You and me von TerrorTofu ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Kiras PoV   Was hatte dieses merkwürdige Verhalten bloß zu bedeuten? Ich seufzte leicht frustriert auf, da ich aus Kato einfach nicht schlau wurde und beschloss, besser aufzuhören, mir den Kopf über meinen besten Freund zu zerbrechen, bevor ich noch durchdrehte, weil mir keine Erklärung dafür einfiel, wieso er sich heute so aufführte. Ich ließ Kato wieder los und stand von der Couch auf. "Lass uns schlafen gehen, es ist spät", meinte ich und streckte mich erst einmal ausgiebig. "Ist gut", antwortete er und folgte mir in mein Zimmer. Nachdem wir uns beide bis auf die Boxershorts ausgezogen hatten, schmiss sich Kato auf die kleine Schlafcouch, während ich es mir in meinem Bett bequem machte. Es dauerte nicht lange, bis er eingeschlafen war, ich konnte es an seinem ruhigen, gleichmäßigen Atem hören. Ich konnte allerdings vorerst keinen Schlaf finden, deshalb lauschte ich dem Regen, der gegen die Fensterscheibe trommelte und dem Wind, der um das Haus heulte... Es musste etwa zwei oder drei Uhr gewesen sein, als ich dann doch noch allmählich anfing immer mehr ins Reich der Träume abzudriften. Ein nervtötendes, schrillendes Geräusch riss mich extrem unsanft aus dem Schlaf. Völlig entnervt ließ ich meine Hand über den Nachttisch wandern, bis ich diesen verdammten Wecker schließlich zu fassen bekam. Ich konnte mich gerade noch dazu ermahnen das Gerät nicht an die nächstbeste Wand zu befördern, ich wollte ja nicht wieder unnötig Geld für einen neuen Wecker ausgeben, also schaltete ich das immer noch klingelnde Ding aus und stellte es zurück auf meinen Nachttisch. Kato murmelte einige unverständliche Worte in sein Kopfkissen, bevor er sich anschließend auf den Rücken drehte, an die weiße Zimmerecke blickte und sich leise seufzend mit der Hand durch das zerzauste, blonde Haar fuhr. Ich schwang die Beine aus dem Bett und verzog mich mit einem Stapel Klamotten ins Bad. Ich stieg in die Dusche und schaltete das Wasser ein, welches meinen Körper in Strömen hinablief, alle meine ungeordneten Gedanken fort wusch... "Ey, Kira! Lass mir auch noch 'n bisschen warmes Wasser über, ich hab keinen Bock kalt zu duschen!", sagte Kato, der nun auch ins Bad gekommen war und lehnte sich an die geschlossene Tür. "Ja, schon gut, ich beeil mich", gab ich zurück und sah zu, dass ich mir schnell das Shampoo aus den Haaren wusch. Ich stellte das Wasser wieder ab, wickelte mir ein Handtuch um die Hüften und trat aus der Dusche heraus. Mit einem weiteren Handtuch rieb ich meine Haare kurz ein wenig trocken, bevor ich mich daran machte, sie zu föhnen und mich anschließend anzog. Als ich damit fertig war, ging ich in mein Zimmer, schnappte mir meine Schultasche und suchte einige Bücher und Hefte zusammen, die ich achtlos in die Tasche stopfte. Ich hatte heute Morgen einfach keine Lust, die Sachen ordentlich zu verstauen, nicht einmal die Mühe, die Hefte, die ich heute sowieso nicht brauchte, aus der Tasche herauszunehmen, machte ich mir. Als nächstes machte ich mich auf den Weg in Richtung Küche, um Kaffee zu kochen. Meine Schultasche schmiss ich irgendwo auf halber Strecke zwischen meinem Zimmer und der Küche auf den Fußboden - hoffentlich fand ich sie nachher auch wieder... Kato hatte kaum die Küche betreten, als ich ihm auch schon eine Tasse Kaffe in die Hand drückte. Er nahm sie wortlos entgegen und trank einen Schluck, wobei er sich erst einmal gehörig verbrannte. Woher ich das wusste? Nun ja, sein leises vor sich hin Gefluche war eigentlich nicht zu überhören gewesen. Ich glaube, mehr brauchte ich dazu nicht zu sagen, oder? Ich wollte eigentlich niemandem zumuten, sich all diese Schimpfwörter anhören zu müssen, die Kato dem unschuldigen Kaffee gerade an den Kopf warf - ähhm... konnte man das so sagen? Kaffee war schließlich nur eine Flüssigkeit... ach egal, passte schon... Etwa zehn Minuten später mussten wir los zur Schule. Wir sprachen kaum ein Wort auf dem ganzen Weg, er war extrem schweigsam heute Morgen. Irgendwie hatte ich so den Verdacht, dass er wegen seines merkwürdigen Verhaltens von gestern Abend so still war. Gut möglich, dass er dachte, ich würde ihn darauf ansprechen, aber das hatte ich eigentlich nicht vor. Wenn er reden wollte, würde er schon irgendwann damit anfangen, mich vollzulabern, also, wieso sollte ich groß nachfragen? Im allgemeinen war es sowieso besser, ihn nicht mit Fragen zu löchern, denn wenn er eines nicht leiden konnte, dann war es das. Kato war einfach ein Mensch, den man am besten in Ruhe ließ. Wenn er irgendwelche Probleme hatte, kam er schon von allein. Er bat zwar nie direkt um Hilfe, aber wer ihn kannte, wusste sein Verhalten zu deuten und konnte dementsprechend reagieren. Ich persönlich hatte nicht lange gebraucht, um ihn zu durchschauen, als ich ihn kennen gelernt hatte. Er machte auf seine Umwelt zwar einen sehr aggressiven Eindruck, aber wenn man ihn erst mal besser kannte, war er ein ganz netter Kerl, auch, wenn er das niemals freiwillig zugeben würde. Dafür war er einfach zu stolz, wahrscheinlich seine negativste Eigenschaft, die ich aber des Öfteren zu meinem eigenen Vorteil ausnutzte, da ich ihn aufgrund seines Stolzes sehr leicht nach meinem eigenen Willen manipulieren konnte. Abgesehen davon machte es mir auch einen Heidenspaß ihn zu ärgern und mit ein paar blöden Sprüchen zur Weißglut zu bringen. Aber ich war wahrscheinlich auch der einzige Mensch, der hm blöd kommen durfte, ohne gleich eine aufs Maul zu bekommen und das lag nicht ausschließlich daran, dass ich sein bester Freund war. Nein, mitnichten. Ich war schlichtweg stärker als er, wie wir in einigen Rangeleien herausgefunden hatten, weswegen er einiges an Respekt vor mir hatte. Seit wir uns nach einem Streit vor ein paar Jahren geprügelt hatten, wobei er einiges hatte einstecken müssen, überlegte er sich lieber zwei mal, ob er mir wirklich eine verpassen wollte, wenn ich ihn mal wieder in den Wahnsinn trieb... Als wir den, heute extrem langweiligen, Unterricht hinter uns gebracht hatten, verabschiedete sich Kato kurz von mir und machte sich anschließend aus dem Staub. Er meinte, er wolle sich noch mit ein paar Kumpels treffen und später noch was trinken gehen. Ich räumte meine Sachen zusammen und verließ das Schulgebäude. Draußen auf dem Schulhof traf ich auf Setsuna, wieso er eine Sonnenbrille trug, konnte ich mir problemlos zusammenreimen: Kato musste ihm bei ihrer kleinen Prügelei ein blaues Auge verpasst haben, er selbst hatte ja von Setsuna auch eins als Andenken bekommen. "Er kann es einfach nicht lassen!", meckerte Setsuna, nahm die Sonnenbrille ab und blickte Kato wütend hinterher, der gerade das Schulgelände verlassen hatte und die Hauptstraße überquerte. "Sieh dir das an!", er deutete auf sein rechtes Auge, welches von einem dunklen Bluterguss umrandet wurde. "Du kennst ihn doch... er kann dich nun mal nicht ausstehen. Warum hast du nicht einfach auf mich gehört und bist ihm aus dem Weg gegangen? Ich hab dir doch gesagt, dass er nur nach einem noch so nichtigen Grund sucht, dir eine reinzuhauen", entgegnete ich gleichgültig und pustete mir eine Haarsträhne aus der Stirn. "Denkst du, ich lasse mich von diesem Arschloch beleidigen, Kira!? Er hat es einfach übertrieben und da hab ich ihm eine aufs Maul gehauen." "Das war die dämlichste Idee, die du je hattest, Setsuna. Du weißt doch, wie schnell er ausrasten kann, ganz besonders, wenn ihm jemand eine verpasst." "Ach ja? Und was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen?" "Gar nichts." "Wie bitte!?" "Du solltest ihn nächstes Mal einfach ignorieren, das ist wahrscheinlich gesünder für euch beide", meinte ich und ging. Den Rest des Tages verbrachte ich allein in meiner Wohnung. Der nächste Schultag verlief ähnlich langweilig, wie der heutige. Nachdem ich den Unterricht irgendwie überstanden hatte, machte ich mich auf den Weg nach Hause. Dort angekommen, beförderte ich meine Schultasche in die hinterste Ecke meines Zimmers, kramte meine Reisetasche unter dem Bett hervor und begann damit meine Sachen für die Abschlussfahrt zu packen. Das würden die drei besten Wochen meines Lebens werden, Kein langweiliger Unterricht, keine Klausuren mehr und das allerbeste: kein Setsuna, was unweigerlich bedeutete, dass er sich nicht mit Kato streiten konnte. Endlich würde ich ein Mal von ihrem Rumgezicke verschont bleiben. Etwa eine halbe Stunde später war ich fertig mit packen. Ich stellte meine Reisetasche im Flur ab und ging in die Küche, um mir ein Bier zu holen. Regen prasselte von draußen gegen die Fensterscheibe. Es hatte wie verrückt zu schütten begonnen, weswegen ich es gleich vergessen konnte, heute Abend noch mal wegzugehen. Ich schmiss mich im Wohnzimmer auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. Lustlos zappte ich durch die vielen Programme. Außer irgendwelchen langweiligen Talkshows und Kindersendungen lief absolut gar nichts im Fernsehen, also schaltete ich das Gerät etwas frustriert wieder ab. Es klingelte an der Tür. Ich schrak hoch, strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und warf einen Blick auf die Uhr: Ein Uhr siebzehn. Ich musste irgendwie auf der Couch eingeschlafen sein. Ich stand auf und wankte verschlafen in Richtung Tür. Wer auch immer davor stand, schien ungeduldig zu werden und begann damit Sturm zu klingeln und energisch gegen die Tür zu klopfen. Ziemlich genervt riss ich sie auf. "WAS!?", keifte ich. "Musste weg von zu Hause", sagte Kato monoton, schob sich an mir vorbei in die Wohnung und stellte auf dem Weg ins Wohnzimmer seine Tasche neben meiner ab. Ich blickte ihm etwas verwirrt nach, bevor ich schließlich die Tür wieder schloss und ihm ins Wohnzimmer folgte. "Hast du mal 'ne Kippe?", fragte er mit belegter Stimme. Er saß im Schneidersitz auf der Couch und blickte zu Boden. "Sicher..." Ich hielt ihm eine Zigarette hin. "Danke...", entgegnete er kaum hörbar und steckte sie sich zwischen die Lippen. Ich zündete die Zigarette mit meinem Feuerzeug an, steckte es anschließend zurück in meine Hosentasche und setzte mich neben ihn. Kato sog den Rauch tief ein und ließ ihn leise seufzend wieder aus seiner Lunge entweichen. "Was ist passiert?", wollte ich wissen. Er zuckte zurück und gab einen gequälten Laut von sich, als ich ihm eine Hand auf die Schulter legte. "Lass mal sehen", forderte ich. "Es ist nichts", meinte er und rückte ein Stück von mir weg, den Blick noch immer auf den Boden gerichtet. "Lüg mich nicht an! Er hat dich wieder verprügelt! Hab ich nicht recht?" "Kira! Hör auf, bitte. Es ist nichts Schlimmes, okay?" Er sprach immer noch mit dieser leisen, zerbrechlichen Stimme, die sich anhörte, als würde sie ihm jeden Moment den Dienst versagen wollen. "Wie du meinst...", antwortete ich und trank einen Schluck Bier. Kato lehnte sich zurück, sichtlich froh darüber, dass ich ihn nun endlich in Ruhe ließ. "Lass uns schlafen gehen", sagte er und erhob sich. "Wir müssen morgen früh raus..." Ich nickte knapp und folgte ihm in mein Zimmer. Wir zogen uns beide wortlos aus und legten uns schlafen. Es dauerte nicht lange, bis Kato eingeschlafen war, ich lag jedoch noch etwas länger wach, bevor auch ich endlich ins Reich der Träume abdriftete. Das Heulen des Windes weckte mich wieder auf. Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen hatte, aber besonders lange konnte es nict gewesen sein, da es noch dunkel war, als ich meine Augen wieder aufschlug. Der Raum wurde nur schwach von dem Licht der Straßenlaterne vor dem Fenster erhellt, ich konnte nicht wirklich viel um mich herum erkennen. Ich ließ meinen Blick zur Couch hinüber schweifen. Kato war nicht mehr da. Leicht irritiert blickte ich mich weiter im Zimmer um und entdeckte ihn schließlich doch. Er saß auf der Fensterbank. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)