Free falling von abgemeldet (Eine Alex O'Loughlin Fanfiction) ================================================================================ Prolog: -------- Disclaimer Rating: 16 Allerdings sind Szenen geplant, die besser nicht der Jugend zugänglich gemacht werden sollten. Genre: Drama (Tragikomödie) – In einem Moment Himmel hoch jauchzend, im nächsten zu Tode betrübt. Das hier wird ein Drama. Wer die Story liest darf sich nicht beschweren, wie sonst in meinen Storys. Pairing: Het Disclaimer: Alex O’Loughlin gehört ausschließlich sich selbst. Ich erhebe keinerlei Ansprüche auf ihn ... Das hier ist alles reine Fiktion und hat nichts mit ihm zu tun. Ich möchte nicht in sein Leben eingreifen und deshalb ist mir wichtig, dass das hier als reine Geschichte gesehen wird. Ich wünsche ihm alles Glück dieser Welt und ich bitte die Leser darum, dass hier als reine Fiktion anzusehen! An dieser Stelle möchte ich Mr. O. danken. Er ist eine große Inspirationsquelle und ich bewundere den Australier zutiefst Free falling     “Weit hinaus in die Einsamkeit des gewaltigen Pazifik, und weit hinab bis an den Rand der Tropen, dort schlummern sie auf den Wellen, immerwährend grün und schön, fern von der Arbeitswelt und ihren Mühen und Sorgen, ein blühendes, duftendes Paradies. Dort liegen sie, die göttlichen Inseln... ewig scheinend in der Sonne, ewig lächelnd im glitzernden Meer...“ (Mark Twain, 1840)   Aloha kakou, willkommen auf den Hawaii Inseln, der Heimat von etlichen Stars und Sternchen der Welt. Dem Ort, an dem der Himmel ein Stückchen näher an einem zu sein scheint. Die vulkanische Inselwelt mit den traumhaften Landschaften voll Gegensätze und Unterschiede wartet nur darauf entdeckt zu werden. Tropische Vegetation und im nächsten Moment rote und schwarze Lavafelder. Dazwischen finden sich immer wieder schroffe, grüne Steilküsten und natürlich auch die weißen Sandstrände, die die Menschen anlockt. Der warme Pazifik leuchtet besonders um die Hawaii Inseln smaragdgrün und nur ein paar Zentimeter weiter tiefblau! Hawaii ist eine Welt der Farben, der Gerüche, der Abenteuer, der Magie. So und anders locken zahlreiche Prospekte scharrenweise Besucher nach Hawaii. Zu den Inseln unter dem azurblauen Himmel, dem Land der Regenbögen. Dem Paradies auf Erden. Sonne küsst Ozean. Unter diesem Motto stand eine der Privatpartys des heutigen Abends. Zumindest schien es so, als die Sonne mit dem Horizont zu einer orangenen, warmen Masse verschmolz und jeden Menschen mit Licht und Fröhlichkeit durchtränkte. Zumindest die meisten Menschen auf Hawaii. O’ahu – eine der acht Hauptinseln – verschwand allmählich in der Dunkelheit. Vereinzelt tummelten sich noch die Surfer am Strand von Waikiki und hier und da feierten die Menschen einen traditionellen Luau mit Hula-Tänzen und Feuerspielen. Das zarte Spiel eine Ukulele hallte den Strand entlang und ließ die Welt einmal mehr im Einklang sein. Die Sonne glühte am Himmel, bis zuletzt sein schmaler Streifen zurück blieb. Ganz langsam versank die Welt im Dunkeln, doch nicht lange, denn schon erstrahlten so viele andere Lichter, warfen ihre langen Schatten. Straßenlaternen in einem warmen orange, Hauchhausfenster erstrahlten in einem kühlen blau. Die Strände waren gesäumt von Lampions die in bunten Farben erstrahlten und den Menschen einmal mehr ein unbeschwertes Leben ermöglichte. Ein paar Wolken schoben sich über den Koko Krater und den Mount Ka’ala. Strandpartys wurden gefeiert oder die Menschen zogen sich zurück um ihr privates Glück zu genießen. Auf einem Privatgrundstück im Villenviertle von Honolulu fand an jenem Abend eine schicksalhafte Privatparty statt. Jene Schauspieler, Musiker und andere Prominente feierten den erfolgreichen Kinostart eines neuen Filmes. Es gab köstliche Speisen und genügend Champagner für alle. Der Whirlpool wies die perfekte Temperatur auf und in der großen Halle ließen sich viele Kontakte knüpfen. So lag eine der Terrasse der großen Villa beinahe in totaler Dunkelheit, als klappernd ein paar High Heels über die hellen Steinfließen purzelten. Tapsend wanderte das dazugehörige paar Füße an ihnen vorbei bis zum Rand des dunkelblauen, ovalen Pools.     Mein Name ist Holly Marie Shepard und mittlerweile bin ich 29 Jahre Ich habe alles in meinem Leben erreicht, was sich ein Mensch wohl wünschen kann. Ich bin reich und erfolgreich. Vergangenes Jahr habe ich meinen zweiten Grammy Award  gewonnen und eine Platte mir Rihanna und Bon Jovi aufgenommen. Ich besitze mehrere Häuser überall auf der Welt, leite eine Wohltätigkeitsorganisation und bin die meiste Zeit des Jahre auf Tournee oder mit der Aufnahme eines neuen Albums beschäftigt. Inzwischen habe ich fünf Platten aufgenommen. Ich habe mehrere goldene und silberne Schallplatten an den Wänden hängen und bereits mit den Band Coldplay, Snow Patrol und den Künstlern Ryan Tedder, Damien Rice und Kate Perry zusammengearbeitet. Ja, ich bin eine der größten Nummern in Amerika, England, Frankreich, Australien und Deutschland. Ich bin Holly – die Musikerin, die unter dem Namen Mya weltberühmt wurde. Derzeit bin ich auf großer Amerikatour. Mein Standpunkt. Das Paradies. Die Hölle? Ich weiß es nicht. Ich bin auf einer der Hawaii Inseln. O’ahu. Eigentlich ein nettes Fleckchen Erde. Nur leider genauso voll wie all die anderen Großstädte. Für manche ist das hier das Paradies. Aber für mich … für mich ist das die Hölle. Ach ja. Ich bin auf einer After Show Party… mit Rihanna, Taylor Kitsch und noch einigen anderen Schauspielern. Als Promi kommt man überall rein. Ist immer gerne gesehen. Man weiß nie, wann einem ins Gesicht gelogen wird. … So ist das Leben. Aber ich will mich nicht beschweren, denn ich, Holly Marie Shepard, habe alles, was sich ein Mensch wünschen kann. Außer … … Magie, von der die Menschen immer reden. Ich rede immer davon, dass alles in Ordnung ist. Aber es ist nicht in Ordnung Da ist nämlich keine Magie in der Welt. Zumindest keine für mich. Es gibt immer wieder einen Punkt, da wird alles zu viel. Immer dann, wenn man zu müde ist, um noch weiter zu kämpfen … dann ist es besser aufzugeben.   Das Wasser des Pools schimmerte leicht im Mondlicht. Es plätscherte leise vor sich hin, verschmolz mit dem Geräusch des Windes, der durch die Palmen blies und durch die Straßen fegte. Die lauten Geräusche der Partie waren hier draußen kaum hörbar. Die dicken Scheiben und Türen hielten die Musik in den Räumen der großen Villa. Die Silhouette einer jungen Frau spiegelte sich im Wasser. Barfuß stand sie am Rand des Pools, klammerte sich an das Glas mit der durchsichtigen, klaren Flüssigkeit und blickte nach unten in das schimmernde Wasser. Die Terrassentür wurde geöffnet und wieder schlug ihr lautes Stimmengewirr entgegen. „Holly?!“ Sie atmete tief durch und warf einen kurzen Blick über ihre Schulter. „Alles klar bei dir?“ Sie nickte. „Ich wollte gehen. Ich hab einen Schauspieler aufgerissen.“, grinste die dunkelhaarige breit und zufrieden. Ihre Wangen waren vom Flirten schon ganz gerötet. „Viel Spaß.“, murmelte Holly und wieder verlor sich ihr Blick in der Wasseroberfläche. Die Tür wurde zugeschoben und so blieb sie alleine zurück.   Langsam hob Holly ihren Blick und sah sich um. Weiß und anmutig strahlte der Mond am Himmel und wurde von abertausenden Sternen begleitet. Zitternd hob sie das Glas an ihre Lippen und trank einen weiteren Schluck, starrte die Mauern der Villa an. Ein Gefängnis war nichts im Vergleich zu ihrem Leben.   Jeden Tag ignorieren wir aufs Neue, wie kaputt die Welt doch ist. Gibt es noch diese ganz bestimmten Dinge, für die es sich lohnt zu leben? Oder ist alles einfach verschwunden …? Als Kinder glauben wir noch eines Tages die Magie zu finden und unsere Träume zu verwirklichen Doch was ist, wenn aus dem Traum ein Albtraum wird?   Das Glas zerschellte auf dem hellen Steinboden. Es zersprang in tausend kleine Splitter, die sich über den Boden verteilten, funkelten und schillerten. Unbeachtet liegen blieben. Die durchsichtige Flüssigkeit bahnte sich ihren Weg vorbei an den Scherben und versank in dem Boden. Der Pool lag still in der Dunkelheit, wurde mit einem Mal aufgewühlt, als Hollys Körper die Oberfläche durchbrach und nach unten sank. Die Augen geöffnet berührten ihre Füße den Boden. Einige Luftblasen verließen ihren Mund, suchten sich ihren Weg zurück zur Oberfläche um dort zu zerplatzen. Schwerelos glitten die langen Haare der Frau durch das Wasser und ihr elegantes Kleid von Gucci saugte sich mit der Flüssigkeit voll. Holly sah sich unter Wasser um, beobachtete das Schimmer des Wassers, während immer mehr Luftblasen ihren Mund verließen und schnell nach oben stiegen. Keine Geräusche drangen in das Wasser. Alles war still und leer. Sie sank immer tiefer, schloss ihre Augen. Öffnete sie wieder und betrachtete ein weiteres Bläschen, das ihre Nase verließ. Arme und Beine von sich gestreckt lag sie beinahe schon auf dem Grund des kühlen Pools. Sie öffnete ihren Mund, schrie, doch kein Ton verließ ihre Lippen. Nur eine ewige Flut an Luft. Sie schrie. Schrie so lange bis das Wasser in ihren Mund floss und Holly erneut ihre Augen zusammenkniff.   Das Leben ist wie ein Kartenhaus. Manchmal bricht es zusammen, verliert unaufhaltsam die Stabilität und zurück blieben nur viele kleine Bruchstücke. Helft mir… Irgendwer … Kann mich jemand hören… Hilfe…   Ein Schrei tief in ihrem Inneren. Ein verzweifelter Ruf, den niemand hören konnte. Ihre Augenlider flatterten und schlossen sich langsam, verbargen ihre nougatbraunen Augen und ein letztes Sauerstoffbläschen verließ ihre Lippen, bahnte sich den Weg an die Oberfläche, als mit einem Mal ihr Körper in die Höhe gerissen wurde. Hustend füllten sich die Lungen von Holly mit Luft, verwirrt, verzweifelt sah sie sich um, starrte voller Entsetzen in das Gesicht eines Mannes, der sie festhielt. Ein unglaublich markante paar blauer Augen strahlte ihr entgegen. Tiefblau wie der Ozean, mit einer zarten Nuance grün, die seine Augen geradezu zum Funkeln brachten. „Hey, hey, alles okay??!“, stieß er aus und sorgte mit Leichtigkeit dafür, dass sie nicht noch einmal unterging. Holly schlug ihre schmalen Finger auf ihren Mund, ihre Augen wanderten panisch umher. Er schüttelte sie leicht. „Bist du in Ordnung … wir brauchen einen Krankenwagen!“, rief er die letzten Worte in Richtung Beckenrand. Helfende Hände streckten sich ihnen entgegen und schon im nächsten Moment wurde sie aus dem Wasser gezerrt. Kapitel 1: I. Episode: Sink or swim (01) ---------------------------------------- Habt Ihr Euch jemals gefragt, was unsere Zeit hier wirklich ausmacht? Ob ein einzelnes Leben für die Welt von Bedeutung ist? Oder ob die Entscheidungen, die Ihr trefft irgendeine Rolle spielen? Ich glaube, dass sie es tun, und ich glaube, dass ein einzelner Mensch, das Leben vieler Anderer verändern kann. Zum Besseren oder zum Schlechteren   Langwierige Premierepartys, endlos aneinandergereihte Vorstellungstermine, anstrengende Fotoshootings und nervenaufreibende Drehtage. So sah das typische Leben eines Schauspielers aus. Alles ist eine Farce. Ein Zwang, wenn man sich als Schauspieler behaupten wollte. Es reichte nicht aus Talent zu haben, ehrgeizig zu sein oder ein hübsches Äußeres zu präsentieren. Das Leben als Schauspieler war kein Zuckerschlecken. Ein Darsteller folgt seiner Passion, schlüpft in die Rolle einer fantastischen Gestalt, in den Teil eines Liebespaars oder gar in den Schurken. Es ist der große Traum nach Ansehen und Ruhm, mit dem Tag ein, Tag aus Menschen dieser Leidenschaft folgen und sich als eigenartige Gestalt behaupten, um dann, am Ende eines unglaublich anstrengenden Drehs Erfolg oder Misserfolg zu ernten. Wer es geschafft hat nach ganz oben zu gelangen, wird von gierigen Fotografen verfolgt, in die eigenen vier Wände wie in ein Gefängnis gezwungen und muss sich mit falschen Freunden abgeben. Wer glaubt, das Leben eines Schauspielers sei einfach, hat sich noch nie mit der düsteren Seite dieses Daseins beschäftigt. Wie viele Berühmtheiten haben sich das Leben genommen? Sich dem Einfluss von Drogen und anderen Suchtmitteln hingegeben um dieses Leben zu ertragen? Es ist ein Spiel von Liebe und Hass. Auf der einen Seite liebt ein Schauspieler die Tage vor der Kamera, auf der anderen Seite verflucht er jene Momente hinter der Kamera. Die Zeiten, in denen das Privatleben zur öffentlichen Anteilnahme in sämtlichen Zeitungen oder auf Internetseiten erscheint. So ist das Leben. Einem Schauspieler bleibt nur die Wahl, ob er untergeht, oder mit dem Strom der Zeit schwimmt und um sein Leben kämpft. Alex O’Loughlin ist einer der Schauspieler, die schon viele Rückschläge einstecken mussten. Mehrere Serien wurden abgesetzt und seine Filme fanden nur in der kleinen Fangemeinde Anklang. Erst mit dem Remake der Erfolgsserie Hawaii Five-O fasste er Fuß, begann auf vollkommen neue Weise Karriere zu machen und fand noch dazu ein zu Hause auf den bezaubernden, paradiesischen Inseln von Hawaii. Inseln, die nach frischen Blumen und Meereswasser duftet. Inseln, die voller Farben sind. Inseln, mit der atemberaubenden Schönheit der Natur, dem warmen Wasser und der klaren Luft. Eigentlich war alles perfekt. Wäre da nicht die gähnende Leere in seinem Leben und die stetig wachsende Ungewissheit, wie sich die Zukunft noch für ihn entwickeln würde. Sicher, gerade war er alias Steve McGarrett in der Erfolgsserie besonders gefragt. Doch was kam danach? Wieder die alte Suche nach einer Rolle? „Du nimmst das Leben viel zu schwer.“, mahnte ein blondhaariger, etwas kleinerer Mann und betrachtete Alex. Eine Hand in die Seite gestemmt und seine Stirn mit deutlichen Falten verziert ließ er seinen Blick über ihn gleiten. Scott Caan. Schauspielkollege und Freund trug ebenso wie Alex einen schicken, schwarzen Anzug und drängte sich mit Alex durch die engen Reihen der feierwütigen. Wobei die Zahl durchaus abgenommen hatte. Die Aftershowparty des neuen Kinofilms Battleship war in vollen Gängen und wenn sowas auf O’ahu stattfand durften die Zwei natürlich auch nicht fehlen. „Muss es einen Sinn ergeben, was du sagst?“, fragte Alex nach und schnalzte einmal mit der Zunge. „Zumeist nicht, im Moment aber schon.“, grinste Scott und lauschte den Bässen, dem Gesang der hübschen Diven. „Wirst du konkreter, oder muss ich warten, bis du betrunken bist?“, brummte Alex und nippte an seinem grellblauen Cocktail. Einem Hawaii Blue! „Na das Leben. Du nimmst es zu schwer. Machst dir über alles deine Gedanken, anstatt einfach wieder zu leben. Du bist absolut verkniffen. Mit Stock im Arsch eben.“ Alex verzog sein Gesicht. „Ich bin kein Teenager mehr, Scott. Etwas Professionalität schadet garantiert nicht!“, betonte der Schauspieler energisch und hob seinen Blick, als eine weitere Sängerin auf die Bühne gerufen wurde. Der Gastgeber – Regisseur Peter Berg – hatte eigens für diesen Abend eine Karaokeanlage organisiert. Immerhin waren genug berühmte Sänger geladen. „Shit.“, zuckte Scott mit seinen Schultern. „Was?!“ Alex warf ihm einen gereizten Blick zu. „Du klingst wie irgendein kastrierter Kerl, der seiner Männlichkeit hinterher trauert.“ „Oh Scott, du willst nicht über meine Männlichkeit sprechen.“, meinte Alex entschieden und wanderte vorbei an den großen Glasskulpturen, lauschte dieser Stimme. Schon oft war sie ihm aus dem Radio entgegengeschallt, weshalb er genau wusste, wer die Bühne für sich erklomm. „Vielleicht sollten wir darüber sprechen. Gibt es nichts, was du los werden willst?“ Scott grinste besonders breit und schlenderte hinter ihm her, besah sich weder Skulptur, noch irgendwelche der zahlreich aufgebauten Speisen, sondern viel lieber das weibliche Hinterteil. Ohne sich zu genieren folgte sein Blick einer jungen Frau, die an ihm vorbei stöckelte und dabei ihre Hüfte besonders aufreizend kreisen ließ. Alex hatte etwas anderes entdeckt. Jene zierliche Frau, zu der diese atemberaubende Stimme gehörte. Jeans, weißes Hemd, graue Weste und eine rote Krawatte zierte ihr Äußeres, während sie die besonders lieblichen Töne anstimmte und dem Lied von Travis eine neue Stimme verlieh. Mit schief gelegtem Kopf beobachtete Alex, wie sie unter lautem Applaus die Bühne verließ und sich durch die Menge in Richtung Terrassentür schob. „Vergiss es Alter.“, ertönte die Stimme von Scott und schon lag der Arm des Mannes um Alex‘ Schultern. „Was denn?“ „Die Kleine spielt in einer anderen Liga, ganz egal, wie dringend du es nötig hast.“ Alex schob ihn von sich und warf noch einen kleinen Blick zur Terrassentür. Kopfschüttelnd verlor sich der Blick aus seinen strahlend blauen Augen in seinem Getränk. Mit einem müden Seufzen pickte er die Ananasspalte vom Rand und biss genüsslich hinein. „An was du wieder denkst. Als wenn ich rumlaufe und die Frauen ins Bett zerre…“, murmelte Alex. „Du bist Steve McGarrett. Du könntest sie alle haben, wenn du wolltest. Immerhin laufen dir doch die weiblichen Fans in Scharren nach.“, lachte Scott. „Erstens bin ich nicht du. Ich würde sowas nicht machen und zweitens sind wir hier auf einer Premierenfeier und die meisten hier sind wesentlich bekannter als ich. Mein Status nützt mir hier faktisch gar nichts. Und drittens bin ich nicht Steve McGarrett sondern Alex O'Loughlin“, betonte der australische Schauspieler entschieden und stieß Scott von sich. Ohne einen weiteren Schluck zu nehmen ließ Alex das Glas auf einem Fensterbrett zurück. „Wohin gehst du?“, rief Scott hinterher. „Auf die Toilette? Willst du vielleicht mitkommen und mir helfen?!“, gab Alex bissig zurück. Scott verzog sein Gesicht und drehte ihm demonstrativ den Rücken zu. Kopfschüttelnd lief Alex‘ die Stufen nach oben, um in den ersten Stock zu gelangen. Dorthin, wo die Toiletten auf ihn warteten! Leise summte er vor sich hin, hörte noch ganz genau den leisen Gesang von Holly Shepard…   Mein Name ist Alex O’Loughlin. Ich bin mittlerweile 34 Jahre und lebe derzeit in Honolulu. Honolulu ist ein perfektes Fleckchen Erde und eigentlich wie für mich gemacht … ja. Eigentlich. Mir fehlt etwas im Leben. Ich weiß nicht genau was und ich kann auch nicht sagen, wie ich es finden kann, aber es fehlt …. Irgendwo tief in meinem eigenen Herzen. Ich versuche mir immer einzureden, dass alles gut ist, dass ich endlich angekommen bin… dort angelangt, wo ich hin wollte, aber eine kleine Stimme in mir, wispert leise, dass dem nicht so ist. Ich versuche jeden Tag aufs Neue mit so vielen quälenden Gedanken fertig zu werden. Versuche meinen Traum ein berühmter und anerkannter Schauspieler zu sein wirklich zu werden. Doch die Frage bleibt nicht aus… die Frage, ob das wirklich alles ist! Oder ob es da noch mehr gibt. Irgendwo… Irgendwie… Und auf mich wartet. Ich bin Alex. Ich lebe in einem perfekten Leben. Zumindest meinen das meine Fans. Doch wie es in mir aussieht. Das weiß keiner.   Im großräumigen Badezimmer stieß er die Fenster auf und ließ die angenehme, laue Nachtluft herein fluten. Atmete tief durch und fühlte die Bewegung seines Körpers. Mit geschlossenen Augen tasteten seine Finger fahrig durch die kurzen Haare, die sich sofort leicht kringelten und schließlich ein kleines bisschen von seinem Kopf abstanden. Von einem kleinen Seufzen begleitet ließ er sich auf dem Badewannenrand nieder und kramte in seiner Hosentasche. Nach ein paar Augenblicken lag eine kleine, orangene Dose in seinen Fingern. Alex schloss seine Augen und atmete einmal tief durch, drehte das Döschen hin und her, lauschte dem rasselnden Geräusch, das es auslöste. „Alex, du bist darüber hinweg.“, knurrte er sich selbst leise an, öffnete trotz dessen mit einem leisen Knacken den Deckel. Die kleinen, ovalen Pillen landeten in seiner Handfläche, kugelten etwas umher, während Alex sie etwas wog. Ein leises Klirren weckte ihn aus der Lethargie, dem Kampf mit einem Gefühl das so mächtig und vereinnahmend war. Die Tabletten landeten in dem Döschen, blieben vorerst achtlos auf dem Badewannenrand zurück. Langsam führten ihn seine Schritte zum Fenster und er brauchte gar nicht lange um die Quelle des Geräuschs ausfindig zu machen. Unten auf der im Dunkeln liegenden Terrasse stand eine zierliche Frauengestalt. Der Lichtschein, der durch die Fenster drang warf lange Schatten auf die Terrasse und verlieh dem Pool einen verzauberten Glanz. Die kleinen Scherben des Glases glitzerten und funkelten. Alex beobachtete Holly und riss entsetzt seine Augen auf, als sie tatsächlich einen Schritt nach vorne tat und mit einem Platschen im Wasser landete. Er lehnte sich über das Fensterbrett und starrte sekundenlang wie gebannt nach unten. Sie war gesprungen. Gesprungen!! Alex stieß sich ab und stolperte beinahe über den wuschligen Badezimmerteppich, der sich dank seiner Eile zu einer bedrohlichen Wurst zusammengerollt hatte! Mit zittrigen Fingern schloss er die Tür auf und war im Begriff die Stufen nach unten zu laufen, als er nochmal umdrehte. Die zurückgelassene Pillendose! Er konnte unmöglich riskieren, dass sie auf dem Badewannenrand entdeckt wurde! Fluchend stopfte er das Döschen zurück in die Hosentasche, übersprang einige Stufen. Scott schlenderte ihm mit fragenden Ausdruck entgegen. „Alles klar….“ Er brach ab, als Alex ohne auch nur ein Wort an ihm vorbei lief und auf die Terrasse hastete. Noch immer trieb die wunderhübsche Frau am Grund des Wasser, machte keinerlei Anstalten aufzutauchen. Die Wasseroberfläche beruhigte sich. Ohne zu zögern sprang er ebenso in das kühle Nass. Sein Anzug saugte sich voll mit Wasser, klebte binnen Sekunden an ihm. All das war egal! Er tauchte, schluckte Wasser und fand die dünnen Arme von ihr. Mühsam zog er sie nach oben und schaffte es ihren Kopf über die Oberfläche zu bekommen. Sie hustete, sah ihn irritiert an und erst jetzt erkannte er, wen er da gerade im Begriff war zu retten…! „Hey … hey…. Alles okay??“, wollte Alex wissen, versuchte aus ihrem Blick schlau zu werden, doch sie schwieg. Zeigte keinerlei Regung, sondern starrte in die Leere. Scott und ein weiterer Kollege waren herbei geeilt, halfen Alex sie aus dem Wasser zu ziehen….     Kapitel 2: I. Episode: Sink or swim (02) ---------------------------------------- Jäh war die friedliche Stimmung auf der Privatparty unterbrochen worden. „Wir brauchen keinen Krankenwagen.“, lenkte Holly vehement ein und schob die Hände von Scott und einem Kollegen beiseite. „Du wärst fast ertrunken.“, rief Alex ihr zu und zog sich aus dem Wasser. Nass klebte sein neuer Anzug an seiner Haut und verlor bereits einen Hauf Wasser, wodurch sich der Boden unter ihn dunkel färbte. Die Blicke der beiden nassen Gestalten trafen einander. „Ich habe mich lediglich erschrocken, als mir mein Glas aus den Fingern geglitten ist. Ich bin ausgerutscht. Mehr auch nicht!“, betonte sie. Alex befeuchtete seine Lippen. „Bist du dir sicher?“, fragte er stichelnd nach. Er hatte sie springen sehen… Mittlerweile waren mehrere Besucher der Premiereparty auf die Szene aufmerksam geworden. „Kein Krankenwagen.“, schüttelte Holly ihren Kopf und nahm dankend das dargebotene Handtuch entgegen. Selbstverständlich eilte der Regisseur heran um sich höchstpersönlich um den Weltstar zu kümmern. Bedröpelt blieb Alex zurück. Die Augenbraue gehoben und die Arme locker vor der Brust verschränkt. „Gut gemacht.“, grinste Scott ihn breit an. „Sie ist gesprungen, Scott. Ich hab sie gesehen… sie ist gesprungen und hat keinerlei Anstalten gemacht zu schwimmen.“ Sein Kollege hob die Augenbrauen. „Manche Diven haben solche Anwandlungen um die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen. Mach dir keine weiteren Gedanken. Du hast sie gerettet und mit ein wenig Glück bekommen die Paparazzis davon Wind. Bringt dir sicher eine Menge positiver Publicity.“, meinte Scott und sah das alles wieder von der positiven Seite. Alex schälte sich aus seiner Jacke und wrang diese aus. „Ich bin darauf nicht aus. Mich interessiert viel mehr, warum sie gesprungen ist. Sie sieht genauso aus wie ich.“ „Seit wann bist du so feminin veranlagt.“, boxte Scott ihm in die Seite. „Das mein ich nicht. Es sind ihre Augen … sie wirkt nicht wie eine kleine Diva, die im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen will, sondern wie jemand, der das Leben nicht mehr ertragen will.“, murmelte Alex und beobachtete Holly. Im Wohnzimmer wurde sie in ein übergroßes Handtuch gewickelt, sie bekam etwas zu trinken, ehe sie in das Badezimmer gebracht wurde. „Worauf spielst du an?“, wollte Scott mit einem Mal skeptisch wissen. „Auf gar nichts.“ Scotts Blick ruhte misstrauisch auf Alex. „Ich bin dein bester Freund…“, stellte er fest. „Ja. Worauf willst du jetzt hinaus?“ „Du nimmst kein Vicodin mehr. Du bist am Leben und liebst dein Leben. Hör auf dir über Holly den Kopf zu zerbrechen. Die Kleine ist genauso wie ihre Kollegen. Etwas exzentrisch und vielleicht auch ein wenig selbstzerstörerisch veranlagt. Unsere nächste Amy Winehouse.“ Alex verzog sein Gesicht. „Das ist pietätlos!“, wies er Scott zurecht. „Aber wahr.“, klopfte Scott ihm auf die Schulter. „Komm schon du Held, ich bring dich zurück zum Wagen. Außer du willst vorher eine Wasserspur überall verteilen.“ „Scott, ich glaube du verstehst es nicht. Sie ist gesprungen. Was wäre gewesen, wenn ich sie nicht gesehen hätte…“, sträubte Alex sich einen Moment gegen das Verlassen der Party. „Das weiß nur Gott, Alex. Du hast sie gesehen und … entschuldige, wenn ich das jetzt sage, das ist ihr Leben. Nicht deines. Versuch dir nicht den Kopf zu zerbrechen, was gewesen wäre wenn …. Es ist ja nicht passiert und im Moment steht sie vermutlich im Badezimmer und wirft sich in ein hübsches Cocktailkleidchen. Musiker sind oft depressiv. Das heißt nicht, dass sie gleich versucht sich umzubringen, also… hör auf darüber so ausgiebig nachzudenken.“, sprach Scott und gab ihm einen kleinen Schubs. Alex schüttelte abermals seinen Kopf, ließ die Schultern geknickt und ein bisschen betrübt hängen und schielte hinauf zum Badezimmerfenster. Die zierliche Gestalt von Holly lehnte am Fensterrahmen und sah zu ihm hinab. Für den Bruchteil von wenigen Sekunden trafen sich ihre Blicke und es war beinahe so, als ob Alex der Blick in ihre Seele gestattet wurde… Holly riss sich von den Augen des Schauspielers los, und schritt einige Schritte vom Fenster zurück, bis ihr Po gegen das Waschbecken stieß. Ihr Mascara war vollkommen verschmiert und ihre Haare klebten zerzaust an ihrer Schläfe. Mit einem kleinen Seufzen hob sie das Handtuch in die Höhe um sich abzurubbeln und gleich darauf in geliehene, trockene Kleidung zu schlüpfen – eine Jeans und ein weißes Top. Im selben Atemzug wählte sie die Nummer ihres Chauffeurs. Der liebenswerte Berry fuhr sie nur zu gerne auch zu später Abendstunde umher und war nicht so wie manch anderer Chauffeur. Er tratschte nicht und war auch nicht eingebildet. Bedauerlicherweise war er mittlerweile in die Jahre gekommen und das, wo Holly die gute Seele des Mannes so sehr schätzte. Selten war ihr so eine reine, liebenswerte Person begegnet. Ohne ein Wort der Erklärung abzugeben ließ sich Holly in den Wagen sinken. Durch den Rückspiegel warf Berry ihr ein kleines Lächeln zu. „Wohin, Miss?“, wollte er wissen. Die Schläfe gegen die Scheibe gelegt schlossen sich langsam ihre Augen. „Ich weiß nicht Recht. Nur nicht zurück zum Hotel.“ Dort warteten nur ihre penible Agentin und der breitschultrige Bodyguard. Jene zwei Personen, die stets und ständig über ihr Leben bestimmten. „Natürlich. Darf ich die Promenade als Ziel vorschlagen? Dort ist es abends besonders schön.“, schlug Berry vor und lenkte den Wagen gekonnt vom Parkplatz der gewaltigen Villa. Holly seufzte. „Einen Versuch ist es wert….“ Blieb abzuwarten wie lange die Sängerin unentdeckt blieb. Die Augen geschlossen blitzte immer wieder das Gesicht ihres vermeidlichen Retters auf. Leise knirschte sie mit den Zähnen und versuchte die dumpfen Kopfschmerzen zu ignorieren. Sie achtete gar nicht auf die wunderschöne Welt, die vor ihrem Fenster vorbei zog. Hohe Palmen, beleuchtete Strandabschnitte, lachende und freudige Menschen, die den angenehmen Abend genossen. Die Lichter von Alex Strandvilla schalteten sich automatisch an, als der Schauspieler sein zu Hause erreichte und durch die Gänge und Räume wanderte. Gedankenverloren versuchte er die Geschehnisse des heutigen Abends einzuordnen. Etwas, das ihm gar nicht so leicht fiel! Alex kämpfte sich mühsam aus einem klebenden Anzug und warf alles in Richtung Badewanne. Diese fungierte derzeit eher als seine Schmutzwäsche-sammel-Anlage! Durch die angelehnte Badezimmertür drangen die Geräusche der Dolby Sorround Anlage an seine Ohren. Er seufzte auf und zog sich rasch frische Kleidung über – Cargohose und schlichtes T-Shirt – bevor er das Bad wieder verließ. „Wolltest du nicht nach Hause gehen?“, fragte er in die Richtung von Scott, der es sich doch glatt auf dem Sofa bequem gemacht hatte und interessiert einem Baseballspiel folgte. „Ich dachte ich vergewissere mich noch, dass es dir gut geht.“, antwortete Scott und warf ihm einen fragenden Blick zu. „Ich habe nicht versucht mich zu ertränken.“, gab Alex bissig zurück. Scott hob seine Schultern. „Kümmere dich nicht zu sehr um sie. Ich bin mir sicher, dass sie nur Aufmerksamkeit wollte.“ Der blonde Schauspieler streckte sich ausgiebig, lockerte die verspannte Schulterpartie und stellte den Fernseher ab. Alex sah nach draußen und zuckte mit den Schultern. „Wie gut, dass morgen Ablenkung auf dich wartet.“ Ein Grinsen huschte über die Züge von Alex. „Ja… er wird mich schon auf andere Gedanken bringen.“ „Oh ja. Ich bin ja schon gespannt wie der kleine O’Lachlan so ist.“, lachte Scott auf. „Also klein ist mein Bruder definitiv nicht. Du wirst deinen Spaß mit ihm haben.“, nickte Alex und wanderte durch das Wohnzimmer. Seit sich sein kleiner Bruder angekündigt hatte, wuchs die Vorfreude von Tag zu Tag. Finley O’Lachlan war zwar nur sein Halbbruder, doch schon immer war der Kontakt zu dem Kleinen besser als zu seiner Schwester Jennifer. So war es etwas ganz besonderes, dass sein Bruder aus Sydney anreiste, um sein Studium in Honolulu fortzusetzen. „Dennoch.“, seufzte Alex mit einem Mal auf. „Dennoch?“ Scott schmatzte und sah ihn fragend an. „Ich glaube Fin kommt nur um sich zu vergewissern, dass wieder alles gut ist. Immerhin ist es nicht normal, dass stets und ständig jemand von meiner Familie zu Besuch kommt.“, runzelte Alex seine Stirn. „Wir machen uns alle Sorgen um dich. Alex, wir wissen Beide, dass du noch nicht wieder ganz auf der Höhe bist. Mag sein, dass du das Schwerste hinter dir gelassen hat, aber ganz so leicht ist es eben nicht. Nimm die Führsorge deiner Familie dankend an. Genau das ist es, was einen Menschen stärkt: Die Familie. Sie hindern uns daran unter zu gehen.“, lächelte Scott und klopfte ihm aufbauend auf die Schulter. „Ich weiß. Genauso wie dich dein Vater auf dem Teppich hält.“ Scott lachte auf. „Ja, mein alter Herr hat seinen Spaß zu schauspielern und gleichzeitig ist er mein Anker, seit er ebenfalls nach Honolulu gezogen ist.“, erzählte der Blonde munter. Alex nickte leicht. „Ich hoffe Fin hat eine ähnliche Wirkung auf mich… ansonsten wandere ich aus.“, scherzte Alex und begleitete Scott noch zur Tür. „Untersteh dich. Wir brauchen dich hier“, mahnte Scott ein letztes Mal, bevor sich die Zwei voneinander verabschiedeten und Alex fast alleine in seiner Villa zurück blieb. Lediglich Hündin Dusty leistete ihm Gesellschaft. Alex saß auf dem Sofa und streichelte durch das Fell seiner hübschen Hündin und sah auf den tonlosen Fernseher. Die Stille in der Villa war fast schon unheimlich, doch er konnte sich nicht aufraffen den Ton anzustellen und so lauschte er der Stille. Bedrückend. Er schluckte und erhob sich. „Komm schon. Wir gehen noch eine Runde über die Promenade.“, forderte er Dusty auf. Schwanzwedelnd sprang die Hündin auf und lief begeistert hinter ihrem Herrchen her. Eine kleiner Spaziergang in der Nacht hatte noch niemanden geschadet und es war eindeutig gut gegen die Einsamkeit, die sich in Alex ausbreitete… Kapitel 3: I. Episode: Sink or swim (03) ---------------------------------------- Die hellen Lichter erleuchteten die Promenade und die gigantischen Hochhäuser die den Rand von Waikiki säumten. Umgeben von Palmen und Laternen lag der Strandabschnitt vollkommen ruhig da, denn nur wenige tummelten sich am Abend im Sand. Viel eher zog es die Menschen in die zahlreichen Clubs und Diskotheken, aus denen laute Musik auf die Straßen schallte. An manchen Stellen wirkte der Himmel dunkler und auch die leichte Brise entwickelte sich langsam aber stetig zu einem frischen Wind, der wohl einige Regenwolken mit sich brachte. Dusty an der Leine schlenderte Alex durch die ihm wohl bekannten Straßen. Er kannte sich hier aus wie in seiner Westentasche und er mochte dieses Nachtleben ganz besonders gerne. Das freudige Gelächter, die Lebensbejahende Musik und die zahlreichen, beleuchteten Schaufenster der Einkaufsmeile. Nachts nahm von ihm keiner Notiz. Er musste keine Autogramme geben und er brauchte sich nicht ständig mit irgendwelchen Fans fotografieren lassen. So wirkte er ausnahmslos ausgeglichen und auch ein wenig fröhlich. Er warf einen Blick mal hier hin, mal dorthin, bis eine junge Frau seinen Blick auf sich zog. Sie war damit beschäftigt ihre Stupsnase gegen eine Schaufensterscheibe zu pressen. Alex neigte seinen Kopf auf die Seite, als sich ein seltsam vertrautes Gefühl in ihm breit machte. Die junge Frau summte ein leises Lied und zog ihn damit wie magisch in ihren Bann. Er sah sich kurz um und näherte sich langsam der zarten Gestalt. Je näher er kam, desto mehr konnte er selbst einen Blick in das farbenprächtige Schaufenster erhaschen. Drei lange Reihen der farbenfrohsten und köstlichsten Kuchen und Torten, die Alex je zu Gesicht bekommen hatten, reihten sich dort drinnen auf. „Jetzt verstehe ich das Sprichwort …“, erhob er schließlich mit einem kleinen Räuspern seine Stimme Die junge Frau sah auf, drehte sich erschrocken um und starrte Alex entgeistert und mit halb offenem Mund ins Gesicht! Er lächelte. „Es heißt, man sieht sich immer zweimal im Leben.“ Ihre braunen Augen wanderten verwirrt umher. Keiner der vorbeihuschenden Menschen nahm Notiz von den Beiden. „Verfolgst du mich??!“, kam es etwas schockiert über ihre vollen Lippen. „Nein. Ich bin mit meinem Hund spazieren.“, grinste Alex. Ihr Blick fiel auf Dusty, die sogleich eifrig mit ihrem Schwanz wedelte und ein wenig auf Holly zusprang. Leider hinderte sie die Seile an einer näheren Bekanntschaft. Distanziert wie schon auf der Aftershowparty wich Holly ein paar Schritte zurück. „Gut, gesehen hast du mich ja, dann kann ich jetzt auch meiner Wege ziehen.“, murmelte sie vor sich hin, warf einen letzten, sehnsuchtsvollen Blick zu den verlockenden Kuchen um anschließend ihren kleinen Spaziergang fortzusetzen. „Muss ich dich wieder aus irgendeinem Gewässer ziehen? Sollte ich nicht besser in deiner Nähe bleiben?“, rief Alex ihr nach. Sie blieb stehen und drehte sich sehr langsam zu dem Schauspieler um. „Ich habe dich nicht darum gebeten mich irgendwo raus zu ziehen…“, erhob sie leise ihre Stimme und wieder trafen sich ihre beiden Blicke. Holly machte kehrt, präsentierte ihm ihre hübsche Rückseite und stolzierte den Gehweg weiter. Alex hob seine Schultern und folgte der Sängerin, die ihre Augen soeben hinter einer Fliegerbrille verbarg und sich eine Mütze auf den Kopf warf. „Mit Verkleidung fällst du hier auf O’ahu eher auf als ohne.“, warf ihr Alex vergnügt zu und schlenderte den Holzsteg der Promenade weiter entlang. Ihm bot sich ein absolut faszinierendes Bild. Auf der einen Seite die gewaltigen Häuserschluchten von Honolulu, auf der anderen konnte man über die Absperrung hinab in das dunkle Meer, bzw. von seinem Standort aus direkt über die unendlichen Weiten des Ozeans blicken. „Sag mal, verfolgst du mich??!“, kam ein wenig gereizt über die Lippen von Holly. „Das ist ein freies Land. Ich habe rein zufällig den Gleichen Weg.“, zuckte er mit seinen Schultern. „Ach und du weißt rein zufällig wohin ich will.“ „Im Moment die Promenade entlang.“ Holly verdrehte ihre Augen hinter den dicken Gläsern ihrer Brille. „Oder eine Bäckerei überfallen.“, riet Alex mit einem ganz besonders smarten Lächeln. „Oh ja, das würde ja für so gute Publicity sorgen.“, seufzte sie auf. „Glaubst du nach deinem Tauchgang wird das die Leute noch schocken.“ „Du kannst es nicht lassen oder? Du scheinst ja sehr darauf aus zu sein über den Unfall von vorhin zu sprechen.“, gab Holly giftig zurück. „Mag sein, dass du den anderen vor machen kannst, dass es ein Unfall war, Mya, mir aber nicht. Ich hab dich springen sehen.“, hob er seine Schultern und zog Dusty noch ein bisschen weiter, auch wenn die Hündin gerade viel lieber über den Strand toben würde. „Holly.“ „Bitte?“, Alex sah irritiert zu ihr hinab. „Ich heiße Holly. Mya ist mein Künstlername.“, klärte sie ihn auf. Alex nickte ein kleines bisschen und für einen Moment sah er doch glatt seine Holly vor seinem inneren Auge aufblitzen. So viele Jahre war er mit ihr liiert, bis zu unterschiedliche Interessen sie kurz vor seiner Five-O Rolle entzweiten. „Sieh an, er kann den Mund halten.“, seufzte Holly erleichtert auf. „Eigentlich nicht. Ich warte nur darauf, dass du mir auf meine Worte antwortest.“ „Was meinst du?“ „Warum bist du gesprungen?“ Alex blieb stehen und umfasste ihre zarten Handgelenke, um sie ebenfalls zum Anhalten zu bewegen. „Lass mich los.“, forderte Holly, anstatt auf seine Frage einzugehen. Nach kurzem Zögern zog Alex seine Hand zurück. „Warum bist du gesprungen?“, fragte er erneut nach, denn ganz egal wie sehr er darüber nachdachte, keine Erklärung schien plausibel. „Warum hast du Tabletten genommen?“, gab sie zurück. „Du weißt also wer ich bin.“, grinste Alex, zog im nächsten Moment die Augenbrauen zusammen. „Wie meinst du das?“ Seine Stimme wurde deutlich leiser. „Kurz nach Beginn der Party. Du hast dich nach draußen abgeseilt und…“ Alex hob seine Hand. „Das ist nicht das gleiche!“, wehrte er sich. Mit einem Mal wurde das kleine Tablettendöschen in seiner Tasche so unglaublich schwer und um sein Herz schloss sich die kalte Faust der Sucht. „Es war nur eine halbe Tablette und ist sicher nicht das gleiche wie der Versuch sich selbst zu ertränken.“, rechtfertigte er sich weiter. „Ja, natürlich.“, nickte Holly leicht und verdrehte ihre Augen. „Ich bin nicht süchtig.“ „Und ich habe nicht versucht mir das Leben zu nehmen.“ Beide sahen sich kurz tief in die Augen, bevor sie ihren Blicken auswichen. Dusty bellte. „Ja, wie gehen ja schon weiter.“, murmelte Alex und setzte sich mit einem leicht mulmigen Gefühl in der Magengegend in Bewegung. Holly blieb zurück. Der Australier knabberte nachdenklich auf seiner Unterlippe herum und atmete einmal tief durch. Die Laust auf seinen Schultern wirkte so viele Zentner, drückte ihn schier nach unten, nahm ihm die Bewegungen und verursachte wieder dieses Gefühl einfach nur laut zu schreien! Alex warf einen kleinen, pikierten Blick zurück über seine Schulter. Im nächsten Moment riss er die Augen weit auf und das Blut drohte in seinen Adern zu gefrieren. Mit ein paar schnellen Schritten war er zurück bei Holly. Zwischenzeitlich hatte sie die Chance seiner gedanklichen Abwesenheit genutzt um ihre langen Beine über die Absperrung der Promenade zu schwingen. Unter ihr lag das Meer. Die Gischt spritzte an den langen Pfeilern nach oben. „Du weißt schon wie tief es da runter geht?“, fragte Alex und war mit ein paar schnellen Schritten über den Holzsteg zurück bei ihr. Die Beine in den Abgrund hängend saß sie auf dem Handlauf und sah hinab in die Schwärze des Wassers. „Ich bin nicht blind.“ „Offensichtlich ja doch und lebensmüde auch. Komm lass die Scherze. Du willst dir doch nicht das Leben nehmen.“, brummte Alex und streckte ihr seine Hand entgegen. „Ich kann doch hier sitzen. Ganz normal.“ Alex schielte zu Holly und seufzte einmal auf. „Was willst du mit diesem Spiel erreichen.“ „Gar nichts. Außer das du mich endlich in Ruhe lässt!“, fuhr sie ihn gereizt an. „Lasse ich aber nicht. Gerade wirkst du nämlich schon so, als ob du viel lieber in den Fluten untergehst, anstatt weiter im Leben zu bleiben.“, sprach Alex belehrend und verwies noch einmal auf seine Hand. Holly reagierte nicht, starrte hinab ins Wasser. „Ich spring dir auch nochmal hinterher. Ganz egal ob es uns da unten vermutlich gegen den erst besten Pfeiler presst und du keine Luft mehr bekommen wirst. Sicher kein sehr schöner Anblick, wenn die Wellen über dein Leben bestimmen und es dir bei erst bester Gelegenheit entreißen!“, wurden Alex‘ Worte ein klein wenig energischer. Hollys Lippen kräuselten leicht und mit einem Mal lachte sie auf. „Gott, als wenn ich gerade einfach so in den Abgrund springen würde. Was du wieder glaubst!“ Lässig schwang sie sich zurück auf die sichere Seite und klopfte ihm einmal auf die Schulter. Mit großen Augen starrte Alex sie an. „Du machst das um Aufmerksamkeit zu bekommen?“, wisperte Alex leise. Möglicherweise hatte Scott Recht und die kleine Diva war nur darauf aus. Holly lächelte und zuckte mit den Schultern, drehte sich um und schritt weiter. „Glaub ich dir aber nicht, denn ich weiß, was ich in deinen Augen gesehen habe…“, rief Alex ihr nach. Abermals hoben sich die schmalen Schultern der Sängerin und sie hob ihre Hand um ihm zu winken. Der Australier wog seinen Kopf hin und her. „Wenn wir uns nochmal sehen, schuldest du mir was!!“, rief er ihr nach. „Für den unwahrscheinlichen Fall, dass wir uns erneut begegnen, ja.“, antwortete Holly ihm. „Darauf nagle ich dich fest!“, raunte Alex. Das letzte was er von Holly hörte war ein lautes Lachen. So blieb er ziemlich nachdenklich zurück. Wie auch immer sie es geschafft hatte war ihm nicht ganz klar, aber seine Gedanken waren wie die aufgewühlte See bei Gewitter. Er musste an seine eigene Sucht denken, aber vor allem an Holly, die bereit war aus dem Leben zu scheiden… schweigend und mit gesenktem Blick setzte er seinen Weg fort, beachtete die funkelnden Schaufenster nicht weiter, sondern wollte einfach nur nach Hause zurück um sich dort in seinem Bett zu vergraben. Kapitel 4: II. Episode: Follow the signs (04) --------------------------------------------- Dicke Kopfhörer auf den Ohren und direkt vor dem Mund ein Mikrofon sang Holly die neuen Töne, die neue Wörter für den Song, der sie wieder an den ersten Platz der Charts bringen sollte. Die Augen geschlossen lauschte sie ihrer eigenen Stimme, sang, gefühlvoll, tief, hell, freudig, nachdenklich. Vollkommen in die Musik eingetaucht verlor alles andere um sie herum an Bedeutung. Sie sang aus vollem Herzen und genau das waren die Augenblicke, in denen das Leid und ihre depressiven Gedanken verschwanden. Die Musik pustete ihren Kopf leer und sie konnte sich einfach den ganzen Frust, die ganzen Sorgen von der Seele singen. Voller Leidenschaft seufzte sie noch die letzten paar Töne und schon erlosch das rote Licht, dass die Aufnahme signalisierte. „Gut gemacht, Kleines. Den Rest übernehmen wir.“, rief Tony durch den Lautsprecher und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. Der Musiker zwinkerte ihr noch einmal zu und wandte sich dann an das gigantische Aufnahmepult. Gleich hinter ihm stand eine hochgewachsene, dunkelhaarige Frau. Die Arme vor der Brust verschränkt wirkte sie wenig begeistert. Kopfschüttelnd wandte sie sich dem Gespräch mit dem Franzosen Francis zu, dem das Tonstudio gehörte. Holly seufzte auf, denn schon waren sie wieder da: Die Sorgen und die Qualen! Mit einem erschöpften Seufzen legte sie den Kopfhörer beiseite und schlurfte zum Bearbeitungsbereich, in dem die Drei angeregt miteinander diskutierten und die Musikerin kaum beachteten. Für die Nachbearbeitung des Liedes wurde sie nicht gebraucht... Ihre Managerin Aubrey Havering-Shepard umkreiste die beiden Betreiber des Tonstudios wie ein Geier! Aubrey war seit wenigen Jahren neu verheiratet und obwohl sie noch eine kleine Tochter zu Hause hatte, gab sie das Management ihrer großen Tochter nicht ab. Holly und ihre Mom. Ein nicht immer einfaches Gespann, doch obwohl Holly mittlerweile fast dreißig war, hatte sie es sich nicht geschafft aus den Fängen der kühlen Frau zu lösen. „Schatz, warte doch im Aufenthaltsraum. Hier bist du nur im Weg.“, befahl Aubrey herrisch und wedelte mit ihrer Hand. „Ja, Mom.“, murmelte Holly, versenkte ihre zarten Finger in den Hosentaschen und stieß die Tür mit ihrer Hüfte auf um den langen Gang entlang zu wandern. Vorbei an anderen Aufnahmebereichen. Vorbei an ein paar unbekannten Sängern und vereinzelten Schauspielern, die hier noch einmal zur Nachsynchronisation von undeutlich gesprochenen Szenen antreten mussten…   Flüchtig glitt ihr Blick aus dem Fenster. Das Tonstudio befand sich mitten im Zentrum von Honolulu und war eigens für diese Aufnahme zum Großteil gebucht worden. Im obersten Stockwerk eines hohen Wolkenkratzers – dem Himmel ein kleines Stück näher. Sie betrachtete den Fluss, der an dem Gebäude und der dazugehörigen Grünanlage vorbei zog, sah hinüber an das andere Ufer, an dem ein paar Palmen und bunte Blumen den Weg säumten. Dutzende Autos standen in einer langen Schlange. Die roten Rücklichter leuchteten und ebenso blinkte die Ampel rot. Ein Signal für einen Stau. Holly schob sich ein kleines Stück Apfel auf den Mund und steckte die Stöpsel ihres iPhones in ihre Ohren um ihrem derzeitigen Lieblingslied zu lauschen. Manch einer vermutete wohl, dass Sänger nur ihre eigenen Lieder hörten, in Wirklichkeit war es ganz anders! Holly schaffte es nicht ständig ihrer eigenen Musik zu lauschen. Viel lieber ließ sie sich von den unglaublichen Facettenreichen Stimmen ihrer geschätzten Kollegen inspirieren und zu neuen Höchstleistungen anspornen. Zu ihrer neusten Entdeckung zählte die Stimme von Emeli Sande. Mit dem Song ‚Read All About It, Pt. III‘ hatte die junge Künstlerin Holly absolut verzaubert. Sie lauschte den traurig-depressiven Tönen des Pianos und der unglaublichen Stimme von Emeli. Passend zum Rhythmus der Melodie tippte sie mit den Fingerspitzen gegen die große Glasscheibe. Ihre Stirn lehnte sich leicht gegen das kühle Glas und ihr Blick verlor sich in der Tiefe. Das Hochhaus war umgeben von einer großen Wiese, die in einem saftigen Grün erstrahlte. Hier und da wanken Palmen oder große Büsche und Bäume. Den Hintergrund säumte die kleine, dunkelgrüne Hügelkette. Ein paar Kinder spielten Fußball, andere wiederum sprangen Seil und sogar ein paar Double-Dutch-Spieler waren unterwegs. Über den tief blauen Himmel hinweg zogen ein paar weiße Schäfchenwolken, dicht gefolgt von ein paar grauen Wolken. Der Regen der vergangenen Nacht war getrocknet und so lockte die wärmende Sonne die Bewohner und Besucher Honolulus nach draußen. Erneut wanderte ein Stück Apfel in Hollys Mund. Die Schüssel auf dem kleinen Tisch war vollgefüllt mit diversen Obststücken. Apfel. Ananas. Melone. Papaya und Mango. Alles kleine Köstlichkeiten, die von Holly kaum beachtet wurden. Mit einem tiefen Seufzen stieß sich die Sängerin von der Fensterscheibe ab und schlurfte durch den Aufenthaltsraum. Ihre Schuhe blieben achtlos am Fenster liegen. Stattdessen nahm sie die Schüssel Obst mit sich. Tief in ihrer Gedankenwelt versunken ließ sich Holly auf dem großen Sofa nieder, den Blick nun mehr an die Decke geheftet. Wie so oft knabberte sie nebenbei auf ihren Fingernägeln herum. Holly schloss mit einem kleinen Seufzen ihre Augen und lauschte nun Kollegin Lana Del Rey mit ihrem fabelhaften Song ‚Born to Die‘. Ebenfalls ruhige Klänge, ein wenig mysteriös und auf jeden Fall eine überaus beeindruckende und kräftige Stimme. Hollys Lippen bewegten sich, formten die einzelnen Worte, doch kein Laut verließ ihre Lippen. Ansonsten lag sie regungslos auf dem Sofa, während das warme Sonnenlicht durch die Scheibe nach drinnen fiel und einen Teil des Raumes erhellte. Die Tür schwang auf und zwei Männer betraten den Raum. Ein Asiate und… ein Australier. Die beiden Schauspieler Daniel Dae Kim und Alex O’Loughlin die einige ihrer Aktionszenen nochmal synchronisieren mussten. Laut Regisseur haben die beiden zu undeutlich gesprochen. Alex verweilte ein paar Sekunden im Türrahmen und strich sich durch seine kurzen Haare, sah hinüber zu Holly und konnte sich ein überaus schelmisches Grinsen nicht weiter verkneifen. So schlenderte er hinüber zu Holly. „Was machst du?“, fragte Daniel, der sich soeben am prall gefüllten Kühlschrank bediente. Die Anwesenheit der beiden Schauspieler entzog sich vollkommen der Kenntnis Hollys. Viel zu versunken war sie in ihrer Musik. „Ich hab sie gestern kennen gelernt. Sie schuldet mir was.“, zwinkerte Alex seinem guten Freund zu. „In wie fern.“ „Sollten wir uns noch einmal begegnen, hat sie mir zugesichert, dass ich was bekomme…“ Alex verschränkte seine Arme hinter dem Rücken und blieb vor dem Sofa stehen, auf dem sich die Sängerin gerade rekelte. Erst als ihr doch glatt irgendwas das Sonnenlicht raubte, erwachte sie aus ihrem kleinen Tagtraum. Holly öffnete ein Augen und schloss es sofort wieder. Ein kleines, genervtes Stöhnen entwich ihren Lippen und sie setzte sich langsam auf, zupfte ihre Ohrenstöpsel aus den Ohren. „Was tust du denn hier?“ „Deine Schuld einlösen.“, grinste Alex zufrieden. „Du verfolgst mich.“ „Nein, das war Zufall… das ist übrigens Daniel.“ Der andere Schauspieler beobachtete die Zwei durchaus fasziniert, lächelte etwas schief und hob begrüßend seine Hand. „Hi.“ „Hey.“, erwiderte Holly und wickelte die Kopfhörer um das iPhone. „Also.“, begann Alex und setzte sich neben sie. „Also was?“, gab Holly ein bisschen giftiger zurück. „Du schuldest mir was.“ Die Sängerin betrachtete ihn, drohte einen winzigen Moment in seinen unglaublichen Augen zu versinken, weshalb sie sicherheitshalber ihren Blick zurück in die Obstschüssel gleiten ließ. „Tu ich das?“ „Oh ja.“, bestätigte er. „Okay. Ich steh zu meinem Wort. Was willst du…?“, seufzte sie ergeben auf. Alex überlegte, zog seine Augenbrauen ein bisschen zusammen und hob eine Schulter. „Ein Abendessen?“, schlug er munter vor. „Vergiss es.“ „Frühstück?“ Das schelmische Grinsen wurde ein wenig breiter. „In deinen Träumen vielleicht.“, wehrte Holly ab. „Das zählt nicht… ähm, wie wäre es mit einem Kaffee. Von mir aus hier im Aufenthaltsraum, dann bewegst du dich auf sicherem Terrain.“ Holly atmete tief durch und kratzte sich am Kinn. „In Ordnung. Für einen Kaffee brauch ich zehn Minuten.“, gab sie sich geschlagen. Bevor Alex fröhlich reagieren konnte wurde die Tür aufgerissen und die große, schlanke Gestalt von Aubrey rauschte herein. Das Handy zwischen Schulter und Ohr geklammert warf sie Alex einen vernichtenden Blick zu. Der Schauspieler erhob sich und zog sich lieber wieder zurück in Richtung Daniel. „Na das nenn ich mal einen echten Drachen als Agent.“, murmelte Alex vor sich hin und angelte sich eine Dose Cola aus dem Kühlschrank. Daniel lehnte noch immer an der kleinen Küchenzeile und beobachtete Holly, die soeben ziemlich gelangweilt ein kleines Stückchen Ananas zu sich nahm.  „Iss nicht so viel, Schatz, du bist jetzt schon so pummlig.“, wies Aubrey ihre Tochter zurecht, die daraufhin demonstrativ ihre Ananas in die Schüssel zurück fallen ließ. Lautstark telefonierte Aubrey weiter, arrangierte einen weiteren Gig in Honolulu. Immerhin war das erste Konzert ausverkauft. So war ein zweites auf Hawaii perfekt um ihren Bekanntheitsgrad noch weiter zu steigern. Alex und Daniel tauschten einen kurzen Blick miteinander. Mit hoch gezogenen Augenbrauen zuckte Alex mit den Schultern und schielte nochmal zu Holly, offensichtlich auf der Suche nach dem angeblichen Bauchspeck, den sie laut dem Drachen aufweisen sollte. Sowas konnte er bei Holly nicht finden, denn genauso wie die meisten Sängerinnen und Schauspielerinnen erinnerte sie eher an ein dürres Gerippe, bei dem ein Sturz durch den Gullideckel nicht ausgeschlossen war. Die Ohrenstöpsel wanderten zurück in ihre Ohren und schon lehnte Holly sich mit geschlossenen Augen zurück. Vielleicht konnte Triggerfinger mit dem Lied ‚I follow rivers‘ ihre Laune etwas heben. Viel Zeit blieb ihr nicht, denn schon wurde sie zurück in den Aufnahmebereich befehligt. Alex und Daniel blieben noch zurück. Daniel fand ein Sandwich im Kühlschrank und biss genüsslich hinein, als Aubrey ihrer Tochter folgen wollte. „Iss nicht so viel, Daniel. Du wirst noch dick.“, raunte Alex bissig in die Richtung seines Freundes. Aubrey zögerte einen Moment und sah kurz zum dem Schauspieler. „Einen schönen Tag noch.“, lächelte Alex und wandte dieser Hexe den Rücken zu. Daniel schenkte dem Drachen ein Lächeln, denn ihre Augen hatten sich herausfordernd zu Schlitzen verengt. Sie drehte sich um und verließ den Raum mit einem lauten Türknallen. Die Mittagspause war schnell zu Ende und so ging es zurück an die Arbeit. Die restliche Synchronisation war schnell erledigt und so zog sich Alex wieder zurück. Er verschwand aus dem Gebäude, kehrte allerdings nur wenige Minuten später zurück. In seinen Händen trug er eine rosa Schachtel. Ganz fest hielt er sie fest. So pfiff er zufrieden ein kleines Liedchen und nahm den Fahrstuhl nach oben, zurück in Richtung Aufenthaltsraum, in dem hoffentlich Holly an die kleine Verabredung dachte.   Kapitel 5: II. Episode: Follow the signs (05) --------------------------------------------- Holly saß bereits im Aufenthaltsraum, versank förmlich in dem großen, weichen Sofa. Gedankenverloren war ihr Blick nach draußen gewandert, wo sie die Schäfchenwolken beobachtete. Schnell zogen sie über den Himmel hinweg, beinahe so, als ob ein Schäfer sie des Weges trieb. Starr und regungslos blickte sie nach draußen und seufzte leise auf. Alex schnalzte mit der Zunge und gewann sofort die Aufmerksamkeit von Holly. „An dich kann man sich ganz schön gut anschleichen.“, stellte der Australier frech fest und schloss die Tür hinter sich. „Möglich.“, hob Holly ihre Schultern. „Kaffee ist bereits durchgelassen. Somit haben wir 10 Minuten, denn länger brauche ich nicht.“ Sie deutete auf die beiden Kaffeetassen, die auf dem kleinen, runden Glastisch ihren Platz gefunden hatten. „Ah. Sei dir da mal nicht so sicher.“, schüttelte Alex seinen Kopf und stellte erst mal die mitgebrachte Kiste beiseite. Merklich wanderte Hollys Augenbraue nach oben und in ihren Blick trat etwas, das sich wohl mit Neugier betiteln ließ. „In wie fern?“ Alex schnappte sich die beiden Kaffeetassen und schon landete das dunkle Gebräu im Abfluss. „Erstens, ist das kein guter Kaffee. Wenn brauchen wir richtigen Kaffee und nicht irgendwas aus dem Automat.“, begann Alex. Mit dem Rücken zu Holly öffnete er die rosa Schachtel und werkelte ein bisschen herum. „DAS ist guter Kaffee.“, präsentierte er ihr zwei neu gefüllte Tassen. Die Pappbecher, aus denen der Kaffee stammte landeten ganz einfach im Mülleimer. „Gut, dann hast du jetzt ja deinen Kaffee und wir….“ Alex schnitt ihr das Wort ab. „Aber Kaffee wäre kein Nachmittagskaffee, wenn wir den einfach nur so runterkippen.“, belehrte er Holly und tippte sich dabei selber gegen die Nasenspitze. „Und damit willst du mir jetzt was sagen?“, wollte Holly wissen und setzte sich langsam auf. Wieder drehte der Schauspieler ihr seinen Rücken zu, angelte einen Teller aus dem Schrank und hantierte wieder ein bisschen herum. Fragend betrachtete Holly seine Rückfront. Die Tattoos, die etwas unter seinem kurzärmligen Hemd hervorspitzten, die durchaus muskulösen Oberarme und vielleicht riskierte sie auch einen kleinen Blick auf seinen Po, ehe Alex sich mit einem ‚Tada‘ wieder zu ihr umdrehte. Sechs kleine, unterschiedliche Törtchen hatten ihren Weg auf die Platte gefunden. Ein Minimuffin mit Heidelbeeren und einer Prise Puderzucker. Eine halbe rosa Makrone mit etwas weißer Creme und einer Himbeere. Ein kleines Törtchen mit einer dunklen Praline und ein paar Schokoraspeln. Auf einem viereckigen Küchlein hatte ein bisschen Panna Cotta Creme, zwei Erdbeeren und ein langes Stückchen Schokolade ihren Platz gefunden. Nummer fünf war ein kleiner Schokoschichtkuchen mit Schokoplättchen links, rechts und oben drauf und der letzte Kuchen war klein, rund, mit etwas Zimt oben drauf und einer Schokocreme in der Mitte.     Hollys Gesichtszüge lockerten sich merklich auf, als sie die kleinen Köstlichkeiten entdeckte. „Ah… war das ein Lächeln?“, fragte Alex nach und legte seinen Kopf auf die Seite. Die Sängerin wich seinem Blick aus und bemühte sich um eine erste Miene. „Möglich.“, nuschelte sie leise und schielte wieder hinab auf die sechs kleinen Kuchen, die ebenfalls auf dem Tisch ihren Platz fanden. Alex ließ sich neben sie ins Sofa sinken. „Und genauso sieht ein Nachmittags-Kaffee aus.“ „Ich hör schon meine Mutter…“, murmelte Holly und lehnte sich nach vorne um die Küchlein genau in Augenschein zu nehmen. „Moment … deine Mom…? Die Frau von vorher?!“, kam durchaus perplex über Alex Lippen. Der Drache war ihre Mom?? Heilige Scheiße! „Ja. Meine Mom.“ „Wie alt bist du?“ „Man fragt eine Frau nicht nach ihrem Alter.“, schüttelte sie entrüstet ihren Kopf. „Du bist doch kein Kind mehr, oder?“ „Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?“ „Warum lässt du dir solche Sachen von deiner Mom sagen? Ich meine, du bist doch alt genug um zu entscheiden, was du isst und von ein paar kleinen Kuchen ist noch niemand umgefallen.“, sprach Alex sanft und angelte sich den kleinen Kuchen mit der Himbeere. „Möglich wäre es.“ „Aber unwahrscheinlich und wenn doch nehme ich die Schuld auf mich.“, grinste Alex und hielt ihr das Törtchen entgegen. Holly zögerte einen Moment, stibitzte sich schließlich ein kleines Stück direkt aus der Hand des eigentlich fremden Schauspielers. „Siehst du? Lecker oder? Und du fällst nicht davon um.“ Holly schmunzelte und wich seinem Blick dabei entschieden aus! Ihre Finger wanderten über ihre Mundwinkel und strichen die kleine Leckerei beiseite. Alex angelte sich seinen Kaffee und beobachtete Holly, deren Blick mal wieder ins Nichts ging. Vermutlich hatte Scott Recht: Er hatte einen Narren an ihr gefressen! Wenngleich er sich nicht erklären konnte, wie das passiert war. „Wie kommt es eigentlich, dass du so lange hier bist? Ich dachte du bist auf großer Amerikatour.“, begann Alex einen lockeren Smalltalk. „Morgen ein Konzert in Honolulu und nächste Woche auch nochmal. Anscheinend ist meine Musik besonders gefragt, hier auf Hawaii. Außerdem arbeite ich an einem neuen Album, das hier im Studio produziert wird.“, antwortete Holly und tastete nach der Kaffeetasse, wobei sie einzig und alleine Augen für die kleinen Köstlichkeiten hatte. „Klingt nach viel zu tun.“ „Bleibt nicht aus, im Showbusiness! Du kennst das ja sicher.“, hob Holly ihre Schultern. „Nur das es bei mir das Buhlen um neue Rollen ist.“, antwortete Alex, ergriff ein weiteres Küchlein und reichte es Holly. Mit einem deutlichen Lächeln nahm sie den Kuchen entgegen und schnappte sich zuerst die kleine Erdbeere, die darauf ihren Platz gefunden hatte. „Ja. So ist das Leben. Nach außen hin der großen Traum…“ „… und innen drinnen der Albtraum.“, beendete Alex ihre Worte. Sie nickte mit einem seufzen und sah wieder nach draußen. „Ziemlich verkorkst das alles, findest du nicht?“, seufzte Alex auf und lehnte sich zurück, aß ebenfalls einen Kuchen. „Was meinst du?“ „Wenn ich von mir auf dich schließe, dann hast du dir sicher nie was anderes gewünscht als eine bekannte Musikerin zu werden und jetzt, wo du es bist, würdest du das gerne rückgängig machen.“, sprach Alex und sammelte die kleinen Schokostückchen ein, die das Küchlein verzierten. „Nein. So ist das nicht. Ich bin gerne Musikerin. Ich liebe die Musik, allerdings frage ich mich manchmal, ob das wirklich alles ist. Gibt es denn nicht noch andere Dinge im Leben?“ „Wieso findest du das nicht einfach heraus?“, fragte Alex offen. „Weil mir dafür die Zeit fehlt.“ „Dann nimm sie dir.“, schlug er geradeheraus vor und hob seine Schultern. „So leicht ist das nicht.“ „Doch ist es. Ich mache das oft. Manchmal braucht man einfach Zeit für sich. Leider ist es nicht ganz so einfach vor den Fans zu fliehen. Du weißt ja wie hartnäckig sie sein können.“ Ein kleiner Schatten trat auf Hollys Züge und sie atmete tief durch. „Sag mir nicht, dass du einen guten Ausgleich hast, denn du vergisst, dass ich dich gesehen habe.“ Alex schloss seine Augen und genoss den süßen und zugleich herben Geschmack des Kakaos, der sich in seinem Mund ausbreitete. „Das war eine einmalige Sache.“, wehrte er leise ab. „War es das? Ich hab dich gegoogelt. Du hattest vor ein paar Wochen einen Entzug.“ Seine Augenbraue schnellte in die Höhe und seine blauen Augen starrten sie an. „Hey, das ist nicht nett. Du kannst nicht einfach sowas über mich raus finden. Immerhin funktioniert ein kennenlernen so nicht.“ „Als ob du mich nicht gegoogelt hättest!“ Er schürzte seine Lippen. „Ich hab mir nur die Bilder angeschaut.“, grinste er dann schelmisch. Holly öffnete ihren Mund und rollte mit den Augen. „Oh Gott, typisch Mann! Tss, nur am Sabbern die ganze Zeit.“ Vielsagend hob er seine Schultern und schlug die Beine übereinander. „Du tust jetzt fast so, als ob ich der Einzige wäre, der gerne guckt. Du hast mich gegoogelt … ich kann mir nicht vorstellen, dass du dir nur den wikipedia Eintrag von mir durchgelesen hast.“, sprach Alex und nickte. „Und was wenn doch?“, lehnte sich Holly keck grinsend nach vorne. „Das glaube ich dir nicht…“, wisperte Alex ihr entgegen. Holly verzog ihr Gesicht. „Bei manchen Artikeln bleibt man zwangsläufig an Fotos von dir hängen.“, spielte sie die naive Unschuld vom Lande. „Ach natürlich. Lass mich raten: Men’s fitness? GQ?!“, lachte er auf. Ein sanfter, roter Schimmer schlich sich auf Hollys Gesichtszüge. „Möglich.“, wählte sie ihre Standartantwort. „Aber jetzt lenk nicht ab! Du bist es, der sich bewusst nur Bilder angeschaut hat und ich weiß, was für Bilder schon mal von mir gemacht wurden.“, verzog sich ihr Gesicht. Lachend schnappte sich Alex ein weiteres Stück Kuchen. Seine Ablenkung war geglückt. Weit weg vom Vicodin Thema fühlte er sich wesentlich wohler. „Ich versteh gar nicht, warum du dich beklagst. Du bist doch ganz nett anzusehen.“ „Ganz nett?! Hallo? Ganz nett ist der kleine Bruder von Scheiße.“, beklagte sich Holly und schnitt ihm eine Grimasse. Alex schüttelte seinen Kopf. „Das meinte ich doch gar nicht. Holly, du siehst unglaublich aus, wobei du mir in normalen Klamotten wesentlich besser gefällst. Das macht dich kleine Diva irgendwie Menschlich.“, tippte er mit dem Zeigefinger gegen ihre Stirn. Nur zu gut war sie ihm vom gestrigen Abend in Erinnerung geblieben. Normale Kleidung. Nichts besonders Aufreizendes, Grellbuntes oder  mit Federn oder Steinen bestücktes!  „Ja genau und jetzt machst du mir gleich noch weiß, dass ich ungeschminkt ja so toll ausschaue. Alex, so haben mich schon andere versucht ins Bett zu bekomme.“, wehrte sie sein Kompliment ab. „Als wenn ich darauf aus wäre.“, schüttelte er seinen Kopf und steckte ihr einen Kuchen in den Mund, ehe sie ihm wiedersprechen konnte. Sie hob ihre Schultern und aß zufrieden die süße Versuchung und auch Alex angelte sich das letzte Stückchen um es genüsslich zu verzerren. Natürlich unter dem wachsamen Blick von Holly, die sich gerade damit beschäftigte ihn anzustarren. Es klopfte an der Tür und jäh wurde die traute Zweisamkeit der Beiden unterbrochen. Noch immer kauend sah Holly dem Musiker entgegen. „Zweiter Versuch. Wir warten auf dich. Kommst du?“ Auch wenn seine Worte als Frage formuliert waren, war sein Ton eindeutig ein Befehl. Holly nickte und erhob sich langsam. „Zurück an die Arbeit. Danke für den Kuchen….“, schenkte sie Alex doch glatt noch ein Lächeln. Er reichte ihr einen Zettel. Irritiert sah sie auf eine Adresse hinab. „Falls du mal einen Unterschlupf brauchst und dich nicht gerade Ertränken willst.“, meinte Alex ruhig. Die Sängerin betrachtete den Zettel, bevor er in ihrer Hosentasche verschwand und sie mit gesenktem Blick den Raum verließ. Alex atmete tief durch. „Das Leben ist zu schön um es wegzuwerfen…“, murmelte er vor sich hin und strich mit zittrigen Fingern über seine Hosentasche, in der sich die kleine Dose Vicodin befand. Kopfschüttelnd erhob er sich. In wenigen Stunden landete der Flieger seines Bruders und so war es Zeit das Studio zu verlassen, auch wenn er zu gerne ein wenig Hollys Stimme gelauscht hätte.   Kapitel 6: II. Episode: Follow the signs (06) --------------------------------------------- Mit einer dicken Sonnenbrille auf der Nase und einer Mütze auf dem Kopf schob sich Alex durch die vollen Hallen des Flughafens, versuchte hier und da die Köpfe der Menschen zu überblicken und kämpfte förmlich gegen eine Flut von Gestalten, die ihm entgegen kam. Ein schweres Aufseufzen verließ seine Lippen, denn außer einer Scharr Menschen, Hulamädchen und Leiketten konnte er nicht viel erkennen. So schob er sich in den Hintergrund und versuchte sich mit einem tiefen Aufseufzen wenigstens etwas Überblick zu verschaffen. Auf das Glasdach der Flughafenhalle prasselte der Regen, doch die sanfte Melodie wurde von den lauten Menschen überdeckt. Alex seufzte einmal schwer auf und schloss seine Augen. Zählte leise die Sekunden die er brauchte um sich für einen erneuten Kampf zu wappnen. Seine Finger nestelten nervös an seinem zugeknöpften karierten Hemd, außerdem begann er damit auf seiner Unterlippe herum zu knabbern. Mit der gesamten Situation wenig zufrieden schloss er für ein paar Sekunden seine Augen, lauschte der lauten Geräuschkulisse des Flughafens von Honolulu.  Viele Töne die sich vermengten und das ergaben, was wohl als Lärm zu betiteln war. Wie so oft wanderten seine Finger nervös über seine Hosentasche. Er sehnte sich nach Schmerzlinderung. Stattdessen holte er einmal tief Luft und versuchte Geräusche zu hören, die ihn beruhigten… wie die harmonische Melodie des sanften Regens, der auf das Dach prasselte.   Die Nachbearbeitung des Songs nervte die junge Frau langsam ganz gewaltig. Immer wieder lange Wartezeiten. Immer wieder musste sie während dem Singen abbrechen. Mittlerweile war das Tonstudio fast leer. Nur wenige Angestellte beschäftigten sich mit ihrem Lied und Holly hockte wieder alleine in einem Zimmer. Diesmal hatte sie sich samt einem Becher Kaffee einen der Musikräume gesucht. Dort saß sie vor dem großen Flügel und spielte eine feine Melodie, passend zu den harmonischen Klängen des Regens. Das Fenster geöffnet drangen die Laute der Natur an ihr Ohr. Das Brausen des Windes, das immerwährende Plätschern der Regentropfen die auf die Straße und die Häuserdächer fielen, sich dort ihren Platz suchten und gleich wieder verdampften. Dazu passend erklang das Klavierspiel von Holly. Eine besonders schöne, entspannende Melodie. Immer wieder glitten ihre Finger über die Tasten und lösten einen Klang nach dem anderen aus. Die Augen geschlossen versank Holly einmal mehr in ihrer Welt voll Harmonie und Entspannung. Dort wo die Musik war, war keine Qual, kein Pein, keine Sorge. Sie lebte für sich und die Melodie, die sie immer wieder ganz besonders verzauberte. Jene Klänge, die sie in eine Art Trance verwandelten und ihr einen neuen Weg aufzeigten. Leider wurde sie immer öfter gestört, aus ihren Gedanken und Träumen gerissen und musste sich mit der bitteren Realität abfinden. Eine Welt, in der ihre Wünsche keinen Platz mehr hatten, sondern nur die Träume Ander dominierten.   Alex stieß sich von der Säule ab und bahnte sich wieder seinen Weg durch die zahlreichen Unbekannten. Er mochte es nicht gerne von Fremden berührt zu werden, weshalb er am liebsten einfach kehrt machen würde. Weglaufen und nicht mehr wieder kommen. Sich irgendwo vergraben und nicht mehr den wachsamen Blicken von Fans, Reportern und Anderer ausgesetzt sein.  Ein leier Pfiff und eine Berührung ließ ihn stehen bleiben. Langsam drehte er sich um und begann schon in der Bewegung zu grinsen. „Na Baby Bro.“, lächelte er und guckte in das Gesicht von keinem geringeren als Finley O’Lachlan. „Oh komm schon, den Status müsste ich doch mittlerweile los sein.“, verdrehte dieser seine Augen, die er ebenso wie Alex hinter einer Sonnenbrille versteckte. Die spiegelnden Gläser der Fliegerbrille waren nicht die einzige Tarnung die der junge Mann aufwies. Nein, er trug auch noch eine schwarze Mütze auf dem Kopf. Alex hob seine Augenbraue. „Was ist denn das da? Du weißt schon, dass du in Hawaii bist?“, lachte er auf und schlang die Arme um sein Brüderchen, der in etwa die gleiche Höhe wie er aufwies. Blaues Shirt, darüber ein Graues mit einer Knopfleiste. Um den Hals ein typisches Amulett – ein Glücksbringer seiner Mom und als Hose eine ausgewaschene und teils ramponierte Jeans. Lachend umarmten sich die beiden Brüder. „Ich hoffe doch, dass ich in Hawaii gelandet bin, ansonsten habe ich eindeutig ein kleines Problem, Alex.“, freute sich Finley und zog sich die Sonnenbrille von der Nase. Ein Paar blauer Augen funkelte Alex entgegen und natürlich konnte er nicht vermeiden einmal breit zu grinsen. Die Augenpartie war eindeutig identisch und auch das überaus breite, schelmische Grinsen kam ihm bekannt vor. „Ich kann dich beruhigend, du bist in Hawaii, Kleiner. Komm lass uns gehen. Ich kann auf die Flughafenatmosphäre für wahr verzichten.“, meinte Alex und angelte sich einen der Koffer die hinter Finley achtlos auf dem Boden standen. „Zuerst will ich meine Blumenkette.“, tönte der junge Australier. Alex rollte mit den Augen. „Wie alt bist du? Zehn?“ „Dafür wird man nie zu alt. Ich hol mir jetzt eine Blumenkette von einer hübschen Frau und es gibt nichts, was du dagegen unternehmen kannst.“, nickte Fin und hob die zweite Tasche auf. „Du bist unmöglich, weißt du das.“, seufzte Alex. „Weiß ich. Sieh an. Die Verwandtschaft kannst du nicht leugnen, denn wir sind beide unmöglich und … Alex…?“ „Jap?“ „… ich bin mir sicher, dass du dir genauso eine Blumenkette geholt hast, als du zum ersten Mal den Honolulu Flughafen betreten hast.“ Ein kleines Lächeln stahl sich auf Alex Lippen. „Möglich.“, wählte er ganz bewusst das Wort, das er am heutigen Tag schon so oft gehört hatte. Während sich sein Bruder die wohl verdiente Lei und ein dazugehöriges Aloha kakou abholte, ertappte sich Alex doch glatt dabei, wie seine Gedanken schon wieder zu Holly abdrifteten. Woher kam sie nur? Diese unglaubliche Sorge, die er sich um die Sängerin machte?   Das Klavierspiel war verstummt. Regungslos und mit starrem Blick saß Holly vor dem Flügel, bewegte ihre Finger nicht mehr und versuchte die dumpfen, trüben Gedanken in ihrem Kopf zum Schweigen zu bringen. Müde und erschöpft erhob sie sich vom Hocker und ließ mit einem dumpfen Knall den Deckel zufallen. Die Hände in den Hosentaschen versenkend wanderte Holly ruhelos durch den Aufenthaltsraum. Ein Klopfen an der Tür ließ die junge Frau aufschauen. Sie befeuchtete ihre Lippen und öffnete die Tür. Im Gang herrschte gähnende Leere, doch auf dem Boden lag eine rote Rose. Sie ging in die Hocke und hob mit zusammengezogenen Augenbrauen die wunderhübsche Pflanze auf. Holly verzog ihr Gesicht, schloss die Augen und warf sie beiseite, schlug die Tür hinter sich zu und lehnte mit wild schlagendem Herzen gegen den Holz. Tränen kullerten über ihre Wangen… Die Türklinke wurde nach unten gedrückt. Sie zuckte zusammen, wich zurück und sah in das Gesicht ihrer Mutter, die die Rose in der Hand hielt. „Ich dachte er würde mich hier nicht finden!“, stieß Holly heißer aus. Aubrey seufzte. „Schätzchen. Solche Menschen sind krank.“ „Wie kam er hier rein?!“ Wild fuchtelte Holly aufgebracht mit ihren Händen. Sie war absolut aufgebracht und wirkte fahrig, zittrig. Ihre Mutter tat einen Schritt auf sie zu und nahm behutsam ihre Hand und zog sie in Richtung Sofa. „Das überlassen wir den Leuten, die etwas davon verstehen. Ich melde mich sofort beim Sicherheitsdienst und du fährst jetzt zurück ins Hotel.“, wies Aubrey ihre Tochter an und tätschelte ihr kurz die Wange, bevor sie sich umdrehte und den Raum stöckelnd auf ihren hohen Absätzen verließ. Holly blieb zurück, schluckte schwer und vergrub ihr Gesicht weinend in ihren Händen.   Nach einer kurzen Autofahrt war das Villenviertel am Rande Honolulus erreicht. Es war wohl das, was sich perfekter Wohnort nannte. Kurzer Weg zum Meer, perfekte Einkaufsmöglichkeiten und für Alex die ideale Laufroute. „Nicht schlecht, Bruderherz, du hast es wirklich geschafft.“, stellte Fin anerkennend fest. Die Schultern anzogen und beide bepackt mit Taschen liefen sie die Stufen zur Villa nach oben. Alex zog den Schlüssel aus seiner Hosentasche, suchte nach dem Schlüsselloch und wurde auf eine kleine Schachtel auf seinem Fußabtreter aufmerksam. „Was ist das?“, fragte Finley. Alex schob die Schachtel nach drinnen, wurde bereits von dem freudigen Bellen von Dusty empfangen. „Keine Ahnung. Sicher wieder irgendein Geschenk eines Fans.“, hob Alex seine Schulter. Fröstelnd schloss er die Tür, sperrte den Regen aus. „Du hast öfter Geschenke von deinen Fans vor der Tür liegen?“, fragte Finley nach. Dusty schnüffelte interessiert an dem Schächtelchen. „Ab und an ja.“ „Stört dich das nicht?“ Finley streckte sich ausgiebig, lockerte die vollkommen verspannten Muskeln. Der Flug saß ihm noch immer in den Knochen und seine Beine sehnten sich danach ausgestreckt zu werden. Mit einem Pott Kaffee in der Hand einfach nur in einer Ecke sitzen, Faulenzen und das Leben Leben sein lassen. Für Stress und Hektik konnte er sich an anderen Tagen wieder Zeit nehmen! „Doch natürlich. Ich weiß zwar die Gesten zu schätzen und freu mich über jedes einzelne Geschenk, aber mir wäre es lieber, wenn mein Privatleben, privat bleiben würde.“, seufzte Alex und entledigte sich seiner nassen Schuhe. Erst jetzt ergriff er die Schachtel. Dusty wollte gar nicht mehr ihre Schnauze davon nehmen, machte nicht mal die Anstalten ihr Herrchen zu begrüßen. Viel interessanter war der Duft den das Schächtelchen verströmte. „Ist deine Adresse nicht geheim?“ „Du weißt doch wie manche Fans sind.“, zuckte Alex mit den Schultern. „Nein, weiß ich nicht. Ich habe ja keine Fangemeinden und keine Anhängerschaft.“ Alex verzog sein Gesicht. „Bei dir klingt das so, als wäre ich der Führer einer Sekte.“, beschwerte er sich leicht. Finley kickte seine Schuhe beiseite und schlenderte Lachend ein wenig durch den Eingangsbereich. Alex öffnete den Deckel des Pappkartons und sofort erstarrten seine Gesichtszüge. „Was ist…? Irgendein Unterwäschestück deiner Verehrerinnen…“ Alex schob sich an ihn vorbei. „Ich muss Ryan anrufen.“ „Wer ist Ryan?“ „Mein Bodyguard.“ Finley blinzelte irritiert. Alex hielt ihm die Schachtel entgegen. Mit feinem Samt ausgelegt prangte etwas in der Menge, das Alex‘ kleinem Bruder die Sprache verschlug. Heißer und stammelnd brachte er nur ein „Ist das…?!“ hervor. Geschockt blieb Fin der Mund offen stehen . „Ja.“, brummte Alex mit zusammengezogenen Augenbrauen und einer besorgten Falte auf der Stirn. Sorge und Wut vermengten sich. Er wirkte zornig, überfordert und verzweifelt zugleich. „… ein Tierherz.“ Kapitel 7: II. Episode: Follow the signs (07) --------------------------------------------- Finley saß auf dem Sofa und beobachtete seinen Bruder, der vollkommen aufgebracht durch den Raum marschierte, sich immer wieder fahrig durch die Haare strich und offenkundig sehr aufgelöst war. Der Bodyguard – Ryan Sheridan – stand im Türrahmen und führte einige Telefonate. Sein Team war bereits durch das Haus unterwegs, um dieses zu durchsuchen. Schließlich konnte man nie wissen, was noch mit solch einer Drohung ein her ging. Ryan war von der stillen Sorte. Kein Schrank, wie die meisten anderen Bodyguards, sondern normal gebaut, aber sehr wendig. Ein Soldat, der erst vor wenigen Monaten aus dem Irak Krieg zurückgekommen war. Zwar trug er keine offensichtlichen Wunden, doch e hatte sich stark verändert. Verschlossen, misstrauisch und zynisch zog er durch das Leben, konnte die grausamen Ereignisse des Krieges nicht vergessen. Die dunkelbrauen Haare noch immer kurz gehalten, erinnerte seine ganze Erscheinung an die eines waschechten Soldaten. Er trug eine versteckte Waffe am Fußknöchel und einige kleine Dietriche am ganzen Körper verteilt. Neben seiner Nahkampfausbildung wusste er durchaus seinen Gegner schlimmen Schaden zuzufügen. Meistens zog er die Augenbrauen zusammen und war stets auf Angriff gepolt. Die hellblauen Augen wanderten wachsam umher und auch jetzt, während des Telefonats warf Ryan immer wieder einen kurzen Blick zu seinem Klienten.   Alex war eher zufällig auf Ryan gestoßen und nun war er besonders dankbar solch einen kompetenten Bodyguard zu haben. Einen, der nicht nur auf Körperkraft, sondern auf Köpfchen baute! „Es bringt nichts, wenn du hier rumläufst wie ein Tiger in seiner Zelle. Komm setz dich hin und atme einmal tief durch.“, sprach Finley etwas energischer und deutete in Richtung des Sofas. Sein Bruder schnaubte einmal deutlich. Alex reagierte nicht auf die Worte des kleinen O’Lachlans. Stattdessen knirschte er laut mit seinen Zähnen. Ganz deutlich war das mahlende Geräusch zu vernehmen und die Bewegung seines Kiefers ließ sich nicht leugnen. Die Fäuste geballt und die Augenbrauen zusammengezogen starrte er ins Leere. „Alex!“, rief Fin und weckte seinen Bruder aus seinen Gedanken! „Fin! Ich werde mich nicht hinsetzen. Mir hat jemand ein Tierherz geschickt. Das ist nichts was jeden Tag vorkommt oder schon einmal passiert ist. Und genau aus dem Grund lauf ich jetzt unruhig hin und her um mir irgendwie einen Reim aus diesem Geschenk zu machen!“, fuhr Alex seinen kleinen Bruder etwas deutlicher an. Finley hob abwehrend seine Hände und lehnte sich auf dem Sofa zurück. Dusty hatte sich zu ihm gesellt, bettete ihren Kopf auf seinen Oberschenkel und ließ sich etwas hinter dem Ohr kraulen. „Vielleicht hat dir einfach nur jemand auf sehr verkorkste Art und Weise mitteilen wollen, dass er oder sie in dich verliebt ist. Der Begriff Herz, wird auch im Alltag gerne und oft genutzt, um in Liebe zu grüßen, mündlich oder schriftlich… Das Herz ist ganz klar, das Symbol der Liebe und des Lebens. Das eine ergibt sich aus dem andren. Liebe ist eine unbeschreibbare Kraft.“, zitierte er die typische Definition des Symbols. „Lass dein finisch. Ich halt solche Belehrungen jetzt nicht aus.“, seufzte Alex und strich sich seine Haare zurück. Sein Brüderchen war nicht nur hoch begabt sondern auch ein wandelndes Lexikon und ein leidenschaftlicher Anhänger von jeglicher Literatur, hauptsächlich Poesie und Philosophie, weshalb sich im Laufe der Zeit der Begriff ‚finisch‘ für seine ausschweifenden Worte eingespielt hatte. „Ich wollte es nur angemerkt haben.“, zuckte Fin mit seinen Schultern. Er schwieg, als Ryan auf die Zwei zugeschritten kam. „In Ordnung, wir haben eine Aufzeichnung vom Täter. Zumindest von der Person, die die Schachtel vor der Haustür positioniert hat.“, klärte Ryan Alex auf und ließ das Handy in seiner Hosentasche verschwinden. „Okay, sehr gut…“, lobte Alex und verzog mit einem Mal sein Gesicht. „Woher habt ihr diese Aufnahme?“ „Überwachungskamera.“, hob Ryan seine Schultern. „Auf meinem Grundstück?!“, kam entsetzt über Alex‘ Lippen. „Ja.“ „Wer hat dir die Erlaubnis dafür gegeben?!“, fuhr Alex ihn durchaus zornig an. „Du hast mir den Auftrag gegeben für deine Sicherheit zu sorgen und genau das mache ich. Ich habe dir von vornherein mitgeteilt, dass ich dich nicht über jeden einzelnen Schritt aufklären werde.“, sprach Ryan wenig beeindruckt von Alex‘ Zorn. Alex seufzte auf und nickte knapp. „Und?“ „Ein Postbote. Leider mit Mütze und gesenktem Blick. Wir finden ihn oder sie schon, mach dir darum mal keine Sorgen.“, meinte Ryan ruhig. „Doch. Doch, ich mache mir Sorgen. Ich habe schon oft absurde und eklige Geschenke bekommen, aber noch nie zuvor lag etwas derartig widerliches vor meiner Haustür. Das heißt jemand weiß wo ich lebe und das wiederum ist etwas, das mir absolut nicht gefällt!“, sprach Alex seine Sorge offen aus. Ryan nickte langsam. „Du solltest dich darüber nicht zu sehr aufregen, denn das ist es, was solche Menschen bezwecken wollen. Meistens sind es solch Rückgratlose Personen, die nicht den Mumm haben einem anderen von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu treten. Viel heiße Luft und nichts dahinter.“, versuchte Ryan seinen aufgebrachten Klienten ein wenig zu beruhigen. Ganz so leicht war es nicht. Alex ließ sich mit einem schweren Seufzen auf das Sofa fallen und vergrub sein Gesicht in den Händen. Finley atmete tief durch und klopfte seinem Bruder aufbauend auf die Schultern. „Wird schon wieder.“, brummte er leise. Ryans Handy meldete sich vibrierend. „Ich lass heute Nacht einen Wachmann vor deiner Tür. Nur für alle Fälle und um dich zu beruhigen. Versuch nicht weiter dran zu denken… ich muss los.“, sprach der Bodyguard und meldete sich schon bei seinem Anrufer. Finley und Alex blieben zurück, als der ehemalige Soldat und zwei seiner Leute das Haus verließen. Einer von ihnen blieb vor der Eingangstür zurück. „Grandios. Jetzt werde ich bewacht. Es gibt Dinge, die ich in meiner Karriere immer vermeiden wollte. Ich wollte niemals so eingesperrt sein.“ „Hennessy Williams schrieb einmal: ‚Wir leben alle in einem brennenden Haus, es gibt keine Feuerwehr, die wir rufen können und kein Weg nach draußen, wir haben nur das Fenster im oberen Stockwerk aus dem wir zuschauen können wie das ganze Haus niederbrennt, niederbrennt mit uns als Gefangene eingesperrt.‘ Mach es so wie dein Bodyguard sagt. Versuch nicht drüber nachzudenken…“, zuckte Finley mit seinen Schultern. Leider fanden seine Worte wenig Anklang. Alex sah ihn durchdringend an – mit geschürzten Lippen und eine in Falten gelegte Stirn. „Wenn das mit dir so weiter geht wiederrufe ich meine Einladung.“, knurrte Alex. „Kannst du nicht. Du würdest deinen Bruder doch nie vor die Tür setzen, zumal ich hier studiere.“ „Genau das ist es ja was mir Sorge macht. Ein Psychologie-Student und als Nebenfach Philosophie. Ich glaube darauf hätte ich für wahr verzichten können!“, stieß Alex aus. Finley lachte einmal auf. „Sieh es doch so, Bruderherz: Du hast einen gratis Psychologen im Haus und kannst ihm immer gleich beichten, wenn du vor einem Tierherz Angst hast. Willst du mit mir vielleicht über irgendwas reden?“, fragte Fin gleich und legte ihm besorgt eine Hand auf die Schulter. „Alter!“, rief Alex und schob seine Hand beiseite. „Ich bin weder verrückt, noch habe ich irgendwelche Probleme, also komm mir nicht auf die Tour!“ Der hochgewachsene Australier sprang vom Sofa auf und wanderte in Richtung Schrankwand, die er sogleich öffnete. „Und was war mit deiner Vicodinsucht?“ Alex schloss seine Augen und biss sich auf die Innenwand seiner Wange. „Was meinst du?“, brummte er leise. „Eine Sucht ist niemals vorbei und ich bin nicht irgendein Bodyguard oder ein flüchtiger Bekannter. Ich bin dein Bruder. Ich kenne dich besser als jeder andere und, Bro, ich weiß, dass du nicht nur wegen deinen Schmerzen in die Vicodinsucht abgerutscht bist. Das war es, was ich nie ganz verstanden habe, aber ich wollte unseren Dad nicht weiter beunruhigen.“ „Und daran tust du auch weiterhin gut.“, murmelte Alex und ergriff eine Flasche Whiskey. „Bist du deswegen hier Fin? Um dir dein eigenes Bild zu machen?“ „Wäre zwar möglich, aber nein, das ist nicht der Grund. Ich bin hier weil die Uni gut ist und ich einfach einen Ortswechsel brauchte. Dad und seine ganzen Physikexperimente haben mich wahnsinnig gemacht.“, zuckte Fin mit den Schultern und kraulte weiter dem Hund das Köpfchen. „Du hättest dir auch irgendwo eine Wohnung nehmen können.“, grummelte Alex vor sich hin. „Hätte. Wollte aber nicht.“ Fin lachte einmal. „Sei nicht so misstrauisch, Alex. Ich bin nicht hier um dich zu therapieren. Dürfte ich auch gar nicht. Leider steht uns der Verwandtschaftsgrad im Weg. Schließlich darf auch kein Chirurg einen Angehörigen operieren.“ „Oh, da bin ich jetzt aber beruhigt.“, verdrehte Alex seine Augen und kehrte zu Fin zurück. In seiner Hand ruhte das Glas mit der braunen Flüssigkeit. „Außerdem haben wir doch alle nicht mehr alle Zweige am Baum… bei dem Vater war das auch nicht anders zu erwarten.“, fügte Fin hinzu und schaffte es glatt Alex ein Lachen auf die Lippen zu zaubern. „Ja stimm. Der zerstreute Professor hat eindeutig viele Macken an seine Kinder abgegeben.“ „Was uns alle – außer Jenny- liebenswert macht.“ „Stimmt. Jenny ist die Oberziege.“, grinste Alex. In diesem Punkt waren sich die beiden Brüder besonders ähnlich. „Es läuft sicher Baseball…“, brummte Alex, suchte die Fernbedienung und schon lief ein aufregendes Spiel. „Bin dabei…“, nickte Finley und schlüpfte aus seinen Schuhen. Obwohl sich sein Körper eher nach ein paar Stunden Schlaf sehnte und er nicht direkt der Baseballfan war, blieb er hier bei Alex. Im Moment wollte er seinen Bruder nicht alleine lassen und so sahen sich die Zwei ein gewöhnliches Baseballspiel an. Allerdings konnte weder das Spiel, noch die Anwesenheit von Finley Alex von seinen ganzen Gedanken ablenken. Der Vorfall heute saß ihm schwer in den Knochen und schürte seine innere Unruhe ganz besonders!   Holly seufzte auf. Die Türen des Hotelzimmers waren fest verschlossen und zwei grobschlächtige Bodyguards direkt davor positioniert. Leer und dunkel lag das kleine Hotelappartement vor ihr. Es war schon fast eine kleine Villa! Mehrere Räume und sogar zwei Bäder. Das Beste, vom Besten in einem Luxushotelzimmer. Integrierte Sauna, King-Size-Bett und viele kleine andere Details. Dazu hübsche Dekoration und doch war alles schrecklich steril. Holly seufzte schwer auf und rieb sich den Oberarm. Mit einem müden Seufzen warf sie ihre Schuhe beiseite und wanderte durch das Zimmer. Durch die dicken Fenster drangen keine Geräusche und so machte sich ein eigenartig beklemmendes Gefühl der totalen Stille in ihr breit. Sie fröstelte und zog sich in das geräumige Badezimmer zurück. Holly entledigte sich ihrer Kleidung, sie warf die Hose achtlos beiseite, als eine kleine Karte hinaus flatterte und zu Boden segelte. Sie zog ihre Augenbrauen zusammen und ging vor dem kleinen Stück Papier in die Hocke. Ein tiefes Seufzen drang über ihre Lippen, als sie die Karte aufhob und ordentlich in ihr Portmonee steckte. Plätschernd lief ein dampfendes Bad ein. Ihre dünne Gestalt hockte auf dem Badezimmerteppich, versank in einem Gedankenpalast, als sich ihr Handy nervig zu Wort meldete. Holly schnappte sich das kleine Teil und überprüfte die Nachricht. Ihre Mutter hatte wieder ganze Arbeit geleistet! Ein kleiner Gig am morgigen Abend in einer privaten Lokalität. Anscheinend hatte der Betreiber der Bar ziemlich viel Geld hingelegt, weshalb Holly einen Song präsentieren sollte. „Ja, natürlich. Kein Problem. Warum sollte ich mir auch Sorgen machen. Ist ja auch nur mein Stalker, der sicher in der Menge sitzen wird…“, fröstelte Holly. Genervt sah sie auf das Handy herab. Bedauerlicherweise achtete ihre Mutter nicht auf ihre Worte und wünschte ihr einen angenehmen Abend – sie solle sich schonen – und hatte auch schon aufgelegt. „Ich hasse es…“, seufzte die junge Frau und warf ihr Handy in die Badewanne. Platschend landete das kleine Stück Technik darin und sank in die Tiefen. Ohne das Schaumbad noch weiter zu beachten, wanderte der junge Star durch das Zimmer und vergrub sich in der flauschigen Decke und den ganzen Kissen. Mit einer letzten Handbewegung suchte sie die Fernbedienung der Stereoanlage. Wie jeden Abend lief dieselbe Musik. Ein paar Klänge, die Holly beruhigten. Ähnlich wie ein Schlaflied erklang das Stück von Yiruma: River flows in you. „Gute Nacht…“, raunte sie bitter. Worte, die keinerlei Erwiderung fanden, denn wie immer schlief Holly alleine ein – genauso wie sie am nächsten Morgen alleine erwachen sollte. Kapitel 8: II. Episode: Follow the signs (08) ---------------------------------------------  “Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob das so eine gute Idee war.”, seufzte Alex auf und schüttelte leicht seinen Kopf. Die Hände in die Hosentaschen gesteckt schlenderte er neben seinem Bruder und Scott her. Eine sehr mutige Kombination, wie sich schon nach den ersten paar Minuten gezeigt hatte, denn die Zwei verstanden sich hervorragend und bedauerlicherweise erwies sich Alex als hervorragende Basis für ein Gespräch. „Jetzt hab dich nicht so. Du musst einfach mal raus, Alex. Gestern Abend hast du dich noch beklagt, dass du dich eingesperrt fühlst und jetzt bist du gegen eine nächtliche Unternehmung.“, nickte Finley und legte den Arm um seinen großen Bruder. Alex schnitt ihm eine kleine Grimasse. „Ich meinte nicht die Planung eines Barabends, sondern viel eher die Tatsache, dass ich euch Zwei mitgenommen habe.“, knurrte Alex und sah von einem zum anderen. Scott lachte laut auf und auch Daniel stimmte mit ein. Auch Daniel Dae Kim und Grace Park waren mit von der Partie. Die Zwei schlenderten hinter Alex her, der gerade von Finley und Scott in die Mangel genommen wurde. Die orange leuchtenden Laternen erhellten den Weg den sie entlang schritten. Im Schein der Straßenbeleuchtung wirkten die Palmen, die den Wegrand säumten geradezu unheimlich. Mächtig ragten sie in die Höhe und standen ganz still, denn an diesem warmen Abend wehte kein Lüftchen. Keine Wolke zog über den Himmel und so strahlte der helle Vollmond über ihren Köpfen. Die Sternenpracht war leider durch den Dunst der Großstadt kaum zu erkennen und doch herrschte in ihnen die Gewissheit, dass die Sterne da waren. „Wo gehen wir eigentlich hin?“, fragte Alex nach und versuchte aus dem Straßennamen schlau zu werden. „In eine Karaokebar.“, verkündete Daniel zufrieden. „Wohin?“, wiederholte Alex und warf einen Blick über seine Schulter. „Wirst du dann schon sehen. Ich bin dort sehr oft und es ist sehr gemütlich. Mit einem hübschen VIP-Bereich, damit wir auch unsere Ruhe haben.“ „Puh. Dann bin ich wenigstens Finley los.“, grinste Alex breit. „Ohoh, das würdest du nicht wagen.“, stieß sein kleiner Bruder aus. „Was? Dich vor dem VIP-Bereich warten lassen? Na warte du nur ab. Du wirst schon sehen, zu was ich in der Lage bin, Baby Bro.“, lachte Alex. Ein freudiges Lachen in das seine Freunde nur allzu gerne einstimmten. So losgelöst hatten sie Alex schon lange nicht mehr erlebt, allerdings war Finley nicht entgangen, dass ein Teil von Alex Verhalten nur aufgesetzt war! Eine lange Schlange gebildet aus so vielen Menschen strömte in einen Club, eine Bar, eine Karaokebar, die am heutigen Abend besonderen Besuch erwartete! Mehrere berühmte Künstler hatten sich bereit erklärt einen Song zu performern. So strömten die Menschen heran, begierig noch einen der raren Plätze im ‚Blue Moon‘ zu ergattern. Alex seufzte auf. „Ernsthaft? Da sollen wir rein?“ „Ganz genau.“, nickte Daniel und schob seine Freunde voran. Prominent sein hatte wenigstens den Vorteil, dass sie ohne Hinderung in den Club durften! Alex erhaschte dabei eher zufällig einen Blick auf eines der zahlreich angebrachten Plakate. Seine Augen weiteten sich und er öffnete seinen Mund leicht. „Holly Shepard tritt hier auf?“, fragte er leise nach. „Jo.“, antwortete Daniel und erntete sogleich einen misstrauischen Blick von Alex. „Du hast das gewusst oder?“ Daniel grinste besonders breit. „Wer weiß. Vielleicht habe ich das gewusst und vielleicht habe ich auch zufällig ein kleines Gespräch zwischen Holly und dir mitbekommen?“, hob er seine Schultern. „Ach, er hatte ein Gespräch mit Holly? Vor ein paar Tagen hat er die kleine Selbstmord-Diva aus dem Pool gezogen.“, zuckte Scott mit seinen Schultern. „Hey. Findest du nicht das du auf deine Wortwahl achten solltest?“, warf die bislang schweigende Grace Park ein. „Ist doch wahr…“, brummte Scott und bekam dafür eine schmerzende Kopfnuss von Grace! Alex schnaubte und versuchte den stechenden Seitenblick seines kleinen Bruders zu ignorieren. Sich sehr wohl darüber im Klaren das der kleine O’Lachlan ihn jetzt in dem Moment durchdringend musterte, schob er sich viel lieber durch die letzten paar Reihen. Das samtene Absperrband wurde gelockert und die beiden Türsteher gewährten den Schauspielern Zutritt.   An einem reservierten Tisch fanden sie am Rand der Lokalität ihren Platz. Vor der geräumigen Bühne befand sich ein kleiner Bereich für Fans, die sich bereits davor positionierten. Eigentlich eine Tanzfläche, war diese mittlerweile voll und es spielte bereits ein britischer Künstler. PassEnger mit dem Song ‚Let her go‘. Ein ruhiges Lied, zu dem viele leicht hin und her schunkelten. Besonders magisch wirkte die Ausstrahlung des hochgewachsenen, schlaksigen Engländers. Wuschelhaare und funkelnde blaue Augen, die immer wieder über die Menge glitten. Im wirklichen Leben hörte er auf den Namen Mick und gab gerade auch sein Bestes. Alex sah sich flüchtig um. Die meisten Tische waren bereits besetzt. Die bequemen, roten Polster der dunklen Barhocker lockten die Gäste geradezu an. Allerdings war den VIP-Gästen ein ganz besonderer Bereich vorenthalten. Mehrere kleine Nischen mit gemütlichen Sofas, Kissen und edlen Tischen wirkten besonders einladend. Der Musiker bedankte sich und machte einer kleinen Band platz. Wakey! Wakey! Alex blätterte desinteressiert durch die Karte, ignorierte die stechenden Blicke der Fans, die ihn bereits erblickt hatten und lauschte dem etwas anderen Song. Mit dem Lied ‚Square Peg Round Hole‘ traf die Band sicher nicht jeder Manns Geschmack, aber es war mal was anderes und so sah Alex immer wieder interessiert in Richtung Bühne. Vielleicht aber auch nur weil er auf Holly wartete. „Viele Menschen sterben, obwohl sie noch Musik in sich tragen. Das passiert viel zu oft, weil die meisten ihre Zeit damit verschwenden sich auf das Leben vorzubereiten. Und wenn sie es begriffen haben ist ihre Zeit abgelaufen von Oliver Wendell Holmes.“, kam knapp über Finleys Lippen. Grace begann zu lächeln. „Hübsch …“ „Pfff.“, blies Alex ein wenig Luft aus, als mit einem Klavierschlag das Musikstück endete. „Lass dich davon nicht beeindrucken, er hat einen Buchband mit Zitaten und dergleichen gefrühstückt.“ „Das kann auch nicht jeder von sich behaupten. Vielleicht solltest du dir eine Scheibe davon abschneiden.“, stichelte Grace und piekte Alex in die Brust. Der Schauspieler verzog sein Gesicht. „Danke nein. Ich bleibe lieber mir selber mir treu…“, rief er ihr zu. Laut forderte die Menge eine Zugabe, allerdings wurden die Künstler nur für einen Song bezahlt und so verließen sie die Bühne auch wieder sehr zügig. Während Alex und Co. Getränke orderten spielte nur die Musik aus den lauten Boxen. Der nächste Auftritt wurde vorbereitet. Die Cocktails kamen und mit einem munteren Lachen hob Grace ihren gelben Cocktail in die Höhe. „Auf uns und eine weitere, erfolgreiche Staffel von Hawaii Five-O.“, lachte sie begeistert. Ihre Kollegen hoben die Gläser. Klirrend trafen sie aufeinander, bevor sich die Cocktails auch schon unter viel Lachen langsam leerten.   „Hi, Leute. Jetzt kommt er. Der Auftritt auf den ihr alle gewartet habt!“,  dröhnte die Stimme des Barbesitzers durch die Lautsprecher. Lautes kreischen, Jubeln, applaudieren. Alex verzog bei dem Lärm sein Gesicht und sah gespannt in Richtung Bühne. „Begrüßen wir alle Holly Shepard mit ihrem Song We belong!“ Die Musik setzte ein und unter noch lauterem, dröhnenden Jubel marschierte Holly auf die Bühne und genau dort war sie ein Vollprofi. Weder von lauten Stimmen, noch von irgendwelchen Fangeschenken ließ sich die zierliche, junge Frau einschüchtern. Sie trug ein hübsches Kleid, funkelnden Schmuck und auf den Lippen doch tatsächlich ein Lächeln. Mit einem geschickten Handgriff angelte sie sich das Mikrofon und stimmte in die Musik mit ein.  „Be safe and close darling Your heart is precious to me When you are exploring Remember all you see Is only the view of the world From your flying machine”   Passend zum Rhythmus bewegte sie sich über die Bühne und ließ ihren Blick über die Menge schweifen, beobachtete die Menschen, die teilweise mit in den bekannten Song einstimmten und sich von den Klängen mitreißen ließen. Hier und da kreischte jemand laut! Alex nippte an seinem Cocktail, kaum imstande seinen Blick von ihr zu nehmen. Leider nahm ein jeder guter Song einmal ein Ende und so verstummten auch Hollys Gesang. Die Menschen brachen in lauten Jubel aus, gefolgt von den Rufen nach einer Zugabe! Sie stand auf der Bühne und lächelte, verneigte sich, rief ein Danke in das Mikrofon und fühlte sich wahrlich geschmeichelt. Langsam glitt ihr Blick umher und dann, ganz plötzlich und ohne das sie darauf vorbereitet war, traf es sie wie ein Schlag! Ein unglaubliches paar Augen sah zu ihr nach oben. Der Besitzer dieser magischen Augen klatschte ebenfalls Beifall, pfiff durch seine Finger und lächelte ihr entgegen. Holly grinste, hob ihre Schultern und guckte sich noch einmal forschend um, bevor Alex ihren Blick abermals einfing. Alex legte seine Hände an den Mund, formte einen Trichter und rieb ebenfalls ein Zugabe. Holly und er sahen sich einen kleinen Moment an, bevor sie sich abwandte und zu ihrer Band blickte. Sie gab ein paar kurze Anweisungen und schon begann die Musik zu spielen. „Nun, da ihr alle so lieb um eine Zugabe fragt, bekommt ihr alle einen kleinen, exklusiven Vorgeschmack auf meine neue Single. Sie heißt ‚Maybe‘. Genießt es“, zwinkerte Holly. Das Getöse brach wieder los, aber in dem Moment als Holly zu singen begann legte sich eine eigenartige Stille über die gesamte Bar. Gebannt hingen ihr die Fans an den Lippen und ließen sich von den Klängen verzaubern.   “Maybe I was wrong Maybe I was looking in all the wrong places Maybe I was wrong Maybe I was searching all the wrong places If I knew you were coming for me I would have stayed in one place If I knew you were coming for me I would have made my peace Maybe I was wrong Maybe I was dreamless and full of suffering Maybe I was wrong Everytime you said you loved me I went running on my own But I can see now, I'm coming home I can see now, I'm coming home Maybe I was wrong Maybe I was looking in all the wrong faces Maybe I was wrong Maybe I was searching all the wrong places If I knew you were coming for me, I would have stayed in one place If I knew you were coming for me, I would hacve made my peace But I can see now, I'm coming home I can see now, I'm coming home”   Wie schon zuvor bewegte sich Holly anmutig über die Bühne sang Höhen und Tiefen, während ihre braunen Augen über die Menge glitten. Immer wieder begegneten sich ihrer und Alex‘ Blick, hielten Kontakt und für den Bruchteil von wenigen Sekunden war es fast so, als ob Holly nur für Alex sang. Wie gebannt lauschte er ihrem Gesang, fühlte sich wie magisch angezogen…   „Manchmal geschieht es, dass sich ein Augenblick niederlässt und schwebt und bleibt für länger als ein Augenblick. Und der Schall hält inne und die Bewegung hält inne für sehr viel länger als ein Augenblick. Und dann ist der Augenblick vorbei.“ Henry James     Kapitel 9: III. Episode: Hide and Seek (09) -------------------------------------------- Aufgereiht wie in einer Schießbude saßen die Stars des heutigen Abends an einem langen Tisch. Hinter ihnen eine weitere Reihe. Allerdings keine berühmten Sänger, sondern die dazugehörigen Bodyguards. Außerdem scharrten sich die Pressesprecher um die Interpreten. Alles in allem eine höchst einengende Situation, die von den Musikern nur mit einer gehörigen Portion Professionalität gemeistert werden konnte. Durch die Lautsprecher der Bar drangen leise Klaviertöne. Alex und seine Freunde beobachteten das alles aus der Ferne. „Autogrammstunde… wie ich das hasse…“, seufzte Scott. „Weshalb?“, fragte Finley interessiert nach. Er nagte auf dem Strohhalm seines Cocktails herum und beobachtete die Musiker, die fleißig wie die Bienen ein Autogramm nach dem anderen schrieb. „Weil es so .. aufgesetzt ist. Du bist gezwungen so schnell wie möglich Autogramme zu schreiben, hast dabei nicht mal die Chance auch nur einem Fan echt entgegen zu lächeln. Das ist reines Marketing.“, erklärte Daniel anstatt Scott, der daraufhin nickte. „Ich mag es lieber wenn mir die Menschen begegnen und ich ihnen richtig und persönlich ein Autogramm schreiben kann.“, meinte Grace seufzend. Finley sah von einem zum Anderen. „Was hat so ein Autogramm eigentlich für einen Nutzen?“, warf er mit einem Mal eine Frage in den Raum, auf die alle etwas irritiert drein schauend blinzelten. „Ein persönliches Andenken an einen Star?“, hob Scott seine Schultern „Hmm.“ Finley legte seine Stirn in Falten. „Hmm… was?“, fragte Scott und wandte seinen Blick zu Finley. „Ich frage mich gerade, ob ich mich in so ein Gedränge werfen würde, nur für ein persönliches Autogramm von Sigmund Freud erhalten würde.“ Alex grinste, sah aber weiterhin hinüber zu den fleißigen Autogramm-Gebern. „Ist das nicht dieser Psychodoc aus Deutschland?“, blinzelte Scott irritiert. „Probiere es doch einfach aus, an eines zu kommen…“ „Aus Österreich und er ist bereits  seit 1939 verstorben.“ „Oh. Das verkompliziert das alles.“ „Und? Würdest du dir ein Autogramm geben lassen?“, wollte Grace wissen. „Ich wüsste nicht welchen Zweck ein Stück Papier mit einem gekritzelten Namen erfüllen soll, also nein, ich würde es nicht tun.“, hob Finley seine Schultern. Ein paar Fans kreischten Laut auf und sogleich sahen die Schauspieler in die Richtung. „Autsch. Da hat aber jemand eine sehr schrille Stimme.“, beschwerte sich Scott. Auf einmal erhob sich Alex und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Irritiert sahen Finley und Alex Freunde ihm nach. „Wo will er denn hin?“, fragte Scott. „Keine Ahnung … irgendwie ist er momentan höchst eigenartig.“, zuckte Finley mit seinen Schultern, als sein Bruder in den Menschenmengen verschwand und sich teilweise selbst auf den Präsentierteller begab. „Vielleicht hat das ja was mit dem Superstar zu tun.“, stellte Daniel eine knappe Mutmaßung an. „Ach komm. Die ist doch eine Nummer zu groß. Selbst für ihn!“, meinte Scott und legte seine Stirn leicht in Falten. „Wer weiß. Vielleicht stellt er sich einfach clever an. Alex hat es verdient endlich die richtige Frau zu finden.“, lächelte Grace und zwinkerte ihren Kollegen zu. „Du und dein grenzenloser Optimismus.“, verdrehte Scott seine Augen und ließ seinen Blick schweifen. In der Menge war Alex gar nicht mehr zu entdecken.   Dieser hatte sich inzwischen erfolgreich zu Holly durchgekämpft. Bevor er sie endgültig erreichte, kramte er ein mehrfach gefaltetes und ziemlich zerknittertes Papier aus seiner Hosentasche. Der Versuch es zu glätten, war nicht von Erfolg gekrönt. Dennoch hielt er ihr den Zettel unter die Nase, als er an der Reihe war. Holly guckte gar nicht auf. Sie nahm Papier um Papier entgegen, setzte ihre Unterschrift darauf und reichte es dem Besitzer zurück. Bei Alex vollkommen zerknüllten Stück Papier machte sie halt. Merklich wanderte ihre Augenbraue nach oben und ebenso hob sie ihren Blick. „Du schon wieder …“, seufzte sie auf. Ihr Bodyguard war sofort einen Schritt näher hinter ihr. Holly schüttelte ihren Kopf um den großen Kerl zu signalisieren, dass von Alex keine Bedrohung ausging. „Ich will nur ein Autogramm.“, sprach Alex unschuldig. Er ignorierte die Leute die drängten und auch unbedingt zu Holly wollten. „Natürlich. Dafür hast du dir auch ein besonders hübsches Stück Papier ausgesucht.“, murmelte Holly und drehte den Zettel um. „Ohh, braucht Commander McGarrett sein Skript gar nicht mehr…?“ Alex verzog sein Gesicht. „Du hast ja nicht vor das Papier zu behalten, oder?“ „Hey, geht das hier jetzt bald weiter?“, brüllte ihm beinahe schon ein junger Mann ins Ohr und so drängte auch der Betreiber zur Eile. Ebenso wurde ihre Mom aufmerksam. Alex seufzte. Star sein war einfach nervig! Holly stöhnte genervt auf, kritzelte ein paar Buchstaben auf das Skript und reichte es Alex zurück. „Hey, Holly…“ Sie sah ihn nochmal an. „Was?“ „Nichts… ich wollte nur nochmal dein hübsches Gesicht sehen.“, zwinkerte der Schauspieler ihr zu. So viele Frauen Sie schmunzelte mit einem kleinen Kopfschütteln und sah wieder auf das nächste zu schreibende Autogramm hinab. Alex hatte es geschafft so viele Blicke auf sich zu ziehen, weshalb er sich lieber eilig durch die Menge schob. Das Autogramm sicher in seiner Hosentasche versteckend wank er seinen Freunden und war schon unterwegs in Richtung Ausgang. „Was ist denn jetzt kaputt? Lässt er mich hier sitzen?“, fragte Finley verwirrt nach und sah seinem Bruder hinterher, der es anscheinend ganz eilig hatte den Ausgang zu erreichen. „Anscheinend. Tja, so schnell wird er dich also los.“, klopfte Scott dem kleinen O’Lachlan auf die Schulter. „Als wenn ich nicht mehr nach Hause finden würde…“, murmelte Finley und trank einen letzten Schluck eines köstlichen Cocktails. „Zur Not kannst du bei mir schlafen.“, flirtete Grace ein bisschen, weshalb der Blonde wieder in ihre Richtung sah. „Oh, Vorsicht. Das Angebot könnte ich glatt annehmen.“ Auf seinen Zügen blitzte das Gleiche schelmische Lächeln auf, wie auch Alex oftmals zeigte. Die Ähnlichkeit der zwei Brüder war nicht zu leugnen und Grace war eindeutig angetan von der jungen Ausgabe des Alex O’Loughlin!! „Holly ist auch weg…“, stellte Daniel mit einem Mal fest. Alle Blicke richteten sich sofort auf die Musiker und wirklich: Holly fehlte   Alex warf wieder einen kleinen Blick auf sein Autogramm. „In zehn Minuten – Hintertür!“, prangte dort, anstatt einer Unterschrift! Alex verließ die Bar im Eiltempo, wich einigen Fans aus und fand sich wenige Sekunden später in einer Seitenstraße wieder. Leider war die Hintertür nicht ausgeschildert und so verstrich eine gefühlte Ewigkeit, bis er den Hinterausgang gefunden hatte. Er warf einen Blick auf seine Uhr, trat nervös von einem Fuß auf den Anderen und sah sich unruhig um. Die Straßenlaternen erhellten die kleine Seitenstraße eher bedürftig. Nur von der Hauptstraße drang der helle Schein der Straßenbeleuchtung und ebenso das typische Surren, ausgelöst von zahlreichen Menschen, die sich an diesem Abend auf den Straßen tummelten, redeten, lachten, lebten! Alex biss sich auf seine Unterlippe  und wanderte einmal auf und ab. Aus dem Augenwinkel heraus nahm er eine kleine Bewegung wahr. Er sah die Straße entlang. Doch da war nichts… eine leichte Gänsehaut bildete sich auf seinem Rücken und ein leicht unbehagliches Gefühl brachte ihn zum Schaudern. „Hallo?“, rief er in die Gasse hinein. Nichts bewegte sich. Niemand antwortete. Die Hände bereits verteidigend zu Fäusten geballt trat er ein paar Schritte in die Richtung der großen Müllcontainer, die dort aufgebaut waren. Nur bedingt eine kluge Handlung von ihm! Plötzlich wurde die Tür des Hinterausgangs aufgerissen! Alex zuckte zusammen, wirbelte herum und wich etwas zurück, stieß gegen die Mülltonnen und starrte zu der zierlichen Gestalt, die aus der Tür trat. „Musst du mich so erschrecken??!“, stieß Alex aus. Eine Hand ruhte auf seiner Brust, da sich sein Herzschlag mittlerweile vervielfacht hatte! „Entschuldige, ich habe nicht damit gerechnet, dass du so schreckhaft bist.“, zeigte niemand geringerer als Holly Shepard ihm ihre Zunge und schnitt ihm gleich darauf eine Grimasse. Alex rollte mit seinen Augen und musterte sie kurz. „Hast du dich umgezogen?“ „Ja. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich im Bühnenoutfit abhaue.“, hob sie ihre Schultern an. Holly trug eine schlichte Jeans, graue Ballarinas und ein passendes, graues Top mit einigen kleinen Schnörkeln. Die goldene Kette um ihren Hals baumelte bis zu ihrem Bauchnabel. Ihre Haare hatte sie mit einem Haarband zurückgebunden und auf ihrer Nase saß eine große, schwarze Sonnenbrille. „Du haust ab…?“, fragte Alex. „Ja. Von hier. Willst du jetzt hier bleiben und darüber reden, denn dann lass ich dich jetzt stehen. Ich habe nämlich keine Ahnung, wie lange ich meine Bodyguards abhängen kann!“, sprach Holly und schon schritt sie los. Die Tür fiel ins Schloss. Alex atmete noch einmal tief durch und sah ein letztes Mal in die Richtung des zuvor wahr genommenen Schattens. Unheimlich und bedrückend still lag die Gasse vor ihm. Alex‘ fröstelte und lief viel lieber Holly hinterher. „Und wohin willst du?“, rief er und verscheuchte das letzte bisschen des unwohlen Gefühls. „Verstecken spielen mit Paparazzi und meiner Leibgarde.“, erklärte Holly und schielte über den Rand ihrer Brille hinweg zu Alex nach oben. „Und du? Was machst du eigentlich hier?“ „Meine Freunde haben mich mitgeschleppt und jetzt werde ich eindeutig von einer Sängerin mitgenommen, die sich auf die Flucht begibt!“, stellte Alex fest. Er neigte seinen Kopf auf die Seite und trat mit Holly hinaus auf den erhellten Gehweg. „Klingt doch schon mal nicht schlecht. Flucht… hast du nie darüber nachgedacht einfach abzuhauen?“, fragte Holly und lief den Gehweg ein bisschen schneller entlang. Alex folgte ihr zügig, ahnte bereits, dass sie möglichen Paparazzi ausweichen und deshalb lieber schnell die Umgebung der Lokalität verlassen wollte. Er seufzte. „Ich würde lügen, wenn ich das verneinen würde…“ „Gut.“ Holly nickte und grinste ihn flüchtig an. „Dann kannst du mir ja zeigen, wo man sich auf dieser Insel gut verstecken kann.“ Über Alex‘ Züge glitt ein kleines Lächeln. „Oh. Ich habe da schon eine Idee…“, raunte er ihr zu und streckte ihr seine Hand abwartend entgegen. Holly zögerte, ehe sie seine raue Männerhand ergriff und sich von ihm entführen ließ…   Kapitel 10: III. Episode: Hide and Seek (10) -------------------------------------------- „Hier wohnst du?“, fragte Holly und ließ ihren Blick über die Villa schweifen, vor der sie sich befanden. Allerdings dachte Alex nicht im Traum daran Holly in seine Gefängnismauern zu geleiten. Er benötigte bloß dein einen oder anderen Gegenstand aus der Garage. „Meistens ja.“, antwortete Alex und warf ihr eine Jacke über die nackte Schulter. Natürlich waren seine Jacken viel zu groß, dennoch schlüpfte sie hinein und nahm zuletzt den Motorradhelm entgegen. Alex zog sich ein paar Handschuhe über. „Wieso meistens?“ „Ist nicht immer so einfach nur in einem Haus zu leben. Irgendwann bekommen die Fans ja doch die Adresse raus. Ich habe überall auf der Welt kleine und auch große Immobilien, in die ich mich zurückziehen kann. Und du? Lebst du in Hollywood….“ Sie schüttelte ihren Kopf und betrachtete den Motorradhelm. „Ich wohne in Hotels.“ „Meistens, oder?“ „Nein. Ausschließlich. Ich bin die meiste Zeit auf Tour oder in unterschiedlichen Tonstudios. Es hat sich nie gelohnt eine Villa einzurichten.“ Alex schloss den Verschluss seiner Handschuhe und angelte sich den zweiten Motorradhelm. „Ist das dein Ernst? Du musst doch irgendwo ein zu Hause haben…“, wirkte er sehr irritiert. „Nein. Schon seit einigen Jahren nicht mehr.“ „Aber was ist mit den Dingen die du besitzt?“ „Die passen alle in ein kleines Schächtelchen. Zumindest die Sachen, die mir etwas bedeuten.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte Alex die Sängerin. Sie wirkte verloren. Einsam in der Welt und trotz Reichtum heimatlos. „Und dein Drachen… entschuldige… deine Mom. Die wohnt doch sicher irgendwo… ist das zu Hause nicht auch deines?“ „Garantiert nicht. Da lebe ich lieber in irgendwelchen Hotelzimmern, bevor ich freiwillig bei meiner Mutter wohne.“, grinste Holly.  Alex schwang sich auf sein Motorrad und schloss das Visier seines Helmes. „Jeder Mensch braucht ein zu Hause.“, stellte er fest. „Ich bin nicht jeder Mensch.“, lächelte Holly. Noch kurz zögerte sie, ehe sie sich hinter Alex setzt und ihre Arme um seine Hüfte schlang. „Und dennoch brauchst auch du ein zu Hause.“, nickte Alex nochmal und stellte die Maschine an. „Wohin fahren wir eigentlich?“, fragte Holly ein kleines bisschen unsicher nach. „Lass dich einfach überraschen. Halt dich gut fest, nicht das ich dich noch unterwegs verliere.“, scherzte er ein wenig. „Das ist nicht lustig, Alex.“, brummte Holly und klammerte sich an ihm fest. Der Scheinwerfer des Motorrads erhellte die Straße, die sie kurz darauf entlang brausten.   Ganz eng an Alex geschmiegt sah sich die Sängerin ein kleines bisschen um. Schnell fuhren sie eine lange Straße direkt am Strand entlang. Die Lichter der Stadt hinter sich lassend wurde es dunkel um sie herum. Der Lichtkegel des Motorrads erhellte gerade so viel Straße, dass sie gut vorankamen. Unter ihren Händen fühlte Holly deutlich die Bauchmuskeln von Alex. Vielleicht schmiegte sie sich deshalb noch ein kleines bisschen mehr an ihn heran. Selbstverständlich hatte Alex nichts gegen diese Nähe. Eher im Gegenteil. Unter seinem Helm grinste er zufrieden vor sich hin. Nach fast einer halben Stunde stiller Fahrtzeit, veränderte sich Hollys Sitzposition merklich. Aufrecht sitzend starrte sie aufgeregt und mit wild pochendem Herz in eine ganz bestimmte Richtung. Über einen der zahlreichen Hügel hinweg glitt ein heller Lichtstrahl. Immer wieder wanderte das Licht im Kreis, glitt über die Hügel hinweg und schickte einen langen Lichtschimmer über das weite Meer hinweg. „Ist das ein Leuchtturm…?“, wisperte Holly gerade so laut, dass Alex sie hörte. „Ja. Der Makapu’u Leuchtturm“, rief er ihr zu und lenkte das Motorrad geschickt um den nächsten Hügel herum. Für einen Moment verschlug es Holly doch glatt die Sprache. Dicht bei der Klippe stand ein kleiner Leuchtturm. Warm und einladend erstrahlte das Licht. Holly blieb der Mund offen stehen. Noch nie zuvor hatte sie etwas magischeres sehen dürfen. Gerade jetzt, in diesem Moment, erklomm der volle, runde Mond die Hügel von O’ahu und bildete einen Kreis um den Leuchtturm. Es wirkte so, als säße der hell leuchtende Turm in Mitten des gigantischen Mondes. „Wow … der Mond ist ja riesig.“, murmelte Holly. Alex drosselte das Tempo und hielt schließlich auf einem Parkplatz. „Bereit für einen kleinen Spaziergang zum Leuchtturm?“, fragte er über seine Schulter hinweg. Holly nickte und stieg von der Maschine. Die Helme blieben zurück, als die beiden langsam los schlenderten. Hier draußen waren sie alleine… und nicht umringt von Fans. Dicht nebeneinander nahmen sie den Weg, der in Richtung der Klippen führte. Keiner von Beiden bemerkte den dunklen Wagen, dessen Scheinwerfer ausgestellt waren…   Alex führte sie den schwach beleuchteten Weg entlang. Weit weg von Honolulu erfüllte die Insel die zahlreichen Geräusche der Natur. Das Rauschen des Wassers, Laute von Vögeln, die in dem Regenwald O’ahus lebten und das emsige Zirpen von zahlreichen Grillen und anderen Insekten. Ganz gebannt guckte Holly immer wieder zum Vollmond, der den Himmel langsam, aber stetig empor stieg. „Es ist alles ein bisschen steinig. Du solltest hier aufpassen.“, sprach Alex und hielt ihr seine Hand entgegen. Abermals ergriff Holly seine Finger und schlenderte weiter neben ihm her.  „Wie hast du den Turm gefunden?“ „Ich neige dazu mir solche magische Fleckchen Erde zu suchen, an die ich mich zurückziehen kann. Mit ein wenig Geld kannst du dir auch den Zugang zu solchen Gebäuden erwirtschaften.“, sprach Alex mit einem kleinen Lächeln. Je näher sie kamen, desto wärmer und heller erstrahlte der Turm. Holly verschwand fast in Alex großer Jacke. Der etwas markante, überaus attraktive Duft von Alex stieg ihr in die Nase und ließ sie ein kleines bisschen Lächeln. „Du besitzt einen Schlüssel für einen Leuchtturm.“ „Mir gehört der Leuchtturm.“ Holly hob ihre Augenbrauen. „Ernsthaft?“ „Ja. Das macht es leichter nachts vorbei zu kommen, ohne das dumme Fragen gestellt werden.“, grinste Alex zufrieden und drückte ihre zierlichen Finger. „Es hat dir sicher schon öfter jemand gesagt, Holly, aber ich muss es dir trotzdem sagen.“, begann er zu sprechen und zog die Aufmerksamkeit der jungen Sängerin auf sich. Fragend ruhte ihr Blick auf ihn. „Ich finde du hast eine unglaubliche Stimme“, raunte er ihr leise zu. „Danke … ich liebe die Musik.“, seufzte sie auf und strich ihm mit dem Daumen über die raue Männerhand. „Du scheinst ein anderer Mensch wenn du singst.“ „Das bin ich auch…“, nickte Holly bestätigend. „Dort gibt es keine Zwänge, sondern nur die Musik. Du bist sicher auch ein anderer Mensch, wenn du vor der Kamera stehst.“ „Ja schon… nur leider stehe ich nicht immer vor der Kamera… und dann gibt es andere Sachen durch die es mir gut geht.“ Mit einem Mal wurde das Pillendöschen in seiner Hosentasche so unglaublich schwer. Er schluckte einmal. „Was für Sachen?“, fragte Holly neugieriger nach. „Meine Freunde … mein Bruder lebt jetzt auch bei mir…“, lächelte er hastig und versuchte das schwer wiegende Pillendöschen nicht weiter zu beachten. Leider war das gar nicht so einfach. „Der kleine Blonde?“ Alex lachte auf. „Ich hoffe du meinst damit Scott Caan und nicht meinen Bruder. Der ist alles andere als klein ….“ Holly zog ihm eine kleine Schnute. „Wer Scott Caan ist, weiß ich. Den Anderen meint ich und ich hab ihn ja nur kurz im Sitzen gesehen.“, stellte sie gleich mal klar. Alex nickte. „Verstehe… gut, der Kleine ist mein Brüderchen.“, lächelte Alex und half Holly über die etwas steilere Treppe nach oben. Im nächsten Moment hatte sie absolut vergessen, was sie noch sagen wollte. Mit halb offenem Mund starrte sie den kleinen Leuchtturm nach oben, gefangen von diesem wunderschönen Anblick. „Du hast wirklich einen Schlüssel?“, wisperte sie leise. Alex nickte stolz. „Na komm, ich beweis es dir.“ Aus seiner Hosentasche zog er einen kleinen Bund klimpernder Schlüssel. Schnell war der richtige Gefunden. Mit einem kleinen Klick und einem anschließenden quietschen öffnete sich die Tür in den kleinen Leuchtturm. „Ookay, ich bin beeindruckt.“, nickte Holly. „Ja?“ „Oh ja.“ Auf dem Gesicht des Australiers erschien ein kleines Lächeln. „Wusste ich. So was beeindruckt Frauen immer.“, meinte er entschieden zu ihr. „Bedauerlicherweise kann ich dir in diesem Punkt nicht wiedersprechen.“, murrte Holly und spitzte an ihm vorbei in das Innere des Leuchtturmes. Immer wieder glitt der helle Lichtkegel über ihre Köpfe hinweg. Für einen Moment lauschte Holly nur den Geräuschen von Wind und Meer. Eine unglaubliche Ruhe durchflutete die junge Frau, die unsicher die ersten Schritte in den Leuchtturm tat. Alex folgte ihr mit einem kleinen Lächeln, suchte sogleich das Licht. Schwach glomm die Glühbirne an der Decke und erhellte den großen, runden Raum spärlich. Überall standen Gegenstände herum. Ein Teleskop, ein gewaltiger Globus. Landkarten und zahlreich ausgestopfte Vögel. Ein paar getrocknete Blumen hingen von der Decke und überall schienen sich kleinen Spinnen eingenistet zu haben. Holly betrachtete einen der Achtbeiner mit hochgezogener Augenbraue, als dieser ganz frech an ihr vorbei lief. „Worauf wartest du?“, fragte Holly in Alex Richtung. Er sah sie fragend an. „Was meinst du?“ „Ist es nicht der Job eines Mannes Spinnen zu jagen und zu entfernen?“ Die blauen Augen von Alex wanderten umher. „Das sind aber ganz schön viele Spinnen. Da bin ich morgen ja noch nicht fertig.“ Die Grimasse auf Hollys Zügen wurde noch breiter. „Igitt! Musst du mir unbedingt sagen, dass hier viele von diesen Tieren hausen?“, fragte sie nach. Behaart, eklig und mit besonders vielen Augen guckte die freche Spinne zu ihr nach oben. Holly machte einen großen Schritt und versuchte das schauderhafte Krabbeltier zu ignorieren, was in Anbetracht der Größe gar nicht so einfach war. Immer wieder zog die Spinne wie magisch Hollys Blick an. Alex grinste. Mit einem geschickten Handgriff angelte er sich die Handtellergroße Spinne. „Oh Gott! Muss das sein??! Du kannst das Ding doch nicht einfach so anfassen!“, quietschte Holly auf und wich einen Schritt zurück. Lachend beförderte Alex den ungeliebten Besucher nach draußen. „Siehst du. Sie ist weg, du brauchst gar nicht mehr so angewidert gucken.“ „Das war sicher nicht die einzige Riesenspinne hier“ „Die Kleinen machen doch gar nichts.“ „Sie sind DA und das reicht!“, betonte Holly energisch. „Okay. Sollte dir noch eine Spinne begegnen, werde ich sie natürlich sofort entfernen. Einverstanden?“, fragte Alex und schlenderte über den staubigen Holzboden. „Möglich.“, antwortete Holly und sah sich viel lieber um. Sie wanderte vorbei an großen Muscheln, ausgeblasten Zeichnungen und kam schließlich vor einem großen Fenster zum Stehen. Sich in Alex‘ Jacke kuschelnd wanderte ihr Blick über das unendliche Meer, das so schwarz vor ihr lag. Es endete im Himmel, der überzogen war von abertausenden hellen und blasen Lichtern: Den Sternen. In der Mitte prangte der gewaltige Mond und spendete in der heutigen Nacht ganz besonders viel Licht. „Wow….“ Durchaus beeindruckt lehnte sie sich nach vorne und atmete einmal leise ein und wieder aus. Alex beobachtete die Sängerin mit einem zufriedenen Lächeln.     Kapitel 11: III. Episode: Hide and Seek (11) -------------------------------------------- „Glaubt ihr Alex kommt noch mal wieder?“, gähnte Finley und streckte sich einmal ausgiebig. Eher flüchtig glitt dabei eine Hand über die Schulter von Grace. Kurz fühlte er ihre weichen Haare, die sich gerade wie die feinste Seide anfühlten. Die Asiatin wurde doch glatt ein kleines bisschen rot, wobei das auch getrost an ihrem zweiten Cocktail liegen könnte. „Wieso sollte er nochmal wieder kommen. Immerhin scheint Holly auch vom Erdboden verschluckt zu sein… und wo ist eigentlich Scott?“, hob Daniel eine Augenbraue und ließ seinen Blick schweifen. „Da hinten.“, nickte Finley in die Richtung eines kleinen Tisches, an dem Scott gemeinsam mit drei leicht angetrunkenen Frauen hockte und scheinbar besonders großen Spaß hatte. Daniel seufzte. „Zeit für mich zu meiner Frau nach Hause zu fahren.“, verkündete er und erhob sich. Er streckte sich ausgiebig und verabschiedete sich von Grace und Finley. „Also kommt Alex nicht wieder. Er hat mich her einfach vergessen…“, stellte der Blonde fest. Der junge Australier legte seine Stirn in Falten und versuchte die lästige Musik von David Guetta zu ignorieren. „Du hast ja noch mich.“, grinste Grace und hob eine Augenbraue in die Höhe. Finley lehnte sich zu ihr hinüber und sah der jungen Frau ein paar Momente ungeniert in die Augen. „Dann fährst du mich nach Hause…?“, fragte er leise nach und zwirbelte eine Haarsträhne zwischen seinen Fingern. Keck wie eh und je kam ihm Grace noch ein bisschen entgegen. „Wer weiß. Vielleicht fahre ich dich auch einfach ins falsche zu Hause.“, hob sie ihre Augenbrauen und benetzte ihre Lippen mit der Zungenspitze. Finley lachte leise. „Ich denke, ich bin gewillt dieses Risiko einzugehen.“, wisperte er ihr zu und erhob sich Charmant streckte er ihr seine Hand entgegen, ergriff ihre zierlichen Finger und zog sie in die Höhe. Gemeinsam verließen sie die Bar. Wenige Minuten später kehrte Scott zum Tisch zurück. „Leute, ihr werdet nie glauben, was mir gerade passiert ist!“, begann er zu sprechen. Doch anstatt in die Gesichter von Grace, Daniel und Fin zu blicken, sah er in vollkommen fremde Augenpaare, die sich mittlerweile auf dem Sofa nieder gelassen hatten. Scotts Augen weiteten sich. „Ich sitz am falschen Tisch …“, murmelte er und erhob sich. Von seinen angeblichen Freunden fehlte jede Spur. Er verzog sein Gesicht und sah wieder zu den Unbekannten, hob seine Schultern und setzte sich zu ihnen. Schon immer war er besonders Kontaktfreudig und wenn seine Freunde ihn sitzen ließen, mussten eben neue her! Sein bester Freund hatte indes nämlich ganz anderes zu tun... Eine lange Zeit verweilte Alex gemeinsam mit Holly vor dem großen Fenster und beobachtete Himmel und Meer, die zusammen eine Einheit bildeten. Der Schein des Mondes spiegelte sich im Meer wieder unter verlieh der Welt einen leicht mysteriösen Touch. „Ich mag die Abgeschiedenheit des Ortes.“, begann Alex ein kleines bisschen zu erzählen. Immer wieder folgte sein Blick dem großen Lichtkegel, der sein helles Strahlen über das Meer schickte, um etwaige verirrte Schiffe zu finden. „Wieso wohnst du dann nicht hier?“ „Weil jeden Tag mehrere dutzend Touristen kommen, um den Leuchtturm von außen zu bestaunen.“, hob Alex seine Schultern. Alex schlenderte über den Boden und beobachtete vereinzelt die paar kleinen Spinnen die schnell das Weite suchten. „Überall sind Touristen. Man kommt ihnen fast nicht aus.“ „So sind sie eben, die Menschen.“, verdrehte Alex gespielt seine Augen. „Wobei ich sie ja alle ein bisschen verstehen kann. Ich würde mir auch gerne viel mehr von der Welt anschauen. Ich hab es noch nicht mal geschafft mir ganz O’ahu, geschweige denn die anderen Hawaii-Inseln anzugucken.“ „Ich habe schon viel von der Welt gesehen. Ein Ort folgt dem nächsten, eine Konzerthalle der anderen. Ich habe im Irak für unsere Soldaten gesungen und auf der Straßen von Indien um den Menschen ein Lächeln zu schenken. Ich habe schon viel gesehen… und auf manche Eindrücke könnte ich verzichten.“, sprach Holly. Ihre Worte endeten mit einem tiefen Seufzen. „Wann hast du das letzte Mal für dich gesungen?“, stellte Alex eine Frage mit der Holly im ersten Moment etwas überfordert war. Nachdenklich zogen sich ihre schmalen Augenbrauen zusammen, bevor sie ihre Schultern hob. „Ich schätze in der High School. Kurz bevor mein Talent entdeckt wurde.“ „College?“ „Habe ich nie besucht. Ich habe die High School auf Anraten meiner Mutter und meines Agenten abgebrochen um gleich auf Tournee zu gehen.“, meinte Holly und drehte sich wieder zu Alex um. „Wie lange bist du schon im Showbusiness?“ „Fast 10 Jahre. Ich hatte zwar zwischendrin ein wenig Pause, aber wirklich faul darfst du nicht werden. Große Stimmen verblassen auch irgendwann, außer du heißt Elvis Presley oder Michael Jackson …“ „Ach komm, da gibt es doch mehrere große Legenden.“, grinste Alex. „Ja. Und das auch zu Recht, denn diese Künstler haben ihr Leben der Musik geopfert. Du hast die Wahl ob du nur noch für die Musik lebst, oder ob es auch andere Sachen in deinem Leben gibt.“, erklärte ihm Holly. „Für was hast du dich entschieden.“ „Die Musik.“, nickte sie lächelnd. „Wirklich?“ „Ähm… ja…?“ Irritiert legte sie ihren Kopf auf die Seite. „Und mehr willst du nicht?“ Alex rieb mit dem Ärmel eine dicke Staubschicht von einem Bilderrahmen. Ein alter Mann mit Zahnlücke stand grinsend vor dem Leuchtturm. Ein schwarz-weiß Bild. „Was soll ich denn noch wollen?“ „Wie wäre es mit Liebe? Familie?“, schlug Alex vor und drehte sich wieder zu ihr um. „Oder willst du alleine sterben?“ „Ich bin nicht alleine.“, seufzte Holly. „Das sage ich auch immer.“, meinte Alex und zuckte mit seinen Schultern. „Du bist doch auch nicht alleine.“ „Oftmals schon.“ Es entstand ein kleines Schweigen. Die Zwei sahen sich einfach nur an, betrachteten das Gesicht des jeweils anderen und versuchten eine Antwort auf die Frage der Einsamkeit zu finden. Holly biss sich auf die Unterlippe und wich schließlich seinem durchbohrenden Blick aus. Jedes Mal aufs Neue hatte sie das Gefühl in diesen unendlich blauen Augen einfach zu versinken. Blau, mit einem kleinen Grünstich. So wunderschöne Augen, die so magisch funkelten. Es wäre ein leichtes sich in ihnen zu verlieren, aber Holly sträubte sich dagegen. So sah sie zu Boden. „Was machst du gegen die Einsamkeit?“, fragte sie leise. „Das was mir gerade in den Sinn kommt. Auf jeden Fall bringt es nichts, wenn du dich davor versteckst. Die Einsamkeit findet dich doch. Drum kämpfe fiel lieber dagegen an, indem du dich mit Menschen umgibst, die dir gut tun…“, schlug Alex vor. Holly lachte auf, schüttelte ihren Kopf und strafte Alex mit einem kleinen, herablassenden und auch zu tiefst verletzten Blick. Der Australier blinzelte irritiert. „Es gibt immer Menschen, die einem gut tun…“, versuchte er ihr zu verdeutlichen, doch Holly schüttelte abwehrend ihren Kopf, sodass sich die dunklen Haare hin und her bewegten. „Alex, du steckst nicht in meiner Haut. Sicher, du bist auch eine Berühmtheit, aber du hast doch keine Ahnung, was es bedeutet nur noch um des Geldes Willen gemocht zu werden. Nimm dir meine Mutter. Würde ich auf einmal nicht mehr für die Allgemeinheit singen, sondern nur für mich, würde sie sich lieber meiner kleinen Schwester abwenden. Mein großer Bruder ruft nur an, wenn er was braucht und mein leiblicher Vater … tja, der hat am allerdeutlichsten bewiesen, wie schön es doch ist, das Geld der Tochter versaufen zu können. Also komm mir nicht mit deinen Belehrungen. Es gibt keine Menschen, die mir gut tun und ich brauche auch keine Menschen. Ich brauche nur die Musik…“, sprach sie energisch und ballte ihre Hände zu Fäusten, sodass die Fingerknöchel weiß hervor traten. „… also bist du einsam.“, brachte Alex ihre Situation sehr präzise auf den Punkt. Holly verzog ihr Gesicht und sah wieder nach draußen. „Vielleicht sollten wir besser zurück fahren…“, wehrte sie den weiteren Gesprächsverlauf ab. „Oder wir gehen eine Runde Schwimmen.“, schlug Alex vor, nicht bereit sich so leicht abwimmeln zu lassen. Denselben Schmerz, den Holly im Gesicht trug, fühlte er in seinem Herzen. Die unglaublich tiefe Sehnsucht nach einem Menschen voll Liebe und Geborgenheit! „Es ist dunkel draußen.“ „Wir befinden uns in einem Leuchtturm. So dunkel ist es gar nicht.“ „Aber es ist sicher kalt.“ „Wir sind auf Hawaii.“, grinste Alex breit. „Ich habe keinen Bikini an.“, streckte Holly ihm die Zunge entgegen. „Aber Unterwäsche… oder?“ Ein süffisantes Grinsen stahl sich auf Alex‘ Züge und er ertappte sich doch glatt bei dem Gedanken, sich vorzustellen, was wäre wenn nicht … „Teure Unterwäsche!“, betonte Holly. „Dann eben nackt!“, nickte Alex. Die Sängerin schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Was ist mit Haien?“ „In einer Bucht eher unwahrscheinlich.“ „Qualen?“ „Noch unwahrscheinlicher!“ „Piranhas!“ „Im Salzwasser??“, lachte Alex auf. Sie schnaubte einmal auf und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Weißt du was ich dir sage, Holly. Du hast Angst.“, sprach Alex und tippte ihr mit dem Zeigerfinger gegen die Nase. Holly verzog ihr Gesicht. „Dann gehe ich eben ohne dich schwimmen…“ „Nackt …“, rollte Holly mit ihren Augen. „Möglich.“, lachte er auf und angelte sich noch eine der zahlreichen Decken die auf einer Kiste achtlos herumlagen. Zwar ein wenig staubig, aber der Zweck heiligte bekanntlich die Mittel. Holly beobachtete ihn mit halb offenem Mund, als er den Leuchtturm verließ und bereits aus seinem Hemd schlüpfte. „Ich habe keine Angst…“, knurrte sie leise. „Dann beweis es!“, rief Alex lachend zurück… Kapitel 12: III. Episode: Hide and Seek (12) -------------------------------------------- Holly folgte Alex in Richtung Tür. Es war nicht klar, was sie wirklich antrieb. Vielleicht die Neugier, sich ein eigenes Bild von seinem Prachtkörper zu verschaffen, vielleicht aber einfach nur die Sehnsucht nach ein bisschen menschlicher Nähe, die ihr Alex ihr all die Zeit entgegen brachte. Unruhig auf der Unterlippe nagend verweilte sie im Türrahmen und beobachtete den Schauspieler, der sich ohne Hemmungen weiter entkleidete. Sein Hemd rutschte von seinen muskulösen Schultern und präsentierte eine überaus reizende Rückenansicht. Im sanften Schein des Mondes spielten die Schatten auf seinem nackten Rücken und seine Armtätowierungen schienen förmlich zu glänzen. Hollys Augenbraue zuckte leicht und sie befeuchtete augenblicklich ihre Lippen. Staubtrocken wurde ihr Mund und ihre Augen ein bisschen glasiger, leicht verträumt sogar. „Na was ist jetzt mit dir?“, fragte Alex und warf einen Blick über seine Schultern. Trotz des schwachen Lichtes konnte er ihre Gesichtszüge deutlich sehen und ein Wort beschrieb diese ganz gut: Sie sah ihn lüstern an! „Kommst du?“ „Möglich…“, murmelte Holly und beobachtete Alex. Schelmisch blitzte geradezu der Schalk in seinen Augen auf, als er langsam die Gürtelschnalle löste und den Knopf seiner Hose öffnete. In Hollys Fingerspitzen begann es zu kribbeln! Wie hypnotisierend wirkte das Spiel des Australiers, der ganz langsam seine Hose öffnete und dabei mehr als nur provokativ Holly entgegen blickte. Die Sängerin rang mit ihrer Fassung, als er hemmungslos die Hose fallen ließ und nur noch in Shorts bekleidet vor ihr stand. Alex kickte die Hose achtlos beiseite, entfernte Socken und Schuhe gleich mit. „Und jetzt?“, fragte er in ihre Richtung. Hollys Blick glitt über seine Brust, wanderte über seinen Bauch, den das Sixpack hervorragend definierte. Sie reagierte nicht auf seine Worte, auch nicht, als er die Arme in die Seiten stemmte und seine Muskeln ganz besonders anspannte, damit Holly auch wirklich etwas zu gucken bekam. Die kleine Eidechse auf seiner Brust schien sich im Mondlicht sogar ein wenig zu bewegen. „War nicht die Rede von nackt Baden?“, rief sie in seine Richtung und klammerte sich ein bisschen an das Holz der Tür. Alex vergrub seine Zehenspitzen im Sand. Nicht mehr ganz so warm wie tagsüber war die Kühle überaus angenehm. Er schnalzte mit der Zunge, senkte seinen Kopf und schielte zu ihr nach oben. „Wie wär es, wenn du nachhilfst…“, raunte er ihr leise zu und strich sich selbst über den Bauch, befeuchtete seinen Lippen bewusst langsam, sich sehr wohl darüber im Klaren, was gerade in der zierlichen Zuschauerin vor ging.     Finley schlenderte mit Unschuldsmiene an den Wachhund seines Bruders – er hießt auf den Namen John Smith – vorbei und schenkte ihm ein knappes Lächeln. „Wo ist Mr. O’Loughlin?“, wollte der Angestellte von Ryan sofort wissen. „Er ist noch aus. Oder muss er etwa schon um 23 Uhr zu Hause sein?“, fragte Finley belustig nach. „Es ist bereits zwei Uhr nachts und Mr. O’Loughlin hat sich zuvor sein Motorrad geholt.“, klärte Smith ihn auf. Finley lupfte seine Augenbraue in die Höhe. „Er ist ein großer Junge, er kommt schon klar.“, warf Grace ein. Ihre Wangen hatten sich leicht rot gefärbt – vielleicht wegen einer absolut unerklärlichen Hitze. Sie grinste, biss sich auf die Lippe und versuchte dem stechenden Blick des Bodyguards auszuweichen. „Darf ich jetzt in das Haus, oder muss ich im Poolhaus schlafen?“, fragte Finley abwartend nach. Der Bodyguard trat beiseite und gewährte dem jungen Mann den erwünschten Einlass. Grace folgte Finley schweigend. Immer wieder warfen sich die Zwei einen kleinen und doch sehr eindeutigen Blick zu. „Alex ist also nicht zu Hause.“, stellte Grace fest und folgte Finley in die Küche. „Sieht ganz danach aus.“, nickte Finley und zog zwei Flaschen Wasser aus dem Kühlschrank. Grace lächelte und lehnte sich lasziv gegen den Küchentresen. Natürlich unter dem überaus wachsamen Blick von Finley. Ungeniert ließ er seinen Blick über ihre nackten Beine gleiten – Himmel, die nahmen ja überhaupt kein Ende mehr – und endete schließlich bei ihrem kurzen Cocktailkleid. Das kräftige kobaltblau, betonte ihre gebräunte Haut ganz besonders. „Glaubst du er ist mit Holly unterwegs.“, fragte Grace mit einem gespielten Seufzen und lehnte den Kopf ein bisschen zurück. „Wäre durchaus möglich. Ist den Beiden doch auch nur zu gönnen.“, hob Fin seine Schultern an und schlenderte zu ihr hinüber und reichte ihr die Flasche Wasser. Das Lächeln auf Grace Lippen wurde etwas breiter und wieder drohte sie in diesen unglaublich blauen Augen von Finley zu versinken. „Ja. Durchaus… er wird sicher nicht so schnell nach Hause kommen.“, nickte sie und hob ihre schmalen Schultern an. Finley neigte sich etwas zu ihr nach unten. Sein warmer Atem strich über die Haut ihrer Wange, die sich augenblicklich rot färbte. „Ich bezweifle, dass er schnell nach Hause möchte. Immerhin ist er mit einer hübschen Frau unterwegs. Welcher Mann würde das leere Bett vorziehen, wenn doch so ein liebreizendes Wesen, in seiner Nähe ist.“, säuselte er ihr zu. Allein der Ton seiner Stimme sorgte dafür, dass ihr heiß und kalt zugleich wurde. „Du kannst dich also gut in ihn hinein versetzen.“, raunte Grace. „Oh ja. Ich weiß genau, wie einfach die Entscheidung zwischen einer attraktiven Frau und einem leeren Bett ist.“, wisperte Finley ihr zu. Die Fingerspitzen von Grace tasteten über seine Brust. Trotz des Oberteils konnte sie die deutlichen Konturen seiner Muskeln fühlen. Vielleicht nicht ganz so durchtrainiert wie sein großer Bruder gefiel ihr durchaus was sie gerade spürte! „Und? Was gedenkt Mann zu tun, wenn er sich für die attraktive Frau entschieden hat?“, fragte sie leise nach. Vergessen war die Wasserflasche. Vergessen war auch, dass sie sich im Haus ihres Kollegen befand! Ihr Herz schlug einige Takte schneller, als Finley leise lachte und seine Hände auf ihren Seiten platzierte.     Holly lehnte am Türrahmen und versuchte sich mit einem flüchtigen Blick in den Himmel abzulenken. Der Versuch scheiterte!! Wie magisch zog Alex ihren Blick immer wieder auf sich. Er näherte sich ihr ein paar Schritte und streckte ihr seine Hand entgegen. „Kleines Bad im Mondschein, Miss Shepard?“, raunte er ihr entgegen. „Was bekomm ich dafür?“, begann Holly ein kleines bisschen zu spielen und hob ihre Hand an. Für einen Moment zögerte sie, doch anstatt Alex Finger zu ergreifen ließ sie ihre Hand durch ihre langen Haare gleiten. Sie wippte ein bisschen hin und her und spielte mit ihrer Haarsträhne. Alex stand direkt vor ihr. Eine unglaubliche Wärme ging von ihm aus und Holly biss sich doch glatt ein bisschen fester auf die Wange, als er seine Lippen erregt mit der Zungenspitze befeuchtete. „Verrat mir doch, was du möchtest.“, schlug er leise vor und neigte sich zu ihr nach unten. Seine Lippen so dicht an seinen, musste Holly schwerlich mit ihrer Fassung ringen. „Wer sagt, ob du es mir geben kannst.“, fragte sie und ließ ein weiteres Mal die Haare zwischen ihren Fingern hindurch gleiten. Mit einem kleinen Lächeln hob sie ihre Fingerspitzen und berührte Alex wohlgeformte Lippen. Er schluckte und sah in diese wunderschönen braunen Augen, in denen mit einem Mal mehr Glanz zu sehen war. Sie zeichnete die Konturen seiner Lippen nach, bis Alex ihre Finger einfing und auch die zweite Hand kurze Zeit später in seiner landete. Holly entwich ein kleines ‚Huh‘. Er drückte sie leicht an sie. Ihre Hände landeten am Holz der Tür, als Alex sie dort festhielt. Große braune Augen sahen ihm wie gebannt entgegen. „Kann ich es dir geben…“, fragte Alex und der leicht süffisante Unterton ließ sich nicht aus seiner Stimme verbannen. „Möglich…“, raunte Holly und wieder blieb ihr Blick an Alex strahlenden Augen hängen. Charmant lächelte er ihr entgegen und hauchte einen kleinen Kuss auf ihre Lippen. Sofort wurde ihr warm! Richtig heiß sogar, denn sie fühlte Alex Brust an ihrem Körper. Ob er wohl wusste, wie heiß er gerade aussah? Alex löste sich etwas und zog ihre Hände wieder näher an sich, ließ sie erst los, als sie unmittelbar auf seiner Brust legten. „Begleitest du mich jetzt?“, verließ erneut eine kleine Frage seine Lippen. Holly betrachtete seine Brust, ließ ihre Finger über die Konturen seiner harten Bauchmuskeln gleiten, streichelte und berührte seinen Oberkörper, schwieg und wirkte einfach nur gefangen von der Nähe. Alex stützte seine Arme links und rechts von ihrem Kopf ab und ließ sich diese kleinen Streicheleinheiten mit einem zufriedenen, tiefen ein- und ausatmen gefallen! „Ein Bad… im Mondschein?“, fragte sie erneut und ehe Alex reagieren konnte  schlüpfte sie unter seinen Armen durch und hüpfte über den Sandstrand. Etwas verdutzt sah er ihr nach, folgte ihr schlendert und beobachtete, wie sie Stück für Stück ihre Hüllen fallen ließ und nur in BH und Slip das Wasser erreichte.  Mit ein paar Metern Abstand stand er einfach nur da und schaute ihr zu – fasziniert von dem Lichtspiel welches ihr Körper in Verbindung mit dem Wasser und dem Mondschein bot. Noch einmal wanderte ihr Blick zurück zu Alex, bevor sie im klaren Wasser abtauchte. Sie schwamm und genoss die Kühle auf ihrer Haut, paddelte einfach im glitzern des Mondes, der dem Wasser einen mystischen Schimmer verlieh. Alex kratzte sich am Hinterkopf, grinste und folgte ihr in die Fluten! Lange schwammen sie einfach nebeneinander her, bis es etwas kühler wurde. „Brrr, doch nicht so warm, wie gedacht…“, murmelte Holly. Trotz der Kälte fühlte sie sich frei und ungezwungen, weshalb das Lächeln auf ihren Zügen immer breiter wurde. „Soll ich dich wärmen?“, raunte der Australier in ihre Richtung. Holly schielte zu ihm. „Hmm, vielleicht. Ich könnte etwas Heißes durchaus verkraften.“ Sie lachte freudig auf, tauchte und verschwand zurück zum Ufer.       Wie sie den Weg in Richtung Bett gefunden hatten, konnte Finley mittlerweile nicht mehr erklären und eigentlich war es ihm auch absolut egal. Seine Lippen glitten sanft über die Wirbelsäule von Grace, die bäuchlings auf dem Bett lag und immer wieder leise aufseufzte. Lächelnd schob er das letzte bisschen Stück Stoff beiseite. Sie kicherte. Er grinste, ließ seine Hände über ihre weiche Haut gleiten und genoss dieses (kleine) Liebesspiel mehr und mehr. Seine Liebkosungen nicht mehr aushalten, drehte sich Grace um und vergrub ihre Fingernägel in seinem muskulösen Rücken, zog ihn gleich darauf näher an sich heran. Er lachte auf und kniff seine Augen zusammen. Was war sie doch für eine ‚Katze’ Sie biss und kratzte und das fand er gerade ziemlich erregend. Finleys Lippen bahnten sich einen kleinen Weg über ihr Schlüsselbein und fanden schließlich eine besonders anziehende Stelle auf ihrem Hals. Grace beschäftigte sich indes damit über seine Brust zu streicheln. Rasch hob und senkte sich diese. Sein Herzschlag hatte sich beschleunigt, genauso wie seine Atmung. Sie biss sich auf die Unterlippe und ließ ihre Finger über seine Bauchmuskeln gleiten, umkreiste den Bauchnabel und endete schließlich an seinem Hosenbund. Sanft strich er ein paar der dunklen Haarsträhnen beiseite und hauchte ihr ein paar leise Worte ins Ohr: „Es ist Nacht, und mein Herz kommt zu dir, hält's nicht aus, hält's nicht aus mehr bei mir. Legt sich dir auf die Brust, wie ein Stein, sinkt hinein, zu dem deinen hinein.“ Wieder küsste er ihren Hals, bevor er ein leise gewispertes Kompliment  vernahm und ihr sofort einen mehr als nur atemraubenden Kuss auf die Lippen gab. Grace schnurrte leise. „Du hast ja keine Ahnung wie heiß es ist, solche Zitate mal eben aus dem Hut zu schütteln.“, wisperte sie ihm zu und hielt den attraktiven Mann bereits fest an sich gedrückt. Finley lächelte, zwinkerte und stahl sich erneut einen Kuss und auch noch ein paar andere Dinge…     Das hell leuchtende Mondlicht spiegelte sich im Meer wieder und ein leichter Windschub glitt durch die Büsche und Bäume. Viele kleine Sandkörner klebten an ihren Füßen, als sie aus dem Wasser stiegen. Die kleinen Wasserperlen rannen über Alex Körper, suchten sich ihren Weg, vorbei an seinen Bauchmuskeln um zu Boden zu tropfen. „Ich krieg dich schon!“, lachte er auf und vergas immer mehr die quälenden Gedanken, die Situation in der er sich befand, sein Leben in dem er nicht glücklich war. Losgelöst und freudig lief er mit Holly über das kleine, verlassene Strandstück. Ihr Lachen war wie Musik in seinen Ohren und schließlich fing er sie ein, schlang seine Arme um ihre Hüfte und trug sie ein kleines Stück. „Wolltest du nicht etwas Heißes?“, wisperte er ihr ins Ohr. „Hmm, vielleicht …“, hob sie ihre Schultern und schlang ihre Beine um Alex Hüfte! Er lachte auf und ließ es sich nicht nehmen seine Hand über ihren wohlgeformten Po gleiten zu lassen. Holly ließ sich wieder zu Boden sinken. „Das ist Privatgelände…“, klärte sie ihn auf, tippte gegen seine Nasenspitze und ihre andere Hand glitt über seinen Po! „Das auch!“, stieß er aus und drückte sich gegen sie. Holly streckte ihm die Zunge raus, die Hände auf seinem Rücken liegend. Mit einem Seufzen zog sie ihre Hände zurück und drehte sich um, wanderte ein paar Schritte und blieb vor der Decke stehen. „Ich verstehe jetzt, warum du den Leuchtturm magst… er ist irgendwie magisch…“, flüsterte sie und warf einen Blick über ihre Schultern. Sie verdrehte die Augen. „Boah, Männer! Glotz mir nicht auf den Hintern!!“, fuhr sie ihn gespielt zornig an. „Ich bin auch nur ein Mann und wenn du mir deinen Po so hübsch präsentierst, werde ich doch wohl auch gucken dürfen.“, blies er seine Wangen auf. Holly schnitt ihm eine Grimasse und ließ sich auf die Decke sinken, verweilte etwas im fahlen Licht des Mondes, beobachtete Alex der mit seinem Prachtkörper noch immer vor ihr stand. „Wolltest du mir nicht was Heißes geben?“, kam mit einem Mal mit einem überaus provozierenden Ton über ihre Lippen. Alex grinste. Das ließ er sich nicht zweimal sagen und so setzte er sich neben sie, legte sogleich seine Arme etwas um ihre Taille und zog sie dann einfach auf seinen Schoß. Augenblicklich schmiegte sich Holly an seine Brust, kuschelte sich an ihn und schielte zu Alex nach oben. Sein Kinn lehnte sich dabei etwas an ihre Schulter. Genießend schloss er seine Augen: „Du riechst gut…“, brummte er leise. Die Sängerin küsste ihn kurz aber intensiv am Hals, dort wo die Haut besonders warm war, bevor sie ihn wieder lächelnd anguckte. Sie seufzte auf und streichelte nochmal über seine Brust, spielte etwas mit den feinen Härchen, in denen noch ein paar Wassertropfen hielten und ließ ihre Finger über seinen Bauch wandern. Wieder knabberte sie etwas auf ihren Lippen und Alex – er konnte seine Augen nicht mehr von ihren sinnlichen Lippen nehmen! Gerade drängte alles in ihm diese einfach nur zu berühren und ihren Geschmack zu probieren! Noch ein wenig beschäftigte sie sich damit seine Wangen zu streicheln, bevor sie den Kopf etwas zur Seite neigte und ihre Lippen langsam auf die seinen legte. Behutsam forderte sie Alex zu einem Kuss, strich dabei ein wenig mit ihrer Zunge über seine Lippen...     „Erzählst du mir etwas… irgendwas?“, fragte Grace leise. Den Kopf auf Finleys Brust gebettet lauschte sie seinem Herzschlag und dem leisen Atmen. Der junge Philosoph streichelte ihr zärtlich durch die Haare und atmete einmal durch, dachte nach und begann leise zu sprechen: „ Es wird erzählt, dass alle Gefühle und Qualitäten des Menschen einmal ein Treffen hatten. Als die Langeweile zum dritten Mal gähnte, schlug der Wahnsinn vor: "Lasst uns Verstecken spielen." Die Intrige hob die Augenbraue und die Neugierde fragte: "Verstecken, was ist denn das?" "Das ist ein Spiel." sagte der Wahnsinn. "Ich schließe meine Augen und zähle von 1 bis 1.000. Inzwischen versteckt Ihr Euch. Wenn ich das Zählen beendet habe, wird der Letzte, den ich finde, meinen Platz einnehmen, um das Spiel fortzusetzen." Die Begeisterung und die Euphorie tanzten vor Freude. Die Freude machte so viele Sprünge, dass sie den letzten Schritt tat, um den Zweifel zu überzeugen und sogar die Gleichgültigkeit, die sonst an nichts Interesse zeigte, machte mit. Aber nicht alle wollten mitmachen: Die Wahrheit bevorzugte es sich nicht zu verstecken, wozu auch? Zum Schluss würde man sie immer entdecken und der Stolz meinte, dass es ein dummes Spiel wäre (im Grunde ärgerte er sich nur, dass die Idee nicht von ihm kam) und die Feigheit zog es vor, nichts zu riskieren. "Eins, zwei, drei,…", der Wahnsinn begann zu zählen. Als Erstes versteckte sich die Trägheit, die sich hinter den ersten Stein fallen ließ. Der Glaube stieg zum Himmel empor und die Eifersucht versteckte sich im Schatten des Triumphes, der es aus eigener Kraft geschafft hatte, bis zur höchsten Baumkrone zu gelangen. Die Großzügigkeit schaffte es kaum, sich selber zu verstecken, da sie bei allen Verstecken, die sie fand glaubte, ein wunderbares Versteck für einen ihrer Freunde gefunden zu haben: Ein kristallklarer See war ein wunderbares Versteck für die Schönheit. Eine dunkle Höhle, das war ein perfektes Versteck für die Angst. Der Flug eines Schmetterlings das beste Versteck für die Wollust. Ein Windstoß war großartig für die Freiheit. So versteckte sie sich letztlich selbst auf einem Sonnenstrahl. Der Egoismus dagegen fand von Anfang an einen sehr guten Ort, luftig und gemütlich, aber nur für ihn. Die Lüge versteckte sich auf dem Meeresgrund (stimmt nicht, in Wirklichkeit versteckte sie sich hinter dem Regenbogen). Die Leidenschaft und das Verlangen im Zentrum der Vulkane. Die Vergesslichkeit…, ich habe vergessen, wo sie sich versteckte, aber das ist auch nicht so wichtig. Als der Wahnsinn "999" zählte, hatte die Liebe noch kein Versteck gefunden. Alle Plätze schienen besetzt zu sein, bis sie den Rosenstrauch entdeckte und gerührt beschloss sich in der Blüte zu verstecken. "1000", zählte der Wahnsinn und begann zu suchen. Die Erste, die entdeckt wurde, war die Trägheit, nur drei Schritte vom ersten Stein entfernt. Danach hörte man den Glauben, der im Himmel mit Gott über Theologie diskutierte. Das Verlangen und die Leidenschaft hörte man im Vulkan vibrieren. In einem unachtsamen Moment fand der Wahnsinn die Eifersucht und so natürlich auch den Triumph. Den Egoismus brauchte er gar nicht zu suchen, ganz allein kam er aus seinem Versteck heraus, das sich als Bienennest entpuppt hatte. Vom vielen Laufen bekam der Wahnsinn Durst und als er sich dem See näherte, entdeckte er die Schönheit. Mit dem Zweifel war es noch einfacher, ihn entdeckte er auf einem Zaun sitzend, weil er sich nicht entscheiden konnte, auf welcher Seite er sich verstecken sollte. So fand er einen nach dem anderen, das Talent im frischen Gras und die Angst in einer dunklen Höhle. Nur die Liebe tauchte nirgendwo auf. Der Wahnsinn suchte sie überall. Auf jedem Baum, in jedem Bach dieses Planeten, auf jedem Berg und als er schon aufgeben wollte, erblickte er die Rosen. Mit einem Stöckchen fing er an, die Zweige zu bewegen, bis ein Schrei ertönte. Die Dornen hatten der Liebe die Augen ausgestochen. Der Wahnsinn war hilflos und wusste nicht, wie er seine Tat wieder gutmachen konnte. Er weinte und entschuldigte sich und er versprach ihr, für immer ihr Blindenführer zu sein. Seit dem ist die Liebe blind und geht Hand in Hand mit dem Wahnsinn...“ Grace lächelte selig und schmiegte sich an Finley heran. Mit einer letzten Handbewegung suchte er eine der dünnen Zudecken, die absolut zerwühlt unter ihnen lagen und deckte sich und die junge Frau in seinen Armen zu. „e hiamoe pono’oe … das heißt ‚Schlaf gut‘ auf Hawaiianisch.“, flüsterte Grace und hauchte einen Kuss auf seine Brust. „Träum süß.“, wisperte Finley, vergrub noch einmal seine Hand in ihren Haaren und drückte ihr einen letzten Kuss auf den Haarschopf, ehe ihn die Müdigkeit gefangen nahm und in das Reich der Träume zog.     Bei Alex war im Moment noch gar nicht an Schlaf zu denken!  Innig, begierig und leidenschaftlich war der zärtliche Kuss, den Beide seit einer kleinen Ewigkeit austauschten. Manchmal war eine Ewigkeit nicht genug! Das leise Rauschen des Meeres, die Geräusche der Natur und hin und wieder ein Seufzen … schon lange hatte kein Mann ein solch geborgenes Gefühl in Holly ausgelöst. Sie schmiegte sich an ihn, berührte und fühlte seine erhitzte Haut und gab sich der Leidenschaft hin. Er drückte ihren Körper fester an den seinen, seufzte leise auf und kostete weiter diesen unglaublichen Geschmack, den Holly scheinbar auf ihren Lippen trug! Ihre Finger streichelten über seinen Brustkorb nach unten und dort erst mal über seine Bauchmuskeln! Holly rutschte fast schon unruhig hin und her, wodurch Alex ein weiteres Seufzen entwich. Sie wusste ja gar nicht, was sie mit solch einer Geste – ob bewusst oder unbewusst – in ihm auslöste! Während er sie küsste wanderte eine seiner Hände ihren Rücken hinauf, bis zum Verschluss ihres BHs. Seine Finger glitten über ihren Schultern, nahmen die BH-Träger mit sich und kurz löste sich der Kuss. Alex atmete etwas schneller und obwohl es sich absolut nicht schickte zu starren, konnte er einfach nicht anders, als einen Blick auf ihren nackten Oberkörper zu riskieren. Er atmete etwas heftiger ein und drückte sie dann etwas mehr an sich, damit er ihre Haut, auf der seinigen spüren konnte. Die junge Frau schluckte, schmiegte sich an seine erhitzte Haut und suchte die Nähe. „Gefällt dir was du fühlst…“, wisperte Alex ihr ins Ohr, hauchte sogleich einen Kuss auf die Ohrmuschel. „Möglich.“ Holly lächelte und versiegelte ihre Lippen zu einem erneuten Kuss. Nur leise klickte der Fotoapparat in der Dunkelheit… Kapitel 13: IV. Episode: Hearts on fire (13) -------------------------------------------- Leise knisterte das Lagerfeuer. Immer wieder stiegen kleine Flöckchen in die Höhe und verglühten in der Morgendämmerung. Holly kuschelte sich in Alex‘ Jacke und in seinen Arm und betrachtete das züngelnde Spiel des Feuers. Die Beine angezogen, schlang sie ihre Arme darum und schloss mit einem kleinen Seufzen ihre Augen. Alex lehnte seine Stirn gegen ihre Schläfe und hauchte ihr einen kleinen Kuss auf, die Arme fest um ihren Oberkörper geschlungen. „Wer hätte das gedacht…“, atmete sie einmal tief durch. „Was denn? Hmm?“ „Na das du so ein Kerl bist, der mit ein paar Stücken tatsächlich ein Lagerfeuer machen kann.“, lächelte sie ein bisschen und beobachtete das Spiel der Flammen. Sie verschlangen sich gegenseitig, wanden sich ineinander und strahlten eine herrliche Wärme aus. „Ich war früher oft mit meinem Sohn campen.“ Holly spitzte ihre Ohren und drehte ihren Kopf zur Seite, um Alex besser anschauen zu können. „Du hast einen Sohn?“ „Ja. Saxon. Er ist jetzt 14 und findet campen eher uncool. Außerdem lebt er nicht bei mir, sondern in Australien. Ich sehe ihn nur zweimal im Jahr für jeweils eine Woche.“, seufzte Alex auf. „Streit mit seiner Mom?“ „Nein. Eigentlich nicht. Wir waren jung und haben irgendwann festgestellt, dass wir unterschiedliche Ziele im Leben haben. Sie hat sich auf ihre Karriere gestürzt und ist jetzt eine erfolgreiche Chirurgin. Ich habe Schauspiel studiert. Saxon ist anfänglich immer zwischen uns hin und her gependelt, bis es Saoirse von Sydney zurück nach Canberra zog. Dort ist Saxon mitunter bei seinen Großeltern aufgewachsen und ich hab ihn so oft besucht wie ich konnte.“, erzählte er ein kleines bisschen. „Also habt ihr noch ein gutes Verhältnis?“ „Saoirse und ich? Ja. Wir haben das geteilte Sorgerecht und ich kann sie jederzeit anrufen, wenn ich Saxon besuchen will. Es ist nur ein wenig komplizierter geworden, seit ich ausgewandert bin.“, lächelte er und streichelte Holly sanft über den Oberarm. „Vermisst du ihn nicht.“ „Oh doch, sehr sogar. Er ist der Mittelpunkt meines Universums. Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens, nach Amerika zu gehen. Aber es war zugleich auch die Beste, die ich treffen konnte.“ „Warum?“ Alex hob seine Schultern an und wirkte etwas nachdenklicher. Er starrte vor sich hin. Das Feuer knisterte und er brauchte um die richtigen Worte zu finden. „Weil ich in Australien nicht mehr glücklich war. Sicher, es war meine Heimat, aber mir fehlte die Verbundenheit zum Land. Seit Jahren war ich auf der Suche nach einem Ort, an dem ich glücklich werden kann. Hier habe ich das gefunden. Ich bin geweiht worden, habe einen hawaiianischen Namen und ein zu Hause. Zwar trennt mich und meine Familie eine große Distanz, doch im Herzen sind wir stets verbunden.“ Ein kleines Lächeln glitt über seine Züge. Holly seufzte auf und senkte ihren Kopf um ihren Blick im Feuer zu verlieren. Seine Hände wanderten über ihre Unterarme und er zog sie fester an sich heran, küsste ihre vollen Lippen und schmiegte sich an sie. „Hör auf…“, nuschelte er schließlich. „Was…? Du bist doch derjenige, der mich küsst…“, protestierte sie. „Ich meinte auch nicht das, sondern, dass du damit aufhören sollst dir ständig so viele Gedanken zu machen, anstatt das Leben zu genießen.“, meinte Alex, sein Kinn an dem Ihrigen liegend. Ihre Nasenspitzen berührten sich und noch einmal stahl er ihr einen kleinen Kuss. „Ich mache mir über viele Dinge Gedanken, Alex…“ „Und genau das ist falsch. Heute hast du dich fallen lassen. Den ganzen Abend – und einen Großteil der Nacht. Ohne darüber nachzudenken. Du hast einfach nur genossen und gelebt …“ „… und geliebt.“, seufzte Holly auf und vergrub ihr Gesicht an seiner Halsbeuge. Alex grinste süffisant. „Oh ja … und wie.“, raunte er. Sein Rücken wies deutliche Spuren des vergangenen Liebesspiels auf. Anscheinend war Holly eine kleine Raubkatze – eine kleine, überaus ausgehungerte Raubkatze! Ein paar Motorengeräusche aus der Ferne ließ das Liebespaar aufhorchen. „Fünf Uhr…“, seufzte Alex. „Was ist um Fünf?“ „Einige Menschen fahren zur Arbeit. In einer Stunde wird die Straße voll sein…“ Holly sah den Hügel hinauf. In der Ferne sah sie die Lichter von Autos, die schnell die Straße entlang sausten. „Dann sollten wir wohl langsam zurück…“ Es dämmerte bereits und obwohl sie die Nacht nicht ein kleines bisschen geschlafen hatte, fühlte sich Holly unglaublich ausgeruht und erfrischt! „Ja… vermutlich hast du Recht.“ Alex erhob sich schweren Herzens und entließ Holly aus seinen Armen. Schweigend sammelte er seine Schuhe ein, zog sie sich über. Die Decke landete im Leuchtturm und die Tür wurde verriegelt. Holly stand noch immer am Strand und sah hinaus auf das Meer. „Holly.“, rief Alex. Sie reagierte nicht. Die Arme vor der Brust verschränkt beobachtete sie die Wellen, die über den Sand glitten und kleine Muster in diesen zeichneten. Am Horizont war das erste Glühen der Morgensonne zu sehen. Langsam schob sie sich in die Höhe und verscheuchte die Dunkelheit. Alex näherte sich Holly und platzierte seine Hände auf ihren Schultern. „Kommst du?“, fragte er nach und atmete die klare Morgenluft ein. „Ich habe wohl keine andere Wahl.“, murmelte sie und löste sich von dem unglaublichen Anblick von Sonne, Meer und Himmel. Alles war im Einklang, ein absolut faszinierendes Naturschauspiel. Den Arm um Hollys Schultern gelegt, schlenderten sie zusammen den kleinen Weg zurück. Das verlassene Motorrad wartete bereits. Kein Anzeichnen eines fremden Autos war zu sehen. Sie waren hier ganz alleine. Alex startete die Maschine und nur wenige Minuten später befanden sie sich auf den Rückweg nach Honolulu. Immer heller begann der Himmel zu strahlen. Das sanfte blau wurde von ein paar kleinen Wolken unterbrochen. Durch die warmen Sonnenstrahlen färbten sie sich in rosa, lila und orangene Wölkchen, die über Honolulu hinweg glitten. Den Himmel erobernd strahlte die Sonne und verlieh der Stadt einmal mehr ein warmes Glühen. Die sanfte Morgenröte überzog den ganzen Himmel, weckte Mensch und Tier. Holly hielt sich an Alex‘ Hüfte fest und beobachtete den unglaublich mystischen Sonnenaufgang, der sich ihr gerade bot. Warmes Licht, durchströmte sie! Jetzt gerade, genau in diesem Moment ging es ihr gut. Rasch zogen die kleinen Wolken über ihren Kopf hinweg und ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Züge. Die Hochhäuser von Honolulu rückten in ihr Sichtfeld. Im Hintergrund der hohe Diamond Head und zuletzt das glitzernde Meer. Wie kleine Stecknadelpunkte aussehend, stürzten sich bereits die Surfer in das warme Wasser und genossen den Morgen auf ihre ganz eigene Weise.  Der Strand von Waikiki lag direkt vor ihnen, zog sich durch ganz Honolulu und hieß schon zu so früher Stunde die Bewohner der Stadt willkommen.  Noch hatten sich die meisten Touristen in ihren Betten vergraben und so gehörte der Morgen den Bewohnern Honolulus. Alex drosselte die Geschwindigkeit, wurde langsamer und stoppte vor dem Royal Hawaiian, einem der edelsten Hotels der Insel! Der große rote Bau wirkte fast wie ein kleiner Palast! Die Palmen wanken ihnen geradezu zu. „Da wären wir …“, lächelte Alex. Holly schwang ein Bein von dem Motorrad und warf einen flüchtigen Blick in Richtung des Blaulichts, das sie am Rande wahrnahm. Sie erstarrte. Ein Streifenwagen des Honolulu Police Department und zwei eifrig diskutierende Männer, die mit den Polizisten scheinbar eine kleine Auseinandersetzung hatten. „Oh oh…“, nuschelte Holly leise. „Was meinst du mit Oh oh?“, fragte Alex, als just in dem Moment einer der hochgewachsenen Kerle Holly erblickte. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und die Zornesröte schoss ihm ins Gesicht. Vorbei war die traute Zweisamkeit, die friedliche Ruhe des Morgens! „Was ist los?“, fragte Alex irritiert, als der Mann auch schon auf sie zukam. „Wer ist das?“ Eine Frage, die überflüssig war. Er konnte sich denken, wer diese beiden Kerle waren!   „Mein Bodyguard…“, seufzte Holly leise auf und bestätigte Alex‘ Vermutung! „Oh…“ Alex sah fragend zu Holly und dann wieder zu dem Schrank von einem Mann, der auch keine Anstalten machte, mit seinem Zorn hinterm Berg zu halten! „Wo zum Henker warst du!!“, polterte der hochgewachsene, breitschultrige Mann auch schon los, als er bis auf wenige Schritte an sie heran gekommen war. „Deine Mutter ist krank vor Sorge.“ Holly nickte und drückte Alex den Helm gegen die Brust. Kein Abschiedskuss, kein Abschiedswort. Mit schuldbewusst gesenktem Haupt schlurfte Holly den Weg zum Hotel, vorbei an ihrem zornigen Bodyguard, zurück in ihr Gefängnis. Der Mann – dessen Gesicht ein wenig an eine Perserkatze erinnerte – sah mit Zornesfalte auf der Stirn zu Alex. Prüfend ließ er seinen Blick über den Schauspieler gleiten „Halten Sie sich fern von ihr.“, knurrte der Bodyguard. Alex hatte den Helm von seinem Kopf gezogen und blinzelte mehr als verwirrt. „Ich denke Holly ist alt genug um selbst zu entscheiden, wen sie in ihrer Nähe hat.“ Der Australier straffte seine Schulter und reckte sein Kinn ein bisschen nach vorne. Garantiert zeigte er keinen Anflug von Angst vor diesem Kerl! „Garantiert schafft sie das nicht.“, fuhr der Mann Alex schroff an. Der Bodyguard hob seine Oberlippe an, schüttelte seinen Kopf und drehte Alex den Rücken zu, um seinem Schützling zu folgen. Alex seufzte auf und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Das darf doch nicht wahr sein! Dabei hat der Tag so gut angefangen…“ In einem Moment hätte er noch vor Glück strahlen können und im nächsten legte sich die leise Verzweiflung über ihn. Er schüttelte seinen Kopf, zog den Helm über und fuhr lieber schnell weiter, denn mittlerweile hatten auch ein paar Paparazzi die Szene bemerkt. So war es Zeit nach Hause zurückzukehren, wobei ihm der eigenartige Abschied von Holly nicht aus dem Kopf ging und auch die leichte Sehnsucht nach der Sängerin blieb in seinem Herzen bestehen. Kapitel 14: IV. Episode: Hearts on fire (14) --------------------------------------------   Holly atmete tief durch und betrat ihr Hotelzimmer, dass ihr einmal mehr wie ein goldener Käfig vor kam. Die Tür zum Nebenraum öffnete sich und ihre Mutter kam trampelnd heraus! Wutschnaubend war eine Ohrfeige das Erste, das Holly von ihr fühlte, bevor die hysterische Frau sie an sich drückte, denn Bodyguard Nummer zwei betrat den Raum und beobachtete seinen Klienten genau. „Lass das.“, knurrte Holly und schob ihre Mutter von sich, rieb sich flüchtig über die pochende Wange. „Brandon, warten Sie vor der Tür, mein Lieber.“, lächelte Aubrey sanft. Eine Maske, die sie mittlerweile zur Perfektion geführt hat. Der Bodyguard nickte und schloss die Tür hinter sich. Aubrey wirbelte herum. „Du hast ja keine Ahnung in welcher Sorge ich war. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zu getan. Wo warst du???!“, schrie sie Holly zornig an. „Nicht hier.“ „Das ist mir durchaus klar! Was ist das!“ Sie fuchtelte mit ihrem Finger und deutete auf das kaputte Handy, das vor zwei Tagen Bekanntschaft mit der Badewanne gemacht hatte. „Mein Handy.“, stellte Holly knapp fest. „Es funktioniert nicht mehr und ich habe es in deiner Badewanne gefunden!“ „Ja! Das war Absicht. Ich bin 29 Jahre und dir garantiert keine Rechenschaft mehr schuldig!“, knurrte Holly und schritt erhobenen Hauptes an ihrer Mom vorbei. Aubrey folgte ihr ins Badezimmer. „Du bist mir sehr wohl Rechenschaft schuldig. Was wäre gewesen, wenn dich jemand entführt hätte! Du bist nicht irgendeine Frau, du bist eine Berühmtheit.“ Holly sah sich im Spiegel an. Ihre Wange leicht gerötet und unter ihren Augen lagen dicke Ringe. Ihr Mascara war verschmiert vom nächtlichen Bad und ihre Haare verzottelt. „Genau, dann hättest du keine Einnahmequelle mehr!!“, seufzte Holly auf und warf einen vielsagenden Blick hinüber zu ihrer Mutter! „Wie kannst du sowas sagen? Ich wollte immer nur dein Bestes!“, kreischte Aubrey wütend auf und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Wenn du mein Bestes willst, dann hättest du mich gefragt, ob es mir gut geht. Doch du hast mir Vorhaltungen gemacht, dass du in Sorge warst!“  „Holly, du weißt ganz genau, dass das nicht stimmt!“ „Dann sieh mich an, Mutter! Wie sehe ich in deinen Augen aus? So als ob mit mir alles in Ordnung ist?“, fuhr Holly ihre Mutter zornig an und tat einen Schritt auf sie zu. Aubrey musterte ihre Tochter flüchtig, doch sie blickte durch sie durch, wie schon so oft. „Dir fehlt es an nichts. Du hast ein wunderschönes Leben, beginne das langsam zu begreifen.“, schüttelte Aubrey ihren Kopf und wandte sich ab. „Dusch dich, du stinkst.“ Holly schloss ihre Augen und sparte sich einen Kommentar. Die Badezimmertür fiel ins Schloss und Aubrey begann wieder zu telefonieren. Holly blieb mit hängenden Schultern zurück, sah sich einmal im Spiegel an und atmete tief durch. „Ich stinke nicht … ich rieche nur nach einem Mann.“, murmelte Holly und vergrub ihr Gesicht leise schluchzend in den Händen. Eine so schwere Last lag auf ihren Schultern und drückte sie beinahe zu Boden.   Alex fuhr die Auffahrt seines Anwesens nach oben und mit einem Mal packte ihn das Déjà-vu… auch auf ihn warteten zwei Bodyguards und einer davon war Ryan, der alles andere als erfreut wirkte. Mit einem Seufzen näherte er sich Alex, nachdem dieser seine Maschine abgestellt hat. „Findest du das lustig? Die Nacht über zu verschwinden, nachdem du nur 24 Stunden zuvor eine offenkundige Drohung erhalten hast?“, fragte er nach und begutachtete ihn prüfend. „Alles okay?“ Alex lächelte matt. „Sorry. Ich habe nicht damit gerechnet die ganze Nacht weg zu bleiben und ja, es ist alles okay…“ „Wo warst du?“, wollte Ryan wissen und folgte ihm zum Hauseingang. „Bei meinem Leuchtturm.“ Ryan nickte. „Das nächste Mal eine kleine SMS bitte. John und dein kleiner Bruder hatten eine leichte Auseinandersetzung.“ Alex blieb mit fragendem Gesichtsausdruck stehen. Ryan hob seine Schultern. „Wir haben dich gesucht und John hat deinen Bruder nach deinem Aufenthaltsort gefragt.“ „Und?“ Ryan grinste. „Er ist nicht alleine in seinem Zimmer.“ „Oh… Fin wird das überleben.“, murmelte Alex und klopfte seinem Bodyguard auf die Schultern, war bereits im Begriff die Tür aufzuschließen, als er sich nochmal umdrehte. „Sag mal, kannst du eigentlich auch was über andere Berühmtheiten in Erfahrung bringen?“ Ein leichter Hauch von Irritation zeichnete sich auf dem Gesicht von Ryan ab. „Normalerweise nicht. Du bist mein Klient und Nachforschungen können schnell gefährlich werden. Warum fragst du?“ „Nun ja. Ich mach mir Sorgen um Holly Shepard…“ „Wer ist das...?“ „Mya. Eine Sängerin.“ „In wie fern Sorgen?“ „Weiß nicht…“, murmelte Alex und strich sich über den Nacken. „Sie scheint auf der Kippe zu stehen. Ich kann es nicht genau begründen, aber ich glaube nicht, dass sie noch viel im Leben hält.“ Ryan zog seine Augenbrauen zusammen, atmete tief durch und hob die Schultern. „Ich kann ja mal schauen ob ich irgendwas in Erfahrung bringe, aber versprich dir davon nicht zu viel. Schauspieler und Sänger sind meist gut geschützt vor irgendwelchen Nachforschungen.“ Alex nickte dankend und stieß seine Tür auf. „Alex?“ Der Australier drehte sich fragend um. „Keine Solo-Flüge in nächster Zeit. Wir wissen nicht, woher diese Drohung kam.“, bat Ryan ihn. „In Ordnung Solange u mir versprichst nicht jeden Schritt von mir zu überwachen.“ „Ich hatte nicht vor Händchen zu halten, wenn du auf die Toilette oder sonst wo hin gehst. Ich muss nur wissen, wo sich mein Klient gerade aufhält.“, erklärte Ryan. Ein kleines Lächeln huschte über Alex Lippen und nun betrat er endlich sein zu Hause, nichts ahnend, was genau ihn dort erwartete…     Ein Handtuch auf dem Kopf und mit einem bequemen Schlafanzug am Körper hockte sie in der kleinen Küche des Hotelzimmers und betrachtete ein Messer in ihren Händen. Immer wieder stach sie die Messerspitze in ihren Finger. Ein kleiner Bluttropfe nach dem anderen fiel auf den Boden und vermengte sich mit den Anderen, die ihren Weg dorthin gefunden hatten. Fasziniert beobachtete Holly die rote Flüssigkeit. „Holly?“ Die Hotelzimmertür wurde aufgerissen und mit einem Mal erschien der Kopf von Brandon in der Küche. „Was machst …“ Der Bodyguard zog die Augenbrauen zusammen und kam sofort auf sie zu, ergriff ein Küchenrollentuch und entriss ihr das Messer. „Deine Mutter und dein Agent wollen dich sehen.“, murmelte er und wischte das Blut vom Boden und tupfte den Finger der starren Frau ab. Sie guckte noch immer ins Leere. „Weshalb?“ „Weiß ich nicht. Wegen irgendeinem Zeitungsartikel und pikanten Fotos.“, zuckte er mit seinen Schultern und stupste ihr gegen die Nasenspitze. „Geht’s dir gut?“ Fürsorglich barg er ihre zarten Finger in seinen. „Weiß ich nicht.“ Brandon hob sie vom Küchentresen und stellte sie auf den Boden. „Dir würde etwas frische Luft gut tun. Draußen ist das schönste Wetter und die herrlichste Umgebung. Ein wenig Farbe in deinem Gesicht und vielleicht ein kleines Eis auf den Hüften…“, schlug er ihr vor. Holly lächelte bitter. „Ja, ich weiß. Aber ich werde dann sowieso nur wieder von meinen Fans belagert.“, wehrte sie sich gegen die Worte ihres Bodyguards, der zugleich einer der wenigen Menschen war, der sich um sie kümmerte. Allerdings hatte er es sich in den letzten 10 Jahren angewöhnt sie wie ein kleines Kind zu behandeln und nicht wie eine erwachsene Frau! „Es gibt auch Strandabschnitte, die nicht für die Allgemeinheit zugänglich sind. So oder so, könnte dir ein wenig Farbe und auch etwas Schlaf nicht schaden.“, meinte er und betrachtete die junge Frau kritisch. Holly hob ihre Schultern an und verschwand im Badezimmer, um sich wieder anzuziehen. Besorgt warf Brandon einen Blick auf das Tuch, das sich vor lauter Blut dunkelrot gefärbt hatte. Er tat die Situation mit einem Schulterzucken ab. So waren Stars nun mal. Immer etwas selbstzerstörerisch veranlagt.     Alex machte abrupt Halt und betrachtete den BH auf seinem Wohnzimmerboden. Mit einem kleinen Augenrollen schlenderte weiter, stieg über weitere Klamotten hinweg und hörte schließlich Geräusche. Die Tür zum Badezimmer öffnete sich und vor ihm stand eine zierliche Grace Park. Eingehüllt in ein Handtuch und mit sichtlich geröteten Wangen. Alex‘ Augenbraue wanderte merklich nach oben. „Guten Morgen“, grinste er ihr schelmisch entgegen. „Morgen…“, nuschelte Grace verlegen und wäre wohl just in diesem Moment lieber im Erdboden versunken, anstatt ihrem Kollegen gegenüber zu stehen. „Falls du deinen BH suchst, der liegt im Wohnzimmer.“, klärte er sie auf und guckte an ihr vorbei. Finley lehnte mit einem überaus breiten Grinsen am Waschbecken. Unschuldig hob er seine Schultern „Wo warst du?“, wollte er als Begrüßung wissen. „Ich habe auswärts genächtigt. Ich wollte euch zwei ja nicht stören.“, meinte Alex und sah wieder zu Grace. Sie kratzte verschüchtert mit dem Fuß über den Boden und schob sich an Alex vorbei. „Du lässt auch nichts anbrennen.“, murmelte Alex in die Richtung seines Bruders. Fin hob seine Schultern. „Du doch auch nicht…“ Ein kleines Augenrollen von Alex folgte. „Bist du fertig? Ich muss Duschen und in die Arbeit. Ich hab nicht so ein Lotterleben, wie du.“, verkündete er. Fin stieß sich vom Waschbecken ab und schlenderte an Alex vorbei. „Beeil dich, ich brauch nachher noch nee kalte Dusche.“, raunte Fin süffisant. Alex lachte auf und verschwand im Badezimmer. Alles war so typisch für seinen kleinen Bruder. Wenig später fuhr er gemeinsam mit Grace in die Arbeit. Noch immer war die Kleine hoch rot und vermied es in die Richtung von Alex zu gucken. Dieser war allerdings tief in seiner Gedankenwelt versunken.     Holly wurde in das Zimmer ihrer Mutter gebracht. Der Drachen wanderte im Kreis, schrie, polterte und wütete. „Was ist los?“, fragte Holly etwas verwirrt. Aubrey drehte sich zu ihr um. „Was los ist, willst DU wissen? Gerade DU!“, fuhr sie ihre Tochter voller Zorn und Wut an. Erschrocken zuckte die junge Sängerin zurück und tauschte einen irritierten Blick mit André – ihrem Agent, der genauso wütend aussah wie Aubrey. „Ähm … Mom, was ist …“, fragte Holly kleinlaut. Anstatt einer Antwort warf Aubrey ihrer Tochter eine Zeitung vor die Füße! Holly erstarrte. Hot, nasty Sex Singer/Songwriter Mya (Holly Shepard) and Hawaii Five-O Star Alex O’Loughlin 10 Seiten langes Fotospezial. Auf dem Deckblatt der Klatschzeitung prangte das Bild von einer fast nackten Holly, auf dem Schoss ihres Lovers. Beide küssten sich innig… Jegliche Farbe war aus Hollys Gesicht verschwunden und mit einem Mal verpuffte die schöne Erinnerung an die vergangene Nacht und macht einem drückenden, schnürenden Gefühl Platz.     „Wo warst du gestern noch?“, fragte Scott leise und lehnte sich zu Alex hinüber. Sowohl Cast, als auch Crew von Hawaii Five-O hockten in mehreren Reihen in einer Art Vorlesungssaal. Das Skript für die nächste Staffel wurde besprochen, welches auch in Alex‘ Händen lag. Er blätterte durch die Seiten, überflog die Szenen, die auf ihn alias Steve McGarrett warteten. „In meinem Leuchtturm.“, fiel die Antwort sehr knapp aus. „Und?“ „Und nichts. Du musst nicht alles wissen, mein Freund.“ „Also gibt es da was zu wissen?“, fragte Daniel leise. Der Asiate saß gleich neben Scott. „Er ist zumindest erst heute früh zurückgekommen“, warf Grace ein. Sogleich richtete sich die Aufmerksamkeit ihrer männlichen Schauspielerkollegen auf sie. „Und das weißt du, woher?“, wollte Scott wissen, konnte sich aber schon sehr genau denken, wo sich Grace in der Nacht herumgetrieben hatte und warum sie heute einen Rollkragenpullover trug! „Das ist doch jetzt gar nicht das Thema!“, beschwerte sie sich energisch und schüttelte dementsprechend entschieden ihren Kopf. Alex grinste breit und sah wieder auf sein Skript, ehe eine Stimme ihn aus seinem Tagtraum riss. Der Drehbuchautor stand vor ihm. „Du hast ein kleines wenn nicht sogar sehr gewaltiges Problem…“, murmelte er leise. „Was meinst du…?“, stieß Alex leise aus und warf einen kurzen Blick zu seinen Kollegen, die ebenso fragend zum Drehbuchautor blickten! Von seinem Vicodinrückfall konnte er nichts wissen! Niemand wusste davon und Alex selbst wollte noch nicht recht wahr haben, dass er abhängig von diesem Zeug war! Seufzend reichte der Autor ihm die Zeitung. „Ach du scheiße…“, stieß Scott aus und lehnte sich leicht zu ihnen hinüber. Daniel und Grace blickten einander entsetzt an und Alex… der war wie vom Donner gerührt! Alex klappte der Mund auf, jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht und in seinen Augen stand das blanke Entsetzen! Er hörte mit einem Mal sein Herz lauter schlagen. Ein dicker Kloss bildete sich in seiner Brust. Ungläubig starrte er auf die Überschrift und das pikante Foto von Holly und ihm… Kapitel 15: IV. Episode: Hearts on fire (15) -------------------------------------------- Bilder die der Fanwelt den Atem rauben! Management von Holly Shepard außer sich! Verlag droht Klage wegen Persönlichkeitsrechtsverletzung! Alex O’Loughlin verweigert weiter jegliches Kommentar. Fans auf der ganzen Welt enttäuscht von ihren Stars und Vorbildern. Mya verweigert Konzert… Pressesprecher von O’Loughlin droht mit Anzeige!   So und anders lauteten in den vergangenen Tagen zahlreiche Überschriften. Alles drehte sich nur noch um die pikanten Fotos von Alex O’Loughlin und Holly Shepard. Fernsehshows sprachen von nichts anderem und in so vielen Talkshows wurde das Thema behandelt. Holly und Alex waren in aller Munde. Viele schüttelten ihren Kopf um das ungezügelte Verhalten und der Verlag brüstete sich weiter mit diesen Schnappschüssen. Von solch einem Foto träumte ein jeder Paparazzo und ihm – George Hammilton – war es gelungen! Er hatte zwei Berühmtheiten beim Sex in der Öffentlichkeit fotografiert. Amerika war geschockt von den Fotos der Vorzeigesängerin Holly Shepard. So lange galt sie als Vorbild für Teenager. Sie hatte sich noch nie etwas zu Schulden kommen lassen. Keine Alkohol- oder Drogensucht. Jetzt war ihr Ruf in den Keller gesunken. Alex hatte es nicht so schlimm getroffen. Zumindest auf den ersten Blick. Hawaii Five-O war mit einem Mal in aller Munde. Der attraktive Schauspieler… so viele Klicks auf seine Fotos waren hinzugekommen. Unter den Frauen als überaus sexy geltend, war die Männerwelt beeindruckt. Wer träumte nicht davon einen Star wie Holly Shepard flach zu legen. Er galt als cooler Hengst. Ein Ruf auf den Alex zu gerne verzichtet hätte.   Holly war wie vom Erdboden verschluckt. Nicht mehr erreichbar für Alex. Er hatte sich in seinem Haus vergraben, verließ es nicht mehr. Versuchte mit all dem auf seine Art fertig zu werden. Verzweiflung hatte ihn befallen. An dem sonnigen Samstag klammerte er sich an seine Kaffeetasse und las in seinem Skript. Mit am Esstisch saßen Finley und Ryan. Fin ließ seinen Bruder nicht mehr aus den Augen, besorgt um sein Wohlergehen! Und Ryan. Bei ihm war es ähnlich! Nach dem Zeitungsartikel vor einer Woche hagelte es fast täglich E-Mails und Briefe – Drohungen. Von jenen Menschen die Holly Shepard vergötterten und ihn auf die Hassliste setzten. Alex seufzte auf und warf die Tageszeitung beiseite. „Schande für Sängerin Mya.“, stieß er aus und rieb sich über den Nacken. Selbst die Tageszeitung berichtete von Holly. Er schluckte schwer und fühlte sich so unglaublich schuldig. „Lass noch ein paar Wochen ins Land gehen. Sobald ein neuer Skandal von irgendeiner Berühmtheit erscheint gerät das auch in Vergessenheit. Bald ist Gras über die Sache gewachsen.“, murmelte Ryan und las weiter die E-Mails, die eigentlich an Alex adressiert waren. Der Bodyguard war damit beschäftigt Nachrichten zu sortieren. Manche waren weniger bedrohlich als andere. „Schön wenn es so leicht wäre. Ich wüsste nur gerne, wie es Holly geht. Von ihr sind seit Tagen keine neuen Bilder mehr aufgetaucht.“ „Man hat ja auch schon sehr viel von ihr gesehen.“, murmelte Finley und erntete einen zornigen Blick seines Bruders. „Sie wird es genauso halten wie du. Abwarten und Tee trinken. Das wird schon wieder.“ „Das glaubst du doch wohl selbst nicht!“ „Hast du die Bilder gesehen? Ich wurde beim Sex fotografiert und der Verlag hatte nichts Besseres zu tun als sie in aller Breite zu veröffentlichen und an die ganzen Tochterverlage auf der ganzen Welt zu verteilen. Hast du schon mal meinen Namen oder den von Holly gegoogelt. Weißt du was für Bilder aufleuchten! Hast du dir in Foren und auf Facebook oder Twitter angeschaut was über uns geschrieben wird? So schnell wird das nicht vergessen, Ryan. Aber am Schlimmsten ist der Umstand, dass nicht mal meine Familie in Australien davon verschont wird.“, stieß Alex aus und sprang auf. „Ach komm, Alex. Du bist kein Kind von Traurigkeit und nur weil sich manche an den Bildern aufgeilen wollen, brauchst du dich nicht reinzusteigern.“, seufzte Finley auf und schüttelte seinen Kopf. „Ich steigere mich nicht rein, Fin. Ich weiß nicht mal wie es ihr geht. Ich habe keine Chance mit Holly zu reden. Ich bin ja schon froh das Saxon das Ganze nicht so schwer nimmt.“ Alex rieb sich über den Bart und schüttelte seinen Kopf. Er starrte aus dem Fenster, beobachtete die kleinen Schäfchenwolken, die über den Himmel hinweg zogen und versuchte sich irgendwie auf andere Gedanken zu bringen. „Du solltest dir nicht so viele Gedanken machen.“, brummte Ryan. „Warum nicht…?“ „Weil du andere Probleme hast.“ Alex sah seinen Bodyguard fragend an. „Ich habe die IP-Adressen von manchen E-Mails kontrolliert: Sie stammen alle von derselben Adresse. „Und?“ „Wer auch immer der Übeltäter ist, wünscht dir den Tod.“ Langsam zogen sich die Augenbrauen von Alex zusammen. Er rieb sich über sein Herz und seufzte schwer auf. „Das darf doch nicht wahr sein.“, murmelte er, machte kehrt und lief fast schon aus dem Esszimmer. Finley sah ihm besorgt nach. „Was heißt das jetzt, Ryan?“ „Das wir diesen Kerl finden müssen, bevor er dicht genug an Alex ist, um abzudrücken.“ Der kleine Bruder des Schauspielers sah irritiert drein und erhob sich langsam. Seine Hände zitterten, als er den Tisch umkreiste und hinter Ryan stehen blieb. Auf einem Foto in der E-Mail stand eine verhüllte Gestalt mit erhobener Pistole und der Nachricht: ‚Du BiST ToD!‘ „Bitte sag mir, dass Alex nicht in Lebensgefahr ist…“, flüsterte Finley. „Würde ich gerne. Aber ich bin mir nicht sicher. Lass mich also meine Arbeit machen. Wir finden den Kerl schon…“, murmelte Ryan, klappte den Laptop zu und erhob sich. Finley ließ sich mit einem schweren Seufzen wieder auf den Stuhl sinken und nahm etwas von Ryan entgegen. „Was ist das?“, fragte er und betrachtete das kleine Kästchen. „Ein Notfallknopf. Wenn du ihn drückst sind sofort alle meine Leute hier her unterwegs, bzw. John bricht die Tür ein.“ Finley nickte dankbar. „Kannst du nicht versuchen an Holly ran zu kommen? Ich glaube Alex verzweifelt sonst.“ „Nein. Kann ich nicht. Ich habe es bereits versucht, aber sowohl ihr Management, als auch ihre Security blockt jeden Versuch ab. Es ist nicht mal bekannt, wo genau sie sich aufhält.“, erklärte Ryan. „Sie ist nicht mehr auf O’ahu?“ „Nein. So viel konnte ich in Erfahrung bringen. Schon am Tag der Veröffentlichung wurde Holly mit einem Privatjet ausgeflogen.“ „Kannst du nicht die Route nachverfolgen.“ „Leider nein. Sie ist ein Weltstar. Alex hat Glück nicht so berühmt zu sein… ansonsten hätte er nicht nur die Belagerung vor seinem Haus zu ertragen.“, meinte Ryan und atmete tief durch. Vor dem Gitter zu Alex Anwesen standen sie nämlich: Die Reporter und die Paparazzi, in der Hoffnung einen weiteren Schnappschuss oder ein Interview zu erzielen. Wie die Aasgeier kreisten sie förmlich um das Anwesen herum. „Kannst du nicht wenigstens diese Bagage verscheuchen?“ „Ich kann ja mal ein paar Schüsse in die Menge abgeben.“, versuchte sich Ryan an einem kleinen Scherz. Finley lächelte flüchtig und schüttelte seinen Kopf. „Pass auf Alex auf. Ich bin bald wieder zurück.“, sprach Ryan, klopfte dem jungen O’Lachlan auf die Schulter und verließ das Haus um sich erst mal in das Blitzlichtgewitter zu stürzen. „Kein Kommentar. Kein Kommentar. Kein Kommentar.“, war alles, was seine Lippen verließ. Finley blieb zurück. Leise räumte er die Küche auf und kümmerte sich ein bisschen um Dusty. Die Hündin litt genauso an der Situation. Seit Tagen schon war ihr Herrchen nicht mehr mit ihr Laufen. Sie war eingesperrt im Garten.   Alex schluckte die Tablette runter und trank etwas Wasser aus seinen Händen, die er immer wieder unter das fließende Wasser hielt. Seufzend schloss er seine Augen, atmete tief durch und klammerte sich an den Waschbeckenrand, wartete bis die erwünschte Wirkung einsetzte und sich der Schmerz in seinem Inneren auflöste. Müde ließ er sich auf den Badewannenrand sinken. Ein Mehrtagebart zierte sein Äußeres, ebenso tiefe Augenringe. Schlaf war ihm nicht mehr vergönnt, ebenso wenig wie Spaziergänge oder Surfen, am Strand liegen, Einkaufen, Feiern… arbeiten. Im Moment hielt es sein Pressesprecher für klüger, wenn er sich aus der Öffentlichkeit fern hielt, was nichts anderes bedeutete, als zu Hause zu sitzen und zu Verzweifeln. Die Einschaltquoten von Five-O waren zwar in die Höhe geschossen, sein Leben aber drohte mehr und mehr aus den Fugen zu geraten. Schwach hob er seine Hände und rieb seine Augen, als es an der Badezimmertür klopfte. „Alles okay, Brah?“, erklang die Stimme von Finley. Alex verbarg die Tablettendose in seiner Hosentasche und erhob sich. Wortlos schob er sich an Finley vorüber. „Du wirst irgendwann darüber reden müssen, Alex!“, rief Fin ihm nach. „Muss ich nicht und werde ich auch nicht. Es gibt nur einen einzigen Menschen mit dem ich reden muss… und das ist Holly…“ „Du kannst doch nichts dafür.“ Alex seufzte schwer auf und rieb sich das Gesicht, strich sich fahrig durch die Haare. „Die Zeitungen schreiben was anderes. Es klingt doch überall so, als wäre ich der tolle Hengst. Ich bin in aller Munde und in den letzten Tagen noch berühmter geworden. Und Holly. Sie wird von aller Welt kritisiert und in einem Fanblog sogar als Hure dargestellt.“ „Du sollst das Zeug doch nicht lesen, Alex.“, stöhnte Finley auf. „Es steht aber überall. Ich hatte Sex mit einer Frau. Etwas Persönlicheres gibt es nicht. Das ist so etwas Intimes und … Hammilton und der Verlag hat nichts Besseres zu tun als das zu veröffentlichen. Wie würdest du dich fühlen wenn jeder von deinem Sexleben reden würde. Weil jeder die Bilder gesehen hat. Ich war nie der mustergültige Schauspieler von nebenan. Holly war eine perfekte Sängerin mit makellosen Ruf und was ist jetzt? Ich bin der Held, sie die Hure.“, hob Alex seine Schultern und schlurfte weiter, zu müde noch seine Füße zu heben. „Alex, du vergisst einen entscheidenden Punkt.“, hielt Finley ihn zurück. Fragend sah Alex ihn an. „Es ist nicht deine Schuld. Du hast die Fotos nicht veröffentlicht oder dergleichen. Du hattest eine Nacht mit ihr. Eine intensive Nacht. Du kannst nichts für die verdrehte Realität von manchen Fans und den Reportern. Manche Menschen sehen einfach nicht, dass es nichts angeht, was Schauspieler, Sänger, Politiker und anderes tun. Weißt du, die Menschen wollen doch auch nicht wissen, mit dem der Bäcker schon mal im Bett gelegen hat, oder was der Hausarzt gerne zu Mittag isst. Es wird einfach vergessen, dass Berühmtheiten genauso Menschen sind, mit Bedürfnissen, Sehnsüchten, Vorlieben und Abneigungen. Du hast dein Privatleben und du hast ein Recht darauf in diesem Leben zu tun, was du möchtest, solange du keiner anderen Person Schaden zufügst. Es ist nicht deine Schuld, dass manche Menschen in ihrem kranken Wahn nichts anderes zu tun haben, als ihren Mitmenschen Schaden zuzufügen.“, sprach Finley. Alex schnalzte mit der Zunge und öffnete die Tür in sein Schlafzimmer. „Wie lange nimmst du schon wieder Vicodin?“ Irritiert sah Alex zu seinem kleinen Bruder. Entsetzt und fragend. „Glaub nicht, ich hätte es nicht gemerkt…“ Fin verschränkte seine Arme vor der Brust und sah ihm herausfordernd entgegen. „Finley.“ „Alex. Glaubst du das ist der richtige Weg? Du konsumierst ein Suchtmittel! Du warst erst in einer Klinik um davon los zu kommen.“ „Verdammt, Fin! Du weißt nicht wie es ist in meiner Haut zu stecken! Ist es denn wirklich so schlimm, dass ich wenigstens für ein paar Stunden die quälenden Schmerzen loswerden möchte??“, stieß Alex wütend aus und fuchtelte mit seinen Händen. „JA!“, schrie Finley ihn an. „SO geht das nicht, Alex! Du machst dich selbst kaputt und somit haben die Reporter gewonnen. So viele Stars sind bereits an dem Druck zerbrochen der auf ihren Schultern lastet und anstatt, dass du endlich anfängst dein Leben in den Griff zu bekommen, wie du es eigentlich nach deinem Klinik-Aufenthalt vorgehabt hast, stürzt durch dich in das nächste Loch! Wie schwer war es von Vicodin los zu kommen? Wie lange hast du gebraucht um wieder so hoch oben zu sein, dass du unbeschwert leben kannst und nicht wie ein Drogenjunkie an den nächsten Schuss denkst? Alter, glaub nicht, dass ich dabei zusehe, wie du dich kaputt machst!“ Alex verschränkte seine Arme abwehrend vor der Brust, spannte die Muskeln ein kleines bisschen an. „Ich bin ein erwachsener Mann.“ „Dann benimm dich so und hör endlich auf Tabletten zu nehmen. Wenn du wieder unbeschwert leben willst, dann verkriech dich nicht im Selbstmitleid sondern beginn darum zu kämpfen!“ Leicht schob Alex seine Unterlippe nach vorne und wich dem Blick seines kleinen Bruders aus. Nachdenklich wanderte sein Blick gen Fußboden. Fin streckte ihm die geöffnete Hand entgegen. „Gib sie mir!“, forderte er Alex auf. Ein paar Wolken zogen über den Himmel und schienen schon sehr bald Regen mit sich zu bringen.   Kapitel 16: IV. Episode: Hearts on fire (16) -------------------------------------------- Nur wenige wussten, wo sich Holly Shepard befand. Wo sie sich versteckte um von der Presse in Ruhe gelassen zu werden. Sie konnte überall auf der Welt sein, seit vor einer Woche der Privatjet gestartet war. Sie wurde in LA vermutet. Irgendwo in einem der Anwesen ihrer Eltern, die seit dem belagert wurden. Doch dort war sie nicht. Sie hatte Honolulu nicht verlassen, sondern war lediglich in eine Villa am Stadtrand gebracht worden. Dort musste sie warten und hoffen, dass bald nichts mehr in der Zeitung stand. Holly sank zu Boden, vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und heulte, wie so oft in den vergangenen Tagen. Seit das Leben über ihr zusammengebrochen war und der Boden unter ihren Füßen nicht mehr aufhörte zu wanken. Eine Gestalt ging vor ihr in die Hocke. „Kleine. Trink was.“, murmelte kein geringerer als ihr Bodyguard ruhig und reichte ihr eine Tasse Tee. Holly schüttelte abwehrend ihren Kopf und rappelte sich auf. „Du hast seit Tagen nichts gegessen und getrunken hast du auch viel zu wenig. Holly, wenn du so weiter machst, spielt bald dein Kreislauf bald nicht mehr mit.“, seufzte Brandon auf und erhob sich ebenfalls. „Und…?“, fragte sie leise, zuckte mit ihren Schultern und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Wie so oft zog sie sich in den leeren Raum zurück. Nur ein großer Flügel hatte dort seinen Platz gefunden. Seit Tagen schon genoss sie hier die Ruhe. Ein paar Gläser lagen herum und ebenso einige Kerzen. Mit dem Ärmel trocknete sie ihre Tränen und stellte eine Kerze auf dem Flügel ab, entzündete diese und ließ sich ein paar Momente von den Flammen anziehen. Orientierungslos wanderte sie durch den Raum, rieb sich über ihr Herz, strich sich durch die Haare und seufzte einmal tief auf, bevor sie sich an den Flügel fallen ließ. Etwas zitternd hob sie ihre Finger und begann eine leise Melodie zu spielen. Sarah McLachlans „Elsewhere“, dazu sang sie, versuchte sich den Schmerz von der Seele zu singen. Aber es funktionierte nicht. Viel zu tief saß die Demütigung, die Verletzung, weshalb sie wieder aufseufzte. Sie wurde Hure genannt. Bekam nicht nur von ihren gekränkten Fans Hasspost, sondern vor allem von Alex‘ Fans. ‚Wo Liebe (http://zitate.net/liebe.html) wächst, gedeiht Leben (http://zitate.net/leben.html) - wo Hass (http://zitate.net/hass.html) aufkommt droht Untergang (http://zitate.net/unterg%c3%a4nge.html) . -Mahatma Gandhi (http://zitate.net/mahatma%20gandhi.html) ‘ Schweigend saß sie vor dem Klavier und guckte in die Luft. Immer wieder tauchten die Bilder vor ihrem inneren Auge auf und beschwerten ihre Seele. Langsam erhob sie sich und suchte nach einer Flasche Wodka, die sie in einer Ecke versteckt hatte. Mitsamt ein paar Gläsern. Dort füllte sie die klare Flüssigkeit in das durchsichtige Behältnis und zog sich wieder ans Klavier zurück. Ihre Finger wanderten über die Klaviertasten. Melancholisch und dumpf erklangen die Töne und erfüllten den gesamten Raum. Das leise Grollen des Donners drang durch die geschlossenen Fenster herein und immer wieder zuckte ein Greller Blitz auf, erhellte das dunkle Zimmer, in dem die junge Sängerin saß. Erneut stoppte sie ihr Spiel, schnappte sich eine kleine, runde Tablette und spülte diese mit einem kräftigen Schluck Wodka hinab. Ihre Hände zitterten leicht und das Bild der Klaviertaste verschwamm vor ihren Augen und sie kniff einmal die Augen zu. Eine stumme Träne bahnte sich den Weg über ihre Wange und tropfte auf ihre Finger, die immer wieder über die Tasten glitten und die Melodie fortführten. Holly seufzte schwer auf. Herz und Leben voller Einsamkeit verschwand der Sinn der Existenz mehr und mehr. Selbst die Musik konnte ihr nicht mehr das geben, wonach sie sich vom Herzen sehnte. Nur Verzweiflung hatte sie ihr gebracht. Scham über die veröffentlichen Fotos, die so viel ihrer eigenen Selbst preisgaben.   Trauer über die Worte von Fans und Familie, die Betitelungen, den Hass. Finsternis in ihrem Herzen. Nichts anders schien noch zu existieren. Sich dessen mittlerweile bewusst ergriff sie erneut eine kleine Tablette, die sich über das Klavier verteilten und spülte sie hinab. Die Umgebung verschwamm vor ihren Augen und für einen Moment lauschte sie nur dem gleichbleibenden Regen, der gegen das Fenster prasselte.  Holly schüttelte ihren Kopf und nahm erneut eine der bitter schmeckenden Tabletten, spielte weiter Töne, die nicht mehr zusammen passten. Ihr Spiel stoppte und sie starrte auf ihre Finger, die vor ihren Augen verschwammen. Holly schüttelte ihren Kopf und hob langsam ihren Blick. Der sanfte Schein einer Kerze zauberte ein kleines Schattenspiel auf das dunkle Holz des Flügels. Holly führte das Glas zu ihren Lippen, trank einen Schluck und wog das schwere Glas mit Wodka. Langsam neigte sie das Glas beiseite. Immer schneller verteilte sich die klare Flüssigkeit zwischen den Klaviertasten, ran über sie hinweg. „Sinnlos…“, murmelte Holly leise und verpasste der Kerze einen kleinen Schubs. Das Wachs tropfte, als die Kerze fiel und auf den Tasten landete. Augenblicklich fing der Alkohol Feuer. Zügelnd und zischend verteilten sich die kleinen Flämmchen über die Tastatur. Wärme stieg auf, verteilte sich. Die Flammen schlugen um sich, doch Holly bewegte sich nicht. Sie starrte nur auf die Tasten, die in dem Feuer verschwanden, unfähig sich zu bewegen blieb sie sitzen. Die Wärme breitete sich in ihr aus und immer wieder verschwand die Welt vor ihren Augen. Langsam hob sie ihren Blick als ein leises Piepen ihre Aufmerksamkeit forderte. Der Rauchmelder an der Decke blinkte energisch und gab schrille Töne von sich. Holly blieb sitzen, fühlte die warmen Tränen die über ihre Wangen liefen und auf ihr Hemd tropften. Die Tür geschlossen ignorierte sie das Klopfen und das Rufen ihrer Mutter, lauschte nur den knisternden Tönen des Feuers und für einen winzig kleinen Moment sah sie wieder das Lagerfeuer, fühlte noch einmal die sanften Arme von Alex, die sie umfingen und hielten. Holly schüttelte ihren Kopf. „Ich bin alleine…“, flüsterte sie zu sich selbst, ehe ihr Körper einfach zur Seite wegkippte und vom Klavierhocker rutschte, der mit einem lauten Knall umfiel…     Immer lauter wurde das Poltern an der Tür, bis das Holz brach. Für einen Moment fühlte sich der Bodyguard unfähig sich zu bewegen, im nächsten war er bereits unterwegs zu Holly, dicht gefolgt von seinem Kollegen. „Ruf einen Krankenwagen!“, bellte Brandon in die Richtung von Aubrey. Grob zwang Brandon Holly sich zu erbrechen, hielt die zierliche Gestalt der jungen Frau fest, schüttelte sie, tätschelte ihre Wange und ging alles andere als zärtlich mit ihr um. Sein Kollege – der Mann mit dem Persakatzen-Gesicht – versprühte den weißen Schaum aus dem Feuerlöscher. Stock steif stand Aubrey im Türrahmen der vollkommen zersplitterten Tür und starrte hinüber zu Bodyguard und Sängerin. „Der Krankenwagen ist schon unterwegs.“, klärte Tim – Bodyguard No.2 – auf und starrte ebenfalls entsetzt zu den Beiden. „Und die Feuerwehr vermutlich auch.“ „Holly. Holly. Wach auf.“, brummte Brandon immer wieder, tätschelte ihre Wange und beobachtete ihre hin und her springenden Augen. Immer wieder driftete sie ab, viel in eine Traumwelt und wurde harsch von Brandon erneut geweckt. Nur schwerlich öffnete sie immer wieder ihre Augen. Der Tod hatte ihre Fänge nach ihr ausgestreckt. Sie schrie nach ihm. So laut. Sehnte sich nach der Erlösung, die er ihr bat. Es war Brandon der sie immer wieder zurückholte und keine Rücksicht auf ihr Leid nahm! „Kleines, komm bleib wach. Atmen und wach bleiben.“, sprach der Bodyguard und tätschelte ihr immer wieder die Wange. „… Ale…x….“, nuschelte sie leise und wieder schlossen sich ihre braunen Augen. Eine unglaubliche Kraft zerrte immer wieder an ihren Augenlidern und erneut war Holly gezwungen ihre Augen zu schließen. Sie fühlte kalte Hände, die sich um sie legten, eine Nadel, die in ihre Arme stach. Wieder öffneten sich ihre Augen. Ein paar Sanitäter hoben sie auf ein Brett, schnallten sie fest. Regen prasselte auf ihre Haut und sie starrte auf die Decke des Krankenwagens. Immer wieder tauchte das Gesicht eines Sanitäters auf…. Die Welt verschwamm, tauchte erst sehr viel später auf. Vermummte Ärzte. Unbekannte Gesichter. Irgendwann schlief sie einfach nur ein, schlief in einer dunklen Welt, ohne Träume, ohne Emotionen.   Es kommt eine Zeit, in der jedes Leben aus der Bahn gerät. Wer wirst du in diesen verzweifelten Momenten sein? Wirst du deine Verteidigung fallen lassen, und in der Einsamkeit jemand unerwarteten finden? Wirst du etwas erreichen? Wirst du angesichts deiner größten Ängste tapfer sein, und mit Vertrauen vorangehen? Oder wirst du der Dunkelheit deiner Seele unterliegen. Kapitel 17: V. Episode: Missing you (17) -----------------------------------------   Wir sind nicht klein, wenn Umstände uns zu schaffen machen, sondern nur wenn sie uns überwältigen.     Ryan betrat mit einer tiefen Sorgenfalte auf der Stirn das Haus von Alex, erstarrte augenblicklich. Er schnupperte und roch Rauch! „Was zum….!“ Er rannte los! Deutlich stieg ihm der Geruch von Rauch in die Nase!! In der Küche war nichts zu finden! Der Rauch kam von der Terrasse! Hastig stolperte der Bodyguard in den hinteren Garten und rannte beinahe Finley über den Haufen. „Was zum Teufel ist hier los!“, stieß er zornig aus und versuchte sich einen knappen Überblick über die Situation zu verschaffen! In der großen Feuerstelle im Garten – eigentlich ein Grill – loderte ein großes Lagerfeuer. Alex stand direkt davor. In seiner Hand ein Kanister Benzin und in der anderen einige Zeitungsartikel. Einer nach dem anderen landete in dem züngelnden Feuer. Finley beobachtete alles mit verschränkten Armen. „Das nennt sich loslassen. Er muss aufhören sich zu quälen“ „Und darum brennt er seinen halben Garten nieder??“, fragte Ryan entrüstet nach. „Nur Zeitungsartikel und andere Dinge, die seine Seele belasten.“ „Hältst du das in seinem Zustand für so eine gute Idee?“ „Ich bin doch hier um aufzupassen“, zuckte Finley mit seinen Schultern und beobachtete seinen Bruder. In seinen Ohren steckten Ohrstöpsel. Was er sich für Musik anhörte konnte sich Finley denken. So hatte der Schauspieler noch nicht die Anwesenheit seines Bodyguards bemerkt. „Wo ist John?“, fragte Ryan nach, denn von seinem Kollegen hatte vor der Haustür jegliche Spur gefehlt. „Einkaufen.“ „Er ist nicht hier um für euch einkaufen zu fahren.“, grummelte Ryan und schüttelte seinen Kopf. Erneut wanderten einige Zeitungsartikel in die Flammen und wurden sofort verschlungen! „Stimmt. Aber es bot sich gerade an und Alex kann nicht lange wie ein Vogel im goldenen Käfig hausen.“, erklärte Finley mit einem Schulterzucken und warf einen fragenden Seitenblick zu Ryan. „Was ist los?“ Ryan atmete tief durch und zog einen zusammengefalteten Zeitungsartikel aus seiner Hosentasche. „Holly hat vor zwei Tagen versucht sich das Leben zu nehmen und natürlich hat die Presse davon eher Wind bekommen als ich. Mich würde ja mal echt interessieren, wer ihr Informant ist.“, murmelte Ryan. Ihn fuchste das mittlerweile leicht Immer wusste die Presse eher Bescheid als er und seine Leute! Finley schnappte sich die Zeitung und überflog die Zeilen des kurzen Berichts.   „Honolulu. Holly Shepard, bekannt als Mya, kämpft um ihr Leben, oder hat sie bereits aufgegeben? Laut Bericht einer anonymen Quelle wurde die Sängerin am Morgen des vergangenen Samstags bewusstlos aufgefunden. Eine Medikamenten-Überdosis Medikamente wurde festgestellt. War es ein Unfall? Litt sie unter der Veröffentlichung pikanter Bilder? Oder wollte sie sich gar ihr Leben nehmen?“   Finley schwieg und warf einen kurzen Blick zu Alex, der noch immer wie gebannt in die Flammen starrte. „Sie ist noch in Honolulu?“ „Ja. Anscheinend waren alle Berichte über ihre Abreise gefälscht. Sie liegt auf der Intensivstation und wird von ihrer Security abgeschirmt.“, murmelte Ryan. „Wir müssen es Alex sagen…“, seufzte Finley auf und schüttelte einmal leicht seinen Kopf. „Ja. Irgendein Problem damit.“ Finley befeuchtete seine Lippen und ließ seinen Blick zu dem Bodyguard wandern. „Er ist rückfällig geworden.“ „Vicodin?“ „Ja.“ „Scheiße.“ „Er hat mir zwar seine Tabletten ausgehändigt und versucht clean zu bleiben, doch ich bin der Meinung, dass ihm ein weiterer Aufenthalt in der Entzugsklinik nicht schaden würde. Wenn er das mit Holly erfährt, dann … wird er sich selber wieder fertig machen. Ihn nimmt das alles schon so sehr mit und…“, brach Finley mit einem Mal ab. Alex stand vor dem Feuer und sah einfach nur hinein. Betrachtete die Rauchschwaden, die aufstiegen und versank in seiner Gedankenwelt. „Und…?“, hackte Ryan nach. „Ich weiß nicht. Ist schwer zu erklären, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Alex auf eine gewisse Weise mit Holly verbunden ist. Ich hab ihn selten so erlebt. Bisher hat er immer gut und schnell mit Frauen abgeschlossen, konzentrierte sich auf sein Leben, aber bei Holly ist das anders… ich denke, die Zwei sind irgendwie miteinander verbunden.“ Ryan sah ihn verständnislos an. Fin hob die Schultern und rieb sich das Gesicht, während sein Blick langsam gen Boden wanderte. „Das gibt es hin und wieder. Alex leidet und fühlt sich schuldig, dass Nachrichten und Bildmaterial über Holly verbreitet wurde und wird. Was meinst du, wie es ihm geht, wenn er erfährt das…“ „Er was erfährt?“, schnitt Alex ihm das Wort ab. Der Schauspieler tat einen Schritt auf Finley und Ryan zu. Die Ohrstöpsel baumelten achtlos an ihm herab und sein Blick huschte fragend umher. Fin atmete tief durch. „Musst du eigentlich immer in den unpassendsten Momenten lauschen? Das hat mich damals schon so gefuchst!“, knurrte Finley. „Fin, lenk nicht ab. Sag mir was los ist …“, sprach Alex betont deutlich und tat einen Blick auf Fin zurück. Wieder tauschten Fin und der Bodyguard einen kurzen Blick miteinander. „Hör zu, Alex… es gibt Neuigkeiten zu Holly…“ „Und?“ Seine Augen begannen förmlich zu leuchten und er sah hastig von einem zum anderen. Ryan ergriff das Wort. „Sie hat versucht sich das Leben zu nehmen.“ Für einen Moment starrte Alex ihn einfach nur an, bevor sich eine deutliche Zornesfalte auf sein Gesicht legte. Die Augenbrauen zogen sich zusammen und viele kleine Fältchen bildeten sich um die Augenpartie. Mit gekräuselten Lippen sah er noch immer zu Ryan. „Wo ist sie…?“, brachte er knurrend hervor. Seine Zähne fest aufeinandergepresst erklang ein leicht malmendes Geräusch. „Das ist doch unwichtig…“ „Ryan!“, fuhr Alex ihn zornig an. „Im Castle Medical Center.“, seufzte er auf. Alex setzte sich in Bewegung. „Du glaubst nicht allen Ernstes, dass du zu ihr gelassen wirst…“, rief Finley ihm nach, wurde aber nicht mehr gehört. „Ich kann sehr überzeugend sein…“ „Natürlich. Du stinkst nach Rauch, Benzin und Alkohol, bist gekleidet wie ein Obdachloser und meinst zu einem Weltstar gelassen zu werden.“, stichelte Finley, der seinem Bruder beharrlich folgte. Alex knirschte mit den Zähnen. Die Bewegung seines Kiefers war deutlich zu sehen, als er stehen blieb und sein Brüderchen sekundenlang anstarrte. „Geh wenigstens duschen, zieh dir was Anständiges an, trink einen Kaffee und putz Zähne. Dann begleite ich dich auch und vielleicht schaffen wir es, dass du zu Holly darfst.“, sprach der junge O’Lachlan überaus eindringlich. „Na gut…“, brummte Alex und lief die Stufen nach oben. Ryan – der ihnen gefolgt war – seufzte auf. „Hältst du das für so eine kluge Idee? Das Krankenhaus ist geradezu umstellt von Paparazzi und wenn Alex dort auftaucht haben sie neues Kanonenfutter. Das wird die Berichte in den Zeitungen noch mehr anheizen.“ Finley hob seine Schultern. „Was bleibt uns anderes übrig… entweder wir begleiten ihn, oder er steigt aus dem Badezimmerfenster um sich nachts heimlich zu ihr zu schleichen wie ein liebestoller Teenager. Ich habe lieber ein Auge auf ihn und kann nötigenfalls irgendwelche Pressetypen von ihm fern halten.“ Ryan nickte und zückte sein Telefon. „Ich organisier uns einen Wagen…“, murmelte der Bodyguard, noch immer wenig begeistert von der bevorstehenden Unternehmung.     Nur ein leichter Wind wehte an jenem friedlichen Sommertag auf der kleinen Insel Hawaii. Die sanfte Brise bewegte die Palmen und lockte tausende von Besuchern an den Strand von Waikiki. Es grenzte an ein Wunder dort noch ein paar freie Stücke zu finden. Surfer, Segler und andere Konsorten eroberten das Meer für sich. Von all dem bekam Holly Shepard nichts mit. Seit fast zwei Tagen befand sie sich im Privatteil des Krankenhauses, schwer bewacht von ihren Bodyguards und überwacht von den Ärzten. Sie wurde dazu genötigt zu Essen und zusätzlich bekam sie ständig irgendwelche Infusionen. Sie fühlte sich schlecht. Noch immer tat ihr alles weh und ihr Schmerz war geblieben. Brandon rettete das Leben seines Schützlings und das, wo sie sich nur nach Erlösung sehnte. Es war ein verzweifelter Ruf nach Hilfe, nach Sehnsucht, nach Ruhe, nach Frieden. Holly lag in dem Krankenhausbett und starrte an die kahle Wand. Sie fixierte den kleinen Fleck der sich dort gebildet hatte. Leise seufzte sie auf und kuschelte sich weiter in die dünne Decke, die ihren Körper verhüllte. Aschfahl war ihre Haut geworden und tiefe Ringe zeichneten sich unter ihren erschöpften Augen ab. Die Tür öffnete sich leise und sofort zog sie sich die Decke über den Kopf. Holly wollte niemanden sehen. „Hey, Kleine.“, lächelte Brandon und betrachtete die verhüllte Bettgestalt. „Geh weg…“, brummte sie leise. „Ich bin auch gleich wieder unterwegs. Ich hab dir nur was vorbei gebracht.“, meinte der Bodyguard und stellte den Fernseher ein. Ein leises Rascheln ließ Holly die Ohren spitzen. „Was?“ „Dazu musst du unter deiner Decke raus kommen.“ „Vergiss es.“, wehrte sie ihn ab. „Dann musst du dich überraschen lassen.“ Brandon legte eine DVD ein und angelte sich noch etwas aus der mitgebrachten Plastiktüte. Ein kleines, köstliches Stück Apfelkuchen. Diesen stellte er auf dem Nachttisch seines Schützlings ab. Besorgt betrachtete er sie ein paar Momente. „Wie fühlst du dich.“ „Schlecht.“ „Aber wenigstens fühlst du was.“, murmelte Brandon und klopfte ihr kurz auf die Schultern. „Ich komm später mit deiner Mutter wieder. Der Arzt will mit dir sprechen.“ Holly seufzte auf. „Ich will nicht mit ihm reden. Ich will mit keinem reden! Könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen! Brandon, ich will nicht mehr … warum musstest du mich retten.“ „Weil das Leben zu schön ist.“ „TZZ!“ Sie könnte im Moment in die Zudecke beißen! Brandon strich ihr über die verhüllten Schultern. Sie versteckte sich nur, damit sie nicht in seine besorgten Augen gucken musste. „Bis später, Kleine.“ Holly reagierte nicht. Hörte nur noch wie er mit der Fernsteuerung herum hantierte und wenig später aus dem Zimmer verschwand. Holly blieb unter der Zudecke, lauschte den Tönen des Fernsehapparats. Stimmengewirr. Schüsse. Auto Geräusche und dann … diese eine, ganz bestimmte Stimme! Holly blinzelte und zog langsam die Decke bis zu ihrer Nasenspitze. Sie lugte hervor und sah zum Bildschirm. „Alex…“, flüsterte sie leise und beobachtete Steve McGarrett in Aktion! Irgendwann schwang sie ihre dünnen Beine aus dem Bett. Das Krankenhauskleidchen flackerte und sie musste die Infusion mitnehmen, um die Fernsteuerung neben dem Fernseher zu erreichen. Holly stellte auf Standbild und betrachtete Alex. Mühsam und mit leicht zitternden Beinen streckte sie ihre Fingerspitzen aus und berührte das Bild des Fernsehers. Für einen kleinen Moment sah sie ihn wieder vor sich. Seine funkelnden, blauen Augen, sein nackter Körper, der im Mondschein glänzte und sein überaus schelmisches Grinsen. „… hoffentlich geht’s dir gut…“, murmelte sie und seufzte einmal schwer auf. Die Türklinke drückte sich nach unten und sofort huschte sie zurück in ihr Bett.     Kapitel 18: V. Episode: Missing you (18) ------------------------------------------ Noch immer tummelten sich die Paparazzi vor der Villa des Mr. O. Mittlerweile hatten sich seine Bodyguards daran gewöhnt, erfreut waren sie nicht John und Ryan trugen beide Sonnenbrillen und ihre Waffen jederzeit zum Zug bereit am Gürtel. Ein dritter Mitarbeiter der Security fuhr den dunklen Wagen vor, während Ryan und John dafür sorgten, dass die Einfahrt frei war. Fehlte nur noch Alex, der heute seit langem wieder einen kleinen Ausflug plante. Hoffentlich brachte er die gewünschte Besserung in seinem Verhalten. Finley wartete auf der Treppe sitzend und tippte ein paar SMS, schmunzelte dabei. Es war Grace die es mit ein paar erotischen und … oder witzigen Textnachrichten schaffte ihm wenigstens etwas Sorge zu nehmen. Die Schritte seines Bruders ließen ihn aufhorchen und das Handy verschwand wieder in der Hosentasche. „Besser so…“, brummte Alex und steckte sich noch einen Kaugummi in den Mond. Finley beäugte seinen Bruder kritisch. Rasiert hatte sich Alexander nicht, aber er trug wieder annehmbare Kleidung, mit der er vielleicht in das Krankenhaus gelassen wurde. Eine schwarze Jeans und ein dunkelblaues Hemd. Darüber eine graue Strickjacke. „Ja. Einigermaßen.“, murmelte Finley und betrachtete seinen großen Bruder. Abgespannt und müde wirkte sein Gesicht, erschöpft sein gesamter Körper. „Ryan wartet draußen auf uns. Du bist dir wirklich sicher, Alex?“, hielt Fin seinen großen Bruder noch einmal zurück. Fragend sah Alex ihn an, seufzte und legte eine Hand auf Finleys Schultern. „Ich muss wissen, wie es ihr geht, kleiner Bruder. Sie hat versucht sich umzubringen und ich bin sicher nicht ganz unschuldig, denn hätte ich sie nicht überredet, wäre sie niemals mit zum Leuchtturm gefahren. Ich muss ihr nur sagen, dass sie nicht aufgeben soll… sie darf ihr Leben nicht wegwerfen.“, erklärte Alex leise und strich sich über seinen Nacken, legte seine Stirn in Falten und atmete tief durch. „Ich sagte es dir bereits vor zwei Tagen Alex: Es ist nicht deine Schuld, sondern die von Hammilton und dem Schundblatt!“, meinte Finley energisch. Alex winkte ab und schritt auf die Tür zu. „Ich schwöre dir, wenn ich ihn in die Finger bekommen sollte, mach ich ihn um einen Kopf kürzer.“, knurrte Alex. Er konnte gar nicht beschreiben wie gigantisch der Hass auf diesen Kerl war, der das Glück von Holly und ihm ruinierte, noch bevor sie sich wirklich nahe kommen konnten! „Überlass das deinem Management. Er wurde zumindest schon mal angezeigt.“ „Das ändert nichts mehr an der Sache.“, murmelte Alex und verbarg seine blauen Augen hinter einer schwarzen Sonnenbrille. Ryan erschien und führte Alex zum Auto. Dabei hob er eine Art weiße Akte an, um das Gesicht des Schauspielers vor Fotografien zu beschützen. Erst als Alex im Wagen hockte und dieser die Straße entlang rollte, atmete er tief durch. Finley schielte zu ihm. „Wieso mietest du dir nicht mal ein Segelboot und fährst raus? Oder machst Urlaub. Wir waren doch mal irgendwo in Italien…“ Alex grinste doch tatsächlich etwas. „Ja. In der Toskana. Damals warst du noch ein kleiner Hosenscheißer.“ „Du auch, Bruderherz. Du warst immerhin erst 14 und hast dich sooo cool gefühlt.“ „Ja … der einzige Urlaub den nur wir Zwei mit Dad verbracht haben.“, nickte Alex schmunzelnd und hörte gar nicht mehr, was Finley noch sagte. Vielleicht hatte der Kleine ja recht und ihm würde ein kleiner Ausflug zu einer glücklichen Kindheitserinnerung gut tun. Doch zuerst wollte er mit Holly sprechen.   Diese bekam soeben Besuch von ihrem Arzt, ihrer nach wie vor sehr eingeschnappten Mom und dem besorgten Bodyguard. Aubrey war wie vom Donner gerührt, seit ihre Tochter tatsächlich versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Holly schlug eilig die Decke über ihre Beine und versuchte den Beutel mit der Infusion zu befestigen. Leider ohne Erfolg. Aubreys erster Blick galt dem Standbild … sie schnaubte. „Muss das sein? Hat dieser Kerl nicht schon genug angerichtet. Muss meine erwachsene Tochter ihn jetzt auch noch anschmachten?“, fragte sie wütend und schaltete den Fernseher ab. „Er hat das sicher nicht absichtlich gemacht…“, seufzte Holly und blieb im Schneidersitz auf dem Bett sitzen. Brandon verdrehte hinter Aubrey seine Augen, hob die Hand und tippte sich gegen die Stirn. Holly schmunzelte und sah zu dem Arzt, der ihr die Infusion abnahm und die Nadel aus ihrer Haut entfernte. „Wie fühlen wir uns heute, Miss Shepard?“ „Wir? Darauf kann ich nicht antworten, da ich nicht weiß wie sie sich fühlen.“, gab sie bissig zurück. Der freundliche Arzt – Lucas Hawkins – lächelte sie an. „Nun, dann verraten Sie mir doch, wie Sie sich fühlen und ich verrate Ihnen, wie es mir geht.“, zwinkerte er ihr zu. Aubrey schnaubte erneut und wedelte sich etwas Luft zu. „Gibt es hier keine Klimaanlage?“, beschwerte sie sich und erntete einen mahnenden Blick des Arztes. „Mir ginge es besser, wenn er nicht den Helden gespielt hätte.“, knurrte Holly und nickte in die Richtung von Brandon. „Das ist mein Job, Kleine.“, grinste er. „Das Leben hält sicher noch eine Menge für Sie bereit, Miss Shepard.“, sprach Hawkins. Holly seufzte auf und schüttelte ihren Kopf. „Lassen Sie mich doch einfach in Ruhe. Bitte. Ich weiß nicht, warum ich das immer und immer wieder erwähnen muss: Ich sehe einfach keinen Sinn im Leben!“, sprach Holly ganz direkt aus. Sie wollte nicht mehr. War zu müde noch weiter zu kämpfen! Ihre Mutter stieß einen entrüsteten laut aus und Brandon atmete einmal schwer durch. Der Arzt hob beschwichtigend seine Hände. „Miss Shepard, in ihrem Blut waren nicht nur die Überreste der Medikamente, sondern auch Humanes Chroiongonadotropin gefunden.“ Die junge Frau hob ihre Augenbrauen. „Was?“ Der Arzt atmete  durch und lächelte etwas. „Das ist ein Schwangerschaftshormon.“, klärte er sie auf. Langsam öffnete sich der Mund von Holly. Sie blinzelte. Schluckte. „…ich … ich bin schwanger…?“ „Ja. Noch in einem sehr frühen Stadium, es ist also noch sehr frisch.“, lächelte der Arzt und betrachtete die junge Frau, die gebannt ihre Hand auf ihrem Bauch platzierte. Auf einmal war er da. Der Sinn im Leben… Aubrey schnaubte. „Dann dürfte es kein Problem sein, den Embryo schnell zu entsorgen.“, zuckte sie mit den Schultern. Ein Kind passte eindeutig nicht in die momentane Situation, zumal offensichtlich war, wer das Kind gezeugt hatte…   Gefühlte dreißig Mal fuhr der Wagen mit den abgedunkelten Scheiben um das Krankenhaus herum. Die Security wollte ganz sicher gehen, dass ihnen niemand folgte. Die Morddrohung schwebte über ihnen wie ein dunkler Schatten. Alex ahnte nicht in welcher Gefahr er sich befand. Ryan war sich darüber sehr wohl im Klaren und mittlerweile dementsprechend besorgt. Tiefe Falten hatten sich auf seiner Stirn gebildet und sein Blick wanderte immer wieder aus dem Fenster, bevor er John zunickte. Der Wagen parkte und Ryan war der Erste, der Ausstieg und die Umgebung erneut überflog. „Das ist lächerlich.“, beschwerte sich Alex und seufzte einmal schwer auf. „Alles zu deinem Schutz, Bruderherz.“, klopfte Fin ihm auf die Schulter. Wieder verstrich eine kleine Ewigkeit bevor der Schauspieler das Auto verlassen konnte. Mit schnellen Schritten überquerten sie den Parkplatz in Richtung Krankenhaus. Ryan schnellte nach vorne, als er eine Kamera erspähte und einen hochgewachsenen und dicklichen Mann. „Keine Fotos.“, mahnte er den Paparazzo und hielt die Linse kurzerhand zu. „Ach kommen Sie schon. Ist ja nicht so, als habe ich nicht schon ein paar Fotos von ihm.“, lachte der Paparazzo auf. Alex starrte ihn an. „Hammilton…“, knurrte er. Seine Hände verkrampften sich zu Fäusten und schon setzte er sich in Bewegung. Finley packte ihn am Oberarm. „Alter! Lass das!“, murmelte Finley und sofort sprang John herbei um Finley zu unterstützen. „Sie kleines, erbärmliches Arschloch wagen sich allen Ernstes noch hier her!!“, schrie Alex los. In ihm explodierte die ganze angestaute Wut! Dieser Mann hatte sein Leben und das von Holly beinahe ruiniert, wenn nicht sogar vernichtet! „Unsere kleine Diva befindet sich nun mal hier und jetzt wird sie doch glatt von ihrem Lover besucht.“, lachte George auf und hob seine zweite Kamera, um ein Foto von Alex zu knipsen. Ryan riss ihm diese aus den Händen und warf sie weg. Die Digitalkamera zerschellte auf dem Boden. „Keine Fotos!“, knurrte Ryan. „Das ist Sachbeschädigung, ich werde Sie anzeigen.“ Grinste George siegessicher. Alex versuchte sich loszureißen! Sein Bruder mobilisierte alle Kräfte um ihn festzuhalten und auch der breitschultrige John konnte ihn kaum noch halten. „Und ich werde Sie anzeigen! Schämen Sie sich!“ „Für was? Es ist doch Ihre Schuld, dass sie die Kleine am Strand flach gelegt haben.“ Alex platzte förmlich der Kragen und er wollte nur eines: Seine Faust im Gesicht  von Hammilton vergraben! „Alex, lass Ihn reden, dass ist es doch nicht wert.“, versuchte Finley seinen Bruder zu beruhigen, flüsterte ihm energisch ins Ohr. Leider wurden seine Worte nicht gehört. „Eigentlich muss ich Ihnen ja danken…. Sie haben mich reich gemacht.“, grinste Hammilton selbstgefällig und hob dabei seine Schultern Alex knurrte auf, biss seine Zähne fest aufeinander und spannte seine Muskeln weiter an. Er setzte alles daran sich aus dem Klammergriff von Finley und John zu lösen. „Gewalt ist nicht die Lösung. Wenn du diesen Kerl jetzt schlägst, wird Saxon das morgen in der Früh lesen. Denk an deinen Sohn oder an deine Mom …“, sprach Finley leise seinem Bruder weiter ins Gewissen. Alex stutzte und nickte schließlich. „Das ist noch nicht vorbei, Hammilton. Wir sehen uns vor Gericht.“, sprach Alex und entspannte sich wieder. Ryan drückte gegen die Brust des Paparazzo und schob ihn beiseite. Alex setzte sich in Bewegung, wurde noch immer von John und Fin gehalten, denn die Zwei trauten der plötzlichen Ruhe nicht. George lachte kalt auf. „Wir werden uns sicher schon sehr viel früher sehen…“, drohte er hemmungslos. Alex knirschte erneut mit seinen Zähnen. Hammilton beobachtete Alex und stieß auf einmal ein lautes „Hey!“ aus! Ryan hatte ihm die Luxuskamera entwunden, öffnete das kleine Fach und zog den Kamerachip hervor. Ohne zu zögern landete die kleine Speicherkarte auf dem Boden und wurde von Ryans Fuß zerstört. „Vielleicht sehen wir uns auch sehr bald.“, wisperte Ryan dem Paparazzo zu und tätschelte ihm die Wange. Der ehemalige Soldat straffte seine Schultern und folgte den anderen Drei in Richtung Krankenhaus. Selbstgefällig grinsend sah George Hammilton ihnen nach und zog eine neue Speicherkarte aus seiner Hosentasche um die Rückenansicht von Holly Shepards Lover zu fotografieren…. Kapitel 19: V. Episode: Missing you (19) ------------------------------------------ Starr vor Entsetzen blickte Holly zu ihrer Mutter. Sie schluckte schwer und betrachtete das kühle, distanzierte Gesicht von Aubrey. Sie zog die Beine an, stellte sie vor sich auf, fast so, als wolle sie ihren Bauch schützen. Der Arzt räusperte sich, doch Holly kam ihm mit Sprechen zuvor. „Brandon. Wirf sie raus.“ „Ähm …“ Der Bodyguard zögerte kurz. „Wirf sie sofort raus, oder ich werde es tun!“, knurrte Holly. „Liebling, du weißt ich habe nur dein Bestes…“, lächelte Aubrey ihr kühles Lächeln. „BRANDON, WIRF SIE RAUS!“, schrie Holly auf. Der Bodyguard nickte und platzierte seine Hand auf der Schulter von Hollys Mutter. „Mrs Havering-Shepard. Sie haben gehört, was Miss Shepard verlangt. Bitte verlassen Sie sofort den Raum, oder ich werde Sie dazu zwingen müssen.“, sprach er trotz dessen sehr höflich und versuchte an den Verstand von Aubrey zu appellieren! „Holly, ich weiß, es ist momentan alles zu viel für dich, aber solch eine Kurzschlussreaktion bringt keinem etwas.“, sprach Aubrey betont. „Du hast mich mein Leben lang tyrannisiert und wenn du glaubst, dass ich dabei zusehe, wie du das Leben meines Babys zerstörst, so wie du es bei mir getan hast, hast du dich getäuscht! Verschwinde! DU BIST GEFEUERT!“, schrie Holly sie hysterisch an. Tränen schossen in ihre Augen und sie begann am ganzen Leib zu zitternd. Wütend ballten sich ihre Hände zu Fäusten, sodass die Knöchel weiß hervor traten. Der Arzt legte ihr besorgt die Hände auf die Schultern und zwang sie dazu im Bett zu bleiben. „Liebling! Das kannst du…“ Brandon packte Aubrey am Oberarm. „Miss Shepard hat Sie soeben des Zimmers verwiesen.“, meinte er ruhig und zog die Frau in Richtung Ausgang. „Holly! Holly, das kannst du nicht tun!“, schrie Aubrey energisch, vollbrachte es nicht, sich gegen den Bodyguard weiter zu wehren. Er zog sie nach draußen und stieß die Tür hinter sich ins Schloss. So war Holly alleine mit dem Arzt. „Beruhigen Sie sich, Miss Shepard. Tief durchatmen.“, sprach er und tätschelte ihr beruhigend die Hand, die Holly ihm sehr schnell wieder entzog. Fahrig wischte sie sich die Tränen von den Augen und atmete ein paar Mal tief durch. „Es… es geht dem Baby gut oder?“, fragte sie leise nach. „Sie sprechen auf Ihre Überdosis an?“ Holly nickte langsam. „Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Shepard. Wir werden in den nächsten Tagen immer wieder ein paar Untersuchungen vornehmen um auf Nummer sicher zu gehen. Doch da sie sehr viele Hormone im Blut hatten, ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Überdosis zu einem verfrühten Schwangerschaftsabbruch geführt hat. Dennoch … Sie sollten dringend regelmäßig Nahrung zu sich nehmen und auf sich selber achten.“, mahnte Hawkins ruhig und bestimmt. „Das ist nicht so leicht. Über mich wird so viel geschrieben.“, seufzte Holly auf und zog die Decke bis zu ihrem Kinn. „Nur aus Neid. Schenken Sie all dem keine Beachtung, sondern konzentrieren Sie sich auf ihre Genesung. Immerhin wollen Sie doch dieses Kind … nicht wahr?“ Holly sah auf und nickte. „Natürlich.“ „Dann wird auch alles gut.“, schmunzelte der Arzt und notierte ein paar Dinge auf ihrem Krankenblatt, dass er an ihrem Bett zurück ließ. Holly drehte der Tür den Rücken zu und kuschelte sich in die dünne Decke, guckte aus dem Fenster nach draußen und beobachtete die Sonne, die heute schien, die kleinen Wölkchen die über den Himmel hinweg zogen und vereinzelt einige Vögel. Ihre Hand ruhte nach wie vor auf ihrem Bauch. Ungläubig. Verwirrt… … …. Glücklich. Holly tastete nach der Fernbedingung und wieder flimmerte Steve McGarrett in Aktion über den Bildschirm. Ein kleines Lächeln ruhte auf ihren Lippen. „Sieh mal … das da… das ist dein Daddy…“, flüsterte Holly leise und lächelte. Hoffentlich konnte sie ihm das irgendwann sagen. Wer weiß, vielleicht führte das Schicksal sie doch wieder zusammen, denn die Sehnsucht nach ihm war so unglaublich groß! Immer wieder musste sie an Alex denken, konnte gar nichts dagegen tun, als ihn und die unbeschwerten Stunden mit diesem Mann zu vermissen. Holly konnte ja nicht ahnen, dass er ganz in der Nähe war. Immer noch die Zähne fest aufeinandergebissen und mit grimmigen Gesichtsausdruck stand er vor dem Tresen des Aufnahmebereichs und strafte die schüchterne Stationsschwester mit einem wütenden Blick. Sie versank beinahe im Erdboden. Nicht nur, dass sie Alex aus so zahlreichen Filmen kannte und bewunderte, nein, sie war einer jener Fans, die wütend und enttäuscht von seinen Sexfotografien war. Jetzt stand er vor ihr und anstatt ihm ins Gesicht zu schauen, versank sie beinahe im Erdboden und versuchte ihm begreiflich zu machen, dass sie ihm keine Auskunft über den Verbleib von Holly geben durfte! Finley seufzte auf und boxte seinen Bruder in die Seite. Dieser warf ihm einen mahnenden Blick zu. „Ich darf Ihnen wirklich nichts sagen…“, flüsterte Amber McCoy und begann nervös an ihrer Nagelhaut zu spielen. „Ich gehe hier nicht weg…“, meinte Alex und hob einmal seine Schultern an. Ryan und John seufzten auf. Ihr Schützling machte es ihnen nicht gerade einfach. Mit einem Mal war der Job um so vieles komplizierter. „Ich … ich darf nicht….“, biss sie sich auf die Unterlippe. Alex blieb weiterhin regungslos am Tresen stehen, spielte nur ein bisschen mit der Sonnenbrille, die vor ihm lag. Immer wieder schob er sie hin und her, starrte hinab zu der Krankenschwester, deren Gesichtsfarbe von Sekunde zu Sekunde roter wurde. „Wir sollten gehen, wir werden schon beobachtet.“, versuchte Fin an die Einsicht seines Bruders zu appellieren, biss allerdings auf Granit, denn Alex schob ihn einfach nur beiseite. „Ich will wissen wo sie ist. Jetzt!“, sprach er besonders betont. Ryan gab Finley einen kleinen Schubs und nickte in die Richtung einer kleinen Szene, die sich ihnen bot. Eine wutschnaubende Frau – Hollys Managerin – wurde von einem hochgewachsenen Mann vor die Tür begleitet. „Und?“, fragte Fin leise. „Hollys Managerin und ihr Bodyguard…“ Schon als die Worte Ryans Lippen verlassen hatten, rauschte Alex an ihm vorbei. „Dieser Mann hört auch wirklich das Gras wachsen!“, schnaubte Finley gereizt und lief seinem Bruder hinterher, ebenso die beiden Personenschützer. Ryan murmelte etwas von wegen Urlaub und John stöhnte einfach nur genervt auf. „Mrs. Havering-Shepard, die Anordnungen waren eindeutig.“, seufzte Brandon auf und zog die missmutige Frau mit sich. Sie vor die Tür zu setzen war nicht einfach, denn sie sträubte sich demonstrativ gegen die Behandlung! „Sie können sich auf Ihre Kündigung einstellen, Brandon. Im Moment habe ich das sagen.“ „Miss Shepard hat bereits Ihnen gegenüber die mündliche Kündigung ausgesprochen.“, zuckte Brandon mit seinen Schultern und ließ Aubrey vor der Tür los. „Sie kommen Holly nicht mehr zu nahe, ansonsten ziehe ich andere Seiten auf.“, drohte er ihr mit erhobenem Zeigefinger. Aubrey richtete ihr elegantes Kostüm und starrte den Bodyguard herausfordernd entgegen. „Ich glaube Sie vergessen, mit wem sie gerade sprechen, Brandon.“, knurrte sie ihn an. „Ich bin ihre Mutter.“ „Dann sollten Sie anfangen sich auch als eine solche zu benehmen.“, erwiderte er knapp und hob seine Schultern, verschränkte die Arme vor der gut gebauten Männerbrust und betrachtete Aubrey abwartend. Er rechnete fest damit, dass sie jeden Moment versuchte, wieder in das Krankenhaus zu gelangen. „Das darf nicht wahr sein.“, schnaubte Aubrey und verdrehte ihre Augen. „Was tun Sie denn hier?“ Brandon hob seine Augenbraue und sah über seine Schulter. Abschätzend glitt sein Blick über Mr. O’Loughlin, der soeben das Krankenhaus verlassen hatte und auf sie zu schritt. „Na was wohl? Ich möchte zu Holly.” “Garantiert nicht.”, schüttelte Brandon seinen Kopf. „Und wer will das verhindern?“ Brandon lupfte eine Augenbraue in die Höhe und drehte sich langsam zu Alex um. „Ich, wenn nötig. Ihr kommt niemand zu nahe. Nicht im Moment.“ Ryan, John und Finley im Rücken trat Alex einen Schritt auf Brandon zu. „Ich will nur wissen, wie es ihr geht.“ „Den Umständen …“ Brandon brach ab, als er das Aufblitzen einer Kamera bemerkte. „oh ich werde ihn erwürgen…“, nuschelte er leise und schon geriet George Hammilton in sein Blickfeld. Aubrey fuhr herum und schon ertönte das klatschende Geräusch einer Ohrfeige. George lachte auf. Alex ignorierte ihn und Aubrey, die ihrer Wut auf Hammilton freien Lauf ließ. Ryan und John sahen einander unschlüssig an. „Ich will zu ihr.“ Brandon schüttelte seinen Kopf und schielte hinüber zu Aubrey, die gerade Hammilton an die Gurgel sprang und ihn beinahe nieder würgte. Eigentlich eine sehr witzige Vorstellung, die sie ihnen da gerade bot. „Bitte….“, flehte Alex fast schon den hochgewachsenen Bodyguard an. „Nein.“, schüttelte er abermals seinen Kopf, verstummte im nächsten Moment allerdings. Nachdenklich zogen sich die Augenbrauen von Brandon zusammen, bevor er sich an Alex wandte. „Aber ich brauche einen Ort, wo ich sie für einige Tage unterbringen kann. Irgendwo, wo die Presse sie am wenigsten vermutet…“, sprach Brandon leise. Zwar stand „Amor“ nicht in der Jobbeschreibung, aber er wollte nur das Beste für Holly. Im Moment schien das der Schauspieler zu sein. Vor allem in Anbetracht der Schwangerschaft und so schmiedete er einen kleinen Plan. Etwas blitzte in Alex Augen auf und sofort nickte er „Ich habe ein hervorragendes Gästezimmer.“, sagte Alex hastig und wieder stieg in ihm die unendliche Sehnsucht nach Holly auf. Er vermisste sie. So unglaublich! Brandon zögerte kurz und nickte dann. Finley legte eine Hand auf den Unterarm von Alex und zog ihn leicht zurück. „Ich bring sie vorbei, sobald sie entlassen wird….“ „Wann wird das sein?“ „Weiß ich noch nicht.“ Mittlerweile waren mehrere Paparazzi auf die unglaubliche Szene aufmerksam geworden und auch zwei Sicherheitsbeamte des Krankenhauses näherten sich der kleinen Gruppe. George war dabei zu schreiben, drohte mit Anzeigen und anderen Dingen, was Aubreys Wut keinesfalls schmälerte. Brandon verdrehte seine Augen und klopfte Alex kurz auf die Schulter um sich anschließend Aubrey zu angeln und in Richtung Auto zu bugsieren. Dabei war ihm das Blitzlichtgewitter reichlich egal! „Aber … ich weiß gar nicht, wie es Holly geht.“, murmelte Alex. „Ist doch jetzt vollkommen egal. Kopf runter, wir müssen gehen!“, fuhr Ryan ihn an. Jetzt, da sie zum Objekt der allgemeinen Aufmerksamkeit geworden waren, musste Alex schleunigst von hier weg gebracht werden! Schon hagelte es ein Blitzlichtgewitter und die Reporter riefen ihm dutzende Fragen zu. Irritiert blinzelte in die Kamera und schüttelte seinen Kopf. „… kein Kommentar.“, seufzte er und ließ sich von Finley wegzerren. Einen hämischen Blick in Richtung Hammilton konnte er sich nicht verkneifen. Wenigstens dafür war der Drache gut gewesen! Blieb nur zu hoffen, dass Brandon seine Worte wahr werden ließ und Alex Holly schon sehr bald wieder in die Arme schließen konnte. Im Moment hatte Brandon anderes zu tun. Er musste den Drachen zurück in seine Höhle bringen …. Kapitel 20: V. Episode: Missing you (20) ------------------------------------------ Alex rauschte aus dem Auto, ins Haus und verschwand in seinem Arbeitszimmer. Finley sah ihm einfach nur schweigend hinterher. „Was hat er denn jetzt für Probleme…“, fragte Ryan nach. Er ahnte nichts von dem kleinen Deal zwischen Alex und Brandon. Wüsste er davon, hätte er seinen Protest laut gemacht! Ein Schützling im Haus reichte ihm, da brauchte er nicht noch den Megastar schlechthin. Ryan steckte sich eine Zigarette an, zog an dem Glimmstängel und atmete erleichtert durch. Finley versenkte seine Hände in den Hosentaschen. „Ich schau nach ihm…“, murmelte er leise und schlenderte die Stufen des geräumigen Hauses nach oben, klopfte mit dem Knöchel gegen das glatt geschliffene Holz der Tür und sah abwartend zu Alex. „Hältst du das für so eine gute Idee, Brah?“ „Was meinst du?“ „Holly hier aufzunehmen.“ Alex warf ihm einen fragenden Blick über die Schulter hinweg zu und zuckte mit diesen. „Was soll daran falsch sein. Irgendwer muss ja für sie da sein…“, murmelte Alex. „Nur um das alles ganz genau auf den Punkt zu bringen. Du – als Medikamentenabhängiger – willst jemanden bei dir aufnehmen, der beinahe an einer Überdosis gestorben wäre …“, brachte Finley seine Sorge ohne große Umschweife auf den Punkt. Emsig durchwühlte Alex einen Karton mit diversen Akten und stoppte abrupt. „Ich bin nicht süchtig.“ „Was dann?“ „Ich nehme nichts mehr.“ „Alex.“, rollte Fin mit den Augen, verpasste der Tür einen kleinen Schubs, sodass sie mit einem leisen Knall ins Schloss fiel. „Finley, ich habe dir doch gerade gesagt, dass ich nichts nehme.“ „Und du hast auch nirgendwo Reserven versteckt, auf die du im Notfall zurück greifen kannst.“, meinte Finley mit einem kleinen Nicken. Er studierte nicht umsonst Psychologie. Er kannte sich mit dem typischen Suchtverhalten aus und sein Bruder war definitiv ein Abhängiger! Alex knirschte mit seinen Zähnen „Ich leg sie eben in den Tresor.“ Fin schnaubte. „Du benimmst dich wie ein kleines Kind!“, fuhr er seinen Bruder zornig an und ballte seine Hände zu Fäusten. Fest gruben sich die Fingernägel in seine Haut. „Mache ich überhaupt nicht.“, brummte Alex und blätterte weiter durch ein paar Akten. „Was ist, wenn sie hier an deinen Notvorrat kommt. Glaubst du, dass du dir das irgendwann verzeihen könntest?“, fuhr Finley fort und lehnte sich an den Schreibtisch um Alex etwas zu beobachteten. „Finley, sie wird bei ihrer Mutter zu Grunde gehe und ich habe meinen Schmerzmittelkonsum unter Kontrolle.“ „… sagt der Junkie…“ Alex zog die Augenbrauen zusammen und betrachtete seinen kleinen Bruder herausfordernd, hob seine Hand mahnend an. „Ich werde nichts tun, was sie in Gefahr bringt. Ich habe fast alle meine Tabletten verbrannt und runtergespült. Ich habe einen Notvorrat und den braue ich auch, wenn die Schmerzen schlimmer werden.“ „Welche Schmerzen? Du bist seit Monaten gesund!“, schlug ich Finley gegen die Stirn. Weshalb musste sein Bruder nur mit so einem gigantischen Dickkopf gesegnet sein? Das machte ihn wahnsinnig! „Wäre ein erneuter Entzug nicht klüger? Du warst damals zu kurz in der Entzugsklinik….“ „War ich überhaupt nicht! Es war eine schlimme Zeit für mich und ich bin heil froh nicht mehr dort zu sein. Ich bin darüber hinweg. Sieh die Tabletten einfach nur als Sicherheit. Ich brauche das.“ „Was du brauchst ist professionelle Hilfe und keine selbstmordgefährdete Sängerin!“ Alex drehte sich zu Finley um und platzierte seine Hände auf dessen Schultern. „Ist es so unrealistisch, für dich so unvorstellbar, dass ich Holly brauche, damit endlich die Wunden in meinem Leben heilen? Ich kann dir nicht erklären, was diese Frau in mir auslöst, doch es sind Gefühle, die ich so noch nie vorher gefühlt habe. Sie ist etwas ganz besonderes und so lange ich weiß, dass sie leidet, regiert nur Schmerz in meinem Herzen. Vielleicht brauche ich keine Therapie und keine belehrenden Worte, um wieder gesund zu werden und meine Tablettensucht hinter mir zu lassen, sondern nur Holly. Ich vermisse sie. So unglaublich, dass ich ständig nur an sie denke und mich nur dann beruhige, wenn ich entweder eine Tablette nehme, oder ihrer Stimme lausche. Sie ist mein Heilmittel und vielleicht, Finley, ist es möglich, dass wir gegenseitig unsere Wunden heilen. Ich glaube, dass der Glaube daran, dass wir überleben können, das ist was uns überleben lässt… ich glaube, dass Holly und ich das zusammen schaffen können. Solange ich nicht weiß, wie es ihr geht, wird es meiner Seele auch nicht wieder gut gehen.“, sprach Alex mit deutlichem Nachdruck. Finley hob eine Augenbraue und schürzte seine Lippen. „Dem hast selbst du nichts entgegen zu setzen, du kleiner Zweifler. Und jetzt lass mich arbeiten, ich muss was vorbereiten.“ Fin seufzte. Leider hatte sein Bruder Recht. Er konnte auf diese Worte nichts antworten, denn sie klangen so unwahrscheinlich wahr. „Was bereitest du vor…“ „Wirst du irgendwann sehen.“ „Ach komm. Jetzt lass die Geheimniskrämerei.“, seufzte Finley. Alex schüttelte seinen Kopf. „Wolltest du nicht mal wieder Grace besuchen.“ Finley hob seine Augenbrauen. „Du musst nicht ständig auf mich aufpassen. Ich hab jetzt was zu tun…“ „Du weißt noch nicht mal, wann der Bodyguard Holly vorbei bringt.“ „Und gerade deshalb muss ich vorbereitet sein.“, erklärte Alex mit einem kleinen Schmunzeln und zupfte einige Prospekte aus einem Ordner. Finley schnalzte mit der Zunge. „Jetzt geh schon. Ein wenig Sex könnte dir mal wieder gut tun.“, grinste Alex breiter. „Dir auch.“, murmelte Finley und schritt in Richtung Tür, ohne noch weitere Wiederworte anzubringen. Schien sowieso sinnlos zu sein! Alex blieb alleine zurück, stürzte sich in eine Aufgabe, die seine ganze Aufmerksamkeit forderte und ihn alles andere vergessen ließ.     Holly lag versunken in ihrem Kissen auf dem unbequemen Krankenhausbett und verfolgte gespannt eine Verfolgungsjagd von Steve McGarrett und Daniel Williams. Fehlten nur noch ein paar Chips oder ein bisschen Popcorn, um das Kinogefühl hervorzurufen. Wenig später beobachtete sie mit halb offenem Mund, Steve, der aus dem Meer empor stieg, wie eine kleine Traumgestalt. Fasziniert betrachtete Holly sein Muskelspiel und versank mehr und mehr in ihrer kleinen Traumwelt, dachte an Alex, an das ungeborene Kind, schob die dunklen Wolken einfach beiseite. Nach einer weiteren Folge erlosch das Bild und sie legte die Steuerung beiseite, lauschte der Stille und schloss ihre Augen. „Es ist vorbei … so vorbei.“, flüsterte sie zu sich selbst und strich sich über den dünnen Bauch. Es war schon fast so, als könne sie das kleine Leben in sich heranwachsen fühlen. Es war da. Das wusste Holly. Und seit sie es wusste, war kein Platz mehr für trübe Gedanken. Ein kleines Klopfen ließ sie aufhorchen. Brandon streckte seinen Kopf zur Tür herein und sah sich kurz um. „Alles in Ordnung, Kleine?“ Holly schürzte ihre Lippen. „Ist sie weg… wirklich weg??“, fragte sie leise nach. „Ich habe sie direkt zum Hotel zurück gefahren und ihr untersagt, sich dir vorerst zu nähern.“ „Sie ist also wirklich … wirklich absolut weg…?“, flüsterte Holly nochmal. „Ja. Sie ist weg.“ Zittrig strich sich Holly durch ihre Haare, sie biss sich auf die Unterlippe und ließ ihren Blick schweifen. „Sie ist wirklich weg… ich … ich bin frei….“ Die Tränen schossen ihr in die Augen und mit einem Mal durchflutete sie die unglaubliche Entlastung. Die Fesseln gelöst fielen die Ketten mitsamt der schweren Last von ihren Schultern. „… Kleine…“ Brandon huschte heran und ließ sich neben ihr auf das Bett fallen. Sanft zog er sie in seine Arme und hielt die aufgelöste Sängerin fest. Sie krallte sich in sein Oberteil und ließ den Tränen der Erleichterung freien Lauf. Sie drückte ihn von sich, legte die Hände auf ihr Gesicht und weinte leise. „Sie war nie gut für dich…“ „Sie ist meine Mom….“, stieß Holly mit belegter Stimme aus. „Alle Liebe der Menschen muss erworben, erobert und verdient, über Hindernisse hinweg erhalten werden. Die Mutterliebe allein hat man unerworben und unverdient.“, raunte Brandon und streichelte liebevoll über ihren dunklen Haarschopf. „Deine Mom hat immer nur gefordert und nie gegeben. Es wird Zeit, dass du das Nest verlässt und zu fliegen beginnst. Nur dann kannst du erfahren ob du fallen oder fliegen wirst…“ Brandon umfasste ihre Handgelenke und zog diese von ihrem Gesicht. Sie schniefte auf. Er tippte mit dem Zeigefinger gegen ihre Nasenspitze. „Ich weiß nicht, was ich jetzt ohne sie machen soll…“, gestand sie ihm leise. „Ganz einfach. Du wirst selber eine Mutter und du wirst auf dein Herz hören um irgendwann jemanden zu sagen: Du hast mein Leben verändert. Ich will nie wieder ohne dich leben. Wir machen oft Pläne in unserem Leben und das alles geht immer wieder aufs Neue nach hinten los. Wir können nicht bestimmen, wohin uns das Schicksal führen wird, Holly. Dir wurde jetzt eine neue Aufgabe geschenkt und dieser musst du mit all deiner Liebe gegenübertreten und ich weiß, dass du das kannst. Auch ohne deine Mutter. Sie hat zwar viel für dich getan. Aber glücklich werden kannst du nur auf deine eigene Weise.“, lächelte er ihr zur. „Du hättest Poet oder so was werden sollen.“, schniefte Holly und boxte ihm in die Seite. Brandon lachte auf und drückte ihr einen Kuss auf den Haarschopf. „Ich habe übrigens einen neuen Aufenthaltsort für dich ausfindig gemacht.“, verkündete der Bodyguard. Er streckte sich ausgiebig und erhob sich von dem Bett. „Der da wäre…“ „Dort, wo dich keine Presse vermuten wird.“, grinste er mit einer geheimnisvollen Miene, zwinkerte ihr doch glatt einmal zu. „Wo…?“, wollte Holly neugierig wissen. Brandon nickte auf den Nachttisch, auf dem noch immer der unberührte Kuchen wartete. „Iss den Kuchen und ich gebe dir einen Tipp.“ „Das ist Erpressung!“, maulte Holly sofort. „Mir egal.“ Der Bodyguard schlenderte zum Fenster und ließ sich dort auf den Sims fallen. Mit einem schweren Seufzen nahm sich Holly den Pappteller. „Hast du es schon einmal gesagt?“ „Was?“ Aufmerksam sah er wieder zu ihr. „Du hast mein Leben verändert Ich will nie wieder ohne dich sein…“ Brandon schüttelte seinen Kopf. „Auch nicht Savana?“ „Nein.“ „Warum?“ „Weil dafür erst noch die Zeit kommen muss.“, zwinkerte er ihr zu und dachte ein wenig verträumt an seine Lebensgefährtin, die gerade irgendwo auf der Welt unterwegs war und Werbung für irgendwelche kleinen Kostüme machte. Seine Schönheit – wie er sie immer betitelte – war eine Modedesignerin. Ohne Holly wäre er diesem Stern wohl nie begegnet. Allerdings lebten sie zum Teil weit voneinander getrennt, hatten kaum noch gemeinsame Zeit im Jahr… „Solltest du aber.“, mampfte Holly. Brandon hob seine Schultern. „Wirst du es ihm sagen?“ „Wem?“ „Alex…“ Holly wackelte mit ihrer Nasenspitze und legte ihren Kopf auf die Seite. „Möglich.“, lächelte sie leicht.     Wir kommen allein auf die Welt, wir leben allein, wir sterben allein. Nur Liebe und Freundschaft können uns für einen Augenblick die Illusion verschaffen, nicht allein zu sein. (Orson Welles) Kapitel 21: VI. Episode: Awake my soul (21) ------------------------------------------- Ein sanftes Grollen glitt durch die Luft, als der Himmel seine Schleusen öffnete und abertausende kleine Wassertropfen ihren Weg zur Erde suchten. Sie glitzerten in der Sonne wie kleine Diamanten. Nur teilweise überzog der dunkle Wolkenschleier die Stadt, wodurch sich trotz des Regens eine unglaubliche Wärme breit machte. Es war ein mystisches Bild, das sich den Betrachtern bot. Helles Licht flutete durch die Straßen, den Strand und die riesigen Parkanlagen von Honolulu und doch prasselte der Regen zur Erde, wodurch sich der Dampf vom Boden abhob und in die Höhe stieg. Einige Kinder tanzten lachend durch den warmen Regen, andere begaben sich auf die Suche nach einem sagenumwobenen Regenbogen. Mit einem Topf voll Gold. Der Stoff, aus dem Legen gemacht waren. Holly saß am Fenster des Krankenhauszimmers und sah nach unten. Beobachtete bunte Regenschirme, die durch den Park wanderten und die Kinder, deren Freude noch rein und unabhängig von Besitz war. Immer wieder glitt ihre Hand durch ihre Haare, sie spielte mit den Locken, die sich um ihre Finger kringelten. Der Besuch einer Friseuse hatte die dunkle Haarpracht der Musikerin verändert. Sie zählte zu jenen Menschen, die gerne etwas Neues ausprobierten. Immer passend zu einem neuen Lebensabschnitt. So zierte ihr Haupt eine etwas kürzere, blonde Lockenpracht. Sie atmete tief durch und schnupperte die wohl riechende Regenluft. Es klopfte an ihrer Tür und nur ein paar Momente später erschien das Gesicht von Brandon im Türrahmen. „Na, Kleine. Bereit das Krankenhaus zu verlassen?“, fragte er sie zwinkernd. Mittlerweile war es zwei Wochen her, seit sie mit einer Überdosis eingeliefert wurde. Drei Wochen war sie nun schwanger. Ein kleines Geheimnis unter ihrem Herzen, von dem nur ihre Mutter und ihr Bodyguard wussten. „Weiß ich nicht. Du hast mir ja noch immer nicht verraten, wohin du mich bringst, obwohl du es mir schon so oft versprochen hast!“, streckte sie ihm ihre Zunge entgegen. Er lachte auf. „Jetzt hab dich nicht so. Ich wollte es dir bisher einfach nicht sagen. Ich war mir nicht sicher, ob auch alles so funktioniert wie geplant. Ich weiß, dass ist nicht so einfach für dich, aber du wirst mir in diesem Punkt ganz einfach vertrauen müssen. Außerdem ist jetzt alles für deine Abreise vorbereitet.“ „Bei dem Wetter…“, seufzte Holly. „Ich schwöre dir, dass deine neue Friseur keinen Regentropfen abbekommen wird.“, zwinkerte Brandon seinem Schützling zu. Holly verzog erneut ihr Gesicht. „Ein Hinweis. Bitte. Ich will nur wissen, wo sich mein neues Gefängnis befinden wird.“ Brandon lachte. „Diesmal wird es kein Gefängnis, das verspreche ich dir.“, nickte er und schnappte sich die Reisetasche, in der sich Hollys wichtigste Habseligkeiten befanden und schulterte zudem ihre Gitarre, die seit Jahren ihr ständiger Begleiter war. Liebevoll getauft auf den Namen Birdy-Bob – benannt nach ihrem einzigen Haustier dem Papagei Bob, der kurz nach ihrem zehnten Geburtstag verstorben und durch die Gitarre ersetzt worden war – war die Gitarre bereits sehr heruntergekommen und doch für Holly von unermesslichem Wert. „Das kannst du mir nicht versprechen. Sicher hat meine Mutter wieder ihre Finger im Spiel.“, beklagte sich Holly mit einer kleinen Schnute. „Auch das kann ich verneinen. Du hast doch die Kündigungspapiere unterschrieben.“ Er schritt auf sie zu. „Ja und was hab ich davon? Sie hat mich verklagt. MICH! Ihre Tochter! Und beruft sich auf ihren unkündbaren Vertrag.“, verdrehte Holly ihre Augen. „Dafür findet sich eine Lösung und jetzt hör endlich auf dir ständig über alles Gedanken zu machen. Du machst dir nämlich eindeutig zu viele Gedanken, außer um dich. Jetzt komm schon, auf dich wartet ein ganz toller Ort und den willst du doch auch pünktlich erreichen.“, raunte Brandon und streckte ihr seine freie Hand entgegen. Mit einem kleinen Seufzen ergriff Holly seine Finger und ließ sich vom Fenstersims ziehen. „Die Paparazzi warten doch nur darauf, dass ich endlich das Krankenhaus verlasse. Sie werden sowieso am Kofferraum kleben, also bringt kein Versteck der Welt etwas.“ „Das lass mal meine Sorge sein.“, nickte Brandon und führte sie nach draußen. Sie nahmen den Aufzug in die Tiefgaragen und steuerten auf den großen, schwarzen BMW zu. Verdunkelte Scheiben und ‚böse‘ Augen, denn die Scheinwerfer guckten ihr wütend entgegen. Allerdings zog Brandon sie an diesem Wagen vorbei. „Brandon … du weißt schon, dass wir gerade an unserem Auto vorbei gegangen sind.“ „Falsch. Ich bin an meinem Auto vorbei gegangen, Kleine. Du fährst mit einem anderen Wagen.“ „Wie jetzt?“ Irritiert sah sie ihn an. „Tarnung, Kleine. Wir werden uns für eine Weile nicht sehen.“, erklärte er ihr. Holly sah enttäuscht zu ihm nach oben. „Weshalb?“ „Tarnung.“, wiederholte er ruhig. Er deutete zurück zum anderen Wagen. Eine junge Frau hob ihre Hand, winkte Holly zu. Sie trug ein edles Kopftuch um ihre Haare geschlungen und auf der Nase eine Sonnenbrille, wies verblüffende Ähnlichkeit mit Holly auf. „Wer ist das?“ „Dein Double. Mittlerweile weiß die halbe Welt, dass ich dein Personenschützer bin und aus dem Grund werde ich Elenore begleiten und die Paparazzi auf eine andere Fährte führen.“, erklärte er ihr und brachte Holly zu einem einfachen Suzuki. Ein marineblaues Auto. Die Lichter angestellt wartete es nur auf sie. Holly sah wieder zu Brandon. „Aber was mach ich ohne dich?“ „Gesund und glücklich werden, Kleine.“ Er hob seinen Zeigefinger und stupste ihr gegen die Nase. „Ganz gleich, wo du auch bist, ich werde immer auf dich aufpassen und wir werden uns irgendwann wieder über den Weg laufen.“ Er beugte sich leicht zu ihr und schloss seine Arme um Holly. Wie so oft kuschelte sie sich an ihren Bodyguard und schniefte leise auf. „Du wirst mir fehlen.“, flüsterte sie mit zitternder Unterlippe. „Du mir auch, Kleine.“ Er hauchte einen Kuss auf ihren Haarschopf und löste sich von seinem Schützling. Er verstaute die Tasche und die Gitarre im Kofferraum des Wagens und öffnete die Beifahrertür. „Wir sehen uns wieder.“, versicherte er ihr nochmal. „Versprich es.“ „Ich verspreche es dir. Und solange ich nicht da bin, wird Julian auf dich aufpassen.“, zwinkerte er ihr zu. „Und jetzt, mach endlich, dass du weg kommst. Deine Zukunft wartet auf dich.“ Ein paar Sekunden guckte Holly in die schokobraunen Augen ihres Bodyguards. Er war so viele Jahre für sie da, war zu ihrem großen Bruder geworden, zu ihrem Vertrauten und jetzt trennten sich tatsächlich ihre Wege. Sie schluckte einmal schwer. „Sei vorsichtig, Brandon. Du weißt, dass er dort draußen irgendwo ist.“ Brandon nickte. „Bald nicht mehr, Kleine. Ich werde deinen Stalker finden.“ „Tu das nicht…“, flüsterte Holly. „Das lass meine Sorge sein und jetzt sag endlich leb wohl.“ Holly schüttelte ihren Kopf. „Bis bald…“, raunte sie ihm zu. Brandon zwinkerte. „Lebwohl, Kleine.“ Er schwang sich auf den Beifahrersitz des großen BMW. Laut startete der Motor und schon brauste der Wagen an ihr vorbei. Holly verweilte in der offenen Tür des Suzuki und sah den Rücklichtern nach. „Und? Steigst du jetzt ein…“, drang eine unbekannte, männliche Stimme an ihre Ohren. Ihr neuer Bodyguard – eine Neuer, na da konnte noch lustig werden Außerwählt von Brandon, der einen Stück ihres Herzens mit sich nahm. Jener Teil, in dem die Freundschaft lebte. Holly atmete tief durch und ließ sich in den Suzuki sinken. Ihr Blick huschte zu dem jungen Mann. Hochgewachsen und sicher auch dementsprechend athletisch. Etwas dunklere Haut, aber stechend grüne Augen. Der Halbafrikaner schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln. „Hey… ich bin Julian Jemadari, aber alle nennen mich J.J.“, stellte er sich flüchtig vor und reichte ihr seine Hand. Skeptisch ergriff Holly diese. „Brandon schickt dich“ „Er war mein Ausbilder.“, zwinkerte der junge Mann und startete den Motor. Ein Funkruf drang zu ihm durch, was so viel bedeutete, wie ‚jetzt aber los!‘ „Und du bist mein neuer Bodyguard.“ „Vorerst. Solange Brandon den Lockvogel für die Paparazzi spielt, sorge ich dafür, dass dir keiner zu Nahe kommt.“, erklärte der junge Mann. Holly seufzte. „Er stürzt sich also in eine neue Gefahr und lässt mich bei einem Fremden alleine … na prima.“, seufzte sie auf und schüttelte kurz ihren Kopf. Die blonden Locken hüpften dabei hin und her. Der Suzuki brauste aus der Tiefgarage. Von den Paparazzi fehlte jede Spur. Mit ein wenig Glück schien der Trick Brandons funktioniert zu haben. Holly verkrampfte sich trotzdem und fühlte, wie die Angst ihr Herz schneller schlagen ließ. „Wird schon. Ich bin ja nicht hier, damit wir uns kennen lernen, sondern um auf dich aufzupassen.“, sprach J.J. mit einem kleinen Schmunzeln. Holly atmete erneut einmal tief durch und starrte aus dem Fenster. „Und wohin fahren wir?“, wollte sie sofort wissen. „Das soll ich dir nicht verraten.“ Holly zog einen Flunsch. „Brandon ist nicht hier um es zu verbieten.“ Bedauerlicherweise war er das nicht. Schon jetzt fehlte ihr der heroische Bodyguard. „Dennoch ist es klüger, sich nicht gegen die Anordnung von Brandon zu stellen.“, meinte Julian und warf immer wieder einen Blick in den Rückspiegel oder die Seitenspiegel. Der blaue Suzuki bahnte sich seinen Weg durch die verregneten Straßen Honolulus. Holly war ins Schweigen verfallen und starrte lediglich aus dem Fenster. Die Fahrt ins Ungewisse gestaltete  sich langweiliger, als angenommen. Sie wusste nicht, was sie mit dem fremden Bodyguard großartig reden sollte. Im Moment geriet ihr ganzes Lebens ins Wanken und ein wenig Angst machte ihr das auch. Sie zupfte an ihrem Bordeauxroten Rock und richtete ihr schwarzes Top. Immer wieder schlüpften ihre Füße aus den unbequemen High Heels. Julian warf ihr immer wieder einen kleinen Blick zu, beobachtete fragend dieses nervöse Verhalten.  „Alles okay?“, fragte er schließlich nach und bog um eine erneute Kurve. „Mir wäre wohler zu wissen, wohin ich muss.“, seufzte sie leise. „Wir sind gleich da und laut Brandon wird es dir dort sicher gefallen.“, sprach Julian beruhigend. Unruhig rutschte Holly hin und her, zupfte immer wieder an ihrem Rock herum. Der Bodyguard schmunzelte und konzentrierte sich lieber weiter auf die Straße. Mehr und mehr lichtete sich der Verkehr, vor allem seit sie das Villenviertel von Honolulu erreicht hatten und auf ein ganz bestimmtes Haus zusteuerten… Holly blinzelte. Natürlich erkannte Holly das Haus. Ihr blieb der Mund halb offen stehen, als sich das große Tor öffnete und der blaue Suzuki die Einfahrt hinauf fuhr. Keine Menschenseele bemerkte die Ankunft der Sängerin, außer eine Person. Jemand, der schon ganz ungeduldig auf sie wartete. Alex! Schon als er das Auto die Einfahrt nach oben fahren sah, löste er sich vom Fenster, rannte zur Tür und hinaus in den Platzregen! Es war ihm egal, dass binnen wenige Sekunden das blaue Hemd und die schwarze Hose an ihm klebte! Holly sah zu Julian. „Brandon wollte, dass du mich zu Alex bringst…“, flüsterte sie leise. „Ja.“, nickte Julian in Richtung Hauseingang. Holly erblickte Alex, fühlte ihr Herz sofort ein paar Takte schneller schlagen. „Alex.“, hauchte sie zitternd und öffnete hastig die Tür des Autos. Ihre High Heels blieben zurück! Es war egal, dass sie über das nasse Gras lief, viel zu glücklich war sie, endlich Alex wieder zu sehen. Holly sprang ihm förmlich in die Arme und nur zu gerne fing Alex sie mit einem Lachen auf, drückte sie an sich. Endlich. Nach so vielen Tagen hatte er sie wieder. Der Regen prasselte auf ihre Köpfe und durchnässte ihre Kleidung, als sie einander fest hielten und sich endlich in dieser Welt wieder hatten. „Hey…“, flüsterte Alex und vergrub eine Hand in ihrer Lockenpracht. Alex drückte sie so fest an sich, dass er gar nicht darüber nachdachte, ihr vielleicht sogar weh zu tun. Holly antwortete ihm gar nicht, sondern kuschelte sich glücklich an ihn, ließ sich von seinen starken Armen halten, glücklich! Freudig wirbelte Alex sie einmal durch die Luft, bevor er sie einfach nur noch an sich gedrückt festhielt Kapitel 22: VI. Episode: Awake my soul (22) ------------------------------------------- Holly stieg der unverkennbare Duft von Alex in die Nase. „Hey… wohow. Nicht weinen.“, flüsterte Alex und tätschelte ihr den Hinterkopf. Ihr Gesicht an seiner Halsbeuge vergrabend brauchte Holly einmal mehr ihre Gefühle nicht verbergen. In seinen Armen konnte sie frei und ungezwungen sein, weshalb die Tränen ihre Augen verließen. Die kleinen salzigen Perlen rannen über ihre Wangen, als Alex sich leicht löste und sie wieder auf den Boden stellte. „Ist doch gut. Ist doch alles gut.“, murmelte er und küsste die Tränen von ihren Wangen, bevor seine Hände durch ihre patschnassen Haare wanderten. Die Frisur war eindeutig neu. Wilder. Frecher. Er mochte sie jetzt schon! „Komm schon, wir sollten aus dem Regen raus, unsere Bodyguard sitzen schon auf heißen Kohlen.“, schenkte Alex ihr sein strahlendes Lächeln und ergriff ihre Hand. Holly nickte leicht, klammerte sich an ihm fest und ließ sich zum Haus ziehen, wo Ryan bereits wartete. Er seufzte auf. „So romantisch.“, murmelte er. Vielleicht ein bisschen bissig, weshalb er einen mahnenden Blick von seinem Arbeitgeber erntete. Ansonsten war da Haus leer. Nur Dusty sprang schwanzwedelnd heran und beschnüffelte Holly interessiert. Die junge Frau ging ein paar Momente in die Hocke und tätschelte den Hund, lächelte dabei. Ryan verzog sich in ein Gästezimmer – derzeit wohnte er bei Alex und Julian fuhr wieder. Jederzeit abrufbereit. Allerdings hatte sich Ryan dazu bereit erklärt auf Holly zu achten, während sie sich auf dem Grundstück von Mr. O’Loughlin befand. Alex wickelte Holly in ein großes Strandtuch und rubbelte sich selbst die Haare trocken, bevor er ihre Gitarre und ihre Tasche schnappte. „Komm mit, ich zeig dir wo du schläfst.“, lächelte er sie an. „Ich bleibe also wirklich hier?“, fragte sie durchaus ein kleines bisschen fassungslos. „Vorerst. So fern du natürlich willst, ansonsten kann sich Ryan auch nach einem anderen Ort für dich umschauen.“ Sofort schüttelte Holly ihren Kopf. „Ich glaube hier ist es ganz gut…“, lächelte sie ihn an. Alex stutzte. „War das ein Lächeln?“, fragte er nach, schloss ein Auge und neigte seinen Kopf beiseite. „Möglich.“, murmelte Holly und wandte schüchtern ihren Kopf ab. Holly biss sich auf die Unterlippe. „Alex, ich muss dir etwas sagen.“, begann sie sehr leise, doch schon legte sich sein Finger auf ihre Lippen. „Später. Alles hat gerade Zeit, jetzt will ich dir erst dein Zimmer zeigen.“, flüsterte er ihr zu und hauchte ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. Seine Lippen kribbelten und ebenso hinterließ das Gefühl seiner Lippen auf ihrer Haut ein angenehmes Gefühl. Holly atmete tief durch und kuschelte sich in das Strandtuch. „Aber …“, beschwerte sie sich. Sofort brachte Alex sie mit einem erneuten Kuss zum Schweigen. Sie atmete tief durch und nickte. „Na dann, zeig mir mal dein Gästezimmer.“ Er hob seine Augenbrauen. „Wer spricht denn von einem Gästezimmer. Ich habe was Besseres für dich.“, verkündete er und führte sie die Treppen nach oben zum Dachboden. „Ich darf in deinem Speicher schlafen?“, fragte sie ein bisschen ungläubig. „Nein. Im Gästezimmer hat sich nur schon mein Bruder einquartiert, allerdings habe ich mir vor Jahren mal einen Rückzugsraum eingerichtet und dieser wartet jetzt nur auf dich.“, erklärte Alex und öffnete die Tür zum obersten Zimmer der Villa. Zuerst sah Holly gar nichts! Nur das helle Licht, dass herein fiel und durch die kleinen Regentropfen an der Fensterscheibe geradezu funkelten. Viele kleine Schatten zeichneten sich auf dem hellen Parkettboden des Zimmers ab. Langsam wanderte Hollys Augenbraue nach oben. Die Fenster gekippt wehte ein angenehmes Lüftchen durch den Raum. Die langen, weißen Vorhänge am Fenster wippten sanft hin und her. Ein kleines Klangspiel baumelte am Fenster und erfüllte den Raum mit einer zarten Melodie. Am Ende des Klangspiels hing ein kleiner Kristall, in dem sich das Licht brach. Dutzende kleine Regenbögen tanzten durch das Zimmer. Holly hob eine Augenbraue und lächelte ein bisschen. „Das ist doch nicht ernsthaft dein Hobbyraum.“ „Nicht mehr. Im Moment ist es dein Rückzugsraum.“ „Das muss doch unglaublich viel Geld gekostet haben.“, stellte Holly blinzelnd fest. „Geld spielt keine Rolle.“ Tat es wirklich nicht. Denn wenn es etwas gab, woran es ihm nicht mangelte, dann war es Geld! „Und jetzt geh schon rein.“, fügte er noch hinzu und verpasste ihr einen kleinen Schubs. Mit einem Mal stand Holly in einem einfach unglaublichen Zimmer. Helle Möbel, ein großes Bett mit Prinzessinnenhimmel – darüber musste sie ganz besonders grinsen – Eine kleine Sofaecke mit einem Fernseher, dazu hübsche Palmen, die im Raum verteilt waren und ein langes Bücherregal,  in dem sich nicht nur Bücher, sondern allerhand Muscheln tummelten. An einer Wand waren mehrere Surfbretter verteilt und auf einer anderen hingen ein paar Fotos. Nichts davon zog Hollys Aufmerksamkeit so sehr an, wie der Flügel, der einen Teil des Raumes für sich einnahm. „Du bist verrückt, weißt du das?“, murmelte Holly und schüttelte verblüfft ihren Kopf. „Du hast das wirklich für mich gemacht.“ Alex atmete tief durch und strich ihr eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Sanft berührte er ihre Wange und hob eine Schulter an. „Ja. Ich habe das für dich gemacht.“ „Wieso?“, fragte sie nach und durchquerte den Raum, um andächtig über den schwarzen Flügel zu streichen. „Wegen den Fotos…“, nuschelte Alex. „Die du nicht gemacht hast.“ Holly drehte sich zu ihm um. „Ich habe dir nie die Schuld dafür gegeben. Es gibt sicher nichts, was du wieder gut machen musst.“ Alex schüttelte seinen Kopf und befeuchtete seine Lippen. „Ich weiß, dass ich die Fotos nicht gemacht habe. Doch ich war es, der dich mit zum Leuchtturm genommen habe und anstatt dich in sicheren vier Wänden zu lieben, hatten wir Sex am Strand.“ „Ja. Und? Es war doch toll.“ Alex blinzelte verwirrt. „Du hast …“ Er brach ab und senkte schuldbewusst sein Haupt. „… mich garantiert nicht versucht aufgrund dessen umzubringen.“ Sofort hob sich wieder sein Blick. „Holly.“ „Alex. Ich bin ein kaputter Mensch und ich bin gerade erst dabei die Scherben meines Lebens aufzusammeln und vielleicht irgendwie zusammenzusetzen. Es gibt nichts, was du dir vorwerfen musst. Ich war bereits an diesem Punkt, bevor du mir begegnet bist.“, seufzte sie auf und schenkte ihm ein kleines, schüchternes und doch ehrliches Lächeln. Alex biss sich auf die Unterlippe und hob seine Schultern. „Aber Holly…“ „Nein. Es gibt da kein Aber. Du kennst mich nicht so gut, um das beurteilen zu könne. Ich… ich bin in eine Situation geraten, die ich nicht verstehe und in der ich mich nicht mehr auskenne. Ich bin überfordert, alleine und gefangen. Ich habe einfach den Sinn im Leben verloren.“ Sie lächelte und lehnte sich etwas gegen das Klavier. „Du klingst so, als ob sich daran etwas geändert hat.“, stellte er mit hochgezogener Augenbraue fest. Holly atmete tief durch und legte ihren Kopf auf die Seite. „Ich habe meine Mutter gefeuert.“, lächelte sie hastig. Die Worte über ihre Schwangerschaft waren doch nicht so leicht auszusprechen, wie anfänglich gedacht. Alex nickte langsam. „Darf ich sagen, dass es gut ist, dass du den Drachen los bist…“, murmelte er mit hochgezogenen Augenbrauen. „Den Drachen? Du hast sie als Drachen betitelt…?“, fragte Holly im ersten Moment etwas verdattert nach. „Na ja. Das war der Eindruck, den sie auf mich hinterlassen hat.“, gestand Alex ein wenig kleinlaut. Holly seufzte und zog ihre Augenbrauen leicht zusammen. „Ja… vermutlich hast du Recht… aber… das ist es eigentlich gar nicht, was sich verändert hat. Sicher, es ist eine sehr einschneidende Veränderung für mich, aber … hör zu…“ Sie seufzte und biss sich auf die Unterlippe. Ihr Blick wanderte durch das kleine Zimmer – ihr Zimmer, denn egal, was Alex ihr sagte, er hatte es für sie gemacht. Er tat einen Schritt auf die zierliche Sängerin zu und legte seine Hand unter ihr Kinn. Vorsichtig hob er dieses an, zwang sie so ihm direkt in die Augen zu schauen. In seine unglaublich magischen Augen, die ab und an grün und im nächsten Moment wieder tief blau wie der Ozean wirkte. Immer wieder aufs Neue war Holly fasziniert von der Anziehungskraft, die Alex auf sie ausübte. „Um das alles zusammenzufassen, du hast keinen Sinn mehr im Leben gesehen, jetzt tust du es wieder. Also muss es doch etwas Schönes sein, hab ich Recht?“, fragte Alex nach, neigte seinen Kopf zur Seite und zog die Augenbrauen leicht zusammen. Viele kleine Falten tanzten um seine Augenpartie und verliehen seinem Gesicht einen skeptischen Ausdruck. „Ja. Auf jeden Fall. Nur sieht nicht jeder darin einen Sinn und ich kenne dich kaum. Woher soll ich wissen, ob du mit mir da einer Meinung bist.“, hob Holly ihre Schultern an und stützte im Zuge dieser Bewegung ihre Hände in die Seiten. Auch auf ihrer Stirn hatten sich tiefe Falten gebildet. Besorgt versuchte sie das wenige, was sie über Alex wusste, irgendwie in Einklang zu bringen, um eine Entscheidung zu treffen. Konnte sie ihm vertrauen? Ihm ehrlich von ihrer Schwangerschaft erzählen, oder wäre es besser, ihn vorerst noch nicht einzuweihen, sondern zuerst besser kennen zu lernen? „Ich gebe zu, wir kennen uns noch nicht besonders lange, aber warum sollte ich mich nicht freuen, wenn du doch endlich einen Sinn im Leben entdeckt hast?“, fragte er offen und ehrlich nach, ahnte ja nicht, dass der Sinn ihn genauso betraf. Holly atmete tief durch und biss sich erneut auf die Unterlippe. Mit dem Daumen zeichnete Alex die Konturen ihrer Lippen nach und beobachtete die junge Frau. Ihre etwas nassen Löckchen hingen ihr teilweise ins Gesicht und verbargen den Umstand, wie blass sie nach wie vor war. Dennoch strahlten ihre warmen, braunen Augen geradezu vor Zuneigung und Wärme. „Wir hatten eine wunderbare Nacht…“, eröffnete sie ihm schließlich leise ihren neuen Sinn im Leben. „Nur die Folgen waren nicht so rosig.“, seufzte Alex und dachte wieder mi Grauen an jene Fotos, die ihn seither verfolgten und sein Leben negativ beeinträchtigten. „Einige.“ Er schüttelte fragend seinen Kopf. „Was meinst du?“, wollte er augenblicklich wissen. Holly seufzte. „Ich bin schwanger.“ Kapitel 23: VI. Episode: Awake my soul (23) ------------------------------------------- „Ich bin schwanger.“ Die Worte hallten in seinem Kopf immer und immer wieder, pusteten alles andere einfach so hinfort, weshalb er regungslos vor Holly stand. Alex hielt noch immer ihr Gesicht in seinen Händen, war unfähig sich zu bewegen, oder gar auf diese Botschaft zu reagieren. Was bedeutete eine Schwangerschaft für ihn. Erneut Vater zu werden, in einer Situation, in der ihm das Leben zu viel war. Schon einmal hatten ihn diese Worte überrollt wie ein Lastwagen, der bei Rot über die Ampel fuhr. Er schluckte einmal schwer, befeuchtete seine Lippen und ließ die Hand langsam sinken. Zeitgleich spürte er zwei unfeine, unsichtbare Begleiter. Unsicherheit und Überforderung machte sich in ihm breit und schaffte es doch glatt, den sonst so taffen Schauspieler vollkommen aus der Bahn zu werfen. Holly entging das keineswegs. Ihre Augen suchten nach Blickkontakt und ihre Hände begannen nervös miteinander zu spielen. Sie wusste nicht Recht was sie tun oder sagen sollte und so stand sie vor ihm beobachtete wie jegliche Regung aus seinem Gesicht verschwand und sich selbst die kleinen Falten um seine Augenpartie glätteten. Langsam öffnete sich sein Mund. Kein Wort verließ seine Lippen. Er schluckte, fühlte den dicken Kloß, der sich augenblicklich in seinem Hals bildete, und der sich nicht so ohne weiteres vertreiben ließ. Alex atmete tief durch, befeuchtete die Lippen, legte die Stirn in Falten und schloss seine Augen. „Ich bin schwanger…“ Nichts anderes hörte er mehr. Nur diese kleine Botschaft. Worte, die von jetzt auf gleich sein Leben ins Wanken brachten und ihn zu Boden zwangen. War er bereit für diese Verantwortung? Für die erneute Vaterrolle. Seufzend öffnete er seine Augen und betrachtete wieder Holly. Wärme strahlte ihm entgegen und genauso die Unsicherheit. „Ich bekomme das Kind…“, murmelte sie mit einem Mal. Alex zog seine Augenbraue nach oben, schluckte erneut und öffnete seinen Mund. „… warum sagst du das? Glaubst du, ich würde dich zu einer Abtreibung nötigen…?“, sprach er leise, war fast schon selbst erschrocken wie belegt mit einem Mal seine Stimme klang. Holly hob ihre Schultern. Alex schüttelte seinen Kopf und drehte sich um, wanderte durch das Zimmer. „Niemals. Es ist nur gerade eine ziemlich große Botschaft.“, gestand er ihr nachdenklich und atmete wieder tief durch. „… ich glaube ich setz mich mal besser hin… genau hier hin.“ Ganz weich waren seine Knie geworden. Verblüffend, dass seien Beine das Gewicht überhaupt noch trugen. Zittrig ließ sich Alex auf den Klavierhocker sinken. Seine Hände ruhten auf seinen Oberschenkeln und ein bisschen mehr Farbe verschwand aus seinem Gesicht. „Das ist … puh. Du bist also schwanger. Mit einem Baby…“ „Ich hoffe zumindest, dass es ein Baby ist.“, murmelte Holly. Alex stutzte kurz. „Das ist es? Dein neuer Lebenssinn…?“ Fragend hob er seinen Blick und betrachtete Holly, die durch den Raum schlenderte und über die Surfbretter strich. „Ja.“ Das kleine Wort aus ihrem Mund sorgte doch tatsächlich dafür, dass er sie erneut verblüfft ansah. Alex rieb sich durch die Haare, blies die Wangen auf und atmete langsam aus. Den Blick zum Boden gesenkt versuchte er irgendwie die Unruhe in sich zu sortieren. Vater werden war bekanntlich nicht schwer, Vater sein umso mehr. „Ich schaffe das wenn nötig auch alleine.“, meinte Holly mit einem Schulterzucken. Sie hatte sich für dieses Kind entschieden. Für einen Menschen, der sie nicht wegen ihres Reichtums liebte, sondern um ihrer selbst Willen. Sie wusste noch nie, wie sie das alles schaffen wollte, aber sie war bereit alles zu meistern, nur um ihrem Baby ein glückliches Leben zu ermöglichen. „Unsinn.“, brummte Alex vor sich hin und kratzte sich am Hals, knetete nervös die Hände ineinander und atmete tief durch. „Doch. Ich kann das.“ Alex verdrehte die Augen. „Schon klar, aber ich meinte eher damit, dass du es nicht alleine schaffen musst. Immerhin gehören zwei dazu …“ Das ließ sich eindeutig nicht leugnen, denn Kinder wurden nicht vom Storch gebracht. Holly drehte sich wieder zu ihm um und wanderte wieder durch das Zimmer. Ihre Finger glitten über den Schleier, der über dem Bett baumelte, bevor sie sich auf der weichen Matratze nieder ließ und ihn unverändert betrachtete und ein bisschen lächelte. „Du weißt die Vaterschaft gar nicht von dir… ich habe immer gedacht, die erste Frage von dir sei, ob noch andere als Vater in Frage kommen.“ Alex schnalzte mit der Zunge. „Ich habe noch immer Kratzspuren am Rücken.“ „Was hat das damit zu tun?“ „Das ich dadurch sehr gut weiß, wer lange keinen Sex mehr hatte.“ Holly verzog ihr Gesicht, schnitt ihm eine Grimasse und streckte ihm die Zunge entgegen. Alex konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Wieder atmete er tief durch und strich über das glatte Holz des Klaviers. Der Gedanke Vater zu werden holte ihn schon wieder ein und er schluckte. „Spielst du mir was vor?“, erklang seine leise Bitte. Er brauchte jetzt etwas, das ihn ablenkte und wieder auf andere Gedanken brachte. Holly nickte und scheuchte seine Finger ein bisschen beiseite. Die Füße stellte sie auf den Pedalen ab und zuerst klappte sie das Klavier auf, warf einen kurzen Blick zu ihm und lächelte. Andächtig sah Alex auf ihre zarten Hände, als eine Melodie erklang und den ganzen Raum durchflutete. Ihre Finger huschten über das Klavier und langsam schlossen sich ihre Augen. Die Melodie brachte Alex zum tief durchatmen. Er seufzte auf, hörte einfach nur diesen Klängen zu, die seinen Körper durchdrangen und all die Sorgen mit sich nahmen! Stumm saß Alex auf seinem Platz und lauschte den Tönen, beseitigte das Chaos in seinem Inneren. Zurück blieb lediglich die Erkenntnis, dass er erneut Vater wurde und ebenso der feste Wunsch danach, dass diesmal alles anders wurde. „Ich will nicht nur aus der Ferne zusehen, wie mein Kind aufwächst.“, flüsterte er in die zarten Töne des Klaviers. Holly nickte. „Hat auch niemand von dir verlangt.”, stellte sie fest.  „Und? Was glaubst du, wie wir das machen werden. Eingesperrt in einem Haus…“, fragte Alex und seufzte leise. „Sicher nicht und ich glaube auch nicht, dass es einfach wird. Immerhin stehen wir beide im Rampenlicht und ich habe die Reaktionen deiner Fans bereits hautnah mitbekommen.“ „Deine sind auch nicht gerade die Nettesten… zumindest einige davon.“, seufzte Alex. „Es gibt immer Ausnahmen. Jene Fans, die zu … krasse Ansichten verfolgen und am liebsten einen Star besitzen würden, anstatt zu akzeptieren, dass Kunst und Mensch etwas vollkommen anderes sind. Ich renn ja auch keinem Koch hinterher oder schick ihm Liebesbriefe, nur weil mir sein Essen schmeckt. Ich werde diesen Hype nie verstehen. Vor allem nicht, wenn manche Fans sich Drohungen und dergleichen herausnehmen. Für mich ist klar, dass ich die Musik aufgeben werde, wenn ich feststellen muss, dass meinem Kind zu große Gefahr droht.“, sprach Holly. Alex warf einen Blick auf ihre Hände. Sie war so unglaublich talentiert. Eigentlich ein Jammer, ein solches Talent zu vergeuden, doch er konnte sie vollkommen verstehen. Langsam nickte der Schauspieler und atmete einmal tief durch. „Wir stehen also zu uns.?“ „Gibt es ein uns?“ „Ein Solo ist das hier eindeutig nicht.“, scherzte Alex ein bisschen. „Du bist zwar diejenige, die das Kind unter dem Herzen trägt, aber ich bin ja genauso beteiligt, außerdem….“ Holly stoppte ihr Speil und sah fragend und abwartend zugleich zu Alex. „... außerdem?“, fragte sie leise nach „Außerdem ist doch da was zwischen uns… ich bilde mir das nicht ein. Seit ich dir das erste Mal begegnet bin, ziehst du mich an wie ein Magnet. Das Schicksal führt uns  - zwar nicht immer ganz so sanft – zusammen. Ich habe nie daran geglaubt, dass es das gibt. Bis du mir begegnet bist.“, raunte er Holly zu und rutschte ein kleines Stück näher an sie heran. Holly tippte auf ein paar Tasten des Klaviers und lauschte den Tönen die im Raum wiederklangen und schließlich verschwanden. „Dann müssen wir einfach warten, wohin uns das Schicksal noch führt. Vielleicht war es genau das, was es erreichen wollte. Ein kleiner Mensch, der verdient hat auf die Welt zu kommen, zu leben und zu lieben.“, lächelte Holly und neigte dabei ihren Kopf etwas zur Seite. Alex streichelte ihr über den Nacken, die Haare entlang und atmete tief durch. „Jeder Mensch hat das. Du auch.“, wisperte er ihr zu und hauchte einen Kuss auf ihre Ohrmuschel. „Wer weiß.“ Holly hob ihre Schultern und lächelte ihn sanft an, schloss ihre Augen und ließ ihre Hände vom Klavier zu Alex gleiten. Alex Hand wanderte über ihre Beine und den anderen Arm legte er um ihre schmalen Schultern. Die Stirn an Hollys Schläfe abgelegt atmete er einmal tief durch. „Du hast es verdient und vor allem bist du nicht alleine auf dieser Welt. Du bist nicht mehr einsam.“, griff er ein Thema auf, dass sie schon einmal hatten. „Ich weiß es nicht.“ „Du bist nicht einsam. Du hast das Baby. Du hast mich.”, betonte er entschieden. „Dich?“ „Ja. Du hast etwas in mir geweckt, Holly. Ich fühle es ganz genau. Jeden Tag und jede Minute. Du hast mich erweckt und mir gezeigt wie schön es ist wieder einem Menschen Vertrauen zu schenken. Ich … ich weiß nicht wohin uns das hier führt, kann aber mit Gewissheit sagen, dass ich endlich wieder atmen kann. In den letzten Tagen war ich dazu nicht in der Lage und auch bevor du mir begegnet bist. Ich glaube daran, dass es etwas zu bedeuten hat, dass wir uns gefunden haben und nicht mehr alleine durch die Dunkelheit irren… ich bin hier, für dich und mit dir.“, sprach der Australier das aus, was ihm auf der Seele lag. Bedeutsame Worte. Die Gefühle, die er empfand, wenn Holly ihm in die Augen sah. Die Augen waren die Fenster zu Seele und wenn er in Hollys Seelenspiegel blickte, sah er das, wonach er schon so lange suchte. Liebe. Aufrichtigkeit. Vertrauen. Holly strich sich eine verirrte Locke aus dem Gesicht und lehnte sich zu Alex hinüber, sodass ihre Lippen nur wenige Millimeter voneinander entfernt waren. „Ich vertraue dir.“, flüsterte sie ihm zu. Drei Worte, die Alex zum Lächeln brachten. Vertrauen war ein wertvoller Besitz. Nichts, womit leichtfertig umgegangen wurde und vor allem für einen Star war es manchmal schwierig zu vertrauen. „Wir schaffen das alles, lernen uns kennen, entdecken wohin uns die Reise führt. Egal was kommt. Ich bin immer hier an deiner Seite … und an der unseres Babys.“, flüsterte Alex ihr liebevoll ins Ohr und ließ seine Hand hinauf zu ihrem Bauch gleiten. Holly seufzte leise auf und ließ sich in seine Arme sinken, versiegelte ihre Lippen zu einen innigen, begierigen Kuss.     Manchmal wird Schmerz zu einem so großem Teil in Deinem Leben, dass Du erwartest, dass er immer da sein würde, weil Du Dich an keine Zeit im Leben mehr erinnern kannst, als es nicht so wahr. Aber eines Tages fühlst Du etwas anderes, etwas das sich falsch anfühlt, aber nur, weil es so ungewohnt ist und in diesem Moment wird Dir klar, dass Du glücklich bist!   Kapitel 24: VI. Episode: Awake my soul (24) ------------------------------------------- Eingehüllt in eine dünne Decke schlief Holly ein. Tief und fest. Lange Zeit unter dem wachsamen Augen von Alex. Sie wirkte so friedlich, so entspannt und schien genau diese Ruhe zu brauen. Sanft streichelte er immer wieder durch ihre Haare, bevor er aus dem Bett schlüpfte und sich seine Shorts überzog. Bedacht leise öffnete er das Fenster, um ein wenig laue Luft hereinströmen zu lassen. Es hatte zwischenzeitlich aufgehört zu Regnen und so lag ein angenehmer Duft in der Luft. Alex zog sich an und warf noch einen letzten Blick zurück, bevor er die schlafende Holly alleine ließ. Schmunzelnd stieg er die Stufen hinab. Angelockt von den Geräuschen des Basketballs suchte er den Weg nach draußen und fand dort zwei Gestalten die sich um einen Treffer stritten. Aufgrund der zahlreichen Besuche von Saxon prangte an der Wand der Villa ein hässlicher Basketballkorb! Alex seufzte und lächelte augenblicklich. Grace war zu Besuch und spielte mit Finley eine kleine Runde. „Hey…“, rief er zu den Beiden. „Na wenn das nicht mein Bruder ist. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, seit du das letzte Mal vor 5 Stunden gesehen wurdest. Wo warst du die ganze Zeit.“ Alex rollte mit seinen Augen. „Als ob du das nicht wüsstest…“, murmelte er. „In dem kleinen Zimmer, dass du für deine Sängerin hergerichtet hast.“, witzelte Grace. Sie war mittlerweile ein Dauerbewohner in seinem Haus und hatte sehr wohl mitbekommen, was Alex die ganze Zeit tat. Finley warf Alex den Ball zu und sofort landete dieser wieder im Korb. „Du kannst mich ablösen“, lachte Grace und sprang lieber zur Seite, um den beiden Brüdern beim kleinen Schlagabtausch zuzuschauen. „Also, erklärst du es mir?“, fragte Finley, nahm Alex den Ball ab und spurtete los. „Was soll ich dir erklären?” Alex versuchte dem Kleinen den Ball abzunehmen – erfolglos, denn Fin war wesentlich talentierter, was diese Sportart anging. „Was das zwischen euch ist. Sie ist jetzt hier. Geht’s dir besser, oder haderst du noch immer mit allem?“, wollte Fin wissen und versenkte einen weiteren Ball. Obwohl die Sonne dem Horizont entgegen sank brannte sie stark auf die Köpfe der Spieler herab. Alex entledigte sich seines Oberteils, Finley auch und Grace pfiff anerkennend durch die Zähne. Welche Frau sah nicht gerne zwei halbnackten, überaus gut gebauten Männern beim Sport zu?  „Fin.“, mahnte Alex und schaffte es doch glatt an der Abwehr seines Bruders vorbei. Ein kleiner Sprungball und schon konnte er einen Punkt auf sein Konto verbuchen. „Was ist. Mich interessiert das nun mal …“, beklagte sich Finley, der sich im Grunde einfach nur Sorgen um seinen großen Bruder und seine Liebschaft machte. Alex schnaubte und blies ein bisschen die Wangen auf, verdrehte seine Augen und schüttelte seinen Kopf. „Hör zu. Ich weiß nicht, was es ist. Ich mag sie und egal was es ist, irgendwas verbindet Holly und mich miteinander eigentlich sogar mehr als nur irgendwas…“ Alex fing den Ball auf und klemmte ihn unter seinen Arm. „Ich finde sie toll und sie tut mir gut und … sie ist schwanger von mir.“ Finley blieb abrupt stehen und zog seine Augenbrauen in die Höhe. „Bitte was? Schwanger? Sie ist … was?“, fragte Finley nach. Grace sprang auf und verzog sich leise nach drinnen in das Haus. „Na schwanger ist sie …“ „Wie ist denn das passiert?“ „Finley, du weißt wie Kinder gemacht werden oder?“, gab Alex giftig zurück und drückte seinem Bruder den Ball gegen die Brust. „Ja, das weiß ich schon, aber ich weiß auch wie ich verhindere, dass ein ungewolltes Kind entsteht.“, erwiderte Finley ebenso schroff! „Wer sagt, dass es ungewollt ist.“, zuckte Alex mit den Schultern. „Hast du nicht nach Saxon gesagt, dass du erst wieder ein Kind willst, wenn du dich in einer sicheren Partnerschaft befindest. Mit einer Frau, die dich versteht, die dir beisteht und dich zum Lachen bringt?“ „Das tut sie. Sie versteht mich, sie bringt mich zum Lachen und ist im Moment auch bei mir. Die Situation ist heikel, das ist mir klar, aber ….“, seufzte Alex und strich sich durch seine Haare, schloss kurz die Augen, bevor er weiter sprach: „… ihre Augen leuchten wieder, immer dann, wenn ihre Hand flüchtig über ihren Bauch streichelt  oder sie das Wort Baby in den Mund nimmt. Vielleicht braucht mein Leben einfach eine Richtung, genauso wie das ihrige und mir hat schon einmal ein Mensch eine Richtung gegeben. Mein Mensch. Saxon ist egal wie weit er von mir entfernt ist, ich bin dank ihm ein besserer Mann geworden.“ Schon wieder fühlte sich Alex von Finley in die Verteidigungsposition gedrängt. Fin legte den Kopf in den Nacken. „Wie soll das alles weiter gehen?“, fragte er kritisch nach. „Das Baby wird ja nicht gleich morgen auf die Welt kommen. Wir haben Zeit, Zeit uns kennen zu lernen und um einen guten Weg in die Zukunft zu finden. Sie schläft gerade ein bisschen und dann sehen wir weiter.“ Der junge O’Lachlan schüttelte seinen Kopf und setzte sich in Bewegung. „Alex, du überstürzt alles.“, brummte er und schritt in Richtung Terrassentür. „Finley, erinnerst du dich noch an die Toskana.“ Irritiert sah der junge Australier zurück. „Ähm … ich versteh den Themawechsel nicht.“, blinzelte er verdutzt. „Ich habe die Ferienhäuser gebucht. Für mich, Holly, dich, vielleicht Grace, Scott und noch zwei anderen Freunde. Es sind vier Wohnungen und ich glaube uns allen wird der Tapetenwechsel gut tun, zumal wir in der Toskana mitten im Nichts sind und uns dort sicher kein Paparazzi auflauern wird. Tu mir den Gefallen und flieg mit. Lerne Holly kennen, mach dir ein eigenes Bild, auch von mir.“, bat Alex und schritt langsam auf ihn zu. Finley atmete tief durch. „Wer kommt noch mit.“ „Wird nicht verraten.“, lächelte Alex. „Ich weiß nicht ….“ „Finley. Gib dem eine Chance. Ich werde Vater und … ich brauche doch meinen kleinen, kritischen Bruder.“, grinste Alex breit. „Na schön.“, seufzte Finley auf und schüttelte noch einmal seinen Kopf. „Ich hoffe du schaffst das alles und übernimmst dich nicht mit irgendwas.“ Finley atmete tief durch und war bereits im Begriff zu gehen. „Ich muss am Wochenende arbeiten. Du wolltest nach Pearl Harbor oder?“, rief Alex ihm nach. „Hatte ich vor ja.“, nickte er und zog skeptisch seine Augenbrauen zusammen. „Kannst du Holly mitnehmen.“ Der jüngere Australier stutzte. „Sie mitnehmen…?“ „Ja. Ich kann ja nicht zu lassen das sie weiterhin eingesperrt ist, wie ein Tier. Jetzt hab dich nicht so. Im Grunde wartest du nur darauf sie auszuhorchen!“, lachte Alex. Fin atmete tief durch. „Von mir aus. Aber wehe ich werde von irgendwelchen Paparazzi verfolgt.“ „Warum sollten sie. Du bist ja nicht eine Berühmtheit wie Freud!“, lachte Alex auf und spielte auf da Vorbild von Finley an. „Tzz!“ Der Jüngere zog sich zurück und ließ Alex alleine im Garten. Der Australier ließ seinen Blick schweifen und betrachtete die hohen Mauern die ihn hier gefangen hielten. Er atmete die klare Luft ein und stemmte die Arme in die Seiten. „Ich werde Vater…“, flüsterte er leise zu sich selber und begann doch glatt ein bisschen zu lächeln. „Manchmal kommt eben alles anders als man denkt…“ Alex setzte sich langsam in Bewegung, vergrub seine Hände in den Hosentaschen und starrte ein bisschen nachdenklich vor sich hin. Aus der Küche konnte er das leise Kichern von Grace und Finley Wispern hören. Er grinste. Da hatten sich anscheinend zwei Liebende gefunden. Alex stieg die Stufen zu seinem unordentlichen Schlafzimmer nach oben. Er bahnte sich einen Weg zwischen Büchern, Kleidern, DVDs und anderer Dinge hindurch und blieb vor seinem Kleiderschrank stehen. Langsam öffnete er die Tür und starrte auf eine weitere Tür. Sie führte zu seinem Tresor. Alex schluckte einmal und wählte die Kombination. Als er die Tresortür öffnete  war da einfach nur Leere. Bis auf ein orangenes Döschen. Er befeuchtete seine Lippen und griff nach der kleinen Dose mit Tabletten. „Wisst ihr was… ich brauche euch nicht mehr. Ich muss mich um mein Kind kümmern … und um eine Frau…“, murmelte er und schüttelte klappernd die Dose. Wieder setzte er sich in Bewegung, durchquerte sein Zimmer, den Gang, schritt in das Bad und klappte den Toilettendeckel nach oben. Noch einmal zögerte Alex und schüttete den Inhalt der Dose in die Toilette. Er atmete tief durch und betätigte die Spülung, beobachtete die kleinen Tabletten die langsam im Strudel verschwanden. Eine unglaubliche Erleichterung machte sich in Alex breit und er fühlte wie der Schatten ihn langsam verließ. Lächelnd kehrte er zurück zu Holly, die noch immer tief und fest schlief. Er schloss das Fenster wieder, schlüpfte aus seiner Hose und kuschelte sich unter die dünne Decke. „Hey… ich bin wieder da…“, flüsterte Alex, bekam nur ein kleines Brummen als Antwort. Schmunzelnd strich er ihr durch die Haare und hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihre Wange. Er schloss seine Augen und schlang den Arm um ihren Körper, strich sanft über ihren Bauch. „Hmm … wie spät ist es…“, nuschelte Holly und kuschelte sich an seine Brust. „Erst früher Abend. Hast du Hunger?“ Holly wackelte mit der Nasenspitze. „Ein bisschen.“ „Was möchtest du…?“ „Mir reicht ein Apfel?“, gab sie mit geschlossenen Augen zurück. „Nichts da. Du bekommst was Anständiges zum Essen.“ Sie seufzte. „Okay, aber bleibst du noch kurz hier und hältst mich einfach ein kleines bisschen fest.“, flüsterte sie ihm zu und hauchte einen Kuss auf seine Brust „Wie könnte ich dazu nein sagen.“, lächelte Alex zufrieden und zog sie ganz in seine Arme. Holly streichelte über seinen Bauch, fuhr die Konturen seiner Bauchmuskeln nach und schmiegte ihren Kopf auf seine Brust. Deutlich hörte sie seinen Herzschlag und fühlte seine Hand, die über ihren Rücken streichelte und immer wieder mit ein paar Haarsträhnen spielte. Zufrieden schlossen sich die Augen der jungen Frau und sie seufzte tief und zufrieden auf! Erst eine ganze Weile später schaffte es Alex wieder aus dem Bett zu steigen um kurz darauf mit Pancakes und Marmelade zurück zu kehren. Kapitel 25: VII. Episode: Friendship (25) ----------------------------------------- Finley verabschiedete sich von Grace und von Alex. Sein Bruder nahm die Arbeit wieder auf und so mussten die beiden Schauspieler an diesem wundervollen Samstag in den sauren Apfel beißen und zum Set fahren. Finley und Holly blieben zurück… sie hatten andere Pläne. Von Alex arrangiert standen beide dem Unterfangen überaus skeptisch gegenüber! Im Moment wanderte Finley noch durch das Wohnzimmer und lauschte den leisten Klaviertönen die das Haus erfüllten. Alle Fenster gut geschlossen drang sonst keinerlei Geräusch an seine Ohren. Er seufzte auf und ließ sich auf das Sofa sinken, warf einen Blick auf eine SMS. Seine besorgte Stiefmutter war in heller Aufregung, seit sie davon wusste, dass Holly bei Alex lebte. Verständlich. Alle in der Familie konnten nicht recht nachvollziehen was in Alex vorging. Er war zu einem einzigen Mysterium geworden und schien irgendwas zu planen. Etwas, das mit der Toskana zu tun hatte. Finley schloss die Augen und lehnte sich zurück, sah aus dem Fenster und hörte einfach nur diesen zarten Klängen zu, die ihn zum Träumen brachten. Draußen lachte die helle Sonne über Honolulu und brachte den hellblauen Himmel förmlich zum Strahlen! Wärmend bahnte sie sich ihren Weg durch die Scheiben und wärmte die Haut von Finley. Erst als das liebliche Spiel endete erwachte er aus seinem kleinen Tagtraum, seufzte und erhob sich vom Sofa. „Na dann. Pearl City… wir kommen.“, murmelte er. Auf in ein neues Abenteuer! Er schwang sich die Stufen nach oben, erklomm die Treppen um zu Hollys Schlafgemach zu gelangen, vor dem Dusty ruhte. Die Hündin hörte wohl ebenso gerne wie jeder andere Hausbewohner das Spiel des Klaviers. Sie hob ihren Kopf und ließ sich erst hinter den Ohren kraulen, bevor sie Finley Zutritt in Hollys Zimmer gewährte. Finley schlenderte mit Unschuldsmiene in das Zimmer von Holly, nachdem er selbstverständlich zuvor angeklopft hatte. Sie hockte an dem Klavier. Anerkennend nickte er und ließ seinen Blick schweifen. „Hat er ja ganz nett hin bekommen. Sonst durfte niemand helfen.“, plauderte er los. Etwas erschrocken horchte Holly auf und betrachtete den jungen Mann. „Ähm. Er hat das alleine gemacht.“ „Jo. Für dich.“, lächelte Finley und warf einen kleinen Blick auf die zahlreichen Blätter, die über dem Klavier verstreut lagen. „Was machst du da?“, wollte er neugierig wissen, als Holly den Stapel Papiere zusammensuchte und ihn sofort in einer Mappe verbarg. Interessiert hoben sich seine Augenbrauen an. „Nichts.“ „Das sieht nicht aus wie nichts.“ Holly seufzte. „Ich … ich mach was für Alex.“ Grüblerisch legte Finley einen Finger an sein Kinn. „Du sitzt an einem Klavier und schreibst irgendwas aus. Ich kombiniere also: Du schreibst ein Lied für Alex.“ Wieder hoben sich Hollys Schultern, allerdings zeichnete sich ein wenig rot auf ihren Wangen ab. „Ich habe also richtig kombiniert.“, grinste Finley begeistert. „Möglich.“, murmelte Holly mit einem kleinen Seufzen und verstaute den Zettelberg in ihrer Nachttischschublade. „Okay, ich sag ihm auch nichts.“, grinste Finley noch vor sich hin. „Wollen wir dann los? Immerhin wartet Pearl Harbor nur auf uns Zwei.“ Holly seufzte. „Ich weiß nicht ob das so klug ist. Alex meint es nur gut, dass ich mal raus komm, aber ich glaube, dass ich hier sicherer bin.“ Finley wank ab. „Also zum einen hast du eine neue Haarfarbe und du trägst normale Klamotten. Nichts was auffällt. Und dann wimmelt es in Pearl Harbor vor Menschen. Die haben sicher keine Zeit um auf dich zu achten und außerdem hat Alex bedauerlicherweise mit einem Recht: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt und du solltest dringend mal wieder unter Menschen. Außerdem habe ich Ryan auf meiner Kurzwahltaste und jetzt zieh dir Schuhe an und komm mit.“, betonte Finley energisch. Zwar war auch er nicht begeistert von dem ganzen Unterfangen, aber er war sich sicher, dass es ihnen beiden gut tun konnte! Mit einem Flunsch ordnete sich Holly unter, schlüpfte in Sneakers und setzte sich eine Sonnenbrille auf die Nasenspitze. Mit alltagstauglicher Kleidung konnte sie sich vielleicht besser unter die Masse mischen. „Kann ich so gehen?“, fragte sie ein kleines bisschen unsicher nach und blickte auf ihre leicht zerrissene Jeans und das schlichte Tanktop. Finley blinzelte irritiert. „Ähm … ich bin glaube ich der falsche Ansprechpartner, was Mode betrifft …“ „Ich meine, ob ich so auffalle…“, rollte sie mit den Augen. Der junge Mann hob seine Schultern an. „Kann ich dir nicht sagen. Das werden wir schon noch früh genug sehen. Lassen wir uns in diesem Punkt einfach mal überraschen und jetzt komm. Ich habe keine Lust ewig zu warten, bevor ich das Museum betreten kann.“ Holly seufzte und schulterte ihre Tasche. „Wann kommt unser Wagen.“, fragte sie nach. Finley zog seine Augenbraue in die Höhe. „Alle 10 Minuten.“ „Was?“ „Na die Straßenbahn fährt alle 10 Minuten.“ „Wir fahren mit der Straßenbahn??!“, blickte Holly ihn entrüstet an. „Ja. Ich glaube für zu Fuß ist das alles zu weit und Ryan ist bei Alex und dein Bodyguard auch nicht in der Nähe, außerdem lautet unser heutiges Projekt ‚Freiheit gewinnen‘, also hab dich nicht so. Oder bist du etwa doch eine Diva?“ „Ich bin keine Diva!“, protestierte Holly entschieden und blies ihre Wangen dementsprechend auf. „Na also und ich denke eine Prinzessin bist du auch nicht, also können wir uns zur Straßenbahn bequemen.“ Sie seufzte auf und gab sich schließlich geschlagen. Finley grinste sie an, schnappte sich seinen Rucksack und schritt voran. „Wehe das geht nach hinten los.“, murmelte Holly leise vor sich hin und seufzte noch einmal auf. Wirkliche Begeisterung sah eindeutig anders aus. Blieb abzuwarten wie sich die Fahrt in der Straßenbahn entwickelte.     Während sich Finley und Holly auf den Weg in Richtung „Projekt Freiheit“ machten, endete für Alex eine kurze Phase des Drehens und er hatte für wahr vergessen wie anstrengend die Rolle des mürrischen Navy-Seals sein konnte. Alex ließ sich mit einem erschöpften Seufzen auf seinen Sitz sinken. „Puh. Ich hatte ganz vergessen wie anstrengend ein Drehtag sein kann. Ich bin schon vollkommen aus der Form.“, beklagte er sich etwas bei Scott, der gerade ein paar Twitternachrichten tippte. „Du bist ja auch faul geworden.“, zuckte der Blonde mit sein Schultern. Alex starrte ihn an. „Hast du schon mal dich angeschaut, Brah? Ich frage mich, wann du das letzte Mal Sport gemacht hast.“, stichelte er gleich ein bisschen. „Sicher öfter als du und ich mache nicht nur Matratzensport mit einer Sängerin.“ „Du klingst ja fast so, als ob du schon jemals mit einer Sängerin im Bett gewesen wärst. Und was bitte machst du für Sport? Motorradfahren und ab und an mit Dot spazieren gehen? Ohh, na davon bauen sich sicher Bauchmuskeln auf.“, feixte Alex. Scott steckte sein Handy weg. „Ich mach definitiv mehr als du. Du bist ja schon zum Stubenhocker mutiert. Seit Wochen hat man kein einziges Bild von einem joggenden, halb nackten und verschwitzten Alex O’Loughlin gesehen.“, nickte Scott entschieden. „Die Welt hat schon genug nackte Haut von mir gesehen.“, knurrte Alex. „Stimmt. Aber auch von Holly… apropos. Wie geht es ihr.“ Alex verzog sein Gesicht. War ja klar, dass Scott immer schon auf den Wunden herumtrat und sein Sticheln nicht sein lassen konnte. „Besser. Wird schon wieder.“, murmelte Alex. Hier am Set unterließ er es von Hollys Schwangerschaft zu berichten. Manchmal hatten Wände bekanntlich Ohren. „Stimmt es eigentlich das Grace bei dir lebt?“ Alex hob seine Augenbrauen. „Wenn lebt sie bei Fin … aber eigentlich hat sie doch ein eigenes Haus.“ „Hmm… ich dachte sie hat einen Wasserbruch und ist da vorläufig ausgezogen.“, grinste Scott. Der Australier überlegte sekundenlang. Konnte er es sein, dass er einen Mitbewohner hatte, von dem er noch nichts wusste? Wenn er es sich recht überlegte konnte es durchaus sein! Grace kam abends mit nach Hause und morgens mit in die Arbeit! „Na wenn ich Fin in die Finger bekomme…“, knurrte er leise. Scott lachte auf. „Dein Bruder ist doch sportlich und so untrainiert wie du bist, entkommt er dir garantiert“, piesackte Scott seinen besten Freund etwas mehr! Dieser seufzte genervt auf. „Du bist heute echt anstrengend. Weißt du das. Was stimmt eigentlich nicht mit dir?? Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass dich was bedrückt, Brah. Willst du es mir nicht erzählen, du weißt, ich habe immer ein offenes Ohr für dich.“, raunte Alex und lehnte sich provozierend zu Scott, der ihn gegen den Oberarm boxte. „Hör bloß auf damit. Ansonsten heißt es wieder O’Caan hat was am Laufen!“ Beide Männer lachten auf. Manche Fans hatten für wahr eine blühende Fantasie. Gerne amüsierten sich die Männer darüber, wobei manche Bilder oder Andeutungen der Fangemeide etwas unter die Gürtellinie gingen. Wie hieß es doch so schön: Die Gedanken waren frei, nur manchmal blieben es keine Gedanken… „Ach, ich weiß nicht, ob ich das Gerücht nicht in Kauf nehmen sollte Dann hören sie wenigstens auf über mich und Holly zu sprechen.“, hob Alex seine Schultern, lockerte seien verspannten Muskeln und gähnte einmal hinter vorgehaltener Hand. „Hmm, da wäre ich mir nicht so sicher. Immerhin gibst du ihnen jetzt genügend Futter, indem du Holly bei dir leben lässt…“, murmelte Scott kaum hörbar, erntete dennoch einen mahnenden Blick von Alex. Scott nickte und schwieg diesbezüglich. „Apropos. Was hältst du von der Toskana?“, stieß Alex mit einem Mal aus. Er hatte immerhin einen Plan, den er in die Tat umsetzen wollte. „Keine Ahnung. Ich war noch nie in Europa.“, meinte Scott achselzuckend. „Was machst du in der Sommerdrehpause.“ „Ich hatte vor ein paar Wochen LA unsicher zu machen – wieso?“ Interessiert die Augenbrauen hebend lehnte sich Scott zurück und betrachtete Alex prüfend. „Ich habe ein paar Ferienwohnungen gemietet und würde mich freuen, wenn du mich begleitest.“ „Wer kommt noch mit…“ „Unter anderem Fin und Grace und noch ein paar Andere. Jetzt hab dich nicht so. Ein Tapetenwechsel tut uns allen gut! Also begleitest du uns.“ Scott seufzte auf. „Na meinetwegen. Da soll es ja besonders guten Kaffee geben.“, grinste er schief. Alex lachte und klopfte ihm auf den Rücken. „Stimmt. Da gibt es guten Kaffee und noch so einiges mehr, mein Freund.“ Wie ein kleiner Junge freute er sich mittlerweile auf die Toskana. Blieb nur noch abzuwarten, ob sich sein Plan in die Tat umsetzen ließ. Noch waren nicht alle eingeweiht… dennoch grinste Alex siegessicher. Der Regisseur winkte ihnen und schon ging der anstrengende Drehtag wieder weiter.   In der Zwischenzeit schwang sich Fin in die Straßenbahn, dicht gefolgt von Holly, die sich nervös auf der Unterlippe kauend umsah… das Abenteuer konnte beginnen! Kapitel 26: VII. Episode: Friendship (26) ----------------------------------------- „Seinen Namen verdankt er den Perlaustern, die hier früher von den Einheimischen geerntet wurden.“, las Holly aus einem Prospekt vor. Sie schielte über den Brillenrand hinweg in Richtung Boote. Oder Schiffe. Oder … egal was, die Teile waren gigantisch und ebenso die Menschenmenge die auf das Museum zustürmte. Holly rückte ihre Brille zurecht und rümpfte die Nase. „Sag mal, warum müssen auch gerade heute alle Menschen hier her strömen?“, fragte sie leise nach und verzierte ihre Stirn mit tiefen Falten. Finley lächelte. „Holly, ich glaube nicht, dass nur heute so viele Leute hier unterwegs sind. Pearl Harbor ist der Touristenschwerpunkt schlecht hin. Ich frage mich viel eher, wie es manche Soldaten schaffen auf diesem Stützpunkt zu arbeiten, ohne sich total ausgeliefert vor zu kommen.“, hob Finley seine Schultern an und betrachtete das gewaltige Flaggschiff der US Navy – die USS Missouri, ein Überbleibsel aus der Zeit des zweiten Weltkriegs und heute ein Museum. Holly hackte sich bei Fin unter und legte ihren Kopf in den Nacken. „Man gewöhnt sich auch daran ständig beobachtet zu werden.“, murmelte Holly und atmete einmal tief durch. Sie konnte nicht leugnen, dass es ihr gerade besonders gut tat, einmal nicht im Mittelpunkt zu stehen, sondern nur ein Fisch untern vielen zu sein. Auch wenn manche Touristen besonders hart ihre Ellenbogen präsentierten. Die Sängerin kämpfte sich mutig durch und ordnete sich Finley unter, der ganz genau wusste, wohin er gerade wollte. Überall wehte die amerikanische Flagge im leicht aufkommenden Wind. Vereinzelt zogen die ersten paar Wolken über ihren Kopf hinweg. Sie sahen ganz so aus wie kleine Schäfchen, die von einem Hirten den Weg entlang getrieben wurden. Finley ließ indes seinen Blick schweifen und betrachtete die zahlreichen Boote, die über das Meer dümpelten. Hier im Hafen von Honolulu war ja ganz schön was los auf dem Meer! „Wohin willst du eigentlich? Am Zugang zum Museum sind wir bereits vorbei.“, stellte Holly fest. „Ja, ich weiß. Aber mich interessiert auch eher die schwimmende Gedenkstätte der USS Arizona.“, klärte er Holly rasch auf und nickte auf die kleinen Boote, die die Touristen zur Gedenkstätte über der USS Arizona bringen sollte. „Ich bin mir nicht sicher, ob das gut geht.“, teilte Holly sofort ihre Bedenken mit. Finley blickte sie irritiert an. „Was glaubst du geht daran schief?“, wollte er wissen und zog die sichtlich nervöser werdende Blondine in Richtung Boote. „Wenn ich erkannt werde dann…“ Finley schüttelte seinen Kopf, blieb stehen und platzierte seine Hände auf ihren schmalen Schultern. „Du musst damit aufhören. Jetzt gleich und sofort, Holly. Diese ständige Furcht frisst dich innerlich auf und du vergisst darüber hinaus, dass es auch noch das Leben gibt. Wenn du immer nur diese Angst dominieren lässt verpasst du so viele magische Momente und vielleicht auch zu viel im Leben. Ich weiß, es ist unschön von Paparazzi entdeckt zu werden und zur sofortigen Touristenattraktion zu werden, aber noch schöpft hier keiner auch nur den leisesten Verdacht, also hör auf mit dem ‚Was passiert wenn …’ zu leben. Darüber können wir uns Gedenken machen, wenn es so weit ist! Hast du verstanden?!“, sprach er überaus eindringlich zu der jungen Frau, die ihn mit großen Augen anstarrte, nervös auf ihrer Unterlippe herumknabberte und sich schließlich mit einem schweren Seufzen geschlagen gab. „Ich pass schon auf dich auf. Das habe ich immerhin auch Alex versprochen.“, zwinkerte er Holly zu und legte einen Arm um ihre Hüfte, um sie mit sich mit zu ziehen. Ganz aus der Welt ließen sich ihre Zweifel allerdings nicht räumen! „Ihr seid wirklich schlimm. Beide.“, brummte Holly. „Du meinst mich und Alex.“ „Ja.“, schob sie ihre Unterlippe schmollend nach vorne. „Tja. Wir sind nun mal Brüder. Was erwartest du also? Wir sind uns nun mal sehr ähnlich, außerdem haben wir nur dein Bestes im Sinn.“, erklärte er ihr mit einem kleinen Zwinkern. Er lachte auf und begann wieder in dem Prospekt zu lesen, während Holly viel lieber das Meer betrachtete. Die Möwen die über das satte Blau hinweg stoben und sich kreischend an den ganzen Booten vorbei schlängelten. Ein wahrlich mystischer Anblick.   Der erste Drehtag war nur von mäßigem Erfolg gekrönt. Alex fiel es schwer sich zu konzentrieren und sich zurecht zu finden. Glücklicherweise waren seine Kollegen, der Regisseur und das Kamerateam überaus geduldig mit dem Star und gaben ihm die nötige Zeit. Dennoch machte sich ein frustrierendes Gefühl in Alex breit und schon jetzt sehnte er sich einfach nur nach einem kleinen Lächeln von Holly, die ihn damit jederzeit aufmuntern konnte. Er befand sich auf den Weg durch das Studio, in dem sie heute gedreht hatten – Szenen, die im Hauptquartier von Hawaii Five-O spielten – und konnte sich ein Gähnen nicht verkneifen. Alex streckte sich ausgiebig und lockerte seine verspannten Muskeln. Seine Schultern gaben ein unangenehmes Knacken von sich, weshalb Grace zu ihm schielte. „Das klingt eklig.“, klärte sie ihn auf. „Ich bin nur verspannt.“, rollte er mit den Augen. „Ich bin sicher, dass es ganz viele Damen gibt, die dich gerne massieren würden.“, feixte Scott ein kleines bisschen. Alex verdrehte seine Augen, als auch noch Daniel seine Meinung kund tun musste. „Vielleicht solltest du auch einfach mal deinen weiblichen Gast um einen kleinen Lohn fragen.“ Seine Kollegen konnten schon ganz gewaltig nerven. „Ihr seit lästig, wisst ihr das.“ „Was denn? Glaubst du wirklich, dass wir dich in Ruhe lassen, wenn du auf einmal mit einer hübschen Blondine zusammenlebst. Da war es doch klar, dass wir ein wenig über dich spotten.“, stieß Scott auf und öffnete die Tür zu den Umkleiden. Alex schnaubte genervt. „Gehst du nachher mit zum Essen?“, fragte er in die Richtung von Grace. „Was denn? Ich werde nicht gefragt?“, blinzelte Scott irritiert. Alex ignorierte seinen besten Freund entschieden. „Also ich würde auch mit gehen.“, warf Daniel ein, wurde aber ebenso mit Nichtbeachtung gestraft. Grace konnte über das etwas kindische Verhalten ihrer männlichen Kollegen einfach nur Grinsen. „Ich komm gerne mit, solange auch Fin dabei ist. Immerhin will ich euch beim Turteln nicht stören.“, konnte sie sich den kleinen Seitenhieb einfach nicht verkneifen. Ihre männlichen Kollegen lachten auf. Ja, selbst Alex konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Er kommt sicher mit“, brummte Alex noch und verabschiedete sich in die Umkleidekabine, wo er Finley eine SMS schrieb.   Nach einer überaus langen Wartezeit hatten es Holly und Finley endlich geschafft das USS Arizona Memorial zu erreichen. Gemeinsam mit so vielen anderen Menschen strömten sie von dem kleinen Boot über einen schmalen Steg, der direkt auf den Eingang des Memorials zuführte. Finley hob eine Hand an und formte einen kleinen Schirm über seinen Augen. So blinzelte er gen Sonne und dann wieder zurück auf das Denkmal, das sie jetzt willkommen hieß. „Es ist schon ganz schön traurig, dass hier so viele mit Kameras herumlaufen und jeden einzelnen Millimeter fotografieren müssen, anstatt den Toten den nötigen Respekt zu zollen. So viele tapfere Seeleute sind hier umgekommen und jetzt ist das hier nicht nur ein Denkmal, sondern auch eine Touristenattraktion. Ich bin mir nicht sicher, ob es das auch wirklich sein sollte.“, sprach Holly mit einer leicht nachdenklichen Miene. Die Augenbrauen zusammengezogen wackelte sie mit der Nasenspitze und passierte mit Finley den Eingang. Das längliche, weiße Denkmal war nur eine Art Gerüst. Große Scheiben erlaubten den Blick in den Himmel und ebenso große, offene Fenster den Blick über das weite Meer. Einige Japaner hüpften umher und fotografierten eifrig das Wasser, Honolulu und auch noch einige andere Dinge. Finley grinste. „Ja, ich weiß was du meinst. Vor allem da es damals die Japaner waren, die Pearl Harbor angegriffen haben und jetzt gehören sie zu den begeisterten Besuchern. Wobei ich auf der anderen Seite sagen muss, dass das doch schön ist. Es zeugt davon, dass auch Fehler aus der Vergangenheit verziehen werden können und die nächste Generation nicht mehr darunter leidet. Zwar wird kein Amerikaner und wohl auch kein anderer Bewohner der Welt je vergessen was passiert ist und doch … geht das Leben weiter.“, sprach der Australier und schlenderte mit Holly den Mittelgang entlang in Richtung Gedenktafel, die am Ende aufgestellt worden war. „Vielleicht hast du Recht. Dennoch haben die Verstorbenen doch auch ihre Ruhe verdient.“, hob sie ihre Schultern. Dem gab es nichts mehr hinzuzufügen. Stattdessen nickte Fin. Sein Handy vibrierte, weshalb er einen kurzen Blick darauf warf. „Oh. Alex und Grace kommen nachher nach Kapahulu. Wir sind zum Essen eingeladen.“, lachte Finley auf. „Okay … aber was ist Kapahulu.“ Finley hob seine Schulter. „Ich habe überhaupt keine Ahnung.“ Die Beiden lachten. „Im Grunde sind wir nur Touristen.“, stellte Holly fest. „Bedauerlicherweise hast du voll und ganz Recht, aber hey, wir machen uns doch echt gut in der Touristenrolle.“, meinte Finley und knipste mit seinem Handy ein kleines Foto von Holly. „Hey, keine Fotos!“, beklagte sie sich. Fin schloss ein Auge. „Nur ein kleines für Alex.“, klärte er sie auf und schickte die Bildnachricht schon in Richtung seines großen Bruders. „Aber es bleibt bei dem einen.“, betonte sie energisch. „Das werde ich dir garantiert nicht versprechen.“, nickte Finley und führte sie weiter in Richtung Absperrung um einen kleinen Blick hinab in das Meer zu werfen. Ein paar Orchideen trieben durch das Meer und sammelten sich auf einem kleinen, runden Regebogen der sich mitten im Wasser gebildet hat. „Was ist das?“, fragte Holly nach und neigte ihren Kopf zur Seite. Vereinzelt tauchten diese kleinen Tropfen auf und trieben im Wasser entlang. Finley blätterte durch seinen Reiseführer und zitierte aus diesem: „ Das damals gesunkene Schiff USS Arizona wurde, wie auch die mit dem Schiff gesunkene Besatzung nie geborgen und liegt heute als Gedenkstätte immer noch auf dem Grund von Pearl Harbor. Das Öl, das noch heute aus dem Wrack austritt und das man an der Wasseroberfläche beobachten kann, wird auch ‚Träne der Arizona’ genannt.“ Sein Blick wanderte in die Tiefe des Meeres. Deutlich waren die Konturen des Schiffes zu erkennen. Er atmete tief durch. „Sie weint also noch immer.“, flüsterte Holly ein kleines bisschen gerührt und platzierte ihre Hand auf der Brust über ihrem Herzen. „Scheint fast so….“, murmelte Finley und ein wenig fröstelte ihm bei den Gedanken, dass dort unten mitunter so viele Leichen lagen. Apropos. Just in dem Moment glitt sein Blick zu der gewaltigen Gedenktafel, auf die sie nun zusteuerten. So viele Namen waren darauf verzeichnet. So viele Seele, die damals ihren Tod gefunden hatten. Fin und Holly blieben eine ganze Weile vor der Tafel stehen. „Ruhet in Frieden…“, flüsterte Holly und faltete ihre Hände um ein kleines Gebet für die Verstorbenen zu sprechen. Mit trauriger Miene überflog Finley die Namen auf der Gedenktafel und nickte. Es war schwer sich wieder zu lösen und in das Hier und Jetzt zurück zu kehren. Mit gesenkten Köpfen schlenderten die Zwei wieder durch den Mittelgang zurück. Zufällig glitt Finleys Blick über einige tuschelnde Leute, die mit großen Augen in ihre Richtung starrten. „Komm wir fahren zurück … immerhin müssen wir uns auf die Suche nach Kapahulu machen.“, murmelte er in die Richtung von Holly und spannte sich automatisch an. Ganz automatisch begann auch er sich Sorgen zu machen. Holly hatte glücklicherweise noch nichts bemerkt, schlenderte stattdessen neben ihm her, atmete die angenehme Meeresluft ein. Auf dem Boot, das sie zurück zum Festland bringen sollte, zog er Holly sofort zum hintersten Teil und hoffte innständig, dass am Hafen noch keine Paparazzi lauerten… Kapitel 27: VII. Episode: Friendship (27) ----------------------------------------- „Seinen Namen verdankt er den Perlaustern, die hier früher von den Einheimischen geerntet wurden.“, las Holly aus einem Prospekt vor. Sie schielte über den Brillenrand hinweg in Richtung Boote. Oder Schiffe. Oder … egal was, die Teile waren gigantisch und ebenso die Menschenmenge die auf das Museum zustürmte. Holly rückte ihre Brille zurecht und rümpfte die Nase. „Sag mal, warum müssen auch gerade heute alle Menschen hier her strömen?“, fragte sie leise nach und verzierte ihre Stirn mit tiefen Falten. Finley lächelte. „Holly, ich glaube nicht, dass nur heute so viele Leute hier unterwegs sind. Pearl Harbor ist der Touristenschwerpunkt schlecht hin. Ich frage mich viel eher, wie es manche Soldaten schaffen auf diesem Stützpunkt zu arbeiten, ohne sich total ausgeliefert vor zu kommen.“, hob Finley seine Schultern an und betrachtete das gewaltige Flaggschiff der US Navy – die USS Missouri, ein Überbleibsel aus der Zeit des zweiten Weltkriegs und heute ein Museum. Holly hackte sich bei Fin unter und legte ihren Kopf in den Nacken. „Man gewöhnt sich auch daran ständig beobachtet zu werden.“, murmelte Holly und atmete einmal tief durch. Sie konnte nicht leugnen, dass es ihr gerade besonders gut tat, einmal nicht im Mittelpunkt zu stehen, sondern nur ein Fisch untern vielen zu sein. Auch wenn manche Touristen besonders hart ihre Ellenbogen präsentierten. Die Sängerin kämpfte sich mutig durch und ordnete sich Finley unter, der ganz genau wusste, wohin er gerade wollte. Überall wehte die amerikanische Flagge im leicht aufkommenden Wind. Vereinzelt zogen die ersten paar Wolken über ihren Kopf hinweg. Sie sahen ganz so aus wie kleine Schäfchen, die von einem Hirten den Weg entlang getrieben wurden. Finley ließ indes seinen Blick schweifen und betrachtete die zahlreichen Boote, die über das Meer dümpelten. Hier im Hafen von Honolulu war ja ganz schön was los auf dem Meer! „Wohin willst du eigentlich? Am Zugang zum Museum sind wir bereits vorbei.“, stellte Holly fest. „Ja, ich weiß. Aber mich interessiert auch eher die schwimmende Gedenkstätte der USS Arizona.“, klärte er Holly rasch auf und nickte auf die kleinen Boote, die die Touristen zur Gedenkstätte über der USS Arizona bringen sollte. „Ich bin mir nicht sicher, ob das gut geht.“, teilte Holly sofort ihre Bedenken mit. Finley blickte sie irritiert an. „Was glaubst du geht daran schief?“, wollte er wissen und zog die sichtlich nervöser werdende Blondine in Richtung Boote. „Wenn ich erkannt werde dann…“ Finley schüttelte seinen Kopf, blieb stehen und platzierte seine Hände auf ihren schmalen Schultern. „Du musst damit aufhören. Jetzt gleich und sofort, Holly. Diese ständige Furcht frisst dich innerlich auf und du vergisst darüber hinaus, dass es auch noch das Leben gibt. Wenn du immer nur diese Angst dominieren lässt verpasst du so viele magische Momente und vielleicht auch zu viel im Leben. Ich weiß, es ist unschön von Paparazzi entdeckt zu werden und zur sofortigen Touristenattraktion zu werden, aber noch schöpft hier keiner auch nur den leisesten Verdacht, also hör auf mit dem ‚Was passiert wenn …’ zu leben. Darüber können wir uns Gedenken machen, wenn es so weit ist! Hast du verstanden?!“, sprach er überaus eindringlich zu der jungen Frau, die ihn mit großen Augen anstarrte, nervös auf ihrer Unterlippe herumknabberte und sich schließlich mit einem schweren Seufzen geschlagen gab. „Ich pass schon auf dich auf. Das habe ich immerhin auch Alex versprochen.“, zwinkerte er Holly zu und legte einen Arm um ihre Hüfte, um sie mit sich mit zu ziehen. Ganz aus der Welt ließen sich ihre Zweifel allerdings nicht räumen! „Ihr seid wirklich schlimm. Beide.“, brummte Holly. „Du meinst mich und Alex.“ „Ja.“, schob sie ihre Unterlippe schmollend nach vorne. „Tja. Wir sind nun mal Brüder. Was erwartest du also? Wir sind uns nun mal sehr ähnlich, außerdem haben wir nur dein Bestes im Sinn.“, erklärte er ihr mit einem kleinen Zwinkern. Er lachte auf und begann wieder in dem Prospekt zu lesen, während Holly viel lieber das Meer betrachtete. Die Möwen die über das satte Blau hinweg stoben und sich kreischend an den ganzen Booten vorbei schlängelten. Ein wahrlich mystischer Anblick.   Der erste Drehtag war nur von mäßigem Erfolg gekrönt. Alex fiel es schwer sich zu konzentrieren und sich zurecht zu finden. Glücklicherweise waren seine Kollegen, der Regisseur und das Kamerateam überaus geduldig mit dem Star und gaben ihm die nötige Zeit. Dennoch machte sich ein frustrierendes Gefühl in Alex breit und schon jetzt sehnte er sich einfach nur nach einem kleinen Lächeln von Holly, die ihn damit jederzeit aufmuntern konnte. Er befand sich auf den Weg durch das Studio, in dem sie heute gedreht hatten – Szenen, die im Hauptquartier von Hawaii Five-O spielten – und konnte sich ein Gähnen nicht verkneifen. Alex streckte sich ausgiebig und lockerte seine verspannten Muskeln. Seine Schultern gaben ein unangenehmes Knacken von sich, weshalb Grace zu ihm schielte. „Das klingt eklig.“, klärte sie ihn auf. „Ich bin nur verspannt.“, rollte er mit den Augen. „Ich bin sicher, dass es ganz viele Damen gibt, die dich gerne massieren würden.“, feixte Scott ein kleines bisschen. Alex verdrehte seine Augen, als auch noch Daniel seine Meinung kund tun musste. „Vielleicht solltest du auch einfach mal deinen weiblichen Gast um einen kleinen Lohn fragen.“ Seine Kollegen konnten schon ganz gewaltig nerven. „Ihr seit lästig, wisst ihr das.“ „Was denn? Glaubst du wirklich, dass wir dich in Ruhe lassen, wenn du auf einmal mit einer hübschen Blondine zusammenlebst. Da war es doch klar, dass wir ein wenig über dich spotten.“, stieß Scott auf und öffnete die Tür zu den Umkleiden. Alex schnaubte genervt. „Gehst du nachher mit zum Essen?“, fragte er in die Richtung von Grace. „Was denn? Ich werde nicht gefragt?“, blinzelte Scott irritiert. Alex ignorierte seinen besten Freund entschieden. „Also ich würde auch mit gehen.“, warf Daniel ein, wurde aber ebenso mit Nichtbeachtung gestraft. Grace konnte über das etwas kindische Verhalten ihrer männlichen Kollegen einfach nur Grinsen. „Ich komm gerne mit, solange auch Fin dabei ist. Immerhin will ich euch beim Turteln nicht stören.“, konnte sie sich den kleinen Seitenhieb einfach nicht verkneifen. Ihre männlichen Kollegen lachten auf. Ja, selbst Alex konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Er kommt sicher mit“, brummte Alex noch und verabschiedete sich in die Umkleidekabine, wo er Finley eine SMS schrieb.   Nach einer überaus langen Wartezeit hatten es Holly und Finley endlich geschafft das USS Arizona Memorial zu erreichen. Gemeinsam mit so vielen anderen Menschen strömten sie von dem kleinen Boot über einen schmalen Steg, der direkt auf den Eingang des Memorials zuführte. Finley hob eine Hand an und formte einen kleinen Schirm über seinen Augen. So blinzelte er gen Sonne und dann wieder zurück auf das Denkmal, das sie jetzt willkommen hieß. „Es ist schon ganz schön traurig, dass hier so viele mit Kameras herumlaufen und jeden einzelnen Millimeter fotografieren müssen, anstatt den Toten den nötigen Respekt zu zollen. So viele tapfere Seeleute sind hier umgekommen und jetzt ist das hier nicht nur ein Denkmal, sondern auch eine Touristenattraktion. Ich bin mir nicht sicher, ob es das auch wirklich sein sollte.“, sprach Holly mit einer leicht nachdenklichen Miene. Die Augenbrauen zusammengezogen wackelte sie mit der Nasenspitze und passierte mit Finley den Eingang. Das längliche, weiße Denkmal war nur eine Art Gerüst. Große Scheiben erlaubten den Blick in den Himmel und ebenso große, offene Fenster den Blick über das weite Meer. Einige Japaner hüpften umher und fotografierten eifrig das Wasser, Honolulu und auch noch einige andere Dinge. Finley grinste. „Ja, ich weiß was du meinst. Vor allem da es damals die Japaner waren, die Pearl Harbor angegriffen haben und jetzt gehören sie zu den begeisterten Besuchern. Wobei ich auf der anderen Seite sagen muss, dass das doch schön ist. Es zeugt davon, dass auch Fehler aus der Vergangenheit verziehen werden können und die nächste Generation nicht mehr darunter leidet. Zwar wird kein Amerikaner und wohl auch kein anderer Bewohner der Welt je vergessen was passiert ist und doch … geht das Leben weiter.“, sprach der Australier und schlenderte mit Holly den Mittelgang entlang in Richtung Gedenktafel, die am Ende aufgestellt worden war. „Vielleicht hast du Recht. Dennoch haben die Verstorbenen doch auch ihre Ruhe verdient.“, hob sie ihre Schultern. Dem gab es nichts mehr hinzuzufügen. Stattdessen nickte Fin. Sein Handy vibrierte, weshalb er einen kurzen Blick darauf warf. „Oh. Alex und Grace kommen nachher nach Kapahulu. Wir sind zum Essen eingeladen.“, lachte Finley auf. „Okay … aber was ist Kapahulu.“ Finley hob seine Schulter. „Ich habe überhaupt keine Ahnung.“ Die Beiden lachten. „Im Grunde sind wir nur Touristen.“, stellte Holly fest. „Bedauerlicherweise hast du voll und ganz Recht, aber hey, wir machen uns doch echt gut in der Touristenrolle.“, meinte Finley und knipste mit seinem Handy ein kleines Foto von Holly. „Hey, keine Fotos!“, beklagte sie sich. Fin schloss ein Auge. „Nur ein kleines für Alex.“, klärte er sie auf und schickte die Bildnachricht schon in Richtung seines großen Bruders. „Aber es bleibt bei dem einen.“, betonte sie energisch. „Das werde ich dir garantiert nicht versprechen.“, nickte Finley und führte sie weiter in Richtung Absperrung um einen kleinen Blick hinab in das Meer zu werfen. Ein paar Orchideen trieben durch das Meer und sammelten sich auf einem kleinen, runden Regebogen der sich mitten im Wasser gebildet hat. „Was ist das?“, fragte Holly nach und neigte ihren Kopf zur Seite. Vereinzelt tauchten diese kleinen Tropfen auf und trieben im Wasser entlang. Finley blätterte durch seinen Reiseführer und zitierte aus diesem: „ Das damals gesunkene Schiff USS Arizona wurde, wie auch die mit dem Schiff gesunkene Besatzung nie geborgen und liegt heute als Gedenkstätte immer noch auf dem Grund von Pearl Harbor. Das Öl, das noch heute aus dem Wrack austritt und das man an der Wasseroberfläche beobachten kann, wird auch ‚Träne der Arizona’ genannt.“ Sein Blick wanderte in die Tiefe des Meeres. Deutlich waren die Konturen des Schiffes zu erkennen. Er atmete tief durch. „Sie weint also noch immer.“, flüsterte Holly ein kleines bisschen gerührt und platzierte ihre Hand auf der Brust über ihrem Herzen. „Scheint fast so….“, murmelte Finley und ein wenig fröstelte ihm bei den Gedanken, dass dort unten mitunter so viele Leichen lagen. Apropos. Just in dem Moment glitt sein Blick zu der gewaltigen Gedenktafel, auf die sie nun zusteuerten. So viele Namen waren darauf verzeichnet. So viele Seele, die damals ihren Tod gefunden hatten. Fin und Holly blieben eine ganze Weile vor der Tafel stehen. „Ruhet in Frieden…“, flüsterte Holly und faltete ihre Hände um ein kleines Gebet für die Verstorbenen zu sprechen. Mit trauriger Miene überflog Finley die Namen auf der Gedenktafel und nickte. Es war schwer sich wieder zu lösen und in das Hier und Jetzt zurück zu kehren. Mit gesenkten Köpfen schlenderten die Zwei wieder durch den Mittelgang zurück. Zufällig glitt Finleys Blick über einige tuschelnde Leute, die mit großen Augen in ihre Richtung starrten. „Komm wir fahren zurück … immerhin müssen wir uns auf die Suche nach Kapahulu machen.“, murmelte er in die Richtung von Holly und spannte sich automatisch an. Ganz automatisch begann auch er sich Sorgen zu machen. Holly hatte glücklicherweise noch nichts bemerkt, schlenderte stattdessen neben ihm her, atmete die angenehme Meeresluft ein. Auf dem Boot, das sie zurück zum Festland bringen sollte, zog er Holly sofort zum hintersten Teil und hoffte innständig, dass am Hafen noch keine Paparazzi lauerten… Kapitel 28: VII. Episode: Friendship (28) ----------------------------------------- Glücklicherweise hatte sich seine Vermutung nicht bestätigt: Am Ufer wartete kein Paparazzo und auch kein Fan, der ein Autogramm forderte. Holly und Fin konnten ohne entdeckt zu werden den Hafen verlassen, um sich in Richtung Kapahulu zu begeben, wo hoffentlich Alex und Grace bereits auf sie warteten. Finley blätterte durch seinen Reiseführer, suchte mit den Fingern einen Fleck auf dem Reiseführer und seufzte zwischenzeitlich immer wieder leise auf. Holly atmete tief durch und warf ihm einen pikierten Seitenblick zu. „Wir hätten auch ganz einfach ein Taxi nehmen können. Oder wir rufen uns wenigstens jetzt eines. ODER du gibst endlich zu, dass du keine Ahnung mehr hast, wo wir sind und das wir uns hier verlaufen haben.“, murmelte sie und blieb abermals stehen um sich den Sand aus den Flip Flops zu kippen. Finley schnaubte. „Wir haben uns nicht verlaufen. Ich weiß genau wo wir sind.“, beharrte der junge Mann entschieden und schüttelte energisch seinen Kopf. Er wollte partout nicht zugeben, dass Honolulu nicht so übersichtlich war, wie zuerst erhofft. Holly verschränkte ihre Arme vor der Brust und ließ ihren Blick schweifen. Die Sonne sank langsam in Richtung Horizont, der Feierabend war eingeläutet und so liefen die einen freudig zum Strand um den Abend zu genießen, während sich andere auf den Weg in die kleinen Bistros oder edlen Restaurants machten. Viele gelbe Schirme waren überall im Sandstrand aufgespannt und die Menschen lachten, schwatzen und genossen den Tagesausklang. Einige Surfer kamen aus dem Wasser zurück, andere schrubbten gerade ihr Board um sich gleich drauf in die Wellen zu stürzen. Überall waren die farbenprächtigen Surfbretter in den Sand gesteckt und einige Palmen verzierten diesen Strandabschnitt zusätzlich. Gerade ragten sie in den Himmel und warfen ihre Schatten auf den Boden. Direkt am Strand grenzten die großen Hochhäuser an – der Feierabendverkehr hatte soeben eingesetzt und so schallte immer wieder ein Autohupen die Straße entlang. „Finley, wir können uns doch wirklich ein Taxi nehmen…“, jammerte Holly und trat von einem Fuß auf den Anderen. „Was denn… wir sind zumindest schon mal in Waikiki, also muss Kapahulu hier irgendwo sein… die Avenue kann ja auch nicht so schwer zu finden sein.“, beschwerte er sich leise. Störrisch wie ein Esel sah er sich um und bemerkte dabei ganz genau mit was für einem Blick Holly ihn bedachte. Die Augenbrauen zusammengezogen, die Lippe schmollend nach vorne geschoben und zudem die Arme vor der Brust verschränkt. „Wir finden das schon. Also los.“, stieß er aus und marschierte auch schon wieder los. Wirkliche Begeisterung kam nicht auf. Vor allem nicht bei Holly, da sich schon wieder mit einem lauten Magenknurren ihr Magen zu Wort meldete. „Wir können doch wenigstens vorher ein Shaved Ice essen gehen. Oder irgendwie sowas in der Art. Wir sind jetzt seit einer Stunde auf der Suche nach Kapahulu und die Lachssemmel von Pearl Harbor ist auch schon lange aufgegessen.“, maulte Holly ein kleines bisschen. Gerade erinnerte ihr Flunsch,  an den eines kleinen Kindes. Sie war absolut nicht amüsiert und so lange Fußmärsche auch gar nicht mehr gewöhnt. Mittlerweile waren sie und Finley seit 5 Stunden in Honolulu unterwegs! Eine kleine Ewigkeit für die Sängerin. „Aber wir treffen uns doch zum Essen gehen.“, murmelte Finley. Holly atmete tief durch. Männer! Er konnte UND wollte sie gerade eindeutig nicht verstehen! Sie fiel hier in ein gigantisches Hungerloch und das alles nur weil der Herr nicht zugegeben konnte, sich verlaufen zu haben!! „Dann lass uns wenigstens Alex anrufen, damit er uns abholen kann.“ Finley reagierte auf die Worte gar nicht mehr, sondern schritt erhobenen Hauptes weiter! Holly brummte auf. „Männer…“, murmelte sie kopfschüttelnd, versenkte ihre Hände in den Hosentaschen und folgte Finley, wobei sie zuerst einen kleinen Stein aus dem Weg kickte.   Auch an einer anderen Stelle gestaltete sich der Weg zum Treffpunkt nicht gerade einfach. Immer wieder hupte ein Wagen, irgendwo in der Reihe hinter ihnen und wie jedes Mal seufzte Alex genervt auf. „Nein, es ist noch nicht stressig genug, im Stau zu stehen, da brauch ich auch noch so einen lästigen Kerl hinter mir, der meint, dass durch irgendwelche übertriebenen Geräusche alles besser wird.“, brummte er vor sich hin und massierte sich seine Nasenwurzel. Der leichte Druck in seinem Kopf ließ sich leider nicht verscheuchen  und doch hielt sich Alex wacker, fuhr die Kapahulu Avenue entlang, um zum Treffpunkt zu gelangen. Grace streckte neben ihm ihre langen Beine aus dem heruntergekurbelten Autofenster und tippte irgendwelche Nachrichten auf ihrem Handy ein. Alex schwieg die ganze Zeit, konnte sich aber ein Zähneknirschen nicht verkneifen. Normalerweise dauerte die Fahrt über die Kapahulu Avenue nur fünf Minuten … im Moment waren sie bei zwanzig, weshalb Alex erneut genervt aufseufzte und leise einen Fluch von sich gab. Endlich, nach einer halbe Ewigkeit parkte Alex mit einem tiefen Durchatmen den Wagen vor dem „Ono Hawaiian Foods“. Seinen Kopf legte er wenigstens ein paar Momente auf dem Lenkrad ab und versuchte erneut die dröhnenden Kopfschmerzen zu verbergen. „Ist alles okay?“, fragte Grace leise und neigte ihren Kopf zur Seite. Besorgt betrachtete sie ihren Schauspielkollege, war allerdings schon im Begriff sich abzuschnallen, hielt aber in der Bewegung inne. „Ja. Nur Kopfschmerzen. Aber das wird schon.“, winkte er ab und versuchte mit einem kleinen Lächeln die Situation zu entspannen. Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte die Asiatin ihren Kollegen und war sich nicht sicher, ob sie seinen Worten wirklichen Glauben schenken konnte. „Bist du sicher, dass du etwas Essen gehen willst?“, wollte Grace wissen. Alex nickte. „Ja, hoffentlich sind Fin und Holly schon hier.“, murmelte er und schwang sich aus dem Wagen. Grace seufzte. „Männer…“, murmelte sie leise und folgte ihm, platzierte genau wie Alex eine Sonnenbrille auf der Nase und hoffte innerlich, dass sie niemand enttarnen würde. Alex sah sich um. Keine Spur von Holly und Fin. „Kannst du ihm schreiben, dass wir uns im Bailey’s Antiques & Aloha Shirts treffen?“ Grace nickte und tippte wieder mit flinken Fingern eine Nachricht an Finley, der gar nicht mehr so weit von ihnen entfernt war.   Leise vor sich hin maulend folgte Holly dem jungen O’Lachlan und versuchte den Schmerz in ihren Füßen irgendwie zu verbergen. „Hier ist nur Sand, Meer und Palmen!! Wo suchst du dir bitte deine Orientierungspunkte? Ich dachte Kapahulu ist leicht zu finden!!“, rief sie ihm zu und blieb erneut stehen. Die Diva war es eindeutig nicht gewöhnt so lange Stücke zu laufen. Aus dem Grund schnaubte sie einmal genervt und zupfte einen Haargummi aus ihrer Hosentasche. Sie flocht sich ihre Haare zu einem etwas unordentlichen Zopf und funkelte Finley über den Rand ihrer Brille hinweg zornig an. „Na ja, zumindest haben wir ja den Standort von Alex und Grace.“, lächelte er flüchtig und wedelte mit seinem Handy herum. „Spitze. Ist ja auch so mini die Stadt, dass wir ein kleines Geschäft mal einfach so finden.“, murrte Holly und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Schreib ihm endlich, dass wir uns verlaufen haben und irgendwo am Strand von Waikiki sind, oder ich tu es.“, drohte sie ihm hemmungslos und starrte ihm nach wie vor sehr zornig entgegen. Ihr reichte es jetzt wirklich! Der Tag hatte so gut begonnen und sollte so garantiert nicht enden! „Aber …“ „Lass deinen verdammten Stolz.“ „Alex wird mich auslachen! Das hat nichts mit Stolz zu tun! Außerdem können wir doch noch einen kleinen Weg versuchen…“, wehrte sich Finley und ließ seinen Blick schweifen. Ganz in der Nähe war eine Brücke die über eine Schneise des Meeres führte Ein kleiner Meerarm führte nämlich direkt in die Stadt. Oder war es gar umgekehrt? Ein Fluss mündete im Meer? Holly war es egal. Sie war jetzt zickig! „Ruf Alex an!“, knurrte sie ihm zu. Warum mussten manche Männer so schrecklich schwer vom Begriff sein. Finley seufzte und wählte die Nummer. „Ist ja schon gut.“ Holly schlüpfte aus ihren Schuhen und wanderte hinüber zum Meer, das leicht schäumte um ihren Füßen eine kleine Entspannung zu gönnen. Finley ließ sich nach dem Telefonat in den Sand sinken und beobachtete die Sängerin. Im Moment schien gar niemand zu merken, wer da gerade durch das Wasser wanderte.       Alex schlenderte grinsend über die Brücke. Schon von oben hatte er Holly erblickt, die sich die Beine etwas abkühlte. Er schmunzelte und pfiff seinem Brüderchen zu. Finley ließ die Schultern hängen. „Wehe du lachst.“ „Ich lach doch gar nicht. Aber du weißt schon, dass Kapahulu gleich nach der Brücke ist und auch der Laden ist dort.“, grinste Alex breit und klopfte seinem Bruder auf die Schultern. Finley verzog sein Gesicht „Ich wusste es doch.“, grummelte er vor sich hin. Alex ging einfach an ihm vorbei und steuerte auf Holly zu, die ihm den Rücken zugekehrt hatte. Die Arme hinter dem Kopf gekreuzt und die Augen geschlossen ließ sie sich die wärmende Abendsonne auf die Haut scheinen. Mit etwas Entfernung blieb er stehen und sah sich skeptisch um. Man wusste nie wo der nächste Paparazzo lauerte. Er seufzte auf. Und wagte es schließlich doch. Sanft legte er seine Hände auf ihren Schultern ab, rechnete gar nicht mit ihrer Reaktion. Vollkommen in ihrer Gedankenwelt versunken zuckte Holly zusammen, als sie unerwartet berührt wurde! Panisch riss sie sich los, wich zurück und verlor im Wasser das Gleichgewicht! Erschrocken riss Alex die Augen auf, als sie doch glatt mit den Armen ruderte. Instinktiv streckte er ihre Hand aus und wollte Holly noch festhalten. Leider vergeblich, denn Holly nahm ihn mit sich ins Wasser … Kapitel 29: VII. Episode: Friendship (29) ----------------------------------------- Finley war aufgesprungen und beobachtete mit großen Augen wie Holly und Alex im Wasser landeten. Überfordert blickte Alex in die weit aufgerissenen Augen von Holly, die vor ihm im Wasser hockte. Immer wieder sorgte eine Welle dafür, dass sich ihre Körper bewegten und die Sonnenbrillen waren dank dem Sturz im Wasser gelandet. „Buh …“, murmelte Alex und versuchte die Situation wenigstens ein bisschen komisch darzustellen. Mit mäßigem Erfolg. „Lass uns gehen!“, stieß Holly aus und rappelte sich triefend nass auf. Hastig watete sie aus dem Wasser und huschte mit gesenktem Kopf den Strand entlang. Erst jetzt realisierte Alex, dass sich sämtliche Blicke auf sie gerichtet hatten und natürlich wuchs das Unwohl sein in ihm. Deshalb stand er rasch auf und folgte Holly, ebenso wie Finley, der bereits nach einem Taxi pfiff. Alles ging so schnell. So ohne Emotionen. Verbissen hockten der Schauspieler und die Sängerin nebeneinander und stiegen nur wenige Momente später – noch immer triefend nass – in Alex‘ Wagen um. Finley blieb zurück um Grace einzusammeln. Alex seufzte und schlängelte sich durch den Straßenverkehr. „Es tut mir Leid … ich habe nicht damit gerechnet, dich so zu erschrecken.“, begann er nach mehreren Minuten des Schweigens zu Sprechen. Holly seufzte auf und rutschte hin und her. Ihr nasse Kleidung klebte an ihrem Körper und an den Ledersitzen des Autos. Überaus unangenehm war das Gefühl. „Sprichst du jetzt nicht mehr mit mir?“, fragte Alex nach, als von Holly keinerlei Reaktion kam. „Doch. Ich … hatte gerade nur Angst, dass wir gleich wieder irgendwelche Paparazzi an uns kleben haben und ich wieder so eingesperrt werde.“, seufzte Holly auf und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht, um den leicht zerlaufenen Mascara zu entfernen. „Hey. Ich lass nicht zu, dass du eingesperrt wirst…“, schenkte Alex ihr ein aufmunterndes Lächeln und streckte seine Hand aus. Sanft streichelte er über ihren Oberschenkel und kniff sie ganz leicht. „Du bist übrigens sehr schreckhaft.“ Holly streckte ihm die Zunge raus. „Dein Bruder hat mich die ganze Zeit durch die Gegend gescheucht und da hab ich mir mal fünf Minuten Ruhe gegönnt und was passiert? Du erschreckst mich zu Tode, weil ich mit irgendeinem Paparazzo gerechnet habe!“, maulte Holly etwas. „Ich versteh …“, nickte Alex verständnisvoll. „Ich mach dir ein Angebot, Holly. Wir fahren zum Haus zurück, ziehen uns um und gehen spazieren.“ Sie schüttelte ihren Kopf. „Spazieren … dann sitzen wir nur wieder auf dem Präsentierteller.“ „Es gibt einen abgesperrten Strandabschnitt. Ist zwar nur sehr überschaubar, aber mit Sicherheit werden wir dort nicht belästigt. Okay. Komm schon. Okay… okay?“, gab er nicht klein bei und drückte leicht in ihren Oberschenkel. Holly lächelte etwas und versuchte seine Hand beiseite zu schieben. „Guck auf die Straße.“, forderte sie. „Erst wenn du okay sagst…“, zwinkerte er ihr zu. „Okay! Okay! Nur guck auf die Straße!“, lachte sie auf und deutete etwas energischer aus dem Fenster. Alex tat wie ihm befohlen und lenkte den Wagen weiter durch den Straßenverkehr. Dabei warf er immer wieder einen kleinen Blick zu Holly. „Hattest du einen schönen Tag mit Fin?“, fragte er schließlich. „Ja. Wobei er ja ein ganz schön redseliges Kerlchen ist.“ Alex lachte. „Oh ja. Sein finisch hat schon so manche Menschen um den Verstand gebracht.“, zwinkerte er Holly zu. Die junge Frau zupfte etwas an ihrer nassen Kleidung und sah aus dem Fenster. „Was ist los?“, wollte er leise wissen. „Nichts. Ich habe nur extreme Fußschmerzen und freu mich drauf aus der nassen Kleidung raus zu kommen.“, murmelte sie und versank wieder ein bisschen in ihrer Gedankenwelt. Alex unterließ es sie nochmal anzureden. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Holly gerade ein kleines bisschen Ruhe brauchte. So brausten sie weiter durch die Straßen von Honolulu.   Frisch angezogen trafen sich die Zwei zum Spazieren. Finley hatte sich nur kurz gemeldet um seinem Bruder mitzuteilen, dass er noch mit Grace aus ging. So hatten Holly und Alex den Abend für sich. Über den Himmel zogen einige Wolken hinweg, die sich im untergehenden Sonnenlicht violett färbten. Heute schien die Sonne ganz besonders mit den Farben zu spielen. Sie tauchte O’ahu in ein ganz besonders angenehmes Licht. Nur der leichte Wind deutete auf ein herannahendes Gewitter hin. Die ersten Lichter der Stadt erstrahlten und das Nachtleben konnte beginnen. Alex hatte seinen Arm um Hollys schmale Schultern gelegt und schlenderte mit ihr über das entlegene Stückchen Strand, das zumeist von keiner Menschen Seele besucht war, was wohl daran lag, dass es Privatbesitz war. Keanu Reeves hatte sich vor einigen Jahren nach Honolulu zurückgezogen und einen ganzen Landstrich gekauft. Beide Männer kannten sich flüchtig und so durfte Alex den Strand auch mitnutzen, solange er nicht irgendwelche Paparazzi oder Fans anschleppte. Die nackten Füße von Holly und Alex vergruben sich stellenweise im Sand. Alex atmete tief durch, schnupperte den angenehm salzigen Duft des Meeres und vor allem Hollys Geruch. Sie roch ein bisschen nach Brombeere. Einfach verführerisch. „Du hast mir heute den ganzen Tag sehr gefehlt…“, raunte er ihr zu und drückte ihr einen kleinen Kuss auf die Schläfe. „Du mir auch… wobei es mit Finley auch ganz nett war. Ich habe eine Menge von Honolulu erlebt. Allerdings wärst du mir als Begleiter lieber gewesen.“, meinte sie zu ihm. „Ich wäre auch gerne bei dir gewesen.“ Er seufzte auf und zog die Augenbrauen zusammen. „Alles okay? Du wirkst gerade so eigenartig…“ Holly blieb stehen und hielt Alex zurück. „Ach. Ich habe manchmal das Gefühl so schwach zu sein. Immer wieder keimt der Wunsch nach Schmerzlinderung auf.“, gestand er Holly zögerlich und schloss seine Augen um gleich darauf wieder in ihre großen braunen Augen zu sehen. Fragend blickte sie zu ihm entgegen, wobei ihm so viel Wärme entgegen strahlte. „Hast du denn Schmerzen?“, wollte sie ehrlich und ein wenig besorgt wissen. Sie wollte nicht, dass es Alex schlecht ging. „Ich weiß es nicht. Ich habe vergessen wie sich Schmerzen wirklich anfühlen und manchmal glaube ich einfach welche zu haben und im nächsten Moment bin ich mir nicht mehr sicher.“, sprach er zu ihr. Die Worte kamen ihm sichtlich schwer über die Lippen. Holly strich ihm über die Wange und hauchte ihm einen kleinen Kuss entgegen. „Das Leben ist schon verdammt schwer, wenn du mich fragst. Früher war alles so einfach. Man hat gemerkt, wenn was weh getan hat. Man konnte alleine an den Strand gehen ohne nach einer entlegenen oder abgesperrten Stelle zu suchen. Das Leben ist einfach kompliziert geworden und ich sehne mich einfach nur noch nach etwas … Frieden und Harmonie und … der Einfachheit. Wo hast du Schmerzen, wenn du glaubst, welche zu haben?“ Alex strich ihr zärtlich durch die Haare. „Schulter …“, seufzte er. Holly nickte und ließ ihre Hand über seine Schulter gleiten. Dort ruhten ihre zierlichen Finger. Alex legte eine Hand auf die ihrige und ließ die Augen wieder zufallen. „Oh Holly, du tust mir so unglaublich gut.“, seufzte er auf. „Nein, du bist gut für mich. Du hast mir gezeigt wie schön es ist wieder zu lächeln.“, flüsterte sie ihm zu und stellte sich auf ihre Zehenspitzen. Liebevoll drückte sie einen Kuss auf seine Wange. Alex Finger glitten zu ihrer Hüfte, dort ruhten seine Hände. „Wie geht’s dir eigentlich?“, fragte er nach und sah hinab auf ihren Bauch. Immer wieder verdrängte er, bald schon Vater zu werden. Das alles war noch so unwirklich für den Australier. Holly atmete tief durch. „Gut. Ich begreife es noch immer nicht.“ Alex lachte auf. „Ja, das geht mir genauso. Aber hey, spätestens in neun Monaten haben wir das kapiert.“ Holly schüttelte lachend ihren Kopf und schlang ihre Arme um Alex Schultern. „Ich hoffe dass wir das früher kapieren. Immerhin müssen wir uns auf das Baby irgendwie vorbereiten und noch haben wir ganz andere Sorgen.“ Alex verzog das Gesicht. „Lass uns nicht weiter an die Papparazzi denken. Außerdem geht es niemanden etwas an, was wir füreinander empfinden. Wir sind jetzt hier und glücklich und bald haben wir einen kleinen Urlaub miteinander. Ja? Wir genießen jetzt einfach die Zeit, nachdem die letzten Monate so stressig waren. Ich bin froh bei dir zu sein… und möchte deine Nähe noch ein bisschen mehr genießen.“, raunte er ihr zu und verteilte ein paar Küsse auf ihrem Hals. Holly lachte auf und legte ihren Kopf in den Nacken. Ihr entwich ein genüssliches Seufzen. „Aber nicht schon wieder am Strand. Die letzten Bilder haben ehrlich gereicht.“, raunte sie ihm zu. Alex grinste und stahl sich einen Kuss. „In Ordnung. Dann … entführ ich dich jetzt einfach, Miss Shepard!“, stieß er aus und schon hielt er sie auf dem Arm. Holly kicherte verlegen und hielt sich an Alex etwas fest und holte einmal tief Luft. „Bring mich in meine Höhle, mein starker Mann…“, wisperte sie ihm zu. Schmunzelnd trug er sie zurück zu seinem Haus um sie auf weiche Polster zu betten und die Nacht mit ihr zu genießen Mit Holly konnte er sich fallen lassen und einfach die Welt wieder genießen.   Alle Menschen, die du im Leben triffst, haben eine Bedeutung. Alle sind wichtig, auch wenn einige dich Enttäuschen. Denn von den einen lernst du. Und Andere sind dazu bestimmt, dich bis zum Schluss zu begleiten!             Kapitel 30: VIII. Episode: Feel this (30) ----------------------------------------- Seit inzwischen zwei Monaten lebte Holly nun schon bei Alex. Es war selbstverständlich geworden, dass die junge Miss Shepard im Hause des bösen Wolf wohnte – so wurde Alex von den Zeitungen betitelt. Mittlerweile hatten die Papparazzi nämlich Wind davon bekommen, bisher aber keine verdächtigen Fotos knipsen können. Im Moment gab es auch nur ein Bild, das Holly wirklich beschäftigte: Das Ultraschallfoto ihres kleinen Babys, das in ihr heran wuchs und schon jetzt für viel Freude sorgte! Auch davon ahnte die Außenwelt noch nichts und Holly und Alex waren sich einig: So lange es ging, wollten sie es auch verbergen. Es war schließlich ihr Privatleben! Alex trug mittlerweile zwei Sachen bei sich. Ein iphone auf dem er sich Videos angucken konnte und ein Ultraschallfoto seines Kindes. Auf dem iPhone befand sich ein Song nur für ihn. Holly hatte ihn aufgenommen und Finley hatte sie gefilmt. Immer dann, wenn es ihm schlecht ging und er von ihr getrennt war konnte er sich sein Privatvideo anschauen und jedes Mal aufs Neue war er schrecklich erleichtert, dass ihm diese kleine Sängerin einst begegnet war. Es hatte sich Vieles verändert. Während einer Pressekonferenz hatten sich Holly und Alex offiziell zueinander bekannt und obwohl die Hassanrufe und Drohungen noch zunahmen hielten beide fest zusammen. Finley unterstütze seinen Bruder wo es nur ging und unternahm eine Menge mit Holly. Die Beiden erkunden zusammen die ganze Stadt und je öfter sie um die Häuser zogen, desto mutiger wurde Holly. Oft verzichtete sie auf Sonnenbrillen, verriet ihrem Bodyguard nicht, wo sie sich befand und begann einfach zu leben. Das Wochenende hielt für Alex und Holly etwas Besonders bereit. Während Finley und Grace die sturmfreie Bude genossen hatten sie sich bereits am Vormittag auf einen kleinen Wochenendtripp zur „Big Island“ aufgemacht. Dort fand unter anderem ein Songevent statt, auf dem auch Holly einen neuen, noch geheimen Song präsentieren wollte Zwei Abende viel Musik und Alex mittendrin. Natürlich waren auch für Tagsüber einige Unternehmungen geplant, aber Holly freute sich ganz besonders auf die Abende, da sie endlich wieder ein paar Freunde aus der Musikbranche treffen würde. Alles in allem war es eine sehr exklusive Veranstaltung. Eine sogenannte Acoustic Session mit nur 90 Plätzen. Nur wenige Künstler waren bereit ohne Mikrofon ihre Songs zu präsentieren. Somit waren Eintrittskarten besonders teuer. Unter anderen wurde Marcus Mumford – gemeinsam mit seiner Band – erwartet, aber auch Brandi Carlile und viele Andere. Und auch eine ganz besondere Person wurde erwartet: Amelia Todd. Gemeinsam mit ihr hatte Holly schon viele Höhen und Tiefen erlebt. Aus den Songs sollte eine CD entstehen, dessen Erlös einer Kinderhilfsorganisation gespendet wurde. Schon seit Monaten war Holly sehr nervös, denn diese Events waren für sie etwas sehr besonders. Alex beobachtete sie besonders gerne, wenn sie davon träumte und sich vorbereitete… Am Morgen des 29. Juni war es so weit: Holly und Alex starteten zu diesem bedeutsamen Wochenende. Das erste Mal traten sie offiziell als Paar in der Öffentlichkeit auf! Das erste Mal sollte Alex jenen Menschen begegnen, die Holly auch als Freunde betitelte. Alles in allem wartete ein spannendes Wochenende auf die Zwei, bevor es in nur wenigen Wochen in die Toskana gehen sollte.       Der Flug von Honolulu nach Hilo dauerte nur 49 Minuten. So blieb kaum Zeit die Annehmlichkeiten der First class zu genießen. Alex – der die Nacht zuvor gearbeitet hatte – döste etwas vor sich hin und Holly guckte interessiert aus dem Fenster. Sie freute sich bereits auf die größte Insel von Hawaii. Allgemein galt „The Big Island“ als die größte Insel der gesamten vereinigten Staaten. Eigentlich verblüffend, dass nicht Hilo, sondern Honolulu als Hauptstadt auserkoren worden war. Die Insel bestand aus fünf großen Vulkanen. Den erloschenen Kohala und dem ebenfalls erloschenen Mauna Kea, allerdings auch den beiden aktiven Vulkanen Mauna Loa und Lilauea. Beim fünften Vulkan war – Hualalai – waren sich die Wissenschaftler wohl noch nicht einig. Holly strich sich eine ihrer langen Haarsträhnen aus dem Gesicht und klebte förmlich mit der Nasenspitze an der Fensterscheibe. Die Vorfreude hatte sie vollends gepackt, weshalb sie gerade das ovale Fenster verfluchte. Am liebsten hätte sie sich gleich in die Fluten gestürzt um die schwarzen Sandstrände zu erkunden. Big Island war genau wie O’ahu so voller Abenteuer, dass es die Sängerin kaum noch erwarten konnte. Unruhig rutschte sie auf ihrem Sitz hin und her, weshalb Alex ein kleines Brummen von sich gab. „Du kannst mich auch nicht schlafen lassen…“, murmelte er vor sich hin. „Irgendwann müssen wir ja mit dem Üben beginnen.“, scherzte Holly und piekte ihm in die Seite, bevor sie wieder nach draußen guckte. Endlich tauchte die Insel vor ihnen auf! Ein wenig Ähnlichkeit mit einer Schildkröte war durchaus erkennbar. Holly begann zu lächeln. „Wir sind da.“ „Das Flugzeug ist noch in der Luft und noch nicht in Hilo gelandet, oder?“, fragte er brummend nach. „Trotzdem sind wir da. Jetzt guck doch mal.“ Wieder piekte sie ihm in die Seite und unternahm keinerlei Anstalten den Schlafbedürftigen schlafen zu lassen. Viel zu aufgeregt war Holly inzwischen und leider bemerkte das auch Alex. Er öffnete ein Auge, schmatzte etwas und schielte aus dem Fenster. Just in diesem Moment leuchteten die Anschnallzeichen auf und die Stimme der Stewardess ertönte. „Siehst du. Ich sagte doch Wir sind da.“, lachte Holly auf und sie klatschte doch glatt einmal in ihre Hände. Ihre Euphorie reichte aus um Alex ein kleines Lächeln zu entlocken. Dennoch streckte er sich erst mal ausgiebig und lockerte de verspannte Muskelpartie. Er gähnte genüsslich und schielte wieder nach draußen, um die immer näher kommende Insel in Augenschein zu nehmen. Einige Wolken hingen noch sehr tief über den zerklüfteten und bemoosten Felsen der Küste. Ein Regenbogen hatte sich gebildet und hieß die Fluginsassen ‚Willkommen‘. Holly lächelte noch eine Spur breiter, als sie wieder zu Alex blickte hatte er doch glatt seine Augen geschlossen. Mit dem Zeigefinger stach sie ihm in die Wange. Alex schielte zu ihr hinüber. „Sind wir heute vielleicht ein wenig kindisch?“, fragte er nach. „Möglich.“, hob sie ihre Schultern und sah wieder nach draußen. An diesem fabelhaften Ausblick konnte sie sich gar nicht satt sehen. Der Regenbogen der im kristallblauen Wasser endete und dazu die unglaubliche Landschaft. Erst nach ein paar Momenten rückte der Flughafen von Hilo in ihr Sichtfeld. Holly schmunzelte. Der Flughafen von der Stadt Hilo lag mitten im Grünen. Ein paar Wälder rings herum, aber ansonsten nur eine lange Wiese und die lange Teerstraße. Erst ein ganzes Stück weiter tauchten die Häuser der Stadt aus. Doch sie unterschieden sich erheblich von denen in Honolulu. Es waren keine Hochhäuser, sondern die ganze Stadt wirkte wie eine kleine, idyllische Vorstadt in einem großen Wald, an einem Berg und natürlich mitten am Meer! Verzaubert seufzte Holly auf und drückte ihre Nasenspitze wieder gegen das Glas. Alex beobachtete sie ein bisschen und streichelte zärtlich durch ihre Haare. Es ruckelte noch ein paar Mal, bevor die Maschine auf dem Boden aufsetzte. Jetzt waren sie offiziell auf der großen Hawaiiinsel! Hier war alles anders als auf O’ahu. Der Flughafen war fast leer. Nur wenige Menschen strömten aus der kleinen Maschine, denn hier war nur ein Zwischenstopp. Auch die ganze Flughafenhalle war deutlich leere. Es gab nur halb so viele Geschäfte und nur vereinzelt tauchten die Blumenmädchen auf um mit ihrem gewöhnten „Aloha“ die Besucher zu begrüßen und um ihnen eine farbenprächtige Lei um den Hals zu legen. Interessiert musterten einige Menschen Holly und Alex, deren offenes, gemeinsames Auftreten für Tuschelein sorgte. Keiner des Paares kümmerte sich darum. Stattdessen begaben sie sich auf den Weg zur Gepäckausgabe und danach zum Ausgang um nach einem Taxi zu suchen.   Eine junge Frau mit einer Ukulele stand am Rande des Flughafens und schmetterte einen Song nach dem anderen. Ein paar Momente lauschte Holly diesen Klängen. Alex verstaute die beiden Taschen im Kofferraum des Taxis und öffnete Holly die Tür. Noch immer guckte sie durch ihre Sonnenbrille zu der Sängerin. „Honey…?“, fragte Alex abwartend. Holly atmete tief durch und löste sich von den Anblick, um sich kurz darauf im Taxi wieder zu finden. „Ab morgen begleiten uns wieder unsere Bodyguards. Irgendwie würde ich so gerne darauf verzichten.“, seufzte sie auf.  Immerhin war ihr Bodyguard derzeit nicht Brandon! „Es werden viele Fans vor den Türen erwartet. Nur wenige haben Zutritt und natürlich will jeder etwas von deiner fantastischen Stimme hören.“, raunte Alex und drückte ihr einen kleinen Kuss auf die Handfläche. Das Taxi fuhr an und glitt mühelos in eine Lücke der Autoscharr. „Ach hör auf. Die Leute können sich auch einfach meine CD kaufen, das reicht voll und ganz aus.“, nickte Holly. „Na ich weiß nicht. Du hast ja einen neuen Song angekündigt. Den durfte bisher nicht mal ich hören.“, murmelte Alex und schürzte etwas angesäuert seine Lippen. „Das hat auch einen Grund und jetzt schhhhht, ich muss da jetzt raus gucken.“, grinste sie und beobachtete im gleichen Atemzug die unglaubliche Umgebung, die an ihnen vorüber zog. „Wo übernachten wir eigentlich?“, fragte Alex mit einem Mal. „Lass dich überraschen.“, summte Holly gut gelaunt. Der Taxifahrer warf einen kleinen Blick in den Rückspiegel. Schweigend, aber durchaus interessiert betrachtete er das Paar, das in den vergangenen Monaten für einige Schlagzeilen gesorgt hatte. Gekonnt ignorierte Alex diesen Blick und sah lieber aus dem Fenster. Holly weigerte sich sowieso gerade zu sprechen, war viel zu sehr damit beschäftigt Eindrücke zu sammeln! Mit einem kleinen frechen Grinsen begann er ein bisschen mit ihren Haaren zu spielen. Sanft streichelte er durch die Strähnen und berührte ihren Nacken. „Hörst du auf…“, murmelte Holly und versuchte seine Hand beiseite zu schieben. Allerdings ließ sich Alex nicht so leicht von seinem Vorhaben abbringen. Erneut berührte er ihren Nacken. Holly zog den Kopf an. „Du weißt genau wie kitzlig ich bin.“, beschwerte sie sich. Mehr und mehr gewann Alex die Aufmerksamkeit von Holly und das trotz der imposanten Stadt! „Hmhm und ich weiß noch einige andere Sachen.“, grinste der Australier vor sich hin. Holly warf ihm einen kleinen Kuss zu und atmete zufrieden ein und wieder aus. Es war ja so unglaublich schon hier und vor allem zusammen mit ihm …  „Wirwerdenbeobachtet“, nuschelte sie sehr leise ohne Punkt und Komma. Alex seufzte und nickte. Der Taxifahrer konnte es eindeutig nicht sein lassen und so lehnte er sich lieber etwas zurück. Alex schloss mit einem kleinen Seufzen seine Augen. Erneut piekte ihm ein Finger in die Wange, weshalb er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Nach einer langen Fahrtzeit erreichten sie endlich das etwas abgelegene Hotel. Ein Luxushotel, das nur wenige kannten. Holly streckte sich ausgiebig und atmete die klare Luft ein, während Alex die Taschen aus dem Kofferraum holte und den Taxifahrer bezahlte. „Na wenn das nicht Miss Shepard ist…“, drang eine überaus markante Stimme an ihre Ohren. Männlich und rau – so als ob dazugehörige Person morgens mit Nägeln gurgelte – und der extrem britische Akzent ließ sich eindeutig nicht bestreiten. Augenblicklich wanderte Alex‘ Blick in die Richtung des Mannes, der mit einem breiten Grinsen auf sie zu schritt. Holly schob sich an Alex vorbei und sprang dem Unbekannten in die Arme…. Kapitel 31: VIII. Episode: Feel this (31) ----------------------------------------- Eine junge Frau geriet in Alex‘ Blickfeld, als seine Holly doch tatsächlich im Arm eines anderen lag. Die junge Frau, mit den kurzen wasserstoffblonden Haaren schüttelte ihren Kopf und verdrehte grinsend ihre Augen. Holly löste sich und umarmte sie genauso herzig. Freudig lachend, bevor sie Alex heran wank und sich seine Hand schnappte. „Alex, darf ich vorstellen, dass sind Marcus Mumford und seine Frau Carey Mulligan…“, lächelte sie freudig. „Marc, Carey, das ist … ähm … mein Alex.“ Holly drückte die Hand ihres Lebensgefährten, ließ ihn aber gleich los, als Marcus ihm die Hand reichte. „Wir haben schon eine Menge gehört…“, grinste er. „Und gesehen…“, fügte Carey hinzu und lachte einmal auf. Holly verdrehte ihre Augen und warf einen fragenden Blick zu Alex. Er hatte keine Ahnung, wer gerade vor ihm stand. Bedauerlicherweise war er nicht sonderlich bewandert in der Musikbranche. „Na da hat sich die kleine Miss Shepard ein besonders schweigsames Exemplar der Spezies Mann herausgesucht.“, scherzte Marcus. Holly schnitt ihm eine Grimasse. „Tzz, als wenn ich mir von dir jungem Hüpfer irgendwas sagen lassen würde.“, rollte sie mit ihren Augen. Marcus war ein paar Jahre jünger als sie und gerade derjenige der etwas triumphierender Grinste. Sein kariertes Hemd leicht geöffnet und mit der Wuschelmähne wirkte er frech und das spiegelte sich auch eindeutig in seinem Charakter wieder. Mit einem breiten Grinsen sah er von einem zum Anderen als Alex seine Sprache wieder fand. „Überfordert trifft es eher. Ich habe es bisher nicht erlebt, dass Holly in die Arme eines anderen springt.“, meinte er Schulterzuckend. „Gewöhn dich lieber an den Anblick, jetzt sind ja wird da…“, rief ein junger Mann, der einige Taschen heranschleppte. Holly begann wieder zu grinsen und boxte Alex in die Seite. „Das ist eine Band mit der ich schon oft zusammengearbeitet habe.“, flüsterte sie ihm erklärend zu. „Das sind ‚Country‘, Ben und Ted. Keine Sorge, die beißen nicht.“ „Wir Bellen nur.“, lachte der Mann mit den kurzgeschnittenen Haaren, der eine Gitarre mit sich herum trug. Alex konnte nicht anders, als auch ein wenig zu Grinsen. „In Ordnung, ich nehme euch beim Wort.“, nickte er ihnen zu und reichte jedem Einzelnen die Hand. Leider konnte er die Band noch immer keinem Song zuordnen. Er wagte es nicht, das zu sagen. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du hier wirklich aufkreuzt.“, sprach Carey. Bei ihrem Mann untergehackt schritt sie los. Ebenso setzte sich der Rest des kleinen Tross in Bewegung. „Ja. Ich habe auch lange mit mir gekämpft. Aber es ist ja nur einen Katzensprung von Honolulu entfernt. Ich hatte also keine so weite Anreise wie ihr.“, sprach Holly zu der britischen Band und zog die Augenbrauen leicht zusammen. „Das meinte ich eigentlich nicht.“, lächelte Carey und zog sich die Sonnenbrille von den Augen. Ein großes paar brauner Augen blitzte Holly entgegen. „Verstecken bringt da auch nichts. Wir werden ja doch gefunden.“, warf Alex ein. „Die Schattenseite des Ruhms… vor allem wenn es um Beziehungen geht können Paparazzi eklig werden.“, meinte der Mann, der auf den Spitznamen ‚Country‘ hörte. Alex seufzte. „Leider.“, flüsterte Holly und strich sich durch die Haare. „Dennoch ist es schön das du da bist und wir werden sicher eine Menge Spaß haben, nicht wahr.“, zwinkerte Ben und klopfte Alex freundschaftlich auf die Schultern. „Mit Sicherheit.“, nickte Holly und spürte wieder den fragenden Blick von Alex auf sich lasten. Drum schenkte sie ihm ein liebevolles Lächeln und organisierte lieber den Zimmerschlüssel. So trennten sich die Wege von ihnen, denn Holly und Alex waren in einem anderen Gebäudekomplex untergebracht. Allerdings war die Trennung nur von Dauer, denn schon am Abend begann der erste Teil der Acoustic Session.   Holly und Alex wurden nach draußen geführt. Von der Rezeption aus führte eine Holzbrücke in einen versteckteren Teil des Luxushotels. Ein kleiner Whirpool und angrenzend gleich das Meer lag etwas unterhalb der Brücke auf einer großen, hölzernen Terrasse. Überall standen Palmen und andere exotische Bäume, die genügend Schatten spendeten. Interessiert sah sich Alex um und lauschte dem leisen Rauschend es Wassers und dem eifrigen Zwitschern der Vogelwelt. Das Hotel lag direkt an einem kleinen Stückchen Regenwald, der an den Hügeln von der großen Insel endete. Versteckt zwischen Palmen lag ein Pavillon. Die Überdachung sah fast ein wenig alt aus. Wie Stroh? „Wo sind wir hier….?“ „Das ist sowas wie die Präsidentensuite.“, antwortete Holly im Flüsterton. Vor ihnen lag ein kleines Häuschen. Ein Teil des Hotels, der allerdings viel mehr Privatsphäre aufwies und abgetrennt von den ganzen anderen Zimmern lag. Es gab viele kleine Häusersuiten, die zu diesem Hotel gehörten. Aber dieses war besonders schön. Der Page trug noch die Koffer in das Innere und ließ sich mit einem Trinkgeld bezahlen, bevor er verschwand. Alex blinzelte und spähte interessiert in das Wohnzimmer ihrer kleinen Wochenendvilla… „Wie…?“, stieß er leise aus. Das Wohnzimmer war groß und geräumig, geizte nicht an hübschen Dekorationen und verspielten Tikis an den Wänden. Hier und da standen Palmen und das große, weiche, ovale Sofa lud zum Träumen ein. Der große Fernseher war der Traum eines jeden Mannes und auch die Minibar sah überaus vielversprechend aus. Viel mehr interessierte sich Alex gerade für den Ausblick. Die Suite befand sich am Rande der Insel. Die Klippe an der Rückseite war perfekt. Perfekt für ein gigantisches Panoramafenster durch das man direkt auf die unendlichen Weiten des Meeres blicken konnte. „Du vergisst, dass ich ein Weltstar bin.“, nickte Holly und tänzelte an ihm vorbei. Wie immer schlüpfte sie aus ihren High Heels und lief Barfuß weiter. Auch das hübsch eingerichtete Schlafzimmer, das geräumige, luxuriöse Badezimmer mit der großen Badewanne und der Massagedusche ließen keine Wünsche offen. Alex verzog sein Gesicht. „Und wir dürfen hier wirklich nicht länger bleiben…?“, fragte er nach und schnitt ihr eine Grimasse „Nur für zwei Nächte gehört das uns und das ist auch gut so. So bleibt das wenigstens etwas Besonderes.“, schmunzelte Holly und schlang ihre Arme um seine Hüfte. Zufrieden lehnte sie ihre Wange gegen seine Schulter und atmete einmal tief durch. „Das hier ist unser Paradies.“, flüsterte sie Alex zu. Behutsam wanderten seine Finger durch ihre Haare und nahmen die einzelnen Strähnen mit sich. „Unsinn Holly. Egal wo du bist, dort ist das Paradies.“, raunte er ihr zu und neigte sich nach unten um ihr einen Kuss auf den Haarschopf zu drücken. Sie kicherte und errötete. Grinsend streichelte Alex den Rotschimmer auf ihren Wangen nach und hauchte ihr einen Kuss auf die verführerischen Lippen. „Es gibt da noch eine Überraschung“, schnurrte sie gegen seine Lippen Die Hände in seinem Nacken gekreuzt streichelte sie durch die Härchen, die sich ein kleines bisschen kringelten. Alex atmete tief durch und schloss seine Augen, lehnte seine Stirn gegen die von Holly und ließ sich die kleinen Krauleinheiten gefallen Er schluckte und reagierte nicht auf ihre Worte. Seine Finger wanderten ihre Hüfte entlang und verschwanden schließlich unter ihrem Oberteil. Über den nackten Rücken nach oben bahnten sich seine etwas rauen Fingerspitzen den Weg und sogleich zog sich eine Gänsehaut über Hollys Rücken, folgte den warmen Händen von Alex. „Willst du keine Überraschung?!“, wisperte sie leise und vergrub ihre Hände ins einen Haaren. Hier und da hatte sich eine kleine graue Strähne in seine Haare geschlichen. Alles egal, denn er sah einfach nur heiß aus! Vor allem weil sie deutlich merkte wie er sich unter ihrer Berührung wand. „DU weißt wie ungerecht das ist… ich muss dringend üben und mich auf morgen vorbereiten.“, schnurrte Holly leise und sah nach oben zu Alex. Spitzbübisch funkelten ihr seine blauen Augen entgegen und er begann doch glatt ein kleines bisschen zu Grinsen.  „Wer hat gesagt, dass ich gerecht bin. Genauso wenig habe ich nie behauptet ein netter Kerl zu sein. Zu dem hast nur du mich gemacht… obwohl du mich mittlerweile wesentlich besser kennen müsstest.“, raunte er ihr zu und zog seine Hände langsam unter ihrem Oberteil hervor, tippte ihr gegen die Nasenspitze und platzierte seine Finger wieder an ihren Seiten. „Ich weiß … das Spiel mit dem Feuer, oder…?“, flüsterte sie ihm zu und kreuzte ihre schmalen Finger in seinem Nacken. „Ganz genau und ich weiß genau wie oft du in letzter Zeit dem Spiel unterlegen bist.“ Sie zog einen Flunsch und forderte einen langen, zärtlichen Kuss ein. „Wer weiß, vielleicht bist es auch nur du, der unterlegen ist...“, flüsterte Holly und löste sich aus Alex Armen. Mit einem Lachen auf den Lippen huschte sie über den frisch gewachsten Boden und öffnete eine weitere Tür, wohl wissend, dass Alex ihr längst gefolgt war. „Tada!“, strahlte Holly und präsentierte ihn einen weiteren, integrierten Raum. Eine riesige, in den Boden eingelassene Badewanne, die schon fast ein kleiner Swimmingpool war lag direkt auf dem Balkon – natürlich überdacht. Es bot sich ihnen ein herrlicher Ausblick über das Meer. „Ein Bad gefällig, Mr. O’Loughlin?“ Alex Augen huschten über die Rosenblätter die auf dem Schaumbad trieben und über die am Rand aufgestellten Kerzen. „Du kleines Biest. Du hast das alles doch aus langer Hand geplant.“ „Hmhm und du bist mir direkt in die Falle getappt und weißt du, was ich jetzt mache?“, wisperte sie ihm zu und öffnete quälend langsam seinen Gürtel. „Ich kann es mir denken, aber ich habe nichts dagegen es von dir zu hören.“ „Ich mache jetzt das, was sich viele Frauen die Steve McGarrett aufgeregt beobachten, wohl immer wünschen.“, flüsterte sie ihm zu. Auf den Zehenspitzen stehend hauchte sie einen zarten Kuss auf seine Lippen und nestelte an seiner Hose herum. Alex schluckte. „… ja…?“, flüsterte er heißer. Holly kniff ihn in den Po! Erschrocken drückte sich Alex an sie und guckte mit großen Augen hinab in ihre Braunen. „Wer möchte nicht in diesen Arsch kneifen.“, flötete sie unschuldig. „Ich dachte du willst auf was anderes hinaus.“ „Will ich auch.“ Sie hob ihre Augenbrauen ein paar Mal an. „Zieh dich warm an oder viel eher aus, denn ich werde dich jetzt vernaschen.“, drohte Holly ihm leise und biss sich auf die Unterlippe. Alex‘ Augen erstrahlten förmlich, als er seine Arme um sie schlang und samt der Kleidung und einem erschrockenen Quietschen von Holly in die Badewanne stieg. Lachend und mit den Armen rudernd klammerte sich Holly an ihn! Die Kleidung patsch nass saß sie auf Alex Schoss und nahm sich, was sie begehrte – einen heißen Kuss!   Kapitel 32: VIII. Episode: Feel this (32) ----------------------------------------- Leise plätscherte das Wasser, als Alex seine Beine ausstreckte und die Arme auf dem Badewannenrand ablegte. Gemütlich lag er in der Wanne. Immer wieder trieb eine Rosenblüte an ihm vorüber. Er atmete tief durch. Der angenehme Duft nach Rosenblüte stieg ihm in die Nase und sogleich lächelte er ein kleines bisschen, lächelte in die Richtung von Holly. Während sich er etwas Wasser über die Brust schöpfte und immer wieder zufrieden durch atmete, hockte sie am Badewannenrand. Nur mit einem Handtuch um den Körper und die Beine in das Wasser getaucht. Die nassen Haare hingen ihr wirr ins Gesicht. Warm war die Luft des Tages, der immer weiter voran schritt. Zeit kümmerte Holly und Alex gerade gar nicht. Sie sang ein kleines Liedchen und so lauschte Alex andächtig ihren Tönen und der Melodie der Gitarre, die sie auf ihrem Schoss hatte. „Singst du das auch bei deinem Auftritt.“ Sie hob ihre Schultern und trällerte munter weiter. Alex neigte seinen Kopf nachdenklich zur Seite. „Du verrätst es mir also immer noch nicht. Dabei weiß ich ganz genau, dass du irgendwas vorbereitet hast. Irgendwas von dem ich noch nichts wissen darf, oder?“ Wieder hob sie ihre Schultern und beinahe war Alex so, als ob er ihr leises ‚Möglich‘ wispern hörte. Alex atmete tief durch und betrachtete Holly noch ein kleines bisschen, bevor er die Augen schloss und einfach nur noch zuhörte. Musik konnte etwas Unglaubliches beinhalten. Sanfte Klänge, die einem zum Nachdenken anregte, gute Laune verschaffen konnte oder aber zur Trauer verführte. Das Gitarrenspiel endete und Holly drückte Alex einen Kuss auf den nassen Haarschopf. „Ich bin mich fertig machen. Wir müssen in einer Stunde los. Bleib du noch ein wenig liegen. Du hast es dir verdient, mein Held.“, raunte sie ihm zu und gab ihm noch einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Alex lächelte selig und nickte, lauschte den Schritten von Holly, die sich in das richtige Badezimmer zurückzog. Er verweilte lieber noch etwas in der Badewanne. Alex bemerkte gar nicht, dass er bereits in das Reich der Träume abgedriftet war.   Mit geschlossenen Augen schlummerte er gemütlich in der Badewanne vor sich hin, selbst als Holly schon lange fertig war. Ein hübsches weißes Cocktailkleid, mit einem leichten Türkis Stich zierte ihr Äußeres. Der braune Gürtel um die Taille betonte ihre Figur ganz besonders und versteckte auch noch besonders gut was sich unter ihrem Herzen verbarg – auch wenn davon nicht sonderlich zu sehen war. Die Haare etwas nach hinten gesteckt, waren die Perlenohrringe sichtbar und diese ergänzten sich hervorragend mit der Perlenkette, die sie um ihren Hals trug. Das Kleid war aus weicher Seide gefertigt und präsentierte ihre nackten Beine besonders. Obwohl sie in letzter Zeit mehr Sonne abbekommen hatte, war sie noch immer überaus blass. Nur der Rouge auf ihren Wangen, rot auf den Lippen und die geschminkten Augen brachten etwas Farbe in ihr Gesicht. Anders als viele Frauen  trug Holly für dieses Event keine High Heels. Sondern ganz normale, bequeme Sneakers. Fertig angezogen tänzelte sie wieder zu Alex und fand ihn doch glatt schlafend vor. „Alex.“, rief Holly von Türrahmen aus. Er brummte und drehte demonstrativ seinen Kopf zur Seite. Die vergangene Nacht steckte ihm noch in den Knochen. Er war einfach nicht mehr 20 und schaffte es nicht mehr nachts ohne Probleme zu arbeiten! Holly schlenderte auf ihn zu und strich ihm über die Wange, vermied es allerdings sich auf dem feuchten Wannenrand nieder zu lassen. „Alex, wir müssen in einer Viertelstunde los.“, flüsterte sie ihm zu und tätschelte ihm sogar ein bisschen die Wange. Wieder verließ ein unwilliges Brummen seine Lippen und er blinzelte etwas. Im nächsten Moment öffneten sich seine Augen zur Gänze. Fast ein wenig geschockt starrte er zu Holly, die eines Engels gleich vor ihm stand. „…Wow…“, verließ nur ein Wort seine Lippen und er saß kerzengerade in der Wanne, guckte zu Holly und konnte sich an ihrem Anblick gar nicht satt sehen. Sie vollzog einen eleganten Knicks und zwinkerte einmal. „Du kannst mich später ganz lange anschauen, aber jetzt solltest du aus der Wanne raus. Du wirst sonst noch zu einer lebendigen Wasserleiche.“, kicherte Holly ein kleines bisschen. Alex schnitt ihr eine demonstrative Grimasse. „Stimmt gar nicht, ich bin Wasser gewöhnt, außerdem guck ich dich gerade so gerne an.“, flirtete er ein kleines bisschen mit ihr und benetzte seien Lippen mit der Zungenspitze. Holly schüttelte mit gerümpfter Nase ihren Kopf und tippte ihm gegen die Stirn. „Wir werden noch so spät kommen, wenn du mich weiter so anguckst.“, streckte sie ihm die Zunge raus und ließ ihren Blick über Alex gleiten, der sich schweren Herzens aus der Badewanne mühte. Sie beobachtete ihn ungeniert während er sich ein Handtuch angelte und sich betont langsam abtrocknete. Ein leichter Glanz schlich sich in Hollys Augen und sie biss sich leicht auf die Unterlippe. Dieser Mann verstand es, sich und seinen Körper in Szene zu setzen! So viel wurde deutlich. Seine Muskeln angespannt bot er ein verführerisches Bild. Alex rubbelte sich seine Haare trocken, die kurz darauf wild von seinem Kopf abstanden. „Und? Muss ich mich rasieren?“ „Bloß nicht. Du weißt wie sehr ich deinen Bart liebe.“, grinste Holly. Sie mochte das Kribbeln das Alex mit seinem Dreitagebart auslösen konnte. Außerdem sah er so viel männlicher und verruchter aus. Immer wieder huschten seine blauen Augen zu Holly, bevor er an ihr vorbei schritt um den Koffer zu suchen. „Haben wir nicht noch ein bisschen mehr Zeit?“, fragte er schelmisch nach. „Leider nicht.“, seufzte Holly und sah ihm mit schief gelegten Kopf nach. Eine schöne Rückenansicht konnte bekanntlich auch entzücken und ihr entwich Alex Anblick sogar noch ein Seufzen. „Holly…“, rief Alex und warf einen schelmischen Blick über seinen Rücken. Die junge Frau hob langsam ihren Blick und neigte ihren Kopf hin und her, biss sich auf die Unterlippe. „Ja ich weiß … ich starre schon wieder, aber das machst du ja auch die ganze Zeit.“, wies sie ihn mit rausgestreckter Zunge zurecht. Als er auflachte, drehte sie ihm den Rücken zu und ließ ihn mit seinem Koffer erst mal alleine. Stattdessen knipste sie ein paar Fotos der tollen, atemberaubenden Aussicht. Es kam ihr alles vor wie ein kleines Paradies. Es war hier einfach nur wunderschön. Noch vor ein paar Wochen hatte sie nichts von dieser Umgebung mitbekommen. Holly lehnte sich etwas auf dem Fensterrahmen und lauschte den leisem Rauschen und Gluggern des Meeres. Das Wasser brach sich an den Felsen, Wellten türmten sich auf, Gischt spritzte und hier und da entstand sogar ein kleiner Regenbogen in der Luftspiegelung.  „Über was denkst du nach?“, erklangt Alex Stimme. Noch immer Barfuß tapste er auf sie zu, schloss gerade den schwarzen Ledergürtel, der in seiner schwarzen Anzughose saß. Das weiße Hemd bereits zur Hälfte zugeknöpft hing die Krawatte noch etwas verknittert um seinen Hals. Holly seufzte und drehte sich zu ihm um. „Über dies und das – du siehst hübsch aus.“, lächelte sie lieblich. Alex kratzte sich am Hinterkopf. „Kein Vergleich zu dir. Ich muss ja halbwegs eine gute Figur machen. Also. Sagst du mir, über was du nachgedacht hast, oder muss ich das erst aus dir heraus kitzeln?“, zwinkerte er ihr munter zu und steckte das überflüssige Lederband in die Schlaufe des Gürtels. Einmal ging er in die Hocke – furchtbar wie unbequem manche Hosen sitzen konnten. „Du gibst keine Ruhe, wenn ich es dir nicht sage, oder?“, zog Holly ihre Augenbrauen etwas zusammen. Sie stieß sich vom Fenstersims ab und schlenderte auf Alex zu, um ihm bei der Krawatte zur Hand zu gehen. Artig reckte er sein Kinn nach vorne, als Holly die Hemdknöpfe fertig schloss und die Krawatte richtete, bevor sie einen ordentlichen Knoten band. „Du kennst mich doch inzwischen. Liegt da eine Antwort nicht klar auf der Hand?“, zuckte er mit den Schultern. Ein kleiner Augenaufschlag ihrerseits später und wieder drohte sie in diesen unglaublich blauen Augen zu versinken. Eine kleine Sorgenfalte hatte sich auf Alex‘ Stirn geschlichen, während er seine Lebensgefährtin betrachtete. „Ich habe nur an die Vergangenheit gedacht… dass ich noch vor ein paar Monaten bereit war das alles hier aufzugeben und ich weiß nicht, ob ich das alles schon überwunden habe.“, gestand sie Alex schließlich. Er neigte seinen Kopf auf die Seite und sofort spiegelte sich nicht nur ein bisschen Sorge ins einen Zügen wieder, sondern sehr viel mehr. „Willst du damit sagen, dass dich noch immer Selbstmordgedanken quälen.“ „Nein. Also … jedenfalls nicht mehr so wie früher. Ich habe nicht mehr das Bedürfnis zu fliehen.“ Sie schnalzte mit der Zunge und machte eine kurze Pause.  „Ich weiß nicht direkt, wie ich es sagen soll. Es ist einfach so, dass ich die Sorge habe, dass das wieder kommen könnte. Diese … dunkle Holly, die nicht mehr leben wollte und manchmal habe ich einfach Angst, dass ich … etwas verpasse und … vielleicht auch mein Kind nicht aufwachsen sehe … ach ich weiß auch nicht.“ Sie seufzte schwer auf und nestelte noch etwas an Alex Krawatte herum, strich sie glatt und starrte etwas auf den perfekt gebundenen Knoten der schwarzen Krawatte. Alex platzierte seine Hände auf ihrer Hüfte und streichelte sanft mit dem Daumen über den weichen Stoff ihres Kleides. Liebevoll und voller Hingabe hauchte er einen Kuss auf ihre Stirn und ließ seine Lippen dort liegen, als er leise zu sprechen begann: „Du wirst nichts verpassen. Gar nichts. Denn du wirst dein Leben nicht aufgeben oder es verlieren. Allerdings werden wir manche Schatten aus unserer Vergangenheit nicht so schnell los. Gib dem ganzen Zeit und mach dir nicht zu viele Gedanken, denn das hilft dir auch nicht. Es sorgt nur dafür, dass du noch mehr gefangen bist und dich wieder in die Fänge der dunklen Holly zurück begibst. Allerdings wage ich es zu bezweifeln, dass auch nur eine deiner Befürchtungen wahr wird. Dazu bist du einfach viel zu neugierig und willst noch so viel mehr erleben.“ Holly zog die Lippen etwas zusammen, wodurch sich dutzende kleine Falten auf ihrem Kinn bildeten. Sie starrte vor sich hin und hob die schmalen Schultern an. „Ich hoffe du hast Recht. Ich fühle mich zwar frei, aber … noch nicht vollends gelöst von den Fesseln.“ Alex nickte verständnisvoll. „Das wird schon und jetzt hör auf so viel nachzudenken, immerhin wartet ein spannender Abend auf uns und du hast dich schon so lange darauf gefreut und ich bin schon gespannt, wen von deinen Freunden ich noch kennen lernen werde.“, baute er sie noch etwas auf und stibitzte sich ein kleines Küsschen von ihren unglaublichen Lippen! „Okay… du hast Recht.“, räumte Holly ihm seufzend ein. „Ich weiß, dass ich Recht habe. Ich habe immer Recht.“, lachte Alex auf und bot ihr galant seinen Arm an. Holly schmunzelte und hackte sich bei ihm unter. Gemeinsam verließen sie das Hotelzimmer und machten sich auf den Weg zu einer ganz besonderen Lokation. Kapitel 33: VIII. Episode: Feel this (33) -----------------------------------------   Die Lokation lag ein wenig außerhalb von Hilo. Anstatt einer edlen Konzerthalle lag nur ein prachtvoller Garten vor ihnen. Überall ragten hohe Palmen in den Himmel und die Natur war stellenweise unberührt, an anderen Orten wiederum voll von bunten und kunstvoll angelegten Blumenbeeten. Der Queen Liliuokalani Gardens war ein besonders paradiesischer Ort und schon seit Tagen für die Öffentlichkeit gesperrt. Die Sonne sank bereits gen Horizont als die ersten Gäste eintrafen. Unter anderem waren viele Politiker, Schauspieler und andere Prominente zugegen. Ebenso die Musiker, die am heutigen Abend die große Showeinlage darboten. Morgen sollten die Tore der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Es war geplant dass überall im Park die einzelnen Künstler auftraten. Sicher, die Bodyguards schwitzten schon jetzt Blut und Wasser, aber die Musiker freuten sich umso mehr. Der leicht bewölkte Himmel war in ein sattes orange getaucht und gegen das Licht wirkten die Palmen schwarz und etwas mysteriös. Ebenso die Hultänzerinnen, die am Wegrand standen und zu dem leisen Sprechgesang und dem Spiel der traditionellen Trommeln  - der Pahu – tanzten. Die Luft war voll von diesem magischen Surren, dass Holly ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Sie hatte sich bei Alex untergehackt und schon wurden die ersten Fotos des Paares geknipst. Überall zauberten helle Lampions eine zauberhafte Atmosphäre. Eine Bar war aufgebaut und ein paar weiße Tische. An jedem Tisch fanden sich Stühle in einer anderen Farbe wieder. Der Garten endete natürlich im Meer und genau vor diesem prangte die große Bühne, die nur darauf wartete von den Interpreten erobert zu werden. Alex ließ fasziniert seinen Blick schweifen.  So viele bekannte Gesichter waren hier unterwegs. Sogar der Secret Service. Alex stutzte. „Sag mal, ist das der Präsident?“, hob er eine Augenbraue und nickte in Richtung eines der Tische. Dort saß kein geringerer als Barack Obama mitsamt seiner Familie und einiger Unbekannter. „Ja. Er  ist doch auf Honolulu geboren und zu diesem Ereignis werden immer alle Berühmtheiten des Bundesstaats geladen.“ Alex nickte langsam. Der Mund stand ihm halb offen. „Wieso hast du mir das nicht früher gesagt…“ „Weil es nicht wichtig ist. Es ist nur wichtig, dass du hier bist.“, lächelte sie ihm zu und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Noch immer ganz erstaunt guckte Alex in die Richtung. „Komm wir gehen Hallo sagen.“, zog Holly ihn mit sich. Sofort versteifte sich der Schauspieler. „Verschieben wir das doch auf später.“ Holly schüttelte ihren Kopf und zog ihn mit sich. „Es ist üblich, dass die Musiker den Präsident begrüßen.“ „Aber ich bin kein Musiker.“, beschwerte er sich weiter. Alex Blick glitt hinüber zu den Hulatänzerinnen, die auf der Bühne standen und elegant tanzten. Holly entließ seine Finger aus den ihren. „Na jetzt komm, stell dich nicht an.“, befahl sie ihm nochmal und wurde sogar ohne Umschweife an den Sicherheitsleuten vorbei gelassen. Ganz wohl war Alex gerade nicht und er zupfte unruhig an seinem Hemd herum. Letzenendlich gab er sich einen kleinen Ruck und wurde dann tatsächlich dem Präsident vorgestellt. Das Ganze dauerte nur wenige Minuten, denn natürlich war Obama ein gefragter Mann. Holly und Alex wurden zu ihrem Tisch begleitet, an dem bereits die Männer von Mumford & sons warteten und noch ein anderes, bekanntes Gesicht! „Hey! Amelia!“, rief Holly freudig und sprang auf die junge Frau zu, um sie gleich in die Arme zu schließen. „Wow, es ist Monate her, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe… ist ja eine ganze Menge passiert und ich glaube ich lass dich nie wieder alleine auf einer Party.“, grinste Amelia schief. „Ach. Es war gar nicht so schlecht, dass du mich in Honolulu allein gelassen hast. So hatte wenigstens Alex die Chance, sich als Retter zu beweisen.“, scherzte Holly und zog Alex auch schon an sich heran. Der Australier war noch immer ganz geschockt von den Eindrücken und hob – bemüht um ein Lächeln – seine Hand und streckte sie Amelia Todd entgegen. „Jaaa, und so haben wir wenigstens ein paar nette Bilder zu sehen bekommen.“, scherzte Country und lehnte sich mit einem fetten Grinsen auf den Lippen zurück. „Ewww. Idiot.“, verdrehte Holly ihre Augen und ließ sich auf ihren Platz fallen. Alex setzte sich gleich neben sie. „Ach ja, bevor ich es vergesse. Unser Programm für den heutigen Abend. Damit du auch weißt, wann du auftreten darfst.“, reichte Amelia ihr einen Zettel und musterte Alex prüfend. Sowieso kam er sich hier vor wie auf dem Präsentierteller. Einfach schrecklich! Hollys Freunde musterten ihn durchdringend! „So. Commander.“, grinste die blonde Carey zu ihm hinüber. „Oh. Ja, Madam?“, fragte er. „Ich habe schon viel von dir gesehen. Auf jeden Fall eine nette Serie.“ „Etwas, das ich auch ertrage… nicht so wie dieses ständige Sex and the city-Zeug.“, verdrehte Marcus seine Augen. Seine Freunde stimmten in das laute Lachen mit ein und auch Alex grinste schief. Der Park hatte sich bis auf den letzten Platz gefüllt und nun betrat auch der Moderator die Bühne. Die Hulatänzerinnen zogen sich zurück. „Willkommen. Willkommen auf der großen Insel des Hawaii Archipels und willkommen in Hilo. Wie jedes Jahr freuen wir uns ganz besonders, dass so Viele unserem Ruf gefolgt sind. Alles zu einem wohltätigen Zweck. Für die armen Kinder dieser Welt. Besonders freue ich mich unseren Präsident willkommen zu heißen, aber auch ein freudiges Aloha an unsere Sängerinnen und Sänger.“ Freute sich der etwas dickliche Moderator und lauschte dem Applaus der erlesenen Publikums. „In den nächsten Tagen werden die Künstler hier überall im Park auftreten und Sie alle in ihren Bann ziehen. Doch heute Abend tragen die Musiker ihre wertvollsten und zum Teil auch noch nicht erschienen Musikstücke vor. Musik gilt als Sprache der Leidenschaft, als Sprache der Engel. Musik ist die Melodie zu der die Welt der Text ist. So genießen sie den Abend, erfreuen Sie sich an frischen Drinks und dem typischen Essen von Hawaii.“ Wieder erntete er Applaus. Holly und Alex tauschen einen kurzen Blick miteinander und abermals wanderte Alex Blick gespannt umher. Die Sonne sank dem Horizont entgegen und tauchte vereinzelt die Wolken in einen rosa Teint. In einem satten Orange erstrahlten die Lampions, die in den Palmen ihren Platz gefunden hatten. Einige Kellner wuselten umher und nahmen die Bestellungen auf, reichten zuerst einige Champagner an die Gäste. Holly lehnte ab und blieb bei Orangensaft. Amelia zog ihre Augenbraue in die Höhe und stupste Carey an. Beide Frauen tauschten einen vielsagenden Blick miteinander, der Alex und Holly vollkommen entging. Sanft strich Alex über die Hand von Holly und legte schließlich den Arm um ihre Schultern.  „Die Musik spricht für sich allein. Vorausgesetzt, wir geben ihr eine Chance, sprach bereits Yehudi Menuhin. So geben wir jetzt Miss Brandi Carlile die Chance der Musik ihre Stimme zu leihen!“  Einige Künstler und Gäste erhoben sich um die junge Frau mit ihrer Band willkommen zu heißen. Holly lächelte freudig. „Oh ich liebe ihre Stimme…“, murmelte sie und lehnte ihren Kopf an Alex. Mit einem begeisterten Lächeln auf den Lippen präsentierte die braunhaarige Sängerin einen unglaublichen Song: „The Story!“ Ein Lied, das sie voller Leidenschaft und Begeisterung präsentierte, während ihr die Menge andächtig lauschte. „All die Linien in meinem Gesicht erzählen dir die Geschichte darüber wer ich bin So viele Geschichten darüber wo ich war Und wie ich diejenige wurde die ich bin Aber diese Geschichten bedeuten überhaupt nichts Wenn du niemanden hast, dem du sie erzählen kannst Es ist wahr.. Ich wurde für dich gemacht…“, sang Holly leise die letzten paar Töne mit. „Oh ja, es ist wahr … ich wurde für dich gemacht.“, flüsterte Alex ihr zu und hauchte einen zarten Kuss auf ihre Wange, die sich just in dem Moment etwas rot färbte. Amelia grinste breit. „Ihr seid ja total süß zusammen.“, stellte sie fest. „Tja.“, hob Alex seine Schultern an und strich Holly durch die Haare. Unter lauten Jubelrufen dankte Brandi und verabschiedete sich von der Bühne. Es kam Bewegung in den Tisch, als sich die Jungs von Mumford & sons erhoben. „Bestell mir was Leckeres zum Essen, Love.“, raunte der Brite seiner Frau zu und hauchte ihr einen Kuss auf. „Und uns auch!“, betonte Ben energisch. Lachend verabschiedeten sich die Vier in Richtung Bühne, während die Kellner die Getränke brachten und sich die Menschen überall an den Tischen unterhielten. Es dauerte wohl immer eine kleine Zeit, bis alles Nötige vorbereitet war. „So. Da wären wir jetzt also.“, grinste Amelia. Alex hob eine Augenbraue. „Wie darf ich das jetzt verstehen.“ „Jetzt bist du drei Frauen ausgeliefert.“ Das Lächeln auf Alex Zügen erstarb und er lehnte sich zu Holly. „Muss ich Angst haben.“ Sie zwinkerte ihm munter zu. Der Australier sank in seinem Stuhl etwas zurück. „Auf was muss ich mich jetzt einstellen?“ „Auf eine kritischen Blick unsererseits.“, verkündete Amelia und strich sich durch ihre Haare. „Wie weit bist du?“, fragte Carey und lehnte sich ein bisschen nach vorne. Hollys Gesichtsfarbe glich augenblicklich der einer Tomate und sie biss sich nervös auf die Unterlippe. „So offensichtlich?“ „Nun ja. Du warst immer die erste die sich Champagner einverleibt hat um eine Veranstaltung zu überstehen.“, hob Amelia ihre Schultern und warf einen kurzen, vielsagenden Blick auf das Glas Orangensaft. Alex und Holly tauschten einen kurzen Blick miteinander und schwiegen, zumal gerade der Auftritt der Jungs begann. „Ich find das schon noch raus.“, wisperte Amelia ihrer besten Freundin zu und lauschte dann viel lieber dem Moderator. „Die Engländer mögen Musik gar nicht so gern. Aber sie lieben über alles das Geräusch, das damit verbunden ist…. Darum lasst uns ein paar Engländer begrüßen. Aloha Mumford & sons!“ Wieder jubelten die Leute auf und Alex ließ es sich nicht nehmen durch die Finger zu pfeifen. Der Song wurde „White blank page“ genannt und war für Marcus und Co. ein ganz besonders Lied. So lauschten die Menschen andächtig den Country-Tönen der Band und stimmten bei den paar Tönen mit ein. Ein Summen das sich durch den ganzen Park zog. Absolut magisch, wie Alex in diesem Moment fand. Lied Nummer 2 das Mumford & sons präsentierte war schon eine Ecke lauter und vor allem erhoben sich doch glatt die Menschen von den Tischen. „Hopeless Wanderer“ Auch Holly war aufgesprungen und sang gemeinsam mit Amelia ein kleines bisschen mit. Als die letzten Töne verhallt waren lachten die Jungs auf, denn auch die Menschen, die vor den Toren der Gärten standen jubelten so laut, dass ihr Applaus bis zur Bühne tönte. „Er hat ja echt eine außergewöhnliche Stimme…“, stellte Alex fasziniert fest. Die vier Männer verneigten sich vor der jubelnden Menge, bevor sie die Bühne wieder verließen. „Oh ja, das hat er…“, schnurrte Carey. Alex verzog ein bisschen sein Gesicht, doch die Frauen lachten auf. „Und? Wer ist jetzt dran?“, fragte er munter nach. Die Bühne wurde bereits wieder umgerüstet. „Wir.“, verkündete Holly und erhob sich bereits, zusammen mit Amelia… Kapitel 34: VIII. Episode: Feel this (34) ----------------------------------------- Lachend kehrte „Mumford & sons“ zurück. Carey bekam ein Küsschen von jedem und einen richtigen Kuss von ihrem Mann. „Wie lange seid ihr schon zusammen?“, fragte Alex interessiert nach und trank einen Schluck des köstlichen Cocktails. „Fünf Jahre fast.“, antwortete Carey mit einem Schmunzeln. „Und es ist genauso wie am ersten Tag.“ Sie zwinkerte ihrem Mann zu, der sich auf seinem Stuhl zurück lehnte und einen Schluck Bier zu sich nahm. „Aber es ist nicht immer einfach mit einem Musiker.“, sprach Carey weiter Marcus verdrehte seine Augen. „In wie fern?“ Interessiert lehnte sich Alex etwas nach vorne „Solange ein Musiker inspiriert ist, ist die Welt perfekt, aber wehe wenn die Inspiration einmal fort ist. Dann werden Musiker richtige kleine Stinktiere, die alle mit ihrer schlechten Laune anstecken müssen!“ „Das stimmt gar nicht!“, protestierte Marcus entschieden. „Und ob das stimmt.“, antworten die anderen aus der Band im Chor. Anscheinend war Marcus derjenige, der für die Songtexte verantwortlich war. „Ach, das kriegen Holly und ich schon hin.“, winkte Alex ab und lehnte sich wieder zurück. Neugierig wie er war fieberte er dem Auftritt förmlich entgegen. „Du wirkst ja sehr zuversichtlich.“, stellte Marcus fasziniert fest. „Ich habe keinen Grund nicht zuversichtlich zu sein. Holly und ich haben in den letzten Wochen schon so viel mitgemacht, also warum sollten wir uns jetzt noch von irgendwas unterkriegen lassen?“, fragte Alex mit einem kleinen Schulterzucken. Dinge wie Stalker und Drohungen waren weit in den Hintergrund gerückt und auch die Tatsache, dass er gerade sehr wohl von seinem Bodyguard beobachtet wurde, kümmerte ihn nicht. Ryan, John, Julian und ein weiterer Bodyguard ‚Tiny‘ hielten sich wie alle anderen brav im Hintergrund. Bisher eigentlich kaum auffallend. Dennoch warf Alex einen kurzen Blick zu Ryan, um festzustellen, dass dieser ihn gar nicht beobachtete Sondern jemand anderen. Alex sah sich um, konnte aber nicht ausmachen, wen Ryan so fixierte. „Verlier nur nie dieses positive Denken. Ansonsten bist du verloren.“, riet Carey ihm ruhig, als der Moderator sich räusperte. „Und nun freue ich mich auf einen ganz besonderen Auftritt. Holly Shepard is back on the stage, Ladies and Gentleman. Begrüßen wir gemeinsam unseren verschollenen Stern und unserer Grazie Amelia Todd!“, jubelte er und natürlich klatschte auch Alex Beifall, als seine Lebensgefährtin an das Mikrofon trat und gemeinsam mit ihrer Freundin einen unglaublichen Song aufs Parket legte. Wie so oft war Alex besonders fasziniert was für eine kräftige Stimme in Holly schlummerte und das Publikum wirkte höchst erfreut sie endlich wieder zu hören. Mit dem Song „We belong“ verzauberte bereits ‚ Pat Benatar‘ die Welt und nun waren es Holly und Amelia die das Lied auf eine neue Weise präsentierten. Nachdem der Song geendet hatte angelte sich Alex mit Unschuldsmiene den Zettel auf dem die ganzen Interpreten verzeichnet waren. „Holly singt ja nochmal…“, stellte er mit hochgezogener Augenbraue fest. „Ja, aber da wirst du dich wohl überraschen lassen müssen.“, grinste Carey ihm zu. Holly stieg wieder von der Bühne, doch anstatt zu Alex zurückzukehren fing Ryan sie ab. Augenblicklich saß der Schauspieler kerzengerade auf seinem Stuhl und beobachtete den kurzen Wortwechsel von Holly und Ryan mit angespanntem Kiefer. Während Holly mit Ryan sprach eroberte bereits eine weitere Band die Bühne. Kodaline. Alex lauschte zwar auf der einen Seite dem Song „All I want“, machte allerdings erste Anstalten sich von seinem Platz zu erheben. „Nicht.“, murmelte Marcus, der ebenfalls bemerkt hatte, das Holly mit einem Bodyguard sprach. „Warum?“ „Weil es besser ist dem nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken.“, raunte ihm der Brite zu und summte dann ein wenig mit. Lauschte der Band, die gar nicht so bekannt war und das bei so einem Sänger! Alex wurde etwas unruhiger, konnte sich nur schwer auf die Melodie oder gar den Text konzentrieren. Erst als Holly zum Ende des Liedes wieder neben ihm saß entspannten sich seine Muskeln. Alex lehnte sich zu ihr. „Was ist los?“, wollte er leise wissen. „Meine Mom ist hier.“, seufzte Holly auf. „Der Drache.“, murmelte Alex. Marcus lachte einmal auf. „Sag bloß dein Freund hat deiner Mutter den selben Spitznamen gegeben, wie wir.“, scherzte er munter. „Sie ist ja auch ein Drache!“, betonte Alex und hob seinen Blick. Ein paar Zornesfalten hatten sich auf seine Stirn geschlichen und er sah sich um. Er wusste noch nicht wie, aber er wollte auf jeden Fall vermeiden, dass sich Aubrey in die Nähe von Holly wagte! Diese Frau tat ihr eindeutig nicht gut! Ryan war auf seinen Platz zurückgetreten und musterte mit skeptischem Blick Julian. Alex sank in seinem Stuhl zurück. Mit einem Mal fühlte er sich gar nicht mehr so wohl in seiner eigenen Haut. Wieder drängte sich dieses unglaublich nagende Gefühl auf, dass sie beobachtet wurden – was ja auch stimmte! Mit einem Mal fühlte er eine angenehme Wärme auf seiner Hand. Holly hatte ihre Finger auf seine gelegt und schenkte ihm ein aufbauendes Lachen. „Guck nicht so mürrisch. Genieß lieber die Musik. Die Luft ist voll davon. Außerdem gibt es nach dem nächsten Gig Essen. Leckeres Steak. Nur für dich.“, lächelte sie ihm munter zu. Etwas entspannter lehnte sich Alex zurück und er drückte ihre Hand. Die letzten Töne des Songs verhallten und wieder zog das Gemurmel durch die Lüfte. Die Menschen begannen eifrig miteinander zu reden. Alex lehnte sich zu Holly und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Keine Sorge, ich stell deiner Mom einfach ein Bein, wenn sie versucht dir zur Nahe kommen.“, zwinkerte er ihr zu und atmete genüsslich ihren Duft ein. „Ja. Mach das. Hat sie sicherlich verdient.“, murmelte Holly und schmiegte sich an Alex. Der nächste Auftritt wurde angekündigt. „Sunrise Avenue mit ihrem Song Destiny“ Und schon drangen die ersten Töne des E-Gitarre durch die Luft und wieder erhoben sich wie magisch die Menschen um passend zum Lied zu klatschen. Unter Musikern zu sein hatte eindeutig den Vorteil, dass es noch mehr Spaß machte, wie Hollys Lachen deutlich zeigte. Sie lehnte sich an Alex und bewegte sich ein bisschen zum Takt mit. „Schicksal ist an deiner Seite zu sein.“, flüsterte sie ihm zu und stellte sich auf die Zehenspitzen um ihm einen sanften Kuss auf die Lippen zu drücken. Alex zwinkerte ihr zu. „Du hast noch einen weiten Song auf dem Programm?!“, erinnerte er sich und beobachtete die Band, die über die Bühne sprang und ihren Song mit voller Leidenschaft darbot! „Wird eine Überraschung für dich.“, zwinkerte Holly. „Ohh, ich mag Überraschungen … nur wäre sie mir lieber sofort.“, lachte er und applaudierte, bevor die Band noch einen zweiten Song zum Besten gab. ‚Hollywood Hills‘. Holly schlang ihre Arme um seine Hüfte. „Hollywood.. mein letzter Ort, an dem ich ein paar Monate in einem Hotel gelebt habe…“ „Willst du mir damit jetzt irgendwas sagen?“, fragte Alex und drückte ihr einen Kuss auf den Haarschopf. „Nicht direkt. Außer … das ich nicht mehr zurückgehen werde…“ Sie schielte abwartend zu ihm nach oben. „Davon geh ich aus. Du gehörst ja immerhin zu mir und ich glaube dir gefällt es auf O’ahu ganz gut. Nicht wahr?“, stupste er gegen ihre Nase und versiegelte ihre Lippen mit einem Kuss. „War das ein Angebot bei dir einzuziehen.“ „Bist du doch im Grunde bereits und falls du es noch nicht so siehst: Holly willst du mit mir zusammen wohnen.“ Die anderen am Tisch beobachteten die Szene mit einem breiten Grinsen, klatschten allerdings weiterhin zur Melodie. „Natürlich will ich das, Alex…“, flüsterte sie und fiel ihm um den Hals. Alex schlang seine Arme um ihre Hüften und hob sie ein kleines bisschen in die Höhe. Glücklich drückte er ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen und schloss seine Augen während er sie im Arm hielt. Sein Leben mit Holly war einfach perfekt… so konnte es auch ruhig bleiben, auch wenn es zwischen ihnen ziemlich schnell gegangen war.   Ryan hatte sich ein paar Schritte distanziert, beobachtete nichts desto trotz seinen Schützling. Mit einem kurzen Wink zitierte er Tiny zu sich. „Was gibt’s Boss?“, fragte der breitschultrige Bodyguard. „Tu mir einen Gefallen und führ einen Backgroundcheck von Julian durch.“, murmelte Ryan und nickte zu Hollys Bodyguard. „Weshalb?“ „Keine Ahnung. Nur so ein Gefühl. Es ist die Art und Weise, wie er Holly beobachtet.“ „Meinst du nicht, dass ihr alter Bodyguard Julian ordentlich kontrolliert hat?“, wirkte Tiny etwas skeptisch. Er verschränkte abwartend seine Hände vor der Brust. „Ein zweites Mal schadet nicht. Lass uns auf Nummer sicher gehen.“, ließ Ryan keinen weiteren Wiederspruch zu. Tiny nickte. „Wird erledigt, Boss.“, raunte er und zog sich ohne Aufsehen zu erwecken zurück. Ryan trat wieder an die Seite von Julian. „Alles klar?“, fragte der hochgewachsene Halbafrikaner und schenkte Ran ein knappes Lächeln. „Ja.“, fiel die Antwort sehr knapp aus. Julian und Ryan betrachteten sich einen Moment abschätzend, bevor ihre Blicke wieder zu den jeweiligen Schützlingen glitt. Kapitel 35: VIII. Episode: Feel this (35) ----------------------------------------- Unterschiedliche Speisen wurden in der Musikpause aufgetragen. Im Hintergrund tanzten ein paar Hulatänzerinnen und die leisen hawaiianischen Klänge verliehen zusätzlich eine paradiesische Atmosphäre. „Hast du schon gesehen, wer nachher auf dem Programm steht? Brent und Ryan von OneRepublic.“, grinste Marcus und wedelte mit dem Stück Papier vor Hollys Nase. Sie schnitt ihm eine Grimasse. „Das müssen wir jetzt hier nicht erörtern.“, seufzte sie auf, genau wissen, worauf Marcus hinaus wollte. „Oh. Das klingt gerade überaus interessant.“, lehnte sich Alex nach vorne und schob sich noch ein Stück Steak in den Mund. „Holly und Ryan hatten mal was am Laufen. Bevor er seine Frau kennen lernte. Die Welttournee hat sie entzweit. Ein Jammer, wäre sicherlich ein interessantes Duett geworden mit den Zwei.“, nickte Ben, der mit seinen Spagetti zu kämpfen hatte. Diese Nudeln waren einfach viel zu lang. „Er ist also dein Ex.“, stellte Alex fest und hob eine Augenbraue. Holly nickte. „Aber das ist Jahre her. Mittlerweile ist er verheiratet und hat einen total niedlichen Sohn. Also keine Sorge…“ „Ich mach mir keine Sorgen.“, meinte Alex schulterzuckend. Dennoch. Es war eigenartig mit der Vergangenheit von Holly konfrontiert zu werden. Immerhin wussten sie so wenig voneinander. „Dein Geschmack hat sich auf jeden Fall gehörig verbessert.“, warf Carey lachend ein. Holly zog einen Flunsch. „Stimmt doch gar nicht!“ „Doch find ich schon.“, meinte Alex, vollkommen überzeugt von sich selber. Holly verdrehte ihre Augen und ließ ihren Blick schweifen. Die beiden Jungs von OneRepublic waren sicher auch hier irgendwo. Verwunderlich, dass nicht auch der Rest von der Band mit in Hilo war. Holly aß ein bisschen was von dem leckeren Fisch, von ihrer hawaiianischen Spezialitätenplatte und entdeckte schließlich den Lockenkopf Brent, der hauptsächlich als Cello, Gitarren und Klavierspieler in der Band unterwegs war. Und tatsächlich. Direkt neben ihm hockte Ryan Tedder. Holly lächelte ein wenig in seine Richtung und hob kurz ihre Hand um ihm zuzuwinken. „Grund für Eifersucht?“, fragte Alex nach und warf einen kleinen Blick zu dem Mann, der ihren Gruß mit einem koketten, smarten Lächeln erwiderte. „Haha.“, murmelte Holly und verpasste Alex einen kleinen Schubs. „Das ist fünf Jahre her Alex. Und trotzdem geh ich jetzt Hallo sagen.“ „Ja ja, mach das.“, verdrehte Alex seien Augen gekünstelt. Die junge Frau erhob sich und er verpasste ihr doch glatt einen kleinen Klapps auf den Po. Unschuldig wandte er sich wieder seinem Steak zu. „Hast du mir gerade auf den Hintern gehauen?“, fragte Holly mit halb offenem Mund. „Möglich. Ich muss doch mein Terrain abstecken, bevor du zu einem fremden Kerl gehst.“, grinste Alex unschuldig. Holly strich ihm durch die Haare und verpasste ihm einen kleinen Schnipp gegen die Stirn. „Au!“, beschwerte sich Alex glatt. „Wenn du so misstrauisch und eifersüchtig bist, kannst du mich auch gerne begleiten.“, tätschelte Holly seine Wange. Abschätzend warf Alex einen Blick zu Hollys vermeidlichem Ex. „Hmm, ich glaub der Kleine ist keine Konkurrenz für mich. So ein halbes Hemd.“ „Männer.“, murmelte Holly und setzte sich lächelnd in Bewegung. Alex beobachtete das Aufeinandertreffen der beiden Musiker mit gemischten Gefühlen. Ryan hatte sich erhoben und schloss Holly lächelnd in die Arme. „Wie lange waren sie denn zusammen?“, fragte er beiläufig an Amelia gewandt. „Fünf oder sechs Monate. Die Beiden haben mal zusammen an einem Album gearbeitet. Allerdings für Leona Lewis, weshalb sie zusammen noch nie aufgetreten sind. Warum? Du bist doch nicht etwa doch eifersüchtig?“, fragte die Braunhaarige mit einem breiten Grinsen nach. Alex hob seine Schultern. Freudig schwatzen hatte sich Holly zu den beiden Männern gesetzt und natürlich fühlte Alex auch den leichten Anflug von Eifersucht in sich aufsteigen. „Glaubst du ich soll mich vorstellen?“ „Erspar euch diese Peinlichkeit. Zum einen ist Holly schon lange über ihn hinweg und er ist ein treuherziger Ehemann. Die Zwei verbindet nur die gemeinsame Liebe zur Musik und da sind sich hier viele ähnlich. Also lass Holly einfach kurz mit ihm reden und du wirst sehen, sie sitzt gleich wieder neben dir.“, warf Carey ein. Leider gar nicht so leicht. Wie gut das sein Essen genug Ablenkung bot. Schließlich verabschiedete sich Holly von Ryan und Brent, da diese sich auf den Weg in Richtung Bühne machte Beschwingt und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen kehrte die junge Frau zurück. „Ryan hat mich was interessantes gefragt…“, begann sie zu plaudern und ließ sich neben Alex fallen. „Und was?“ „Ob er seine Bewegungen vorsichtig durchführen muss, da du ihn so grimmig angestarrt hast.“, scherzte Holly und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Das Geschirr klapperte leise, als die Kellner die Tische abräumten und die ersten Nachspeisen brachten. Passend dazu räusperte sich der Moderator. „Ich hoffe jeder kam auf seine Kosten und die Speisen haben geschmeckt. Jetzt geht es weiter mit unseren musikalischen Einlagen. Begrüßen wir Ryan Tedder und Brent Kutzle von OneRepublic mit ihrem Lied: All we are!“ Der Moderator verließ die Bühne und machte Platz für ein wunderschönes Klavier und Cellostück, das von Ryan Tedders Stimme hervorragend ergänzt wurde. Holly lehnte seufzend ihren Kopf an Alex Schultern und beobachtete Ryan ein kleines bisschen, bevor sie ihre Augen schloss und der Melodie lauschte. „Alles klar?“, fragte Alex leise und strich ihr durch die blonde Locke, die sich sofort um seinen Finger kringelte. „Ich bin nur ein bisschen müde.“, gestand sie ihm leise und streckte sich einmal ausgiebig, gähnte hinter vorgehaltener Hand. „Dabei hast du doch schon in den letzten Tage so viel geschlafen.“ „Und vermutlich habe ich mich genau daran gewöhnt.“, stellte sie fest und rieb sich kurz ihre Augen, bevor sie sich wieder aufrecht hin setzte. Außerdem fehlte ihr der Kaffee! Unter lautem Applaus verließen die Jungs von OneRepublic die Bühne und machten einer rothaarigen Sängerin und ihrer Band Platz. „Wer ist das?“, fragte Alex gespannt nach. „Florence and the machine. Florence ist auch Britin.“, antwortete  Marcus und streckte sich einmal ausgiebig. „Sie hat einen ziemlich individuellen Stil.“, fügte er hinzu. „Ist das eine Harfe?“, legte Alex seinen Kopf schief. „Ich sagte doch. Sie hat einen ziemlich individuellen Stil.“, grinste Marcus und genehmigte sich ein weiteres Bier und auch Alex genehmigte sich einen Schluck. Holly piekte ihm in die Wange. „Gib mir einen Kuss.“, forderte sie leise. „Warum?“ „Weil ich keinen Alkohol trinken darf und wenigstens etwas Geschmack haben will.“, flüsterte sie ihm zu und berührte auch schon seine warmen Lippen. „Ach Gott, nehmt euch ein Zimmer. Ist ja schlimm wie verliebt ihr seid.“, rollte Country mit seinen Augen. Alex grinste. „Neidisch?“, konnte er sich eine kleine Frage nicht verkneifen. Holly kuschelte wieder an seiner Seite und beobachtete jetzt Florence, die den Song „Cosmic Love“ mit einem Chor und vor allem dem Spiel der Harfe zum Besten gab. „Verdammt. Ich würde so gerne Harfe spielen können.“, flüsterte Holly und schloss ihre Augen, lauschte dem sanften Klang des  Harfenspiels und des Gesangs. Alex streichelte ihr sanft über den Rücken und lehnte seine Wange an ihren Haarschopf. Mittlerweile leuchteten die hellen Sterne über ihren Köpfen und der Mond schien als Sichel auf sie herab. Die Nacht war lau und angenehm, neigte sich nach einigen weiteren Showeinlagen langsam dem Ende zu. Auch in Alex‘ Knochen machte sich langsam die Müdigkeit breit und er rieb sich seine blauen Augen, als sich Holly mit einem Mal erhob. „Ach stimmt ja … du bist nochmal dran.“, stellte er fest und schon erwachten seine Lebensgeistert zu neuem Leben. Gespannt rutschte er auf seinen Stuhl hin und her. Holly zwinkerte ihm zu. „Stimmt. Also hör gut zu, denn danach geht’s ab zurück ins Hotel.“, lächelte sie freudig. Zufrieden strich sie ihm durch die Haare, bevor sie sich auf den Weg zur Bühne machte Mit einem sehr zufriedenen Seufzen lehnte sich Alex zurück und ließ seinen Blick einmal durch die Menge schweifen. Vom Drachen war noch nicht mehr zu sehen. „Sooo, kommen wir nun zum Abschluss des heutigen Abends. Ein weiteres Mal freue ich mich Holly, alias Mya auf dieser Bühne begrüßen zu dürfen.“, rief der Moderator. Holly verneigte sich. „Ich freue mich sehr euch meinen neuen Song präsentieren zu dürfen. Er heißt „Feel this“ und ist für eine ganz besondere Person. Soo … genießt das Lied.“, lächelte Holly freudig in das Mikrofon. Kurz gab sie der Band und Amelia die als Backgroundsängerin agierte ein Zeichen. So sang sie das Lied. DAS Lied für Alex, der mit halb offenem Mund und gespanntem Blick auf seinen Stuhl hockte und just in diesem Moment die Wärme in seinem Herzen fühlte…   Es sollte so sein, man muss es nicht fälschen, du weißt ich kann es nehmen was wäre wenn ich dir erzählen würde, dass deine Tränen nicht ignoriert wurden. und alles was genommen ist kann ersetzt werden. Fühle es kannst du es fühlen? mein Herz ist außerhalb meines Brustkorbs. Fühl es kannst du es fühlen? Erlösung unter meinem Atem. Es sollte verborgen sein Seele und Geist Akkorde und Texte Was wäre wenn ich dir erzählen würde, dass die Unschuld dir gehört. und du die Schönheit die du jetzt hast heller als vorher ist, vorher...   Lass los und glaube daran, ....   Als die letzten Töne verhallten atmete Holly tief durch. Die Hände zitternd auf das Mikrofon gelegt strahlte sie in die Menge und vor allem zu Alex, nur kurz huschte ihr Blick an ihrem Bodyguard vorbei, der sie fast schon liebevoll anlächelte. Irritation mischte sich sekundenlang in ihren Blick und sie war froh, dass er Moderator ihre Aufmerksamkeit forderte und sie kurze Zeit später die Bühne verlassen durfte. Kapitel 36: IX. Episode: Body & Soul (36) ----------------------------------------- Alex zog Holly augenblicklich an sich, als sie wieder neben ihnen Platz genommen hatte. Zärtlich hauchte er einen Kuss auf ihre Wange und streichelte sanft durch ihr Haar. „Oh ja, ich kann es fühlen.“, raunte er ihr zu und lehnte seine Stirn an ihre Schläfe. Für ein paar, winzige Augenblicke schien nichts mehr um sie herum zu existieren. Es gab nur noch Holly und Alex und ihre zwei, füreinander schlagenden Herzen. Marcus räusperte sich. „Euch ist klar, dass noch andere am Tisch sitzen?“, warf er ihnen mit einem munteren Grinsen zu. Alex seufzte leise auf und löste sich wiederwillig von Holly. Nichts desto trotz hielt er ihre zarten Finger fest mit seinen Umschlungen. Holly barg seine Hand auf ihrem Schoss und drückte sie ein bisschen. Eine leicht verlegene Röte hatte sich auf ihre Züge gestohlen und mehr und mehr sprach die Liebe aus ihrem Herzen. Sie konnte es fühlen. Jeden Tag aufs Neue, wenn sie erwachte und in seine Augen sah. Ihr Herz gehörte schon lange ihm und vielleicht gab es Seelenverwandtschaft. Vielleicht hatte sich ihre Seele lange in der Dunkelheit verirrt, bis sie endlich jemanden gefunden hatte, der zu ihr gehörte… „Mir ist schon klar, dass andere Leute am Tisch sitzen, aber es ist eine Form der Höflichkeit nicht zu starren.“, klärte Alex den grinsenden Briten auf. Dieser hob seine Schultern und lehnte sich etwas zurück. Er lungerte förmlich in seinem Stuhl. „Die ersten paar hoch geladenen Gäste erheben sich und werden sofort von ihrer Security aus der Schussweite gebracht… zurück bleiben jene, nicht so hohen Gäste um noch etwas für die Meute vor den Toren übrig zu lassen…“, dokumentierte Ben die Geschehnisse und lenkte das Thema glücklicherweise etwas ab. Holly schmunzelte vor sich hin und lehnte sich etwas zu Winston, der neben ihr saß und etwas verträumt in den Himmel guckte. „Hier ist es schon was anderes, als im dauergrauen England, was?“, witzelte sie ohne Scheu. Der Dunkelhaarige hatte den Mund leicht geöffnet. „Nichts geht über England. God safe the queen.“, murmelte er vor sich hin. Holly zog die Augenbraue hoch. „Du hast doch was geraucht…“, stellte sie fest. Winston grinste und sah zu ihr. „Ich zitiere dich jetzt einfach mal: Möglich.“ Er grinste schelmisch und sah viel lieber wieder zum Mond, der als eine Sichel am Himmel stand. Was er wohl gerade träumte? Sicher vom Mann im Mond! Auf jeden Fall war sein Grinsen überaus breit, weshalb Marcus auflachte. Die Engländer ließen sich ein weiteres Bier schmecken und auch Alex konnte nicht nein sagen. Die Stimmung war so gelöst und so frei hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Dass er von so vielen Augenpaaren beobachtet wurde, war ihm dabei vollkommen egal. Mit dem Daumen streichelte er sanft über die weiche Haut von Holly und immer wieder ließ er ihr ein kleines Lächeln zukommen, das sie mit einem kleinen Zwinkern erwiderte. Viel zu schnell endete der magische Abend und mehr und mehr verschwanden die Menschen aus den Gärten. Die Jungs aus der Band hatten sich zurückgezogen und auch Amelia hatte sich verabschiedet. Zurück blieben Alex und Holly. Sie beobachteten ein paar Kellner, die damit beschäftigt waren aufzuräumen. Leise Musik tönte aus den Lautsprechern und verlieh dem Abend eine herrliche Atmosphäre. Holly seufzte leise auf und kuschelte sich an Alex. „Wir sollten vielleicht zum Hotel zurück… unsere Bodyguards scheinen unruhig zu werden. Wir sind fast die letzten.“, schmunzelte Alex und vergrub seine Hände in ihren Haaren. Allerdings entdeckten seine wachsamen Augen eine Bewegung am Rand. Keine geringere als Aubrey bewegte sich geschmeidig zwischen den Tischen hindurch. Holly fing ihren Blick auf und augenblicklich spannten sich ihre Muskeln etwas an. Alex hielt sie im Arm. Schwieg und wartete einfach ab, bis der Drache an ihnen vorüber gezogen war. „Das sie sich immer noch auf solche Veranstaltungen wagt…“, seufzte Holly auf und kurz zeichneten sich ein paar Falten auf ihrer Stirn ab. „Hey… hör auf dir über deine Mutter so viele Gedanken zu machen. Das ist es eindeutig nicht wert.“, lächelte Alex und strich ihr zärtlich über die Stirn und nahm sie schließlich bei der Hand. „Ich weiß, aber trotz allem bleibt sie meine Mutter und ich habe nie gewollt, dass es jemals so zwischen uns aussieht. Ich frage mich einfach, ob es das wirklich wert war.“, gestand sie Alex ihre leicht nagenden Zweifel an ihrer überstürzten Reaktion. „Du hast das aus deinem Leben verbannt, was dir nicht gut getan hat. Wäre sie eine liebende Mutter, würde sie dich unterstützen, egal ob sie deine Managerin ist, oder nicht… aber sie verklagt dich. Holly, du musst aufhören, dich für die Taten eines anderen Menschen verantwortlich zu fühlen oder die Schuld bei dir selber zu suchen. Deine Mutter ist eine erwachsene Frau und genauso wie du ist sie in der Lage eigene Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Vielleicht braucht sie einfach eine Weile um sich an die veränderte Lebenssituation zu gewöhnen und vielleicht steht sie dann eines Tages vor der Tür. Gib dem nur ein bisschen mehr Zeit.“, riet Alex ihr mit milden Worten und einem sanften Streicheln über ihren Rücken. Ein tiefes Seufzen verließ Holly Lippen und sie begann leicht zu nicken. „Du hast ja Recht. Es ist nur nicht so leicht los zu lassen... was ist eigentlich mit deinen Eltern. Du hast mir noch nie was von ihnen erzählt.“, begann Holly und lenkte das Thema von ihrer Mutter ab. Unter den wachsamen Augen ihrer eigenen Bodyguards lenkten sie ihre Schritte zu einem der zahlreichen Seitenausgänge um wenige Minuten später in der Limousine zu sitzen, die sie zum Hotel zurück brachte. Erst dort erlaubte sich Alex auf ihre Frage zu antworten. „Meine Eltern haben sich bereits früh scheiden lassen. Kurz nach der Geburt meiner kleinen Schwester – Jennifer. Mein Vater lebt in Sydney und meine Mutter nach wie vor in Canberra. Ich bin meistens gependelt. Es ist nicht so schwierig zwischen uns wie bei dir und deinen Eltern.“, schnitt er das Thema nur sehr knapp an. „Und Finley?“ „Mein Halbbruder väterlicherseits. Ich habe einige Halbgeschwister, aber das Verhältnis zu Fin war von Anfang an trotz seiner etwas eigenartigen Art am innigsten.“ „Was meinst du mit eigenartig?“ „Na ja … er hat schon als Kind, das kaum lesen konnte irgendwelche Gedichte auswendig gelernt… keine Ahnung, das ist schon eine kleine Macke.“, lachte Alex vor sich hin und hob dabei seine Schultern etwas an. „Verstehe … und du hast einen Sohn?“, wollte Holly wissen, denn auch über dieses Thema hatten sie bisher kaum geredet. „Ja. Saxon… du wirst ihn sicher irgendwann kennen lernen und kannst dir dein eigenes Bild von ihm machen. Er wird langsam zum Mann und manchmal macht mir das ein kleines bisschen Angst. Kinder wachsen so schnell und irgendwie verpass ich eine Menge von ihm…“, murmelte Alex mit einem kleinen Seufzen und streichelte einmal sanft über ihren Bauch. Sein zweites Kind konnte sich ruhig Zeit lassen mit dem groß werden. Er wollte die Kindheit seines ungeborenen Kindes miterleben. Jeden Moment. Solange er durfte. „Hmm, warum bist du dann weggegangen aus Australien?“ „Es war an der Zeit die Flügel auszustrecken um fliegen. Ich war in Australien nicht mehr glücklich und war auf der Suche nach mir selber. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mich gefunden habe und auch in Los Angeles war ich nie ganz glücklich. Überhaupt hat es viele Jahre gedauert, bis ich einen Ort gefunden habe, der zu mir passt und an den ich gehöre… in Hawaii habe ich diese Erfüllung gefunden, nach der ich mich so lange gesehnt habe.“, erzählte Alex ihr ruhig und streichelte liebevoll durch ihre Haare. Holly lächelte und holte zufrieden Luft. Abermals stieg ihr dieser unverkennbarere Duft von Alex in die Nase, wodurch das Lächeln noch etwas breiter wurde. „Ich glaube mir gefällt es in Honolulu auch. Ich mag schon alleine den Klang des Namens und überhaupt von der Sprache. Es erinnert ein bisschen an eine Melodie.“, meinte Holly und hob die Schultern. „Ich will jetzt Hula lernen.“ „Sieht bei dir sicher heiß aus.“, scherzte Alex und zog sie an sich heran um sich einen kleinen Kuss zu stibitzen. Just in dem Moment hielt der Wagen vor den Eingangstoren des Hotels. Seufzend mussten die beiden Liebenden aussteigen. Schnellen Schrittes wurden sie zu ihren Zimmern zurück geleitet. Erst als die Türen hinter ihnen verschlossen waren, konnten sie tief durchatmen und auch die Bodyguards waren sichtlich erleichtert. Aufgrund der zahlreichen Drohungen war schon das Schlimmste für diesen Abend erwartet worden. Aber: Nichts war geschehen und so konnten sich Holly und Alex einen entspannten Restabend und eine Nacht voller Leidenschaft gönnen.     Ryan zog die Jacke ein kleines bisschen enger um sich herum und setzte sich langsam in Bewegung, folgte Julian, der die Gasse entlang schlurfte und sich dabei eine Zigarette anzündete. Alex und Holly waren sicher im Hotel und so konnte er sich etwas mit dem leisen, schleichenden Verdacht beschäftigen. Tiefe Falten prägten seine Stirn, als er vorsichtig um eine weitere Kurve bog und seinen Blick schweifen ließ. Die Augenbraue des Bodyguards schnellte nach oben. Die Gasse war menschenleer. Er sah sich um, ging ein paar Schritte, beschleunigte diese und lief durch die enge, kaum beleuchtete Seitenstraße. Doch Julian blieb verschwunden. Ryan zückte sein Handy und wählte auswendig die Nummer von Tiny. „Ich bin unterwegs zurück. Ich hab die Zielperson verloren.“, verkündete der Personenschützer und sah sich erneut um. Mehr und mehr beschlich ihn ein höchst eigenartiges Gefühl, wenn er an Julian dachte. „Kerl, du verbirgst doch irgendwas vor mir…“, murmelte Ryan vor sich hin und lief mit wachsamem Blick die Straße zurück, schwang sich in sein Auto, das in der Nähe geparkt war, um sich auf den Rückweg zum Hotel zu machen. Ganz langsam wuchs das Gefühl des Misstrauens in seiner Brust. Und dieses Gefühl wurde sogar noch verstärkt als Tiny verkündete, dass es keinerlei Akten oder gar einen Eintrag bei den Krankenkassen von Julian gab. Von all den Sorgen ahnte Alex nichts. Er war viel zu sehr damit beschäftigt endlich glücklich zu sein! Nach all den quälenden Wochen und den anstrengenden Monaten zuvor hatte er es sich verdient! Kapitel 37: IX. Episode: Body & Soul (37) -----------------------------------------   Der nächste Morgen kam nach der kurzen Nacht leider viel zu schnell. Alex ahnte noch nichts von Ryans Nachforschungen und Holly schwebte buchstäblich auf Wolke sieben. In einem dünnen, blauen Kleid führte Alex sie über den weichen, warmen Sandstrand. Die Augen verbunden war er darauf bedacht ihr bei jedem Schritt zur Seite zu stehen. „Wohin bringst du mich?“, kicherte die Blondine und drückte ihre Lippen fest aufeinander. „Du hast mich gestern überrascht, heute bin ich dran.“, verkündete Alex. Schon früh hatte er das weiche Bett verlassen, um mit der Hotelrezeption eine Überraschung für seine Angebetete vorzubereiten! Eine Jeans und ein offenes weißes Hemd war alles was er trug. Im sanften Morgenwind, der über die große Hawaii Insel hinweg pustete wehte das Hemd etwas hin und her. „Alex… wohin bringst du mich.“ „Lass dich doch einfach mal überraschen. Du bist so schrecklich neugierig.“, lachte er laut auf und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. Holly verzog ihr Gesicht und zeigte ihm ihre Zunge. „Nicht fair…“, maulte sie leise und vergrub ihre Fußspitzen im warmen Sand. Leise rauschten die Wellen, brachen sich an den dunklen Felsen, die im Meer in die Höhe ragten oder glitten sanft über den Sandstrand. Die Sonne erklomm den Horizont und tauchte alles in ein helles Orange. Am Horizont war noch ein schwacher, roter Schimmer zu sehen. „Vorsicht. Hier hinsetzen.“, murmelte Alex und bugsierte Holly auf einen Holzstuhl, auf dem ein großes, weiches Polster lag. „Wo sind wir…?“, fragte sie nach und streckte ihre Hände aus. Sie fand einen Tisch und … Alex fing ihre Hände ein. „Sei nicht so neugierig.“, flüsterte er ihr nochmal zu und drückte ihr einen Kuss in die Handteller, ehe er das Tuch von ihrem Gesicht zog. Sie blinzelte ein paar Mal, während sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnten. „Oh mein Gott, Alex, das ist Zauberhaft.“, wisperte sie leise und sah sich in der wunderschönen Umgebung um, ehe sie das Frühstück entdeckte, das auf dem Tisch bereitet war. Diverse Obstsorten, perfekt angerichtet. Kleine Marmeladentigelchen, frisch gepresster Orangensaft und köstlich duftender Tee. Dazu ein paar Semmeln. Einfach alles, was zu einem perfekten Frühstück gehörte. „Wo sind wir hier…?“, wollte sie jetzt endgültig wissen. „Privatstrand vom Hotel.“, klärte Alex sie zwinkernd auf. „Für das Frühstück gehört er nur uns…“ „Oh mein Gott, du bist ja so verrückt!“, lachte Holly begeistert auf und betrachtete mit strahlenden Augen das köstliche Frühstück. Im Hintergrund die feine Melodie des rauschenden Meeres… es war absolut perfekt und nur zu gerne gestattete sie Alex ihr ab und an eine Erdbeere in den Mund zu schieben oder einen Kuss auf die Lippen zu drücken.   In der Zwischenzeit herrschte auf Honolulu eine eigenartige Stimmung. Scott klopfte Finley auf die Schultern. Der junge Mann stand vor der Villa von Alex. Die Luft war erfüllt von einem komischen Surren und dem Blaulicht der Polizei und eines Krankenwagens…. „Du solltest dich wirklich untersuchen lassen.“, murmelte Grace besorgt in die Richtung ihres Liebsten. Finley schüttelte langsam seinen Kopf und betrachtete das Haus. „Wir sollten Alex anrufen.“, schlug Scott vor. Wieder folgte nur ein Kopfschütteln von Finley. Auf dem Gesicht verteilt einige blaue Flecke – vor allem um die Augenpartie - , das eine Auge sogar deutlich angeschwollen, Lippe und die linke Augenbraue aufgeplatzt, stand er regungslos da, starrte zum Haus hinüber. Eine Decke um die Schultern gelegt ignorierte er den Schmerz, der von seinen gebrochenen Rippen ausging. „Mr. O’Lachlan.“, näherte sich ein Sanitäter und ein Polizist. Der blonde, junge Mann seufzte auf und schüttelte erneut seinen Kopf. „Sie wurden schwer verletzt. Es wäre anzuraten, dass sie sich untersuchen lassen“, meinte der Sanitäter bestimmt. Im Schein der aufgehenden Morgensonne glitzerte das Blut in seinen Strohblonden Haaren. Er schluckte. „Wären Sie bereit für eine Aussage?“, warf der Polizist ein. „Ich habe Ihnen bereits alles gesagt… als ich heim gekommen bin war der Angreifer bereits im Haus. Ich habe ihn oder… die Beiden überrascht.“ „Eingangs haben Sie erwähnt, es handle sich um drei Täter.“ Finley schwieg und presste die Lippen aufeinander. Eine Sorgenfalte schlich sich auf seine Stirn und er schien angestrengt nachzudenken. „Finley, vielleicht solltest du wirklich ins Krankenhaus…“, murmelte Grace. „Du scheinst dich am Kopf verletzt zu haben und Alex sollten wir auch informieren. Du bist sein Bruder.“ „Und? Was bringt es, wenn er es jetzt schon weiß? Er kann den heutigen Tag auch noch genießen, bevor er morgen vor den Scherben seines Hauses steht…“ Scott seufzte genervt auf und konnte sich ein kleines Augenrollen nicht verkneifen. „Dann lass uns wenigstens Ryan informieren.“, sprach er bestimmt nach. Finley hob seine Schultern an, Grace platzierte eine Hand auf seinem Rücken und schob ihn etwas mit. Ebenso legte der Sanitäter Hand an, nahm Fin am Handgelenk und bugsierte ihn in Richtung Krankenwagen. Vor den Toren der Villa warteten bereits zahlreiche Paparazzi – angelockt von den Sirenen im Villenviertel. „Und wir sollten Alex doch informieren.“, knurrte Scott vor sich hin und schüttelte seinen Kopf um anschließend sein Handy zu zücken. „Darf ich mit?“, fragte Grace sofort als Finley endlich auf dem Brett lag und in den Krankenwagen gefahren wurde. „Sind sie verwandt?“ „Nein, aber ich bin seine Lebensgefährtin!“, antwortete sie mit Nachdruck und sah den Sanitäter flehend an. Er nickte und sofort sprang die zierliche Asiatin neben ihren Liebsten in den Krankenwagen. Die Beziehung hatten sie nie wirklich definiert und doch schlug ihr Herz immer dann schneller, wenn sie in seine strahlend blauen Augen gucken durfte. Sanft ergriff sie seine Hand. Er hielt die Augen geschlossen. Dennoch bewegten sich seine Augenlider schnell und auch der Puls verriet, dass Finley schwerer verletzt war, als er ich anfänglich eingestehen wollte. So ging die Fahrt ins Krankenhaus los…     Alex trank einen letzten Schluck Kaffee und lehnte sich gemütlich in dem Stuhl zurück. Zufrieden glitt sein Blick über die herrliche Umgebung und blieb schließlich an dem bezaubernden Wesen direkt vor sich hängen. Etwas verträum sah sie ihm aus den warmen, braunen Augen entgegen, lächelte und legte den Kopf auf die Seite. „Absolut wunderhübsch…“, stellte er leise fest und lehnte sich zu ihr nach vorne, um ihre Hand zu ergreifen. Augenblicklich begann ihr ganzes Antlitz zu strahlen. „Ich hoffe damit meintest du gerade mich und nicht die Umgebung.“, kokettierte sie seine Aussage und zwinkerte ihm zufrieden zu. „Möglich.“, raunte Alex. Jäh unterbrach das Klingeln seines Handys die traute Zweisamkeit. Ein tiefes Seufzen verließ Alex Lippen. „Ignorier es doch einfach.“, bat Holly mit einem lieblichen Gesichtsausdruck. Alex wog den Kopf hin und her, als erneut sein Handy Laute von sich gab! „Ignorieren.“, säuselte Holly, sprang auf und tänzelte um den Tisch. Schon saß sie auf seinem Schuss und versiegelte ihre Lippen mit den seinigen. Begierig gab sich Alex diesem unglaublichen Kuss hin. Er atmete tief durch und schlang seine Arme um ihre Hüften. Allerdings erwies sich der Gesprächsteilnehmer auf der anderen Seite der Leitung als überaus hartnäckig. „Ich glaube ich sollte besser ran gehen.“, verkündete Alex mit einem kleinen Seufzen. Holly zog einen Flunsch und sprang von seinem Schoss. Mit ein paar wippenden Schritten machte sie sich auf den Weg zum Wasser. Alex beobachtete sie. Folgte wie magisch ihrem perfekten Hüftschwung und vergaß beinahe den Anrufer! Rasch schüttelte er den Kopf und zückte sein IPhone. „Scott.“, rollte er mit seinen Augen und hob ab. „… wehe es ist nicht wichtig!“, rief er dem besorgten Scott entgegen. „Es ist wichtig. Dein Bruder ist im Krankenhaus:“ Augenblicklich wich jegliche Farbe und jedes Lächeln aus Alex‘ Gesicht. „Was!“, stieß er aus und stand bereits auf seinen Füßen. Holly drehte sich um und sah ihn fragend an. „Bei dir ist eingebrochen worden, Alex… dein Bruder hat die Einbrecher überrascht. Er wurde übel zugerichtet.“, servierte ihm Scott die Schonungslose Wahrheit. Natürlich entsetzt, schluckte er einmal schwer und versuchte all die Informationen irgendwie zu verarbeiten. „Oh…okay. Ich bin unterwegs. Sobald ich einen Flug erwische bin ich da.“, murmelte er voller Sorge. Sorge, die sein Herz schneller schlagen ließ. Die gute Laune war wie weggeblasen. Es dominierte einzig und alleine die Angst um seinen kleinen Bruder. Ohne ein weiteres Wort legte Alex auf. „Was ist passiert?“, wollte Holly wissen und stand schon wieder vor Alex, schnappte besorgt seine Hand. „Mein Bruder ist im Krankenhaus … anscheinend hat er Einbrecher in meinem Haus überrascht.“ Holly blieb der Mund offen stehen und wie Alex zuvor wurde sie blass. „Wir müssen sofort zurück.“, verkündete Alex und löste seine Hand. „Na …natürlich.“, nuschelte Holly und schüttelte entgeistert ihren Kopf. „Ich ruf Ryan an.“ Alex setzte sich in Bewegung und bemerkte gar nicht, dass Holly ihm zuerst nicht folgte. „Alex…“, rief sie ihm nach, weshalb er stehen blieb und sie irritiert ansah. „Ist es wirklich klug, wenn ich dich begleite? Du weißt wie die Medien auf uns reagieren und dein Bruder … liegt immerhin im Krankenhaus. “ Er dachte nach und schüttelte seinen Kopf. „Ich alleine komme eher ins Krankenhaus … und da wird es schon schwer genug an den Paparazzi vorbei zu kommen.“ Sie seufzte schwer auf und lief auf ihn zu, fiel ihm förmlich um den Hals. „Ich will dich nicht alleine lassen.“, stieß sie aus. „Ich dich auch nicht, Holly. Aber du hast Recht. Wir brauchen so wenig Aufsehen wie möglich und vielleicht sind die Einbrecher in der Nähe… bleib du hier und wahre den Schein..“ So war das Leben der Reichen und Schönen. Es war nicht immer einfach und gerade jetzt zerriss es Holly schier das Herz. Sie klammerte sich an Alex fest und drückte ihm einen Kuss auf die warmen Lippen. „Du kommst klar?“ „Ich muss… und du… bleib einfach bei Marcus und den Anderen… in Ordnung… ich melde mich sobald ich mehr weiß…“, raunte Alex ihr zu und streichelte eine verirrte Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Sie nickte seufzend. „Ich liebe dich…“, flüsterte sie ihm entgegen. Trotz der schweren Information, die er vor wenigen Minuten erhalten hatte, glitt ein Strahlen über seine Züge. „Und ich liebe dich.“ Er küsste sie erneut und schloss sie ganz fest in seine Arme. „Pass auf dich auf…“ „Du auch auf dich.“, meinte Alex, bevor er sich löste und mit schnellen Schritten zu Hotel zurück lief. Er informierte Ryan, packte und befand sich nur wenige Stunden später auf den Rückflug nach Honolulu. Holly blieb zurück in Hilo und versuchte sich mit ihren Freunden etwas abzulenken, während Julian ein wachsames Auge auf sie hatte. Kapitel 38: IX. Episode: Body & Soul (38) ----------------------------------------- Holly seufzte auf und rührte in ihrem Tee. Ben brummte auf. „Musst du so viel Krach machen…“, murmelte der junge Mann. Winston lachte auf. „Kleines, du musst das lautlose Umrühren lernen und am Besten hörst du auch auf zu atmen. Das ist nicht so gut für Kopfschmerzen.“ „Was kann ich denn dafür, dass ihr einen Kater habt.“, maulte Holly und sah zu den Jungs die am Frühstückstisch hockten. Sie besaßen kein Hotelzimmer, sondern eine kleine Ferienwohnung. „Gar nichts. Aber ich frage mich, warum du hier bist… hast du nichts mit deinem Alex zu tun?“, fragte Marcus und streckte sich ausgiebig, bevor er sich seinen Kaffee schnappte. „Der fliegt zurück nach Honolulu. Sein Bruder liegt im Krankenhaus….“, murmelte Holly. „In wie fern?“, knurrte Ben und rieb sich seinen dröhnenden Kopf! „Bei uns wurde eingebrochen … sein kleiner Bruder wohnt momentan bei uns und ist den Tätern wohl in die Fänge geraten.“ „Oh ha … ich wusste gar nicht das ihr zusammen lebt und … scheiße.“, gab Marcus von sich. Holly nickte und sah zum wiederholten Mal auf ihr Handy. Noch immer wartete sie auf einen Anruf von Alex. Winston streckte sich und schloss seine Augen. „Und warum bist du hier?“, wollte er von der Musikerkollegin wissen. „Weil es nicht ganz so einfach ist, Winston. Ich kann ihn nicht begleiten. Ihr habt ja keine Ahnung wie die Reporter auf einen von uns alleine anspringen. Zu zweit erinnert die Hetzjagd ein bisschen an Lady Diana.“, erklärte sie. „Hmm. Und drum würde ich mich nie in eine Berühmtheit verlieben. Ich bin berühmt genug.“, grinste er schelmisch vor sich hin. Holly verdrehte ihre Augen und entschied sich für einen spontanen Themenwechsel. „und was macht ihr heute.“ „Wir wollten etwas in den Park und für die Allgemeinheit singen und Autogramme geben. Komm doch mit. Du weißt, dass das Spaß macht und deinem Bodyguard wird sonst auch langweilig!“, meinte Marcus. „Vielleicht mach ich das.“ „Du hast dich viel zu lange vor der Öffentlichkeit versteckt. Es wird Zeit dass du wieder zu den Anfängen zurück kehrst und mit den Menschen singst, anstatt nur für die Allgemeinheit. Das macht auch mehr Spaß und dir wird schon nichts passieren.“, gab Winston zum Besten. Ben brummte auf und rieb sich den Kopf. Ted gesellte sich schlussendlich auch noch zu ihnen und auch bei ihm herrschte Katerstimmung. „Ich weiß, dass mir nichts passiert. Du musst aber auch bedenken, dass ich in letzter Zeit oft genug irgendwelche Drohungen erhalten habe.“ „Ach komm, Kleine. Deshalb versteckt man sich nicht, sondern man zeigt den Problemen die Stirn! Lass dich von irgendwelchen Idioten nicht in ein Versteck zwingen!“, betonte Marcus energisch. „Du hast ja Recht, aber …“ „Nein! Kein ABER! Du begleitest uns und gemeinsam rocken wir den Park.“, befahl Marcus mit erhobenem Zeigefinger. Holly zog einen Schmollmund. „Aber …“ „Nein!!“, lachte er auf und tippte ihr gegen die Stirn. „Dein Handy hast du dabei, falls Alex dich anruft.“ Mr. Mumford ließ keine Wiederworte zu und so brachen Holly, Carey und die Jungs der Band wenig später auf in Richtung Queens Park. Heute gab es hier keine Absperrungen und kaum Security. Nur Julian folgte ihnen wie ein anhänglicher Schatten. Auch am heutigen Tag war der Park besonders schön geschmückt. Überall tänzelten Blumenmädchen umher und verteilten Kränze aus Hibiskusblüten. Anders als am Vorabend war der Park heute der Allgemeinheit zugänglich und so strömten die Menschen zu tausenden hindurch. Die Personenschützer einiger Stars schwitzten dabei Blut und Wasser. Auch Julian war besonders angespannt, als er hinter ihr her schlich und noch ein Telefonat führte. „Hast du noch andere Schützlinge, von denen ich nichts weiß“, witzelte Holly und warf ihm einen fragenden Blick zu. Der stämmige Halbafrikaner schüttelte verneinend seinen Kopf und lauschte lieber den musischen Klängen, die durch den Park schallten. Überall hatten sich Musiker positioniert, sagen, auf Bitten der Fans ohne Mikrofon oder Band. Natürlich blieb auch Holly nicht unentdeckt und ganz zu Julians Leidwesen löste sie sich von den Fesseln, die sie hielten. Frei, so wie zu Beginn ihrer Karriere unterschrieb sie Autogramme, und ließ sich auch irgendwann eine Gitarre in die Hand drücken. Zusammen mit einer befreundeten Sängerin – Grace Potter – sang sie das Lied ‚I want somethingI want‘, welches die Sängerinnen vor einigen Jahren veröffentlicht hatten. Natürlich waren die Fans hell auf begeistert von der Nähe, die sie zu ihren Idolen haben konnten. Hier und da ließen sich auch junge, unentdeckte Künstler zu einer musischen Einlage hinreißen. Darunter auch ein Vater, mitsamt seinem kleinen Mädchen. Sie coverten ‚I wont give up‘. Aus der Distanz beobachtete Holly die Zwei und zog ihr Handy hervor, lauschte den Worten, die Vater und Tochter sagen. Marcus hatte seinen Arm um ihre Schulter und um die seiner Frau gelegt. „Und? Hat sich dein Kerl schon gemeldet?“, fragte er nach. Holly schniefte und schüttelte ihren Kopf. „Bisher leider noch nicht…. Und die Kleine ist ja soooo süß.“, lenkte sie sehr schnell das Thema ab. „Stimmt. Musische Gene.“, scherzte Carey und schielte auf Hollys Bauch. Ihr Mann schenkte dem Geplänkel der Frauen keine weitere Beachtung. Er pfiff zum Spiel der Gitarre vor sich hin.  „Meine Ladies, entschuldigt mich.“, löste er sich von ihnen und schritt voran. Gemeinsam mit seinen Jungs eroberte er den Wegrand jetzt für sich. Gemeinsam präsentierten sie ein etwas ruhigeres Lied: ‚Home‘. Unter den wachsamen Augen von Julian suchte Holly das Gespräch zu Carey. „Ist es ungewöhnlich, wenn ich sage, dass ich ihn vermisse, auch wenn er erst seit ein paar Stunden weg ist?“, fragte sie leise nach und sah ihre Freundin fragend an. „Nein. Das ist normal, wenn die Liebe noch frisch ist. Marc könnt ich derzeit mit einem Arschtritt durch die Gegend jagen, so sehr geht mir seine kreative Phase auf die Nerven.“, zwinkerte Carey ihr zu. „Ach ich weiß nicht. Ich kann das so schwer einordnen. Ich war noch nie wirklich verliebt.“, erklärte sie Carey und abermals verließ ein Seufzen ihre Lippen. „Dann ist es gut, dass du es endlich bist. Du warst schließlich lang genug alleine.“, neckte Carey und lauschte dem Gesang ihres Mannes. Dabei schloss sie die Augen und legte den Arm um Holly. Erst ein Kribbeln im Nacken ließ sie aufschauen. Der Bodyguard beobachtete die beiden Frauen. Carey seufzte. Insgeheim war sie froh, dass ihr Mann auf einen Personenschutz verzichtet und sie auch keinen brauchte. Vor allem dieser Bodyguard war unheimlich. „Du fliegst morgen wieder nach Hause…?“ „Ja. Zumindest nach Honolulu zurück. Ich weiß ja nicht, wie das jetzt mit dem Haus ist. Vermutlich werden Alex und ich erst mal im Hotel wohnen. Hoffentlich kommt bald die Entwarnung. Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie es Finley geht.“, sprach sie und erneut wanderte ihr Blick auf das Handy, dass allerdings schwieg. Auch auf die SMS hatte ihr Liebster noch nicht reagiert. „Jetzt guck nicht so besorgt. Das wird schon alles wieder.“, munterte Carey Holly auf und zog die Amerikanerin auch schon mit sich in Richtung der Band!   Scott warf einen Blick auf seine Uhr und tippelte nervös mit der anderen Hand auf dem Nachbarstuhl herum. Seit einer gefühlten Ewigkeit hockte er in der Flughafenhalle und wartete auf die Ankunft von Alex. Schließlich gab er ein Schnauben von sich und zückte sein Handy. Alex hob nicht ab. „Der gewünschte Gesprächsteilnehmer ist zur Zeit nicht verfügbar…“, äffte er die quäkende Stimme am anderen Ende der Leitung nach! „Alex! Verdammt noch mal, wo steckst du!“, rief er schließlich besorgt und sprang auf. Seine eiligen Schritte führten ihn zu der langen Schlange vor der Auskunft. Wieder verstrich eine gefühlte Ewigkeit bevor er mit der Frau mit den langen, roten Haaren und dem charmanten Dauergrinsen stand. „Hey. Ich hoffe Sie können mir weiter helfen.“, sprach Scott und fuhr sich einmal durch die blonden Haare. „Ja? Ich hoffe es auch.“ Die junge Frau lächelte noch breiter. Sie hieß Nancy Simones – zumindest wenn man dem goldenen Schild auf ihrem blauen Blazer Glauben schenken durfte. „Ein Freund von mir war von Hilo mit einer Privatmaschine hier her unterwegs. Eigentlich hätte er schon seit einer Stunde hier sein müssen. Der Flug ist nicht für die Allgemeinheit am Ankunftsbord verzeichnet, also hoffe ich einfach, dass sie mir helfen können.“, erklärte Scott. „Die Nummer kennen Sie?“ Scott zog sein Handy aus der Tasche und suchte eine SMS „NJ200HP“, antwortete er gehorsam. Das war der Jet, der oftmals der Crew von Five-O zur Verfügung stand. „Einen Moment.“ Mit flinken Fingern tippte Nancy einige Sachen in ihrem Computer ein. Sie zögerte kurz und ein Schatten glitt über ihre Züge. Sofort begann sie wieder zu lächeln und sah wieder zu Scott. „Bisher ist der Jet noch nicht am Flughafen von Honolulu gelandet…“ „Aber Alex ist an Bord?“ „Ich darf leider keine Auskünfte über Personen geben.“ Scott seufzte auf. „Hören Sie: Sein kleiner Bruder liegt im Krankenhaus. Ich muss nur wissen ob der Flug Verspätung hat, oder ob Alex mit einer anderen Maschine kommt. Ich erreiche ihn nicht.“, erklärte Scott etwas energischer. „Es tut mir Leid.“, antwortete Nancy. Scott seufzte auf. „Wissen Sie, wann die Maschine erwartet wird.“ „Nein. Die Informationen liegen mir nicht vor. Entschuldigung.“ Scott schüttelte seinen Kopf und schnalzte mit der Zunge, bevor er sich langsam von der Auskunft entfernte, seinen Blick schweifen ließ. „Verdammt, Alex. Wo steckst du…?“, murmelte er vor sich hin, zückte sein Handy und wählte eine andere Nummer. Hollys! Er wartete. Lauschte dem Freizeichen, bis ihre Stimme ertönte. „Hey … Scott? Was ist los?“ „Hey. Wie weit seid ihr? Ich hab versucht Alex zu erreichen, aber mit seinem Handy stimmt wohl was nicht.“, atmete Scott etwas beruhigter durch. „Ich bin nicht bei Alex.“, ertönte Hollys Stimme und schon zeichnete sich erste Sorge ab. „Wie meinst du das?“ Scott erstarrte und warf einen kurzen Blick gen Himmel als er den Flughafen verließ. Eine Maschine der Hawaiian-Airline flog über ihn hinweg. „Ähm … wir wollten den Medienrummel umgehen. Darum ist Alex alleine geflogen. Er ist seit heute Vormittag weg.“ Scott sah auf seine Uhr. Es war fast 20 Uhr. Er knirschte mit seinen Zähnen und befeuchtete seine Lippen. „Okay. Melde dich, sobald du von ihm etwas weißt.“, bat er leise und besorgt zugleich. „Ja… du auch …“ Scott legte auf. Holly starrte auf ihr Handy. „Was ist los?“, fragte Winston, als er die blasse Amerikanerin bemerkte. „Alex ist verschwunden.“ Mit diesen drei kleinen Worten zog sie jegliche Aufmerksamkeit ihrer Freunde auf sich.   Kapitel 39: IX. Episode: Body & Soul (39) ----------------------------------------- „Was meinst du mit verschwunden? Ich dachte er ist in Honolulu!“, stieß Marcus aus und war mit zwei schnellen Schritten an ihrer Seite, genauso Carey, Winston, Ted und Ben. Allesamt betrachteten sie fragend. „Der Jet ist nicht gelandet und er ist nicht mehr erreichbar…“, murmelte sie leise und ließ sich von Carey in Richtung Parkbank bugsieren. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht verschwunden, als sie sich auf dieser nieder ließ und mit starrem Blick in den Himmel guckte. „Es gibt sicher eine Erklärung. Vielleicht ist er in einem Funkloch.“, versuchte Marcus sie aufzubauen. „Er geht seit Stunden nicht mehr an sein Handy. Was mach ich denn jetzt?“ „Erst mal tief durchatmen. Ganz ruhig. Er ist vor ein paar Stunden abgeflogen. Vielleicht gab es Verzögerungen, vielleicht ist er nicht auf dem großen Flughafen von Honolulu gelandet, oder oder oder. Im Moment kannst du gar nichts machen, außer ein kleines bisschen abzuwarten, also atme tief durch. Atmen.“, mahnte Carey die Schwangere. Holly schluckte. „Ich organisier was Trinkbares…“, murmelte Winston und eilte los. „Ich komm mit!“, rief Ted und folgte seinem besten Freund. Holly benetzte ihre Lippen mit der Zungenspitze und horchte in sich hinein. War da ein leichter Schmerz, nahe des Herzens? Immer wieder tauchten Bilder vor ihrem inneren Auge auf. Szenen, die sie mit Alex erlebt hatte. So viele Momente und je mehr die Sehnsucht nach ihm wuchs, desto größer wurde auch die Verzweiflung und die Sehnsucht nach ihm!     Grace wanderte unruhig über den Gang des Krankenhauses und knabberte auf ihrer Unterlippe herum, als sie Scott entdeckte, der sich ihnen näherte. „Hey… wo ist Alex?“ Sie hob irritiert ihre Augenbraue. Eigentlich war der Amerikaner doch los gefahren um Alex abzuholen. „Nicht da. Was ist mit Finley?“, fragte Scott. Noch mehr Verwirrung machte sich in Grace Gesicht breit. „Er wird gerade untersucht und hat mich gebeten solange draußen zu warten. Männer halt! Können vor Frauen niemals Schwäche zugeben.“, verdrehte sie ihre Augen. „Witz beiseite. Wo ist Alex?“ „Ich weiß es nicht.“, antwortete Scott mit einem schweren Seufzen. „Wie? Du weißt es nicht.“ „Er war nicht am Flughafen, ist aber weg geflogen. Holly hat auch keine Ahnung, wo er sich aufhält.“, erklärte der Blonde. Grace blieb der Mund leicht offen stehen. „Du willst mir also sagen, dass wir keine Ahnung haben, wo Alex gerade ist???“, stieß sie heißer aus. „Ganz genau das versuche ich dir zu vermitteln, ohne dass du hier gleich in Panik verfällst. Die habe ich selber bereits.“, knurrte Scott und klopfte gegen die Tür. Ohne auf eine Antwort von drinnen zu warten, schritt er in das Zimmer und verschaffte sich einen knappen Überblick. Finleys Brustkorb wurde gerade untersucht. „Schon mal was von Privatsphäre gehört.“, grummelte der junge Mann vor sich hin. Er fühlte sich hundeübel! Der Schlauch unter seiner Nase juckte und die Ärzte hatten zu allem Überfluss einen Rippenbruch festgestellt und dann waren da noch die Bilder des Überfalls, die immer wieder auftauchten, wenn er seine Augen schloss! „Wir müssen reden, Fin.“, fiel Scott wie gewöhnlich mit der Tür ins Haus. Die blauen Augen von Fin – die derzeit von einem blau-grün-violetten Rahmen umrundet waren – wanderten zu Scott. „Was ist jetzt schon wieder passiert? Reicht es nicht langsam?“, seufzte er auf. „Schön wäre es.“ „Mr. O’Lachlan wird gerade untersucht. Bitte warten Sie vor der Tür.“, bat der hochgewachsene Arzt. „Es hat leider keine Zeit, wie wäre es, wenn Sie ihn später untersuchen?“, fragte Scott überaus flapsig. Grace spähte hinter ihm hervor und versuchte Finley ein kleines Lächeln entgegen zu bringen. Leider war das gar nicht so einfach. Die Situation war so schrecklich absurd und schien von Tag zu Tag noch schlimmer zu werden! „Entschuldigen Sie, aber ich bezweifle, dass Sie hier das sagen haben.“, keifte die zweite Ärztin. „HE!“, rief Finley. Furchtbar. „Bitte warten Sie einen Moment.“ Er war um den Frieden bemüht. Die beiden Ärzte wirkten wenig erfreut darüber, dass sie vor die Tür verwiesen wurden. „Wir haben auch noch andere Patienten, Mr. O’Lachlan.“ „Dann gehen Sie doch zu denen, die freuen sich über kalte Hände, die den Bauch abtasten.“, knurrte Finley und setzte sich im Bett auf. Er erntete einen mürrischen Blick von der Assistenzärztin, die mit Schwung die Tür hinter sich schloss und Scott mit Fin und Grace alleine zurück ließ. „Okay. Jetzt haben wir meine Ärzte erfolgreich in die Flucht geschlagen, also was ist los?“, sah er abwartend von einem zum anderen und rieb sich mit schmerzverzogenem Gesicht über den Bauch. Ihm tat absolut alles weh! Scott befeuchtete seine Lippen und sah zu der hübschen Asiatin, die sich an ihm vorbei schob um sich neben Fin zu setzen. „Leute.“ Er sah von einem zum Anderen und schon bildete sich eine steile Sorgenfalte auf seiner Stirn. Ihm wurde ganz anders! „Es … geht um Alex…“, setzte Scott schließlich an. „Das darf doch nicht wahr sein! Du hast es ihm gesagt oder?!“, rief Finley und verdrehte seine Augen. „Ja.“ „Und? Jetzt hat er seinen Urlaub abgebrochen, wirklich grandios.“ Mit einem etwas lauterem „Finley“, brachte Scott den aufgebrachten Verletzten zum Schweigen. „Was?“, keifte Finley. „Alex wird vermisst. Das Flugzeug… wir wissen nicht wo er ist. Anscheinend hat er Hilo verlassen, ist auf Honolulu aber nie angekommen.“, klärte Scott ihm mit ein paar ernsten Worten auf. Finley sah von einem zum anderen. „Hey, nehmt mich nicht auf den Arm! Das ist nicht euer Ernst!“, stieß der junge Australier aus und rutschte zum Bettende. Eilig umklammerte Grace seinen Arm. „Es ist kein Scherz, Finley. Und du musst liegen bleiben, du bist verletzt!“, jammerte Grace und sah mit großen Augen zu ihm nach oben. „Mein Bruder wird vermisst…“, wiederholte er leise. Scott nickte. Finley sackte etwas in sich zusammen. „Das darf doch nicht wahr sein. Was ist denn das für ein elendiges Wochenende…“, sprach der leise Galgenhumor aus ihm. Entrüstet schüttelte er seinen blonden Schopf und vergrub sein schmerzendes Gesicht in seinen Handflächen. Scott ließ sich mit einem tiefen Seufzen auf dem Stuhl nieder. „Ich habe die Polizei bereits informiert. Wir müssen jetzt abwarten.“ „Warten? Auf was…? Darauf das, das Leben noch schlimmer wird?“, murmelte Finley und lehnte sich etwas an Grace, die seine Hand festhielt und ihm etwas Kraft spendete. „Ja. Außer du hast einen besseren Plan.“, antwortete Scott. Stille kehrte ein im Krankenzimmer, denn keiner von den Drei wusste noch, was er sagen sollte…     Wie sie in das Hotelzimmer zurückgekommen war, konnte Holly nicht mehr sagen. Mittlerweile war es Nacht geworden und noch immer fehlte von Alex jede Spur. Angst und Sorge war in ihr heran geschwollen und hatte alles für sich eingenommen. Immer wieder sah sie verzweifelt auf ihr Handy, doch die erlösende Nachricht war ausgeblieben. Die Dunkelheit hatte sich über Hilo gelegt und ebenso in ihr Herz geschlichen. Marcus reichte ihr einen Tee und zog sich wieder zurück. Ihre Freunde wachten über die junge Frau… über die junge, selbstmordgefährdete Frau! Keiner wagte es sie aus den Augen zu lassen. So hockten die Jungs der Band, Carey und Julian mit in dem Hotelzimmer, spielten ein wenig mit der Playstation und versuchten Holly immer wieder etwas aufzubauen. Als ihr Handy auf einmal zu klingeln begann, zuckte sie zusammen!! Holly starrte auf die Nummer. Unbekannter Gesprächsteilnehmer. Hastig fuhr sie sich durch die Locken und tauschte einen kurzen Blick mit Carey. Der Tee blieb unbeachtet und dampfend auf dem Fenstersims zurück, als sie sich mit zitternden Knien erhob und das kleine Mobiltelefon an ihr Ohr drückte. „Ja Hallo.“ „Miss Shepard?“ „Ja…“ Polizei von Honolulu.“ Holly schluckte und klammerte sich an ihrem Handy fest. „Ja..ja … die bin ich?“, flüsterte sie und ließ sich langsam auf den Stuhl sinken. Sogleich waren Carey und Marcus an ihrer Seite und sahen die irritierte, blasse junge Frau fragend an. „Es wurde eine Leiche gefunden. Wir konnten ihn noch nicht identifizieren. Allerdings trug er ein Ultraschallbild bei sich, auf dem eindeutig ihr Name verzeichnet ist…“ Hollys Augen weiteten sich vor blankem Entsetzen. „Ich … ich bin in Hilo…“ „Wäre es möglich, dass sie in das Honolulu Police Departement für die Identifizierung kommen.“ Tränen schossen in Hollys Augen und sie nuschelte ein leises „Ja…“, bevor ihr das Handy aus den Fingern glitt und auf dem Steinboden aufschlug. Sie sank etwas in die Knie und wäre wohl gestürzt, wenn sie nicht sofort von ein paar starken Armen gehalten worden wäre. Marcus hielt sie fest. „Was ist los … was ist …?“ „Es wurde eine Leiche gefunden… mit meinem Ultraschallbild. Alex hatte eines bei sich…“, schluchzte sie auf. Marcus ignorierte den Umstand, dass ihm die Sache mit der Schwangerschaft neu war. Stattessen hielten er und Carey die junge Frau fest. In ihr schnürte sich alles zusammen und mit einem Mal geriet ihre Welt aus den Fugen, wankte beträchtlich und das gerade aufgebaute Glück begann mehr und mehr zu bröckeln.   Das ganze Leben bestand doch schon aus Warten. Warten aufs Leben, warten aufs Sterben.   (Charles Bukowski) Kapitel 40: IX. Episode: Body & Soul (40) ----------------------------------------- In der Nacht war kein Flug mehr zu bekommen. So harrte sie am Flughafen aus, dicht umringt von ihren Freunden, keine Chance auf Schlaf. Holly entschied sich eine weitere SMS an Alex zu Schreiben. Etwas Hoffnung in den dunklen Stunden, denn vielleicht antwortete er ihr doch! ‚Hey Alex. Heute ist ein verdammt blöder Tag. Ich weiß noch immer nicht wo du bist und ich habe Angst, dich zu verlieren, jetzt, wo ich dich erst gefunden habe. Es hat so unglaublich lange gedauert, bis du mir in meinem Leben begegnet bist und mir das geschenkt hast, was ich fast schon unendlich hoffnungslos gesucht habe: Glauben. Den Glauben an eine Zukunft, an Glück, Freude… und zuletzt Liebe. Ich habe nie geglaubt, dass es Liebe gibt. Ich lebte für die Musik, für andere, die mir zuhören wollten. Nicht mehr seit ich dich getroffen habe. Denn du hast mir gezeigt, wie schön es ist einfach nur zu LEBEN. So habe ich gelebt und ich freue mich so unglaublich auf unser Kind und unsere Zukunft. Unser gemeinsames Leben und die Liebe. Und jetzt … jetzt sitze ich hier und alles woran ich denken muss ist unser letztes gemeinsames Frühstück. Immer wieder hat mir der Wind eine Haarsträhne ins Gesicht gepustet und insgeheim war ich so froh darüber, denn jedes Mal hast du deine Hand gehoben und mir über die Wange gestreichelt um der frechen Haarsträhne Einhalt zu gebieten und jedes Mal hast du mich angelächelt. Du. Du mit deinen unglaublichen Augen. Dem Strahlen. Dem frechen Funkeln. Diesen magischen Augen. Ein Gemisch aus blau und grün, dem ich schon immer verfallen bin. Alex. Das kann doch nicht schon alles gewesen sein, oder? War das unsere letzte Unterhaltung? Unser letzter Kuss? Unser letztes Frühstück? Werde ich nie wieder in deine Augen sehen? Werde ich dich nie wieder festhalten? Alex… … Ich liebe dich.‘ Holly schickte die Nachricht ab und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Carey schenkte ihr ein aufbauendes Lächeln. „Und du bist dir sicher, dass wir dich nicht begleiten sollen?“, fragte Marcus besorgt nach. Verneinend schüttelte sie ihren Kopf. „Ich habe Julian und in Honolulu warten bereits Scott und Grace. Ihr müsst doch auf Tournee gehen und ich bin sicher, dass es nur ein Missverständnis ist.“, log Holly. Julian nickte ihr zu. „Sicher?“, kam über Careys Lippen und sie legte eine Hand auf Hollys schmale Schultern. „Sicher.“ „Du solltest was Essen, Schätzchen.“ Holly schüttelte ihren Kopf. „Solltest du wirklich.“, brummte Marcus. Die Amerikanerin reagierte nicht. Stattdessen betrachtete sie ihr Handy und wählte schließlich eine Nummer. Ohne auf die verwirrten Blicke ihrer Freunde zu reagieren erhob sie sich und distanzierte sich in der Flughafenhalle etwas von ihnen. Erneut presste sie das Mobiltelefon – mit dem fast erschöpften Akku – an ihr Ohr und lauschte dem Freizeichen. Mobilbox! „Hey… Brandon. Ich weiß, du bist irgendwo auf geheimer Mission unterwegs, aber … ich brauch dich. Du fehlst mir und ich weiß langsam nicht mehr weiter. Bitte. Bitte. Ruf an, sobald du die Nachricht hörst oder noch besser, komm einfach wieder zurück…“, flüsterte sie mit zitternder Stimme. Die Aufnahme endete und erneut benötigte sie ein Taschentuch, um sich die Tränen aus den Augenwinkeln zu wischen. Julian reichte ihr dieses mit einem aufbauenden Lächeln. „Das wird schon.“, meinte er zu ihr. „Woher willst du das wissen?“ „Weil du es verdient hast.“, meinte der junge Bodyguard Schulterzuckend. Holly sah zu Boden und seufzte auf, strich sich mit den Fingersitzen über ihren Bauch. Schweigend wanderte sie zurück und drückte Marcus, anschließend Carey und die Anderen. Lange Zeit sahen Marcus und Carey Holly noch nach. Sie war im Check-In Bereich mit ihrem Bodyguard verschwunden und mischte sich unter all die anderen Menschen, die heute von Hilo nach Honolulu flogen. Erst war noch sehr früh am Morgen und so wirkten die meisten abgespannt und müde. So auch Holly. Um nicht mit Julian sprechen zu müssen, drückte sie sich die Ohrenstöpsel in ihre Ohren und lauschte der Musik, die am heutigen Tag ihren Schmerzen auch keine Linderung verschaffen konnte.   Finley legte sein altes Mobiltelefon von Nokia beiseite und seufzte schwer auf. Grace schlief zusammengerollt wie eine Katze auf dem Sessel in seinem Zimmer und Scott hockte vor dem Fernseher. Allerdings war der Ton abgedreht und er hielt seine Augen geschlossen. „Mit wem hast du telefoniert?“, fragte er leise. Offensichtlich stellte sich der Schauspieler nur schlafend. „Mit Alex‘ Mutter. Sicher erfahren die Medien bald, dass ein Schauspieler vermisst wird und sie soll das nicht über die Klatschzeitung erfahren. Außerdem muss jemand mit Saxon reden.“, murmelte Finley knapp und rieb sich die Schläfen. Seit mehr als 24 Stunden galt Alex mittlerweile als vermisst und es fehlte jegliche Spur oder jeder Hinweis auf seinen Verbleib. „Wann landet Holly?“, durchbrach Finley die bedrückende Stille, die sich binnen weniger Augenblicke über den Raum gelegt hatte. „In zwei Stunden. Grace und ich wollten sie abholen, wenn dir das Recht ist und wir dich hier alleine lassen können.“, antwortete Scott. „Eigentlich wollte ich euch begleiten.“ „Vergiss es!!“, wiedersprach Scott sofort vehement! Finleys Augenbraue schnellte in die Höhe. „Wieso nicht?“, fragte er skeptisch nach. „Weil du verletzt bist.“, log Scott, denn er wusste bereits von dem Fund der Polizei. „Aber wenn ihr doch sowieso hier her kommt….“ „Fin bitte!“, unterbrach Scott ihn energisch. Finley verzog sein Gesicht und ließ sich tiefer in die Kissen sinken. „Was ist denn los?“, brummte Grace, geweckt von dem lauten Ruf ihres Kollegen. Sie rieb sich die Augen und streckte sich einmal ausgiebig.“ „Nichts. Wir sollten langsam fahren.“ „Ich dachte sie landet erst in zwei Stunden.“, gab Finley pikiert zurück. „Ja, aber wir müssen durch die halbe Stadt fahren und immerhin wollen wir Holly vor den Paparazzi finden.“, knurrte Scott und sprang auf, schritt erhobenen Hauptes in Richtung Tür. Finleys Flunsch wurde noch ein bisschen breiter. Auch das sanfte Küsschen von Grace konnte ihn nicht auf andere Gedanken bringen. „Dann … beeilt euch bitte.“, murmelte er vor sich hin. „Werden wir! Und du! Ruh dich aus! Schlaf verdammt noch mal und lass dir was gegen deine Schmerzen geben.“, befahl Scott. Finley hatte dafür genervtes Seufzen übrig, von dem Scott und Grace nicht mehr viel mitbekamen. Sie hatten die Tür bereits geschlossen.   Ihre Haut war noch blasser geworden und nur mühsam schaffte sie es das Flugzeug hinter sich zu lassen. „Komm schon. Wir machen das zusammen.“, sprach Julian ihr etwas Mut zu und führte sie hinaus. Den Arm um ihre Schultern gelegt, verließen sie den langen Gateway. Holly nagte auf der Innenwand ihrer Wange herum und immer wieder holte sie zittrig Luft. In der Flughafenhalle hob sie endlich wieder ihren Blick. Nicht zuletzt, weil sich ihr zwei Personen näherten und schon fand sie sich in den Armen von Scott wieder, nachdem sie Julian beiseitegeschoben hatte. „Ich bin sicher, dass ist ein Irrtum. Wenn du willst, geh ich…“, bot er ihr flüsternd an. Holly schüttelte ihren Kopf. „Nein. Ich mach das. Ich muss es wissen…“ Grace strich ihr über den Rücken. „Wie geht es Finley?“, wollte Holly leise wissen. „Soweit ganz gut. Er hat ein paar gebrochene Rippen. Er … er weiß noch nicht, dass eine Leiche gefunden wurde….“, erklärte Grace leise. Die Musikerin nickte. „Wir sollten fahren.“, mischte sich Julian in das Wiedersehen ein. Holly nickte und schon ging der schwere Gang zur Polizeistation von Honolulu los. Ein paar Tränen kullerten über Hollys Wange, als sie aus dem Fenster des Wagens starrte. Nachdem sie den Flughafen verlassen hatte,  hatte Julian sie sofort zu einem Geländewagen gezogen und von dort ging es weiter in Richtung Polizei. Scott und Grace folgten mit dem zweiten Wagen. Holly guckte nach draußen und dachte immer wieder an Alex wunderhübsches Gesicht, an seine liebevolle Art und wie so oft musste sie daran denken, dass er vielleicht nie wieder zu ihr zurückkehren würde. Sie schluchzte auf. „Alex … Bitte…“, murmelte sie und schloss ihre Augen. Wie durch einen dichten Schleier drangen die Worte von Julian an ihre Ohren. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Fühlte sich gelähmt und kaum fähig ihre Beine zu heben. Ihr Personenschützer war bei ihr, als sie hinab in die Gerichtsmedizin geführt wurde. Sie klammerte sich an ihn, sträubte sich ein paar Momente weiter zu gehen. „Er ist es nicht, Holly. Da bin ich mir sicher.“, sprach Grace leise. „Ich möchte diesen Mann nicht verlieren. Dieses selbstlosen, liebevollen, führsorglichen Mann…“, murmelte sie leise. „Bitte.“ Es war ein Stoßgebet, das sie gen Himmel schickte. „Das wirst du auch nicht.“, meinte Scott und sprach sich im Moment wohl genauso Mut zu, wie sie! Der junge Officer – Kalo – wies Julian, Scott und Grace zurück. Die Drei mussten vor den Türen warten. Holly hob ihre Füße, zitterte, bei jedem Schritt den sie tat, durch diesen kühlen, sterilen Raum, mit den grellen Lichtern. Holly biss sich auf die Unterlippe, fühlte sich einmal mehr wie im freien Fall gen Boden! Holly schloss ihre Augen und holte tief Luft, als aus dem großen Schrank eine Trage gezogen wurde. Die Leiche war nur mit einem weißen Tuch verhüllt. „Sind Sie bereit?“ „Kann man für so etwas bereit sein?“, wisperte Holly leise und biss die Zähne tapfer aufeinander. Kalo schluckte und legte seine Fingerspitzen auf das Tuch. Wieder zitterte die Amerikanerin unweigerlich auf. Es war so kalt. So schrecklich kalt und das Herz in ihrer Brust schnürte sich zusammen. Der Polizist nickte leicht und hob langsam das Leichentuch um das Gesicht der Leiche zu enthüllen. Holly erstarrte und Tränen schossen in ihre Augen. „Miss…?“ Eine Hand lag schützend auf ihrem Bauch und ihre Unterlippe zitterte. In ihrem Gesicht zeichnete sich so viel Schmerz, so viele Qualen ab und sie schloss ihre Augen. „Miss Shepard?“, fragte der Polizist, als sie ihre Hand hob und anzeigte, die Leiche nicht mehr sehen zu wollen. Sofort verschwand das Gesicht des Mannes unter dem Tuch. Sie schluckte, schniefte und öffnete ihren Mund. „Es ist …“ Kapitel 41: X. Epiosde: Whispers in the dark (41) -------------------------------------------------  „Es ist… nicht Alex. Es ist Brandon … Brandon Evans, mein Bodyguard.“, stieß sie heißer aus und schlug ihre Hände auf ihr Gesicht. Die Tränen kullerten über ihre Wange und ihre Hände und tropften zu Boden. Grace schmale Finger legten sich auf ihre Schultern und sie zog die junge Frau langsam zurück. Scott warteten bereits vor der Gerichtsmedizin und schloss Holly in seine Arme. Sie weinte bitterlich, drückte sich an die Brust von Scott, während Grace durch ihre Haare streichelte. Zum Glück waren die Beiden an ihrer Seite, denn das dunkle Loch vor ihr wuchs, wuchs und wuchs, schien sie gar in der Finsternis zu verschlucken. „Es ist Brandon…“, stieß sie schluchzend aus und vergrub ihr Gesicht an Scotts Brust. „Dein Bodyguard…“, flüsterte Grace. „Ja… jaa… er… er wollte vor Wochen irgendwas machen. Er … er wollte meinen Stalker suchen und jetzt … jetzt ist er nicht mehr am Leben und… und es ist meine… meine Schuld…“, wimmerte sie. Ihr ganzer Körper zitterte vor Trauer, vor Verletzung. Scott schüttelte seinen Kopf und legte die Arme enger um Holly herum, strich über ihren Rücken und holte einmal tief Luft. Sicher, die Situation war furchtbar und doch war er erleichtert, dass es nicht Alex war, der dort auf dem kalten Metall lag. „Kommt, lasst uns gehen. Ich hab ein Hotelzimmer für dich organisiert.“, mischte sich Julian etwas deutlicher ein Holly nickte schwach und ließ sich von Scott und Grace mitziehen. Sie sah Brandons Grinsen noch vor sich, hörte seine stichelnden Worte und seinen Spitznamen, den er ihr eins gegeben hatte: Kleine. Wie oft hatte sie sich geärgert. Wie viel hatten sie miteinander durchgemacht und jetzt … jetzt sah sie das Bild seines toten Körpers vor sich. Holly seufzte gequält auf und bekam gar nicht mehr viel um sich herum mit. Irgendwann hockte sie in dem Hotelzimmer. Die Sonne schien hell über Honolulu, als sie schlafen ging und erst am nächsten Tag wieder aufwachte.   Um das Wetter kümmerte sich Holly wenig, eigentlich gar nicht, denn ihre Gedanken waren aufgewühlt, wie das Meer bei Sturm! Seit nun mehr drei Tagen fehlte von Alex jede Spur und Holly kam nicht umhin, sich zu fragen, was hier eigentlich vorging! Scott und Grace waren bei ihr. Julian lief vor der Tür auf und ab und telefonierte. „Wie geht’s dir?“, wollte Grace leise wissen und strich ihr besorgt über den Haarschopf. Holly hob ihre Schultern. „Ich fühle mich leer…“, beschrieb sie das Gefühl sehr treffend. Die Augen gerötet vom Weinen, konnte sie nicht mehr sagen, was sie spürte. Trauer? Angst? Verzweiflung? Wut! „Hat sich Alex gemeldet?“, wollte sie wissen und sah in die bedrückten Gesichter von Alex‘ Freunden. Scott schüttelte seinen Kopf. Holly seufzte auf und guckte nach draußen. Ein paar Regenwolken zogen über den Mount Ka’ala und näherten sich langsam der Stadt. Ihr Blick verlor sich eine ganze Weile draußen und wie so oft ignorierte sie das Essen, das Grace ihr entgegen hielt. Sie hatte keinen Hunger. Sie sehnte sich nur nach ein bisschen Hoffnung, nach etwas Liebe in diesen schweren Stunden. „Ich … muss telefonieren.“, fiel ihr mit einem Mal ein und hastig sprang sie auf. Bevor einer der Zwei anderen Fragen konnte, hatte sie sich bereits ihr Handy geschnappt. Langsam distanzierte sie sich von den Anderen, setzte sich am Fenstersims ab und starrte nach draußen. Holly wählte eine Nummer und drückte das Mobiltelefon gegen ihr Ohr. „Ja?“, schallte ihr eine vertraute Männerstimme entgegen. „… ich bin‘s…“, stieß Holly heißer aus. Es verstrichene in paar Sekunden. „Holly?“ „Ja.“ Sie schniefte und wischte sich die Tränen von den Augen, die ihren Blick erneut verschleierten. „Was ist los?“ „Christopher... Brandon ist tot.“, jammerte sie zitternd und schluchzte auf. Kurzzeitig herrschte Stille am anderen Ende der Leitung. „Chris…?“ „Wo bist du?“ „Im Ashon Waikiki Circle Hotel.“, stammelte sie und nahm das Taschentuch entgegen, dass Scott ihr unter die Nase hielt. „Bleib dort. Ich bin unterwegs.“ Aufgelegt. Nur noch das Tuten schallte ihr entgegen. Holly ließ langsam ihre Hand sinken und starrte ins Leere. „Mit wem hast du telefoniert?“, wollte Julian wissen, als er den Raum betrat. Die junge Frau sah auf und schüttelte nur ihren Kopf. „Egal. Wann kann ich zu Finley?“ „Von mir aus sofort. Ich wollte sowieso hin fahren. Er hat gestern Abend nach dir gefragt, also, lass uns fahren.“, bot Grace lächelnd an. „Er weiß es also.“ „Nicht direkt. Er weiß das Brandon nicht mehr am Leben ist, aber nicht, dass zuerst angenommen wurde, es handele sich um Alex.“, klärte Grace Holly leise auf. Die junge Frau seufzte und nickte. „Ist vermutlich besser so. Reicht ja, wenn sich ein paar Menschen quälen. Er hat schon genug durchgemacht.“ „Ich halte das für keine gute Idee.“, warf Julian an. „Dich hat keiner gefragt und ich kann meine Entscheidungen alleine treffen.“, knurrte Holly in die Richtung ihres übereifrigen Bodyguards. Julian verzog sein Gesicht und für ein paar Sekunden knirschte er deutlich mit dem Kiefer. „In Ordnung. Aber lange bleiben wir nicht.“, gestand er ihr zu. Holly nickte. Wie so oft in den letzten Tagen bekam sie von der Fahrt gar nicht viel mit. Sie starrte nach draußen aus dem Fenster und wartete. Wartete und betete, dass es ihrem Alex gut ging, wo auch immer er war. Der Gang durch das Krankenhaus ließ sie wieder Mut schöpfen. Für Finley, der sicher genauso durcheinander war, wie sie selber!   Grace hob ihre Hand und klopfte leise gegen die weiße Tür. Von drinnen ertönte ein leises ‚Herein‘. Scott lächelte Holly entgegen und schloss hinter sich und Julian die Tür. Finley saß im Schneidersitz im Bett und entdeckte sofort die schmale, blasse Gestalt. „Hey. Holly.“, lächelte er und streckte seine Arme aus. Die junge Frau verzog etwas ihr Gesicht, huschte auf ihn zu und ließ sich am Bettrand nieder. Schwach und traurig schloss sie ihn in den Arm. „Wie fühlst du dich?“ „Hmm.“, ertönte von Finley. „Die Presse weiß inzwischen davon, dass er vermisst wird und … ich hab keine Ahnung wie das alles hier weiter gehen wird. Ich mache mir so schreckliche Sorgen und dann bin ich an diesen dämliche Bett gefesselt.“ Holly löste sich und betrachtete den jüngeren Bruder ihres Liebsten. Beinahe blieb ihr die Luft im Halse stecken, als sie in dieselben Augen blickte, die ihr sonst immer entgegen sahen, wenn sie vor Alex stand. „Ich versteh was du meinst. Ich würde auch am Liebsten los ziehen und ihn suchen.“, murmelte sie bedrückt. „Leider müssen wir das wohl den Profis überlassen.“, knirschte Finley mit seinen Zähnen und sah zu Grace. „Vor allem weil du kaum normal gehen kannst.“, wies sie ihren Liebsten zurecht. Finley hielt die Hände von Holly, die auf den Boden starrte. Im Krankenhaus herrschte wie immer eine eigenartige Atmosphäre. Alles war so kühl und steril. Sie schluckte, als Finley sie anstieß. „Es war Brandon?“, fragte er nach. Sie zitterte auf und nickte, biss sich dabei auf die Unterlippe. „Die Polizei ermittelt bereits in alle Richtungen. Vermutlich wurde er von den selben Menschen erschossen, die bei uns eingebrochen haben…“ „Dann hatte ich ja noch Glück.“, brummte Fin. Das Telefon von Julian klingelte und er verschwand ein paar Momente aus dem Raum. Bitter. Aber wahr! Holly nickte und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Es ist, als wäre ein Stück meines eigenen Lebens einfach aus meinem Herz gerissen worden. Ich habe so viele Jahre mit ihm verbracht und mich immer auf ihn verlassen. Jetzt ist er weg und ich fühle mich schwach und verletzlich.“, gestand sie Fin leise. „Du bist nicht schwach.“, schüttelte Finley seinen Kopf und legte seinen Arm um ihren Körper. „Du bist unglaublich stark und taff und … es ist so viel passiert, es kann jetzt nur noch Berg auf gehen. Lass das Feuer nicht verlöschen, halten jeden kleinen Funken am Leben. Du wirst ihn brauchen in den hoffnungslosen Sümpfen. Wer bin ich, was bin ich, wo will ich hin? Pass auf den Helden in deiner Seele auf, damit er nicht frustriert wird über das Leben, dass du verdienst aber nie erreichst. Die Welt, nach der du dich sehnst kann dir gehören. Sie existiert, sie ist Realität, sie ist in greifbarer Nähe, sie gehört dir.", sprach der Literat aus seinem Herzen. „Das ist von Sunzi … die Kunst des Krieges und du wirst diesen Krieg nicht verlieren Holly. Denn es geht hier um eine gute Zukunft.“, flüsterte er ihr just in dem Moment, in dem sie es so dringend brauchte Mut zu! Holly schluckte die Tränen hinab und hob ihren Kopf, holte tief Luft. „Aber wo sind Alex und Ryan…“, fragte Holly offen in die Runde. Ihr Blick ruhte auf Julian, der von seinem Telefonat zurückkehrte. Deutliche Sorgenfalten hatten sich auf seiner Stirn gebildet und er steckte sein Handy in die Hosentasche. „Der Rest von Brandons Team ist unauffindbar. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, Holly. Ich habe keine Ahnung in was Brandon rein gezogen wurde…“ Holly lehnte sich wieder an Finley, der ihr besorgt auf die Schultern klopfte. „Hast du was rausgefunden, wo Alex und Ryan abgeblieben sind?“, fragte Grace mit trockenem Mund nach. „Sie haben den Flughafen von Hilo verlassen … ab dem Zeitpunkt sind sie vom Radar verschwunden.“, klärte Julian sie mit leisem Ton auf. „Es tut mir Leid.“, fügte er leise flüsternd hinzu. Holly sank auf dem Bett  zusammen und vergrub ihr Gesicht in seine Hände. Finleys Blick glitt ins Leere und er umfasste Hollys Finger etwas fester. „Wieso nur. Wieso passiert das alles nur … wo ist er … wo ist er…“, wisperte sie leise in die Dunkelheit ihres Herzens…   Kapitel 42: X. Epiosde: Whispers in the dark (42) ------------------------------------------------- Angenehm plätscherte der breite Fluss, der sich seinen Weg durch den Regenwald bahnte. Leuchtend grün waren die Baumwipfel, durch die das warme Sonnenlicht drang und das Wasser sah so herrlich erfrischend aus. Es war so klar, dass man sogar den Grund sehen konnte. Der Boden des Waldes war bedeckt von lauter grünen Pflanzen. Die üppige Vegetation des Regenwaldes geizte nicht an  bunten und exotischen Pflanzen. Laut zirpten die Grillen, Vögel pfiffen, trällerten unterschiedliche Lieder. Hier und drang ein Knacken durch da Unterholz und ein leises Grollen drang vom Himmel, als sich ein paar Wolken vor die Sonne schoben. Immer lauter prasselten die Regentropfen auf die Blätter der Bäume und der Pflanzenwelt. Missmutig schlug Alex gegen ein Blatt und stapfte weiter durch das Unterholz. Seine Haut war bereits zerstochen von den Moskitos und hier und da glänzte das Blut der Schrammen. Die Knie aufgeschlagen, an den Armen lange Schürfwunden. So kämpfte er sich durch den lauten Regenwald, folgte den Schritten von Ryan, der nicht weniger übel zugerichtet war. Alex seufzte auf und betrachtete einen Farn, bevor er mit einem genervten Seufzen das Blatt beiseite schlug. „Ich bin sicher, dass wir im Kreis laufen…“, setzte er an. „Unmöglich. Immerhin folgen wir einem Flusslauf.“, klärte Ryan ihm auf und stieg über einige dunkle Felsen hinweg, die sich verräterisch unter der grünen Pflanzenwelt versteckten. Die Regentropfen erreichten den Boden, durchnässten binnen weniger Augenblicke die Kleidung der beiden Männer. Der Himmel öffnete seine Schleusen und herab fiel ein ganzer Platzregen, der die Sicht immer schwerer machte. Unangenehm vermengte sich das Wasser mit der Erde und das Blut, bildete eine Kruste auf der Haut der beiden Männer. „Ich sehe kaum etwas…“, verkündete Alex, nachdem er sich sein Bein zum wiederholten Mal an irgendeinem Stamm oder Fels angeschlagen hatte. „Die Taschenlampe habe ich leider am Flugzeugwrack vergessen.“, knurrte Ryan. Sein Nacken und sein Rücken schmerzten gewaltig! Das Gehen war zu einer Qual geworden und doch trieb er sich weiter.  Alex bildete mit seiner Hand eine Schale, fing ein paar der Regentropfen auf und trank gierig das Wasser. Flusswasser zu trinken war nie ungefährlich – Regenwasser war gestattet. Ryan spitzte seine Ohren, konnte das Plätschern des Flusses nicht länger von dem Tosen des Regens unterscheiden. „Vielleicht sollten wir eine kurze Pause machen.“, murmelte der Bodyguard und verharrte an seinem Platz, stützte sich etwas gegen den Baum und seufzte noch einmal schwer auf. Alex nickte und ließ sich auf den Felsen sinken. Schwer atmend sank sein Kopf auf seine Hände, die er auf den Knien abstützte. Ryan rieb sich über den Nacken und sank am Baum nach unten. Müde und abgespannt schafften es die Männer nicht mehr miteinander zu reden. Sie starrten nur vor sich hin, während der Regen sie immer weiter durchnässte…   Alex streckte seine Beine aus und starrte aus dem Fenster, als das kleine Privatflugzeug Hilo hinter sich ließ. Immer weiter in die Ferne geriet die große Hawaii Insel und mit ihr auch Holly. Er seufzte auf und lehnte seine Stirn an das kleine, ovale Fenster. „Hoffentlich geht es Finley gut.“, murmelte er in die Richtung des zweiten Passagiers: Ryan. Nur noch er und Tiny waren mit an Bord des Flugzeuges. Pilot, Co-Pilot und Stewardess wurden beharrlich ignoriert. Die leisen Motorengeräusche drangen durch den Privatjet und Alex kaute unruhig auf seiner Unterlippe, starrte auf sein Handy und wartete verzweifelt auf eine Nachricht aus dem Krankenhaus. „Das wird schon. Er ist hart im Nehmen, so wie du. Mich interessiert viel eher, wie in dein Haus eingebrochen werden konnte. Immerhin habe ich genug Technik installiert, die so was eigentlich verhindern sollte.“, meinte Ryan. Seine Stirn war von tiefen Falten geprägt. „Das kannst du dann vor Ort überprüfen. Das Leben meines Bruders ist wichtiger, als irgendwelche Habseligkeiten.“, stellte Alex klar. „Sei dir da nicht so sicher.“, meinte Ryan und auf seiner Stirn zeichnete sich ein deutliches Runzeln ab. „In wie fern?“ „Ein Mensch, oder laut deiner Aussage mehrere Personen sind in dein Haus eingedrungen. Das ist ein zutiefst privater Bereich und es kommt nicht selten vor, dass das auch zu einem Trauma bei den Besitzern des Hauses führt.“, sprach Ryan durchaus besorgt und musterte Alex. Ein Ruckeln ging durch die Maschine und die Anschnallzeichen leuchteten auf. Alex hob eine Augenbraue. „Wir sind nicht ernsthaft schon da, oder…?“ Ryan sah prüfend aus dem Fenster. Kein Wölkchen stand am Himmel. Er und Tiny tauschten einen kurzen Blick und Ryan nickte. Sofort erhob sich der andere Bodyguard und lief den schmalen Gang entlang, trat in die Pilotenkabine. Alex überprüfte sein Handy als drei laute Schüsse ihn zusammenfahren ließen. Vor Schreck glitt ihm das Handy aus der Hand und schlug zu Boden. John sprang auf, wollte los rennen, als sich die Nase des Flugzeuges beträchtlich nach unten neigte und John gegen die Decke knallte und kurz darauf regungslos am Boden liegen blieb. Ein paar Sauerstoffmasken fielen aus der Decke und es war mehr ein Instinkt, der Alex nach den gelben Masken greifen ließ. Seine großen Augen waren geweitet, während das Flugzeug allerhand Geräusche von sich gab und immer schneller gen Boden raste! Ryan saß direkt neben ihm, krallte sich in den Sitz und hielt mit der anderen Hand die Sauerstoffmaske an sein Gesicht gedrückt. In seinen Ohren baute sich gewaltiger Druck auf und die Panik wurde größer und größer und … auf einmal wurde alles dunkel… „Ich dachte immer O’ahu ist klein…“, murmelte Alex und ließ seinen Blick über einen bunten Vogel kreisen. „Ich glaube auch nicht, dass es besonders groß ist, im Vergleich zu anderen Regenwäldern.“, antwortete Ryan und übertönte das laute Plätschern des warmen, tropischen Regens. Alex wischte sich die klebenden Haare aus der Stirn und schloss etwas seine Augen. „Denkst du wir finden hier jemals wieder raus…“, murmelte er schließlich und gönnte seinem Körper ein paar Momente Ruhe. Nicht viel. Gerade so viel, dass er wieder erleichtert durchatmen konnte und nicht ständig diesem Druck in der Brust ausgesetzt war. „Das müssen wir.“, stellte Ryan matt fest. „Ja. Aber drei Tage sind eine verdammt lange Zeit. Vielleicht hätten wir uns gar nicht vom Flugzeug entfernen sollen.“ Alex war abgespannt. Seine Beine schmerzten und jeder Knochen in seinem Körper rebellierte! Er sehnte sich nach einem weichen Bett und tiefem Schlaf!  „Ich weiß es nicht, Alex. Ich habe keine Ahnung, ob es richtig war zu wandern… ich weiß nicht, wie hoch unsere Chancen hier sind!“, gab Ryan wahrheitsgetreu zurück. Die beiden Männer schwiegen. Nur die Geräusche der Tierwelt drangen laut durch den Regenwald, gepaart mit dem Plätschern des nahen Wasserfalls. Alex schnaubte. Wieder schwoll der Regen an und plätscherte auf das Blätterdach des Urwalds. Kurz erlaubte er sich in seine Gedankenwelt abzudriften. Gedanken, die noch immer erfüllt von dem schrecklichsten Moment seines Lebens war.   Sein Herz raste und seine Atmung war beschleunigt, als er die Augen aufschlug. Laute Tiergeräusche drangen an seine Ohren und er brauchte ein paar Momente ehe er realisierte, wo er war.  Alex ganzer Körper hing schief, wurde nur noch von dem Gurt im Sitz gehalten. Er atmete, als sein Blick wieder und wieder verschwamm. Alex schluckte und fühlte das Adrenalin, dass durch seine Adern pumpte. Mühsam hob er seinen Blick und entdeckte Ryan, der neben ihm im Sitz hing und offensichtlich genauso bewusstlos war, wie er selber. „Ryan. Ryan…“, rief er und klopfte ihm vorsichtig auf die Schulter. Der Bodyguard atmete tief ein und wieder aus und schlug schließlich seine Augen auf. Er blinzelte und war nur wenige Momente richtig wach! Augenblicklich glitt eine Bewegung durch seinen Körper und er sah zu Alex. „Was ist passiert…“ „Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass wir abgestürzt sind.“, murmelte Alex und atmete schwer durch. Mit zitternden Fingern befreite er sich aus der Sauerstoffmaske und von den Gurten, rutschte zu Boden und schlug sich die Knie auf, als er endlich sicheren Halt gefunden hatte. Er fluchte! Sein Kopf dröhnte! Ryan schob ihn nach draußen. Das Heck des Flugzeuges war abgebrochen, lag an einer anderen Stelle. Mit schwachen Schritten bahnten sich die Beiden einen Weg nach draußen und fanden sich mitten im lauten Urwald wieder…   Die dichten Regenwolken hatten sich verzogen, stattdessen erstreckte sich über ihren Köpfen der dunkle Nachthimmel. Abermillionen Sterne glühten am Himmel und die Geräusche der Tiere wurden lauter. Immer wieder drangen Rufe an ihre Ohren. Tiere. Kämpfende Tiere. Es war die dritte Nacht im Dschungel und noch immer hatte sich Alex nicht an diese Laute gewöhnt. Er schluckte und sah sich um. In der Dunkelheit konnte er kaum seine Hand vor Augen sehen. Ein paar Vögel pfiffen in einer schrillen, nervigen Melodie. Von irgendwoher drang das Quaken einige Frösche und die Grillen zirpten laut. Langsam ebbte der Regen mehr und mehr ab. Nur noch ein leises Grollen glitt über den Wald. Irgendwelche Tiere gaben Brunftschreie von sich und das Plätschern eines Wasserfalls drang durch das dichte Grün des Waldes. Das monotone Summen der Zikaden mischte sich in die laute Geräuschkulisse. Alex sah sich um. Ihm fröstelte, trotz der feuchten Wärme. Wieder irgendwelche Grillen und noch mehr Tierschreie!  Ryan schlief und er hielt Wache. Er konnte noch nicht an Schlaf denken. Stattdessen sah er in den Himmel hinauf und betrachtete die funkelnden Kristalle, die sich an den Himmel geheftet hatten. „Hoffentlich geht es dir gut, Holly… hoffentlich hast du nicht zu schwere Verletzungen, Finley…“ Unruhig kaute er auf seiner Unterlippe herum. Es war die dritte Nacht … wieder musste er im Regenwald schlafen …   Alex schleppte sich mit letzter Kraft neben Ryan und sank zu ihm auf den Boden. „Und du bist dir sicher, dass wir auf O’ahu sind…“ „Ja.“, murmelte Ryan und massierte sich den Nacken, der eindeutig einen gehörigen Schlag abbekommen hatte. „Wie kannst du dir so sicher sein? Es gibt so viele Hawaii Inseln.“ „Der Berg. Das ist der Mount Ka’ala.“ Der Bodyguard betrachtete das Blut an seinen Händen und seufzte einmal sehr schwer auf. John war nicht mehr am Leben. Tiny ebenso wenig. Die Piloten waren erschossen und die Wunde von Tiny verriet, dass er es war, der die beiden Männer erschossen hatte und anschließend sich selbst umgebracht hatte… Ryan schüttelte seinen Kopf. Der Maulwurf in den eigenen Reihen war noch dazu sein einziger Freund. Zumindest lag die Vermutung nahe! Alex schwieg. Er starrte auf das Flugzeugwrack. „Hast du die Stewardess gefunden?“, fragte er schließlich. „Ja.“ Wieder schwieg Alex. Sie waren alleine. Irgendwo mitten im Urwald von O‘ahu. Die beiden Männer saßen still nebeneinander und warteten. Auf das Überleben? Die Rettung? Sie wussten es nicht, waren wie gelähmt und noch steckte ihnen der Absturz schwer in den Knochen.   Holly seufzte und guckte hinauf in den Himmel, als sie ein leises Räuspern vernahm. Mittlerweile war sie zurück in ihrem luxuriösen und doch so leeren Zimmer. Grace und Scott bereiteten eine Pressekonferenz vor. Julian war in ihr Hotelzimmer getreten und betrachtete sie mit einem kleinen Lächeln. „Hey…“, raunte er und trat an sie heran, schnappte sich eine Decke und legte sie führsorglich um ihre schmalen Schultern. Holly reagierte nicht. Stattdessen sah sie wieder in den Himmel. Alex. Wo war er nur? Kapitel 43: X. Epiosde: Whispers in the dark (43) ------------------------------------------------- „Wie fühlst du dich?“, fragte Julian nach und streichelte sanft über ihre Schultern, genoss diese Nähe zu ihr spürbar! Sie hatte ihre Hände gefaltet und sah mit tränenverschleierten Blick in den Himmel hinauf. „Wie soll ich mich fühlen. Irgendjemand hat meinen Bodyguard erschossen, den Bruder meines Lebensgefährten verprügelt und … noch dazu ist das Flugzeug verschwunden, in dem er saß…“, sprach Holly und wie so oft versagte ihr die Stimme. Sie biss sich auf die Unterlippe. „Manchmal .. eröffnen sich uns durch schlimme Ereignisse neue Wege.“, antwortete Julian. Holly sah über ihre Schultern zu ihm und schob ihn schließlich beiseite. „Was soll das heißen? Dass ich mich freuen soll, dass der Mann, denn ich liebe vermisst wird und andere, die mir am Herzen lagen verletzt oder gar tot sind?“, fragte sie ihn ganz offen und drehte sich um. „Das habe ich damit nicht gemeint. Komm. Beruhig dich.“, lächelte Julian sanft und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Holly schob ihn energisch beiseite und wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. „Was tust du eigentlich um zu helfen?“, sprach sie einen offenen Vorwurf aus. „Auf dich aufpassen.“, raunte er und hob abwartend seine Hände, streckte sie nach Holly aus. „Ryan hat etwas zu mir gesagt.“ Julian hob eine Augenbraue und befeuchtete seine Lippen. In seinem Gesicht blitzte etwas auf. Etwas, das Holly kurze Zeit stutzen ließ. Dennoch nahm sie ihren Mut zusammen und fuhr fort. „Auf dem Konzert. Er sagte ich soll mich vor dir in acht nehmen…“ „So?“, gab Julian zurück und verschränkte seine Arme locker vor der Brust. Leicht schob er das Kinn nach vorne und ein wenig bäumte er sich vor der sehr viel zierlicheren Holly auf. Sie zögerte und sah in Richtung Tür, die hinter Julian lag. „Ja. Und. Ich. Glaube. Er. Hatte. Recht.“, sprach sie langsam und betont Wort für Wort aus. Mittlerweile hatten sich ihre Hände wie von selbst schützend auf ihren Bauch gelegt. In ihren Ohren rauschte es und sie hörte wie ihr Herz schneller schlug. Sie schluckte. „Wie kommst du darauf, dass ich gefährlich bin? Kleine, ich war ein Mitarbeiter von Brandon.“ Sie verengte ihre Augen zu Schlitzen und schürzte die Lippen. „Brandon hat mich niemals in Anwesenheit von Kollegen KLEINE genannt.“ „Dummer Zufall.“, winkte Julian ab. „Ich glaube nicht, dass es sich hier nur um einen Zufall handelt! WAS hast du mit Alex gemacht!!“, schrie sie auf. „Gar nichts. Holly, beruhige dich. Du reimst dir da was zusammen.“, verteidigte sich Julian und befeuchtete seine Lippen. „Du hast vor drei Tagen mit Tiny telefoniert, nicht wahr?? Kurz nachdem Alex und Ryan weg waren. Ich habe dich gehört.“ „Tiny ist ein Freund von mir.“, zuckte er mit den Schultern. „Und ein Bodyguard von Alex. Komische Zufälle, findest du nicht auch.“ Julian befeuchtete seine Lippen und sah etwas abwesend aus dem Fenster. „Du spinnst dir da was zusammen.“, flüsterte er und lächelte ein wenig. Holly holte tief Luft und rannte los! Sein Blick hatte etwas zwanghaftes, psychisches und leider hatte er genau mit dieser Reaktion gerechnet. Bevor sie auch nur in die Nähe der Tür kam, hatte er die zierliche Frau gepackt. „Lass mich sofort los – Hilf……………“ Er hielt ihr den Mund zu und mit dem anderen Arm ihre Hüfte umschlugen. „Holly, Holly, Holly. Mach uns nicht unglücklich“, wisperte er ihr ins Ohr. Ein kalter Schauer jagte über den Rücken der jungen Frau. Sie schielte zu ihm zurück und versuchte sich verzweifelt zu befreien, zerrte an der Hand die auf ihrem Mund lag.  „Es hätte so gut werden können zwischen uns. Ich hatte Brandon endlich so weit, dass er mich in deine Nähe lässt.“, raunte er leise und hauchte einen Kuss auf ihren Hals. Holly wimmerte. „Aber dieser Alex war im Weg und dann musste Brandon auch noch rumschnüffeln!“, knurrte Julian und fuhr mit dem Daumen über die entblößte Haut ihres Bauches. Holly trat ihm auf die Füße! Ein kurzer Aufschrei entwich Julian. Überrascht ließ er sie los. Holly rannte los, bekam den Türgriff zu fassen, aber Julian hatte sie bereits wieder gepackt und zerrte sie durch das Zimmer. Voller Panik versuchte sie sich zu verteidigen, als er sie auf das Bett warf.   Alex beobachtete die Lichter am Himmel und versuchte den zahlreichen Geräuschen der Nacht nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken. In seinen Gedanken spielten sich wie so oft irgendwelche Horrorszenarien ab. Er seufzte auf und schloss ein bisschen seine Augen, wobei es egal war. Ob offen oder geschlossen, er konnte nichts sehen! Kerzengerade saß er mit einem Mal auf dem Waldboden. Er sah sich um, konnte aber rein gar nichts entdecken. Dennoch zog sich eine Gänsehaut über seinen Rücken und fast könnte er schwören einen Schrei gehört zu haben. Vorsichtig rappelte er sich auf. Der Mond leuchtete ein bisschen über seinem Kopf und doch sah er kaum die Hand vor Augen. Alex tastete über den Boden und tastete über Ryan. „Ryan… hey…..“, schüttelte er seinen Bodyguard. Der ehemalige Soldat schnellte in die Höhe und noch bevor sich Alex versah lag er bäuchlings auf dem Boden. „Ich bin es!!“, stieß er röchelnd aus. Ryan sah sich um. „Mach das nie wieder.“, knurrte er ihm entgegen und lockerte seinen Griff, der Alex Arm verdreht auf dessen Rücken heftete. Alex rappelte sich auf. „Entschuldige. Aber ich dachte nicht, dass du mich gleich niederschlägst…“ Ryan rieb sich über die Augen. „Was ist…?“, fragte er leicht gereizt. Gerade erst die Tiefschlafphase erreicht fühlte er sich wie gerädert. „Ich dachte da war etwas…..“ Ein Vogel schrie ganz in ihrer Nähe laut auf. „… aber offensichtlich habe ich mich geirrt… schlaf weiter.“, murmelte Alex und lehnte sich wieder an den Baumstamm. „Wenn ich schon wach bin, können wir uns auch abwechseln.“ Dankend schüttelte Alex seinen Kopf. „Bei dem Tumult hier draußen kann ich sowieso nicht schlafen. Ich frage mich echt, was an diesen Tönen so beruhigend sein soll. Immer wird behauptet es ist so schrecklich angenehm den Lauten des Regenwaldes bei Nacht zu lauschen. Die sollen mal eine Nacht hier draußen schlafen, dann beschweren sie sich nie wieder über ein vorbeifahrendes Auto.“, knurrte Alex vor sich hin. Ryan hatte sich umgedreht und war ohne ein weiteres Wort wieder eingeschlafen. „Unglaublich.“, schüttelte Alex seinen Kopf und starrte wieder in den Himmel. Dennoch war da noch dieses Gefühl des Unbehagens!     Holly rutschte zurück und bekam die Lampe zu fassen, warf sie in Richtung Julian und krabbelte schnell vom Bett, rannte ins Badezimmer und zerrte die Tür hinter sich zu. Sie schloss ab!! Lief verzweifelt durch den Raum und rüttelte am Fenster. Sie war irgendwo im obersten Stock und die Fenster waren fest verriegelt. Julian polterte gegen die Tür. Es polterte an der Tür und sie wich weiter zurück, presste ihre Hand auf ihre Lippen und wimmerte leise und schon gab das Holz nach. Julian stolperte herein, das Gesicht vor Wut verzerrt. „Du hast mir nie geantwortet!“, stieß er aus. Holly rutschte zurück und stand zitternd in der Ecke. „Ich weiß nicht was du meinst…“, wimmerte sie auf. „Ich habe dir so oft geschrieben. Ich war auf deinem ersten Konzert und du hast mir nie geantwortet…“, raunte er und packte sie hart am Kinn. Holly versuchte seine Hände beiseite zu schieben, als er sie gegen die Wand presste und sie deutlich seinen Körper an ihrem spüren konnte. „Es tut mir Leid. Hörst du. Es tut mir Leid.“, flehte sie. Sein Griff verfestigte sich, bevor er sie ihm Nacken packte und mit sich zerrte. „DU hast ja keine Ahnung wie schwer es war das Vertrauen von Brandon zu bekommen, wie viele Jahre ich gebraucht habe um endlich in deiner Nähe zu sein und was hast du dreckiges Miststück gemacht… du hast dich von einem anderen schwängern lassen!!“, schrie er. Irgendwo in der Ferne klingelte Hollys Telefon, als er sie wieder aufs Bett zurück warf. Holly atmete. Schnell. Panisch und rutschte verzweifelt über die Lacken. Julian griff nach ihr und zog sie zurück. „Aber, weißt du, viele Dinge lassen sich ändern… Bodyguards sind austauschbar, Liebhaber ebenso und Ungeborene…“ Sein Blick wanderte auf ihren Bauch und er befeuchtete seine Lippen. „Nein!“, protestierte Holly und hörte wieder das Klingeln ihres Telefons. „Du willst es doch auch Holly. Ich weiß das…“, flüsterte er und beugte sich über sie. Sein Atem erkundete die Haut ihrer Wange, bevor er seine Lippen auf ihre presste. Holly hämmerte auf seine Brust und drehte ihren Kopf weg. Rüde umfasste er ihr Kinn! „Nein!“, schrie sie wieder auf und drückte ihn weg, als ihr schon halb auf ihr lag. „Ich habe es immer gewusst. Immer wenn du in meine Kamera gelächelt hast. Immer wenn du meine Nähe gesucht hast.“, wisperte er ihr zu. „Nein….“, zitterte sie auf. Er rieb seine Nase in ihrem wohl duftenden Haar und drückte sie mit ganzer Kraft auf das Bett Holly kreischte, kniff die Augen zusammen und wimmerte leise. „Du irrst dich. Julian, hör auf, ich will das nicht.“, rief sie ihm zu. Wütend umfasst er ihren Hals und nahm ihr die Fähigkeit zu sprechen. „Rede nicht so! Zwischen uns ist etwas ganz besonderes!“, zischte er ihr zu. Seine Zunge berührte wieder ihre Lippen und sie schlug gegen ihn. Leicht erhob er sich wieder und öffnete sein weißes Hemd, griff nach ihren Händen und legte diese auf ihren Bauch. Er kniete über Holly, die nur noch wimmerte. Immer mehr Furcht und unendliche Verzweiflung machte sich in ihr breit. „Nein … nein ….“, murmelte sie und unternahm einen letzten Versuch sich gegen ihn zu wehren. Blankes Metall blitzte auf und sie fühlte bereits die Spitze des Messers auf ihrem Bauch… Kapitel 44: X. Epiosde: Whispers in the dark (44) ------------------------------------------------- Es polterte! Holz splitterte und ein lauter Knall ertönte, etwas Nasses traf auf ihr Gesicht und Julian bäumte sich auf. Den Blick starr blinzelte er ein paar Mal und drehte sich wie in Zeitlupe langsam um. Seine Brust färbte sich rot und schon tropfte immer mehr Blut aus der Wunde, auf die er seine Hand presste. Er starrte nach hinten. Ein Mann mit erhobener Waffe stand im Türrahmen. Schmerz zog durch das Gesicht von Julian. Er verlor das Messer und kippte zur Seite, regte und bewegte sich nicht mehr. Holly rutschte wimmernd und mit weit aufgerissenen Augen zurück, die Hände auf den Mund gepresst und starrte zu der Gestalt im Türrahmen. Mit wenigen Schritten war er bei ihr, zog die zitternde Gestalt vom Bett auf seine Arme. Holly wimmerte auf. „Chris … Chris…?“, zitterte sie am ganzen Leib! „Alles okay, ich bin hier… Kleine!“, verkündete er und hob das Leichtgewicht auf seine Arme, trug sie aus dem Raum und kehrte der Leiche den Rücken. Die Augen starr lag Julian regungslos auf dem Bett. Jegliches Leben war aus ihm verschwunden. Einige Polizisten stürmten an ihnen vorbei in das Zimmer. Holly nahm von all dem keine Notiz mehr. Sie vergrub ihr Gesicht in der Halsbeuge des Mannes, der sie aus dem Zimmer trug und die Stufen nach unten schritt…. „Atme. Atme einfach nur tief durch. Ich bin hier.“, raunte er ihr zu. Holly nickte und holte tief Luft und verlor so viele Tränen. Das salzige nass tränkte das Oberteil des Mannes, der sie aus dem Hotel trug und sich dabei reichlich wenig um das Blitzlichtgewitter kümmerte. Sicher hielt er sie bei sich und bellte den Reportern ‚Kein Kommentar‘ entgegen!! Ein Wagen fuhr vor, in dem die junge Frau verstaut wurde. Er schwang sich hinter das Steuer – ließ den vorherigen Fahrer einfach auf der Straße stehen - und fuhr mit quietschenden Reifen los. „Du stehst unter Schock.“, stellte er fest und warf ihr einen kurzen Blick. Sie zitterte am ganzen Leib, wippte etwas mit dem Oberkörper hin und her und heulte immer wieder auf. „Was ist passiert?? Ich will nicht mehr … Chris…..!“, rief sie verzweifelt. „Du musst aber!“, gab er knapp zurück und lenkte den Wagen durch den Stadtverkehr, nahm dabei herzlich wenig Rücksicht auf irgendwelche Verkehrsregeln. Er deutete auf das Handschuhfach. Mit zittrigen Fingern drückte sie den Knopf. „Atme!“, befahl er. Eigentlich eine alte Einkaufstüte griff Holly den braunen Beutel und legte die Öffnung auf ihren Mund. Immer schneller wurde ihre Atmung, bevor sich langsam Ruhe abzeichnete. Sie schluckte. Immer wieder tropfte eine Träne aus ihren Augenwinkeln zu Boden. „Gut.“, sprach der hochgewachsene Mann. Er stellte das Radio auf einen klassischen Musiksender und starrte verbissen auf die Straßen. Holly atmete. Zu mehr war sie gerade nicht fähig! Sie bekam auch gar nicht mit, wie sie in ein Hotelzimmer getragen und in ein Bett gelegt wurde. Ihr Körper war viel zu erschöpft, unfähig noch weiter zu handeln oder etwas von den Ereignissen zu begreifen.     Die Sonne schickte ihre Strahlen über den Regenwald. Schon in den frühen Morgenstunden sorgte sie für eine drückende Schwüle im gewaltigen Wald von O’ahu und schon mit den ersten paar Sonnenstrahlen hatten sich die Männer aufgerafft um weiter ihres Weges zu ziehen. Es war der vierte Tag, den sich die beiden Männer durch die Wildnis kämpften und dabei immer mehr an ihre Grenzen gerieten. Starr den Blick nach vorne gerichtet, kämpfte sich Alex seinen Weg durch das dichte Unterholz und scheuchte einen Moskito nach dem anderen von sich. Diese kleinen Biester rochen den Schweiß, der über seine Haut perlte und saugten nur zu gerne von seinem Blut. Die feuchte Schwüle der Luft sorgte dafür, dass die Hitze fast unerträglich wurde. Ryan hustete leise und wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. „Alles okay?“, fragte Alex leise und ließ seinen Blick zu seinem Bodyguard wandern. Durch das dichte Geäst der Bäume drangen laute Töne, das immerwährende Plätschern der Wassermassen, die sich ihren Weg zwischen Steinen hindurch bahnten und mehrere Meter in die Erde stürzten – ein Wasserfall. „Ja. Alles in Ordnung.“, raunte Ryan und hob seinen Blick gen Sonne. Mit der Hand bildete er einen Schirm und mit einem Seufzen dachte er wieder nach, versank geradezu in seiner Gedankenwelt. „Ryan … Ryan …“, rief er und stieß seinen Bodyguard an. Dieser war vollkommen in Gedanken versunken und brauchte ein paar Sekunden, bevor er zu Alex sah. „Wieso kein Bad im Wasserfall?“, fragte er nach und deutete in Richtung des lauten Plätscherns. „Weil wir nicht wissen mit welchen Keimen es in Berührung gekommen ist…“, murmelte Ryan und ließ sich erschöpft ein paar Momente auf dem Felsen nieder.  Er hatte sich schon oft in heiklen Situation befunden, ausgesetzt im Irak, abgeschottet und angeschossen in Afghanistan. Aber das hier war anders. Er war in keiner Kriegssituation. Es war ein Wald, den er nicht einschätzen konnte. Im Irak wusste er alles über die Beschaffenheit des Landes, wusste, auf was er zu achten hatte, aber auf das hier fühlte er sich noch immer nicht vorbereitet. „Ich habe nicht vor das Zeug zu schlucken, aber noch schmutziger können wir nicht mehr werden. Wir schauen aus, als ob wir uns im Dreck gesuhlt hätten.“, stellte Alex nüchtern in Anbetracht der Situation fest. Genervt kickte er einen Stein beiseite. Sein Magen knurrte. Nur hin und wieder eine Frucht. Mehr hatte Ryan ihm in Anbetracht der Situation nicht zugestanden. „Du kannst dich duschen, sobald wir in Honolulu zurück sind und jetzt komm weiter.“, mahnte Ryan und erhob sich schweren Herzens von dem überaus bequemen Stein. Die Männer schlurften weiter… „Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass dieser Walt so groß ist.“, stellte Alex mit einem Seufzen fest. „Ich bin ab und an durch einen Teil davon mit dem Motorrad gefahren. Ryan wischte sich über die Kratzer auf seiner Wange. Dank der feuchten Luft begannen die Wunden gar nicht erst zu heilen. Blut blieb an seinem Ärmel kleben und er sah mit einem kleinen Seufzen zu Alex. „Ich glaube, dass wir richtig tief im unberührten Teil der Insel sind und ich sage es nicht gerne, wir sind nur zu Fuß unterwegs und dank dem dichten Unterholz auch nicht besonders schnell.“  „Ja ich weiß. Glaubst du, wir werden das überleben?“, fragte Alex. „Bleibt uns denn eine Wahl? Ich habe keine Lust in diesem elendigen Wald zu verrecken und ich lasse garantiert nicht zu, dass du stirbst.“, rief Ryan seinem Schützling zu. „Immerhin kann ich dann vergessen, dass ich jemals wieder einen Job bekomme.“ Ein kleines Grinsen huschte über seine Lippen und auch Alex kam nicht umhin etwas zu schmunzeln. Der tupfte sich ein bisschen Blut aus seiner Augenbraue und folgte Ryan. „Wusstest du, dass hier Jurassic Park gedreht wurde?“, sprach Alex mit einem Mal. Ryan stöhnte auf. „Danke. In Anbetracht der Situation, dass wir seit geraumer Zeit unser Blut auf dem Waldboden verteilen, beruhigt mich das jetzt ungemein.“, zischte er seinem Schützling zu. Alex hob seine Schultern. Es war nicht leicht mit seinem gereizten Bodyguard Konversation zu betreiben. „Sag bloß du hast Angst?“, fragte Alex und schlug sich auf die Wange, als eine Mücke dort ganz frech Platz genommen hatte. Ein leiser Fluch verließ seine Lippen. „Nein, habe ich nicht, aber das Gefühl ist anders… sollte mir ein T-Rex über den Weg laufen, glaub mir, ich werde dich Opfern.“, schnalzte Ryan mit der Zunge. Eigentlich war es gar nicht so schlecht auch mal über was anderes nachzudenken, nachdem sie in den letzten Tagen nur von dem bedrückenden Gefühl der Einsamkeit und der Hoffnungslosigkeit zerfressen wurde. „Aber du bist mein Bodyguard.“ „Dinosaurier sind nicht Teil des Vertrages.“, zuckte Ryan mit seinen schmerzenden Schultern. Alex schnitt ihm eine kleine Grimasse und bahnte sich einen Weg zwischen all den langen Farnblättern hindurch. Es verstrichen unendlich lange Momente des Schweigens. Sekunden, in denen nur die laute Tierwelt die Stille störte. „Hast du eigentlich eine Frau?“, wollte Alex mit einem Mal wissen. „Nein.“ „Warum nicht?“ Ryan seufzte. „Über irgendwas müssen wir reden.“, meinte der Schauspieler und deutete ein Schulterzucken an. „Nicht über mein Privatleben.“ „Meines kennst du auch zur Genüge.“, murrte Alex. Seine Finger in die Hosentasche gesteckt, berührten seine Finger kurz das Ultraschallfoto, dass er immer bei sich zu trug. „Das ist auch mein Job.“, meinte Ryan und schwieg. Alex tat es ihm gleich. Eine Mücke surrte um seinen Kopf und er wedelte mit der Hand. „Also gibt es da eine Frau…“, setzte er wieder an. „Alex!“, stieß Ryan ein kleines bisschen genervter aus. „Jetzt hab dich nicht so… wie heißt sie?“ Alex grinste breit. „Laila“, rückte Ryan mit einem kleinen Zähneknirschen schließlich mit der Sprache heraus. „Aha. Und?“ „Mehr verrate ich dir nicht Alex, denn es geht dich schlicht und ergreifend nichts an und jetzt konzentrier dich lieber auf den Weg, bevor du noch irgendeinen Abhang runtersegelst.“, sprach Ryan energisch und schwieg beharrlich. Alex versuchte ein paar weitere Mal die Zunge seines Bodyguards zu lockern, leider ohne Erfolg. Der Mann demonstrierte einmal mehr, dass er nur dann redete, wenn er auch Lust dazu hatte! Alex Blick glitt etwas ins Leere, seine Gedanken kreisten wie so oft um seine Holly und das ungeborene Baby unter ihrem Herzen. Wie es ihr wohl gerade ging…? Was würde er nicht alles dafür geben um bei ihr zu sein… und genau dieser Gedanke trieb ihn weiter!   Gerade dann, wenn du mit dem Gedanken spielst aufzugeben, denke daran: Jeder von uns trägt einen Schlüsselbund mit sich. Um im Leben die richtige Tür zu öffnen, müssen wir verschiedene ausprobieren bis der richtige passt. Verliere nie den Glauben an dich, denn es gibt Menschen, die ihn mit dir teilen! Kapitel 45: X. Epiosde: Whispers in the dark (45) ------------------------------------------------- Weit ab von den allgemeinen Touristenpunkten lag ein kleines, etwas schäbiges Hotel. Hier her war Holly gebracht worden und hier versuchte sie die Geschehnisse des letzten Tages irgendwie zu verarbeiten! Leider gar nicht so leicht gesagt, als getan. Dazu war sie viel zu aufgewühlt und in ihrem Herz dominierte die Trauer. „Miss Shepard beantwortet derzeit keine Fragen.“, war das einzige Statement, das ihr Management abgab. Sie wurde abgeschottet. Wie schon so oft und das war auch ganz gut so… Lange Zeit hatte die vollkommen aufgelöste Holly in Sicherheit geschlafen. Ihr Körper hatte diesen Tribut nach all den aufwühlenden Stunden gefordert. So hatte sie die ganze Nacht und fast den ganzen darauffolgenden Tag geschlafen. Jetzt saß Holly in eine Decke gehüllt vor dem Fernseher und sah sich die ganzen traurigen Nachrichten an. So viel war seit Alex Verschwinden wieder passiert und sie selbst war so schrecklich aufgewühlt! Ihr wurde eine Tasse dampfender Tee vor die Nase gehalten und sofort lächelte sie. „Danke…“, flüsterte Holly und nahm die Tasse entgegen. Ein stämmiger Mann ließ sich neben ihr nieder. Seine braunen Haare standen zum Teil wild ab und auf seinem Gesicht zeichnete sich ein leichter Bart ab. Hellgrüne, interessante Augen schimmerten Holly entgegen, als der Mann seinen Kopf schief legte, um ihren Blick zu erhaschen. Breite Schultern und eine muskulöse Brust. Sie lehnte ihren Kopf an eben jene wohlvertraute Schulter. „Wo war Brandon?“, fragte Holly leise und stellte die Tasse nach einem kurzen Nippen auf dem Glastisch ab. „Unterwegs. Auf der Suche nach Antworten. Immerhin wollte er endlich wissen, wer dich so bedroht.“ „Du wusstest davon nicht wahr?“ Sie sah auf. „Ich war sein Partner.“ Tief seufzte Chris auf und fuhr sich durch die Haare. Holly sah ihn fragend an. „Was ist mit deinem Schützling.“ „Keine Sorge. Der Politiker hat ein Dutzend top ausgebildeter Bodyguards. Da fällt es nicht auf, dass ich weg bin, zumal Brandon nichts anderes gewollt hätte. Immerhin warst du sein wichtigster Schützling.“, erklärte er ihr. Christopher Brown und Brandon Evans sind, bzw. waren die Leiter einer sehr bekannten Security-Agentur und hatten beide ihre kleinen Teams, mit denen sie jeweils agierten. Während Brandon sich auf Holly konzentrierte übernahm Chris allerhand kleiner Sicherheitsjobs um so der Firma einen gewissen Bekanntheitsgrad zu verschaffen.  „War Julian einer von euch?“ Schwer seufzte Chris auf. „Ja. Er hat lange mit Brandon zusammengearbeitet und war überaus fähig auf seinem Gebiet… wir wussten es nicht, Holly. Wir wussten nicht, dass er besessen von dir ist, ansonsten hätte dich Brandon nie alleine gelassen.“, erklärte Chris und tätschelte ihr die Wange. „War er es? Hat er Brandon erschossen?“ „Ich bezweifle es. Ich habe Julian überprüft. Er hat Hilo nicht verlassen und Brandon starb auf Honolulu. Ebenso der Einbruch. Aber ich schätze, dass er damit zu tun hatte und ich finde das heraus! Und ich werde diese Leute finden, die das alles angerichtet haben! Tiny war einer seiner Leute … den Rest finde ich auch noch.“, machte Christopher deutlich! Holly nagte auf ihrer Unterlippe, biss sich diese teilweise blutig. „Weißt du was von Alex?“, brachte sie mit dünner Stimme hervor. „Holly…“, wehrte er kopfschüttelnd ab. „Bitte… bitte sag es mir!“ Sie sah auf und ihr energischer Blick begegnete seinem. „Das Flugzeugwrack wurde gefunden.“ Wenn es denn möglich gewesen wäre, wäre Holly just in diesem Moment noch blasser geworden! „Ist er tot?“, schluchzte sie mit geweiteten Augen auf. Chris legte beruhigend seine Hände auf ihre schmalen Schultern. „Er war nicht unter den Leichen. Ebenso wenig wie sein Bodyguard… ein Suchtrupp sucht bereits nach den Beiden. Vermutlich sind sie irgendwo im Urwald von O’ahu.“ Holly schluckte schwer und schloss ihre Augen und ihre Hände legten sich wie automatisch auf ihren Bauch. „Hey. Hey.“ Chris schloss seine Arme um ihren Körper und zog sie an sich. „Mach dir keine Sorgen, Holly. Wir finden ihn schon und jetzt fahr ich dich zu einem Arzt… du hast in den letzten Tagen viel durchgemacht und vielleicht beruhigst du dich, wenn du weißt, dass es deinem Ungeborenen gut geht.“, beruhigte er sie leise. „Okay…“, murmelte Holly. „… bleibst du bei mir?“ „Ja. Ich bin das Brandon schuldig und noch mal lass ich nicht zu, dass dir so was passiert. Keine Sorge. Ab sofort pass ich auf dich auf… Kleine.“ Ganz bewusst wählte er den Spitznamen den Brandon Holly bei ihrer ersten Begegnung gegeben hatte.  Holly lächelte. Sie kannte Chris seit Jahren. Er war Brandons bester Freund und auch wenn man ihm keine Trauer ansah, wusste sie, dass er im Herzen weinte. „Kann ich Alex’ Bruder besuchen?“ „Natürlich.“, nickte er ihr zu und zog sie auf ihre etwas zittrigen Beine. Chris half ihr so gut es ging und führte sie in Richtung Hotelzimmertür. Draußen wurde es bereits dunkel und so nutzen Bodyguard und Schützling die Gunst der Stunde, um unerkannt aus dem Hotel zu verschwinden und im Schutze der Nacht ihren Weg fortzusetzen.   Anders verhielt es sich bei Alex und Ryan. Sie verfluchten die Finsternis regelrecht, mussten gegen die Dunkelheit ankämpfen und trieben sich voller Hoffnung weiter. Verzweiflung war ihr geringstes Problem. Viel schlimmer waren all die Geräusche, die im Regenwald herrschten. Alex sah sich um, versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Leider spendeten Mond und Sterne nur bedingt Licht. Er seufzte schwer auf. Schweigend hatten sie ihren Weg fortgesetzt, distanzierten sich wieder von dem Wasserfall und kämpften sich durch den dampfigen Regenwald! Ohne den Deut einer Zivilisation zu finden, waren sie wieder viele Stunden unterwegs, doch die Nacht senkte sich erbarmungslos über den Wald. „Sollten wir nicht eine kurze Pause einlegen?“, rief Ryan und rieb sich den unangenehm schmerzenden Rippenbogen. Alex versuchte irgendwas in der Dunkelheit zu erkennen, tastete sich weiter und stieß sich das ein oder andere Mal das Bein. „Wir finden nie mehr zurück, wenn wir immer Pause machen.“, stellte der Australier matt fest. Ryan atmete tief durch und rieb sich noch ein bisschen über die Brust, erntete einen Seitenblick von Alex. „Hast du Schmerzen?“, fragte der Schauspieler leise. „Möglich.“, knurrte Ryan und schob sich weiter durch das Unterholz. Unter seinen Füßen knackten ein paar Äste und hin und wieder quakte ein Frosch verdächtig Nahe an seinen Füßen. „Vielleicht sollten wir doch eine Pause machen.“, gestand Alex ihm zu und tupfte sich die blutende Augenbraue ab. „Nein. Du hast Recht, wir sollten dringend weiter, solange wir nicht vor Erschöpfung über den Boden kriechen.“, meinte Ryan und fuhr sich fahrig und ein bisschen zittrig durch die Haare, als das Geräusch eines Helikopters an seine Ohren drang. Sofort legte er den Kopf in den Nacken und starrte in die Luft! Alex tat es ihm gleich! „Oh mein Gott, sag nicht, dass wir gerettet sind!“, stieß er aus und eine Welle der Erleichterung durchflutete seinen Körper. In der Ferne konnten sie ganz genau die Scheinwerfer des Helikopters erkennen. „Vielleicht.“, grinste Ryan flüchtig, schob sich in die Richtung, aus der das Geräusch an seine Ohren drang, hastig schob er Blatt um Blatt beiseite, schlängelte sich an einem Baum vorbei und sah immer wieder in die Lüfte. Alex tat es ihm gleich, folgte ihm und wäre es nicht sinnlos hätte er wohl just in dem Moment am Liebsten mit den Armen gewedelt um den Helikopter ähnlich wie im Film auf sich aufmerksam zu machen. Ganz so leicht war es jedoch nicht, denn genauso plötzlich wie das Geräusch ertönt war, entfernte es sich wieder. „Verdammt.“, knurrte Ryan vor sich hin, stolperte durch das Unterholz und verlor auf einmal den Boden unter den Füßen. „Ryan!“, schrie Alex auf, just in dem Moment als sein Bodyguard und Freund den gut versteckten Hügel nach unten stürzte. Unter Gräsern, Büschen, Morast und Bäumen versteckt lag der Abhang. Tagsüber kaum erkennbar und in der Nacht eine tödliche Waffe. Alex gefror das Blut in den Adern, als Ryan immer weiter stürzte, keinen Halt fand, sich Knie und Arme aufschlug und… regungslos liegen blieb! Alex tastete sich langsam voran. „Ryan?“, rief er erneut! Eine Antwort blieb aus! Die dumpfe, nagende Stille des Regenwalds blieb zurück und die hellen Lichter des Helikopters waren verschwunden. Alex knirschte mit den Zähnen und ließ sich auf den Boden sinken. Tastend und auf Knien kriechend fand er den Anfang des Abhangs, den er mühsam und mit allerletzen Kräften auf der Hose nach unten rutschte. Langsam tastete er sich immer weiter nach unten, fand gefährliche, spitze Steine und hielt sich an der ein oder anderen Pflanze fest, um nicht genauso wie Ryan den Boden unter den Füßen zu verlieren. „Ryan?“, rief er immer wieder, doch der andere Mann antwortete nicht. „… komm tu mir das nicht an. Alleine schaffe ich es garantiert nicht durch den Wald.“ Alex warf einen kleinen Blick hinauf in das Sternenmeer. „Als wäre das Leben nicht schon schwer genug.“ Er knurrte leise vor sich hin und erreichte das Ende des Hügels. Jetzt galt es nur noch Ryan zu finden. In Anbetracht der Dunkelheit und der Hüfthohen Grashalme war das gar nicht so einfach. Wieder landeten Mücken auf seinem Körper, tranken von seinem süßen Blut und abermals knackten in der Ferne einige Äste. Ein Schauer lief Alex über den Rücken und er sah sich verzweifelt um. „Ryan… ein Lebenszeichen wäre jetzt wirklich…“ Mitten im Satz brach Alex ab, denn vor ihm lag Ryan. Bewusstlos! „Shit …“, knurrte der Australier und war schon an der Seite des Verletzten! Kapitel 46: XI. Episode: Never let me go (46) --------------------------------------------- Das Nachtleben hatte Honolulu erreicht! Überall brannten bunte Straßenlaternen und aus den Diskotheken drang laute Musik! Die Straßencafés prall gefüllt feierten die Menschen und genossen den Freitagabend. Endlich war das Wochenende erreicht und somit hob sich die Laune beträchtlich. Holly lehnte an der Fensterscheibe des großen BMWs, mit den verdunkelten Scheiben. Chris saß am Lenkrad und fädelte sich mühelos durch den Straßenverkehr, warf immer wieder einen kleinen Blick zu der Musikerin. Er seufzte und hob seine Hand, um das Radio einzuschalten. Kurz sah sie auf und horchte den Tönen, des ruhigen Songs. „Kennst du das? Ich finde das Lied super…“, sprach Christopher und natürlich war klar, was er versuchte. Er wollte Holly endlich auf ein paar andere Gedanken bringen. „Wake Owl mit seinem Song ‚Gold‘.“, antwortete Holly leise. „Verblüffend.“, stellte Chris fest und zwinkerte ihr kurz zu. „Musik ist das einzige, was mich nie verlässt.“, seufzte Holly. „Glaub ich nicht… du bist in letzter Zeit nur ein bisschen vom Pech verfolgt, aber das gibt sich alles wieder, Holly. Du darfst nur den Glaube daran nicht verlieren. Immerhin willst du für dich und dein Kind eine wunderschöne Zukunft, was auch durchaus anzustreben ist.“ Die Musikerin schwieg, starrte wieder aus dem Fenster und sah die zahlreichen Lichter an sich vorbei fliegen. „Ich will eine wunderschöne Zukunft UND ich will eine Zukunft mit Alex.“, betonte sie leise und schloss ihre Augen, rief sich ein ganz bestimmtes Bild vor Augen. Ihn. Einfach nur ihn! Es war ein so einfacher Wunsch nach Liebe und Nähe. Leider war der Wunsch nicht so einfach zu erfüllen. Chris atmete hörbar aus. „Ich werde mein möglichstes tun, das verspreche ich dir, Holly.“, raunte er ihr leise zu. Sie nickte und lehnte ihre Stirn gegen die kühle Scheibe, beobachtete die Menschen, die alle so glücklich und losgelöst waren. So wie es eben sein sollte, denn jeder hatte das glücklich-sein verdient! „Weiß Madeleine schon von Brandons Tod?“ Chris seufzte. „Ja. Die Leiche wird morgen nach San Francisco überführt.“ „Dort hat er gelebt?“, fragte Holly nach. „Ja.“ „Ich hab mich nie getraut zu fragen, aber … hatte Brandon Kinder?“ „Nein.“ Holly seufzte und sah nach draußen. Das Krankenhaus rückte mehr und mehr in Sichtnähe und somit wurde sie etwas unruhiger… die Furcht, dass es ihrem Baby nicht gut ging, machte ihr zusehends Angst! „Darf ich zur Beerdigung?“, wollte sie noch leise wissen. „Wir werden sehen, Holly…“ Sie nickte und schnallte sich ab. Chris führte die junge, schweigende Frau den Krankenhausgang entlang und ließ dabei immer wieder seinen Blick schweifen. Man konnte nie wissen, wo der nächste Paparazzo lauerte und er wollte Holly noch mehr Drama in der nächsten Zeit gerne ersparen! Sie hatte wahrlich genug durchgemacht. Müde hob sie ihre Hand und klopfte an das helle Holz der Krankenhaustür. Von drinnen ertönte ein ‚Ja‘. Sofort öffnete Holly und sah auch schon Finley, der auf dem Bett saß und weitaus besser aussah, als noch vor ein paar Tagen! Zwar zierten noch viele Wunden sein Gesicht, aber er war nicht mehr so blass! Außerdem trug er wieder normale Kleidung und keine Krankenhausoberteilchen. „He.“, lächelte Fin, als er sie entdeckte. „Ich warte draußen.“, murmelte Chris und schloss die Tür hinter Holly, die auch schon auf Finley zutrat und ihre Arme um ihn schloss. Wieder bahnte sich ein kleines Tränchen seinen Weg über ihre Wange. „Geht’s dir gut? Ich hab gestern versucht, dich zu erreichen und ich habe in der Zeitung gelesen, dass dein Bodyguard erschossen wurde.“, flüsterte Finley und strich über ihren blonden Haarschopf. „Er war nie mein Bodyguard… er war mein Stalker.“, zitterte sie leise. Finley löste sich und blickte sie schockiert an. „Oh Holly… geht’s dir gut?“ Er legte eine Hand auf ihre Wange und betrachtete sie besorgt. „Ich denke schon, aber ich habe Angst, dass mit meinem Baby etwas nicht stimmt… ich … ich trau mich nicht alleine zum Arzt zu gehen. Was ist, wenn ich nicht nur Alex verloren habe, sondern auch unser Kind.“ „Weder noch trifft zu. Alex wird gefunden. Da bin ich mir sicher, Holly. Und um dein Baby brauchst du dir auch keine Sorgen machen. Ich bin sicher es geht dem kleinen Krümelchen gut. Wenn du willst, lassen wir sofort einen Arzt kommen.“, bot er ihr mit sanfter Stimme an. Holly nickte und trocknete mühsam ihre Tränen. Finley lächelte und drückte den Knopf, der eine Krankenschwester und wenig später eine Gynäkologin herbei rief.  Chris wartete geduldig vor der Tür des Zimmers, während Holly untersucht wurde. Finley war an ihrer Seite und hielt ihre Hand. „Wir können erst sicher sein, dass es dem Baby gut geht, wenn wir einen Herzschlag haben…“, erklärte sie ruhig und verteilte das kühle Gel auf ihrem Bauch. Holly drückte die Hand von Finley und biss die Zähne aufeinander. Die Ärztin strich mit dem Ultraschallgerät über ihrem Bauch und starrte auf den Bildschirm. „Warum ist da nichts…?“, fragte Holly. „Es ist noch sehr klein. Manchmal verstecken sich Babys in diesem Stadium sehr gerne.“, versuchte die Ärztin Holly zu beruhigen. Sie sah verzweifelt zu Finley und spürte ihren eigenen Herzschlag als sich auf einmal ein pochendes Geräusch durch den Raum zog. Holly sah auf. Deutlich sah sie eine Bewegung auf dem Ultraschallgerät. „Na da haben wir es ja …“, verkündete die Ärztin. Holly drückte Finleys Hand und ließ sich von ihm in den Arm nehmen. „Siehst du. Ich hab dir doch gleich gesagt, dass alles wieder gut wird!“, lachte Finley und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Jetzt müssen wir nur noch Alex finden… und das werden wir. Das verspreche ich dir.“ Wie so oft hielten sich Finley und Holly eine ganze Weile im Arm, gaben sich in diesen schweren Stunden wohl den nötigen Halt. Erst sehr viel später brachte Chris Holly zurück ins sichere Hotelzimmer und er schaffte es auch endlich, sie wenigstens zu einem Obstsalat zu überreden…     Der nächste Tag brach mit einer schwülen Hitze heran! Die Kleidung klebte an Alex Körper und immer mehr Schweißperlen bahnten sich einen Weg über Alex Gesicht. Fünf Tage hatten ihre Spuren in Alex Gesicht hinterlassen. Der Bart war dichter geworden und überall klebte der Schmutz. Er schleppte Ryan mit sich. Der ehemalige Soldat konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, benötigte dringend die Hilfe von Alex um sich weiter zu schieben. Sein Bein war aufgeschürft, womöglich sogar verstaucht, überall waren Schürfwunden und seine gebrochenen Rippen erschwerten das Atmen zusehends! Er hustete und ließ sich einen Moment auf einen Felsen sinken. „Nur eine kurze Pause.“, verkündete der Bodyguard und gönnte sich ein paar Momente des Atmens! „Wir können nicht lange Pause machen… wir müssen dich in ein Krankenhaus schaffen.“, murmelte Alex mit einer steilen Sorgenfalte auf der Stirn. „Vielleicht solltest du einfach alleine weiter.“, meinte Ryan und rieb sich die schmerzenden Rippen. „Vergiss es. Es wird kein Mann zurück gelassen.“, schüttelte Alex energisch seinen Kopf „Dann lass mich einfach kurz durchatmen.“ Der ehemalige Soldat hatte sichtlich Probleme Luft zu bekommen. Mit starrem Blick rieb er sich immer wieder über die Rippen, die anscheinend gegen seine Lunge drückten. Alex sah sich schweigend um. Die Luft war feucht, unangenehm und er sehnte sich nach etwas Erholung. „Ich glaube ich fahr mal wieder in die Schweiz. Mit Saxon Snowboardfahren… oder eine Schneeballschlacht mit Finley…“, seufzte er auf und lehnte sich an einen Baumstamm. Allerdings nicht lange, denn ein gewaltiger Käfer fiel auf seine Füße, weshalb er hastig ein paar Schritte weg sprang. „Puh … vielleicht sollten wir weiter,  bevor wir noch von Käfern aufgefressen werden.“, grinste Alex ein kleines bisschen und schielte zu Ryan, der regungslos auf dem Stein hockte und vor sich hin starrte. Alex schluckte. „Wir sollten wirklich weiter.“, legte Alex einen befehlenden Ton an den Tag und zog den ächzenden Ryan wieder auf die Füße. „Du bist grausam.“,  murmelte der Bodyguard vor sich hin. „Einer muss es im Moment ja sein … immerhin wollen wir überleben und die Zivilisation wieder finden.“, zuckte Alex mit seinen Schultern und zog ihn mit sich. Alex kämpfte sich mühsam durch das Unterholz. Stützte Ryan, der immer wieder ein Ächzen von sich gab und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. „Wir schaffen das. Wir schaffen das. Ich möchte nach Hause zu meiner hübschen Lady und wenn ich sie erst wieder in den Armen halte, gebe ich sie nie wieder her!“, murmelte Alex vor sich hin und versuchte sich mit ein paar Gedanken an Holly die Situation zu erleichtern. Leider war es gar nicht so einfach, denn Ryan verlor immer wieder das Bewusstsein und Alex Kraft schwand mehr und mehr. Er fühlte ein eigenartiges Zittern, dass durch seien Beine ging und sein Atem zitterte. Kurz blieb er stehen, bevor er seinen Arm fester um Ryan legte und ihn weiter zerrte. „Erzähl mir was von deiner Freundin, Ryan.“, forderte Alex schließlich seinen Bodyguard auf. Ryan gab ein Brummen von sich. „Du erzählst mir jetzt irgendwas Ryan, denn du musst wach bleiben!“, befahl Alex schroff. „Also. Du bist also verheiratet? Verlobt?“ „Nein.“ „Was ist dann mit Laila?“, fragte Alex und warf ihm einen kleinen, fragenden Blick zu und zog ihn weiter. Die Äste knackten. „Sie ist nur eine Freundin.“, nuschelte Ryan. „Aber du hättest gerne mehr?“ „Hmm. Nein.“ „Was dann?“ „Es ist besser für uns, dass wir nicht zusammen sind…“, hustete Ryan „Warum?“ „Weil ich nie zu Hause bin und nicht gut für sie bin. Sie ist ein zu guter Mensch.“, presste er mühsam zwischen seinen Zähnen hervor, allerdings beutelte ihn im nächsten Moment ein heftiger Hustenanfall, weshalb Alex kurz stehen blieb und Ryan besorgt betrachtete. „Weiter.“, murmelte er schließlich und zog Ryan schweigend weiter. Seine Füße schmerzten und er konnte kaum noch atmen, aber er mobilisierte das letzte bisschen Kraft! Auf einmal erschien es! Ein Hausdach in der Ferne! “Zivilisation … endlich…”, stieß Alex aus, als Ryan neben ihm in die Knie ging. „Ryan? Ryan!“ Alex fing ihm auf und betrachtete den blassen Mann. „Okay, halt durch. Wir sind bei einem Haus und … ich sorge dafür, dass du ins Krankenhaus gebracht wirst!“ Mühsam zog der Australier ihn weiter, bemerkte noch gar nicht, dass ihnen einige Menschen entgegen liefen… Kapitel 47: XI. Episode: Never let me go (47) ---------------------------------------------  Die Sirenen des Krankenwagens heulten laut! Alex hatte nur eine dünne Decke über den Schultern liegen und drückte die Hand von Ryan. Sein Oberteil war aufgerissen, während die Sanitäter ihn untersuchten. Überall zierten blaue Flecken sein Äußeres. Alex schluckte und schnappte etwas von ‚schweren, inneren Verletzungen‘ auf. „Halt ja durch. Hast du mich gehört … Ryan…. Ryan?! Wach auf!“, rief er und wurde nach hinten gestoßen, als der Monitor verdächtige Laute von sich gab. „Herzstillstand!“ Alex Augen weiteten sich, als die Reanimation begann! Es kam ihm vor wie in einem überaus schlechten Film, als der Krankenwagen mit quietschenden Reifen vor der Notaufnahme zum Stehen kam und zahlreiche Ärzte heran liefen. Ryan wurde als erstes ausgeladen und danach griffen ein paar Hände bereits nach ihm, zogen ihn mit, zwangen ihn auf eine Trage. Alex kniff die Augen zusammen, als er in die hellen Lichter des Krankenhausganges sah, über den er gerade gerollt wurde! So viele Hände fassten ihn an, untersuchten ihn und machten seine Verwirrung perfekt! „Mir geht es gut! Es geht mir gut! Was ist mit Ryan!!“, rief er immer wieder verzweifelt auf und versuchte die Leute von sich zu schieben. Allerdings war er viel zu kraftlos, schaffte es nicht, sich weiter zu wehren und gab resigniert auf. Rüde wurde er zurück ins Bett gedrückt und auf seinem Gesicht fand sich ein paar Momente später eine Sauerstoffmaske wieder. Die Erinnerung an den Absturz blitzte auf! Alex‘ Herzschlag beschleunigte sich. Seine Wunden wurden verarztet. Er wurde durchgecheckt. Starr war sein Blick an die kahle Krankenhausdecke gerichtet und ohne einen Einwand einzubringen, ließ er die quälende Prozedur über sich ergehen. Zitternd hob er seine Hand und hob die Maske etwas an. „Holly…? Finley…?“, fragte er schließlich und seine Augen suchten Blickkontakt zu einem der Ärzte. Seine Pupillen waren geweitet. Offensichtlich eine Reaktion auf die Schmerzmittel, die ihm verabreicht wurde. „Wir verständigen Ihre Lebensgefährtin und Ihren Bruder, Mr. O’Loughlin.“, antwortete der Arzt und sorgte dafür, dass die Maske wieder dort landete, wo sie hin gehörte! Alles um Alex herum wurde Dunkel und als er eine Weile danach erwachte fühlte er sich wie betäubt. Die Schmerzmittel lösten ein dumpfes Gefühl in ihm aus. Er schluckte und kniff die Augen wieder zusammen, als ein Arzt mit einer hellen Taschenlampe hinein leuchtete, um die Pupillenfunktion zu überprüfen. Die Maske war von seinem Gesicht verschwunden und er sah sich dementsprechend verwirrt um. „Können Sie sich hinsetzen“, fragte der Arzt ruhig. Alex nickte und setzte sich auf. Seine Hand tastete über sein Gesicht. Zwei rechteckige Verbandstücher klebten auf den Wunden.     „Können Sie mir sagen, was passiert ist?“, fragte der Arzt und erst jetzt bemerkte Alex zwei weitere Personen, die sich ebenfalls im Zimmer befanden. Eine hübsche, zierliche Krankenschwester, die errötete, als sich ihre Blicke trafen und ein Eingeborener – ein Polizist. Alex schluckte und schloss kurz die Augen. „Das Flugzeug ist abgestürzt. Was ist mit Mr. Sheridan?”, wollte er sofort besorgt um Ryan wissen.  „Er hat schwere innere Verletzungen, allerdings konnten wir ihn stabilisieren. Er liegt jetzt im Aufwachraum.“, antwortete der Arzt und befühlte Alex Verletzungen über der Augenbraue und der Wange. „… das müssen wir nähen.“ Alex nickte matt. „Wissen Sie, was im Flugzeug passiert ist?“, mischte sich der Polizist in die Unterredung zwischen Arzt und Patient ein. Alex runzelte mit der Stirn. „Ich … es gab Turbulenzen, woraufhin Tiny in die Pilotenkabine schauen wollte… er hat geschossen …“ Sein Blick wurde etwas ungläubiger, denn wieder tauchten so viele Bilder vor seinem inneren Auge auf. „Mr. Tobias Evert hat Pilot und Co-Pilot erschossen. Wissen Sie weshalb?” Alex schüttelte seinen Kopf. Er hatte bis gerade nicht mal den richtigen Namen von Tiny gekannt. „Er war im Team von Mr. Sheridan. Er ist erst seit ein paar Wochen dabei, aber ich habe diesem Mann mein Leben anvertraut. Niemals hätte ich gedacht, dass er zu so was in der Lage ist.“, fuhr Alex fort und beobachtete den Arzt, der Nähzeug und eine Spritze vorbereitete. „Wo ist mein Bruder? Und meine Lebensgefährtin?“, fragte Alex ein wenig bissiger in die Richtung des Arztes. „Ihr Bruder liegt in einem anderen Krankenhaus. Er wird in der nächsten Stunden entlassen und ihre Lebensgefährtin wird gerade angerufen.“, lächelte der Arzt und zog Betäubungsmittel in die Spritze. Alex atmete tief durch. „Wissen Sie von einer Verbindung zwischen Miss Holly Shepard und Tobias Evert?“, wollte der Polizist mit einem Mal wissen. Alex zögerte, dachte nach und schüttelte verneinend seinen Kopf. „Danke. Das war alles, was ich wissen wollte. Sollten wir noch Fragen haben, wenden wir uns an Sie.“, sprach der Polizist und öffnete die Tür. Alex sah ihm einen Moment nach und atmete wieder tief durch. Die ganze Situation gefiel ihm immer weniger. Der Schauspieler wanderte durch das Zimmer und sah aus dem Fenster hinaus. Wieder war es dunkel geworden und jetzt, da alle aus seinem Zimmer verschwunden waren, war es auf einmal so ruhig. Still. Unglaublich still. Er seufzte auf und wischte sich fahrig durch die Haare. „Ich habe einen Flugzeugabsturz überlebt …“, murmelte er vor sich hin und ließ sich mit leicht zitternden Beinen auf den Fenstersims sinken. Vor seinen Augen erstreckte sich die Weite Honolulus. Hell erleuchtete Hochhäuser im Glanz des Mondscheins. Das Meer, das in der Ferne glitzerte und … er drehte seinen Kopf etwas und entdeckte den Mount Ka’ala. „Nie wieder ein Dschungelabenteuer…“, beschloss er für sich und erhob sich wieder. „Oh verdammt, Holly. Wo bist du!“, flüsterte er leise. Die Sehnsucht nach ihr wuchs von Sekunde zu Sekunde!   Der Anruf dass Alex gefunden wurde ging mitten in der Nacht auf dem Hotelanschluss von Holly ein. Jedoch war es Christopher, der den Anruf entgegen nahm. „Ja … ja … wirklich…? Wir sind unterwegs!“ Er warf den Hörer beiseite und eilte los, klopfte nicht mal an der Schlafzimmertür seines Schützlings! Ohne Rücksicht zu nehmen schaltete er das grelle Licht ein und stürzte zu Holly, die eigentlich gerade erst ein bisschen Schlaf gefunden hatte. „Wach auf.“, schüttelte Chris Holly unsanft an der Schulter. „Was… was ist los?“, brummte sie und kniff ihre Augen zusammen, drehte sich im ersten Reflex von ihm weg. „Alex ist gefunden worden!“, stieß Chris aus. Sofort saß sie kerzengerade im Bett. Ihr Herz schlug einige Takte schneller. Den Schwindel ignorierte sie, ebenso die Tatsache, dass ihr die Müdigkeit noch in den Knochen steckte. „Wirklich … er ist… es geht ihm gut?“, zitterte sie am ganzen Leb und konnte sich gegen die Tränen nicht wehren. Hormone waren schon nicht nett! „Los. Zieh dich an! Ich bring ihn ins Krankenhaus.“, befahl Chris mit einem kleinen Lächeln. Holly fiel eine zentnerschwere Last von den Schultern. Sie atmete beruhigt aus und schaffte es endlich wieder Luft zu bekommen, ohne das der Schmerz in ihrem Herzen Überhand gewann! Hastig schlüpfte sie in eine Jeans und einen Pullover und folgte Chris nach draußen. Sie freute sich so sehr und wurde während der Autofahrt zum Krankenhaus absolut unruhig! „Er lebt, hast du gehört… dein Daddy lebt.“, flüsterte Holly leise und strich sich über den Bauch. Aus dem Radio schallte ihr eine bekannte Stimme entgegen. Florence mit ihrem Lied ‚Never let me go‘. Ihre Finger tasteten über das Radiogerät und sie stellte die Musik ein kleines bisschen lauter, fühlte förmlich die Vorfreude, die ihr dieser Song gab. Die Lichter der Stadt funkelten und die hell erleuchteten Straßen waren so leer. Chris hatte keinerlei Probleme schnell voran zu kommen. Chris schenkte ihr ein munteres Lächeln. „Sag deinem Baby auch gleich, dass du morgen eine gigantische Pizza essen wirst und nicht weiter hungerst.“, mahnte er sie ein bisschen. Die junge Frau schnitt ihm eine deutliche Grimasse und guckte dann lieber wieder nach draußen. Unruhig rutschte sie auf dem Sitz hin und her. „Wann sind wir denn da?“, fragte sie nach. „Bald… keine Sorge, er läuft dir schon nicht weg.“, grinste Chris. Holly sprühte geradezu vor Lebensfreude, jetzt, da die Hoffnung wieder aufgekeimt war und Alex in greifbarer Nähe war. Chris sah auf die Straße, hielt an einer roten Ampel und beobachtete einige junge Leute, die über die Straße hüpften. Samstagabend war fast so wie Freitag: Es war eine ganze Menge los! „Hat der Anrufer irgendwas gesagt? Weißt du wie es ihm geht?“, wollte sie wissen. „Nein. Und jetzt sei doch etwas geduldig. Wir sind ja bald da.“, vergewisserte Chris ihr noch mal und fuhr auch schon wieder los. Holly war hin und weg, ungeduldig und voller Vorfreude! Das Auto näherte sich dem Krankenhaus immer weiter und so wuchs die Unruhe in Holly noch mehr an!   Holly rannte über den Krankenhausflur, dicht gefolgt von Christopher. Sie sah sich um, verzweifelt. Wieder war da ein dicker Kloss in ihrem Hals. Auf dem Krankenhausflur herrschte reges Treiben. Ärzte und Pfleger liefen umher. Hier und da standen verzweifelte Angehörige. Holly schluckte und lief zur Aufnahme. Alex Anwesenheit wurde verleugnet, egal wie sehr sie bettelte. Chris platzierte seine Hände auf ihren Schultern und zog sie zurück. „Es tut mir Leid, Miss …“ „Nein, denn wenn es so wäre, dann würden Sie mich nicht weg schicken! Er ist mein Lebensgefährte und …“ Holly schluckte die aufsteigenden Tränen hinab. „… und sie weigern sich mir zu sagen, wo er ist!“ „Ich darf diese Information nur an Verwandte weiter geben…“ Chris brachte Holly mit einem strengen Blick zum Schweigen. „Sein Bruder liegt hier bereits im Krankenhaus. Lady, zeigen sie doch ein wenig Mitgefühl mit einer aufgelösten Frau, die nach einer Woche nur wissen möchte, ob ihr Lebenspartner noch am Leben ist und ob es ihm gut geht…“, sprach er mit herrischer und doch sanfter Stimme. Die Krankenschwester schluckte und deutete einen Gang entlang. Holly kannte kein Halten mehr, als sie ein leises, genuschelte ‚Zimmer 8‘ wahrnahm. Hastig rannte sie durch den Gang, die Zahlen verschwammen immer wieder vor ihren Augen. Tränen verklärten ihren Weg. Doch dann hatte sie es erreicht. Zimmer 8. Die Tür stand offen und im Raum stand … „Hi Alex…“, flüsterte sie leise in das Zimmer. Unruhig wie ein Raubtier im Käfig lief er umher, erstarrte, just in dem Moment, als er den süßlichen Klang ihrer Stimme wahrnahm. Sein Gesicht zierten eine Menge kleiner Wunden und sogar ein längerer Riss an der Schläfe, der mittlerweile fachgerecht verarztet worden war. Sein Vollbart, die verwuschelten Haare und die dreckige Kleidung zeigte, wie viel er durchgemacht hatte. Er wirkte müde und dennoch schlich sich die Erleichterung in seinen Blick, als ihm Holly gegenüber stand. Eines Engels gleich, bot sie ihm Linderung und eine unglaubliche Wärme, die sich in seinem Herzen ausbreitete. „Hey…du“, gab er mit belegter Stimme zurück. Sie atmete tief durch und wischte sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel, bevor sie sich in Bewegung setzte und ihm entgegen kam. Kapitel 48: XI. Episode: Never let me go (48) ---------------------------------------------   Ein paar Schritte und schon war sie bei ihm! Holly schlang ihre Arme um seinen Hals, schmiegte sich an ihn und fühlte die starken Arme, die sie umfingen. Fest hielt er sie an sich gedrückt und vergrub seine Nase in ihren duftenden Haaren. Erst jetzt schlossen sich seine Augen und die Anspannung fiel von seinen Schultern. Holly schloss ihre Augen und fühlte wie Alex tief durchatmete. Leise schniefte die junge Frau und lehnte ihre Nase gegen seinen Hals. Alex‘ Arme hielten sie fest umschlossen und eine ganze Weile standen sie einfach nur schweigend da, lauschten dem Atmen des jeweiligen  Anderen. Alex hob erst seinen müden Blick, als Chris die Tür zuschob um die Zwei nicht weiter der Öffentlichkeit preis zu geben. Er blieb vor der Tür stehen, jederzeit bereit Alex und Holly zu schützen. „Wer ist das…“, fragte Alex leise und war einen Moment selbst erschrocken über seine kratzige Stimme. Holly löste sich etwas und sah besorgt zu ihm nach oben. „Ähm … Chris … mein … mein Bodyguard.“, stammelte sie und streichelte Alex zärtlich über die Wange. Er zuckte leicht zusammen, als sie eine Schramme berührte. „Was ist mit Julian?“, fragte er nach, die Hände auf ihrer Hüfte ruhend, sah er ihr in das abgespannte Gesicht. Holly schluckte und biss sich auf die Unterlippe! Sie wich seinem Blick aus und starrte an ihm vorbei ins Leere. „Holly?“ Sanft legte Alex zwei Finger unter ihr Kinn und hob vorsichtig ihr elfenzartes Gesicht. „… er… er hat versucht mich zu vergewaltigen…“, sprach sie leise aus. Bamm! Es traf Alex unangenehm in die Magengrube! Er verzog sein Gesicht! Viele Falten bildeten sich um die Augenpartie und in seinen blauen Augen leuchtete die Sorge auf. „… Was?“, brachte er heißer heraus. Holly atmete tief durch und hob die schmalen Schultern. „Er war es… der Stalker und alles war seine Schuld… er hat mit Tiny gemeinsame Sache gemacht und sich Brandons Vertrauen erschlichen. Er hat vermutlich auch mit dem Einbruch und Brandons Tod zu tun…“ „Brandon ist tot?“, fragte Alex blinzelnd. Holly nickte und wieder schossen ihr Tränen in die Augen. „… wäre Chris nicht dazwischen gegangen hätte Julian … er hätte…“ Ihr versagte die Stimme und schon tropften ein paar Tränen über ihre Wangen. Sie zitterte, als Alex sie erneut an sich heran zog. „… er wollte mir mein Baby wegnehmen.“, schluchzte Holly.  Alex zog sie sanft aufs Bett, legte seinen Arm um ihre Schulter und hauchte einen zarten Kuss auf ihre Stirn. „Niemand nimmt dir unser Baby weg. Keiner! Ich werde das nicht zulassen…“, flüsterte er ihr zu und strich ihr liebevoll eine Träne von der Wange. „Und ich werde dich nicht verlassen. Hast du mich gehört, Holly?“ Er strich ihr durch die Haare und wieder schlangen sich ihre Arme um seinen Hals. Sie drückte ihn fest an sich. „Ich werde dich auch niemals wieder gehen lassen…“, murmelte sie leise. Alex schmiegte sich in ihre Arme und suchte förmlich nach ihrer Nähe, nach der Wärme, die sie ausstrahlte und die ihm jetzt in diesem Moment so viel Sicherheit und Kraft gab! „Ich muss hier raus, Holly…“ „Du kannst nicht einfach aus dem Krankenhaus abhauen…“, stellte sie etwas entrüstet fest. „Das meine ich auch nicht. Nur im Übertragenen. Ich will hier weg, ich habe diesen unglaublichen Drang der Insel für ein paar Wochen den Rücken zu kehren um irgendwo, wo nicht so viel Trubel herrscht, Ruhe und Entspannung zu finden. Hier ist so viel passiert. Der Einbruch. Der Absturz. Der Übergriff …“ Er machte eine kurze Pause, in der er tief Luft holte. „… lass uns unsere Sachen packen und sobald Fin, Ryan und ich aus dem Krankenhaus raus sind fliegen wir einfach weg…“ „In die Toskana?“ Er nickte und strich ihr liebevoll durch die Haare. „Wenn es das ist, was du im Moment brauchst.“ „Ich brauche dich, meine Familie und meine Freunde … aber wohl auch einen Ortswechsel. Ich will dass du meinen Sohn kennen lernst, ich will mit dir eine schöne Zeit erleben und ich will endlich etwas abschalten können. Es ist so viel geschehen Holly und irgendwie glaube ich nicht, dass ich hier auf der Insel die nötige Ruhe finde, nach allem was geschehen ist.“, erklärte Alex ihr und spielte mit einer Haarsträhne. Eng aneinander gekuschelt saßen sie auf dem Bett. Holly lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Du hast Recht… lass uns einfach weg fliegen und entspannen.“, seufzte sie und schloss ihre Augen. Deutlich hörte sie seinen Herzschlag, fühlte seine Wärme und genoss diese Nähe zu diesem unglaublichen Mann! Es klopfte und schon wurde die Tür aufgerissen. „Heilige Scheiße, musst du mir solche Angst machen?“, rief Finley. Über Alex Gesichtszüge huschte ein Lächeln und mühsam erhob er sich. Sein Bruder fiel ihm um den Hals. „Weißt du was? Ich bin mit einem Flugzeug abgestürzt und doch siehst du weitaus schlimmer aus.“, scherzte Alex halbherzig und drückte seinen kleinen Bruder an sich. „Ich war ja auch krank in Sorge um dich.“, murrte Finley und klopfte Alex auf den Rücken. In der Tür war eine weitere Gestalt erschienen: Grace! „Hey.“, zwinkerte sie ihm zu. „Alles klar?“ „Jetzt schon.“, atmete Alex tief durch und löste sich wieder von seinem kleinen Bruder, um sich gleich darauf neben Holly sinken zu lassen. Er ergriff ihre Hand und drückte die zierlichen Finger. Grace schloss die Tür, nachdem auch noch Scott mit einem breiten Grinsen in das Zimmer getreten war, und trat an Finley heran. „Ich habe schon fast den Glauben daran verloren, dich wieder zu sehen.“, gestand Scott und strich sich durch seine Haare. Alex sah von einem zum anderen. „Ach kommt. Es waren nur fünf Tage!“, schüttelte Alex seinen Kopf. Seine blauen Augen wirkten müde und erschöpft, genauso war seine ganze Körperhaltung eher matt und niedergeschlagen. Holly betrachtete ihn besorgt. „Wir machen Urlaub. In der Toskana. Sobald wie es geht.“, sprach sie mit einem Mal. Alex lächelte und nickte eifrig. „Ist das dein Ernst? Du weißt schon, dass du wieder in ein Flugzeug steigen musst…?“, fragte Fin etwas besorgter nach und zog einen Stuhl heran, auf den er sich sinken ließ. „Ist mir egal. Ich will hier einfach raus Finley…“, seufzte Alex und schloss seine Augen. Finley schwieg. „Dann sollten wir Saxon mitnehmen. Der Kleine wollte schon aus der Schule abhauen um hier her zu kommen.“ Alex lächelte flüchtig. „Ist eben mein Sohn.“ Gedankenverloren strich er Holly über den Bauch. Sie hielt seine Hand fest und lehnte ihren Kopf wieder an seine Schulter. „Okay. Um das alles mal zusammenzufassen: Dir geht es gut, aber du brauchst Urlaub.“, klatschte Scott in seine Hände und setzte sich mal eben so neben Alex. „Ja. Aber erst wenn Ryan über den Berg ist. Er soll mit … und noch jemand anderes.“, flüsterte Alex und sah sich um. So viele erleichterte Gesichter sahen ihm entgegen und natürlich war auch er mit einem Mal absolut froh. „Toskana … ja, ich bin dabei.“, nickte Finley. „Nach all dem, was wir in den letzten Wochen erlebt haben, haben wir uns das auch redlich verdient. Ich habe sowieso langsam das Gefühl immer schwächer zu werden.“, seufzte Alex und drückte Holly einen Kuss auf den Haarschopf. „Die meisten Menschen sind stärker als sie denken, nur vergessen sie manchmal daran zu glauben. Sieh mal, was wir alles durchgemacht haben und trotzdem sitzen wir hier: Zusammen! Und es geht uns allen den Umständen entsprechend gut! Ich glaube auch, dass uns ein Ortswechsel ganz gut tut, um Kraft zu tanken, Inspiration zu finden und das Leben zu genießen. Ida Scott Taylor hat mal geschrieben: Blicke nicht zurück und gräm dich nicht um die Vergangenheit, denn sie ist vergangen. Und sorge dich nicht um die Zukunft, denn sie steht erst noch bevor. Lebe in der Gegenwart und gestalte sie so schön, dass es sich lohnen wird, sich daran zu erinnern…“, sprach der junge Literat und schickte ein tiefes Seufzen mit in die Runde. Alex schloss seine Augen und kuschelte sich an Holly. „Manchmal stehen wir im Leben an einer Kreuzung – verwirrt. Ängstlich. Total planlos. Allerdings können wir uns an Kreuzungen für eine neuen Weg entscheiden. Wir können umdrehen und weglaufen, doch wir können auch weiter gehen. Das erfordert Mut. Vor allem, wenn wir unsere Träume erfüllen wollen. Vertrauen, Glauben, Arbeit, Kummer und Angst gehört dazu und das, was vor uns liegt, gehört nur uns alleine… Es ist Zeit einen neuen Weg einzuschlagen.“, sagte Holly. Fin hob anerkennend seine Augenbraue. „Sieh an, da ist eindeutig ein Poet an dir verloren gegangen.“ Holly schüttelte ihren Kopf. „Schon vergessen? Ich schreibe Liedtexte.“ Sie grinste und hielt sich an Alex Seite. Finley grinste. „Also haben wir einen großen Familienurlaub vor uns.“, scherzte Scott und klopfte Alex auf die Schulter. „So in etwa.“ Der Australier nickte und schickte ein Lächeln in die Runde. „Und jetzt – lasst mich schlafen. Ich habe seit fünf Tagen kaum ein Auge zu getan.“ Finley nickte und erhob sich, legte seinen Arm um Grace. Scott folgte den Zwei und auch Holly machte kurz Anstalten aufzustehen. „Bleib.“, forderte Alex leise und mit sanfter Stimme. Sie schmiegte sich wieder an ihn. „Gerne…“ Scott lächelte und schob sich nach draußen, schloss die Tür und ließ das Liebespaar alleine. Alex legte seine Arme um sie und küsste sanft ihre Wange. „Ich geh duschen… sicher riech ich wie ein Stinktier, nachdem ich fünf Tage durch den Dschungel geirrt bin.“,  feixte er leise. „Stimmt, aber das ist mir egal.“, verkündete Holly und streichelte zärtlich über seine Wange. Zärtlich küsste sie seine Lippen und schniefte einen Moment leise, bevor sie sich wieder an Alex kuschelte. Er seufzte. „Du hast mir gefehlt, Holly… sehr sogar.“, wisperte er ihr sanft zu. Sie nickte und kuschelte sich an seine Brust. Eine ganze Weile saßen sie einfach so da, hielten einander fest und lauschten den Atemzügen des jeweils anderen. Erst als Holly eingeschlafen war, schaffte es Alex sich zu lösen und unter die wohl verdiente Dusche zu steigen! Kapitel 49: XI. Episode: Never let me go (49) --------------------------------------------- Leider wollte das mit dem Urlaub nicht so ganz klappen. Zuerst musste Ryan nach einem langen Krankenhausaufenthalt in die Rehabilitationsklinik. Holly trat zwei Monate nach dem schrecklichen Vorfall zum ersten Mal wieder vor die Kameras, an ihrer Seite ihr Pressesprecher und ihr Bodyguard Christopher, der seit jenem, schicksalhaften Ableben von Brandon dessen Platz eingenommen hatte. Stolz schob Holly an dem verregneten Freitag Vormittag ihren kleinen Babybauch vor sich her. Umringt von Security und vor allem Chris  war sie der Mittelpunkt des Blitzlichtgewitters. Ein langer Tisch war auf der Bühne aufgebaut und davor lauterten die Paparazzi wie die Hyänen! Alex hatte sich dazu hinreißen lassen sie zu begleiten und wartete noch im abgesperrten VIP Bereich auf den Beginn der Pressekonferenz. Hollys Finger glitten immer wieder über ihren Babybauch und sie lauschte den lauten Geräuschen, die durch die geschlossene Tür drangen. Draußen wurde nur darauf gewartet und die Reporter vermuteten, dass sie lediglich ihre offensichtliche Schwangerschaft bestätigen wollte. Allerdings hatte Holly anderes im Sinn. Alex streichelte zärtlich über ihren Bauch und zog sie an sich heran. „Und du bist dir wirklich absolut sicher?“, wollte er leise von ihr wissen. „Absolut. Ich will meine Familie in Sicherheit wissen und nach allem was geschehen ist, ist das die einzige Option. Unser Sohn soll schließlich in eine sichere Welt geboren werden.“, lächelte sie und lehnte sich an Alex. Seit ein paar Tagen wussten sie bereits, dass ein kleiner Junge in ihrem Bauch von Tag zu Tag größer und kräftiger wurde. „Nicht, dass du es irgendwann bereust.“, seufzte der Australier. „Keine Sorge, das werde ich nicht und auch wenn, gibt es immer ein zurück.“ Es klopfte an ihre Tür. „Holly, wir wären dann soweit.“, lächelte eine Frau mit Kopfhörern und einem Sprechgerät. „Okay. Danke.“ Holly holte tief Luft. „Dann auf in den Kampf.“, zwinkerte sie Alex zu. „Du schaffst das schon.“, räusperte sich Chris, der die ganze Zeit mit im Raum gewesen war. Alex grinste schief. „Da geh ich fest davon aus, ansonsten mach ich dich dafür verantwortlich.“, rief er in die Richtung des stemmigen Bodyguards, der vor sich hin lachte. „Viel Glück…“, flüsterte er in die Richtung von Holly und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Die Schwangere zwinkerte ihm zu und verließ gemeinsam mit Chris den Raum. Alex blieb hinter der Bühne, lauschte dennoch der Szene, die sich abspielte.   Holly nahm zwischen ihrem Pressesprecher und ihrem neuen Manager Platz und ließ zuerst die übliche Prozedur des Blitzlichtgewitters über sich ergehen, bevor sich ihr Pressesprecher erhob. „Meine Damen und Herren, es freut mich sehr, dass Sie so zahlreich erschienen sind. Heute möchte Holly Shepard, besser bekannt als Mya für sich alleine sprechen. Ich bin sozusagen nur Deko.“, schmunzelte der kleine Mann mit der großen Brille. Somit setzte er sich wieder. Holly befeuchtete ihre Lippen und warf einen kurzen Blick zu Chris. Er zwinkerte ihr zu, hob die Hand und formte eine Faust, signalisierte ihr so, dass sie mutig sein musste und genau das wollte sie jetzt auch sein. Holly räusperte sich. Sie erhob sich und schritt mit ihrem Mikrofon um den Tisch herum. Sie wollte nicht so versteckt in die Kameras reden, sondern direkt. Wieder atmete sie tief durch und lächelte in die Menge, in die Flut der Paparazzi und entdeckte sogar das ein oder andere bekannte Gesicht, von Menschen, die sie schon oft verflucht hatte. „Aloha kakou, willkommen zu meiner Pressekonferenz. Ich werde im Anschluss keinerlei Fragen beantworten oder für Fotoshootings zur Verfügung stehen. Heute muss es reichen, dass Sie mir zuhören, denn ich habe eine Menge, die mir auf dem Herzen liegt und bevor es zu irgendwelchen weiteren Vermutungen kommt: Ja, ich bin schwanger und ja, ich lebe mit dem Schauspieler Alex O’Loughlin zusammen.“ – eine kurze Pause folgte, in der Holly ihre Lippen befeuchtete und ihr ihr Outfit etwas gerade rückte. Sie war ganz bewusst seher leger gekleidet. „Aber aus diesem Grund bin ich nicht hier.“, fügte sie noch hastig hinzu und strich sich durch ihre hellen Locken. Viele Reporter riefen auf gut Glück ihre Fragen. Holly wartete, bis wieder etwas Ruhe eingekehrt war. „Ich bin Holly. Holly Marie Shepard und ich werde bald 30 Jahre. Ich habe so unglaublich viel in meinem Leben erreicht. Ich bin reich und erfolgreich. Allerdings gibt es auch eine Kehrseite der Medaille. Mir ist viel passiert in den letzten Monaten. Das meiste davon konnten Sie dank zahlreicher Zeitungsartikel mitverfolgen. Angenfangen mit einer Liebesnacht am Strand, geendet mit dem Tod meines Bodyguards und dem Übergriff auf mich durch einen anderen Personenschützer, einem Stalker. Mein Lebensgefährte kam beinahe bei einem Absturz ums Leben, den blinder Hass verursachte und sein kleiner Bruder wurde bei einem Einbruch in unser Haus schwer verletzt. In den letzten Monaten wurde oft eine Grenze überschritten. Meine Privatleben wurde angegriffen und … mir wurde ein Stück weit mein eigenes Leben genommen. Ein Freund von mir hat mir vor ein paar Tagen etwas zum Lesen gegeben, das mich bisher sehr beschäftigte: George Bernard Shaw hat einmal geschrieben: 'Es gibt zwei Tragödien im Leben: Die eine ist, nicht zu bekommen was man sich von Herzen wünscht und die zweite ist, dass man es bekommt.' Wir Menschen reden immer davon, dass alles in Ordnung ist. Aber es ist nicht in Ordnung. Es gibt zu wenig Magie in der Welt und wir kommen alle immer wieder an diesem Punkt im Leben, da wird alles zu viel. Viel zu viel. Immer dann, wenn man zu müde ist, um noch weiter zu kämpfen… Ich habe viele Kämpfe hinter mir. So viele Jahre der Erfolglosigkeit, gefolgt von der Erfüllung meines Wunsches: Dem Erfolg. Ich habe bekommen was ich wollte, mir mein Leben so geformt, wie ich früher glaubte, dass es richtig ist. Ein paar Grammy Awards, goldene Schalplatten, ein Album nach dem anderen, mehr Ruhm, mehr Anerkennung und als das mich ein Schicksalsschlag nach dem anderen heimgesucht hat, habe ich mir begonnen etwas zu sagen: Tragödien passieren eben. Was soll man machen? Aufgeben? Aufhören? …“ Sie senkte einen Moment ihr Haupt, schob ihre Unterlippe nach vorne und holte sehr tief Luft. „Nein! Denn eines ist mir klar geworden: Wenn etwas passiert und es Menschen betrifft, die du liebst, dann bleibt dir nur eines übrig: Wie verrückt kämpfen, damit man spürt, dass man noch am Leben ist. Sie werden jetzt fragen, was mit dem Schmerz ist, den man fühlt? Das ist das Leben. Und die Verwirrung und die Angst? Die sind dafür da, damit wir nie vergessen, dass es da draußen für jeden von uns etwas Besseres gibt und es sich jeden Tag aufs Neue lohnt zu kämpfen.“ Sie nickte und sah mit erhobenem Haupt in die Menge. Kurz schwieg Holly, während sie in die Runde blickte. Mittlerweile hatte sich das Gemurmel zur Gänze eingestellt und jeder im Raum schaute zu ihr, beobachtete die junge Frau. Ihre warmen, braunen Augen wanderten über die Menge und sie holte einmal tief Luft. „Ich bin nicht Mya, die Musikerin. Ich bin Holly. Ein Mensch! Und ich bin es leid geworden, eine Maske für die Gesellschaft zu tragen und mich hinter dem Namen Mya zu verstecken. Als ich auf einer Feier hier auf O’ahu war, hat mein Leben damit begonnen sich zu verändern und ich nahm meine Maske das erste Mal in meinem Leben ab und zeigte mich so, wie ich wirklich bin.“ Holly schritt etwas über die Bühne und warf einen kurzen Blick in Richtung Backstage Bereich, der von den Reportern nicht einsehbar war. Alex lehnte dort, lässig, wie immer, an der Wand und beobachtete sie. Große, blaue Augen ruhten auf ihr und er sog ihr jedes einzelne Wort schier von den Lippen. Ihre Rede hatte sie bislang im Geheimen geübt. Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen und sie richtete ihren Blick wieder auf die Menge. „Während wir uns anstrengen, die Dinge zu erreichen die wir unbedingt haben wollen; Dinge, von denen wir glauben sie würden unser Leben verbessern - Geld, Popularität, Ruhm - vergessen wir, was uns wirklich wichtig ist, die einfachen Dinge des Lebens, wie Freundschaft, Familie, Liebe. Alles, was wir vermutlich schon längst hatten… alles, was ich mir nie zugestanden habe… Dinge, die ich im Laufe meiner Karriere verloren habe und ich bereue zutiefst, dass mir das passiert ist. Aber… zum Glück bekam ich eine neue Chance. Die Gelegenheit meine Augen zu öffnen und zu erkennen, dass etwas auf dieser Welt gibt, wofür es sich lohnt zu Leben. Liebe. Ich habe in dieser etwas eigenartigen Welt jemanden gefunden, mit dem ich die Liebe teile und mit dem ich mein Leben verbringen möchte.“, sagte sie und ein Lächeln bildete sich auf ihre Lippen, bevor sie wieder ernst wurde. „Sie werden sich jetzt sicher fragen, warum ich Ihnen das alles erzähle. Nun ja, ganz einfach, weil ich möchte, dass sie es verstehen. In den letzten Monaten ist viel Neid und Hass publik geworden. Manche Menschen gönnen mir die Liebe nicht und auch wenn ich immer für meine Fans da war, bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich sage, ‚Ich kann nicht mehr.‘ Ich war soweit mir das Leben zu nehmen, wäre beinahe von einem zwanghaften Fan vergewaltigt worden und das war nie etwas, das ich erreichen wollte. Ich wollte den Menschen Hoffnung und Freude schenken mit meiner Musik.“ Sie holte tief Luft. „Viele Fans haben nicht verdient, was ich heute tue, aber ich bin mir sicher, dass jene, die mich als Musikerin schätzten, menschlich verstehen werden, denn es ist nie zu spät, Dinge in Ordnung zu bringen. Ich danke euch für die Treue über Jahre hinweg, für die Liebe zu meiner Musik und ich wünsche einem jedem Menschen auf dieser Welt, auch dieses Glück zu finden, dass ich erhalten habe. Lange Rede, kurzer Sinn … Ich gebe hiermit die Beendigung meiner Karriere bekannt. A hui hou…“ Holly verneigte sich und just in diesem Moment brachen das Stimmgewirr und das Blitzlichtgewitter los. Die junge Frau sah noch einmal in die Mengen, strich sich über den Babybauch und kehrte den lauten Reportern den Rücken zu. Erhobenen Hauptes schritt sie auf den Ausgang zu, dicht gefolgt von Chris. Alex nahm sie in Empfang und schenkte ihr ein zärtliches Lächeln. „Nette Rede. Du kannst dir sicher sein, dass ich dich niemals wieder gehen lasse, jetzt wo ich dich habe…“, grinste Alex und legte seinen Arm um sie. „Ich weiß… ich habe endlich gefunden, wonach ich so lange gesucht habe und jetzt lass uns fahren. Ich will hier weg“ Alex nickte und führte seine Lebensgefährtin nach draußen … ihre letzte Pressekonferenz hatte sie erfolgreich überstanden!     Danach versuchten Holly und Alex das gemeinsame Leben zu sortieren und auf die Reihe zu bekommen. Ein Urlaub passte zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht. Nach Drehschluss der vierten Staffel von Hawaii Five-O zog Alex und Holly es für einige Wochen nach Australien. Sie lernte Saxon und Alex Familie kennen und genoss die Zeit, vor allem da sie Alex‘ Vergangenheit etwas näher kennen lernte. Vor allem mit Saxon verstand sich die Musikerin hervorragend. Zurück in Hawaii ging die Haussuche los und zu allem Überfluss brach sich Alex während den Dreharbeiten für die neue Staffel ein Bein! Wieder wurde der Urlaub in der Toskana nach hinten verschoben und Alex lebte gemeinsam mit seinem kleinen Bruder und Holly bei Grace. Den Beinbruch überwunden – und die anschließende Reha – auch, machte der kleine Junge, der unter Hollys Herz heranwuchs dem Plan einen Strich durch die Rechnung! Zu niedriger Blutdruck und Vitaminmangelerscheinungen sorgten dafür, dass Holly wieder ein paar Tage im Krankenhaus verbringen musste und die Ärztin die Empfehlung aussprach, vorerst nicht mehr zu fliegen. So musste der lang herbeigesehnte Toskana Urlaub auf nach die Schwangerschaft verschoben werden. Mittlerweile hielt der Winter in Hawaii Einzug, was nichts anderes bedeutete als nur noch 25 Grad und nicht mehr 35 als Höchsttemperatur. Während Finley sich voll und ganz in sein Studium stürzte – und mittlerweile fest bei Grace anstatt bei Alex lebte – hatten Alex und Holly endlich ihr Traumhaus gefunden! Und so ging der Einzug in das Traumhaus los…. Kapitel 50: XII. Episode: Home (50) ----------------------------------- Das Traumhaus von Alex und Holly lag etwas außerhalb von Honolulu und anders als zuvor gab es keinen Zugang zum Strand. Nach all den Geschehnissen der letzten Zeit hatte sich das Paar dazu entschlossen ein etwas versteckteres Haus zu wählen. Es lag nicht im Villenviertel von Honolulu, sondern am Ewa Beach. Ewa Beach ist eine kleine Stadt – mit etwa 15.000 Einwohnern -  deren Grenze fließend in Honolulu übergeht. Am gleichnamigen Strandabschnitt der Kleinstadt waren nur selten ein paar Touristen anzutreffen, weshalb Alex und Holly hier auch ungestört am öffentlichen, feinsandigen Strand liegen konnten. Die Nachbarn waren zumeist Einheimische Hawaiianer oder zugezogene Senioren, die ihren Lebensabend auf Hawaii genießen wollten und sich dementsprechend schnell an die berühmten Nachbarn gewöhnt hatten. Für das Pärchen der perfekte Wohnort. Kleine Supermärkte, hier und da ein schnuckliges Café und ein kleines Restaurant, für jeden kulinarischen Genuss! Dazu der herrliche Panoramablick auf den Diamond Hill und die beeindruckende Innenstadt, hatten Alex und Holly sofort begeistert. Vor allem aber war Ewa Beach besonders kinderfreundlich. Es gab einen Skatepark, tolle Kinderspielplätze, Tennis und Basketballplätze. Außerdem jeden Sonntag einen großen Bauernmarkt. Am Strand fand man viele exotische Muscheln und die Meeresschildkröten sind hier auch immer ein gern gesehener Gast. Schwimmen, Surfen, Schnorcheln und am Strand relaxen gehörte natürlich dazu, wobei hier wenigstens keine Fans ständig um Stars herumsprangen. Hier war die Welt eindeutig noch in Ordnung! Holly hatte sich sofort in den Charme der Kleinstadt verliebt und wie durch einen Zufall war das Paar über ein Haus gestolpert. Über das Haus. Das Traumhaus! Die Aprikosenfarbenen Außenmauern wurden teilweise von hohen Palmen und anderen Bäumen versteckt. Der weiße Weg, der zu dem Haus führte war gesäumt von bunten Pflanzen und dem tollen Vorgarten, in dem die Vorbesitzer zahlreiche Büsche angepflanzt hatten  und auch der ein oder andere Bananenbaum hatte neben dem Ananasbeet seinen Platz gefunden. Auch den Weg vor dem Haus säumten viele Büsche mit violetten Pflanzen und hohen Palmen. Die Fassade des schmucken Häuschens verriet nicht mal ansatzweise, wie es darin besser gesagt dahinter aussah, denn wenn man erst die Türschwelle überschritten hatte, betrat man das Paradies schlechthin! Zumindest war es so für Holly und Alex, als sie Arm in Arm von dem Makler in die Räume geführt wurden. Sofort machte sich ein ganz besonderes Gefühl in ihnen breit: Das Gefühl zu Hause zu sein! Das Haus war im kreolischen Stil gestaltet, dunkle Hausdächer mit spitzen Fenstern. Die Rahmen der Fenster waren in einem sehr dunklen Braun gehalten und doch wirkte das Häuschen eingeladen und absolut gemütlich.   Der Garten bestand aus einer gemütlichen Lounge, zumindest machten sich diese Gedanken sofort breit, als Holly das erste Mal die Terrasse betrat. Ein Pool im Naturstil mit einem kleinen Wasserfall und dazu einige Blumenbeete und Liegestühle direkt im Sonnenschein. Die Palmen spendeten genug Schatten und die hohen Büsche und Bäume versteckten den Gartenzaun. Somit fühlte sich Holly frei und nicht so eingesperrt wie sonst. Ein großer Garten mit frischgrüner Wiese weckte schon jetzt ein paar Träume. Eine Kinderschaukel hier, ein kleiner Sandkasten dort. Perfekt. Noch dazu eine kleine, versteckte Laube unter einem Dach, verhüllt mit ein paar Vorhängen. Das perfekte Liebesnest an der frischen Luft. Das Häuschen lag eingebettet  in einen tropischen Garten mit Teich und Kokosnusspalmen. In der Abgeschiedenheit von Ewa Beach wollten Holly und Alex gemeinsam alt werden und ihr Kind groß ziehen. So war der Plan, weshalb das Haus nur wenige Tage nach der Besichtigung Alex und Holly gehörte! Sie hatten gleich Nägel mit Köpfen gemacht und ihr Traumhaus gekauft!   Inzwischen waren sie mit dem Einzug beschäftigt. Besser gesagt, Alex war damit beschäftigt, denn Holly durfte keine schweren Kisten mehr schleppen und darauf achtete Alex selbstverständlich mit Argusaugen!  Anfang Dezember bedeutete gleichzeitig, dass der letzte Schwangerschaftsmonat erreicht war und so schob Holly eine stattliche Christbaumkugel vor sich her, während sie das Einzige tat, das Alex ihr gestattete: Sie schmückte den Weihnachtsbaum mit roten, goldenen und grünen Kugeln, während ihr Lebensgefährte und ein paar seiner Freunde die letzten Kisten und Möbelstücke aus dem Umzugswagen schleppten und in die letzten Zimmer verfrachteten. Holly befand sich wie so oft im Wohnzimmer. Das Schmuckstück war bereits fertig. Die hohe, dunkle Decke ergänzte sich hervorragend mit den gelben Wänden und den dunkelbraunen Holzbalken. Ein Blick aus dem dunklen Fensterrahmen und schon bot sich ihnen ein fantastischer Panoramaausblick direkt aufs Meer. Im Raum befand sich eine kleine Treppe aus drei Stufen, hinauf zum Fenster, vor dem der Weihnachtsbaum und eine weiße Couch einen Platz gefunden hatten. Unten stand ein ovales Sofa mit runden blau- weißen Kissen und einem dunkelbraunen Tisch. Alles in allem sehr stimmig, vor allem mit den Steinböden, auf dem einige weiche Teppiche lagen und hohe hellgelbe Lampen standen. In der Ecke hatte auch das Klavier seinen Platz gefunden und vor einem Fenster stand ein bequemer Korbstuhl. Die Wohnzimmertüren waren geöffnet und so flutete der angenehme Duft des Meeres herein und leise auch das Plätschern des kleinen Gartenwasserfalls. Holly sang ein Weihnachtslied, passend zu den Tönen, die aus dem Radio drangen, vor sich hin und befreite einen kleinen Goldengel aus der Verpackung. Lächelnd wanderte ihre Hand über ihren Bauch, in dem der kleine Junge sich ein kleines bisschen bewegte und mit seinen Füßchen immer wieder über ihren Bauch streichelte. Das tat er immer, wenn seine Mama sang, wachte immer dann auf, wenn er die sanfte Melodie wahrnahm. Scott trug eine Kiste an der großen Flügeltür zum Wohnzimmer vorbei und schenkte Holly ein kleines Lächeln. „Und? Schon einen Namen gefunden?“, rief er ihr zu. „Ja, aber Alex ist dagegen.“, schnitt sie eine kleine Grimasse. „Ja, weil DeMarcus absolut schwachsinnig klingt.“, meinte Alex, der sich nur bekleidet mit Jeans und Unterhemd ebenfalls an der Tür vorbei schob. „Das stimmt überhaupt nicht. Der Name hat wenigstens Klang!“, ertönte Hollys Stimme und eine weitere schimmernde Kugel fand einen Platz im üppigen Grün des Tannenbaumes. Scott lachte und lief mit der Kiste die Stufen nach oben, dicht gefolgt von Alex, der ihn in das Schlafzimmer dirigierte. Holly sang weiter vor sich hin. Kurz darauf kamen die Männer die Stufen wieder nach unten. „Es wäre einfacher, wenn er ein Mädchen werden würde. Der Name würde soooo perfekt passen…“, verkündete Holly, die sich inzwischen auf das Sofa sinken ließ. Alex verweilte im Türrahmen. „Süße, du kannst den Kleinen nicht Isobel taufen. Das verzeiht er dir so schnell nicht.“ Holly streckte ihm die Zunge raus. „Aber Izzy ist so ein süßer Name.“ „Es geht trotzdem nicht.“, lachte Alex auf. Ja ja. Typisch für Holly. „Mut zum Außergewöhnlichen?“, versuchte Holly Alex mit einem charmanten Lächeln von dem Namen zu überzeugen. „Nein!“, kam ein lautes Lachen über Alex Lippen und er folgte den Umzugshelfern wieder nach draußen. „Ach Menno.“ Holly strich sich über den Kugelbauch und ließ ihre Hände etwas ruhen, fühlte die kleinen Tritte ihres Babys und schloss verträumt die Augen, bevor sie die Männer ein wenig beim Arbeiten beobachtete. Vor allem Alex bot einen überaus attraktiven Anblick. Das weiße Unterhemd setzte seine Muskeln perfekt in Szene und so ließ es sich die junge Frau nicht nehmen den Männern in die oberen Gefilde des Hauses zu folgen, wo gerade Schränke aufgebaut wurden, während Finley das Kinderzimmer Himmelblau strich. Holly ließ sich in dem bequemen Schaukelsessel nieder und beobachtete Alex beim Aufbaue eines Schrankes, allerdings stutzte er nach ein paar Momenten und schielte über seine Schulter. „Du willst mir jetzt nicht ernsthaft beim Arbeiten zuschauen.“ Holly hielt einen Joghurt in ihren Fingern und steckte den Löffel mit einem schelmischen Grinsen in ihren Mund. „Und wenn ich dich doch beobachten will?“     „Das macht bestimmt keinen guten Eindruck auf unsere Freunde.“, meinte er nickend und mit hochgezogenen Augenbrauen. Holly grinste unschuldig. „Scott, stört es dich, wenn ich Alex beobachte?“, rief sie. „Solange du mir nicht auf den Hintern guckst, ist mir das vollkommen egal.“, antwortete der Blonde lachend. „Siehst du.“, grinste Holly zufrieden. „Wolltest du nicht unbedingt schon am 01. Dezember einen Weihnachtsbaum haben, damit du ihn schmücken kannst, während ich arbeite?“, fragte Alex mit einer nach oben gezogenen Augenbraue. „Aber ich bin doch schon fast fertig und dein Sohn und ich brauchen ein kleines bisschen Ruhe.“, verkündete Holly mit einem breiten Grinsen. „Damit du dir wieder gemeine Mädchennamen für meinen Kleinen ausdenken kannst?“, fragte Alex nach und schnappte sich den Akkuschrauber. Holly hob ihre Schultern. „Was hältst du von Brandon?“, kam mit einem Mal über ihre Lippen. Alex zögerte, dachte nach und nickte. „Brandon O’Loughlin… klingt doch gar nicht mal so schlecht und ist wenigstens kein Mädchenname.“ Er lächelte. Holly schob sich einen weiteren Löffel leckeren Lebkuchenjoghurt in den Mund. „Find ich auch und so vergesse ich wenigstens niemals einen Mann, der mir so oft das Leben gerettet hat.“ „Dann heißt euer zweiter Sohn Chris?“, schob sich ihr neuer Bodyguard an ihr vorbei. Er trug eine schwere Schachtel bei sich. Offensichtlich die ersten Teile zum Bett. Holly streckte ihm demonstrativ die Zunge entgegen und beobachtete wieder Alex, der mit der Bohrmaschine hantierte und dabei dementsprechend seine Muskeln anspannte. „Holly.“, weckte Scott sie aus ihrem verträumten Blick. Er hatte sich neben sie ans Fensterbrett gelehnt und betrachtete die junge Frau. „Hmm?“ „Du sabberst.“ “Mir egal.”, hob die Musikerin ihre Schultern. Alex lachte. „Neidisch, dass du von keiner hübschen Frau beobachtet wirst“, lachte Alex fröhlich  und legte zufrieden die Bohrmaschine beiseite. Er hatte ein Wandregal und einige Vorhänge erfolgreich befestigt und so langsam nahm das Schlafzimmer Gestalt an. Zum Glück, denn noch eine Nacht auf den unbequemen Luftmatratzen würde die Schwangere wohl nicht überstehen. „Ich muss nur am Set von Five-O arbeiten und ich werde von genug Frauen fotografiert und angestarrt.“, nickte Scott und ging Chris und Alex zur Hand, die sich an das Bett machten. „Männer.“, murmelte Holly und erhob sich mühsam. Ihre Hände in die Hüfte gestemmt verließ die Hochschwangere das Zimmer. Noch genau 33 Tage, dann hätte sie ihren kleinen Jungen endlich in den Armen. „Ich bestell was zum Essen.“, rief Holly und ernteten von den Männern ein fröhliches ‚Pizza‘. Während die Herren der Schöpfung im oberen Stockwerk werkelten kümmerte sich Holly munter vor sich hin trällernd um den Weihnachtsbaum.   Kapitel 51: XII. Episode: Home (51) ----------------------------------- „Und?“, fragte Alex, seine Arme um seine Lebensgefährtin gelegt. „… gefällt dir dein Schlafzimmer?“ Verzückt glitt Hollys Blick durch das wunderhübsche Schlafzimmer mit dem unglaublichen Panoramausblick. Alles roch zwar noch ein bisschen neu, sah aber einfach nur grandios aus. Die fleißigen Helfer hatten sich verabschiedet und so genoss Holly den Anblick des wunderbaren Sonnenuntergangs. „Ich liebe dieses Zimmer … ich liebe das ganze Haus. Es ist die perfekte Heimat für unsere Familie.“, murmelte sie zufrieden vor sich hin und schloss ihre Augen, lehnte ihr Gesicht an Alex Brust, der ein bisschen über ihren Bauch streichelte. „Unser Junge wird sich wohl fühlen. Hier haben wir endlich ein Fleckchen Erde ohne lauernde Paparazzi oder neugierige Fans gefunden und ich setze alles daran, dass es auch so bleibt.“ „Jetzt ist es eh ruhiger um uns geworden. Inzwischen hat die Fanwelt akzeptiert, dass es keine Mya mehr gibt.“, flüsterte sie und ließ ihre Finger zärtlich über Alex Brust gleiten. „Ist auch gut so, dass es nur noch Holly gibt. Die ist nämlich viel lebensfroher als Mya.“, hauchte er ihr einige Küsse auf den Haarschopf und führte seine zauberhafte Lebensgefährtin in das Schlafzimmer und ließ sich mit ihr auf das Bett sinken. Holly sah mit einem zufriedenen Seufzen nach draußen, betrachtete den glühenden Feuerball der im Meer versank. „Es ist so schön hier.“, seufzte sie auf. Alex lag neben ihr auf dem Bett, die flache Hand auf ihrem Bauch liegend um die Bewegungen seines Kleinen zu spüren. „Wunderschön und bald ist Weihnachten und danach heißen wir unseren Weihnachtswichtel in der Welt willkommen. Hoffentlich lässt er uns noch Silvester feiern. Nicht, dass wir an Silvester ins Krankenhaus müssen… da arbeitet doch sicher niemand.“ Alex wurde bei dem Gedanken schon ganz anders. Holly lachte. „Alex, ich glaube es gibt auch Ärzte, die an Silvester arbeiten müssen.“, kicherte sie vor sich hin. „Na ich weiß nicht.“, zog er seine Augenbrauen zusammen. Die Musikerin setzte sich auf und streichelte ihren Babybauch zärtlich. „Das wird schon werden und jetzt will ich unsere Badewanne einweihen! Die funktioniert doch jetzt endlich.“ „Oh ja, Madam, das Bad ist voll funktionsfähig.“, nickte er ihr zu und half ihr wieder beim Aufstehen. Das letzte Schwangerschaftsdrittel war eindeutig anstrengender als gedacht. „Morgen werden Esszimmer, Küche und Kinderzimmer fertig und dann darf Dusty auch endlich einziehen. Ich vermiss meinen Hund schon richtig.“ Holly nickte. „Ich auch. Wird Zeit das die kleine Diva endlich wieder zu uns darf. Ansonsten gewöhnt sie sich noch vollkommen an Finley und dann will sie bei Grace bleiben. Nicht auszudenken, wenn das passiert.“, lachte sie und ließ sich von Alex in das geräumige Badezimmer führen. Mit dem Natursteinboden und der in Naturstein eingelassenen Badewanne war es ein absolut atemberaubendes Badezimmer. Aber am Unglaublichsten war die geräumige Eckdusche mit unterschiedlichen Brauseköpfen und der Glasverkleidung. Schon jetzt freute sie sich darauf, Alex beim Duschen zu beobachten. Einige Grünpflanzen verzierten das Badezimmer zusätzlich. „Perfekt…“, schmunzelte Holly und schnupperte. Endlich war der Geruch des Silikons verschwunden, den die Monteure hinterlassen hatten. Jetzt konnte das Badezimmer in Gebrauch genommen werden! Das Wasser plätscherte sogleich in die Wanne und der Badezusatz verbreitete einen angenehmen Duft nach Lavendel und Jasmin. Mit einem müden Gähnen schälte sich Alex aus seinem Oberteil und schon bemerkte er wieder diesen stechenden Blick von Holly. „Ich sage es ja nur ungern, aber Scott hat wirklich Recht: Du sabberst.“ Abwehrend zeigte sie Alex ihre Zunge. „Ich kann nichts dafür, Mr. Ohhh“, seufzte sie auf – ein Laut, der Alex einen Schauer bescherte – „du siehst einfach so verdammt heiß aus.“ Alex trat an Holly heran, strich über ihren runden Bauch und zog sie an sich heran. „Danke, für das Kompliment, Sweetheart…“, raunte er ihr entgegen und vereinigte ihre Lippen mit den seinigen. Leise tropften noch ein paar Wasserperlen hinab in das Schaummeer, als es sich die Zwei in der Wanne gemütlich machten. Es bedarf keiner vielen Worte. Gemeinsam die Ruhe genießen reichte an diesem Abend auch schon. Nach einem kleinen Abendessen fand das Pärchen den Weg in das Bett – in ihr gemeinsames Bett, in ihrem Traumhaus, in dem sie die erste Nacht verbrachten…   Alex schlief bereits tief und fest, Holl wälzte sich noch ein bisschen unruhig von einer Seite auf die andere. Viel zu viele Gedanken hatten ihren Kopf erobert, außerdem war der Kleine so unruhig, dass sie nicht schlafen konnte. Sie rieb sich die Augen und sah nach draußen. Die dünnen, weißen Vorhänge waren zwar zugezogen und doch sah sie die Bewegungen des Meeres. Langsam stand Holly auf und watschelte förmlich in Richtung Fenster. Der Kleine lag ganz schön tief und gerade strampelte er auch unangenehm. „Hey, hey, immer mit der Ruhe da drin. Mami will schlafen.“, verkündete Holly und ließ ihre Hände über ihren kugelrunden Bauch gleiten. Langsam schob sie sich aus dem Schlafzimmer und wanderte die Stufen nach unten, durchquerte das Wohnzimmer und schlüpfte hinaus auf die Terrasse. Angenehm klar war die Luft in der Nacht. Nicht zu heiß, aber auch nicht zu kalt. Das automatische Gartenlicht erhellte die Terrasse. Mit einem zufriedenen Ausdruck auf den Zügen, ließ sie sich auf dem Liegestuhl nieder und sah gen Himmel. Rund und hell strahlte der Mond über ihrem Kopf. Als sich ihre Augen schlossen drifteten ihre Gedanken ein wenig ab…   Sechs Monate zuvor Holly erwachte durch das Geräusch der Dusche, der sich in den Regen mischte. Leise grollte der Donner über das Land und sofort griff ihre Hand auf die andere Bettseite. „Alex…?“, murmelte sie leise, blinzelte und setzte sich auf. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sich orientiert hatte Sie war im Krankenhaus. Alex war gefunden worden, aber wo war er? Ihr Blick wanderte durch das Einzelzimmer und über das kleine Bett, in dem sie gerade noch gekauert hatte, blieb aber an dem hellen Spalt der Tür hängen. Das Prasseln der Dusche drang durch den schmalen Schlitz. „Alex?“, fragte Holly nochmal und hob ihre Beine aus dem Bett. Barfuß und ein bisschen benommen tappte sie hinüber zur Tür. „Alex?“ Sie schob die Tür auf und entdeckte ihren Liebsten unter der Dusche. Er stand mit dem Rücken zur Tür, die Arme gegen die weißen Fließen gestemmt und den Kopf gesenkt. Viele Wasserperlen suchten sich einen Weg zwischen seinen Haaren hindurch und tropfte von Kinn und Nase, vermengte sich mit dem Dreck der letzten Tage und spülte ihn von seinem Körper hinab. Blut, Staub und Schlamm hatte sich bereits am Boden der weißen Dusche gesammelt. Ein tiefes Seufzen verließ seine Lippen. Holly betrachtete ihn ein paar Momente, seinen starken Rücken, mit den ausgeprägten Muskeln, das bunte Tattoo, dass sein Steißbein zierte und an den Oberschenkeln nach unten führte, dazu den knackigen Po, in den Holly immer so gerne hinein kniff. Alex ließ seine Schulterpartie etwas knacken und abermals gab er ein kleines, fast schon gequältes Seufzen von sich. „Brauchst du jemand, der dir die schwer erreichbaren Stellen schrubbt?“, fragte sie leise. Alex horchte erschrocken auf und sah über seine Schulter zu ihr. Große, blaue Augen begegneten denen von Holly. Er brauchte nicht zu antworten. Sein erschöpfter Blick sagte alles. Sie hinterließ eine kleine Wäschespur, bevor sie zu Alex unter die Dusche schlüpfte und ihre Arme um seine Hüfte schlang. Sofort verteilte sie ein paar kleine Küsse auf seiner Wirbelsäule und ließ ihre Hände auf seinem Bauch ruhen. „Was ist los, Alex?“, fragte Holly leise. Ihre Fingerspitzen glitten zwischen seinen Bauchmuskeln hindurch und wieder legten sich ihre Lippen auf seine Wirbelsäule, zogen eine kleine Spur über seinen Rücken. „Ach … ich weiß nicht. Ich kann das alles noch gar nicht richtig begreifen.“, murmelte er und drehte sich zu ihr um. Seine nassen Arme schlossen sich um ihren schmalen Körper und ihre Finger vergruben sich in seinen Haaren und sie verlor sich ein paar Sekunden in dem Kuss. Durch die heiße Dusche stieg etwas Dampf auf und die Scheiben der Kabine beschlugen. „War hier nicht die Rede von irgendwelchen schwererreichbaren Stellen?“, raunte Alex ihr zu. „Wenn es das ist, was dir gut tut…“, flüsterte Holly und ergriff die Flasche mit dem Duschgel und einen Waschlappen. „Oh, ich glaube ich kann mich nicht beschweren.“, gab er mit einem leisen, verruchten Ton zurück. „Also? Was kannst du nicht begreifen?“, wollte Holly wissen und verteilte den weißen Schaum auf Alex Oberkörper, behutsam wanderten nur ihre Fingerspitzen über sein Gesicht und nahmen hier und da noch ein paar Dreckstücke aus seinen Haaren. Vorsichtig tupfte sie um seine Wunden, berührte seine Lippen und seine Augenlider, die sich schlossen. Alex seufzte auf und ließ die angespannten Schultern sinken. Er war zu schwach zu reden, genoss einfach nur die sanften Berührungen von Holly. Zärtlich verrieb sie das Duschgel auf seinen Oberarmen, an seinen Seiten und auf dem Bauch. Vertieft in ihre Aufgabe spielte sie etwas mit den kleinen, abstehenden Härchen auf seiner Brust, tippte gegen die kleine Eidechse und holte sich noch etwas mehr von dem duftenden Schaum. Alex stand einfach nur da, mit geschlossenen Augen, halb offenem Mund und ließ sich etwas verwöhnen. „Ich dachte wirklich, ich komm aus diesem Regenwald nie wieder raus.“, murmelte er  und hob zeitgleich seine Hände, die er auf ihrer weichen Hüfte ablegte und etwas mit dem Daumen über die Zarte Haut streichelte. „Glaub mir, ich hätte jeden Millimeter des Regenwalds nach dir abgesucht. Immerhin kannst du mich und unser Baby nicht alleine lassen.“, antwortete Holly und ließ ihre Hände etwas tiefer gleiten. Alex befeuchtete augenblicklich seine Lippen und zog sie etwas dichter an sich heran. Das Wasser prasselte auf ihre Köpfe hinab und suchte sich einen Weg über die Körper hinab. Alex Hände wanderten an ihren Seiten nach oben und schließlich schlang er seine Arme um ihre Schultern, zog Holly an sich. „Ich habe ein wenig Angst.“, gestand er ihr leise und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. „Vor was?“ Sie sah ihn etwas verständnislos an. „Mir wurde Schmerzmittel verabreicht.“, gab er immer noch leise zurück. Hollys Gesichtsausdruck wurde milde. „Alex, das bedeutet nicht, dass du wieder süchtig wirst.“, versuchte sie ihm seine Sorge zu nehmen. Alex holte tief Luft. „Ich hoffe es… nochmal überstehe ich keinen Entzug.“ „Dann lass es gar nicht erst so weit kommen. Ich und unser Krümelchen brauchen dich.“ , sprach sie und kreuzte ihre Arme in seinem Nacken, hielt sich an Alex nassen Körper gedrückt fest. „Du hast mir ja so gefehlt…“, stieß er aus und küsste wieder ihre vollen Lippen. Holly zog ihn mit sich, stieß gegen die Duschkabine und küsste ihn inniger und verwickelte Alex in einen kleinen Zungenkampf. „… du mir auch.“, brachte sie während dem Luftholen hervor. Die Sehnsucht nach Alex war größer als je zuvor. Seine Hände wanderten nach unten und berührten ihre wohlgeformten Pobacken, bevor er sie mit einem kleinen Griff nach oben hob. Holly biss ihm leicht in die Unterlippe und schlang ihre Beine um seine Hüften, als ihre Lippen wieder miteinander verschmolzen und sie sich der Liebe hingaben, während das Wasser der Dusche langsam etwas kühler wurde, dennoch blieb es heiß für die Liebenden…   „Holly.“ Sie gab ein kleines Brummen von sich. „Ich träum so schön, lass mich in Ruhe.“ „Du solltest lieber ins Bett gehen zum Träumen…“ Sie blinzelte und sah zu Alex, der neben dem Liegestuhl stand. In seiner Hand ruhte ein Glas Milch. So betrachtete er Holly. „Aber hier ist es so schön.“ „Und viel zu frisch. Komm schon, du erkältest dich sonst noch.“, streckte er ihr seine Hand entgegen. „Wovon hast du denn eigentlich geträumt?“ „ Verrat ich dir nicht. Das war mein Traum.“, grinste Holly süffisant und ließ sich von Alex auf die Füße ziehen. „Also wieder irgendein Sextraum.“ Holly errötete. „Woher weißt du das?“, nuschelte sie verlegen. „Ganz einfach: Du redest manchmal im Schlaf!“, lachte Alex und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Sanft legte er einen Arm um ihre Schulter und zog sie mit sich nach drinnen. Die junge Frau schmiegte sich an Alex und wirkte ein kleines bisschen Schlaftrunken. „Nimmst du noch Vicodin?“, fragte sie mit einem Mal nach. Alex stellte das Glas beiseite und schüttelte seinen Kopf. „Nein. Natürlich nicht. Mach dir keine Sorgen und jetzt ab ins Bett, du musst doch morgen genug Kraft haben um deinem Handwerker wieder beim Arbeiten zuzusehen.“, lächelte er liebevoll und führte Holly die Stufen nach oben. Der Kleine war endlich eingeschlafen und so fand auch sie ein paar verdiente Stunden Schlaf in dieser Nacht. Kapitel 52: XII. Episode: Home (52) ----------------------------------- Der nächste Morgen kam leider viel zu schnell, aber anders als Alex durfte seine Angebetete noch etwas liegen bleiben. Immerhin war sie im Mutterschutz. Alex hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Schläfe und ließ seine Finger etwas durch ihre Haare gleiten, während er den schlafenden Engel beobachtete. „Hmm, schon aufstehen?“, brummte Holly mit geschlossenen Augen und drehte ihren Kopf etwas zur Seite. „Nein, noch nicht. Du hast alle Zeit der Welt. Ruh dich schön aus und wenn du irgendwann wach werden solltest, wartet ein Frühstück auf dich.“, versprach er ihr leise und gab ihr einen letzten kleinen Kuss, bevor er sich zu ihrem Bauch beugte. „Lass Mami ja noch etwas schlafen, kleiner Mann.“, flüsterte er diesem zu und drückte auch auf ihren Bauch einen liebevollen Kuss. Holly streichelte ihrem Lebensgefährten durch die Haare. Alex kuschelte sich ein paar Momente ins Bett. Allerdings verbot sein penetrant piependes Handy ihm die Ruhe. In einer Stunde standen schließlich schon die Küchenbauer vor der Haustür. So stand er schweren Herzens auf und ließ Holly im Reich der Träume zurück. „Ich geh eine Runde joggen, falls irgendwas ist, habe ich mein Handy dabei.“, rief er ihr zu, ehe er aus dem Zimmer verschwand. Holly nickte müde und schmiegte ihre Nase in das nach Alex duftende Kissen.   Der Australier schlüpfte aus seiner Schlafanzughose und kurz blieb sein Blick an seinem Bein hängen. Noch immer sah man die Abdrücke der Schrauben und wieder jagte ihm ein Schauer über den Rücken, wenn er an den unangenehmen Beinbruch dachte… Vor vier Monaten Es war ein Tag wie jeder andere. Zumindest waren die Tage in den letzten drei Wochen genauso. Nachdem er und Holly die letzten Habseligkeiten aus ihrem Haus geholt hatten um bei Grace zu wohnen – nach dem Einbruch konnte und wollte keiner mehr in Alex Strandvilla leben – war endlich so was wie Normalität eingekehrt! Holly hatte ihren Job nieder gelegt, Alex arbeitet wieder hart und lange an seinem derzeitigen Projekt: Hawaii Five-O. Jeder Drehtag tat aufs Neue gut. Endlich hatte er wieder das Gefühl das alles gut war und am Leben zu sein. Nach all den Dramen in den letzten paar Monaten brauchte er das. So erkundete Holly die Insel, während er dem Drehplan entsprechend arbeitete und überaus viel und fleißig auswendig lernte. Der heutige Drehtag führte Cast und Crew von Hawaii Five-O auf den Mount Ka’ala und schon als Alex in dem Jeep saß wurde ihm ein wenig flau im Magen. Scott schielte zu ihm hinüber, während sich der Fahrer auf die Straße konzentrierte. „Hey … alles klar?“ „Ja…“, murmelte Alex geistesabwesend und spielte mit der Waffe in seinen Händen. Natürlich eine Attrappe, die er als Steve McGarrett stets am Gürtel trug. Er befeuchtete seine Lippen und wischte die verschwitzten Hände an seiner dunklen Cargohose ab. „Das kannst du jemand anderem erzählen, O’Loughlin.“, riss Scott ihn etwas lauter aus den Tagträumen von Alex. Der Dunkelhaarige blinzelte und sah zu seinem Freund hinüber. „Was ist los?“ Scott zog seine Augenbrauen zusammen und neigte seinen Kopf auf die Seite, hob drohend einen Finger. „Zwing mich nicht Holly anzurufen, um aus dir rauszukitzeln, was los ist.“ Alex verdrehte seine Augen! „Wage es ja nicht. Ich bin froh, wenn sie sich endlich mal ein bisschen entspannt…“ „Und du? Was machst du? Du wirkst unglaublich verkrampft, wenn du mich fragst.“ „Ist schwer zu erklären… weißt du, fünf Tage bin ich durch den Dschungel gestampft und eines habe ich immer gesehen … den Berg… und wo fahren wir heute hin? Richtig! In den Regenwald! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie wenig Lust ich darauf habe. Immer noch fühle ich mich verfolgt von den nächtlichen Tiergeräuschen, der Einsamkeit und dieser nagenden Sorge, das Labyrinth des Waldes nie wieder wohlbehalten zu verlassen.“, sprudelte es aus Alex hervor, ohne das er sich noch dagegen wehren konnte. Immer wieder schreckte er nachts hoch, geweckt von Albträumen, die ihm immer wieder in den Regenwald zurückführten. „Nur ist heute kein Flugzeug abgestürzt und du bist nicht nur mit Ryan unterwegs, geschweige denn mitten im Wald, sondern eher am Rand. Dort wo viele Wege zurück in die Stadt führen. Ich sage es nur ungerne, Alex, aber du solltest die Vergangenheit langsam los lassen und vielleicht einen Psychologen aufsuchen, um die Geschehnisse zu verarbeiten.“, meinte Scott besorgt. „Bist du verrückt? Ich geh zu keinem Kerl, der mir in der Psyche herumrührt! Ich schaff das alleine und außerdem wolltest du wissen, was mir durch den Kopf geht, also beschwer dich nicht, wenn ich dir genau das offenbare.“, nickte Alex und sah wieder aus dem Fenster. Zum Glück hatten sie den vorbereiteten Drehort erreicht, denn so musste er Scott keine weiteren Fragen beantworten. Vorerst bot die Arbeit genug Ablenkung von seinen quälenden Sorgen.   Alex seufzte auf, zog sich Boxershorts und eine Trainingshose über. Aus seiner Reisetasche – Schrank und Kommode mussten erst noch eingeräumt werden – zog er ein Paar Socken und … hielt mit einem mal die kleine orangene Dose Vicodin in seinen Fingern. Er schluckte, fühlte, wie sich sein Herz zusammenzog und ihm gleichzeitig die Luft zum Atmen genommen wurde! „Mach keinen Blödsinn, Alex. Du bist bald für ein Baby verantwortlich.“, mahnte er sich selbst und vergrub die Dose in den Tiefen seiner Reisetasche, zog sich Schuhe über und verschwand aus dem Haus. Heute war er das erste Mal in den Straßen von Ewa Beach unterwegs und er war ein bisschen orientierungslos. Ohne Dusty an seiner Seite war es eigenartig zu Laufen, noch dazu weil ihm so viele fremde Gesichter begegneten. Anders als sonst drehte sich keiner nach ihm um. Es ertönte kein Klicken einer Kamera und keine hysterischen Fans begannen zu kreischen. „Eigenartig.“, murmelte er zu sich selbst. Die Bauchmuskeln gut angespannt glitzerten die ersten Schweißperlen im aufgehenden Licht der Morgensonne, als er den Weg zum Strand einschlug und dort einfach nur rannte, ohne über Zeit nachzudenken. Immer wieder zwickte sein Fuß ein kleines bisschen, weshalb er wieder etwas langsamer ging. Alex blieb stehen und sah nachdenklich auf seinen Arm. Die Uhr fehlte. Seine Hand tastete über seine Hose und er fand schnell sein Handy. Es war neun Uhr morgens. „Verdammt!“, fluchte er laut auf. Womöglich weil gerade die Handwerker vor seiner Tür standen und Holly noch im Reich der Träume unterwegs waren. Alex drehte um und lief los, ignorierte den leicht pochenden Schmerz in seinem Unterschenkel.   Eine Verfolgungsjagd am Rande des Ka’ala sollte ihm zum Verhängnis werden. Bereits außer Atem verfolgte er den vermeidlichen Täter, etwas weiter hinter ihm rannte Scott, der in der Rolle von Danny Williams dementsprechend vor sich hin schimpfte. Alex – alias Steve – erreichte den Täter – gespielt von einem unbekannten Schauspieler – wollte nach seiner Schulter greifen und … trat ins Leere! Der Morast, aufgewühlt durch den Regen der vergangenen Nacht war so bröcklig geworden, dass der Hang ins Rutschen geriet, Scott geriet ins Straucheln und konnte noch gerade rechtzeitig abbremsen! Alex und sein Kollege – Eddy – hatten nicht so viel Glück. Mit viel Dreck rutschten sie den Hang nach unten und landeten überaus unsanft auf dem Waldboden. Bäuchlings schluckte Alex eine Menge Staub. Hustend stemmte er sich in die Höhe, hörte aus der Ferne die Rufe der Crew, die natürlich damit beschäftigt war auf die Verletzten zuzulaufen. Alex biss die Zähne aufeinander und versuchte sogleich aufzustehen, während Eddy laute Schmerzensschreie von sich gab. Er war auf dem Rücken gelandet. „Hey, Eddy… alles… klar?“, stieß Alex aus und robbte zu seinem Kollegen, wurde auf erschreckende Weise an Ryan erinnert, der noch vor wenigen Wochen so vor ihm gelegen hatte. „Wir brauchen sofort einen Notarzt und einen Krankenwagen.“, bellte der Regisseur und zog Alex zurück. „Was machst du da, Eddy ist verletzt?“, blinzelte ihm der Schauspieler irritiert entgegen. „DU AUCH!“ Alex starrte ihn an und folgte seinem Blick. „Au …“, murmelte Alex als er seinen vollkommen verdrehten Fuß bemerkte, doch durch sein Körper rauschte das Adrenalin. Er spürte gar nichts… „Scheiße Alex! Dich kann man auch nie alleine lassen!“, schimpfte Scott und stieg über ein paar der Felsbrocken hinweg. Glücklicherweise waren sie nicht allzu hoch gewesen. Nicht auszudenken, wie dann die Verletzungen aussahen. Allerdings reichte es Alex auch. Ziemlich blass um die Nase sah er zu Scott und blinzelte. Und da war er. Der pochende, lähmende Schmerz, der sich schnell ausbreitete! Alex biss mühsam seine Zähne aufeinander, doch zu spät. Die Welt verschwamm vor seinen Augen und er wurde bewusstlos…     Holly wurde vom unangenehmen Klingeln der Eingangstür geweckt. Die junge Frau verzog ihr Gesicht, als es erneut läutete. „Alex, da ist jemand an der Tür…“, brummte sie und erst nach einem weiteren schellenden Geräusch, setzte sie sich auf. „Wo steckt der Kerl schon wieder?“ Er hatte was vom Laufen gesagt. Leise fluchend kämpfte sich die Hochschwangere aus dem Bett, schnappte sich einen Morgenmantel und lief die Stufen nach unten. Holly schnürte ihren blauen Morgenmantel vor ihrem Babybauch zu und tapste die letzten paar Treppen nach unten, um die Tür aufzureißen. Die Haare ziemlich verwuschelt und mit einem nicht wachen Gesichtsausdruck sah sie in die Augen von Scott, der ihr breit entgegen grinste. „Ich habe die Handwerker mitgebracht.“, verkündete er und deutete nach hinten. Ein paar Männer grinsten ebenso breit wie Scott, als sie die junge Hausherrin erblickten. Holly sah zu Scott. „Alex ist joggen und ich bringe ihn um, wenn er wieder hier ist, versucht euch also leise zu benehmen.“, gab der kleine Morgenmuffel zurück und ließ die Leute ins Haus. „Bist du sicher, dass wir hier bleiben sollen? Für einen Mord ist es nie ratsam Zeugen im Haus zu haben.“, witzelte Scott, verstummte aber schnell bei Hollys wütendem Gesichtsausdruck! Er kratzte sich am Kinn und nuschelte ein ‚Sorry‘. „Braucht ihr mich in der Küche?“, war das Einzige, das sie wissen wollte. „Nein, geh ruhig wieder schlafen…“ „Ich habe eher an eine Dusche gedacht. Du hast mit deinem Klingeln den Kleinen geweckt.“ Ungläubig sah Scott auf Hollys Bauch. „‘Tschuldigung.“, brummte der Blonde und winkte die Handwerker mit sich. Holly schnaubte und stieg die Stufen wieder empor. Die Schultern hängend entwich ihr ein kleines Gähnen, bevor sie das Badezimmer und Alex im Lauftempo das Haus erreichte. Kapitel 53: XII. Episode: Home (53) ----------------------------------- „Ich habe mich verlaufen.“, erklärte Alex und öffnete die Tür zum Badezimmer. Schweißnass und absolut außer Atem sah er in Hollys verschlafene Augen. „Verlaufen?“ „Ja … ich habe während dem Laufen nachgedacht und auf einmal war ich zu weit weg und … es tut mir Leid.“, versuchte er sich mit einem kleinen Lächeln und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Schon gut… hast du nicht vorher irgendwas von einem Frühstück gesagt?“, fragte sie gähnend nach und rümpfte ihre Nase. „Honeyyy, du stinkst.“ Alex lachte auf. „Entschuldige, ich spring schon unter die Dusche und Frühstück bring ich dir. Werde erst mal richtig wach.“ Er tippte ihr gegen das niedliche Stupsnäschen und öffnete seine Hose. Trotz Müdigkeit hatte Holly gar nichts dagegen, ihn beim Duschen zu beobachten. Sie gähnte und lauschte dem Plätschern der Dusche, schielte immer wieder zu Alex und putzte sich die Zähne. In der Küche werkelten bereits Scott und die Küchenbauer. „Glaubst du die Küche wird heute fertig?“ „Wir werden es zumindest versuchen. Warum? Willst du kochen?“ „Ich und kochen. Ha!“, lachte Holly auf. „Du bist doch derjenige, der gar nicht so untalentiert mit dem Kochlöffel ist…“ „Das bedeutet nicht, dass ich gerne koche…“ „Na meinst du ich…?“, murmelte Holly und kämmte sich ihre blonden Haare, bevor sie sich diese zurücksteckte. „Wir können uns ja gemeinsam etwas zaubern.“ „Hmm, das diskutieren wir irgendwann noch aus.“, lachte Holly und verließ das Badezimmer um sich aus den ganzen Reisetaschen etwas zum Anziehen zu suchen. Schnell fand sie Unterwäsche und eine Schwangerschaftsjeans, als sie auf etwas Hartes in der Tasche stieß. Ihre Augenbraue schnellte in die Höhe und sie kramte etwas weiter, hielt auf einmal eine Zylinderförmige Dose in Händen. Vicodin. Ihre Augen schlossen sich. Alex schwang sich aus der Dusche und wickelte sich ein Handtuch um die Hüfte. Barfuß tappte er in das Schlafzimmer und fand Holly vor den Taschen sitzend vor. „Was Hübsches gefunden?“, grinste er. Sie drehte sich um und hob mit vorwurfsvollem Blick die Dose in die Höhe. Alex verzog sein Gesicht und biss sich auf die Unterlippe. „Ich habe nichts davon genommen. Der Arzt hat mir die Schmerzmittel lediglich verschrieben.“, erklärte er Holly leise „Und das soll ich dir glauben? Man, Alex, wir bekommen ein Baby und du hast verschreibungspflichte Schmerzmittel herumliegen. Was ist, wenn der Kleine so eine Dose in die Finger bekommt und sie mit einer Rassel verwechselt und die kleinen Kügelchen für Gummibärchen hält?“ Er hob seufzend seine Schulter. „Ich brauche keine Schmerzmittel.“ „Warum sind sie dann hier?“, wollte Holly wissen und erhob sich langsam. Alex suchte nach den richtigen Worten und befeuchtete seine Lippen. „Sicherheit…?“ Die Augenbrauen von Holly zogen sich merklich zusammen. „Weswegen brauchst du Sicherheit?“, wollte sie wissen und stemmte eine Hand in die Seite. „Falls die Schmerzen zurückkommen … ich weiß doch auch nicht. Ich habe keine Schmerztabletten genommen. Ich bin kein so unverantwortlicher Kerl, der sich mit irgendwelchen Schmerzmitteln volldröhnt und dabei sein Baby auf dem Arm hält. Bitte glaub mir das… ich war sicherlich an dem Punkt, an dem ich am liebsten welche genommen hätte, aber der Gedanke an dich und unser gemeinsames Kind hat mich jedes Mal davor zurückschrecken lassen.“, sprach er energisch und trat auf Holly zu. Prüfend musterte sie ihn. „Ich schwöre dir Alex, wenn du es wagen solltest diese Dinger zu konsumieren, dass ich dir so gewaltig in den Hintern treten werde und ich schrecke nicht davor zurück High Heels zu tragen.“, raunte sie ihm drohend und mit erhobenem Zeigefinger zu. „Keine Sorge, ich brauch das nicht mehr!“, bestätigte er und platzierte seine Hände auf ihren Wangen. „Wirklich.“ Sanft zog er sie an sich und hauchte ihr einen liebevollen Kuss auf die Lippen. Noch immer ruhte Hollys durchdringender Blick auf Alex, allerdings gab sie sich mit einem kleinen Seufzen geschlagen. Sie drückte ihm die Tablettendose an die Brust. „Entsorg sie!“, forderte sie ihn auf. Alex nickte gehorsam und machte kehrt. Unter den wachsamen Augen von Holly landete der komplette Doseninhalt im Strudel der Toilette, der sie mit hinab in die Tiefe nahm. „Darf ich mir jetzt bitte was anziehen? Oder soll ich so beim Küchenaufbau helfen?“, fragte er und warf das leere Döschen in den Abfall. Grinste in die Richtung von Holly, über deren Züge ebenfalls ein kleines Lächeln huschte. „Dann hab ich aber nicht halb so viel zu gucken…“ „Du kannst mich ja heute Abend wieder in aller Ruhe anschauen.“, zwinkerte er ihr zu und verschwand in Richtung Schlafzimmer. Holly seufzte und ließ sich auf dem Badewannenrand nieder. „Enttäusch mich nicht, Alex… ich vertraue dir, wie keinem Anderem.“, murmelte sie leise zu sich selbst und rieb sich ihre Nasenwurzel, bevor sie sich daran machte in ihre Kleidung zu schlüpfen. Dabei hing Holly noch ein wenig ihren Gedanken nach.   Vor zwei Monaten „Ist dir schon mal aufgefallen, dass du viel Schlimmer aussiehst, als ich?“, stellte Holly nüchtern fest und zupfte an ihrem dünnen Krankenhaushemdchen mit dem überaus unvorteilhaften Schlitz am Rücken. Ihre violette Unterhose guckte ab und an hervor, denn ihr Babybauch füllte das Krankenhaushemdchen perfekt aus! Ja, sie saßen mal wieder im Krankenhaus. Diesmal nicht wegen Alex‘ Beinbruch, sondern weil ihr Kreislauf beschlossen hatte, mal eben den Geist aufzugeben!! Holly hatte davon gar nichts mitbekommen. Erst als der Notarzt vor Ort war, waren ihre Augen wieder aufgegangen und jetzt saßen sie hier. Im Krankenhaus und warteten auf die Testergebnisse des Arztes. Alex stand die Sorge schier ins Gesicht geschrieben! Er rutschte unruhig auf dem Stuhl neben ihrem Bett hin und her. Holly wackelte etwas mit ihren Füßen und kaute auf ihrer Unterlippe herum. „Ich habe ja auch einen halben Herzinfarkt bekommen.“, murmelte er mit einem Mal und holte schwer Luft. Nur um Haaresbreite hatte er sie aufgefangen, als sie wie ein nasser Sack einfach umgekippt war. Regungslos lag sie mehrere Minuten in seinen Armen und war vollkommen orientierungslos erwacht. „Es ist doch alles gut. Ich weiß sowieso nicht, warum wir hier sitzen. Ist eigentlich doch sinnlos, mir geht es gut.“, verkündete die Schwangere und rieb sich über ihr Bäuchlein, als es an der Tür klopfte. Dr. Fernandez steckte ihren Kopf herein. Die langen, dunklen Haare zu einem Zopf gebunden, ergänzten sich diese hervorragend mit ihrem dunklen Teint. „Na, Miss Shepard. Wie fühlen wir uns heute?“ „Wie Sie sich fühlen kann ich nicht sagen, aber mir geht’s gut.“, gab Holly bissig zurück und bemerkte im selben Atemzug den mahnenden Blick ihres Lebensgefährten. Die Spanierin lächelte und zog sich ein Paar Handschuhe über. „Wir schauen uns jetzt den Fötus an und bis dahin dürften die Testergebnisse ihrer Blutuntersuchung auch schon vorliegen.“ „Kann ich das nicht bei meinem Hausarzt machen?“, fragte Holly sogleich. „Dr. Cunningham ist derzeit im Urlaub und ich möchte auf Nummer sicher gehen, dass es Ihrem Baby gut geht.“, verkündete die Ärztin und zog das Ultraschallgerät heran. Mit einem schweren Seufzen zog Holly das Krankenhaushemdchen etwas nach oben und warf Alex einen strafenden Blick zu, dass sie solche Kleidung tragen musste! Der Schauspieler ergriff mit einem kleinen Lächeln ihre Hand. Das kühle Gel ließ Holly kurz zurück zucken. Ihr runder Babybauch ragte in die Höhe und wurde schon mit dem Ultraschallgerät berührt. „Wiesen Sie schon was es wird?“, fragte Dr. Fernandez im Plauderton. „Bisher hat es immer seinen Po hergezeigt, aber ich glaube, dass es ein Mädchen wird.“, sprach Holly, als das wohlvertraute Geräusch den Raum erfüllte. Alex lächelte beruhigt und drückte Holly einen Kuss in den Handteller. „Ist alles okay bei unserem Baby?“, fragte er nach und betrachtete den schwarz-weißen Bildschirm, auf dem sich deutlich die Konturen eines Säuglings abzeichneten. Wie immer war er absolut hin und weg. Es war ein Wunder. Ein absolutes Wunder und er war schon jetzt vernarrt in dieses kleine Wesen. Das laute Pochen in den Ohren gab die Ärztin ein paar Dinge in das Gerät ein. Vermessung. „Es wächst und gedeiht prächtig… wollen Sie das Geschlecht wissen?“ „Man sieht es?“, fragte Holly aufgeregt. „Ja.“ Kurz tauschte das Paar einen Blick miteinander. „Ich wüsste es schon gerne…“ „Ich dachte du bist dir sicher, dass es ein Mädchen wird.“, grinste Alex. „Dann beschwer dich hinterher aber nicht, wenn dein Sohn in rosa Kleidung herumlaufen muss.“, verdeutlichte Holly ihren Standpunkt mit einem Nicken. Alex verzog sein Gesicht. „Wir wüssten es gerne.“, sprach er zu der breit grinsenden Ärztin. „Rosa Kleidung wäre unpassend.“, sprach Dr. Fernandez. Holly atmete tief durch. „Also doch ein Junge?“ „Ja.“ „Aber er ist gesund?“, warf Alex mit ein. „Absolut. Ich druck Ihnen ein Foto aus.“ Gesagt. Getan. So hielt Holly wenige Momente später ein neues Foto ihres Babys in Händen und der Ärztin wurden die Testergebnisse ausgehändigt. Sie zog ihre Augenbrauen etwas zusammen und nahm neben Alex Platz. „Miss Shepard, ihre Vitaminwerte gefallen mir leider gar nicht.“ „Okay.“ Holly nickte langsam. „Sie müssen ausgewogener Essen und ich verschreibe Ihnen ergänzende Präparate.“, erklärte die hübsche Ärztin. „Aber das ist nicht schlimm, oder so?“, fragte Alex hastig nach. „Nein, aber es sollte auf jeden Fall im Auge behalten werden.“ Holly und Alex tauschten einen kurzen Blick miteinander. „Wir wollten in den nächsten Wochen nach Europa fliegen.“, setzte Holly an. „Ich würde Ihnen derzeit von längeren Flugreisen abraten. Es ist möglich, dass sie mit einem geschwächten Kreislauf zu kämpfen haben und darauf könnten sich Flüge kritisch ausüben, vor allem sind sie schon sehr weit und da wird immer von solchen Reisen abgeraten. Wenn Sie Ihren Urlaub verschieben können, sollten Sie das tun.“, sprach die Ärztin sehr vorsichtig, Holly zog einen Flunsch und klammerte sich an das Foto. „Na wenigstens dem Baby geht es gut.“, meinte sie und hob ihre Schultern. „Stimmt. Hauptsache unserem Sohn geht es gut.“, begann Alex zu strahlen. Oh er freute sich auf einen zweiten Jungen und noch erleichterter war er, dass es Holly und dem Baby gut ging.   Immer wieder schlenderte sie mit Unschuldsmiene an der Küche vorbei. Holly war so schrecklich neugierig, denn langsam nahm der Raum Form an. Außerdem bot Alex wie immer einen attraktiven Anblick. Erst als sich der Tag langsam dem Mittag zuneigte, wurde Holly von etwas Anderem abgelenkt: Grace brachte Dusty vorbei und natürlich wollte die Hundedame alles bestaunen. Holly kümmerte sich um die Hündin und ging am Nachmittag mit Dusty spazieren, während die Männer fleißig weiter werkelten und mittlerweile Holly zur Gänze aus der Küche verbannt hatten. Sie sollte am Abend eine Überraschung bekommen. „Ruf an, wenn irgendwas ist.“, rief Alex seiner Lebensgefährtin noch besorgt nach. „Keine Sorge, ich habe ja einen Wachhund dabei.“, lachte die junge Frau und verschwand mit Dusty nach draußen. Jetzt konnte sie endlich Ewa Beach entdecken und erkunden!     Kapitel 54: XII. Episode: Home (54) ----------------------------------- Gut gelaunt schlenderte Holly durch den weichen, warmen Sand, der etwas ihre nackten Füße kitzelte. Sie trug ein kurzes Kleid und darüber eine dünne Jacke, da es abends etwas frischer wurde. Die Sonne stand direkt vor ihr, am Rand des Meeres und des Strandes, schien ihr hell entgegen und verliehen dem Strand einen ganz besonderen Zauber. Die Palmen wirkten  gegen das Sonnenlicht schwarz und die zahlreichen Fußspuren im Sand waren Zeugnis von vielen Spaziergängern und hier und da hatten Surfer ihre Spuren hinterlassen. Die Wellen schäumten etwas und hinterließen eine nasse Spur im Sand. Freudig tobte Dusty umher, bellte und wich immer wieder den Wassermengen aus, die herangebracht wurden. Mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen ging Holly in die Hocke und hob eine Muschel auf. Eine ganz kleine, weiße und auch diese landete in ihrer Handtasche, in der schon viele Muscheln klimperten und leise, raschelnde Töne von sich gaben. Die Hand wie einen Schirm über die Augen gehoben sah die junge Frau mit einem kleinen Seufzen in den tiefblauen Himmel hinauf. Er wurde nur von ein paar kleinen, weißen Wölkchen beherbergt. „Na, Dusty? Gehen wir wieder nach Hause und gucken uns die Küche an?“, fragte Holly und streichelte dem Hund das Köpfchen, als sich diese hechelnd und schwanzwedelnd zu ihr gesellte. Fast als könnte sie nicken, wanderte der Blick von Dusty zu ihr und sie sprang bellend auf. „Aber nicht so schnell. Ich bin nicht Alex.“, beschwerte sich Holly leise. Immerhin war ihr Lebensgefährte ein paar Schritte schneller als sie. Holly lief ganz am Rand des weichen Sandstrands und ließ sich die Füße von dem lauwarmen Meerwasser umspülen. Eine Hand auf dem Bauch gelegt fühlte sie wieder die kleinen Tritte ihres Sohnes… und die von Alex‘ Sohn…   Vor drei Monaten „Meinst du er mag mich…?“ Unruhig kaute Holly auf ihrer Unterlippe herum. An einer kleinen Stelle trat bereits etwas Blut hervor. Die Nervosität stand ihr direkt ins Gesicht geschrieben. „Mach dich nicht verrückt. Natürlich mag er dich. Immerhin bist du meine Lebensgefährtin und die Mutter seines Geschwisterchens. Ein Jammer, dass wir ihm nicht gleich das Geschlecht präsentieren können. Das unser Baby aber auch so eitel sein muss.“, lachte Alex und schielte auf ihren Bauch. Kurz berührten seine Finger die kleine Wölbung. Vor ein paar Tagen war es ihm vergönnt gewesen, endlich die ersten paar Tritte seines ungeborenen Kindes fühlen zu dürfen. Er war absolut begeistert davon! Er hegte und pflegte Hollys Bauch jeden Tag aufs Neue und er freute sich mehr und mehr auf den kleinen Menschen, der in ihr heranwuchs und immer kräftiger wurde. „Na ich weiß ja nicht. Kann ja sein, dass er dich lieber wieder vereint mit seiner Mom sieht.“ „Nein. Das kommt weder für ihn, noch für mich oder Saxons Mutter in Frage. Mach dir mal keinen Kopf darum, Holly. Ich bin sicher, Saxon und mein Vater werden begeistert von dir sein.“ „Wenn es unser alter Herr überhaupt bemerkt, dass ein Gast im Haus ist.“, warf Finley mit einem großen Gähnen ein. Er saß auf der anderen Seite von Alex, hatte es sich natürlich nicht nehmen lassen, seinen Bruder nach Australien zu begleiten. „In wie fern?“, wurde Holly sogleich hellhörig. „Nun ja… er ist das wandelnde Klischee eines zerstreuten Physikprofessors. Erwarte also keine emotionalen Luftsprünge.“, hob Finley seine Schultern. „Jetzt mach ihr keine Angst, Fin.“, knurrte Alex, der den Gesichtsausdruck von Holly durchaus richtig deutete und lieber eilig aus dem Fenster sah. Sie näherten sich Sydney unaufhörlich. Mittlerweile hatte der Pilot die Anschnallzeichen wieder gegeben. „Ich ängstige hier gar keinen. Ich lege nur Fakten auf den Tisch. Unser alter Herr ist eben ein bisschen eigenartig.“, nickte Finley entschlossen, woraufhin Alex seine Augen verdrehte. „Holly ist nicht vorrangig hier um unseren Vater kennen zu lernen, sondern um sich mit meinem Sohn bekannt zu machen.“, stellte er knapp fest und ein kleines Seufzen entwich seinen Lippen, ehe er die zarten Finger von Holly ergriff. Sie sah zu ihm und hob ihre Schultern. „Und wenn er mich nicht mag.“, murmelte sie scheu. „Unsinn. Saxon wird dich toll finden!“, tippte Alex ihr gegen das bezaubernde Näschen und hauchte ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange, bevor auch er nach draußen sah. Seine Heimat rückte in greifbare Nähe. Zwar besuchten sie Sydney und nicht Canberra, aber Alex war auch als Kind mit beiden Orten zu gleichen Teilen verbunden gewesen. Quietschend setzten die Reifen auf und für einen Bruchteil von ein paar Sekunden verkrampfte sich seine ganze Haltung. Holly drückte seine Hand, schielte zu ihm und lächelte zaghaft. Leise summte sie ein paar Töne des Liedes. „I’m coming home…“ – hoffentlich mochte Saxon sie! Die Sorge stand ihr direkt ins Gesicht geschrieben!   Holly und Dusty schlenderten die Straße entlang. „Verblüffend… merkst du das?“, sah Holly zu dem Hund hinab und Dusty sah – Holly war sich ganz sicher, dass dem so war – fragend zu ihr nach oben. „Niemand hier, gafft uns an. Wir sind wie eine ganz normale Frau mit einem ganz normalen Hund… ja ja, ich weiß, dass du ein ganz normaler Hund bist und ich offensichtlich eine Frau, die mit Tieren spricht.“, kicherte sie vor sich hin und schüttelte eilig ihren Kopf. Sie bog in die nächste Straße en und schon entdeckte sie ihr (kleines) Traumhaus. Das Paradies auf Erden! Holly begann sanft zu Lächeln und ein wohliger Schauer glitt über ihren Rücken. „Ich habe jetzt ein zu Hause … ein Richtiges.“ Sie grinste bis über beide Ohren und wanderte gut gelaunt weiter. „Was glaubst du? Ist die Küche inzwischen fertig?“, schielte Holly hinab zu der Hündin, die gehorsam neben ihr her trottete. „Ja, ich bin mir da auch nicht sicher, aber wir waren lange unterwegs. Vielleicht sind die Männer ja schon fertig.“, hoben sich ihre Schultern an. In ihrer Handtasche klimperte es laut. So viele Muscheln hatten ihren Weg dort hinein gefunden, denn Holly hatte etwas damit vor. Dusty blieb vor der Haustür liegen, während Holly nach ihrem Schlüssel kramte. Wie immer umspielte sich ein kleines Lächeln, als sie in den Flur trat. „Ich bin wieder zu Hause.“, rief sie in Richtung Küche, in der es eigenartigerweise ganz besonders still war. Ein warmes Gefühl durchströmte ihren Körper. Ja. Sie war zu Hause…   „Ich weiß gar nicht mehr, wie lange es her ist, seit ich das letzte Mal daheim bei Dad war …“, murmelte Alex, ergriff seine Reisetasche, die auf dem langen Gepäckband entlanggefahren kam und schulterte diese sofort. Holly schnappte sich ihren Koffer, wurde allerdings von Alex beiseitegeschoben. „Denk nicht mal dran.“, raunte er ihr zu. Mit Argusaugen wachte er  seit dem Zusammenbruch über Holly und achtete stets penibel darauf, dass sich die junge Frau nicht übernahm. Sie verzog kurz ihr Gesicht und streckte ihm keck die Zunge entgegen. „Mir kommt es vor wie gestern, seit ich abgereist bin. Ist ja eine Menge in der Zwischenzeit passiert.“, stellte Finley mit einem schiefen Grinsen fest. Auf manch eine Erfahrung hätte er nur zu gerne verzichtet. Bepackt mit ihren Habseligkeiten machten sich die Drei auf den Weg in Richtung Flughafenhalle und trotz Hollys Rücktritt wurde sie hier bemerkt, ebenso Alex, der in Australien einen höheren Berühmtheitsgrad als in Amerika aufwies. Jedoch waren die Menschen äußerst zurückhaltend, weshalb das Pärchen – und Anhang Finley – ohne Probleme den Bereich verlassen konnten. Die Flughafenhalle war wie gewöhnlich sehr voll. Alex und Fin konnten von Glück sprechen, dass sie Beide sehr hoch gewachsen waren und die meisten Köpfe mühelos überblickten. Alex begann mit einem Mal zu strahlen und hob seine Hand in die Höhe. „Gefunden.“, zwinkerte er Holly zu, der die Nervosität anzusehen war. Ein Jugendlicher schob sich durch die Menge. Trotz seiner Jugend war er nicht der Kleinste und Holly musste verblüfft feststellen, dass er Alex wie aus dem Gesicht geschnitten war! Nur eine andere Nase zierte sein Gesicht. Ansonsten hatte sich der Selbe schelmische Ausdruck auf die jungen Züge geschlichen und seine blau-grünen Augen leuchteten geradezu, als er seinem Vater um den Hals fiel! Lachend drückte Alex seinen Spross an sich und fühlte die unglaubliche Erleichterung, die mit einem Mal seinen Körper durchströmte. So lange hatte er Saxon nicht mehr gesehen. So viel war passiert und jetzt hatte er endlich ein Stück weit Normalität wieder. Ein älterer Herr mit grauem, leicht lockigem Haar geriet in Hollys Blickfeld. Finley reichte ihm etwas distanziert die Hand, was sie blinzeln ließ, vor allem da Alex lediglich seine Hand ergriff, bevor er sich zu der Musikerin umdrehte. „Saxon, das ist Holly.“ „Ich weiß Dad. Sie ist ja berühmter als du.“, grinste Saxon breit und erntete einen strengen Blick seines Vaters. Der Jugendliche streckte Holly seine Hand entgegen und musterte sie fasziniert. Lächelnd ergriff Holly die Hand. „Hey. Ich hab schon viel von dir gehört.“, verkündete sie schmunzelnd. „War mir klar, dass mein alter Herr es nicht lassen kann über mich zu reden.“, feixte Saxon ein kleines bisschen. Alex verdrehte seine Augen. „Hör nicht auf ihn… das hier ist übrigens Cian – der Lebensgefährte von Saxons Mutter.“, klärte Alex die Situation auf. Saxon nickte. „Grandpa konnte nicht kommen. Irgendein Experiment. Ich hab ihn nicht ganz verstanden.“, zuckte der Teenager mit seinen Schultern. Cian schickte ein distanziertes Lächeln in die Runde. „Wollen wir dann?“ Holly nickte und bemerkte einen kleinen Seitenblick von Saxon, der auf ihren Bauch schielte. „Das ist mein Bruder, oder?“, fragte er leise nach. Holly grinste „Möglich….“, raunte sie in Saxons Richtung und schlenderte mit dem Teeny, und dem Rest der Gruppe in Richtung Ausgang. „Cool.“ Saxon strahlte!   „Hier.“, rief Alex aus der Küche. „Sag bloß ihr seid schon fertig??“, antwortete Holly fassungslos, schlüpfte eilig aus ihren Schuhen und eilte in Richtung Küche. Im Türrahmen erstarrte sie. Der Raum blitzte geradezu! Eine perfekte Küche und mitten in ihr ein breit grinsender Alex. „Oh mein Gott … sie ist wirklich fertig.“, flüsterte Holly perplex. Alex saß lässig auf einem der hohen Stühle am Tresen in der Mitte des Raumes und sah sich um. „Wir haben ja heute nur den Rest eingebaut.“, raunte er und ließ seinen Blick über die dunklen Möbel gleiten, die sich hervorragend mit den hellen Fließen ergänzten. Das ganze Haus war ein absoluter Traum und jetzt, da die großen Einbauten endlich abgeschlossen waren, stellte sich das Gefühl der Entspannung ein und das Lächeln auf seinen Lippen wurde eine Spur breiter. Am großen Kühlschrank war bereits mit einem gelben Smiley das Ultraschallbild des kleinen O’Loughlin befestigt. Alex deutete auf den Stuhl neben sich. „Ich hab uns Pizza bestellt – gefällt dir die Küche… „Natürlich. Es ist absolut toll hier… ach Alex, unser zu Hause ist perfekt.“, stahl sich ein zufriedenes Lächeln auf ihre Züge und sofort kletterte sie mit einem zufrieden Gesichtsausdruck auf den bequemen Stuhl und drehte sich ein kleines bisschen. „Wir sind auch perfekt, Holly…“, raunte er ihr zufrieden zu und streichelte mit seinen Fingern über ihren Bauch. „Ich bin froh, dass du damals in den Pool gesprungen bist um mich zu retten…“ „Du hättest dich auch ganz alleine gerettet, Holly. Du bist eine unglaublich starke Frau.“ Sie schüttelte verneinend ihren Kopf und ließ sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht nehmen. „Ich brauche dich…“ „ich dich auch.“, raunte Alex und gab ihr einen kleinen Kuss, bevor das Klingeln des Pizzaboten die Atmosphäre etwas störte. Alex erhob sich und schnappte seine Brieftasche und Holly ließ ihren Blick etwas schweifen. „Es ist wirklich wahr … ich habe endlich ein zu Hause gefunden… wir beide haben das.“, flüsterte sie und sah hinab auf ihre Weihnachtskugel, in der sich der kleine Mann freudig bewegte.   Heimat finden wir überall da, wo Menschen sind, denen wir vertrauen können und die uns vertrauen. (Rainer Haak)       Kapitel 55: XIII. Episode: Lover’s Eyes (55) -------------------------------------------- Alex schlief tief und fest. Draußen war es Taghell und Holly war schon wieder damit beschäftigt das Haus mit Weihnachtssachen zu dekorieren. Alex hatte dabei nichts zu suchen und so lümmelte er auf der weichen Couch, hatte zusammen mit Holly fern gesehen und war dabei eingeschlummert. Jetzt lag er da, mit engelsgleichem, seligem Gesichtsausdruck und entspannte sich zusehends. Natürlich mit nacktem Oberkörper, denn trotz Winter war eine ungewohnte Hitze im gesamten Haus ausgebrochen – Holly war schrecklich verfroren und hatte die Heizungen aufgedreht. Einen Kampf, den Alex leider verloren hatte, weshalb er eben in Shorts durch sein Haus spazierte, während Holly immer noch warm eingepackt war und mit einem fröhlichen Weihnachtslied auf den Lippen das gemeinsame Haus in die nötige Weihnachtsstimmung versetzte. Nur noch acht Tage bis Weihnachten!! Sie freute sich schrecklich und ging voll und ganz in der Weihnachtsstimmung auf – trotz strahlendem Sonnenschein vor der Tür. Alex brummte und drehte seinen Kopf zur Seite, als Holly gegen seine Stirn tippte. „Alex…“, flüsterte sie ihm zu und piekte erneut gegen seine Stirn. Der Australier verzog sein Gesicht, schmatzte und schlief desinteressiert weiter. Holly seufzte auf und betrachtete den Weihnachtsstern, der dringend auf dem Baum angebracht werden musste. „Dann steig ich eben selbst auf die Leiter.“, raunte sie ihm zu. „Garantiert machst du das nicht. Ich bin wach.“, mahnte Alex leise. Holly verzog ihr Gesicht. „Du bist ja so unfair.“ „Lass mich noch ein bisschen liegen.“, verkündete er mit geschlossenen Augen und steckte seine Arme unter den Kopf. Er gähnte und lächelte vor sich hin. „Alex?“ Er reagierte nicht. Holly schnitt ihm einen Flunsch und stellte den Weihnachtsstern gehorsam auf dem Tisch ab und suchte sich andere Arbeiten. Ein bisschen unruhig war sie schon. Seit Jahren hatte sie kein Weihnachten mehr gefeiert. Somit war das dieses Jahr etwas ganz besonderes und es sollte perfekt werden. „Alex. Alex. Alex.“, rief sie und stand schon wieder vor ihm, tippte ihm immer wieder gegen die Stirn. „Du bist so unruhig wie ein Sack Flöhe…“, knurrte er leise und öffnete ein Auge. „Aber es ist so langweilig, wenn du daheim bist und nicht mit mir redest…“ „Tu doch einfach so, als ob ich nicht daheim wäre.“, gähnte er erschöpft. „Wie soll das gehen? Ich habe normalerweise laute Musik an und das würde dich jetzt nur stören.“ Alex nickte seufzend. „Von mir aus kannst du ein bisschen Musik hören, nur lass mich schlafen.“, brummte er vor sich hin und legte seine Hände wieder auf seinem Bauch ab. Schon hatten sich seine Augen geschlossen. „Warum bist du eigentlich so müde? Du hast die letzten Nächte tief und fest neben mir geschlafen. Ich weiß das, ich bin oft genug wach geworden.“, murmelte Holly und schon saß sie neben ihm auf dem Sofa, fühlte seine Stirn. „War ein anstrengender Drehtag – gestern.“ „Eigentlich hattest du nur eine Szene…“, Holly kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Sei nicht so neugierig.“, bat Alex und drehte seinen Kopf demonstrativ zur Seite. „Du verheimlichst mir irgendwas.“, stellte Holly entsetzt fest. „Nein. Holly, Liebes, bitte… lass mich ein bisschen schlafen.“, raunte er ihr sanft zu und versuchte sich mit einem kleinen Lächeln. Öffnete zu diesem Zweck sogar die Augen. Sie seufzte und erhob sich. „Na von mir aus. Aber wehe du lügst mich hier an.“, raunte Holly ein kleines bisschen scherzend, denn es gab keinen Grund dem schlummernden Alex zu misstrauen. Sie streichelte ihm leicht über die behaarte Brust und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen. „Schlaf gut, mein Held.“ Er schmunzelte mit geschlossenen Augen. Holly verließ das Zimmer und augenblicklich öffnete er ein Auge, zog sein Handy aus der Tasche um eine eilige Nachricht zu schreiben. ‚Wir sehen uns später. Alles weitere heute Abend 20 Uhr – bin schon aufgeregt‘. Bevor Holly zurückkehrte war das Handy wieder verschwunden und er kuschelte sich zurück in die Kissen.   Holly saß neben Saxon im Garten und beobachtete dessen Halbgeschwister beim Spielen. Er mimte den coolen Teenager, der niemals alberne Seifenblasen in die Luft pusten würde. Alex spielte mit der kleinen Madison. Sie war die jüngste Tochter von Saoirse, der Mutter von Saxon. Entzückt beobachtete Holly ihren Alex, der sich so reizend um die kleine Lady kümmerte und immer wieder ein paar Seifenblasen in die Höhe fliegen ließ, die sie mit ihren kleinen Patschehändchen fing und freudig lachend zerschlug. „Dad war schon lange nicht mehr in Australien.“, erklärte Saxon und schielte zu Holly hinüber. „Er hat schon oft davon gesprochen wieder mal hier her zu fliegen, aber bisher ist wohl immer etwas dazwischen gekommen.“, seufzte Holly. Saoirse lebte gemeinsam mit ihrem Mann, Saxon und den drei kleinen Kindern in einem Vorort von Sydney. Die hohen Wolkenkratzer, einschließlich des Wahrzeichens waren von hier gut zu sehen. Dennoch befanden sie sich in Strandnähe, weshalb der Sonnenuntergang ganz besonders mysteriös aussah. Auf dem Grill briet etwas Fleisch und Saoirse war damit beschäftigt den Tisch zu decken und dabei Holly mit Argusaugen zu beobachten. Zum Abendessen wollte auch endlich Alex‘ Vater erscheinen. Bisher ließ dieser noch auf sich warten. Holly sah sich um, betrachtete den violetten Horizont über ihrem Kopf und den orangenen Feuerball, der gerade Stück für Stück der Erde entgegen sank und alles in ein flutendes, warmes Licht tauchte. „Ich finde es schade, dass ich ihn so selten sehe. Leider hat es Mom nicht so gerne, wenn ich ihn in Hawaii besuche. Der Weg ist so weit und ich muss in den Ferien ab und an für die Schule lernen.“, verdrehte er seine Augen und seufzte auf. „Das wird sicher auch seinen Grund haben … aber wer weiß, vielleicht darfst du uns ja jetzt öfter Besuchen. Spätestens wenn dein Geschwisterchen auf der Welt ist, musst du unbedingt zu uns kommen!“, betonte Holly mit Nachdruck. Saxon nickte. „Vielleicht kann ich nächstes Jahr die Sommerferien bei euch verbringen.“ „Da findet sich sicher ein Weg. Ich rede mit Alex, dann soll er mit deiner Mom reden.“, Holly lächelte und strich sich über das kleine, entzückende Bäuchlein, in dem soeben das Baby wach geworden war. Wieder glitt ihr Blick zu Alex. Er war bezaubernd mit Kindern!     „Schon wieder wach?“, sah Holly Alex nach, der in Richtung Schlafzimmer unterwegs war. „Jap. Scott geht surfen und ich dachte ich begleite ihn mal.“ „Du fährst nach Honolulu?“ „Nicht direkt. Wir wollten uns an der Hanauma Bay treffen – willst du mit?“ Er sah abwartend zu Holly und wischte sich durch die verwuschelten Haare. „Da ist immer so viel los. Warum surft ihr nicht hier?“ „Heute werden ein paar tolle Wellen erwartet und ich brauch gute Wellen, da ich schon nicht so talentiert im Surfen bin.“, lachte Alex munter auf. Holly wog den Kopf hin und her. „Geh du mal alleine. Ich bleib mit klein Brandon zu Hause.“, antwortete sie schließlich und streichelte sich über ihren Bauch. „Gut… ich komm auch nicht zu spät zurück.“, versicherte er ihr mit einem kleinen Küsschen auf ihre Wange und einem zärtlichen Streicheln über ihren Bauch. „Okay.“ Holly schmiegte sich an ihn. „Ich mach solange mit der Weihnachtsdeko weiter.“ Sie gähnte zwar müde, aber sie wollte noch ein bisschen was erledigen. Alex verzog kurz sein Gesicht und löste sich abrupt von ihr. „Was ist?“ Irritation schlich sich in ihren Blick. „Ich bring jetzt diesen Weihnachtsstern an, bevor du noch auf dumme Ideen kommst, während ich nicht da bin!“, rief Alex und verschwand in Richtung Wohnzimmer. Holly kicherte freudig. „Danke… ich liebe dich.“ „Ich lieb‘ dich auch.“ Alex angelte sich die Leiter und verschwand im Wohnzimmer, um endlich das i-Tüpfelchen auf dem Dach des Baumes anzubringen. Den prächtigen Weihnachtsstern, der die Spitze des Tannenbaumes jetzt erhellte. Alex sah sich flüchtig im Wohnzimmer um, dass schon voll und ganz im Zeichen des Weihnachtsfests erstrahlte. Ein ‚Gefällt’s dir‘ ertönte vom Türrahmen, in dem die Schwangere lehnte. „Sehr.“, nickte Alex. „Ich bin sicher wir beide werden ein herrliches, ruhiges Weihnachtsfest erleben.“ Im Anschluss durften sie sich dann auch schon auf die Geburt von dem kleinen Brandon vorbereiten. „Ich würde gerne in die Kirche gehen.“, murmelte Holly. Alex – der nicht halb so gläubig war wie sie – verzog kurz sein Gesicht. „Wenn es sein muss…“ „Muss sein. Wir feiern die Geburt von Jesus … da gehört Kirche dazu und ich will genau das später mal meinen Kindern mit auf den Weg geben.“, erklärte sie und wanderte zum Sofa, auf das sie sich nieder ließ. „In Ordnung, Honey… alles was du willst, solange du glücklich bist.“, hauchte er ihr einen Kuss auf den Haarschopf. „Bin ich. Und jetzt verschwinde, Scott wartet sicher schon und du weißt ja, wie lästig er werden kann.“, kicherte Holly. Alex grinste, verteilte ein paar Küsse auf ihrem Gesicht und sah ihr noch einmal in die warmen, braunen Augen, die so viel Liebe und Zuneigung ausstrahlten, dass er sich jedes Mal darin verlor. „Du weißt ja, wenn was ist …“ „… ruf ich dich sofort an.“, kam gehorsam über ihre Lippen. „Mach dir keine Sorgen.“ „Ich versuch es… und ich bin ja auch nicht lange weg.“, atmete er noch einmal tief durch und gab ihr einen letzten, kleinen Abschiedskuss, bevor er sich umzog, eine Tasche holte und sich sein Surfbrett unter den Arm klemmte. Dabei huschte sein Blick auf die Uhr. Nur noch fünf Stunden bis 20 Uhr… langsam wurde die Zeit knapp! „Bye!“, rief Alex zurück in sein Haus. „Bis dann.“, antwortete Holly. Er warf leise die Tür hinter sich ins Schloss und schlenderte den Weg entlang, verstaute alles in seinem großen Wagen und ließ seinen Blick über sein zu Hause gleiten. „Es ist perfekt…“, stellte er mit einem zufriedenen Nicken fest, startete den Motor und lenkte den Wagen auf eine Nebenstraße und hielt nur wenige Minuten später ganz wo anders, als an der Hanauma Bay… er wurde bereits erwartet.  Kapitel 56: XIII. Episode: Lover’s Eyes (56) -------------------------------------------- Als Alex wieder zu Hause war sprang er sofort unter die Dusche. Holly saß mit einem leicht irritierten Blick auf dem warmen Steinboden der Terrasse. Die Füße im Pool baumelnd las sie in einem Roman. Sie schüttelte ihren Kopf und las viel lieber die nächsten Zeilen in ihrem Buch, lauschte dem leisen Plätschern, dass aus dem Haus nach draußen drang. Erst nach einigen Minuten tapste Alex lediglich in Jeans bekleidet nach draußen. „Hier steckst du also.“, lächelte er ihr schief zu. „Ja… aber anscheinend war dir die Dusche wichtiger, als mich zu suchen.“, streckte die Schwangere ihm kokett die Zunge raus. „Sorry. Du weißt ja wie es manchmal ist – Salzwassergeruch.“, schüttelte er seinen Kopf und ließ sich neben ihr nieder, hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Schläfe. „Hmm ….“ Etwas misstrauisch beäugte Holly ihren Lebenspartner. „Ob ich dir das glauben soll…“ „Solltest du.“, zwinkerte er und ließ seine Hand über ihren Rücken gleiten und lehnte sich an sie. „Sollte ich also …“ „Hmhm.“, schnurrte Alex. „Und bevor du noch weiter irgendwelche Verschwörungstheorien spinnst, gibst du mir jetzt sofort einen Kuss und danach…“ Er brach ab und drückte seine Lippen begierig auf die von Holly. Die junge Frau lächelte. „… danach ziehst du dich um, denn wir fahren nach Honolulu. Die Stadt ist festlich dekoriert und du wirst noch zu einem richtig kleinen Stubenhocker. Wie gehen in der Stadt hübsch essen und genießen den Abend.“ Er ließ gar keine Wiederworte zu. Dennoch schob Holly ihre Unterlippe etwas nach vorne. „Entschuldige, dass ich so schwanger bin, dass ich eben lieber rumliege. Dein Sohn ist ganz schön aktiv.“, beschwerte sie sich leise. „Dann wird es Zeit, dass wir etwas unternehmen. Vielleicht ist ihm einfach nur langweilig, weil seine Mom sich die ganze Zeit im Haus verkriecht.“, lachte Alex auf und erhob sich von seinem Platz. Sanft lächelnd streckte er Holly die Hände entgegen und half ihr auf. Das dicke Bäuchlein bekam sofort eine besonders liebevolle Streicheleinheit und einmal mehr machte Alex deutlich, wie sehr er sich auf sein Kind freute. Holly schloss mit einem kleinen Seufzen ihre Augen. „On Ordnung. Überredet … und was soll ich anziehen.“ „Keine Ahnung. Etwas, worin du dich wohl fühlst., zuckte Alex mit seinen Schultern. Während Alex in der Küche noch eilig einen Kaffee trank, schlüpfte Holly in ihre Lieblingsjeans mit dem dehnbaren Bund und darüber zog sie ein schickes, schwarzes Oberteil an. Eine Perlenkette und dazugehörige Ohrringe ergänzten ihr Outfit. Statt High Heels wählte sie ihre liebsten Ballerina und ihre Haare verschwanden in einem lockeren Zopf. Kritisch beäugte sie sich im Spiegel und vor allem den großen Babybauch, als sich Alex mit einem Räuspern bemerkbar machte. „Du siehst toll aus, wie immer.“, raunte er ihr zu. „Ich fühl mich wie ein gestrandeter Wahl.“, beschwerte sich Holly. „Fast keine Kleidung passt mehr.“ „Aus dem Grund warst du auch schon mehrmals mit Grace einkaufen und bist immer mit ganz schön vielen Tüten Umstandsmode zurück gekommen.“ „Aber das ist nicht das Gleiche.“, seufzte Holly und drehte sich zu ihm um. „Nimmst du mich so dennoch mit?“ Alex lachte. „Honey, ich würde dich sogar in Jogginghose überall mit hin nehmen, denn egal was du trägst, du bist die schönste Frau für mich.“, zwinkerte er ihr zu und streckte seine Hand aus. Alex‘ leicht ausgewaschene Jeans saß wie immer perfekt und ergänzte sich hervorragend mit dem weißen, kurzärmligen Hemd, dass er gewählt hatte. Die großen Oberarmtattoos blitzten hervor und zusammen mit dem Bart, den er derzeit trug, sah er etwas wild und verwegen aus. Der Schalk blitzte geradezu aus seinen blauen Augen, als er Hollys Finger ergriff. „Und wohin genau wollen wir?“, fragte sie nach. „Zuerst etwas auf der Promenade bummeln und danach suchen wir uns ein schnuckliges kleines Restaurant.“, erklärte er und kreuzte seine Finger wie selbstverständlich mit denen von Holly. Dusty blieb in ihrem Körbchen zurück, als das Paar das Haus verließ und in das Auto stieg. Hollys erster Griff galt dem Radio und schon verbreitete sich die wohlbekannten Klänge von ‚Sunrise Avenue‘. Alex streichelte über Hollys Knie, als sie die Hauptstraße entlang brausten.   Holly schloss ihre Augen und warf die Zeitung beiseite. „Was ist los?“, brummte Alex, der sich noch mitten im Halbschlaf befand und nur etwas irritiert blinzelte. „Ach, die Zeitungen zerreißen sich über uns und vor allem über mich noch das Maul. Tausende Fans enttäuscht von Holly Shepards Entscheidung. Alex – besser bekannt als Mr. O – zerstört Karriere von Mya. Sind wir nicht ein wenig egoistisch, Miss Shepard?“, las sie ein paar Überschriften vor. „Oh wow, ich habe also deine Karriere zerstört.“, gähnte Alex. Das waren sie also. Die Reaktionen auf die Pressekonferenz vom Vortag. „Ja, aber dafür hast du mir ein Leben gegeben.“, grinste sie Alex an. „Wieso liest du die ganzen Zeitungen eigentlich?“, fragte Alex gähnend und setzte sich im Gästebett von Grace auf. Seit ein paar Wochen wohnte er jetzt schon bei seiner Kollegin und noch immer sehnte er sich nach seinem eigenen Schlafzimmer. Leider war das Projekt Traumhaus nicht so leicht zu erfüllen. Er schielte zu den Zeitungen, die sich auf Hollys Nachttisch türmten. Lauter Klatsch und Tratsch! „Weil es mich interessiert… oh das ist gut: Holly Shepard, überwältigt von ihren Schwangerschaftshormonen und geblendet von einem Schönling, enttäuscht sie ihre Fangemeinde.“, las Holly kopfschüttelnd vor. „Ich bin ein Schönling?“, Alex blinzelte irritiert und streckte sich ausgiebig. „Hübsch anzuschauen bist du schon.“, hoben sich die Schultern von Holly. „Okay… und jetzt hör auf diesen Unsinn zu lesen, das verdirbt dir deine eigentlich gute Laune. Wir wollten uns doch heute ein paar Häuser in Honolulu anschauen und danach die Stadt etwas unsicher machen.“ Hollys Gesicht verzog sich merklich. „Ich bleibe lieber hier…“, verkündete sie leise. „Honey, lass dich nicht einschüchtern.“ Sie schüttelte ihren Kopf. „Das sagt sich ganz schön leicht…“, schniefte sie und vergrub sich lieber wieder in den Kissen. Es war beschlossene Sache: Sie wollte sich lieber in Grace Haus verstecken als den Paparazzi noch mehr Futter für Fotos oder den Reportern für dämliche Artikel zu geben.   Holly beobachtete die Sonne, die sich in Richtung Horizont schob. „Es ist ja so unfair, dass es schon so früh dunkel wird…“ „Hmhm…“, nickte Alex und kaute auf seiner Unterlippe herum. Sie schielte zu ihm. Bildete sie es sich ein, oder war er wirklich nervös? Er stieg aus dem Wagen und öffnete nur wenige Momente später Holly die Tür. „Können wir?“, fragte er und versuchte sich mit einem kleinen Grinsen. „Ja – ist alles in Ordnung mit dir?“, wollte sie etwas irritiert wissen. „Natürlich, mir geht’s Bestens.“, strahlte Alex und legte seinen Arm um seine Schwangere Lebensgefährtin, die ihn nach wie vor leicht kritisch beäugte, sich aber ohne weiteren Wiederspruch einzulegen in Richtung Downtown Honolulu führen ließ. Die Promenade war gesäumt von meterhohen Palmen, an denen die hellen Lichterketten prangten. Grün, blau, gelb und rot erstrahlten die Stämme der Palmen und erfüllten die abendliche Stimmung Honolulus mit einem angenehmen, weihnachtlichen Glühen. „Schon ein bisschen kitschig.“, meinte Alex und sah sich etwas um. Sie kamen vorbei am Rathaus, vor dem der große Weihnachtsbaum aufgebaut war. Dieser war über und über voll mit bunten Lichterketten, grellen Blumen und funkelnden Christbaumkugeln. Auf der einen Seite des Baumes wartete eine gigantisch hohe Weihnachtsfamilie und auf der anderen saß niemand anderer als „Shaka-Santa“! Ein Weihnachtsmann mit offenem Hemd und durchscheinendem Brusthaar. Die Hand in die Luft gestreckt, formten seine Finger das Shaka Zeichen!! Neben ihm saß – ebenso drei Meter hoch – die Weihnachtsfrau mit ihrem lieblichen Lächeln. Alex grinste schief und schielte auf den Boden. Ebenso war das Rathaus übertrieben grell geschmückt und doch hatte alles Charme. Es war stimmig. Etwas übertrieben, aber so war Hawaii eben … und Amerika auch!     „Irgendwie alles ein bisschen surreal mit den Palmen und dem blauen Himmel …“, stellte Holly fest, betrachtete die Rentiere und die zahlreichen Figuren, die um den blauen Weihnachtsbaum aufgebaut waren. Hell strahlte der Stern auf der Spitze des Baumes. „Unserer ist Hübscher.“, stellte Alex nüchtern fest und beobachtete zahlreiche Kinder und Erwachsene die sich vor dem Shaka-Santa oder dem Weihnachtsbaum fotografieren ließen. Es herrschte eine ausgelassene, fröhliche Stimmung, die ihm wieder ein kleines Lächeln auf das Gesicht zauberte. „Stimmt. Vor allem weil ich ein ganz tolles Geschenk unterm Weihnachtsbaum erwarte.“ „So?“ Alex hob die Augenbrauen. „Ja. Dich mit Schleife.“, streckte sie ihm die Zunge raus. Er lachte auf. „Na wir werden sehen.“ Er drückte Holly an sich und hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Schläfe und führte sie am Rathaus vorbei, die Promenade entlang. Weiße Schaumkronen glitten über das Meer hinweg und brachen sich schließlich am Sandstrand von Waikiki und in der nahegelegenen Bucht. Hier und da zog ein kleines Wölkchen über ihre Köpfe hinweg und verdeckten die volle Scheibe des Mondes. Holly seufzte und lehnte sich an Alex, der mit einem Mal stehen blieb. „Wo sind…“ Sie stutzte und blickte in ein Schaufenster. Dutzende, prächtige Kuchen und weihnachtliche Köstlichkeiten lockten in der Auslage die vorbeigehenden Passanten an. „…oh ….“ „Ich weiß noch genau, wie ich dich hier vor … neun Monaten getroffen habe. Du bist mit lüsternen Blick am Fenster gestanden und erlagst beinahe der Versuchung dieser kleinen Köstlichkeiten.“, schmunzelte Alex. „Oh ja… die großen Kalorienbomben sind auch zu verlockend!“ Holly grinste und befeuchtete ihre Lippen. „Jetzt, da du für Zwei essen darfst, können wir uns durchaus einen Kuchen gönnen. Findest du nicht auch?“, hauchte Alex ihr einen lieblichen Kuss zu. „Im Ernst? Ich dachte wir wollten Essen gehen….“ „Machen wir ja auch. Ich habe die Konditorei gemietet.“, zwinkerte er. Holly stutzte. „Die Ganze?“ „Ja. Ich will ja meine Ruhe mit dir, also komm schon… auf uns wartet ein Abendessen.“ „Wieso ein Abendessen?“ Er hob verschwörerisch seine Schultern. In Wahrheit hatte er einen Koch angestellt, der am heutigen Tag gemeinsam mit der Besitzerin der Konditorei das Essen zubereitete. Alex wollte seiner Holly einen unvergesslichen Abend bescheren. „Du bist verrückt, weißt du das…“ „Ich bin verrückt nach dir.“, flüsterte Alex und öffnete die Tür. Das Glöckchen gab ein leises Bimmeln von sich und Holly betrat zögerlich das Café. Sämtliche Tische waren entfernt. Nur in der Mitte wartet ein runder Tisch, auf dem für Zwei gedeckt war. Ein unglaubliches Candellightdinner mit vielen kleinen Kerzen. Holly biss sich auf die Unterlippe und grinste Alex an, als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel und er sie in Richtung Tisch mitnahm. Kapitel 57: XIII. Episode: Lover’s Eyes (57) -------------------------------------------- Hollys Blick verlor sich im sanften Glühen der Kerzen. Die Schatten zeichneten ihr Spiel an die Wand und erhellten den Raum in einem warmen Licht, das sich ebenso in ihren Augen wiederspiegelte. Immer wieder blieb ihr Blick an Alex hängen, der sie ebenso beobachtete. Manchmal bedurfte es keiner vielen Worte. Stattdessen begnügte sich das Paar damit, sich anzuschauen, bis das köstliche Essen aufgetragen wurde und ihre Aufmerksamkeit beanspruchte. „Hmm…“, murmelte Holly und hob eine Augenbraue. „Was denn?“ „Du hast vollkommen spontan von einem kleinen Ausflug geredet. Das hier war doch nicht spontan, oder täusche ich mich da?“ Holly stichelte ab und zu ganz gerne und inzwischen war es auch so weit, dass sie Alex sehr gut durchschaute. Ein sanfter Rotschimmer schlich sich auf seine Wangen, hurtig versteckte er sich hinter dem Weinglas und trank einen Schluck um ihr nicht weiter in die Augen zu schauen. Holly begnügte sich mit einer Zitronenlimonade, beäugte Alex weiterhin kritisch. „Ich kenn dich doch. Tu nicht so unschuldig.“, streckte sie ihm die Zunge raus. „Ich und unschuldig? Hoooney, du weißt, dass ich genau das nicht bin.“ „Also hast du das hier geplant.“, stellte sie fest. „Möglich.“ Alex hob die Schultern und ergriff die Gabel. Er hatte Glück das die Ente, gefüllt mit hawaiianischen Früchten, so verführerisch duftete. Ansonsten hätte seine bezaubernde Verlobte noch weiter gestichelt. Und er war sowieso schon nervös genug! Holly war sichtlich berührt von dem kleinen Abendessen in der herrlichen Konditorei. Mit einem kleinen, glückseligen Lächeln betrachtete sie die Torte, die als Abschluss vor ihr stand. Eine kunterbunte Torte mit prächtiger Verzierung und allerhand kleiner Zuckerherzchen. Endlich die Gabel in der Hand konnte Holly kaum noch darauf warten, bis endlich der Kellner von dannen gezogen war und sie diese süße Köstlichkeit probieren durfte. Ihre Kommentare waren eindeutig und das Lächeln auf Alex Lippen wurde eine kleine Spur breiter. Zufrieden probierte auch er von dem Kuchen – der Zuckerschock war vorprogrammiert! Wie gut, dass wenigstens Holly ihren absoluten Spaß hatte. Endlich ernährte sie sich nicht mehr von Obst, sondern sie konnte sich immer dann, wenn sie wollte ein leckeres Gebäck genehmigen. Alex beobachtete die Schwangere, die vollkommen in der Zuckerwelt abgetaucht war und die Torte mit einem glückseligen Gesichtsausdruck genoss.   „Wirst du sie heiraten?“, fragte Saxon. Alex schielte zu seinem ältesten Spross. „Seit wann interessiert dich das.“ „Na ja, sie bekommt doch meinen Bruder.“ „Du kannst nicht wissen, ob es wirklich ein Bruder wird.“, schmunzelte Alex und stellte das Wasser ab.  Gemeinsam mit Saxon war er mit dem Abwasch beschäftigt, während draußen freudig gelacht wurde. Eigentlich ungerecht, wie der Australier für sich feststellte. Er wäre jetzt auch lieber bei Holly. „Na doch. Ist doch klar, dass ich einen Bruder kriege. Schwestern hab ich schon genug.“, legte Saxon überaus plausibel dar und grinste lausbubenhaft. Inzwischen wuchs der Teenager wahrlich rasant von Tag zu Tag. Seine braunen Haare standen ihm wild zu Berge und die markanten blau-grünen Augen wanderten immer wieder neugierig umher. Alex ahnte schon, dass Saxon eines Tages in seine Fußstapfen treten würde. Er seufzte einmal leise auf und hob seine Schultern. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“, stellte er knapp fest. „Heiratest du jetzt Holly, oder nicht?“, lenkte Saxon hastig ab. „Darüber hab ich noch nicht nachgedacht.“; seufzte Alex auf und versuchte das Thema lieber ganz schnell zur Seite zu schieben. Mit seinem 15 jährigen Sohn wollte er lieber über etwas anderes sprechen. Bedauerlicherweise war Saxons ehr hartnäckig. Interessiert betrachtete er Alex. Der Teller ruhte in seiner Hand und er vergaß vollkommen weiter abzutrocknen. Ein wenig verengten sich seine Augen zu Schlitzen und auf die knabenhaften Gesichtszüge stahl sich ein breites Grinsen. „Was?!“ Alex sah ihn pikiert an. „Ach nichts.“, wehrte Saxon mit einem breiten Grinsen ab. Alex stöhnte genervt auf. „Du bist schlimmer als deine Mutter.“ „Tja… ich bin ja auch eien Mischung zwischen dir und ihr.“, lachte Saxon gut gelaunt und angelte sich einen Topf. Alex versenkte seine Hände erneut in den Schaummassen und angelte sich ein wenig Besteck. Dabei sah er zwischen den dünnen, weißen Vorhängen hindurch nach draußen. „Meinst du denn, ich soll sie heiraten?“ „Dann läuft sie dir wenigstens nicht weg, wie Mom damals.“, scherzte Saxon. Alex warf ihm einen überaus mahnenden Blick zu. Sein Sohn konnte froh sein, dass er die Hände voll hatte, ansonsten hätte es einen Klaps auf den Hinterkopf gegeben. Saxon grinste triumphierend, als Alex sich schweigend geschlagen gab. Im Grunde hatte er Recht. Vielleicht war eine Hochzeit gar keine so schlechte Idee. Die Frage war nur: War er wirklich bereit sich auf Dauer an einen Menschen zu binden??   Sanft berührten Hollys Finger die seinigen. „Du Träumerle.“, flüsterte sie ihm zu. Sofort huschte ein deutliches Lächeln über die Gesichtszüge von Alex, der mit einem letzten Blinzeln die Gedanken an die vergangenen Ereignisse beiseite wischte. Er wollte im Hier und Jetzt leben, die Zeit mit Holly genießen und sich voll und ganz auf das kleine Menschlein vorbereiten. Denn um den kleinen Brandon würde sich schon bald alles drehen. „Dein Kuchen wird kalt.“, scherzte Holly und setzte ein besonders kokettes Lächeln auf. „Ist das eine Anspielung darauf, dass du etwas von meinem Kuchen ab haben willst?“, wollte Alex wissen. Holly tippte sich vielsagend gegen die Nasenspitze. „Möglich.“, raunte sie lieblich. Alex pikste ein bisschen Kuchen auf seine Gabel und reichte diese Holly, die sofort danach schnappte wie ein kleines Krokodil. Alex schüttelte seinen Kopf und lehnte sich zurück, betrachtete Holly, deren Finger auf ihrem kugligen Bauch ruhten. „Ich will das er O’Loughlin heißt.“, eröffnete sie auf einmal. Alex‘ Augenbraue schnellte nach oben. „Ist das dein Ernst?“ „Ja. Es gibt genug Hirten (Shepard) auf der Welt … außerdem möchte ich nicht, dass er irgendwann eine Verbindung zu meiner Mutter hat, und sei es nur der gleiche Nachname.“, stellte Holly fest. Eine leichte Verbitterung machte sich auf ihren Gesichtszügen breit. Alex atmete tief durch. „Okay.“ Er wusste, dass Holly nicht über sie reden wollte. Aubrey war ein rotes Tuch, für Holly ein Thema, dem sie immer auswich und ihr Lebensgefährte hatte dies mittlerweile akzeptiert. „Also ein kleiner Brandon O’Loughlin.“, grinste er mit einem Mal sehr breit. Bisher hatte er eher im Scherz den Kleinen mit Mr. O Junior betitelt.   „Ja… ein kleiner, perfekter Junge, der mir gerade viel zu sehr auf der Blase liegt … entschuldige mich.“, flötete die junge Frau unschuldig und sprang von ihrem Platz aus. Sie hörte noch deutlich Alex‘ Lachen, als sie auf den Toiletten verschwand. Der Australier atmete tief durch, schielte zu den Türen und zog eine kleine, schwarze Schachtel, die mit Samt überzogen war aus seiner Hosentasche. Er seufzte. Schluckte und ließ sie mit einem leisen klicken aufschnappen. Schon funkelte ihm der Diamant entgegen. In einen silbernen Notenschlüssel gefasst wies er etwas überaus Extravagantes auf. Es war eine Spezialanfertigung für Holly. Sie liebte ihn, das wusste er, aber sie liebte auch die Musik. Der Ring sollte ein Symbol der Liebe sein und doch wurde ihm ganz mulmig, wenn er an den bevorstehenden Antrag dachte. Zögerlich berührte er den glitzernden Diamanten, bevor dieser wieder in der Schachtel und somit in der Hosentasche verschwand. „Willst du …“, murmelte Alex und schüttelte seinen Kopf. „… das wird total in die Hose gehen. Ich kann ihr schließlich keinen Text vortragen, den ich auswendig gelernt habe…“ Nervös rutschte er auf seinem Stuhl hin und her, biss sich auf die Unterlippe und schielte nervös zu der Tür, bevor er auf die Uhr starrte und die Minuten zählte. Als Holly zurückkehrte, wirkte sein Gesichtsausdruck fast schon ein bisschen gequält. „Alles in Ordnung?“ Holly sah ihn fragend an. „Ja klar… wir sollten vielleicht langsam gehen. Du weißt ja … heute Abend ist Football.“ „Du und dein Sport.“ „Hmm. Wenn ich schon derzeit selber kaum welchen mache, muss ich wenigstens welchen anschauen.“, verkündete Alex mit einem zufriedenen Nicken. Holly schüttelte darüber leicht ihren Kopf. „Du machst schon genug und ein bisschen mehr Ruhe würde dir nicht schaden. Schon vergessen, dass du mich bald durch die Gegend tragen darfst. Lange schaffe ich es nicht mehr, diese Kugel alleine zu schleppen.“, kicherte Holly und trat mit Alex hinaus in die angenehm laue Nachtluft. Der herannahende Regen vertrieb die schwüle Hitze und verlieh Honolulu ein fantastisches Farbenspiel am Horizont. Gigantische Wolken türmten sich auf und zwischen ihnen hindurch brach die Sonne ihr Licht. Violett, rosa und rot schien der Himmel förmlich zu brennen, als die Sonne langsam gen Horizont sank und im Meer zu verschwinden drohte. Sanft legte Alex seinen Arm um die schmalen Schultern seiner Partnerin. „Du weißt ganz genau, dass ich dich überall hin tragen werde. Ich trage dich doch jetzt schon auf Händen, meine Königin.“, wisperte er ihr zu und ließ es sich nicht nehmen, sie leicht in das Ohrläppchen zu beißen. Wieder verließ ein Kichern Hollys Lippen und sie schielte kurz zu ihm nach oben. „Charmeur.“ „Nur für dich.“, lachte Alex und zog sie mit einem zufriedenen Glucksen weiter. Holly streichelte zufrieden über ihren Bauch und ließ ihren Blick über all die Menschen schweifen. Im Moment war sie eine von ihnen. Eine ganz normale Frau, die sich auf ihren Nachwuchs freute. Niemand drehte sich nach ihr um. Alles war genauso wie es sein sollte. Einfach perfekt! Zusammen schlenderten sie den Strand entlang. In der Ferne glomm das Licht des Leuchtturms. Sofort lehnte sich Holly an ihren Alex. „Wer hätte gedacht, dass nach all dem Drama mit den Paparazzi, sich noch etwas positives entwickelt und wir wirklich zueinanderfinden…“, lächelte sie unwillkürlich. „Mir war das von Anfang an klar. Schon als ich dich aus dem Pool gezogen habe, wusste ich, dass du zu mir gehörst… ich beschütze dich und ich bin immer für euch da.“, raunte Alex liebevoll und hauchte einen zarten Kuss auf ihre Stirn. Sie lächelte und betrachtete das Meer, in dem sich das Licht des Mondes brach. Mysteriös funkelten die dunklen Wellen. Holly stutzte, als sie auf dem Boden eine Spur aus Rosenblättern bemerkte… „Du hast das geplant …“, stellte Holly mit einem kleinen Blinzeln fest. „Oh …möglich.“, flüsterte Alex, platzierte einen Kuss auf ihren Lippen und zog sie mit sich. Kapitel 58: XIII. Episode: Lover’s Eyes (58) -------------------------------------------- Schon aus der Ferne entdeckte Holly den Schein der Fackeln! Mitten Am Strand war ein kleines Paradies errichtet. Eine große, Holzplatte lag auf dem Boden, bestückt mit vielen weichen Kissen. Die Überdachung bestand aus einem simplen Strohdach und rings um die kleine Hütte waren zahlreiche Kerzen in hohen Gläsern und Fackeln aufgebaut. „Wie hast du das hier her gebracht…?“ „Ist doch unwichtig.“, wehrte Alex die Frage ab. Auf sie wartete ein kleines Stückchen Himmel. Mitten in der Natur eine Art großes Sofa. Limonade war bereits kühl gestellt, außerdem warteten ein paar Weintrauben für den ganz großen Hunger. „Aber wieso ist hier niemand?“, hackte Holly trotzdem nach. „Ich habe gute Freunde, schon vergessen?“, lachte Alex munter auf und drückte ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. „Und jetzt frag nicht so, freu dich lieber.“ Er atmete ihren verführerischen Duft ein und stupste einmal gegen ihre Nase, bevor er Holly mit einem kleinen Kuss überraschte. Sie kicherte und klammerte sich an ihm fest. „Ich freu mich doch, ich bin nur überwältigt…“ Alex half Holly auf die Holzplanken. Gemeinsam mit seiner wunderhübschen Lebensgefährtin ließ er sich auf den weichen Kissen nieder. Zärtlich legten sich seine Hände auf ihre Wangen und er zog sie zu einem kleinen Kuss zu sich, bevor er sich in ihren Augen verlor. Dieses unglaublich tiefe braun, das so viel Liebe und Leidenschaft ausstrahlte, aber auch voll von Wärme und Geborgenheit war. Alex zog sie an sich heran und schmiegte sich an Holly. „Ich liebe dich, mein Engel.“, flüsterte er ihr zu. Hollys Kopf lag an seiner Brust. Sie lauschte etwas dem gleichmäßigen Schlagen seines Herzens, dem Rhythmus, der unglaublichen Melodie. „Ach Alex… du weißt doch, dass ich ganz schnell rot werde.“, kicherte Holly leise und schmiegte sich enger an ihn heran. „… ich liebe dich übrigens auch.“ Ein Lächeln glitt über Alex‘ Lippen und erneut fanden seine Lippen den Weg zu ihren. Er atmete hörbar ein und wieder aus. „Eigentlich ist es ja sehr schade, dass es auf O’ahu nicht kalt wird. So können wir uns gar nicht vor den Kamin kuscheln und dem Spiel der Flammen zuschauen.“, kicherte Holly, als sich ihr Blick in dem sanften Glühen der Windlichter verlor. Immer wieder flackerten diese leicht, bewegten sich passend zum Spiel des Windes, der über die Insel brauste. Nur ganz leicht war die Briese, die Alex an der Nase kitzelte. Wieder lächelte er und sah hinab zu Holly, deren Hände wie immer an ihrem Bauch lagen. „Ich brauche keinen Schnee um mit dir vor dem Kamin zu liegen.“, zwinkerte er und platzierte seine Hand ebenfalls auf ihrem Bauch, Er spürte die kleinen Berührungen seines aufgeweckten Sohnes, der die Füßchen von innen gegen Hollys Bauch drückte. Noch gut konnte er sich an diese erste, besondere Bewegung des Kleinen erinnern. Wie gebannt hatte er eine ganze Weile vor ihrem Bauch gesessen und hatte einfach nur gefühlt, wie sein kleiner Sohn sich etwas bewegte. Wie immer hegte und pflegte Alex die große Christbaumkugel, die Holly vor sich her schob, drückte ihr noch einen Kuss auf den Bauchnabel, bevor er wieder zu seiner Angebeteten blickte. „Wir haben gar keinen Kamin.“, stellte Holly mit einem kleinen Stirnrunzeln fest. „Ich weiß und ich glaube uns Beiden reichen auch ein paar Kerzen.“, atmete Alex tief durch und setzte sich langsam hin. Wieder wurde sein Blick etwas nervöser und er angelte die Flasche Limonade und die beiden Gläser. „Hast du Durst…“ Holly schnitt ihm eine Grimasse. „Eigentlich war es gerade richtig bequem hier. Warum bist du heute so unruhig?“ „Ich bin nicht unruhig.“, wehrte der Schauspieler ab und grinste sie flüchtig an. Misstrauisch hob Holly eine Augenbraue und setzte sich mühsam auf. Das war mit ihrer dicken Kugel leider gar nicht mehr so einfach und einmal mehr kam sie sich wie ein gestrandeter Wal vor. Alex hielt ihr das Glas unter die Nase. „Okay, Mr. O. Ich kenne dich mittlerweile verdammt gut und es mag sein, dass du ein verdammt guter Schauspieler bist und deine Fans begeisterst, aber mich führst du mit deinem kleinen Theater nicht mehr hinters Licht. Ich weiß ganz genau, dass bei dir irgendwas nicht stimmt. Alex stob ein bisschen Luft aus, zog die Augenbraue zusammen und blickte Holly wenige Sekunden ertappt an. „Es ist nicht gut, dass du schon so viel von mir weißt.“, murmelte er ein bisschen kleinlaut vor sich hin und schnaubte erneut, worüber Holly noch breiter grinste und ihm schließlich gegen die Nasenspitze tippte. „Jetzt lenk nicht vom Thema ab, mein Lieber. Was ist los?!“ Alex befeuchtete seine Lippen und hob die Schultern. „Ach gar nichts. Ich genieße nur den Abend mit dir und ich … bin um ehrlich zu sein etwas nervös… wegen dem Kleinen.“ Er spähte auf ihren Bauch hinab. „Bald ist es so weit und ich frage mich die ganze Zeit, ob ich dieser Daddy Rolle auch wirklich gewachsen bin.“ „Warum solltest du es nicht sein? Du hast doch bereits einen Sohn…“, weiteten sich Hollys Augen ein bisschen, als Alex ihr so unverblümt seine Sorgen gestand. Ihr Kopf neigte sich zur Seite und ihre Finger tasteten nach seiner Hand. Fest barg sie seine Hände in den Ihrigen und sah ihm mit großen, warmen Augen entgegen. Nougatbraun mit einer kleinen Priese Kastanie. Alex hob langsam seine Schultern. „Ich weiß es nicht Holly. Bei Saxon war ich noch sehr jung und ich habe viel seiner Kindheit gar nicht wirklich mitbekommen.“, log er leise. Natürlich wollte er Holly nicht sagen, was ihm eigentlich durch die Gedanken glitt. Etwas, das ihn sehr wohl sehr intensiv beschäftigte. Die Frage, wie sie auf den Antrag reagieren würde, denn obwohl sie viel miteinander durchgemacht hatten und er sich über ihre Liebe im Klaren war, blieb da ein Restzweifel. Holly hatte sich gerade erst von den Fesseln des Hausdrachen gelöst und war im Begriff ihre Freiheit zu erleben. Was war, wenn sie sich gegen eine so intensive Bindung sträubte? „Alex, jetzt hör auf dir Sorgen zu machen. Du wirst ein prima Papa. Ich sehe dich jetzt schon nachts verschlafen und nur in Shorts bekleidet durch das Haus wandern, um den kleinen Brandon wieder zu beruhigen. Sorgen bringen dir nichts. Du wirst an deiner neuen Aufgabe wachsen. Sieh mich an. Ich habe noch gar keine Ahnung wie das mit Babys läuft. Ich habe keine Freunde die bereits ein Kind haben. Ich hatte noch nicht mal ein Baby auf dem Arm. Du siehst also, dass du mir eindeutig überlegen bist.“, stellte Holly fest. Alex‘ Augen weiteten sich. „Wie? Du hattest noch nie ein Baby auf dem Arm.“ „Woher sollte ich denn eines nehmen? Ich habe bisher kaum Kontakt mit Kindern gehabt. Wenn nur für irgendeine Promotion-Tour. Da sind Säuglinge sehr ungewöhnlich, also betrete ich mit der Geburt unseres Kleinen absolutes Neuland. Doch trotz dessen bin ich mir sicher, dass alles gut laufen wird und es unserem Sohn an nichts fehlen wird – außer an einem perfektem Namen.“, zog sie einen kleinen Flunsch. „Wie meinst du das?“, lächelte Alex und streichelte mit dem Daumen über ihre weiche Haut der Wange. „Naaaa jaaa … Brandon ist schon okay, als Name, aaaaaber … Mädchennamen sind hübscher.“, streckte sie ihm munter die Zunge entgegen. Schon hatte sie es wieder geschafft die Stimmung erheblich aufzulockern. Alex lächelte wieder und seine Nervosität war verschwunden. „Du wirst das aber nicht ändern können, mein kleiner Dickschädel. Gegen so eine taffe Frau wie dich brauch ich einfach männliche Verstärkung.“, nickte Alex und ein kleines Lachen verließ seine Lippen. Holly hob ihre Schultern. „Vermutlich hast du Recht.“, sprach sie vollkommen überzeug von sich und schmiegte sich wieder an Alex heran, der sie nur zu gerne im Arm hielt und sich damit begnügte etwas über ihren Rücken zu streicheln. Leise plätscherte das Wasser und über ihnen zeigte sich der Nachthimmel von seiner bezauberndsten Seite. Dutzende Sterne strahlten, zogen sich über den dunklen Himmel hinweg und schienen den Mond förmlich zu umrahmen. Wie eine silberne Sichel stand er am Himmel und spiegelte sich in den Wellen des Ozeans wieder. Holly atmete zufrieden durch, naschte ein paar Träubchen und fütterte ihren Liebsten, der sich diese Behandlung gerne gefallen ließ! Erst als es etwas frischer wurde, verließ das Pärchen den gemütlichen Ort. Etwas reumütig sah Holly zurück. „Sowas könnten wir ruhig öfter machen.“, erklärte sie, als Alex sie zum Wagen zurück führte. „Vielleicht machen wir das auch mal wieder.“, lächelte er munter. Seine blau-grünen Augen funkelten wie der Sternenhimmel und er strahlte Holly an, hauchte einen Kuss auf ihre Stirn und legte seinen Arm um ihre Hüfte. „Bin ich sehr dafür.“, nickte sie und lauschte wieder den Geräuschen des Nachtlebens. Viele Geräusche, Musik, Lachen. Es war perfekt. Mehr brauchte sie im Moment gar nicht, um glücklich zu sein. Dennoch sehnten sich ihre müden Beine nach dem Sofa und so saß sie mit einem zufriedenen Lächeln wenig später im Wagen, den Alex zurück in Richtung Ewa Beach lenkte.   Endlich wieder zu Hause angekommen schlüpfte Holly aus ihren Schuhen und verabschiedete sich mit einem Küsschen auf Alex‘ Wange in Richtung Terrasse. Er stellte sofort den Fernseher ein um sich ein bisschen Football zu Gemüte zu führen. Wirklich bei der Sache war er allerdings nicht. Immer wieder tasteten seine Finger nach der kleinen, viereckigen Schachtel und immer wieder suchte ihn die unglaubliche Nervosität heim. Schrecklich unsicher, wie er ganz selten in seinem Leben war, wählte er eine ausländische Nummer und drückte den Hörer gegen sein Ohr. „Ist es das Richtige?“, fragte er sofort, als ihm ein weibliches ‚Hallo‘ entgegen schlug. Kurzzeitig herrschte Stille an der anderen Seite der Leitung. „Die richtige Frage ist wohl eher, ob sie DIE Richtige ist, Alexander.“, antwortete eine junge Frau in einem teils sehr gebrochenen englisch. Er schluckte. „Was ist wenn sie es nicht ist?“ „Was sagt dir dein Herz?“, fragte sie nach. Alex knirschte schweigend mit den Zähnen. „Mein Herz … sagt mir, dass sie die Richtige ist, aber ich weiß nicht, ob eine Hochzeit DAS Richtige ist.“, teilte er seine Zweifel mit ihr. Mit der blonden Isländerin, die ihm vor einigen Jahren begegnet war. Seit dem verband sie ein dünnes, aber überaus stabiles Band der Freundschaft. „Du bekommst also kalte Füße, wenn du an die Hochzeit denkst.“, lachte sie auf. „Möglich.“, knurrte Alex und schielte zur Terrassentür. Holly saß am Pool und ließ ihre Füße in das Wasser baumeln. „Du solltest aufhören Angst davor zu haben. Du liebst die Kleine und du kannst so lange warten wie du willst. Die Zweifel verschwinden nicht einfach so. Es ist normal Angst zu haben, verdammt, wir haben alle Angst vor großen Schritten im Leben. Die Angst sorgt nur dafür, dass wir etwas nicht machen, dass wir eigentlich möchten und irgendwann wirst du bereuen, dieses Wagnis nicht eingegangen zu sein. Ich bin kein großer Poet wie dein Bruder und auch kein politischer Redner, der die Wahrheit verdreht. Ich bin einfach nur eine ganz normale Frau, die dich kennt und die genau weiß, dass sich hinter deiner taffen Fassade viele Selbstzweifel verbergen. Dir bringt es gar nichts, Angst zu haben...“ Alex seufzte schwer auf und strich sich fahrig durch seine Haare. „Du hast ja Recht.“, knirschte er mit den Zähnen. „Ich habe immer Recht, mein Freund. Und jetzt los. Trau dich. Sie ist die Richtige und eine Hochzeit ändert nichts daran, dass ihr euch liebt, es stärkt das Band, das zwischen euch besteht nur noch.“, rief ihm die Isländerin entgegen. Alex nickte. „Ja. Bless!Bless!“, wählte er die isländische Verabschiedungsformel. „Bis bald. Gangi (http://browse.dict.cc/islaendisch-deutsch/Gangi.html) ykkur (http://browse.dict.cc/islaendisch-deutsch/ykkur.html) vel! (http://browse.dict.cc/islaendisch-deutsch/vel%21.html) “, wünschte sie ihm noch viel Glück. Sie hatte aufgelegt. Alex klammerte sich sekundenlang an den Hörer und starrte auf die kleine Samtschachtel auf seinen Schoss. Wie gelähmt fühlte er sich. Alex strafte die Schultern. „Na los, Alex… trau dich.“, murmelte er zu sich selbst…. Kapitel 59: XIII. Episode: Lover’s Eyes (59) -------------------------------------------- Er konnte nicht sagen, wie lange er regungslos auf dem Sofa verweilt war. Erst das leise Geräusch der Terrassentür weckte ihn aus seiner Starre! Holly schob leise die Tür hinter sich zu und tapste Barfuß durch den Raum. „Es wird doch ganz schön frisch.“, grinste sie breit. „Wenn du 20 Grad als kalt ansiehst … du bist einfach nur ganz schrecklich verfroren.“ „Möglich.“, kam ein schelmisches Zwinkern von Holly. Alex warf das Telefon beiseite und schielte kurz zum Footballspiel, während er die kleine Schachtel hinter einem Sofakissen versteckte. „Und? Wer führt?“ Alex zuckte mit seinen Schultern. Er hatte sich die ganze Zeit nicht auf das Spiel konzentriert und das änderte sich auch jetzt nicht. „Setzt du dich zu mir?“ „Um Football zu schauen?“, verzog sich ihr Gesicht. Alex ergriff die Fernsteuerung und schaltete den Apparat einfach aus. „So? Also kein Football.“ „Ganz genau. Wir können uns auch gerne einer Romanze zuwenden.“, zwinkerte Alex und klopfte neben sich auf das Sofakissen. Holly hob eine Augenbraue. „An was du wieder denkst.“, verdrehte sie die Augen, ließ sich aber von seinem liebevollen Blick aus den großen blau-grünen Augen erweichen und setzte sich neben Alex. Fordernd tippte sie mit ihrer Fingerspitzte gegen ihre vollen Lippen. „Wie wär es, wenn du mir einen Anlass gibst, hier zu bleiben.“, meinte sie mit einem zärtlichen Lächeln, das sich auf ihren Zügen wiederspiegelte. Alex zog sie mit einem kleinen Ruck zu sich und drückte einen Kuss auf die vollen Lippen. Mit einem Mal löste sich Holly und beäugte in skeptisch. „Du zitterst. Wirst du krank?“, fragte sie nach und fühlte seine Stirn. Sofort schob er ihre Hand beiseite und verdrehte die Augen. „Ich wird doch nicht krank. Männer werden nicht krank.“ „Stimmt. Männer sterben immer sofort.“, stöhnte Holly auf und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Genau.“, nickte Alex und lehnte sich zurück. Jetzt oder nie. Er holte tief Luft. Langsam tasteten seine Finger nach der kleinen Schatulle  „Ich habe ein neues Lied geschrieben.“, begann Holly zu erzählen. Er zog die Hand unter dem Kissen hervor und nickte interessiert. „Willst du wieder als Mya auftreten?“ „Gott, nein. Davon hab ich genug. Nur weil ich keine professionelle Musikerin mehr bin, heißt das nicht, dass ich der Musik den Rücken gekehrt habe.“, schüttelte sie vehement ihren Kopf, sodass die blonden Locken umher hüpften. Alex fing eine Haarsträhne ein und streichelte sie hinter ihr Ohr zurück. Dann legte er einen Finger auf ihre Lippen. „So. Du bist jetzt mal leise. Den ganzen Abend schon erzählst du mir lauter tolle Sache und dabei muss ich dir auch ganz dringend etwas erzählen. Etwas sehr wichtiges und dafür darfst du mir jetzt nicht ins Wort fallen, hast du mich verstanden, meine Hübsche?“ Holly nickte und hauchte einen Kuss auf seine Fingerspitze. „Und sowas unterlässt du jetzt auch. Du hörst mir jetzt nur zu. Einverstanden?“ Wieder nickte die Blondine, schaffte es aber nicht, die Skepsis komplett aus ihrem Blick zu verbannen. Alex nahm langsam seine Hand beiseite und ergriff ihre schmalen Finger. „Ich liebe dich Holly. Ich bin von dir begeistert, seit ich dich das erste Mal gesehen habe und ich war immer wieder glücklich, dass das Schicksal uns zusammengeführt hat, obwohl es uns zwischendurch sehr rüde auseinander gerissen hat. Wir gehören zusammen. Vor allem aber gehöre ich zu dir und zu unserem Kind.“ Holly nickte und wollte schon ihren Mund öffnen, allerdings brachte ein strenger Blick von Alex sie zum Schweigen. „Und gerade weil ich dich liebe und leider kein so großer Redner bin wie mein Bruder, muss ich einfach Taten folgen lassen.“, erklärte er, holte noch einmal tief Luft und zog die kleine Schachtel unter dem Sofakissen hervor. Augenblicklich weiteten sich Hollys Augen ein kleines bisschen. Alex ließ die Schachtel aufschnappen. Seine Hände waren schon ganz verschwitzt. „Willst du…….“ Holly unterbrach ihn doch (!), fiel ihm um den Hals und drückte ihm einen heißen Kuss auf die Lippen. Alex Arme legten sich um sie herum. Ihre Reaktion war Antwort genug und so fand sich nach einem langen Kuss der Diamantring an Hollys Fingern wieder. Ein paar Freudentränen kullerten über ihre Augen und benetzten Alex Hemd, als sie in seinen Armen lag und das Glück das sie endlich gefunden hatte, einfach nur auskostete.     Es war der Morgen des 18. Dezembers, an dem Holly mit einem leichten ziehen im Bauch aufwachte. Sie verzog ihr Gesicht und drehte sich auf die andere Seite. „Alex?“, fragte sie in das schwache Tageslicht, das durch die Vorhänge drang. Ihre Hände wanderten über ihren Bauch, der ein bisschen härter war als sonst „… doofes chinesisches Essen.“, brummte sie vor sich hin und schob die leichten Bauchschmerzen auf das Essen vom Vortag. „Alex?“ Sie klang ein bisschen maulender, als sie sich blinzelnd umsah. Die andere Bettseite war leer. Sie deutete einen Flunsch an und tastete durch das leere Bett, als ihr Blick an einer kleinen Schachtel hängen blieb. Die weiße Schalte mit dem blauen Blumenmuster war mit einer gelben Schleife verschlossen, an dem ein grauer, großer Schlüssel und ein kleines Schild baumelte. Holly setzte sich mühsam auf, stemmte sich die Hände in den Rücken und atmete tief durch. Langsam ebbte der Schmerz wieder ab. Sicher nur eine der kleinen fiesen Vorwehen, die leider täglich vorkamen. Das war normal. Sagt der Arzt. Für Holly war das lästig. Ihr Blick blieb kurz an ihrem Verlobungsring hängen. Sie lächelte und seufzte zufrieden auf, bevor sie die Schachtel ergriff. Der Schlüssel fiel in ihren Schoss, als sie die Bänder auseinander zog und die Schachtel öffnete. Viele bunte Weihnachtsplätzchen sahen Holly entgegen. Sie grinste und angelte sich einen Zimtstern. Zufrieden sah sie sich um und betrachtete nachdenklich den Schlüssel. Auf dem Schild stand lediglich: „Überraschung“. Aber was für eine Überraschung? Vor allem sah der Schlüssel so alt aus. Ein kleines bisschen nachdenklicher schob sie die Decke auf die Seite und hob mühsam die Beine aus dem Bett. Wieder zog sich ihr Bauch zusammen, weshalb sie sich etwas nach vorne lehnte und in den Schmerz hinein atmete. So schnell wie er gekommen war, verschwand er wieder. Die Kekskiste in den Händen watschelte Holy durch das Schlafzimmer. Keine Dusty kam ihr entgegen, als sie die Tür öffnete. Demnach war Alex mit seiner Hündin gerade joggen. „So, mein Schlüssel, wo gehörst du eigentlich hin?“, fragte Holly und schob sich noch einen köstlichen Keks in den Mund und suchte den Weg, die Stufen nach unten. Die Schlafzanzughose zwickte unangenehm und auch das Hemd – Alex‘ Hemd, das auch nach ihm duftete – verbesserte dieses leichte Gefühl des Unwohl seins nicht gerade. Sie stob leise die Luft aus und legte ihre Stirn in Falten. Brav stellte sie Teewasser auf und watschelte wieder die Treppen mühsam nach oben, um sich Kleidung aus dem Schrank zu holen um dann erst mal unter der Dusche zu verschwinden.       Nur mit der Hose eines Wetsuit bekleidet – das Oberteil hing locker nach unten – hockte Alex am Strand. Dusty war bei ihm und ebenso das Surfbrett. Schon als er am Morgen leise aus dem Bett verschwunden war, hatte er sich für einen etwas anderen Morgensport entschieden. Leise grollte das Meer, trieb eine Schaumkrone nach der anderen heran. Die Wellen brachen plätschernd, gurgelnd, rauschend in der kleinen Bucht und hinterließen einen angenehmen Glanz auf dem Sand. Der Glanz der Morgensonne verließ dem Meer und dem weißen Sand einen ganz besonderen Schimmer. Ein paar kleine Schäfchenwolken zogen über die Insel hinweg und immer wieder blitzte das Sonnenlicht zwischen den weißen Wölkchen auf und erwärmte den Boden und auch Alex, der sich einmal streckte. Sein Brett steckte neben ihm im Sand und Dusty tobte freudig umher, während sich auf seiner Stirn ein paar deutliche Sorgenfalten abzeichneten. Erst nach ein paar Momenten des Schweigens wandte er seinen Kopf umher und beobachtete die paar wenigen Seelen, die sich an diesem Dezembermorgen an den abgelegenen Strand von Ewa Beach verirrt hatten. Hier regierte die Stille. Kein lästiger Anruf von einem Reporter, keine nervigen Menschen die ein Autogramm wollten. Er war nur ein ganz normaler Mann, der in der Sonne saß und den Morgen genoss, während seine Gedanken voll mit irgendwelchen Sorgen waren! Alex ließ sich in den Sand sinken, alle Viere von sich gestreckt und genos ganz einfach den Tag. Alles, absolut alles schien so schrecklich perfekt. Endlich fühlte er sich angekommen. Mit einem zufriedenen Seufzen schloss er seine Augen und strich sich einmal über den Bauch, während die Sonne ein angenehmes Kribbeln auf seiner Haut zurück ließ. Wie lange er im Sand lag und einfach die Seele baumeln ließ, konnte er nicht sagen. Es war Dusty, die über sein Gesicht schleckte und dazu drängte, nach Hause zurück zu kehren.    Holly nahm die kleine Schachtel genauer in Augenschein. Im Schneidersitz hockte sie auf der Terrasse und ignorierte die kleinen, zwickenden Schmerzen in ihrem Unterleib gekonnt. Ein Auge zusammengekniffen hielt sie die Kiste in die Höhe und schüttelte sie etwas. Auf einmal flatterte ein kleiner Zettel heraus. Sofort pickte Holly danach und entfaltete ihn mit einem wild schlagenden Herzen. Sie blinzelte verwirrt und starrte auf das Foto eines Leuchtturms. Wieder ergriff sie den Schlüssel. „Oh mein Gott … es ist DER Schlüssel. Der Schlüssel unseres Leuchtturms!“, quietscht sie laut lachend und drückte den Schlüssel gegen ihre Brust. Just in dem Moment zog sich ihr Unterleib wieder zusammen. Holly lehnte sich mit gequältem Gesichtsausdruck etwas nach vorne und drückte eine Hand in ihren harten Bauch. Sie schluckte und wurde mit einem Mal sehr blass. „Aber … es ist noch zu früh, Kleiner. Du hast noch drei Wochen Zeit.“, sprach sie zu ihrem Bauch und tätschelte ihr Bäuchlein. Wie auf Kommando war da erneut dieser Schmerz. Wehe, wenn die Wehen kommen. Langsam ergab dieser Ausspruch einen Sinn! Die Tür fiel ins Schloss und ein „Bin wieder daheim“, drang an Hollys Ohren. Sie rappelte sich mühsam auf. „Es ist wirklich noch zu früh.“, hauchte sie erneut. Sie atmete tief durch und wanderte in die Richtung ihres zurückgekehrten Verlobten, der die Schlüssel in eine kleine Schale warf. „Ich zieh mich rasch um. Es klebt unangenehm.“, murmelte er und zupfte an der Hosentasche. Alex hob eine Augenbraue und nahm Hollys Hand, als sie auf ihn zu gewankt kam. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte er ein bisschen verdutzt. Sie biss sich auf die Unterlippe und hob langsam ihre Schultern. „Ich glaub das Baby kommt…“   Kapitel 60: XIV. Episode: If… then… else! (60) ---------------------------------------------- Sämtliche Alarmglocken hatten Alex wie in Trance handeln lassen. Mir Krankenhaustasche, Holly und einer gehörigen Portion Mut im Gepäck ging es schon ab in Richtung Krankenhaus. Holly wurde in ihr Einzelzimmer gebracht, untersucht und an einen Wehen Schreiber angeschlossen. Die Diagnose lautete: Geburt! Alex saß gelähmt neben Holly am Bett, hielt ihre Hand fest umklammert und beobachtete die junge Frau, die sich durch eine ziehende Wehe kämpfte. Behutsam strich er mit dem Daumen über ihre weiche Haut und beobachtete die Nadel des Wehenschreibers, die ständig schnell hin und her zuckte. Ihre Fingerspitzen hielten seine Hand fest umklammert, während er mit beiden Händen ihre hielt. „Du machst das toll.“, brachte er mühsam hervor und schaffte es, sich ein kleines Lächeln abzuringen. Seit wie vielen Stunden er an Hollys Bett wachte, konnte er inzwischen gar nicht mehr sagen. Doch je mehr Zeit verstrich, desto größer wurde die Sorge, dass mit seinem Sohn etwas nicht stimmen konnte. „Bleibt mir was anderes übrig.“, knirschte Holly mit den Zähnen und strich sich durch das schweißnasse Haar, als es an der Tür des Privatzimmers klopfte. Alex sah auf, tauschte einen kurzen Blick mit seiner Verlobten und erhob sich eiligen Schrittes. Schnell durchquerte er den Raum und öffnete die Tür nur einen Spalt, fast als habe er Angst, dass ein lästiger Paparazzo auf einen Schnappschuss lauern könnte. Stattdessen blickte er in das Gesicht von keinem geringeren als Ryan! Alex grinste. „Hey. Na wen haben wir denn da…“, schob er sich aus der Tür und schloss diese hinter sich. „Ich dachte, pünktlich zum Jahreswechsel kann ich meinen Dienst wieder antreten. Und was muss ich erfahren? Du bist mit Holly im Krankenhaus. Alles in Ordnung bei euch?“ Alex nickte und schloss seinen Bodyguard kurz in die Arme. „Wie geht es dir? Hast du dich erholt?“, fragte er nach und musterte den Mann skeptisch. Die dunkelblonden Haare von Ryan waren wie sonst auch ziemlich durcheinander und die großen grünen Augen waren mit leichten dunklen Ringen unterzeichnet. Der passende Dreitagebart legte Nahe, dass er sich nicht nur – wie verordnet – ausgeruht hatte, sondern wieder irgendwas im Schilde führte. „Mir geht’s gut, aber das tut auch nichts zur Sache. Ist bei dir alles in Ordnung, oder gibt es irgendwas, das ich wissen sollte?“ „Oh. Du bist also wirklich und wahrhaftig zurück im Dienst.“ „So sieht es aus. Es ist noch immer nicht geklärt, wer damals bei dir eingebrochen ist und ich werde einen Teufel tun und aufhören zu suchen.“, stemmte Ryan seine Hände in die Seiten. Alex verzog ein kleines bisschen sein Gesicht. „Lass uns darüber wann anders reden. Holly bekommt gerade ein Kind von mir.“ Ryan nickte. „In Ordnung. Dann morgen.“ Typisch Bodyguard. Alex verdrehte seine Augen. „Von mir aus morgen … wie geht es Leila.“ Ryans Augenbraue zuckte merklich, allerdings verließ kein Wort seine Lippen. Alex seufzte. Ryan war also wirklich zurück und dazu gehörte leider auch, dass er kein Wort über sein Privatleben verlor. Der ehemalige Soldat reichte ihm eine Karte. „Meine neue Nummer, melde dich, sobald du Zeit hast und wenn etwas los ist … viel Erfolg da drinnen.“ Ryan klopfte ihm auf die Schulter und schon hatte er sich abgewandt. Etwas irritiert sah Alex ihm noch nach, bevor er mit einem leisen Brummen im Krankenzimmer verschwand.   „Wer war das?“, wollte Holly wissen. Sie kaute schon wieder auf ihrer Unterlippe herum. Ein deutliches Zeichen für ihre wachsende Unruhe. „Ryan.“ „Er  ist wieder da?“ Leicht nickte der Australier und ließ sich mit einer fließenden Bewegung an ihrer Seite nieder, ergriff sofort ihre schmalen Finger. „Wann wollte noch gleich der Arzt kommen?“, fragte er besorgt nach. „Ich hoffe bald.“, seufzte Holly, die schon ganz blass um die Nasenspitze war. Alex gab sich einen Ruck und setzte sich neben sie an das Bett. Sanft streichelte er eine Strähne aus ihrem Gesicht. „Hey, es wird alles gut. Manchmal dauern Geburten ein bisschen. Mach dir keine Sorgen, Honey.“, flüsterte er ihr zu und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Wange. „Ich mach mir keine Sorgen… ich habe nur Angst.“ Alex grinste. „Hör auf damit. Sofort. Konzentrier du dich lieber auf die Geburt, denn in ein paar Stunden hältst du schon deinen kleinen Brandon in den Armen.“ Holly holte sehr tief Luft und schloss ihre Augen. Sanft streichelte Alex immer wieder durch ihre Haare und hielt seine Lebensgefährtin etwas im Arm um ihr die nötige Kraft und Sicherheit zu geben, die sie just in diesem Moment brauchte! Die Ärztin kam und untersuchte Holly. Die Falte auf ihrer Stirn ließ sich nicht leugnen. Alex war käseweiß im Gesicht und rutschte unruhig auf dem Stuhl neben Holly hin und her, während die Ärztin die Werte überprüfte und Hollys Bauch abtastete.  Die Krankenschwester himmelte in der Zwischenzeit den Schauspieler an. Natürlich kümmerte er sich kein bisschen darum. Seine Gedanken kreisten nur um Holly und den Wichtel. „Hmm.“, machte die Ärztin und sofort weiteten sich Alex‘ Augen vor Sorge! „Was? Was ist denn?“, wollte Holly wissen. „Erst mal kein Grund zur Sorge. Leider scheint Babyboy den Weg nach unten nicht zu finden. Das passiert manchmal. Allerdings…“ „Was?!“, platzte es entsetzt aus Alex hervor. „Mr. O’Loughlin, ich sagte doch, kein Grund zur Unruhe. Ich befürchte, dass sich die Platzente zum Teil ablöst und… ich würde einen Kaiserschnitt vorschlagen.“, kam die Ärztin direkt auf den Punkt. Holly quietschte auf und presste Alex Hand. „Es ist das sicherste…“ „Kann ich keine normale Geburt versuchen … ich … ich…“ „Miss Shepard, ich halte einen Kaiserschnitt für die klügste Entscheidung, um weder die Gesundheit des Babys, noch Ihre zu gefährden.“, wurden die Worte ein bisschen deutlicher. Natürlich seufzte Holly ängstlich auf und tauschte einen kurzen Blick mit Alex, bevor sie etwas zittrig nickte. „In Ordnung… dann eben ein Kaiserschnitt und … oh Gott, ich habe Angst.“ „Brauchst du nicht. Ich bin ja bei dir.“, sprach Alex und drückte eilig einen Kuss auf die Hand seiner Verlobten. “Mr. O’Loughlin, Sie können nicht mit…“, hielt die Ärztin ihn zurück. Irritiert guckte Alex auf, starrte sie an. „Aber… wieso…?“ Die Schwester schüttelte ihren Kopf. „Es ist besser so…“ Alex drückte die Hand von Holly fester. Besorgt huschte ihr Blick hinauf zu Alex. „Wir schaffen das schon. Ich muss das ja schaffen. Immerhin will ich unseren Kleinen zu Weihnachten mit nach Hause nehmen. Du … du wartest doch hier auf uns?“ Der Australier beugte sich zitternd zu ihr nach unten und hauchte einen Kuss auf ihre Wange, strich ihr durch die Haare. "Ich warte hier auf dich… auf euch Beide.“, flüsterte er ihnen nach und hob leicht seine Hand, als Holly auf dem Bett langsam weg geschoben wurde. Es zerriss Alex beinahe das Herz und für einen Moment verspürte er den Drang ihr nach zu laufen! Er schluckte, als die Türen zufielen und er den Blick auf Holly verlor. „Das ist nicht fair.“,  murmelte er leise vor sich hin und ließ sich mit einem erschöpften Seufzen auf einen freien Stuhl im Wartezimmer sinken. Lange Zeit saß er nur regungslos da, schließlich packte er sein iPhone aus, stöpselte sich Kopfhörer in die Ohren und lauschte der Weihnachtsmelodie. Aufgenommen von Holly. Ihre Stimme gab ihm Kraft. Die Augen geschlossen lehnte er sich zurück und zählte die Sekunden die verstrichen, versuchte dabei die innere Unruhe zu ignorieren. Alex merkte gar nicht, wie er langsam in den Tiefen seiner Gedankenwelt verschwand.   Er hasste Partys. Vor allem solche, wo es nur darum ging sich ins Rampenlicht zu stellen. Vielleicht hatte er sich an diesem Abend aus jenem Grund ins Badezimmer zurückgezogen. Um endlich etwas von dem Trubel abzuschalten. Er schrieb einer guten Freundin in Island eine kurze SMS und ließ sich mit einem schweren Seufzen auf dem Fenstersims nieder. Selbst durch die geschlossene Tür hörte er die Singstimme zweier Sängerinnen. Rihanna und Mya. Er konnte mit der Musik von Beiden nichts anfangen! Alex stieß die Fenster auf und ließ die angenehme, laue Nachtluft herein fluten. Atmete tief durch und fühlte die Bewegung seines Körpers. Von einem kleinen Seufzen begleitet ließ er sich auf dem Badewannenrand nieder und kramte in seiner Hosentasche. Nach ein paar Augenblicken lag eine kleine, orangene Dose in seinen Fingern. Alex schloss seine Augen und atmete einmal tief durch, drehte das Döschen hin und her, lauschte dem rasselnden Geräusch, das es auslöste. „Alex, du bist darüber hinweg.“, knurrte er sich selbst leise an, öffnete trotz dessen mit einem leisen Knacken den Deckel. Die kleinen, ovalen Pillen landeten in seiner Handfläche, kugelten etwas umher, während Alex sie etwas wog. Ein leises Klirren, dicht gefolgt von einem Platschen zog kurzzeitig seine Aufmerksamkeit auf sich. Er hob seinen Blick, sah zum Fenster, lauschte. Nichts. Er vernahm kein weiteres Geräusch, also tat er alles mit einem Schulterzucken ab und ließ seinen Blick wieder auf die Tabletten in seiner Hand wandern. Vicodin. Linderung und Fluch zugleich. Endlich keine Schmerzen mehr fühlen, dafür aber immerzu an diese kleine Versuchung denken. Eine weitere Pille gesellte sich zur ersten und kurz darauf verschwanden sie zwischen seinen sinnlichen Lippen. Just in dem Moment wurde alles schwarz um ihn herum, er rutschte vom Badewannenrand und blieb benommen liegen. Gehüllt in tiefe Schwärze verschwamm alles und er verlor für wenige Momente sich selbst…. Kapitel 61: XIV. Episode: If… then… else! (61) ----------------------------------------------  „Alex?“ Es piepte dicht neben seinem Ohr. Alex Augenlider flatterten und langsam öffnete er seine Augen, sah sich irritiert um. Er lag in einem kleinen, sterilen Krankenzimmer. Die Wände waren kahl und weiß. Aus seinem Arm reichten allerhand Schläuche und sein Magen schmerzte unangenehm. Scott lehnte sich nach vorne und betrachtete ihn skeptisch. „Sieh an, du weilst wieder unter den lebenden…“, atmete er tief durch. Alex benetzte seine Lippen, schloss die Augen und öffnete sie erneut. Er wusste nicht, wo er war. Was geschehen war. Scott tippte ihm gegen die Stirn und erst jetzt richteten sich die irritierten, fragenden Augen von Alex wieder auf seinen besten Freund. Unfähig zu sprechen, sahen sie einander einfach nur an. „Überdosis.“, knirschte Scott mit seinen Zähnen. Alex atmete tief durch und schloss seine Augen wieder. „Hör zu, Alex. Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber ich war der festen Meinung, der Entzug habe dir geholfen. Ich weiß, dass du nach Malia wieder sehr versucht warst, Tabletten zu nehmen, aber Alter, ihr habt euch im Guten getrennt. Sie ist absolut in Sorge um dich, als sie von der Überdosis erfahren hat. Wieso nimmst du dieses Teufelszeug wieder? Du warst darüber hinweg!“, kam ohne Umschweife über Scotts Lippen. Natürlich machte er seinem Freund Vorwürfe, aber nur wegen der unendlich tiefen Sorge um einen Menschen, den er mochte. Alex schwieg, ließ seinen Blick aus dem Fenster wandern und bemerkte zeitgleich, dass er an das Bett gefesselt war. „Zu deiner Sicherheit.“, klärte Scott ihn auf. „Du warst anscheinend kurz wach und hast versucht die Ärzte von dir zu stoßen.“ Auch das wusste Alex nicht mehr. Alles lag in einer unendlichen Dunkelheit vor ihm und natürlich jagte ihm der Black-Out einen Schauer über den Rücken! Er knirschte hörbar mit seinen Zähnen und versuchte sich an irgendwas zu erinnern. Ohne Erfolg. Schwerlich seufzte er auf und schüttelte seinen Kopf wieder. „Was ist los mit dir?“, wollte Scott wissen, jedoch ohne eine Antwort zu erhalten. Deshalb erhob er sich mit einem schweren, betrübten Seufzen und schlurfte geknickt auf die Tür zu. „Ich warte draußen, falls etwas ist…“, murmelte er und schob sich aus dem kleinen Raum, ließ den vollkommen in sich zurückgekehrten Alex in seiner eigenen Lethargie zurück. Scott zog die Tür hinter sich ins Schloss und spähte den langen Gang entlang. „Wie die Aasgeier.“, schüttelte er seinen Kopf und ließ sich neben Grace sinken, die unruhig ihre Hände ineinander rieb. „Eine Musikerin hat versucht sich umzubringen. Was erwartest du? Wir können von Glück reden, denn ansonsten würden sie alle Alex belagern, der mit Sicherheit das Gleiche versucht hat.“, seufzte sie auf. Die Sängerin Mya wäre an diesem Abend fast ertrunken. „Irgendwie gruslig. Eine Party und zwei vermeidliche Selbstmordversuche. Wenn ich nur wüsste, was in Alex Kopf vor sich geht.“, seufzte Scott auf und rieb sich die schmerzenden Schläfen. Schon seit Stunden hämmerte dröhnend der Kopfschmerz. „Wir sollten sie in einen Sack werfen und drauf hauen, damit Beide kapieren wie kostbar das Leben ist.“, gähnte Grace und lehnte ihren Kopf an die Schulter von Scott. „Da hast du Recht…“, antwortete Scott und starrte auf die geschlossene Tür, die zu Alex Zimmer führte, während die Paparazzi am anderen Ende des Flurs vor dem Zimmer der Sängerin Mya auf Neuigkeiten gierten….   Finley ließ sich mit einem Seufzen neben Alex nieder, dessen Ohrenstöpsel ihren Weg zu Boden gefunden hatten. Sein Ellenbogen rutschte von der Stuhllehne und beinahe verlor er das Gleichgewicht. Er blinzelte irritiert und sah sich flüchtig um. „Was ist passiert?“, wollte er wissen. „Keine Ahnung. Ich bin gerade erst gekommen…“ Alex sah sich im Krankenhaus um und für einen Moment war es so, als ob er ganz weit weg war. Irgendwo anders. Er rieb sich durch die Haare. „Schon was Neues von Holly und dem Kleinen?“ „Keine Ahnung, ich bin gerade erst gekommen…“, antwortete Finley und betrachtete ihn besorgt. „Ist alles in Ordnung bei dir?“ „Ja… ich habe wohl nur geträumt.“, seufzte der Schauspieler auf. „Wie du aussiehst, hast du ein Gespenst gesehen.“ „Ja. So in etwa. Ich … kennst du diese Frage, die man sich manchmal im Leben stellt? Die was wäre wenn …?“ „Kommt ja bei dir oft vor.“, murmelte Finley. „Ich weiß. Ich habe mich einfach gefragt, was gewesen wäre, wenn ich Holly nie begegnet wäre. Ich glaube ich hätte meine Vicodin-Sucht nie hinter mir gelassen. Ich habe wegen ihr und dem Baby aufgehört. Genauso wie ich damals für Malia aufgehört habe.“ „Ist aber nicht gut. Du solltest in erster Linie für dich selbst aufhören.“, erklärte Finley mit einem energischen Nicken. „Ja. Ich weiß.“ Alex seufzte auf. „Dir geht es gut, oder?“, wollte Finley wissen. „Ja. Mir geht’s perfekt. Ich bin perfekt, mit Holly und dem kleinen Wichtel. Ich habe seit ich mit Holly nach Ewa Beach gezogen bin nicht mehr dieses Bedürfnis nach Schmerzmitteln. Ich besitze nicht mal mehr welche. Früher hatte ich immer welche in meiner Nähe. Zur Sicherheit. Dieses Verlangen ist jetzt weg.“, erklärte er mit einem kleinen Schmunzeln und augenblicklich machte sich Erleichterung in ihm breit. „Ich bin frei… verstehst du. Frei.“, seufzte Alex. Finley klopfte auf die Schulter seines Bruders. „Ich bin stolz auf dich, Großer. Du hast dir dein Glück verdient.“ Ein kleiner Schatten schlich sich auf Alex Züge. „Jetzt muss bei den Beiden nur noch alles in Ordnung sein.“, murmelte er und schielte den langen Gang entlang, der vom Wartebereich in Richtung Kreissäle führte! „Es wird sicher alles in Ordnung sein.“ „Das kannst du nicht wissen. Du hast nicht den besorgten Gesichtsausdruck der Ärztin gesehen. Drum glaube ich ganz fest, dass da irgendwas nicht stimmt.“, seufzte Alex auf und vergrub sein Gesicht sekundenlang in seinen Handflächen. Finley klopfte seinem Bruder beruhigend auf die Schulter. „Mach dir nicht so viele Gedanken, Alex. Es wird alles gut und solange du nicht weißt, bringt es nichts, sich irgendwie reinzusteigern.“, mahnte Finley seinen großen Bruder, der ihm einen kleinen Seitenblick zukommen ließ und dann noch einmal tief aufseufzte. Alex sank etwas tiefer in den Stuhl und schloss seine Augen für ein paar Sekunden. „Was wäre wenn … ich glaube diese Frage wird dir wohl nie jemand beantworten können.“, griff Finley ein Gesprächsthema auf. Alex reagierte nicht. Hob seine Schultern und dachte einfach nur an Holly, die gerade ein hoffentlich gesunden, kleinen Jungen zur Welt brachte.   Alex schlurfte durch den langen Gang, mit den vielen Bildern von berühmten Musikern, Synchronsprechern und Schauspielern. In den Studios wurden neue Songs aufgenommen und auch Filme und Serien nachsynchronisiert. Er hatte wohl in den vergangenen Episoden von Five-O so undeutlich geredet, dass er den heutigen Tag hier verbringen musste. Sein Gesicht war müde und abgespannt und wie so oft lastete der stechende Blick von Scott auf ihn. Seit jener Party ließen ihn seine Freunde nicht mehr aus dem Augen. Ständig begleitet von der Furcht, dass der Schauspieler wirklich eines Tages dem Leben ein Ende bereitete. Was in seinem Herzen vorging, wusste keiner. Was ihn quälte, wonach er suchte, konnte keiner von ihnen ahnen. „Kannst du nicht mal aufhören, den Wachhund zu spielen?“, brummte Alex ein kleines bisschen genervt und schielte über seine Schulter, zu seinem guten Freund. „Nein. Nicht solange du nicht wieder im Entzug bist und diesmal wirklich und wahrhaftig den Schmerztabletten abschwörst.“, knurrte Scott. „Ach lass mich doch in Ruhe.“, beschwerte sich Alex, noch immer über seine Schulter schauend. Er bemerkte die zierliche Gestalt gar nicht, die plötzlich vor ihm auftauchte, und die er leicht an der Schulter anrempelte. „Pass doch auf.“, knurrte sie. „Wie wäre es, wenn einfach du die Augen aufmachst.“, raunte Alex zurück und schritt erhobenen Hauptes an der arroganten Sängerin vorbei. Scott seufzte auf und sah der jungen Frau nach. Er wusste wer sie war, was ihr Selbstmordversuch für Schlagzeilen verursacht hatte. Mya rümpfte ihre Nase und stöckelte auf ihren hohen Schuhen an ihnen vorbei und schlug mit einem lauten Knall die Tür zu Aufenthaltsraum zu. „Na du bist ja gut gelaunt.“ „Lass mich endlich in Ruhe, Scott. Ich brauche niemanden der auf mich aufpasst. Es geht mir gut und jetzt, kümmer dich um wen anderes. Ich habe auf dieses Drama, das du veranstaltest keine Lust mehr.“, knurrte Alex, schob den leicht verdatterten Scott beiseite und verschwand hinter einer Tür. Scott schüttelte entsetzt seinen Kopf. „Du benimmst dich absolut kindisch.“, gab er genervt und besorgt zugleich zurück.   Finley stieß Alex an, der sofort kerzengerade auf dem Stuhl saß. „Da kommt jemand.“, flüsterte der Jüngere. Alex war angespannt und so unendlich erschöpft, aber die nagende Sorge, die absolute Angst um Holly und seinen Sohn, ließen ihn wieder unter die wachen zurück kehren. „Was wäre wenn … was ist, wenn Holly oder mein Baby tot ist …“, schluckte Alex und fühlte, wie das Herz schnell gegen seine Brust hämmerte. „Lass solche Gedanken gar nicht erst zu.“, sprach Finley ihm etwas Mut zu und drückte seine Schulter. „Ich versuche es…“, gestand Alex, allerdings war es gar nicht so einfach. Ihm wollten die Zweifel nicht aus dem Kopf verschwinden und leider konnte er das Gesichtsausdruck der jungen Frau, die auf sie zukam nicht deuten. „Oh bitte… sie muss das überlebt haben.“, schickte Alex ein kleines Stoßgebet gen Himmel. Alex sprang auf, als sich eine Krankenschwester näherte. Die junge Frau kam vor ihm zu stehen. Die Krankenschwester begann mit einem Mal zu strahlen und Alex fiel ein ganzer Brocken vom Herzen. „Es ist ein gesundes, kleines Mädchen.“, verkündete die Schwester und reichte Alex das rosa Bändchen.     Kapitel 62: XIV. Episode: If… then… else! (62) ----------------------------------------------   Lebenskunst ist, geduldig auf das Glück zu warten und sich die Wartezeit so zu gestalten, dass man sie vergisst. Dann kommt auch das Glück am ehesten.   Er guckte irritiert auf dieses. „Ein … ein Mädchen?“, wiederholte er leise und tauschte einen kurzen Blick mit Finley. „Oh bitte sag mir nicht, dass ich das Zimmer in einer neuen Farbe streichen muss…“, seufzte Finley auf, grinste dabei aber sehr breit. Beruhigend klopfte er Alex auf die Schultern und merkte ganz genau wie mehr und mehr der Last von seinen Schultern fiel. Diesem wurde gerade das Bändchen um das Handgelenk gelegt. Langsam hob er seine Hand an. „Isobel O’Loughlin.“, flüsterte er leise, überrollt von so vielen Eindrücken. „Miss Shepard meinte so sei ihr Name. Ich hoffe das ist korrekt…“ Langsam nickte Alex.  „Hat mein kleiner Dickschädel also doch ein Mädchen bekommen, nur weil ihr Jungsnamen nicht gefallen...“, murmelte er feixend vor sich hin um irgendwie die Situation zu verstehen. Vollkommen überfordert war er im Moment und zeitgleich durchströmte ihn das unendliche Glück.  Endlich! Die Krankenschwester blieb nochmal stehen und sah abwartend zu Alex. „Kommen Sie nun mit, oder nicht?“, fragte sie grinsend nach. Alex blinzelte. „Ich … ich komme. Natürlich komme ich.“, grinste er hastig und fuhr sich durch seine Haare, während er mit einem glückseligen Gesichtsausdruck hinter der Krankenschwester her schritt. Zurück blieb Finley, der sein Handy zückte um die ersten paar SMS zu schreiben. Seit Holly im Operationssaal verschwunden war, warteten alle panisch auf Entwarnung! „Ihnen geht’s doch gut oder? Beiden?“, fragte Alex leise die Krankenschwester „Ja. Ihre Lebensgefährtin ist noch etwas geschwächt, aber sowohl Miss Shepard als auch Baby-Girl sind wohl auf.“, beruhigte die Krankenschwester den Mann, der ziemlich neben der Spur war. „Sie ist also wach?“, fragte er leise nach. „Ja. Ihre Lebensgefährtin hatte lediglich eine PDA und war die ganze Zeit wach.“, lächelte die Krankenschwester und warf Alex einen schmachtenden Blick zu. Alex ignorierte das, kaute nervös auf seiner Unterlippe herum. Seine Unruhe legte sich sehr plötzlich, just in dem Moment als die Schwester ihm die Tür öffnete und er auch schon Holly UND das Baby erblickte. Leise schob er sich in das Zimmer und hörte noch, wie die Krankenschwester verschwand. „Hey…“, rief Alex mit heißerer Stimme. Holly war sehr blass um die Nasenspitze und wirkte ziemlich erschöpft und doch stand ihr das Mutterglück ins Gesicht geschrieben. Mit einem violetten Mützchen bekleidet und in eine warme Decke gehüllt lag der kleine Säugling in ihren Armen. „Na … sieh mal wen wir hier haben.“, grinste Holly und konnte nur schwer ihren Blick heben. Alex trat einen Schritt näher. „Auf jeden Fall keinen Brandon.“, summte er leise und kam immer näher. „Nein, wir haben eine kleine Isobel. Nicht wahr. Du bist unsere kleine Izzy.“ Holly drückte einen Kuss auf die Stirn ihres Neugeborenen und wog sie etwas hin und her. Berührt und verzaubert von dem lieblichen Antlitz ihres Kindes, tippte sie gegen die kleinen Finger von Isobel, die gerade tief und fest schlief und die Geburt verdaute. Ein kleines Stubsnäschen zierte ihr bezauberndes Gesicht, dazu volle Lippen und rosige Wangen. Alex strahlte und ließ sich vorsichtig neben Holly auf dem Bett nieder. Er hob die Hand und streichelte durch Hollys Haare, zog sie etwas zu sich und gab ihr einen innigen Kuss auf die Lippen. „Ich hatte wirkliche Angst um dich…“ „Uns geht’s gut. Ich bin nur ein bisschen müde…“ „Jetzt kannst du dich ausruhen.“, meinte Alex und begutachtete sie sehr liebevoll, bevor das kleine Geschöpft im Arm von Holly seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Vollkommen verzaubert betrachtete er sie. Sein Herz schlug ein paar Takte schneller als er das erste Mal sein kleines Töchterchen betrachten durfte. „Jeden Tag werden 227.030  Babys geboren,  das macht , 9460 Babys pro Stunde, 158 kleine Menschen pro Minute … und dieser kleine Winterwichtel ist unserer.“, flüsterte Holly und drückte Isobel einen Kuss auf die winzige Nase. Sie zog ihr Näschen etwas kraus, ihre Augenlider flatterten. Alex rutschte näher an seine Beiden Frauen heran und legte eine Hand vorsichtig auf den kleinen Körper von Izzy. Neugierig berührte er die kleinen Finger, die weiche Haut ihrer Wangen, die so gar nicht zerknittert waren. „Sie ist kein Wichtel … sie ist eine kleine Elfe.“, flüsterte Alex andächtig und beugte seinen Kopf zu Holly um ihr einen kleinen Kuss auf die Wange zu drücken. „Du hast Recht. Sie ist eine kleine, bezaubernde Elfe.“ Alex nickte und strich über die rosige Haut des kleinen Goldstücks. „Man haben wir ein schönes Kind gemacht.“ Holly grinste und lehnte sich etwas an Alex. „Gute Arbeit, Daddy.“, hauchte sie ihm zu. „Sie ist perfekt. So wunderschön.“ Holly gab ihrem kleinen Wesen einen weiteren Kuss auf die Stirn. Sie roch so gut. Isobel holte tief Luft und ganz langsam öffneten sich ihre blauen Augen. Forschend und mit zusammengezogenen Augenbrauen sah sie in die Welt hinaus. „Na hey. Hallo, kleine Isobel.“, sprach Alex und streichelte nur mit dem Zeigefinger über ihre winzigen Arme. „Schau mal Isobel, das ist dein Daddy … ja, dein Daddy.“, Holly biss sich auf die Unterlippe, lächelte und eine kleine Freudenträne bahnte sich den Weg über ihre Wange. Alex fing diese mit einem kleinen Kuss auf, bevor er wieder zu seinem winzigen Wesen sah. „Willkommen auf der Welt, Isobel Branda O’Loughlin.“  „Schau mal.“, grinste Holly mit einem Mal und zog ihrem kleinen Würmchen das Mützchen vom Kopf. Viele dunkle Haare kamen zum Vorschein. Kleine Härchen, die zum Teil wild abstanden. Alex grinste und streichelte über die üppige Haarpracht seiner kleinen Izzy. „Nimmst du sie mal?“ Alex nickte und streckte seine Arme dem kleinen Säugling entgegen. Etwas unbeholfen schob er seine Finger in das Deckchen und umfasste den kleinen Oberkörper, hielt ihren Kopf fest. So hob er sie aus der warmen Decke, die bei Holly auf der Brust lag. Isobel verzog ihr Gesicht, als Alex sie in seinem Arm nahm. „Oh je, ich habe ganz vergessen wie klein neugeborene Babys sind … ob Saxon auch so winzig war…“, murmelte er zu sich selber und sah in das aufgeregte Gesicht seines Töchterchens. Schick angezogen war sie ja! Anstatt eines typischen Krankenhausbody hatte sein Baby richtig Stil! Sie trug einen grauen, langärmlichen Body mit der Aufschrift AC/DC! Alex berührte die kleinen Füße, die beide in seiner Hand verschwanden. „Weißt du was furchtbar wird…“, flüsterte Alex seinem Töchterchen zu. „… wenn du mir irgendwann mal irgendwelche Kerle mit nach Hause schleppst… die versuchen, dich mir wegzunehmen… ich verspreche dir eines: Ganz so leicht werde ich es Keinem machen.“ Er senkte sein Haupt und drückte einen ersten, leichten Kuss auf die die Stirn von Isobel. Die Kleine gluckste und gab diese typischen, niedlichen Babylaute von sich. „So, und jetzt geht’s zurück zu Mami, da ist es viel wärmer und kuschliger, als bei Daddy.“, lächelte er seinem Elfchen zu und reichte Isobel wieder an Holly zurück. Warm eingekuschelt schmiegte sich der Säugling sofort an ihre Brust, sog den wohlvertrauten Duft ein und schon klappten ihre Augen wieder zu. „Sie hat die Ruhe weg. Ganz genauso wie ihr Vater.“, lachte Holly hell auf. Es scharrte leise an der Tür, weshalb die frischgebackenen Eltern aufsahen. „Fin, komm schon rein, bevor du die Tür zerkratzt.“, rief Alex munter und schon öffnete sich die Zimmertür. Als erstes streckte jedoch Grace ihren Kopf herein. „Aloha. Ma ka hiki ʻana mai o kau kaikamahine.“, kicherte sie. „Und das heißt“ „Herzlichen Glückwunsch zur Geburt eurer Tochter!“, antwortete Grace. Finley schob sich durch die Tür und schloss diese sogleich. Beide näherten sich mit einem überaus breitem Grinsen im Gesicht und natürlich galt ihre alleinige Aufmerksamkeit dem frischen, kleinen Menschlein, das die ersten Stunden auf der Welt verbrachte. „Alles Gute… oh zum Glück, sie sieht Holly ähnlicher. Ich hatte schon Sorgen, dass sie mit Alex‘ Gesicht rumlaufen muss.“, grinste Finley schelmisch und bekam dafür prompt eine Kopfnuss von seinem Bruder. „Nicht vor der Kleinen!“, mahnte Holly mit gespielt strengem Ton. Alex lachte auf. „Na Aloha, kleine Isobel… du bist ja eine hübsche, kleine Lady…“, flüsterte Grace und schob Alex ganz frech beiseite, um sich an das Bett zu setzen. Holly strahlte vor Mutterglück und Stolz! „Sie ist ja auch meine, kleine Lady…“ „Awww, ich will auch eines….“, hauchte Grace und streichelte Isobel über die Wange. Finley räusperte sich verlegen und ließ seinen Blick unschuldig aus dem Fenster gleiten. Alex grinste ihn breit an. Überwältigt von dem kleinen Menschlein vergaßen die Männer schnell ihre gegenseitigen Sticheleien, sondern betrachteten viel lieber die kleine Isobel. Selbst im Schlaf hatte sie etwas Verzauberndes an sich! „Darf ich kurz?“, schob Alex Grace beiseite. Mit gezücktem Handy knipste er ein Foto von seinem Töchterchen. „… ich muss dann mal meinen Sohn anrufen. Immerhin rechnet er fest mit einem kleinen Bruder.“, lachte Alex munter und drückte Holly einen Kuss auf die Stirn, bevor er das Zimmer verließ. Holly gähnte müde, weshalb Grace und Finley einen Blick miteinander tauschten. „Wir lassen dich jetzt alleine. Du kommst ja klar, nicht wahr?“ „Sicher… mir geht es gut… mir geht es perfekt.“, verkündete Holly, aus der das Mutterglück geradezu sprach! Finley tippte Isobel gegen die Nase. „Ich komm morgen vorbei und lese dir was vor. Ich kann ja nicht verantworten, dass du nur irgendwelche 0-8-15 Literatur zu hören bekommst.“, grinste er breit und ließ sich doch glatt dazu hinreißen, der kleinen Isobel ein Küsschen auf die Stirn zu geben. Der Säugling zog nur etwas die Nase kraus. „Darfst du.“, nickte ihm Holly zu. So verabschiedeten sich Grace und Fin, ließen die junge, glückliche Mutter zurück. „Na Izzy. Jetzt sind wir Zwei alleine… du schläfst ja schon, was hältst du davon, wenn sich Mami auch ein kleines bisschen ausruht…“ Isobel schien gar nichts dagegen zu haben. Sie schlief wie ein kleines Engelchen. Als Alex zurück kehrte war Holly bereits im Reich der Träume unterwegs. Er ließ sich am Bettrand nieder und beobachtete Beide ein bisschen, bis auch ihn die Erschöpfung einholte und er einfach so in unbequemer Haltung auf dem Krankgenhausstuhl einschlief… Kapitel 63: XIV. Episode: If… then… else! (63) ---------------------------------------------- Alex schlenderte über die lange Promenade und beobachtete zahlreiche Menschen, die hier entlang liefen, sich in Restaurants, Straßencafés oder gemütliche Bars setzten und den Abend gemeinsam genossen. Aus manchen Türen schallte laute Diskomusik und vereinzelt torkelte ihm der ein oder andere Betrunkene entgegen. Der Schauspieler zog seine Nase kraus und verharrte einen Moment vor einem Schaufenster. Er betrachtete die kleinen, kunstvoll verzierten Törtchen, die dort drinnen in der Dunkelheit standen und wohl nur darauf warten verzerrt zu werden. Schon allein bei dem Anblick lief ihm das Wasser im Munde zusammen und er wiederstand nur schwer der Versuchung einfach das Schaufenster einzutreten. Die Hände in den Tiefen seiner Hosentasche versenkt setzte er sich wieder in Bewegung und schlenderte weiter. Sein Blick huschte über das ruhige Meer. Kein Lüftchen wehte und so wirkte es ausnahmslos still und sanft. Kurzzeitig huschte ein kleines Lächeln über die angespannten Züge des Schauspielers, ehe sein Blick an dem Rücken einer Gestalt hängen blieb. Eine junge Frau mit dunklen Haaren saß auf dem Handlauf, die Füße in der Tiefe baumelnd und starrte geistesabwesend auf das offene Meer. Alex zuckte mit den Schultern und schlenderte weiter. „Vorsicht, nicht das Sie noch abstürzen.“, sprach er nichts desto trotz knapp in die Richtung der jungen Frau, die seine Worte kaum zur Kenntnis nahm. Nur kurz zuckte ihr Mundwinkel, doch kein Wort verließ ihre vollen Lippen. Alex kannte sie. Jeder Mensch kannte sie. Diese nervige Sängerin mit der anstrengenden Musik. Er verdrehte die Augen. „Dann bleib da eben sitzen.“, verdrehte er seine Augen und setzte seinen Weg fort. Gerade jetzt sehnte er sich nach einem kleinen, leckeren Törtchen… vielleicht sogar gepaart mit einer hübschen Frau. Ein Platschen, dicht gefolgt von lauten Schreien durchbrach die entspannte Atmosphäre und sofort wirbelte er herum! Wie in Zeitlupe sah er die Menschen zur Abgrenzung der Promenade rennen. Dort wo eben noch Mya saß, saß nun niemand mehr. Dem Schauspieler gefror das Blut in den Adern, sämtliche Farbe wich aus seinem Gesicht, während er langsam begriff, was Mya getan hatte…   Alex rutschte vom Stuhl und blieb verwirrt drein guckend auf dem Boden sitzen. Der Stuhl wackelte und fiel mit einem lauten Krachen nach hinten um. Sofort riss Izzy ihre Augen auf und begann laut zu brüllen. Holly saß kerzengerade im Krankenhausbett und sah sich irritiert um. Nur ein bisschen Mondlicht erhellte das Privatzimmer in der Klinik von Honolulu. Holly tastete eilig nach dem Lichtschalter und kniff die Augen zusammen als das grelle Deckenlicht den Raum erhellte. In diesen Sekunden begann die Kleine ganz besonders lautstark zu brüllen. Sie kniff ihre Augen zusammen und schimpfte regelrecht mit hoch rotem Kopf. Etwas hilflos drückte Holly den kleinen Mensch an ihren Körper und wog sie hin und her. „Was ist los…?“, fragte sie verwirrt und drückte Isobel an sich. Die Kleine brüllte. So laut. Holly schluckte und streichelte dem Neugeborenen über das Köpfchen. Ein bisschen hilflos glitt ihr Blick zu Alex, der sich aufgerappelt hatte und sofort den Stuhl ergriff um ihn wieder aufzustellen. „Alex?!“, rief Holly etwas lauter. Mit mehr als schläfrigem und verwirrten Blick drehte sich Alex zu ihr um. „… ich habe nur schlecht geträumt.“, murmelte er. „Entschuldige.“, fügte er kleinlaut hinzu und ließ sich am Bettrand nieder. Isobel sah sich mit weit aufgerissenen Augen um. Der ganze kleine Körper zitterte und sie schmiegte sich weinend an ihre Mutter. „Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken, Izzy.“, flüsterte Alex seinem kleinen Mädchen zu und streichelte der kleinen über das Köpfchen. „Nur ein Albtraum?“ Holly wirkte kritisch. „Ja. Wirklich. Mir geht es gut.“, beruhigte Alex seine Verlobte, auch wenn ihn der Traum sichtlich in den Knochen steckte. Noch immer sah er die leere Stelle vor sich. „Was war das für ein Albtraum?“, fragte Holly skeptisch nach und drückte ihrem Mädchen einen Kuss auf die Stirn. Die Kleine wimmerte noch immer etwas. „Ach, lange Geschichte. Ist auch nicht wichtig. Es war nur ein Traum und das hier ist die Realität. Schlaf weiter.“, wich Alex der Frage und dem durchdringenden Blick von Holly aus. Wenig begeistert seufzte sie auf. „Alex.“ „Holly. Es geht mir gut.“, beruhigte er sie und drückte ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange. „Siehst du. Es ist alles in Ordnung bei mir.“ Mit einer fließenden Bewegung erhob er sich vom Bett, streckte sich einmal ausgiebig und wanderte hinüber zum Fenster. Er stieß es auf und atmete die angenehme Nachtluft ein, die herein flutete. Hollys stechenden Blick im Nacken versucht er zu ignorieren, ebenso das leise Wimmern seiner Tochter, die er wohl zu Tode erschreckt hatte. Alex fuhr sich durch die kurzen Haare und er rieb sich sein Gesicht, sah hinauf in den Himmel und betrachtete das Sternenmeer. „Schlaf weiter, Holly.“, mahnte er seine Gefährtin leise. Sie seufzte. „Du willst mir also wirklich nicht erzählen, wovon du geträumt hast, oder?“ Er schüttelte seinen Kopf und hob die Schultern. Mit einem weiteren, schweren und gequälten Seufzen gab sich die Amerikanerin geschlagen. Sie ließ sich zurück in die Kissen sinken, bettete den Säugling gut neben sich und schloss die kleine Isobel in ihre Arme. Alex verweilte eine ganze Weile am Fenster. So lange, bis er sich sicher war, dass Holly wieder eingeschlafen war. Es dämmerte bereits.  Der Himmel war in ein sanftes rosa getaucht, vermengte sich hier und da mit dem kräftigen blau und verlieh den Dächern der Stadt einen angenehmen Glanz. Ein paar Autos fuhren bereits über die langen Highways und die Sonne stieg langsam höher, sodass bereits das erste bisschen des großen Feuerballs am Diamond Head zu erkennen war. Alex seufzte auf und wieder durchströmte die laue Luft seine Lungen. Ganz so einfach wollte er jedoch nicht wach werden und so beobachtete er die Sonne, die immer höher stieg und ein angenehmes Kitzeln auf seiner Gesichtshaut hinterließ.     Alex wanderte ein bisschen durch das Zimmer, bevor er Holly einen kleinen Kuss gab und auf den Flur nach draußen trat. Er brauchte jetzt dringend einen Kaffee! Die Nacht steckte ihm noch in den Knochen. So suchte er den Weg in die Cafeteria und kehrte wenige später mit einem dampfenden, eklig schmeckenden Kaffee zurück. Leider kam er nicht bis zum Zimmer. Sondern schon aus der Ferne entdeckte er eine ihm leider sehr bekannte Gestalt. Augenblicklich verhärteten sich sein Gesichtsausdruck, als er Hollys Mutter entdeckte. „Denk nicht mal dran, zu ihr zu gehen!“, rief Alex ihr schon von Weitem entgegen! In ihm erwachten nicht nur die Lebensgeister, sondern auch sein Beschützerinstink! Niemals würde er gestatten, dass Aubrey in die Nähe seiner Tochter und Holly kam!  Sofort schob er sich zwischen Aubrey und die Tür, verschränkte die Arme vor seiner Brust und spannte seine Muskeln an. „Sie ist meine Tochter und somit ist das Kind auch mein Enkel.“ „Und? Du hast nicht das Recht, dich eine Mutter zu nennen, nicht nach allem, was du ihr angetan hast und ich werde einen Teufel tun und gestatten, dass du zu ihr darfst.  Ich werde es nicht zulassen, nur damit das klar ist.“, antwortete Alex schroff. Er war nicht bereit, diese Hexe auch nur für den Bruchteil von ein paar Sekunden in die Nähe seines Kindes oder seiner Verlobten zu lassen. Zornesröte schoss in das Gesicht von Aubrey und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, als sie ihn anstarrte. „Ich möchte mit meiner Tochter sprechen.“ „Schön. Wirst du aber nicht.“, antwortete Alex mit einem knappen, desinteressierten Schulterzucken. Aubrey tat einen Schritt auf ihn zu. Abermals wich er kein Stück zurück, sondern stand festentschlossen vor ihr. Seine Gesichtsmuskeln angespannt bildete sich bereits eine Falte auf seiner Stirn. Indem er die Augenbrauen zusammenzog wirkte er noch wütend, gnadenloser. Einfach absolut unwillig Aubrey so weit gehen zu lassen. Das Recht hatte sie eindeutig verwirkt! Aubrey und er sahen sich sekundenlang an. Im nächsten Moment schüttelte sie energisch ihren Kopf und versuchte sich tatsächlich an Alex vorbei zu schieben. Allerdings rechnete sie nicht mit Alex‘ Entschlossenheit. Ohne zu zögern schob er sie von sich, stieß sie sogar etwas in die Richtung des Ganges. So viel Wut und Zorn spiegelte sich in Aubreys Augen, als sie Alex wieder ansah. „Eines Tages, Mr. O’Loughlin, werden Sie bereuen, mir meine Tochter weggenommen zu haben.“, knurrte sie ihn an. „Das glaube ich nicht. Ich glaube eher, dass SIE es irgendwann bereuen werden, Ihre Tochter verloren zu haben, weil Sie Holly niemals das gegeben haben, was eine Mutter ihrer Tochter geben müsste: Liebe und Geborgenheit.“, sprach Alex. Aubrey schluckte ihren Zorn herunter, strafte die Schultern und stolzierte auf ihren hohen Schuhen von dannen. „Leb wohl du Drache.“, knurrte der Schauspieler und wartete darauf, dass Aubrey nur wenige Augenblicke später verschwunden war. Leicht schüttelte er seinen Kopf, schniefte und trat zu Holly ins Zimmer. Sie schlief noch tief und fest. Hatte nichts von dem Trubel mit bekommen, der auf dem Gang regierte. Alex atmete tief durch, neigte seinen Kopf zu ihr und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn. Just in dem Moment klappte Isobel ihre Augen auf. Alex guckte sie an. Sie guckte ihn an… starrte wohl eher ein kleines bisschen. „Na meine kleine Elfe? Dir geht’s gut?“, fragte Alex und hob die kleine Fee aus dem Arm ihrer Mutter. Vorsichtig barg er sie an seiner Brust und wanderte etwas durch das Zimmer. „Ich verrat dir was. Ich bin unglaublich froh, dass du bei uns bist, meine Kleine… ich glaube du hast deiner Mom und mir das Leben gerettet…“, murmelte Alex und schaffte es nun endlich die Gänsehaut vom Vormittag abzuschütteln. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen und gemeinsam mit seinem winzigen Töchterchen setzte er sich auf den Stuhl am Fenster und beobachtete die Sonne. „Siehst du das? Da ist eine Sonne die nur für dich scheint…“, lächelte er und küsste den weichen Haarschopf seiner Tochter, die sich die Behandlung sichtlich gefallen ließ.   Kapitel 64: XV. Episode: Christmas Time (64) -------------------------------------------- Auf Holly und klein Izzy wartete eine hübsche kleine Überraschung, als sie am Morgen des 24. Dezembers entlassen wurden, allerdings mussten die Zwei erst mal abgeholt werden. Ein Fünf-Tage Bart zierte die Wangen von Alex und  anstatt seiner gewohnt lässigen Kleidung, trug er heute ein ordentliches Hemd und ein Sacco. Er kam direkt von einem Vorstellungsgespräch bezüglich einer Filmrolle und so glänzte der smarte Australier bereits, als er das Krankenhaus betrat. Die Krankenschwestern – und auch manche Ärztinnen – konnten nicht wiederstehen und sahen dem hübschen Schauspieler hinterher. Dessen Gedanken kreisten allerdings nur um zwei Frauen. Alex war extra früh gekommen, hatte die Babyschale und die Halterung im Auto gefühlte dreitausend Mal überprüft und stand jetzt sichtlich unruhig in der Tür zu dem Zimmer seiner beiden Ladys! Isobel wurde gerade gestillt und Holly war absolut gebannt von dem Anblick ihres kleinen Mädchens, dass sie Alex im ersten Moment gar nicht bemerkte. Er hob langsam seine Hand und klopfte gegen den Türrahmen. Holly sah auf und begann zu strahlen. „Hey…“ „Na ihr Zwei. Seit ihr soweit, dass ich euch nach Hause hole?“ „Sofort. Dein Töchterchen genießt gerade noch ihr Frühstück.“, grinste Holly und lauschte dem glucksen ihrer Kleinen. Ihr Händchen tastete durch die Luft und ihre Augen waren geschlossen. Holly strich ihr verzaubert durch die dunkle Haarpracht. „Recht hat sie. Sie muss ja groß und stark werden.“, grinste Alex und stellte die Babyschale beiseite. „War der Arzt zum Endcheck schon hier?“ Er ließ sich neben seine beiden Frauen nieder und betrachtete das glucksende Winterelfchen lag im Arm ihrer Mutter und öffnete nur hin und wieder ihre tiefblauen Augen.   „Ja. Wir sind Beide absolut gesund, aber ich soll es noch langsam angehen.“, verzog Holly ihr Gesicht. „Du bist ja auch noch ziemlich blass um die Nasenspitze, aber die hübscheste Frau auf Gottes Erde.“, flüsterte er ihr zu und hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Wange. Sein Töchterchen war fertig und so ging es zum Anziehen. Sie wurde in einen kleinen, warmen und hellgelben Schlafsack gepackt, angeschnallt und gut in der Babyschale verstaut. Mit durchaus wachem Blick sah sie sich um, verzog ihr Gesicht etwas und schien es gar nicht so bequem zu finden. „Nicht jammern, ipo.“, tippte Holly ihr gegen das kleine Näschen und summte ein Liedchen. Alex hob mit Leichtigkeit die Babyschale in die Höhe und atmete schwer durch. „Bereit?“, fragte er mit einem gequälten Gesichtsausdruck, der auch dafür sorgte, dass Holly eine Grimasse zog. „Muss ja sein.“, antwortete sie und legte ein Tuch über die Öffnung der Babyschale. Sie und Alex waren sich einig: Keine Fotos ihres Kindes sollte so lange wie möglich an die Öffentlichkeit dringen. Leider war das gar nicht so einfach, denn natürlich hatten diese lästigen Paparazzo Wind von der Geburt ihrer kleinen Tochter bekommen. Bisher raunte Alex immer nur ein „Kein Kommentar“ in die Kameras, doch das sorgte nur für den Unmut der Reporter, die bisher weder Geschlecht, noch den Namen der kleinen Erdenbürgerin wussten. Vor der Tür warteten Chris und Ryan, die ebenso angespannt wie ihre Arbeitgeber wirkten. „Ihr könnt doch einfach hier einziehen, bis die Kleine 18 ist.“, schlug Chris mit aufeinandergebissenen Zähnen vor. Leise knirschte er mit diesen und führte Holly durch den Flur. „Das sagst du doch nur, weil dir die Krankenschwester so gut gefällt.“, witzelte Holly um die Situation aufzulockern. Leider war weder ihr, noch Chris nach einem Scherz zu Mute, denn vor den großen Eingangstüren warteten sie bereits: Die Paparazzi! Chris und Ryan trugen beide Sonnenbrillen, ebenso Holly, die ihr Haupt etwas senkte und mehr oder weniger hinter ihrem Bodyguard in Deckung ging. Dieser schob einen Papparazzi nach dem anderen zur Seite, bis er von Alex die Babyschale gereicht bekam. Die Hände leicht erhoben versuchte der Schauspieler die Menge etwas zu beschwichtigen. „Wir geben keinerlei Kommentar bezüglich unseres Kindes ab, ebenso wenig ein Foto.“, sprach er ruhig, aber bestimmt, drehte sich dabei auch zu dem Blitzlichtgewitter und schützte so natürlich Holly. Das Auto der Beiden wurde von einem weiteren Bodyguard gelenkt und schon wurde das mittlerweile brüllende Baby auf dem Rücksitz verstaut. Holly seufzte und warf einen traurigen Blick in die Kameras der Aasgeier. Niemals würde sie diese unglaubliche Sucht nach einem Foto ihres Privatlebens begreifen. Eine Hand von ihr verschwand unter dem Tuch und kurz hob sie es nur ganz leicht an. Keiner der Reporter bekam die kleine Elfe zu Gesicht! Alex und Ryan tauschten einen kurzen Blick, bevor Alex neben Holly auf der Rückbank saß. Chris nahm nebst dem Fahrer Platz und Ryan fuhr einen weiteren Wagen. So setzte sich die kleine Kolonne in Bewegung, bahnte sich hupend einen Weg durch die gierige Masse. Alex stöhnte auf. Das Brüllen seiner Tochter erfüllte den ganzen Wagen, aber er konnte es gerade nicht ändern. Ebenso wenig Holly, die verbissen nach draußen starrte und mit einer Hand immer wieder ihre kleine, vollkommen aufgelöste Tochter am Bauch streichelte. „Wir haben es ja gleich geschafft und dann sind wir endlich zu Hause.“, versuchte sich Holly mit einem kleinen, aufbauenden Lächeln. Leider kamen sie nicht wirklich schnell voran, zumal Chris einen kleinen Umweg geplant hatte. Er wollte Holly erst in Sicherheit wissen, bevor er sie in ihr Haus zurück fuhr. Dieses war den Paparazzi noch nicht bekannt und so sollte es tunlichst bleiben. So blieb dem Paar nichts anderes übrig als ihre schreiende Tochter zu ertragen und stumm nach draußen zu starren. Die Gebäude ragten in die Höhe und schienen ein bisschen zu wanken, so sehr wie der Wind die Wolken über die Insel hinweg trieb. Am Strand von Waikiki tummelten sich die Menschenmassen und in den zahlreichen Straßencafés ebenso. Alex lehnte seine Wange gegen die kühle Scheibe und schloss für ein paar Sekunden seine Augen. Mit einem Mal fühlte er Hollys schmale Finger, die seine umfassten. Sie lächelte ihn sanft an und nickte aufbauend. „Guck nicht so grimmig. Schau lieber nach draußen und merke, wie lustig die Welt in der blauen Lagune aussieht. So bunt am heutigen Tag. Selbst die Palmen konnten vor dem Christbaumschmuck nicht flüchten und sieh mal, da hinten ist ein Santa Claus mit Surfbrett unterwegs.“, baute Holly den Schauspieler auf. Sein Blick glitt wieder nach draußen und jetzt sah er auch diese Kleinigkeiten. Die bunten Lichterketten, die sich an den Baumstämmen der Palmen nach oben schlängelten, die Weihnachtsfiguren am Straßenrand und die zahlreichen Jogger und Fußgänger, die mit einer Weihnachtsmütze aber Oberkörperfrei unterwegs waren. „Würde dir garantiert auch stehen.“, zwinkerte Holly, als sie Alex‘ Blick bemerkte. Sein Lächeln wurde eine Spur breiter und langsam löste sich die Anspannung. Er nickte und holte tief Luft. Gemeinsam mit Holly beobachtete er die bunte, farbenprächtige Welt von Honolulu. Zur Weihnachtszeit etwas ganz besonderes. Für manche Menschen übertrieben bunt und kitsch, aber für ihn, irgendwie doch toll anzusehen. So viele Farben. So viele Dinge, die entdeckt werden konnten. „Vielleicht trag ich mal eine Mütze…“, murmelte er etwas verträumt. „Jetzt haben wir ja auch allen Grund richtig Weihnachten zu feiern. Immerhin haben wir das tollste Geschenk bereits erhalten.“ Holly nickte. Im Auto war es leise geworden und ein kleiner Blick in die Babyschale zeigte, dass Isobel eingeschlafen war. Tief und fest schlummerte sie und bekam nichts von dem ganzen Rest der Autofahrt mit…   Erst eine ganze Weile später kamen sie endlich beim Traumhaus an. Chris vergewisserte sich ausführlich, ob ihnen noch jemand gefolgt war, bevor er Alex, Isobel und Holly aus dem Auto ließ und noch in das Haus begleitete. Dann waren sie alleine und konnten endlich erleichtert aufatmen. “Jetzt sind wir zu Hause, Muggelchen.“, flüsterte Holly ihrem Töchterchen zu und hauchte der kleinen Isobel ein Küsschen auf das Näschen. Die Kleine schlief eng an sie gekuschelt. „Stimmt. Ich war in den letzten Tagen auch schrecklich einsam.“, raunte Alex und führte sie die zwei Stufen zur Haustür nach oben, um diese zu öffnen. Sofort wurden sie von einem schwanzwedelnden Hund begrüßt. Alex schob Dusty allerdings beiseite. „Springen verboten, Dusty… ab jetzt ist hier ein kleiner Mensch, da musst du vorsichtig sein.“, erklärte er der Hundedame und ging vor ihr in die Hocke, tätschelte ihr Fell. Die Hündin bellte einmal laut, woraufhin Isobel ihre Äugchen öffnete und sich etwas irritiert umsah. „Schh, alles okay, das ist nur unser Hund. Du lernst sie sicher bald kennen.“, flüsterte Holly und sah unsicher zu Alex. „Später… jetzt zeige ich euch erst mal das Schlafreich unseres kleinen Winterelfchen.“, nickte Alex und stellte die Babyschale beiseite. Mit einem kleinen Lächeln führte er Holly die Stufen nach oben bis hin zum Kinderzimmer.  Dusty folgte Alex neugierig und immer wieder leise winselnd. Leider wurde der Hundedame der Zutritt in das Kinderzimmer verwehrt. Die Wand war in einem hellen Pastellton gestrichen und von dem Babyblau war nichts mehr zu sehen. „Oh mein Gott, Alex, das ist ….“ Ihr stockte der Atem, als sie ihren Blick schweifen ließ. „Ein Schlafzimmer, dass zu einer Elfe passt.“, flüsterte er und nahm Holly die Kleine ab. In der Ecke stand ein künstlicher Baum mit einer kleinen Tür – ein kleines Versteck und die Wiege war keine gewöhnliche Wiege. Von außen sah sie aus wie ein großer, abgesägter Baumstamm, der innen mit einer rosa Matratze ausgepolstert war. Eine große Stehlampe ragte in die Höhe und war wohl extra gut befestigt. Die Lampenschirme sahen aus wie zwei große, gelbe Blumen, außerdem war ein fantastisches Zeltdach über das Kinderbettchen gespannt. „Es ist, wie in einem Zauberwald…“, kam andächtig über die Lippen von Holly, die sich langsam zu Alex und Izzy umdrehte. Er sah so unglaublich niedlich aus, wie er seine Tochter sicher in den Armen hielt und dabei sanft lächelte. „Sie steht dir.“, raunte Holly ihm zärtlich zu. „Klar tut sie das… ist ja auch Meine.“ Alex drückte Izzy ein kleines Küsschen auf und schlenderte zu Holly. „HoHoHo… in wenigen Stunden erwartet uns die Bescherung.“ Holly lehnte sich an Alex und schloss ihre Augen. „Stimmt. Allerdings kann nichts und niemand mehr, dieses Geschenk topen.“ Mit diesen Worten betrachtete Alex das kleine Menschlein in seinen Armen. Zum dahinschmelzen. Die Kleine war ganz einfach göttlich. Wunderhübsch und ein perfektes Wesen. Kapitel 65: XV. Episode: Christmas Time (65) --------------------------------------------  Izzy lag auf dem großen, weichen Schlafkissen auf dem Wohnzimmerboden. Eingemummelt in den warmen Schlafsack verfolgten ihre blauen Augen gespannt die schemenhaften Schatten. Alex führte Dusty heran und ging vor  dem Babykissen in die Hocke. „Hey, Isobel… ich hab dir wen mitgebracht…“, erklärte er leise und tätschelte Dusty den Kopf. „… Dusty, du musst schrecklich vorsichtig sein… brav…“, mahnte er seine Hündin.  Der Hund schnüffelte etwas, wedelte mit seinen Schwanz und legte seinen Kopf auf dem Kissen ab. Sichtlich fasziniert betrachteten sich Hund und Baby. Alex blieb neben ihnen sitzen, immer bereit Dusty zurückzuziehen, wenn Dusty spielen wollte. „Siehst du, kein Grund dir Sorgen zu machen.“, rief Alex zu der jungen Mutter, die auf dem Sofa hockte und der gar nicht so wohl war, während sie Dusty und Isobel beobachtete. Die Kleine aber wirkte ganz interessiert an dem Tier. Mit leicht rausgestreckter Zunge und großen, forschenden Augen sah sie Dusty einfach nur an und ebenso ruhte der Blick der Hündin auf dem winzigen Mensch. Wieder schnupperte Dusty. Sie kannte den Geruch. Es war ein vertrauter Duft. Alex streichelte über das Bäuchlein von Isobel und schmunzelte über den Schriftzug, der dort prangte: ‚I found my Prince, his name is Daddy.‘ „Du musst dir keine Sorgen machen, Holly. Dusty ist Kinder gewöhnt und er würde ihr sicher nichts zufügen.“, rief er seiner Partnerin zu. Holly lag in eine gelbe Decke gehüllt auf dem Sofa und beäugte das Szenario weiterhin besonders kritisch. Auch die Christmas-Parade, die im Fernseher lief, konnte die junge Frau nicht recht ablenken. „Komm, entspann dich.“, rief Alex munter. Doch mehr, als ein tiefes Aufseufzen von Holly konnte er im Moment nicht erwarten. Alex streichelte über den kleinen Bauch seiner so winzigen Tochter und zückte erneut sein Handy. Ein kleines Foto, das schon wenig später zu seiner Mutter abgeschickt wurde. „Du bist schon Daddys kleiner Liebling, nicht wahr.“, grinste Alex breit. Isobel nagte auf ihrer Unterlippe herum und gähnte nur ein paar Sekunden später herzhaft. Immer schwerer wurden ihre Äuglein und fielen schließlich ganz zu. Alex schmunzelte. „Schlaf fein, kleine Elfe.“ Vorsichtig erhob er sich, gab Dusty ein kleines Signal und entließ die Hündin vorerst in den Garten. Zufrieden lächelnd gesellte sich Alex zu Holly. Sanft umfasste er ihre Finger.  „Hast du noch Schmerzen?“, wollte er wissen und schielte auf ihren Bauch. „Nur ganz leicht. Nicht der rede wert.“, lächelte sie und kreuzte ihre Finger mit den seinigen, bevor sie wieder auf den Bildschirm guckte. „Ein wenig beneide ich Fin und Grace… aber nur ein bisschen.“, seufzte sie auf. „Ich überhaupt nicht. Menschenmassen sind mit ihnen. Da liege ich lieber mit meiner bezaubernden Holly auf dem Sofa und beobachtete meine kleine Elfe beim Schlafen.“, erklärte Alex und zog die Decke ein wenig über seine Beine. Zufrieden kuschelte er sich zu Holly um den Nachmittag ganz gemütlich zu genießen. „Hm. Möglich. Ist aber sicher auch sehr interessant das live zu sehen…“   Grace lehnte ihren Kopf an Fins Schultern und kreuzte ihre Finger mit den seinigen. In ihren Augen funkelte es förmlich, als sie den vorbeifahrenden Müllwagen betrachtete. Über und über voll bunter Lichter und bestückt mit einer leuchtenden Palme aus Kunststoff war der große LKW einfach nur eindrucksvoll. Menschenmassen waren mit ihnen, aber das alles gehörte dazu. Zum Weihnachtsabend. Manche Menschen saßen zu Hause, feierten mit ihren Familien, andere stürzten sich in das Getümmel um zusammen mit so vielen Fremden zu feiern. Weihnachten. Ein Abend des Zusammenhalts, des Beisammenseins, der Besinnlichkeit und vielleicht hier, am Strand von Waikiki auch eine Nacht der Verrücktheit, des Kitsches, der bunten Stunden und Momente. Im Leben lief nicht alles nach Plan und manchmal war so ein bisschen Verrücktheit nicht schlecht. So oder so sollte das für all jene Menschen ein fabelhafter, farbenfroher Abend werden, der genauso war, wie es sich jeder wünschte. Still. Laut. Bunt. Gemütlich… Wünsche konnten wahr werden in dieser wundervollen Welt, wenn man nur ganz fest daran glaubte. Ein Bus fuhr an Finley vorüber und auch an diesem fehlten die bunten Lichterketten nicht. Allerdings trug er auf dem Dach drei Weihnachtsfiguren. Einen Wichtel, eine Wichteldame und einen Schneemann, der freudig seine Arme in die Luft streckte. Anstatt wie üblich die Route anzuzeigen, funkelte die Schrift „Honolulu City Lights“ über der Frontscheibe des Busses. „Süß…“, murmelte Grace und ließ sich von Finley einen Schokoladenerdbeere zwischen die Lippen schieben. „Ich bin doch nicht süß…“, grinste der junge Australier. „Stimmt… aber der Bus.“, schmatzte die Asiatin zufrieden und lehnte ihre Wange wieder an seinen Oberarm. „Wenn dir das gefällt, bin ich mir ziemlich sicher, dass dir auch Australien an Weihnachten gefallen würde…“, lächelte Finley selig vor sich hin und schob sich mit seiner Partnerin durch die Massen um ganz vorne eine bessere Sicht auf die Parade zu erhaschen, die durch die Straßen des Stadtteils Waikiki wanderte. Eine Gruppe Flötisten marschierten über den Platz. Ganz in Schwarz gekleidet, mit einem rot-silbernen Band um den Oberkörper und Weihnachtsmützen auf dem Kopf marschierten über den Platz. Im Hintergrund funkelten die prächtig geschmückten Laternen. „Ich bin mir sicher, dass es mir gefallen würde. Du musst mich einfach mal mitnehmen.“, zwinkerte sie ihm mit einem warmen Lächeln zu. „Vielleicht nächstes Jahr.“, raunte der junge Mann und hob seine Schultern einmal an. „Du denkst also über unsere Zukunft nach?“, flüsterte Grace und sah wieder zu ihm nach oben. Sein Arm hatte sich sanft um ihre Schultern geschlossen und kurz seufzte er auf und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Bleibt mir denn was anderes übrig? Du hast mir ja klar und deutlich gezeigt, dass ich dich so schnell nicht mehr los werde.“, witzelte Finley. Zugegeben, für ihn war es eigenartig in einer festen Beziehung zu sein, allerdings hatte er sich an Grace gewöhnt. Sie passte so perfekt in seine Arme und hatte stets ein liebliches Lächeln für ihn übrig, ganz egal wie muffig der Literat auch war. Jedoch wurde er aus ihr nicht recht schlau… diese Frau gab ihm so viele Rätsel auf und selbst mit seinem messerscharfen Verstand war sie ein Geheimnis. Vielleicht machte genau das, das Zusammenleben mit ihr so spannend. „Was ist eigentlich mit Korea?“, fragte Finley beiläufig. Grace hatte sich mit einem Schweigen an ihn gekuschelt und genoss die unglaubliche Nähe, die sie zu ihm hatte. Allerdings endete dieser sorgenfreie Moment. Fast schon entrüstet sah sie zu ihm auf. „Darüber rede ich nicht.“ Finleys Augenbraue schnelle in die Höhe. „Wieso redest du darüber nicht.“ Grace schwieg und ließ ihren Blick wieder hinüber zu dem Lichtermeer gleiten. Ein ganz besonders großer Wagen zog an ihnen vorüber. Lauter Kinder, verkleidet als kleine Weinterelfen, standen oben und warfen Zuckerstangen und kleine Knallbonbons herab, die sofort eifrig von den Kindern eingesammelt wurden. Fins sein Blick lag noch immer auf der jungen Frau. „Bitte lass es.“, sprach sie mit einem Mal. Der blonde Australier räusperte sich. „Okay. Dann … werde ich nicht weiter drüber reden… vorerst.“ Sein Misstrauen war geweckt und doch ließ er erst mal locker, sah wieder in die Höhe und beobachtete die Festtagsparade!   Ein anerkennender Pfiff verlief seine Lippen und seine tief blauen Augen weiteten sich vor Begeisterung. Ein Schweigen machte sich in der Menge breit und nur ein andächtiges „Awwww“ drang durch die langen Reihen der Menschenmassen am Strand. Die Coca-Cola Trucks waren ein Witz gegen das, was gerade an ihnen vorüber rollte! Drei gigantische Trucks, bunt geschmückt und so unglaublich eindrucksvoll! „Wow…“, murmelte Finley andächtig und lauschte dem Gesang einiger vorbeiziehender Menschen. „We wish you a merry christmas.“,dicht gefolgt von einigen Fanfarenbläsern. In der Zwischenzeit verlor ein Anhänger des großen Trucks lauter künstliche Schneeflocken und schon ein paar Minuten später tanzten Hula-Tänzer und Tänzerinnen an ihnen vorüber. Alle schön im Takt! Grace Arme legten sich wieder um Finley, als gerade einige Trompetenbläser und Saxfonspieler ihren Weg kreuzten. Kurz darauf die Einsatzwägen von Feuerwehr und Polizei, die eine dementsprechende Lichtershow boten und laut hupten. Von einem weiteren Wagen wurden tausende Seifenblasen gepustet und das Grinsen auf Finleys Zügen wurde breiter, als doch tatsächlich ein paar Dudelsackspieler über die Straßen schritten. „Unglaublich … hier ist ja jede Nation vertreten.“, murmelte er und beobachtete einige Feuerspieler. Genau wie Grade hob er seine Hand und applaudierte. Durch die Nähe zum Feuer wurde ihm richtig heiß. Wieder wurde von den Blaskapellen Weihnachtsmusik gespielt und diesmal waren es ein paar geschmückte Krankenwägen die mit lauten Sirenenheulen an ihnen vorüber zogen. Finley und Grace ließen sich wie viele andere Menschen am Straßenrand nieder und sagen etwas mit. Die Stimmung in den Straßen von Honolulu war losgelöst, freudig und einfach so lustig. Die Menschen feierten miteinander, winkten den vorbeiziehenden, verkleideten Engeln und Musikanten, kreischten Laut als ein paar Hawaiianer exotische Tanzeinlagen auf den Teer legten. Einige Trucks zogen große Wände hinter sich her. Jede einzelne war farbenfroh gestaltete und zeigte zum Teil Filme, oder Weihnachtsszenen. Ein paar Frauen huschten umher und verteilten Süßigkeiten. Die Kinder streckten ihre Arme aus, allesamt hatten sie kleine Beutel dabei. Finley pfiff ein Weihnachtslied vor sich hin und winkte Frau Holle, die auf einem glitzernden Truck hockte. Zu guter Letzt passierte der Wagen von Santa Claus ihren Weg – oder wie er hier zu Lande hieß – der Shaka Santa! Er thronte auf einem besonders bunten Wagen, winkte und lächelte in die Menge. Ab und zu rief er ein freudiges, brummendes „Aloha!!“ oder ein „Mele Kalikimaka!!“ „Frohe, bunte Weihnachten.“, murmelte Finley und drückte Grace einen kleinen Kuss auf die Wange. Die Koreanerin lächelte. „Wünsch ich dir auch …“, antwortete sie leise und schloss ihre Augen, lauschte dem fröhlichen Jingel Bells und dem Lachen der Menschen. Eng an Finley gekuschelt konnte das Weihnachtsfest in diesem Jahr gar nicht mehr besser werden. Sie war glücklich und zufrieden. Die Schatten ihrer Vergangenheit hatten in diesem Leben nichts mehr zu suchen und so verschwendete sie keinen weiteren Gedanken mehr an Finleys Frage. „Komm schon, Kleines, lass uns noch Hause gehen, du bist schon ganz müde.“, flüsterte er ihr ins Ohr und hauchte einen Kuss auf ihre Schläfe. Seine Finger spielten etwas mit ihren Haaren. „Stimmt gar nicht“, protestierte Grace, konnte sich aber ein Gähnen nicht verkneifen. Fin grinste, erhob sich vom Straßenrand und zog seine Partnerin auf die Füße. Arm in Arm verschwanden sie in der Menge um den Heimweg anzutreten.   Wenn einer dem anderen Liebe schenkt, wenn die Not des Unglücklichen gemildert wird, wenn Herzen zufrieden und glücklich sind, steigt Gott herab vom Himmel und bringt das Licht: Dann ist Weihnachten. Weihnachtslied aus Haiti Kapitel 66: XV. Episode: Christmas Time (66) -------------------------------------------- Behutsam hob Holly ihr kleines Elfchen aus dem Kissen, aber nur um sie ein paar Momente später in eine Schachtel unter den Weihnachtsbaum zu legen. Izzy gähnte und betrachtete die funkelnden Kerzen und Kugeln unter denen sie nun lag. Vorsichtig deckte Holly die Kleine mit einem rosa Deckchen zu, drapierte noch ein Geschenk hinter sie und entfernte sich ein paar Meter. Alex reichte ihr schmunzelnd den Fotoapparat. „Jetzt guck nicht so. Sie ist unser größtes Weihnachtsgeschenk, also gehört sie auch unter den Weihnachtsbaum. Zumindest für einen kleinen Moment.“, erklärte Holly und setzte sich auf den Boden um ein kleines Foto ihres süßen Engels zu schießen. Die Fingerchen der Kleinen tasteten unbeholfen durch die Luft und hin und wieder verließ ein typischer Babylaut ihre Lippen. Sie gähnte und schloss schon wieder die Augen. Die Kleine war das wohl bravste Kind unter Gottes schöner Sonne. Zumindest war Alex dieser Überzeugung. Alex saß auf dem Sofa und beobachtete seine beiden Frauen bei einer kurzen Fotosession, ehe Holly die Kleine aus ihrer Geschenkschachtel befreite und in den Arm ihres Vaters bettete. Mittlerweile war es draußen zur Gänze Dunkel geworden und der Abend neigte sich gen Mitternacht. „Ich hoffe der Weihnachtsmann kommt heute nicht. Dusty hat alle Kekse aufgefressen und die Milch leer getrunken.“, witzelte sie und ließ sich mit einer Gitarre neben Alex sinken. „Wird er sicher nicht. Immerhin kann Izzy noch keine Geschenke auspacken.“, meinte er und streichelte über die Stirn seiner Tochter. Die Kleine lag ihm auf dem Oberkörper. Ihre wachen Augen wanderten wieder umher, während sie ihr Näschen immer wieder an seiner Haut rieb und ihre süßen Babylaute von sich gab. Alex schmunzelte und ließ sich zufrieden in die Sofakissen sinken. Seinetwegen brauchte dieser Abend nicht mehr enden. Holly begann leise auf ihrer Gitarre zu spiel und sang leise ein kleines Weihnachtslied. Isobel horchte den Tönen. Er lauschte der Stimme seiner Verlobten und beobachtete die junge Frau. Mit geschlossenen Augen saß sie im Schneidersitz auf dem Sofa und sang so schöne Laute. Der Schein der Kerzen spielte auf ihrem Gesicht. Nur das Knistern eines Kaminfeuers fehlte um die gemütliche Abendatmosphäre am heiligen Abend abzurunden. Alex streichelte durch Isobels feine Härchen und hauchte ihr einen Kuss auf den Kopf. Sie roch so gut, doch auch ein anderer Duft schaffte es ihn zufrieden zu stellen. Es duftete nach Plätzchen, Tannenzweigen und nach hawaiianischen Tee. Mango-Pfirsich. Seit ein paar Tagen ein fester Bestandteil in seinem Küchenschrank und ein ernster Konkurrent für Kaffee… wieder lag ein kleines Lächeln auf seinen Zügen und er beobachtete weiter Holly, die vollkommen in ihrer kleinen Welt versunken war und vor sich hin sang. Tief atmete der Australier durch. „Siehst du Izzy … das hier ist unser Leben und es ist perfekt.“, flüsterte er seiner Kleinen zu. Ihre Augen waren schon wieder ganz schwer und schon schlummerte die Kleine vor sich hin. „Recht hast du … schlaf. Schlaf und werde groß und stark.“, meinte er zu seinem Elfchen und wog sie sanft hin und her. Auch er schloss seine Augen, ließ sich vollkommen von Hollys Gesang und der wohligen Atmosphäre einlullen. Absolut entspannt lag er auf dem Sofa und ließ das laute Weihnachtsfest von Honolulu sich selbst. Er hatte es lieber ruhig und beschaulich. Zumindest für diese eine Nacht. Irgendwann, sehr viel später in der Nacht, als die Lichter des Baumes schon ausgeschaltet waren, fand er seinen Weg ins große Bett, das er sich derzeit auch mit Isobel teilte. Eingemummelt wie in einem Kokon schlief er gleich weiter, wurde aber noch eine ganze Weile von einer glücklichen Holly beobachtet…   Anderorts kamen auch zwei Menschen von ihrem Weihnachtsfest nach Hause. Einem lauten, aufgedrehten Weihnachtsfest, mitten in den Straßen Honolulus! Die Christmas Parade hatte gen Mitternacht ihren Ausklang gefunden und nun strömten die Menschen entweder nach Hause, oder die Christen unter ihnen liefen in die Kirche zur Mitternachtsmesse. Finley und Grace gehörten eindeutig zu den Ersteren! Bei ihnen ging es eindeutig nicht so ruhig zu, wie bei Alex und Holly! Kaum das die Haustür mit einem Fußtritt ins Schloss befördert waren, hatten sich ihre Lippen erneut zu einem leidenschaftlichen Kuss versiegelt. Finley schlang seine Arme um seine hübsche Lebensgefährtin und schnell hatte sie ihre dünne Jacke verloren. Grace Fingerspitzen vergruben sich in seinen blonden Haaren und der Kuss wurde doch glatt eine Spur feuriger. „Wollten wir nicht Geschenke auspacken?“, wisperte sie atemlos in den unglaublichen Kuss. „Mach ich doch gerade.“, raunte Finley zurück und fand das Ende ihres Tops um es mit einem Ruck über ihren Kopf zu ziehen und sie wieder innig zu küssen. Grace lachte auf und ließ ihren Kopf nach hinten sinken, gewährte Finley genug Platz um ihren Hals zu liebkosen. Sein Bart kribbelte und schon wurde ihr wieder ganz schummrig! Dieser Australier war so vollkommen nach ihrem Geschmack! Mit einem Ruck hob er sie etwas in die Höhe und ließ sich auf das Erstbeste sinken, was ihnen im Weg stand – dem Sofa. Ihre langen Beine schlangen sich um seine Hüften und ein bisschen spielten ihre Fingernägel mit seinem Rücken, bevor auch er hemdlos unter ihr saß. „Du bist die Sünde pur, ich hoffe dir ist das klar.“, säuselte Grace, während ihre Finger seine muskulöse Brust erkundeten. Finley zwinkerte ihr neckisch zu und seine blauen Augen schienen dabei noch ein bisschen mehr zu funkeln. In ihnen blitzte förmlich der Schalk, als er ihr den BH von den Schultern zog und sich seine Lippen auf eine kleine Erkundungstour begaben. Ein Klingeln an der Haustür veränderte nichts an der feurigen Stimmung. „Ignoriere es einfach.“, seufzte Grace ergeben auf. Finley blinzelte. Lauter, freudiger Gesang von Sternsingern ertönte vor der geschlossenen Haustür und augenblicklich starrte das liebende Paar den Gang entlang. Verdutzt blinzelten sie. Finley grinste schief und Grace prustete vor Lachen los. „Silent night…“, flötete sie. „Später.“, zwinkerte Finley, packte seine Grace und warf sie mit Leichtigkeit auf das Sofa um sich im Anschluss über sie zu beugen und seiner Lust vollkommen nachzugeben. Grace lachte und empfing Finley mit einem freudigen Aufseufzen. Er war das absolut perfekte Weihnachtsgeschenk und nichts, absolut gar nichts konnte das verändern. Sie hatte ihren Traummann gefunden, auch wenn sich dieser noch ein bisschen gegen seine Gefühle sträubte und lieber den Poet spielte. Aber früher oder später würde sie ihn schon noch zu einem „Ich liebe dich“, bekommen. Da war sich Grace sicher. Jetzt wollte sie ihren Australier genießen und so verschwanden all die anderen Gedanken im Nichts.   Holly betrachtete eine ganze Weile ihr kleines, schlafendes Mädchen, das heute Nacht zum ersten Mal im Beistellbett neben ihren Eltern schlief. Sie war ein unglaublich schönes, liebreizendes Wesen, an dem sich Holly gar nicht mehr satt sehen konnte. Alex schlief genau wie Isobel tief und fest neben ihr. Seine nackte Brust hob und senkte sich immer wieder und sein Mund stand leicht offen, während er sich mitten im Reich der Träume befand. Holly ließ ihren Blick über ihre beiden Liebsten schweifen und erhob sich leise aus dem Bett. Die junge Musikerin warf sich einen dünnen Morgenmantel über und schlich auf Zehenspitzen hinüber zum Balkon, schlüpfte leise hinaus in die angenehme Nachtluft. Dennoch fröstelte ihr ein bisschen, weshalb sie hastig den Mantel enger um sich zog und hinüber zum Handlauf trat. „Vor einem Jahr lag ich mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus von Chicago und heute … heute habe ich ein zu Hause, einen tollen Mann und ein unglaubliches Baby. Habe ich mich dafür eigentlich schon mal bedankt…?“, fragte sie leise, den Blick gen Himmel gerichtet. Holly atmete tief durch und betrachtete das Sternenmeer unter dem sie gerade stand. Klein und groß funkelten die Lichter am schwarzen Himmel und verliehen der Welt einen Zauber, der selbst von dem schönsten Weihnachtsbaum nicht nachempfunden werden konnte. Das Funkeln spielte sich in ihren rehbraunen Augen wieder und ließ die Musikerin verzückt aufseufzen. Leicht wehte der Wind und bewegte etwas den dünnen Satinmantel, kitzelte sie an den nackten Beinen und spielte mit ihren Haaren. Ein Lächeln blitzte über ihre Züge, als für ein paar Sekunden eine Sternschnuppe hell über den Himmel hinweg zog. „Vielleicht der Weihnachtsmann, der gerade die letzten Geschenke ausliefert.“, flüsterte sie leise und atmete tief die Nachtluft ein. Kühl flutete sie durch ihre Lungen und hinterließ ein angenehmes Kribbeln. „Ich habe es endlich gefunden. Mein eigenes Glück und ich werde einen Teufel tun, und es wieder hergeben.“ So viel war gewiss! Holly nickte und kehrte dem funkelnden Sternenhimmel ihren Rücken zu. Rasch huschte sie zurück in das Schlafzimmer und kuschelte sich sofort unter die dünne Decke zu ihrem Alex. Der Schauspieler gab ein kleines Brummen von sich, als er Holly in seine Arme nahm. Sogleich schmiegte sie ihren Kopf an seine Brust und atmete seinen angenehmen, männlichen Duft ein. Mit geschlossenen Augen lauschte sie dem Rhythmus seines Herzens und dem leisen Atmen von ihm und Isobel. „Silent night ….“, murmelte sie und summte die leisen Töne der Weihnachtsmelodie. Ein Lächeln zeichnete sich auf Alex Zügen ab und sogleich legte er seine Arme fester um Holly. So schlief sie ein. Geborgen in den Armen ihres Liebsten. So endete die Weihnachtszeit leise und besinnlich und für Holly und Alex mit dem besten Geschenk, das es auf dieser Welt nur geben konnte: Mit ihrem Baby! Kapitel 67: XVI. Episode: From a whisper to a scream (67) ---------------------------------------------------------- Es war alles so schrecklich neu zugleich so wunderschön mit Isobel. Die ersten paar Wochen verflogen geradezu und trotz kleiner Anfangsschwierigkeiten hatten sich Alex und Holly schnell an den kleinen Menschen gewöhnt und füllten die Elternrolle mittlerweile perfekt aus. Nach einem überaus ruhigen Weihnachten kam ein sehr lautes Silvester. Für Izzy der schlimmste Tag ihres kurzen Lebens! Die lauten Feuerwerke ließen den kleinen Menschen nicht schlafen und immer wieder suchte die Panik ihren kleinen Körper heim. Es war eine furchtbare Nacht. Für alle Beteiligten! Alex fluchte laut vor sich hin und stand kurz davor dem ganzen Viertel von Ewa Bewach gehörig seine Meinung zu geigen, während einen vollkommen übermüdete Holly den kleinen Säugling durch das Haus trug. Nichts half. Sie mussten das durchstehen. Erst in den frühen Morgenstunden fand der kleine Mensch schließlich seinen wohlverdienten Schlaf. Auf einem Buch, das Holly ihr zur Beruhigung vorgelesen hatte. Zu müde um die Kleine ins Bett zu transportieren waren ihre Eltern gleich neben ihr eingeschlafen. So war er. Der Start in das neue Jahr und genauso turbulent sollte es in den nächsten Wochen auch weiter gehen. Etwas, worauf Holly und auch Alex nur zu gerne verzichtet hätten. Denn neben der Alltagsbewältigung warteten noch ganz andere Probleme auf das junge Paar. Alex startete im Job wieder voll durch – die nächste Staffel von Five-O wollte gedreht werde und Holly stürzte sich in die Vorbereitung für ihre Traumhochzeit, denn sie war im Grunde wie jedes Mädchen. Sie träumte von der perfekten Hochzeit. Isobel war die meiste Zeit ein absolut braves und handzahmes Mädchen, allerdings hatte sie so ihre Macken. Ab und an bildete sie sich ein nur tagsüber zu schlafen, oder alle zehn Minuten von einer urplötzlichen Hungerattacke überwältigt zu werden. Nicht immer ganz einfach für Holly, die mit der Mutterrolle doch noch leicht überfordert war, dauerte es, bis sie sich an die leichten Divaallüren ihrer Prinzessin gewöhnt hatte. Sie wuchs gemeinsam mit Isobel an ihrer Aufgabe. Der kleine Mensch wurde schnell größer. Ihre Haarpracht war unglaublich und sie schien von Tag zu Tag mehr zu lernen. Dusty beobachtete sie besonders gerne und wenn sie die Stimme ihrer Eltern hörte begann sie zu strahlen und zu lachen! Manchmal verbrachte Holly die Tage nur damit ihrer Tochter zu beobachten. Es war schwer, sich an diesem kleinen Wesen satt zu sehen. Ebenso erging es Alex. Nachts schlurfte er mit der weinenden Isobel oft durch das Haus. Schlaftrunken und meistens nur mit einer Schlafanzughose bekleidet, wog er sie in seinen Armen hin und her und schlief irgendwann mit ihr im Schaukelstuhl ein. Jedes Mal entdeckte eine vollkommen verzückte Holly ihren Verlobten und das kleine, schlafende Mädchen. Ab und zu kam es vor, dass Alex auch leise für Isobel sang, allerdings stets darauf bedacht, dass Holly ihn nicht hörte. Zusammen mit Izzy lernte er seine Texte für Five-O. Sie hörte ihm ja so gerne zu und genoss diese Einschlaf-Geschichte der etwas anderen Art! Am 22. Januar gelang es einem Paparazzo das erste Foto von Holly und Isobel zu machen und natürlich ging das Foto sofort um die Welt! Eine anonyme Quelle – vermutlich ein Mitarbeiter des Krankenhauses – hatte zudem den Namen der kleinen Lady verraten. Für Holly ein Grund um vollkommen auszuflippen! Nach ihrem Karriereaus hatte sie so gehofft, dass ihr endlich ein ruhiges Leben gegönnt war. Leider hatte sie die Rechnung ohne aufdringliche Papparazzi und ohne besessene Fans gemacht. „Was geht es die Welt an, wie mein Kind heißt, oder wie es aussieht?“, hatte sie offen einen Paparazzi gefragt, der ihr beim Einkaufen aufgelauert war. Antwort? Fehlanzeige! Nur ein neuer Schnappschuss hatte seinen Weg in die Zeitung gefunden. Holly fluchte jedes Mal aufs Neue, wenn ihr ein Paparazzo über den Weg lief und immer wieder sehnte sie sich nach einem Leben weit weg von Kameras und Mikrofonen. Sie wollte nur mit ihrer kleinen Familie glücklich sein. Leider war ihr das nicht vergönnt, zumal ein sehr hartnäckiges Wesen ihr die Zeit zusätzlich erschwerte. Jenes Wesen, dass auch auf den Namen Mutter hörte! Aubrey unternahm alles um wieder an dem Leben ihrer Tochter teil zu haben, doch bislang biss sie auf Granit! Wütend lehnte Holly jeglichen Kontakt ab! Chris hatte alle Hände voll damit zu tun, Aubrey von seinem Schützling fern zu halten. Nebenbei war er genauso wie Alex dem Charme von Isobel unterlegen. Die Kleine hatte den großen, breitschultrigen Bodyguard vollends im Griff. Wenn sie weinte, sprang er, holte ihr Spielzeug, trug sie umher, sprach mit ihr und lächelte sie sogar an. Isobel besaß einfach viel zu viel Charme, wie Holly immer wieder witzelte. Ende Januar trennten sich Grace und Fin in einem sehr hässlichen Streit. Die junge Frau war nicht gewillt über ihre Vergangenheit zu sprechen und Finley wollte sich nicht damit zufrieden geben, dass er nichts von ihr wusste. Für Fin ein absoluter Tiefschlag, denn gerade war er sich seiner Gefühle für Grace sicher geworden, als seine Frühlingsgefühle jäh endeten. Er zog aus und zog in Alex altes Haus. Jenes Haus, das ihn zwar bitter an den Überfall erinnerte, aber das seitdem leer stand, da Alex noch keine Zeit für einen Immobilienmakler gefunden hatte. Leider schienen er und Grace noch nicht fertig miteinander zu sein. Immer wieder liefen sie sich zufällig über den Weg und jedes Mal endete eine Begegnung in einer hitzigen Diskussion, bezüglich ihrer Vergangenheit, die trotz Google für Fin nicht nachzuvollziehen war…   Anfang März schneite ganz unverhofft Besuch ins Haus. Die Temperaturwerte waren wieder in den Bereich der 30 geklettert. Meistens durften sich die Bewohner O’ahus an schönen 28 Grad erfreuen. Holly zog es in dieser Zeit oft an den Strand. Immer wachsam, dass kein Paparazzo sie im Bikini fotografierte, oder ihre Tochter ablichtete. Meistens war Chris mit dabei, der zuvor die Lage kontrollierte und seinem Schützling nur dann grünes Licht gab, wenn weit und breit keine verräterische Kamera zu sehen war. Nach einem wunderschönen Tag am Strand kochte Holly ein kleines Abendessen! Seit sie vor drei Wochen an einem Kochkurs teilgenommen hatte, gab es fast jeden Abend Nudeln mit Soße. Natürlich mit unterschiedlichen Soßen, aber an mehr wagte sich die junge Frau noch nicht heran. Alex war immer begeistert. Auch wenn es manchmal ganz schauderhaft schmeckte! Der 13. März war ein Tag wie jeder sonst. In wenigen Tagen wollten Holly und Alex ihr Einjähriges feiern, doch heute herrschte erst mal Alltag! Alex und Dusty liefen ihre gewöhnte abendliche Joggingrunde, während Holly mit ihrem kleinen Mädchen spielte. Einige dunkle Regenwolken zogen über die Stadt hinweg und vertrieben das letzte bisschen Sonnenschein, dass am Horizont den Himmel erhellte. Das tiefe Grollen des Donners jagte manch einem Bewohner Honolulus einen Schauer über den Rücken. Früher als gewöhnlich gingen die Straßenlaternen an. Holly ignorierte die dunklen Gewitterwolken. Viel lieber kümmerte sie sich um ihre kleine Lady. Mit einem weißen Body und einem pinken Mützchen bekleidet, lag sie in ihrem Babybettchen – dem Baumstamm und ließ sich gerade eine Fußmassage gefallen. Sie quietschte und knetete ihre Hände ineinander. Die blauen Augen beobachtete ihre Mutter und immer wieder verließ ein freudiger Babyblaut ihre Lippen. Holly lachte. „Na, meine Süße, das gefällt dir, oder?“, lächelte die junge Mutter und rieb über die winzigen Füße ihrer mittlerweile drei Monate alten Tochter. Ganz weiche Fußsohlen hatte sie und die Zehen waren noch ganz winzig. Erst ein Klingeln ließ Holly aufhorchen. Sie seufzte. „Jetzt hat dein Daddy schon wieder den Wohnungsschlüssel vergessen.“, seufzte die junge Mutter auf, pikste ihrem glucksenden Mädchen in den Bauch und verließ das Elfenzimmer. Isobel beschäftigte sich indes mit ihrem Mobile. Holly lief die Stufen nach oben, öffnete die Tür und starrte in das Gesicht eines ihr bekannten Mannes, bei dem es sich allerdings nicht – wie erwartet – um ihren Lebensgefährten handelte, sondern um jemand ganz anderen. Sie schluckte. Wo war eigentlich Chris, wenn man ihn brachte? „Was zur Hölle tust du denn hier??“, fragte Holly erschüttert und starrte den jungen Mann teils entsetzt, teils entrüstet an! Kein freudiges ‚Hallo‘ verließ ihre Lippen. Stattdessen bildete sich eine deutliche Sorgenfalte auf ihrer Stirn. In sich hörte sie diese leisen, wispernden Zweifel. Eine leichte Sorge, die sich in ihrem ganzen Körper breit machte. „Hallo erst mal.“, raunte der junge Mann vor ihr, legte seinen Kopf zur Seite und betrachtete sie prüfend. „Na was denkst du wohl?“, gab er mit einem kecken, kleinen Lächeln zurück. Schelmisch grinste er vor sich hin, wog seinen Kopf hin und her und streckte seinen Hand aus um ihr frech gegen die Nase zu stupsen. „Ich bin wegen dir und Isobel hier.“ Holly verzog ihr Gesicht und machte keinerlei Anstalten sich aus dem Türrahmen zu bewegen. Unverändert starrte sie ihn an. Den jungen Mann mit den blonden struppigen Haaren, den dunkelbraunen Augen und dem bärtigen Kinn. „So? Nicht vielleicht weil du etwas ganz anderes willst?“ „Jetzt hab dich nicht so. Lass mich rein, oder muss ich mir erst Zutritt verschaffen.“, feixte der Blonde vor Holly, die deutlich mit den Zähnen knirschte und schließlich doch zur Seite trat um den jungen Mann einzulassen. Kapitel 68: XVI. Episode: From a whisper to a scream (68) ---------------------------------------------------------- „Jetzt guck mich nicht so an, ich bin auch nicht mehr der Jüngste…“, atmete Alex tief durch. Die Hände auf die Oberschenkel gestemmt und den Oberkörper leicht nach unten geneigt holte er immer wieder tief Luft, während seine Seite ungewöhnlich hartnäckig stach! Dusty beäugte ihn kritisch. Erneut atmete Alex tief durch. „Ja, ich weiß, dass ich über die Weihnachtstage träge geworden bin und lieber mit meiner Tochter spazieren gehe, anstatt zu Laufen… ja, ich weiß, dass wir erst seit ein paar Tagen wieder regelmäßig trainieren und dich das nervt, aber du wirst leider nichts daran ändern können.“, machte er seiner Hundedame unmissverständlich klar. Beinahe war ihm so, als ob sie mit ihren Augen rollte! Alex richtete sich wieder aus, streckte sich ausgiebig und lockerte seine verspannten Muskeln. Er ahnte gar nicht, dass seine Verlobte gerade Besuch bekam. Der Blick aus den wachen blau-grünen Augen glitt umher. Über den Strand, dessen Wasser in der Ferne verlockend glitzerte, bis hinüber zu Honolulu. Die Hauptstadt war so nah und doch so fern. Ein kleines Seufzen entwich seinen Lippen, als er die dunklen Wolken hinter sich bemerkte. „Sieht nach einem kleinen, tropischen Gewitter aus, Dusty. Was meinst du? Sollen wir noch ein Stückchen Laufen, oder lieber wieder nach Hause gehen?“, fragte er seine Hündin, während er sich noch etwas streckte und dehnte. Fast schon unangenehm knackte seine Schulterpartie. Dusty bellte, wedelte mit dem Schwanz und trabte gemütlich los. „Sklaventreiberin.“, murmelte Alex, denn offenkundig bestand seine Hündin darauf den Weg zu Ende zu laufen. Begleitet von einem schweren Seufzen rückte er seine Sonnenbrille zurecht, strich sich noch einmal über den nackten Oberkörper und lief langsam los. Glücklicherweise war das Stechen in seiner Seite verschwunden und so wurden seine Schritte ein kleines bisschen schneller. Angespannt und die letzten paar Sonnenstrahlen auf seiner Haut auskostend, lief er die Straße von Ewa Beach entlang.   Holly sah dem Kerl nach und stöhnte genervt auf. Dass er hier war, konnte nichts Gutes bedeuten! Ganz gleich wie sehr er auch grinsen mochte, wirkliche Freude konnte sich bei der Musikerin nicht einstellen. Deshalb drehte sie sich mit einer fließenden Bewegung sofort zu ihm um, während er sich bereits so interessiert in ihrem Haus umsah! „Frederick, was machst du hier? Ernsthaft, du bist doch nicht hier um mich und meine Tochter zu sehen. Hat Mom dich geschickt?“, fragte Holly und warf die Tür hinter dem Blonden ins Schloss. Er rieb sich über seinen Nacken und hob seine Schultern. „Jetzt nicht im ernst oder? Seit wann springst du, wenn sie dir was sagt? Hat sie damit gedroht dein Lotterleben zu beenden? Musst du dir Arbeit suchen?“ „Du tust ja gerade so, als wäre ich abhängig von ihr.“, verdrehte Frederick seine Augen. Er war ein (erfolgloser) Theaterschauspieler, der von Tag zu Tag lebte. Jede Nacht ein anderes Mädchen und ständig bettelte er bei seiner Familie um Geld. Er brauchte nicht viel um glücklich zu sein. Von Ehrgeiz fehlte jede Spur und genauso von Verantwortungsgefühl! Holly hatte das nie verstanden! Er hatte zwei Kinder, weil er zu dumm war, um auf die Verhütung zu achten, aber um die Kinder kümmerte sich ihr unverlässlicher Bruder natürlich nicht. Interessiert durchquerte er den Eingangsbereich von Hollys Haus, die ihm mit gerümpfter Nase folgte. „Frederick?! Was machst du hier!“, rief sie erneut. „Keine Ahnung. Ich wollte einfach mal nach meinem Schwesterchen schauen.“, erklärte er mit einem breiten Grinsen. „Ah … du bist also aus der Wohnung geflogen und Mom weigert dich, dir noch weiter Geld zu geben.“, stellte sie nüchtern fest. „So könnte man das auch sagen. Aber hey … ich bin hier und jetzt guck nicht so grimmig. Nimm doch lieber deinen Bruder in die Arme.“ Holly verdrehte die Augen, als Frederick seine Arme in ihre Richtung ausstreckte. „Glaubst du wirklich, du kommst mit der Tour bei mir durch? Du hast dich seit Jahren nicht mehr blicken lassen. Das letzte Mal als ich dich gesehen habe, stand ich kurz vor einem der schlimmsten Abstürze meines Lebens und du bist gegangen!“, wehrte sich Holly gegen die offenen Arme ihres Bruders. „Das ist doch das Showbusiness und du bist doch wieder auf die Beine gekommen. Jetzt hab dich nicht so, Holly.“ „Ich hätte dich damals gebraucht, Frederick und jetzt kann ich getrost auf deine Hilfe und deinen Beistand verzichten, denn es ist offensichtlich, dass du nur hier bist, weil du etwas willst. Entweder auf Moms Anordnung hin, damit sie dich weiter finanziert, oder weil ich dir Geld geben soll. Verdammt, Frederick, du bist 33 Jahre, solltest du nicht langsam ein bisschen mehr Verantwortung übernehmen…?“, fragte sie und redete sich leicht in Rage. Frederick verdrehte seine Augen. „Jetzt tu nicht so lammfromm, Schwesterchen. Du hast auch lange Zeit kein Bilderbuchleben geführt. Vielleicht bin ich ja hier um mich zu verändern, aber dazu brauche ich deine Hilfe.“, erklärte Frederick und schon blitzte wieder ein schelmisches Grinsen über seine Züge. „Vorher fliegen dir kleine Engelchen aus dem Hintern.“, raunte Holly. „Holly.“ „Frederick.“ „Jetzt tu nicht so verbittert. Ich weiß ganz genau, dass du dich im Grunde deines Herzens freust, mich mal wieder zu sehen.“, zwinkerte er ihr gut gelaunt zu. Nichts, aber auch gar nichts, konnte die Frohnatur von Frederick in irgendeiner Art und Weise beeinflussen. Er wirkte immer ein bisschen so, als habe er gerade einen Joint geraucht. Vielleicht entstand dieser Eindruck auch nur, weil er manchmal nicht ganz der Hellste zu sein schien. Abermals breitete er seine muskulösen Arme auf. „Holly.“, grinste er breit. Die Jüngere der Shepardgeschwister verdrehte theatralisch ihre Augen. „Jetzt komm schon her, kleine Schwester.“ „Du bist ein Idiot, weißt du das?“, seufzte Holly auf und tat schließlich doch einen Schritt auf ihn zu, um ihn einmal leicht zu umarmen. „Na klar, weiß ich das. Du machst mir das ja seit dem Tag deiner Geburt unmissverständlich klar.“, grinste Frederick breit. Just in dem Moment, als Holly die Arme um ihren Bruder gelegt hatte, öffnete sich die Tür, Dusty sprang herein und Alex stand mit leicht irritiertem Blick direkt im Türrahmen. „Ähm … Hallo…“, setzte er an und fühlte, wie die Eifersucht sein Herz förmlich schneller schlagen ließ!  Ohne zu wissen, wer dieser Kerl eigentlich war, wollte er ihm schon fast an die Gurgel springen! „Hey, ich bin Hollys Lover.“, stellte er sich vor. Augenblicklich löste sich Holly und verpasste Frederick einen Schubs. „Und du wunderst dich, warum ich dich als Idiot betitle?“, fauchte sie ihn an und verpasste ihm einen Klapps am Hinterkopf. Alex sah irritiert von einem zum Anderen. Eine kleine Schweißperle bahnte sich ihren Weg über sein Gesicht und tropfte vom Kinn nach unten. Die Augenbrauen zusammengezogen sah er abwartend und vielleicht ein kleines bisschen in Rage von einem zum Anderen. „Er ist mein Bruder und jetzt guck nicht so.“ Alex‘ Augenbrauen schnellten in die Höhe. Wieder wanderte sein Blick prüfend zu dem Blonden. „Ist nee gute Ausrede was. Vielleicht sollte ich gehen, um meine Kleine nicht weiter zu verraten.“, scherzte Frederick weiter, legte den Arm um Holly und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Sag mal, muss das sein? Ich dachte du wolltest hier her kommen um mich zu sehen und nicht um mich vollkommen zu verärgern!“, fuhr Holly ihn gereizt an und wand sich aus der Umarmung ihres Bruders. Dieser lachte auf. „Das ist mein Job Holly. Als großer Bruder muss ich dich ärgern, ganz egal, ob ich will oder nicht.“ Alex räusperte sich und stieß die Tür hinter sich ins Schloss. Augenblicklich sahen die beiden Geschwister zu ihm und für einen Moment war er doch glatt über die ähnlichen Gesichtszüge und die vollkommen identischen Augen verblüfft. „Ich geh duschen …“, murmelte er augenblicklich. „Kannst du nach Isobel schauen?“ „Das können wir doch.“, grinste Frederick. „Nein, denn noch weiß ich nicht ob ich einen Idiot in die Nähe meiner Tochter lasse.“, feixte Holly und machte auf dem Absatz kehrt. Frederick hob seine Schultern. „Jetzt hab dich nicht so.“, rief er und eilte ihr hinterher. Alex verdrehte seine Augen. „Oh ja, genau das stell ich mir unter einem gemütlichen Abend vor…“ Kurz tauschte er einen Blick mit Dusty, bevor er die Stufen nach oben eilte, um unter die Dusche zu springen. Hoffentlich brachte Hollys Bruder kein Drama mit sich, denn darauf konnte Alex wahrlich verzichten! Nachdem er einen kurzen Blick zu seinem Töchterchen geworfen hatte, schwang sich der Australier bereits unter die Dusche.   „Also. Was will Mom?“, fragte Holly und reichte Frederick eine Tasse Kaffee. Sie blieb wie so oft bei ihrem Lieblingstee. Frederick hob mit einer Unschuldsmiene seine Schultern und sah sich interessiert um „Ganz schön nett hast du es hier, Schwesterherz.“ „Jetzt weich meiner Frage nicht aus. Was will sie?“ Er seufzte und ließ sich auf einen der Tresenhocker nieder. „Na was glaubst du wohl, was sie will? Sie will dich und ihre Enkeltochter sehen.“ „Warum?“ Augenblicklich ging Holly in Abwehrhaltung. Sie stellte ihre Tasse ab und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. Frederick hob seine Schultern. „Weil du ihr Kind bist.“ „Ha!“, lachte Holly auf. „Als ob sie das jemals interessiert hätte.“ Frederick schürzte seine Lippen. Genüsslich trank er einen Schluck Kaffee und lehnte sich auf den Tresen. „Gib ihr doch eine Chance.“, bat er seine Schwester schließlich. „Nicht über meine Leiche. Ich bin fertig mit ihr. Seit jenem Zeitpunkt, als sie mich zu einer Abtreibung zwingen wollte…“ „Sie hatte immer nur das Beste…“ Holly unterbrach ihn mit einer barschen Handbewegung. „Frederick, hast du mich jemals in ihrer Gegenwart so glücklich gesehen, wie jetzt?“ Der junge Mann schwieg und sah sich erneut um. „Hast du was zum Essen im Haus?“, wich er ihrer Frage aus. Holly seufzte auf, allerdings unternahm er nach wie vor keinerlei Anstalten auf ihre Frage zu antworten... Kapitel 69: XVI. Episode: From a whisper to a scream (69) ---------------------------------------------------------- Alex stellte mit einem Seufzen die Dusche ab. Er hatte bisher erst einmal in dem vergangenen Jahr von Frederick gehört und das alles waren keine Worte der Begeisterung. ‚Mein großer Bruder ruft nur an, wenn er was braucht…‘, hatte sie gesagt. Es war offensichtlich, dass Holly genau aus dem Grund wenig Begeisterung für das Hiersein ihres Bruders aufbringen konnte und auch bei Alex wollte sich keine wirkliche Freude einstellen. Er schlüpfte in frische Shorts, eine Jeans und zog sich ein hellblaues, kurzärmliges T-Shirt an und rubbelte sich die Haare etwas trocken. Seine Bewegungen waren mechanisch und er brauchte länger als sonst. Das erste Donnergrollen ließ das Haus erzittern und in der Ferne zuckte ein Blitz über den dunklen Himmel. Das Babyschreien drang an sein Ohr und er seufzte auf. „Danke…“, murmelte er und schielte nach draußen. Die Kleine schrie und sofort sprang Alex zu ihr. „Hey. Hey. Was ist denn los? Hat dich das doofe Gewitter geweckt, hmm?“, fragte er und schob seine Hände unter den kleinen Körper, um sie hoch zu heben und in seinen Arm zu legen. Isobel zog ein Schnütchen und wimmerte vor sich hin, begann auf seinem Finger herum zu kauen. „Du bekommst einen Zahn, hab ich Recht … oder du hast Hunger, aber ich bin nicht Mommy.“, lächelte er und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, wog sie etwas hin und her und atmete erneut tief durch. „Glaubst du, ich darf dich mit runter nehmen …?“, fragte er die Kleine, denn er hatte keine Ahnung, ob Hollys Bruder Kontakt mit der Kurzen haben durfte. Drum streichelte er seinem Töchterchen etwas über das Köpfchen und ließ sich auf den gemütlichen Schaukelsessel sinken, in dem er schon so oft eingeschlafen war. Alex betrachtete den kleinen, zauberhaften Engel. „Na, meine Kleine. Weißt du worauf ich mich schon ganz besonders freue? In ein paar Wochen fliegen wir nach Australien. Dann lernst du endlich deinen großen Bruder kennen.“, stupste er sanft gegen ihr kleines Näschen. Die Kleine zog die Nase kraus und betrachtete ihren Vater mit großen Augen, bis zu dem Moment, als seine Verlobte zum Essen rief. „Ich nehme dich jetzt einfach mal mit runter. Wenn er dich ärgert … beiß ihn…“, hauchte er dem Elfchen einen Kuss auf und schlenderte los, die Treppen hinab und in das Esszimmer. Holly hatte Pizza aufgetaut und Frederick stand mit einem tadelnden Blick neben ihr. „Das ist aber nicht gesund.“, stellte er fest. „Wir haben es bislang auch überlebt.“, raunte Alex. Sofort sah Frederick zu ihm. „Na wenn das nicht meine Nichte ist.“, grinste er breit und schlenderte auf Alex zu. Dieser warf einen kleinen, überaus fragenden Blick zu Holly, die die Situation wenig begeistert beobachtete. „Bleib cool, Schwesterherz, ich mach schon nichts, was dem Windelträger schaden könnte.“, grinste Frederick und betrachtete die Kleine. Wie eine Löwenmutter hatte Holly ihre Unterlippe nach vorne geschoben, die Arme vor der Brust verschränkt trat Holly an Frederick vorbei und nahm Alex Isobel ab. „Du bleibst von ihr weg, solange ich nicht weiß, was du hier vorhast.“, knurrte sie ihren Bruder an. „Aber …“ „Wie war das noch? Du kannst nicht mit Kindern? Und genau darauf berufe ich mich jetzt. Mach dich lieber nützlich und stell die Pizza auf den Tisch.“, wedelte sie mit ihrer Hand. „Jawohl.“, salutierte Frederick mit einem Augenverdrehen. Alex scharrte mit dem Fuß über den Boden und räusperte sich. „Sag du nie wieder zu mir, ich habe eine eigenartige Beziehung zu meinem Bruder.“, wisperte er Holly zu. Diese verdrehte die Augen und ließ sich mit Isobel am Esstisch nieder. Alex nahm die Pizza entgegen, schenkte sich Apfelsaft ein und schielte nochmal zu Holly, die erst mal die Kleine stillte. Diesmal gut versteckt unter einem Stilltuch! Irgendwie war das eine sehr merkwürdige Stimmung am Tisch. Frederick kaute genüsslich auf der Pizza herum und sah munter von einem zum anderen. „Also, warum bist du hier Frederick?“, fragte Alex mit einem Mal um diese unangenehme Stille zu durchbrechen. „Ich wollte meine Schwester besuchen.“ „Unsinn. Unsere Mutter hat ihn angestiftet.“, fiel Holly ihm ins Wort. „Hmm … der Drache ist also wieder unterwegs.“, brummte Alex. „So schlimm ist sie gar nicht.“, verteidigte Frederick seine Mutter. „Du hast sie ja nie ertragen müssen, denn du bist nicht erfolgreich geworden.“, stichelte Holly. Ihr großer Bruder, der erfolglose Theaterschauspieler hat immer nur Geld von seiner Mom bekommen, aber er hat sie nie als Managerin erlebt. „Was nicht ist, kann noch werden, Baby.“, grinste Frederick. „Und ich wäre nicht so doof meine Karriere zu beenden.“ Abermals verdrehte Holly gekonnt ihre Haare und Alex grinste ein kleines bisschen vor sich hin. Irgendwie war das Schauspiel der beiden Geschwister überaus amüsant. „Was will Mom denn?“, fragte Holly nach. „Ich weiß es nicht und deswegen bin ich auch nicht hier …“ „Warum dann?“ „Hab ich dir doch schon erzählt.“, knirschte er mit seinen Zähnen. „Mom hat dir also wirklich den Geldhahn zugedreht und du weißt nicht mehr wohin.“, meinte seine kleine Schwester. Frederick verzog sein Gesicht und nickte schließlich. „Und was hat das mit uns zu tun?“, wollte Alex misstrauisch wissen, wobei er sich schon denken konnte, was Frederick hier wollte. So langsam ergab seine Anwesenheit einen Sinn! „Ich dachte, ich könnte vielleicht ein paar Nächte bei euch schlafen.“, grinste der Theaterschauspieler sehr breit. „Ich bin dagegen!“, rief Holly sofort. Alex Blick wanderte wieder auf die Pizza. „Klärt das unter euch.“, murmelte er vor sich hin und lauschte der etwas hitzigeren Diskussion der beiden Geschwister. „Komm schon, du kannst mich doch nicht einfach auf die Straße setzen. Willst du wirklich, dass ich unter der Brücke schlafe?“, fragte Frederick und setzte ein Zahnpastagrinsen auf. Holly holte tief Luft und kaute unruhig auf ihrer Unterlippe herum. „Okay. Du kannst bleiben. Für ein paar Tage, aber hier in diesem Haus gibt es Regeln.“, stellte Holly klar und hob ihren Zeigefinger drohend in die Höhe. Frederick hob unschuldig seine Hände und setzte sein Sonnenscheingrinsen auf. „Ich bin ganz Ohr, Schwesterherz.“ „1. Keine Frauengeschichten in meinem Haus.“ Frederick zog ihr einen Flunsch. „Aber hier gibt es hübsche Hawaiianerinnen.“, maulte er leise. Holly schürzte ihre Lippen. „Keine Frauen in meinem Haus!“, verdeutlichte sie ihm nochmal. „2. Keine dreckige Unterwäsche und auch keine Kleidung. Du wäscht für dich alleine, denn ich bin nicht deine Putzfrau.“ Mit einem langgezogenen Seufzen nickte er. Alex lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und beobachtete die beiden Geschwister mit einem kleinen Grinsen, dass von Sekunde zu Sekunde breiter wurde, während sich die zierliche Holly förmlich vor ihrem Bruder aufbaute. „3. Du räumst dein Geschirr weg und machst einmal in der Woche Frühstück für uns und du kochst regelmäßig.“ „Nur weil du nicht kochen kannst.“, maulte er. „Warst es nicht du, der diesen Job gelernt hat?“ „Nicht fertig gelernt…“, knirschte Frederick mit den Zähnen und sah kurz hinüber zu der Traumküche. „Ich bin auf jeden Fall dafür. Langsam werden Nudeln langweilig.“, flötet Alex mit Unschuldsmiene. Holly brachte ihn mit einer barschen Handbewegung zum Schreiben. „4. Finger weg von Isobel!“ „Warum? Glaubst du ich tu ihr was?!“ „Weil ich es nicht will, ganz einfach und 5. Du suchst dir einen Job!“, stieß sie aus. Frederick verdrehte seine Augen. „Jetzt komm schon … bei Mom war es einfacher.“, murrte er vor sich hin. „Pech. Mein Haus! Meine Regeln!“, nickte Holly entschieden. Tief seufzte der junge Mann auf, streckte ihr seine Zunge entgegen und hob seine Hände. „Okay, okay. Ich bleibe aber nur so lange, bis ich was eigenes habe.“ „Also für sehr lange Zeit.“, murmelte Alex. Durch das Babyphone wurde das Weinen von Isobel laut. „Alex zeigt dir das Gästezimmer und wehe du benimmst dich nicht!“, meinte Holly und verpasste ihrem Bruder einen letzten Klapps auf den Hinterkopf. Mit einem kleinen Brummen gab er sich geschlagen und sah Holly nach, die schon die Stufen nach oben eilte. „Ist sie immer so konkret?“, fragte er nach und ließ sich wieder an den Esstisch sinken. „Ohhh ja.“, grinste Alex und erhob sich, begann damit das Geschirr vom Tisch zu räumen. „Prima….“, murmelte Frederick. Wieso nur hatte er sich darauf eingelassen nach Hawaii zu kommen. Es war doch so schön in London und jetzt war er hier im Sonnenschein und das alles nur, weil seine Mom ihn gezwungen hatte. Er rieb sich über sein Gesicht und atmete tief durch. „Na dann, auf ein neues zu Hause.“, verdrehte er seine Augen und stieß mit sich selbst an.   Holly stillte die Kleine, als Alex mit den Fingerknöcheln gegen die Tür klopfte. „Na….? Wir haben jetzt also einen Mitbewohner?“ Sie nickte. „Hast du ihm das Zimmer gezeigt.“ „Ja…und ich hoffe er bleibt da erst mal.“, murmelte Alex und gesellte sich zu Holly. Sanft hauchte er einen Kuss auf ihren Haarschopf. „Wird sicher alles nur halb so schlimm.“ „Das glaubst aber auch nur du …“, schluckte Holly und schloss ihre Augen. Alex verzog sein Gesicht. „Oh ich freu mich jetzt schon über einen längeren Aufenthalt deines Bruders…“, schnitt er ihr eine kleine, aber aussagekräftige Grimasse und begnügte sich lieber damit sein Töchterchen zu beobachten. „Er wird hoffentlich kein Dauergast, wie dein Bruder …“, seufzte Holly und sah nach draußen. Ein paar Äste klopften durch den Sturm gegen die Fensterscheibe und es regnete ganze Sturzbäche. Alex Handy klingelte und er warf einen kurzen Blick darauf. Seufzte. „Wann bekommst du endlich deine neue Nummer?“ „Morgen zum Glück und wenn ich den erwische, der meine Nummer an irgendwelche Fans gegeben hat, den erwürge ich höchstpersönlich.“, knurrte er, stellte das Handy ab und warf es achtlos beiseite. Immer wieder nervige LiebesSMS und ähnliches. Inzwischen spannten sich seine Muskeln nur aufgrund des Handyklingelns an. „Das wird schon.“, lächelte Holly ihm zu und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Muss ja. Ansonsten werde ich es aus dem Fenster werfen.“, nickte er entschlossen, lächelte und ließ sich entspannt auf einem Kinderstuhl nieder. Er streckte die Beine von sich und beobachtete seine beiden Liebsten. Izzy gluckste zufrieden vor sich hin und Holly lächelte wie immer selig. Trotz des finsteren Gewitters war so viel Harmonie im Raum.  In der Zwischenzeit hatte sich Frederick in das weiche Gästebett geworden, vollkommen erledigt von dem langen Flug aus London nach Honolulu. Schnell schlief er mit einem zufriedenen Lächeln auf seinen Zügen ein. Vielleicht würde er ein oder zwei Regeln von Holly brechen … natürlich so, dass sie es nicht unbedingt mitbekam…. Kapitel 70: XVI. Episode: From a whisper to a scream (70) ---------------------------------------------------------- Am nächsten Tag klingelte es kurz nachdem Isobel aufgewacht war. Holly seufzte. Alex war bereits arbeiten und ihr Bruder schlief noch tief und fest. Mit einem leicht, mürrischen Blick öffnete sie ihre Tür. „Du weißt schon, dass wir erst in drei Stunden verabredet sind.“, stellte sie mit einem Stirnrunzeln fest und betrachtete Finley, der mit einem überaus mürrischem Gesichtsausdruck vor ihr stand. „Ich weiß, aber ein Makler ist durch das Haus marschiert.“ „Oh … hat Alex dir das gar nicht mitgeteilt?“, kratzte sich Holly verlegen am Nacken und zupfte ihr grünes Oberteil zurecht. „Nicht, das ich wüsste.“, gab Finley pikiert zurück. „Ihr wollt mich rauswerfen.“ „Nicht sofort…“, trat Holly beiseite und ließ den jüngeren Bruder ihres Lebensgefährten ein. „Na schönen Dank auch. Erst setzt mich Grace vor die Tür und dann auch noch das.“ „Das mit Grace hast du dir selbst zuzuschreiben. Man(n) bedrängt keine Frau!“, schnippte sie ihm frech mit den Fingerspitzen gegen die Stirn. „Ich habe sie nicht bedrängt!“, stieß er aus und seine Stimme wurde gleich ein paar Oktaven höher. „Und ob! Wenn sie nicht über ihre Vergangenheit reden will, dann akzeptiert man das.“, stellte sie klar und schüttelte ihren Kopf. „Und du bist so ein sturer Esel…“ Finley seufzte auf. „Wo ist meine Nichte?“, fragte er und überging ihre Worte gefließentlich. „Im Badezimmer. Ich wollte sie gerade umziehen.“, lächelte Holly und lief die Stufen wieder nach oben. „Alex hat übrigens schon wieder einen Stapel Post mit Kussmund bekommen.“, verdrehte Fin seine Augen und schlüpfte aus seinen Schuhen. „Ich hoffe du hast sie gleich weg geworfen.“ „Klar… können wir dann los?“, folgte ihr der Australier. „Wohin?“ „Nach Waikiki? Wir wollten zusammen eine Kleinigkeit essen.“ „Oh.“ „Du hast es vergessen.“, blieb Finley mit großen Augen am Türrahmen lehnen. „Nicht direkt vergessen. Hier war nur eine ganze Menge los. Mein großer Bruder ist aufgetaucht und eigentlich wollte ich Alex mit Isobel am Set besuchen.“, lächelte die junge Mutter und packte ihr Kind in einen gelben Body mit der Aufschrift: ‚My Daddy is a star.‘ „Ich kann euch begleiten. Komm schon. Lass mich nicht hängen.“, grinste er breit. „Wie ist es mit deinem Bruder? Alex hat gestern Abend kurz erwähnt, dass er wohl nicht das Gelbe vom Ei ist.“ „Ihr telefoniert viel zu oft miteinander.“, brummte Holly vor sich hin und kleidete die quietschende Isobel fertig ein. Ein hübsches gelbes Strandkleidchen und noch Söckchen. Fertig war die kleine Elfe. Holly erhob sich. „Es ist nicht einfach mit ihm, aber im Moment schläft er.“ „Hast du keine Angst, dass er dir die Bude leer räumt, während du weg bist.“ Finley bekam einen vernichtenden Blick zu geworfen. „Sorry.“, murmelte er eilig und bekam Izzy in seinen Arm gedrückt. Holly schob sich an ihm vorüber und klopfte an die Gästezimmertür. Ein Brummen ertönte. „Ich fahr mit Isobel nach Waikiki. Mach mir ja keine Unordnung.“, rief sie gegen die Tür. „Ja ja …“, kam als einzige Antwort von drinnen. „Es ist fast 12 und er schläft noch?“, fragte Fin perplex. „Frederick kommt nicht vor 16 Uhr aus dem Bett… er wird nicht mal mitbekommen das wir weg sind.“, zuckte Holly mit ihren Schultern, sammelte ihre Sachen zusammen und schon verließ sie gemeinsam mit Fin das Haus um sich einen schönen Tag zu machen Die Gästezimmertür öffnete sich und Frederick schielte hinaus „Na dann wollen wir mal.“, grinste er unschuldig vor sich hin und lief die Treppen nach unten.    Von den dunklen Wolken des Vortags war nichts mehr zu sehen, stattdessen war die Luft wie gereinigt. Klar und angenehm duftend. Holly holte den Maxi Cossi aus dem Auto und reichte ihn Finley. Isobel schlief noch immer tief und fest. Die junge Mutter griff nach ihrer Tragetasche, bevor sie mit Finley los schlenderte. Die Sonne schien hell auf Honolulu herab. Keine einzige Wolke unterbrach das dunkle, kräftige Blau des Himmels, das am Horizont mit dem Meer verschmolz. Zahlreiche Surfer, Segler und Schwimmer hatten sich in die Fluten gestürzt und der Strand von Waikiki war besonders voll. „Wir essen ein Sandwich und danach fahren wir deinen Daddy bei der Arbeit besuchen.“, rief Holly munter zu ihrem Töchterchen, dass von dem schönen Wetter gar nichts mitbekam. Die Kleine schlief fiel lieber und ließ die Welt eben Welt sein. Zahlreiche Menschen strömten ihnen entgegen. Paare. Studenten. Schüler. Ältere Ehepärchen. Freudig lachende Kinder, die mit einem Shaved Ice die Aufmerksamkeit von anderen Kindern auf sich zogen. Im Moment war Holly auch nur einer von ihnen. Eine ganz normale Frau, die von keinem Fotografen belästigt wurde. Diese Stunden genoss sie ganz besonders! Holly warf einen kurzen Blick über ihre Schulter, strich sich durch die Haare und zog die Augenbrauen etwas zusammen. „Was ist los?“, fragte Finley, der auf das Meer hinaus schielte. „Keine Ahnung. Kennst du dieses eigenartige, kribbelnde Gefühl beobachtet zu werden? Das Gefühl, dass dir nachts bei einem eigenartigen Geräusch sagt, dass es besser ist weg zu laufen?“, schluckte Holly und sah sich nochmal um. Ein paar kleine Jungs spielten Basketball, ließen ihre Schwester allerdings nicht mitmachen, die daraufhin laut weinte. Ihre Eltern eilten heran. „Vielleicht irgendein Paparazzi der auf der Lauer liegt.“, zuckte Finley mit seinen Schultern. „Jetzt mal nicht den Teufel an die Wand. Wir wollten einen schönen Vormittag haben, schon vergessen.“, zwinkerte er ihr zu und stupste sie leicht in die Seite. Holly atmete tief durch. „Ja. Ich weiß.“, murmelte sie. Und doch blieb da dieses Wispern, die Stimme in ihrem Kopf, die immer wieder leise flüsterte, dass etwas nicht stimmte. Holly zückte ihr Handy und rieb sich über den Unterarm. „Was machst du da?“ „Ich rufe Alex an …“, meinte sie knapp und wählte die Nummer. „Er wird arbeiten sein.“, seufzte Finley auf. Leider hatte er Recht. Nur die Mailbox nahm ihren Anruf entgegen. „Hey, ich bin’s. Ich komm nachher mit Finley und Isobel vorbei … ich liebe dich.“, flüsterte sie und ließ das Handy wieder verschwinden. Zusammen mit ihrem baldigen Schwager schlenderte sie über den Steg, sah sich erneut um. Überall am Rand der Promenade parkten Autos, ganze Busse, die noch mehr Besucher für den Strand von Waikiki brachten. Holly schüttelte ihren Kopf, versuchte das nagende Gefühl los zu werden. „Ich weiß echt nicht, was du dir dabei gedacht hast, Finley. Du liebst die Kleine und doch bist du so stur und siehst deinen Fehler nicht ein.“, setzte Holly an und warf einen kurzen Blick zu Fin, der die kleine Isobel beobachtete. Er seufzte auf. „Ist das jetzt dein Themawechsel?“ „Ja. Du hast doch gesagt, ich soll mir über was anderes Gedanken machen und das mache ich jetzt auch. Also was soll das mit dir und Grace?“, fragte Holly und blieb in einer langen Schlange vor ihrem Lieblings-Sandwichstand stehen. „Was soll schon sein.“, brummte Fin und hob den Kindersitz etwas an, sodass Holly kurz das Mützchen der schlafenden Elfe richten konnte. Sanft streichelte Holly über die Wangen ihres kleinen Lieblings, bevor sie sich wieder Fin zuwandte. „Du liebst sie.“ Fin schnalzte mit der Zunge und starrte Holly an. Seine blauen Augen waren so verletzt und die Sehnsucht, die er nach Grace hatte, lag greifbar in der Luft! „Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.“ Eine chinesische Reisegruppe drängte am Stand vorbei. Finley sah in den Himmel und er beobachtete ein paar Vögel. „Holly, du bist meine beste Freundin, aber ich werde nicht mit dir darüber reden.“, stellte er klar. „Ja ja. Typisch Mann!“, verzog sich ihr Gesicht zu einer deutlichen Grimasse. Der Australier hob seine Schultern. „Ist eben meine Sache.“, antwortete er und beäugte die zahlreichen Sandwiches in der Auslage. Holly wählte ein Thunfischtramizzini und Finley ein Lachssandwich. Sie kramte in ihrer Tasche. „Warte, ich mach schon. Immerhin hast du die letzten Male gezahlt.“ „Ja, weil der arme Student nichts verdient.“, zeigte sie ihm ihre Zunge und gab noch eine kurze Anweisung bezüglich des Getränks. Fin stellte die Babytrage beiseite und zückte seine Brieftasche. „Genau das hat sehr bald ein Ende. In ein paar Wochen bin ich fertig und dann hör ich endlich auf euch auf der Tasche zu liegen. Dann such ich mir meine eigene Wohnung.“, gab er mit einer kleinen Grimasse zurück. „Jetzt hör doch auf darauf rumzureiten. Wir wollen dich nicht loswerden. Nur das Haus.“, lachte Holly und nahm dankend das Sandwich entgegen. Fin steckte seine Geldbörse wieder weg, trank einen Schluck Cola, reichte den Becher an Holly, angelte sich sein Sandwich und griff nach dem Maxi Cossi von Isobel. Er griff ins Leere. Blinzelnd starrte er auf die leere Stelle neben sich. „Wo ist Isobel…?“, fragte Holly und das Strahlen aus ihrem Gesicht verschwand. Fin sah sie an und wirbelte herum. „Sie stand gerade noch neben mir!“ „Fin, wo ist Isobel?!“, kreischte Holly auf. Eine Chinesin, die sich ebenfalls in der Schlange befand deutete den vollen Weg entlang. „Daddy…?“, erklärte sie mit einem gebrochenen amerikanisch. Die Irritation breitete sich in Holly aus. Unbeachtet fiel das Sandwich zu Boden und sie rannte los. „Ich rufe die Polizei!“,  meinte der hawaiianische Besitzer des Standes und schon breitete sich Unruhe in der Menge aus. Holly ließ ihren Blick den Weg entlang wandern, den die Chinesin entlang gedeutet hatte. Schnell schlug ihr Herz gegen ihre Brust und immer größer wurde die Panik. „Isobel?!“, schrie sie laut. „Was ist los?“, fragte eine junge Frau. „Mein Baby… meine Tochter ist weg…“, stotterte Holly. Finley schnellte an ihr vorbei und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Immer mehr Passanten wurden auf die Szene aufmerksam und immer mehr Leute sahen sich suchend um. „Bitte lass es Alex sein, der sich einen dämlichen Scherz erlaubt…“, flüsterte sie. Ihr Herz schnürte sich zusammen, Holly war kaum mehr in der Lage noch zu atmen! Immer größer und mächtiger wurde die Angst um ihre Tochter und einmal mehr verfluchte sie sich für zwei Sekunden der Unachtsamkeit!  „Sie lag in einem schwarzen Maxi Cossi … mit einer großen gelben Ente auf der Seite“, erklärte Holly stammelnd und sah sich immer wieder um, den Weg entlang, hinab zum Strand, hinauf zu Straße. Sie stutzte. Ein großer Geländewagen hielt auf der anderen Straßenseite und… Hollys Augen weiteten sich vor Entsetzen. „ISOBEL!“, schrie sie laut, als sie den Maxi Cossi mit dem gelben Sticker auf der Seite entdeckte. Ohne auf den Weg zu achten rannte die junge Mutter los!! Schrie immer wieder nach ihrem Baby, das zusammen mit einem Mütze und Brillentragenden Mann in dem schwarzen Geländewagen verschwand. Dicht hinter ihr Finley! Tränen verschleierten den Blick der panischen Mutter, die nur noch ein Ziel kannte: Das Auto in dem ihr kleines Mädchen verschwunden war. Blind für ihre Umgebung rempelte sie die Menschen an, hastete die Promenade hinauf zur Straße! Finley riss Holly gerade noch rechtzeitig zurück, bevor sie in ein herannahendes Auto rannte. Der Wagen in dem Isobel verschwunden war startete. „Lass mich sofort los!! Nein …. Bitte….!“, flehte sie innständig. Der schwarze Wagen mit den dunklen Scheiben beschleunigte, fuhr über eine rote Ampel und verursachte einen Zusammenstoß! Immer weiter entfernte sich der große Wagen, hörte nicht das Flehen und Schreien der verzweifelten Mutter. Finley hatte seine Arme um Holly gelegt, doch die junge Frau versuchte sich zu befreien. „NEIN! Neiiin … bitte!“, schrie sie die Straße entlang. „Irgendwer muss uns helfen!! Bitte!“ „BITTE!!!“ Ein lautes Flehen, ein verzweifeltes Schreien einer Mutter, dass unerhört blieb …     „Wie konnte das nur passieren? Wann ist dieser Schatten in unser Leben gekommen? Der Verlust, der Hass? Wie hat er uns gefunden? Schlich er sich in unser Leben oder luden wir ihn mit offenen Armen ein? Waren wir unvorsichtig? Was ist nur geschehen? Reichen ein paar Sekunden Unachtsamkeit? Wann zehrten uns die Schatten auf? Wann wurden wir verschluckt von der Dunkelheit..? Hat dieser Hass einen Namen…? Dieser Schmerz…? Hörst du mein Herz schlagen? - Es schlägst nur für dich Hörst du es schreien? - Es schreit nach dir Hörst du es flüstern? - Es sagt: "Komm zurück – ich liebe dich" Kapitel 71: XVII. Episode: Learning to fall (71) ------------------------------------------------ Gemurmel wurde laut, als Holly fast in Finleys Armen zusammenbrach. Der Blonde sah sich verzweifelt um und entdeckte just in dem Moment einen Polizeiwagen des Honolulu Police Department! „Bleib hier…“, befahl Finley und rannte auf die offene Straße!! Mit quietschenden Reifen und lauter Hupe kam der Wagen gerade noch rechtzeitig vor ihm zum Stehen! „Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen?!“, brüllte der Polizist, als er sich aus dem Wagen schwang. „Nein … nein … meine Nichte, sie ist gerade entführt worden!“, verteidigte sich Finley. Die beiden Polizisten tauschten einen irritierten Blick miteinander. „Jetzt mal langsam, entführt?“ „Hören Sie, wir haben keine Zeit! Das Auto ist gerade erst weg gefahren!“, fuchtelte Finley energisch mit seiner Hand und deutete die Straße entlang. „Welches Auto?“ „Ein schwarzer Geländewagen. Getönte Scheiben … das Kennzeichen weiß ich nicht.“ Sofort verschwand der Polizist im Wagen und gab die Angaben durch, schaltete zugleich das Blaulicht ein. „Wo sind die …“ Er brach ab, denn er hatte Holly entdeckt, die wie ein Häufchen Elend am Straßenrand stand. Eine Chinesin hatte ihr beruhigend den Arm um die Schulter gelegt und reichte ihr ein Taschentuch. Der hochgewachsene, sehr jungenhafte Polizist zögerte. „Ist das nicht, diese Sängerin?“ „Ja.“, knirschte Finley mit seinen Zähnen. Abermals tauschten die Polizisten einen kurzen Blick miteinander und traten auf die junge Frau zu. „Wie heißen Sie?“ Holly sah ihn strafend an. „Holly Shepard.“ „Was ist passiert?“ „Ich habe sie nur einen Moment abgestellt um nach meiner Geldbörse zu suchen und im nächsten Moment war sie weg. Wir waren an einem Sandwichstand.“, erklärte Finley anstatt Holly. Der Polizist atmete tief durch. Leider passierten solche Blitzattacken statistisch häufiger, als manche Menschen für möglich hielten. „Können Sie ihre Tochter beschreiben.“ „Sie trug ein gelbes Kleidchen, keine Schuhe, auf dem Kopf einen weißen Sonnenhut. Sie hat blaue Augen und viele dunkelbraune Haare. Isobel ist drei Monate alt und wird noch gestillt…“, brachte Holly mühsam hervor und wieder kullerte ihr eine Träne über die Wangen. „Der Kindsvater?“ „Arbeiten…“ „Wollen Sie denn gar nichts machen?? Sie stehen hier und stellen irgendwelche Fragen, anstatt Isobel zu suchen!“, stieß Finley zornig aus. Der Polizist seufzte. „Haben Sie ein Foto?“ Holly nickte und kramte in ihrer Handtasche, zog ihren Geldbeutel hervor und reichte dem Polizist ein paar Fotos ihrer kleinen Lady. Sie konnte nicht fassen, was passiert war. Es kam ihr alles vor wie ein schlechter Traum. Sie sah sich um und fühlte sich im Moment so leer, so einsam und in ein absolut tiefes Loch gefallen. „Wir bringen Sie jetzt nach Hause. Mein Kollege hat bereits das Police Department informiert. Machen Sie sich keine Sorgen, wir finden Ihre Tochter, Miss Shepard.“, lächelte er und entblößte dabei seine strahlend weißen Zähnen. Fin zog Holly in seine Arme. „Hast du gehört. Wir finden Isobel … ich rufe Chris und Alex an … und Ryan und alle die mir einfallen… ich finde Isobel… ich … ich … es tut mir leid, ich hätte sie nicht einfach so abstellen dürfen.“, raunte er und lehnte seine Wange gegen ihre Schläfe. Holly verzog ihr Gesicht und klammerte sich an Finley, unfähig zu sprechen, oder einen klaren Gedanken zu fassen. Alles in ihrem Leben hatte Bedeutung verloren. Leere. Alles war unglaublich leer. „Wer hat mir mein Baby weggenommen, Fin … wer tut so was?“ „Ich weiß es nicht, aber wir holen sie zurück. Es tut mir so leid.“ Ein paar Fotos wurden geschossen und schon hielten die ersten großen Wägen von irgendwelchen Radio- und Fernsehsendern. „Kommen Sie.“, sprach der Polizist beruhigend. Holly lag noch immer in den Armen von Finley. Ihre Tränen durchtränkten sein Oberteil, während sie bitterlich und verzweifelt weinte! Fin vergrub seine Hand in ihren Haaren und strich über ihren Rücken. „Miss …“, sprach der Polizist ruhig. „Sollte es sich um eine Entführung und nicht um einen unglaublich schlechten Scherz handeln, ist es wichtig, dass Sie zu Hause für eine etwaige Lösegeldforderung erreichbar sind.“ Finley nickte und legte seine Wange an Hollys Kopf. „Komm, wir müssen nach Hause … wir müssen Alex anrufen … und Ryan … und Chris… wir können doch nicht nur hier stehen…“, flüsterte er ihr zu und legte seinen Arm fester um sie. So zog er die junge Mutter mit. Der Polizist folgte den Beiden. Mittlerweile war ein weiterer Einsatzwagen gehalten. Die Polizisten beschäftigten sich damit die Schaulustige Menge auseinanderzutreiben und vor allem die zahlreichen Reporter zu verscheuchen! Fin führte Holly zu dem Polizeiwagen und ließ sich neben sie auf die Rückbank sinken. Fest umschlossen hielt er ihre zierlichen Finger, seufzte leise auf und versuchte diese unglaublich traurigen Augen von Holly zu ignorieren. Mehr und mehr schnürte ihm der Schmerz die Luft zu atmen ab und zurück blieb dieses unglaubliche Schuldgefühl! Weil er es war, der Isobel los gelassen hat…   Der wunderschöne, sonnige Tag am Set von Five-O wurde natürlich gnadenlos ausgenutzt. So waren alle draußen am langen, extra abgesperrten Strand, um einige Szenen zu drehen. Publikum inklusive. Hinter den Absperrbändern lauerten sie. Zahlreiche Fans von Alex O’Loughlin, Scott Caan und den anderen Schauspielern. „Alex, mach verdammt noch mal dein Handy aus!“, befahl Brad Turner – der Regisseur -  in einem sehr gereizten Tonfall, als das Telefon von Alex zum wiederholten Mal klingelte und die Szene erheblich störte. Cast und Crew von der Erfolgsserie Hawaii Five-O befanden sich gerade mitten im Dreh einer Aktionszene. Grace seufzte genervt auf. „Holly wird schon mal einen Tag ohne dich klar kommen.“, verdrehte sie ihre Augen, als sie auf Alex Display schielte. „Ich hör die Nachricht später ab.“, brummte er und stellte sein Handy auf lautlos. „Können wir jetzt weiter machen, oder wollt ihr noch ein wenig länger tratschen?“, fragte Turner genervt. „Weiter.“, antwortete Grace und nahm wieder die richtige Position ein, genauso wie Scott und Alex. „Alles klar?“, fragte Scott leise, während Grace noch ein paar Regieanweisungen bekam. Die zierliche Visagistin mit dem übertrieben tiefen Ausschnitt und dem charmanten Lächeln puderte Alex und Scott das Gesicht ab und warf Alex einen schmachtenden Blick zu. „Ja, ich denk schon. Ich hab nur so ein eigenartiges Gefühl. Irgendwie, dass etwas nicht stimmt. Keine Ahnung … ich ruf Holly später an.“, sprach er. Claire – die jungen Visagistin tänzelte davon und ließ sich mit einem hingebungsvollem Seufzen am Rand des Sets nieder, verschlang Alex weiter geradezu mit ihren Blicken. Das laute Schrillen ertönte und schon machten sich alle Schauspieler bereit, als auf einmal ein lautes Klingeln Brad unterbrach, der soeben ‚ATION‘ rufen wollte. „Alex!“, schrie er genervt. „Das ist nicht meines!“, verteidigte sich der Australier sofort. Grace zog irritiert ihr Handy hervor. „Sorry…“, murmelte sie entschuldigend und betrachtete den Namen der aufleuchtete. Finley. Sie war bereits im Begriff ihren Ex einfach weg zu drücken, allerdings stutzte sie. Erst Holly, die versuchte Alex anzurufen, dann Fin der bei ihr klingelte. Sie hob ab. „Grace, das ist jetzt nicht dein ernst, wir sind mitten im Dreh!“, schrie der Regisseur bereits vollkommen am Ende mit seinen Nerven. Selbst Ryan – der bisher eher am Rand des Sets auf einem Stuhl herumgelungert hatte – wurde jetzt hellhörig und näherte sich der Szene. „Was … was ist passiert…?“, stieß Grace mit einem Mal aus. Kreidebleich richtete sich ihr Blick auf Alex. „Was ist los?“ Mit einigen schnellen Schritten war er neben seiner Kollegin und entriss ihr das Mobiltelefon. Er brauchte gar nicht nachschauen, wer gerade anrief. Im Grunde wusste er es schon. „Was ist los?“, wollte er mit stotternder Stimme wissen. „Isobel ist verschwunden.“, ertönte die heißere Stimme von Finley. Im Hintergrund konnte Alex eine Menge Stimmen hören, einschließlich das Weinen von Holly. Dem Schauspieler entglitten sämtliche Gesichtszüge. Sein Mund stand leicht offen und tausende kleine Falten zierten seine Stirn und seine Augenpartie. „Ver…verschwunden…?“, fragte er. „Wir waren in Waikiki … hör zu, ich habe nur eine Sekunde nicht aufgepasst und…“ „Fin, willst du mir gerade sagen, dass irgendwer meine Tochter entführt hat?!“, schrie Alex voller Entsetzen in das Telefon. Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. Die Mitarbeiter des Sets tauschten Blicke miteinander und schon waren Scott und Ryan an der Seite von Alex. „Gib mir sofort das Telefon.“, fuhr Ryan seinen Schützling barsch an. Alex Finger zitterten. „Alex… ich weiß nicht, wie es passieren konnte. Es war irgendeine Blitzaktion und ehe wir begriffen haben, was los ist, war sie schon weg…“, wisperte Finley, doch die Worte kamen bei seinem großen Bruder gar nicht mehr an. In seinem Kopf hämmerte nur noch der unglaublich tiefe Schmerz und die Angst manifestierte sich in seinem Herzen. Sorge, Panik. Verzweiflung. Wo war seine Tochter? Was war geschehen. Ryan entwand dem erstarrten Schauspieler das Handy, während Grace und Scott ihre Arme um Alex legten und ihn etwas weg von der Szene führte. „Brauchen Sie Hilfe?“, rief die kleine Visagistin, die genauso wie viele andere der geschockten Mitarbeiter den Tränen nahe war. Niemand reagierte auf sie. „Finley, was ist los?“, blaffte Ryan in seiner gewöhnten Militärmanie ins Telefon. „Isobel wurde am Strand von Waikiki entführt. Die Polizei ist bereits unterrichtet.“ „Wo seit ihr?“ „Zu Hause.“ „Wir sind unterwegs.“ Ryan legte auf, drückte das Telefon Grace in die Hände und packte Alex am Unterarm. „Wir fahren.“, befahl er grob. „Der Dreh ist vorerst beendet. Geht nach Hause, bis ihr die neuen Drehtermine erhaltet.“, schaltete sich Turner ein. „Alex, egal was du brauchst, du bekommst es.“ Der Australier hob langsam seinen Blick, öffnete seinen Mund, schaffte es aber nicht zu sprechen. „Wir fahren.“, bluffte Ryan. „Ich komm mit…“, rief Grace. „Ich auch.“ Schon waren Scott und Grace an der Seite ihres vollkommen neben sich stehenden Freundes und liefen neben ihm und dem Bodyguard den Strand nach oben. Mit einem Mal löste sich Alex, schob Ryan beiseite und sprang auf den nächsten Mülleimer zu, in dem er sich erbrach. Scott und Ryan tauschten einen kurzen Blick miteinander. Grace eilte an Alex Seite, zupfte ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche und reichte es dem aufgelösten Vater, der gerade die wohl schlimmste Nachricht überbracht bekommen hatte. Kinder zu verlieren, war schlimmer als selbst zu sterben. Alex wischte sich fahrig die Mundwinkel ab und rieb sich über die Augen, die regelrecht brannten. Vorsichtig legte Grace ihre Hand auf den Rücken von Alex. „Komm schon … Holly braucht dich sicher … und Isobel braucht einen Vater, der jetzt stark ist.“, flüsterte sie ihm leise zu. Alex schüttelte seinen Kopf, seine Hände wanderten fahrig durch seine Haare und er holte mehrmals Luft. Ryan trat neben ihn und schob ihn weiter, versuchte nicht auf die Trauer, die sich in Alex Gesicht gelegt hatte, zu achten. Einige Tränen glitzerten in seinen Augenwinkeln und die sonst so funkelnden Augen waren geradezu vor Trauer geprägt. „Meine Tochter ist entführt worden…“, stammelte Alex, als er im Wagen verstaut war und die Fahrt durch Honolulu auch schon losging. Ryans Kiefer war angespannt. Mahlend presste er die Zähne aufeinander, starrte verbissen auf die Straße und ließ sämtliche Verkehrsregeln außer Acht. Scott saß auf der Rückbank neben Alex und reichte ihm einen Kaugummi. „Sie ist sicher bald wieder bei euch…“, versuchte er etwas Hoffnung zu schöpfen, klopfte Alex auf die Schulter und betrachtete den aufgelösten Mann, der vollkommen neben sich zu stehen schien.   Kapitel 72: XVII. Episode: Learning to fall (72) ------------------------------------------------ Tag 1 „Trink einen Schluck.“, murmelte Finley und reichte Holly ein Glas Wasser. „Alex ist unterwegs.“ Ihre Finger griffen nach dem Glas, doch es rutschte einfach durch ihre Finger, zerbarst auf den Fließen. Frederick tat einen Schritt auf sie zu. „Holly…?“, fragte er besorgt und schob Finley beiseite. Vorsichtig berührte er die Schulter seiner kleinen Schwester. Vor fast einer halben Stunde war sie in das Haus zurückgekehrt. Vollkommen aufgelöst und der Verzweiflung nahe. Keiner konnte wirklich fassen, was passiert war, dass irgendwer einfach so einen kleinen Menschen mitgenommen hatte. Finley suchte nach einem Besen um die Scherben vom Boden zu entfernen. Holly saß regungslos auf dem Hocker und starrte auf die funkelnden Splitter und die klare Flüssigkeit die sich über die Fließen ausbreiteten. Sie rutschte von dem Stuhl, lief über die knirschenden Splitter hinweg, die zum Teil in ihren Schuhen hängen blieben. „Holly!!“, rief Frederick entsetzt, aber seine Stimme drang gar nicht zu ihr vor. Die junge Mutter lief zum Küchenschrank und zog ein weiteres Glas hervor, drehte es in ihren Fingern und wirbelte herum. Gerade noch rechtzeitig konnte Frederick in Deckung gehen, als das Glas mit voller Wucht an der Wand landete und in tausende Splitter zerschellte. „Holly!!“ „Normalerweise wacht sie von lauten Geräuschen auf!“, schrie Holly, zerrte wieder ein Glas aus dem Schrank und warf es gegen den Kühlschrank. Fin und Frederick wichen beide ein Stück zurück und beobachteten geschockt, wie Holly ein Glas nach dem anderen aus dem Schrank zerrte und hysterisch um sich warf. „ Hier sind keine Geräusche mehr im Haus … sie ist nicht mehr hier … hast du nicht gehört, sie ist weg! Mir hat jemand meine Tochter weggenommen!! Bringt sie zurück. Ich will meine Tochter zurück!!!“, schrie sie, trat gegen den Schrank, warf Vasen, Bücher und andere Küchengerätschten herunter, die sich auf der Ablage befanden.  „Gib sie mir zurück! Gib mir meine Tochter zurück!!!“, wurde sie immer lauter, schrie, schmiss Sachen und kreischte vor lauter Verzweiflung. Weder Fin, noch Frederick wagten es Recht sich Holly zu nähern. Viel zu gebannt beobachteten sie die Hysterie der verzweifelten Mutter. Die Tür schwang auf und Chris stand im Rahmen. „Was seit ihr denn für Weicheier?“, fragte er die beiden jungen Männer und ging ohne Umschweife auf Holly zu. Sie schlug ihn gegen die Brust, hämmerte auf ihn ein, bevor sie sich erschöpft und heulend gegen ihn sinken ließ. Chris schloss seine Arme um Holly und streichelte ihr beruhigend über den Haarschopf. „Husccchhh,“, flüsterte er leise und wog sie n seinem Arm hin und her. „Wo ist sie…“, jammerte Holly. „Ich finde sie. Das verspreche ich dir…“ „Wer hat sie mir weggenommen.“ „Das weiß ich noch nicht, aber ich werde sie wiederholen und wer auch immer es war, er wird leiden…“ „Ich bin so alleine.“ „Bist du nicht. Hörst du mich. Ich bin hier und ich bleibe bei dir. Wir finden Isobel. Wir finden sie.“, schwor er Holly leise, deren Tränen wie kleine Sturzbäche sein Hemd durchtränkten. Sie krallte sich in sein Oberteil und war kaum noch fähig auf ihren eigenen Beinen zu stehen. Finley wagte es wieder zu atmen und ließ seinen Blick durch die verwüstete Küche gleiten, als er ein Auto in der Auffahrt bemerkt – den Wagen von Alex.   Der Wagen von Alex hielt mit quietschenden Reifen in der Einfahrt, die bereits von einigen Einsatzfahrzeugen blockiert worden war. Alex stieg aus dem Wagen, lief ein paar Schritte in Richtung Haus, bevor er abrupt stehen blieb. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerzen und eine weitere Träne bahnte sich ihren Weg über seine Wange bahnte. Die Augen fest geschlossen und die Hände zu Fäusten geballt. Alex öffnete seinen Mund, beinahe so, als ob ein stiller Schrei der absoluten Verzweiflung den Weg nach draußen suchte. Doch kein Ton verließ seine Lippen.  Er zitterte, versuchte zu atmen und hielt die Luft an. Fest biss er seine Zähne aufeinander und verzog sein Gesicht zu einer wütenden Grimasse. Voller Anstrengung schluckte er die Tränen, die Trauer und die Verzweiflung hinab. Kurz zitterte er nochmal auf, atmete tief die Luft ein und wieder aus, schüttelte den Kopf und nickte. „Alex?“, fragte Scott besorgt. Der Australier räusperte sich, wischte die Tränen aus seinem Gesicht und straffte seine Schultern. Er schritt los, erhobenen Hauptes an Ryan vorbei, der die Tür bereits geöffnet hatte. Alex wollte stark sein, für Holly, denn seine eigene Verzweiflung brachte gerade niemanden etwas. Frederick schob sich aus der Küchentür und rief ihm ein ‚Hier‘ entgegen. Alex nickte und trat an ihm vorbei. Nur kurz blieb sein Blick an Finley hängen, der Schuldbewusst den Kopf hängen ließ und in den Wohnraum trat, in dem bereits einige Polizisten am Werk waren. Alex betrat die Küche und stutzte einen Moment, als er das Scherbenchaos bemerkte. Im nächsten Moment sah er Holly, die in den Armen ihres Bodyguards lag und bitterlich weinte. Er seufzte auf, bahnte sich einen Weg durch die Scherben und übernahm Holly, als Chris zurück trat. Wie Schraubzwingen schlossen sich ihre dünnen Arme um seinen Hals und ihr Körper presste sich zitternd an den seinigen. Alex drückte sie an sich. „Atme, Holly. Lass nicht zu, dass du ins Wanken gerätst Lass die Verzweiflung nicht zu stark werden, denn du musst doch noch genug Kraft haben, um Isobel bald wieder in deine Arme zu schließen…“, flüsterte er ihr zu und legte seine Lippen auf ihre Stirn. Holly zitterte immer wieder auf und starrte ins Leere. „Hab keine Angst, sie zu verlieren, Holly, denn das wird niemals passieren. Sie wird bald wieder bei dir sein, also atme Holly. Atme.“ Alex rieb beruhigend über ihren Rücken. „Es tut mir Leid …“, brachte sie auf einmal zitternd hervor. „Was denn…“ Alex löste sich leicht und umfasste ihr trauriges Gesicht mit seinen Händen, wischte mit dem Daumen einige Tränen beiseite. „Ich hab dein Kind verloren…“ „Hast du nicht. Holly, Isobel wird zurückkommen, hör auf dich dafür verantwortlich zu machen. Du warst sicher nicht die böse Person, die sie entführt hat…“, schüttelte Alex energisch seinen Kopf und zog sie wieder an sich. Nach ein paar Minuten des Schweigens schob Holly Alex beiseite und wanderte in Richtung Terrasse. „Ich will allein sein.“, murmelte sie leise. Alex nickte und sah sich in der Küche um. Frederick räusperte sich hinter ihm. „Ich bin zum sauber machen hier … die Polizei braucht einen von euch Beiden … und … vielleicht solltest du gehen.“ Wieder nickte der Australier und schritt auf die Tür zu, klopfte Frederick beim Vorübergehen auf die Schulter. „Behalt Holly im Auge. Nicht das ihr noch was zustößt.“ „Wird erledigt.“, antwortete Frederick ernst. Egal wie gerne und oft er Scherze trieb, jetzt war der Moment für Ernsthaftigkeit gekommen.    An diesem Abend erhellte die Wohnsiedlung in Ewa-Beach mehrere Blaulichter, die allesamt vor dem Haus von Alex und Holly versammelt waren. Die Sonne war verschwunden und die dunkle Nacht brachte noch mehr Schmerz, Angst und Verzweiflung mit sich. Das ganze Haus war voll von irgendwelchen Menschen. Polizisten. Angestellte von Ryan und Chris. Vereinzelt FBI-Agenten, die sich mit der Kinderentführung beschäftigten. Alex Grace saß neben Finley am Küchentisch und rieb ihm über den Rücken. „Ich werde mir das nie vergeben, wenn sie nicht gefunden wird… sie muss wieder nach Hause kommen … sie muss…“, murmelte er und wischte sich fahrig die Tränen aus den Augenwinkeln. Die Nachrichten zeigten immer wieder die gleichen Bilder. ‚Vermisstes Baby. Die drei Monate alte Isobel O’Loughlin wird seit 11 Uhr Ortszeit vermisst. Wer sie gesehen hat oder Hinweise auf ihren Aufenthaltsort hat, meldet sich bitte umgehend bei der unten eingeblendeten Nummer. Für jeden Hinweis, der der Findung dient, wird eine hohe Belohnung entrichtet.‘,  sprach der Nachrichtensprecher, während immer wieder das Foto von der kleinen Isobel gezeigt wurde. Seit inzwischen neun Stunden fehlte von dem Säugling jegliche Spur und die absolute Verzweiflung herrschte in ihrer Familie.     Schweigend verweilte Alex am Fenster und beobachtete Holly, die seit Stunden draußen am Pool stand und in das Wasser starrte. In Alex Gesicht spiegelte sich so viel Sorge. Nicht nur um die kleine Izzy, die irgendwo ganz alleine war, sondern auch um Holly, die dabei war zu zerbrechen. Er atmete tief durch. „Was für Menschen sind das nur? Welche Menschen rauben einem das eigene Kind?“, stellte er sich selber eine leise Frage und schielte in den Raum hinter sich, in dem noch immer reges Treiben herrschte. Fin, der von Grace gehalten wurde, Ryan der eifrig telefonierte und die Polizisten, die ständig irgendwas durch den Funk riefen. „Hmm … wer tut mir so etwas an.“ Wieder wanderte sein Blick nach draußen in die Nacht. Holly ließ sich auf die Stufen der Terrasse sinken und sie schloss ihre Augen, vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und ließ der Trauer wieder freien Lauf. Was war das nur für eine furchtbare Leere, die sich in ihr ausbreitete und nur von der Trauer wieder aufgefüllt wurde. Alex seufzte und wandte sich vom Fenster ab, als er Ryans angespannte Miene bemerkte. „Weiß man schon was?“, fragte Alex leise. „Es wurde ein dunkler Geländewagen gefunden, in dem sich auch Isobels Maxi Cossi befand. Allerdings fehlt von ihr jede Spur, außerdem scheint der Wagen mit Desinfektionsmittel getränkt zu sein. Keine Spuren, keine Fingerabdrücke, nichts. So viel ist klar, das war eine geplante Entführung von irgendeinem Profi.“ Alex schluckte schwer und ließ seinen Kopf sinken. „Und das ist gut.“, fuhr Ryan fort. Sofort sah Alex ihn wieder an. „Und wieso.“ „Weil es davon nicht viele gibt und es immer eine Form der Gegenleistung geben muss … und wenn es so eine Dienstleistung gab, dann finde ich sie.“ Alex nickte langsam.  Er sah nochmal hinaus durch das Fenster. „Ich muss Isobel nach Hause bringen, Ryan, ansonsten stirbt Holly…“ „Keine wird sterben. Wir finden Isobel.“, warf Chris ein. Die Arme locker vor der Brust verschränkt war er auf die Beiden zugetreten. „Es ist Zeit ein paar härtere Geschütze aufzufahren … ich kenn da jemanden. Eine Spezialistin aus Washington, die sich oft mit Kindesentführungen beschäftigt.“, setzte Ryan an. „Warum ist sie noch nicht hier?“ „Kinder … nicht Säuglinge. Aber ich hole sie her.“, meinte Ryan. „Wer ist sie?“ Ein flüchtiges Lächeln glitt über die Lippen von Ryan. „Eine … ehemalige Polizistin, die ihre Kompetenzen während einem Fall überschritten hat um ein Kind zu finden.“ „Sie kann so viele Kompetenzen überschreiten, wie sie will, solange ich Isobel zurückbekomme.“, knurrte Alex. „Das wird sie. Leila ist dafür bekannt.“ Ryan schritt los. „DIE Leila?“, rief Alex ihm nach, erinnerte er sich doch noch gut an das Gespräch im Urwald. Ryan warf einen Blick zurück. „Ja.“, nickte er und verschwand aus dem Haus…   Kapitel 73: XVII. Episode: Learning to fall (73) ------------------------------------------------ „Wir alle können nichts tun als zu Warten.  So eine unglaubliche Hilflosigkeit, wenn etwas aus dem Leben verschwindet, dass man so sehr liebt, dass die Hoffnung und das Leben ausmachen, unser ganzes Dasein definieren. Worauf warten wir? Darauf das sie gefunden wir? Das wir erfahren, was mir ihr geschehen ist? Was ist… wenn sie schon gar nicht mehr lebt und nicht länger ein Teil unseres Lebens ist…?“   Tag 2   Geschlafen hatte in dieser Nacht keiner. Alle warteten, hofften und bangten um das Leben des kleinen Babys, das ihnen direkt aus der Mitte gerissen worden war. Finley – geplagt von Schuldgefühlen – schaffte es kaum seinen Bruder überhaupt anzuschauen. Holly schwieg kategorisch und wich jeglicher Begegnung mit Alex und den anderen im Haus aus. Draußen herrschten die wundervollsten Temperaturen. Sonnig, bei 27 Grad, doch im Haus von Alex und Holly war es kalt geworden. Es fehlte einer der wichtigsten Bestandteile des Lebens. Isobel. Holly hatte sich im Kinderzimmer von Isobel zurückgezogen, während Alex alleine im Wohnzimmer saß und auf die Gespräche der Polizisten achtete und immer wieder zum Fernseher blickte. Er beobachtete die Berichterstattung. Seine Tochter wurde gesucht… nur leider nicht gefunden. Chris betrat das Haus, dicht hinter ihm Ryan und eine junge Frau. Ihre dunkle Haarpracht lockte sich wild um ihr elfengleiches Gesicht, während ihre dunklen Augen bereits interessiert umher wanderten. „Alex.“, rief Ryan und wank den Australier zu sich. Müde erhob sich Alex. Er war so unglaublich erschöpft, aber sein Verstand verbot ihm zu schlafen. Er wartete darauf, dass seien Tochter wieder zu Hause war. Vorher konnte er kein Auge zu machen. „Alex, das ist Leila.“, stellte Ryan die junge Frau an seiner Seite vor. Sie lächelte flüchtig und reichte ihm die Hand. „Hey… Sie können uns helfen?“ „Ich hoffe.“ Chris Telefon klingelte, weshalb er sich abwandte und eilig zurück zur Tür schritt. „Es gab bisher keine Lösegeldforderung und das legt nahe, dass es sich nicht um irgendwelche niederen Beweggründe handelt, sondern aus einem anderen Grund geschehen ist. Wenn wir etwas über solche speziellen Entführungen wissen, dann das kein Unbekannter einfach so ein Kind stiehlt. Sie werden ihn oder sie bereits irgendwann gesehen haben, vermutlich sogar miteinander gesprochen. Jemand, von dem sie nicht vermutet haben, dass er gefährlich für ihre Familie werden kann.“, erklärte Leila ohne große Umschweife. „Ich kenne viele Menschen und meine Lebensgefährtin genauso.“ „Ich weiß, aber es gibt immer Anzeichen, die so … unscheinbar sind, dass man ihnen keine Bedeutung schenkt.“ Alex rieb sich über den Unterarm, befeuchtete seine Lippen und räusperte sich. „Heißt das jemand hat sich speziell mein Baby ausgesucht.“ „Ja. Entweder wegen Ihnen oder wegen ihrer Lebensgefährtin.“ „Und das bedeutet jetzt …“ „Das wir herausfinden müssen, weshalb ihr Baby und wer es ist, der ihnen ein zweites Gesicht vorgespielt hat.“, erklärte Leila ruhig. Alex nickte. „Ihnen ist klar, dass ich sehr viel über ihr Privatleben wissen muss.“ „Vollkommen egal was, ich will nur meine Tochter zurück.“, lächelte Alex matt und bat ihr einen Sitzplatz an. Kritisch beäugt von einigen Polizisten – Leila war kein unbeschriebenes Blatt – ließ sie sich mit Alex auf dem Sofa nieder, zückte einen Block und einen Stift. „Dann beginnen wir.“, nickte sie und schlug den Block auf. Finley lehnte im Türrahmen der Küchentür und beobachtete Alex, der mit Ryans Partnerin sprach. Er schluckte und wischte sich fahrig über die Augen, als die Hintertür des Hauses aufging. Frederick schob sich herein und sofort wurde der junge Mann fragend von Grace und Finley betrachtet. „Wo warst du?“ „Rauchen.“, zuckte Frederick mit seinen Schultern. „Ist Holly noch oben?“ „Ja, aber ich glaube du solltest sie im Moment in Ruhe lassen.“, versuchte sich Grace mit einem Lächeln. Finleys blaue Augen durchbohrten förmlich den jungen Mann vor sich. „Ich bin ihr Bruder, ich schau nur nach ihr.“, zuckte Frederick unbeeindruckt mit den Schultern, schob sich an Fin vorbei und eilte die Stufen nach oben. Fin kaute auf seiner Unterlippe herum und knirschte mit seinen Zähnen. „Was ist?“, fragte Grace leise nach und trat auf ihn zu. „Ich trau dem Kerl nicht über den Weg…“ „Chris hat ihn sicher schon überprüft.“ „Es ist nur eigenartig. Er taucht auf und auf einmal verschwindet Isobel.“ „Zufall.“ Beruhigend legte Grace ihre zierlichen Finger auf den Unterarm von Finley. „Hör auf dir irgendwelche Vorwürfe zu machen, du kannst doch nichts dafür, dass jemand einfach so den Tragekorb von Isobel nimmt. Überlass die Ermittlungen der Polizei.“, sprach Grace besonders ruhig. Finley riss sich los und schob sie beiseite. „Es war meine Schuld. Ich habe nicht mehr auf sie geachtet, als komm mir nicht mit, ‚Es hätte jedem passieren können‘. Es ist nämlich nicht jedem passiert, sondern mir. NUR mir!“, fuhr er Grace an und lief durch die Küche, rieb sich durch die Haare und stützte sich auf die Ablage. „Es hat aber auch keinen Sinn wenn du dich jetzt vollkommen verrückt machst, Finley.“ Unruhig tigerte der junge Australier durch die Küche und riss schließlich schweigend den Kühlschrank auf. Er begann damit Lebensmittel herauszuziehen. Chris betrat die Küche. „Alles klar bei euch?“ „Hast du Frederick schon überprüft.“, überfiel Finley ihn sogleich mit einer Frage. „Nicht nötig.“ „Warum!“, schrie Fin und schlug die Kühlschranktür zu. „Weil ich zu dem Zeitpunkt der Entführung hier war und mit Frederick gesprochen habe. Ich kenne den Kleinen seit einigen Jahren.“ „So?!“ Chris verdrehte seine Augen. „Was denn? Bin ich für dich jetzt auch verdächtig?“ Finley Augen verengten sich leicht und sein Gesicht verzog sich zu einer kleinen Grimasse. „Immer schön langsam, mein Freund, du verrennst dich in etwas und blinder Zorn hilft hier keinem. Mach dich nützlich, richte etwas zu Essen und hör auf dich selbst innerlich zu quälen.“, befahl Christopher schroff und lief wieder in das Wohnzimmer zurück. Grace atmete tief durch und holte aus dem Regal ein paar Teller und ein paar der restlichen Teller, die noch vorhanden waren. Kein Wort verließ die Lippen von Finley, er war viel zu sehr damit beschäftigt sich den Kopf zu zerbrechen und seine Schuldgefühle im Zaum zu halten…   Alle saßen am Esstisch. Stumm. Aßen ein paar Brote, tranken etwas. Nur Holly ignorierten ihren Teller. Die Beine angezogen und ihre Arme um diese geschlungen hockte sie wie ein Häuflein Elend auf ihrem Stuhl und starrte nach draußen. Immer wieder wanderten besorgte Blicke zu der jungen Frau. Alex atmete tief durch und legte ihr ein Brot auf den Teller, das unbeachtet blieb. „Holly…“, flüsterte er leise und streckte seine Hand aus. Augenblicklich wich sie vor der Berührung zurück und erhob sich von ihrem Stuhl. „Ich muss raus hier…“, murmelte Holly und zog die dünne, braune Jacke über ihre Schultern. Chris nickte und erhob sich vom Abendbrottisch. „Du solltest vorher etwas essen.“ „Ich habe keinen Hunger.“, erklärte sie und vermochte es nicht mal in die Richtung von Alex, Fin und Grace zu blicken, die ebenfalls an dem Tisch Platz genommen hatten. Es war Ruhe eingekehrt im Familienhaus. Nur ein Polizist und zwei Agenten vom FBI waren anwesend, hatten eine Fangschaltung installiert und vor dem Haus stand ein weiterer Wagen der Polizei. Ryan und Leila waren unterwegs auf die Polizeiwache um sich einige Akten zu organisieren. „Es geht nicht darum, dass du keinen Hunger hast, Holly, sondern darum, dass du seit zwei Tagen nichts mehr gegessen hast und so findest du Isobel sicher nicht.“, meinte Alex vom Tisch aus. Holly reagierte nicht. Sie schlüpfte in ihre Schuhe, nahm die Haustürschlüssel und verließ leise das Haus. Chris schnappte sich eine Semmel und folgte ihr eilig. Leise folgte Chris seinem Schützling durch die Straßen. Die Hände in den tiefen Regionen ihrer schwarzen Hosentaschen versenkt und mit hängenden Schultern schlurfte Holly die Straße entlang, starrte umher, nahm kaum Notiz von ihrer Umgebung. Sie war ungeschminkt und ihre Haare hingen ihr wild ins Gesicht, standen zum Teil wirr ab. Chris legte ruhig eine Hand auf ihren Rücken, doch sofort schob sie seinen Arm beiseite. „Holly…“ „Lass mich, bitte…“, gab sie leise zurück und sah erneut die Straße von Ewa Beach entlang. Nur wenig war im Moment los. Vereinzelt fuhren Autos die Straße entlang, hier und da ein Paar und auch ab und zu ein paar Jugendliche. Holly blieb stehen und starrte an einen Mast. „Hör auf dir selbst so weh zu tun.“, murmelte Chris und wollte sie weiterziehen. Erneut schob Holly seinen Arm weg und tat einen Schritt auf den Mast zu. Über und über voll mit irgendwelche Einladungen, Verkaufsangeboten und anderen Anzeigen plakatiert, stieß ihr ein Zettel ganz besonders ins Auge. Noch hell weiß und neu, mit roter, dicker Schrift. MISSING. Darauf prangte das Bild ihres Mädchens. Holly berührte mit ihren Fingerspitzen das Gesicht ihrer Tochter und atmete einmal schwer durch, ließ den Kopf hängen und fühlte die heißen Tränen, die erneut ihre Augen verließen. Chris schluckte schwer. „Wir werden sie finden.“ „Hörst du dich selbst noch reden? Statistisch gesehen sterben entführte Kinder innerhalb der ersten 24 Stunden. Isobel ist seit 30 Stunden und 32 Minuten verschwunden…“ „Ich hab dir doch gesagt du sollst dir nicht irgendwelche dämlichen Statistiken im Internet durchlesen!“ Holly schüttelte ihren Kopf und setzte sich langsam in Bewegung. Ihre Unterlippe zitterte. „Irgendwann wird alles wieder gut … denn das Leben hat nach sehr viel Dunkelheit auch sonnige Zeiten für uns. Du darfst dich nur selbst nicht aufgeben und nicht auf dem Weg deines Lebens verloren gehen, Kleine.“, raunte er. Kurz horchte sie auf. „Wir gehen alle irgendwann verloren, denn das Schicksal meint es nicht gut mit mir. Es hat mir ein Baby geschenkt, nur um es mir dann wieder zu entreißen. Hör auf zu glauben, dass alles wieder gut wird. Nichts wird wieder gut, denn meine Tochter ist vermutlich schon nicht mehr am Leben.“, schniefte sie auf, schüttelte ihren Kopf und schlurfte weiter. „So ein Unsinn. Holly, sie ist deine Kleine und sie wurde garantiert nicht entführt um sie zu ermorden. Das hat anderen Gründe. Komm, sieh mich an.“, befahl Chris, allerdings reagierte die junge Frau nicht auf die Worte ihres Personenschützers. „Wie fühlt es sich an Holly? Spürst du, dass sie nicht mehr am Leben ist?“, rief er ihr nach. Holly zögerte, schüttelte leicht ihren Kopf. „Dann vertraue auf dieses Gefühl, klammere dich fest an den Gedanken sie bald wieder zu sehen und ich werde alles daran setzen, dass das auch geschieht.“, raunte er und folgte seinem gebrochenen Schützling. Er legte vorsichtig eine Hand auf ihren Rücken und führte sie weiter durch die laternenbeleuchteten Straßen.   „Eure Vernunft und eure Leidenschaft sind das Ruder und die Segel eurer seefahrenden Seele. Verliert ihr eins, könnt ihr nur noch schlingern und treiben oder auf hoher See festgehalten werden. Denn die Vernunft ist, wenn sie allein waltet, eine begrenzende Kraft. Und unbewacht ist die Leidenschaft eine Flamme, die bis zur Selbstzerstörung brennt.“ (Kahlil Gibran) Kapitel 74: XVII. Episode: Learning to fall (74) ------------------------------------------------ „Jeden Tag ignorieren wir, wie kaputt diese Welt doch ist. Wir sagen uns jeden Tag aufs Neue, es ist okay, alles wird wieder in Ordnung. Doch es ist nicht in Ordnung. Es ist so kalt und einsam auf dieser Welt. Manchmal finden wir in dieser dunklen Welt andere, die uns wenigstens für eine Zeit Gesellschaft leisten. Nur leider verlieren wir diese Menschen auch wieder. Was ist, wenn dieses zu Hause sich nicht länger wie ein zu Hause anfühlt...“   Tag 3 Grace lenkte den Wagen durch die Straßen von Honolulu. Finley starrte auf die Straße und seufzte immer wieder leise auf, biss die Zähne aufeinander und knirschte leise mit diesen. Sie schniefte leise und wischte sich fahrig die Tränen aus dem Gesicht. Finley hob langsam seinen Blick. „Hast du nicht gesagt, ich soll nicht fahren, weil ich viel zu aufgelöst bin?“, fragte er kritisch nach und betrachtete das Gesicht von Grace. Gerötete Augen und Linien des salzigen Nass, das immer wieder aus ihren Augen perlte. Grace schniefte und wischte sich über das Gesicht. „Grace, was ist los?“, fragte Finley nach und streckte seine Hand aus. Als er ihre Schulter berührte zuckte sie zusammen und fuhr für ein paar Sekunden auf die falsche Fahrbahn. Ein paar Autos hupten und wichen aus. „Verdammt, Grace!“, stieß Finley aus und drückte sich in den Sitz. „Entschuldige…. Entschuldige…“, stotterte sie eilig. „Fahr rechts ran!“, forderte Finley entschieden! Mit Warnblinklichtern blieb sie am Straßenrand des Highways stehen. Tief atmete der Australier durch. „Steig aus.“, raunte er wütend. „Nein!“, zitterte Grace. Finley riss die Tür auf und stieg aus, sah sich mit einem Mal mitten im Straßenverkehr der Großstadt wieder. Autos hupten, was er gekonnt und ohne mit der Wimper zu zucken ignorierte. Er umrundete das Auto und öffnete die Fahrertür. „Steig aus, JETZT!“, fuhr er Grace grob an. „Es geht mir gut!“, quietschte Grace auf, als Finley sie abschnallte und aus dem Wagen zog. „Nein, geht es nicht…“, schüttelte Finley seinen Kopf und zog sie beherzt an seine Brust, schlang die Arme um ihren zitternden Frauenkörper und hielt sie einfach nur fest, während immer wieder ein hupendes Auto an ihnen vorüber fuhr. Grace weinte an ihn gedrückt. Lauter kleine Tränen des Schmerzes kullerten über ihre Wangen und blieben in seinem Oberteil hängen… Wie lange sie dort standen und einander den Halt gaben, nachdem sich im Grunde beide sehnten, konnten sie nicht mehr sagen. Auf jeden Fall dauerte es eine ganze Weile bis sie weiterfuhren… „Jetzt sind wir meinetwegen auch noch zu spät dran…“, schniefte Grace und legte ihre erhitzte Wange gegen die kühle Scheibe des Wagens. „Stimmt.“, zuckte Finley nüchtern mit den Schultern. Jetzt steuerte er wieder das Auto und eigentlich war er selbst nicht wirklich in der Verfassung. Das hohe, graue Gebäude des „Honolulu International Airport“ rückte in Sichtnähe. Die rote, geschwungene Aufschrift Aloha stach sofort ins Auge. „Es tut mir leid, ich bin dir keine sonderlich große Stützte…“, flüsterte die aufgelöste Südkoreanerin und starrte mit knirschenden Zähnen auf die Straße. „Möglich.“ Er seufzte und warf einen kurzen Seitenblick zu der vollkommen aufgelösten Frau neben sich. „Willst du mir erzählen, was dich gerade quält?“ Er fuhr in die lange Parkbucht, die zum Teil über und über voll mit Taxis war. Dutzende Menschen strömten aus dem Flughafengebäude sprangen in Taxis oder wurden von Familienangehörigen abgefangen. Grace biss auf der Innenwand ihrer Wangen herum und ein trauriges Seufzen verließ ihre Lippen. „Mein Ex-Ehemann hat versucht mich nach Korea zu verschleppen.“ „Phil Kim?“ Grace sah ihn entrüstet an. „Nein. Ich … war noch sehr jung als ich das erste Mal geheiratet habe. Heiraten sollte … um der Familie Ehre zu machen. Keine Ahnung, was mich damals geritten hat, aber es war furchtbar. Er hat mich geschlagen, eingesperrt und missbraucht…“, versuchte sie so nüchtern wie möglich zu sagen, doch ihre Stimme begann förmlich zu zittern. „Wo ist er jetzt?“, fragte Finley leise und streckte seine Hand aus. Seine Finger ruhten auf ihrem Oberschenkel und mit großen, blauen Augen betrachtete er seine Ex. „Im Gefängnis. Phil und mein Dad haben mir 2002 zur Flucht aus Korea verholfen. Als Dae die vereinigten Staaten betreten hat, wurde er festgenommen.“, fuhr sie im Flüsterton fort. Finley atmete tief durch. Ein unangenehmes Ziehen machte sich in der Magengegend breit. Er hatte zwar mit einer schwierigen Vergangenheit gerechnet, nicht aber mit so einem Hammer. Ihm fehlten die Worte. Aber manchmal kam es nicht darauf an viel zu sprechen, sondern nur darauf gemeinsam in eine Richtung zu blicken. „Ich liebe dich, Grace…“, murmelte Finley und strich ihr zärtlich über das Knie. „Jetzt sagst du das…?“, fragte sie perplex nach. „Grace ich hatte das Gefühl, dass du mich nicht an deinem Leben teilhaben lassen willst, indem du mich so kategorisch von deiner Vergangenheit fern gehalten hast. Aber deine Vergangenheit ist ein Teil von dir und … ich möchte dich. Dich mit deiner Vergangenheit, deinen Einstellungen und deiner verkorksten Leidenschaft für Erdnussbutter.“, sprach er ruhig und hob seine Hand. Zärtlich streichelte er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und legte seinen Kopf auf ihre Seite. Grace holte tief Luft und lächelte. „Ich liebe dich auch … und gerade beobachtet uns Alex‘ Mom.“, raunte sie und lachte auf. Eilig trocknete sie ihre Tränen, während Finleys Augenbraue in die Höhe geschnellt war und er augenblicklich nach draußen sah. Rabenschwarze lange Haare umspielten das bildschöne Gesicht der Lady, die soeben das Flughafengebäude verlassen hatte. Sie zog einen Koffer hinter sich her und hatte nur ein paar Sekunden gebraucht um ihren Stiefsohn zu entdecken Einige Falten überzogen das in die Jahre gekommene Gesicht und doch ließ sich nicht leugnen, dass es sich bei Ella O’Lachlan um eine absolute Schönheit handelte. Tiefdunkle Augen und ein warmes Lächeln rundeten das liebliche Aussehen von ihr ab. Finley schmunzelte und stieg aus dem Wagen. „Na wenn das nicht meine Stiefmom ist.“, rief er ihr munter zu und streckte seine Arme aus. „Na mein Stiefjunge.“, lächelte sie. Schon immer nannten sie einander so. Es war eine neckende und zugleich liebevolle Bezeichnung. „Wie geht’s dir?“, fragte Ella und schloss Finley in ihre Arme. Sie war für ihn eine zweite Mutter. Sie gab es schon immer in seinem Leben und so atmete er einmal tief durch. „Nicht so gut…“, erklärte er leise und atmete erleichtert durch. „Armer Stiefjunge.“, streichelte sie ihm behutsam über den Rücken und hielt den jungen Mann einfach nur an sich gedrückt fest. „Mir geht es sicher besser als Alex … geschweige denn Holly. Sie ist ein Wrack und steht kurz vor dem Totalzusammenbruch.“, erzählte er ihr leise. „Das wird wieder. Willst du mich jetzt nicht erst mal deiner entzückenden Freundin vorstellen? Sie wirkt wie bestellt und nicht abgeholt.“ Finley schniefte. „Ja … wo ist Saxon? Wollte er dich nicht begleiten?“ „Hatte er vor, aber glaubst du, dass diese Atmosphäre für einen Teenager geeignet wäre? Er soll schön zu Hause bleiben, bis seine kleine Schwester wieder in den Armen ihrer Eltern liegt?“,  sanft streichelte Ella Finley über die Wange und schenkte ihm ein aufbauendes Lächeln. „Du hast Recht.“, murmelte er und biss sich auf die Unterlippe. „Jetzt nimm meine Tasche und stell mich endlich deiner Freundin vor.“, stichelte Ella scherzend. Trotz schweren Situationen versuchte sie sich ihr fröhliches Gemüt zu bewahren, was ihr auch ganz gut gelang. „Jawohl, Stiefmom.“, zwinkerte Finley munter und schnappte sich ihre Tasche, um Ella zu Grace zu führen, die unruhig vor dem Auto stand und den Zwei entgegen sah. „Ich bin Grace.“, lächelte die Koreanerin freudig und streckte Ella die Hand entgegen. Die Dunkelhaarige strahlte und ergriff die schmalen Finger von Grace.   Alex legte ein paar kleine Häppchen auf den Teller und balancierte diesen langsam die Treppe nach oben. Seine Füße waren so schwer wie Blei. Er konnte kaum noch, war müde und abgespannt, sehnte sich nach ein bisschen Erholung, aber eigentlich nur nach seiner kleinen Tochter, die jede Sekunde fehlte und das Atmen sichtlich erschwerte. „Holly…“, seufzte Alex und öffnete die Tür in das Zimmer seiner Tochter. Es fiel ihm sichtlich schwer die Schwelle zu übertreten, denn alles hier sah einfach nur nach Isobel aus. Jedes Möbelstück, jedes Kuscheltier, einfach alles erinnerte ihn an seine kleine Elfe. Auf dem Boden lag Holly, in ihren Armen den kleinen Stoffhasen, der sonst immer bei Izzy im Bett lag. Das Nachtlicht von Isobel brannte und er hörte die Laute der Kleinen. Neben Holly lag ihr iPhone. Immer wieder lief ein kleiner Film, der Izzy zeigte. Izzy beim Schlafen. Izzy beim Lachen. Izzy beim Umhergucken. Einfach Izzy. Izzy. Die ganze Zeit nur Izzy. In Holly existierte nur noch der Wunsch ihre Tochter wieder in die Arme zu schließen. „Du musst was essen.“, flüsterte Alex und ließ sich neben Holly nieder, stellte den Teller mit ein paar Häppchen zu Boden. Holly reagierten nicht. Selbst auf die Berührung von Alex. „Holly. Liebling, du musst endlich etwas zu dir nehmen. Das ist nicht gesund was du machst und es bringt dich vielleicht ins Krankenhaus, nicht aber zu deiner Tochter.“, sprach er ruhig und streichelte über ihre schmale Schulter. Holly lag regungslos wie eine Puppe, absolut erstarrt auf dem Boden und sah nur auf die Bilder von Isobel. Ihre Fingerspitzen berührten den Bildschirm und sie sehnte sich nur noch nach ihrem kleinen Baby. Schweigend sah Alex neben ihr und seufzte schließlich auf. „Holly.“, wisperte er ihr zu und legte sich hinter sie, zog sie in seine Arme und lauschte ebenfalls den Lauten seiner Tochter, die durch das iPhone zu ihm drangen. Dass jeder einzelne Laut ein Stich in seinem Herzen war, konnte er Holly nicht sagen. Sicher fühlte sie sich im Moment genauso. „Bitte iss endlich etwas…“, bat er seine Lebensgefährtin eindringlicher und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Holly drehte ihren Kopf weg. Holly löste sich aus seinem Arm und erhob sich vom Fußboden. „Lasst mich doch einfach alle in Ruhe.“, raunte die junge Mutter und schlurfte einem Geist ähnlich aus dem Kinderzimmer. Alex sah ihr mit einem lang gezogenen Ausatmen nach, bevor er sich auf den Rücken drehte und an die Kinderzimmerdecke starrte. „Oh Izzy … wo bist du nur…“, flüsterte er leise und setzte sich auf. Ein gequälter Blick glitt in Richtung Fenster. Die Sonne schien. Ein idealer Tag um mit seinem Töchterchen am Strand spazieren zu gehen. Aber sie war nicht da und er konnte nur hoffen, dass der kleine Mensch nicht zu sehr litt…   Wie am Spieß brüllte der kleine Mensch als die heiße Nadel ihr Ohrläppchen durchdrang und ein kleines Loch zurück blieb. Sie war schon vollkommen rot, während sie einfach aus Leibeskräften brüllte. Ihr wurde kein Erbarmen zuteil als wenige Sekunden später ein silberner Stecker in ihrem Ohr prangte. „Siehst du, wie hübsch du bist!“, ertönte eine freudige Stimme. Jemand klatschte begeistert in die Hände, während der kleine Mensch immer weiter heulte und vor lauter Brüllen kaum noch Luft bekam…   Kapitel 75: XVIII. Episode: If tomorrow never comes (75) -------------------------------------------------------- “Ein wunderschönes Haus, nur der Polizeiwagen in der Einfahrt stört das Ambiente.“, erklang eine Stimme im Wohnzimmer, die Alex sofort aufhorchen ließ. „Hey, wenn das nicht die jung gebliebene Ella O’Lachlan ist.“, flirtete Alex und trat mit eiligen Schritten auf seine Mutter zu. Mit einem tiefen Seufzen zog er seine Mutter an sich und hielt sie ganz fest. Es war so ein erleichterndes Gefühl sene Mutter bei sich zu haben. „Oh Mom, ich bin so froh, dass du hier bist...“, flüsterte er ihr zu. „Ist doch selbstverständlich. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was du gerade durchmachen musst.“, gab die Krankenschwester ebenso leise zurück. Zärtlich strich sie über den Rücken ihres Sohnes. „Wie hat es Saxon aufgenommen…?“, wollte Alex sehr leise wissen. „Nicht gut. Er war schon drauf und dran seine Sachen zu packen um hier her zu kommen. Eigentlich wollte er mit um bei dir zu sein und, wie er es gesagt hat ‚seine Schwester heldenhaft zu finden und zu retten‘.“ Alex lächelte bitter. „Er soll schön zu Hause bleiben. Dort ist er sicherer als hier.“, murmelte Alex und schloss seine Augen. Ella hielt ihn eine ganze Weile im Arm wog ihn etwas hin und her, wie ein kleines Kind, das vollkommen aufgelöst wurde. „Wie war der Flug?“, fragte Alex und trat einen Schritt zurück. In seinen Augen glänzten die Tränen und im Moment fiel es ihm schwer die Fassade des starken Mannes aufrecht zu erhalten. „Angenehm. Wie sollte es auch anders sein, nachdem mein Sohn mich entgegen meiner ausdrücklichen Anordnung in die First class verfrachtet hat.“ Sie stupste Alex in die Seite. „Ich wollte einfach, dass du einen angenehmen Flug hast.“, schob er schmollend seine Unterlippe etwas nach vorne. „Und das hatte ich auch. Nur hätte ich mir schönere Situationen vorgesellt um die First Class zu genießen.“, meint Ella und ließ sich von Alex ein Glas Wasser reichen, nachdem sie ihm in die Küche gefolgt war. „Wir alle können uns schönere Situationen vorstellen.“, murmelte Alex und lehnte sich matt gegen den Küchentresen. Ella betrachtete ihn besorgt. Die dicken Augenringe ließen sich nicht leugnen. „Wann hast du zuletzt geschlafen.“ „Gestern … eine Stunde oder so. Wenn ich liege, dann starre ich nur an die Decke und habe immer das Gefühl das Isobel gerade jammert oder wieder irgendwelche Töne von sich gibt.“, tat Alex ihre Frage mit einem kleinen Schulterzucken ab. „Ich bin sicher, dass die Polizei sie finden wird…“ „… oh ja, spätestens dann, wenn wieder irgendwo ein toter Säugling auftaucht.“, ertönte eine Stimme. Holly. Ella sah zu ihrer baldigen Schwiegertochter, deren Gesicht Bände sprach. Von der unendlichen Trauer überwältigt war sie kaum noch fähig gerade zu stehen!! Ella holte tief Luft und neigt eihren Kopf zur Seite, wodurch die dunklen Locken etwas hin und her sprange. „Holly, du darfst nicht so negativ denken. Du musst versuchen mit aller Kraft an das Gute zu denken, du wirst dein Mädchen lebend in den Armen halten. Lass keine anderen Gedanken zu.“, sprach Ella ruhig und mit Bedacht. Mit einem leisen Klirren stellte sie das Glas auf die Ablage und wandte sich zu Holly. Diese schniefte und schüttelte etwas den Kopf. „Wie soll ich positiv denken? Mir hat irgendwer mein Baby entrissen und ich weiß seit drei Tagen nicht, ob es ihr gut geht.“, zuckte sie leichthin mit den Schultern und schnalzte mit der Zunge. Immer wenn sie ihre Augen schloss sah sie den toten Kinderkörper vor sich liegen und schon verpufften all ihre Zukunftsträume der vergangenen Monate im Rauch. Ohne ein weiteres Wort zu sagen eilte Ella fu Holly zu und zog die kraftlose junge Frau in ihre Arme. „Es geht ihr gut. Immerhin ist sie euer Mädchen. Ihr geht es gut.“, flüsterte Ella und hielt Holly fest. Alex ließ sich mit einem leisen Seufzen auf dem Küchenstuhl nieder und betrachtete Holly, die nur noch ein Schatten ihrer Selbst war. Langsam manifestierte sich die böse Vorahnung in ihm, dass er Holly bald schon ganz verloren hatte. Wieder blitzten in ihm die Erinnerungen an einen finsteren Traum auf. Er schluckte schwer und massierte sich etwas die Nasenwurzel. Das leise Weinen von Holly drang an seine Ohren und sein Herz brach, wie schon so oft in den vergangenen Tagen in zwei Hälften. Erneut schluckte er und schielte zu ihr hinüber. Sanft tröstete Ella die junge Mutter …   „Das Leben ist unglaublich schön und von Zeit zu Zeit gewaltig schmerzhaft. Nur wir einander vertrauen und lieben schaffen wir es graue Zeiten hinter uns zu lassen um das Licht in unserem Leben zu erblicken. Die Hoffnung bleibt, denn wenn die Hoffnung verschwindet, verschwindet gar das gesamte Leben…“     Tag 4   Seit vier Tagen war sein kleines Töchterchen nun schon verschwunden und noch immer gab es keinerlei Spur zu ihr. Alex und Holly konnten sich kaum mehr einander nähern ohne von der Trauer überwältigt zu werden. Auf der einen Seite versuchte Alex seiner Lebensgefährtin eine Stütze zu sein, auf der anderen schmerzte ihn das Leid in ihren Augen so gewaltig, dass er Mühe hatte, nicht auch zu weinen, wenn er sie sah. An jenem Tag hatte es ihn aus dem Haus nach draußen gezogen. An den Strand konnte er leider nicht, denn die Reporter hatten sich angewöhnt vor seinem Haus auf ihn zu lauern. So blieb er im Garten, saß etwas unterhalb eines Baumes und beobachtete die Sonne die bereits sehr tief am Himmel stand. Die Wärme kribbelte förmlich auf seinem Gesicht. Alex kniff die Augen leicht zusammen und rieb sich über das bärtige Kinn. Seit Isobels Verschwinden hatte er keinen Wert mehr auf eine Rasur gelegt. Während er ein paar Vögel beobachtete, entging ihm keinesfalls eine Bewegung im Augenwinkel. „Was willst du?“, fragte Alex gereizt. „Essen…“, grinste Frederick und näherte sich ihm langsam. „Surf and Turf.“ Er reichte ihm den Teller. Alex atmete tief durch und schüttelte verneinend seinen Kopf. “Jetzt fang du nicht auch noch an. Es ist schon schlimm genug, dass sich Holly seit Tagen weigert zu Essen.“, verzog Frederick sein Gesicht und ließ sich neben Alex in die Wiese plumpsen. Wiederwillig nahm Alex den Teller entgegen. Er angelte sich eine Meeresfrucht, dippte sie in die Soße und aß. Begeisterung sah anders aus, ganz gleich wie köstlich das Essen zubereitet war. „Sie hat immer noch nichts gegessen?“ „Gar nichts. Seit Isobel weg ist bekomm ich sie nur dazu ab und zu mal ein Schlückchen Wasser oder einen Tee zu trinken. Wenn das so weiter geht lass ich sie Zwangseinweisen.“ Alex schielte zu Hollys großen Bruder, der sich in den letzten Tagen wacker schlug. Er war ganz offensichtlich eine perfekte Hausfrau, auch wenn es angeblich in seiner Wohnung wie in einem Schweinestall aussah. Seit er hier war, bestand sein Lebensinhalt aus putzen, waschen, bügeln und kochen. „Hmm … was macht sie gerade?“, fragte Alex leise und aß eine Garnele. „Chris hat sie dazu verdonnert sich hinzulegen. Er sitzt neben ihr und kontrolliert, dass sie es nicht wagt die Augen wieder aufzumachen. Ein bisschen Schlaf schadet ja bekanntlich auch nicht.“, antwortete der Blonde und streckte sich ausgiebig. „Okay. Gibt es eine Nachricht von Ryan und Leila?“ Frederick wog den Kopf hin und her. Sofort wurde Alex hellhörig und drehte sich zu ihm um. „Sag mir was du weißt!“, forderte er ihn entschieden auf. „Leila vermutet, dass hinter der Entführung dieselben Leute stecken, die damals bei dir eingebrochen sind…“, erklärte er leise. Alex verzog sein Gesicht. „Also auch die Leute, die Brandon auf dem Gewissen haben.“ „Jap. Ich frag mich eh wie die es geschafft haben Brandon umzunieten. Hey der Kerl hat mich mal an den Ohren die Straße lang gezerrt obwohl er selbst sturzbetrunken war. Der Kerl war aus Stein, da bin ich mir sicher.“ Alex grinste flüchtig. „Du warst mit Brandon befreundet?“ „Oh ja … Brandon und Chris gehören sozusagen zur Familie. Holly war damals … 17, als sie entdeckt wurde und natürlich hat meine Mom sofort nach passenden Personenschützern gesucht und ist irgendwie über die beiden Freunde gestolpert, die gemeinsam eine Agentur gegründet hatten. Seit dem Zeitpunkt arbeiteten sie für Holly. Brandon war so was wie der Bruder, den Holly nie hatte.“, grinste Frederick sehr schief. Alex lächelte bitter. „Und Chris?“, fragte er etwas neugieriger nach. „Der war eine Weile nicht im Dienst?“ „Weshalb?“ Alex wurde neugieriger. Vielleicht sollte er langsam auch in diese Richtung denken. Wie sagte Leila noch? Ein Entführer stammte meistens aus dem Umfeld. Frederick räusperte sich und verzog sein Gesicht merklich. „Seine Ehefrau saß im zweiten Flugzeug…“ Alex stutzte. „Das ins World Trade Center geflogen ist?“ Der Blonde nickte eilig. „Ihm hat ihr letzter Anruf schwer zugesetzt und nachdem der Krieg ausgerufen wurde ging er mit in den Irak…“ Alex holte tief Luft. „Puh…“ Wieder nickte Frederick. „Nach dem Irak war er Anderer. Es hat ein Jahr gedauert, bis er sich wieder gefangen hat und seitdem hat er sich zur Aufgabe gemacht, dass nie wieder ein Familienmitglied oder ein Freund stirbt. Holly gehört genauso zur Familie für ihn.“ Über die Züge des Australiers glitt ein kleines Lächeln. „Verstehe…“ „Iss.“, mahnte Frederick und sprang auf. „Ich muss meinen Kuchen aus dem Rohr holen.“ „Du hast gebacken?“, rief Alex ihm nach. „Oh ja. Diese Polizisten essen mir noch die letzten Haare vom Kopf.“, lachte Frederick und eilte nach drinnen. Kopfschüttelnd blieb Alex zurück. „Unsere kleine Hausfrau.“, murmelte er vor sich hin und konzentrierte sich auf seinen Teller mit den kleinen Köstlichkeiten.   Holly hatte geschlafen. Ganze zwei Stunden hatte ihr Körper endlich ein bisschen wohlverdiente Ruhe eingefordert. Als sie auf dem Sofa erwachte hochte Frederick mit einem kleinen Lächeln vor ihr. „Ich hab dir was zum Essen gemacht.“, grinste er und deutete auf den Teller mit den Nudeln und der dampfenden Soße. „Ich will nichts.“, brummte Holly und drehte sich auf dem Sofa um. „Du musst was Essen, ansonsten schwör ich dir, dass ich ein Krankenhaus überfalle und dich mit der Nadel künstlich ernähre.“, versuchte sich der besorgte Frederick mit einem kleinen Scherz, jedoch blieb die Reaktion von Holly aus. „Bitte.“, flüsterte er und streckte seine Hand aus, um über ihre Schulter zu streicheln. Holly schlug ihm auf die Finger, rappelte sich auf und warf ihm einen bitterbösen Blick zu. „Fass mich nicht an!“, keifte Holly voller Zorn, wirbelte herum und lief beinahe gegen Christopher, der lautlos wie ein Raubtier in den Raum geglitten war. Auch ihn stieß sie von sich! „Lass mich alleine.“, befahl Holly matt und wanderte die Stufen nach oben. Chris blieb mit einem kleinen Seufzen zurück, allerdings klingelte sein Handy.  Frederick kehrte um. „Du weißt genau, was wir jetzt tun müssen.“, raunte Frederick Christopher zu. Dieser legte die Hand auf die Sprechvorrichtung seines Telefons. „Natürlich weiß ich das und ich bin schon sehr lange dafür, dass wir Holly endlich zu einer Konfrontation zwingen. Wenn sie sich weiter im Mitleid suhlt finden wir die Kurze nie…“, nickte Chris. „In Ordnung, und das bedeutet?“, kaute Frederick nervös auf seiner Unterlippe herum. „Kümmer dich darum.“, befahl Chris und hob noch einmal seinen Zeigefinger, bevor er das Haus verließ um das Telefonat zu führen. Holly wanerte nach oben, vorbei am Kinderzimmer und durch das Schlafzimmer hindurch ins Ankleidezimmer. Mit einem müden Seufzen band sie sich die Haare zusammen und suchte nach einem Schuhkarten. Lauter CDs und andere Erinnerungen an ihrer Karriere warteten darin, starrte ihr förmlich entgegen. Holly zog achtlos zwei CDs hervor und kramte nach einem kleinen Fläschchen. Sie weinte leise, drehte das Fläschchen auf und schüttete weißes Pulver auf die CD. Es sah aus wie eine kleine Portion Mehl. Mit der zweiten CD bildete sie ein langes Bänkchen, einen kleinen Hügel und immer wieder weinte sie auf, schluckte und betrachtete das weiße Zeug. Ein überbleibsel aus ihrer Karriere. Sie betrachtete sich in der spiegelnden CD. Die müden, ausgelaugten Augen, die kaum noch dazu im Stande waren zu weinen. Sie war verzweifelt und am Ende ihrer Kraft. Langsam hob sie die CD an. „Tu das nicht.“ Vollkommen entgeistert wirbelte Holly herum und starrte die Person an, die da im Türrahmen stand. Kapitel 76: XVIII. Episode: If tomorrow never comes (76) -------------------------------------------------------- „Du wirst danach nicht glücklicher sein. Du betäubst den Schmerz nur für ein paar Momente und dann, wenn du wieder klar denken kannst, wirst du dich für diesen Rückfall noch mehr hassen.“, sprach eine ältere Frau und betrachtete Holly, die ihr mit großen, fast schon geschockten Augen entgegen sah. Hohe Schuhe, schicke Kleidung von Dolce. Die Haare zusammengesteckt, wie immer blond gefärbt, damit niemand ihr Alter erahnen konnte. Holly knirschte mit den Zähnen, verzog das Gesicht und schleuderte die CD gegen die Wand. Aubrey löste sich vom Türrahmen und kam langsam auf ihre Tochter zu. Sie breitete ihre Arme aus und zog Holly einfach an sich, legte ihre Hände auf ihren Kopf und umarmte sie fest. „Ich bin hier, mein Mädchen, ich bin hier!“, wog sie Holly sanft hin und her. Sie weinte leiseund schmiegte sich an ihre Muttter. Frederick atmete tief durch und lächelte ein kleines bisschen, als er Alex bemerkte, der mit offen stehenden Mund im Gang stand und ihn perplex anstarrte. „Sie ist nicht nur die gefährlichste Frau auf dieser Welt, sondern sie ist auch ihre Mutter und vollkommen egal, was sie getan hat, es gibt Momente, da braucht ein jeder Mensch seine Mutter und auch wenn sich Aubrey nicht immer richtig verhalten hat, liebt sie Holly…“, sprach Frederick. Alex zögerte und nickte schließlich, klammerte sich an den Teller mit den kleinen Häppchen, die er für Holly zubereitet hatte.   Schluchzend lag Holly in den Armen ihrer Mutter und ließ sich von ihr einfach nur festhalten. In diesem Moment war ihr vollkommen egal wie viel Gleichgültigkeit ihr Aubrey so viele Jahre entgegen gebracht hatte. Sie sehnte sich nach der Geborgenheit, die sie als Kind erlebt hatte. Aubrey wog sie sanft hin und her und strich ihr beruhigend über den Rücken. Auch in Aubreys Augenwinkeln glitzerte ein kleines Tränchen, dass sie geschickt beiseite blinzelte.  „Ich habe dir mal etwas gesagt, Holly. Ich habe dir gesagt, dass ich immer auf euch aufpassen werde.“ Langsam hob Holly ihren Kopf. „Du ahnst ja gar nicht, wieviele Menschen dir Böses wollen, dir deinen Ruhm nie gegönnt haben. Brandon wusste das und er wusste auch, dass es Menschen gibt, die auch vor Gewalt nicht zurück schrecken. Darum deine Doppelgängerin. Er war der festen Überzeugung dich nur so zu beschützen.“ „Du hast ihn gehen lassen … er hat es dir gesagt, nicht wahr?“ „Brandon und ich waren nicht oft einer Meinung. Er behauptet stets, dass ich dich zu grob behandle, aber … ich war nicht umsonst so hart. Ich wollte dich stark machen für eine Welt ohne mich.“ Holly schloss ihre Augen und atmete tief durch. „Ich gebe zu, ich war deinem Lebensgefährten gegenüber sehr unfair. Ich habe aufgrund seiner Vergangenheit über ihn gerichtet. Brandon hat seinen Hintergrund gecheckt und einige sehr unschöne Dinge erfahren.“ „Die Motorradgang.“, seufzte Holly. „Ja. Ich wollte dich fern von ihm halten, er war der Ansicht, er sei der Richtige für dich. Ich habe ihm nicht geglaubt und habe versucht einen Keil zwischen euch zu treiben. Ich habe nicht geahnt, dass er wirklich der Richtige ist.“ Wieder begegneten sich die Blicke von Mutter und Tochter. „Ich weiß, ich habe mich nicht immer so benommen, als ob ich dein Bestes, aber ich würde dich niemals im Stich lassen und ich habe immer auf dich aufgepasst… wieso glaubst du habe ich dir Chris geschickt? Ich habe Julian nicht vertraut…“ „Du warst das…?“ „Ja. Chris arbeitet schon lange für mich... Er hat zu dem Zeitpunkt einige … Dinge erledigt. Er hat mir stets darüber berichtet, wie gut es meinem Kind doch geht und ich bin euch fern geblieben. Im Grunde habe ich dich vermisst und alles versucht um wieder bei dir zu sein. Ich bin selbst vor einer Klage und einer Drohung deinem Alex gegenüber nicht zurück geschreckt.“ Holly trocknete ihre Tränen und befeuchtete ihre Lippen. „Ich habe Frederick geschickt, in der Hoffnung, er könnte dir irgendwie nahe sein und … ich habe gehofft, dass es für uns irgendwann wieder einen Weg zurück gibt.“, erklärte Aubrey und streichelte durch Hollys Haar. Die junge, aufgewühlte Frau versuchte das ganze zu begreifen, leider fiel es ihr nicht leicht. „Worauf willst du genau hinaus? Was… was versuchst du mir zu sagen?“ „Ich bin immer für dich da, Holly und ich wollte niemals, dass es dir schlecht geht, mein Kind. Es tut mir Leid, dass ich das nicht immer geschafft habe und … oft zu streng mit dir war. Ich hatte Angst, dich zu verlieren und letzenendlich habe ich dich verloren, weil ich nie aktzeptiert habe, dass du erwachsen geworden bist.“, sprach Aubrey und streichelte Holly über die Wange. „Bitte verzeihe einer verbitterten, alten Frau.“ Holly atmete tief durch. „Du hast mir gefehlt, Mommy.“, flüsterte sie und ließ sich abermals in die Arme ihrer Mutter sinken. Fest drückte Aubrey Holly an sich und streichelte ihr über den Rücken. Vorsichtig führte sie sie zum Bett und ließ sich mit ihr auf diesem nieder. Den Arm lange Zeit um sie gelegt wog Aubrey Holly hin und her. Aubrey zog ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und tupfte die Tränen aus Hollys Augenwinkeln. „Und nun, mein Mädchen, ist es an der Zeit aufhören zu trauern.“ Holly hob ihren Blick und sah zu ihrer Mutter. „Jetzt ist es an der Zeit wütend zu werden.“ Augenblicklich horchte Holly auf und legte ihre Stirn in Falten. „Was meinst du damit.“ „Du glaubst doch nicht, dass ich es der nutzlosen Polizei überlasse meine Enkeltochter zu finden. Ich habe Mittel und Wege dir deine Tochter zurückzubringen, aber das geht nicht, wenn du nur in deinem Zimmer sitzt, weinst und dich im Selbstmitleid suhlst. Wenn du etwas willst, dann musst du wie verrückt darum kämpfen, Holly.“ Kurz zögerte sie. „Okay… sag mir was ich machen soll.“ „Zuerst, solltest du das Essen von Alex annehmen. Er steht sich sonst noch die Beine in den Bauch. Du solltest ihn allerdings fragen, ob er auch genug Nahrung für einen Drachen dabei hat.“, lächelte Aubrey und schielte zur halb offenen Tür. „Aber nur wenn du mir sagst, was für Mittel du hast.“, räusperte sich Alex und trat in den Türrahmen, beäugte Aubrey höchst kritisch. „Ich bin ein paar Jährchen länger im Geschäft, mein Freund und ich war viel tiefer im Showbusiness als du es je sein wirst.“, stichelte sie etwas und winkte ihn heran. „Iss!“, befahl sie Holly und stellte ihr den Teller auf die Beine. Die Frau erhob sich in einer fließenden Bewegung und zückte ihr Telefon. „Christopher wir kommen sofort nach unten? Versichern Sie sich, dass unsere guten Freunde der Polizei einen Kaffee und ein paar Dognuths bekommen, bevor Sie sie des Hauses verweisen.“  Sie legte auf und klatschte in die Hände. Alex Augenbraue schnellte in die Höhe. „Merke dir eines, mein Lieber, niemand fasst meine Familie an, denn wenn das passiert, dann kann ich wahrlich Feuer spucken.“ Alex nickte und ließ sich neben Holly nieder, als Aubrey aus dem Raum stolzierte. „Muss ich Angst vor ihr haben.“ Holly schob sich ein Häppchen in den Mund und zuckte mit ihren Schultern. „Ich habe sie so noch nie erlebt.“, gestand sie leise. Erst nachdem sie ein paar Bissen gegessen hatte hörte sie den Tumult der im Wohnzimmer herrschte. „Was ist jetzt wieder los…?“, fragte Alex seufzend und erhob sich. Gefolgt von Holly lief er nach unten. Chris und Ryan hatten die Polizisten mehr oder weniger am Kragen gepackt und waren damit beschäftigt die Polizsten vor die Tür zu setzen. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen trug Leila die Koffer der FBI Agents nach draußen und stellte alles ab. Mit etwas Abstand beobachteten Grace, Fin und Ella die Szene. Auf dem Sofa hockten Scott und Frederick, die sich beide ein kleines Grinsen nicht recht verkneifen konnten. „Was ist denn hier los?“, fragte Alex und lief eilig die Stufen nach unten. Ein vollkommen erzürnter Officer der Polizei wandte sich an ihn. „Uns wurde gerade mitgeteilt, dass sie sich privat um den Fall kümmern möchten.“ „So?“ Alex hob seine Augenbrauen. Mitten im Vorraum stand Aubrey. Die Hände in die Seiten gestemmt. Sie nickte und dirigierte Chris und Ryan, die sich gehorsam unterordnete. „Oder etwa nicht?“, wurde der Polizeibeamte ein bisschen verwirrter. „Doch … doch. Zumindet Vorort.“ Der Mann mit den grauen Haaren schüttelte seinen Kopf. „Ich hoffe Sie wissen, was Sie tun.“, sprach er zornig. „Ich hoffe es auch.“, flötete Alex und beobachtete gespannt wie einer nach dem Anderen des Hauses verwiesen wurde. „Mein Lieber, holen Sie bitte die notwendigen Utensilien nach drinnen. Miss Sheridan ist so freundlich uns weiterhin zu unterstüzen.“, lächelte Aubrey zu Leila, die sehr breit grinste. „Ich bin nicht hier um für die Polizei zu arbeiten, sondern um ein vermisstes Kind zu finden.“, stellte sie mit einem Schulterzucken klar. Ryan und sie grinsten einander an. „Wir alle sind hier um die Kleine zu finden.“ „Und das werden wir auch.“, warf Finley vom Rand ein. Er folgte Chris und gemeinsam wurden ganze Kisten nach drinnen getragen, Computer aufgebaut und eine riesige FlipChart bereitgestellt. „Ich kümmere mich mit Frederick um das Abendessen.“, schmunzelte Ella, denn auch für das leibliche Wohl musste gesorgt sein und schon verschwanden die Beiden in der Küche. Alex und Holly tauschten einen kleinen Blick miteinander. „Und? Fühlst du dich schon wieder mutiger…“ „Ich glaube so finden wir sie. Wir sind umringt von Menschen die uns helfen und das nicht, weil es ihr Job ist.“ „Sondern aus Freundschaft und Liebe.“, nickte Alex und betrachtete Holly, die entschlossen in die Runde blickte und sich kurz zu Chris gesellte. „Duhu!“, piekte Holly ihren Bodyguard gegen die Brust. Unschuldig lächelte er. „Du hast mir so oft gesagt, dass du meine Mom kaum noch von mir fern halten kannst.“ „Das stimmte ja auch.“, verteidigte er sich. „Hast du dabei vielleicht vergessen zu erwähnen, dass du für sie arbeitest.“ „Irgendwer musste ja auf dich aufpassen, Kleine.“, zwinkerte Chris ihr zu. „Und ich hab den Drachen ja im Zaum gehalten, damit du ein ruhiges Leben leben kannst.“ Er legte seinen Arm um sie und hielt sie ein paar Momente bei sich. „Danke, Chris…“ Er nickte. An der Tür klingelte es und sofort spannten sich die Gemüter an. „Erwartet ihr noch jemanden.“, knirschte Chris mit den Zähnen und Schritt auf die Tür zu. Er öffnete und blickte in zwei unbekannte Gesichter. „Hæ! Ich suche Alex…“, stieß die blonde, bildschöne Frau aus. Ihre Gesichtsfarbe war so weiß wie eine Elfe. Volle rote Lippen zierten ihr Gesicht und die stechend grünen Augen wanderten umher. Schräg hinter ihr stand ein etwas größer Mann, braune, etwas längere und zerzauste Haare und überaus markante Gesichtszüge. Alex tat ein paar Schritte. „Ylvie??!“, rief er entsetzt und zugleich freudig. Scott pfiff durch die Zähne. „Unsere kleine Couchsurferin ist wieder da.“ Er konnte es im ersten Moment nicht glauben, aber vor seiner Tür stand wirklich Ylvie Magnusson, die junge Isländerin, die er seit einigen Jahren kannte und mit der ihn immer ein überaus enges Band der Freundschaft verbunden hatte. Sie lächelte und trat an dem Bodyguard vorbei. „Ich habe im Radio gehört was passiert ist und ich dachte, ein bisschen mehr Unterstützung könnte ja nicht schaden.“, erklärte sie und umarmte Alex innig. Ihr Lebensgefährte stellte die Tasche im Haus ab und schloss die Tür. Ylvie löste sich und entdeckte Holly. „Hey, ich bin Ylvie… und der schweigsame Mann da hinten ist Mikael.“, grinste sie und streckte ihre Hand nach Holly aus. Die Musikerin schob sich nach vorne und ergriff die zierlichen Finger der schmalen, kleinen Isländerin. Alex legte seinen Arm um Holly. „Siehst du. Wir haben verdammt viele Menschen, die uns helfen…“, zwinkerte er freudig. Endlich. Ein Licht in der Dunkelheit. Der Funke Hoffnung, nach dem er sich so lange gesehnt hatte. Alex fühlte es. Er war bereit zu kämpfen, koste es, was es auch immer wolle, gemeinsam mit seiner Familie und seinen Freunden. Holly lächelte und betrachtete Ylvie, bevor sie sich in der Runde umsah. „Na dann. Lasst uns rausfinden, wo Isobel ist.“ „Ai.“, knurrte Chris ähnlich wie ein alter Seefahrer und alle stimmten mit einem ersten Lachen seit Tagen in diesen Knurren ein. Es war der Beginn für einen Kampf, der sicherlich nicht der Einfachste werden würde. Holly war froh ihre Mutter an ihrer Seite zu haben, denn trotz allem, was Aubrey ihr zugefügt hatte, war sie ihre Mom und der wohl gefährlichste Drache, der auf dieser Erde lebte!   Manchmal bereuen wir einige Menschen Kennengelernt zu haben. Dabei ist jede einzelne Begegnung wichtig für uns, auch wenn es teilweise schwer zu verstehen ist. Bereue deshalb niemals im Leben Einen Menschen kennengelernt zu haben. Denn gute Begegnungen mit Menschen schenken dir Freude und Glück. Und schlechte Begegnungen schenken dir Erfahrung für die Zukunft.  Kapitel 77: XVIII. Episode: If tomorrow never comes (77) -------------------------------------------------------- Tag 5   Mit einem überaus strengen Blick hatte Aubrey am Abend zuvor alle ins Bett geschickt. Streng und unnachgiebig hatte sie höchst persönlich darüber gewacht, dass alle – außer Ryan und Leila – endlich für mehrere Stunden zur Ruhe kamen. Selbst Alex und Holly hatte sie ins Bett geschickt und ihnen schon mit Schlafmittel gedroht, ehe die Zwei sich endlich zur Ruhe gelegt hatten. Frederick wurde seines Zimmers verwiesen, stattdessen zogen Ylvie und Mikael in das nun frei gewordene Gästezimmer, im anderen nächtigten Aubrey und Ella. Auf dem bequemen Sofa nächtigten Grace und Finley, während Frederick unter lauten Wehklagen gemeinsam mit Christoper auf einer dünnen Matte auf dem Boden nächtigen musste. Einzige Alternative wäre die Hundehüte und darauf verzichtete Frederick doch lieber! Endlich kehrte Ruhe ein im Traumhaus, wobei der Schlaf von Holly von Albträumen geplagt war und auch Alex sich immer wieder unruhig hin und her warf. Leila und Ryan hielten Wache, bauten leise in der Küche die große Flipchart auf, brachten Bilder an und notierten mögliche Thesen.   Pünktlich zum Sonnenaufgang gesellte sich Scott zu der Truppe, brachte frische Semmel und allerhand leckere Köstlichkeiten für ein stärkendes Frühstück mit. Frederick wurde früher als alle anderen aus seinem Schlaf gescheucht und zum Kaffee- und Teekochen verdonnert! Nachdem sich auch Ella, Grace, Finley und Ylvie aus den Betten gekämpft hatten wurde der lange Tisch in der Küche mit dem Tisch im Wohnzimmer vereint und die Speisen wurden aufgetragen. Eine lange Tafel mit Marmelade, diverser Wurstsorten, Frühstückseier, Bacon, Pancakes, Semmeln, Gemüse, Obst und natürlich mit Grace‘ heißgeliebter Erdnussbutter wartete nur darauf verspeist zu werden. Der Kaffee dampfte, der hawaiianische Tee duftete, als auch Holly und Alex aus dem Bett purzelten. Geduscht und mit frischer Kleidung bestückt saß die große Mannschaft versammelt um die Tafel. Holly wirkte wenig begeistert, wurde aber von allen Seiten energisch ermuntert zu Essen. „Wir haben einen anstrengenden Tag vor uns, also los, esst.“, forderte Aubrey die Gruppe auf. Auf ihrer Nasenspitze thronte eine kleine Brille und immer wieder huschte ihr Blick über die Zeitung, die Chris ihr organisiert hatte. „Und du? Isst du gar nichts?“ „Ich esse doch Liebes.“, deutete Aubrey auf ihr Müsli. Holly seufzte. Aubrey spähte hinter ihrer Zeitung hervor. „Keine Sorge, ich esse nachher noch richtig. Aber im Moment muss ich mich auf das Laufende bringen.“ Holly nickte und wog einen Apfel hin und her, als Grace ihr das Glas Erdnussbutter unter die Nase hielt. „So was gibt Energie. Nicht dein lächerlicher Apfel.“, erklärte sie und nickte deutlich. Flüchtig schmunzelte Holly. Alex beobachtete die gelöste Stimmung am Frühstückstisch. Kurz blieb sein Blick an Ryan und Leila hängen. Beide warfen sich hin und wieder einen verliebten Blick zu. „Wissen wir eigentlich schon irgendwas?“, fragte er schließlich in die Runde. „Ich habe eine Vermutung.“, sprach Leila. „Die da wäre?“, interessiert sah Chris auf. „Ich glaube, dass es nichts mit Holly zu tun hat.“ „Sondern?“, wurde der Bodyguard gleich ein bisschen misstrauischer. „Mit Alex. Erst der Einbruch, bei dem lediglich Gegenstände verschwunden sind, die ihn betreffen und dann die Entführung seines Kindes. Meine Vermutung ist, dass es sich nicht um einen Stalker von Holly handelt und Brandon seinerzeit eher zufällig über den Einbrecher gestolpert ist.“, erklärte die junge Frau und tauschte einen Blick mit Ryan. „Das würde auch erklären, warum Tiny involviert war.“, murmelte dieser. Sein ehemaliger guter Freund, der ihn hintergangen und bei dem Flugzeugabsturz beinahe ums Leben gebracht hatte. „Finley, die Briefe…“, stieß Holly Finley mit einem Mal an und zog sämtliche Blicke auf sich. „Was für Briefe?“, fragte Chris misstrauisch. „Ich weiß bisher nur von Anrufen auf Alex Telefon.“ „Ich auch!“, rief Alex etwas entsetzter aus! Finley und Holly sahen erneut einander an und ließen sich etwas in den Stühlen nach unten sinken. „Nun ja…“, begann Finley und rieb sich unruhig über den Nacken. „Finley!“, fuhr Alex ihn wütend an. „Alexander.“, mahnte Ella mit strengem Blick sogleich. Finley holte tief Luft. „Du bekommst Liebesbriefe. Alle paar Tage und immer mit dem gleichen Lippenstift vorne drauf. Ich habe angefangen sie wegzuwerfen.“ Chris schlug sich mit einem lauten Klatschen gegen die Stirn. „Und das sagst du uns erst jetzt?!“, fragte er entnervt nach. „Er bekommt viel Post, entschuldige wenn ich nicht jeden gleich beachte… und Holly war genau derselben Meinung, dass die Briefe nicht wichtig sind.“, verteidigte er sich entschieden. Chris schielte zu Holly. Sie wagte er nicht zu schimpfen, denn die junge Mutter hatte schon genug um die Ohren. „Moment … wollt ihr mir gerade sagen, dass diese … diese Person meine Tochter entführt hat.“, begann es Holly langsam zu dämmern. Keiner wagte es den Verdacht laut auszusprechen. „Hast du noch irgendwo einen von diesen Briefen?“, wollte Ryan schließlich wissen. Langsam schüttelte Holly ihren Kopf. „Aber es ist sicher inzwischen wieder einer im Briefkasten vom alten Haus.“, warf Finley ein. Ryan sprang auf, dicht gefolgt von Alex. „Leute, das gute Essen!“, rief Aubrey ihnen tadelnd hinterher, allerdings wurde sie schon nicht mehr gehört. Die Männer waren auch schon unterwegs zur Ausgangstür.   Unruhig saß Alex auf dem Beifahrersitz und starrte nach draußen. Die hohen Häuser von Honolulu kamen immer näher und zogen rasch an ihnen vorüber. Die Sonne stach vom Himmel. Das Licht brach sich immer wieder in den gigantischen Häuserschluchten Alex‘ Blick wanderte über die Umgebung, die Palmen, das unglaublich blaue Meer, dass die Menschen anlockte. Durch das leicht geöffnete Fenster strömte nicht nur angenehme Luft, sondern auch lautes Kinderlachen. Er lächelte bitter und seufzte. „Du wirst deine Kleine auch irgendwann so lachen hören. Sie wird lachen, quietschen und dir den Kopf verdrehen.“, versuchte Ryan ihn aufzubauen. „Ich hoffe ich. Im Moment frage ich mich nur, ob es meine Schuld ist, dass Izzy nicht mehr bei uns ist“, sprach er leise. „Wieso sollte es deine schuld sein? Es gibt auf dieser Welt so unglaublich kranke Menschen, die sich in ihre Psyche einreden, dass es richtig ist, was sie tun. Deine Arbeit ist ein Teil von dir und nur weil es manche Menschen übertreiben und sich in ihren Wahn steigern, dich angeblich zu lieben, bedeutet das nicht, dass du dich in ein Schneckenhaus zurückziehen musst. Lebe dein Leben weiter und kämpfe auch weiter für das, was du liebst.“ Ryan lächelte flüchtig. „Kann nicht. Kann ich erst, wenn Isobel wieder in den Armen ihrer Mutter liegt.“ „Vielleicht wird sie das schon bald.“, nickte Ryan und lenkte den Wagen in die Einfahrt von Alex altem Haus. Ihm schauderte. „Ich war lange nicht mehr hier…“, flüsterte Alex und stieg mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend aus dem Wagen. „Wir sind auch sofort wieder weg. Hoffen wir einfach, dass ein paar Briefe hier sind und wir endlich eine Spur zu Isobel finden.“ Ryan ließ seinen Blick über das Anwesen schweifen. In den vergangenen Monaten war es stark heruntergekommen. Kein Gärtner hatte sich um den Erhalt der wundervollen Anlage gekümmert und auch das Innenleben sah nicht anders aus. Finley hatte lediglich die Räume, die er benutzt hatte in Ordnung gehalten. Alles andere kam einem Chaos gleich. Es war noch genauso wie nach dem Einbruch. Alex schauderte. „Hast du damals alles kontrolliert.“ „Ja. Es haben einige Klamotten gefehlt, ein paar Dekorationen, Fotos und Hollys kompletter Schmuck und ihre Garderobe. Von uns Beiden reichlich, weshalb wir nie davon ausgegangen sind, dass der Einbruch nur mir galt.“, erklärte Alex und schloss den Briefkasten auf, während Ryan in das Haus trat und sich flüchtig umsah. „Der Ordentlichste war Finley nicht.“ „War ich auch nicht. Nur hatte ich eine Putzfrau.“, seufzte Alex und überprüfte die Post. „Hier …“ In geschwungener Schrift stand die Adresse auf dem Umschlag und anstatt eines Absenders prangte ein roter Kussmund in der Ecke des Briefumschlages. Ryan zupfte Alex den Brief aus der Hand und prüfte ihn ausgiebig. „Ich sage es nur ungern, aber die Briefmarke ist nicht abgestempelt.“ In Alex‘ Blick trat das blanke Entsetzen! „Heißt das … diese Frau war hier, am Haus.“ Mit einem Mal begann Ryan breit zu grinsen. „Wenn sie es war, dann haben wir eine Aufzeichnung von ihr.“ „In wie fern?“, hob sich langsam die Augenbraue von Alex. „Ich weiß, du warst gegen solche Überwachungsmethoden, aber ich war für deinen Schutz zuständig.“ „Das heißt, du hast Kameras installieren lassen.“, zögerte Alex noch kurz, während sein Bodyguard nickte. „Gehen wir.“, verkündete er mit einem kleinen Grinsen und klopfte Alex auf die Schulter. „Außerdem haben wir DNA.“, deutete er auf den Kussmund. Ein Lächeln huschte über Alex‘ Züge. „Wir kommen ihr also einen Schritt näher …“ „Ja. Ich sagte doch, wir finden Isobel!“, rief Ryan freudig.   Gemeinsam kehrten sie zur Einsatzzentrale in Ewa Beach zurück, wo die beiden Männer bereits sehnsüchtig erwartet wurden. Chris und Ryan demonstrierten, zu was sie in der Lage waren. Sie nahmen Proben von dem Kussmund, überprüften den Umschlag auf Fingerabdrücke und während Ryan das Überwachungsmaterial sichtete, öffnete Chris vorsichtig den Umschlag. Alex und Holly beobachteten ihn gespannt. Der Mundwinkel des Bodyguards zuckte. „Zumindest wissen wir jetzt, dass Isobel noch lebt.“, drehte er das Foto um, das als einziges in dem Umschlag steckte. Holly entriss ihm augenblicklich das Bild, das Isobel zeigte. Die Kleine lag bäuchlings auf einer weichen Lammfelldecke und streckte gerade ihr Köpfchen in die Höhe. Tief atmete Holly durch, berührte das Foto andächtig und drehte es in ihren Händen hin und her. Auf der Rückseite prangten in geschwungener Schrift die Worte ‚Unsere Tochter vermisst dich.‘ Alex schluckte und legte platzierte vorsichtig seine Hand auf Hollys Rücken. „Siehst du. Sie lebt und wir werden sie finden.“, murmelte er. Geistesabwesend nickte Holly und betrachtete andächtig das Foto des kleinen Mädchens, das so freudig in die Kamera blickte. Es war der fünfte Tag und endlich gab es ein Lebenszeichen und die schnell wachsende Chance den Entführer zu finden. Allerdings hieß es nun auch, sich in Geduld zu üben, denn Beweise mussten zuerst ausgewertet werden. Die Videoaufzeichnungen waren ein Schuss in den Ofen, denn offensichtlich brachte der Postbote die ominösen Briefe. Jeden Tag einen. Immer wieder. Und wieder. Einen Hoffnungsschimmer in Händen haltend war für Holly an diesem Tag bereits sehr viel. Er bedeutete, dass sie vorausschauen und wieder Glauben konnte… doch wie lange ging es Isobel noch gut? Das war eine Frage, die vor allem Alex beschäftigte, denn es war offensichtlich, dass die Person, die Izzy entführt hatte, es eigentlich nur auf ihn abgesehen hatte…   Kapitel 78: XVIII. Episode: If tomorrow never comes (78) -------------------------------------------------------- Tag 6   Ella und Finley begleiteten Holly bei einem kleinen Spaziergang. Immer wieder kam es vor, dass der jungen Frau die Situation schier über den Kopf wuchs und sie in diesen Momenten nur eines brauchte: Etwas Luft und ein bisschen Abstand zum Haus, in dem so eifrig Pläne geschmiedet wurden. Alex saß zusammen mit den beiden Personenschützern und Scott am Tisch und durchforstete Berge an Fanpost. Brief und Brief wurde geöffnet und nach den Kategorien ‚Bedenklich‘ und ‚Unbedenklich‘ sortiert. Hier und da stutzte Alex, lächelte leicht über nette Briefe, Glückwünsche zum Baby oder freundliche Reaktionen auf seine Partnerschaft mit Holly. Er hatte nicht geahnt, dass es so viele Menschen gab, die ihm sein Glück von Herzen zu gönnen schienen. Leider gab es auch das genaue Gegenteil! Und immer wenn ein solcher Brief auftauchte, landete er sofort bei Leila, die ihre Kontakte nutzte und die Namen der Personen genau durchleuchtete. In der Küche brachten sich Mikael und Ylvie voller Elan ein. Zusammen kochten sie ein herrliches Mittagessen und Frederick war damit beschäftigt gehorsam das Haus zu putzen. Aubrey führte eines ihrer endlosen Telefonate. Die Frau hatte Kontakte auf der ganzen Welt und im Moment schöpfte sie aus den Vollen. So hatte jeder eine wichtige Rolle für den Tag.  Mit einem erschöpften Seufzen öffnete Alex einen weiteren Briefumschlag. Der Duft von billigem Damenparfüm stieg in seine Nase und ein paar verwelkte Rosenblätter fielen ihm entgegen. „Hmm…“, murmelte er und entfaltete das duftende Papier. „Was?“, wollte Scott wissen. „Ein Kussmund aus Lippenstift.“, murmelte Alex und betrachtete den Kussmund, der ihm geradezu entgegen stach. Die anderen Personen am Tisch wurden hellhörig. „Und?“ „Dear Alex. Erinnerst du dich noch an unsere erste Begegnung? An dieses magische Kribbeln? Ich weiß noch genau wie deine blau-grünen Augen mir entgegen geleuchtet haben, dein unglaubliches Lächeln. Du hast es doch auch gespürt nicht wahr? Warum sonst wären wir einander wieder begegnet. Das Schicksal hat uns füreinander bestimmt. Wir gehören zusammen und deshalb komm ich zu dir nach Hawaii. Ich weiß, du hast auch in Los Angeles deine Heimat gehabt, aber mittlerweile hast du diese wohl in Hawaii gefunden und dort wo du bist, ist auch meine Heimat… wir werden uns sehr bald sehen und dann endlich zusammen glücklich werden und…“ Alex stutzte und auf seiner Stirn erschienen mehrere Falten „… gemeinsam unser Baby bekommen.“ „Von wann ist der Brief?“ Augenblicklich entwendete Ryan ihm den Umschlag. „22. August des vergangen Jahres.“ Alex holte tief Luft. „Das war der Tag noch Hollys Pressekonferenz. Ab dem Zeitpunkt war bekannt, dass sie schwanger von mir ist.“ „Kein Absender.“, murmelte Ryan und untersuchte den Poststempel. „Aus Los Angeles. Wann bist du aus LA weggezogen?“ „Das ist bereits eine Weile her. Allerdings habe ich die Wohnung lange Zeit behalten. Ich wusste nicht, ob ich in Hawaii bleiben möchte.“ „Wann hast du die Wohnung verkauft.“ „Puh. Mai oder Juni.“ „Also du warst zu dem Zeitpunkt schon mit Holly zusammen.“ „Ja. Sie ist gerade zu mir gezogen und wir haben den Urlaub auf der Big Island geplant.“ Chris erhob sich. „Das macht doch Sinn. Irgendein Fan hat sich in dich verliebt, lebte zu dem Zeitpunkt in Los Angeles. Nachdem du die Wohnung aufgegeben hast, hat sie sich dazu entschieden hier her zu ziehe. Sie hat sich in den Wahn gesteigert, dass ihr zusammen gehört und somit glaubt sie, dass Isobel ihr Baby ist…“ „Ich kenne sie also.“, murmelte Alex leise. „Zumindest scheinst du ihr schon mehrmals begegnet zu sein. Sie hat sich wohl Hoffnung gemacht, weil du sie so angelächelt hast.“, mutmaßte Chris. „Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wer sie ist.“, seufzte Leila. „Und wie wollen wir das anstellen?“ Leila legte den Brief in eine Schale und streute ein Pulver darüber. „Damit … sie war bei diesem Brief nicht so vorsichtig.“ „Ein Fingerabdruck?“, fragte Ryan. „Oh ja.“, grinste Leila. Alex verfolgte mit gespannter Miene die Bodyguards und Leila, die sich sofort an die Arbeit machten. Am liebsten wäre er sofort aufgesprungen, um sein Töchterchen zu suchen, leider erkannte er sehr schnell, dass sie nicht in der Welt von Hawaii Five-O waren. Es dauerte eine halbe Ewigkeit bis der Fingerabdruck durch die Erkennungssoftware liefe. Und es dauerte. Und dauerte. Und dauerte. So lange, dass er sich irgendwann mit einem mürrischen Schnauben verabschiedete und durch das Haus wanderte wie ein zerstreuter Professor. Mit den Gedanken vollkommen wo anders, versuchte er angestrengt herauszufinden, welche Person ihm wohl solche Nachrichten geschrieben hat. Der Mond bestand bereits sehr hoch am Himmel, als Alex und Holly von Chris ins Bett verbannt wurden.   Ein leises Seufzen verließ Hollys Lippen und ihr Blick huschte nach draußen. Sie beobachtete ein bisschen die Sterne, die am Himmel funkelten. Auf dem nächtlichen Meer rollten in stetigen Linien weiße Schaumkronen in die Bucht. Aufgeschäumt überrollten und überschlugen sie sich in der Bucht geradezu. „Morgen ist sie eine Woche weg…“ „Sieben Tage zu viel, wenn du mich fragst.“, murmelte Alex. Holly schniefte. „Vielleicht sollten wir nicht weiter suchen.“ Alex stemmte die Unterarme ins Bett und drückte seinen Körper in die Höhe. Verwirrt sah er zu Holly. „Wie bitte meinst du das? Holly, ich werde garantiert nicht aufhören nach unserer Tochter zu suchen.“ „Aber was ist, wenn es ihr gerade gut geht und wir sie nur in Gefahr bringen, indem wir nach ihr suchen.“, murmelte Holly besorgt. „Hör auf so zu denken. Isobel wird sicher nur darauf warten, dass sie endlich wieder in den Armen ihrer Mom liegt, die ihr ein Liedchen trällert. Holly, es gibt keinen Ort auf dieser Welt, wo es ihr so gut gehen kann, wie hier bei dir und bei mir. Wie sagte Chris noch gleich? Es braucht etwas Zeit, aber wir werden Isobel finden.“, meinte Alex ruhig und streckte seinen Arm in ihre Richtung aus. Zärtlich streichelte er über ihre Wange, über die eine warme Träne purzelte.  „Sie wird sicher bald wieder in deinen Armen liegen und dich nachts auf Trab halten.“ Behutsam mit einem kleinen Ruck zog er sie in seine Arme. Mit einem schweren Seufzen legte Holly ihre Wange auf seiner Brust ab und ließ es zu, dass Alex ihr ein bisschen durch die Haare streichelte. „Wir finden unsere kleine Elfe. Das weiß ich. Das fühle ich.“, hauchte Alex ihr einen zärtlichen Kuss auf die Schläfe. Holly schniefte und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. „Schlaf jetzt, Honey… schlaf tief und fest, damit du stark und munter bist, wenn unser Elfchen zurück ist.“, flüsterte Alex und schmiegte sich an Holly. Schon nach ein paar Momenten wurde Hollys Atmung gleichmäßiger. Alex hingegen wollte keinen rechten Schlaf finden. Immer wieder dachte er nach. Wer war diese Frau, der er angeblich Hoffnungen gemacht hatte? Er sah nach draußen und beobachtete den dunklen Sternenhimmel, während sich seine Gedanken nur noch um die Frau drehten.   Tag 7   Der nächste Tag brachte nicht nur einen frischen Regenschauer, der die Luft zu einer feuchten Sauna verwandelte, sondern auch die Erkenntnis!! Am Nachmittag spuckte der mittlerweile heißgelaufene Rechner von Leila einen Namen aus und endlich kamen sie dem Entführer einen entscheidenden Schritt näher. Der Fingerabdruck gehörte einer ominösen Frau mit dem Namen Tara O’Hara. Noch nie zuvor hatte Alex diesen Namen gehört. Immer wieder durchforstete er seine Gedächtniskartei, seine Telefonkontakte und sogar die E-Mails die er erhalten hatte. Nichts. Ebenso wenig fand Ryan heraus ob sie schon mal irgendwelchen Kontakt zu Alex hatte. Es war zum Verzweifeln, bis Chris triumphierend vom Tisch aufsprang. Sogleich wanderten alle Blicke zu ihm. „Was ist??“, wollte Holly hoffnungsvoll wissen. „Ich hab sie. Tara O’Hara hat vor 4 Monaten eine Lagerhalle gemietet und nur ein paar Wochen später eine alte Farm etwas außerhalb von Honolulu!“, stieß Chris aus. „Wir sollten die Polizei verständigen.“, schlug Scott vor, erntete von Aubrey ein Kopfschütteln und einen Laut. „Ttt…“ hatte sie gesagt und schnippte ihm gegen die Stirn. „Wir brauchen keine Polizei. Die rumpeln nur in die Farm und stürmen das Lagerhaus. Viel zu Riskant.“ „Ich hole sie.“, warf Alex ein. „Diese Tara hat es immer nur auf mich abgesehen und so wahr ich hier stehe, ich werde mir meine Tochter zurückholen, koste es, was es wolle.“ Christopher nickte langsam. „Wir müssen geschickt vorgehen und beide Orte auf einmal kontrollieren, nicht das wir Tara O’Hara vorwarnen.“, erklärte Ryan ruhig und betrachtete den Computerbildschirm. „Stimmt. Du hast Recht. Wir teilen uns auf.“, nickte Chris und tauschte einen flüchtigen Blick mit Ryan. „Ich übernehmen die Farm und du das Lagerhaus.“ „Wird erledigt.“, antwortete Leila. Frederick holte tief Luft. „Ich begleite euch.“ „Ich auch.“, raunte Mikael mit seinem sehr gebrochenen amerikanisch. „Bin dabei.“, nickte Scott. „Dann los.“, klatschte Holly in ihre Hände. „DU nicht!“, stieß Alex hastig aus und packte Holly an den Schultern. „Aber…!“ „Ich will mir nicht auch noch um dich Sorgen machen müssen, Holly. Du bleibst hier mit Grace, Ylvie und unseren Müttern. Wir bringen dir Isobel zurück.“, erklärte Alex und streichelte ihr sanft über die Wange. „Er hat Recht, Liebling. Du musst hier in Sicherheit bleiben.“ Langsam nickte Holly und ergriff die Hand von Ylvie. Die junge Frau lächelte sanft. „Passt auf euch auf und kommt mir ja heil zurück.“, rief sie und ließ sich von dem hochgewachsenen Mikael einen Kuss auf die Lippen geben. Alex zog Holly noch einmal an sich und Finley streichelte Grace über die Wange. „Ich komm mit Isobel zurück, ich verspreche es.“, flüsterte Alex seiner Holly leise ins Ohr.  „In Ordnung.“, klatschte Chris in seine Hände. „Alex, Fin und Scott, ihr kommt mit mir. Ryan, Leila, Mikael und Frederick, ihr übernehmt das Lagerhaus.“ Alle nickten entschlossen, warfen einen letzten Blick auf die Zurückbleibenden, bevor sie sich in die Autos schwangen. Die Sonne stand hoch am Himmel, das Meerwasser glitzerte, als die zwei Wägen aufbrachen. Das tiefdunkle Blau des Himmels verschmolz am Horizont mit dem sanften, frischen Türkis des Meeres. In weiter Ferne ragte der Diamond Head in die Höhe und die unendlich tiefen Hochhausschluchten der Stadt schienen in der Sonne gar zu Funkeln. Die zahlreichen Glasfassaden glitzerten in der Sonne und siegelten das Spiel des Wassers wieder. Überall  wackelten ein paar Palmen in der leichten Brise des Windes. Es war ein ganz normaler Frühlingstag. Nicht für Alex und seine Freunde, denn heute wollte sie einen kleinen Menschen von seinen Entführern befreien und noch ahnte keiner, was auf sie zukam…   Jeden Tag werden wir aufs Neue mit derselben Wahrheit konfrontiert, das Leben hier ist vergänglich. Die Zeit ist viel zu kurz! Und aus Respekt dem Leben gegenüber, müssen wir versuchen es so gut wie möglich zu leben. Kapitel 79: XIX. Episode: Wishin’ and Hopin’ (79) ------------------------------------------------- Finleys Blick verlor sich im Straßenverkehr. Der große Jeep von Chris schlängelte sich mühelos durch die Lücken. Der Fahrer ließ jegliche Verkehrsregeln unbeachtet, denn er hatte ein Ziel vor Augen. Alex schluckte und lehnte seinen Kopf gegen die kühle Scheibe. „Was machen wir, wenn sie nicht da ist?“ „Dann finden wir sie an einem anderen Ort. Jetzt denk nicht schon wieder so negativ und auch nicht zwanzig Schritte voraus. Wir werden jetzt die Farm und das Lager überprüfen und Isobel dort finden. Über eine andere Möglichkeit denken wir nach, wenn diese eintrifft.“, raunte Chris schroff. Scott nickte langsam. „Hätte ich meine Waffe mitbringen sollen?“ „Du hast doch gar keine.“ „Aber meine Serienrolle. Manchmal reicht es ja so zu tun als ob und Cop können wir beide spielen, nicht war Mr. Seal.“, lächelte Scott flüchtig vom Rücksitz aus. „Genau, ich trete einfach die Tür ein und rufe Five-O. Vielleicht irritiert das die Kidnapperin so stark, dass sie freiwillig aufgibt.“, murmelte Alex und ihm entwich doch glatt ein kleines Grinsen. „Book’em Danno.“, zuckte Finley mit seinen Schultern. „Handschellen bekommen wir sicher noch irgendwo.“, grinste Scott vergnügt und sah wieder nach draußen. An ihnen zog der wunderschöne Strand von Waikiki vorbei. Zahlreiche Menschen vergnügten sich im Meer, genossen die warme Sonne oder ein köstliches Shaved Ice. Finley wurde beim Anblick dieses Strandabschnitts vollkommen übel! Allerdings stutzte er, als Chris den Hügel nach oben fuhr. „Das ist der selbe Weg, den damals der schwarze Wagen genommen hat, in dem die Kleine verschwunden ist.“, flüsterte er. Chris sparte sich zu erklären, dass es auf dieser Straße sowohl in die Innenstadt, als auch raus aus der Stadt ging. Er wollte Alex diesen schnell aufkeimenden Hoffnungsschimmer gerne lassen. Sehnsuchtsvoll sah der Australier aus dem Fenster. Erst eine kleine, gefühlte Ewigkeit später verließ der Wagen von Chris die Stadt und schon wurde der Verkehr weniger. Mühelos schlängelte sich der Wagen die Landstraße in Richtung Urwald. Alex schauderte. „Brrr… auf den Anblick könnte ich verzichten.“, murmelte er. Nur zu gut erinnerte er sich an sein ungewolltes Dschungelabenteuer gemeinsam mit Ryan. Das Ganze lag jetzt fast ein Jahr zurück und noch immer zeichnete sich das blanke Grauen in seinem Gesicht ab, wenn er nur daran dachte! Durch das leicht geöffnete Fenster drangen die zahlreichen Geräusche, die der Urwald für einen bereithielt. Das monotone Surren der Zikaden, das Zwitschern der Vögel und hier und da das Zirpen einer Grille. Alex betrachtete den Teil des Waldes mit Skepsis. „Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“, fragte der Schauspieler leise. „Absolut.“ „Wir fahren also zu einer Farm im Urwald. Oh ja, das ist der perfekte Anfang für einen Horrorfilm.“, murmelte Alex. Chris bog ab und schon verließen sie die geteerten Straßen. Sand und kleine Steine knirschten unter den Reifen und der dichte Wald verschluckte eine Menge Tageslicht. Die Luft, die nun ins Auto flutete war dampfig. Feucht. Unangenehm. Alex kurbelte das Fenster zu. Scott pfiff ein kleines Liedchen – Spiel mir das Lied vom Tod – und erntete sofort einen Hieb auf die Schulter von Finley. „Vielleicht hätten wir doch besser das Lagerhaus nehmen sollen…“, raunte Alex leise. „Zu spät.“, war Chris knappe Antwort, ehe er am Wegrand hielt. „Was ist los…?“ „Ab hier komm ich mit dem Wagen nicht weiter. Der Weg ist zu schmal. Wir bräuchten Motorräder um hier noch weiter zu kommen und die haben wir nicht…“ „Leider.“, Alex seufzte auf und rieb sich über die Nasenwurzel. „Und nun?“ „Alex und ich gehen weiter in Richtung Farm. Ihr bleibt hier.“, befahl Chris schroff und schwang sich aus dem Wagen. „Ist das so eine gute Idee? Es ist niemals gut, wenn sich Teams trennen.“, rief Scott und stieg ebenfalls aus. „Und wenn wir zurück kommen ist der Wagen geklaut? Oder wenn jemand zur Farm will, werden wir überrascht? Eine noch dümmere Idee. Ihr bleibt hier.“, Chris zeigte kein Erbarmen und öffnete die Kofferraumtür. Aus einer verschlossenen Kiste holte er ein paar Utensilien, die Alex so gar nicht gefallen wollten. Neben einem Crocodile Dundee Messer auch ein paar Handfeuerwaffen. Einen Revolver reichte er dem nervös drein blickenden Finley. „Nur im Notfall verwenden, kapiert, Kleiner.“ Der Philosoph nickte mit einem langgezogenen Seufzen. Chris bot Alex keine Waffe an, weshalb der Australier seine Nase rümpfte. „Wie jetzt? Ich darf mich nicht verteidigen.“ „Eine Waffe pro Gruppe reicht. Ich habe keine Lust, dass du dir nachher noch selbst weh tust und jetzt heul nicht rum, sondern komm.“, knirschte Chris angespannt mit seinen Zähnen. Er hatte sich nicht die einfachste Gruppe ausgesucht. Alex atmete kurz durch und klopfte seinem Brüderchen auf die Schulter, verabschiedete sich mit einem Nicken von Scott, ehe er Chris den sehr schmalen Weg durch die hohen Gräser folgte. Hier und da kitzelte ihm ein langer Grashalm an der Nase. Der Weg führte mitten durch ein gigantisches Feld aus Schilf und anderen Pflanzen. Ryan saß am Steuer des anderen Wagens und warf immer wieder einen kleinen Blick in den Rückspiegel oder wahlweise zu Leila, die neben ihm saß. So ganz konnte er das eigenartige Gefühl in seiner Magengegend nicht ignorieren, denn es missfiel ihm zutiefst, dass Leila mit in der kleinen Truppe war. Aber sie war eine richtige Kämpferin und hätte niemals Einsicht gezeigt, wenn Ryan sie darum gebeten hätte, dass sie nicht mit kommt. Eher hätte sie ihm die Ohren höchst persönlich lang gezogen! Er erinnerte sich noch gut an das gemeinsame Kennenlernen… damals, in New York. Ryan hielt an einer Ampel und für ein paar Sekunden schweiften seine Gedanken ab. „Na, Mr. FBI. Schon einen Plan.“, grinste ein junger Mann. Casey. Er war neu im Team, in dem Ryan, seit seiner Rückkehr aus dem Krieg arbeitete. „Was soll ich bitte für einen Plan haben, wir tappen seit 32 Stunden im Dunkel und du weißt genau, dass unsere Chancen von Stunde zu Stunde geringer werden, den Jungen noch lebend zu finden.“, zuckte Ryan mit seinen Schultern und warf einen kurzen Seitenblick auf den blonde, hochgewachsen Mann, der unruhig auf den Fingernägeln knabberte. Ein nervöser Tick, der Ryan zeitweise in den Wahnsinn trieb. Immer wieder stand er kurz davor Casey einfach auf die Finger zu schlagen, aber dieses unprofessionelle Verhalten gehörte sich nicht. Wobei. In TV-Shows funktionierte das auch meistens. Ryan hob eine Augenbraue, zögerte und verpasste Casey einen Klapps auf den Hinterkopf. Verdattert blickte der junge Mann ihm entgegen. „Komm schon. Ich habe keine Lust zu spät beim Meeting aufzutauchen.“, zuckte Ryan mit den Schultern und nahm die letzten paar Stufen nach oben. Seit inzwischen 36 Stunden fehlte von dem kleinen Thomas O‘Donnell jegliche Spur und mittlerweile schwand jegliche Hoffnungen das entführte Kind jemals wieder lebend zu sehen. Vielleicht hatte ihr Teamleiter – William McCaw – aus dem Grund ein Meeting einberufen. „Ich komm ja schon.“, maulte der Frischling und folgte Ryan die unzähligen Stufen nach oben, denn gerade heute war der Fahrstuhl ausgefallen! Die beiden Männer durchquerten das große Büro des FBIs im 10. Stock des Hauptgebäudes in New York. Von hier aus hatten sie einen fabelhaften Blick auf die Freiheitsstatue. Das weite Meer, das Ryan schon immer anlockte… er lächelte flüchtig. Vielleicht sollte er sich in eine wärmere Region versetzen lassen. Irgendwohin, wo es warm war. Ryan öffnete die Tür und erblickte ein fremdes Gesicht unter seinen Kollegen. Neben Katherine – genannt Kitty – saß eine Frau mit einem wunderhübschen Gesicht. Ein breites Strahlen glitt über ihre Züge und für ein paar Sekunden begegneten sich ihre Blicke. Der rothaarige Mann räusperte sich. „Schön dass ihr Zwei es auch noch geschafft habt. Setzt euch, wir haben Verstärkung.“, verkündete McCaw barsch. Noch einmal huschte Ryans Blick zu der bildschönen Frau mit dem strahlenden Lächeln und den funkelnden Augen. Er ließ sich am langen Tisch nieder und bemerkte mit einem leichten Schlucken die Bilder des entführten, kleinen Jungen… „Ryan. Ryan … es ist grün. Ryan!“ Leila verpasste ihm einen kleinen Schubs und schon riss es Ryan aus seinem Tagtraum. Die Autos hinter ihm hupten bereits und so fuhr er schleunigst los. „Alles klar?“, rief Frederick vom Rücksitz und tauschte einen unruhigen Blick mit Mikael, er leider kaum englisch sprechen konnte und doch machte sich deutliche Unruhe in seinem Blick deutlich. „Ja, alles okay.“, winkte Ryan eilig ab. „Ich war nur in Gedanken.“ „Du solltest aber bei der Sache sein.“, tadelte ihn Leila sofort. „Ja. Ja. Ich weiß.“, verdrehte er seine Augen und fuhr die Straßen weiter entlang, den Blick fest auf seine Umgebung geheftet ließ er sich nicht noch einmal ablenken.   Alex und Chris liefen schweigend durch die Wildnis. Ungezügelt konnten sich die Pflanzen ausbreiten und die paar wenigen Felder waren schon lange nicht mehr bestellt worden. Stattdessen wucherte auf den hohen Feldern das Unkraut und unter Garantie auch zahlreiche giftige Pflanzen. Unbekümmert wuchsen sie in den Himmel und machten einem das Durchkommen schwer. Allerdings hatten die Motorradspuren auf dem feuchten Untergrund Chris Aufmerksamkeit geweckt. „Zumindest wissen wir, dass jemand die Farm regelmäßig besucht.“, hatte der Personenschützer leise festgestellt. Alex hatte dies mit einem kleinen ‚Hmm‘ zur Kenntnis genommen. Er konnte das mulmige Gefühl in seiner Magengegend nicht verbergen und so starrte er auf sein Mobiltelefon.  „Ich habe kein Netz … vielleicht sollten wir zurück und doch die Polizei rufen…“, murmelte Alex. Ihm schauderte und doch schob er sich eilig weiter. Ebenso wie Chris, der seinen Blick durch die Umgebung schweifen ließ. Sie waren mitten im Nichts. Irgendwo weit ab von der Zivilisation. „Wir holen Isobel und verschwinden von hier…“, befahl Chris leise. Mit gezogener Waffe ging er langsam voran. Das monotone Geräusch der Zikaden und einiger Grillen erfüllte den Ort. Diese hier schien schon lange nicht mehr besucht worden zu sein. Überall hing Moos und teilweise wirkte die Holzfarm sehr ramponiert und dringend Renovierungsbedürftig. Spinnweben zierten die dunklen Holzbalken. Alex schluckte und folgte ihm. Chris hielt Alex zurück. „Ich weiß nicht, was da drinnen auf uns wartet und ich weiß auch nicht, wie das hier enden wird. Ich hoffe du bist dir darüber im Klaren, dass du nicht länger der brave, vorbildliche Mann aus der Vorstadt bist. Du solltest wenigstens für die nächsten Stunden der Alex sein, der du früher warst…“ Alex hob die Schultern. „Nichts leichter als das. Für meine Tochter mache ich alles. Sei dir also sicher, dass ich garantiert nicht kneifen werde, egal wie brutal ich auch vorgehen muss, mein Kind wieder in den Armen zu halten.“ Manchmal musste man im Leben Grenzen überschreiten um die Menschen, die man liebte zu beschützen. Chris wusste dies und Alex ebenso. Chris nickte. „Gehen wir!“, forderte er ihn auf.   Kapitel 80: XIX. Episode: Wishin’ and Hopin’ (80) ------------------------------------------------- „Hier sind die Lagerhäuser.“, stellte Ryan nüchtern fest und betrachtete die lange Straße. Links und rechts lauter hohe Gebäude mit vielen Türen. „Jetzt müssen wir nur noch das von Tara O’Hara finden.“, schnallte sich Leila ab und warf einen Blick auf ihre Uhr. Sie wählte die Nummer von Chris. Keine Verbindung. „Offensichtlich sind die Anderen bereits außerhalb von Honolulu.“ Mikael und Frederick waren bereits ausgestiegen. Frederick hatte seine Arme locker vor der Brust verschränkt und lehnte am Wagen, während Mikael die Hände in die Seite stemmte und etwas umher tigerte. „Dann sollten wir uns auch das Lagerhaus vorknöpfen. Nicht das wir es wirklich mit mehreren Tätern zu tun haben. Im Handschuhfach ist noch eine Waffe.“, murmelte er und stieg aus. Leila folgte ihm. Mit Waffe, die sie in ihrem Gürtel kurz über ihrem entzückenden Po verbarg. Mikael und Frederick sahen wieder einander an. „Und wir bleiben unbewaffnet?“, beklagte sich Frederick sogleich. „Zeig mir einen Waffenschein und ich gebe dir eine Pistole.“, meinte Ryan nüchtern. Frederick schnitt ihm eine Grimasse. „Wie unfair.“, beschwerte er sich. „Unsinn. Du schießt dir eher in den Fuß, als einen potentiellen Angreifer zu überwältigen.“, rief Ryan ihm zu. Mikael hatte kein Wort verstanden und dennoch grinste er breit. „Alle sind gegen mich.“, seufzte Frederick auf und verdrehte ein kleines bisschen seine Augen. „Jungs, wollt ihr da hinten Wurzeln schlagen, oder kommt ihr endlich?“, rief Leila den Männern zu. Sie war bereits ein paar Schritte voraus gegangen und ließ ihren wachsamen Blick über die Gegend schweifen, die wie leer gefegt an diesem Tag wirkte. Sie wackelte mit ihrer Nasenspitze und sah sich um, als Ryan zu ihr aufschloss. „Muss es hier nicht auch einen Hausmeister geben?“, fragte Frederick. „Theoretisch schon. Du kannst ihn ja mal suchen gehen und nimm den stummen Riesen mit.“, brummte Ryan und schielte zu Mikael. Dieser legte seine Stirn in Falten und suchte nach den passenden, englischen Begriffen. Leider wollten sie ihm nicht einfallen. Ein junger Mann geriet in das Blickfeld der Vier. Den Blick gesenkt schlurfte er den Weg entlang. In seinem Arm eine gewaltige Papiertüte. „Hmm.“, gab Ryan ein kleines Geräusch von sich. „Was?!“, wisperte Leila und boxte ihn in die Seite. „Ich kenn den Kerl.“ „Woher?“ Ryan legte seinen Finger auf ihre Lippen. „Schh … lass mich mal ein paar Sekunden nachdenken.“ Frederick beobachtete den Kerl, der den großen Vorplatz überquerte und mit einem Seufzen seinen Blick schweifen ließ. Er entdeckte die Vier. Stutzte. Ryans Augenbraue schnellte in die Höhe. „Das ist der Bruder… von dieser Kleinen …“ „Welcher Kleinen?“ „Die am Set von Five-O arbeitet…“ „Okay… das…“ Mit einem Mal riss der Mann mit der zerrissenen Jeans seine Augen weit auf, ließ die Tüte fallen und rannte los! Trotz Schuhe mit hohem Absatz tat Leila einen Sprung nach vorne und schoss los! Dicht gefolgt von Ryan, der allerdings die erste Seitenstraße abbog. „Wir kreisen ihn ein!!“, rief er Leila zu. Mikael und Frederick waren schnell abgehängt, als die zwei ehemaligen FBI-Agenten die Verfolgung des Flüchtigen aufnahmen! Ryan schwang sich über eine Mauer, sprang auf den unten stehenden Container und rannte weiter. Zwischen den langen Häuserreihen konnte er immer wieder Leila entdecken, die dem Verfolger näher und näher kam. Schon im Laufen zogen die Beiden ihre Waffen, luden und entsicherten diese. Etwas verdattert waren Mikael und Frederick zurück geblieben, sahen einander nur kurz an. „Na dann, suchen wir doch mal diese Lagerhalle und mit ein wenig Glück können wir gleich Isobel in den Armen halten.“, sprach Frederick munter und schritt voran. „Meinst du…?“, fragte Mikael und zog seine Augenbraue leicht in die Höhe. „Und ob und wenn wir zurück sind, bin ich endlich der große, coole Bruder.“ Mikaels Gesichtsausdruck wurde etwas ungläubiger und schon spiegelte sich ein kleines Grinsen wieder. „Alter, du verstehst mich kaum und trotzdem bist du gehässig!“, stellte Frederick entrüstet fest und guckte durch das erste, Fenster einer Tür. In dem Lagerraum war nichts zu erkennen… Mikael hob seine Schultern und nahm sich die zweite Tür vor. Leider warteten noch dutzende Lagerräume auf die zwei Männer und bisher fehlte jede Spur von einem Säugling.   In der Zwischenzeit hatten sich Alex und Chris erfolgreich zum Farmhaus durchgekämpft. Kurz nur huschte Alex‘ Blick über die Sonne, die gerade besonders erbarmungslos auf sie hinab strahlte. Mit einem Mal packte Chris Alex und riss ihn beinahe von den Füßen, als er ihn hinter die Hauswand schob. Die Tür schwang auf und klappernde Schritte ertönten auf der Veranda. Chris spähte vorsichtig um die Ecke, wagte es aber nicht, sich weiter zu bewegen. Mit wachsamen Blick beobachtete er eine junge Frau, die zum Schuppen schlenderte. „Ist sie das?“, wisperte Alex hinter ihm. Leider konnte er nichts sehen. Seine Muskeln spannten sich an und er wollte schon aus seinem Versteck hüpfen, um diese Frau zu schütteln um alles aus ihr heraus zu bekommen! Nur um zu erfahren wo Isobel war. Glücklicherweise hinderte Chris‘ ihn, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. „Vermutlich, aber sie hat kein Baby dabei, also bleib leise… vielleicht ist Isobel im Haus.“, mutmaßte Chris und schielte hinüber zur Eingangstür. Die junge Frau kehrte aus dem Schuppen zurück, setzte sich einen Helm auf und sah noch einmal zum Haus. Eilig verbarg sich Chris. „Hat sie uns gesehen?“ „Ich bin mir nicht sicher…“, brummte Chris. Erst als das laute Brummen eines Motorrads ertönte erlaubten sich die beiden Männer wieder zu Atmen. Immer weiter entfernten sich die Laute und so trat Chris aus dem Versteck. „Komm, beeilen wir uns.“ „Was hast du vor.“ „Na was wohl.“ Chris zückte ein Set mit Dietrichen und machte sich sofort eilig an der Tür zu schaffen. „Ach so, wir brechen ein …“, seufzte Alex und folgte mit schnell pochendem Herzen dem Bodyguard in das Innere. Dort sah es nicht besser aus, als draußen! Überall hingen Spinnweben und immer wieder huschte ein Achtbeiner eilig über den Boden. Alex schüttelte es bei dem Gedanken, dass sein kleines Mädchen in so einem dreckigen Umfeld war. Alles war staubig, modrig. Die Dielen knarrten unter den Füßen der Männer. Chris hatte seine Waffe gezogen und öffnete vorsichtig eine Tür. Eine dreckige Küche und ein übler, beißender Geruch schlug ihnen entgegen. Ebenso tausende von Fliegen. „Ihh… was…“ Alex würgte es und auch Chris schlug seine Hand auf den Mund. „… ist das eine Leiche…“ Mit großen Augen starrte Alex auf eine in Spinnweben eingehüllte Silhouette, die glatt die eines Menschen, oder eines sehr unförmigen Teppichs sein könnte. Chris zog die Tür zu. „Scheint so …“ „Wer?“ „Keine Ahnung, ich habe es versäumt die Person nach ihrem Ausweis zu fragen.“, knurrte Chris ihm zu und zog kurz sein Handy hervor. Immer noch kein Empfang. „Scheiße.“, brummte der Bodyguard und wanderte weiter. „Wir sollten die Polizei rufen…“ „Erst wenn wir sicher sind, dass Isobel nicht hier ist.“, verkündete Chris. Alex nickte eilig. Natürlich wollte er zuerst weiter nach seinem Töchterchen suchen! Chris öffnete mit einem lauten Quietschen die nächste Tür. Das große Bett stach als erstes ins Auge. Der Raum war ungewöhnlich gepflegt im Gegensatz des restlichen Hauses, allerdings verschlug es Alex glatt die Sprache, als viele andere Details des Schlafzimmers seine Aufmerksamkeit auf sich zogen und auch Chris‘ Augen weiteten sich zusehends! „Oh … okay, das ist …“ Alex schluckte und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Überall hingen Fotos von…IHM! Hunderte. Tausende!!! Fotos aus dem Internet, aus der Regenbogenpresse, gezeichnete Bilder, ausgeschnittene Fotos. Teilweise Bilder, in denen sich eine Frau selbst hinein geklebt hatte. Alex schauderte. Es gab so viele Fotos, die mit Sicherheit niemals von einem Paparazzi gemacht worden waren. „… du hast wirklich einen Stalker …“, murmelte Chris und ließ seinen Blick flüchtig über die Gegenstände im Regal gleiten und gleich daneben stand ein großer Tisch, auf dem natürlich ein großes Foto von Alex in einen kunstvollem Goldrahmen lehnte. Und auch noch andere Dinge lagen dort ordentlich drapiert. „Ist das…?“ Alex stutzte und starrte die Sachen an. „… all meine Sachen, die damals aus meinem Haus gestohlen wurden.“ „Das ist ein Schrein.“, stellte Chris nüchtern fest und schluckte. „… sie verehrt dich.“ Abermals schluckte der Schauspieler. Er war schon ganz blass um die Nasenspitze als er langsam weiter in das Innere des Hauses vordrang. Kleidung von ihm war aufgehängt oder lag auf dem Bett. Ihm fröstelte. Über dem Bett hingen zahlreiche Fotos von ihm selbst und Holly. Jene Sex-Bilder die vor knapp einem Jahr die Runde gemacht hatten. Nur war Hollys Gesicht ausgeschnitten und von einem anderen überklebt. „Oh mein Gott … das ist …“ Ihm stockte der Atem. Natürlich erkannte er dieses hübsche Gesicht. Eine junge Frau mit einem kleinen Stupsnäschen, einem freudigen Lächeln. Sie war liebevoll, führsorglich und immer nett zu Alex und genau deshalb wollte sein Mund vor Entsetzen ein paar Sekunden gar nicht mehr zu gehen. „Die Kleine die bei euch am Set arbeitet!!“, schnaubte Chris abfällig. Er hatte dieses schmale Persönchen immer dann erlebt, wenn Holly, Alex am Set besucht hatte. Jedes Mal war sie freudig um Holly herumgetanzt und hatte doch glatt die Dreistigkeit besessen, sie nach ihrem Befinden zu fragen, immer ganz verzückt von dem runden Babybauch!! „Claire ….“, nickte Alex baff. Fassungslos! Alex Mundwinkel verzogen sich angewidert. Sie war ihm stets so dich gekommen. Angeekelt schauderte ihm. Sie hatte ihn oft geschminkt, ja sogar seine Tätowierungen überschminkt. Diese Frau, die ihn so oft berührt hatte und mit der er sogar ab und an ein nettes Wort gewechselt hatte!! „Wie lange kennst du sie schon…“ „Keine Ahnung, sie ist am Set angestellt.“ „Und davor noch nicht? Vielleicht bist du ihr wirklich schon mal in LA begegnet.“ Alex hob seine Schultern. „Ich habe bereits viele Leute getroffen. Keine Ahnung ob sie dabei war.“, räumte er kleinlaut ein und sah eilig in eine andere Richtung, doch auch da warteten Fotomontagen auf ihn. „Sie scheint ihren Namen verändert zu haben.“, stellte Chris eine Mutmaßung in den Raum. „Ich glaube mir wird gleich schlecht.“, schüttelte es Alex etwas. Angewidert und zutiefst erschüttert stieß er einmal die Luft aus, rümpfte seine Nase und starrte vor sich auf den Boden. Seine Hände hielt er zu Fäusten geballt und ein leises malmendes Geräusch seines Kiefers war zu vernehmen. Sein ganzer Körper war angespannt und am liebsten würde er diese furchtbaren Bilder sofort von der Wand reißen. Doch dann hörte er etwas. Das Quietschen eines Säuglings. „… Isobel…“, flüsterte Alex sogleich! Kapitel 81: XIX. Episode: Wishin’ and Hopin’ (81) ------------------------------------------------- Die beiden Männer horchten auf und starrten in die Richtung, aus der sie das Quietschen vernahmen. Immer wieder konnte Alex diese unverkennbaren Töne hören, die eindeutig nur Isobel fabrizierte! „Chris, das ist Isobel!“, flüsterte Alex aufgeregt und wieder fühlte er den schnellen Herzschlag. Chris nickte eilig. „Vorsichtig.“, murmelte er und schob Alex langsam aus dem Schreckensschlafzimmer. Immer näher kamen sie dem Geräusch des Babys. Die morschen Bodendielen knarrten und an den Wänden krabbelten einige Spinnen. Über und über voll war die ganze Decke mit Spinnweben und den Boden überzog eine dichte Staubschicht. Alex blieb vor einer angelehnten Tür stehen. Ganz deutlich hörte er es, das Brabbeln eines Säuglings. Alex schob die Tür auf. Der Raum war geputzt und gepflegt. In der Mitte stand eine Wiege. Chris sah sich prüfend um, doch Alex hatte nur Augen für die Wiege. Mit ein paar wenigen Schritten war er bei ihr… „Oh Isobel…“, flüsterte Alex und ihm schossen die Tränen in den Augen! Da lag sie. Einfach so, eingemummelt in eine Decke, in der es ihr schwer fiel, sich zu bewegen. Isobel lag auf ihren Bauch, lutschte auf ihrer Hand herum und hob immer wieder einen Kopf. „Wow, bist du gewachsen und deinen Kopf kannst du jetzt schon alleine heben. Das wird deine Mom ganz schön ärgern, dass sie nicht dabei war, als du das gelernt hast.“, murmelte Alex, vollkommen ergriffen von diesem ganz besonderen Moment. Zaghaft berührte Alex den dunklen Haarschopf, der von einem Haarband mit einer schwarzen Schleife geschmückt war. Sofort zog Alex ihr dieses lästige Band von der Stirn. „Das hat weh getan, hmm…“, flüsterte Alex und streichelte durch den braunen Haarschopf. Ganz rot war die Stelle, die ihren kleinen Kopf eingeschnitten hatte. Sie quietschte und streckte ihre nackigen Füßchen in die Höhe. Isobel trug nur ein kleines, schwarz weiß kariertes Kleidchen mit einem Känguru vorne drauf.  „Isobel.“, hauchte er und schob seine Hände unter den Kindskörper. Vorsichtig und andächtig hob er die Kleine in die Höhe. Ihre blauen Augen wanderten umher und entdeckten Alex‘ Gesicht. Sofort glitt ein Strahlen über ihr gesamtes Gesichtchen. Sie wackelte mit den Armen und den Beinen, quietschte und lachte. Gerührt betrachtete Alex seine Kleine und drückte sie sofort an sich. Isobel kuschelte sich an ihn, rieb ihr Köpfchen an seiner Brust, schien den wohlvertrauten Duft geradezu einzusaugen. Alex hielt seine Elfe an sich gedrückt, küsste ihre buschigen Haare und atmete tief durch. „Wir sollten gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Claire lange weg bleibt.“, murmelte Chris und warf einen kurzen Blick auf den Säugling. Ein Lächeln glitt über das Gesicht des groben Bodyguards und er tippte ihr doch glatt einmal gegen die Nase. „Wir bringen dich jetzt zurück zu deiner Mom. Die macht sich nämlich ganz schöne Sorgen um dich. Und mir hast du auch einen ganz schönen Schreck eingejagt!“ Ein Schmunzeln glitt über die Züge des Australiers. „Na komm, lass uns Isobel nach Hause bringen.“, raunte er leise. Beide Männer schlichen gerade den staubigen Gang entlang, als sich die Haustür langsam öffnete. Eilig zog Christopher Alex in das Badezimmer…   Der Flüchtling bog gerade noch rechtzeitig in eine Seitenstraße ein, als er Ryan von der anderen Richtung auf sich zukommen sah! Leila klebte geradezu an seine Fersen! „Wir haben ihn!“, rief sie triumphierend und deutete im Vorbeilaufen auf das Sackgassenschild. Ryan nickte und hob seine Waffe. Schulter an Schulter betraten die Beiden die Seitenstraße, die dank hohen Häusern duster und ein wenig furchteinflößend wirkte. Überall türmten sich hohe Müllcontainer. Sicherlich war das ein begehrter Treffpunkt von Obdachlosen, wie Ryan anhand des leeren Fasses vermutete, das wohl als Feuerstelle diente. „Wir wissen, dass Sie hier sind, also kommen Sie raus!“, rief Ryan prüfend in die Seitenstraße. Irgendwo fiel eine Dose um. Prüfend sah sich Ryan um. Leila deutete auf einen Hauseingang, den sie sofort zielsicher ansteuerte, während Chris den Rest der Gasse prüfend betrachtete, ehe er ihr in das Innere des offen stehenden Hauses folgte. Es schien nicht mehr das Jüngste zu sein. Leilas Waffenlauf deutete die Stufen nach oben, als Ryan wieder an ihrer Seite war. „Ich schau mich oben um, bleib du hier unten.“, wies sie ihn an. „Das halte ich für keine gute Idee, wir bleiben zusammen.“ „Um dann das Risiko einzugehen, dass er uns erwischt. Ryan, ich bin kein kleiner Frischling. Ich weiß wie der Hase läuft.“, raunte Leila ihm zu und nahm die ersten paar Stufen nach oben. „Leila.“ „Ich pass schon auf…“, rief sie ihm zu und verschwand im oberen Stockwerk. „… ich liebe dich…“, murmelte Ryan leise und schüttelte seinen Kopf. „Ist wohl besser, wenn du es nicht weißt denn dann bist du diejenige, die sich Sorgen um mich macht.“ Er schmunzelte, hob die Waffe wieder und überquerte den Gang um in die offenstehenden Räume zu schauen. Nichts war abgesperrt und es war offensichtlich warum. Das alles hier glich einer grandiosen Bruchbude! Ein mulmiges Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus, als ein lauter Schuss die Wände zum Beben brachte. Ryan hob seinen Kopf und wirbelte herum. „LEILA!“, schrie er laut und rannte los…   Alex hielt Isobel im Arm und wurde von Chris zur Seite geschoben. Er legte einen Finger auf seinen Mund und wisperte ein „Schhh.“ Die Tür fiel hörbar ins Schloss. Alex schluckte und drückte seine Kleine an sich. Isobel schmiegte sich an ihn, gab aber noch einen leisen Babylaut von sich. „Isobel, ich bin zu Hause, na wo ist mein Baby?“, rief eine Frauenstimme. Chris schloss die Badezimmertür. Nur durch einen kleinen Spalt konnte er noch sehen und hören, was auf dem Gang geschah. Er steckte die Waffe beiseite. Die Frauenstimme trällerte vollkommen Talentfrei ein kleines Liedchen und rief ein: „Na, wo ist mein Baby…“, als es auf einmal leise wurde. Sie hatte die leere Kinderwiege entdeckt. Für wenige Sekunden herrschte Stille. Chris hob drohend seinen Finger und schob sich aus dem Badezimmer „Chris, bleib hier…!“, wisperte Alex, doch vergebens. Schleichend bahnte sich Chris einen Weg zwischen den Spinnweben hindurch. Alex zögerte, folgte Chris schließlich auf leisen Sohlen! Claire stand wie gebannt vor der Kinderwiege. „Brian? Tony? Stue? Leute, das ist ein schlechter Scherz!!“, rief sie entrüstet. Sie drehte sich um, sah Chris zu spät auf sich zukommen. Der Bodyguard drückte sie gegen die Wand, packte sie fest am Hals und hielt sie ein paar Zentimeter über den Boden. „So, meine Kleine, bevor die Polizei kommt reden wir mal ein paar Takte miteinander. Mein Name ist Christopher, du hast meinen besten Freund erschießen lassen und das Kind meines Schützlings entführt und ich schwöre dir, wenn du noch einmal in die Nähe meiner Familie und meiner Freunde kommst, wirst du es bereuen. Ich habe im Krieg Menschen erschossen und ich bin jederzeit bereit dich grausam ausbluten zu lassen, wenn jemand in Gefahr ist, der mir etwas bedeutet. Hast du das verstanden? Blinzle einmal für ja!“, knurrte er sie an. Die Frau röchelte, Tränen rannen über ihre Wangen und doch kniff sie ihre Augen zusammen. „Gut. Wir sind nicht fertig miteinander, wenn du jemals vergessen solltest, was ich dir gesagt habe. Kapiert…“ Draußen ertönten Stimmen, während die Frau wimmerte und Chris anstarrte. Unfähig sich zu befreien, drückte der Bodyguard gleich noch ein bisschen fester zu. „Alex, wir gehen.“, knurrte Chris in die Richtung der Zimmertür. Alex stand im Türrahmen und beobachtete mit großen Augen was Chris tat, unternahm nichts. Er konnte nur schwer erklären, was er just in diesem Moment für einen unsäglichen Hass auf diese Frau fühlte. Ihre Blicke trafen einander, als Chris sie auf dem Boden absetzte und sie röchelnd in sich zusammensank. Sie hustete laut. Alex setzte sich langsam in Bewegung und blickte voller Verachtung auf sie herab. „Wage es nie wieder meiner Familie zu nahe zu kommen.“, raunte er ihr kalt zu, rümpfte seine Nase und folgte Christopher, der die Frau keines Blickes mehr würdigte. Sie starrte Alex an, sah ihm nach und begann zu heulen. Vor der Eingangstür ertönten Stimmen. Chris zückte sein Messer und betrachtete das Miststück auf dem Boden ein paar Sekunden. „Wir gehen, habe ich gesagt!“, rief er schroff in die Richtung von Alex, dessen starrer Blick noch immer auf Claire ruhte. Sie hielt sich den Hals, hustete und sah wimmernd zu Alex auf. Dieser rümpfte seine Nase. „Halt dich fern von meiner Familie.“, knurrte er ihr zu, drehte sich langsam um und wurde bereits von Chris zurück ins Badezimmer bugsiert. „Aus dem Fenster, los!“, befahl dieser erzürnt. „Was ist los…?“ Just in dem Moment öffnete sich die Tür. Die beiden Männer konnten laute Schritte und Stimmengewirr um Claire hören. „Oh oh.“, murmelte Alex. „Sie hat Verbündete.“, brummte Chris und schwang sich leichtfüßig aus dem Fenster. Draußen nahm er Isobel entgegen, wartete bis Alex bei ihm angekommen war und gab sie ihr sogleich zurück in den Arm. Die Badezimmertür barst in tausend kleine Splitter, als Alex und Chris los rannten. Ein lauter Schuss ließ Alex und Isobel zusammenzucken. Der Säugling schrie auf. „Lauf schon, lauf!!“, rief Chris ihm zu und warf einen Blick über seine Schulter. Über die Veranda lief ein Mann mit Schrottflinte, dicht gefolgt von einem weiteren. „Scheiße…“, schrie Chris und folgte Alex und der brüllenden Isobel zurück auf den schmalen Weg, allerdings drückte er ihn eilig zur Seite und so bahnten sich die Männer einen Weg durch das Dickicht, die Motorradgeräusche im Nacken. Isobel schrie so laut. Fest presste Alex sie an sich und lief hinter Chris her, immer tiefer hinein in das Maisfeld verlor er mehr und mehr die Orientierung. Izzy fest an seine Brust gedrückt kam er dicht hinter Chris zum Stehen. „Weißt du wo wir lang laufen…?“, fragte er eilig und versuchte zwischen all den langen Gräsern irgendwas zu erkennen. Leider verschluckte das Gestrüpp die Männer zur Gänze und ragte noch weiter in die Höhe. Chris zögerte und bahnte sich weiter zielstrebig einen Weg. „Chris. Weißt du wo wir lang müssen??“, rief Alex ihm nach und streichelte beruhigend über Izzys Haarschopf. Die Antwort blieb Chris ihm schuldig… Kapitel 82: XIX. Episode: Wishin’ and Hopin’ (82) ------------------------------------------------- Immer weiter drangen Alex und Chris in das Unterholz vor. Für Isobel eine kleine Qual. Sie schrie und weinte und wimmerte, aber im Moment konnte sich Alex nicht die Zeit nehmen sie zu beruhigen.  „Kannst du sie nicht irgendwie ruhig stellen …“ „Entschuldige, sie ist ein Baby, ich kann ihr nicht die Dringlichkeit erklären, dass sie Still sein soll.“, raunte Alex atemlos und streichelte über den Haarschopf von Isobel. Sanft wog er sie umher und betrachtete die Kleine. Stutzte. Alex berührte ihr Ohr, in dem ein Ohrring prangte. „Was ist denn das für eine verrückte Person.“, knurrte Alex und betrachtete die kleine, silberne Eidechse. Isobel wimmerte leise und betrachtete ihren Vater mit großen Augen. „Vollkommen egal jetzt. Wir müssen zum Auto zurück. Ich weiß nicht mit wem sie zusammenarbeitet und ich habe auch keine Lust Bekanntschaft mit ihnen zu machen.“, raunte Christoper und schob Alex weiter. Leise bahnten sie sich ihren Weg durch das dichte Geäst. Alex hatte seine Jacke ausgezogen, Isobel darin eingewickelt und drückte den Säugling an seine Brust. Die Kleine atmete den vertrauten Duft ein und war mit einem Mal ganz leise geworden. „Bist du sicher, dass du weißt, wo wir lang müssen…?“, flüsterte Alex und schlich hinter Chris her. Dieser hatte seine Ohren gespitzt und sah sich immer wieder um. „Ich hoffe.“, gab er zur Antwort. Abermals schluckte Alex. „Wirklich spitze.“, brummte er. Eine Stimme drang an die Ohren der beiden Männer. „Isobelll? Wo bist du? Hier ist Mommy.”, rief die Frauenstimme. Irgendwo in der Ferne knackten Äste. „Weiter los.“ Chris schob Alex weiter und rümpfte entsetzt seine Nase. Dieses kleine Biest! Er hätte Claire doch besser erschießen sollen, aber was nicht ist, konnte bekanntlich noch werden! Wieder zückte er seine Pistole und versuchte möglichst lautlos weiter zu schleichen. Leider war das trockene Unterholz nicht gerade vorteilhaft und so kamen die Verfolger schnell näher.   Vorsichtig eilte Ryan die Stufen nach oben. „Leila?!“, wisperte er in die Stille, stieß die erste Tür auf. Nichts. Öffnete die zweite. Wieder nichts. Vor der dritten, geöffneten Tür blieb er stehen. „K-kk---kein---kkeine Be—Bewe--wegung!“, stammelte ein schlaksiger Bursche, der direkt hinter Leila stand, mit einer Hand hielt er sie fest, in der anderen hielt er ihre Pistole, die er zu allem Überfluss an ihre Schläfe drückte. „Okay, okay, ich bewege mich ja nicht, Kleiner.“, raunte Ryan und vermochte es nicht, seinen Blick von den wunderhübschen Augen von Leila zu nehmen. In den dunkelbraunen Augen stand die deutliche Angst, die Sorge. „Waf-ff—ffe r—ru---runnttt-tt-er.“, stotterte der junge Kerl. Ryans Blick wanderte umher. In der Wand klaffte ein Einschussloch. Offensichtlich hatte Leila versucht sich zu verteidigen. Manchmal jedoch waren gerade solche Blitzattacken das Gefährliche. „Kleiner, mach keine Dummheiten. Leg die Waffe weg, lass sie los und wir reden in Ruhe über alles.“ „N-nein T—tt-ara hat ges-s-s-ss-agt …“ „Tara ist aber nicht hier.“, schnitt Ryan ihm das Wort ab. „Hier bist nur du und ich hab um ehrlich zu sein kein Problem mit dir. Ich will nur wissen, wo deine Tara das Baby versteckt hat und dann sind wir auch schon wieder weg. Also komm schon, leg einfach die Waffe zur Seite und lass sie los.“, redete er mit Engelszungen auf den jungen Mann ein. Wie alt er wohl war? Er sah nicht älter als 20 aus. „T-t-tara…“ „Tara ist nicht hier.“, schüttelte Ryan erneut den Kopf. „Wer ist sie? Deine Freundin?“ Eilig schüttelte der junge Mann den Kopf. „Deine Schwester…“, war Ryans nächste Vermutung. Es folgte keine Antwort und so lag es offen auf der Hand. „I-i-ihr h-ab-b-b-t ihr B-b-b-aby gestohl-l-len.“, presste er mühsam zwischen seinen Zähnen hervor. Ryan stutze und tauschte erneut einen Blick mit Leila. „Du täuscht dich. Sie hat das Baby von Alex und Holly gestohlen.“ „N-n-ein“, schüttelte der Täter eifrig seinen Kopf. „Doch, das habt ihr.“, fuhr Ryan fort, die Waffe noch immer erhoben tat er einen Schritt näher an ihn heran. „Kleiner, hör mir zu, du bekommst vielleicht ein paar Jahre auf Bewährung, wenn du jetzt die Waffe weglegst. Wenn du Leila erschießt, bekommst du Lebenslänglich und vielleicht sogar die Todesspritze.“ Die Augen des Burschen weiteten sich. „Leg die Waffe weg.“, knurrte Ryan und tat wieder einen Schritt näher. „Ich w-w-w-ill nich-t-t- w-w-w-ie-der in d-d-d-en Kn-kn-knast.“ „Dann leg die Waffe weg.“, raunte Ryan. Leila schloss mit einem kleinen Seufzen ihre Augen. Sie versuchte stark zu sein, ließ sich nicht anmerken, wie viel Furcht sie gerade spürte. Nur Ryan merkte es. Er konnte schon immer in ihren Augen lesen, wie in einem offenen Buch! „Du willst das doch gar nicht. Gib mir einfach die Waffe.“, schlug Ryan weiter vor und näherte sich dem Knilch, der gehörig die Hosen voll hatte. „Ich habe dich schon oft gesehen. Am Set. Du hast deine Schwester besucht und immer genau beobachtet, was geschieht. Vor allem die Aktion Szenen haben dir gefallen.“ Langsam nickte der stotternde Mann. „Schaust du dir die Serie oft an?“ Er nickte. „Dann weißt du doch auch, was mit Mördern geschieht, oder, also gib mir die Waffe.“, sprach Ryan ruhig und trotz allem deutlich. Der Mann der Leila nach wie vor bei sich hielt knirschte mit den Zähnen, sah sich unruhig um und stieß Leila schließlich von sich. Ryan sprang auf ihn zu und nur wenige Sekunden später lag der Unbekannte mit blutender Nase auf dem Boden. Niedergeschlagen von einem wütenden Mann. Ryan betrachtete ihn. „Weichling…“, murmelte er und drehte sich zu Leila um. Er hob seinen Zeigefinger. „Was habe ich dir gesagt? Wir trennen uns nicht, denn wenn wir uns trennen, laufen wir nur Gefahr, dass einem von uns etwas geschieht!!“, sprach er und tat einen Schritt auf sie zu. Leila lächelte flüchtig und schloss ihre Augen. Nur mit Mühen konnte sie die aufsteigenden Tränen zurück halten. Ryan streichelte sanft eine verirrte Haarsträhne aus ihrem Gesicht. „Mach das nie wieder.“, raunte er ihr zu und gab ihr einen kleinen Kuss auf die weichen, sinnlichen Lippen, die er sonst nur aus der Ferne betrachten durfte. Es irritierte ihn, das Leila sofort hingebungsvoll den Kuss erwiderte und sich an ihn drückte. „Versprochen.“, wisperte sie leise und schlang ihre Arme um seinen Nacken. Fest zog Ryan sie an sich und probierte das erste Mal seit Jahren von dieser verbotenen Frucht, dieser unglaublichen Frau mit den warmen Lippen.   Die Motorradgeräusche waren verstummt. Zurück blieben nur die Laute der Tierwelt, das Knacken der Äste und das leise Atmen der beiden Männer und natürlich auch von Isobel, die immer wieder aufwimmerte. Sie wirkte alles andere als Begeistert von der derzeitigen Situation. Chris ließ seinen Blick schweifen und entdeckte den Weg, den sie vor einer gefühlten Ewigkeit verlassen hatten. „Langsam…“, murmelte er und ging voraus. Prüfend steckte er seinen Kopf aus den meterhohen Pflanzen und sah sich prüfend um. „Los, komm schon, beeilen wir uns!“ Er winkte Alex heran und lief schon los. Erneut folgte ihm Alex. So lang war ihm der Weg zuvor nicht vorgekommen. Gerade noch rechtzeitig vor einer Art kleinen Lichtung kamen sie zum Stehen. „Isobel?!“, rief die Stimme von Claire. „Shit.“, knurrte Chris gereizt. Diese Frau begann ihn ernsthaft aufzuregen. Drohend hob Alex seine freie Hand. „Ich schwöre dir, wenn du sie auch nur berührst, wirst du es bitter bereuen!“, fuhr er Claire an, die glatt zusammenzuckte. „Aber Alex, wir gehören doch zusammen.“, wisperte sie leise und tat einen Schritt auf ihn zu. Alex barg Izzy fest an seiner Brust. „Zusammen? Du glaubst wirklich, dass wir zusammen gehören? Ich gehöre zu Holly und meiner Tochter und du, du bist krank! Du hast mein Kind entführt, also wage es noch einen Schritt auf mich zuzutun und du wirst es bereuen!“, schrie Alex laut und fast war es so, als ob für einen Moment all die Tiergeräusche der Umgebung erstarben. Das Klicken einer Waffe ließ die beiden Männer erstarren. Sofort drückte Alex seine Tochter fester an sich und fühlte förmlich die Waffe in seinem Nacken. „Waffe weg.“, knurrte eine männliche Stimme. Chris stutzte, ließ aber schließlich die Waffe zu Boden fallen und schob sie der Anordnung entsprechend weg. Sie landete irgendwo im Dickicht! „Gib Tara das Baby.“, raunte eine kühle Stimme. „Nein.“, knurrte Alex und drückte die Kleine fester an sich. Fest barg er Isobel an seiner Brust. „Ich sage es dir ein letztes Mal, gib ihr sofort das Baby!!“, wisperte die kühle, raue Stimme. Alex schüttelte erneut seinen Kopf und warf einen kurzen Blick zu Chris, der anscheinend fieberhaft überlegte, wie er zuerst den Kerl mit der Waffe und danach Tara überwältigen konnte. Alex holte tief Luft. „Das ist meine Tochter und ich weiß nicht, wann ich dir jemals Hoffnungen gemacht habe, aber ich kenne dich nicht, Claire … oder Tara.“ „Lügner! Das ist mein …“ „Das ist das Baby von mir und meiner Verlobten!!“, unterbrach Alex sie barsch und starrte sie mit großen Augen an. In seinen blau-grünen Augen funkelte förmlich der Zorn. „Sie ist UNSER Baby!“ „Nein! Ihre Mutter heißt Holly Shepard. Sie hat sie neun Monate lang unter ihrem Herzen getragen und sie zur Welt gebracht. In den letzten drei Monaten ist Holly jede Nacht aufgestanden, hat sie gefüttert, geliebt. Das ganze Leben von Holly dreht sich um diesen kleinen Menschen. Isobel ist das Mädchen von Holly und mir. Wir haben sie mit Liebe gemacht und ihr zusammen ein zu Hause gebaut. Ich – Alexander O’Loughlin bin ihr Vater und Holly Shepard ist die Mutter von Isobel O’Loughlin!“, fuhr Alex beharrlich fort. Tara kaute auf ihrer Unterlippe und schüttelte ihren Kopf. „Ich will mein Baby zurück!! Sie ist mein Kind und ich lasse sie mir nicht wegnehmen!“, keifte die Frau wütend. „Das ist nicht dein Baby, das ist mein Baby!!“, fuhr Alex sie voller Zorn an. Isobel blickte mit großen, fragenden Augen zu ihm nach oben. „Hast du sie nicht gehört!! Gib ihr sofort das Baby!“, brüllte der Mann hinter Alex. „Niemals! Da müsst ihr mich vorher erschießen.“, antwortete Alex ohne mit der Wimper zu zucken. „Das kann ich arrangieren.“ Alex hörte das Klicken der Waffe und zuckte zusammen als es in der Luft dröhnte und Isobel aufschrie… Kapitel 83: XIX. Episode: Wishin’ and Hopin’ (83) ------------------------------------------------- Chris sprang auf Tara zu, überwältigte das Leichtgewicht und streckte die kreischende Frau brutal zu Boden. Alex Herz raste und sein Atem überschlug sich förmlich. Kalter Schweiß lief über sein Gesicht und nur quälend langsam sah er sich um. Das laute Zwitschern der Vögel erfüllte die Umgebung und nur mit Mühen schaffte es Alex seinen Blick zu heben. Er zitterte am ganzen Leib, fühlte die nackte Panik, die ihm den Rücken nach oben kroch. „…Fin …“, zitterte seine Stimme. Die Waffe erhoben stand Finley noch immer einfach da, starrte auf den leblosen Körper des Angreifers. Er lag auf dem Boden und langsam breitete sich eine dunkle Blutlache aus. Schrecken und doch Wut hatte sich in Finleys Augen abgezeichnet, während seine Hände fest den Revolver umklammert hielten. „Die Polizei ist unterwegs…“, murmelte Finley. Chris zerrte Tara mit sich mit und streckte Finley die Hand entgegen. „Gib mir die Waffe!“, forderte er mit entschiedener Stimme. Nur mühsam löste Fin seine Finger und ebenso den zusammengepressten Kiefer. Chris entwand ihm ohne Mühen den Revolver und drückte ihn an Taras Schläfe, die er im Schwitzkasten hielt. „Habe ich mich vorher nicht deutlich genug ausgedrückt?“, knurrte er ihr zu und betrachtete das wimmernde Häufchen Elend in seinen Armen. Wagenreifen knirschten, auf dem Feldweg und ein paar Scheinwerfer strahlten ihnen entgegen. „Wir … wir haben die Polizei gerufen.“, erklärte Finley leise. Seine Stimme war nur noch einem Flüstern gleich. Scott sprang aus dem Wagen und winkte ihnen zu. „Weiter komm ich nicht!! Die Polizei ist unterwegs, ich kann schon die Sirenen hören!“, rief er laut. „Wir sollten zum Auto zurück. Es waren zwei Kerle, schon vergessen.“, meinte Chris entschieden zu Alex, der noch immer nur zu seinem Bruder sah. Alex setzte sich langsam in Bewegung, umrundete den leblosen Körper des Mannes und kam bei seinem kleinen Brüderchen an. „Danke…“, murmelte Alex und hob seine freie Hand um Finley leicht die Wange zu tätscheln. Tief atmete Finley durch und verkniff sich gerade so ein paar Tränen zu vergießen. Alex ließ seine Hand auf seiner Wange ruhen. „…du hast nicht nur mich gerettet, sondern auch Isobel.“ Finley Blick wanderte zu dem kleinen Mensch. Er brachte nur ein schwaches Nicken zu Stande. „Komm, lass uns Isobel nach Hause bringen.“, behutsam legte Alex seinen Arm um Fins Schulter und zog ihn mit sich. Es bedarf keiner weiteren Worte. Alex wusste nicht, was er in solch einer gravierenden Situation noch sagen sollte. So zog er seinen Bruder sanft mit sich, als Motorradgeräusche laut wurden. Tara kreischte auf, doch diesmal brachte Chris sie zum Schweigen. Fest drückte er seine Hand auf ihren Mund und hob die Waffe in die Richtung aus der die Motorradklänge immer näher kamen…   Ein kleines Lächeln spielte über die sonst so angespannten Züge von Ryan und kurz nur huschte sein Blick über den bewusstlosen jungen Mann, während er damit beschäftigt war, den Gürtel seiner Hose zu schließen. Leila richtete ihre Frisur und schüttelte schmunzelnd ihren Kopf. „Du weißt schon, dass das ziemlich verrückt war…“, wisperte sie ihm zu. Auf ihre Wangen hatte sich ein roter Schimmer geschlichen Er hob etwas seine Schultern. „Er schläft doch noch.“ „Vielleicht hat er auch nur Angst seine Augen zu öffnen. Oh Gott… Ryan…“ Sie rubbelte sich über das Gesicht. „Das habe ich heute schon mal gehört.“, grinste der Bodyguard und in seinen Augen funkelte geradezu der Schalk. Sie verpasste ihm einen Schubs. „Wir haben unseren Auftrag vergessen und… das ist vollkommen verrückt, total unmöglich … und…“ Ryan platzierte seinen Finger auf ihren vollen Lippen. „Hör auf. Das waren nur … ein paar Minuten und wir haben den Jungen doch und ich bin sicher, dass wir auch gleich Isobel finden, sollten Chris und Co sie nicht schon gefunden haben. Komm jetzt…“ „Was ist mit ihm?“, nickte Leila etwas beruhigter in die Richtung von dem stotternden Hünen, der noch immer bewusstlos am Boden lag. Ryan verstand eindeutig etwas von seinem Handwerk. Er sah auf ihn herab. „Der wacht schon wieder auf.“, zuckte er mit seinen Schultern und strich sich kurz durch die Haare. Immer mal wieder glitt sein Blick über Leila und noch immer fühlte er sich so unglaublich zufrieden und glücklich. Es war eine tiefe Erleichterung, die ihn durchströmte. Er genoss ihre Gegenwart. „Ryan!“, stieß sie tadelnd aus. „Du kannst ihn nicht hier liegen lassen, zumal er uns helfen muss…“ Sie schüttelte ihren Kopf. „Okay okay, dann nehmen wir ihn eben mit.“, seufzte Ryan auf und ging neben dem Jüngelchen in die Hocke. Skeptisch betrachtete er ihn, hob seine Hand und hielt ihm die Nase zu. Keine Reaktion. Außer das sein Mund öffnete und er durch diesen weiteratmete. Ryan durchforstete die Hosentaschen des schlaksigen Kerles. „Na was haben wir denn da …“ Er wedelte mit dem Ausweis eines Postboten. „Das erklärt zumindest, wie die Briefe zu Alex‘ Haus gekommen sind.“ Leila seufzte, während Ryan versuchte den Burschen zu wecken! „Ach komm schon, ich habe keine Lust dich zu tragen.“, verdrehte Ryans eine Augen. Leider schien ihm keine Wahl zu bleiben. „Da hätten wir uns auch mehr Zeit lassen können.“, maulte er leise und zog mit Hilfe von Leila den Mann auf die Beine. Leblos hing er wie ein Schluck Wasser an den Beiden, die ihn mit vereinten Kräften die Treppen nach unten schleiften und sofort die Straße entlang wankten. „Warum in dem Haus keiner mehr wohnt.“ „Sicher voller Ratten und Spinnen.“, zuckte Ryan mit seinen Schultern. „Mit den Spinnen könnte ich mich anfreunden, aber Ratten. Ewww…“, verzog sich ihr hübsches Gesicht. Wieder schmunzelte Ryan, als ihn Schritte aufhorchen ließen. Mikael und Frederick bogen atemlos um die Kurve. „Die Polizei ist hier… Isobel nicht…“, fuchtelte Frederick aufgedreht mit seinen Finger und versuchte nach Luft zu schnappen. Leider hatte ihn der kleine Sprint gehörig geschwächt. Er stemmte die Arme auf die Knie und brauchte erst mal ein paar Momente. „Du rauchst zu viel…“, tadelte Mikael knapp. „Isobel ist gefunden … bei Alex.“ Der Isländer grinste breit. Ryan und Leila tauschten einen hastigen Blick miteinander. „Ihr geht es gut…“ Eilig nickte Mikael und betrachtete den Kerl, der an Ryan und Leila hing. „Einer der vermeidlichen Entführer… wo sind die Polizisten.“ Mikael deutete hinter sich und Frederick richtete sich wieder auf. „Seit ihr sicher.“ „Absolut. Er ist der Bruder von Tara…“ „Dann hatte sie Drei.“ „Hatte?“ Frederick zuckte mit den Schultern und sogleich verstanden Leila und Ryan.   Schon als der Motorradfahrer in voller Fahrt das Maschinengewehr gezückt hatte, war es für ihn vorbei gewesen. Die Polizisten hatten nur noch einmal ‚Stehen bleiben, Waffe weg‘ gerufen, ehe sie das Feuer auf den Kerl eröffnet hatten. Taras Schreien war lange Zeit nicht verklungen, als auch ihr zweiter Bruder tot auf dem Boden aufkam. Chris hatte die junge Frau den Polizisten übergeben und war einfach erhobenen Hauptes und mit den knappen Worten: „Leiche Nummer 2 liegt auf der Lichtung“, weiterstolziert. „Das wird noch eine Anhörung nach sich ziehen.“, hatte ein Polizist hinterher gerufen. „Es war Notwehr.“, hatte Chris ein knappes Schulterzucken für den Beamten übrig, bevor er seinen Schützling, den Säugling, Finley und Scott im Wagen verfrachtete. Allesamt waren sie geschockt von den vergangenen Stunden und zugleich erleichtert, dass der kleine Säugling endlich wieder dort war, wo er hin gehörte. Bei Alex und schon sehr bald wieder bei der stillenden Mutter, die vor Sorgen gar nicht mehr ruhig sitzen konnte.   Die lauten Geräusche der Sirenen waren verklungen. Immer weiter entfernte sich der Wagen von dem schrecklichen Ort der Entführung. Alex saß einfach nur auf dem Beifahrersitz, Isobel an sich gedrückt und nach draußen starrend. Sie hatten keinen Kindersitz dabei, aber das war Alex egal. Er vermochte es sowieso nicht die Kleine aus seinen Armen zu geben und so fuhr Chris besonders langsam den Weg entlang. Keiner der Männer wagte es zu sprechen. Finley starrte nach draußen, kaute unruhig auf der Unterlippe herum und Alex lauschte dem leisen Atmen von Isobel. Es war absolut leise im Wagen und vom Straßenverkehr nahm nur Christopher Notiz. Angespannt hockte er auf dem Fahrersitz, die Zähne aufeinandergepresst und angespannt auf die Straße starrend. Die Fahrt dauerte eine ganze Weile, der Feierabendverkehr hatte eingesetzt und doch kam es Alex nur wie wenige Minuten vor. Er konnte sowieso nicht mehr klar denken. Immer wieder sah er nur zu Isobel, die an ihm kuschelte und etwas mit seinem Oberteil schmuste. Die kleine Elfe schaffte es doch glatt, dem erschöpften Mann ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. „Endlich habe ich dich wieder…“, flüsterte er ihr zu und streichelte sanft über ihre rosige Wange. Isobel quietschte und schielte zu ihm nach oben. Alex lächelte warm. „… keine Sorge, ich pass auf dich auf und bald bist du wieder bei deiner Mom. Und hey, wir haben sogar deine Großmütter und ganz viele Freunde zu Besuch. Alle warten nur darauf, dich zu sehen.“ Er schmunzelte und bemerkte den kleinen Seitenblick von Chris, der tatsächlich ebenso lächelte. Alex sah wieder auf seine kleine Elfe hinab und drückte sie noch etwas fester an sich, während die großen Wolkenkratzer von Honolulu an ihnen vorüber zogen. „Ryan ist bereits informiert. Sie haben Bruder Nummer 3 und eine Lagerhalle gefunden. Offensichtlich das restliche Diebesgut. Keine Ahnung was das für eine kranke Familie war, aber ab sofort habt ihr nichts mehr zu befürchten.“, sprach Chris leise und sah kurz in den Rückspiegel. Vor allem Finley schien mit den letzten Stunden zu kämpfen. „Okay… gut.“ Alex atmete tief durch und streichelte Izzy über die rosige Wange, als sie auch schon den Stadtteil Ewa Beach erreichten und es wieder still im Auto wurde. Die letzten Stunden saßen jedem tief in den Knochen. Chris parkte den Wagen am Straßenrand und atmete tief durch. „Wir haben es geschafft…“, lächelte er erschöpft hinüber zu Alex. Allesamt waren sie müde und erschöpft. Die letzten Tage steckten ihnen regelrecht in den Knochen, weshalb sich Keiner Bewegen konnte. Inzwischen war es draußen dunkeln geworden. Es hatte deutlich aufgefrischt und ein Gewitter nahte heran. Die dunklen Wolken hatten bereits die Sonne verschluckt und auch Mond und Sterne hatten keine Chance zu strahlen. Isobel brabbelte leise und ihre Fingerchen tasteten durch die Luft. „Alex.“, Chris legte seine Hand auf die Schulter des jungen Vaters. Müde hob der Australier seinen Blick. „… bring Isobel nach Hause.“ Matt nickte der Australier und öffnete die Autotür. Ihm war es egal, dass ein paar Paparazzi vor dem Haus umherlungerten und sofort Fotos knipsten. Ihm war es auch egal, dass sie ihm irgendwelche Fragen zuriefen. Chris ging seinem Job trotz der vergangenen Stunden mühelos nach und schaffte es, Alex problemlos zum Haus zu begleiten, dicht gefolgt von Scott und Finley. Chris öffnete die Tür und schob Alex nach drinnen…   Es waren Stunden des Wartens, des Hoffens und des Bangens. Holly lief wie Fremdgesteuert durch das Haus, räumte etwas auf und versuchte sich irgendwie auf andere Gedanken zu bringen. Sie hatte keine Ahnung, was Alex und die Anderen in diesen schweren Stunden durchstehen mussten. Für sie bestand das Leben nur noch aus Warten. Warten auf eine bessere Zukunft, auf die Hoffnung Isobel bald wieder in den Armen zu halten. Immer wieder bekam sie Gesellschaft. Grace war die Anfangszeit bei ihr und erzählte ihr etwas, von dem Liebescomeback mit Finley, danach war es Ella, die die junge Mutter etwas beruhigte und dazu brachte einen Tee zu trinken. Aubrey war die dritte im Bunde, die mit ihrer Tochter lange Zeit auf dem Sofa saß und sie wieder nur in den Armen hielt, sie beruhigte und ihr etwas Kraft schenkte. Zuletzt war es die blonde Ylvie, die Holly dazu nötigte ein Bad zu nehmen, damit diese sich wieder etwas entspannte. Leider war das gar nicht so leicht, denn Ylvie blieb natürlich im Badezimmer. Sie lag auf dem weichen, flauschigen Badezimmerteppich und betrachtete die Deckenbeleuchtung, während sie munter die Geschichte erzählte, wie sie Alex kennen gelernt hatte und wie es danach mit ihrem störrischen Mikael weitergegangen war. Es war eine wunderschöne, etwas verzwickte Liebesgeschichte. Holly lächelte doch glatt etwas. Zusammen mit Grace und Ylvie wurde der Kleiderschrank durchforstet und Holly hatte gar keine Chance: Sie wurde gezwungen sich sogar etwas zu schminken. Grace frisierte ihr die Haare. Alles nur, damit Holly sich wenigstens etwas ablenkte. Leider war das kaum möglich. In ihr hatte sich die Sorge aufgetan, vielleicht auch Alex nie wieder zu sehen. Es konnte ja immerhin sein, dass ihm etwas zustieß!! So tigerte Holly seit einer geraumen Zeit unruhig durch das gesamte Haus, biss sich immer wieder auf die Unterlippe und seufzte laut auf, wenn sie jemand ansprach! Grace lenkte sich etwas mit Hollys CD-Sammlung ab und fand schließlich eine etwas ältere CD, die sofort den Weg in den CD-Spieler fand. „Etwas Musik hat noch nie jemand geschadet.“, rief Grace munter und zwinkerte Holly zu, um die gedrückte Stimmung etwas zu lösen. Leider vermochte das Ryan Star mit dem Song ‚We might fall‘ ebenso wenig. Erst als draußen, beim lästigen Paparazzipack Unruhen auftraten, horchte sie wieder auf, den Blick fest auf die Tür geheftet. Es wurde still im Wohnzimmer, während Holly die Tür mit starrem Blick betrachtete. Eine kleine Falte hatte sich zwischen ihren Augenbrauen gebildet und fest biss sie sich auf die Unterlippe. Immer größer wurde die Anspannung und ihr ganzer Körper begann bereits zu zittern! Mit einem Mal platzte dieser schwere, bedrückende Knoten, als Alex im Türrahmen erschien. Holly schossen die Tränen in die Augen, denn sie sah Izzy. Einfach nur die kleine Isobel. Holly schlug eine Hand auf ihren Mund. „Hey, du musst doch nicht weinen.“, stieß Alex aus Allerdings standen in seinen Augen ebenfalls die Tränen der unsäglichen Erleichterung. Alle im Wohnzimmer beobachteten die Szene und sogar der Drache war nicht dazu in der Lage eine kleine Träne zu unterdrücken. Holly war mit ein paar schnellen Schritten bei Alex und schon hatte sie Isobel auf ihren Armen. Die Kleine kreischte förmlich auf, als sie ihre Mutter erblickte und trotz ihres zarten Alters von fast vier Monaten war ihr die Wiedersehensfreude förmlich anzusehen. Holly drückte die Elfe an sich und schmiegte ihr Gesicht an die Kleine, die sich ebenso an sie kuschelte. Ihre Fingerchen tasteten über die Haare ihrer Mutter und schließlich vergrub sie ihr Gesicht in Hollys Halsbeuge, gab diese unverkennbaren Laute von sich. Alex legte die Arme um seine Holly und die Kleine und zog sie an sich. Fest barg er seine Liebsten an seiner Brust und legte seine Stirn auf Hollys Schulter. Unfähig zu sprechen standen die Drei einfach zusammen, Holly weinte leise, Alex auch ein bisschen… Gerührt von der Szene schniefte Scott auf und bemerkte, dass Chris dem Ganzen den Rücken zugewandt hatte. Die Hände in den Hosentaschen vergraben, starrte er aus dem Fenster. Vielleicht, weil in seinem Augenwinkel eine Träne glitzerte. Selbst die stärksten Männer waren anscheinend nicht so hart, um sich diesem liebevollen Wiedersehen zu entziehen. Es war rührend und eine Flut der unglaublichen Erleichterung, der Freude und des Glücks strömte geradezu durch das Wohnzimmer. Grace trocknete sich ihre Tränen und beobachte Finley, der bitter lächelte, sich auf der einen Seite unglaublich freute, aber auf der anderen, noch immer nicht mit seiner Tat umgehen konnte. Grace tippte ihm auf die Schulter und lächelte. „Alles okay bei dir?“, wisperte sie leise. „Keine Ahnung.“, hob er seine Schulter und schluckte die aufsteigenden Tränen hinab. Grace legte vorsichtig ihre Hand auf seine Wange und streichelte zärtlich über seinen Drei-Tage-Bart, bevor sich Finley in ihre Arme sinken ließ und leise schniefte. Die Wiedersehensfreude von Holly und ihrer Isobel nahm er nur am Rande mit einem kleinen, müden Lächeln wahr. Er klammerte sich an Grace, die just in diesem Moment sein Fels in der Brandung war und er war dankbar, dass sie an seiner Seite war… Kapitel 84: XX. Episode: Give peace a chance (84) ------------------------------------------------- Wenig später – die Wiedersehensfreude war noch im vollen Gang - kehrte auch Einsatztrupp Zwei zurück. Ylvie empfing Mikael mit einem glücklichen „Sie ist wieder da!“-Quietschen und sprang Mikael in die Arme, der sie gerade so auffing und bei sich hielt. Er lächelte. „War doch klar…“, zwinkerte er ihr charmant zu. Leila und Ryan beobachteten die Szene und tauschten ein kleines Augenzwinkern miteinander. Frederick schlenderte etwas auf Holly und Alex zu, die sich mittlerweile voneinander gelöst hatten. Alex drückte Holly einen Kuss auf die Lippen und sah wieder auf Isobel hinab, die gluckste und der Mittelpunkt der Welt von ihren Eltern war. Frederick legte seinen Arm um seine Schwester. „Darf ich sie mir jetzt endlich mal anschauen? Bislang musste ich mich ja mit Fotos zufrieden geben.“, fragte er mit zur Seite gelegten Kopf. Holly betrachtete Isobel, die in ihren Armen lag und die Augen gar nicht mehr von dem Gesicht ihrer Mutter nehmen konnte. Das Band zwischen Kind und Mutter war unglaublich stark. Holly atmete zufrieden durch und lächelte ihre kleine Lady verträumt an, bevor sie sich zu Frederick umdrehte. Alex Hände ruhten auf ihrem Rücken. „Hey, Isobel. Ich will dir ein paar Menschen vorstellen, die alle nur wegen dir hier sind… sieh mal, das ist dein Onkel, Frederick. Er kann gut kochen und putzen, aber ansonsten liegt er vorzugsweise auf seinem Sofa. Guck dir das ja nicht von ihm ab.“ Frederick verdrehte seine Augen und hob seine Hand, um Isobel gegen die Nase zu tippen. „Und hier haben wir deine Omas… von Beiden kannst du noch eine Menge lernen.“,  flüsterte Holly und wog den Minimensch hin und her. Isobel gluckste. Langsam kamen Aubrey und Ella näher um Isobel in Augenschein zu nehmen. Keiner wagte es, Holly das Baby aus den Armen zu nehmen. Vermutlich hätte es auch keiner geschafft, der jungen Mutter den Säugling noch einmal zu entreißen! Ella hob mit einem Mal ihre Hand und berührte das Ohr der Kleinen. „Das sieht nach einer Entzündung aus.“ Entrüstet starrte Holly auf den Ohrring der Kleinen, die nur bei der Berührung das Gesicht verzog. „Was ist das…“ Alex seufzte auf. Vorsichtig öffnete Ella den Verschluss auf der Rückseite der Eidechse und zog ebenso behutsam den Stecker aus dem Ohr der kleinen Elfe. „Eine Eidechse.“, stellte Ella mit hochgezogenen Augenbrauen fest und schielte zu Alex. „Ich kann nichts für irgendwelche verrückte Frauen.“, stellte er knapp fest und verdrehte seine Augen. Noch immer stand er hinter Holly, die Hände auf ihren Schultern ruhend. Sanft hauchte er einen Kuss gegen ihren Haarschopf und sah im nächsten Moment auf Isobel hinab. Ihr Ohrläppchen war ganz rot. Vorsichtig tupfte Ella mit einem Taschentuch über die kleine Wunde. „Morgen gehen wir zum Arzt… dann wirst du komplett durchgecheckt.“, versuchte Holly die kleine Verletzung ihrer Tochter zu überspielen. „Das wird schon wieder. Sie ist eine kleine Kämpferin, das liegt in der Familie.“, lächelte Aubrey munter und streichelte ihrer Enkeltochter über die Wange. „Kleine Drachen gibt es schließlich überall.“ Diese kleine Bemerkung schickte sie mit einem Zwinkern in Alex‘ Richtung, der daraufhin gekonnt seine Augen verdrehte. Ylvie quetschte sich an Aubrey und Ella vorbei um die kleine Tochter von Alex zu begutachten. „Oh, wie süß du doch bist… ich will auch eines.“, grinste Ylvie und warf einen Blick über ihre Schulter. Mikael hatte sie genau verstanden, was die erhobenen Augenbrauen bewiesen. Der Raum war erfüllt von einem lauten Lachen, ehe Ella in ihre Hände klatschte. „Ich denke hinter uns allen liegen anstrengende Tage und ich glaube auch, dass die kleine Lady mitsamt ihren Eltern Schlaf braucht… also, ab ins Bett.“, rief sie mütterlich. Ohne Wiederworte ordneten sich alle Anwesenden unter und wie schon die Abende zuvor, blieben alle im Haus. Allerdings nicht mehr als verdeckte Ermittler, sondern als Gäste – Freunde und Familie. Lediglich Ryan und Leila zogen sich zurück. Natürlich nicht ohne, das Alex sie mit einem breiten Grinsen beobachtete. Hollys und Alex‘ Weg führte in das Badezimmer, während sich der Rest bereits auf die Schlaflager zurückgezogen hatte.   Angewidert drückte Holly Alex die Kleidung von Isobel in die Hand. „Was soll ich damit?“ „Verbrenn sie, mir vollkommen egal. Ich will dieses Zeug niemals wieder in meinem Haus sehen.“, erklärte sie bissig und entfernte die Windel der Kleinen. Von einer Entzündung am Po und am Ohr abgesehen schien es ihr gut zu gehen. Holly streichelte über das nackte Bäuchlein ihrer Elfe, die sie natürlich mit einem ganz besonders verliebten Blick bedachte. Alex zuckte mit den Schultern und ließ die Kleidung im Mülleimer verschwinden. „Raus damit…“, brummte Holly. „Ich will nichts mehr von dieser Person in meinem Haus haben.“ Mit einem Seufzen gab sich Alex geschlagen und brachte den Müll vor die Tür. Als er zurück ins Badezimmer kam, wurde Isobel gerade liebevoll gebadet. Freudig plätscherte die Elfe mit ihren Füßchen und ließ sich die Behandlung zu gerne gefallen. „Lebt sie noch?“, fragte Holly leise. „Wer?“, Alex ließ sich auf dem Wannenrand nieder und betrachtete die sehr viel kleinere Badewanne, in der Isobel lag. „Na diese Frau.“ Verneinend schüttelte Alex seinen Kopf. „Aber zwei ihrer Brüder und die Polizei hat sie bereits abgeführt.“ „Wer war es…? Tara? Kannte ich sie?“ Ein kleines, bitteres Lächeln spiegelte sich auf Alex Zügen wieder. „Ja. Es war Claire.“ Holly sah auf. „Diese kleine, nervige Person, die dich am Set mit ihren Blicken halb ausgezogen hat?“, platzte es aus ihr heraus und in ihrem Gesicht stand deutlich die Entrüstung. „Die Visagistin, ja.“ Holly verzog ihr Gesicht. „Ich wünschte ich würde sie in die Finger bekommen.“ „Ich glaube bei dir hätte sie es leichter gehabt. Chris hat sie ziemlich … grob behandelt.“ „Hat sie doch auch verdient, oder etwa nicht.“, nuschelte Holly und hob Isobel aus der Wanne, um sie auf einem weichen, flauschigen Tuch abzulegen um sie sanft abzutrocknen und in eine Windel zu packen. Danach noch ein Body und ein Schlafanzug. Fertig war der kleine Mensch, der auch schon gähnte und sich zufrieden an Holly kuschelte. Alex hatte geschwiegen. Er konnte und wollte bezüglich Claire oder Tara, egal wie sie hieß, nichts mehr sagen. Diese Frau war eindeutig nicht mehr gesund und er wollte jetzt viel lieber die Zeit mit seiner Familie genießen, anstatt noch weiter darüber nachzudenken. Holly stand auf und schlenderte auf Alex zu um ihm einmal durch die Haare und über die behaarte Wange zu streicheln. Er lächelte müde. „Komm, lass uns schlafen gehen, aber nur damit das klar ist: Isobel schläft bei uns.“, meinte sie entschieden. „Wieso wundert mich das nicht.“, schmunzelte Alex und rappelte sich auf. „Geh schon vor, ich komm gleich.“ Er zwinkerte und sah Holly nach, die mit einem leisen Summen das Badezimmer verließ. Izzy fest in ihren Armen. Alex erhob sich nach einigen Minuten und stellte das kalte Wasser ein. Er rieb sich einige Male über das Gesicht, benetzte seine Haut und stützte sich schließlich auf das Waschbecken, bevor sein Blick an seinem eigenen Spiegelbild hängen bleibt. „Sie ist wirklich wieder da, Alex. Du hast es geschafft deine Tochter zu finden… und du hast kein einziges Mal an Vicodin gedacht.“ Er lächelte. „Du bist drüber hinweg. Ab jetzt gibt es eine andere Droge in deinem Leben und die hört auf den Namen Isobel und die andere auf den Namen Holly…“ Erneut atmete er einmal tief durch und benetzte seine Haut noch mit ein bisschen kühlem Wasser. „Lauscht du?“ Er drehte sich um und sah mit verschränkten Armen zur Badezimmertür, die leicht angelehnt war. „Möglich.“, erklang leise. Alex lachte auf und stieß sich vom Waschbecken ab. Vor der Tür stand Holly mit einem lieblichen Grinsen und einem glucksenden Baby. „Ab ins Bett mit dir, du Neugier in Person.“, verpasste er ihr einen Klapps auf den Po. Holly lachte auf und lief voraus in das Schlafzimmer. Alex zog die Tür hinter sich und seinen Ladys zu und gemeinsam kuschelten sich die Drei ins gemütliche Bett.   Holly schlüpfte unter die Bettdecke und baute der kleinen ein Nest in der Mitte, in dem es Isobel richtig gemütlich hatte. Alex lag auf der anderen Seite und beobachtete Holly und vor allem Isobel. Die Kleine gähnte, verzog das Gesicht und blickte immer wieder wie gebannt zu Holly. Allerdings klappten ihr dabei immer öfter die Augen zu und nur mit Mühen schaffte es Isobel sie wieder zu öffne. „Schlaf ruhig, Elfchen. Mommy ist hier und sie geht ganz sicher nicht mehr weg, genauso wie Daddy… wir lassen dich nie wieder alleine.“, flüsterte Holly und legte ihre Hand auf den kleinen Bauch von Isobel. Sofort umfassten die kleinen Finger die ihrer Mutter und wieder sah Isobel zu Holly. Ganz eifrig atmete sie etwas schneller, streckte die Beine in die Höhe und drehte langsam ihren Kopf zur anderen Seite. Dort entdeckte sie natürlich Alex, der in seinen Kissen kuschelte und sie genauso anlächelte, wie sie ihn. „Das gefällt dir, hmm. Du bist der Mittelpunkt und überall strahlen dich Leute an.“, grinste Alex, und tippte der Kleinen gegen die Nase, die sie sofort kraus zog. Holly schmunzelte und kuschelte sich an Izzys Nestchen und schloss ihre Augen. „Hier bist du sicher und jetzt schlaf, deine Mommy kannst du die nächsten Tage noch genug anhimmeln.“ Er lachte leise, doch schon im nächsten Moment wurde aus dem Lachen ein Gähnen. „Das gilt genauso für dich. Wir sollten alle schlafen, jetzt, da Ruhe im Haus eingekehrt ist.“, flüsterte Holly leise, drehte sich um und knipste das letzte Licht im Zimmer aus. Durch die geöffneten Fenster drang das leise, beruhigende Rauschen des Meeres. Die Wellen brachen sich in der Bucht, schlugen übereinander hinweg und vereinten sich immer wieder aufs Neue. Ab und an war eine Welle lauter als die andere. Es plätscherte, gurgelte, rauscht, in einer immerwährenden Melodie der Natur. Alex rutschte etwas näher an seine beiden Ladys heran und schloss schließlich ebenso seine Augen. Isobel brabbelte ein paar Minütchen freudig weiter, bevor sie endlich einen lang herbeigesehnten Schnuller bekam und eifrig zu nuckeln begann. Immer langsamer wurden die Geräusche von ihr, bis sie schließlich ebenso tief schlief wie Alex. Einzig und alleine Holly wachte, lauschte Alex und Isobel. Es kam ihr alles so schrecklich unwirklich vor. Hier im Haus schliefen so viele Menschen, teilweise eng aneinander gekuschelt, gaben sich Halt, spenden einander Kraft, waren füreinander da. Mit einer solchen Selbstverständlichkeit. Es war unfassbar und genau das machte Holly in diesem Moment so glücklich. Erneut atmete sie tief durch und schloss endlich ihre Augen. Die Anspannung der letzten Tage viel Zentnerschwer von ihren Schultern und eint tiefer Schlaf umfing nun auch die letzte Person im Haus, die noch nicht ins Reich der Träume abgedriftet war. Selbst Fin hatte seine Ruhe gefunden – im Arm von Grace… Zum Leben braucht man: Ein Zimmer voller Geborgenheit. Ein Fenster mit Blick auf Unendlichkeit.  Einen Schlüssel für Freiheit.  Ein Bett voller Wärme. Einen Kopf voll schöner Erinnerungen und  Ein Herz voller Liebe. Kapitel 85: XX. Episode: Give peace a chance (85) -------------------------------------------------   Holly saß auf dem Sofa und betrachtete den kleinen Zwerg in ihrem Arm. Dass Alex im Türrahmen lehnte, bemerkte sie gar nicht. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt einander verträumt anzugucken. Er räusperte sich leise. „Honey, es gibt Frühstück und jetzt hast du keine Ausrede mehr zum wenig oder gar nichts essen.“, rief er ihr munter zu und wanderte auf seine beiden Lieblinge zu. Die kleine Elfe trug lediglich einen Body und eine rosa Mütze auf dem Köpfchen. Ihre kleinen, nackigen Füße wackelten immer wieder durch die Luft und sie schien förmlich ihrer Mami etwas zu erzählen, so eifrig brabbelte sie vor sich hin. Fast war es so, als ob sie Holly alles, was sie in den vergangenen Tagen erlebt hatte, haarklein und ausführlich berichtete. Egal wie klein sie auch war, sie schien genau zu spüren, wer ihre Mutter war und genau zu ihr fühlte sie sich so hingezogen. Holly zog einen kleinen Flunsch. Sie selbst trug noch ihren Schlafanzug, bestehend aus einer grauen Hose mit weißen Pünktchen und einem weißen Oberteil. „Muss das sein… wir haben es hier gerade so schön. Nicht wahr? Richtig schön haben wir Zwei es gerade.“ Wieder brabbelte die Kleine los, verlangte dann aber sehr entschieden nach ihrem Schnuller, an dem sie glücklich herumnuckelte, während sich Mutter und Tochter in die Augen blickte. „Du kannst sie ja mit nach unten nehmen, aber die anderen warten nur noch auf dich.“, bedachte er seine Frau mit einem kleinen Zwinkern und hauchte ihr einen Kuss auf den Haarschopf, als er sich neben sie auf die Sessellehne sinken ließ. Auch sein Blick blieb an Isobel hängen. Zärtlich fuhr er über die rosige Wange der Kleinen.  „Oookay, aber gib mir zuerst ihre Socken.“ Gesagt getan. So trug die kleine flauschige weiß-gelb gestreifte Socken an den Füßen und wurde von ihrer Mutter in Richtung Treppen getragen. „Dir ist schon klar, dass du sie nicht ewig mit dir rum tragen kannst.“, grinste Alex. „Ewig nicht, aber die nächsten Jahre wird das sicher funktionieren.“, knurrte Holly scherzend. Alex legte seine Hand auf ihren Rücken und führte seine Holly die Stufen nach unten. Der Frühstückstisch war bereits gedeckt und der Kaffee duftete verführerisch. Alex schickte ein munteres „Guten Morgen“ in die Runde und sogleich wurde dieses von allen Seiten erwidert. „Na, habt ihr gut geschlafen?“, fragte Ella lächelnd. „Natürlich.“, zwinkerte Holly und legte die Kleine in eine Wiege, die meistens im Essraum stand. Das Baby war sowieso damit beschäftigt einzuschlafen und so brauchte sie nicht mit am lauten Esszimmertisch sitzen. Alex hatte sich bereits auf seinen Stuhl fallen lassen und während Holly noch etwas die Kleine betrachtete, sah er sich flüchtig um. „Wo sind Finley und Grace?“ Aubrey hob ihre Schultern. „Es geht deinem Bruder wohl nicht besonders. Grace hat vorher nur eine Kleinigkeit zum Essen geholt. Alex und Ella tauschten einen knappen Blick, ehe der Australier tief aufseufzte und mit seinem stechenden Blick förmlich im Kaffeebecher versank. Er konnte sich gar nicht vorstellen, was im Moment, in Finley vorging. Es blieb nur zu hoffen, dass sein kleiner Bruder schnell die Situation überwand…   Leider war das gar nicht so einfach. Finley war ein unglaublich leidenschaftlicher Mensch, der voller Hingabe studierte und schon immer liebend gerne philosophierte. Anders als sein großer Bruder hatte er nie eine Leidenschaft für Motorräder oder dergleichen entwickelt, sondern war eher der Bücherwurm. Fin war immer schon gegen Gewalt und vor allem gegen Schusswaffen. Vielleicht war es genau deshalb für ihn so schwer zu akzeptieren, dass er einen Mann erschossen hatte, ganz gleich aus welchen Gründen. Umso wesentlicher war es, dass Grace sich besonders um den jungen Mann bemühte, um ihn nicht alleine mit seiner Gedankenwelt zu lassen!     Schon früh am Morgen hatte sich Finley nach einer schlaflosen Nacht in den Garten zurückgezogen. Dort hockte er mit seinem Laptop und schrieb etwas an seiner Facharbeit um sich nur irgendwie abzulenken. Leider tauchten stets und ständig die Bilder des Mannes vor seinen Augen auf. Der Schuss klang noch immer in seinen Ohren, weshalb er immer wieder inne hielt und tief durchatmete. Seine Stiefmutter hatte nach ihm gerufen, wollte ihn zum Frühstücken animieren, allerdings hatte er abgelehnt. So kam es, dass Grace mit ihrem knappen Schlafhöschen und einem Trägertop noch vollkommen verschlafen durch die Wiese zu ihm wanderte. Auf ihren Händen balancierte sie ein großes Tablett mit einem liebevoll angerichteten Frühstück. „Jetzt haben wir Holly endlich zum Essen bekommen und dann verweigerst du dich.“, verdrehte sie ihre Augen und stellte das Tablett zu ihm auf die Decke. „Mir ist gerade nicht nach Essen zumute.“, zuckte Finley seine Schultern. Er war sich nicht sicher, ob sein Magen im Moment Nahrung vertrug. Grace strich durch seine Haare und ließ sich schräg hinter ihm fallen. Ihre Arme um ihn geschlungen legte sie ihren Kopf auf seine Schulter ab und rieb ein bisschen über seine Brust. Finley seufzte auf und starrte ins Leere, die Stirn leicht verzogen hatten sich ein paar Fältchen um seine Augenpartien gebildet. „Finley, du hast deinen Bruder dadurch gerettet.“ „Das macht es nicht besser. Ich habe einen Menschen umgebracht. Egal ob aus Notwehr, oder wegen irgendwelchen niederen Beweggründen.“, wehrte er ab und schüttelte seinen Kopf. „Fin. Was wäre gewesen, wenn du nicht geschossen hättest? Dann hätte dieser Kerl deinen Bruder und vermutlich auch Isobel umgebracht. Glaubst du nicht, dass du dann hier sitzen würdest und deines Lebens nicht mehr froh werden könntest? Ich weiß, das begründet das alles nicht, aber … du hast deine Familie beschützt und das ist richtig, denn wir müssen doch die Menschen beschützen, die wir lieben.“, versuchte sie ihm leise seine Qualen zu erleichtern. Abermals verließ ein tiefes, gequältes Seufzen seine Lippen. Grace schmiegte sich etwas fester an ihn und vernahm deutlich das Knirschen seines Kiefers. Die Bäume spendeten an diesem herrlichen Frühlingstag etwas Schatten, allerdings waren die Temperaturen auf Hawaii bereits damit beschäftigt den Thermostat nach oben zu klettern. „Hätte ich damals auf Isobel aufgepasst, wäre das nie geschehen.“, murmelte er mit einem Mal. Grace atmete tief durch und fuhr weiter über seinen Brustkorb. „Doch, das wäre es, denn irgendwer wollte Isobel haben und egal wie, sie hätte sich die Kleine geholt. Finley, hör doch auf dir noch mehr Vorwürfe zu machen. Du kannst doch nichts dafür und sieh doch langsam, wie glücklich Holly und Alex sind. Du hast geholfen Isobel nach Hause zu bringen.“ Sie hob ihren Blick und suchte den von Finley, allerdings starrte er in den Himmel, beobachtete die kleinen Schäfchenwolken die emsig an ihnen vorüberzogen. Er kaute auf der Innenseite seiner Wangen herum und spielte unruhig mit seinen Fingernägeln, zupfte immer wieder an der abstehenden Haut, bis Grace seine Hände ergriff und sich ganz frech auf seinen Schoss setzte. „Hörst du mir jetzt endlich zu.“, forderte sie und platzierte ihre Hände auf seinen Wangen, zwang ihn so, sie anzuschauen. „Ich höre dir die ganze Zeit zu.“, wehrte er ab. „Machst du gar nicht. Du zerbrichst dir deinen Kopf über etwas, das vorbei ist und egal wie unschön es war, du hast dich absolut richtig verhalten, Finley. Du hast deinem Bruder das Leben gerettet und ich bin sicher er würde dasselbe auch für dich tun. Dieser Mann war ein böser Mensch, der beinahe jemanden getötet hätte, den du  - ich weiß, du benutzt das Wort nicht gerne – liebst! Schluss mit Vorwürfen!! Hast du jetzt verstanden?“, machte sie ihm noch einmal mit Nachdruck deutlich. Finley zuckte mit seinen Schultern. „Kerl, du machst mich wahnsinnig.“, verdrehte Grace ihre Augen. „Grace, es ist nicht so einfach für mich, das so zu ertragen. Bitte versteh …“ Sie platzierte gezielt ihren Finger auf seinen Lippen. „Ich verstehe es zu einem gewissen Punkt, Finley. Sicher, dir sitzt der Schock über die Tat im Nacken, allerdings hast du nicht aus irgendwelchen – wie du so schön sagtest – niederen Beweggründen gehandelt, sondern aus Bruderliebe. Hör doch einfach auf damit dich deswegen selbst zu bestrafen, denn dafür gibt es keine Veranlassung. Hast du mich gehör?“, sprach sie deutlich und fing mit ihren dunklen Augen den Blick aus seinen strahlend blauen ein. Seine Augen waren heute so betrübt und wieder verzog er sein Gesicht, schnaubte vor sich hin. „Hast du mich gehört? Hmm, hast du mich gehört?“, piekte sie mit ihrem Finger gegen seine Brust. „Hast du mich verstanden?“ Sie rutschte auf seinem Schoss etwas hin und her und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange. „Na? Jetzt? Hast du mich verstanden?“ Ein Schmunzeln glitt über die angespannten Züge von Finley. „Ahh, der Herr hat mich also endlich verstanden und hört damit auf sich weiter zu quälen. Immerhin … muss er seine Gedanken auf was anderes verwenden.“ „So?“ Finley lupfte seine Augenbrauen in die Höhe. „Ja, in der Tat. Du musst nämlich wieder bei mir einziehen.“, grinste Grace breit. „So?“, fragte er wieder nach und neigte misstrauisch seinen Kopf zur Seite. Grace nickte und fing seine Lippen für einen innigen Kuss ein. „… und ansonsten muss ich dich ja ständig irgendwie auf andere Gedanken bringen.“, wisperte sie leise. Finley lachte leise. „Oh, ich weiß nicht, ob ich dagegen was einzuwenden hätte…“, murmelte er und schloss langsam seine Augen, während er genüsslich ihre Lippen liebkoste und sie ganz fest in seinen Armen hielt. Grace kicherte leise und ließ sich schließlich neben ihn auf die Decke fallen. „Jetzt iss was und danach erobern wir das Badezimmer für uns.“, raunte sie ihm mit leicht verruchtem Unterton zu. Erneut hoben sich die Augenbrauen von Finley. „Iss!“, befahl Grace und schloss ihre Augen, um sich ein bisschen die Sonne auf den Körper scheinen zu lassen. Finley jedoch neigte sich zu ihr nach unten. „Danke … ich liebe dich.“, flüsterte er ihr zu und hauchte einen kleinen Kuss auf ihre Stirn. Grace seufzte zufrieden. „Ich dich auch … und jetzt iss.“ Er salutierte spielend vor ihr und begann gehorsam das Frühstück zu verzerren, fütterte Grace ab und zu und später zogen sich die Zwei eine ganze Weile in das Badezimmer zurück. So begann er. Der erste Tag von Vielen. Ein wunderschöner Tag für Holly. Für Alex. Für alle, die in der letzten Woche hier waren um Isobel zu finden und zu retten. Es war ein Anfang von Harmonie und Frieden. Der erste Schritt war getan, indem die liebenden Seelen zueinander gefunden hatten. Jetzt war die Zeit gekommen, dass Ruhe einkehrte. Und genau diese wohlverdiente Ruhe ließ nicht lange auf sich warten.   „Jetzt ist die Zeit für uns da um zu glänzen. Wo Träume greifbar sind und die Möglichkeiten unbegrenzt.   Jetzt ist die Zeit für uns alle da, die Menschen zu werden, die wir in unseren Träumen immer sein wollten.   Das ist eure Welt, ihr seid hier. Ihr seid wichtig. Die Welt wartet.“ Kapitel 86: XX. Episode: Give peace a chance (86) ------------------------------------------------- So unschön, es auch manchmal war, leider gehörten Abschiede dazu. Ylvie und Mikael mussten nach Hause zurück und auch Ellas Zeit auf Hawaii war begrenzt. Chris und Ryan bekamen Urlaub und Frederick durfte in das alte Haus von Alex ziehen. Alex hatte sich dazu entschlossen es vorerst nicht zu verkaufen, sondern Hollys Bruder kostenfrei Unterkunft zu gewähren. Ihm war alles Recht, solange Frederick nicht dauernd halb nackt durch sein eigenes Haus marschierte und ständig das Bad blockierte oder – trotz Hollys Regeln – ständig leichtbekleideten und teils sehr stark alkoholisierten Besuch hatte. Finley nahm das Projekt Umzug in die Hand und so war das Haus im Stadtviertel Ewa Beach wieder sehr leer und dementsprechend ruhig. Die Abschiede sollten allerdings nur für kurze Dauer sein, denn nach wie vor stand der Wunsch nach einer baldigen Hochzeit und einem Urlaub in der Toskana im Raum. Im Moment allerdings kümmerten sich Holly und Alex um das Projekt: ‚Alltag‘, das sich nach all dem Trubel besonders schwer gestalten ließ. Tara O’Hara kam vor Gericht, allerdings nicht ohne nochmal mit Holly konfrontiert zu werden. Alles andere als schön ging diese Auseinandersetzung zu Ende und endete für Tara mit einer pochenden, roten Wange. So war ein Monat schneller vergangen als Holly und Alex lieb war und langsam riss das Interesse der Paparazzi auch ab. Alex und Holly waren mit dem Kinderwagen unterwegs zu einem kleinen Café ganz in der Nähe des Hauses. Die Bewohner von Ewa Beach ließen das Paar glücklicherweise in Ruhe, behandelten sie, wie ganz normale Menschen. Eine Normalität, die Alex und vor allem Holly ganz schrecklich gut tat. Vor einiger Zeit hatten sie ein kleines Strandcafé entdeckt, in dem sie seitdem regelmäßig Gäste waren. So schlenderten sie unter dem hellblauen Himmel entlang durch eine große Seitenstraße mit den gepflegten Vorgärten und den schicken Häusern. Überall säumten Palmen den terrakottafarbenen Weg und der breite Grünstreifen in der Mitte der Gehweges – eine Straße fehlte hier – war mit bunten Blumenbeeten und einigen Laternen bepflanzt. Es war eine kleine Parkanlage der Anwohner und ein wunderschöner Spazierweg für Alex und Holly.  „Wenn wir die Hochzeit auf den 08. August legen, haben wir noch genug Zeit alles vorzubereiten.“, setzte Holly an und betrachtete Isobel. Die Elfe beobachtete die kleinen Wölkchen, die über den Himmel zogen und ab und an ihren Vater, der neben dem Kinderwagen her spazierte und sich in der Umgebung umsah. „Holly an Alex? Alles klar?“, stieß Holly ihren Lebensgefährten an, der sie erst jetzt wieder ein bisschen irritiert ansah. „Sorry, ich war irgendwie in Gedanken… 08. August? Klingt gut.“, lächelte er flüchtig und beobachtete einen farbenprächtigen Vogel, der aus einem Gebüsch sprang und in den Himmel flog. „Und wo bist du mit deinen Gedanken. Doch nicht etwa schon wieder bei deinem dämlichen Motorrad.“, verdrehte Holly ihre Augen. „Hey, das ist kein dämliches Motorrad und ich will doch nur verstehen, warum es auf einmal nicht mehr funktioniert.“ „Bring es in eine Werkstatt.“ „Ich kann das selber.“, schob er schmollend seine Unterlippe nach vorne. Abermals rollte Holly mit den braunen Augen. „Du und dein Motorrad. Wenn das so weiter geht, kannst du dir ein Feldbett in der Garage aufbauen.“ Alex zog ihr eine Grimasse. „Würdest du doch gar nicht schaffen. Du brauchst doch dein privates Kopfkissen.“, klopfte er sich schelmisch gegen die Brust. Holly schnaubte. „Also, 08. August?“ „Hab ich doch schon gesagt. Klingt toll.“, flötete Alex unschuldig und blieb kurz stehen. Mit einer kleinen Handbewegung zupfte er eine weiße Blume aus einem Strauch und hielt diese Holly mit einem kleinen Lächeln entgegen. „Du bist unmöglich, weißt du das.“, raunte sie, als Alex das Blümchen in ihrem Haar befestigte. Isobel quietschte und erntete einen liebevollen Blick ihrer Eltern. Ein paar Vögel sangen und aus der Ferne hörten sie das Meeresrauschen. Alles in allem ein perfekter Tag, der nur noch besser werden konnte, als sie das Strandcafé erreichten. Von außen war das kleine Café sehr unscheinbar. Auf einem Surfbrett prangte die Schrift ‚Café‘ und nur ein Sonnenschirm lockte die Besucher an. Alex halb Holly den Kinderwagen über die Schwelle zu tragen und schon durchquerten sie den Raum. „Aloha.“, lächelte Alex den Besitzer an, der seinen Stammgästen begeistert zuwinkte. Schon war das Café durchquert und auf der anderen Seite wartete das, was Alex und Holly von Anfang an so sehr gefallen hatte. Eine hübsche Holzterrasse mit bequemen und durchaus schmucken Möbeln, Runde Tisch, bunten Sonnenschirme und ein herrlicher Ausblick. Auf der einen Seite ein gewaltiger Park mit kleinen Teichen und wunderhübschen Blumenbeeten und auf der anderen der Strand. Alex zog den Stuhl für Holly zurück und bot ihr mit einem kleinen Lächeln ihren Platz an. Sie lächelte. „Vielen Dank der Herr.“, raunte sie und nahm auf ihrem Stuhl Platz. Sofort brachte ein Kellner die Speisekarte, die Holly und Alex mittlerweile auswendig kannten. So bestellte Alex einen Kaffee und Holly ihren geliebten hawaiianischen Tee. Heute Ananas-Erdbeere und dazu Alex einen Käsekuchen und Holly ein traumhaftes Schokomuffin. „Zum Thema Hochzeit.“, begann Holly und holte die Kleine aus ihrem Kinderwagen. Isobel verzog etwas ihr Gesicht und blickte mit ihren großen Kulleraugen umher. „Klein und beschaulich fällt bei dir aus.“, nickte Alex. Holly lachte laut auf. „Na das ist doch wohl klar. Ich will eine Traumhochzeit und nicht eine kleine Veranstaltung. Es mag sein, dass das Viele mögen, aber nicht ich. Ich möchte alles was dazu gehört. Angefangen mit einer schnicken Hochzeit und geendet mit einer pompösen Feier.“, lachte die Musikerin entschlossen.  „Ich habe es befürchtet.“, seufzte Alex. „Ach komm schon, das wird toll Alex. Wir laden unsere Freunde ein. Ich weiß schon genau wie das mit der Musik wird…“, malte sich Holly lächelnd aus und nahm zufrieden den Schokomuffin in Empfang. Izzy saß zufrieden auf ihrem Schoss und schüttelte immer wieder die Rassel. „Super, Darling. Wir haben einfach Musik im Blut.“, freute sich Holly. Sie konnte kaum noch erwarten Alex endlich zu heiraten. „Ich habe keine andere Wahl oder.“ „Wenn du mich heiraten willst, nicht.“, zwinkerte sie ihm zu. Er seufzt auf. „Dann habe ich wirklich keine andere Wahl, immerhin gibt es keine bessere Frau als dich.“ „Alter Charmeuer!“ Das Geräusch von einem Hammer, der auf einen Nagel traf, störte die losgelöste Stimmung. Alex Blick wanderte zu einem der großen Holzbalken. Ein Flyer blieb zurück, als der hawaiianische Wirt wieder verschwand. Alex sprang auf. Die Neugier hatte ihn gepackt. „Hmm...“, hob er eine Augenbraue und zupfte den gerade frisch angeschlagenen Flyer von seinem Platz. „Was hast du jetzt schon wieder… Alex, ich liebe dich, aber du hast in den letzten Tagen einen Hund und eine Katze angeschleppt. Unser Haus wird langsam voll.“ „Ach, wenn der Hund stört, kommt er einfach zu Frederick.“, winkte Alex ab. Was konnte er denn dafür, dass irgendwelche Verantwortungslose Menschen Hund und Katze am Highway ausgesetzt hatten. Natürlich hatte er Mitleid gezeigt und die kleine Glückskatze und den Golden Retriever mitgenommen. Dusty war von ihren neuen Freunden noch nicht begeistert, aber Alex war der festen Überzeugung, dass sich bald schon alle miteinander angefreundet hatten. Zumindest die kleine Katzenlady erwies sich als große Schmuserin und hatte bereits Holly um die kleine Kralle gewickelt. „Na. Wir werden sehen. Also, was hast du da in der Hand?“, fragte Holly und stibitzte sich ein Stückchen Kuchen von Alex‘ Platz. „Anscheinend verkauft der Besitzer eine zweite Immobilie. Sieh mal.“ Er zeigte Holly den Aushang. „Das ist eine Bar, Alexander.“, zuckte sie mit ihren Schultern. „Ja. Mit einer Bühne.“ Skepsis machte sich auf Hollys Gesicht breit und langsam wanderte ihre Augenbraue in die Höhe. „Und was willst du mir damit sagen?“ Alex hob seine Schultern. „Vielleicht gibt es für uns ja eine Zukunft außerhalb der großen Bühne und des Showbusiness…“ Ordentlich faltete er den Flyer und ließ ihn in seiner Hosentasche verschwinden. „Du willst dir eine Bar kaufen?“ „Hat doch was oder? Dann kann ich mich betrinken und einfach in der Bar schlafen.“ „Ich halte nichts davon, wenn du dich betrinkst.“ „Dann tu ich eben so als ob. Kann ich ja alles in meiner eigenen Bar. Und du stehst auf der Bühne und erfreust mich mit einem kleinen Liedchen. Wir könnten eine Band beschäftigen und regelmäßig mit Freunden feiern.“, träumte Alex ein kleines bisschen vor sich hin. Holly lächelte. „Musik ohne CDs und irgendwelche Tourneen… klingt nicht schlecht.“ „Sag ich doch. Ich kann mich ja mal umhören. Wer weiß, vielleicht ist das ja eine Zukunft für uns.“ „Und die Schauspielerei?“, fragte Holly kritischer nach. Alex rührte in seinem Café umher und betrachtete Isobel, die versuchte ihre Rassel aufzuessen. „Ich bin seit der Entführung am hadern, ob die Schauspielerei noch das ist, was ich wirklich möchte. Irgendwie graut es mir etwas davor, in meinen Beruf zurück zu kehren. Vielleicht sollte ich mich nach einem neuen Traum umschauen. Vielleicht ist eine Bar das richtige für mich. Tagsüber kann ich die Zeit mit euch.“ – „oder deinem Motorrad“ – „verbringen und abends arbeiten wir entweder zusammen oder alleine. Wir könnten uns eine richtig kleine Musikbar aufbauen.“ „Und deine enttäuschten Fans?“ „Die können mit mir ein Bier trinken kommen.“ Holly wackelte mit ihrer Nasenspitze. „Klingt eigentlich gar nicht so schlecht.“, räumte sie schließlich ein. „Ich weiß. Ich habe viele solch gute Ideen.“, lachte er auf und beobachtete sie zufrieden. Holly wirkte noch nicht überzeugt, aber in ihm wuchs bereits dieser große Wunschtraum. Vielleicht wurde es wirklich langsam Zeit für eine Veränderung. Zufrieden und glücklich aß er mit seinen Ladys den Kuchen auf und genoss den herrlich warmen Tag. Inzwischen ließ er keine dunklen Gedanken mehr zu. Er wollte viel lieber glücklich in die Zukunft schauen und das tat er auch mit einem Lächeln auf den Lippen. Und so nahm die Zeit ihren Lauf…     Glück hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast; es hängt nur davon ab, was du denkst. - Dale Carnegie – Kapitel 87: XX. Episode: Give peace a chance (87) ------------------------------------------------- Einige Monate waren bis zur Sommerzeit vergangen. Einige Monate seit den schlimmen Ereignissen, die die kleine Familie mittlerweile verdaut hatte. Eine, in denen Holly und Alex alles auf Eis legten, was nicht wesentlich war. Urlaubspläne, Hochzeit und vieles mehr. Sie lebten einfach zusammen mit ihrem kleinen Engelchen und ließen endlich das einkehren, was sie sich seit so langem wünschten: Harmonie. Holly lebte auf Wolke sieben zusammen mit ihren zwei Liebsten und schrieb heimlich an einem neuen Album, das vermutlich nie an die Öffentlichkeit kommen sollte, allerdings gab es da einen stillen Traum, von Alex und Holly, der langsam sogar Form annahm. Elfchen Isobel wuchs von Tag zu Tag, war inzwischen im Krabbeln eine kleine Spezialistin, und nichts mehr erinnerte irgendwann an die Entführung. Selbst Holly und Alex hatten alles aus ihrem Leben verbannt. Schlechte Gedanken. Furcht. Erinnerungen. Das Paar lebte gemeinsam mit ihrem Töchterchen viel lieber die schönen Momente, kostete diese voll und ganz aus. Mehr brauchten sie nicht. Nur einander. Auch im Umfeld war es ruhig geworden. Nach einem bedauerlichen Drogentod einer berühmten Sängerin verloren die Paparazzi das Interesse an Holly und nach Drehschluss einer weiteren Staffel von Hawaii Five-O wurde es besonders ruhig um Alex und Holly. Vor allem, da es die letzte Staffel mit Steve McGarrett war. Zusammen verbrachten sie einige Monate bei Alex‘ Familie in Australien und sogar Aubrey besuchte die O’Lachlans. Zwischen Holly und ihr war es zu der langersehnten Aussprache gekommen, die mit den ‚Tränen des Drachens‘ geendet hatten. Heulend lagen sich Holly und Aubrey in den Armen. Inzwischen trennen die beiden Frauen berufliches und privates voneinander. Aubrey besucht Holly mitsamt ihrer zweiten Tochter regelmäßig auf Hawaii, arbeitet allerdings in Los Angeles. Gemeinsam mit Leila und Ryan  hat sie eine Agentur gegründet, an die sich Menschen wenden können, die von Stalkern bedroht werden, aber keinerlei finanzielle Mittel hatten. Holly und Alex unterstützen diese Organisation mit ihren eigenen Finanzen. Aubrey genoss natürlich die Rolle als Beschützerin voll und ganz. Nur noch selten war Ryan bei Alex und mittlerweile war ein Bodyguard gar nicht mehr notwendig. Es gab keine Drohungen mehr, keine gefährlichen Anrufe. Außerdem war Chris meistens in der Nähe. Somit konnten sich Ryan und Leila der neuen Aufgabe voll und ganz widmen. Dass sie eine Beziehung führten war offensichtlich, aber die Zwei taten so, als ob dem nicht so war. Grace und Finley waren einige Wochen auf Tour entlang der Nordküste und erst seit kurzem waren die Verliebten zurück. Ebenso war Frederick viel unterwegs. Immer beim Surfen und inzwischen lag die Vermutung auf der Hand, dass der junge Mann sich verliebt hatte! Holly beobachtete dies mit wachsender Skepsis, vor allem, da Frederick doch tatsächlich einen Sinneswandel durchlebte! Er hatte sich einen Job in einer kleinen, hawaiianischen Küche gesucht und schaffte es sogar die Arbeitszeiten einzuhalten. Bisher! Holly blieb misstrauisch. So nahte sie heran. Die lang herbeigesehnte Hochzeit von Alex und Holly und wie von Holly angekündigt wartete ein besonders großes Fest auf das zukünftige Ehepaar. Bereits am 06. August reisten einige Freunde aus der ganzen Welt um. Eigens dafür hatten Alex und Holly sich nicht lumpen lassen und einige Hotelzimmer im luxuriösen Royal Hawaiian gemietet. Ylvie und Mikael waren bereits wieder in Honolulu, die Band Mumford und Sons samt ihren Frauen und Freundinnen, viele Freundinnen von Holly, berühmte Musikerinnen und Musiker. Ebenso Schauspielkollegen von Alex und ein paar aufgedrehte Freunde aus Australien, die bereits ihre Späßchen mit Finley trieben, der sich dementsprechend genervt zurückgezogen hatten. Außerdem war Aubrey bereits anwesend. Gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann und Hollys Halbschwester Joy. Die Schwestern hatten sich fast fünf Jahre nicht mehr gesehen und so war die Wiedersehensfreude auch ein kleines bisschen befremdlich. Genauso verhielt es sich mit Hollys Vater. Vincent und seine Tochter hatten noch nie ein besonders gutes Verhältnis, aber anders als Frederick und Aubrey war er der Einladung nicht nachgekommen. Ein kleiner  Moment der Trauer, der dank vieler Augenblicke der Freude schnell in Vergessenheit geriet. Am Abend traf nämlich der Gast ein, auf den Alex am allermeisten Wert legte: Saxon! Sein großer Sohn, der sich total freute seine kleine Schwester wieder zu sehen und auch seine zukünftige Stiefmutter. Gemeinsam mit seiner Mom, seinen Geschwistern und auch mit den Großeltern war die Familie eingetroffen. So konnte die Hochzeit endlich kommen! Doch zuvor wartete der Junggesellenabschied auf Holly und Alex, die nun endlich ihrem Singledasein ein Ende machen wollten. Nach einem großen, gemeinsamen Probeessen im Royal Hawaiian trennten sich die Wege von Holly und Alex. Den letzten Tag in Freiheit verbrachte das Paar üblicherweise getrennt voneinander. Holly und ihre Freundinnen hatten sich in das Hotel zurückgezogen um sich einen Tag Wellness zu gönnen und Alex saß mit seinen männlichen Freunden in der Garage und bastelte an dem Motorrad…   Am Abend des 7. August war es soweit. Der offizielle Junggesellenabschied konnte beginnen. Für Alex, Scott, Finley, Drew, die Mumford-Jungs, Mikael,  Frederick, Ryan und noch einiger anderer ging es zuerst in das ‚Ruth’s Chris Steak House“ in der Innenstadt zum großen Essen. Den Männern war egal, wie es im oder um das Lokal aussah. Hauptsache sie bekamen Steaks und davon gab es reichlich! Zufrieden mit Bier und einer Live-Übertragung des Footballspiels auf der großen Leinwand im Steak-House genossen sie ihr Essen, gröllten, machten derbe Witze und ließen es sich einfach gut gehen. Vor dem Steak-House wartete eigentlich der Strand und eine ganze Straße angesagter Clubs. Für Alex heute nicht das, was er in Betracht zog. Holly und ihre Freundinnen – darunter unter anderem Carey Mulligan, Amelia, Ylvie, Leila, Grace und noch einige anderer der gackendernden Hühner (Alex hatte sie so getauft) und Chris (!) – gingen es da schon ruhiger an. Im ‚The Sheraton Waikiki's Rumfire lounge‘ warteten lauter Köstlichkeiten auf die Ladys. Der Club befand sich außerhalb von Honolulu, in der Nähe vom Diamond Head. Von hier aus hatten die Damen einen unglaublichen Blick auf die Fassade der Stadt. Die Hochhäuser glitzerten förmlich in einem magischen Silber, während die Fenster Gold erstrahlten! Die Terrasse der Lounge lag direkt am Wasser und bestand aus einigen hübschen Holzstühlen mit orangen, weichen Kissen. Auf den passenden Tischen leuchteten bunte Kerzen und in den Händen der Frauen warteten bereits Cocktails darauf getrunken zu werden. Die Terrasse war umgeben von hohen Palmen, die heute ganz still standen. Kein Lüftchen wehte an diesem warmen, angenehmen Abend. Chris versuchte den Frauengesprächen keine Aufmerksamkeit zu schenken. Leider war Reizwäsche ein Thema, bei dem selbst er hellhörig wurde. Er saß mit am Tisch, sah aber hinüber zum Wasser und lauschte den Gesprächen seines Schützlings und der anderen Frauen. Dass dabei ein kleines, süffisantes Grinsen über seine Züge huschte, konnte selbst ein Hieb gegen sein Schienbein – ausgeführt von Holly – nicht zu Nichte machen. „Du hättest wirklich mit den Männern mitgehen sollen.“, zischte Holly ihrem Bodyguard zu. „Warum denn? Dann hätte ich ja solche Gespräche ja nie gehört.“, grinste er begeistert vor sich hin. „Außerdem muss ja jemand auf dich aufpassen.“  Holly blies einige Luft zwischen ihren Zähnen hindurch und schüttelte ihren Kopf. „Als wenn im Moment jemand auf mich aufpassen muss. Du übertreibst vollkommen. Ich glaube eher, dass du lieber mit einer kleinen Horde hübscher Frauen unterwegs sein willst. Welcher Mann genießt es nicht, der Hahn im Korb zu sein.“, lachte Holly auf und boxte ihm scherzhaft in die Seite. „Aber ich muss dich enttäuschen, Christopher“, schnurrte sie ihm zu. „In welchem Punkt?“ „Du wirst gleich keinen Spaß mehr mit uns haben.“, erklärte Holly und zahlte die Rechnung. „Wieso?“ Jetzt wurde er misstrauisch, vor allem da ihre Freundinnen so hinterhältig kicherten. Irgendwas besonders fieses schienen die Damen der Schöpfung geplant zu haben. Und dabei hatte der Abend mit den Gesprächen so interessant begonnen! „Weil es bei uns keine Stripperinnen gibt.“ Chris zuckte mit den Schultern. „… sondern Stripper.“, fügte Holly hinzu und klopfte ihm auf die Schulter. Jetzt verzog sich das Gesicht merklich zu einer Grimasse. „Das könnt ihr mir doch nicht antun!“, beklagte sich der Bodyguard, der von der kichernden Horde Damen mitgezogen wurde. „Ich hab dich ja gewarnt, Chris. Ich habe dir von Anfang an gesagt: Geh bei Alex mit. Du wolltest ja nicht hören, also musst du jetzt mit uns in den Strippclub!“, lachte Holly zuckersüß. Immer noch stieß sie auf gar keine Begeisterung bei Chris. Ihn im Schlepptau wanderte die lustige Gruppe durch die Straßen von Honolulu und mussten nur wenige Sekunden später eine herbe Enttäuschung einfahren. Der Club hatte geschlossen! „Ha!“, triumphierte Chris zufrieden. „Da war das Schicksal ausnahmsweise auf meiner Seite.“ Die enttäuschten Frauen mussten sich also mit einer Cocktailbar zufrieden geben. Zu diesem Zeitpunkt ahnten sie noch nicht, dass Chris mit ein paar kleinen Drinks dazu bereit war zu strippen. Etwas, wovon Hollys Freundin Amelia profitierte, denn sie war es, die am nächsten Tag in den Armen des Bodyguards erwachte. Holly für ihren Teil war froh am Abend im Hotel zurück zu sein. Zusammen mit Ylvie und Grace lag sie noch lange in ihrem Zimmer und quatschte mit den Zwei natürlich über ein ganz bestimmtes Thema: Welche Frau hatte den heißeren Kerl… Apropos Kerl. Die Männer waren zu dem Zeitpunkt noch unterwegs, eroberten sie gemeinsam eine Bar und wieder keimte in Alex dieser ganz bestimmte Wunsch nach einer eigenen Bar auf. Er lauschte den Musikern auf der Bühne, trank ein Bier nach dem anderen und kannte sich irgendwann überhaupt nicht mehr aus. Es war ein feuchtfröhlicher Abend, der für Alex sicher über der Toilette geendet, wenn da nicht Ryan und Finley gewesen wären, die ihn rechtzeitig ins Bett verfrachteten, das er erst am nächsten Morgen mit gehörigen Kopfschmerzen verlassen sollte. Nun konnte er kommen. Der große Tag. Die Hochzeit!   Jemanden lieben heißt, ein für die anderen unsichtbares Wunder zu sehen. Mauriac Kapitel 88: XXI. Episode: You are my heaven (88) ------------------------------------------------ Er war gekommen. Der große Tag. Keine Spur von Müdigkeit zeichnete sich auf Alex‘ Zügen ab, stattdessen die absolute Nervosität. Schon als er in seinen Anzug geschlüpft war, hatten sich feuchte Hände und unruhiges Zähneknirschen bemerkbar gemacht. Unruhig wie ein Tiger, der auf die Fütterung wartete, wanderte er wenig später durch sein kleines Arbeitszimmer. In nur einer Stunde würde er in Richtung Altar aufbrechen um dann endlich seine Holly zu heiraten. „Was ist das?“, fragte Ryan und deutete auf einige Pläne, die auf Alex Arbeitstisch herum lagen. Alex versuchte gerade vergebens seine Krawatte in die richtige Position zu rutschen. „Pläne.“ „Für was?“, verdrehte Ryan seine Augen und trat auf Alex zu, scheuchte mit Leichtigkeit seine Hände beiseite. „Das ist übrigens der Grund, warum ich keine Krawatte trage.“, fügte er brummend hinzu. „Holly und ich haben uns was überlegt. Wir … machen einen Club auf. In Honolulu. Holly will jungen Künstlern die Chance geben ihr Talent zu präsentieren und ich … ich will weg von der Schauspielerei. Es ist nicht mehr das, was es früher war.“ „Und was machst du stattdessen? Hinterm Tresen stehen und Drinks mixen?“ „Um ehrlich zu sein habe ich genau das vor.“, erklärte Alex schmunzeln. „Du weißt schon, dass deine ganzen weiblichen Fans Schlange stehen werden.“, witzelte Ryan. „Ist mir durchaus klar, aber ich kann mir jederzeit frei nehmen, denn es wird mein Club.“ Ryan nickte etwas. „Klingt zumindest nicht schlecht und Holly hat wieder die Chance auf der Bühne zu stehen.“ „Ja. Ohne Verträge, ohne Zwang. Nur sie und die Musik. Weißt du, ich habe so viele Jahre hart gearbeitet und warum sollte ich mir jetzt nicht endlich einen Traum erfüllen und das machen, was ich schon als Teenager geliebt habe.“ „Du hast in einer Bar gearbeitet?“, stellte Ryan verdutzt fest. „Habe ich. Sogar sehr lange. Die erste Zeit habe ich für jeden selbstgemixten Cocktail eine Ohrfeige von meinen Kunden bekommen. Mit der Zeit habe ich gelernt und ich vermisse dieses Leben ein kleines bisschen. Es war so viel leichter und das wird es jetzt auch.“ Abermals nickte Ryan und betrachtete einige Namen auf einer Unterlage. „Zukünftige Angestellte?“ „Ja. Wir wollen eine Band für den Club, die natürlich jeden Abend spielt, ein paar Kellnerinnen, Barkeeper. Alles was eben dazu gehört.“ „Wie lange plant ihr das schon?“, fragte Ryan verblüfft nach. „Kurz nach Isobels Entführung haben wir damit angefangen. Und jetzt ist Izzy langsam in dem Alter, das sie auch einen Abend auf ihre Mutter verzichten kann.“, meinte Alex und trat zurück vor den Spiegel. Er richtete seine Krawatte und lächelte etwas. „Dann wirst du bald keinen Bodyguard mehr brauchen…“ „Du bist doch eh kaum noch da. Immerhin arbeitest du mit Aubrey und Leila zusammen in Los Angeles und mit deinem Ersatz kann ich mich nicht anfreunden.“ „So schlimm ist Jimmy gar nicht.“, lachte Ryan und rieb sich über den Hinterkopf. „Na ja.“ Alex wirkte kritisch. „Du hast Recht. Er ist nicht so wie ich und du brauchst sowieso keinen Bodyguard mehr. Chris fängt jetzt auch bald bei uns an.“ „Der Hype um Holly und mich hat nachgelassen und ich bin froh, dass sich mein Leben allmählich normalisiert und wir nicht länger Freiwild für die Paparazzi sind.“ Alex hob die Schultern an und betrachtete sich im Spiegel. Die Haare waren leicht aufgestellt und in seinem Gesicht prangte natürlich ein Bart. Holly liebte Bart. Sie hatte ihm strengstens untersagt sich wegen der Hochzeit glatt zu rasieren und natürlich war er ihr sehr dankbar dafür! „Was soll ich sagen … du hast Recht. Ihr seid bald normale Menschen.“ Alex nickte. „Ja. Und darum auch normale Jobs. Wir wollen nicht länger im Rampenlicht stehen.“, zwinkerte Alex und drehte sich zu Ryan um. „Und? Hast du Holly schon gesehen?“ Ein breites Grinsen huschte über Ryans Lippen. „Du hast sie also schon zu Gesicht bekommen. Und?? Wie sieht sie aus?!“ „Das sag ich dir nicht. Du wirst dich eindeutig überraschen lassen müssen.“, lachte Ryan und klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken. „Sie sieht bezaubernd aus.“ Alex lächelte. „Meine Holly sieht immer bezaubernd aus.“ Es klopfte an der Tür und schon steckte Finley seinen Kopf durch die Tür. „Hey … alles klar? Ich soll dir von Grace ausrichten, dass Holly Ella gesagt hat …“ Er dachte kurz nach. „Egal. Wer was wie gesagt hat. Du sollst die Krawatte weglassen!“ Alex rupfte sich sofort die Krawatte aus dem Kragen. „Also wirklich. Jetzt war sie gerade so perfekt.“, tadelte Ryan. Alex verdrehte seine Augen und sah wieder zu seinem kleinen Brüderchen. „Wo steckt Saxon?“, wollte er wissen. „Er ist schon am Strand … unter Hollys Freunden sind viele Musikerinnen … du glaubst doch nicht, dass er da Lust hat mit seinem Dad hier drinnen zu stehen.“ „Ich hab vergessen dass er schon 17 ist …“, murmelte Alex. Natürlich. Wer konnte es Saxon verdenken. „Aber du solltest auch langsam kommen. Immerhin beginnt die Hochzeit bald und du willst doch noch den Strand rechtzeitig erreichen.“ Eigens für die Hochzeit war ein Stück Strand gemietet worden. Ein gut abgeschirmter Bereich. Kein Paparazzi konnte sich an diesem Tag dem Strand auch nur nähern! Alex vernahm ein Brabbeln und sofort guckte er wieder zu Fin. „Ist Izzy bei dir…“ Finley nickte. „Hey, ich weiß, dass ich meine Zukünftige nicht sehen darf, aber ihr könnt mir doch meine Tochter nicht vorenthalten!“ Von draußen ertönte das Lachen von Grace und nun öffnete Finley ganz die Tür. Grace setzte die kleine Isobel auf ihre Füße. Sie schwankte kurz und plumpste auf ihren Windelpo. Alex betrachtete Isobel. „Na, wenn das nicht meine kleine Lady ist. Du siehst unglaublich aus.“, begann er breit zu strahlen und war mit ein paar Schritten bei der Tür. In ihrer braunen Haarpracht steckte ein weißer Haarreif mit einem Schleifchen und an dem hübschen weißen Kleid war eine blaue Schleife befestigt. Sie begann zu strahlen, als sie ihren Daddy erblickte und ließ sich zufrieden auf seinen Arm nehmen. „Na. Hast du dich mit Mommy hübsch gemacht.“ „Da kannst du Gift drauf nehmen!“, warf Grace in seine Runde. Alex sah zu der jungen Frau, die sich bei ihrem Lebensgefährten unterhackte. Die beiden gaben wie immer ein perfektes Paar ab. Finley trug eine schwarze Hose, dazu ein weißes Hemd, dessen Kragen leicht geöffnet war  und anders als Alex hatte sich Fin für eine schwarze Weste und eine Menge Schmuck entschieden. Armbänder und Ringe tummelten sich geradezu an seinen Fingern. Grace hatte sich für ein schlichtes, blaues, aber überaus kurzes Kleid entschieden. Hübsch war sie auf alle Fälle und je mehr Hochzeitsgäste ihm jetzt gegenüber standen, desto größer wurde die Vorfreude auf Holly. „Können wir dann los?“, fragte er in die Runde und betrachtete die kleine Elfe auf seinem Arm. Sie war groß geworden und gerade jetzt schenkte sie ihm ein besonders glückliches Lächeln. „Ja, lasst uns fahren. Nicht das Holly zuerst am Strand ist.“, zwinkerte Finley vergnügt. „Sie hat ja auch keinen so weiten Weg…“, maulte Alex leise und unruhig zugleich. Ryan lachte auf. „Du hättest dir ja auch ein Hotelzimmer nehmen können, aber der Herr wollte lieber in seinem Bett schlafen.“, witzelte Ryan. Finley und Grace stimmten in das Lachen mit ein. So verließ der Bräutigam sein Haus, um in Richtung Hochzeit zu starten. Der schwarze, gemietete Porsche wartete bereits. Ryan folgte mit einem anderen Wagen, dem schnellen Flitzer, in dem Alex und Finley saßen. Isobel und Grace bevorzugten den großen Jeep, der etwas gemächlicher durch die Straßen fuhr. Natürlich ließ es Alex sich nicht nehmen am Steuer zu sitzen…   An einem anderen Ort wurden an der Braut die letzten Vorkehrungen getroffen, ehe sie endlich vor dem Traualtar treten konnte. Holly war unglaublich nervös, versuchte sich allerdings nichts von dieser wachsenden Unruhe anmerken zu lassen. Aubrey umrundete ihre Tochter mit kritischem Blick und nickte immer wieder leicht. Auch Joy war mit in einem großen Zelt, dass vom Hochzeitsplaner extra aufgebaut worden war. Für den Fall eines Gewitters, eigentlich, diente es jetzt als letzter Wartepunkt für die Braut, die sich mit einem kleinen Lächeln im Spiegel betrachtete. Die Haare nach oben gesteckt zierte eine durchsichtige Schnur mit einer Perle ihr Dekolletee. „Ich bewundere dich…“, flüsterte Ylvie leise und andächtig. „Weshalb?“, gab Holly zurück. „Barfuß.“, meinte Ylvie. „Ich heirate am Strand und ich habe keine Lust auf enge oder unbequeme Schuhe… außerdem habe ich schon immer einen leichten Hang zum Hippie gehabt.“, lachte Holly und betrachtete ihre perfekt manikürten Fußnägel. Um Die Füße trug sie ein dünnes Kettchen,  an dem ein langes, aus Perlen geflochtenes Band hing, das um den zweiten Zeh befestigt war. So edel hatte sie ihre Füße noch nie geschmückt. Langsam glitt ihr Blick im großen Spiegel an sich selbst nach oben. Anstatt eines pompösen Kleides trug Holly ein einfaches, weißes Kleid, das gerade noch so ihre Knie versteckte. Das Kleid war Rückenfrei. Nur zwei dünne Schnüre überquerten Hollys Rückseite. Zum Glück, denn ansonsten bestünde die Gefahr, dass irgendwer ihren Po zu Gesicht bekäme. „Du bist wunderschön, Liebes.“, nickte Aubrey und reichte Holly den gewaltigen Brautstrauß. Wenn schon das Kleid so schlicht war, durfte der Strauß etwas mehr her machen. Blaue Orchideen vermengten sich mit etwas Grün und weißen Rosen! Dazwischen hatten viele Pfauenfedern ihren Platz gefunden. Holly holte tief Luft und klammerte sich förmlich an ihren Strauß. Die Zeltplane schwang beiseite und Mikael trat ein. Er legte seinen Arm um die Hüfte seiner Lebenspartner – die ebenfalls ein blaues Kleid wie Grace trug und Alex‘ Trauzeugin war. Holly hatte sich für Grace als erste Brautjungfer entschieden. „Und? Ist Alex schon hier? Können wir anfangen??“, fragte sie unruhig und biss sich auf die Unterlippe, bis Aubrey tadelnd ihren Finger in die Höhe hob. „Die Gäste sitzen fast alle, aber Alex ist noch nicht hier.“, schüttelte Fin verneinend seinen Kopf. Holly sah wieder in den Spiegel. Wo blieb er bloß? Kapitel 89: XXI. Episode: You are my heaven (89) ------------------------------------------------ Holly war unruhig und sah immer wieder auf die Uhr. „Wo bleibt er nur?“, fragte sie nervös ihre Mutter. „Er kommt schon. Mach dir keine Sorgen. Sicher ist er zu spät los gefahren und dann ist ihm der Stadtverkehr zum Verhängnis geworden.“ Holly wirkte wenig überzeugt und lief unruhig auf und ab. Ylvie sprang auf und trat auf sie zu. „Holly, hör auf dich jetzt noch verrückt zu machen. Es dauert eben so lange wie es dauert. Sicher keine halbe Ewigkeit mehr. Auf ein paar Minuten kommt es dann schon nicht mehr an. Deine Freunde unterhalten die Gäste hervorragend?“ „Wer?“, hob Holly ihre Augenbraue. „Na Mumford and sons. Die haben Spaß und rocken draußen richtig… sofern das ohne Instrumente möglich ist. Die Band weigert sich die Instrumente zu teilen.“, grinste Ylvie breit und betrachtete die beunruhigte Braut. Mikael kam in das Zelt zurück. Mit dicken Hamsterbacken. „Was hast du da?!“, wollte Ylvie sofort wissen. Er hob unschuldig seine Schultern. „Sag bloß du hast die Häppchen probiert?!“ Wieder folgte nur ein Schulterzucken. Holly seufzte auf. „Leuteeee, wo ist Alex … und Fin … und Isobel!“ Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen und schon hatte sie ihr Handy bei der Hand. Erneut kam jemand in das Zelt. Hollys Augen weiteten sich und ebenso gab Aubrey einen entrüsteten Ton von sich. „Was?“, fragte Frederick mit einem breiten Grinsen. „Wie … wie siehst du aus?!“ „Hey, du hast gesagt, dass ich mir einen Anzug anschaffen soll … und das habe ich gemacht.“, präsentierte er sich und streckte die Arme von sich. Frederick trug einen schwarzen Anzug mit ein paar grauen Streifen und dem dazu passenden Hemd. Natürlich auch eine Krawatte. „Ooh-kay. Das solltest du öfter tragen.“ „Ist ja nicht jeden Tag Hochzeit.“, zuckte er mit seinen Schultern. „Können wir?“, fragte er seine Schwester. „Wie??“ „Na, Alex wartet vorne am Altar und ich dachte, Dad ist nicht … und du könntest jemanden brauchen, der dich zum Altar führt.“ Holly begann zu strahlen. „Alex ist da?“ „Jaaa, sagte ich doch.“ „Und du willst den Brautvater ersetzen.“ Frederick streckte ihr die Hand entgegen. „Es wäre mir eine Ehre, Schwesterchen.“, grinste er sie an. „Ohhh, wenn das so weiter geht, dann bin ich gleich vollkommen verheult.“, murmelte Holly und hackte sich bei ihm unter. Ylvie, Mikael und Aubrey liefen voraus. Holly lehnte ihren Kopf kurz an die Schulter ihres Bruders. „Ich bin so nervös…“ „Das wird schon. Du heiratest schließlich die Liebe deines Lebens… ich finde das beeindruckend. Es gibt mir die Hoffnung an die Liebe zurück.“, meinte Frederick und führte seine Schwester mit Stolz geschwollener Brust in Richtung des Strandes, der bereits vorbereitet war. Fast zweihundert Stühle mit weißen Tüchern bestückt und mit blauen Schleifen standen in mehreren Reihen zum Meer gewandt. An den  Seiten waren weiß-grüne Blumengestecke angebracht. Das zarte hellblau der Seidenbänder leuchtete ebenso hübsch wie das Wasser und ergänzte sich hervorragend mit den hellblauen und weißen Rosenblättern, die einen Weg über den Sand bildeten und zu einem Pavillon aus hellem Holz und umwickelt von blauen Stoffbahnen, geschmückt mit Blumen. Der Altar unter dem Pavillon passte hervorragend zu den Stühlen und der Pfarrer lächelte bereits munter. Es war ein Hawaiianer, der Holly und Alex heute traute und sich schon ganz besonders auf die Zeremonie freute. Die Gäste waren zahlreich erschienen und so waren die Sitzreihen gefüllt. An den Rändern hatten ein paar Sicherheitsleute ihren Platz bezogen. All das interessierte Holly nicht. Sie wollte nur eines: Alex sehen! Und ihm ging es wohl nicht anders.     Die Wellen rauschten sanft an die Küste, ein paar Vögel kreisten am wolkenlos blauen Himmel, seitlich wogen sich Palmblätter im Wind. Neben Alex standen Ylvie, Scott und Saxon. Er hatte sich ganz bewusst für seine beste Freundin als Trauzeugin entschieden, Scott als bester Freund gehörte natürlich ebenso dazu und sein Sohn durfte nicht an seiner Seite fehlen. Grace erwartete Frederick und Holly mit Isobel auf ihrem Arm und Chris. Die Kleine begann zu quietschen, als sie ihre Mutter erblickte. Holly hatte sich ebenfalls drei Trauzeugen erwählt. Grace als engste Freundin, Chris als ihr Beschützer und ihrem Vertrauten und natürlich Isobel, die an ihrer Seite einfach nicht fehlen durfte. Alex reckte gespannt seinen Hals. Doch die zahlreichen Gäste, die sich bereits erhoben hatten, versperrten ihm die Sicht. „Also Dad. Du schimpfst doch sonst immer, wenn ich so neugierig bin.“, grinste Saxon. „Hmhm, das mache ich und ich werde dich auch daran erinnern, wenn du irgendwann vor dem Altar stehst.“, knurrte Alex und reckte seinen Hals. Eine Freundin von Holly trat an das Mikrofon gleich neben dem Klavier und noch ein paar andere Instrumente, die eigens für die Zeremonie am Rand aufgebaut worden war. Der Pfarrer nickte und so setzte die Musik ein. Ingrid Michaelson war extra angereist um ihre ehemalige Kollegin und gute Freundin musikalisch zu unterstützen. Leise setzten die ersten Klaviertöne an und sofort drehten sich alle Gäste zu Holly um. Chris bot Grace lächelnd seinen Arm an, als die kleine Schwester von Holly voraus sprang und noch ein paar blaue und weiße Blütenblätter verteilte. Chris, Grace und Isobel folgten. Holly schloss ihre Augen und vergrub ihre nackten Fußspitzen kurz im warmen Sand. „Bist du bereit? Oder bekommst du kalte Füße?“, flüsterte Frederick witzelnd. „Mehr als bereit…“, atmete sie tief durch und lauschte etwas dem Gesang von Ingrid. ‚Turn to stone‘. Einer ihrer absoluten Lieblingslieder. Frederick nickte und zusammen schritten sie los. Ein andächtiger Laut glitt durch die Menge, als sie die Braut erblickten und ebenso begann Alex zu strahlen. Sein ganzes Gesicht strahlte regelrecht, als Holly auf ihn zugeführt wurde. Er lächelte, lächelte ohne Unterlass und seine Augen funkelten, während er seine wunderschöne Zukünftige beobachtete. Es war gar nicht so lange her, da war er noch alleine und jetzt  hatte er seinen Gegenpart gefunden. Und seine zweite Hälfte strahlte ihn genauso an. Sie war schlicht und gleichzeitig so wunderschön angezogen. Es war ein unermessliches Gefühl der Liebe, das Alex durchflutete und jeden Schritt von ihr verfolgte er genau. Es gibt keinen Weg zum Glück, Glück ist der Weg. Liebe das Leben und das Leben wird dich lieben. Alex trat einen Schritt auf sie zu, nahm allerdings zuerst die Brautjungfern im Empfang – Chris hasste diese Bezeichnung. Immerhin war er ein Mann und garantiert keine Jungfer, wie der vergangene Abend wohl deutlich gezeigt hatte. Alex reichte dem Bodyguard die Hand. „Wehe du benimmst dich nicht. Du weißt was ich in meinem Kofferraum habe.“, drohte Chris ihm mit einem kleinen Zwinkern. Alex rollte mit seinen Augen. „Nichts liegt mir ferner als sie zu verletzen.“, meinte er entschieden und umarmte Grace. Sie gab ihm einen kleinen Kuss. „Ich habe dir noch gar nicht gedankt oder?“ „Wofür?“, fragte Alex leise. „Das du mir Finley gebracht hast … und du endlich zu dem Menschen geworden bist, der du so lange sein wolltest.“ Ein Lächeln breitete sich auf Alex Gesicht aus. „Gern geschehen.“ Er hob Isobel kurz hoch. Elfchen patschte munter gegen seine Wangen und brabbelte was das Zeug hielt. Die Gäste lachten. Alex hauchte seinem Mädchen einen Kuss auf die Stirn und übergab sie wieder an Grace und dann war es endlich soweit. Er durfte seine Braut in Empfang nehmen. „Schick.“, raunte er Frederick zu, der sofort breit grinste und schließlich die Hand seiner Schwester an Alex überreichte. „… aber kein Vergleich zu dir.“, flüsterte Alex und betrachtete Holly ausgiebig. Mit seinem Daumen streichelte er sanft über Hollys zarte Haut, die noch rasch ihren Brautstrauß an Chris reichte. Dieser verzog sein Gesicht und schielte zu Grace und Isobel. Die Asiatin grinste breit und tauschte noch eben Baby gegen Brautstrauß. Das war nicht so peinlich, wie mit dem Strauß herumzulaufen! Außerdem vergötterte Izzy ihn geradezu, wie ihre munteren Laute auch zeigten. Der Priester ließ noch die letzten Töne der Musik verklingen, bevor er an das Brautpaar heran trat und die Hochzeit offiziell eröffnete. „Liebe Gäste, hier in dieser schönen Umgebung, in der der Sommer lebt! Wir haben uns heute hier versammelt um die Eheschließung von Holly Marie Shepard und Alexander O’Loughlin zu feiern. Liebe Holly, lieber Alex! Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf; sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbitten, sie rechnet das Böse nicht zu; sie freut sich nicht über Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf. Alles hat seine Zeit und jegliches Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde. Vergangenheit hat ihre Zeit, Und Zukunft auch. Zusammen haben wir versucht, etwas in eine Form zu bekommen, was eigentlich, keine Form braucht: denn es geht um die Liebe, eure Liebe. Und wir haben nach einem Motto gesucht… Einem Spruch, einer Metapher, nach etwas … Schönem. Und dann ist es dieser Vers geworden. Ja, sie fassen etwas zusammen, was Euer Zusammensein beschreibt. Etwas, das auch das spirituelle Thema für Eure Zukunft sein könnte, weil es auch ein Thema Eures gemeinsamen Weges bis jetzt ist. Wer Euch kennt, weiß, das ihr bereits einen langen Weg hinter sich hat. Aber: wer Eure Geschichte in ihren Anfängen erlebt hat, der weiß, dass nur ganz mutige darauf einen Cent gesetzt hätten, dass wir heute hier sitzen. Denn der schöne Vers mit den sperrigen Gedanken ist mehr, als ein Vers. Er ist Programm. Denn Vieles hatte in Eurer Geschichte schwere Momente und lichte Augenblicke. Trotz allem habt ihr stets die Liebe gehabt, die euch zusammenführte. Ihr beiden verbringt Zeit miteinander, seid füreinander da; und: seid auf dem besten Weg die besten Freunde zu werden. Aber auch mehr… Weil ihr eine Kraft spürt, die Euch zeigt, dass es so gut ist, wie es ist. Reden hat seine Zeit, und Spazierengehen hat eine. Liebe bedeutet füreinander da zu sein.   Liebe ist ein großes Wort. Etwas, das alle von uns spüren durften und dürfen. Es ist die Kraft, die unser aller Leben bestimmt. Die Kraft der Liebe. Und welche Kraft hat sie. Nur wenig zählt so im Leben, nur wenig zieht so im Leben, wie die Liebe. Sie ist der zentrale Punkt im Leben, wenn sie einen erwischt hat. So wie Euch. Zwei Menschen, die mitten im Leben stehen. Zwei, die sich so zufällig kennen gelernt haben und einander Halt und Kraft im Leben gegeben haben.   Die Zeilen eurer Verses klingen angenehm ruhig, bedächtig, alles scheint im Rhythmus dieser Verse seinen Platz haben. Aber ich glaube, ihr wisst: So einfach ist es nicht. Liebe erträgt alles, ganz wie schwer es auch sein mag. Und ich spüre: Ich habe beileibe Einiges im Leben nicht selbst in der Hand, aber ich weiß, wie es ist zu Lieben. Anders gesagt: Wenn wirklich Liebe leidenschaftlich ein Leben bestimmt, dann ist es eben so, dass es passiert, dass sie wirkt, dass sie zieht. Da gibt es dann keine Grenzen und keine Hindernisse – und keine Zeit. Fehlt die Liebe also? Nein! - Denn Liebe hat keine Zeit, sie ist einfach da. Immer. Irgendwann wusstet ihr: „ihr“ seid das, worauf ihr so lange (!) gewartet habt: die Liebe unseres Lebens. Ihr trefft Euch, Jahre sind inzwischen vergangen, jeden Tag, baut Euer Nest. Und wenn ihr beide heute darüber erzählt, dann merkt man: es hat so kommen müssen. Es hatte alles seine Zeit… Egal wo, egal wie, egal was kommt: die Liebe ist immer da. Ja, ihr erlebt die Kraft dieser Zeit jeden Tag. Und „Wenn man verstanden hat, dass man den Rest seines Lebens miteinander verbringen möchte, dann ist es an der Zeit, dass der Rest des Lebens so bald wie möglich beginnt.“ Und genau dazu dürft und wollt ihr heute „Ja“ sagen. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne. Jetzt und immerdar. Amen.“   Die wunderschöne Predigt sorgte für leises Flüstern und leise Töne der Begeisterung. Grace beobachtete die Eheschließung mit leicht offenem Mund und Finley betrachtete seine Liebste aus der Ferne. Es war unglaublich, was für eine tiefe Liebe ihn im Moment durchströmte. So viel Liebe. So viel Sehnsucht nach ihr. Ylvie hatte bereits die Tränen in den Augen stehen und so warf sie einen Blick zu Mikael, der leider nicht neben ihr stand. Als Trauzeugin hatte sie einen anderen Job. Mikael zwinkerte ihr zu und warf ihr einen kleinen Kuss zu. Ylvie lächelte, fing den Kuss auf und legte einen Finger auf ihre Lippen. Sie schloss ein Auge und drückte einen Kuss gegen ihre Lippen. Mikael verkniff sich gerade so ein kleines Lachen. Etwas weiter am Rand standen Leila und Ryan. Trotz ausdrücklichen Wunsch von Alex, wollte Ryan lieber als Sicherheitsbeamte anstatt als Gast fungieren. Leila hatte es sich nicht nehmen lassen, neben ihm zu stehen. Und ihr galt gerade sein Blick. Mit einem Ohr lauschte er zwar noch der Predigt, aber im Moment galt seine alleinige Aufmerksamkeit Leila, die mit einem kleinen Lächeln der Zeremonie lauschte und immer wieder andächtig aufseufzte. Ryans Finger kreuzten sich mit denen von Leila und als sich ihre Blicke begegneten begann er zu lächeln. Sanft zog er sie etwas an sich heran und neigte seinen Kopf zu ihr nach unten. „Heirate mich…“, flüsterte er ihr zu. Verdutzt sah Leila auf. „Ist das dein Ernst?“, gab sie ebenso leise zurück, immerhin wollte sie die Zeremonie nicht stören. „Ja… ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Also heirate mich.“, bat er sie leise. Leila befeuchtete ihre Lippen und legte ihren Kopf auf seine Schulter. „Doofe Frage… natürlich heirate ich dich…“, murmelte sie und lehnte sich mit geröteten Wangen an Ryan, der sie mit einem glückseligen Lächeln in den Armen hielt. Leila verkniff sich eine kleine Träne und ah wieder nach vorne. Der Priester lächelte selig in die Runde.„Eine Hochzeit ist ein Ritus, ein alter Ritus. Holly und Alex bereiten sich also heute darauf vor ihr Leben gemeinsam zu führen und ich hoffe jeder der Anwesenden ist zu jeder Zeit bereit sie bei ihrer Lebensplanung zu unterstützen. Mögen die Beiden sich auch in Zukunft immer vertraut sein. Wir alle sind heute nicht nur hier, um ihre gegenseitigen Eheversprechen zu bezeugen, sondern auch um den Beiden unseren Segen zu erteilen. Das Paar wird jetzt die Eheversprechen abgeben.“ Der Pfarrer übergab das Wort an Alex, der selbstverständlich seinen Text auswendig gelernt hatte. Er räusperte sich und befeuchtete seine Lippen. „Holly…“, raunte er und ergriff sanft ihre zarten Hände, die leicht zitternd in den seinen ruhten. Ihre großen braunen Augen ruhten auf den seinigen und für den Bruchteil von wenigen Sekunden bedarf es gar keiner großen Worte. Es genügte, dass beide einander voll Liebe und Zuneigung ansahen. Alex lächelte und drückte ihre Hände etwas. „… du bist das Beste, das mir je passiert ist. Ich habe nie an etwas, wie das Schicksal geglaubt. Erst als du mir begegnet bist, wobei ich das nach wie vor nicht als Schicksal bezeichnen will, sondern eher als Glück. Mein Glück. Du bist mein Glück. Ich habe dich gefunden in einer Welt, die ich so lange nicht verstanden habe und jetzt habe ich dich und ich bin endlich angekommen. Endlich bin ich nicht mehr rastlos. Du hast mir ein zu Hause geschenkt und das, was am Wichtigsten ist, du füllst unser zu Hause mit Lachen, Liebe … und einer Prise Musik.“, grinste Alex breit. Holly hob verlegen ihre Schulter. Zärtlich streichelten Alex‘ Finger über ihre Hände und er atmete tief durch. „Ich liebe dich, und egal, was das Leben noch für uns bereithält, wir werden alles schaffen, denn wir sind zusammen. Holly trocknete sich eine kleine Träne, die in ihren Augenwinkel glitzerte und sie hob ihre Schultern, bevor sie mit einem kleinen Seufzen Alex‘ Hände wieder ergriff. „Heute ist ein ganz besonderer Tag… genauso wertvoll wie die letzten Tage, Wochen, Monate, die wir miteinander verbracht haben. Denn du bist in mein Leben getreten …“, begann sie zu sprechen und sie atmete einmal tief durch. „Ich habe mich irgendwann auf dieser Welt verloren. Du hast mich gefunden und zurück in dieses Leben gebracht. Stück für Stück begann alles langsam einen Sinn zu ergeben. Ich. Du. Unsere Tochter. Es ist so … rein und harmonisch und genau das, was ich mir jahrelang gewünscht habe. Anfänglich hatte ich immer Angst, ich könnte dich verlieren, aber mit der Zeit begann zu begreifen, dass du an meiner Seite bleibst und dass ich mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen kann. Gegenüber meinen Schwächen hast du Nachsicht und Geduld geübt. Du hast mich unterstützt und hast mir beigestanden als ich dich am dringendsten brauchte. Egal was passiert ich  bin bereit. Für alles. Egal was kommen mag. Ich werde es mit dem Leben aufnehmen. Ich stelle mich allen. Heute geht unser Leben in eine neue Runde… und ich kann es nicht erwarten… du bist mein Himmel. Ich brauche nichts anderes, denn mit dir bin ich im Paradies.“, lächelt sie sanft. Alex atmete tief durch. „Ich liebe dich, Holly …“, flüsterte er und zog sie kurz an sich heran, um ihr einen liebevollen Kuss auf die Lippen zu geben. Der Priester räusperte sich. „Noch nicht…“, zwinkerte er. „Dann machen sie schnell.“, lachte Holly und warf einen kleinen Blick in die Runde. So viele lachende Gesichter sahen ihr entgegen. Gerührte Menschen, die von der Hochzeit ganz angetan waren. Ihre Welt war voll Lachen und Glück. Der Pfarrer lächelte selig. „Die Ringe?“, fragte er in die Runde. Grace stupste Chris an, der sofort reagierte und auf das Brautpaar zutrat. Izzy spielte schon die ganze Zeit mit einem kleinen Schächtelchen aus Samt, das einfach nicht aufgehen wollte. Alex und Holly lachten, als die zuerst keinerlei Anstalten machte die Schachtel noch einmal her zu geben. „Du bekommst sie gleich wieder, Izzy.“, flüsterte Alex seinem Mädchen zu und nahm die Schachtel an sich. Er zog den Ehering für Holly hervor und nahm wieder ihre Hand. „Wie habe ich mich nach dir gesehnt, habe geträumt, einen Augenblick dir nahe zu sein. Der Augenblick hat mich schon glücklich gemacht, doch er ist mir nicht mehr genug - selbst eine Stunde ist nicht mehr genug, ein Tag ist nicht mehr genug. Ein Leben lang muss es schon sein. Darum sage ich: Ja! Ja, ich nehme dich! Ich will dich lieben, dich achten und dir treu sein, solange ich lebe.“ Sprach er bedächtig und schob den Ring auf ihren Finger. Ihr ganzes Antlitz strahlte förmlich. Holly räusperte sich, nahm den zweiten Ring aus der Schachtel und gab das Kästchen zurück an Isobel, die sich sofort besonders freute. Nur kurz galt die Aufmerksamkeit von Holly und Alex dem kleinen Menschen, ehe Holly Alex Hand nahm: „Ich fühlte mich hingezogen zu dir, wollte dir nahe sein. Nun bist du ein Teil von mir. Ich bin ein Teil von dir. so nahe sind wir uns nun. Mein Leben ist neu durch dich. Mein Leben ist neu durch dich. Darum sage ich: Ja! Ja, ich nehme dich aus Gottes Hand, ich will dich lieben, dich achten und dir treu sein, solange ich lebe.“ Alex nickte und schielte zu dem Priester. „Darf ich sie jetzt küssen?“, fragte er leise. Einige Gäste lachten laut auf. Wieder räusperte sich der Pfarrer. „Kraft des mir von Gott und dem Staate Hawaii verliehen Amtes erkläre ich Sie hiermit zu Mann und Frau…“ „Jetzt?“, fragte Holly erneut und biss sich auf die Unterlippe. „Jetzt.“, nickte der Prediger. Holly schlang ihre Arme um ihren Liebsten und ebenso zog er sie an sich, als sich ihre Lippen liebevoll vereinten. Die Gäste begannen laut zu klatschen, lachten und hier und da wurde ein kleines Tränchen vergossen. Finley legte den Arm um Grace und drückte einen zarten Kuss auf ihre Schläfe. Über Ylvies ganzes Gesicht glitt ein Strahlen. Charmant wie sie nun mal war, boxte sie Scott in die Seite, bevor ihr Blick wieder Mikael suchte, der sie ebenso vergnügt ansah. Beide strahlten einander geradezu an! Ryan und Leila tauschten einen heimlichen, flüchtigen Kuss miteinander, den aber wiederum Frederick mit einem breiten Grinsen beobachtete. Er saß zufrieden auf seinem Stuhl und seine kleine Halbschwester lehnte sich bei ihm an. Aubrey wischte sich eine kleine Träne aus den Augen… es war der perfekte Moment, der perfekte Start in ein weiteres, glückliches Leben. Kapitel 90: XXI. Episode: You are my heaven (90) ------------------------------------------------ Nach einem langen Kuss – der zuerst auch gar nicht mehr enden wollte – war die Zeremonie vorbei und Holly war nun offiziell Mrs. O’Loughlin. Stolz trug sie den Ring an ihrem Finger und mit leicht geröteten Wangen schritt sie neben Alex her, der sie nur zu gerne präsentierte. Allerhand Gäste schüttelten ihnen die Hände, fielen ihnen um den Hals, gratulierten und freuten sich mit dem Brautpaar. Hier und da wurde bereits ein Ständchen gesungen! Holly war absolut euphorisch, kam aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus und ebenso war Alex die Glückseligkeit in Person. Immer wieder trafen sich die Blicke des frisch verheirateten Paares und ebenso ihre Lippen zu einem flüchtigen Kuss, zu einem zärtlichen Wort. Erst eine ganze Weile später trafen sie bei der Lokation ein, die eigens für die Hochzeit aufgebaut worden war. Ein gewaltiges Zeltdach spannte sich über einen Großteil des Strandes. An dem Zeltdach hingen dutzende Lampions. Gelb glühende Laternen. Runde. Ovale. Klein. Groß. So viele Lichter, die dem Strand eine ganz besondere Atmosphäre verliehen. Unter dem Dach warteten lange Tischreihen. Die weißen Tischdecken waren ebenso elegant wie die dunklen Stühle mit den hellgestreiften Polstern. Auf den Tischen leuchteten viele Kerzen, dazwischen einige weiße Rosensträuße. Zahlreiche Gedecke und blaue Namensschilder warteten an den Plätzen. Natürlich war ein Tisch für das Brautpaar und die engsten Angehörigen ganz am Ende vorbereitet. So konnten Holly und Alex alles gut überblicken. Am Rand war eine kleine Bühne aufgebaut, auf der selbstverständlich schon zahlreiche Instrumente standen und zum Spielen bereit waren!  Es waren fünf Herren und eine Lady, die  - nachdem sie Alex & Holly gratuliert hatten – die Bühne eroberten. Die Band Avalanche City. „Hey Leute, es ist uns eine besondere Ehre heute für Holly zu spielen. Ich erinnere mich noch genau daran, als Holly in Neuseeland unterwegs war und durch Zufall über mich und mein Projekt mit Namen „Band“ stolperte. Ich habe es ihr zu verdanken, dass ich heute glücklich bin. Umso mehr freut es mich zu sehen, dass auch sie endlich ihr Glück gefunden hat … liebe Holly, lieber Alex, wir wünschen euch nur das Beste.“, lächelte Dave, der Frontmann der Band. In der Zwischenzeit hatten sich die Anderen zu ihren Instrumenten gesellt. ‚Love, Love, Love‘ hieß der Song und stieß natürlich auf dementsprechende Begeisterung. Holly hielt die Hand ihres Ehemannes und zwinkerte ihm einmal zu, als sie sich erhoben. Ein paar Kellner brachten eine Hochzeitstorte in die Mitte geschoben. Natürlich ging ein beeindrucktes Raunen durch die Menge. Die vierstöckige Torte war genauso wie Holly es sich immer vorgestellt hatte. Über den weißen Guss zogen sich auf jedem Tortenteil Notenbahnen. Passend zu ihrer Liebe zur Musik. Die Torte nach oben kletterten lauter filigrane Schmetterlinge aus Zuckerguss. Wie ein Regenbogen leuchteten die Flügel. „Ich nehme die Schmetterlinge.“, murmelte Saxon, als sich Alex erhob und etwas schmunzelte. Sanft ergriff er die Hand von Holly und führte seine Braut zu der Torte. Gemeinsam ergriffen sie den Tortenschneider. Finley erhob leicht sein Glas und begann zu sprechen: „Von einem Dichter namens Hermann Claudius stammt der Satz: "Dass zwei sich herzlich lieben, gibt erst der Welt den Sinn, macht sie erst rund und richtig bis an die Sterne hin." Heute haben sich Alex und Holly Ringe angesteckt. .Sie sind rund. Sie zeigen: So rund und richtig wie die Ringe ist gemeinsames Leben durch die Liebe. Jetzt schneiden die Zwei die Torte an. Sie zeigt: Rund und richtig ist gut - aber rund und richtig und süß ist noch besser! Drum lasst uns alle kosten, wie süß Liebe sein kann.“ Er hob seine Schultern, trank einen Schluck Sekt und natürlich waren einige Lacher auf seiner Seite. Vor allem Alex konnte sich kaum zurück halten. Er schüttelte etwas seinen Kopf. Das war so typisch für seinen kleinen Bruder. Holly ließ es sich nicht nehmen höchst persönlich die Torte auszuteilen. Ihre Verwandten und Freunde strömten heran und ließen sich von Alex und Holly zu gerne bedienen. Immer ein Lächeln und ein munteres Wort auf den Lippen verteilten sie eifrig die Tortenstücke um einige Minuten später selbst wieder auf dem Platz zu sitzen. Die Musik hatte aufgehört, allerdings klirrte ein Glas. Finley hatte sich erhoben, Glas und Messer in der Hand, mit dem er leicht gegen das zerbrechliche Etwas schlug und lächelnd in die Runde sah. „Ich habe mich ja gerade schon bemerkbar gemacht und ich denke es ist jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Rede gekommen. Heute gibt es ja hauptsächlich Musik, wie sollte es bei so vielen tollen Musikern auch anders sein. Allerdings sollte auf einer Hochzeit niemals eine Rede fehlen und so müsst ihr jetzt mit mir Vorlieb nehmen.“, hob er seine Schultern und lächelte in die Runde. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet, als er sich räusperte und weiter sprach. „Ich habe mir in den letzten Tagen viele Gedanken zum Wort Liebe gemacht und ich habe es mir nicht nehmen lassen, mich vor meinen Freund das Internet zu sitzen und nachzuschlagen was Liebe eigentlich bedeutet. ‚Liebe ist ein Gefühl intensiver Zuneigung, freizügig verteilt und ohne Einschränkung. Der beste Weg deine Liebe zu zeigen ist, mit dem Schwanz zu wedeln…“ Irritierte Blicke wurden ausgetauscht. „Ja, das habe ich mir auch gedacht.“, grinste er schief. „Zu dem Zeitpunkt habe ich festgestellt, dass es Internetseiten gibt, die beschreiben wie du dich als Hund benehmen musst.“, räusperte sich Finley. Es wurde gelacht. Natürlich. „Ich musste also weitersuchen.“, grinste Finley breit. „Liebe ist im engeren Sinne die Bezeichnung für die stärkste Zuneigung, die ein Mensch (http://de.wikipedia.org/wiki/Mensch) für einen anderen Menschen zu empfinden in der Lage ist. Der Erwiderung bedarf sie nicht. Letzenendlich ist es doch genauso, wie es schon die Beatles gesungen haben. ‚All you need is love‘. Das ist der Sinn des Lebens. Wir glauben manchmal, dass wir wissen wohin die Reise geht, aber irgendwann kommt es so, wie es eben kommt. Wir sind, was wir sind. Wir können vieles im Leben erreichen. Reichtum. Tolles Aussehen. Macht. Ruhm. Ansehen. Aber es bleibt immer die Liebe, die uns trägt und uns hält. Das kann die Liebe für einen Jungen oder ein Mädchen sein. Vielleicht sogar die Liebe für einen Ort oder eine Familie. Was man liebt muss jeder für sich selber herausfinden. Alex und Holly haben ihre Liebe füreinander gefunden. Das ist etwas, das man kaum mit Worten ausdrücken kann. ‚Die Liebe zwischen zwei Menschen lebt von den schönen Augenblicken. Aber sie wächst durch die schwierigen Zeiten, die beide gemeinsam bewältigen.‘ Ich finde es ist an der Zeit, dass sie sich den schönen Augenblicken zuwenden, denn wenn Holly und Alex eines bewiesen haben: Dann das sie gemeinsam durch schwierige Zeiten gehen können.“ Finley hob sein Glas und sah in die Richtung seines Bruders. „Geht gemeinsam froh durchs Leben, um dem Dasein Sinn zu geben. Habt Geduld und viel Verständnis, denn dann kommt Euch die Erkenntnis, dass die ganze schöne Welt Liebe nur zusammenhält. Alles wird Euch dann gelingen und Euch so viel Freude bringen dass kein Unglück Euch erreicht, denn die Liebe macht´s Euch leicht, Schweres leicht zu überwinden und das große Glück zu finden“ Galant verneigte sich Finley vor der Hochzeitsgesellschaft, die alle ihre Gläser hoben und einen weiteren Glückwunsch in die Richtung von Alex und Holly schickten. Vergnügt lächelte Finley und ließ sich wieder nieder. Grace empfing ihn mit einem innigen Kuss. „Wunderschön gesprochen.“, flüsterte sie ihm zu. Er zwinkerte und ließ sich endlich seinen wohlverdienten Kuchen schmecken! Nach einer stärkenden Portion Kaffee und Kuchen waren es die Jungs von Mumford & sons, die die Bühne erklommen und mit Hollys Lieblingslied „Lover’s eyes‘ die Menge begeisterten. Hollys Kopf ruhte an Alex‘ Schulter. „Ich liebe dich, meine Kleine.“, murmelte Alex und sah zu ihr hinab. Holly drückte als Antwort einen kleinen Kuss auf die Wange ihres Mannes und erhob sich von ihrem Platz. Mit einem zarten Lächeln auf den Lippen ließ sie sich von Marcus auf die Bühne helfen. „Die Bühne gehört wieder dir.“, zwinkerte er ihr zu. „Danke.“, raunte sie und ließ sich das Mikrofon aushändigen. „Ich will gar nicht viel sagen … nur eines: Das ist für dich Alex.“ Einer der Jungs von der Band reichte ihr eine Gitarre und befestigte den Gurt, bevor er ebenfalls die Bühne verließ. Gespannt lag vor allem Alex‘ Blick auf Holly, die auch schon zu spielen begann. Leise Klänge und dazu ein Lied, das über die Liebe erzählte. ‚Honestly‘ – Liebe ist alles was wir haben und brauchen. Alex lächelte sanft und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Holly sah immer nur ihn an. Niemand sonst schien im Moment für sie zu existieren. Nur er und seine vor Liebe strahlenden Augen! Nach diesem Song folgten noch Weitere, aber nicht von Holly, sondern von unzähligen anderen Musikern, die diesen Tag bereicherten. Und dann folgte er. Der letzte Tanz des Abends. Es war Jason Walker, der den letzten Tanz musikalisch begleitete. Mit seinem Lied ‚Kiss me‘ beobachtete er Holly und Alex. Umringt von ihren Liebsten, wurden die Beiden beobachtet. Eng aneinandergeschmiegt standen sie in der Mitte des beleuchtenden Zelts. Holly hatte ihren Kopf an die Schulter von Alex gelegt, hielt sich an seiner Hand fest und lauschte nicht nur den sanften Klängen der Musik, sondern auch seinem Herzen. Sie atmete zufrieden ein und fühlte dabei Alex Atem, der ihr Ohr kitzelte. Sie lächelte selig und ebenso zufrieden wirkte er. Mit dem Daumen streichelte er die zarte Haut seiner Liebsten, hielt sie fest und stark in seinen Armen und atmete diesen unglaublichen Duft von ihr ein. Seine Wange ruhte an ihrem Haarschopf und seine Augen waren leicht geschlossen, während sie sich über die Bühne bewegten. Es kamen ihnen vor wie eine kleine Unendlichkeit, die sie Arm in Arm verbrachten, bevor die letzten Töne verklungen waren. Die Menge applaudierte und des bildete sich eine kleine Schneise, die hinauf zum Auto führte. Ein letztes Mal wurden sie beglückwünscht, doch bevor Holly in das Auto stieg, drehte sie sich um und ließ sich den Braustrauß in die Hände drücken. Fest kniff sie ihre Augen zusammen und warf ihn einfach hinter sich. Viele kreischende Frauen versuchten das begehrte Etwas zu erhalten. Allerdings war es eine Frau, die gar nicht damit rechnete und im ersten Moment irritiert drein sah, als der farbenprächtige Strauß einfach so in ihren Fingern landete. Holly winkte freudig und stieg mit Alex in den Wagen. Grace betrachtete den Brautstrauß, der in ihren Händen lag, als das Auto von Alex und Holly los fuhr und das Brautpaar in die Hochzeitsnacht brachte… „Irgendwann.“, murmelte Finley ihr zu und zog sie zufrieden in seine Arme. Kapitel 91: XXII. Episode: Magic moments (91) --------------------------------------------- Alex, Holly & Isobel   Nach einer herrlichen Hochzeit durften selbstverständlich die Flitterwochen nicht fehlen. Aber wo macht man Flitterwochen, wenn man bereits im Paradies lebt. Diese Frage hat sich Holly besonders lange gestellt und Vorschläge wie Schweiz, Frankreich und Texas ausgeschlagen. Sie hatte keine Ahnung, was für Ideen ihren Mann ihr Mann als nächstes anschleppen wollte, als sie selbst auf etwas stieß, das sofort ihr Interesse weckte. Nur einen Helikopterflug entfernt lag die Garteninsel Kauai von O’ahu entfernt. „Kauai ist die geologisch älteste Insel der hawaiianischen Inseln. Geschaffen wurde sie durch die Vulkanaktivität des Mount Waialeale, der 1569 m hoch ist. Vergleichen zu Mauis und Big Islands Vulkanen sehr niedrig. Die Insel wurde im Jahr 1778 von James Cook als erste Insel entdeckt. Heute ist die Insel die viertgrößte Insel von Hawaii und bei vielen Besuchern die beliebteste. Die Insel hat zahlreiche Landschaften zu bieten und ist vor allem für Wanderfreunde eine wahre Fundgrube wunderschöner Wanderungen. Steile Bergkämme, tiefe grüne Wälder und Schluchten sowie eine grüne Pflanzenwelt charakterisieren die Inseln. Zu den Highlights gehören im Nordwesten die Napali Coast und im Westen der gigantische Waimea Canyon.“, zitierte Holly einen der unzähligen Reisekataloge. Schon zu dem Zeitpunkt hatte Alex verloren. Immer dann, wenn in den Augen seiner Frau diese ganz bestimmte Leidenschaft loderte, musste er sich unterordnen. So saßen Alex, Holly und Isobel nur zwei Monate nach der Trauung in einem kleinen Privatflugzeug, dass die Familie nach Kauai flog. Dort ging es erst mal in ein wunderschönes Hotel an der Nordküste bei Anini. Dort lag das längste Riff von Hawaii und diesmal hatte sich Alex vorgenommen, dass er sowohl tauchen, als auch schnorcheln wollte. Zuerst stand allerdings etwas anderes auf dem Programm: Schon am zweiten Tag wollte Holly den Kukui Trail hinauf zum Waimea Canyon. Wieder ordnete sich Alex brav unter. Isobel durfte auf ihren Kinderwagen verzichten. Stattdessen trug Alex  sie in einer speziellen Vorrichtung vor seiner Brust. Die Kleine wackelte mit den Füßen und blickte sich interessiert um. Sie war vollkommen damit beschäftigt neue Eindrücke zu sammeln. Es war heiß auf Kauai, weshalb Izzy und Alex ein Footballcap trugen. Auf Alex Nasenspitze saß eine Sonnenbrille. Der leichte Wind schaffte nur bedingt Abkühlung. Stattdessen war ihm heiß, immer wieder wedelte er sich etwas Luft zu, oder zupfte an seinem hellblauen Oberteil. Holly hingegen genoss die Wärme voll und ganz. Mit einem Sonnenhut, einem hübschen Strandkleid und einer Sonnenbrille konnte es ihr auch gar nicht schlecht gehen. Immer wieder lächelte sie ihren Liebsten zu und reckte ihr Gesicht gen Himmel. Die warme Sonne hinterließ ein angenehmes Kribbeln auf der Haut. „Dir ist schon klar, dass du gerade unglaublich heiß aussiehst.“, stellte Holly mit einem kleinen Stirnrunzeln fest. Alex drehte seinen Kopf zu seiner Frau. „Heißer als sonst?“, fragte er keck. „Oh ja, ein durchtrainierter Mann, wie du bist und noch dazu mit einem bezaubernden Baby. Du sammelst gerade eine Menge Pluspunkte.“ „Dass Frauen aber auch immer so auf Babys abfahren.“. lachte er vergnügt vor sich hin. „Und auf dich … du mit deinen hübschen Tattoos, die gerade ein bisschen in der Sonne glänzen und dank dem kurzärmligen T-Shirt so absolut lecker aussehen.“ Das Grinsen auf Alex‘ Zügen wurde breiter, ging aber sehr schnell in ein Seufzen über. „Was bleibt mir auch anderes übrig, als gerade besonders heiß auszuschauen, mir ist auch verdammt heiß und warum? Weil sich meine geliebte Ehefrau unbedingt auf den Kukui Trail begeben wollte…“, seufzte er auf und schüttelte energisch seinen Kopf. „Als wenn dich die Landschaft nicht ebenso faszinieren würde.“, rollte sie mit ihren Augen und zog eine kleine Schnute. Alex zögerte und hob seinen Blick. Vor ihnen erstreckten sich die unglaublichen Weiten des Waimea Canyon! Hohe Berge türmten sich auf, Schluchten fielen tief hinab. Der dunkelrote Lavastein und die pechschwarzen Felsen ergänzten sich hervorragend mit den etlichen bemoosten Stellen und den kleinen Wäldchen. Wohin das Auge auch blickte, der Anblick war unglaublich! Die zerklüfteten Felsen waren majestätisch und bedrohlich zugleich. „Aha, dir gefällt es also wirklich.“, begann Holly breit zu grinsen. Wieder verzog sich Alex‘ Gesicht. „In Ordnung, du hast Recht. Ich bin beeindruckt.“, raunte er, als sich die kleine Familie an einigen Touristen und dazu passenden Souvenirständen vorbeischoben, um in Richtung Aussichtsplattform zu wandern. „Außerdem schadet ein bisschen Sonnenschein nicht.“, zuckte Holly mit ihren Schultern. Abermals zückte sie ihren Reiseführer und beäugte Isobel kritisch. Die Kleine fühlte sich unter ihrem Sonnenhütchen pudelwohl, quietschte und freute sich. Ebenso brabbelte sie freudig vor sich hin. Holly schmunzelte und blätterte durch den Reiseführer. „Ehre und Pracht sind vor ihm; Strength and beauty are in His sanctuary. Stärke und Schönheit sind in seinem Heiligtum…“, las sie mit einem kleinen Lächeln vor. „Was ist das?“ „Ein Psalm aus der Bibel.“ „Seit wann sind wir gläubig?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen und irritierten Blick. „Sind wir nicht, aber das steht bezüglich dem Canyon hier drin!“, zeigte sie ihm energisch die Seite. Alex schob den Reiseführer beiseite. „Ich schau mir viel lieber das Original an.“, stellte er knapp fest und wanderte mit Holly bis zum Ende der Aussichtsplattform. Vor ihnen erstreckten sich die unendlichen Weiten des Canyons. Einige Nebelfelder hingen noch zwischen den Felsmassiven fest. Holly reckte ihren Hals und beobachtete die kleinen Flüsse, die durch das Tal flossen oder sich ihren Weg zwischen den Felsen hindurch bahnte. „In solchen Momenten kommt man sich ganz schrecklich klein vor.“, stellte Holly fest und sah wieder hinab ins Tal und im nächsten Moment die steilen Felsen entlang. Es war ein solch wunderhübsches Farbenspiel. Diverse Nuancen der Farbe grün, rot, braun, schwarz und zusammen mit dem blauen Himmel war das Bild nicht mehr zu übertreffen. Sie zückte ihre Digitalkamera und sprang einen Schritt zurück. „Geh noch einen Schritt zur Seite.“, wies Holly ihn an, denn ein Regenbogen hatte sich in der Ferne, im sanften Dunstschleier des dünnen Regenschauers gebildet. Alex tat wie ihm geheißen und drehte sich mit einem kleinen Lächeln zu ihr um. „Izzy, sag mal Dadda.“, grinste Holly. Die Kleine strahlte in die Kamera und ließ sich brav fotografieren, als sie auf einmal ihren Mund öffnete. „Dadda.“, brabbelte sie, grinste. Alex und Holly starrten einander mit großen Augen an. „Hast du das gehört? Ihr erstes Wort ist Dadda!“, jubelte Alex auf und befreite sie aus der Tragevorrichtungen. Mit ausgestreckten Armen hob er seine Tochter in die  Luft, die laut zu Lachen begann. „Na das fängt ja früh mit dir an… du kannst ja reden.“, lachte er freudig und betrachtete den kleinen Menschen, der ihn freudig anstrahlte. Holly fotografierte die Zwei noch einmal, bevor sie an sie heran trat. „Sie macht dir einfach die besten Geburtstagsgeschenke, was?“, zwinkerte sie Alex zu. Alex setzte das kleine Mädchen auf seiner Hüfte ab und zog Holly mit seinem freien Arm an sich. „Ihr zwei seit mein bestes Geburtstagsgeschenk, ganz egal, wie sehr du mich manchmal durch die Gegend scheuchst.“ Er hatte heute Geburtstag. Noch vor zwei Jahren war es ein schrecklicher Tag der Einsamkeit und heute stand er hier. Erhaben auf der Plattform über dem Waimea Canyon und in seinen Armen hielt er zwei Menschen, die ihn aus der Dunkelheit gezogen hatte. Holly lehnte ihren Kopf an seine Brust. „Dein anderes Geschenk bekommst du später.“, nuschelte sie leise. Er nickte und ließ seinen Blick schweifen. In der Ferne beobachteten Beide einen Vogel. Die Schwingen ausgebreitet flog er in den azurblauen Himmel. Die Sonnenstrahlen durchbrachen selbst das letzte Nebelfeld, das am Canyon hing. „Ich bin doch schon im Paradies … ich brauche nicht mehr…“, flüsterte er leise. „Ich weiß doch, aber ich habe trotzdem etwas für dich… aber das hat Zeit.“ Holly schmiegte sich an ihn und beobachtete den Vogel der immer höher stieg, lauschte dem Herzschlag von Alex und spürte die sanften Sonnenstrahlen, die ihre Haut küssten. Der blaue Himmel über ihren Kopf sorgte für ein weiteres zufriedenes Seufzen. „Lass uns zurück gehen, bevor es Izzy noch zu heiß wird… außerdem wartet doch noch ein Spaziergang auf uns.“, murmelte er in ihr Ohr und hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihre weiche Wange.  Voller Freude ergriff er Hollys Hand und zog sie mit sich, den Weg zurück. Dabei schenkte er ihr ein zärtliches und liebendes Lächeln.         Arm in Arm kehrten sie von Kukui Trail zurück. Die Sonne im Rücken und vor ihnen das unglaubliche, blaue Meer. Holly summte eine kleine Melodie, zu der Isobel immer wieder einnickte. Alex trug die Kleine mit Leichtigkeit vor sich her und streichelte immer wieder über ihr Köpfchen, während die kleine Lady ganz eifrig auf ihrem Schnuller herum nuckelte um sich ins Reich der Träume zu begeben. „Was genau ist eigentlich unser zweites Ziel für den heutigen Tag?“, fragte Alex interessiert und nahm die Hand von Holly. Sanft barg er ihre Finger zwischen den seinen und einen Moment lang streichelte er zärtlich über ihre Ringe, die ihren Finger so fabelhaft zierten. „Lass dich doch einfach überraschen.“, verkündete Holly mit einem kleinen Lächeln. Sie zwinkerte Alex zu und ließ ihren Blick noch einmal hinüber zum Canyon gleiten, der langsam hinter der nächsten Kurve verschwand. Sie lächelte und drückte Alex‘ Hand, seufzte auf und hob ihre Schultern. „Was ist los?“, fragte Alex skeptisch nach. Die Augenbraue gehoben betrachtete er Holly. „Ach, ich weiß auch nicht. Ich habe nur ein bisschen das Gefühl, dass alles zu gut ist. Was ist, wenn das nicht so bleibt?“ „Jetzt hör mit deiner Schwarzmalerei auf. Wir haben es endlich geschafft die grauen Wolken hinter uns zu lassen und ich habe keine Lust, dass nochmal welche in unserem Leben auftauchen. Und das wird auch nicht passieren, da bin ich mir sicher. Wir haben uns endlich bewiesen. Wir haben zueinandergefunden und weiß Gott genug Drama durchgemacht. Für dieses Leben habe ich genug davon. Lass uns im nächsten darüber reden, ob noch ein Drama auf uns wartet.“, lächelte Alex. „Du glaubst also, dass wir uns in einem nächsten Leben wieder finden.“ „Natürlich. Immerhin gehören wir zusammen.“, grinste er breit und streichelte zärtlich über Hollys Wange. Es war alles so einfach und er für seinen Teil hatte die Gewissheit, dass auch alles so bleiben würde. Keinen anderen Gedanken wollte er zu lassen! „So und jetzt will ich endlich wissen, was du noch geplant hast.“ Mit einer geheimnisvollen Miene legte Holly ihren Finger auf ihre Lippen und hob die Schultern. „Lass dich überraschen … es hat aber etwas mit dir … und mir zu tun.“, flötete sie unschuldig. „Oh ha … ich hab da schon so eine Idee!“, lachte Alex nicht gerade wenig begeistert auf! Ein Lachen, dass die Leichtigkeit seines momentanen Lebens ganz gut wiederspiegelte… Kapitel 92: XXII. Episode: Magic moments (92) --------------------------------------------- Es war ein wunderschöner Morgen in Honolulu, der Glitzerstadt. Alex und Holly waren noch immer in ihren Flitterwochen. Selbstverständlich ging das Leben auch ohne sie weiter. So löste sich der gigantische Feuerball aus dem Meer und stieg langsam in den Himmel, verscheuchte selbst das letzte bisschen schwarz und schien förmlich die Wolken vor sich her zu treiben! Eilig zogen sie über die Dächer der Stadt hinweg und ließen einen klaren, hellblauen Himmel zurück, der sich im Meer geradezu spiegelte. Die sanfte Morgenröte verschwand allmählich, als sich die ersten Surfer in die Fluten stürzten und sich von ihnen mitreißen ließen. Am Horizont verschmolz der hellblaue Himmel mit dem hellen Glühen des Morgens. Eine wunderschöne Atmosphäre, die keine Hektik zuließ.   Finley & Grace   „Ich verstehe es nicht.“, legte Finley seine Stirn in Falten. Er saß im Schneidersitz auf der Küchenplatte und sah sich in der Küche um. Sie war auf Hochglanz poliert. Kein Krümelchen erinnerte an den kleinen (erotischen) Mitternachtssnack, denn die zwei hungrigen Partygänger dringend benötigt hatten. „Mir vollkommen egal, du gehst jetzt da endlich runter!“, beschwerte sich Grace und warf einen Schwamm in seine Richtung. Finley schloss die Augen als das nasse Etwas auf seine Brust traf. Er schmatzte, legte die Stirn in Falten. „Du tust ja gerade so, als wären wir Schweine…“, maulte er vor sich hin und streckte seine Beine aus. „Hast du schon vergessen wie es gestern Abend ausgesehen hat?“ „Nein, vor allem weil ich noch genau weiß, was wir gemacht haben.“, blitzte wieder der Schalk in seinen Zügen auf. Oh er erinnerte sich wahrlich gut daran und vermutlich war genau deshalb das Grinsen besonders breit und frech. „Das ist nicht witzig Finley!“, beschwerte sich Grace. „Na ich war es nicht der unbedingt ein Erdnussbuttersandwich wollte. Ich hätte mich auch damit zufrieden gegeben dich im Bett zu vernaschen. Du warst es, die unbedingt zuerst noch in die Küche wollte und das, nachdem wir es kaum noch nach Hause geschafft haben … und im übrigen warst es du, die mich auf der Party bereits auf die Toilette gezerrt hat und zwar nur um mir kurz deine Reizwäsche zu präsentieren. Also ich bin vollkommen unschuldig!“, schob der Australier entschieden seine Unterlippe nach vorne. Grace starrte ihn zornig an. „Du hast genauso mitgemacht.“, beklagte sich Grace. „Aber nur weil ich anstatt Erdnussbutter Marmelade wollte…“ „Ja. Und? Wer hat das Besteck am Vortag nicht abgewaschen?“ Mit Unschuldsmiene hob Finley seine Schulter. „Jetzt tu nicht so, als hätte es dir nicht gefallen.“ „Das mache ich ja auch gar nicht.“, beschwerte sich Grace und stemmte ihre Arme in die Seiten. Natürlich bedachte Finley sie mit einem kleinen Grinsen. „Aber?“, abwartend huschte sein Blick durch die sterile Küche. „Ist dir schon mal aufgefallen, wie wir hausen? Die Küche ist schmutzig, überall liegt die Kleidung rum und ich habe so den Verdacht, dass das nicht alles ist.“ „So schlimm ist es doch gar nicht und bisher hat dich das Chaos doch auch nicht gestört.“, maulte er vor sich hin. „Ja, bisher.“ Sie schmollte und drehte ihren Kopf zur Seite. Fin seufzte auf. „Wir haben kein Ungeziefer in der Wohnung und es gibt führ wahr schlimmere Haushalte.“ „Aber auch schönere.“ „Die haben alle eine Putzfrau!“, grinste Finley. Grace Augen wanderten umher, ehe sie diese gekonnt verdrehte. „Okay. Was ist auf einmal anders?“, fragte er nach und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Wieder verließ ein Seufzen die Lippen der Koreanerin. „Kleines?“ Finley tat einen Schritt auf sie zu und legte seine Arme auf ihren schmalen Schultern ab. Er stupste ihre Nase sanft mit der seinigen an und hauchte ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange. „Was ist los? Hmm? Sagst du es mir? Du bist schon seit Tagen so komisch…“ Wieder wanderte ihr Blick zu Finley. Als sie in dem strahlen seiner blauen Augen versank, entwich ihr ein kleines Seufzen. „… ich bin überfällig… seit zwei Wochen.“ Schon schnellten die Augenbrauen von Finley in die Höhe und ganz langsam hob er seinen Blick. Er schluckte den dicken Kloß hinab, der sich in seinem Hals gebildet hatte. „… wir müssen ordentlicher werden.“, nuschelte er leise. „Sag ich doch.“ Grace ließ sich in seine Arme sinken, während sich der vollkommen irritierte Australier etwas umsah. Er hatte noch nicht ganz begriffen, was ihre Worte bedeuteten…   Alex, Holly & Isobel   Die Garteninsel hielt so viele Überraschungen bereit, was Alex und Holly immer wieder aufs Neue feststellen mussten. Es war schon sehr viel später am Tag, als sich Alex und Holly gemeinsam mit ihrem Töchterchen noch einmal auf Wanderung begaben. Diesmal thronte die Kleine auf dem Arm ihrer Mutter. Mit einem identischen Jäckchen und einer ebenso gleichen Sonnenbrille sahen beide absolut niedlich aus, weshalb Alex es sich nicht nehmen ließ ein kleines Foto zu schießen. Die Hitze hatten sie lange hinter sich gelassen. Stattdessen tauchten sie ein in den tiefen Wald von Kauai tauchten. Die Kühle des Schattens erwartete die kleine Familie und mitten in dem grün des Waldes wuchsen tausende von rosa Rosen. Alex zog dennoch eine kleine Schnute. „Ich bin kein Fan von Wäldern. Warum also sind wir hier?“, fragte er seine Frau und schielte zu Holly, die ganz angetan von der Rosenpracht wirkte und hier und da an einer schnupperte. „Weil das hier ein Wanderweg ist. Kein Dschungel und du bist auch nicht mit dem Flugzeug abgestürzt.“, legte sie ihre Stirn in Falten und ergriff seine Hand. Isobel auf ihrer Hüfte sitzend wanderten sie weiter. „Ja, das ist mir durchaus klar, aber was genau machen wir hier, Honey?“, wollte er sehr interessiert wissen. „Wir gehen spazieren.“ „Das können wir doch auch am Strand.“, beklagte er sich leise. „Ja ja.“, tat Holly seinen Einwand mit einem entschiedenen Kopfschütteln ab. Der Boden unter ihnen war sehr trocken und immer wieder wurde das Erdreich von großen, glatten Felsen durchbrochen. Der Weg führte auf eine lange Holzbrücke zu, die sich über einen der zahlreichen Flussläufe spannte. „Ich finde es hier toll. Hier riecht es so gut.“, atmete Holly zufrieden durch. „Wieso wusste ich das… meine Einwände werden in dieser Familie nicht gehört.“, maulte Alex. Izzy hob ihre Hand und deutete befehlend in die Richtung der Brücke. „Siehst du, deine Tochter will auch lieber weiter in den Wald hinein.“ „War es nicht das, was ich gerade gesagt habe? Gegen euch bin ich eindeutig wehrlos.“, grinste Alex und führte seine Frauen auf die leicht knarzende Holzbrücke. „Puh. Höher als gedacht.“, weiteten sich Hollys Augen ein bisschen. „Ach? Hast du etwa Angst?“ „Nein!“, zeigte sie ihm frech ihre Zunge. Alex lachte munter auf. „Doch hast du.“ „Gar nicht wahr.“, nuschelte Holly und verweilte in der Mitte. Ihr Blick glitt über das gigantische Blumenfeld, das sich entlang des Flusses erstreckte. Paradiesische Pflanzen in ihrem natürlichen Zustand. Ohne den Einfluss von Menschen konnten sie hier wild und bunt vor sich hin wachen. Kein Gärtner kürzte irgendwelche Stängel, keine Kinder schnitten sich an Dornen. Es war ein kleines Paradies. Einfach absolut unglaublich, weshalb Holly doch glatt zu Lächeln begann. „Wow. Das ist unglaublich…“, flüsterte sie andächtig. So viele bunte Farbe. Alex lehnte sich etwas auf den Handlauf der Brücke und sah ebenfalls hinab. „Du hast Recht. So wie das Leben eben sein soll. Unglaublich und voller Farben.“ Seit Holly in sein Leben getreten war hatte er all das. Sie lachten miteinander – stritten zwar ab und an, aber das Leben schien besser zu sein. Holly atmete den klaren Duft ein und schloss ihre Augen. Langsam legte sich ihr Kopf in den Nacken. „So… wann bekomm ich den Song zu hören?!“, fragte Alex mit einmal Mal. Sie lachte auf. „Woher weißt du, dass es einen Song gibt.“ „Ich kenn dich mittlerweile ganz gut, Honey. Ich weiß genau wie du aussiehst, wenn dir gerade wieder irgendwelche musikalischen Zeilen durch den Kopf spinnen. Du hast doch auch vorher so angestrengt nachgedacht und ich bin mir fast sicher, dass du immer, wenn du abends am Klavier sitzt, nur an diesem einen Song arbeitest.“, stellte er mit einem schulterzucken fest und richtete sich langsam auf. Holly biss sich auf die Unterlippe. „Möglich.“, murmelte sie. „Sogar sehr möglich.“ Alex legte seinen Arm um sie herum und zog sie an sich heran. Sanft küsste er ihre weichen Lippen, als Isobel aufquietschte. Alex betrachtete die Kleine. „Sag bloß, du bist eifersüchtig auf Mami…“, hob sich seine Augenbraue. Isobel sah ihn einfach nur mit großen Augen an, wackelte mit ihren Füßen und fuchtelte mit ihrem kleinen, erhobenen Zeigefinger herum. „Oh…!“, riss Holly ihre Augen auf und starrte nach unten in den schmalen Fluss. „Was denn?“ Alex blinzelte irritiert. „Ihr Schuh …“ Jetzt sah auch er nach unten. Da schwamm er. Das kleine, schwarze Schühchen von Isobel. „Oh…“, machte Alex ebenfalls. Izzy wirkte wenig begeistert, deutete immer wieder nach unten. Kurz tauschten ihre Eltern einen Blick miteinander. „Na da ist doch glatt dein Schuh einfach so von deinem Fuß gesprungen, was!“, grinsten Holly. Alex nahm die kleine Elfe und hob sie in die Höhe. Isobel lachte und breitete die Arme aus. „Wie gut, das kleine Elfen keine Schuhe brauchen.“, zwinkerte er seinem freudig lachenden Mädchen zu. Es war ein Lachen, in das ihre Eltern nur zu gerne einstimmten!   Kapitel 93: XXII. Episode: Magic moments (93) --------------------------------------------- Ryan & Leila   Ryan beugte sich über den Schreibtisch und zückte den Kugelschreiber. „Muss ich mit meinem vollen Namen unterschreiben?“, fragte er kritisch nach. Der Mann vor ihm nickte. „Leider kann ich Ihnen das nicht ersparen.“, nickte der Anzugträger mit der Hornbrille und dem grauen Haar. Der Anzug war nicht mehr der Jüngste, ebenso wenig wie der Besitzer. „Ryan Manko Sheridan.“ Leila grinste. „Das ist nicht lustig.“, murrte er vor sich hin. „Ich kann nichts für den Namen, den mir meine Eltern verpasst haben.“ „Du hast eben ein kleines Manko…“ „So? Welches?“ Ryan setzte seine Unterschrift und reichte ihr den Stift. Die junge Frau hob mit verführerischem Blick ihre Schultern. „Vielleicht lässt du dich einfach viel zu leicht um den Finger wickeln.“, stellte sie mit einem verruchtem Grinsen fest. „Aber nur von dir.“, zuckte er seine Schultern. Der Anzugträger räusperte sich. „Miss Evans ...“, wies er auf das Blatt. Sie nickte. „Bitte mit geborene Evans.“, meinte der Mann entschieden. „Leila Carol Sheridan, geborene Evans…“, sprach sie vor sich hin. „Wie gut das ich eine längere Zeile habe.“ Sie reichte den Stift mit einem kleinen Lächeln dem Mann zurück. „Gut. Dann darf ich sie, Kraft des mir durch den Staat Hawaii verliehenen Amtes zu Mann und Frau erklären.“, klatschte er in die Hände. Ryan grinste breit und gab Leila einen sanften Kuss auf die Lippen. „Seid ihr endlich fertig?“, beklagte sich Chris, der schräg hinter Ryan saß. „Jetzt hetz uns nicht. Ich hätte dich ja nicht mal mitgenommen, leider sind Trauzeugen Pflicht.“, verdrehte Ryan seine Augen und legte den Arm um die schmale Taille von Leila, die sich mit einem lieblichen Lächeln an ihn kuschelte. Chris und Frederick tauschten einen kurzen Blick miteinander. Frederick rieb sich seine Augen. „Kann ich jetzt wieder in mein Bett zurück.“, beklagte er sich missmutig. „Es ist 12 Uhr.“, hob Leila eine Augenbraue. Ryan hatte seinen Arm um ihre Schulter gelegt und führte sie aus dem Standesamt. Leila kuschelte ebenso an ihm. Auf ihren Lippen ein liebliches, freudiges Lächeln. Sie fühlte sich unübertroffen gut und war endlich in ihrem Leben glücklich geworden. Mit dem richtigen Mann an ihrer Seite war das ein Leichtes! „Ja. Noch mitten am Morgen.“, stellte Frederick ein kleines bisschen entrüstet fest. Chris grinste schief. „Ich dachte wir gehen noch was essen.“ „Nein nein, da hast du dich verhört. Wir gehen was essen.“, deutete Ryan auf sich und Leila. Mit einem Mal ähnelten sich die Gesichtsausdrücke der beiden Männer erheblich. Frederick und Chris schnaubten. „Und das ist jetzt der Dank, dass ich mit euch mitgegangen bin?“, maulte Frederick leise. „Du bist freiwillig mitgekommen und gerade wolltest du doch noch ins Bett!“, stieß Ryan ein kleines bisschen entrüstet aus. „Ja, schon, aber …“ „Nein, da gibt es kein aber. Mach‘s gut, bis irgendwann.“ Ryan schob sich an Frederick vorbei und schlenderte mit Leila im Arm weiter. Zurück blieben die Trauzeugen, die alles andere als erfreut wirkten. Leila und Ryan war das egal. Sie sahen einander liebevoll an und verschwanden auch schon die Promenade entlang. Auf sie wartete en Tag voll herrlicher Entspannung, denn immerhin war das ihr Hochzeitstag. Frederick atmete tief durch, hob die Schultern und starrte kurz ein paar Löcher in die Luft. „Ich geh wirklich wieder schlafen. Was kann ich auch sonst machen…“, zuckte er mit den Schultern. „Du hast eindeutig zu viel Zeit.“ „Ich arbeite einfach abends.“, brummte Frederick und schlenderte los. Die Sonne schien ihm auf das Haupt und der angenehme Duft nach Meerwasser stieg ihm in die Nase. Er begann zu lächeln. Ja, Frederick war genauso glücklich wie Leila und Ryan. Chris blieb als Einziger zurück. „Und was mach ich jetzt?“, fragte er sich selber leise, sah sich um. Überall rannten gut gelaunte Menschen umher, die das Leben liebten. Ihn überforderte zu viel Freizeit leicht …   Alex, Holly & Isobel   Am frühen Nachmittag verließ die Familie ein letztes Mal für den heutigen Tag das gemütliche Hotelzimmer. Ziel war die Na Pali Coast. Eine ganz besondere Küste! Zwischen den hohen Vulkanfelsen hatten sich lauter kleine Buchten gebildet. Teilweise nur schwer zu erreichen. Die Felsen rings um die Küste hatten so viele unterschiedliche Farben. Von einem dunklen, kräftigen schwarz, bis zu einem hellen rot. Zwischendurch wucherte das Moos und einige Algen am Meer. Die Felsen ragten weit ins Meer hinein und wurden dort von dem tiefblauen Wasser verschluckt. Laut rauschend rollte eine Welle nach der anderen in die Bucht. Es schäumte und gurgelte geradezu. Einige Möwen kreisten am Himmel, kreischten laut. Eine unglaubliche, beruhigende Naturmelodie. Alex breitete eine Stranddecke aus und ließ sich zufrieden darauf fallen. Holly saß gleich neben ihm, hatte Isobel auf dem Schoss und fütterte die Kleine. Seit ein paar Tagen durfte sie auch mal Apfelmus essen und die kleine Elfe war absolut begeistert von dieser leckeren Köstlichkeit. Brav sperrte sie ihren Mund auf, weigerte sich dann aber den Löffel wieder her zu geben. Bereits um ihren ganzen Mund fanden sich ein paar Apfelmusstückchen. Holly grinste breit und lauschte der Melodie einer Ukulele und einer Trommel. Sie waren hier am Strand nicht alleine und das war auch gut so. Viele Besucher hatten sich hier her zurückgezogen um den Tag ausklingen zu lassen. Alex öffnete den Picknickkorb und suchte ein paar Sachen heraus, während sein Blick immer wieder über den Strand huschte. Kurz vor dem Meer standen zwei junge Männer, spielten auf der Ukulele und der Pao – einer Trommel – und passend dazu tanzte eine junge Frau. Sie trug einen grünen Hularock und anstatt eines Bikinioberteils zwei Kokosnüsse als BH-Schalen. Dazu mehrere Perlenketten, die sie locker um ihren Hals geschlungen hatte. In ihren braunen Locken steckte eine gelbe Blumenkette. Sie lächelte vor sich hin und tanzte passend zu den Klängen. Er reichte Holly eine Flasche Wasser und warf sich ein Stück Ananas in den Mund. Zufrieden vor sich hin schmatzend ließ er sich auf den warmen Boden sinken. Er stemmte sich nur mit seinen Unterarmen ab, gähnte genüsslich und sah wieder zu Holly. „Freust du dich schon auf nächste Woche?“, fragte er nach. Holly wog ihren Kopf hin und her. „Es wird sicher anstrengend. Vor allem für Isobel. Der lange Flug, das andere Klima.“ „Ach, das habe ich doch gar nicht gefragt, Holly. Freust du dich?“, fragte er nochmal nach und ließ sich wieder etwas nach hinten sinken. Auf seiner nackten Brust spielten die Sonnenstrahlen miteinander, wärmten ihn und entlockten dem Mann ein zufriedenes Brummen. Im Moment könnte es ihm gar nicht besser gehen. „Natürlich freu ich mich. Du hast ja schon oft genug davon geredet. Es wird langsam echt Zeit, dass ich den Ort sehe, der dich seit deiner Kindheit nicht mehr los gelassen hat.“ Alex nickte wieder. „Wir haben den Termin auch oft genug verschoben. Jetzt ist es endlich Zeit, auch wenn ich die ganze Planung nochmal ändern musste.“ „Es ist doch schön, dass uns Ryan und Leila begleiten.“ „Ja, schon … aber es sind schon ganz schön viele Leute, die uns jetzt begleiten.“ „Unsinn. Chris. Finley und Grace. Scott. Ylvie und Mikael … und Ryan und Leila.“, zählte Holly auf. „Jaha. Das wird sicher ein ganz besonders spannender Urlaub… langweilig wird es sicher nicht.“ „Glaube ich auch. Und entspannt haben wir uns ja in den letzten Tagen. Ich freu mich schon auf die Toskana.“, begann Holly zu lächeln. „Ich mich auch.“ Zufrieden nahm sie das mitgebrachte Obst entgegen und ließ es sich ein bisschen schmecken. „Und wenn wir zurück sind nehmen wir endlich unser Zukunftsprojekt in Angriff.“, erstrahlte ein Lächeln auf ihren Zügen. Alex nickte. „Stimmt. Der Club ist bezahlt. Jetzt wartete er nur noch darauf restauriert zu werden und danach ist es endlich unseres. Ich habe noch eine Staffel bei Five-O und dann hab ich endlich alle Zeit der Welt mir meine Träume zu verwirklichen, die ich bisher noch nicht erreicht habe.“, streckte sich Alex zufrieden aus, schmatzte etwas und strich sich über den Bauch. Holly beobachtete ihren Ehemann ein kleines bisschen. „Das wird perfekt. Einfach unglaublich und ich freu mich schon jetzt… wieder Musik machen und zwar auf meiner eigenen Bühne. Ach Alex, endlich scheint das Leben uns gnädig zu sein.“ Er öffnete ein Auge und schielte zu ihr. „Und das wird sich garantiert auch nicht verändern. Ich habe nämlich keine Lust mehr auf Drama.“, meinte er mit einem sanften Lächeln. „Ich auch nicht und unser kleiner Liebling sicher auch nicht.“, wog Holly die Elfe hin und her und betrachtete das Mädchen, das vollkommen erschöpft und mit einem kleinen Apfelmusbart eingeschlafen war. Holly tupfte ihr vorsichtig die Mundwinkel ab und legte Izzy zu ihrem Daddy auf den Bauch. Er lächelte selig vor sich hin und streichelte über den Rücken von seiner Tochter, die an seine Brust gekuschelt schlief. Holly sah hinüber zu der Silhouette der Musiker und der Tänzerin, die sich leichtfüßig über den Strand bewegte. Wieder atmete sie tief durch und knabberte zufrieden auf dem Obst herum. Sie genoss die letzten paar Sonnenstrahlen des Abends und ihre Umgebung. Sie summte zu der Melodie der Ukulele und wackelte dazu passend mit ihren nackten Füßen. Schließlich ließ sie sich neben Alex sinken und lehnte sich etwas an ihn. Die kleine, etwas dösende Familie ließ sich von Nichts aus der Ruhe bringen. Selbst nicht von der Sonne, die langsam am Horizont verschwand…. Kapitel 94: XXIII. Episode: Freedom (94) ---------------------------------------- Und dann endlich, war er gekommen. Der Urlaub von dem Alex bereits seit einer geraumen Zeit träumte und er leider immer wieder verschoben werden musste. Endlich war es so weit. Am 12. September starteten sie in den Himmel und direkt in Richtung Europa. Das herrliche Italien erwartete sie bereits. Eigens für sich und seine Freunde hatte Alex gebucht und freute sich jetzt ganz besonders von dem Aufenthalt an einem Ort, den er mit einer glücklichen Kindheit verband. Um den Flug vor allem Isobel zu erleichtern waren zwei lange Zwischenstopps mit Übernachtung in einem Hotel eingeplant. Einmal in San Francisco und einmal in München und genau dort befand sich die Reisegruppe mittlerweile. Eigenartigerweise waren alle erschöpft, müde und abgespannt, außer Isobel! Die Kleine fand Fliegen lustig und wirkte aufgeweckt wie nie zuvor. Ganz zum Leidwesen ihrer schlafbedürftigen Eltern! „Wie wäre es heute Abend mit Fußball?“, fragte Finley und steckte sich einen Lutscher zwischen die Lippen. Von den Mitreisenden kam keine Antwort. „Ach kommt schon Leute. Laut Rangliste der umsatzstärksten Klubs ist der FC Bayern auf Platz 4.“ „Finley, ließ nicht so viel wikipedia, oder du bekommst Computerverbot.“, maulte Grace leise. Noch niemand ahnte etwas von ihrer Schwangerschaft, doch im Moment hatten die Hormone voll zugeschlagen! So hatte ihr der Flug besonders zugesetzt. Finley seufzte theatralisch auf und verdrehte seine Augen. „Ich mein ja nur…“, brummte er kleinlaut. Vor sich her schob er den Wagen mit einigen Koffern. Alex schritt gleich neben ihm, Ryan, Chris und der Rest folgte. Holly und Isobel hielten indes nach Ylvie und Mikael Ausschau, denn sie wollten das Paar aus Island am Münchner Flughafen treffen. Vor ihnen erstreckte sich die Weite von Terminal 2. Viele Menschen rannten um eher, hatten anscheinend noch allerhand mit Einkaufen und dergleichen zu tun. Alex war erleichtert, dass es erst in 32 Stunden für sie in die Lüfte ging. Seine weißes Shirt klebte unangenehm und er fühlte sich gar nicht mehr wohl in seiner Haut. Immer wieder rutschte die Sonnenbrille von seiner Nase, weshalb er diese auf ihren richtigen Platz zurück befördern musste. Schließlich gab er auf. Die Sonnenbrille landete in seiner Hand, als Holly ihm mit einem kleinen Lächeln eine Flasche Wasser reichte. „Danke.“, zeigte er sein strahlendes Zahnpastalächeln. Alex zupfte an dem blauen Hemd, das er offen über dem weißen T-Shirt trug. Noch dazu eine Lederjacke und eine dunkle Hose. Der Australier sah trotz Müdigkeit wie immer blendend gut aus. Er nahm einen Schluck Wasser und schob das Gepäck weiter. „Ich bin eher für einen gemütlichen Abend im Hotel.“, sprach er in die Richtung von Finley. Dieser verzog sein Gesicht. „Wir sind den weiten Weg hier her gekommen um im Hotelzimmer zu liegen. Wann warst du das letzte Mal in Deutschland. Ich für meinen Teil noch nie.“ Chris atmete tief durch. Finley übernahm gerade eindeutig die Rolle der Nervensäge. „München wurde 1255 bayerischer Herzogssitz, war 1328 kaiserliche Residenzstadt und wurde 1506 alleinige Hauptstadt Bayerns.“, plauderte er. Alex schnaubte. „Ich glaube wirklich, dass ein wikipedia Verbot angebracht wäre.“, schielte er zu seinem kleinen Bruder, als Holly in eine Richtung deutete. „Das Starbucks. Dort sollen wir doch Ylvie und Mikael treffen!“, freute sich die Musikerin und ignorierte Finley gekonnt. „Wir könnten doch zum Marienplatz und …“ „Finley, ich stopf dir gleich höchstpersönlich den Mund! Dich hindert keiner daran, München zu erkunden, aber es gibt hier Leute die müde sind.“, knurrte Chris genervt. Ryan und Leila tauschten einen kurzen Blick miteinander. Sie schritten hinter den anderen her und sahen sich immer wieder verliebt an. Natürlich waren ihre Eheringe nicht unentdeckt geblieben, allerdings weigerten sich Beide darüber zu reden. Nach wie vor war Ryan der festen Meinung, dass er nur für Alex arbeitete und es keine Freundschaft war. „Ich begleite dich.“, ließ Scott mit einem Mal verlauten. Chris ah ihn verwirrt an. „Sag mal, waren wir gerade alle im selben Flugzeug? Sind wir alle gerade erst 16 Stunden geflogen. Warum wollt ihr euch die Stadt anschauen.“ „Ich weiß einfach nicht, wann ich das nächste Mal in Deutschland bin.“, zuckte Finley mit seinen Schultern. „Also mir reicht ein deutsches Bier um die Stadt zu testen.“, murmelte Chris vor sich hin. „Spaßverderber.“, beschwerte sich Finley. Alex lächelte in die Kamera einer jungen Frau, die ihn mit großen Augen anstarrte und anscheinend kaum fassen konnte, wer da gerade vor ihr stand. Holly kicherte. „Siehst du. Du hast überall auf der Welt Freunde.“, meinte sie zu ihm. „Du auch.“, nickte Alex zu einer anderen Person. Holly hob ihre Schultern und sah sich erwartungsvoll in alle Richtungen um. Izzy plapperte etwas vor sich hin und spielte mit der Kindersonnenbrille – kaute auf dem Gestell herum. „Da sind sie!“, rief Holly laut und setzte sich auch schon wieder in Bewegung. Am anderen Ende des langen Ganges hatte sie die blonden Haare von Ylvie und ihren Lebensgefährten entdeckt, der einen Großteil der Leute hier einfach überragte. Freudig eilte sie auf die Beiden zu und schon schlossen sich Ylvie und Holly in die Arme. Auf einmal tauchte hinter Mikael eine weitere Gestalt aus, die doch glatt noch ein Stück kleiner als Ylvie war und das war bei 1,53 m schon unglaublich. Sie hatte dunkle Haut und stechend grüne Augen. Ihre langen, braunen Locken hatte sie nur einem Haargummi bändigen können. Sie trug ein hübsches graues Kleid, das ihre unglaublich wohlgeformte Figur noch betonte. „Wer ist das?“, fragte Holly leise. „Das hier ist Freyja, meine beste Freundin und  … ein besonders großer Fan von Danny Williams.“, grinste Ylvie breit, neigte ihren Kopf zur Seite und blickte hinüber zu Scott, der sofort hellhörig den Kopf reckte und das Gespräch mit Finley absolut vergaß. Schon zuvor hatte er die klein gewachsene Frau entdeckt und betrachtete sie mit halb offenem Mund. Absolut angetan von dem wunderhübschen, entzückenden Wesen, das ihm geradezu entgegen strahlt. Auf ihren Wangen zeichneten sich ein paar Grübchen ab und ihre Ohrringe klimperten leise, als sie hinter Mikael auf die restliche Truppe zutrat. „Aloha …“, lächelte sie und streckte Scott die Hand entgegen. „Hey.“, grinste Scott und reichte ihr die Hand. Es war fast schon verblüffend wie klein sie war. Okay, er war auch nicht der Größte und somit passte das ganz besonders. Ylvie grinste breit. „Ich hab gegoogelt. In den einzelnen Ferienwohnungen ist doch noch ein Bett frei und da dachte ich, ich könnte sie mitbringen.“ „Oh, zur Not schlaf ich auf dem Sofa….“, lächelte Scott, der gar nicht mehr daran dachte Freyja los zu lassen. Noch immer sahen Beide einander an. Alex schüttelte lachend seinen Kopf. „Willkommen in der lustigen Truppe.“, zwinkerte Alex, während er Ylvie in seinen Arm schloss und danach Mikael die Hand reichte. „Lustig? Seit wann sind wir lustig?“, fragte Finley und blickte sich um. „Langweilig trifft es eher. Wer will denn unbedingt ins Hotel…“, Chris verpasste Finley eine gehörige Kopfnuss! „Können wir jetzt endlich gehen? Isobel gehört ins Bett.“ Bestätigend gähnte die Kleine. „Hier ist gerade mal 11 Uhr. Tagsüber sollten wir alle nicht schlafen, sonst schlägt der Jetlag noch zu. Wir können uns so lange den Olympiapark anschauen. Der ist gigantisch und die Münchner Innenstadt!“, schlug Ylvie freudig vor. Finley grinste triumphierend. „In Ordnung, dann laden wir das Gepäck – und den mürrischen Chris – beim Hotel ab und fahren uns die Stadt anschauen…“ „Izzy kann bei mir bleiben.“, schlug Chris mit einem kleinen Gähnen vor. „Ich leiste ihr einfach ein bisschen beim Mittagsschlaf Gesellschaft.“ Wieder lachte die Gruppe auf. Freyja hatte sich bei Scott untergehackt und guckte noch immer zu ihm nach oben. Vollkommen gebannt, dass sie endlich ihrem Traummann gegenüberstehen konnte. So oft hatte sie ihn im Fernseher angehimmelt und jetzt stand er ihr endlich gegenüber! In Lebensgröße! Sie war hin und weg! „Weißt du Chris, ich hab dich gewarnt. Aber du hast ja nicht gehört und die Nacht vor dem Flug durchgefeiert“, meinte Holly. Chris winkte ab und setzte sich wieder in Bewegung. Die restliche Gruppe folgte. Sie verließen den Flughafen. Über ihnen erstreckte sich der bayrische Himmel. Blau und weiß, denn ein paar Wölkchen zogen auf die entfernte Gebirgskette zu. Trotz der Distanz konnten sie sie sehen. Holly atmete zufrieden durch und kurbelte sofort die Fenster runter, als sie im Taxi saßen. Es hatte nur angenehme 20 Grad. Im Vergleich zur drückenden Hitze von Hawaii ein absoluter Traum, vor allem weil die Luft so klar und nicht so schrecklich feucht war. Als sie die Stadt erreichten erwachten auch Alex‘ Lebensgeister wieder. „Wie jetzt? Das hier ist eine Großstadt?“, fragte er ein kleines bisschen perplex.  Und ließ seinen Blick über die Häuser schweifen. Von gewaltigen Wolkenkratzern wie in Honolulu fehlte jegliche Spur. Stattdessen streckten mehrere Kirchtürme ihre langen Bauten in die Luft. Und ein Fernsehturm. „Ja, das ist es. Braucht ja nicht jeder so eine gigantische Stadt wie du.“, schmunzelte Holly, die mit Isobel auf der Rückbank saß. Das Taxi lud die Reisegruppe im Hotel ab. Eilig duschten alle, zogen sich um und schon ging eine kleine Sightseeingtour los. Ryan und Leila hatten sich ebenfalls in ihr Hotelzimmer verabschiedet und auch Chris blieb mit der schlafenden Isobel zurück, als  die Reisegruppe vom anderen Ende der Welt in das Herz der bayrischen Hauptstadt eintauchte.   Erst ein paar Stunden später kamen sie allerdings an ihrem Ziel an. Der Hunger hatte sie zuerst in die Münchner Innenstadt gezogen und dort musste sich Finley ganz dringend das Rathaus anschauen und danach zog ihn Grace in ein Kleidungsgeschäft nach dem anderen und auch Holly, Ylvie und Freyja ließen es sich nicht nehmen etwas nach Kleidungsstücken zu gucken. Alex, Finley, Mikael und Scott saßen wie bestellt und nicht abgeholt in den Geschäften. Die Frauen die dort einkaufen waren, starrten sie an. Besser gesagt Alex und Scott. Kaum jemand wagte es die Berühmtheiten anzusprechen und um ein Autogramm zu bitten. Im Park angekommen kosteten sie einen HotDog und aßen als Nachspeise Eis um gemeinsam den Fernsehturm nach oben zu fahren und einen Blick über die Umgebung zu erhaschen. „Die Stadt ist wirklich klein.“, murmelte Alex, der ganz gebannt die Berge in der Ferne betrachtete. Holly lehnte an ihm und beobachtete die Sonne. Durch ein etwas dichteres Wolkenmeer schickte sie ihre Strahlen gen Erde und hinab zum Olympiapark. Das Stadium war ganz in der Nähe, aber am unglaublichsten fand Holly den großen Park, den See mit so vielen Enten und Schwänen und daneben eine Stadt, die so gar nicht wie eine Stadt aus Amerika war. „Hier hätten wir auch ein paar Tage bleiben können.“ „Ein anderes Mal, Honey. Die Toskana erwartet und schließlich.“  „Ja, ich weiß… ich bin gespannt ob du auch von den italienischen Frauen erkannt wirst. Hier und da haben die Deutschen dich ja durchaus begafft.“ „Das liegt nur daran, dass ich so fabelhaft aussehe.“, grinste Alex schelmisch, gab Holly einen Klapps auf den Po und schlenderte ein bisschen die Fenster der Aussichtsplattform entlang um über die Weiten des Landes zu sehen. Holly hatte schon Recht. Hier war es durchaus auch schön. Vielleicht ja das nächste Urlaubsziel…   Am nächsten Tag ging es weiter. Von München nach Florenz und vom Flughafen Florenz zu den Ferienhäusern, die Alex gebucht hatte … Kapitel 95: XXIII. Episode: Freedom (95) ---------------------------------------- Wer die Ruhe sucht, war hier eindeutig richtig. In der Nähe der Stadt Siena, lag eine etwas kleinere Stadt: Buonconvento und dort ging es mit den Mietwägen weiter zu einem Hotel. Allerdings nur um die Schlüssel abzuholen, denn das Objekt der Begierde lag noch ein Stückchen weiter die toskanischen Hügel nach oben. Das Summen der Grillen und der Zikaden erfüllte die Luft. Hier und da wartete ein kleines Wäldchen darauf entdeckt zu werden, Weinberge erstreckten sich, wohin das Auge auch nur sah, hin und wieder ein kleiner See und eine wunderbare, grüne Hügellandschaft. Der Panoramaausblick wurde immer besser, je weiter sie in das Landesinnere hervor drangen. Zur Fattoria Pieve a Salti gehörte nicht nur eine große Hotelanlage, sondern auch Ferienwohnungen. Kleine Bauernhäuser im typischen italienischen Stil. Alex hatte sich wahrlich nicht lumpen lassen und alle zehn Ferienwohnungen gemietet, auch wenn sie nicht alle brauchten. Aber er wollte es vermeiden von irgendwelchen Fans belagert zu werden. Die nächsten Tage sollten nur ihm, seiner Familie und seinen Freunden gehören. Der Kies knirschte unter den Reifen, als die Autos vor den kleinen, schnuckligen Bauernhäusern hielten. Andächtig sah Holly nach draußen konnte sich kaum satt sehen am herrlichen Ambiente. Zwischen unterschiedlichen Bäumen standen die ganze kleinen Häuser, außerdem waren immer mal wieder Tontöpfe mit diversen Pflanzen aufgebaut. Holly neigte ihren Kopf zur Seite und betrachtete eines der größeren Häuser, mit einer runden, Glasausbuchtung. „Das ist ein Schwimmbad. Das gehört ebenfalls uns.“, klärte Alex seine Liebste aus und stellte den Motor ab. Das heiß gelaufen Auto gab noch diese typischen Töne von sich. Draußen brannten erbarmungslose 32 Grad auf die Erde hinab und schon jetzt lief Alex der Schweiß über die Stirn. Allerdings lag das viel eher an den schmalen, kurvenreichen Straßen, die sie hatten überwinden müssen. Jetzt erschien allerdings ein seliges Lächeln auf seinen Zügen. „Wir sind da. Endlich.“, flüsterte er leise und schwang sich sofort euphorisch aus dem Wagen. Finley war bereits ausgestiegen und lief draußen etwas hin und her. Grace lehnte kreidebleich am Auto. „Alles klar?“, fragte Holly nach. „Hmm, klar. Mir ist nur ein bisschen schlecht.“ „So? Was Schlechtes gegessen?“ „Ich glaube eher den Flug nicht vertragen.“ Grace lächelte flüchtig. „Du bist doch schon oft nach Korea geflogen …“ „Ja, aber der hier war eindeutig länger.“, kratzte sie sich am Kinn.  Alex hatte sein Töchterchen aus dem Kindersitz befreit und trat mit ihr ein paar Schritte auf das Haus zu. Holly folgte ihnen, allerdings wanderte ein skeptischer Blick noch einmal zu Grace! Ihr Misstrauen war auf jeden Fall geweckt. Jetzt ging es allerdings vorranging um die Erkundung der kleinen Häuser, die alle über eine Kochstelle und sogar über ein kleines Wohnzimmer verfügten. Alex verteilte die Schlüssel und es wurde sich für den Einkauf am Nachmittag verabredet. Immerhin wollten sie selber kochen. Alex schleppte die Taschen in die Ferienwohnung von ihm und Holly, seine Frau schloss die Tür und legte Isobel im Laufstall – den Alex extra organisiert hatte - ab. Das Elfchen war eingeschlafen. Lächelnd setzte sich Holly neben sie und gab  ihr noch einen kleinen Kuss auf die Stirn, streichelte durch die verschwitzten Haare und betrachtete ihre bezaubernde, schlafende Elfe. Es war so ein wunderschöner Anblick. Manchmal kam es vor, dass Holly ihr stundenlang beim Schlafen zusah. Alex näherte sich ihr mit einem kleinen Räuspern, stellte sich Alex neben seine Frau und legte ihr den Arm um die Schulter. „Kommst du mit duschen?“, fragte er leise und hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Was ist mit Isobel?“ Alex legte das Babyphone in den Laufstall. „Die hören wir, wenn sie aufwachen sollte. Also. Kommst du mit?“, raunte er ihr zu und biss ihr leicht ins Ohrläppchen, verteilte ein paar Küsse auf ihrem Hals. Holly ließ ihren Kopf nach hinten sinken und seufzte erregt auf. „Das ist unfair… wie soll ich da nein sagen können…“, nuschelte sie leise. „Du sollst gar nicht nein sagen.“, lachte Alex kehlig, ging in die Hocke und hob das Leichtgewicht von Ehefrau einfach in die Höhe. Holly schlang ihre Arme um seinen Hals und versiegelte ihre Lippen zu einem innigen Kuss, bevor sie sich etwas zurück sinken ließ um das Gefühl zu schweben zu genießen. Alex betrachtete sie liebevoll und trug sie in das Badezimmer. Der zweite Teil des Babyphones landete auf der Ablage und Holly in den Armen ihres Mannes. Innig und sanft küssten sie einander, berührten einander, liebten sich unter einer kühlen Dusche.   Finley stellte die Reisetaschen beiseite und lief immer wieder mit hochgezogener Augenbraue am Badezimmer vorbei, in dem Grace verschwunden war. Ihr war absolut übel und im Moment wollte sie Finley nicht sehen. Grace hatten die Schwangerschaftshormone voll erwischt. Mit den Fingerknöcheln klopfte er gegen das Eichenholz der Türen. „Komm schon, lass mich rein…“, bat er sanft, allerdings blieb ihm Grace eine Antwort schuldig. Er seufzte auf und lehnte seine Stirn gegen das dunkle Holz. „Grace, Kleines, bitte… ich will doch nur wissen, ob es dir gut geht.“ „Geh weg!“, knurrte sie von drinnen. Sie wollte nicht, dass er sie so sah. Leider erwies sich Finley als ganz besonders hartnäckig. Erneut klopfte er. „Zwing mir nicht, mir selbst weh zu tun.“, raunte er. „Was meinst du damit?“, kam von drinnen. „Na ganz einfach. Ich mache mir Sorgen um dich und wenn du mir jetzt nicht öffnest, dann werde ich versuchen die Tür einzurennen, so wie in Alex Aktionszenen. Allerdings ist diese Tür nicht irgendwie präpariert und somit werde ich mir höchstwahrscheinlich die Schulter auskugeln oder den Fuß verstauchen.“ Stille. „Du grinste gerade, nicht wahr?“, sprach Finley gegen die Tür. „Kann schon sein, aber ich lass dich trotzdem nicht rein.“ „Also muss ich mir wirklich wehtun. Okay, ich habe dich ja gewarnt.“ Er sprang von der Tür zurück und begann laut zu zählen. „EINS – ZWEI – DR…“ Er lächelte als Grace die Tür öffnete. „Na siehst du. Es geht doch.“ Ihr Gesicht war ganz blass und unter ihren Augen zeichneten sich Ringe ab. Trotz ihres Lächelns wirkte sie angespannt und erschöpft. Sie drehte sich um und schlurfte zum Waschbecken, trank einige Schlucke Wasser und stützte sich ab. Finley trat ein. Mit dabei die Kulturbeutel. „Setz dich…“, raunte er und bugsierte sie zum Toilettendeckel, auf den sie sich setzen musste. Als nächstes landete Zahnpasta auf ihrer Zahnbürste. Er reichte ihr das kleine Teil. „Du kannst dir die Gegend anschauen, ich komm schon klar…“, murmelte Grace. „Ich lass dich sicher nicht hier alleine. Wir machen das zusammen. Sicher, ich bin nicht derjenige, dem übel ist, aber das bedeutet nicht, dass ich dir nicht auch beistehen kann, meine Hübsche.“, raunte er ihr zu und streichelte sanft durch ihre Haare. Wieder lächelte Grace matt und putzte sich ein bisschen die Zähne. Finley füllte Wasser in einen Becher und reichte ihr diesen. „Trink und dann bring ich dich ins Bett. Ein bisschen Schlaf wird dir gut tun und du wirst sehen, morgen sieht die Welt schon wieder viel besser aus.“, beruhigte er sie etwas und streichelte zärtlich durch ihr Haar. „Hmm…“, brummte sie leise und schloss ihre Augen. Fin entwand ihr die Zahnbürste, warf sie achtlos ins Waschbecken, den Becher gleich dazu. Vorsichtig schob er seine Arme unter den erschöpften Körper von Grace. Sie vermochte es noch nicht mal sich bei ihm festzuhalten. Die Erschöpfung hatte sie ergriff und so schlief sie bereits ein, als Finley sie ins Schlafzimmer trug und dort in die weichen Kissen bettete. Sie seufzte leise auf, kuschelte sich unter die dünne Decke. Behutsam zog er ihr die Schuhe aus und zog die Vorhänge etwas zu. Ganz egal ob der Jetlag schlimmer wurde, Grace brauchte jetzt im Moment Schlaf. Etwas besorgt betrachtete er seine Liebste, bevor er sich zu ihr ins Bett legte. Er zog sie an sich und schloss sie liebevoll in seine Arme, drückte seine Lippen gegen ihre Stirn und streichelte über ihren Rücken. „Morgen sieht die Welt sicher schon wieder anders aus. Da kannst du dir sicher sein…“, flüsterte er leise.   Leila lachte laut auf. Sie saß im Schneidersitz auf dem Bett und beobachtete Ryan, der in ihrer alleinigen Gegenwart wie ein anderer Mensch war. Scherzend präsentierte er ihr seine Badehose und natürlich schaffte er das auf eine sehr lustige Art und Weise, die Leila immer wieder zum Kichern brachte. „Wie wäre es, wenn wir mal für Ausgleich sorgen? Ich trage nur noch Badeshorts… und du eindeutig zu viel!“, rief er mit einem Mal und sprang auf das Bett zu. „Das liegt auch nur daran, weil du bisher nicht in die Gänge gekommen bist.“, flötete sie unschuldig und zog Ryan auf sich, als er endlich bei ihr war. Lachend ließ sie sich in das weiche Bett sinken. Er schob die Arme unter ihren Rücken und küsste begehrend ihre Lippen. Leilas Fingerspitzen wanderten über seinen nackten Rücken und streichelten über ein paar Schussnarben. „Tut das noch weh…?“, fragte sie leise gegen seine Lippen. „Nein… nicht mehr…“ Sie schniefte und öffnete ihre großen Augen, verlor sich beinahe im Blick von Ryan, der sie liebevoll betrachtete und ein kleines bisschen mit ihren Haaren spielte. „Ohne mich hättest du die gar nicht…“ „Ohne dich hätte ich auch keinen Grund mehr hier zu sein…“ „Hör auf. Du weißt genau, wie leicht ich rot werde.“, schüttelte sie ihren Kopf. „Ja, ich weiß, aber das bedeutet ja nicht, dass ich aufhören muss. Leila, hör auf an die Vergangenheit zu denken.“, bat er sie leise und versuchte sie mit einem innigen Kuss abzulenken. „Das sagt sich so leicht…“, flüsterte sie. „… du hast dich damals vor mich geworfen und …“ Er platzierte einen Finger auf ihren Lippen. „… und ich würde es jederzeit wieder machen und jetzt hör auf zu reden, sondern küss mich lieber!“, raunte er ihr zu. Leila lächelte etwas und nickte, ehe sich ihre Lippen zu einem innigen Kuss vereinten…    Da waren sie also. In der Toskana und auf sie alle warteten einige herrliche Tage…   Die Pinien und Zypressenhaine, sie grüßten stolz von weitem schon, das milde Licht im Sonnenscheine auf sanften Hügeln, rundum Weine... Olivenhänge um die Orte, die stolz aus alter Zeit berichten. Die engen Gassen weiten Herzen, erzählen unzählig´ Geschichten. Kapitel 96: XXIII. Episode: Freedom (96) ---------------------------------------- Seit ein paar Tagen war die Gruppe mittlerweile schon in der Toskana und inzwischen hatte sich jeder – auch Grace – vom Jetlag erholt. Heute lag Holly unter dem strahlend blauen Himmel und beobachtete die Wölckchen die anmutig über ihren Kopf hinweg zogen. Die weißen Wolken sahen aus wie Zuckerwatte. Puschlig und weich. Ein leises Rauschen glitt durch die Grashalme und auch die Blätter der Bäume begannen zu rascheln. Langsam schlossen sich ihre Augen und trotzdem konnte sie deutlich das Spiel von Licht und Schatten sehen. Nicht weit von ihr entfernt saß Alex auf einem Liegestuhl, auf seinem Bauch lag Isobel und schlummerte. Sein Blick glitt über die unendlichen Weiten, die sich vor seinen blau-grünen Augen erstreckten. Felder, Wiesen, Weiden, Weinberge. Es war unglaublich. Ein Stück Natur, weit ab von der Zivilisation. Keine Hochhäuser, keine Hektik, keine hupenden Autos. Nur die pure Stille und die einzigen Geräusche waren jene Töne von der Tierwelt oder die der Pflanzen. Das war der Klang der Natur, die Stimme des Windes. „Hörst du das?“ „Hmm?“ „Die Musik. Sie ist immer bei uns … im Wind … in der Luft … und im Leben.“, flüsterte Holly und lauschte dem sanften Ton des Windes, der mit den Grashalmen spielte. „Hmhm.“ , nickte Alex und schloss seine Augen. Eine Biene flug an ihm vorüber. Ein Vogel schrie in der Ferne. Die Gräser bogen sich im munter Spiel des warmen Toskanawindes. Es brauste förmlich. Die Luft war erfüllt von einem unglaublichen Klang. Einer harmonischen Melodie. Holly atmete zufrieden durch, atmete die angenehme Luft ein. „Alles was wir tun müssen, ist lauschen. Die Musik ist immer da …“ Holly erhob sich und schlenderte mit wippenden Schritten los. „Wohin gehst du?“, brummte Alex leise. „Es ist an der Zeit endlich meinen Song weiter zu schreiben. Die Musik ist da. Jetzt leigt es an mir sie ein bisschen einzufangen.“ Sie streichelte Alex durch die Haare. „Mach das ruhig… ich glaube ich werde mich sehr langsam aus diesem bequemen Liegestuhl erheben und dem Rest unserer Reisegruppe im Schwimmbad gesellschaft leisten.“, nickte er und atmete zufrieden ein und wieder aus. „Wir sehen uns später.“, flüsterte Holly und hauchte ihrem Mann einen zufriedenen Kuss aufdie Nasenspitze, bevor sie beschwingt und inspirert in das kleine Ferienhaus zurück schlenderte. Ihre Finger streichelten über das Klangspiel, das am Eingang hing und sofort gab es ein paar leise Klänge von sich. Wieder lächelte dis Musikerin. Alex blieb samt Isobel zurück und er blieb auch noch auf dem gemütlichen Liegestuhl liegen, bis seine kleine Elfe wach wurde. Mit ihr zusammen schlenderte er über den Hof, der natürlich menschenleer war. Hier her verirrte sich niemand und so hatte die Gruppe eine absolut schöne Zeit, weit ab von der Zivilisation und dem damit verbundenen Stress. Alex zog eien Tür auf und sofort schlug ihm der vertraute Duft von Chlor entgegen. Es plätscherte leise. Das Hallenbad gehörte mit zu den Ferienhäusern und erwies sich als außerordentlich praktisch, denn eine Abkühlung war bei den heißen Temperaturen sehr willkommen. Eine Treppe führte nach oben zu einer Galerie. Von dort aus ließ sich der Pool hervorragend betrachten und wie Chris bereits am ersten Tag festgestellt hatte, konnte dieser offene Bereich hervorragend als Sprungbrett verwendet werden! Am Ende des Pools standen links eine Statue. Es wirkte fast so, als schaue sie aus den großen Fenstern, die ein bisschen an einen Wintergarten erinnerten. Alex grinste breit, als er Scott und Freyja entdeckte. Wie nicht anders zu erwarten hatte Scott sich Hals über Kopf in die Isländerin verliebt und fast schon bereute er es, dass es damals nicht sie war, die als Couchsurferin nach Hawaii gekommen war. Dann hätten sie einander schon früher kennen gelernt. Jetzt trieben sie eng umschlungen im flacheren Wasser und küssten sich innig. Finley saß vor den Fenstern des Wintergartens, ließ die Füße ins Wasser baumeln und schrieb in einem dicken Heft. Vollkommen vertieft bemerkte er Alex anfänglich gar nicht. Ylvie plätscherte freudig durch das Wasser, während Mikael sie beobachtete und auch Chris zog an den Seiten seine Bahnen. „Wir sollten mal über ein Gemeinschaftsbad nachdenken. Irgendwie hat das was.“, rief Alex ihnen gut gelaunt zu. Chris tauchte neben ihm amf Beckenrand auf. „Übertrieb es mal nicht mit den Gruppenaktivitäten. Ansonsten gehen wir uns sicher irgendwann an die Gurgel.“, raunte Chris und schielte kurz zu dem frisch verliebten Paar. Freyja hatte ihre Beine um Scotts Hüfte geschwungen und streichelte durch seine blonden Haare, während sie einander verliebt ansahen und von ihrer Umgebung keinerlei Notiz mehr nahmen. Alex konnte nicht anders als besonders breit zu grinsen und sie ein kleines bisschen zu beobachten. Chris schwamm weiter. „Na was meinst du, Izzy? Leisten wir Chris ein bisschen Gesellschaft.“ Sofort quietschte die Kleine, als wolle si e ihm antworten. Alex setzte sie auf dem Boden ab und schüpfte aus seinem T-Shirt. In den letzten Tagen hatte er sich angewöhnt ausschließlich Badeshorts zu tragen,. Wenn ihn die Lust nach einer kleinen Erfrischung packte, erwies sich das als äußerst praktisch! Für Isobel hatte Holly eine Tasche an der Seite des Schwimmbades bereit gestellt. Die Kleine konnte schwimmen wie ein Fisch, immerhin waren Holly und Alex beinahe täglich mit ihr beim Babyschwimmen gewesen und hatten selbst fleißig im heimischen Pool geübt. Dennoch landete erstmal eine Luftmatratze im Schwimmbecken, bevor Alex seine Kleine in einen bunt gestreiften Badeanzug packte und mit ihr zusammen die Stufen in das Wasser nach unten schritt. Eine Gänsehaut stellte die kleinen Härchen auf seinem Arm auf. „Normalerweise ist reinspringen bei so kaltem Wasser immer besser, aber das kann ich mit dir ja nicht machen.“, erklärte Alex. Im ersten Moment war das Wasser eindeutig zu kalt. Wie gut, dass sich der Körper schnell daran gewöhnte. Dennoch gab Isobel ein aufgebrachtes quietschen von sich, als ihre nackigen Füße das Wasser berührten. Sie zog ihre Beine an und klammerte sich an Alex. „Hey, du wolltest schwimmen gehen und später gefällt dir das sicher wieder.“, lachte Alex. Er nahm ein bisschen Wasser in seine Hand und ließ dieses über das Köpfchen von Izzy kugeln. Sie verzog ihr Gesicht. „So schlimm?“, fragte Alex seine Kleine und watete mit ihr durch das Wasser zur Luftmatratze um Izzy darauf abzulegen. Sie beäugte das Wasser kritisch, blieb ganz brav auf der Matratze liegen, die Alex etwas durch das Wasser zog. „Wo steckt eigentlich Holly?“, fragte Chris. „Die hat mich für die Inspiration versetzt.“ Alle lachten. „Sie schreibt also an ihrem Song?“, rief Ylvie munter. „Ich hoffe es. Ansonsten mach ich mir Sorgen, was sie die ganze Zeit alleine macht.“, Alex zwinkerte. Er schob die Matratze an und ließ sie durch das Wasser treiben. Isobel kicherte und klatschte freudig in die Hände. Wie ein Boot trieb die Matratze durch das Wasser. Finley warf seinen Stift und den Block beiseite und sprang wieder ind as Wasser um die Matratze aufzufangen. „Na wen haben wir denn da? Meine kleine Nichte!“, lachte er und schnitt Izzy eine Grimasse, die sie sofort zum kichern brachte. Erneut öffnete sich die Tür zum Schwimmbad. Ryan, Leila und Holly kamen herein. „Ich dachte du bist inspiriert?!“, rief Alex munter. „Ja, aber … ich verbringe lieber die Zeit mit euch.“, erklärte sie und ließ sich – nur im Bikini bekleidet am Beckenrand nieder, plätscherte mit ihren Füßen durch das Wasser. Finley schubste die Matratze wieder an und schon trieb Isobel hinüber zu Mikael, „Na du kleiner Mensch … alles klar?“ Wieder lachte Isobel und schon ging die Reise auf ihrer Luftmatratze weiter. Sie machte keinerlei Anstalten ins Wasser zu springen. Viel mehr genoss sie die kleine Fahrt. Ryan ließ sich auf eine Liege am Beckenrand sinken und beobachtete das lachende Menschlein, die kleien Elfe, die von allen Seiten empfangen und weitergeschoben wurde. Als Lohn erhielt jeder ein strahlendes Lächeln von Isobel. Als sie bei ihrer Mutter landete klatschte sie eifrig in die Hände und streckte die Arme nach Holly aus. Die junge Mutter lachte und hob ihre Kleine zu sich auf den Schoss. „Na du? Genießt du es mal wieder im Mittelpunkt zu stehen?“, fragte sie leise. Alex und Chris tauschten einen kleinen Blick, als Leila ein paar Bahnen schwamm. „Und was ist mit dir Ryan? Kommst du nicht?“, rief Alex seinem Bodyguard zu. „Ich habe doch hier draußen einen guten Platz.“, hob er seine Schulter. Wieder sahen die Männer einander an. „Er ist wasserscheu.“, erklärte Leila lachend, als sie an ihnen vorbei schwamm. „Und dann wohnst du auf Hawaii? Das erinnert mich ein bisschen an Danno.“, lachte Alex und verpasste Scott einen Schubs, der nun endlich seine Lippen von Freyja löste und ebenfalls zu Ryan blickte. Der brummige Mann hob eine Augenbraue. „Ich wohne dort, weil mein Job dort ist. Und ich bin hier, weil mein Job gerade auch hier ist.“, gab er leicht pikiert zurück. „Unsinn. Du bist hier, weil du gemeinsam mit deinen Freunden Urlaub machst!“, rief Alex. Chris zog sich aus dem Wasser und erhob sich langsam. „Ja, ich weiß doch.“, winkte Ryan ab und zog ein Buch aus der mitgebrachten Tasche. Alex setzte sich neben Holly und hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Geh besser zur Seite.“ Sie blinzelte und sah ihn irritiert um. Eilig rutschte sie einige Meter beiseite und beobachtete mit gespannter Miene Alex und Chris, die mit unschuldigen Lächeln auf Ryan zu wanderten. „Lasst das ja sein.“, drohte er leise, ohne von seinem Buch aufzuschauen. „Pool Party!“, rief Finley und lachte laut auf. Ryan warf das Buch beiseite. „Vergesst es ganz schnell!“, rief er noch mal auf, doch zu spät. Zu zweit packten sie Ryan und zogen ihn von der Liege nach oben. Wehren war vergebens. Leila lachte laut, als Chris und Alex noch richtig Schwung holten und Ryan mit einem gewaltigen platschen im Wasser landen. Natürlich sprangen Alex und Chris auch sofort in das erfrischende Nass. „Oh mein Gott, dein Daddy wird richtig kindisch.“, lachte Holly und beobachtete die kleine Wasserschlacht, von der sie und Isobel auch nicht verschont blieben! Lautes Plätschern und viel Lachen erfüllte die Schwimmhalle an diesem losgelösten Nachmittag, an dem sogar die Männer wieder kindisch wurden, sich unter Wasser tauchten und scherzend miteinander rangelten. Kapitel 97: XXIII. Episode: Freedom (97) ---------------------------------------- Die geschwungenen Hügelkettenerstreckten sich, wohin das Auge auch blicken mochte. Noch hielt sich ein wenig Nebel auf den Wiesen fest, nicht bereit die Nacht so einfach ziehen zu lassen. Feine Tautropfen hatten sich in den Pflanzen gebildet. Sie glitzerten im Morgenlicht der warmen Sonne. Zwar erklomm diese erst den Horizont, aber Alex und Co. stiegen in die Autos. Heute wollten sie die nahegelegene Stadt Siena besichtigen. Allerdings ohne Scott, Freyja, Grace und Isobel. Noch immer fühlte sich Grace nicht besonders und sie hatte sich gerne dazu bereit erklärt auf Izzy aufzupassen. Scott und seine Flamme zogen es ebenfalls vor in den Ferienhäusern zu bleiben. So konnten sie sich auch nötigenfalls um Isobel kümmern, sollte Grace doch nicht dazu in der Lage sein. Eigentlich wollte Finley auch nicht mit fahren, da er Grace nicht alleine lassen wollte, allerdings hatte sie darauf bestanden. Sie wollte nicht, dass er die ganze Zeit nur bei ihr saß und sich um sie sorgte. Er sollte den Italienurlaub auch nutzen und so war er schweren Herzens mit in Richtung Siena aufgebrochen. So waren sie aufgebrochen um nur wenig später in Siena anzukommen. Sofort führte der Weg durch die schmalen, verwinkelten Gassen der typischen italienischen Stadt. Holly musste dringend an jedem Souvenirstand halt machen und so dauerte es eine kleine Ewigkeit, bis sie endlich am ‚Piazza del Campo‘ ankamen. Es stimmte tatsächlich. Der  Platz hatte wahrlich die Form einer Muschel. Würdevolle, gotische Palazzi der reichsten und einflussreichsten Familien formen die herrliche Kulisse des weiten, wunderschönen Platzes, der mit den roten Ziegelsteinen gesäumt war. Holly blieb glatt ein paar Momente stehen und ließ den Eindruck auf sich wirken. Die roten Gebäude, die Kirche, die ihren Turm in den Himmel streckte und dazu der tiefblaue Himmel mit den entzückenden kleinen Wölkchen war einen Schnappschuss wert. Und auf dem zweiten Bild landete doch tatsächlich ganz rein zufällig Alex. Er hatte sich soeben ein paar Knöpfe seines Hemdes geöffnet und sah mit einem kleinen Lächeln zu Holly. „Sexy, Mr. O.“, raunte Holly. “Kein Vergleich zu Ihnen, Mrs. O.“, grinste er schelmisch und legte seinen Arm um Holly. Sie streckte die Kamera von sich und knipste ein Foto von sich und Alex. „Ich finde es toll hier. Dieser Ort ist Harmonie und Spaß zugleich.“ „Habe ich doch gesagt. Italien ist etwas ganz besonderes. Hätte ich in Hawaii nicht schon meine Heimat gefunden, würde ich sicher hier als nächstes suchen.“ „Wie gut, dass wir nicht mehr suchen müssen. Ich liebe unser zu Hause … und das hier soll lieber ein schöner Urlaubsort bleiben.“, nickte Holly entschieden und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Kommt ihr mit nach oben? Das Rathaus soll sich lohnen, schon alleine, weil wir die ganzen Treppen zu Fuß hoch gehen müssen.“, rief Finley munter und deutete auf den hohen, schlanken Turm. „Fast wäre ich mitgekommen! Aber du musstest ja unbedingt die Treppen erwähnen, also bleibe ich lieber hier.“, nickte Holly ganz eifrig. „Außerdem stehen da hinten wieder ein paar Souvenirstände, aber geht ihr ruhig…“, wedelte sie mit ihrer Hand. Alex drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange. „Ich bleibe auch hier unten. Mir ist das zu anstrengend.“, stellte Ylvie fest. „Faulpelz.“, grinste Mikael und erntete einen Seitenhieb auf seinen Oberarm. Holly und Ylvie schlenderten zu den farbenprächtigen Souvenirständen, bei denen es allerhand schmucke Erinnerungen gab und die anderen erklommen den Aussichtsturm. Schließlich entschieden sich die Isländerin und die Amerikanerin für ein köstliches, italienisches gelato. Mit Sonnenbrillen auf der Nase setzten sie sich einfach auf den warmen Ziegelsteinboden und sahen den Turm hinauf. „Du grinst schon den ganzen Tag so. Was ist los?“, fragte Holly an ihre gute Freundin gewandt. „Mikael … er ist einem Baby gar nicht mehr abgeneigt, so wie früher. Ich glaube er ist langsam dazu bereit sesshaft zu werden und eine Familie zu gründen. Er hat das heute früh am Rande erwähnt?“ „Ehrlich? Das ist super … ihr seid so ein schönes Paar.“ „Na aber du und Alex erst. Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn das damals mit uns was geworden wäre … dann hätte er dich wohl nie kennen gelernt.“ „Und du hättest in Mikael niemals die Liebe deines Lebens gefunden.“, nickte Holly. Sie kannte die Geschichte. Alex, der anfänglich so begeistert von Ylvie gewesen war. „Es kommt mir noch immer alles ein bisschen unreal vor. Ich bin mit einem berühmten Schauspieler befreundet und noch dazu kenne ich eine Musikerin, deren CDs ich vor einiger Zeit am laufenden Band gehört habe.“ „Was meinst du denn, wie es mir geht. Mein Leben war vor gar nicht mal so langer Zeit noch so anders und jetzt habe ich meine kleine Isobel und Alex… und ein zu Hause.“, lächelte Holly sanft. „Das ist doch gut, wenn alles so kommt, dass man irgendwann glücklich ist… so soll es sein.“ „Ja. Ich habe den freien Fall überlebt, kurz vor dem Aufschlag hat mich Alex gerettet und mir ein Leben geschenkt, dass ich liebe.“, schleckte Holly zufrieden an ihrem Eis. „Ihr kommt doch zu der Hochzeit von mir und Mikael, oder.“ „Na klar. Ich habe es schon ganz dick in meinen Kalender eingetragen. Ich freue mich schon darauf Island zu entdecken und immerhin muss Alex dein Trauzeuge sein.“ „Hmm … nicht ganz.“ Holly hob eine Augenbraue und guckte über den Rand ihrer Sonnenbrille hinweg. „Wie meinst du das?“ „Nun ja… ich würde mich freuen, wenn du meine erste Brautjungfer wirst. Alex weiß auch schon Bescheid.“, erklärte Ylvie leise „Ehrlich?“ „Ja. Und? Was sagst du?“ Holly begann zu strahlen. „Na, was denkst denn du?! Natürlich werde ich deine Brautjungfer!“, freute sich Holly und umarmte Ylvie euphorisch, die laut auflachte. „Gibt es was zu feiern?“, erklang Alex Stimme. Die Männer – und Leila – kehrten von ihrer Besichtigungstour zurück und ließen sich auf dem Boden nieder. Sofort schleckte Alex ein bisschen was von Hollys Eis, die ihn sofort böse anblickte. „Gleich gibt es nichts mehr zu feiern. Nimm mir nicht einfach mein Eis weg.“ „In einer Ehe muss man teilen.“, zwinkerte Alex frech und piekte sie in die Seite. „Vielleicht sollte ich mir das mit der Heirat nochmal überlegen.“, verzog Ylvie spielerisch ihr Gesicht. Mikael verdrehte die Augen. „Ich würde dir mein Eis geben.“, grinste er schelmisch. „Naaa klar. Das sagst du jetzt nur, weil ich eines habe und du zu faul bist dir eines zu holen.“ „Hey, ich bin gerade auf einen Turm gestiegen. Da wird mir doch meine zukünftige ein bisschen Eis abgeben.“, meinte er entschieden und grinste sie breit an. „Ein kleines bisschen aber nur.“, hielt Ylvie skeptisch das Eis in seine Richtung. Triumphierend lachte Mikael auf. „Wollen wir weiter?“, fragte Finley munter in die Runde. Es gab noch so vieles, was er sich hier anschauen wollte. „Du bist echt anstrengender als jedes kleine Kind, weißt du das.“, stellte Alex trocken fest. „Und was lernst du daraus?“ „Das ich das nächste Mal dich und nicht Isobel zu Hause lasse.“, gab Alex mit einem breiten Grinsen zurück und erhob sich vom Boden. Charmant reichte er seiner Frau die Hand, um ihr aufzuhelfen.   Sie wanderten weiter, erkundeten die Stadt, die Kirchen und die anderen Touristenpunkte so lange, bis alle – bis auf Chris und Ryan – ziemlich erschöpft waren. Die beiden Bodyguards trabten gehorsam hinter der Truppe her und diskutierten über irgendeine neue Waffe, die angeblich bald auf den Markt kommen sollte. Kein anderer zeigte daran auch nur halbwegs Interesse und so zogen sie weiter, bis sie in einer Seitenstraße nach der anderen landeten und immer weiter von den üblichen Wegen, die ein Tourist nahm abwichen. Zu vertieft waren sie in ihre Gespräche um diesen Umstand zu bemerken. „Ihr wisst schon, wie wir zum Parkplatz zurückkommen, oder?“, wollte Holly leise wissen und sah sich mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend um. „Ich denke schon. Das dürfte der richtige Weg sein … oh sieh mal.“, lenkte Alex ab und deutete nach vorne. Am Wegrand standen einige umgedrehte Holzkisten, auf denen rote Körbe gefüllt mit Früchten nur darauf warteten verzerrt zu werden. Äpfel in den unterschiedlichsten Farben, Pflaumen, Aprikose, Melonen und Orangen. Ein kleiner Obstladen. Der Besitzer – der nicht mehr im Besitz von all seinen Zähnen war – lächelte freundlich. Er war bereits sehr alt, etwas abgemagert und doch strahlten seine Augen geradezu vor Lebensfreude. Er deutete auf sein Obst und sprach irgendwas auf Italienisch. Keiner verstand ihn. Allerdings lockte das glänzende und frisch aussehende Obst geradezu. Sie konnten nicht wiederstehen und so wanderten sie mit einem großen Korb Äpfeln weiter. Chris durfte diesen tragen und ließ es sich nicht nehmen herzhaft in einen knackigen Apfel zu beißen. „Ihr wisst, wo wir sind, oder?“, fragte er schmatzend nach vorne. Alex und Finley tauschten einen kurzen Blick miteinander. „Ja ja …“, brummte Fin vor sich hin. Aus einer Seitenstraße drang das Schreien eines Babys, ein Ehepaar stritt und irgendwo fiel ein Topf herunter. Die Gebäude verschluckten die Sonnenstrahlen und so wurde es deutlich kühler in den Seitenstraßen. Ryan sah sich mit nach oben gezogener Augenbraue um und ergriff die Hand von Leila, deren Blick ebenso unruhig hin und her wanderte. „Leute. Wo sind wir?“, fragte Ryan mit einem Mal. Holly sah unsicher zu Alex, der schweigend die Seitenstraße entlang guckte. Das mulmige Gefühl wurde noch verstärkt, als er einen Schatten aus dem Augenwinkel wahrnahm. Kapitel 98: XXIII. Episode: Freedom (98) ---------------------------------------- Chris schob Holly hinter sich und auch Ryan sprang angespannt ein paar Schritte nach vorne. Allerdings nur, bis Alex auflachte und seine Arme ausstreckte. Der erste Schreck verwandelte sich in Fassungslosigkeit und schließlich Freude. „Na wenn das nicht Mick St. John ist … da haben die Buschtrommeln doch die Wahrheit gesprochen.“, flötete eine dunkelhaarige Frau. Ihre Haare waren recht kurz, bis auf zwei Strähnen, die ihr fast bis zur Hüfte hingen. Jedoch nicht hinten, sondern vorne! Sie trug ein weißes, schlichtes Kleid mit einem braunen Gürtel und auf ihren Lippen ein breites Grinsen. Alex verdrehte seine Augen. „Shannyn  Sossamon, oder soll ich sagen, Coraline?“, schnalzte er mit seiner Zunge. „Tja. Ich hab gehört du bist in meiner Stadt.“, grinste sie breit und präsentierte ihre makellosen Zähne. „Deine Stadt?“, hob sich Alex‘ Augenbraue. „Ja, ich lebe hier seit … eigentlich seit dem Ende von Moonlight.“, erklärte sie und umarmte ihren Schauspielkollegen. „Hmm, wir haben seitdem ja nicht mehr miteinander gesprochen.“ „Stimmt, weil du dich nie meldest.“, boxte sie ihm in die Seite. Holly räusperte sich mit zusammengezogenen Augenbrauen. Sie konnte dieses leicht prickelnde Gefühl der Eifersucht nicht ganz verbergen. Alex sah über seine Schulter und grinste breit. „Jetzt guck nicht so, sie ist seit Jahren verheiratet und ich bin es auch … das ist eine Kollegin.“, erklärte er und streckte seine Hand zu Holly. Shannyn lächelte. „Ich habe schon viel von dir gehört … musikalisch und gelesen … na ja, was man eben so liest.“, grinste sie und schüttelte Hollys Hand. Alex konnte es immer noch nicht fassen. „Wie klein die Welt doch ist.“ „Stimmt ja. Ist eure Tochter gar nicht hier?“ „Hmm, nein, aber du kannst uns gerne besuchen kommen. Entweder hier oder auf Hawaii.“, meinte Alex euphorisch und ignorierte, dass Holly gar nicht so begeistert von der ehemaligen Kollegin von Alex war. „Ich bin bald wieder in Honolulu.“, schlug sie vor. „Hast du einen neuen Job?“ Alex ignorierte, dass eigentlich alle lieber weiter wollten. Viel zu groß war die Wiedersehensfreude. „Nein. Ich komme aus Honolulu.“, zwinkerte sie ihm zu und umarmte ihn nochmal. „Ich halt euch nicht länger auf. War schon dich wieder zu sehen, Alex. Ich hoffe wir können uns bald mal wieder zusammensetzen.“ „Gern.“, nickte er eifrig und verabschiedete sich auch schon wieder von Shannyn. Holly schnalzte mit der Zunge und gab einen pikierten Laut von sich.  „Was?“ „Nichts… nur ich mochte sie nicht als Coraline und ich bin mir nicht sicher ob ich sie als Shannyn mag. Hast du gesehen, wie sie dich angeguckt hat. Brrr…“, schüttelte es Holly und sie zog eine Grimasse. „Jetzt hab dich nicht so. Für mich gibt es nur noch eine Frau.“, lachte Alex und gab ihr einen Kuss auf die Wange, bevor er seinen Arm um ihre Schulter legte. „Gib mir Bescheid, wenn sie dich nervt Holly. Du weißt ja, ich pass auf dich auf.“, zwinkerte Chris und setzte sich wieder in Bewegung. „Kommt jetzt, ich will endlich zurück in den Pool.“ Chris und sein Pool. Er schien nicht mehr zu brauchen um zufrieden zu sein. So folgte ihm der Rest und nach einigen Minuten des Herumirrens – sie hätten Shannyn nach dem Weg fragen sollen – fanden sie endlich den Parkplatz und schon ging es zurück zu den Ferienhäusern, wo vor allem Isobel sehnsüchtig auf ihre Eltern wartete. So vergingen die Tage voll trauter Harmonie, Zufriedenheit und vieler lustiger Momente.     Leider waren vier Wochen Urlaub viel zu schnell vorbei und so wartete der letzte Abend auf die Freunde. In den kleinen Küchen wurden diverse Speisen vorbereitet, während die Männer Tische und Stühle nach draußen trugen und mit weißen Decken bestückten. Holly übernahm die Tischdekoration. Sie hatte bereits Wildblumen gepflügt, die in weißen Vasen die Tische verzierten. Rechts und links von den Pflanzen standen alte Ölleuchten, die Alex mit Mühen anbekommen hatte. Während Holly den Tisch mit Geschirr bestückte, waren die Männer damit beschäftigt eine Lampionkette zwischen zwei Bäumen zu spannen. Andächtig betrachtete Holly das fertige Werk und trug schon mal die unterschiedlichen Weinsorten nach draußen. Alles wirkte so gemütlich, so stimmig in sich, weshalb sie mal wieder die leisen Töne eines Liedes anstimmte. Zu guter Letzt verschwanden alle nochmal in ihren Schlafzimmern um sich in hübsche Kleidung zu schmeißen. Alex trug eine schwarze Hose und dazu ein halb offenes, weißes Hemd und seine Holly war besonders zauberhaft angezogen. Ein hübsches Minikleid in einem unglaublichen blau und auch die anderen hatten sich richtig fein gemacht. Vor allem Grace, die ihre Haare hochgesteckt hatte und ein elegantes Muschelweises Kleid mit Broschen an den Trägern trug. Ihr Hautteint wurde dadurch ganz besonders betont. Zusammen saßen sie endlich beim Abendessentisch und ließen sich das letzte Abendessen schmecken. Chris schenkte großzügig einen köstlichen Tropfen Wein aus. Grace lehnte ab. Die Nudeln ließen sich dann aber alle schmecken und vor allem die Meeresfrüchte stießen bei Alex auf Begeisterung – er stibitzte sich auch ein paar von Hollys Teller. „Es ist soooo toll hier. Ich kann es nicht glauben, dass wir morgen schon wieder nach Hause fliegen.“, seufzte Grace. „Als wenn du in den letzten Wochen so viel von der Umgebung mitbekommen hast. Du hast doch die meiste Zeit in der Ferienwohnung verbracht.“, stichelte Scott. Grace streckte ihm die Zunge raus. Seit Tagen wirkte sie wieder losgelöst. Es ging ihr definitiv besser! Sie schlug ihre langen Beine übereinander und spielte ein bisschen mit einer langen Haarsträhne. „Oh, ich habe schon ganz vergessen wie ihr Zwei seid, wenn ihr mal längere Zeit zusammenhängt… Zickenkrieg, kann ich da nur sagen.“, flötete Alex unschuldig und wurde sofort von Grace auf den Oberarm geboxt. „Hey, Vorsicht. Ich habe meinen Bodyguard dabei.“, drohte Alex. Ryan schmatzte. „Ich habe Urlaub…“, zuckte er knapp mit seinen Schultern. „HaHa.“, streckte Grace nun Alex die Zunge entgegen. Sie konnte sich gegen die Männer schon ganz gut wehren. Jahrelange Erfahrungen am Set von Hawaii Five-O machten das möglich. „Gebt doch einfach gleich auf. Ihr habt gegen Grace keine Chance.“, lachte Finley munter auf und streichelte seiner Liebsten sanft über das Knie. Sie lächelte ihn selig an und angelte sich wieder ein paar Meeresfrüchte, als die Teller schließlich leer waren. Leila und Ylvie sammelten die Teller ein. „Ich hoffe ihr habt noch Platz für eine Nachspeise.“, zwinkerte Leila. „… und Espresso, hoff ich.“, rief Alex. Leila nickte. „Ich hätte gerne einen Grappa.“, warf Scott ein. „Bekommst du auch.“, versicherte Leila ruhig und verschwand mit Ylvie um einige Minuten später beladen mit einem Tablett zurückzukehren. Leila balancierte viele kleine Tassen mit sich und Ylvie trug etwas, dass wohl jedem das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Ein frisches, selbstgemachtes Tiramisu. Scott bekam seinen Grappa. „Das habt ihr gemacht.“ „Wenn wir schon in der Toskana sind, dann muss ich auch ein richtiges Tiramisu machen.“ „Das sieht köstlich aus.“, stellte Holly fest und knabberte auf ihrer Unterlippe herum. Sie liebte solche Köstlichkeiten. Eilig sprang Leila auf und lief nochmal nach drinnen, um für Isobel eine Nachspeise zu holen, die die Kleine auch essen durfte. Jeder bekam einen Espresso. Lediglich Grace lehnte ab, legte ihren Kopf an Finleys Schulter und beobachtete die traute Atmosphäre. „Wisst ihr, was ich mich die ganze Zeit Frage.“, begann Holly mit einem Mal. Alle Augenpaare richteten sich interessiert auf sie. Die Löffelspitze ruhte an ihren Lippen und zwischen ihren Augenbrauen hatte sich eine kleine Falte gebildet. „Du wirst uns sicher gleich erleuchten.“, murmelte Alex. „Wir kommen alle aus verschiedenen Teilen der Welt. Island. Australien. Amerika. Südkorea. Und doch sitzen wir hier, in Italien, essen Tiramisu und genießen das Leben.“ „Worauf willst du hinaus.“, fragte Scott nach. „Hättest du damit je gerechnet? Als Kind? Dass du deine ganze Freunde zurücklässt und von Neuen gefunden wirst, ohne dass du etwas dagegen tun kannst.“ „Freundschaft kommt von alleine. Du kannst es nicht erzwingen, Holly. Und auch wenn ich eigentlich rational denke, glaube ich, dass es irgendwas gibt, dass uns zusammenführt. Ein Schicksal, dass uns leitet.“, meinte Finley mit einem kleinen Lächeln. Er hob seine Schultern und sah hinauf zum Sternenhimmel. „Es liegt in unserer Natur, uns mit den Menschen zu umgeben, die uns gut tun… und ich glaube darauf kommt es an.“, meinte Alex und streichelte Holly durch die Haare. „Auf jeden Fall bin ich froh einem jeden hier von euch begegnet zu sein.“ „Darauf trinken wir!“, erhob Scott sein Glas. Freyja war etwas näher an ihn herangerutscht und gab ihm noch einen kleinen Kuss auf die Wange, bevor auch sie ihr Weinglas erhob. Ebenso wie die anderen. „Auf die Freundschaft…“, raunte Finley und warf einen Blick zu Grace. „… und die Liebe.“, lächelte Holly und stupste Alex leicht an. Die Gläser klirrten, als sie einander berührten. Jeder trank einen Schluck, lachte und freute sich. So einfach war das. Was brauchte ein Mensch auch mehr als Freundschaft und die Liebe. Grace nippte an ihrem Glas Wasser und sah munter in die Runde. „Sooo, wer will noch einen Schluck Wein?“, fragte Chris und teilte wieder besonders großzügig aus. „Du nicht? Sonst läufst du doch auch immer mit einem Weinglas durch die Gegend, wenn wir abends mal aus sind.“, fragte Scott an Grace gerichtet. „Da war ich ja auch nicht schwanger.“, hoben sich die Schultern der Koreanerin. Ein paar Worte, die sofort für Stille am Tisch sorgten und schon ruhten alle Blicke auf ihr. Kapitel 99: XXIII. Episode: Freedom (99) ---------------------------------------- „Schwanger?“, wiederholte Alex mit nach oben gezogenen Augenbrauen und einem kleinen Grinsen auf den Lippen. Grace nickte wieder und drückte die Hand von Finley, der mit Stolz geschwollener Brust und einem dicken Grinsen auf den Lippen neben ihr hockte. Er nickte und legte seinen Arm um ihre Schulter, hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Schläfe. „Na das nenn ich mal Neuigkeiten.“, stellte Alex baff fest. „Jetzt du doch nicht so, Alex. Wir haben es doch alle schon gewusst.“, lachte Holly auf. „Wie? Was?!“ Grace sah sie verwirrt um. „Ach bitte, das war offensichtlich. Die Übelkeit, deine Essgewohnheiten, du verweigerst Wein und Kaffee und die Art, wie du mit Isobel umgehst.“, zuckte Chris mit seinen Schultern. „Dann habt ihr das alle gewusst?“ „Und ob. Aber wir wollten warten, bis ihr es uns sagt… auch wenn es für Holly sehr schwer war, ihren Mund zu halten.“, lachte Chris auf. Alex ebenso, jedoch klopfte er Finley auf die Schulter. „Ich gratuliere euch … es ist toll, ihr werdet sehen und bis es soweit ist, könnt ihr jederzeit mit Isobel üben.“, zwinkerte er ihnen munter und gut gelaunt zu. „Wahnsinn. Ihr bekommt ein Baby…“, freute sich Holly. Fin und Grace tauschten einen kurzen Blick miteinander. „Zwei …“, brummte Fin. „Was?“ Alex lehnte sich nach vorne. Hatte er sich etwa verhört. „Es sind Zwei. Wir waren letzte Woche beim Ultraschall.“ Alex Augen weiteten sich etwas. „Oh ha … ernsthaft.“ Grace und Finley seufzten beide auf. „Oh ja. Wenn schon, dann aber richtig.“, verzog sich leicht das Gesicht von Finley. Scott lachte auf. „Da hat es aber jemand eilig eine Großfamilie zu gründen.“, raunte er und schüttelte seinen Kopf. Für Grace und Finley ein großer Schock, allerdings überwog inzwischen die Freude auf die zwei kleinen Menschen, auch wenn die neue Aufgabe mit dementsprechender Angst verbunden war. Es war alles neu und so besonders. Grace kuschelte sich an Finley und lächelte losgelöst in die Runde. Auf ihre Wangen hatte sich ein kleiner roter Schimmer abgelegt. Sie wirkte glücklich, denn sie war es auch. Endlich mit ihrem Finley. Leila und Ryan tauschten einen kurzen Blick miteinander. Sie grinsen einander an, Ryan zwinkerte und ließ seinen Blick etwas schweifen. „Wunderschön hier, nicht wahr…“, stellte Alex fest und betrachtete den weiten, dunklen Himmel, der sich über ihren Köpfen erstreckte. Die Grillen zirpten ein Lied. Eine sanfte Melodie, die förmlich in der Luft lag. „Ich könnte mich dran gewöhnen.“, gestand Ryan leise und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Mit einem Mal legte sich eine unglaubliche Ruhe über die Gruppe. Alle lauschten den Geräuschen der Nacht und fühlten die innere Harmonie… so wie es im Leben sein sollte. Nach und nach verabschiedete sich einer nach dem anderen in Richtung Bett. Morgen stand immerhin der Rückflug an. Zuletzt saßen nur noch Zwei auf den Liegestühlen und betrachteten die Mondsichel, die über der italienischen Landschaft glühte. Die Kerzen waren erloschen, stattdessen erhellten andere, kleine Lichter die Dunkelheit. Chris und Holly saßen nebeneinander und beobachteten die Glühwürmchen die durch die Lüfte tanzten. „Hmm …“, machte Chris mit einem Mal. Holly sah zu ihm. „Was ist?“ „Ich musste nur gerade an Brandon denken. Sein Tod kommt mir so weit entfernt vor. Es gibt Tage, da denke ich nicht mal mehr an ihn… und dabei war er so viele Jahre mein wichtigster Freund. Mein Anker, der mir nach dem Tod meiner Frau wieder ins Leben geholfen hat.“, sprach Christopher sehr nachdenklich und rieb sich etwas über das bärtige Kinn. Holly lehnte ihren Kopf an seine Schulter und ergriff seine Hand. „Ich bin für dich da, Chris…“ „Ich weiß, Kleine. Es ist nur…“ „Er war dein bester Freund. Behalte ihn einfach in Erinnerung, genauso wie du es jetzt tust. Ich glaube nicht, dass Brandon gewollt hätte, dass du dir jeden Tag den Kopf über ihn zerbrichst. Brandon wollte immer nur, dass die Menschen in seinem Umfeld glücklich im Leben stehen und das Leben genießen, solange es eben dauert. Er hat das manchmal selbst aus dem Auge verloren, aber im Grunde war Brandon glücklich… er fehlt mir auch. Ich hätte ihm gerne Isobel vorgestellt.“ „Er wäre hin und weg von ihr gewesen. Genauso wie ich es von ihr bin.“, lachte Chris munter auf. Holly schwieg und schloss ihre Augen. Es war so eigenartig an Brandon zu denken. Er war jetzt schon fast zwei Jahre nicht mehr am Leben und inzwischen so weit von ihr entfernt. Aber ab und an dachte sie noch an ihn, immer dann erschien ein kleines, bitteres Lächeln auf ihren Lippen. „Was ist eigentlich mit Madeleine …?“, fragte Holly auf einmal. Sie hatte die Lebenspartnerin von Brandon nur für ein paar Momente auf dessen Beerdigung gesehen. Kontakt hatte sie nie gewünscht. „Ihr geht’s gut. Sie hat einen Neuen seit kurzem.“ „Oh … schön für sie … Brandon hätte das sicher gewollt.“ „Genau.“, stupste er Holly leicht an und lächelte sanft. Chris legte seine Wange auf ihrem Kopf ab und schloss seine Augen. „Ich bin froh, dass ich dich habe.“, flüsterte er ihr leise zu. „Und mich wirst du auch nicht mehr los, Großer. Wir passen auf uns gegenseitig auf.“ Er nickte leicht und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Grinsend legte er seinen Kopf auf die Seite und nahm den Arm von ihrer Schulter. Er gähnte. „Ich geh jetzt schlafen. Morgen erwartet uns der Rückflug und das wird sicher wieder so extrem anstrengend.“ Holly nickte. „Da kannst du dir aber sicher sein.“ Sie seufzte auf. „Schlaf gut … und vor allem bald. Nicht das du wieder die halbe Nacht hier sitzt und nachdenkst.“, zwinkerte Chris und erhob sich. Er streckte sich ausgiebig und lockerte die verspannten Muskeln, bevor er gähnend in Richtung der Häuser wanderte. Holly zog ihre Beine an und schlang die Arme um diese. Wieder glitt ihr Blick über die unendlichen Weiten des Landes. Es war so vollkommen anders, als in Honolulu. Diese Freiheit war unglaublich. Sie atmete zufrieden durch und legte ihren Kopf auf den Knien ab. Langsam fühlte sie die aufsteigende Müdigkeit in ihrem Körper. Zu faul aufzustehen blieb sie noch eine ganze Weile in der lauen Nachtluft sitzen. Irgendwo schrie eine Eule und der Wind fuhr sanft durch die Blätter der Bäume und brachte sie zum Rascheln. Eine zarte Nachtmelodie, die Holly ein Lächeln entlockte. Erst als Chris schon lange weg war, rappelte sie sich auf, sah noch einmal zu den tanzenden Glühwürmchen, bevor sie ins Bett wankte. Ohne sich umzuziehen fiel sie neben Alex ins Bett, schlief wie ein Stein…     Der dreitägige Rückflug – mit Aufenthalten – zog sich hin wie Kaugummi und obwohl alle erholt und zufrieden waren, war wohl jeder froh wieder zu Hause in seinem Bett zu liegen um den Jetlag auszuschlafen. So auch Alex, seine Frau und Isobel. Es war schon etwas ganz besonderes für Holly nach Hause zu kommen. Lange Zeit hatte sie dieses Gefühl nicht erlebt, aber jetzt kostete sie es voll und ganz aus. Die Haustiere blieben noch für diese Nacht bei einem Bekannten, somit hatte die Familie noch ein kleines bisschen Ruhe. Ein lauer Abendwind strich durch Hollys dicke, blonde Locken und zog etwas an der weißen Bluse die sie zusammen mit ein paar Jeansshorts und Turnschuhen trug. Die Sonne hatte sich schon fast am Horizont schlafen gelegt und der Wind wurde etwas frischer. Sie seufzte zufrieden auf und betrachtete den langen Strand, an dem sie an diesem Abend stand. „Du solltet doch eigentlich schlafen…“, erklang eine vertraute Stimme hinter ihr. Holly legte ihre Stirn in Falten. „Du und Isobel eigentlich auch.“, gab sie zurück und drehte sich zu ihr um. „Der Jetlag hat voll zugeschlagen… ich könnte hier und jetzt einschlafen, denn hier bist du und ohne dich schaff ich es einfach nicht einzuschlafen.“, verkündete Alex mit einem kleinen Lächeln. „Ja. Ich bin auch absolut erledigt. Aber ich bin auch schrecklich froh wieder zu Hause zu sein, ganz egal wie toll unser Urlaub war.“ Holly ließ sich in den Sand fallen und auch Alex ging in die Hocke. Vorsichtig stellte er Isobel in den Sand. Zuerst zog sie erschrocken ihre nackigen Füße weg und starrte auf den warmen Sand. Ganz vorsichtig stellte sie ihren Zehen wieder in dem warmen etwas ab, vergrub ihre kleinen Zehen und lachte auf. Alex hielt ihren kleinen Oberkörper fest und beobachtete schmunzelnd seine Kleine. Ein unglaubliches Farbenspiel zauberte sich an den Himmel über Honolulu. Der mächtige Feuerball sank gen Horizont und tauchte alles in ein warmes, flutendes Licht. Ein paar wenige Wolken, die sich über den Himmel stahlen waren davor nicht sicher. Rosarot glänzten die Wolken und ergänzten sich hervorragend mit dem hellblauen Horizont. Doch um die goldgelbe Sonne hatte sich ein orangener Schimmer gelegt. Das Meer schien den Feuerball förmlich zu verschlucken und dennoch stetig rollten die Wellen in Richtung Insel und brachen sich plätschernd am Strand. Die letzten Surfer waren an diesem Abend noch unterwegs. „Holly!“, rief Alex leise und weckte die junge Frau aus ihrem Tagtraum. Sie öffnete ihre Augen und sah zu ihm hinüber. „Oh mein Gott!“ Sofort saß sie kerzengerade im Sand und starrte zu Alex und Isobel. Die Kleine hatte sich von den sicheren Händen ihres Vaters gelöst und tat ein paar wankende Schritte über den Sand. Ihre ersten, kleinen Schritte in das Leben. Holly und Alex lächelten gerührt und beobachteten Isobel, die in Richtung Meer wankte, ehe sie auf ihren Windelpo plumpste und brabbelnd weiterkrabbelte. Ihre Eltern lachten und folgten dem kleinen Mensch. Kurz huschte Holly Blick zum Horizont. Sie atmete zufrieden den Duft ein und schenkte diesem Abend noch ein freudiges Lächeln… Kapitel 100: XXIV. The End (100) -------------------------------- Holly zog die Vorhänge leicht zurück, betrachtete die paar wenigen Stufen die nach oben führten. Ein wohlbekannter Klang schlug ihr entgegen und vor ihren Augen tanzten so viele bunte Lichter. Auf ihren Lippen zeichnete sich ein kleines Lächeln ab. Sogleich drehte sie sich wieder um und ließ den dicken Stoff zurück fallen. Immer lauter wurde das emsige Brummen eines Bienenschwarms. Menschen, die laut miteinander sprachen, lachten und sich einfach ihres Lebens freuten und dem Abend mit besonders großer Neugier entgegen sahen. Mit leicht wippenden Schritten wanderte sie in dem kleinen Raum hinter der Bühne umher. Auf einem Tisch stand eine Torte. Sie war bereits angeschnitten und ein paar Stücke fehlten. Sie grinste, tippte mit dem Finger gegen die Sahnehaube der Torte und probierte von dieser süßen Köstlichkeit mit einem zufriedenen Laut. Chris schob sich in den Raum. „Die Bühne erwartet dich zurück.“, zwinkerte er ihr munter zu. Sie drehte sich augenblicklich zu ihm und begann zu strahlen. „Sicher?“ „Ganz sicher. Die Fans warten auf dich. Sie sind zu Scharren herein geströmt um dich wieder live zu erleben. Du stehst jetzt auf deiner Bühne, singst so wie am Anfang deiner Karriere für ein paar Gäste eines kleinen Clubs. So wie du es dir immer gewünscht hast. So, wie es dir immer gut ging.“, sprach Chris. Holly atmete tief durch und trat an Chris heran. „Danke…“, flüsterte sie ihm zu. „Wofür?“ „Dafür, dass du da bist.“ „Jemand muss ja auf dich aufpassen, Kleine. Brandon hätte es so gewollt und ich finde Hawaii eigentlich ganz nett.“, lachte er zufrieden auf und schloss sie für ein paar Sekunden in die Arme. „Und jetzt geh. Du wirst sehnsüchtig erwartet.“ „Keine Stalker in der Nähe.“ „Sicher nicht.“ Er zwinkerte ihr zu und schob sie wieder in Richtung Vorhang. Holly zog diesen zur Seite und drehte sich noch einmal zu Chris um. Mit verschränkten Armen stand er im Raum und lächelte zufrieden.   „Frei??? Was will ich mit frei??? Ich habe keine Zeit für Urlaub!“, beklagte sich Chris. Holly links und Alex rechts schoben sie ihn in Richtung Haustür zu. „Du nimmst dir jetzt Zeit für Urlaub!“, befahl Holly, öffnete die Tür beschwingt und deutete nach draußen. „Aber…!“, versuchte er einen Einwand anzubringen. Leider stieß er bei Holly auf taube Ohren. „Du hast seit du für mich arbeitest keinen Urlaub mehr gehabt und das ist mittlerweile zwei Jahre her, also genieß endlich den Tag. Mir geht es gut, es gibt keine Gefahr mehr und außerdem gehst du mir auf den Keks!!“, fuchtelte sie mit ihrem Finger vor seiner Nase herum. Chris verzog sein Gesicht, als er doch glatt vor die Tür geschoben wurde. „Aber was mach ich denn jetzt???!“, fragte er halb verzweifelt! „Geh zum Strand, beobachtete ein paar Bikinihäschen, leg dich in die Sonne, geh schwimmen oder tauchen!“, rief Holly, winkte ihm zu und ließ die Tür ins Schloss fallen. Hilflos sah er sich um. Die Sonne lachte, wie man sprichwörtlich sagte und der Himmel leuchtete blau. Chris seufzte auf. „Verschwinde endlich Chris.“, rief Holly durch die geschlossene Tür. Er rümpfte seine Nase und vergrub seine Hände in den Tiefen seiner Hosentasche. Mit einem mürrischen Gesichtsausdruck stieß er einen Stein beiseite und schlenderte los. Wohin? Das wusste er auch nicht. Irgendwann berührten seine Füße tatsächlich den Sandstrand von Ewa Beach. Sie trugen ihn weiter bis zum Meer. Die Wellen plätscherten und schäumten, als sie auf den Strand trafen. Hier und da war ein Surfer unterwegs. Die Palmen standen ganz still da. Es wehte kein Lüftchen. Der Himmel war klar und die Sonne heiß. Chris zupfte an seinem weißen Shirt, als irgendwas in seiner unmittelbaren Umgebung laut krächzte. Er kratzte sich am Nacken und richtete sich seine Mütze. Wieder krähte etwas. „Ich habe Urlaub, also soll ich mich entspannen, aber wie soll das bei dieser Geräuschkulisse funktionieren?“, fragte er etwas genervt und versuchte sich nicht großartig umzusehen. „Na mit so einer angespannten Miene sicher nicht.“, erklang eine Stimme. „Ich bin nicht angespannt.“ „Stimmt, verkrampft trifft es eher. Brah, du beschwerst dich nicht allen Ernstes über einen freien Tag.“ Wieder das Krächzen. Chris warf nun doch einen kleinen Blick über seine Schulter. Vor ihm stand eine junge Hawaiianerin mit langen schwarzen Haaren, leicht gebräunter Haut und wunderschöner, mandelförmiger Augen. Sie trug ein dünnes, weißes Kleid, das zu Chris Begeisterung durchsichtig war, sodass der Bikini gut zu sehen war. Auf dem Kopf trug sie einen gigantischen braunen Hut und auf der Schulter… einen Papagei. Seine Verwunderung könnte kaum größer sein. „Vielleicht beschwere ich mich auch, weil ich gerne arbeite.“ „Und deshalb schlägst du einen freien Tag aus. Wenn du mich fragst, hast du einen kleinen Vogel.“ „Na du einen großen!“, nickte er in die Richtung des blau-gelben Papageis, der lediglich seinen Kopf verdrehte. „Wenigstens verbreite ich keine miese Stimmung, weil ich Urlaub habe. Brah, du solltest dringend lernen, wie man abschaltet und die Seele baumeln lässt.“ „Na das mach ich doch.“ „So wie du gerade dastehst holst du dir eher einen Sonnenbrand als irgendwas anderes.“, grinste sie munter und reichte ihrem Papagei ein Leckerchen. Das Tier krächzte und freute sich! Er atmete tief durch. „Und was soll ich deiner Meinung nach tun?!“ „Versuch es mal mit Lachen. Siehst du, das geht so!“, erklärte sie und präsentierte ihre perfekten weißen Zähne, strahlte ihn geradezu an. Chris erwiderte ihren Blick mürrisch. „Du brauchst dringend Nachhilfe, also los…“ Sie sprang auf ihm zu und fummelte ernsthaft in seinem Gesicht herum um seine Mundwinkel nach oben zu befördern. Chris war perplex und vielleicht konnte er sich deshalb ein Grinsen nicht verkneifen. Sie lachte auf. „Ich bin Leilani“, streckte sie ihm ihre Hand entgegen. „Chris…“, erwiderte er und ergriff die zarten Finger der Hawaiianerin.   Chris warf einen Blick über seine Schulter und betrachtete die Strandschönheit im Türrahmen. „Komm, ich will die Show sehen!“, freute sich die Hawaiianerin. Chris nickte, ergriff ihre Hand und zog sie an sich heran. Liebevoll hielt er sie bei sich und hauchte ihr einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen, bevor sie sich zusammen auf den Weg um die Bühne herum machte. Holly wartete anscheinend noch etwas scheu. Es war lange her, dass sie zuletzt auf der Bühne gestanden hatte und ein kleines bisschen hatte sie das Lampenfieber gepackt! Sie sah sich um und erspähte Chris, samt Leilani in der Menge. Beide grinsten ihr entgegen und nickte. Mit einem letzten, tiefen durchatmen löste sie sich vom Vorhang und trat die letzte Stufe hinauf auf die Bühne. Die Band wartete bereits. Ihr Blick glitt durch den Club, der sich vor ihr erstreckte. Die Wände waren aus Backstein und teilweise mit Tikifiguren verkleidet. In der Mitte wartete eine große Bar, die meistens von Scott oder Alex besetzt war. Die beiden Männer liebten es Drinks zu mixen und den perfekten Barkeeper zu mimen. Viele Frauen tummelten sich um die ehemaligen Schauspieler, denn Alex war nicht länger in der Branche tätig. Stattdessen gab er lieber seinen (ehemaligen) Fans einen aus, sprach mit ihnen und genoss den Kontakt. Vor der Bühne hatte sich eine ganze Menschentraube getummelt, denn seit Wochen war es schon im Gespräch. Hollys kleines Konzert in ihrer Heimat Hawaii, auf ihrer Bühne. Die Leute waren von weit her gekommen, um sie seit Jahren wieder zu hören. Holly hob ihre Hände in die Höhe. „Schhhh.“, sprach sie leise ins Mikrofon und schloss ihre Augen. Immer mehr erstarb das Stimmengewirr und stattdessen starrten alle zu der Sängerin nach oben. Wieder ruhte dieses ganz bestimmte Lächeln auf ihren Lippen, als sie zu sprechen begann. Ihre Augen funkelten geradezu! „Mein Name ist Holly Marie O’Loughlin. Ich bin inzwischen 31 Jahre alt und ich habe in meinem Leben endlich alles erreicht, was ich immer haben wollte. Lange Zeit war ich der Meinung, dass Ruhm und Reichtum das wesentliche im Leben sind. So fehlte mir irgendwann das zu Hause. Immer auf der Suche nach einem neuen Standort und immer auf der Jagd nach einem neuen Song. Allerdings änderte sich alles, als ich vor knapp drei Jahren auf großer Amerikatour unterwegs war. Hawaii war nur ein kleiner Zwischenstopp auf einer endlos langen Liste. Ich war auf einer After Show Party mit Rihanna und Taylor Kitsch … und vielen anderen Berühmtheiten. Ich als prominente Persönlichkeit hatte natürlich Zugang. So war es. Mein Leben. Ich hatte alles, was sich ein Mensch wünschen kann … außer Magie. Etwas, wovon die Menschen immer reden. Die Magie der Liebe. Ich habe lange Zeit behauptet, dass alles in Ordnung war, allerdings fehlte mir die Magie und somit auch ein Grund mein Leben weiter zu führen. Das Leben ist wie ein Kartenhaus. Manchmal bricht es zusammen, verliert unaufhaltsam die Stabilität und zurück bleiben nur viele kleine Bruchstücke.  Und manchmal muss genau das passieren, um etwas Neues möglich zu machen. Mein Leben war zu Ende… allerdings nur um endlich von neuem zu beginnen und mit einem Mal war Hawaii nicht mehr länger nur ein Zwischenstopp… sondern Heimat! “ An der Bar des Clubs lehnte Ryan, gleich neben ihm hockte Leila, die ihren Kopf an seiner starken Schulter abgelegt hatte. Heimat – ja, Leila hatte hier auch ihre Heimat gefunden. Und ihre große Liebe gleich mit.   Leila hatte ein mulmiges Gefühl in dieser ganzen Situation. Sie schluckte und strich sich durch die langen Haare. Ungebändigt wie immer hingen ihr mehrere Strähnen ins Gesicht und ließen sich auch nach mehrmaligen Versuchen nicht mehr hinter das Ohr verbannen. Sie atmete tief durch und betrachtete die junge Frau im Eingangsbereich Sie wurde Shelly genannt und erinnerte stark an eine Surferbraut, allerdings versuchte sie einen starken Eindruck zu hinterlassen. Immer wieder lief sie mit einem Klemmbrett an ihr vorüber und nahm Telefonate oder noch weiter wartende Menschen an. Alle saßen sie zusammen in dem Warteraum. Eng aneinander gepfercht, was Leila ein erneutes Seufzen entlockte. Eine weitere Frau huschte an ihr vorüber. Leila seufzte auf und schielte auf ihre andere Seite. Ryan saß mit verschränkten Armen neben ihr. Wie ein Fels in der Brandung starrte er vor sich hin, allerdings manifestierte sich auch die langsam wachsende Unruhe in seinen Gesichtszügen. Der Blick aus seinen tiefblauen Augen wanderte umher. „Jetzt guck nicht so… du machst hier allen noch Angst.“, kicherte Leila leise. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen. Einige Falten zierten seine Stirn, als sein Blick zu ihr huschte und sofort an ihr hinab glitt. „Sie hat keine Angst.“, stellte er nüchtern fest. „Sie kennt dich ja auch.“, lachte Leila und sah ebenfalls nach unten. In ihren Armen lag ein kleiner, schlafender Mensch. Ein kleines Bündel. Ein winziges Wesen. IHR winziges Wesen. Kalea Sheridan, ihre kleine Tochter, die seit einigen Tagen das Leben von Ryan und ihr gehörig auf den Kopf stellte! Schon vor der Hochzeit mit Ryan hatte sie es gewusst. Ihr Liebe hatte ein kleines Lebewesen hervor gebracht und auch wenn Ryan es nicht zugab: Er war Kalea absolut verfallen. Sie hatte einige Wochen zu früh das Licht der Welt erblickt und so war es nicht nur ein Zufall, dass ihr hawaiianische Name ‚Glück‘ bedeutete. Leider zog so eine Frühgeburt viele Untersuchungen nach sich und – wie sollte es auch anders sein – passte es Ryan ganz und gar nicht, dass er so lange mit dem kleinen Menschen warten musste. Hochschwangere Frauen beäugten ihn im Wartezimmer der Gynäkologen überaus kritisch. Er war ein Fremdobjekt in diesen heiligen Hallen. Er betrachtete Kalea, als Leila ihren Kopf an ihn schmiegte. „Wenn du nicht für sie lächelst, dann für mich …“, raunte Leila ihm zu. Ryan brummte etwas vor sich hin und versuchte sich mit einem freundlichen Gesichtsausdruck. Leila lachte auf. „Lass es …“, rief sie munter. Die Arzthelferin, die eher als Surfergirl arbeiten sollte, sprang schon regelrecht in den Warteraum. „Familie Sheridan.“, flötete sie glockenhell. Sofort erhob sich Ryan und folgte seinen beiden Frauen aus dem Wartezimmer. So war es jetzt. Sein Leben. Endlich erfüllt von Lachen. An der Seite von Leila hatte er die Erfüllung gefunden und Kalea machte alles perfekt!   Holly plauderte auf der Bühne und ihr Mann an der Bar. Immer wieder wanderte sein Blick zu Holly, an deren Lippen das gesamte Publikum geradezu zu kleben schien! Er wurde wie so oft interviewt. Alle wollten sie wissen, wie jetzt, nach drei Jahren des Kennenlernens von ihm und Holly das Leben war. Die Interviews waren anders als früher. Er plauderte locker mit den Reportern. Es gab keinen Manager, der ihm Vorschriften machte, keine Regeln an die er sich zu halten hatte. Wenn er was nicht sagen wollte, dann erzählte er keine Lügen, sondern zuckte einfach mit den Schultern. „Sie sind vor kurzem zum dritten Mal Vater geworden? Wie fühlt es sich an, dass Ihre Frau wieder auf der Bühne steht. Genießen Sie das Vaterdasein? Wie kommt ihr ältester Sohn mit seiner neuen Rolle zurecht?“ Auf Alex Zügen erschien ein kleines Lächeln und für einen Moment schloss er mit einem zufriedenen Seufzen seine Augen.   Exakt zwei Jahren ach der Entführung wurde der Tag, der bis dato allen düster in Erinnerung geblieben war, von einem freudigen Ereignis überschattet: Brandon O’Loughlin erblickte das Licht der Welt. Er komplettierte die Familie! Der kleine Brandon mit den niedlichen Hamsterbäckchen und dem kleinen Stupsnäschen hatte sofort das Herz seiner Mutter im Sturm erobert. Elfchen Isobel, war dementsprechend begeistert von ihrem kleinen Babybruder, auch wenn dieser viel Aufmerksamkeit geschenkt bekam. Leise Stimmen drangen an Alex‘ Ohr. Er döste gemütlich auf dem Sofa. So ein Schlaf zur Mittagsstunde war etwas Herrliches. Natürlich würde er das nie offen zugeben. Zum Glück hatte sein kleiner Sohn genau dieses Schlafbedürfnis, das ihm in dieser Situation zu Gute kam. Nachts war der Kleine wach, somit musste er tagsüber schlafen. Nur zu gerne war Alex mit dabei! So lag er auf dem bequemen Sofa. Der kleine Junge, der noch nicht mal eine Woche auf der Welt war, kuschelte auf seinem Bauch und schlummerte ebenso zufrieden vor sich hin, wie Alex. Allerdings störte etwas seinen friedlichen Schlaf. Er verzog die Nase und legte die Stirn in Falten. Wieder hörte er das Kichern. Letzenendlich war es dann doch die Neugier, durch die er seine Augen öffnete und hinüber zum zweiten Sofa schielte. Holly und Isobel saßen darauf und flüsterten über irgendwas. Inzwischen beherrschte das kleine Elfchen perfekte Dreiwortsätze. Sie hatte sogar Lieblingssäte, wie etwa „Ich kann nich‘“, „Ich seh nich’s“ „Will Musich hör’n.“. Vor allem der letzte Satz hatte ihre Mutter freudig gestimmt. „Leute, ihr seid viel zu laut. Brandon will schlafen.“, beschwerte er sich leise. Holly grinste schief. Sie lehnte bei Isobel und zusammen sahen sie zu Alex hinüber. „Ich glaube eher dass du schlafen willst.“ „Möglich.“, knirschte Alex mit seinen Zähnen und schielte auf den schlafenden Säugling hinab. Der jüngste O’Loughlin ließ sich von dem Getuschel der Frauen gar nicht stören. Er war einfach viel zu müde, nachdem er die Nacht durchgemacht hatte. Izzy grinste etwas schelmisch. „Ihr heckt doch irgendwas aus.“, maulte Alex. Er kannte seine Frauen doch! Er wusste ganz genau, wenn ihn wieder irgendwas, ähnlich einer Shoppingtour erwartet. „Nein, nein. Machen wir gar nicht. Ich schwöre!“, hob Holly ehrenvoll ihre Hände. Alex‘ Misstrauen blies, als es auf einmal an der Tür klingelte. Brandon verzog sein Gesicht und schon klappten seine Auge auf. „Na prima!“, beschwerte sich Alex. Sofort war Holly aufgesprungen und hob ihre kleine Knutschkugel in die Höhe. Mit seinen süßen Pausbäckchen sah er einfach zum fressen niedlich aus! Mit einem erschöpften Gähnen setzte sich Alex auf. „Geh doch aufmachen und beschwer dich.“ „Das mach ich auch. Immerhin hat er meinen Sohn geweckt.“ Wer auch immer da trotz ‚Hush, Baby is sleeping‘-Schild geklingelt hatte, konnte sich auf einen mürrischen Alex einstellen. „Izzy midd!“, rief die Kleine und streckte ihre Arme aus. Alex nickte und hob die Elfe auf seinen Arm. Sie grinste. „Alles in Ordnung bei dir? Was hat Mami dir gerade erzählt?“, wollte Alex wissen. Isobel hob unschuldig ihre Schultern und warf einen Blick zurück zu Holly. Diese lachte einmal auf, küsste Brandon auf den Kopf und rieb ihre Nase an seiner. Der Kleine war ganz leise geworden und schien einfach nur zu genießen. Alex öffnete die Tür und mit einem Mal verpuffte die Wut. „Saxon…“, raunte er perplex. „Überraschung!!“, rief sein Ältester und schon hatte er sich Isobel geschnappt und wirbelte seine lachende Schwester durch die Luft. Alex trat einen Schritt zurück und konnte gerade so in das Wohnzimmer blicken. Holly grinste breit. „Ach darüber habt ihr getuschelt.“ „Möglich.“ Unschuldig hob Holly ihre Schultern und zwinkerte Alex zu. Dieser drehte sich wieder zu seinen beiden Kindern und schloss Saxon in seine Arme. „Schön dass du hier bist…“, lächelte Alex begeistert. „Ich will meinen kleinen Babybruder sehen…“ „Na dann komm rein und schau ihn dir an.“, zwinkerte Alex. Glückselig brachte er seinen großen Sohn zu dem kleinen Säugling und zusammen mit ihnen saß er auf dem Sofa und genoss diesen entspannten Tag…   Er lächelte noch immer vor sich hin, als er dem Reporter endlich eine Antwort gab. „Mein Name ist Alex O’Loughlin. Ich bin 37 Jahre und lebe noch immer in Honolulu, dem perfekten Fleckchen Erde. Dieser Ort ist genau für mich gemacht. Ich habe vor einer Weile jemanden gefunden, der förmlich auf mich gewartet hat. Jemand, der wie für mich gemacht ist. Meine entzückende Ehefrau, die mir nicht nur das Lachen zurück gebracht und zwei Kinder geschenkt hat. Nein. Sie hat mich auf alle erdenklichen Arten gerettet. Mehr kann ein Mensch einem anderen nicht geben. Mein Leben ist jetzt perfekt. Meine Name ist Alex – ich bin Barbesitzer, Ehemann und Vater. Alles andere ist Vergangenheit und alles andere ist hier nicht relevant“, sprach er in die Kamera und hob sein Glas. Alex lehnte lässig hinter dem Tresen. Er trug ein lockeres schwarzes Hemd und bequeme Jeans, in der ein Handtuch steckte. Ein breites Grinsen zierte seine Lippen und in seinen blau-grünen Augen blitzte geradezu der Schalk. „Ich verstehe… vielen Dank für das Interview.“, lehnte sich der Reporter nach vorne und reichte ihm seine Hand. „Jederzeit.“ Alex nickte und wandte sich seinen zahlreichen Gästen zu, die zu Scharren hereinströmten!  Er pfiff zu Hollys erstem Song und sah ihr natürlich besonders gerne zu. Mit einem Mal ließ sich ein bekanntes Gesicht bei ihm nieder. „Na mein Brüderchen.“, lachte er auf. Finley stöhnte auf. „Wie geht es den Zwillingen.“ Fin verdrehte die Augen. „Gib mir was zum Trinken, jetzt!”, befahl er und deutete auf den Tresen. Alex salutierte lachend und reichte seinem Bruder einen guten Whiskey. Er und Grace waren seit einem Jahr stolze Eltern von den Jungs Levin und Milo. Die Zwei hielten ihre Eltern gehörig auf Trab. Finley gähnte und legte seinen Kopf auf den Armen ab. „Du weißt schon, dass das hier eine Bar ist … kein Schlafzimmer.“ „Lass mich in Ruhe…“, brummte Finley und strich sich etwas über den Finger…   Es war kein Tag wie jeder andere im Leben von Finley. Vor einigen Jahren hatte er begonnen zu leben. Es hatte sich alles verändert. Absolut alles. Eigentlich hatte er sich immer als überzeugten, alleinstehenden Mann gesehen, der sich voll und ganz in das Studium stürzte und was war jetzt? Er hatte sein Studium durchschnittlich beendet, denn zum Zeitpunkt der Prüfungen hatte seine Lebensgefährtin zwei Kinder zur Welt gebracht. Die Jungs brachten gehörig Trubel in das Leben von den zwei jungen Menschen. Trotz geschlossener Türen konnten Grace und Finley die Zwillinge weinen hören. „Wir sollen uns heute nicht um sie kümmern.“,  murmelte Finley. „Zumindest im Moment nicht …“ „Ich komm mir vor wie ein Zombie und wir haben sowieso jegliche Vorschriften und Traditionen gebrochen, denn ich hoffe sehr, dass dieses pompöse Kleid, das du trägst, dein Hochzeitskleid ist.“ Sie saßen nebeneinander. In wenigen Minuten würde die Zeremonie beginnen und beide waren absolut müde. Grace lächelte erschöpft. „Das wird schon, Finley. Es wird irgendwann auch wieder besser und sei unbesorgt, das ist mein Hochzeitskleid.“, lächelte sie, schaffte es aber auch nicht aufzustehen. „Ich finde das hier ist eine gute Alternative. Plan B. Die Zwei sind gerade gut aufgehoben. Wir sollten abhauen.“, brummte Finley und legte sein Gesicht in seine Hände. „Sie sind niedlich, irgendwer wird sich sicher um sie kümmern.“ Grace lachte leise und lehnte sich zurück. Sie streckte ihre müden Glieder. „Ich will jetzt nicht aufstehen. Ich will schlafen. Die Menschen sagen immer es wird irgendwann besser, sogar mein Bruder hat gesagt, es wird irgendwann besser, aber … die Leute lügen.“, knurrte er vor sich hin und schüttelte entschieden seinen Kopf. „Es wird sicher irgendwann besser. Wir müssen doch jetzt nicht nach ihnen schauen.“ „Neeeein, wir müssen nur heiraten, das ist ja gar nicht anstrengend.“, lachte Finley auf und streckte sich einmal ausgiebig. Die Nächte in denen er ausgeschlafen hatten lagen in weiter Ferne. Die Zwillinge wechselten sich stündlich ab und so stand Finley die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben. „Es wird sicher wunderschön und ist schnell vorbei.“ „Du hast gut reden. Du kannst deine Müdigkeit hinter einem Schleier verstecken!“, lachte Fin auf. Grace nickte und erhob sich. „Na komm. Lass es uns hinter uns bringen. Immerhin sind unsere Jungs heute Nacht bei deinem Bruder zu Besuch… dann können wir die Hochzeitsnacht voll nutzen.“ Finleys Augen begannen zu funkeln, als er sich erhob und Grace an sich zog. „Du meinst wir können eine ganze Nacht durchschlafen.“ „Oh ja, das klingt unglaublich nicht wahr?“, freute sich die Braut. „Oh, absolut.“, schnurrte Finley und umarmte Grace mit einem wohligen Seufzen…   Alex tätschelte Finley den Hinterkopf. „Egal wie müde du bist, du bist glücklich, nicht wahr…“ Finley hob grinsend seinen Kopf. „Das ist doch wohl klar. Ich fühle mich perfekt. Mein Leben ist perfekt.”, lächelte er selig und sah hinauf zur Bühne, den die Musik setzte wieder ein. „Und nun der letzte Song des Abends. Er heißt ‚Blue Sky‘. Genießt ihn.“, rief Holly und begann etwas zur Musik zu tanzen, bevor sie zu singen begann.   “The farther I come the farther I fall Whatever I knew it was nothing at all Nothing at all, just making me small Smaller and smaller I fall back   Sooner or later with a view from the ground Chasing the race and the races run you down Sooner or later with a view from the ground And a tear in your eye You say baby why can’t we fly Into the blue sky High Into the blue sky   Be my singing lesson Be my song When I tell you I’m falling You tell me I’m strong You say trees have grown tall Birds have flown high Goodbye goodbye goodbye I’ll fly over a rainbow I’ll be sun kissed Sail around the planet Venus And send a long letter Way back home That says all that I know All that I know is the blue sky High in the blue sky   The farther I come the farther I fall Whatever I know it was nothing at all Trees  have grown tall, birds have flown high Higher and higher Goodbye, goodbye, goodbye”   Holly atmete die Luft ein. Lauschte dem tobenden Applaus und verneigte sich vor ihren Fans, ehe sie leichtfüßig auf das Ende der Bühne zuhüpfte und einfach so nach unten kletterte. Chris bekam einen halben Herzinfarkt, schaffte es aber nicht sie daran zu hindern, oder auch nur in ihre Nähe zu kommen. Losgelöst schob sie sich durch die Menge, schüttelte Hände und verschenkte ein Lächeln nach dem anderen. Fast schon ergriffen von der Situation wichen die Fans vor ihr zurück und ließen sie einfach vorbei, aber nicht ohne euphorisch ihre Hand zu ergreifen. Hier und da zwinkerte Holly den freundlichen Leuten zu und lächelte. Lächelte und lächelte. Es war ein unglaubliches Gefühl und für einen Moment hatte sie selbst das Gefühl fliegen zu können. Mit halb offenem Mund und erstauntem Blick sah ihr Alex entgegen, zog die Augenbraue in die Höhe, als Holly unter lautem Jubel und Beifall auf den Tresen kletterte und ihre Arme um seinen Hals schlang. „Ich liebe dich…“, raunte sie ihm zu. Alex lachte laut auf, legte die Arme um ihre schmale Taille und zog sie zu sich. Zärtlich berührten sich ihre Lippen und sofort wurde laut geklatscht und gepfiffen. Der ganze Saal war wie hypnotisiert, gerührt von der Liebe und ergriffen vom Moment.   So war es jetzt. Das Leben. Und es war ein gutes Leben. Die kleine Familie ist glücklich. Sicher gibt es ab und an ein paar graue Wolken, aber auf Regen folgt Sonnenschein und selbst hinter den dicksten Wolken wartet ein Regenbogen.    Übrigens … Isobel ist eine grandiose Ukulele Spielerin geworden. Zusammen mit ihrem Dad spielt sie am liebsten im Duett.        Habt Ihr Euch jemals gefragt, was unsere Zeit hier wirklich ausmacht? Ob ein einzelnes Leben für die Welt von Bedeutung ist? Oder ob die Entscheidungen, die Ihr trefft irgendeine Rolle spielen? Ich glaube, dass sie es tun, und ich glaube, dass ein einzelner Mensch, das Leben vieler Anderer verändern kann. Zum Besseren oder zum Schlechteren. Mein Leben hat sich zum Besseren geändert…     The End Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)