FAIRliebt von Turtok11 (AaML) ================================================================================ Kapitel 1: Ankunft in Eibenwood ------------------------------- Der junge Mann auf dem Feld dort drüben ist Ash Ketchum. Ash ist Beerenbauer und Mitglied der Kooperative ‚Esperanza’, was so viel wie Hoffnung bedeutet. Vor kurzem wurde er zum Leiter der Kooperative gewählt, in dieser Position vertritt er die Interessen der anderen Bauern seiner Genossenschaft nach außen. Einer dieser Bauern ist Ashs guter Kumpel Rocko, dieser ist zudem mehrfacher Familienvater. Leider ist der Verdienst des Beerenbauern so gering, dass er in sehr ärmlichen Verhältnissen leben muss. Ash versucht ihn zwar wo immer er kann zu unterstützen, doch auch ihm sind die Hände gebunden: So hat er zwar keine Familie die er ernähren muss, der Verdienst ist dennoch nicht so hoch, als dass er Rockos Familie ausreichend unter die Arme greifen kann. Schuld daran sind die Knebelverträge, die der Kooperative „Esperanza“ durch einen lokalen Aufkäufer mit dem Namen Giovanni aufgezwungen wurden. Dieser treibt mittels seiner beiden Handlanger Cassy und Butch die von den Bauern zu entrichtenden Schulden und Waren ein. Um aus dieser Abhängigkeit zu entkommen und seiner Position als Kooperativen-Chef gerecht zu werden, arbeitet Ash jede Nacht nach der Arbeit in seinem sogenannten „Büro“. In Wirklichkeit ist es Schlafplatz, Wohnstube, Küche und Büro in einem und das Ganze auf kuscheligen 16m², denn so groß ist seine Hütte. Zur gleichen Zeit sitzt Misty Waterflower in einem Flugzeug der Ibitak-Lines. Sie arbeitet für die Firma ‚Beerfair’ (Beere + Fair), der Prof. Eich vorsteht. Anders als Giovanni und seine Untergebenen es tun, zahlt ihre Firma anständige Löhne und versucht, ihre Lieferanten auch sonst so gut es geht zu unterstützen. Misty verdient bei diesem Job keine Unsummen, doch die Beschäftigung macht ihr Spaß und es war für sie schon seit ihrem FÖJ (Freiwilliges ökologisches Jahr) bei der Nichtregierungsorganisation „Ökozial“ klar, dass sie später einmal in diesem Bereich arbeiten will. Das aufgeweckte orangehaarige Mädchen sprüht dabei vor Energie, wenn sie an die Ungerechtigkeiten in dieser Welt denkt und würde dann am liebsten immer alles in Stücke reißen und ihre eigene kleine Traumwelt aufbauen. Aktuell ist Misty mal wieder auf Dienstreise, ihr Arbeitgeber sucht einen neuen Lieferanten für Sinelbeeren, doch freie Bauern, die nicht bereits unter Vertrag stehen, sind nicht leicht zu finden und auch die nötige Qualität ist nicht immer gegeben. Die Afri-Inseln versprechen allerdings ein Ort zu sein, an dem all diese Kriterien erfüllt werden können. Doch das junge Mädchen hat außer ihrer harten aber schönen Arbeit derzeit auch noch andere Sorgen. Nachdenklich starrt sie aus den kleinen Fenstern des Flugzeugs. Sie denkt an ihn, an Rudy! Vor ihrer Reise hatte sie unter ihre zweijährige Beziehung einen Schlussstrich gezogen. Doch war dies die richtige Entscheidung? Schließlich hätte und hat er alles für sie getan. Er war immer für Misty da und brachte die finanzielle Sicherheit in ihre Beziehung ein, schließlich war er Makler und konnte dem orangehaarigen Mädchen alle Annehmlichkeiten bieten, die sie sich von ihrem Lohn bei ‚Beerfair’ nicht leisten konnte. Doch wiederum ärgerte gerade dies das orangehaarige Mädchen an Rudy. Obwohl sie ihm mehrmals sagte, dass sie all diese teueren Sachen gar nicht will und braucht, schenkte er ihr all diese materiellen Dinge. Als er ihr dann vor 3 Tagen Schmuck im Wert von 1,5 Millionen Pokédollar überreichte, war der Kanal einfach voll. Misty konnte es einfach nicht ertragen, dass er ihr immer wieder derart materiell wertvolle Dinge schenkte, während in anderen Ländern Menschen verhungern. Rudy verstand einfach nicht, was in ihr vor sich ging und was ihr eigentlich wichtig war, das Menschliche eben. Genau das geht ihr auch jetzt im Flugzeug wieder durch den Kopf: ‚Rudy denkt einfach immer nur an sich und an die, die ihm am nächsten stehen. Für all die Ungerechtigkeit in der Welt interessiert er sich allerdings nicht und kommt maximal damit in Berührung, wenn ich von meinem Beruf erzähle. Warum nimmt er sich der Dinge nicht an, die ich ihm immer wieder schildere? ...Bin ich vielleicht zu hart zu ihm? Schließlich ist er auch nicht anders als die meisten Menschen auf dieser Welt… Und gut behandelt hat er mich ja schließlich schon immer, wenn ich an all die romantischen Abende denke… Aber reicht das für eine funktionierende Beziehung, wenn man sich gegenseitig gut behandelt und füreinander da ist? Oder sollte da noch mehr sein? Sollte man vielleicht die gleichen Ideale und Ziele oder zumindest ähnliche haben? Sollte man Aktivitäten und Werte haben, die einen miteinander verbinden? ... Aber warum frage ich mich das eigentlich? Die Antwort hab ich mir doch schon so oft selbst gegeben und sie hat ja letztendlich auch dazu geführt, dass ich jetzt nicht mehr mit ihm zusammen bin. Ich bin allein, so ähnlich ging auch mal ein Lieblingslied von meinen Schwestern und mir.’ Doch auch diese Erkenntnis sorgt nicht dafür, dass Misty weniger nachdenklich auf ihrem gut gepolsterten Sitz hockt und wie in Trance aus dem Fenster starrt, während ein paar Wablus vorbeiziehen. Ihr Kopf scheint zwar zu wissen, dass es die richtige Entscheidung war, ihr Herz hat sie deswegen aber noch lange nicht überzeugt. Es hängt noch immer an Rudy, mit dem sie ja auch viele schöne Stunden verbracht hat. Eine Träne rinnt über Mistys Gesicht. Erschrocken schließt sie die Augen in der Hoffnung, dass wenn sie die anderen Menschen an Bord der Maschine nicht sehen kann, dies dann auch umgekehrt gilt. Dass jene Annahme nicht stimmt, weiß sie natürlich selbst, dennoch beruhigt es das orangehaarige Mädchen vorerst und so entschwindet sie langsam in das Land der Träume. Als Misty wieder aufwacht, befindet sich die Maschine der Ibitak-Lines bereits über den Afri-Inseln. Interessiert schaut sie aus dem Fenster, die Natur hier ist wirklich herrlich, vieles ist noch unberührt. Riesige Bäume auf denen Griffels herumtollen ragen aus dem immergrünen Regenwald, ein Schwarm Smettbos flattert über die Baumwipfel. Es ist kaum zu erahnen welche Artenvielfalt an Pokémon noch unter der obersten Baumschicht leben muss. Dann erblicken die blaugrünen Augen des Mädchens die ersten Plantagen und Dörfer der einheimischen Bevölkerung. Freudestrahlend nimmt sie all diese Eindrücke auf, denn das ist es, wofür sie ihren Job so sehr liebt und auch in Kauf nimmt, dass sie oft monatelang von Daheim weg ist. Nach einer Weile erreicht das Flugzeug die Bezirkshauptstadt Kaska, hier landet es, auf einer nicht nach einem Flughafen anmutenden Rollpiste Inmitten der Stadt. Nach wenigen Augenblicken steht Misty bereits auf der Flugzeugtreppe, freudestrahlend blickt sie sich, in der für sie völlig neuen Umgebung, um. Alles ist auf den Afri-Inseln so viel anders als bei ihr Zuhause in Kanto, das ganze Leben wirkt schon auf den ersten Blick viel chaotischer und bunter und es duftet nach Abenteuer. Doch plötzlich wird das in Gedanken versunkene, orangehaarige Mädchen von einem grimmig dreinblickenden älteren Herren mit dem Gehstock angestubst. „Was ist los, junge Frau?! Trauen sie sich die Treppen nicht hinunter oder haben sie Wurzeln geschlagen?! Das ganze Flugzeug möchte aussteigen, während sie hier den Weg blockieren…“ „Ist ja schon gut! Ich verschwinde ja schon, sie ungeduldiger alter Knispel.“ Auch wenn Misty kurzzeitig verärgert war und der ältere Herr vermutlich recht hatte, lässt sie sich davon nicht ihre gute Laune verderben. Zielstrebig läuft sie zum erstbesten Taxi, welches bereits direkt neben der Piste wartet, um zu ihrer Unterkunft zu gelangen. Die ganze Prozedur gestaltet sich jedoch schwieriger als ein Abra oberhalb von Azuria City zu fangen (Kenner der alten Pokémonspiele wissen, wovon ich rede^^), schließlich spricht der Fahrer keinerlei Fremdsprachen und Misty kann die Sprache der Einheimischen nicht. Mit Hilfe einer Karte kann dem Taxilenker dann dennoch erklärt werden, wohin die Reise hingehen soll. Auf den holprigen Staubpisten wirkt das Gefährt noch klappriger, als es von außen bereits aussah. Doch wie jede Fahrt hat auch diese ein Ende und so verlässt Misty vollkommen durchgeschüttelt nach einigen Minuten den Wagen. Vor ihr baut sich nun das „Hotel Raupy“ auf. Kopfschüttelnd steht sie davor: ‚Wie kann man sein Hotel nur nach einem Käferpokémon benennen?! Das schreckt doch die Kundschaft ab und die Unentwegten, die dennoch darin schlafen, bekommen wahrscheinlich Albträume.’ Den Rezeptionisten kann das orangehaarige Mädchen bezüglich des in ihren Augen seltsamen Namens jedoch nicht fragen, denn wieder hat Misty Verständigungsschwierigkeiten und so ist sie bereits froh, dass sie von dem Angestellten den Schlüssel ausgehändigt bekommt. Das Zimmer, welches mit Hilfe des Schlüssels seinen Schlund öffnet, mutet für Bewohner aus Kanto wenig wohnlich an. Aber der jungen Dame ist das egal, einzig das quietschende Bett stört etwas beim schlafen. Bei jeder kleinen Bewegung klingt es so, als würde ein Piepi unter der Matratze liegen und lautstark protestieren. Trotz des Bettes geht auch diese Nacht, genau wie die anderen 7428 Nächte zuvor in Mistys Leben, vorbei. Schon sehr früh rafft sie sich unter einem letzten lautstarken Aufschrei des „Piepi-Bettes“ auf und geht zum Busbahnhof, wo sie den Bus nach Eibenwood, dem Ziel ihrer Arbeitsreise, nimmt. Die lange beschwerliche Reise führt durch den Urwald, den Misty noch tags zuvor vom Flugzeug aus gesehen hatte. Nach einigen Stunden Fahrt sieht sie endlich die ersten Plantagen mit Sinelbeeren, sie gelten allgemein als Vorboten von Eibenwood. Von den Beerensträuchern schauen müde Arbeiter in den Bus, einige dürften noch keine 14 Jahre alt sein. ‚Wie lange diese Kinder hier wohl am Tag schuften müssen?’ fragt sich Misty mit einem zur Faust geballten Gesicht. ‚Aber genau das ist der Grund warum ich hier bin, man sieht schon bei den ersten Arbeitern, dass hier einiges schief läuft… Was ich allerdings nicht verstehe, warum haben alle hier so ein komisches „R“ auf der Kleidung?’ Das „R“ begegnet der Mitarbeiterin von ‚Beerfair’ auch wieder, als sie in Eibenwood aus dem Bus aussteigt. Der Buchstabe prangt an dem größten und schönsten Haus der Stadt. Es ist auch mit Abstand schöner als das einzige Appartement der Stadt, in das Misty sich sofort zum Einchecken begibt. Die Unterkunft ist noch einmal deutlich schlechter als die des vorherigen Tages. Einziger Vorteil aus Mistys Sicht: Die Bude heißt nicht mehr „Hotel Raupy“. Jedenfalls ist das Appartement nicht gerade einladend, doch das stört nicht, denn Misty wollte sich sowieso sofort in die Arbeit stürzen und so begibt sie sich, kaum angekommen, bereits zu einer Erkundungstour auf die Plantagen. Kapitel 2: Die Diebin Misty? ---------------------------- ‚Interessant diese Sinelbeeren, die sehen wirklich gut aus. Groß sind sie auch noch, kein wunder so prächtig wie hier alles gepflegt ist. Ich stecke gleich mal ein paar ein.’ Misty kramt in ihrem roten Rucksack ein kleines Beutelchen hervor und steckt die Beeren ein. ‚Gut, das hätten wir. Na dann will ich doch gleich mal noch ein wenig Feldforschung betreiben und mal kosten, wie die Beeren schmecken’. „Hm, die sind ja echt unglaublich und noch besser als ich dachte!“ ruft Misty mit einem strahlenden Gesicht aus. Doch das hätte sie besser nicht tun sollen, denn dadurch ist ein Bauer namens Rocko auf sie aufmerksam geworden: „Hey! What are you doing?! Are you steeling Sinel Beeries?!” ruft er empört aus. Doch wie gehabt, Misty versteht die Sprache der Einheimischen nicht, wenn sie auch sonst sämtliche Weltsprachen beherrscht. Aber auch ohne zu verstehen, was der braunhaarige Mann zu ihr sagt, weiß sie dessen ausladende Gesten, in denen deutlich mitschwingt wie sauer er auf sie ist, zu deuten und folgt ihm. Was hat sie auch für eine andere Wahl? Würde sie weglaufen, dann hätte er sie mit Sicherheit in Windeseile eingeholt. Außerdem ist Misty viel zu eingeschüchtert, um einen Versuch diesbezüglich zu unternehmen, stattdessen folgt sie ihm bis zur Hütte von Ash. Rocko gibt dem orangehaarigen Mädchen zu verstehen, dass sie vor der Tür warten solle, während er zum Kooperativenleiter in die Hütte geht. Dort beginnt ein lautstarkes Gespräch, was die Mitarbeiterin von ‚Beerfair’ selbst ohne Sprachkenntnisse, durch die dünnen Holz- und Strohwände feststellen kann. Nach einer Weile treten die beiden Männer immer noch in das Gespräch vertieft vor die Tür und Misty beginnt Ash zu mustern: ‚Mein lieber Scholli, der sieht aber gut aus.‘ Langsam begutachtet sie ihn von unten nach oben: Groß was die Körpergröße anbelangt, gut gebaut, ein freundliches Gesicht obwohl man sieht, dass der junge Mann sauer ist, schokoladenbraune Augen zum Dahinschmelzen, kräftiges schwarzes Haar, etwa 22…’ Doch mitten in ihren Gedanken wird sie abrupt unterbrochen: „Hallo, ich bin Ash Ketchum, der Leiter der Kooperative „Esperanza“, auf deren Land sie sich gerade befinden.“ Doch Misty bekommt kein Wort hervor, so baff ist sie, dass jemand ihre Sprache spricht. „Ich weiß, dass Sie mich verstehen. Sie brauchen sich also nicht verstellen.“ Nun fängt sich die Mitarbeiterin von ‚Beerfair’ wieder und ringt sich selbst die folgenden Worte ab: „Entschuldigung. Ähm, ich war bloß überrascht, dass Sie meine Sprache sprechen, denn damit sind Sie der erste auf den Afri-Inseln, der mich versteht… Ach und im Übrigen: Ich heiße Misty Waterflower.“ „Na sehen Sie, es geht doch. Rocko sagte mir, dass er Sie beim Stehlen von Sinelbeeren erwischt hat. Was haben Sie zu ihrer Verteidigung zu sagen? Haben Sie ein Alibi?“ „Ich hab nix geklaut.“ stammelt Misty schüchtern. Rocko, der die ganze Zeit neben Ash steht, beugt sich zu Ash und flüstert ihm etwas ins Ohr. Woraufhin Ash mit den Augen den roten Rucksack begutachtet. „Geben Sie mal ihren Rückenbeschwerer her.“ sagt er ruhig, aber bestimmt. Misty gehorcht und muss mit zusehen, wie Ash einige Beeren aus ihrem Rucksack kramt. „Und Sie klauen also nicht?! Wollen Sie mich etwa verarschen?!“ „Das mag jetzt vielleicht etwas unglücklich aussehen, aber ich klaue wirklich nicht…“ „Ah ja, und die Früchte sind wohl von alleine in Ihren Rucksack hineingerutscht?! Oder haben Sie die Sinelbeeren etwa mitgebracht, um sie an unsere Bäume zu hängen?!“ unterbricht der schwarzhaarige Junge Misty mittlerweile etwas mürrisch. „Nein, die hab ich schon da rein gelegt. Aber ich wollte sie lediglich untersuchen. Ich bin nämlich von ‚Beerfair’ und derzeit suchen wir Bauern wie Sie, die ihre Sinelbeeren an uns verkaufen wollen. Ich wollte also nur eine Untersuchung vornehmen und es tut mir leid, dass ich Sie vorher nicht gefragt habe.“ Misty beugt bei den letzten Worten ihren Kopf demütig nach unten. „Nun gut, das klingt zwar alles etwas komisch, vielleicht stimmt Ihre Geschichte dennoch. Im Zweifel gilt ja erst einmal, dass der Angeklagte oder in diesem Fall die Angeklagte als unschuldig zu bewerten ist. Aber um eins, ungeachtet dessen klarzustellen, wir verkaufen unsere Beeren bereits an „Rocket“.“ „Sind das die mit dem „R“ überall?“ „Jep, genau die sind das.“ „Denen scheint ja hier fast alles zu gehören. Wenn ich mir Ihre Hütte so anschaue, scheint „Rocket“ aber nicht Allzu viel für seine Angestellten zu bezahlen!“ „Erstens gehört unsere Kooperative ‚Esperanza’ niemanden, denn wir sind eine der wenigen noch eigenständigen Bauerngenossenschaften und zweitens haben Sie recht: Allzu viel bekommen wir für unsere Beeren nicht, aber es ist besser als nichts.“ Auf einmal ist Mistys Unbehagen wie weggewischt, denn nun beginnt sie mit ihren Standardsätzen, die sie schon auf so vielen Reisen in ferne Länder aufgesagt hat, aber immer noch aus voller Überzeugung ausspricht: „Wissen Sie, wir von ‚Beerfair’ haben eine etwas andere Handelsphilosophie als Konzerne wie die Firma mit dem großen „R“ an die Sie verkaufen. Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Handelspartner in ordentlichen Wohnungen leben, dass ihr Geld ausreicht für eine gute Schulbildung der Kinder und diese nicht den ganzen Tag schuften müssen, um die Finanzen der Familie aufzubessern. Wir bieten unseren Partnern eine garantierte Abnahme ihrer Ernte und zahlen teilweise sogar im Voraus. Dies sind nur einige Punkte, die wir uns auf die Fahnen geschrieben haben. Da Sie ja, wie Sie selbst sagen, eine unabhängige Kooperative sind, könnten wir, sofern ‚Esperanza’ das natürlich will, durchaus eine Handelsbeziehung aufbauen.“ Nun ist Ash, aufgrund der bisher nicht gekannten Konditionen, etwas geplättet und weiß gar nicht recht, wie er reagieren soll, dennoch bringt er einige wenige Worte hervor: „Klingt gut. Aber ich weiß nicht so recht…“ „Naja, Sie müssen sich ja nicht heute entscheiden und das Ganze ist ja sicherlich auch die Entscheidung der gesamten Kooperative. Was halten Sie denn davon, wenn wir uns morgen früh um 9 Uhr hier treffen und ich Ihnen bei der Arbeit mal etwas über die Schultern schaue?“ Misty lächelt Ash freudestrahlend in seine schokoladenbraunen Augen, so dass dieser nicht anders kann als: „Ja.“ zu sagen. „Also gut, dann bis morgen!“ Beide geben sich zum Abschied die Hand und dann verschwindet das junge Mädchen in Richtung Stadt. Als Misty in ihrem Appartement ankommt, macht sie sich sofort wieder an die Arbeit und untersucht die Beeren auf ihre Qualität. Alle Informationen, die das orangehaarige Mädchen erhält, werden in einen Laptop eingehämmert und an den Chef von Beerfair, Prof. Eich, geschickt. Anschließend fällt Misty um 3:27 Uhr Ortszeit in ihr hartes Bett, doch anstatt einzuschlafen, denkt sie noch eine ganze Weile über die Kooperative nach: ‚Da könnte man echt was machen, der erste Eindruck von „Esperanza“ ist schon mal gut. Mal schauen was der morgige Tag bringt…’ Doch die Kooperative ist nicht das Einzige, an was Misty gerade denkt und plötzlich ziehen sich ihre Mundwinkel nach oben und die Augen beginnen zu leuchten, während sie an die Decke starrt. ‚… da treffe ich ja dann auch Ash wieder. Er scheint echt ein feiner Kerl zu sein und er ist richtig nett… Naja, lass ich diese Gedanken, schließlich bin ich noch keine Woche von meinem Rudy getrennt und da möchte ich eigentlich nicht schon wieder an einen neuen Jungen denken. Vielleicht sollte ich auch gar keine Beziehung führen, das schränkt mich nur in meiner Arbeit, die mir echt wichtig ist, ein.’ Kapitel 3: Ein Tag mit Ash -------------------------- Am nächsten Morgen begibt sich Misty zum verabredeten Treffpunkt. Sie befindet sich bereits unter den Sinelbeerenbäumen, als das orangehaarige Mädchen in ca. 100m Entfernung Ash und seine Pokémon entdeckt. Um das Treiben ein Weilchen zu beobachten versteckt sie sich hinter einem älteren und deshalb auch etwas breiteren Baum. Vorsichtig lugt sie hinter diesem hervor und was sie da sieht, ist doch eine heftige Überraschung. Eine Vielzahl von Pokémon beteiligt sich an der Ernte der saftigen Beeren. Da gibt es ein Endivie, das mit seinem Rankenhieb die Beeren vom Baum abschlägt. Einen Baum neben dem Pflanzenpokémon arbeiten Bisasam mit Blättertanz und Reptain mit Laubklinge um an die Früchte heran zu kommen. Als Bodentruppe stehen Rassaff, Griffel und Skaraborn zur Verfügung, sie fangen die herunterfallenden Beeren auf und bringen sie zur „Waschstraße“. In jener werden die Beeren erst von Schiggys Blubber überdeckt und anschließend von Karnimanis Aquaknarre abgespritzt. Einige der frisch gewaschenen Beeren werden nun von Donfan und Kingler in bereitstehende Körbe gelegt, während andere zur Weiterverarbeitung zu Pikachu, Feuriegel und Schnepke gebracht werden. Das Elektropokémon brutzelt die Beeren mit Donnerschock schön durch, was Feuriegel mit seinem Feuersturm ebenfalls, aber auf eine andere Art und Weise, vollzieht. Das Eispokémon hingegen gefriert die Früchte mit Eissturm komplett ein. Die in die Körbe verladenen Beeren werden dann von einem vor einen Wagen gespannten Touros in eine Art Lager gefahren. Ash selbst hilft immer dort aus, wo er gerade gebraucht wird und koordiniert die ganze Arbeit. Schließlich kommt Pantimos vorbei. Fröhlich schwingt es mit einem großen Kochlöffel: „Pan Pan Pan Pan!“ „Ist ja gut, Pantimos, wir kommen ja schon. So, hört mal alle her! Ihr habt euch eine kleine Stärkung Verdient. Also macht eine Pause, denn Pantimos hat etwas zu essen vorbereitet.“ Alle rennen, wie an jedem anderen Tag auch, an dem verdutzt guckenden Psychopokémon vorbei, weil keiner sich das leckere Essen entgehen lassen will. Nur Pikachu hüpft auf Ashs Schultern, der noch am alten Ort verweilt. Misty hält sich nach wie vor hinter dem Baum versteckt, jedoch nicht so gut, dass Ash nicht mitbekommen hätte, dass sie genau dort steht: „Wieso spionierst du uns denn hinterher?“ ruft er zu dem orangehaarigen Mädchen hinüber. Etwas verlegen antwortet dieses: „Die Verabredung… hast du’s etwa schon vergessen? Wir sind verabredet!“ „Nein, hab ich nicht. Es ist aber schon 12 Uhr und wir hatten 9 Uhr ausgemacht. Aber wenn du wirklich zu der Verabredung kommen möchtest, warum spionierst du uns dann hinterher?“ Der Ton beider wird nun etwas rauer. „Ich spioniere dir gar nicht hinterher, ich hab mich nur rein zufällig an den Baum angelehnt.“ „Naja, ist ja auch egal. Komm wir setzen uns an den Tisch und essen erst einmal etwas.“ schnell hat Ash die Lage mit ein paar deeskalierenden Worten und einem charmanten Lächeln geklärt. „OK! Danke! Entschuldigung, dass ich nicht pünktlich bin, ist gestern wieder spät geworden und… ich wollte dir eigentlich gar nicht nachspionieren, wollte bloß sehen, wie du und deine Pokémon so zusammenarbeiten und ich fand das richtig beeindruckend, da ich so eine perfekte Arbeitsteilung noch nie gesehen habe.“ „Echt?! Danke! Immerhin duzen wir uns jetzt durch deine kleine Aktion und das ist doch auch schon etwas.“ „Ja“ lächelt Misty ihn an. „Dürfte ich wohl mal die Beeren probieren?“ Der schwarzhaarige Junge nickt nur kurz und so testet Misty fachfraulich die Sinelbeeren mit ihren verschiedenen Zubereitungsformen, während jedes Bissens strahlt ihr Gesicht dabei mehr Begeisterung aus. „Wow, das sind ja die besten Beeren, die ich je gegessen habe! Die sind ja so was von lecker, einfach unglaublich!“ „Freut mich, dass sie dir schmecken, Misty. Jetzt sollten wir aber wirklich zu den anderen Pokémon gehen, um auch etwas zu essen, schließlich müssen wir gleich weiter zu einem anderen Bauern.“ Das Mittagsmahl war wie immer vorzüglich von Pantimos zubereitet und nach der kurzen Pause drängt Ash bereits zum weitermachen. „Wir gehen jetzt zu Rocko, du hast ihn gestern schon kennen gelernt. Wir werden ihm ein wenig bei der Ernte helfen. Du greifst doch gleich mit zu, wenn du einmal hier bist, oder?“ fragt Ash das orangehaarige Mädchen etwas herausfordernd. „Ja, dass mach ich doch gerne!“ Misty ist sichtlich erfreut darüber, dass sie trotz ihrer Herkunft aus dem weit entfernten Kanto nicht als Fremdkörper wahrgenommen wird. Im Gegenteil, Ash integriert sie sofort und behandelt das oranghaarige Mädchen, als sei sie ein Teil der Kooperative. Doch die Freude des jungen Mädchens verschwindet sofort, als sie bei Rockos Beerensträuchern dessen gesamte Familie inklusive der Kinder beim Verrichten der Arbeit sieht. „Wie oft arbeiten die Kinder hier?“ fragt Misty den Kooperativenleiter. „Jeden Tag acht Stunden“ antwortet dieser nachdenklich und schiebt noch hinterher „Aber das ist nicht Rockos Schuld, die Familie könnte sonst nicht überleben.“ „Ich weiß.“ murmelt das junge Mädchen vor sich hin. „Hi Rocko!“ ruft Ash nun bereits von Weitem, während dieser aufblickte. „Hi Ash, nice to see you!“ „Tell your kids that they have worked enough for today. Misty and I will finish the work with you and your wife.” „Oh fine. Thank you!” erwidert Rocko freudestrahlend und schickte seine Kinder zum Spielen, die sofort die Arbeitsgeräte fallen lassen und zu einem selbstgebastelten Ball rennen. Auch Misty freut sich nun etwas Praktisches tun zu können und befiehlt ihren Pokémon jenen von Ash zu helfen. Nun kommt also noch ein Sterndu zur Beerenernte hinzu, ein Starmi und ein Quaxo, welche sich um die herunterfallenden Beeren kümmern sowie ein Corasonn, welches die Beeren wäscht. Als wenig hilfreich stellt sich das gelbe Wasserpokémon Enton heraus, welches lediglich verwirrt in der Gegend herumstarrt. Seine Trainerin Misty scheint über diesen Umstand, im Gegensatz zu den umherstehenden Personen, allerdings wenig überrascht und packt dafür selbst kräftig mit an. Durch die tatkräftige Hilfe ist die Arbeit schnell getan und Rocko bedankt sich abschließend noch einmal herzlich bei allen. Nach einer kurzen Pause unter den schattenspendenden Blättern einer Palme pfeift Ash einmal laut und schon sind die Kinder Rockos, die sich zuvor noch ausruhten und einen kühlen Sinelsaft tranken, auf den Beinen. Sie umringen den schwarzhaarigen Jungen. Jedes von ihnen hat ein Heft sowie einen Bleistift in der Hand. „Was ist denn jetzt los?“ fragt Misty etwas verwirrt. „Die Kinder bekommen ihren täglichen Schulunterricht. Magst du mitkommen? Sie würden sich bestimmt freuen, mal jemanden aus einer ganz anderen Region der Welt kennen zu lernen.“ Ash schaut das junge Mädchen mit Hundeblick an, doch dies wäre gar nicht nötig gewesen, denn diese ist von der Idee ohnehin hell auf begeistert und so ist ihre Antwort auch nicht weiter überraschend: „Ja, na klar! Wer hält denn den Unterricht?“ „Na ich!“ sagt Ash völlig gelassen, als wäre es das normalste der Welt. Doch Misty schien das nicht so zu sehen: „Wie ‚Ich’? Bist du denn auch noch Lehrer? Du bist doch schon Bauer und Kooperativenleiter.“ „Na, die Kinder müssen doch die grundlegenden Dinge wie Rechnen und Schreiben lernen. Sicher sind richtige Lehrer besser für diesen Job, aber das Schulgeld können sich die Familien nun mal nicht leisten.“ An der Hütte von Ash Ketchum angekommen warten bereits 23 andere Kinder von Kooperativenmitgliedern. Sie sitzen in einem Kreis auf Bänken, zu dem sich nun auch noch weitere Kinder sowie Misty und Ash gesellen. Letzterer stellt das Mädchen aus dem fernen Kanto kurz vor und dass sie heute zu Gast sein wird. Unter den Kindern geht aufgrund der Fremden ein aufgeregtes Getuschel los. Der Kooperativenleiter unterbricht dies jedoch recht schnell und beginnt anhand einer Tafel, die von außen an seinem Haus angebracht ist, die Addition im Zahlenbereich bis 1000 zu erklären. Das Mädchen mit den blau-grünen Augen versteht zwar kein Wort, aber anhand der Mitarbeit und Aufmerksamkeit der Kinder schlussfolgert sie, dass Ash seine Sache gut macht. Dies wird noch untermauert, als die Kinder am Ende der Lehreinheit beim Bankrutschen ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Nach der Einheit verabschieden sie sich alle von ihrem Lehrer und gehen schnatternd, wie Kinder das eben tun, nach Hause. Nur die beiden Erwachsenen bleiben zurück. „Misty, ich mach jetzt Feierabend. Das heißt, ich mach nur noch ein wenig Büroarbeit, aber da gibt es nichts Spannendes zu sehen. Wie fandest du den Tag denn so?“ „Soll ich ehrlich sein?! Ich bin echt beeindruckt. Es ist einfach unglaublich wie viel Liebe die Bauern hier in die Sinelbeeren hineinstecken und wie sie auch mit den Pokémon zusammenarbeiten. Das war alles sehr beeindruckend und ich bin dir sehr dankbar, dass du mich mitgenommen hast. Ach ja und hab ich schon gesagt, wie sehr ich von den Pokémon begeistert war?“ „Ja…“ doch Ash kommt nicht wirklich zu Wort, zu sehr hat sich Misty in einen Rausch geredet. „Das war wirklich alles sehr beeindruckend wie Pokémon und Trainer Hand in Hand arbeiten. Schade ist halt, dass die Bauern für all die harte und liebevolle Arbeit so wenig Lohn bekommen. Aber ich hab dir ja schon gesagt, dass wir daran etwas ändern können und ihr seid wirklich geeignet als Kooperationspartner für ‚Beerfair’.“ „Es freut mich, dass dir alles so gut…“ wieder wird Ash durch Misty unterbrochen. „Ach ja, das muss ich unbedingt noch sagen. Die Bauern hier haben den tollsten Kooperativenleiter, den ich je kennengelernt habe. Ich finde es wahnsinnig toll, wie sehr du den anderen hilfst, obwohl du selbst genug zu tun hast. Ich muss auch zugeben, dass ich meine Zweifel hatte, ob du wirklich Kinder unterrichten könntest, da du ja keine Ausbildung darin hast. Aber das war alles ganz super und ich hab es selten erlebt, dass Kinder so interessiert im Unterricht gesessen haben. Also grob möchte ich sagen, dass ich es toll finde, wie du dich für andere Menschen einsetzt und nicht zuerst fragst, was könnten diese für mich tun, sondern was kann ich für andere tun.“ Nun endlich hat Misty ihren ‚Aufsatz’ beendet und Ash kann auch etwas beisteuern: „Vielen Dank erst mal für die lieben Worte, es freut mich natürlich immer ein Lob zu hören, auch wenn ich denke, dass das nichts Besonderes ist, was ich da tue.“ sagt Ash schon etwas verlegen ob des vielen Lobs. „Nein Ash, so wie du sind nicht viele Menschen auf dieser Welt. Nur die Wenigsten sind bereit für die Gemeinschaft etwas aufzugeben und das bewundere ich an dir… Nun muss ich aber langsam mal in meine Unterkunft. Ich muss meinem Chef alles berichten und dann schauen wir, wie wir in euerem Fall weiter verfahren.“ „Aber unsere Kooperative hat doch noch gar nicht entschieden, ob sie an ‚Beerfair’ verkaufen möchte.“ merkt Ash etwas verwundert an. „Ach das wird schon, da bin ich mir ganz sicher.“ widerspricht Misty, indem sie dem schwarzhaarigen Jungen lächelnd zuzwinkert. Bei diesen Worten bleibt es nun auch erst einmal und beide verabschieden sich auf ein baldiges Wiedersehen. ‚Hallo ihr Zuhausegebliebenen, ich habe die ersten beiden Tage in Eibenwood verbracht und ich bin ehrlich gesagt positiv überrascht. Sehr schnell habe ich eine Kooperative gefunden, die unsere Kriterien erfüllt und mit der ich mir eine Kooperation vorstellen kann. Auch ihr Kooperativenleiter Ash Ketchum ist sehr engagiert und er macht’ An dieser Stelle bricht Mistys e-Mail an ‚Beerfair’ ab, denn sie hat schon seit einiger Zeit nichts mehr in ihren Laptop eingetippt, stattdessen sitzt sie verträumt auf einem braunen Holzstuhl, der vor dem Tisch auf dem ihr Arbeitsgerät steht, platziert ist. Mit einem Lächeln auf den Lippen und dem Kopf in ihre Hände gestützt lässt sie dabei den Tag noch einmal gedanklich Revue passieren: ‚Dieser Ash, er ist einfach unglaublich. Ich habe noch nie einen Menschen kennengelernt, der so engagiert ist. Er macht so viel, versucht seinen Mitmenschen wo er nur kann zu helfen und ist dennoch so glücklich. Nicht, dass ich das nicht wäre, aber dennoch komm ich an ihn wohl nicht ran. Wenn ich es mir genau überlege ist Ash so, wie ich mir Rudy immer gewünscht habe, bloß noch ein Stückchen besser. Wenn ich gestern schon einen guten Eindruck von ihm hatte, dann ist der heute wirklich noch mal deutlich besser… Na ja, so toll Ash auch ist, ich sollte mir dennoch alle Gedanken diesbezüglich aus dem Kopf schlagen… aber gut träumen wird man ja wohl noch dürfen.’ Und das tat sie jetzt auch, denn mit einem Lächeln im Gesicht schlief sie ein und träumte von einer ganz bestimmten Person. Ihr denkt vermutlich jetzt es handelt sich dabei um unseren jungen Kooperativenleiter, doch weit gefehlt, es war Rocko der in ihrem Traum die Hauptrolle spielte. Tja, man kann sich seine Träume eben nicht raussuchen. Die Mail an Professor Eich konnte jedenfalls erst am nächsten Morgen von Misty fertig geschrieben und abgeschickt werden. Kapitel 4: Die Entscheidung der Kooperative - Mistys Auftritt ------------------------------------------------------------- Das Mädchen mit den orangefarbenen Haaren rennt freudestrahlend zur Hütte von Ash Ketchum, denn sie hat eine positive Nachricht von ‚Beerfair’ erhalten. Der schwarzhaarige Junge ist jedoch nicht anwesend und so sucht sie ihn weiter auf den Feldern, allerdings ebenfalls vergeblich, stattdessen bleibt Misty in mitten der Sinelbeerenbäumchen stehen. Ihre Augen werden dabei größer und größer. In ihnen macht sich ein Stück weit Entsetzen breit, denn wo sie auch hinblickt, liegen zerstörte Sinelbeeren am Boden. „Das waren Cassy und Butch von Team Rocket.“ sagt eine betrübte Stimme im Rücken von Misty. Sie gehört zu Ash, der nun auf das orangehaarige Mädchen zugeht. „Sie sind darauf aufmerksam geworden, dass wir mit anderen Aufkäufern in Kontakt stehen und wollten uns einen Denkzettel verpassen. Zum Glück handelt es sich nur um etwa 10% unserer Anbaufläche.“ fährt der Kooperativenleiter weiter fort. „Ja, aber auch bei einem Ernteausfall von 10% habt ihr doch kaum noch eine Chance vernünftig zu Leben, ihr habt doch schon jetzt fast nichts… Ich glaube, ich habe euch in diese Situation gebracht. Es tut mir leid, ich wollte das wirklich nicht.“ Mit gläsernem Blick schaut Misty den Jungen an, doch ihre Blicke scheinen eher durch ihn hindurch zu gehen und sie hat große Mühe die Tränen zu unterdrücken. Auch Ash bemerkt wie nahe Misty diese Angelegenheit geht und reagiert dementsprechend. „Ach quatsch Misty, mach dir da mal keine Gedanken, du willst nur unser Bestes und das erkenne ich an. Ich freu mich, dass du zu uns gekommen bist und deine Hilfe angeboten hast.“ Der schwarzhaarige Junge hat den Satz noch nicht beendet, da hatte das Mädchen ihn schon mit ihren Armen umschlungen und ihren Kopf ganz fest an ihn gepresst. Sie kann auch nicht anders, denn die gesamte Situation ist ihr gerade einfach zu viel und Ashs Worte sind einfach zu lieb. Ihr Gegenüber hat allerdings mit einer derartigen Aktion mitnichten gerechnet. Er schließt das orangehaarige Mädchen zwar instinktiv in seine Arme und streichelt ihr über die orangefarbenen Haare, doch blickt er dennoch gleichzeitig völlig verwirrt drein. Kurz darauf wird auch Misty klar, dass das was sie gerade tut eigentlich nicht angebracht ist und so lösen sich beide und starren etwas verlegen auf den Boden, bis Ash vorsichtig das Wort ergreift. „Ich werde dann wohl eine Kooperativenversammlung für heute Abend einberufen. Ich finde du solltest auch dabei sein, denn wir werden über unser weiteres Vorgehen beraten.“ „Ja, das sollte ich wohl.“ stammelt das Mädchen mit den grün-blauen Augen, immer noch sichtlich verlegen. „Deswegen bin ich ja auch eigentlich zu dir gekommen, denn der Chef von ‚Beerfair’, Prof. Eich, würde sich freuen, wenn ihr Beeren an uns liefern könntet… Ich kann natürlich auch verstehen wenn ihr das ablehnt.“ Mistys Blicke schweifen noch einmal über die zerstörte Ernte. „Danke für die Info, da haben wir ja noch mehr zu besprechen heute Abend. Ich geh dann mal los und lade alle ein.“ Während Ash sich in Bewegung setzt, bleibt Misty noch ein Weilchen gedankenversunken stehen, ehe auch sie sich nachdenklich davonschleicht. Am Abend treffen nach und nach immer mehr Kooperativenmitglieder an Ashs Hütte ein, unter ihnen herrscht ein aufgeregtes und verärgertes Gemurmel, immer wieder werfen sie dabei dem Mädchen mit dem Seitenzopf kritische Blicke entgegen. „Ash, ich glaube es war doch keine gute Idee, dass ich mit hierher gekommen bin. Die Menschen hier scheinen mich alle zu hassen.“ „Ach quatsch, Misty. Sie stehen dir nur etwas kritisch gegenüber, weil du eben eine Fremde bist und im Augenblick deines Auftauchens derartige Ungereimtheiten auftreten.“ „Bist du dir da sicher? Ich hab eher das Gefühl, dass diese Menschen mir hier ganz und gar nicht freundlich gesonnen sind.“ antwortet das Mädchen sichtlich verunsichert. „Versteh doch ihre Lage, sie sind einfach nur aufgebracht, ok?! Aber das geht nicht gegen dich. Du musst heut Abend einfach mit der gleichen Leidenschaftlichkeit reden, wie du mit mir gesprochen hast, als du von ‚Beerfair’ gesprochen hast. Ich übersetze dann alles und verspreche dir, dann werden sie dich schon verstehen. Ich weiß, dass du das kannst.“ Ashs Versuch Mut zu zusprechen gelingt auch. Er selbst weiß aber natürlich, was die anderen Bauern da gerade reden und er weiß auch, dass es Misty nicht so einfach haben wird, wie er sie glauben lässt. Ash eröffnet dann vor ca. 80 anwesenden Kooperativenmitgliedern und Misty die Sitzung. Zuerst tauscht man sich dabei aus, was eigentlich geschehen ist. Dabei kommt ans Tageslicht, dass Cassy und Butch nicht alleine waren und dass ihnen noch weitere Angestellte von Team Rocket sowie deren Pokémon zur Seite standen. Außerdem hatten sie den Bauern unmissverständlich mitgeteilt dass, sollten sie nicht mehr an Team Rocket liefern, sie ihre gesamte Ernte vernichten würden. „Ok, thanks to everybody for all this information. But here is also another person who wants to say something. I think you know about her. She is from Kanto and her name is Misty. I will translate…” Doch Ash konnte nicht zu Ende reden, da wurde er schon von den wild schimpfenden Dorfbewohnern unterbrochen. „She wants to say something?! This girl is the reason why we are in trouble and she wants to say something?!” tut eine ältere Dame ihren Unmut lauthals kund und auch die anderen Kooperativenmitglieder stimmten ihr zu. Sie schimpfen so lautstark wie ein Schwarm Habitaks, der von einem Donnerschock getroffen wurde. „Sag mal Ash, kann das sein, dass die anderen gerade gar nicht gut auf mich zu sprechen sind.“ Doch Ash antwortet nicht, stattdessen springt Rocko von seiner Bank auf und stellte sich in die Mitte des Sitzkreises. „I understand that you are angry. And I had the same opinion like you when she arrived two days ago, but I wasn’t right. Yesterday, Misty helped us doing the hard work and I could see in her eyes that she was glad to help us. So I think she should have the chance to explain why she came to Eibenwood.” Rocko schaut nach seiner Ansprache selbstbewusst in die Runde und tatsächlich: Der Redebeitrag verfehlt seine Wirkung nicht, tuschelnd einigen sich die Bauern darauf, dass sie Misty ja erst einmal zuhören können. Misty versteht allerdings noch immer nicht, was da gerade vor sich geht und so fragt sie bei Ash nach: „Was ist los, warum sind alle auf einmal so ruhig und was hat Rocko gesagt?“ „Rocko hat dich in Schutz genommen und er meinte, dass du ein guter Mensch wärst und man dich erst einmal reden lassen sollte, ehe man dich verurteile. Du hast jetzt die Chance zu den anderen zu reden. Sie werden dir zuhören.“ ‚Ok Misty, du hast jetzt die eine Chance, du darfst sie nicht versauen!’ ermahnt sich das orangehaarige Mädchen selbst. Sie setzt ein künstliches Lächeln auf und versucht zumindest Selbstvertrauen auszustrahlen, das sie eigentlich gerade nicht hat. Dann beginnt Misty mit der Rede, die sie schon in vielen anderen Kooperativen gehalten hat, allerdings unterbricht sie diese immer wieder, um Ash die Chance zu geben diese zu übersetzen. In der Zeit während Ash spricht hat die Mitarbeiterin von ‚Beerfair’ die Gelegenheit in die Gesichter der Kooperativenmitglieder zu schauen und diese zu deuten. Von aufmerksam interessiert bis zu ablehnend ist dabei alles vertreten. Allerdings scheinen die ablehnenden Haltungen immer weiter zu weichen, so ist jedenfalls ihr Eindruck. Im Anschluss an die Rede entsteht eine angeregte Diskussion innerhalb der Kooperative, die allerdings von Ash nach einiger Zeit unterbrochen wird: „If you have any questions please ask me and I will try to get the information from Misty.“ Und die Kooperativenmitglieder haben viele Fragen. Es dauert zwei Stunden bis alle Unklarheiten beseitigt sind und Ash zur Abstimmung bittet. Diese wird per Handzeichen vorgenommen und am Ende steht ein relativ eindeutiges Ergebnis: „Und?“ fragt Misty aufgeregt. „Was und?“ entgegnet ihr der schwarzhaarige Junge. „Na, wie ist das Ergebnis ausgegangen?“ „Na ja, wir würden gerne an euch verkaufen.“ Wie von einem Webarak gestochen springt das orangehaarige Mädchen unter einem lauten „Juhu“–Ruf auf. Schnell setzt sie sich allerdings wieder, als sie daran denkt, dass sie von 80 Menschen umringt ist. Diese nehmen ihr den kleinen Gefühlsausbruch jedoch nicht übel und lächeln sie mittlerweile sogar freudig an. Misty bedankt sich nun artig bei den Menschen und auch bei Ash, um dann schnell und freudig zu verschwinden, schließlich will sie Prof. Eich sofort per Mail informieren. Kapitel 5: Misty in Gefahr - Die Drohung von Team Rocket -------------------------------------------------------- Auf dem Weg zu ihrem Appartement bewegt sich Misty im Hopserlauf fort und singt dabei den alten Klassiker von Bobby McFerrin: „Don’t Worry Be Happy.“ Es ist ihr Lieblingslied und besonders die Interpretation des Xatu-Streichorchesters hat es ihr angetan. Mit dem Lied bringt Misty ihre ganze Freude zum Ausdruck, die ihr die Kooperation mit ‚Beerfair’ bereitet. Mistys Gesang endet erst, als ihr 500m entfernt von ihrem Appartement Unterlagen der Kooperative „Beerfair“ auf der Straße entgegengeflogen kommen. Verwundert beugt sie sich nach den Blättern, wischt den Dreck der Straße ab und geht weiter. Je näher das Mädchen ihrer Unterkunft kommt, desto mehr Blätter kommen ihr entgegengeflogen und als sie schließlich vor dem heruntergekommen Haus steht, blickt Misty auf ein sperrangelweit offen stehendes Fenster. Aus dem Fenster wehen weiße Gardinen heraus und unter ihm liegt Mistys Reisegepäck verstreut. Das orangehaarige Mädchen ist vollkommen schockiert und bleibt wie versteinert stehen. Diese sogenannte Flegmonstellung hält allerdings nicht lange an und so kramt sie schnell alle Sachen in den Koffer, der praktischerweise auch gleich mit draußen liegt. Anschließend stürmt sie mit dem Gepäck zur Rezeption des Appartements. Ihre Versuche zu erfahren, was denn geschehen sei, bleiben allerdings erfolglos. Es ist fraglich, ob der Angestellte Misty mehr Informationen geben würde, wenn er denn ihre Sprache verstehen würde, denn auch er sieht sehr verschüchtert aus. Alles was er für sie tun kann, ist ihr einen Brief mit einem Siegel auf dem ein großes „R“ stand entgegenzureichen. Die Mitarbeiterin von „Beerfair“ schnappt sich auch sofort das Schreiben und öffnet es. Doch was sie da lesen muss, lässt ihr nach und nach die Miene versteinern: Hallo Misty, wir wissen über dich, Beerfair und eure Pläne bescheid. Wir wissen auch, dass ihr Bauern, die uns beliefern, ein Angebot unterbreiten wollt, dass sie ihre Ware zukünftig an euch liefern sollen und nicht, wie das alle Bauern der Region tun, an uns. Damit hier eins klar ist, wir werden es nicht zulassen, dass ihr uns unser Geschäft streitig macht. In Eibenwood und Region bestimmt nur Team Rocket, was passiert und was nicht. Solltest du dich widersetzen, können wir leider nicht länger für deine Gesundheit und die Gesundheit der Bauern von Esperanza garantieren. Die Feldzerstörungen und das kleine Missgeschick in dem Appartement werden dann nur ein kleiner Vorgeschmack sein. Wir wollen wirklich ungern, dass dir etwas passiert, deswegen raten wir dir gleich morgen früh mit dem Bus zurück nach Kaska zu reisen. Die Bustickets sind am Schalter bereits für dich hinterlegt. Dein um dich besorgtes Team Rocket Misty hatte den Brief kaum zu Ende gelesen, da wurde sie schon von dem Mann, der ihr zuvor den Brief überreicht hatte aus der Unterkunft herausgeworfen. Das orangehaarige Mädchen konnte diese Reaktion zum Selbstschutz durchaus verstehen, doch weiterhelfen tat ihr das auch nicht, denn da steht sie nun vor der einzigen Unterkunft Eibenwoods, mitten in der Nacht mit einem Koffer und einem Drohbrief in der Hand. Sie blickt zu den Sternen, die so hell strahlen als sei nichts geschehen: ‚Wie schön der Sternenhimmel doch ist. Ich hätte nie gedacht, dass es mal soweit kommen würde, dass ich wegen meines Engagements derart bedroht werde. Ja klar hat man es schon immer gehört, dass das doch passieren kann und vor allem meine Großmutter hatte immer wieder gebetsmühlenartig davor gewarnt. Oh man, wer hätte gedacht, dass sie damit mal recht haben würde und ich hab sie noch immer ausgelacht, wenn sie von den unzähligen Gefahren erzählt hat, die auf mich zukommen können… wenn sie wüsste… Aber was soll ICH denn jetzt nur machen? Wo soll ich hin? Soll ich vielleicht aufgeben?...’ Plötzlich fallen Misty vor einer alten Lagerhalle fünf Kisten mit der Aufschrift „Esperanza“ auf. ‚… Vielleicht sollte ich?! Vielleicht geh ich einfach zu ihm?! Ja, das mach ich!’ Ohne groß weiter nachzudenken schnappt sich Misty ihren Koffer und bewegt sich so schnell sie kann in Richtung von Ashs Hütte. Nach Atem ringend kommt sie schließlich an Ashs Hütte an und obwohl es bereits 2 Uhr nachts ist, brennt zu ihrer Verwunderung immer noch Licht. Vorsichtig öffnet Misty die Tür zu den 16m², wo sie ein verwunderter Ash anblickt, doch noch ehe er etwas sagen kann, ergreift Misty bereits das Wort: „Du bist ja immer noch wach. Was machst du denn so lange?“ „Ich bin oft so lange wach und bereite gerade die nächste Unterrichtsstunde für die Kinder vor. Aber was um Himmelswillen treibt dich denn mitten in der Nacht hier her?“ Doch Misty bleibt stumm und streckt Ash nur den Brief von Team Rocket entgegen. Dieser liest die Zeilen aufmerksam und nimmt das Mädchen anschließend sanft in seine Arme, denn er scheint genau zu wissen, dass ihr das nun gut tun würde, obwohl sie sich äußerlich nichts anmerken lässt. Dieses Mal wirkt die Umarmung auch viel herzlicher und echter als noch beim ersten Mal. „Na dann wirst du Eibenwood wohl morgen früh verlassen und wolltest noch einmal tschüss sagen, oder?“ bemerkt der schwarzhaarige Junge nach einer Weile mit trauriger Stimme. „NEIN!“ antwortet ihm Misty sofort indem sie sich aus seiner Umarmung löst. „Ich werde das hier durchziehen… Das heißt ich werde das tun sofern es ‚Esperanza’ will. Ich möchte euch ja nicht in Gefahr bringen.“ Der Kooperativenleiter sagt darauf nichts, stattdessen lächelt er Misty in ihr Gesicht. „Was ist los, Ash? Lachst du mich aus?“ „Nein, ganz im Gegenteil! Ich bewundere dich für deinen Mut und die Entschlossenheit. Deine blaugrünen Augen sprechen auch schon Bände sie sind voller Leidenschaft und strahlen Kampfgeist aus. Und wegen der Gefahr brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Wir sind aufgrund der Mangelernährung bereits genug in Gefahr, da werden wir das ja wohl locker noch wegstecken können.“ „Wollt ihr das wirklich durchziehen? Bist du dir ganz sicher?“ „JA! Und ich werde morgen früh gleich zu Team Rocket gehen und ihnen unsere Entscheidung mitteilen. Ich bin auf das Gesicht ihres Chefs Giovanni gespannt.“ Beide müssen bei diesem Gedanken anfangen zu lachen. „Du bist echt ein Verrückter, Ash.“ bemerkt Misty noch schmunzelnd. „Ja ich weis, aber du bist nicht viel anders.“ lächelt dieser verschmitzt zurück. „Na dann lass uns zwei Verrückte jetzt schlafen, denn ich will morgen auch gleich früh meinen Chef anrufen, um ihm zu berichten was vorgefallen ist und ein bisschen schlafen sollten wir dann doch.“ „Ok Misty, hier hast du eine Decke.“ Misty schnappt sie sich und legt sich auf den Boden. „Was machst du denn da auf dem Boden? Mein Bett ist zwar nicht groß, aber es reicht sicherlich für uns beide.“ „Meinst du echt?“ Doch der schwarzhaarige Junge lächelt ihr nur entgegen ohne ein weiteres Wort zu verlieren und so klettert Misty mit auf Ashs Hochbett. Trotz des weichen Bettes gelingt es ihnen allerdings noch nicht sofort einzuschlafen, zu aufregend war der Tag für sie gewesen, der sich nun mehrfach in ihren Köpfen rekapituliert. ‚Wie bring ich morgen dem Professor nur bei, was hier heute passiert ist, ohne dass er mich gleich abzieht und nach Kanto zurückschicken will? Ich muss ihm unbedingt klar machen, dass die Leute hier unbedingt Unterstützung brauchen und dass es ums pure Überleben geht. Ich kann nicht einfach gehen, schließlich kämpfen sie ja auch und haben einen starken Kooperativenleiter. Einen Kooperativenleiter mit dem ich gerade im Bett liege’ Misty fängt an zu schmunzeln. ‚Na das sag ich dem guten Samuel wohl besser nicht, der denkt sich dann wieder sonst was dabei. Aber ich könnte… Ja, das mache ich. Ich dreh mich mal kurz zu Ash rum.’ Ganz vorsichtig dreht sich Misty auf ihre andere Seite, um den schwarzhaarigen Jungen nicht aufzuwecken, dann öffnet sie ihre Augen. Doch zu ihrer Verwunderung blicken sie da zwei andere, schokoladenbraune Augen an. Sie üben auf Misty trotz der Dunkelheit einen unheimlichen Reiz aus. Was man in der Dunkelheit allerdings nicht sehen kann, ist, dass die beiden etwas errötet sind während sie sich in die Augen blicken. Und sie blicken sich lange in die Augen, denn auch Ash ist völlig in Gedanken versunken. ‚Warum macht mich dieses Mädchen nur so verrückt? Sie braucht sich bloß zu mir umzudrehen, die Augen aufzuschlagen und schon hüpft mein Herz wie ein Pipi um den Mondstein. Sie liegt einfach nur neben mir und schaut mich mit diesen blau-grünen Augen an als würde sie genau wissen, dass ich ihr in diesem Moment am liebsten über die Wange streicheln wollte. Und sie schaut so als wollte sie das auch. Oh man Misty, warum? Warum bist du auch hier und nicht am Busbahnhof, um auf die nächste Reisemöglichkeit nach Kanto zu warten? Ahhhhhhhh Ash, reiß dich zusammen. Morgen ist ein wichtiger Tag und da musst du fit sein.’ Mit diesem Gedanken schaut Ash Misty noch einmal tief in die Augen, um sich dann umzudrehen. Innerlich ärgert er sich allerdings, denn er hätte eigentlich etwas ganz anderes machen wollen, als sich jetzt wegzudrehen. Das orangehaarige Mädchen scheint zu spüren, was gerade in Ash vor sich geht und dass dieser sich vor Wut über sich selbst die Augen zukneift und so streichelt sie ihm zwei Mal sanft über sein schwarzes wuschliges Haar. Verwundert schlägt er die Augen auf, doch als er sich umdreht, liegt Misty bereits wieder mit ihrem Rücken zu ihm gedreht da. Kapitel 6: Gespräche mit Giovanni und Eich ------------------------------------------ Der nächste Morgen beginnt wenig spektakulär und weder Ash noch Misty sprechen die Vorkommnisse der vergangenen Nacht an. Viel mehr drehen sich ihre Gespräche um die zwei wichtigen Termine, die die beiden für den Mittag geplant haben. Aufgrund dieser Tatsache begeben sie sich auch sehr zeitnah auf den Weg nach Eibenwood. Mit im Gepäck ist ein mulmiges Gefühl im Bauch. Auf dem Weg in die Stadt kommt ihnen ein Bus mit dem Schild ‚Kaska’ entgegen. Das wäre der Bus gewesen, mit dem Misty allem Ärger aus dem Weg hätte gehen können. Doch sie hat es nicht getan. Stattdessen läuft sie zusammen mit Ash weiter schnurstracks Richtung Eibenwood. Dort angekommen trennen sich ihre Wege vorerst und sie vereinbaren, sich nach ihrer Besprechung wieder an der gleichen Stelle zu treffen. Das orangehaarige Mädchen besucht nun das Pokémon-Center von Eibenwood. Dort gibt sie ihre Pokémon zur Untersuchung bei Schwester Joy ab und sucht anschließend ein Bildtelefon auf. Dort tippt Misty die Nummer von ‚Beerfair’ ein. Vor diese Nummer tippt sie die ‚1436’, denn das ist das Gründungsdatum der Wernesgrünerbrauerei und während der aktuellen Aktionswochen kann man mit Hilfe dieser Nummer zum halben Preis telefonieren. Neben dieser kundenfreundlichen Aktion ist Wernesgrüner das wohl beste Bier der Welt, denn das Felsquellwasser, aus dem es gebraut wird, wurde, so sagt man sich, von einem Suicune berührt, der Hopfen stammt aus der weit entfernten Hallertau und die Gerste wurde auf der legendären Traumatofarm von selbigen geerntet. Wie dem auch sei, tutet das Telefon in Samuels Büro vier Mal, ehe er mit den Worten: „Beerfair, Sie sprechen mit Professor Eich“ den Hörer abnimmt. „Hallo Samuel, Misty hier.“ „Ah, schön dich zu hören und zu sehen natürlich. Was gibt’s neues?“ Und es gibt einiges neues, was die Angestellte von Beerfair ihrem Vorgesetzten mitzuteilen hat. Dieser hört dabei aufmerksam zu und wirkt mit jedem Wort immer besorgter. „Na, das sind ja furchtbare Neuigkeiten. Weißt du schon, wann du zurückkommen wirst?“ „Ich werde vorerst nicht zurückkommen.“ Prof. Eich gleitet der Hörer aus der Hand, als er diese Antwort hört, nur durch eine akrobatische Einlage kann er ihn vor dem gänzlichen Absturz retten. Nun spricht er aufgeregt in die Hörmuschel: „Wie, du kommst vorerst nicht zurück?! Misty, das ist viel zu gefährlich. Wir brauchen dich hier für all unsere anderen Projekte. Ich weiß ja, dass du verrückt bist und du immer alles versuchst, um deine Projekte zu einem guten Ende zu führen, aber manchmal muss man sich auch eingestehen, das man nichts tun kann.“ Misty reagiert auf die Worte des Professors sehr erbost: „Wie nichts tun kann? Man kann immer etwas tun und ich werde die Menschen, die sich aufgrund unseres Angebotes in Gefahr gebracht haben, nicht enttäuschen. Wenn ich jetzt gehe, dann werde ich mir das ein Leben lang vorwerfen… Außerdem ist ihr Kooperativenführer gerade bei dem Chef von ‚Team Rocket’ und teilt ihm mit, dass die Kooperative künftig an uns liefern wird.“ „Um Gottes Willen. Misty, in was für Situationen bringst du dich da nur immer wieder? Auch wenn das hier sicherlich das heftigste ist, was ich bislang von dir gehört habe. Ist das wirklich dein Ernst, dass da du bleiben wi…“ „JA!“ antwortet das Mädchen, noch ehe ihr Chef die Frage zu Ende gestellt hat. „Nun gut, vom Gegenteil überzeugen kann ich dich vermutlich eh nicht, da du ja schon immer deinen eigenen Kopf hattest. Kann ich dir wenigstens irgendwie helfen?“ „Nein danke Samuel, ich wüsste nicht wie. Vielleicht könntest du mir viel Erfolg wünschen, bei dem, was uns bevorsteht.“ „Ja, das lässt sich einrichten. Viel Erfolg bei dem, was euch bevorsteht. Ich werde dir aber zumindest meinen treuen Freund schicken, der kann euch bestimmt weiterhelfen.“ „Das kannst du allerdings machen. So, ich muss jetzt los. Ash wartet sicher schon auf mich. Tschüss.“ „Tschüss und pass auf dich auf.“ *piep, piep, piep…* ‚Was war das denn? „Ash wartet sicher schon auf mich.“ Wie es mir scheint, ist die junge Dame wohl ein wenig verliebt. Jedenfalls schaut sie, wenn sie über mich spricht, nicht so seltsam drein.’ Ash betritt langsam aber selbstsicher die große Zentrale von Team Rocket, um dann beim Pförtner stehen zu bleiben. „Entschuldigen Sie bitte, ich möchte gerne zu ihrem Chef, könnten Sie mir bitte den Weg beschreiben?“ Der schmächtige Pförtner antwortet ihm mit einem verschmitzten Lächeln: „Einfach die Treppe rauf und dann den Gang immer gerade aus.“ „Vielen Dank! Aber wollen Sie mich nicht vielleicht lieber vorher ankündigen?“ „Nein, nein, das ist nicht nötig, Herr Ketchum. Giovanni rechnet bereits mit Ihrem Eintreffen.“ Sichtlich verwundert über diese Tatsache macht sich Ash auf den Weg zu Giovannis Büro. Dort angekommen öffnet er die Tür und blickt auf einen mit dem Rücken zu ihm gedrehten Drehstuhl, in dem der Chef von Team Rocket sitzt und vorerst keine Anstalten macht, seinen Blick vom Fenster zu lösen. „Hallo Giovanni.“ „Hallo Ash, du warst auch schon mal höflicher und hast angeklopft, bevor du die Tür eingerannt hast.“ „Oh ja. Entschuldigung! Aber das ist es nicht, warum ich hier bin. Die Sache ist die… Nun ja…“ Erst jetzt dreht sich Giovanni mit seinem Drehstuhl um und schaut den nun doch etwas eingeschüchterten Ash an. „… du und deine Kooperative wollen an jemanden anderes verkaufen. Das ist mir schon zu Ohren gekommen und ich muss sagen, das hat mich nicht sehr erfreut. Ganz und gar nicht erfreut.“ „Dann sind sie also informiert. Dann werden sie sicher auch wissen, dass uns ‚Beerfair’ deutlich bessere Konditionen angeboten hat als Team Rocket das jemals getan hat.“ merkt Ash an. „Das ist Ansichtssache. Ich glaube nicht, dass jemand unsere Konditionen toppen kann, schließlich garantieren wir der gesamten Kooperative ‚Esperanza’, dass ihr nichts passieren wird, solange sie an uns verkauft.“ Giovannis finstere Miene während er spricht ist sehr furchterregend und an Selbstsicherheit kaum zu überbieten. Da kommt auch der relativ souverän wirkende Ash nicht ran. „Unser Entschluss steht dennoch fest, denn wir wollen aus dieser Armut endlich heraus und werden deshalb an ‚Beerfair’ verkaufen.“ Doch Giovanni tut gerade so, als würde ihn das alles gar nicht interessieren. „Na gut, das ist deine Entscheidung, aber die Konsequenzen werdet ihr alle schon sehr bald zu spüren bekommen.“ Für Ash gibt es nun nichts mehr, was er zu klären hätte. Die Fronten sind klar und es wurde gesagt, was gesagt werden musste. Er dreht sich um und geht gerade aus der Tür heraus, als Giovanni im kalten Ton noch mal nachschiebt: „Ach und Ash, für deine kleine Freundin, diese Misty, kann ich leider auch keine Garantie mehr übernehmen, das arme kleine Ding.“ Ash stoppt kurz erschrocken und geht dann sofort weiter, doch der Chef von Team Rocket hatte das bemerkt. „Tja die Mädchen. In ihrer Nähe kann man einfach keine rationalen Entscheidungen treffen, dennoch ist genau das die Aufgabe eines Kooperativenleiters.“ Doch Ash antwortet nicht mehr, stattdessen verlässt er das Anwesen von Team Rocket um sich auf den Rückweg zu machen. Kapitel 7: Zwei einsame Herzen ------------------------------ An der verabredeten Stelle treffen sich Ash und Misty, um dann gemeinsam zu Ashs Hütte zu laufen. Viele Worte wechseln sie allerdings nicht, denn Ash ist viel zu sehr in die letzten Worte Giovannis vertieft und im inneren Kampf, ob der Richtigkeit der Worte. Misty hingegen ahnt nichts von den Gedanken des Kooperativenleiters, findet aber auch keine rechte Möglichkeit, um Ash von seinen nach außen deutlich sichtbaren Sorgen zu erlösen. In der Hütte angekommen hockt sich der schwarzhaarige Junge, noch immer in Gedanken versunken, auf sein Bett. Neben ihm nimmt auch Misty Platz, die ihn mit einem traurigen Blick von der Seite anschaut. Nun endlich findet sie auch ein paar passende Worte, die ihr zuvor noch nicht über die Lippen huschen wollten: „Was ist denn los Ash? Ich hab das Gefühl, das heißt, ich sehe, dass du besorgt bist. War das Gespräch mit Giovanni schlechter als erwartet?“ „Ich möchte nicht darüber reden…“ Doch eigentlich will er und so schüttet er auch sogleich sein Herz aus: „Ich wollte doch niemanden in Gefahr bringen. Ich wollte doch nur das Beste für die Anderen… Aber da bin ich mir auch nicht mehr so sicher, ob es das Beste ist, seit dem Gespräch mit Giovanni.“ Traurig sieht Misty den sichtlich angeschlagenen Ash immer noch an. „Glaub mir, du hast alles richtig gemacht. Ich habe selten, das heißt noch nie, einen Kooperativenleiter gesehen, der sich so für die anderen eingesetzt hat wie du. Und die anderen Bauern waren aufgrund von Mangelernährung und fehlender ärztlicher Versorgung schon zuvor in Gefahr.“ Ash tun diese Worte unheimlich gut und obwohl er nichts sagt, merkt Misty das und so schließt sie ihn zur Bestätigung sanft in ihre Arme. Der schwarzhaarige Junge tut nun etwas, was er ohne diese für ihn sehr emotionale Situation wohl nicht getan hätte. Er legt sich auf sein Bett und seinen Kopf in Mistys Schoß, die ihm liebevoll über den Kopf fährt. „Weißt du Misty, kennst du das, wenn man die ganze Zeit nur arbeitet, vielleicht auch über mehrere Tage? Wenn man so müde ist, sich aber zwingt weiter zu machen? Weil man weiß, dass es ja gemacht werden muss und es sonst keiner macht. Es ist ein einziger Kampf… Wenn es bei mir wie jetzt einfach zu viel wird, dann spüre ich noch zusätzlich die Leere in meinem Herzen. Dann spüre ich, dass da jemand fehlt, der einen in den Arm nimmt. Dann habe ich mit mir selbst Mitleid und frage mich, ob das wohl so richtig ist, was ich hier mache. Das komische ist, ich denke an den nächsten Tag und weiß: ‚Die Leute brauchen dich und du musst auch morgen früh wieder zeitig aufstehen, um ihr Leben zu verbessern und die Welt zu verändern.’ Irgendwie bekomme ich dann noch mehr Selbstmitleid, denn wer hilft mir, mein Leben zu verbessern? Ich finde das so traurig, aber auf irgendeine Weise auch ein wenig schön, dass mir oft schon die Tränen in den Augen stehen, wenn ich an die Gesamtsituation denke… Entschuldige, dass ich so viel wirres Zeug quatsche.“ „Ach quatsch, dass ist doch kein wirres Zeug. Ich hör dir sehr gerne zu. Und weißt du was?! Mir geht es oft sehr ähnlich wie dir. Ich frage mich dann, ob die innere Einsamkeit der Preis ist, den man zahlen muss, wenn man ein Leben als engagierter Mensch führen will. Vielleicht verliert man ja den Blick für die anderen wichtigen Dinge in der Welt, wenn man nur eine Person hat, an der man sich orientiert.“ Noch immer verharren die beiden in der gleichen Position. Ash, der in Mistys Schoß liegt, hat dabei Misty aufmerksam zugehört und tief in ihre blau-grünen Augen geschaut, während sie gesprochen hat. „Weißt du Misty, ich fühle mich manchmal einfach so alleine. Gerade weiß ich nicht, wie ich den Kampf gegen Team Rocket gewinnen soll. Und es wird zum Kampf kommen.“ bemerkt Ash traurig. „Aber du bist doch nicht wirklich allein, denn du hast doch noch die anderen Kooperativenmitglieder. Und außerdem hast du ja noch mich. Und ich werde mein bestes geben, um euch zur Seite zu stehen.“ Mit einem warmen Lächeln strahlt Misty dem jungen Kerl nun ins Gesicht, der davon gleich angesteckt wird und ebenfalls lächeln muss. „Vielen Dank, Misty! Ich weiß das wirklich zu schätzen.“ Den restlichen Abend vermeiden es die beiden über ihre Gefühle zu sprechen, stattdessen bereden sie, wie die Vorteile des Fairen Handels den Bauern von „Esperanza“ helfen können. Misty bringt all ihr über die Jahre gesammeltes Fachwissen ein und auch Ash versteht es mit seinen außergewöhnlichen Ideen das junge Mädchen immer wieder zu überraschen. Es ist schon sehr spät als die beiden endlich aufhören an ihren Plänen zu schmieden und beschließen ins Bett gehen. Ins Bett gehen heißt für Ash aber noch lange nicht schlafen, denn er ist noch immer sehr aufgewühlt. Er denkt an Team Rocket und wie er seine Kooperative vor ihnen beschützen kann. Er denkt an den Fairen Handel und dass es den Menschen bald schon wesentlich besser gehen kann. Er denkt an die Kinder und was er ihnen morgen in der Schule beibringen kann. Und er denkt an SIE: ‚Wir können Misty ziemlich dankbar sein. Sie ist ein echter Glücksfall für uns. Dank ihr und Beerfair haben wir erstmals eine realistische Chance uns aus den Ketten der Armut zu befreien… Da droht Team Rocket diesem Mädchen und sie macht keine Anstalten auf diese Drohungen zu reagieren, obwohl ihre Gesundheit in Gefahr ist. Einfach unglaublich. Misty lebt getreu dem Motto von Shay Cullen: Wenn man einmal für eine Sache aufgestanden ist, ist es wenig ratsam sich wegen ein paar Drohungen wieder hinzusetzen…’ Ash muss schmunzeln, denn nach dem gleichen Motto handelt auch er. ‚… So eine Verrückte trifft man auch nicht alle Tage. Dabei geht sie das alles eigentlich gar nichts an, im Gegenteil, Misty kannte die Menschen, für die sie sich jetzt so vehement einsetzt vor einigen Tagen noch nicht einmal… Und dann ihr ganzes Auftreten, es geht um ernste Themen und sie schafft es dennoch ihr bezauberndes Lächeln beizubehalten. Wir sprechen von meinen Gefühlen und Misty versteht genau was ich meine. Sie strahlt mich mit ihren blaugrünen Augen an und nimmt mich in den Arm, als würde sie genau wissen, dass ich in diesem Moment genau das gebraucht habe. Sie kommt an diesen entlegenen Ort und geht mir nun einfach nicht mehr aus dem Kopf…’ Bei diesem Gedanken rauft Ash sich die Haare, beißt die Zähne zusammen und drückte seine ohnehin schon geschlossenen Augen noch fester zu. ‚…Misty ist einfach umwerfend. Sie ist genauso wie ich mir mein Traummädchen in diesen quälend einsamen Momenten vorgestellt habe. So ein Mädchen trifft man vielleicht bloß einmal im Leben.’ Nun öffnet Ash seine Augen, die er eben noch so fest zugekniffen hatte und dreht sich zu dem orangehaarigen Mädchen. ‚Da liegst du nun friedlich schlafend vor mir und weißt nicht, dass der Junge, der neben dir liegt, sich in dich verliebt hat. Und du wirst es auch nie wissen, denn…’ Ash muss tief Luft holen. ‚…ich kann es dir nicht sagen. Die Gefahr wäre zu groß, dass ich dich verschrecken könnte und du einfach gehen würdest. Du würdest gehen, weil du kein Vertrauen mehr in mich hättest und es sich für dich komisch anfühlen würde mit jemanden zusammenzuarbeiten, der eigentlich mehr als „nur“ Zusammenarbeit will… Nein, ich kann mich dir einfach nicht öffnen, denn dann würde ich das Wohl der gesamten Kooperative gefährden… Ach Misty, wenn du nur wüsstest, dass als ich von meinen Gefühlen erzählt habe, ich dein Gesicht die ganze Zeit nicht nur vor mir, sondern auch im Hinterkopf hatte. Wenn du wüsstest was es mir wirklich bedeutet, wenn du mich in den Arm nimmst… Schluss jetzt Ash, behalt endlich einen klaren Kopf.’ versucht sich Ash zu zwingen an etwas anderes zu denken. Bei diesem Gedanken dreht sich Ash wieder von Misty weg, während ihm eine Träne aus dem geschlossenen Auge rinnt. Doch auch das orangehaarige Mädchen kann noch nicht schlafen und öffnet vorsichtig mit traurigem Blick die Augen, denn sie hat gespürt wie sehr sich Ash quält. Sie weiß bloß nicht, dass dies an ihr liegt und sie traut sich auch nicht, ihn darauf anzusprechen, obwohl sie schon kurz davor ist, dies zu tun. Doch sie steckt ihre Hand, die sie ausgestreckt hatte um an ihm zu rütteln im letzten Moment doch wieder unter die Decke. Erst nach einer ganzen Weile schaffen es die beiden einzuschlafen. Kapitel 8: Today we destroy Team Rocket! ---------------------------------------- Nur vier Stunden nachdem Ash und Misty wirklich schlafen konnten, wachen die beiden schon wieder von lautem Geschrei im Dorf auf. Kurz darauf steht auch schon Rocko nach Atem ringend in Ashs Hütte. „Team Rocket is coming and they’re destroying all plants.” schnauft er mit letzter Kraft. Unter lautem Schimpfen auf die Situation springen die beiden aus dem Bett auf, werfen sich ihre Klamotten über die Körper und schnappen sich ihre Pokébälle, dann rennen sie Rocko hinterher und stoppen schließlich zwischen bereits zerstörten Sinelbeerbäumen. Neben ihnen stehen völlig überforderte Bauern der Kooperative ‚Esperanza’, die mit ihren Pokémon keine Chance gegen das von Cassy und Butch angeführte Team Rocket haben. Die bereits gesunkene Kampfmoral der Kooperativenmitglieder steigt allerdings als ihr Leiter an ihrer Seite steht. Dieser ruft ihnen auch gleich eine erste Anweisung zu: „Leute, nutzt die Pflanzen als Unterschlupf und Basis für die Angriffe euerer Pokémon.“ Dann wendet sich Ash mit wildentschloßenem Blick in Richtung ‚Team Rocket’. Seinen Finger streckt er dabei in Richtung eines Hundusters. „Pikachu, Volttackle“ Sein Pokémon gehorcht aufs Wort und schafft es einen Wirkungstreffer bei dem Feuerpokémon zu landen. Doch sofort ist es von anderen Pokémon umringt. „Pikachu, lass dich davon nicht beeindrucken, du kannst das schaffen! Setz jetzt Agilität ein und nutz dabei die zerstörten Bäumen… Sehr gut!... Und jetzt den Donnerblitz.“ Pikachu gelingt es fünf Pokémon gleichzeitig niederzustrecken, doch dann muss es einen Schlitzer eines von der Elektroattacke wenig beeindruckten Geowaz einstecken. Sofort sinkt die Elektromaus mit schmerzverzehrtem Gesicht zu Boden. „Pikachu schafft das nicht.“ flüstert der schwarzhaarige Junge leise vor sich hin, doch gerade laut genug, dass Misty es, wenn auch ungewollt, hören kann. Mit einem ebenso entschlossenen Blick wie zuvor Ash greift sie in ihren roten Rucksack. „Sterndu, Starmi, Quaxo, Corasonn, ihr seid dran!“ doch neben diesen vier befreit sich auch noch ein gelbes, verwirrt drein schauendes Pokémon aus seinem Pokéball. Es ist Enton. Auch Ash schickt nun seine restlichen Pokémon in den Kampf und dort wo eben noch Sinelbeeren wuchsen entsteht nun ein einziges Schlachtfeld. Blitze zucken über umgestürtzte Bäume, welche von Glut und Feuersturm-Attacken bereits verbrannt sind. Zwischendrin auch immer wieder ein lautes Zischen mit aufsteigendem Rauch, wenn eine Aquaknarre einen der brennenden Bäume erwischt. Nach einem langen und harten Kampf schaffen es die Bauern von Esperanza schließlich ihren Gegner in die Flucht zu schlagen. „Glaubt nicht, dass es das schon war. Wir kommen wieder und dann nur umso stärker“ ruft Butch ihnen zu, als er als letzter auf einen der bereit stehenden LKW’s springt und die Flucht ergreift. Misty wendet sich freudestrahlend zu Ash: „Wir haben es geschafft! Team Rocket ist verjagt!“ Doch der schwarzhaarige Junge kann ihre Euphorie nicht teilen: „Wir haben es noch nicht geschafft. Wir haben sie zwar fürs erste verjagt, aber sie werden wieder kommen. Butch hat recht. Sie kommen wieder und dann mit einer noch stärkeren Söldnertruppe als heute. Heute haben sie nur unsere Entschlossenheit unterschätzt. Und mit genau dieser Entschlossenheit müssen wir jetzt auch weiter vorgehen. Die Pokémon sind zwar erschöpft, aber die des Gegners sind es auch!“ Ash schaut auf seine Pokémon, die spüren, was in ihrem Trainer vor sich geht. Erstaunlich daran ist, dass sie den gleichen entschlossenen Blick wie er haben. „Danke, dass ihr versteht, dass wir jetzt trotz eurer Erschöpfung kämpfen müssen. Ihr könnt euch bald wieder ausruhen.“ Dann ruft Ash seine Pokémon zurück und blickt zu den anderen Bauern hinüber. Er reckt die linke Faust in die Luft und schreit über die zerstörten Felder: „Today we destroy Team Rocket! It’s our duty to kick them out of Eibenwood! All for one and one for all!” “All for one and one for all!” erwidern ihm die Bauern im Chor. Unmittelbar danach machen sie sich unter Mistys erstaunten Blicken auf den Weg. So etwas hat die Mitarbeiterin von Beerfair noch nicht erlebt. Sie ist zwar schon viel herumgekommen, aber ein derart motivierter Haufen, der sein eigenes Schicksal selbst in die Hand nimmt, ist dennoch etwas Neues für sie. Auf dem Weg zur Team Rocket-Zentrale schließen sich der Kooperative immer mehr Leute, die ebenfalls unter Team Rocket leiden, an. Angelockt werden sie durch die wütenden und aggressiven Gesänge des Mobs. Schließlich treffen sie zwei Ecken vor Giovannis Residenz auf einen größeren Haufen von Team Rocket-Mitgliedern. Beide Lager stehen sich nun abwartend gegenüber, dann lösen sich Jessie, James und Mauzi aus dem Haufen und gehen geradewegs auf Ash zu. Zur Überraschung aller entschuldigt sich Mauzi für alles was er und die anderen den Bauern und der Dorfgemeinschaft angetan haben. Er macht ihnen auch klar, dass sie das nur getan hätten um selbst an Geld zu gelangen, um ihre Familien ernähren zu können. Sie hätten aber nun den Dienst bei Giovanni quittiert und wollen mit der Kooperative ‚Esperanza’ gemeinsam gegen ihren alten Chef kämpfen. Ash und die anderen sind zwar etwas misstrauisch, weil sie aber keine Zeit zu verlieren haben, entschließen sie sich letztendlich dazu, den Deserteuren zu vertrauen und mit ihnen gemeinsame Sache zu machen. Die Hilfe dieser kampferprobten Einheiten wird bei dem bevorstehenden Kampf auch bitter nötig sein. Der Haufen, der mittlerweile auf gut 400 Personen angewachsen ist, zieht nun weiter zur Zentrale Team Rockets, wo sie von den Giovanni-Getreuen sofort attackiert werden. Auf dem Platz entsteht sehr schnell ein ähnliches Durcheinander wie zuvor auf dem Gelände von Esperanza. Wieder kommt es zu heftigen Pokémonkämpfen, doch durch die schiere Übermacht der Angreifer können diese schließlich die Angestellten von Team Rocket überwinden und in das große Gebäude eindringen. Nun geht alles so schnell, dass der Erzähler dieser Fanfic kaum hinterher kommt und nicht alle Details der Erstürmung wiedergeben kann. Nur so viel: Die Team Rocket-Mitglieder wurden in alle Winde verjagt, alte Schuldnerbriefe verbrannt, die Speisekammer geplündert und sämtliche Schilder mit dem roten „R“ zerstört oder mit einem Peace-Zeichen übersprüht. Ihr werdet sicherlich noch wissen wollen was mit Giovanni passiert ist. Hier muss ich euch leider enttäuschen, denn da hab ich keine Ahnung. Alles was ich weiß ist, dass er sich mit seinem Traumato (Miya hat in einer Fanfic schon mal von ihm geschrieben) wegteleportiert hat. Nach dem gewonnen Kampf ziehen sich die Bauern unter lautem Jubel wieder in Richtung ihrer Hütten zurück. Um den Tag gebührend zu feiern beschließen sie am Abend ein großes Fest zu schmeißen. Nur einer trabt etwas bedröppelt dreinschauend hinterher, es ist Ash. Misty hat das bemerkt und lässt sich zu ihm zurückfallen. „Was ist denn los? Warum freust du dich denn nicht?“ „Ach, weißt du. Wir haben zwar etwas geschafft, was ich nie zu träumen wagte, wir haben Team Rocket verjagt, aber dabei wurde ein Großteil unserer Ernte vernichtet. Wir können jetzt zwar zu günstigeren Konditionen verkaufen, haben aber nicht mehr genug Früchte um diese zu verkaufen und über die Runden zu kommen. Die anderen Kooperativenmitglieder checken das zwar in diesem Moment nicht, aber sie werden es auch noch mitbekommen und dann wird ihre Feststimmung verschwinden.“ Und so ist es auch, denn just in diesem Moment erreicht die Kooperative die zerstörten Sinelbeerenbäume. Doch trotz dieser bedrückenden Umstände schafft Misty es ihr Lächeln zu bewahren. „Ach Ash, mach dir da mal keine Sorgen. Wenn ich so an den Horizont schaue, dann denke ich, dass heute noch ein kleines Wunder geschieht.“ „Dein Optimismus in allen Ehren, aber welches Wunder bringt uns die Bäume zurück?“ doch Misty lächelt nur noch mehr und zeigt mit dem Finger auf ein näher kommendes Objekt. Wenig später stellt sich dieses als ein grünfarbenes Pokémon heraus. „Hallo Celebie! Schön, dass du da bist!“ ruft Misty ihm entgegen und streichelt ihm über den Kopf: „Du hattest eine lange Reise, aber meinst du, du bist stark genug und könntest diesen armen Bauern hier helfen? Ihre Anpflanzungen wurden zerstört und ihre Pokémon sind zum Teil ziemlich stark verletzt.“ „Bieeeeeeeeee! Celebie!“ antwortet das Pokémon und schlägt einen Looping. Ashs verletztes Pikachu sieht das quitschvergnügte Pokémon und muss trotz seiner starken Schmerzen dennoch lächeln. Celebie kommt nun näher und gibt Pikachu die Hand, welches unmittelbar danach wieder vollkommen fit ist. Dabei schaut die Elektromaus mindestens so verdattert wie ihr Trainer. „Wer ist dieses Pokémon?“ wendet sich Ash an die Mitarbeiterin von Beerfair. „Das ist Celebie, ein treuer Freund meines Chefs. Es wird auch der Hüter des Waldes genannt.“ „Der Hüter des Waldes?! Warum denn das?!“ hakt der immer noch verwirrte schwarzhaarige Junge nach. „Naja, sieh selbst!“ In diesem Moment erhebt sich Celebie über die Plantage, unter ihm entsteht ein leichter grün schimmernder Nebel und die eben noch völlig zerstörten Sinelbeerenbäume richten sich wieder auf. Erst einer, dann zwei, bald schon ein ganzes Dutzend und kurz darauf alle! Auch die Pokémon der Bauern turnen munterer denn je zwischen den Bäumen umher, als sei nichts gewesen. „Sieht so aus, als könnte die Feier heute wohl doch stattfinden.“ grinst Misty frech zu dem schwarzhaarigen Jungen hinüber. Diesem stehen die Tränen vor Freude in den Augen. „Danke Misty! Das ist einfach Wahnsinn!“ fällt Ash dem jungen Mädchen in die Arme. „Bedank dich nicht bei mir, bedank dich bei Celebie.“ „Du hast recht… Danke Celebie!“ ruft Ash dem Hüter des Waldes entgegen und die anderen Bauern tun es ihm gleich. Celebie dreht noch einen Looping und verschwindet dann genauso schnell wie es gekommen war. Kapitel 9: Sollen wir wirklich? ------------------------------- Am Abend steigt dann eine riesige Feier. Innerhalb kürzester Zeit haben die Familien der Kooperativenmitglieder ein gewaltiges Fest auf die Beine gestellt. Alles ist festlich geschmückt, da gibt es bunte Bänder und Girlanden. Da sind Lampions in Form von Duflors und Pummeluffs und die Kinder halten Luftballons in Form von den verschiedensten Pokémon in der Hand. Auf einer großen Tafel befinden sich verschiedene Köstlichkeiten, meist aus Sinelbeeren, diese sind mindestens genauso farbenfroh wie die Dekoration. Überall tollen Kinder und Pokémon umher. Es ist ein wirklich schönes Fest und auch den Erwachsenen ist deutlich anzusehen, wie glücklich sie nach all der Anspannung sind. Viele sitzen zusammen und erzählen über alte Zeiten oder was sie in Zukunft unter diesen neuen Voraussetzungen machen werden. Andere spielen Skat und leeren dabei das ein oder andere Sinelbeerenbier, welches Rocko nach einem alten Rezept seiner Großmutter gebraut hat. Und es wird auch viel getanzt. Der mit Abstand beliebteste Tanzpartner des Abends ist der gutaussehende Ash. Immer wieder fordern ihn die Mädchen dazu auf mit ihnen das Tanzbein zu schwingen, was dieser auch gerne annimmt, denn es laufen Klassiker wie „Don’t worry be happy“, „Autobahn“ oder „Trainer’s in love“. Das einzige Mädchen, das betrübt auf ihrem Sitz hockt, ist Misty. Ihre Blicke schweifen zu Ash und den Mädchen, die um ihn herum wirbeln, während sie in eine mit einer rosa Schleife verzierte Hühnerkeule (natürlich Bio^^) beißt. Als der Plattenspieler dann zu allem Überfluss auch noch „Can you feel the love tonight“ abspielt, entschließt Misty sich dazu das Fest zu verlassen. Das orangehaarige Mädchen liegt jetzt schon eine ganze Weile im knöchelhohen Gras und starrt in die Sterne, ab und an wird ihr Blick dabei von einer kleinen Wolke getrübt, doch Misty nimmt dies kaum wahr. Viel mehr ist es ihr Herz, dass sie wahr nimmt. Es pocht ununterbrochen, doch in diesem Moment nicht nur für sie und das weiß sie: ‚Wie dumm von dir Misty, warum hast du nur deinen eisernen Grundsatz gebrochen, Arbeit und Privates niemals zu vermischen. Warum musste ich mich nur in diesen Kerl verlieben, diesen Ash, der mich überhaupt nicht beachtet, kaum sind andere Mädels um ihn herum.’ „Misty?“ ‚Oh man, jetzt bin ich schon so verrückt, dass ich glaube ihn zu hören, wenn ich nur an ihn denke.’ „Hey Misty!“ Erklang die Stimme noch einmal. Doch es war keine Einbildung. Es war Ash, der sich von Misty unbemerkt ins Gras gelegt hatte und nun auch zu den Sternen schaut. Ash hat sich hinter Misty gelegt, so dass sein Kopf neben dem ihren liegt. Auch das Mädchen mit den blau-grünen Augen hat dies nun realisiert und ihr Herz macht einen kleinen Sprung in die Luft, doch sie sagt vorerst nichts und so ergreift der Kooperativenleiter noch einmal das Wort. „Danke Misty für deine Hilfe.“ „Ach was, das ist doch nicht der Rede wert. Die Leute von „Esperanza“ haben es in erster Linie dir, ihrem so entschlossenen Leiter, zu verdanken, dass sie jetzt dort stehen wo sie sich befinden.“ „Nein nein Misty, du hast uns und vor allem mir die Augen geöffnet und ohne dich wären wir jetzt immer noch in der Abhängigkeit von Giovanni.“ „Na wir können uns ja darauf einigen, dass wir alle etwas beigetragen haben.“ Ash kann das freudige Lächeln Mistys in ihrer Stimme hören, während er und sie weiter zu den Sternen und den vorbeiziehenden Wölkchen schauen. Doch nun wird Mistys Stimme etwas ernster: „Du hast heute gut getanzt.“ „Ja findest du?! Hat auch eine Menge Spaß gemacht.“ „Ja, das hat man gesehen.“ antwortet Misty nachdenklich. „Warum hast du denn nicht mitgetanzt? Hat dir die Musik nicht gefallen.“ „Doch doch… Die Musik war super…“ erwidert Misty sofort und dann wird ihre Stimme leiser: „…Aber ich kannte doch niemanden, mit dem ich hätte tanzen können. Außer…“ „Außer was?“ bohrt Ash etwas ungeduldig nach. „Außer dir und du warst ja schon vollkommen ausgebucht.“ „Hättest mich doch fragen können. Ich hätte schon gerne mit die getanzt.“ „Ash?“ Die Stimme des orangehaarigen Mädchens wirkt etwas zittrig. „Ja was ist?“ „Wie kommt es eigentlich, dass so viele Mädchen auf dich stehen und du doch keine Freundin hast?“ Ash ist deutlich anzumerken, dass er etwas verlegen ob Mistys Frage ist, erst nach kurzem Überlegen bringt er eine unpräzise Antwort heraus: „Es passt einfach nicht.“ „Was passt einfach nicht?“ „Na die anderen Mädchen passen nicht. Sie nicht zu mir und ich nicht zu ihnen.“ „Wie müsste denn ein Mädchen sein, dass es zu dir passt?“ hakt Misty nach, die nun neugierig geworden ist. Ash hingegen empfindet diese Frage als eher unangenehm, versucht sie aber dennoch zu beantworten, denn aus einem ihm unerklärlichen Grund will er das gerade auch tun und merkt auch nicht wie sehr er dabei in Gedanken versinkt: „Naja, sie müsste immer für mich da sein, wenn es mir schlecht geht. Wenn ich mal nicht mehr weiter weiß, sollte sie mich mit einem Lächeln in den Arm nehmen, mir über den Kopf streicheln und neue Hoffnung geben. Wenn ich mal müde vom täglichen Kampf bin und resigniere, weil es einfach nicht weiter zu gehen scheint, dann sollte sie mir neuen Mut und neue Kraft zum Kämpfen geben. Natürlich würde ich auch all das für dieses eine Mädchen geben… Du wirst dir jetzt vielleicht denken, aber das können doch ganz viele Mädchen, aber das können sie eben nicht… Ich glaube dein Partner muss dich verstehen, um dir in einem kritischen Moment genau das geben zu können, was du brauchst. Das Mädchen muss deshalb verstehen, was es für mich bedeutet sich für andere einzusetzen, was es für mich bedeutet, wenn die Gruppenstimmung am Boden ist, was es für mich bedeutet, wenn einem Menschen nicht geholfen werden kann, weil es an finanziellen Mitteln fehlt… Und hier ist das Problem: Das Mädchen müsste um all das zu können ähnlich engagiert sein wie ich. Es müsste sich eben auch für andere Menschen einsetzen und verstehen, dass man einen romantischen Abend vielleicht mal nicht zusammen verbringen kann, weil andere Menschen einen gerade brauchen… Ich hab jetzt viel zu viel geschwafelt, aber ich glaube du verstehst mich.“ Und Misty versteht Ash sehr gut: ‚Er ist so wie ich. Es ist als würde er das aussprechen, was ich gerade denke. Ist es nicht so ein Junge wie Ash, den ich schon immer suche? Sollten wir vielleicht zusammen sein?’ Auch Ash denkt in diesem Moment daran, wie es wohl wäre mit dem Mädchen mit den bezaubernden blau-grünen Augen zusammen zu sein: ‚Vielleicht sollte ich einfach etwas sagen? Vielleicht ist es jetzt Zeit auch mal das eigene Glück zu suchen? Würde sie es mir wohl übel nehmen?’ Noch immer liegen die beiden im Gras, während über ihnen die weißen Wölkchen sachte vorüberziehen. So sachte geht es im Inneren von Misty und Ash allerdings nicht vor sich, die Herzen rasen immer schneller und immer neue Gedanken hämmern ihnen durch den Kopf. Plötzlich unterbricht Ash das Schweigen: „Ich glaube, dass du mich verstehst, weil das Mädchen, das ich mir an meiner Seite wünsche, so sein sollte wie du.“ Ash der über seine eigenen Worte selbst etwas schockiert ist, dreht sich nun zu Misty. Er sieht, wie das Mädchen, welches da direkt neben ihm liegt, rot angelaufen ist. Er sieht auch, wie die Sterne sich in ihren Augen spiegeln. Er sieht, wie Misty sich langsam zu ihm herüberdreht und er sieht die roten Lippen direkt vor sich. Sie wirken eine seltsame Anziehungskraft auf ihn aus und so kann Ash nicht anders als sie vorsichtig mit seinen Lippen zu berühren. Zu seiner großen Freude erwidert Misty den Kuss sehr sanft. Und es ist ein Kuss für die Ewigkeit, denn der Augenblick ist einfach perfekt. Vergessen sind die Wölkchen und Sterne am Himmel und vergessen sind auch die anderen Menschen für die die beiden täglich kämpfen, in diesem Moment gibt es einfach nur zwei Personen, Ash und Misty, welche sich gegenseitig mit ihren warmen Lippen ein unglaubliches Kribbeln im ganzen Körper verursachen. Doch plötzlich löst sich Ash: „Es tut mir Leid Misty!“ stammelt er vor sich hin. „Was tut dir Leid?“ fragt Misty völlig verwundert. Doch Ash antwortet ihr nicht mehr, stattdessen verschwindet er in der Dunkelheit der Nacht und mit ihm Mistys Träume. Zurück bleibt eine am Boden zerstörte Misty, die sich zusammengekauert hat und der nun Tränen übers Gesicht laufen. ‚Da denkt man sich: „WOW! Hier ist er! Hier ist der Junge von dem ich immer dachte, dass es ihn gar nicht gibt“ und dann küsst er einen auch noch und im nächsten Moment ist wieder alles kaputt. Warum nur? Warum kann ich nicht glücklich werden? Warum kann dieser Arsch nicht einfach bei mir bleiben?’ Misty steigert sich immer weiter in einen Heulkrampf hinein. ‚Wenn er nicht bleibt, dann werde ich auch nicht bleiben. Ich reis morgen früh ab. Meine Aufgabe hab ich schließlich erledigt.’ Am nächsten Morgen hat sich Misty schon sehr zeitig in Ashs Hütte geschlichen, nachdem sie die ganze Nacht im Gras gelegen hatte und die Sterne anstarrte. In der Hütte schnappt sie sich vorsichtig ihre Sachen, ohne dabei Ash aufzuwecken und dann macht das orangehaarige Mädchen sich auf den Weg ins Stadtzentrum von Eibenwood. Im Pokécenter ruft sie noch einmal ihren Chef Prof. Eich an, um ihm vom gestrigen Erfolg zu berichten. Dieser reagiert sichtlich erfreut über die guten Neuigkeiten. „Danke Misty für deinen Einsatz. Jetzt hast du dir erst mal ein bisschen Urlaub verdient, nach all der Aufregung.“ „Red keinen Quatsch. Ich fliege noch heute zurück nach Kanto und dann übernehme ich den nächsten Auftrag.“ „Nichts da junge Dame, du ruhst dich jetzt ein wenig aus und dann mach ich dich zur Spezialbeauftragten auf den Afri-Inseln für Beerfair.“ antwortet Samuel bestimmend. „Aber Professor, was soll ich denn hier? Ich reise doch viel lieber herum.“ antwortet Misty etwas empört, doch der Chef von Beerfair lässt sich nicht beeindrucken. „Ich glaube wir finden da genügend Aufgaben und neue Projektpartner für dich. Und außerdem bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es das Beste für dich ist auf den Afri-Inseln zu bleiben.“ „Wie kommst du denn darauf?“ „Es ist mir bei unserem letzten Telefonat aufgefallen, du wirktest irgendwie anders als sonst und als du dann über Ash sprachst ist es mir schlagartig klar geworden, dass du jemanden gefunden hast, der dich glücklich machen kann und davon gibt es auf dieser Welt weiß Gott nicht viele.“ „Ash?! Warum sollte ich denn von dem etwas wollen?“ versucht Misty etwas verlegen, aber mit bösem Blick abzustreiten. „Ach komm schon. Du kannst mir bei deinen Worten doch noch nicht einmal in die Augen schauen. Außerdem hab ich Celebie gefragt und es hat meine Vermutung bestätigt.“ „Ach und wenn schon.“ antwort das orangehaarige Mädchen verärgert darüber, dass der Professor so gut über sie Bescheid weiß. „Er will mich doch eh nicht.“ „Warum denn das nicht?“ fragt der Professor verwundert. „Ich weiß es auch nicht. Er ist gestern einfach so gegangen.“ Samuel denkt kurz nach, was er Misty erwidern kann und dann findet er die passenden Worte: „Ich glaube, Ash hat genauso viel Angst wie du, dass wenn er sein privates Glück verfolgt, er vielleicht seiner Kooperative und damit anderen Menschen schadet und vielleicht stellt er genau wie du das Wohl anderer über sein eigenes. Willst du ihn vielleicht nicht noch einmal fragen, ob da nicht doch etwas zwischen euch beiden geht? Ihr könnt euch ja womöglich auch gut ergänzen und so noch mehr erreichen, als wenn ihr alleine agiert.“ „Ach Samuel… OK, ich werde es probieren, vielleicht hast du ja recht.“ entgegnet ihm Misty, in dem sie schon wieder zu träumen beginnt. „Na das hör ich doch gerne. Viel Erfolg!“ „Danke! Bis Bald!“ Zur gleichen Zeit liegt Ash in seinem Bett. Es ist 10 Uhr, normalerweise wäre er schon auf dem Feld, doch heute fühlt er sich komplett antriebslos. Plötzlich reißt jemand die Tür auf und sofort sitzt der schwarzhaarige Junge aufrecht im Bett: „MISTY?“ ruft er hoffnungsfroh in Richtung der Tür. „No, it’s just me!“ antwortet ihm Rocko, indem er die Hütte betritt: „Misty is gone.“ Der Schock sitzt! Ash fühlt sich, als würden 20 Bibors gleichzeitig auf sein Herz einstechen. „She is what? Gone? Why? And why didn’t she say goodbye?” “I don’t know. I only saw how Misty went ti Eibenwood with her rucksack. But maybe you know it? What were you doing yesterday, after you leaving the party?” Doch der schwarzhaarige Junge antwortet nicht. Stattdessen vergräbt er sein Gesicht zwischen seinen Beinen und fängt an zu weinen. Es sind bittere Tränen voller Selbstvorwürfe. Rocko hat seinen Kooperativenleiter und Freund noch nie zuvor so gesehen und will ihm irgendwie helfen. Vorsichtig nimmt er neben ihm Platz und klopft ihm verständnisvoll auf die Schulter. „You love her?! It’s the first time I notice that you’re in love with someone.” Rocko unterbricht seine Rede, in der Hoffnung Ash würde etwas dazu sagen, doch er tut es nicht, stattdessen versucht er es weiter. „Ash I know that you think: ‚I have to give the best for the group.’, ‘I have to help the people who are living in poverty.’ But Ash, the best for the cooperative is actually that our leader is happy.” Der schwarzhaarige Junge, der noch immer weint, blickt zu Rocko auf. Und mit verzweifelter Stimme entgegnet er ihm: „But what should I do?“ „Listen to your heart and do only once that is best for you! And now go to her, maybe she is still in Eibenwood.” Ash schaut immer noch etwas unentschlossen, doch dann umarmt er Rocko. „Thank you!“ Ash rennt so schnell er kann, an den Sinelbeerenbäumen vorbei immer weiter in Richtung Stadt. Er rennt so schnell, dass er fast ein ihm entgegenkommendes Mädchen über den Haufen rennt. Es ist Misty. „Hey Ash, wo willst du denn so schnell hin. Ist Team Rocket etwa zurück?!“ fragt sie spaßig, obwohl sie genau weiß, dass die Halunken so schnell nicht mehr wieder kommen werden. „Misty, es tut mir Leid!“ keucht Ash vollkommen erschöpft. „Ja, das sagtest du heut Nacht schon und soll ich dir was sagen, Ash Ketchum?! Mir tut es nicht Leid, denn ich fand es im Gegensatz zu dir sehr schön!“ entgegnet ihm Misty schnippig. „Ich fand das auch sehr schön. Es tut mir aber Leid, dass ich einfach weggelaufen bin und ich Trottel diesen Moment so kaputt gemacht habe.“ „Hast du mich deshalb fast umgerannt? Weil du mir das sagen wolltest?“ „Nicht nur deshalb. Mir ist einfach klar geworden, beziehungsweise ist mir das schon klar, seit ich mit dir zum ersten Mal gesprochen habe, dass du ein besonderes Mädchen bist. Ein Mädchen, wie ich es mir immer an meiner Seite gewünscht habe. Und ich wollte dich fragen, ob du vielleicht bei mir bleiben möchtest?“ Ash schaut auf Mistys Hosenträger, denn er findet die Kraft nicht Misty in die Augen zu schauen, zu viel Angst hat er vor ihrer Antwort. Doch diese sagt erst mal nichts, stattdessen drückt sie Ashs gesenkten Kopf an ihre Schulter. Dann flüstert sie ihm vorsichtig ins Ohr: „Ja, ich möchte sehr gern hier bleiben. Und Ash, mir geht es ganz ähnlich wie dir.“ Dann sagen beide nichts mehr. Ihnen reicht es schon sich einfach nur in die Augen zu sehen, es ist, als würden sie darin sehen, wonach sie sich schon immer gesehnt hatten. Es ist, als könnten sie sich allein durch den Blick in ihre Augen mehr sagen, als sie es mit Worten jemals könnten. Dann schließt Misty ihre Augen und beginnt vorsichtig Ash zu küssen, dieser erwidert den Kuss und legt seine Hände dabei zärtlich auf ihr Gesicht. Plötzlich und völlig ohne Vorwarnung bricht Misty den Kuss ab. „Dieses Mal haust du aber nicht einfach wieder beim Küssen ab, denn noch mal gebe ich so einen Jungen wie dich nicht her.“ Beide müssen anfangen zu lachen, bevor sie sich wieder küssen. Und Ash haut auch nicht wieder ab, stattdessen verbringen sie den Rest des Tages zwischen ein paar Sinelbeerenbäumen. HAPPY END Will hier nur noch mal kurz beschreiben, wie es Ash, Misty und der Kooperative „Esperanza“ drei Jahre später ging: Misty und Ash waren inzwischen verheiratet. Ihre Trauzeugen waren Rocko und Prof. Eich, dem bei der Trauung die Tränen übers Gesicht gelaufen sind. Außerdem haben die beiden mittlerweile zwei Kinder, die Ash und Misty ganz schön auf Trab halten. Trotz all dem haben sie es nicht aufgegeben, die Welt immer noch verbessern zu wollen. Beide reisen nun häufig über die Afri-Inseln, um andere Kooperativen, die an Beerfair liefern, zu unterstützen und ihnen wichtige Hilfestellung zu gewährleisten. Außerdem ist Ash Bürgermeister von Eibenwood geworden und Misty die Chefkoordinatorin der gesamten Afri-Inseln für Beerfair. Der Schulunterricht wird mittlerweile von professionellen Lehrkräften übernommen und nur ab und an kommen Ash und Misty vorbei, um einige Unterrichtsstunden vor den Kindern abzuhalten. Den Posten des Kooperativenchefs hat Ash an Rocko abgetreten, der seine Sache sehr gut macht und die Kooperative „Esperanza“ hat sich prächtig entwickelt durch die neuen, verbesserten Produktionsbedingungen. Unter anderem hat die Kooperative sich eine eigene Schule und Apotheke einrichten können. Zudem wurde vor kurzem ein eigener LKW für den Beerentransport gekauft, damit man nun auch von gewinnsüchtigen Zwischenhändlern unabhängig ist. Team Rocket hingegen wurde nicht mehr gesehen. Lediglich die Truppe um Mauzi, Jessie und James existiert noch. Sie nennen sich mittlerweile Aktionsgruppe „Robin Hood“ (ARH). Als solche reisen sie überall dort hin, wo es mächtige Großgrund- und Fabrikbesitzer gibt, die die Menschen ausbeuten. Die ARH befreit Menschen aus ihrer Abhängigkeit und verjagt die Unterdrücker. Zum Schluss noch eine kleine Ausführung zum Fairen Handel: Ich hoffe, ich belaste euch nicht zu sehr damit, indem ich dieser Fanfic auch noch einen politischen Anstrich verpasst habe. War mir wirklich nicht sicher, ob ich das machen sollte. Aber der Faire Handel ist einfach ein mir sehr wichtiges Anliegen und da er irgendwie auch zu mir gehört, wollte ich da auch was schreiben. In der Fanfic werden auch viele der Prinzipien des Fairen Handels aufgegriffen. Es liegt letztendlich auch an uns, genauer gesagt an unserem Kaufverhalten, wie es den Menschen in den Entwicklungsländern geht, ob sie einen gerechten Lohn für ihre Arbeit erhalten oder ob ihre Kinder keine Ausbildung genießen, da sie mit auf dem Feld arbeiten müssen. Vielleicht denkt ja der ein oder andere an diese Fanfiction, wenn er das nächste Mal im Supermarkt vor der Schokolade steht oder wenn er am Weltladen seiner Stadt vorbeiläuft. Weitere Infos findet ihr: http://www.fairtrade-deutschland.de/ http://www.el-puente.de/lilac_cms/de/25,,/EL-PUENTE-und-Fairer-Hand/Fairer-Handel.html (oder bei mir^^) Ich arbeite im Übrigen nicht für den Fairen Handel, wollt ich nur noch dazuschreiben. Die Fanfic ist all jenen gewidmet, denen es nicht so gut geht wie uns und die täglich ums Überleben kämpfen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)