Free falling von abgemeldet (Eine Alex O'Loughlin Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 74: XVII. Episode: Learning to fall (74) ------------------------------------------------ „Jeden Tag ignorieren wir, wie kaputt diese Welt doch ist. Wir sagen uns jeden Tag aufs Neue, es ist okay, alles wird wieder in Ordnung. Doch es ist nicht in Ordnung. Es ist so kalt und einsam auf dieser Welt. Manchmal finden wir in dieser dunklen Welt andere, die uns wenigstens für eine Zeit Gesellschaft leisten. Nur leider verlieren wir diese Menschen auch wieder. Was ist, wenn dieses zu Hause sich nicht länger wie ein zu Hause anfühlt...“   Tag 3 Grace lenkte den Wagen durch die Straßen von Honolulu. Finley starrte auf die Straße und seufzte immer wieder leise auf, biss die Zähne aufeinander und knirschte leise mit diesen. Sie schniefte leise und wischte sich fahrig die Tränen aus dem Gesicht. Finley hob langsam seinen Blick. „Hast du nicht gesagt, ich soll nicht fahren, weil ich viel zu aufgelöst bin?“, fragte er kritisch nach und betrachtete das Gesicht von Grace. Gerötete Augen und Linien des salzigen Nass, das immer wieder aus ihren Augen perlte. Grace schniefte und wischte sich über das Gesicht. „Grace, was ist los?“, fragte Finley nach und streckte seine Hand aus. Als er ihre Schulter berührte zuckte sie zusammen und fuhr für ein paar Sekunden auf die falsche Fahrbahn. Ein paar Autos hupten und wichen aus. „Verdammt, Grace!“, stieß Finley aus und drückte sich in den Sitz. „Entschuldige…. Entschuldige…“, stotterte sie eilig. „Fahr rechts ran!“, forderte Finley entschieden! Mit Warnblinklichtern blieb sie am Straßenrand des Highways stehen. Tief atmete der Australier durch. „Steig aus.“, raunte er wütend. „Nein!“, zitterte Grace. Finley riss die Tür auf und stieg aus, sah sich mit einem Mal mitten im Straßenverkehr der Großstadt wieder. Autos hupten, was er gekonnt und ohne mit der Wimper zu zucken ignorierte. Er umrundete das Auto und öffnete die Fahrertür. „Steig aus, JETZT!“, fuhr er Grace grob an. „Es geht mir gut!“, quietschte Grace auf, als Finley sie abschnallte und aus dem Wagen zog. „Nein, geht es nicht…“, schüttelte Finley seinen Kopf und zog sie beherzt an seine Brust, schlang die Arme um ihren zitternden Frauenkörper und hielt sie einfach nur fest, während immer wieder ein hupendes Auto an ihnen vorüber fuhr. Grace weinte an ihn gedrückt. Lauter kleine Tränen des Schmerzes kullerten über ihre Wangen und blieben in seinem Oberteil hängen… Wie lange sie dort standen und einander den Halt gaben, nachdem sich im Grunde beide sehnten, konnten sie nicht mehr sagen. Auf jeden Fall dauerte es eine ganze Weile bis sie weiterfuhren… „Jetzt sind wir meinetwegen auch noch zu spät dran…“, schniefte Grace und legte ihre erhitzte Wange gegen die kühle Scheibe des Wagens. „Stimmt.“, zuckte Finley nüchtern mit den Schultern. Jetzt steuerte er wieder das Auto und eigentlich war er selbst nicht wirklich in der Verfassung. Das hohe, graue Gebäude des „Honolulu International Airport“ rückte in Sichtnähe. Die rote, geschwungene Aufschrift Aloha stach sofort ins Auge. „Es tut mir leid, ich bin dir keine sonderlich große Stützte…“, flüsterte die aufgelöste Südkoreanerin und starrte mit knirschenden Zähnen auf die Straße. „Möglich.“ Er seufzte und warf einen kurzen Seitenblick zu der vollkommen aufgelösten Frau neben sich. „Willst du mir erzählen, was dich gerade quält?“ Er fuhr in die lange Parkbucht, die zum Teil über und über voll mit Taxis war. Dutzende Menschen strömten aus dem Flughafengebäude sprangen in Taxis oder wurden von Familienangehörigen abgefangen. Grace biss auf der Innenwand ihrer Wangen herum und ein trauriges Seufzen verließ ihre Lippen. „Mein Ex-Ehemann hat versucht mich nach Korea zu verschleppen.“ „Phil Kim?“ Grace sah ihn entrüstet an. „Nein. Ich … war noch sehr jung als ich das erste Mal geheiratet habe. Heiraten sollte … um der Familie Ehre zu machen. Keine Ahnung, was mich damals geritten hat, aber es war furchtbar. Er hat mich geschlagen, eingesperrt und missbraucht…“, versuchte sie so nüchtern wie möglich zu sagen, doch ihre Stimme begann förmlich zu zittern. „Wo ist er jetzt?“, fragte Finley leise und streckte seine Hand aus. Seine Finger ruhten auf ihrem Oberschenkel und mit großen, blauen Augen betrachtete er seine Ex. „Im Gefängnis. Phil und mein Dad haben mir 2002 zur Flucht aus Korea verholfen. Als Dae die vereinigten Staaten betreten hat, wurde er festgenommen.“, fuhr sie im Flüsterton fort. Finley atmete tief durch. Ein unangenehmes Ziehen machte sich in der Magengegend breit. Er hatte zwar mit einer schwierigen Vergangenheit gerechnet, nicht aber mit so einem Hammer. Ihm fehlten die Worte. Aber manchmal kam es nicht darauf an viel zu sprechen, sondern nur darauf gemeinsam in eine Richtung zu blicken. „Ich liebe dich, Grace…“, murmelte Finley und strich ihr zärtlich über das Knie. „Jetzt sagst du das…?“, fragte sie perplex nach. „Grace ich hatte das Gefühl, dass du mich nicht an deinem Leben teilhaben lassen willst, indem du mich so kategorisch von deiner Vergangenheit fern gehalten hast. Aber deine Vergangenheit ist ein Teil von dir und … ich möchte dich. Dich mit deiner Vergangenheit, deinen Einstellungen und deiner verkorksten Leidenschaft für Erdnussbutter.“, sprach er ruhig und hob seine Hand. Zärtlich streichelte er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und legte seinen Kopf auf ihre Seite. Grace holte tief Luft und lächelte. „Ich liebe dich auch … und gerade beobachtet uns Alex‘ Mom.“, raunte sie und lachte auf. Eilig trocknete sie ihre Tränen, während Finleys Augenbraue in die Höhe geschnellt war und er augenblicklich nach draußen sah. Rabenschwarze lange Haare umspielten das bildschöne Gesicht der Lady, die soeben das Flughafengebäude verlassen hatte. Sie zog einen Koffer hinter sich her und hatte nur ein paar Sekunden gebraucht um ihren Stiefsohn zu entdecken Einige Falten überzogen das in die Jahre gekommene Gesicht und doch ließ sich nicht leugnen, dass es sich bei Ella O’Lachlan um eine absolute Schönheit handelte. Tiefdunkle Augen und ein warmes Lächeln rundeten das liebliche Aussehen von ihr ab. Finley schmunzelte und stieg aus dem Wagen. „Na wenn das nicht meine Stiefmom ist.“, rief er ihr munter zu und streckte seine Arme aus. „Na mein Stiefjunge.“, lächelte sie. Schon immer nannten sie einander so. Es war eine neckende und zugleich liebevolle Bezeichnung. „Wie geht’s dir?“, fragte Ella und schloss Finley in ihre Arme. Sie war für ihn eine zweite Mutter. Sie gab es schon immer in seinem Leben und so atmete er einmal tief durch. „Nicht so gut…“, erklärte er leise und atmete erleichtert durch. „Armer Stiefjunge.“, streichelte sie ihm behutsam über den Rücken und hielt den jungen Mann einfach nur an sich gedrückt fest. „Mir geht es sicher besser als Alex … geschweige denn Holly. Sie ist ein Wrack und steht kurz vor dem Totalzusammenbruch.“, erzählte er ihr leise. „Das wird wieder. Willst du mich jetzt nicht erst mal deiner entzückenden Freundin vorstellen? Sie wirkt wie bestellt und nicht abgeholt.“ Finley schniefte. „Ja … wo ist Saxon? Wollte er dich nicht begleiten?“ „Hatte er vor, aber glaubst du, dass diese Atmosphäre für einen Teenager geeignet wäre? Er soll schön zu Hause bleiben, bis seine kleine Schwester wieder in den Armen ihrer Eltern liegt?“,  sanft streichelte Ella Finley über die Wange und schenkte ihm ein aufbauendes Lächeln. „Du hast Recht.“, murmelte er und biss sich auf die Unterlippe. „Jetzt nimm meine Tasche und stell mich endlich deiner Freundin vor.“, stichelte Ella scherzend. Trotz schweren Situationen versuchte sie sich ihr fröhliches Gemüt zu bewahren, was ihr auch ganz gut gelang. „Jawohl, Stiefmom.“, zwinkerte Finley munter und schnappte sich ihre Tasche, um Ella zu Grace zu führen, die unruhig vor dem Auto stand und den Zwei entgegen sah. „Ich bin Grace.“, lächelte die Koreanerin freudig und streckte Ella die Hand entgegen. Die Dunkelhaarige strahlte und ergriff die schmalen Finger von Grace.   Alex legte ein paar kleine Häppchen auf den Teller und balancierte diesen langsam die Treppe nach oben. Seine Füße waren so schwer wie Blei. Er konnte kaum noch, war müde und abgespannt, sehnte sich nach ein bisschen Erholung, aber eigentlich nur nach seiner kleinen Tochter, die jede Sekunde fehlte und das Atmen sichtlich erschwerte. „Holly…“, seufzte Alex und öffnete die Tür in das Zimmer seiner Tochter. Es fiel ihm sichtlich schwer die Schwelle zu übertreten, denn alles hier sah einfach nur nach Isobel aus. Jedes Möbelstück, jedes Kuscheltier, einfach alles erinnerte ihn an seine kleine Elfe. Auf dem Boden lag Holly, in ihren Armen den kleinen Stoffhasen, der sonst immer bei Izzy im Bett lag. Das Nachtlicht von Isobel brannte und er hörte die Laute der Kleinen. Neben Holly lag ihr iPhone. Immer wieder lief ein kleiner Film, der Izzy zeigte. Izzy beim Schlafen. Izzy beim Lachen. Izzy beim Umhergucken. Einfach Izzy. Izzy. Die ganze Zeit nur Izzy. In Holly existierte nur noch der Wunsch ihre Tochter wieder in die Arme zu schließen. „Du musst was essen.“, flüsterte Alex und ließ sich neben Holly nieder, stellte den Teller mit ein paar Häppchen zu Boden. Holly reagierten nicht. Selbst auf die Berührung von Alex. „Holly. Liebling, du musst endlich etwas zu dir nehmen. Das ist nicht gesund was du machst und es bringt dich vielleicht ins Krankenhaus, nicht aber zu deiner Tochter.“, sprach er ruhig und streichelte über ihre schmale Schulter. Holly lag regungslos wie eine Puppe, absolut erstarrt auf dem Boden und sah nur auf die Bilder von Isobel. Ihre Fingerspitzen berührten den Bildschirm und sie sehnte sich nur noch nach ihrem kleinen Baby. Schweigend sah Alex neben ihr und seufzte schließlich auf. „Holly.“, wisperte er ihr zu und legte sich hinter sie, zog sie in seine Arme und lauschte ebenfalls den Lauten seiner Tochter, die durch das iPhone zu ihm drangen. Dass jeder einzelne Laut ein Stich in seinem Herzen war, konnte er Holly nicht sagen. Sicher fühlte sie sich im Moment genauso. „Bitte iss endlich etwas…“, bat er seine Lebensgefährtin eindringlicher und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Holly drehte ihren Kopf weg. Holly löste sich aus seinem Arm und erhob sich vom Fußboden. „Lasst mich doch einfach alle in Ruhe.“, raunte die junge Mutter und schlurfte einem Geist ähnlich aus dem Kinderzimmer. Alex sah ihr mit einem lang gezogenen Ausatmen nach, bevor er sich auf den Rücken drehte und an die Kinderzimmerdecke starrte. „Oh Izzy … wo bist du nur…“, flüsterte er leise und setzte sich auf. Ein gequälter Blick glitt in Richtung Fenster. Die Sonne schien. Ein idealer Tag um mit seinem Töchterchen am Strand spazieren zu gehen. Aber sie war nicht da und er konnte nur hoffen, dass der kleine Mensch nicht zu sehr litt…   Wie am Spieß brüllte der kleine Mensch als die heiße Nadel ihr Ohrläppchen durchdrang und ein kleines Loch zurück blieb. Sie war schon vollkommen rot, während sie einfach aus Leibeskräften brüllte. Ihr wurde kein Erbarmen zuteil als wenige Sekunden später ein silberner Stecker in ihrem Ohr prangte. „Siehst du, wie hübsch du bist!“, ertönte eine freudige Stimme. Jemand klatschte begeistert in die Hände, während der kleine Mensch immer weiter heulte und vor lauter Brüllen kaum noch Luft bekam…   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)