You and me von TerrorTofu ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Kiras PoV   So leid es mir auch tat, ich konnte mir mein selbstgefälliges Grinsen einfach nicht verkneifen. Kato schien wohl doch nicht so hetero zu sein, wie er es gern wäre. Ich meine, jeder andere Kerl hätte sowas gar nicht erst zugelassen, mir gar keine Zeit gegeben, so etwas zu tun und schon gar nicht gestöhnt. Okay, zugegeben: Ich fand es ziemlich amüsant, dass Kato wegen so einer Kleinigkeit, die eigentlich nicht das Geringste zu bedeuten hatte, scheinbar so durch den Wind war, aber eigentlich war es gemein von mir, ihn mit so einer Situation zu überfordern. Wahrscheinlich hatte er nur deswegen so reagiert, weil ich ihn schlichtweg überrumpelt hatte und ich brauchte mir gar nichts darauf einzubilden, aber wer wusste das schon. "Kannst du von mir runter gehen... bitte", erklang Katos, auf einmal extrem leise und zerbrechliche Stimme unter mir. "Was? Achso, sicher", entgegnete ich und beeilte mich, aufzustehen. Er senkte rasch den Blick, als ich ihn ansah. Ich stutzte. Hatte ich da eben in seinen blauen Augen Trauer sehen können? Enttäuschung? Er wirkte auf einmal so schwach, verletzt. Sollte ich ihn mit meinem kleinen Spielchen, was wirklich nur als Spaß gemeint gewesen war, um ihn ein bisschen zu provozieren, verletzt haben? Auf einmal plagte mich ein furchtbar schlechtes Gewissen. Sollte ich es tatsächlich übertrieben haben? Ein schmerzerfülltes Keuchen neben mir riss mich aus meinen Gedanken. Kato hatte versucht sich aufzusetzen, was ihm scheinbar Schmerzen zu bereiten schien, weshalb er sich den Bauch hielt und sich wieder zurück auf die Matratze sinken ließ. Okay, jetzt machte ich mir erst recht Sorgen. "Alles in Ordnung?", fragte ich und musterte ihn besorgt. "Das wird schon wieder", erwiderte er, was ich ihm jedoch nicht wirklich glaubte. "Lass mich mal sehen." Ich beugte mich zu ihm hinüber. Er verschränkte die Arme vor dem Bauch und wandte sein Gesicht von mir ab. "Nein", sagte er kaum hörbar. Es klang nicht so, als würde er mich ernsthaft von dem abhalten wollen, was ich vorhatte. "Du weißt, dass ich dir nicht weh tun will. Ich will dir nur helfen, okay? Und... wenn ich dich mit der Aktion eben irgendwie verletzt haben sollte, tut mir das leid", sagte ich, da ich mich immer noch irgendwie schuldig fühlte. "Schon okay", entgegnete er leise. Vorsichtig legte ich eine Hand auf seinen Arm. Kato zögerte einen Sekundenbruchteil, bevor er ihn schließlich selbst beiseite nahm. Es schien so, als würde er mich doch gewähren lassen. Nachdem er auch den zweiten Arm weggenommen hatte, rückte ich näher an ihn heran und streckte langsam eine Hand nach ihm aus. Ich ließ sie einen Moment über seinem Hosenbund verweilen und da er nicht protestierte, schob ich vorsichtig sein T-Shirt hoch und erschrak. Sein kompletter Oberkörper war mit Blutergüssen übersät. Mir blieb sprichwörtlich die Luft weg bei diesem Anblick. "War das... dein Vater?" Ich versuchte meine Stimme ruhig klingen zu lassen, was mir jedoch nicht so recht gelingen wollte. Er nickte. "Mein Alter hatte extrem schlechte Laune..." "Aber warum hast du denn nichts gesagt? Jetzt hab ich dir nur unnötig weh getan und alles nur noch schlimmer gemacht." Ich wusste selbst nicht warum, aber ich war plötzlich total verzweifelt. Ich fühlte mich so furchtbar elend, fast, als wäre ich an diesen Wunden schuld. "Hey, ist doch nicht deine Schuld", sagte er, als hätte er meine Gedanken gelesen und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Jetzt guck doch nicht so traurig. ich hab dir nur nichts gesagt, weil ich genau vor dieser Reaktion Angst hatte. Ich wollte nicht, dass du dir unnötig Sorgen um mich machst. Es sieht alles schlimmer aus als es in Wirklichkeit ist, glaub mir." "Aber du konntest dich eben nicht mal hinsetzen!", protestierte ich. Er seufzte. "Okay, vielleicht ist es doch etwas schlimmer als ich zugeben möchte, aber ich werd's überleben." Ich sah ihn mit einer Mischung aus Zweifel und Verunsicherung an. Eigentlich völlig untypisch für mich, da das Wort Verunsicherung nicht zu meinem Wortschatz gehörte, aber irgendwie konnte ich im Moment nicht anders. Kato sah mich nicht an, worüber ich in diesem Moment wirklich froh war. In meinem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander, dessen Ursache ich mir nicht erklären konnte. Ich schüttelte den Kopf, um diese wirren Gedanken zu vertreiben. Noch immer etwas durcheinander ließ ich meinen Blick einmal durchs Zimmer und wieder zu ihm zurück schweifen. Mein Herz schien einen Schlag auszusetzen, als sich unsere Blicke trafen. Ich brachte keinen Ton heraus, konnte mich nicht von ihm abwenden. Er sah mich stumm an. Ob es ihm genauso ging wie mir? Die Tür flog auf. "Hey Leute - ", Rei brach mitten im Satz ab, als er uns sah. Ich zuckte erschrocken zusammen und wollte schnellstmöglich etwas Abstand zwischen Kato und mich bringen, was mir auch gelang. Allerdings anders als geplant. Ich hatte mich so ruckartig von ihm weg bewegt, dass ich vom Bett gefallen war und nun vor Rei auf dem Boden saß, welcher mich sehr skeptisch musterte. "Ähhm...", begann ich. Sehr geistreiche Aussage, ganz toll Kira. "Das ist jetzt nicht das, wonach es aussieht." Autsch, jetzt hatte ich richtigen Mist rausgehauen. "Aha", sagte Rei gedehnt. "Ich lass euch dann mal wieder allein..." "Das musste jetzt sein, oder?", giftete Kato, kaum, dass die Tür hinter unserem Kumpel ins Schloss gefallen war. "Weißt du, was die jetzt alle denken, wenn der denen das erzählt?" Ich schwieg. Das hatte ich ja mal wieder toll hingekriegt... "Ich... ach, vergiss es!", fauchte er und stürmte aus dem Zimmer. Ich blieb allein zurück und zerbrach mir den Kopf darüber, wie ich das wieder hinbiegen sollte. Da ich zu keinem Ergebnis kam, beschloss ich, zu den Anderen rüber zu gehen und ihnen die Angelegenheit zu erklären, damit sie nichts Falsches dachten. Ich klopfte an und trat ein. Die Vier schauten mich teils überrascht, teils skeptisch an, widersprachen aber nicht, als ich mich auf dem freien Stuhl am Tisch zwischen Takeshi und Katsura niederließ. Stille. Niemand traute sich, etwas zu sagen. Rei hatte ihnen mit Sicherheit erzählt, was er gesehen hatte und wenn ich je wieder ein Wort mit Kato wechseln wollte, musste ich klarstellen, dass sie mit ihren Vermutungen falsch lagen. "Ich weiß, was ihr denkt", begann ich und schob mir eine Zigarette zwischen die Lippen. "Kira, jetzt mal ganz ehrlich: Du bist nicht ganz hetero, oder?", schaltete sich nun Rei ein. "Nein, bin ich nicht, da hast du recht", entgegnete ich und zündete die Zigarette an. Ich nahm einen tiefen Zug und ließ den Rauch langsam aus meinen Lungen entweichen. "Aber Kato schon. Ich hab keine Ahnung, was Rei euch erzählt hat, aber es ist gut Möglich, dass sein erster Eindruck von der Situation falsch war." "Dem zufolge, was er uns erzählt hat - ", begann Takeshi, wurde aber von Katsura unterbrochen: "Ist doch egal jetzt... klär uns einfach mal auf, Kira." "In Ordnung. Ich glaube Kato killt mich, wenn ich das nicht richtig stelle..." Ich hielt einen Moment lang inne, bevor ich schließlich zu erzählen begann. Die anderen hörten schweigend zu, unterbrachen mich kein einziges Mal. Katsura war der Erste, der das Wort erhob, als ich geendet hatte. "Na seht ihr, das war alles nur ein Missverständnis." "Hätte man bei dem Gestöhne aber nicht gedacht", grinste Rei. "Wenn du nächstes Mal sowas abziehst denk dran, wie dünn die Wände sind", lachte Takeshi. Ich atmete erleichtert auf. Mir fiel förmlich ein Stein vom Herzen, weil sie mir glaubten. Ich hoffte nur, dass Kato mir verzeihen konnte, jetzt, da sichergestellt war, dass niemand dachte, er wäre schwul. Aber ich würde jetzt ganz sicher nicht losrennen und ihn suchen. Ich hatte sowieso keinen blassen Schimmer, wo ich suchen sollte. Ich würde einfach warten, bis er von sich aus wieder ankam, ihm hinterherzurennen hatte keinen Zweck, damit würde ich ihn nur verschrecken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)