Free falling von abgemeldet (Eine Alex O'Loughlin Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 4: II. Episode: Follow the signs (04) --------------------------------------------- Dicke Kopfhörer auf den Ohren und direkt vor dem Mund ein Mikrofon sang Holly die neuen Töne, die neue Wörter für den Song, der sie wieder an den ersten Platz der Charts bringen sollte. Die Augen geschlossen lauschte sie ihrer eigenen Stimme, sang, gefühlvoll, tief, hell, freudig, nachdenklich. Vollkommen in die Musik eingetaucht verlor alles andere um sie herum an Bedeutung. Sie sang aus vollem Herzen und genau das waren die Augenblicke, in denen das Leid und ihre depressiven Gedanken verschwanden. Die Musik pustete ihren Kopf leer und sie konnte sich einfach den ganzen Frust, die ganzen Sorgen von der Seele singen. Voller Leidenschaft seufzte sie noch die letzten paar Töne und schon erlosch das rote Licht, dass die Aufnahme signalisierte. „Gut gemacht, Kleines. Den Rest übernehmen wir.“, rief Tony durch den Lautsprecher und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. Der Musiker zwinkerte ihr noch einmal zu und wandte sich dann an das gigantische Aufnahmepult. Gleich hinter ihm stand eine hochgewachsene, dunkelhaarige Frau. Die Arme vor der Brust verschränkt wirkte sie wenig begeistert. Kopfschüttelnd wandte sie sich dem Gespräch mit dem Franzosen Francis zu, dem das Tonstudio gehörte. Holly seufzte auf, denn schon waren sie wieder da: Die Sorgen und die Qualen! Mit einem erschöpften Seufzen legte sie den Kopfhörer beiseite und schlurfte zum Bearbeitungsbereich, in dem die Drei angeregt miteinander diskutierten und die Musikerin kaum beachteten. Für die Nachbearbeitung des Liedes wurde sie nicht gebraucht... Ihre Managerin Aubrey Havering-Shepard umkreiste die beiden Betreiber des Tonstudios wie ein Geier! Aubrey war seit wenigen Jahren neu verheiratet und obwohl sie noch eine kleine Tochter zu Hause hatte, gab sie das Management ihrer großen Tochter nicht ab. Holly und ihre Mom. Ein nicht immer einfaches Gespann, doch obwohl Holly mittlerweile fast dreißig war, hatte sie es sich nicht geschafft aus den Fängen der kühlen Frau zu lösen. „Schatz, warte doch im Aufenthaltsraum. Hier bist du nur im Weg.“, befahl Aubrey herrisch und wedelte mit ihrer Hand. „Ja, Mom.“, murmelte Holly, versenkte ihre zarten Finger in den Hosentaschen und stieß die Tür mit ihrer Hüfte auf um den langen Gang entlang zu wandern. Vorbei an anderen Aufnahmebereichen. Vorbei an ein paar unbekannten Sängern und vereinzelten Schauspielern, die hier noch einmal zur Nachsynchronisation von undeutlich gesprochenen Szenen antreten mussten…   Flüchtig glitt ihr Blick aus dem Fenster. Das Tonstudio befand sich mitten im Zentrum von Honolulu und war eigens für diese Aufnahme zum Großteil gebucht worden. Im obersten Stockwerk eines hohen Wolkenkratzers – dem Himmel ein kleines Stück näher. Sie betrachtete den Fluss, der an dem Gebäude und der dazugehörigen Grünanlage vorbei zog, sah hinüber an das andere Ufer, an dem ein paar Palmen und bunte Blumen den Weg säumten. Dutzende Autos standen in einer langen Schlange. Die roten Rücklichter leuchteten und ebenso blinkte die Ampel rot. Ein Signal für einen Stau. Holly schob sich ein kleines Stück Apfel auf den Mund und steckte die Stöpsel ihres iPhones in ihre Ohren um ihrem derzeitigen Lieblingslied zu lauschen. Manch einer vermutete wohl, dass Sänger nur ihre eigenen Lieder hörten, in Wirklichkeit war es ganz anders! Holly schaffte es nicht ständig ihrer eigenen Musik zu lauschen. Viel lieber ließ sie sich von den unglaublichen Facettenreichen Stimmen ihrer geschätzten Kollegen inspirieren und zu neuen Höchstleistungen anspornen. Zu ihrer neusten Entdeckung zählte die Stimme von Emeli Sande. Mit dem Song ‚Read All About It, Pt. III‘ hatte die junge Künstlerin Holly absolut verzaubert. Sie lauschte den traurig-depressiven Tönen des Pianos und der unglaublichen Stimme von Emeli. Passend zum Rhythmus der Melodie tippte sie mit den Fingerspitzen gegen die große Glasscheibe. Ihre Stirn lehnte sich leicht gegen das kühle Glas und ihr Blick verlor sich in der Tiefe. Das Hochhaus war umgeben von einer großen Wiese, die in einem saftigen Grün erstrahlte. Hier und da wanken Palmen oder große Büsche und Bäume. Den Hintergrund säumte die kleine, dunkelgrüne Hügelkette. Ein paar Kinder spielten Fußball, andere wiederum sprangen Seil und sogar ein paar Double-Dutch-Spieler waren unterwegs. Über den tief blauen Himmel hinweg zogen ein paar weiße Schäfchenwolken, dicht gefolgt von ein paar grauen Wolken. Der Regen der vergangenen Nacht war getrocknet und so lockte die wärmende Sonne die Bewohner und Besucher Honolulus nach draußen. Erneut wanderte ein Stück Apfel in Hollys Mund. Die Schüssel auf dem kleinen Tisch war vollgefüllt mit diversen Obststücken. Apfel. Ananas. Melone. Papaya und Mango. Alles kleine Köstlichkeiten, die von Holly kaum beachtet wurden. Mit einem tiefen Seufzen stieß sich die Sängerin von der Fensterscheibe ab und schlurfte durch den Aufenthaltsraum. Ihre Schuhe blieben achtlos am Fenster liegen. Stattdessen nahm sie die Schüssel Obst mit sich. Tief in ihrer Gedankenwelt versunken ließ sich Holly auf dem großen Sofa nieder, den Blick nun mehr an die Decke geheftet. Wie so oft knabberte sie nebenbei auf ihren Fingernägeln herum. Holly schloss mit einem kleinen Seufzen ihre Augen und lauschte nun Kollegin Lana Del Rey mit ihrem fabelhaften Song ‚Born to Die‘. Ebenfalls ruhige Klänge, ein wenig mysteriös und auf jeden Fall eine überaus beeindruckende und kräftige Stimme. Hollys Lippen bewegten sich, formten die einzelnen Worte, doch kein Laut verließ ihre Lippen. Ansonsten lag sie regungslos auf dem Sofa, während das warme Sonnenlicht durch die Scheibe nach drinnen fiel und einen Teil des Raumes erhellte. Die Tür schwang auf und zwei Männer betraten den Raum. Ein Asiate und… ein Australier. Die beiden Schauspieler Daniel Dae Kim und Alex O’Loughlin die einige ihrer Aktionszenen nochmal synchronisieren mussten. Laut Regisseur haben die beiden zu undeutlich gesprochen. Alex verweilte ein paar Sekunden im Türrahmen und strich sich durch seine kurzen Haare, sah hinüber zu Holly und konnte sich ein überaus schelmisches Grinsen nicht weiter verkneifen. So schlenderte er hinüber zu Holly. „Was machst du?“, fragte Daniel, der sich soeben am prall gefüllten Kühlschrank bediente. Die Anwesenheit der beiden Schauspieler entzog sich vollkommen der Kenntnis Hollys. Viel zu versunken war sie in ihrer Musik. „Ich hab sie gestern kennen gelernt. Sie schuldet mir was.“, zwinkerte Alex seinem guten Freund zu. „In wie fern.“ „Sollten wir uns noch einmal begegnen, hat sie mir zugesichert, dass ich was bekomme…“ Alex verschränkte seine Arme hinter dem Rücken und blieb vor dem Sofa stehen, auf dem sich die Sängerin gerade rekelte. Erst als ihr doch glatt irgendwas das Sonnenlicht raubte, erwachte sie aus ihrem kleinen Tagtraum. Holly öffnete ein Augen und schloss es sofort wieder. Ein kleines, genervtes Stöhnen entwich ihren Lippen und sie setzte sich langsam auf, zupfte ihre Ohrenstöpsel aus den Ohren. „Was tust du denn hier?“ „Deine Schuld einlösen.“, grinste Alex zufrieden. „Du verfolgst mich.“ „Nein, das war Zufall… das ist übrigens Daniel.“ Der andere Schauspieler beobachtete die Zwei durchaus fasziniert, lächelte etwas schief und hob begrüßend seine Hand. „Hi.“ „Hey.“, erwiderte Holly und wickelte die Kopfhörer um das iPhone. „Also.“, begann Alex und setzte sich neben sie. „Also was?“, gab Holly ein bisschen giftiger zurück. „Du schuldest mir was.“ Die Sängerin betrachtete ihn, drohte einen winzigen Moment in seinen unglaublichen Augen zu versinken, weshalb sie sicherheitshalber ihren Blick zurück in die Obstschüssel gleiten ließ. „Tu ich das?“ „Oh ja.“, bestätigte er. „Okay. Ich steh zu meinem Wort. Was willst du…?“, seufzte sie ergeben auf. Alex überlegte, zog seine Augenbrauen ein bisschen zusammen und hob eine Schulter. „Ein Abendessen?“, schlug er munter vor. „Vergiss es.“ „Frühstück?“ Das schelmische Grinsen wurde ein wenig breiter. „In deinen Träumen vielleicht.“, wehrte Holly ab. „Das zählt nicht… ähm, wie wäre es mit einem Kaffee. Von mir aus hier im Aufenthaltsraum, dann bewegst du dich auf sicherem Terrain.“ Holly atmete tief durch und kratzte sich am Kinn. „In Ordnung. Für einen Kaffee brauch ich zehn Minuten.“, gab sie sich geschlagen. Bevor Alex fröhlich reagieren konnte wurde die Tür aufgerissen und die große, schlanke Gestalt von Aubrey rauschte herein. Das Handy zwischen Schulter und Ohr geklammert warf sie Alex einen vernichtenden Blick zu. Der Schauspieler erhob sich und zog sich lieber wieder zurück in Richtung Daniel. „Na das nenn ich mal einen echten Drachen als Agent.“, murmelte Alex vor sich hin und angelte sich eine Dose Cola aus dem Kühlschrank. Daniel lehnte noch immer an der kleinen Küchenzeile und beobachtete Holly, die soeben ziemlich gelangweilt ein kleines Stückchen Ananas zu sich nahm.  „Iss nicht so viel, Schatz, du bist jetzt schon so pummlig.“, wies Aubrey ihre Tochter zurecht, die daraufhin demonstrativ ihre Ananas in die Schüssel zurück fallen ließ. Lautstark telefonierte Aubrey weiter, arrangierte einen weiteren Gig in Honolulu. Immerhin war das erste Konzert ausverkauft. So war ein zweites auf Hawaii perfekt um ihren Bekanntheitsgrad noch weiter zu steigern. Alex und Daniel tauschten einen kurzen Blick miteinander. Mit hoch gezogenen Augenbrauen zuckte Alex mit den Schultern und schielte nochmal zu Holly, offensichtlich auf der Suche nach dem angeblichen Bauchspeck, den sie laut dem Drachen aufweisen sollte. Sowas konnte er bei Holly nicht finden, denn genauso wie die meisten Sängerinnen und Schauspielerinnen erinnerte sie eher an ein dürres Gerippe, bei dem ein Sturz durch den Gullideckel nicht ausgeschlossen war. Die Ohrenstöpsel wanderten zurück in ihre Ohren und schon lehnte Holly sich mit geschlossenen Augen zurück. Vielleicht konnte Triggerfinger mit dem Lied ‚I follow rivers‘ ihre Laune etwas heben. Viel Zeit blieb ihr nicht, denn schon wurde sie zurück in den Aufnahmebereich befehligt. Alex und Daniel blieben noch zurück. Daniel fand ein Sandwich im Kühlschrank und biss genüsslich hinein, als Aubrey ihrer Tochter folgen wollte. „Iss nicht so viel, Daniel. Du wirst noch dick.“, raunte Alex bissig in die Richtung seines Freundes. Aubrey zögerte einen Moment und sah kurz zum dem Schauspieler. „Einen schönen Tag noch.“, lächelte Alex und wandte dieser Hexe den Rücken zu. Daniel schenkte dem Drachen ein Lächeln, denn ihre Augen hatten sich herausfordernd zu Schlitzen verengt. Sie drehte sich um und verließ den Raum mit einem lauten Türknallen. Die Mittagspause war schnell zu Ende und so ging es zurück an die Arbeit. Die restliche Synchronisation war schnell erledigt und so zog sich Alex wieder zurück. Er verschwand aus dem Gebäude, kehrte allerdings nur wenige Minuten später zurück. In seinen Händen trug er eine rosa Schachtel. Ganz fest hielt er sie fest. So pfiff er zufrieden ein kleines Liedchen und nahm den Fahrstuhl nach oben, zurück in Richtung Aufenthaltsraum, in dem hoffentlich Holly an die kleine Verabredung dachte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)