Free falling von abgemeldet (Eine Alex O'Loughlin Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 100: XXIV. The End (100) -------------------------------- Holly zog die Vorhänge leicht zurück, betrachtete die paar wenigen Stufen die nach oben führten. Ein wohlbekannter Klang schlug ihr entgegen und vor ihren Augen tanzten so viele bunte Lichter. Auf ihren Lippen zeichnete sich ein kleines Lächeln ab. Sogleich drehte sie sich wieder um und ließ den dicken Stoff zurück fallen. Immer lauter wurde das emsige Brummen eines Bienenschwarms. Menschen, die laut miteinander sprachen, lachten und sich einfach ihres Lebens freuten und dem Abend mit besonders großer Neugier entgegen sahen. Mit leicht wippenden Schritten wanderte sie in dem kleinen Raum hinter der Bühne umher. Auf einem Tisch stand eine Torte. Sie war bereits angeschnitten und ein paar Stücke fehlten. Sie grinste, tippte mit dem Finger gegen die Sahnehaube der Torte und probierte von dieser süßen Köstlichkeit mit einem zufriedenen Laut. Chris schob sich in den Raum. „Die Bühne erwartet dich zurück.“, zwinkerte er ihr munter zu. Sie drehte sich augenblicklich zu ihm und begann zu strahlen. „Sicher?“ „Ganz sicher. Die Fans warten auf dich. Sie sind zu Scharren herein geströmt um dich wieder live zu erleben. Du stehst jetzt auf deiner Bühne, singst so wie am Anfang deiner Karriere für ein paar Gäste eines kleinen Clubs. So wie du es dir immer gewünscht hast. So, wie es dir immer gut ging.“, sprach Chris. Holly atmete tief durch und trat an Chris heran. „Danke…“, flüsterte sie ihm zu. „Wofür?“ „Dafür, dass du da bist.“ „Jemand muss ja auf dich aufpassen, Kleine. Brandon hätte es so gewollt und ich finde Hawaii eigentlich ganz nett.“, lachte er zufrieden auf und schloss sie für ein paar Sekunden in die Arme. „Und jetzt geh. Du wirst sehnsüchtig erwartet.“ „Keine Stalker in der Nähe.“ „Sicher nicht.“ Er zwinkerte ihr zu und schob sie wieder in Richtung Vorhang. Holly zog diesen zur Seite und drehte sich noch einmal zu Chris um. Mit verschränkten Armen stand er im Raum und lächelte zufrieden.   „Frei??? Was will ich mit frei??? Ich habe keine Zeit für Urlaub!“, beklagte sich Chris. Holly links und Alex rechts schoben sie ihn in Richtung Haustür zu. „Du nimmst dir jetzt Zeit für Urlaub!“, befahl Holly, öffnete die Tür beschwingt und deutete nach draußen. „Aber…!“, versuchte er einen Einwand anzubringen. Leider stieß er bei Holly auf taube Ohren. „Du hast seit du für mich arbeitest keinen Urlaub mehr gehabt und das ist mittlerweile zwei Jahre her, also genieß endlich den Tag. Mir geht es gut, es gibt keine Gefahr mehr und außerdem gehst du mir auf den Keks!!“, fuchtelte sie mit ihrem Finger vor seiner Nase herum. Chris verzog sein Gesicht, als er doch glatt vor die Tür geschoben wurde. „Aber was mach ich denn jetzt???!“, fragte er halb verzweifelt! „Geh zum Strand, beobachtete ein paar Bikinihäschen, leg dich in die Sonne, geh schwimmen oder tauchen!“, rief Holly, winkte ihm zu und ließ die Tür ins Schloss fallen. Hilflos sah er sich um. Die Sonne lachte, wie man sprichwörtlich sagte und der Himmel leuchtete blau. Chris seufzte auf. „Verschwinde endlich Chris.“, rief Holly durch die geschlossene Tür. Er rümpfte seine Nase und vergrub seine Hände in den Tiefen seiner Hosentasche. Mit einem mürrischen Gesichtsausdruck stieß er einen Stein beiseite und schlenderte los. Wohin? Das wusste er auch nicht. Irgendwann berührten seine Füße tatsächlich den Sandstrand von Ewa Beach. Sie trugen ihn weiter bis zum Meer. Die Wellen plätscherten und schäumten, als sie auf den Strand trafen. Hier und da war ein Surfer unterwegs. Die Palmen standen ganz still da. Es wehte kein Lüftchen. Der Himmel war klar und die Sonne heiß. Chris zupfte an seinem weißen Shirt, als irgendwas in seiner unmittelbaren Umgebung laut krächzte. Er kratzte sich am Nacken und richtete sich seine Mütze. Wieder krähte etwas. „Ich habe Urlaub, also soll ich mich entspannen, aber wie soll das bei dieser Geräuschkulisse funktionieren?“, fragte er etwas genervt und versuchte sich nicht großartig umzusehen. „Na mit so einer angespannten Miene sicher nicht.“, erklang eine Stimme. „Ich bin nicht angespannt.“ „Stimmt, verkrampft trifft es eher. Brah, du beschwerst dich nicht allen Ernstes über einen freien Tag.“ Wieder das Krächzen. Chris warf nun doch einen kleinen Blick über seine Schulter. Vor ihm stand eine junge Hawaiianerin mit langen schwarzen Haaren, leicht gebräunter Haut und wunderschöner, mandelförmiger Augen. Sie trug ein dünnes, weißes Kleid, das zu Chris Begeisterung durchsichtig war, sodass der Bikini gut zu sehen war. Auf dem Kopf trug sie einen gigantischen braunen Hut und auf der Schulter… einen Papagei. Seine Verwunderung könnte kaum größer sein. „Vielleicht beschwere ich mich auch, weil ich gerne arbeite.“ „Und deshalb schlägst du einen freien Tag aus. Wenn du mich fragst, hast du einen kleinen Vogel.“ „Na du einen großen!“, nickte er in die Richtung des blau-gelben Papageis, der lediglich seinen Kopf verdrehte. „Wenigstens verbreite ich keine miese Stimmung, weil ich Urlaub habe. Brah, du solltest dringend lernen, wie man abschaltet und die Seele baumeln lässt.“ „Na das mach ich doch.“ „So wie du gerade dastehst holst du dir eher einen Sonnenbrand als irgendwas anderes.“, grinste sie munter und reichte ihrem Papagei ein Leckerchen. Das Tier krächzte und freute sich! Er atmete tief durch. „Und was soll ich deiner Meinung nach tun?!“ „Versuch es mal mit Lachen. Siehst du, das geht so!“, erklärte sie und präsentierte ihre perfekten weißen Zähne, strahlte ihn geradezu an. Chris erwiderte ihren Blick mürrisch. „Du brauchst dringend Nachhilfe, also los…“ Sie sprang auf ihm zu und fummelte ernsthaft in seinem Gesicht herum um seine Mundwinkel nach oben zu befördern. Chris war perplex und vielleicht konnte er sich deshalb ein Grinsen nicht verkneifen. Sie lachte auf. „Ich bin Leilani“, streckte sie ihm ihre Hand entgegen. „Chris…“, erwiderte er und ergriff die zarten Finger der Hawaiianerin.   Chris warf einen Blick über seine Schulter und betrachtete die Strandschönheit im Türrahmen. „Komm, ich will die Show sehen!“, freute sich die Hawaiianerin. Chris nickte, ergriff ihre Hand und zog sie an sich heran. Liebevoll hielt er sie bei sich und hauchte ihr einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen, bevor sie sich zusammen auf den Weg um die Bühne herum machte. Holly wartete anscheinend noch etwas scheu. Es war lange her, dass sie zuletzt auf der Bühne gestanden hatte und ein kleines bisschen hatte sie das Lampenfieber gepackt! Sie sah sich um und erspähte Chris, samt Leilani in der Menge. Beide grinsten ihr entgegen und nickte. Mit einem letzten, tiefen durchatmen löste sie sich vom Vorhang und trat die letzte Stufe hinauf auf die Bühne. Die Band wartete bereits. Ihr Blick glitt durch den Club, der sich vor ihr erstreckte. Die Wände waren aus Backstein und teilweise mit Tikifiguren verkleidet. In der Mitte wartete eine große Bar, die meistens von Scott oder Alex besetzt war. Die beiden Männer liebten es Drinks zu mixen und den perfekten Barkeeper zu mimen. Viele Frauen tummelten sich um die ehemaligen Schauspieler, denn Alex war nicht länger in der Branche tätig. Stattdessen gab er lieber seinen (ehemaligen) Fans einen aus, sprach mit ihnen und genoss den Kontakt. Vor der Bühne hatte sich eine ganze Menschentraube getummelt, denn seit Wochen war es schon im Gespräch. Hollys kleines Konzert in ihrer Heimat Hawaii, auf ihrer Bühne. Die Leute waren von weit her gekommen, um sie seit Jahren wieder zu hören. Holly hob ihre Hände in die Höhe. „Schhhh.“, sprach sie leise ins Mikrofon und schloss ihre Augen. Immer mehr erstarb das Stimmengewirr und stattdessen starrten alle zu der Sängerin nach oben. Wieder ruhte dieses ganz bestimmte Lächeln auf ihren Lippen, als sie zu sprechen begann. Ihre Augen funkelten geradezu! „Mein Name ist Holly Marie O’Loughlin. Ich bin inzwischen 31 Jahre alt und ich habe in meinem Leben endlich alles erreicht, was ich immer haben wollte. Lange Zeit war ich der Meinung, dass Ruhm und Reichtum das wesentliche im Leben sind. So fehlte mir irgendwann das zu Hause. Immer auf der Suche nach einem neuen Standort und immer auf der Jagd nach einem neuen Song. Allerdings änderte sich alles, als ich vor knapp drei Jahren auf großer Amerikatour unterwegs war. Hawaii war nur ein kleiner Zwischenstopp auf einer endlos langen Liste. Ich war auf einer After Show Party mit Rihanna und Taylor Kitsch … und vielen anderen Berühmtheiten. Ich als prominente Persönlichkeit hatte natürlich Zugang. So war es. Mein Leben. Ich hatte alles, was sich ein Mensch wünschen kann … außer Magie. Etwas, wovon die Menschen immer reden. Die Magie der Liebe. Ich habe lange Zeit behauptet, dass alles in Ordnung war, allerdings fehlte mir die Magie und somit auch ein Grund mein Leben weiter zu führen. Das Leben ist wie ein Kartenhaus. Manchmal bricht es zusammen, verliert unaufhaltsam die Stabilität und zurück bleiben nur viele kleine Bruchstücke.  Und manchmal muss genau das passieren, um etwas Neues möglich zu machen. Mein Leben war zu Ende… allerdings nur um endlich von neuem zu beginnen und mit einem Mal war Hawaii nicht mehr länger nur ein Zwischenstopp… sondern Heimat! “ An der Bar des Clubs lehnte Ryan, gleich neben ihm hockte Leila, die ihren Kopf an seiner starken Schulter abgelegt hatte. Heimat – ja, Leila hatte hier auch ihre Heimat gefunden. Und ihre große Liebe gleich mit.   Leila hatte ein mulmiges Gefühl in dieser ganzen Situation. Sie schluckte und strich sich durch die langen Haare. Ungebändigt wie immer hingen ihr mehrere Strähnen ins Gesicht und ließen sich auch nach mehrmaligen Versuchen nicht mehr hinter das Ohr verbannen. Sie atmete tief durch und betrachtete die junge Frau im Eingangsbereich Sie wurde Shelly genannt und erinnerte stark an eine Surferbraut, allerdings versuchte sie einen starken Eindruck zu hinterlassen. Immer wieder lief sie mit einem Klemmbrett an ihr vorüber und nahm Telefonate oder noch weiter wartende Menschen an. Alle saßen sie zusammen in dem Warteraum. Eng aneinander gepfercht, was Leila ein erneutes Seufzen entlockte. Eine weitere Frau huschte an ihr vorüber. Leila seufzte auf und schielte auf ihre andere Seite. Ryan saß mit verschränkten Armen neben ihr. Wie ein Fels in der Brandung starrte er vor sich hin, allerdings manifestierte sich auch die langsam wachsende Unruhe in seinen Gesichtszügen. Der Blick aus seinen tiefblauen Augen wanderte umher. „Jetzt guck nicht so… du machst hier allen noch Angst.“, kicherte Leila leise. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen. Einige Falten zierten seine Stirn, als sein Blick zu ihr huschte und sofort an ihr hinab glitt. „Sie hat keine Angst.“, stellte er nüchtern fest. „Sie kennt dich ja auch.“, lachte Leila und sah ebenfalls nach unten. In ihren Armen lag ein kleiner, schlafender Mensch. Ein kleines Bündel. Ein winziges Wesen. IHR winziges Wesen. Kalea Sheridan, ihre kleine Tochter, die seit einigen Tagen das Leben von Ryan und ihr gehörig auf den Kopf stellte! Schon vor der Hochzeit mit Ryan hatte sie es gewusst. Ihr Liebe hatte ein kleines Lebewesen hervor gebracht und auch wenn Ryan es nicht zugab: Er war Kalea absolut verfallen. Sie hatte einige Wochen zu früh das Licht der Welt erblickt und so war es nicht nur ein Zufall, dass ihr hawaiianische Name ‚Glück‘ bedeutete. Leider zog so eine Frühgeburt viele Untersuchungen nach sich und – wie sollte es auch anders sein – passte es Ryan ganz und gar nicht, dass er so lange mit dem kleinen Menschen warten musste. Hochschwangere Frauen beäugten ihn im Wartezimmer der Gynäkologen überaus kritisch. Er war ein Fremdobjekt in diesen heiligen Hallen. Er betrachtete Kalea, als Leila ihren Kopf an ihn schmiegte. „Wenn du nicht für sie lächelst, dann für mich …“, raunte Leila ihm zu. Ryan brummte etwas vor sich hin und versuchte sich mit einem freundlichen Gesichtsausdruck. Leila lachte auf. „Lass es …“, rief sie munter. Die Arzthelferin, die eher als Surfergirl arbeiten sollte, sprang schon regelrecht in den Warteraum. „Familie Sheridan.“, flötete sie glockenhell. Sofort erhob sich Ryan und folgte seinen beiden Frauen aus dem Wartezimmer. So war es jetzt. Sein Leben. Endlich erfüllt von Lachen. An der Seite von Leila hatte er die Erfüllung gefunden und Kalea machte alles perfekt!   Holly plauderte auf der Bühne und ihr Mann an der Bar. Immer wieder wanderte sein Blick zu Holly, an deren Lippen das gesamte Publikum geradezu zu kleben schien! Er wurde wie so oft interviewt. Alle wollten sie wissen, wie jetzt, nach drei Jahren des Kennenlernens von ihm und Holly das Leben war. Die Interviews waren anders als früher. Er plauderte locker mit den Reportern. Es gab keinen Manager, der ihm Vorschriften machte, keine Regeln an die er sich zu halten hatte. Wenn er was nicht sagen wollte, dann erzählte er keine Lügen, sondern zuckte einfach mit den Schultern. „Sie sind vor kurzem zum dritten Mal Vater geworden? Wie fühlt es sich an, dass Ihre Frau wieder auf der Bühne steht. Genießen Sie das Vaterdasein? Wie kommt ihr ältester Sohn mit seiner neuen Rolle zurecht?“ Auf Alex Zügen erschien ein kleines Lächeln und für einen Moment schloss er mit einem zufriedenen Seufzen seine Augen.   Exakt zwei Jahren ach der Entführung wurde der Tag, der bis dato allen düster in Erinnerung geblieben war, von einem freudigen Ereignis überschattet: Brandon O’Loughlin erblickte das Licht der Welt. Er komplettierte die Familie! Der kleine Brandon mit den niedlichen Hamsterbäckchen und dem kleinen Stupsnäschen hatte sofort das Herz seiner Mutter im Sturm erobert. Elfchen Isobel, war dementsprechend begeistert von ihrem kleinen Babybruder, auch wenn dieser viel Aufmerksamkeit geschenkt bekam. Leise Stimmen drangen an Alex‘ Ohr. Er döste gemütlich auf dem Sofa. So ein Schlaf zur Mittagsstunde war etwas Herrliches. Natürlich würde er das nie offen zugeben. Zum Glück hatte sein kleiner Sohn genau dieses Schlafbedürfnis, das ihm in dieser Situation zu Gute kam. Nachts war der Kleine wach, somit musste er tagsüber schlafen. Nur zu gerne war Alex mit dabei! So lag er auf dem bequemen Sofa. Der kleine Junge, der noch nicht mal eine Woche auf der Welt war, kuschelte auf seinem Bauch und schlummerte ebenso zufrieden vor sich hin, wie Alex. Allerdings störte etwas seinen friedlichen Schlaf. Er verzog die Nase und legte die Stirn in Falten. Wieder hörte er das Kichern. Letzenendlich war es dann doch die Neugier, durch die er seine Augen öffnete und hinüber zum zweiten Sofa schielte. Holly und Isobel saßen darauf und flüsterten über irgendwas. Inzwischen beherrschte das kleine Elfchen perfekte Dreiwortsätze. Sie hatte sogar Lieblingssäte, wie etwa „Ich kann nich‘“, „Ich seh nich’s“ „Will Musich hör’n.“. Vor allem der letzte Satz hatte ihre Mutter freudig gestimmt. „Leute, ihr seid viel zu laut. Brandon will schlafen.“, beschwerte er sich leise. Holly grinste schief. Sie lehnte bei Isobel und zusammen sahen sie zu Alex hinüber. „Ich glaube eher dass du schlafen willst.“ „Möglich.“, knirschte Alex mit seinen Zähnen und schielte auf den schlafenden Säugling hinab. Der jüngste O’Loughlin ließ sich von dem Getuschel der Frauen gar nicht stören. Er war einfach viel zu müde, nachdem er die Nacht durchgemacht hatte. Izzy grinste etwas schelmisch. „Ihr heckt doch irgendwas aus.“, maulte Alex. Er kannte seine Frauen doch! Er wusste ganz genau, wenn ihn wieder irgendwas, ähnlich einer Shoppingtour erwartet. „Nein, nein. Machen wir gar nicht. Ich schwöre!“, hob Holly ehrenvoll ihre Hände. Alex‘ Misstrauen blies, als es auf einmal an der Tür klingelte. Brandon verzog sein Gesicht und schon klappten seine Auge auf. „Na prima!“, beschwerte sich Alex. Sofort war Holly aufgesprungen und hob ihre kleine Knutschkugel in die Höhe. Mit seinen süßen Pausbäckchen sah er einfach zum fressen niedlich aus! Mit einem erschöpften Gähnen setzte sich Alex auf. „Geh doch aufmachen und beschwer dich.“ „Das mach ich auch. Immerhin hat er meinen Sohn geweckt.“ Wer auch immer da trotz ‚Hush, Baby is sleeping‘-Schild geklingelt hatte, konnte sich auf einen mürrischen Alex einstellen. „Izzy midd!“, rief die Kleine und streckte ihre Arme aus. Alex nickte und hob die Elfe auf seinen Arm. Sie grinste. „Alles in Ordnung bei dir? Was hat Mami dir gerade erzählt?“, wollte Alex wissen. Isobel hob unschuldig ihre Schultern und warf einen Blick zurück zu Holly. Diese lachte einmal auf, küsste Brandon auf den Kopf und rieb ihre Nase an seiner. Der Kleine war ganz leise geworden und schien einfach nur zu genießen. Alex öffnete die Tür und mit einem Mal verpuffte die Wut. „Saxon…“, raunte er perplex. „Überraschung!!“, rief sein Ältester und schon hatte er sich Isobel geschnappt und wirbelte seine lachende Schwester durch die Luft. Alex trat einen Schritt zurück und konnte gerade so in das Wohnzimmer blicken. Holly grinste breit. „Ach darüber habt ihr getuschelt.“ „Möglich.“ Unschuldig hob Holly ihre Schultern und zwinkerte Alex zu. Dieser drehte sich wieder zu seinen beiden Kindern und schloss Saxon in seine Arme. „Schön dass du hier bist…“, lächelte Alex begeistert. „Ich will meinen kleinen Babybruder sehen…“ „Na dann komm rein und schau ihn dir an.“, zwinkerte Alex. Glückselig brachte er seinen großen Sohn zu dem kleinen Säugling und zusammen mit ihnen saß er auf dem Sofa und genoss diesen entspannten Tag…   Er lächelte noch immer vor sich hin, als er dem Reporter endlich eine Antwort gab. „Mein Name ist Alex O’Loughlin. Ich bin 37 Jahre und lebe noch immer in Honolulu, dem perfekten Fleckchen Erde. Dieser Ort ist genau für mich gemacht. Ich habe vor einer Weile jemanden gefunden, der förmlich auf mich gewartet hat. Jemand, der wie für mich gemacht ist. Meine entzückende Ehefrau, die mir nicht nur das Lachen zurück gebracht und zwei Kinder geschenkt hat. Nein. Sie hat mich auf alle erdenklichen Arten gerettet. Mehr kann ein Mensch einem anderen nicht geben. Mein Leben ist jetzt perfekt. Meine Name ist Alex – ich bin Barbesitzer, Ehemann und Vater. Alles andere ist Vergangenheit und alles andere ist hier nicht relevant“, sprach er in die Kamera und hob sein Glas. Alex lehnte lässig hinter dem Tresen. Er trug ein lockeres schwarzes Hemd und bequeme Jeans, in der ein Handtuch steckte. Ein breites Grinsen zierte seine Lippen und in seinen blau-grünen Augen blitzte geradezu der Schalk. „Ich verstehe… vielen Dank für das Interview.“, lehnte sich der Reporter nach vorne und reichte ihm seine Hand. „Jederzeit.“ Alex nickte und wandte sich seinen zahlreichen Gästen zu, die zu Scharren hereinströmten!  Er pfiff zu Hollys erstem Song und sah ihr natürlich besonders gerne zu. Mit einem Mal ließ sich ein bekanntes Gesicht bei ihm nieder. „Na mein Brüderchen.“, lachte er auf. Finley stöhnte auf. „Wie geht es den Zwillingen.“ Fin verdrehte die Augen. „Gib mir was zum Trinken, jetzt!”, befahl er und deutete auf den Tresen. Alex salutierte lachend und reichte seinem Bruder einen guten Whiskey. Er und Grace waren seit einem Jahr stolze Eltern von den Jungs Levin und Milo. Die Zwei hielten ihre Eltern gehörig auf Trab. Finley gähnte und legte seinen Kopf auf den Armen ab. „Du weißt schon, dass das hier eine Bar ist … kein Schlafzimmer.“ „Lass mich in Ruhe…“, brummte Finley und strich sich etwas über den Finger…   Es war kein Tag wie jeder andere im Leben von Finley. Vor einigen Jahren hatte er begonnen zu leben. Es hatte sich alles verändert. Absolut alles. Eigentlich hatte er sich immer als überzeugten, alleinstehenden Mann gesehen, der sich voll und ganz in das Studium stürzte und was war jetzt? Er hatte sein Studium durchschnittlich beendet, denn zum Zeitpunkt der Prüfungen hatte seine Lebensgefährtin zwei Kinder zur Welt gebracht. Die Jungs brachten gehörig Trubel in das Leben von den zwei jungen Menschen. Trotz geschlossener Türen konnten Grace und Finley die Zwillinge weinen hören. „Wir sollen uns heute nicht um sie kümmern.“,  murmelte Finley. „Zumindest im Moment nicht …“ „Ich komm mir vor wie ein Zombie und wir haben sowieso jegliche Vorschriften und Traditionen gebrochen, denn ich hoffe sehr, dass dieses pompöse Kleid, das du trägst, dein Hochzeitskleid ist.“ Sie saßen nebeneinander. In wenigen Minuten würde die Zeremonie beginnen und beide waren absolut müde. Grace lächelte erschöpft. „Das wird schon, Finley. Es wird irgendwann auch wieder besser und sei unbesorgt, das ist mein Hochzeitskleid.“, lächelte sie, schaffte es aber auch nicht aufzustehen. „Ich finde das hier ist eine gute Alternative. Plan B. Die Zwei sind gerade gut aufgehoben. Wir sollten abhauen.“, brummte Finley und legte sein Gesicht in seine Hände. „Sie sind niedlich, irgendwer wird sich sicher um sie kümmern.“ Grace lachte leise und lehnte sich zurück. Sie streckte ihre müden Glieder. „Ich will jetzt nicht aufstehen. Ich will schlafen. Die Menschen sagen immer es wird irgendwann besser, sogar mein Bruder hat gesagt, es wird irgendwann besser, aber … die Leute lügen.“, knurrte er vor sich hin und schüttelte entschieden seinen Kopf. „Es wird sicher irgendwann besser. Wir müssen doch jetzt nicht nach ihnen schauen.“ „Neeeein, wir müssen nur heiraten, das ist ja gar nicht anstrengend.“, lachte Finley auf und streckte sich einmal ausgiebig. Die Nächte in denen er ausgeschlafen hatten lagen in weiter Ferne. Die Zwillinge wechselten sich stündlich ab und so stand Finley die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben. „Es wird sicher wunderschön und ist schnell vorbei.“ „Du hast gut reden. Du kannst deine Müdigkeit hinter einem Schleier verstecken!“, lachte Fin auf. Grace nickte und erhob sich. „Na komm. Lass es uns hinter uns bringen. Immerhin sind unsere Jungs heute Nacht bei deinem Bruder zu Besuch… dann können wir die Hochzeitsnacht voll nutzen.“ Finleys Augen begannen zu funkeln, als er sich erhob und Grace an sich zog. „Du meinst wir können eine ganze Nacht durchschlafen.“ „Oh ja, das klingt unglaublich nicht wahr?“, freute sich die Braut. „Oh, absolut.“, schnurrte Finley und umarmte Grace mit einem wohligen Seufzen…   Alex tätschelte Finley den Hinterkopf. „Egal wie müde du bist, du bist glücklich, nicht wahr…“ Finley hob grinsend seinen Kopf. „Das ist doch wohl klar. Ich fühle mich perfekt. Mein Leben ist perfekt.”, lächelte er selig und sah hinauf zur Bühne, den die Musik setzte wieder ein. „Und nun der letzte Song des Abends. Er heißt ‚Blue Sky‘. Genießt ihn.“, rief Holly und begann etwas zur Musik zu tanzen, bevor sie zu singen begann.   “The farther I come the farther I fall Whatever I knew it was nothing at all Nothing at all, just making me small Smaller and smaller I fall back   Sooner or later with a view from the ground Chasing the race and the races run you down Sooner or later with a view from the ground And a tear in your eye You say baby why can’t we fly Into the blue sky High Into the blue sky   Be my singing lesson Be my song When I tell you I’m falling You tell me I’m strong You say trees have grown tall Birds have flown high Goodbye goodbye goodbye I’ll fly over a rainbow I’ll be sun kissed Sail around the planet Venus And send a long letter Way back home That says all that I know All that I know is the blue sky High in the blue sky   The farther I come the farther I fall Whatever I know it was nothing at all Trees  have grown tall, birds have flown high Higher and higher Goodbye, goodbye, goodbye”   Holly atmete die Luft ein. Lauschte dem tobenden Applaus und verneigte sich vor ihren Fans, ehe sie leichtfüßig auf das Ende der Bühne zuhüpfte und einfach so nach unten kletterte. Chris bekam einen halben Herzinfarkt, schaffte es aber nicht sie daran zu hindern, oder auch nur in ihre Nähe zu kommen. Losgelöst schob sie sich durch die Menge, schüttelte Hände und verschenkte ein Lächeln nach dem anderen. Fast schon ergriffen von der Situation wichen die Fans vor ihr zurück und ließen sie einfach vorbei, aber nicht ohne euphorisch ihre Hand zu ergreifen. Hier und da zwinkerte Holly den freundlichen Leuten zu und lächelte. Lächelte und lächelte. Es war ein unglaubliches Gefühl und für einen Moment hatte sie selbst das Gefühl fliegen zu können. Mit halb offenem Mund und erstauntem Blick sah ihr Alex entgegen, zog die Augenbraue in die Höhe, als Holly unter lautem Jubel und Beifall auf den Tresen kletterte und ihre Arme um seinen Hals schlang. „Ich liebe dich…“, raunte sie ihm zu. Alex lachte laut auf, legte die Arme um ihre schmale Taille und zog sie zu sich. Zärtlich berührten sich ihre Lippen und sofort wurde laut geklatscht und gepfiffen. Der ganze Saal war wie hypnotisiert, gerührt von der Liebe und ergriffen vom Moment.   So war es jetzt. Das Leben. Und es war ein gutes Leben. Die kleine Familie ist glücklich. Sicher gibt es ab und an ein paar graue Wolken, aber auf Regen folgt Sonnenschein und selbst hinter den dicksten Wolken wartet ein Regenbogen.    Übrigens … Isobel ist eine grandiose Ukulele Spielerin geworden. Zusammen mit ihrem Dad spielt sie am liebsten im Duett.        Habt Ihr Euch jemals gefragt, was unsere Zeit hier wirklich ausmacht? Ob ein einzelnes Leben für die Welt von Bedeutung ist? Oder ob die Entscheidungen, die Ihr trefft irgendeine Rolle spielen? Ich glaube, dass sie es tun, und ich glaube, dass ein einzelner Mensch, das Leben vieler Anderer verändern kann. Zum Besseren oder zum Schlechteren. Mein Leben hat sich zum Besseren geändert…     The End Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)