Der Schrein der Himmel von Seelenfinsternis (Sess x Kag) ================================================================================ Kapitel 5: Talente im Kampf --------------------------- Vielen lieben Dank für all eure Kommis! Bei Gelegenheit werde ich sie auch alle beantworten! Viel Spaß mit dem folgenden Kapitel 05 – Talente im Kampf Die Zeit nach Kagomes Abreise war nicht besonders ereignisreich für Rin. Es kamen zwar nach wie vor viele am Fieber Erkrankte, aber es hatte sich eine gewisse Routine eingespielt. Viele der Dauergäste des Tempels hatten mittlerweile Übung bei der Behandlung und so wurden Rin und Jinenji nur noch bei schweren Fällen hinzu gezogen. Rin behagte die Reise ihrer Lehrerin überhaupt nicht, sie fühlte sich schutzlos. Wenn der Tempel ernsthaft von Dämonen angegriffen werden würde, wäre es schwierig ihn zu verteidigen ohne Kagome. Rin beherrschte zwar auch einige Bannsprüche, aber ihre Talente als Miko lagen nicht im direkten Duell. Sie war eine begabte Heilerin und konnte mit allerlei Substanzen umgehen; wirkungsvolle Medikamente herstellen als auch wirkungsvolle Mischungen, die Magie entfalten konnten. Das Schießen von heiligen Pfeilen hatte sie inzwischen aufgegeben, es gelang ihr einfach nicht den Pfeilen die läuternde Wirkung zu geben. Trotzdem war sie eine passable Schützin. Sie verbrachte viel Zeit mit Jinenji in der Apotheke. Die Beiden teilten das Interesse an Pflanzen und deren Verarbeitung und zeigten sich gegenseitig neue Rezepte. Sie mochte den gutmütigen Riesen sehr. Er dagegen war stets sehr aufgekratzt, wenn er und Rin beisammen waren. Sie war freundlich und gütig zu ihm, nie zeigte sie Angst vor ihm. Das kannte er so nicht. Es gab bisher nur zwei Personen, die er kennengelernt hatte, das eine war seine Mutter. Die andere war Kagome, als sie zum ersten Mal in seine kleine Hütte kam. Sie empfand keine Abscheu vor seiner Erscheinung, sondern behandelte ihn ganz selbstverständlich. Es war ihr egal, was er war. Rin erinnerte ihn oft an Kagome, als sie damals durch das Land zog auf der Suche nach den Splittern des Juwels der vier Seelen. Sie strahlte die gleiche Unschuld und bedingungslose Freundlichkeit aus und wirkte wie ein Sonnenstrahl in diesen trübseligen Zeiten. Kagome war heute deutlich reifer geworden. Sie wirkte abgeklärter, entschlossener, nachdenklicher. Man spürte, dass sie schreckliche Dinge gesehen und erlebt hatte in der Zeit des Kampfes gegen Naraku. Es gab Momente in denen sie gebrochen wirkte, als hätte sie ihren Glauben an die Welt verloren. Und wütend konnte sie werden, ihr Zorn konnte alle in Angst und Schrecken versetzten. Auf Ungerechtigkeit und Anfeindungen reagierte sie oft so. Sie war nicht mehr der süße Sonnenschein von damals. Sie war eine gestandene Frau, die seinen tiefsten Respekt hatte. Sein Sonnenschein war nun Rin. Er genoss ihre Anwesenheit und sein Herz schmolz dahin, wenn sie ihn anlächelte. Sein Bauch fühlte sich seltsam an, wenn sie ihm nahe war. Er war immer ganz aufgeregt sobald sie ihn nur ansah und oft konnte er nicht mehr richtig denken, wenn sie ihn anlächelte. Was war nur mit ihm los? Warum war er so durcheinander? Diese ganzen Gefühle, die durch ihn tobten, sie waren Neuland für ihn. Er wusste nur eins: Er wollte sie bei sich haben, ihr jeden Wunsch erfüllen und sie vor allem Schlechten dieser Welt beschützen. Aber er würde ihr das niemals sagen. Denn wie konnte so ein bezauberndes Wesen jemand wie ihn genauso mögen wie er sie? Er verdiente sie nicht. Aber sie würde immer diesen ganz besonderen Platz in seinem Herzen haben. Neun Tage, nachdem Kagome aufgebrochen war, kam ein Reisender aufgeregt die Stufen zum Schrein hinauf gelaufen. Er war verletzt, er hatte zahlreiche kleine Bisswunden am ganzen Körper, die aber sehr tief schienen. Er schien auf der Flucht vor jemandem zu sein. Als er endlich den Hof des Schreins erreicht hatte, fragte er sofort nach dem Vorsteher des Tempels. Er hätte wichtige Nachrichten zu überbringen. „Unsere erste Priesterin befindet sich zur Zeit auf einer Reise“, beschied ihm ein dicker Dachsyoukai, „Aber es ist noch eine Miko hier, die dir helfen kann. Warte einen Moment, ich hole sie.“ Der Dachs verschwand in einem kleinen Gebäude. Einen Moment später kam er mit der jungen Frau zurück. „Mein Name ist Rin, was ist geschehen? Wer hat euch so verletzt?“, sprach sie den Ankömmling an. Dieser atmete immer noch heftig, seine Augen waren blickten abwesend durch die Miko vor ihm hindurch. „Dämonen… Schlangendämonen…. Hunderte! Sie sind auf dem Weg hierher!“ Rin zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Haben die euch so verletzt?“ „Ja“, nickte der Mann, „ich bin der einzige Überlebende unserer Gruppe.“ Seine Stimme wurde brüchig und er konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. „Ich bin die ganze Nacht gerannt, um vor ihnen hier zu sein. Ihr Anführer sprach davon, dass er diesen Tempel überfallen wolle. Ich war mit einer Gruppe weiterer Händler auf der Straße unterwegs, als plötzlich hunderte fliegender Schlangenyoukai mit fürchterlichen Fratzen aus dem Dickicht kamen und sie auf uns stürzten. Meinen Freund fraßen sie bei lebendigem Leib, seine Schreie schwirren noch immer durch meinen Kopf. Ich rannte in Panik in den Wald und versteckte mich in einem hohlen Baum. Doch auch dort konnte ich die Schreie hören, das Brechen von Knochen und das Schmatzen der Dämonen. Nach einer Weile hörte ich nichts mehr. Dann brüllte der Anführer, dass sie ‚nach dem kleinen Imbiss nun diesen verfluchten Schrein der Himmel verschlingen‘ würden. Ich kenne mich aus in dieser Gegend, also wusste ich, dass dieser Schrein gemeint war. Ich rannte quer durch den Wald hierher, um euch vor dem Angriff zu warnen.“ Der Mann saß, nachdem er seinen Bericht beendet hatte, verängstig auf den Steinplatten des Tempelhofes, den Kopf in seine Hände gestützt. Der Schrecken war ihm noch immer ins Gesicht gezeichnet. Rin kniete sich neben ihn, legte ihm eine Hand sanft auf die Schulter und sprach mit sanfter Stimme: „Nun seid ihr aber hier und es wird euch nichts geschehen. Dank eurem Einsatz wissen wir nun, dass diese schrecklichen Youkai auf dem Weg hierher sind und können uns verteidigen. Aber zunächst werde ich mir eure Wunden ansehen und euch versorgen.“ Sie half dem verängstigten Mann auf und stütze ihn. Dann brachte sie ihn in eine der kleinen Hütten in einen Raum. Die Hütten wurden als eine Art Mischung aus Pension und Krankenhaus genutzt. Es gab kleine Räume, in denen schlichte Futons lagen. Je Haus gab es eine Feuerstelle. Der Neue wurde in einen leeren Raum gebracht und dort auf den Futon gelegt. Rin wandte sich zu dem Dachs und sagte bestimmt: „Huji, hol Jinenji, ich brauche seine Hilfe bei diesen Schlangenbissen. Und bring Verbände und heißes Wasser her.“ Der Dachs nickte und verschwand sofort. „Ich muss euch entkleiden, um die Wunden zu versorgen“, sprach Rin mit nun wieder sanfter Stimme. Das Gesicht des Verletzten färbte sich deutlich rosa. „Es gibt keinen Grund sich zu schämen. Ich muss euch nun mal behandeln.“ Mit geschickten Händen öffnete Rin das arg in Mitleidenschaft gezogene Oberteil des Mannes und zog es ihm behutsam aus. „Wie ist euer Name? Ich war schrecklich unhöflich, ich habe ganz vergessen euch zu fragen.“ „Nobuhiro. Ich bin ein Händler aus einem benachbarten Dorf, “ stotterte er vor lauter Verlegenheit. Die Miko besah sich nun die Wunden genauer. Man konnte deutlich sehen, dass die Wunden tief ins Fleisch schnitten. Sie waren nicht groß und lagen stets paarweise. Eben wie bei Bissen einer Schlange mit zwei langen Zähnen. Die Haut um die Wunden herum war bläulich verfärbt, ein deutliches Indiz für eine Vergiftung. Es war unglaublich, dass Nobuhiro mit diesen Wunden den ganzen Weg im Eiltempo bis zum Tempel gelaufen war. Scheinbar hatte nur noch sein Wille ihn getragen. Kurze Zeit später kam endlich Jinenji dazu. Rin brauchte dringend seinen Rat, er hatte mehr Erfahrung, wenn es um Gifte und Gegengifte ging. Er kam in Begleitung von Huji, der einen großen dampfenden Kessel dabei hatte. Jinenji hatte einen Korb voller Leinenbinden dabei und eine große Tasche. Er kniete sich neben den Verletzten, sah Rin fragend an und versuchte das Flattern in seinem Bauch zu ignorieren. Rin verstand seine stumme Frage. „Schlangenyoukai. Sie sind auf dem Weg hierher.“ Nobuhiro war in der Zwischenzeit vor Erschöpfung eingeschlafen. Jinenji besah sich die Wunden nun genauer. Vorsichtig berührte er eine der Bisswunden und bewegte die Haut etwas. Sofort floss ein bläuliches Sekret aus der Wunde, dass einen schwefligen Gestank absonderte. „Das ist das Gift eines Natteryoukais. Es gibt sie zwar in allen Formen und Farben, aber ihr Gift ist immer bläulich und stinkt nach Schwefel.“ Rin versuchte sich alles einzuprägen und nickte. „Wasch die Wunden gründlich aus und versuch möglichst viel des Gifts zu entfernen. Ich erkläre dir was du als Gegengift geben musst.“ Er holte eine kleine Phiole aus seiner Tasche. „Das ist der Saft des Gelbmilchpilzes. Er sorgt dafür, dass das Gift unschädlich gemacht wird und den Körper verlässt ohne Schaden anzurichten. In jede Bisswunde muss ein Tropfen gegeben werden, aber nicht mehr, denn der Saft ist selbst auch giftig.“ Rin sah sich die gelbe Flüssigkeit an. Sie erinnerte an Milch, die mit Orangensaft gemischt wurde. „Wie stellt man das Gegenmittel her?“ „Es wird aus dem Pilz gepresst, der wie ein Schwamm aufgebaut ist. Ich hoffe nur, dass nicht mehr Vergiftete kommen, ich hab nur noch diese Phiole. Man kommt nur im Mai an den Saft.“ Rin schaute ihn fasziniert mit großen Augen an. Sie war beeindruckt vom Wissen des Hanyous. Sie wollte mehr von ihm lernen. Jinenji gab derweil je einen Tropfen in die zahlreiche Wunden. „So, nun kannst du ihn verbinden. Ich denke, er wird jetzt noch eine ganze Weile schlafen, aber müsste es schaffen.“ Die Miko versorgte nun gekonnt die Wunden, wusch das Blut von der Haut und legte Verbände an. Jinenji blieb in dem Raum und wartete bis sie mit ihrer Arbeit fertig war. Er mochte es zusammen mit ihr Kranke zu behandeln. Als sie die Hütte verließen wurde er von Rin angesprochen: „ Sag mal, woher weißt du eigentlich so viel über Heilpflanzen? Neben dir fühle ich mich immer so unwissend.“ Er lächelte Rin verlegen an. „Ach was, mach dich nicht kleiner als du bist, du bist eine tolle Heilerin. Mein Vater hat mir alles beigebracht, als er noch bei uns war und ich klein war. Wir liefen jeden Tag durch die Wälder um unser Dorf, er erklärte mir jede Pflanze und wie sie wirkte.“ „Was für ein Youkai war denn dein Vater?“, fragte Rin weiter. „Ein Waldyoukai. Er ist eins mit seinem Wald, den er hütet. Er fühlt den Wald und dessen Bewohner.“ Die beiden gingen wieder in die kleine Apotheke zurück, wo sie meist zusammen arbeiten. An diesem Nachmittag saßen sie auch wieder zusammen auf den zwei schlichten Sitzkissen in dem stickigen Raum. Rin war sehr besorgt, sie wusste, dass sie den Tempel gegen die Schlangenyoukai verteidigen musste. Sie überlegte fieberhaft, was sie tun konnte. Sie konnte nicht einen so mächtigen Bannkreis errichten, auch reichte ihre spirituelle Kraft nicht eine so große Anzahl von Youkai zu läutern. Jinenji beobachtete interessiert das Minenspiel der jungen Frau. „Du schaust besorgt, Rin.“ Sie blickte auf den Boden, als würde sie dort die Lösung ihres Problems finden. „Ja. Ich weiß nicht, wie ich alle beschützen soll. Ich bin nicht so stark wie Kagome. Ich kann nicht so kämpfen wie sie. Ich bringe ja nicht mal einen geweihten Pfeil zustande!“ Tränen bahnten sich den Weg über ihre Wangen. Jinenji sah auch auf den Boden und gemeinsam schwiegen sie eine Weile. Er wollte sie nicht weinen und verzweifelt sehen. „Du kannst nicht kämpfen wie Kagome, das stimmt, “ sagte er nach einer Weile, „aber du kannst den Tempel auf deine Weise verteidigen.“ „Wie meinst du das?“ Rin blickte auf und sah ihm fragend in die großen Augen. „Überleg doch nicht immer, was du alles nicht kannst. Überleg doch mal, was du gut kannst.“ Rin schaute verwirrt. Worauf wollte er hinaus? „Rin, man muss nicht immer mit dem Stahl in der Hand kämpfen. Pflanzen und viele andere Dinge aus der Natur können nicht nur heilen, sie können dir auch helfen, dich zu verteidigen.“ „Welche denn? Haben wir die denn hier?“ Hoffnung keimte wieder auf. „Komm mit, ich zeig es dir.“ Gemeinsam gingen sie in das Lager. Er nahm einen großen Korb in seine Hände und ging durch die Regale. „Wir wissen, dass unsere Angreifer Youkai sind, das ist gut. Es gibt viele Kräuter, die eine Wirkung gegen sie haben.“ Er nahm ein großes Büschel getrockneter Pflanzen aus einem Fach. „Hier, das ist Eisenkraut. Du weißt, dass es hilft einen hohen Blutverlust zu verkraften. Wenn du es aber verbrennst und den Rauch auf Dämonen richtest, hat es eine leicht läuternde Wirkung auf sie. Ich denke, wenn wir eine große Menge davon benutzen, können wir einen Teil der Schlangendämonen zumindest kampfunfähig machen.“ Mit jedem seiner Worte wuchs die Hoffnung in Rins Herzen. „Das könnte klappen… Ich kann versuchen, das Feuer zu weihen, dann müsste sich die läuternde Wirkung noch verstärken.“ Jinenji lächelte sie an. „Siehst du, du kannst auch eine kämpfende Kräutermiko werden. Und ich werde dir helfen. Zusammen schaffen wir das.“ Rin war sprachlos. Sie gingen weiter zusammen durch die Regale. Bald war der Korb voll mit allerlei Pflanzen. „So, und jetzt zeige ich dir noch etwas, was aus der Erde kommt. „Hier, diese verschiedenen Pulver… Wenn du sie mit gemahlener Holzkohle mischst und entflammst, dann gibt es einen Feuerball wie von einem Drachen.“ (Anmerkung der Autorin: Jinenji wusste, wie man Schießpulver herstellt. Salpeter, Schwefel und Holzkohle. Und wieder was gelernt ^^) Rin war begeistert. Das hätte sie dem sanftmütigen Mann niemals zugetraut, dass sein Wissen so weit reichte. „Wenn wir die verschiedenen Mittel geschickt einsetzen, können wir sie vertreiben. Ich glaube nicht, dass die Schlangen damit rechnen, dass wir uns verteidigen können.“ Die beiden arbeiteten bis spät in die Nacht daran die Verteidigung des Schreins vorzubereiten. Kräuter mussten gemischt werden, verschiedene Pulver in kleine Gefäße gefüllt werden und ein Plan entwickelt werden, wie man all das am geschicktesten einsetzte. Am nächsten Morgen waren alle mit Sonnenaufgang wach. Rin warnte alle Bewohner der Hütten vor dem bevorstehenden Angriff und organisierte deren Flucht. Sie wusste von Kaede, dass in der Nähe eine Höhle lag, die Höhle, in der der Dieb Onigumo von Kikyo gepflegt wurde. Dorthin wurden alle Kranken und Kinder gebracht. Einige Hanyou und Youkai aus dem Tempel blieben bei ihnen. Rin traf auch auf einige Halbblüter und freundlich gesonnene Youkai, die bereit waren den Tempel zu verteidigen. Zusammen waren sie 10 Verteidiger des Schreins. Nicht viel, aber besser als nur sie und Jinenji. Ein Falken-Youkai bot sich als Späher an. Er konnte jederzeit die Gestalt wechseln und kreiste nun über dem Tempel. Er hielt mit seinen scharfen Raubvogelaugen Ausschau nach sich nähernden Dämonen. Sobald er etwas Verdächtiges entdecken würde, gäbe er ein vereinbartes Signal. Rin weihte alle Kräuter, die eine reinigende Kraft hatte, und schrieb Bannzettel um Bannzettel. Jinenji verteilte alle Fallen mit den übrigen Verteidigern an den Orten, die er gestern Nacht mit Rin geplant hatte. Zu guter Letzt wurden Feuer in Nähe der Fallen aufgebaut, um diese schnell zu aktivieren. Danach hieß es warten. Die Sonne schien friedlich am Firmament. Dunst hing in der winterlichen Luft und brach die einfallenden Sonnenstrahlen. Die Landschaft wurde in ein mystisches Licht getaucht. Nichts deutete auf die Anspannung hin, in der alle waren. Einzig der am Himmel kreisende Falke zeigte, dass dies kein normaler Tag war. Jeder stand bereit auf seinem Posten. Das Warten auf die Schlacht riss an den Nerven. Eine Stunde verging. Nichts geschah. Rin ließ ihren Geist durch die Umgebung schweifen auf der Suche nach dämonischer Energie. Eine weitere Stunde verging. Nichts geschah. Ein lang gezogener Falkenschrei durchbrach plötzlich die Stille. Das war das vereinbarte Signal. Die Schlangenyoukai waren in Sichtweite. Rin spürte es auch; eine Wolke von Youki näherte sich schnell ihrer Position. *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Kagome erwachte an diesem kalten Morgen früh. Sie hatte sich mit Ah-Un dicht an ein kleines Feuer gelegt und sich tief in ihren Schlafsack gekuschelt. Sie waren nur noch einen knappen Tagesmarsch vom Schrein entfernt. Wenn sie mit ihrem normalen Tempo weitergehen würden, wären sie am späten Nachmittag zu hause. Der Drache hatte sich mit der Zeit gut erholt und gewann mit jedem Tag mehr an Kraft hinzu. Kagome untersuchte wie jeden Morgen seine Verletzungen. Die Wunden waren zwar noch vergleichsweise tief, aber dank ihrer Behandlung war die Entzündung zurückgegangen. Sie war froh, wenn sie wieder bei Rin war. Sie war viel geschickter bei der Versorgung von Wunden und dem Umgang mit Arznei. Kagome musste lächeln, als sie daran dachte. So hatte die Schülerin die Meisterin übertroffen. Sie konnte ihre Kämpfernatur nie wirklich ablegen, aus ihr würde nie so eine gute Heilerin werden. „Nun, Ah-Un, wenn du nicht trödelst, bist du heute noch bei deiner Rin. Also, lass uns gehen.“ Der Drache schnaubte fröhlich, als hätte er jedes Wort verstanden. Kagome nahm ihn locker an die Zügel und trottete immer weiter nordwärts auf der Straße. Sie wand sich durch die karge Landschaft, vorbei an kahlen Wäldern und nebelumhüllten Bergen. Die Sonne wurde von einem grauen Schleier verhangen, so sah dieser Wintertag noch trüber aus. Kagome hasste den Winter, all das Grau um sie herum und die Trostlosigkeit. Ihr fehlte die Farbe, das satte Grün der Bäume. Die Reise verlief ereignislos. Niemand wagte sich auch nur in die Nähe der beiden. Jeder der auch nur an ihnen vorbei ging, wurde scharf von den zwei Köpfen des Drachen gemustert. Die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Und die Gespräche mit Ah und Un verliefen immer sehr einseitig. Mit der Zeit hatte festgestellt, dass die beiden Köpfe sehr eigenständig waren und oft sehr unterschiedlich dachten und eine eigene Persönlichkeit hatten. Daher sprach sie den Linken mit Ah und den Rechten mit Un an. Als die Sonne ihre höchsten Punkt erreicht hatte, kamen sie endlich am letzten Dorf vor der Heimat an. Hier wollte Kagome eine Rast einlegen, das letzte Stück Weg war nicht mehr weit. Sie saßen abseits des Dorfes, Ah-Un auf einer Wiese, an der er sich gütlich tat, Kagome daneben auf einem Baumstumpf. Sie aß ihren letzten Proviant und ließ ihre Gedanken schweifen. Wie von alleine glitten sie wieder zu der letzten Begegnung mit dem kühlen Herrn des Westens. Etwas war anders als die vorherigen Male, sie wusste nur nicht was. Er nahm sie zwar nach wie vor nicht ernst, da sie ein Mensch war, aber er schaute nicht mehr so verächtlich auf sie herab. Es war seltsam, als sie spürte, dass unter dem kalten Panzer doch eine Seele zu spüren war. Langsam fing sie an zu verstehen, was Rin ihr von ihm erzählt hatte. Was sie nach wie vor an ihm faszinierte, war die Tatsache, dass seine Einarmigkeit seiner imposanten Erscheinung keinesfalls schadete. Er sah mächtig und erhaben aus und strahlte dabei die Gefahr einer Naturgewalt aus. Es schien ihm auch scheinbar auch nichts auszumachen, denn soweit sie es beurteilen konnte, unternahm er nichts mehr, um seinen Zustand zu ändern. Am Anfang hatte er noch verschiedene Arme von anderen Dämonen genutzt, aber das hatte er schon bald aufgegeben. Und trotz dieses kleinen Makels war er ein überirdisch schöner Mann… Kagome schalt sich eine Närrin, sich Gedanken über solche Dinge zu machen. Erstens war sie eine Priesterin und ihre Macht war an ihren Schwur jungfräulich zu bleiben gebunden, zweitens war er vielleicht äußerlich hübsch, aber ein kaltherziger, grausamer Kotzbrocken, und drittens und überhaupt…. Ihre ausufernden Gedanken um den Daiyoukai wurden jäh beendet, als eine große Anzahl Auren verschiedener Youkai plötzlich in ihr Bewusstsein drang. Sie spürte, dass es viele eher schwache Auren waren, diese aber zielstrebig auf ihren Schrein zu flogen. Der Tempel würde angegriffen! Rin! „Ah-Un, wir müssen uns beeilen, wir müssen Rin beschützen!“ Der Drache nickte entschlossen, er schien tatsächlich zu verstehen, was man ihm sagte. Kagome wollte gerade die Zügel in die Hand nehmen und loslaufen, da spürte sie, wie sie an ihrem Rücken gepackt wurde. Ah schnappte sich die Miko mit seinem Maul an der Hüfte und warf sie sich gekonnt auf den Rücken, während Un prüfend die Luft in seine Nüstern zog. Kaum kam sie auf seinem Rücken auf, erhob sich der immer noch verletzte Drache in die Luft und eilte vorwärts. Kagome schaffte es gerade noch rechtzeitig sich an einem der Hälse festzuklammern, bevor sie gefallen wäre. Zusammen rasten sie über die Wolken, um rechtzeitig bei Rin anzukommen. *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Hunderte von Schlangenyoukai stürmten mit einem markerschüttertem Gebrüll den Hügel zum Heiligtum hinauf. Sie schienen ohne Plan vorwärts zu stürmen, nur getrieben von ihrer Zerstörungswut. Als sie beim ersten der drei traditionellen Doppeltore ankamen, blieben die vordersten in einer Barriere hängen. Ein Netz aus Energiefäden war zwischen den Holzpfählen des Tores aufgespannt worden. Es waren normale Bindfäden, die mit Sutras von Rin geweiht worden waren. Nun, da sie Kontakt zu den Youkai hatten, entlud sich die reine Macht wie ein Blitz. Viele der Schlangen, die voran stürmten, schafften es nicht dieses Hindernis zu überwinden und wurden geläutert, doch einige besonders hartnäckige brachen durch die Barriere. Das Tor war nun überwunden und frei für die nachfolgende Schar. Die meisten der Angreifer schienen nicht besonders intelligent zu sein, dachte Rin, denn sie flogen ungebremst auf das zweite Tor – die zweite Barriere zu. Aber die Dummheit ihrer Angreifer wäre nur von Vorteil für sie. Rin saß oben auf dem Hügel, direkt hinter dem dritten Tor und konnte von dort ihre heilige Magie steuern. Auf die zweite Barriere war Rin besonders stolz. Sie hatte mehrere Dutzend Papierwesen, Shikigami erschaffen. Sie waren aus Papier, aber Rin hatte ihnen das Aussehen von starken Inuyoukai gegeben um die Angreifer zu verwirren. Jinenji hatte das Papier zuvor noch mit einer Paste aus Eisenkraut eingerieben, um die läuternde Wirkung zu verstärken. Es war ein sehr komplizierter Zauber, den Rin gesprochen hatte und sie war sehr froh, dass er ihr so gut gelungen war. Die Shikigami konnte kämpfen und die Angreifer mit ihrer spirituellen Energie verletzten. Allerdings konnten sie nicht einstecken, da sie sich auflösten, sobald das Papier beschädigt wurde. Als die Schlangen in Schlagdistanz waren, ließ Rin die Papierarmee sich erheben und vor dem Tor positionieren. Das Tor war natürlich auch mit einer Reihe versteckter Sutras in eine Barriere verwandelt worden, allerdings konnte sie diese nicht so mächtig werden lassen, wie bei dem ersten Hindernis, da die Shikigami viel ihrer Energie und Konzentration beanspruchten. Die Papierarmee schaffte es auch einige der stärkeren Angreifer entscheidend zu schwächen und löschte viele der niederen Youkai aus. Sie trieben die geschwächten und verwundeten Schlangen in die magische Barriere des Tores, wo diese sich in Licht auflösten. Doch lange hielten die Shikigami nicht durch, nach kurzer Zeit waren die Papiere zerfetzt und die Barriere durchbrochen. Es waren schon so viele Gegner besiegt worden, doch der Strom der Angreifer wollte einfach nicht abebben. Immer noch stürmte Verstärkung den Hügel hinauf und die Masse der Schlangendämonen schien nicht kleiner geworden zu sein. „Bereitet euch vor, sie treffen nun auf die letzte Barriere!“, schrie Rin zu den anderen, die sich auf dem Vorhof postiert hatten. Die weniger robusten Verteidiger und Jinenji hatten sich ringförmig über das Areal verteilt und jeder hatte ein kleines Feuer vor sich brennen. Sie hatten alle Holzstücke in der Hand, die sie entzünden konnten und dann auf die vorbereiteten Fallen werfen würden. Die übrigen Hanyou und der Falken-Youkai hatten sich mit gezückten Waffen direkt hinter Rin in Stellung gebracht. Rin eilte nun zu Jinenji und zog einen Pfeil aus ihrem Köcher. Wenn es schon kein heiliger Pfeil werden konnte, so konnte sie aber die Wirkung mit ihren Mitteln verstärken, dachte sie grimmig. Die Pfeilspitze hatte sie bei ihren Vorbereitungen mit Stoff umwickelt, den sie nun Brand steckte. Die Angreifer standen nun nur noch wenige Schritte vor dem letzten Tor, dem letzten Hindernis vor den Verteidigern. Rin ließ den Pfeil von der Sehne schnellen und zielte auf den oberen Balken des Tores. Dort war ein großer Sack voller Sonnenkraut versteckt worden. Nun, da er getroffen vom Pfeil in Flammen stand, regnete flüssiges Licht auf die Dämonen und fraß sich wie Säure durch ihre Körper. Die Schlangen wussten nicht wie ihnen geschah und stürmten einfach weiter, was dazu führte, dass sich die brennende Sonnenkrautessenz gleichmäßig auf viele der Angreifer verteilen konnte. Sie schrien vor Wut und Schmerzen, wälzten sich auf dem Boden und versuchten irgendwie das fürchterliche Leuchten von sich herunter zu bekommen. Für einen kurzen Moment trafen sich die Blicke von Jinenji und der Priesterin. Diese Falle hatten sie gemeinsam ersonnen und sie nickten sich mit einem verschwörerischen Lächeln zu. Nie hätte Rin gedacht, dass die Pflanze, die sie sonst dazu nutzte entzündete Augen zu heilen, eine so mächtige Waffe in der Hand eines Kräuterkundigen war. Nun waren die drei geweihten Tore zum Schrein überwunden und die Masse der Youkai ergoss sich auf den Tempelvorhof. Jeder der Verteidiger warf sich sofort mutig auf eine Gruppe der Eindringlinge und fing an leidenschaftlich zu kämpfen. Laute Explosionen ließen jedes Mal den Boden erzittern, wenn Jinenji und die anderen Feuerkämpfer eine der Schwarzpulverfallen entzündeten. Der Druck der Explosion zerfetzte die Körper der Schlangen, die wild durch die Luft flogen. Die kämpfenden Verteidiger waren gewarnt, wo die Sprengfallen lauerten und konnten diese so meiden. Doch die Überzahl der Angreifer machte den Kämpfern schwer zu schaffen. Jeder der Verteidiger war inzwischen von einer Traube Schlangendämonen umringt und versuchte seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen. Die Flügel des Falken waren von den vielen Bissen zerlöchert, aber er schlug weiter mit seinen Klauen auf die Dämonen ein. Die mit Feuer Bewaffneten kamen nicht mehr dazu die Fallen zum Einsatz zu bringen und versuchten nur noch die langen Körper der Schlangen in Brand zu setzen. Rin war ebenso umringt und läuterte Dämon um Dämon mit ihren Bannzetteln, doch auch sie war schon verletzt und ihre Kräfte neigten sich bedrohlich dem Ende. Lange würden sie nicht mehr durchhalten. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie Jinenji zu Boden ging und sich sofort die hungrigen Schlangen auf ihn warfen. „Neeeein! Hört auf!“ Tränen stiegen ihr in die Augen und ihr Herz fühlte einen Stich. Doch sie konnte ihm nicht zur Hilfe eilen. Sie war selbst umringt und schaffte es kaum sich ihrer Gegner zu erwehren. Sie kämpfte verbissen, aber es wollten einfach nicht weniger werden. Plötzlich wurde die Meute über Jinenji von einem Blitz jäh zerrissen. Weitere Kugelblitze regneten vom Himmel auf das Heer der Schlangen hinab und zerfetzten ihre Leiber. Rin sah erstaunt, wie neben ihr ein Pfeil einschlug und sich augenblicklich eine Barriere um sich bildete, die die giftigen Zähne der Schlangen von ihr fern hielten. Sie hob ihren Blick und konnte nicht glauben, was sie am Himmel sah: Ah-Un und Kagome griffen die Gegner aus der Luft an! Sie war viel zu erleichtert, um sich fragen, wo plötzlich ihr Hausdrache herkam. Neue Hoffnung erfüllte sie und gab ihr wieder Kraft. Auch die anderen sahen, dass sie Verstärkung in ihrer aussichtslosen Lage erhalten hatte und stürzten sich mit neuem Mut auf ihre Gegner. Kagome und der Drache rissen breite Schneisen durch die Massen der Schlangen, Ah und Un mit ihren Kugelblitzen, die Miko mit ihren reinigenden Pfeilen. Wenn ein Pfeil sein Ziel fand, wurde nicht nur der Getroffene in gleißendem Licht aufgelöst, sondern noch alle im näheren Umkreis. Die beiden flogen langsam zu Boden, nachdem sie die Angreifer an den Rand des Tempelvorhofes zurückgedrängt hatten. Kagome stieg ab und kam sofort auf Rin zu. „Na, da kam die Kavallerie aber gerade noch rechtzeitig!“ Matt lächelte Rin sie an: „Ja, keine Sekunde zu spät….“ Kagome blickte Rin ernst an. „Kümmer du dich um Jinenji und die anderen Verletzen und bring sie aus dem Kampfgeschehen heraus. Ich kümmer mich um den Rest.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und lief zum Eingangsportal. Ah-Un stand derweil in der Mitte des Platzes und feuerte auf alles, was in seine Reichweite kam. Kagome blickte misstrauisch in die Ferne. Irgendjemand musste diese Armee befehligen und steuern und den musste sie finden und ausschalten, sonst würde das nie ein Ende nehmen. Doch zunächst nahm sie einige Bannzettel zwischen die Finger und murmelte beschwörende Worte. Ein heller Lichtschein umgab sie und wurde mit jeder Silbe, die sie sprach, heller. In dem Moment, als sie fertig war, warf sie die Bannsprüche aus ihren Händen in die Luft und eine gigantische Barriere bildete sich um den gesamten Tempel. „Ah-Un, lass niemand in die Nähe der anderen, verstanden?“, rief sie dem Drachen entgegen. Ein doppeltes Nicken kam zur Antwort. Sie rannte den Hügel hinab und suchte nach einer Aura, die aus dem Meer der schwachen Youki herausstach. Den Weg schoss sie sich mit ihren Pfeilen frei. Ich muss sie mir einteilen, dachte sie sich, als sie wieder einen läuternden Pfeil den Hügel hinab schickte. Ich brauche sie sicher noch. Also legte sie sich den Bogen um die Schultern und blieb auf einer der letzten Stufen abrupt stehen. Sie faltete ihre Hände vor dem Gesicht und mit einem Mal wirkte ihr Blick seltsam abwesend. Wieder murmelte sie einige seltsame Worte, doch diesmal änderte sich die Haltung ihrer Hände mit jedem gesprochenem Wort. Als sie fertig war, breitete sie die Arme aus und entfesselte einen gewaltigen Sturm ihrer reinen Magie. Als die Luft sich wieder beruhigt hatte, sah sie keuchend auf den Weg vor sich. Ein müdes Lächeln umspielte ihre Lippen; der Einsatz hatte sich gelohnt, es stand ihr nun nur noch der Anführer der Schlangendämonen in einiger Entfernung gegenüber. Sie sah eine große, rostrote Natter vor sich, die sie um mehrere Köpfe überragte. Sie blickte mit einer Mischung aus Zorn und Angst auf die entschlossene Frau vor sich. „Du… wer bist du, Menschenweib, dass du dir anmaßt meine Kinder zu töten?“, zischelte sie. Kagome schaute sie unbeeindruckt an. „Wer bist du, dass du es wagst, meinen Schrein anzugreifen?“ Die Natter kam weiterhin hoch aufgerichtet auf sie zu. „Ich bin Hebiha, die Mutter der Schlangen. Und meine Jungen brauchen Futter…“, sagte sie bedrohlich leise und schlang dabei ihren massigen, langen Körper um Kagome. „Doch du hast meine Kinder getötet! Dafür wirst du büßen!“ Sie zog ihren Körper um Kagome zusammen und hatte sie nun komplett umwickelt. „Naaa, Menschlein, es wird nun Zeit für deine letzten Worte, bevor ich dich fresse.“ Kagome lächelte grimmig und sprach belustigt: „Es ist äußerst dumm, einer Priesterin so nahe zu kommen.“ „Priesterin?“, waren die letzten Worte Hebihas, bevor sie in dem hellen Licht aus Kagomes Körper verschwand. Kagome wischte sich über die Arme. Wieso mussten Schlangen nur immer so ekelhaft glibberig sein? Sie hasste Schlangen. Wie konnte diese Schlangenyoukai nur so dumm sein und sie nicht als Miko erkennen? Es war natürlich auch sehr unerwartet, dass ein Tempel von Geistlichen verteidigt wurde… Selbst schuld, dachte sie. Nun wollte sie aber schnell zurück zum Schrein und Rin endlich richtig begrüßen! *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Rin schloss Kagome sofort in die Arme, als sie am Schrein ankam. Sie hatte Tränen in den Augen und war völlig fertig vom Kampf, von der Angst um ihre Freunde und der Aufregung. Kagome nahm sie wortlos in die Arme und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. „Ruh dich aus, kleine Rin. Ich mach den Rest.“ Sie spürte nur ein Kopfschütteln als Antwort. Die beiden versorgten alle, zum Glück hatte es die meisten nicht allzu schlimm erwischt und sie hatten keine Toten zu betrauern. Rin kümmerte sich besonders liebevoll um Ah-Un. Sie wusste zwar immer noch nicht, wieso er wieder bei ihr war, aber das war ihr egal. Sie war einfach nur glücklich. Nachdem alles erledigt war, saßen sie zusammen in ihrer Hütte. „Also, wo fang ich an?“, fragte Kagome, „Wie ich dich kenne interessiert dich mein Besuch in der Bibliothek überhaupt nicht und du willst nur wissen, warum Ah-Un bei mir ist.“ Rin schaute sie gespannt an, ihr Herz klopfte wie wild in ihrer Brust. „Hast du Meister Sesshoumaru getroffen?“ Kagome lächelte amüsiert. „Ja, ich habe sein Kriegslager besucht und hatte dort kurz Gelegenheit mit ihm zu sprechen. Ich habe ihm erzählt, dass du nun eine geweihte Miko und sehr talentierte Heilerin bist. Auch dass du ihn gerne wiedersehen möchtest.“ Rin hing an ihren Lippen, verschlang gierig jedes Wort. „Seine einzige Reaktion war, mir Ah-Un mitzugeben und dir auszurichten, dass du ihn pflegen sollst, bis er ihn abholt. Er sagte auch, dass es noch eine Weile dauern wird.“ Freudentränen flossen über Rins strahlendes Gesicht. Ihr Ziehvater hatte sie also nicht vergessen! Und sie war stolz auf sich, dass er ihr seinen Kriegsdrachen anvertraute. Endlich hatte sie eine Nachricht erhalten, sie hatte Jahre darauf gewartet. Sie wurde von Kagome aus ihrer Seligkeit gerissen: „Möchtest du nicht wissen, was ich herausgefunden habe?“ Rin wischte sich hastig die Tränen von den Wangen. „Doch, natürlich. Das ist nur alles gerade so unglaublich… Ah-Un ist bei mir, Sesshoumaru-sama geht es gut und er will mich besuchen kommen bald. Aber erzähl mir, was du gefunden hast, du platzt ja gleich.“ Kagome packte die Abschrift des Kapitels über Bannzauber aus. „Hier steht, dass es durchaus möglich ist einen Bannkreis zu errichten, der nur denjenigen passieren lässt, der freundlich gesonnen ist, gleich ob es Youkai oder Mensch ist. Man benötigt dafür einen heiligen Schutzpatron und einen von ihm geweihten Gegenstand. Bis hierher ist das noch alles nicht schwer…“ „Aber?“, fragte Rin neugierig. „Wir brauchen auch einen dämonischen Schutzgeist und einen von ihm geweihten Gegenstand. Und je mächtiger der Dämon zu Lebzeiten war, desto wirkungsvoller der Bannkreis. Dann müssen nur noch einige Rituale durchgeführt werden und dann sollte der Ort geschützt sein.“ Rin blickte sie erstaunt an: „Und wo ist nun das Problem?“ „Welcher tote, mächtige Youkai ist uns Menschen wohlgesonnen und hat uns einen Teil seiner Macht hinterlassen? Mir fällt nichts ein“, sagte Kagome resigniert. Nun lächelte ihre ehemalige Schülerin breit über das ganze Gesicht. „Oh, Kagome… das ist doch ganz einfach, denk doch mal nach!“ Kagome sah ziemlich zerknirscht aus. Wurde sie etwa gerade ausgelacht? „Ich habe den gesamten Weg hierher darüber nachgedacht, mir ist nichts eingefallen. Wenn du was weißt, dann sag es, und lach mich nicht aus!“ Rin erhob sich vom Boden und ging zu der großen Kiste, in der sie ihre persönlichen Sachen aufbewahrte. „Warte einen Moment, gleich hab ich es….“ Sie wühlte sich bis auf den Grund der Truhe und zog einen länglichen Gegenstand hervor, der in ein grobes Stück Stoff eingewickelt war. Sie nahm ihn und setzte sich neben Kagome. „Was ist das?“, wollte die sofort wissen. Rin lächelte nur wissend. „Gleich siehst du es, sei nicht so ungeduldig.“ Sie wickelte den Gegenstand behutsam aus und gab ihn Kagome in die Hände. „Na, kennst du das noch?“ Kagomes Hände zitterten, als sie sah, was sie da in ihren Händen hielt. Wie konnte sie das nur vergessen? Tessaiga, das Schwert, das die Menschen beschützt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)