Free falling von abgemeldet (Eine Alex O'Loughlin Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 7: II. Episode: Follow the signs (07) --------------------------------------------- Finley saß auf dem Sofa und beobachtete seinen Bruder, der vollkommen aufgebracht durch den Raum marschierte, sich immer wieder fahrig durch die Haare strich und offenkundig sehr aufgelöst war. Der Bodyguard – Ryan Sheridan – stand im Türrahmen und führte einige Telefonate. Sein Team war bereits durch das Haus unterwegs, um dieses zu durchsuchen. Schließlich konnte man nie wissen, was noch mit solch einer Drohung ein her ging. Ryan war von der stillen Sorte. Kein Schrank, wie die meisten anderen Bodyguards, sondern normal gebaut, aber sehr wendig. Ein Soldat, der erst vor wenigen Monaten aus dem Irak Krieg zurückgekommen war. Zwar trug er keine offensichtlichen Wunden, doch e hatte sich stark verändert. Verschlossen, misstrauisch und zynisch zog er durch das Leben, konnte die grausamen Ereignisse des Krieges nicht vergessen. Die dunkelbrauen Haare noch immer kurz gehalten, erinnerte seine ganze Erscheinung an die eines waschechten Soldaten. Er trug eine versteckte Waffe am Fußknöchel und einige kleine Dietriche am ganzen Körper verteilt. Neben seiner Nahkampfausbildung wusste er durchaus seinen Gegner schlimmen Schaden zuzufügen. Meistens zog er die Augenbrauen zusammen und war stets auf Angriff gepolt. Die hellblauen Augen wanderten wachsam umher und auch jetzt, während des Telefonats warf Ryan immer wieder einen kurzen Blick zu seinem Klienten.   Alex war eher zufällig auf Ryan gestoßen und nun war er besonders dankbar solch einen kompetenten Bodyguard zu haben. Einen, der nicht nur auf Körperkraft, sondern auf Köpfchen baute! „Es bringt nichts, wenn du hier rumläufst wie ein Tiger in seiner Zelle. Komm setz dich hin und atme einmal tief durch.“, sprach Finley etwas energischer und deutete in Richtung des Sofas. Sein Bruder schnaubte einmal deutlich. Alex reagierte nicht auf die Worte des kleinen O’Lachlans. Stattdessen knirschte er laut mit seinen Zähnen. Ganz deutlich war das mahlende Geräusch zu vernehmen und die Bewegung seines Kiefers ließ sich nicht leugnen. Die Fäuste geballt und die Augenbrauen zusammengezogen starrte er ins Leere. „Alex!“, rief Fin und weckte seinen Bruder aus seinen Gedanken! „Fin! Ich werde mich nicht hinsetzen. Mir hat jemand ein Tierherz geschickt. Das ist nichts was jeden Tag vorkommt oder schon einmal passiert ist. Und genau aus dem Grund lauf ich jetzt unruhig hin und her um mir irgendwie einen Reim aus diesem Geschenk zu machen!“, fuhr Alex seinen kleinen Bruder etwas deutlicher an. Finley hob abwehrend seine Hände und lehnte sich auf dem Sofa zurück. Dusty hatte sich zu ihm gesellt, bettete ihren Kopf auf seinen Oberschenkel und ließ sich etwas hinter dem Ohr kraulen. „Vielleicht hat dir einfach nur jemand auf sehr verkorkste Art und Weise mitteilen wollen, dass er oder sie in dich verliebt ist. Der Begriff Herz, wird auch im Alltag gerne und oft genutzt, um in Liebe zu grüßen, mündlich oder schriftlich… Das Herz ist ganz klar, das Symbol der Liebe und des Lebens. Das eine ergibt sich aus dem andren. Liebe ist eine unbeschreibbare Kraft.“, zitierte er die typische Definition des Symbols. „Lass dein finisch. Ich halt solche Belehrungen jetzt nicht aus.“, seufzte Alex und strich sich seine Haare zurück. Sein Brüderchen war nicht nur hoch begabt sondern auch ein wandelndes Lexikon und ein leidenschaftlicher Anhänger von jeglicher Literatur, hauptsächlich Poesie und Philosophie, weshalb sich im Laufe der Zeit der Begriff ‚finisch‘ für seine ausschweifenden Worte eingespielt hatte. „Ich wollte es nur angemerkt haben.“, zuckte Fin mit seinen Schultern. Er schwieg, als Ryan auf die Zwei zugeschritten kam. „In Ordnung, wir haben eine Aufzeichnung vom Täter. Zumindest von der Person, die die Schachtel vor der Haustür positioniert hat.“, klärte Ryan Alex auf und ließ das Handy in seiner Hosentasche verschwinden. „Okay, sehr gut…“, lobte Alex und verzog mit einem Mal sein Gesicht. „Woher habt ihr diese Aufnahme?“ „Überwachungskamera.“, hob Ryan seine Schultern. „Auf meinem Grundstück?!“, kam entsetzt über Alex‘ Lippen. „Ja.“ „Wer hat dir die Erlaubnis dafür gegeben?!“, fuhr Alex ihn durchaus zornig an. „Du hast mir den Auftrag gegeben für deine Sicherheit zu sorgen und genau das mache ich. Ich habe dir von vornherein mitgeteilt, dass ich dich nicht über jeden einzelnen Schritt aufklären werde.“, sprach Ryan wenig beeindruckt von Alex‘ Zorn. Alex seufzte auf und nickte knapp. „Und?“ „Ein Postbote. Leider mit Mütze und gesenktem Blick. Wir finden ihn oder sie schon, mach dir darum mal keine Sorgen.“, meinte Ryan ruhig. „Doch. Doch, ich mache mir Sorgen. Ich habe schon oft absurde und eklige Geschenke bekommen, aber noch nie zuvor lag etwas derartig widerliches vor meiner Haustür. Das heißt jemand weiß wo ich lebe und das wiederum ist etwas, das mir absolut nicht gefällt!“, sprach Alex seine Sorge offen aus. Ryan nickte langsam. „Du solltest dich darüber nicht zu sehr aufregen, denn das ist es, was solche Menschen bezwecken wollen. Meistens sind es solch Rückgratlose Personen, die nicht den Mumm haben einem anderen von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu treten. Viel heiße Luft und nichts dahinter.“, versuchte Ryan seinen aufgebrachten Klienten ein wenig zu beruhigen. Ganz so leicht war es nicht. Alex ließ sich mit einem schweren Seufzen auf das Sofa fallen und vergrub sein Gesicht in den Händen. Finley atmete tief durch und klopfte seinem Bruder aufbauend auf die Schultern. „Wird schon wieder.“, brummte er leise. Ryans Handy meldete sich vibrierend. „Ich lass heute Nacht einen Wachmann vor deiner Tür. Nur für alle Fälle und um dich zu beruhigen. Versuch nicht weiter dran zu denken… ich muss los.“, sprach der Bodyguard und meldete sich schon bei seinem Anrufer. Finley und Alex blieben zurück, als der ehemalige Soldat und zwei seiner Leute das Haus verließen. Einer von ihnen blieb vor der Eingangstür zurück. „Grandios. Jetzt werde ich bewacht. Es gibt Dinge, die ich in meiner Karriere immer vermeiden wollte. Ich wollte niemals so eingesperrt sein.“ „Hennessy Williams schrieb einmal: ‚Wir leben alle in einem brennenden Haus, es gibt keine Feuerwehr, die wir rufen können und kein Weg nach draußen, wir haben nur das Fenster im oberen Stockwerk aus dem wir zuschauen können wie das ganze Haus niederbrennt, niederbrennt mit uns als Gefangene eingesperrt.‘ Mach es so wie dein Bodyguard sagt. Versuch nicht drüber nachzudenken…“, zuckte Finley mit seinen Schultern. Leider fanden seine Worte wenig Anklang. Alex sah ihn durchdringend an – mit geschürzten Lippen und eine in Falten gelegte Stirn. „Wenn das mit dir so weiter geht wiederrufe ich meine Einladung.“, knurrte Alex. „Kannst du nicht. Du würdest deinen Bruder doch nie vor die Tür setzen, zumal ich hier studiere.“ „Genau das ist es ja was mir Sorge macht. Ein Psychologie-Student und als Nebenfach Philosophie. Ich glaube darauf hätte ich für wahr verzichten können!“, stieß Alex aus. Finley lachte einmal auf. „Sieh es doch so, Bruderherz: Du hast einen gratis Psychologen im Haus und kannst ihm immer gleich beichten, wenn du vor einem Tierherz Angst hast. Willst du mit mir vielleicht über irgendwas reden?“, fragte Fin gleich und legte ihm besorgt eine Hand auf die Schulter. „Alter!“, rief Alex und schob seine Hand beiseite. „Ich bin weder verrückt, noch habe ich irgendwelche Probleme, also komm mir nicht auf die Tour!“ Der hochgewachsene Australier sprang vom Sofa auf und wanderte in Richtung Schrankwand, die er sogleich öffnete. „Und was war mit deiner Vicodinsucht?“ Alex schloss seine Augen und biss sich auf die Innenwand seiner Wange. „Was meinst du?“, brummte er leise. „Eine Sucht ist niemals vorbei und ich bin nicht irgendein Bodyguard oder ein flüchtiger Bekannter. Ich bin dein Bruder. Ich kenne dich besser als jeder andere und, Bro, ich weiß, dass du nicht nur wegen deinen Schmerzen in die Vicodinsucht abgerutscht bist. Das war es, was ich nie ganz verstanden habe, aber ich wollte unseren Dad nicht weiter beunruhigen.“ „Und daran tust du auch weiterhin gut.“, murmelte Alex und ergriff eine Flasche Whiskey. „Bist du deswegen hier Fin? Um dir dein eigenes Bild zu machen?“ „Wäre zwar möglich, aber nein, das ist nicht der Grund. Ich bin hier weil die Uni gut ist und ich einfach einen Ortswechsel brauchte. Dad und seine ganzen Physikexperimente haben mich wahnsinnig gemacht.“, zuckte Fin mit den Schultern und kraulte weiter dem Hund das Köpfchen. „Du hättest dir auch irgendwo eine Wohnung nehmen können.“, grummelte Alex vor sich hin. „Hätte. Wollte aber nicht.“ Fin lachte einmal. „Sei nicht so misstrauisch, Alex. Ich bin nicht hier um dich zu therapieren. Dürfte ich auch gar nicht. Leider steht uns der Verwandtschaftsgrad im Weg. Schließlich darf auch kein Chirurg einen Angehörigen operieren.“ „Oh, da bin ich jetzt aber beruhigt.“, verdrehte Alex seine Augen und kehrte zu Fin zurück. In seiner Hand ruhte das Glas mit der braunen Flüssigkeit. „Außerdem haben wir doch alle nicht mehr alle Zweige am Baum… bei dem Vater war das auch nicht anders zu erwarten.“, fügte Fin hinzu und schaffte es glatt Alex ein Lachen auf die Lippen zu zaubern. „Ja stimm. Der zerstreute Professor hat eindeutig viele Macken an seine Kinder abgegeben.“ „Was uns alle – außer Jenny- liebenswert macht.“ „Stimmt. Jenny ist die Oberziege.“, grinste Alex. In diesem Punkt waren sich die beiden Brüder besonders ähnlich. „Es läuft sicher Baseball…“, brummte Alex, suchte die Fernbedienung und schon lief ein aufregendes Spiel. „Bin dabei…“, nickte Finley und schlüpfte aus seinen Schuhen. Obwohl sich sein Körper eher nach ein paar Stunden Schlaf sehnte und er nicht direkt der Baseballfan war, blieb er hier bei Alex. Im Moment wollte er seinen Bruder nicht alleine lassen und so sahen sich die Zwei ein gewöhnliches Baseballspiel an. Allerdings konnte weder das Spiel, noch die Anwesenheit von Finley Alex von seinen ganzen Gedanken ablenken. Der Vorfall heute saß ihm schwer in den Knochen und schürte seine innere Unruhe ganz besonders!   Holly seufzte auf. Die Türen des Hotelzimmers waren fest verschlossen und zwei grobschlächtige Bodyguards direkt davor positioniert. Leer und dunkel lag das kleine Hotelappartement vor ihr. Es war schon fast eine kleine Villa! Mehrere Räume und sogar zwei Bäder. Das Beste, vom Besten in einem Luxushotelzimmer. Integrierte Sauna, King-Size-Bett und viele kleine andere Details. Dazu hübsche Dekoration und doch war alles schrecklich steril. Holly seufzte schwer auf und rieb sich den Oberarm. Mit einem müden Seufzen warf sie ihre Schuhe beiseite und wanderte durch das Zimmer. Durch die dicken Fenster drangen keine Geräusche und so machte sich ein eigenartig beklemmendes Gefühl der totalen Stille in ihr breit. Sie fröstelte und zog sich in das geräumige Badezimmer zurück. Holly entledigte sich ihrer Kleidung, sie warf die Hose achtlos beiseite, als eine kleine Karte hinaus flatterte und zu Boden segelte. Sie zog ihre Augenbrauen zusammen und ging vor dem kleinen Stück Papier in die Hocke. Ein tiefes Seufzen drang über ihre Lippen, als sie die Karte aufhob und ordentlich in ihr Portmonee steckte. Plätschernd lief ein dampfendes Bad ein. Ihre dünne Gestalt hockte auf dem Badezimmerteppich, versank in einem Gedankenpalast, als sich ihr Handy nervig zu Wort meldete. Holly schnappte sich das kleine Teil und überprüfte die Nachricht. Ihre Mutter hatte wieder ganze Arbeit geleistet! Ein kleiner Gig am morgigen Abend in einer privaten Lokalität. Anscheinend hatte der Betreiber der Bar ziemlich viel Geld hingelegt, weshalb Holly einen Song präsentieren sollte. „Ja, natürlich. Kein Problem. Warum sollte ich mir auch Sorgen machen. Ist ja auch nur mein Stalker, der sicher in der Menge sitzen wird…“, fröstelte Holly. Genervt sah sie auf das Handy herab. Bedauerlicherweise achtete ihre Mutter nicht auf ihre Worte und wünschte ihr einen angenehmen Abend – sie solle sich schonen – und hatte auch schon aufgelegt. „Ich hasse es…“, seufzte die junge Frau und warf ihr Handy in die Badewanne. Platschend landete das kleine Stück Technik darin und sank in die Tiefen. Ohne das Schaumbad noch weiter zu beachten, wanderte der junge Star durch das Zimmer und vergrub sich in der flauschigen Decke und den ganzen Kissen. Mit einer letzten Handbewegung suchte sie die Fernbedienung der Stereoanlage. Wie jeden Abend lief dieselbe Musik. Ein paar Klänge, die Holly beruhigten. Ähnlich wie ein Schlaflied erklang das Stück von Yiruma: River flows in you. „Gute Nacht…“, raunte sie bitter. Worte, die keinerlei Erwiderung fanden, denn wie immer schlief Holly alleine ein – genauso wie sie am nächsten Morgen alleine erwachen sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)