Another Road von Thommsche ================================================================================ Kapitel 10: Eine wohlverdiente Pause ------------------------------------ Langsam aber sicher machten sich die ersten Zeichen des Nachmittags bemerkbar. Das Blau des Himmels wurde in der Ferne bereits mit einem blassen Rot bedeckt während der Wind noch immer sein einsames Lied pfiff. Ein gewisses Gefühl der Idylle hatte sich breit gemacht nachdem unsere Freunde ihre ersten Duelle bestritten hatten. Besonders das letzte war auf seine Art und Weise ziemlich haarsträubend gewesen, aber nun da es so aussah als könnte man dieses Mal tatsächlich die Finalrunde des Turniers erreichen, lockerte sich die Stimmung. Die beiden Duellanten hatten sich nach dem Duell gegen Gustav für einen Spaziergang durch die Stadt entschieden. Einfach mal abschalten war jetzt wichtig, besonders wenn man bedachte was so alles passiert war. Jedoch hatte niemand ein schlechtes Gefühl. Man sah eher wohlwollend in die Zukunft. Der sonst so pessimistische Adam, der immer über alles nachdachte ließ endlich einmal die Seele baumeln und beobachtete seine beste Freundin Emma, die fröhlich pfeifend neben ihm her schlenderte und sich dabei hin und wieder tänzelnd drehte. Das Regenbogen-Haar wehte leicht in einer Brise, bevor die angenehme Ruhe zwischen den beiden für's erste ihr Ende fand. „Öhm du sag mal Adam? Hast du schon eine Idee gegen wen wir in der zweiten Runde antreten müssen? Ich hoffe ja mal nicht dass ich auf Gustav oder so treffe, hehehe. Dann würde ich wahrscheinlich haushoch verlieren glaube ich.“ Sie kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf und blieb stehen. Der Knabe zuckte nur mit den Schultern und legte den Kopf schief. „Ich weiß nicht Emma. Sich jetzt darüber Gedanken zu machen macht sowieso keinen Sinn. Wir müssen warten bis die erste Runde der Vorrunde vorbei ist. So einfach ist das.“ Nicht wirklich die Antwort die sie jetzt erwartet hatte. Ein wenig deprimiert ließ sie den Kopf hängen und seufzte. „Och mennoooo. Wenn ich nicht weiß gegen wen ich antrete kann ich mich ja gar nicht vorbereiten. Woah, wenn ich gegen May antreten muss...oder schlimmer noch...gegen Ryo....waaaah ich werde im hohen Bogen aus dem Turnier fliegen....schon wieder....“ Jetzt ließ sich die 18-Jährige am Rand des Bürgersteigs nieder und stützte das Kinn auf die Hände ab, während sie über die Straße blickte. Der junge Mann sah sie eher perplex an. Woher kam auf einmal diese Sorge? Das kannte er sonst gar nicht von ihr. Vielleicht lag das wohl daran dass sie dieses Mal eine reelle Chance hatte weiter zu kommen als bisher. Könnte neu geweckter Ehrgeiz dahinter stecken? Wäre ja möglich, wobei er sich noch nicht einmal sicher war ob sie wusste was das Wort überhaupt bedeutete. Die Dame holte ein paar Bonbons hervor und steckte sich davon ein paar in den Mund während der Schwarzhaarige inne hielt und überlegte. Er zündete sich eine Zigarette an, bevor er sich schließlich neben ihr nieder ließ. „Sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen bringt nichts Emma. Mach dich nicht noch verrückter als sonst. Außerdem, so wie du dich bis jetzt duelliert hast, kannst du gar nicht verlieren.“ Anerkennend klopfte er der Duellantin auf die Schulter. Sie schien ein wenig verwirrt über diesen Kommentar. „Äh...meinst du ehrlich?“ Er nickte nur. Ein Ton von sanften Rot schien über ihre Wangen als sie den Kopf senkte. Bis jetzt hatte sie nie ein Talent dafür gehabt ihre eigenen Fähigkeiten zu würdigen. Das war immer schon ihr Problem gewesen. Sie stellte ihr Können unter den Scheffel, obwohl dies gar nicht nötig war. Jemand mit ihren Duellfähigkeiten musste diese garantiert nicht verstecken. „Ja das meine ich so und jetzt hör auf mit dem Geflenne. Ich lade dich auf ein Stück Kuchen ein ist das okay?“ „Au ja!“ Das ließ sie sich natürlich nicht zwei mal sagen. Euphorisch sprang sie auf und wollte gleich losflitzen, ehe sie inne hielt und sich nachdenklich den Zeigefinger an die Lippen legte. „Hmmm....oder sollen wir lieber etwas anderes Essen? Ich meine ich hatte ja erst Kuchen. Also gestern. Ich könnte ein Eis vertragen...obwohl die machen das hier nicht so gut. Das schmeckt immer nach Wasser. Wir könnten ja Gustav suchen und fragen ob er uns noch ein paar Omelettes macht, hehehe. Obwohl....neee. Woah ich würd ja gerne mal wieder Pfannkuchen essen. Am besten Blaubeere. Ich liebe Blaubeerpfannkuchen. Wir haben schon lange keine mehr gegessen. Am besten mit viel Sahne und Kirschen und natürlich-“ „Ist ja gut Emma. Wir gehen Pfannkuchen essen!“ „YAY!“ Da brauchte man wirklich nichts mehr zu sagen. Er wusste wie man die 18-Jährige auf andere Gedanken bringen konnte. Brachte ja auch nichts wenn sie sich den ganzen Abend wegen den Duellen den Kopf zerbrach. Ehe er sich versah hatte sie ihn auch schon bei der Hand gepackt und zog ihn den Bürgersteig entlang hinter sich her. Natürlich nicht ohne dabei ein Liedchen anzustimmen. „Do you like waffles? Yeah we like waffles! Do you like pancakes? Yeah we like pancakes! Do you like french toast? Yeah we like french toast! Can't wait to get a mouth full!“ Dabei begann sie auch zu tanzen, drehte eine Pirouette und scheute nicht davor ihren Kumpel ebenfalls darin einzubeziehen. Der betrachtete das ganze nur seufzend. Nach allem hatte er wohl kurzzeitig vergessen wie simpel sie manchmal gestrickt war. „Komm schon, sing mit! Do you like-“ „Nein!“ „Mannoooo.“ Wenig später waren sie auch schon am Zielort eingetroffen. Johnnys Pfannkuchenhaus war um diese Zeit aufgrund des Turniers besonders gut besucht. Im rustikalen Stübchen drängten sich hier und da die Duellanten und aßen zu Abend. Emma hatte schon kurz nach dem sie reingekommen waren einen besorgten Gesichtsausdruck aufgesetzt. „Oh man. Hoffentlich haben sie noch genug Pfannkuchen übrig gelassen.“ West konnte auf diesen Kommenatr hin nur die Augen verdrehen, ehe er sich zusammen mit seiner besten Freundin einen Tisch am Ende aussuchte. Das ganze hatte einen rustikalisch italienischen Charme konnte man sagen. Die runden Holztische waren mit karierten rot-weißen Tischdecken gedeckt. An den Wänden hingen verschiedene Bilder. Mehrere Bedienungen flitzten den Laden auf und ab um Kundschaft zu bedienen. Nachdem sich die beiden hingesetzt hatten nahm sich die Regenbogendame erst einmal die Speisekarte vor, die sie interessiert musterte. „Hmm....woah ich weiß gar nicht was ich nehmen soll...hier ist sooooooo viel Auswahl....Sollte ich vielleicht welche mit Kirschen nehmen, oder vielleicht mit Speck? Rustikale Art klingt auch ganz lecker. Och menno ich kann mich gar nicht entscheiden.“ „Hauptsache du triffst deine Wahl bevor die zumachen!“ Hach ja. Besonders wenn es ums Essen ging dann konnte Emma einem echt auf die Nerven gehen. War ja nicht so als könnte sie sich sofort für etwas entscheiden. Sie musste immer wegen allem hin und her überlegen. Ob mit oder ohne Fleisch, ohne Sauce oder nicht und was da so alles zugehörte. Bei den über 30 verschiedenen Pfannkuchengerichten auf der Speisekarte hingegen schien es so als würden sie wohl die nächsten Stunden hier verbringen. Sich mit dem Gedanken zufrieden gebend hier eine lange Zeit zu verbringen, stützte der Knabe das Kinn auf die Faust und warf einen Blick durch das Restaurant, ehe seine Augen jemand vertrautes erhaschten. „Hey, May, John. Hi!“ Die beiden saßen nur zwei Tische weiter von ihnen entfernt und sogleich setzten sie sich in Bewegung. Die Blinde trug wie üblich schlichte Kleidung. Langer Pulli und eine einfache Hose. John war wie immer schwarz gekleidet und nickte eher beiläufig zur Begrüßung. „Hey Adam. Gut das ich dich treffe. Wollte nur noch mal sagen dass ich beeindruckt von deinem Duell war. Du hast den Kopf echt aus der Schlinge gezogen.“ Grant grinste und fuhr sich durch das Blonde Haar. „Ja, wenn man vergisst dass der Typ Mitleid mit ihm hatte und ihn deshalb gewinnen ließ.“ War ja klar dass das irgendwie hängen blieb. Der junge Mann seufzte während Emma von der Speisekarte aufsah und die Anwesenden jetzt erst zu bemerken schien. „Oh, hi, hab euch gar nicht kommen sehen, hehehe. Woah sagt mal könnt ihr euch bei dem Kram für irgendetwas entschieden? Das ist ja unglaublich was für Variationen die hier- hey sie mal da!“ Sie hielt Adam die Karte mitten ins Gesicht und deutete auf ein Angebot. Mit großen roten Lettern zierte das Wort „Lava-Pfannkuchen“, die Seite. Der schärfste Fraß der hier wohl angeboten wurde. Chili, Peperoni und alles was dazu gehörte. Nicht wirklich eine Mahlzeit für jemanden der noch bei klarem Verstand war. „Meinst du wirklich?“ Sie nickte aufgeregt. „Auf jeden Fall!“ Sie winkte sofort eine der beiden Bedienungen heran. Es dauerte nicht lange bis eine junge Schwarzhaarige an ihren Tisch kam, wo die 18-Jährige ihr sofort aufgeregt ihre Auswahl zeigte. „Die nehm ich!“ Skeptisch hob die Bedienung die Augenbraue. „Äh...sind sie da sicher?“ „Au ja!“ „Okay äh...ich spreche kurz mit dem Chef.“ Und damit watschelte sie in Richtung Küche davon. Grant begutachtete das ganze mit einem süffisantem Grinsen. „Wahrscheinlich müssen sie erst mal die Mama von der Kleinen anrufen und fragen ob das auch wirklich in Ordnung geht.“ Emma funkelte ihn böse an. „Pff. Ich wette du würdest dich nicht trauen einen davon zu essen!“ Der Blonde hob die Braue. „Soll das eine Herausforderung sein?“ Adam verdrehte nur die Augen. Das konnte doch jetzt alles nur ein schlechter Scherz sein. War ja klar dass wieder so etwas passieren musste. „Aber natürlich!“ Und damit war die Sache erledigt. John nickte nur, während die Bedienung mit einem älteren Mann hinterher kam, der bis über beide Ohren lächelte. In seinen bärigen Armen trug er einen Topf mit rot blubbernder Sauce bei denen schon der Geruch in der Nase stach. Sofort marschierte er auf Emma zu und klopfte ihr auf die Schulter. „Du bist diejenige die sich für die Pfannkuchen entschieden hat?“ Sie nickte. Er stellte den Topf ab und klopfte ihr auf die Schulter. „Na endlich mal jemand der sich was traut. Nehmt euch mal ein Beispiel an dieser mutigen jungen Dame. Mimi, bring die Pfannkuchen!“ Die Bedienung nickte und eilte abermals in Richtung Küche davon, während der Koch mit einem Esslöffel einen Schluck Sauce aus dem Topf nahm und ihn Emma reichte. „Hier. Probier die Sauce.“ Einen Moment lang sah die 18-Jährige bedächtig auf die rötliche Flüssigkeit deren Aussehen wirklich schon etwas an Lava erinnerte, ehe sie den Löffel nahm und das ganze in einem Haps verzehrte. Adam wartete schon auf die Plärrerei aber zur Überraschung aller lächelte die Duellantin über beide Ohren. „Man ist das Lecker. Hey, Adam, probier du auch mal davon!“ Ohne weitere Umschweife tauchte sie den Löffel in den Topf und hielt dem Knaben das ganze hin. Der Schwarzhaarige beäugte die Masse skeptisch. „Ich denke ich verzichte.“ Davon ließ sich Emma allerdings nicht beschwichtigen. „Och komm schon, hab dich nicht so. Das ist gar nicht scharf.“ Oh man. Wie erwartungsvoll ihn auf einmal alle ansahen. Blieb ihm wohl nichts anderes übrig als in den sauren Apfel zu beißen. Obwohl, wenn Emma das ganze verkraftete dann konnte es wohl nicht sonderlich schlimm sein. Also nickte er, griff sich den Löffel und steckte sich das ganze in den Mund. Einen Moment lang hielt er Inne. Kaute bedächtig und zog den Löffel wieder hervor. Tränen schossen ihm in die Augen während ein brennendes Gefühl im Halse aufstieg. Er warf einen Blick auf den Löffel um zu prüfen, ob dieser ähnliche Verätzungen erfahren hatte wie es gerade bei seiner Speiseröhre der Fall gewesen war. Mit großen Kulleraugen blickte die Regenbogendame ihn an, sowie auch alle anderen am Tisch. „Und?“ „Großartig“, presste er hervor und fragte sich ob er sie alle für einen Moment ablenken könnte, damit er das Wasser aus der Blumenvase hinunter kippen konnte. Er riss sich wirklich zusammen, auch wenn man ihm ansehen konnte wie er rot anlief. Das war wirklich nichts für ihn. Die Speisekarte hatte mit ihrer Beschreibung echt nicht gelogen. Zum Glück hatte er es damit überstanden. Naja, so hatte er zumindest gedacht, aber dabei hatte er nicht mit der Engstirnigkeit seiner besten Freundin gerechnet. „Alles klar. Dann nehmen wir vier einmal den großen Lava-Pfannkuchenteller!“ Perplex starrten Sie alle an. Die Bedienung brachte bereits einen großen Teller mit den Pfannkuchen, auf welche der Koch nur noch lächelnd die Soße auskippte. Währenddessen zog die 18-Jährige May und John auf die freien Stühle am Tisch. Adam seufzte innerlich und starrte auf den Teller vor sich, während die Bedienung vier Bestecke am Tisch verteilte. May saß genau neben ihm und schien dabei ebenfalls nicht sonderlich angetan von dem ganzen zu sein. „Das ist einer dieser Momente in denen ich meine geschärften Sinne hasse.“ Der Schwarzhaarige warf ihr beiläufig einen Blick zu und fragte sich wie sie das ganze wohl empfinden musste. Vielleicht hätte er sie vorher warnen sollen, dass es besser war das Weite zu suchen, wenn Emma auf solche Ideen kam. Die hingegen war gerade damit beschäftigt den zweiten Pfannkuchen zu verdrücken. Auch John hatte beschlossen das Spielchen mitzuspielen und wie es aussah, schien er das ganze sogar ganz gut zu vertragen. Adam alleine wurde schon beim zusehen des ganzen schlecht. Misstrauisch begutachtete er das Essen auf seinem Teller. Die Blinde neben ihm schien nun genügend Mut gefasst zu haben denn umsichtig schnitt sie ein Stück von dem Pfannkuchen ab. „Komm schon May, es ist gar nicht so schlimm“, erklärte John ihr kauend, wobei er natürlich darauf achtete mit Emma gleichzuziehen. Zwischen den beiden hatte sich nun so etwas wie ein Wettbewerb entwickelt in dem es wohl darum ging dem anderen zu zeigen wer mehr aushielt. Wunderbar. Nun gut, es half alles nichts. Wahrscheinlich würde der Koch es ihm nie verzeihen wenn er nicht zumindest einen von den Dingern aß, weshalb er sich ein Stück abschnitt und es sich in den Mund steckte. Sogleich bereute er es. Auch May hustete und hatte Tränen in den Augen. „Oh Gott...“ Das war nicht ganz das richtige um das hier zu beschreiben aber es kam immerhin nah dran. Ne, das war nicht auszuhalten. Der 18-Jährige sprang vom Tisch auf und eilte in Richtung der Toiletten davon. Seine ganze Kehle brannte. Seine Augen tränten und sein Gesicht kam ungefähr der Farbe der Sauce gleich. Auf der Toilette angekommen stürzte er zum Waschbecken und begann in großen Zügen Wasser zu trinken. Warum musste er sich auch immer wieder auf Emmas wahnsinnige Ideen einlassen? War er ja dann selber Schuld dran, wenn es so ausuferte. Naja, die Hauptsache war ja dass sie sich amüsierte. Doof war dabei leider nur die Tatsache, dass er des öfteren Mal auf ihre Kosten zu Schaden kam. Wäre ja nicht das erste Mal dass er ihre kulinarischen Ansichten ausprobiert hatte. Er konnte sich noch gut an das Grashüpfer-Fest erinnern. Danach konnte er eine Woche lang nur Tee und Zwieback zu sich nehmen. Auf einer Skala von 1 – 10 war das hier eine glatte 8,5. Dafür war sie ihm auf jeden Fall etwas schuldig. So trank er weiter, ehe die Tür zur Toilette ein weiteres mal aufgestoßen wurde und May hereinkam. Perplex beobachtete er wie sie zum Waschbecken stürzte und in schnellen Zügen Leitungswasser trank. Der Knabe wusste erst nicht was er dazu sagen sollte, ehe er sich räusperte. „Ähm May?“ Erschrocken zuckte sie zusammen und quietschte auf. „Adam, was machst du hier?“ Er kratzte sich seufzend am Kopf. „Äh...das hier ist das Herrenklo....“ „Oh...“ Beide ließen sich jetzt an der gegenüberliegenden Wand nieder. Eine Weile sagte niemand etwas. Er war einfach nur froh erst einmal aus dieser Situation raus zu sein. Emma würde gar nicht merken dass er weg war. Die Blinde schien ebenfalls ganz froh darüber zu sein nicht weiter Chili-Zeug in sich hinein zwingen zu müssen. Es klang zwar ein bisschen bitter, aber sie würde sich an solche Dinge gewöhnen, wenn sie öfters mit den beiden herum hing, wovon er ihr allerdings dringlichst abraten würde, alleine schon ihrer Gesundheit wegen. So fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar und zündete sich eine Zigarette an, wobei May allerdings geschwind diese erfasste und auf dem Boden ausdrückte. „Ich weiß zwar dass du davon sicher nicht so viel Ahnung hast aber für mich wäre das als würde ich direkt auf einem Schornstein sitzen.“ „Oh...Entschuldige...“ „Schon gut...“ Wieder diese unangenehme Stille. Das war nicht wirklich etwas was er mochte. Stumm sah er an die Wand vor sich. In der Toilette war es still. Nur von draußen war etwas zu hören, wie etwa Emma die lautstark nach einer weiteren Portion Pfannkuchen verlangte. Seufzend fuhr Adam sich mit der Hand über das Gesicht ehe sein Blick über May glitt. Wie immer trug sie ihre Deckbox am Gürtel. Sie hatte in diesem Turnier bereits bewiesen was sie auf dem Kasten hatte. Dennoch waren da viele Fragen über sie, die den 18-Jährigen ein wenig beschäftigten. Ehe er jedoch etwas fragen konnte, hatte die Blinde bereits das Wort ergriffen: „Ist Sie immer so?“ „Wer?“ „Na deine Freundin?“ „Sie ist nicht meine-“ „War nur ein Witz. Woher kennt ihr euch?“ Der junge Mann dachte einen Augenblick nach, ehe er eine Hand auf sein Knie legte. „Da weiß ich eigentlich gar nicht wo ich anfangen soll. Ich meine, wir sind zusammen aufgewachsen und wenn ich ehrlich bin, dann kann ich mich gar nicht an irgendeinen Moment ohne Emma erinnern“, begann er und kratzte sich dabei nachdenklich am Hinterkopf. Wirklich Gedanken hatte er sich darüber auch nie gemacht, wenn er ehrlich war. „Schon im Kindergarten war sie immer die ausgeflippte, natürlich damals noch mit braunen Haaren. Sie war aber schon immer etwas besonderes. Ob man's glaubt oder nicht, aber ihre verschieden farbigen Augen zum Beispiel sind keine optische Spielerei ihrerseits. Ein Gendefekt weshalb sie damals besonders als kleines Kind oft geärgert wurde weil sie so herausstach. Naja aber auf ihre Art und Weise hat sie dann nach einer Lösung für das Problem gesucht. Sie war nie der Typ der irgendwas versteckt, also hat sie damit gelebt und sich danach ausgerichtet. Da kamen dann eben die bunten Haare, verschieden farbige Fingernägel und all das, aber das gehört eben zu Ihr.“ Die Blinde ließ sich diese Worte durch den Kopf gehen und lächelte dabei bitter. „Schon scheiße wenn man anders ist. Ist nicht immer leicht, aber Emma hat sich offensichtlich gut damit abgefunden. Ich meine, ich kann es ja nicht sehen aber so wie du es schilderst hat sie sich an ihre Umstände angepasst und lebt damit.“ Er nickte nur. „So ist es.“ Dennoch musste die Blinde anschließend grinsen. „Bunte Fingernägel?“ „Jap. Jeder in einer anderen Farbe...“ Jetzt musste er selbst auch grinsen. Dennoch begriff er jetzt, dass dies eine exzellente Möglichkeit darstellte um diese Konversation als Sprungbrett zu nutzen, damit er etwas mehr über sie erfahren konnte. Fragen schadete ja nie. „Und wie war das bei dir? Ich meine-“ „Warum ich die Blindschleiche bin die sich duelliert? „Nicht ganz so förmlich ausgedrückt aber ja.“ Sie schien einen Moment darüber nachzudenken, ehe sie dann den Kopf schüttelte. „Nein, nicht heute. Wir sollten lieber zurück gehen. Die Anderen warten mit Sicherheit schon.“ Und damit stand sie auch schon auf. Hatte er einen wunden Punkt getroffen? Er erhob sich ebenfalls. „May, tschuldige. Ich wollte nicht-“ „Schon gut. Du hast mich nicht verletzt. Ich bin nur ziemlich müde und das zu erklären dauert ein bisschen. Ein andermal.“ So kehrten die beiden an den Tisch zurück, wo Emma und John immer noch mit ihrem Wettessen beschäftigt waren. Mittlerweile stand eine große Kanne Wasser auf dem Tisch die bis zur Hälfte geelert worden war. Mehrere leere Teller standen auf dem Tisch. Beide hatten bereits knallrote Gesichter, aßen jedoch weiter. Inzwischen hatten sich auch einige Schaulustige eingefunden die das ganze beobachteten und den beiden zujubelten, während Emma einen weiteren Teller leerte. Adam hob skeptisch die Braue, während May sich wieder auf ihrem Stuhl niederließ. „Der wievielte war das jetzt?“ Die Regenbogendame sah ihn kauend an und grinste. „Öhmpf....feine afhnunfg. Iff fab aufgefhföfrt fu fählen.“ Sie schluckte das Stück herunter. „Wo warst du denn eigentlich?“ „Auf dem Klo...“ „Mit May?!“ Natürlich wanderten jetzt alle Augenpaare zu den beiden. Die Blinde hatte einen Hauch rosa im Gesicht angenommen, während John sich ein wenig nach vorne lehnte und einen fragenden Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Auch Emma schien ziemlich neugierig. Jetzt bemerkte West wie das ganze offenbar ausgesehen haben musste. „Doch nicht so!“ „Würde mich auch wundern“, warf John ein, „Nicht dass deine Süße noch eifersüchtig wird.“ Adam warf dem Blonden einen bösen Blick zu und ließ sich wortlos in seinen Stuhl sinken. Brachte nichts darauf einzugehen. Am Ende wurde ihm nur noch mehr nachgesagt. Trotzdem musste er lächeln. Das hier war eine willkommene Abwechslung, wenn man so die Strapazen des Tages bedachte. Das Turnier verlangte viel von ihnen ab so dass ein Moment der Ruhe so wie dieser hier immer gern gesehen war. Es half auf andere Gedanken zu kommen und sich von all dem zu erholen, bevor man letztendlich wieder volle Kraft ins Geschehen rauschte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)