienen es nach Anzeichen für Verletzungen abzusuchen, wie sie es schon so oft nach einer Schlacht getan hatte. Ihre Sorge verwirrte mich mehr, als ich zugeben wollte, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich scheinbar freute, mich wiederzusehen. „Du dummer Junge.“, sagte sie plötzlich: „Du dummer, dummer Junge! Wie konntest du nur glauben, wir würden dich verstoßen oder nicht akzeptieren, so wie du bist. Wie konntest-“ „Frigga!“, unterbrach Odin seine Frau. Der Allvater hatte sich mittlerweile auch von seinem Thron erhoben und legte der blonden Frau die Hände auf die Schultern. „Du überforderst ihn doch völlig, siehst du das nicht.“ Seine Worte schienen Frigga wieder zu sich kommen zu lassen und seufzend stellte sie sich neben Odin, welcher den Blick auf Thor´s und meine immer noch ineinander verschlungenen Hände betrachtet und mir dann einen anerkennenden Blick zuwarf, der mich fast noch mehr schockierte, als Frigga´s Tränen. Er machte einen Schritt auf mich zu und ich musste meine ganze Willenskraft aufnehmen, um nicht zurück zu weichen. Dann stand der Allvater direkt vor mir und mir ging schon jedes Szenario durch den Kopf. Ich sah mich von seinem Speer durchbohrt, in Ketten gelegt, oder auch niedergeschlagen auf dem Boden liegend, doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen streckte Odin die Arme aus und zog mich an sich. Völlig entgeistert konnte ich einen Moment gar nichts tun. Ich war erstarrt! Erstarrt in den Armen des Mannes, der mich das letzte Mal zu meinem dreizehnten Geburtstag umarmt hatte. Doch dann drangen alle Gefühle zu mir durch, die ich versucht hatte, hinter meiner Maske zu verbergen. Angst, Erleichterung, Unbehagen und Wiedersehensfreude ließen meinen Körper zittern, bis ich nicht mehr konnte und mein Gesicht an Odin´s Schulter verbarg, während meine Hände sich in seinen Umhang krallten. Und ich spürte wieder die Tränen, die über meine Wangen liefen. „Jetzt ist alles wieder gut, mein Sohn. Du bist zu Hause!“ Und er hatte Recht! Ich war zu Hause, denn Thor´s Hand lag warm und sicher in meiner und ich wusste, dass meine Welt endlich nicht mehr in den Schatten lag, sonder von Licht überflutet wurde. ---------------------------------------------------------------- Ende!!! OH MEIN GOTT!! Ich habe es wirklich geschafft. Nach einem halben Jahr ist diese Geschichte beendet und ich habe so eine tolle Zeit mit euch Lesern verbracht! Jedes einzelne Review, jeder Leser und jeder Favoriteneintrag hat mich bestärkt in meinem Weg und ich danke euch allen! Vielen Dank an euch alle!! LG (zum letzte Mal) Kajia Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)