Der Schrein der Himmel von Seelenfinsternis (Sess x Kag) ================================================================================ Kapitel 25: 25 – Kämpfe, Kagome! -------------------------------- 25 – Kämpfe, Kagome! Schwärze umfing sie, nichts als Schwärze. Ihre Sinne waren wie gelähmt, sie spürte nichts. Nicht die Kälte die sie umgab, nicht ihren Körper. Und doch war sie nicht tot, nein, denn sie atmete noch. Doch wo war sie? Sie fühlte sich gefangen. Sehen konnte sie auch nichts, doch es war nicht dunkel, es gab einfach nichts. Sie war gefangen im Nichts. Sie begann zu überlegen wie lange schon, doch es kam ihr keine Idee in den Sinn. Tage, Wochen? Sie hatte jedes Gespür verloren. Wie war sie hierher geraten? Das letzte an das sie sich erinnern konnte, war ein warmer sonniger Morgen. Doch was war das? Wärme breitete sich mit einem Mal in ihrem tauben Körper aus, sie spürte sich wieder selbst. Sie lebte also wirklich noch! Eine bekannte Stimme breitete sich in ihrem Bewusstsein aus, rief sie. Doch sie konnte weder bestimmen wer diese Stimme war noch woher sie kam. Aber sie fühlte sich geborgen, die Stimme, die wieder und wieder ihren Namen rief hatte etwas Tröstliches. Das Nichts schwand in jedem Moment mehr, sie spürte wie sie wieder im Hier und Jetzt ankam. Ihr Körper gehorchte ihr wieder, der Bann gebrochen und ihre Gefangenschaft beendet. Nur noch einen Moment verharren, nur noch einen Moment die angenehme Wärme genießen… „Rin, wach auf! Bitte, ich brauch dich doch so sehr!“, rief die Stimme nun eindringlich, fast flehend. Da schlug die Erkenntnis in ihrem Bewusstsein ein wie eine Bombe; es war Jinenji! Vorsichtig schlug sie die Augen auf und bemerkte, dass sie am Boden lag. Ihr Gefährte war über sie gebeugt und sah sie mit Freudentränen in den Augen an. „Was…Was ist passiert? Wo bin ich?“, flüsterte Rin kraftlos. „Was ist passiert?“ „Den Göttern sei Dank, du bist wieder wach! Ich hatte solche Angst um dich!“ Jinenji nahm sie stürmisch in seine Arme und drückte sie an sich. Mit belegter Stimme sagte er: „Glaub mir, sei froh, dass du nicht weißt was geschehen ist…“ Rin versuchte sich nun weiter aufzurichten, sie wollte wissen wo sie war und sich einen Überblick über die Situation verschaffen. Plötzlich drang ein stechend metallischer Geruch in ihre Nase. Blut, schoss es in ihren Kopf. Aber sie fühlte sich unverletzt, wie konnte das sein? Behutsam drückte sie Jinenji von sich, der mit seinem massigen Körper ihren Blick auf das Schlachtfeld verdeckt hatte. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, da lag ihr Meister, nein ihr Vater Sesshoumaru in seinem Blut regungslos am Boden! Was in aller Welt war geschehen? Sie war noch immer vom Gift geschwächt und kroch auf allen Vieren hin zu dem toten Daiyoukai. Sie sah die fürchterliche Wunde in seiner Brust, sein schmerzverzogenes Gesicht, das über und über von seinem Blut benetzt war. „Chichi-ue…“, sprach sie tonlos. Tränen brachen sich ihren Weg über ihr Gesicht, das konnte nicht wahr sein! Ihr geliebter Sesshoumaru war tot, gefallen im Kampf! Sie brach weinend über seinem Leichnam zusammen. Jinenji legte der Untröstlichen eine Hand tröstend auf den Rücken. Zusammen saßen sie eine lange Zeit dort und schwiegen vereint in der Trauer um den Herrn des Westens. Wer auch immer fertig gebracht hatte ihn zu besiegen, dem schwor Rin innerlich Rache, unversöhnliche Rache. Wut verdrängte das Gefühl der Ohnmacht, sie würde denjenigen zur Strecke bringen, der ihm das angetan hatte! Jinenji bemerkte die Änderung in ihrem Wesen, sah die Wut, die von ihr Besitz ergriff. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so unwohl gefühlt in seiner Haut wie in diesem Moment. „Jinenji, wer hat das getan?“, stellte sie rasend die unvermeidliche Frage. Er musste schlucken. Wie sollte er ihr denn am besten erklären, dass eigentlich sie selbst die Mörderin ihres Vaters war? Sie würde daran zerbrechen… Er nahm ihre Hände schützend in seine und blickte lange und nachdenklich darauf. Rin war völlig irritiert. „Was soll das? Sag es mir endlich, wer ist das Schwein?“, schrie sie ihn an. „Rin, ich weiß nicht wie ich es sagen soll, ich...“, begann er zaghaft, bis er von Rin wie eine Furie unterbrochen wurde. „Sag es! Jetzt!“ Er holte nochmals tief Luft und sah seiner geliebten Frau fest in die Augen. „Du warst es Rin. Du hast ihn mit Kagomes Bogen erschossen, einen heiligen Pfeil direkt in sein Herz gebohrt.“ Stumm saß Kagome in einer nassen Höhle in der Wildnis. Jinenji hatte sie dort zurückgelassen, damit Hakai sie nicht finden würde. Aber was machte das schon für einen Unterschied? Sollte er sie doch finden, sollte er mit ihr doch machen was er wollte, es war ihr egal. Alles war egal, ihr Gefährte war ihr entrissen worden. Sie konnte nicht mehr weinen, auch wenn sie es wollte. Sie hatte an diesem Tag all ihre Tränen geweint. Sie konnte nicht mehr trauern, ihre Gefühle waren verschwunden, es herrschte nur noch Leere in ihr. Ihr Seelengefährte war tot und so starb auch ein Teil von ihr. Unbestimmte Zeit später kehrte Jinenji zurück zu dem Unterschlupf. Er hatte Rin bei sich, die völlig abwesend neben ihm herlief. Auch hatte er einige Dinge aus dem Tempel mitgebracht, darunter Lebensmittel und Kagomes Bogen. Er wollte nicht, dass sie das letzte Andenken an Sesshoumaru verlor, deshalb entschied er den tragischen Gegenstand mitzubringen unter der Gefahr Kagome erneut das Herz zu brechen. Vorsichtig legte er Kagome die Waffe in die Hand. „Ich dachte, du würdest ihn bei dir haben wollen…“, sagte er unsicher. Ein kraftloses Lächeln umspielte Kagomes Lippen. „Danke. Es ist alles, was mir von ihm bleibt“, hauchte sie. Fest kuschelte sie sich an den Bogen und schloss verträumt die Augen. Wenn sie sich konzentrierte, konnte sie immer noch das Youki spüren, das der Bogen für die Ewigkeit bewahrte. Rin musste all das mit ansehen. Sie stand noch völlig unter Schock. Jinenji hatte ihr zwar erklärt, dass es eigentlich Hakai war, der für Sesshoumarus Tod verantwortlich war, aber es hatte sich in ihre Gedanken unwiderruflich eingebrannt: Sie hatte ihn getötet. Wie konnte sie nun Kagome je wieder unter die Augen treten? Schüchtern trat sie vor Kagome und sank vor ihr auf die Knie. „Kagome, ich wollte nicht…“, fing sie an, doch sofort wurde sie energisch von der Älteren unterbrochen. „Pst, sei ruhig! Du warst es nicht, es war Hakai, der dich zu einer seiner Sklaven gemacht hatte.“ „Trotzdem, ich hätte es verhindern müssen! Wie soll ich mit dieser Schuld weiterleben?!“ Zum ersten Mal an diesem Tag gewann Kagomes Blick wieder an Feuer und hob sich. Sie sah Rin freundlich an und versuchte sich an einem Lächeln. „Du trägst keine Schuld, ich bin dir nicht böse. Was geschehen ist, ist geschehen, da helfen auch Schuldgefühle nichts.“ Jinenji schaltete sich nun in das Gespräch ein: „Was willst du nun tun, Kagome?“ Die Angesprochene schnaufte einmal tief und ließ ihren Blick in die Ferne schweifen. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass Hakai nicht einfach so davon kommen darf. Er wird dafür bezahlen was er uns angetan hat.“ Grimmig sah sie auf den Bogen in ihren Händen. „Ich bin es Sesshoumaru einfach schuldig nicht in Trauer zu versinken und den Kopf hängen zu lassen, sondern aufzustehen und diesem Fiesling gehörig die Leviten zu lesen!“ Resignation mischte sich wieder in ihren Blick. „Und wenn es das Letzte ist, was ich tue, ich werde seinen Tod rächen, auch wenn der Kampf aussichtslos ist.“ Rin legte nun ebenfalls ihre Hände auf den Bogen der Himmel und sah Kagome auch mit wilder Entschlossenheit in die Augen. „Du bist nicht allein in deinem Kampf gegen Hakai, ich werde bei dir bleiben, bis zum bitteren Ende. Wenn mir mein Vater etwas beigebracht hat, dann niemals aufzugeben!“ „Dann ist es beschlossen“, sagte Jinenji, „wir kehren zum Tempel zurück und stellen uns Hakai und seiner Brut.“ Die Nacht war bereits heraufgezogen, als sich eine kleine Gruppe dem Schrein der Himmel näherte. Kaum hatten sie das Heiligtum erreicht, trennten sich ihre Wege. Jinenji lief schnurstracks zum Ort des Unglücks und barg den Leichnam des Herrn des Westens, um ihn in den Altarraum zu bringen. Dort, im Allerheiligsten, würde sein Körper vor Schändungen durch Hakai und seine Armee am besten geschützt sein. Rin dagegen brachte nun alle übrigen Bewohner in das nächstgelegene Dorf, dort sollten sie vor der Schlacht sicher sein. Kagome wollte es sich nicht nehmen lassen, diesen Kampf alleine zu führen, obwohl sich viele ihrer Gäste schon fast aufdrängten. Niemand sollte mehr zu Schaden kommen. Ihr eigenes Leben war ihr egal, aber sie versuchte auch so gut es ging Rin und Jinenji aus der Schusslinie zu bringen. Daher hatte sie auch Jinenji aufgetragen Rin zu begleiten. Zwar unter dem Vorwand für Rins Sicherheit zu sorgen, aber in dieser Situation waren auch einer Miko Notlügen gestattet. Das war eine Sache zwischen ihr und dem Bastard Narakus, sie würde kämpfen bis zum bitteren Ende, denn Kagome hatte nichts mehr zu verlieren. Als der Tempel verlassen in der Nacht lag, kehrte eine seltsame Ruhe in Kagome ein. Vergessen war die Trauer und Wut, nun zog eine tödliche Ruhe und Konzentration in ihren Geist ein. Hakai hatte angedroht den Schrein einen Tag später überrennen zu wollen und sie ging davon aus, dass er dies im Morgengrauen tun würde, also hatte sie jetzt noch ein paar wenige Stunden sich einen Schlachtplan zurechtzulegen. Der Feigling würde wieder mit einer Armee niederer Dämonen erscheinen, hinter denen er sich verstecken konnte. Sie musste einen Weg finden in kurzer Zeit dieses Heer zu beseitigen. Nur mit ihren Mitteln war es ihr einfach nicht möglich hunderte Dämonen mit einem Streich nieder zu strecken. Verbissen grübelte sie. Hundert Dämonen mit einem Schlag… Die plötzliche Eingebung beflügelte Kagomes Schritte, als sie in den Altarraum rannte. Es war zwar völlig irrsinnig, dass die Idee klappen konnte, aber sie musste es versuchen. Sie schlug die Türen mit Gewalt auf, rannte an ihrem aufgebahrtem Liebsten vorbei ohne zu verharren und blieb völlig außer Atem vor dem Schrein des Inu no Taisho stehen. Dort lag des Rätsels Lösung, friedlich in seiner Haltering ruhend. Tessaiga! Das Schwert, das hundert Dämonen mit einem Streich zur Strecke bringen konnte. Kagome musste auf der Stelle ihre Idee testen. Sie trug als Sesshoumarus Gefährtin immer noch einen kleinen Teil seines Youkis in sich, auch der Bogen verlieh ihr eine begrenzte dämonische Kraft. Wenn das Schicksal es gut mit ihr meinte, sollte dieses Youki ausreichen, um Tessaiga aus seinem Schlaf zu holen. Den Bogen fest in ihrer Linken und mit klopfendem Herzen entfernte sie zunächst die Dekoration, die um das mächtige Schwert herum angebracht worden war. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich auf das glimmende Youki in sich und griff beherzt zu. Kaum berührten ihre Finger den Knauf, durchfuhr ein Prickeln ihre Hand und eine wilde Wut loderte in ihrem Herzen auf. Sie trat einen Schritt zurück und öffnete langsam die Augen. Tatsächlich, es hatte geklappt! Sie hielt das verwandelte Tessaiga in ihrem Händen, das sofort von ihrem Kampfeswillen angesteckt anfing zu pulsieren. Die Götter meinen es gut mit mir, dachte sie. Ein siegessicheres Lächeln umspielte nun ihre Züge. Sie schulterte das große Schwert und trat wieder hinaus ins Freie. Mittlerweile dämmerte der erste Morgen am Horizont, es konnte nun nicht mehr lange dauern. Den Bogen der Himmel in der Linken und Tessaiga in der Rechten stand Kagome am obersten der drei Tore des Schreins und wartete auf Hakai uns seine Armee. Der Morgen breitete sein rotes Licht am Himmel aus. Es würde Blut fließen an diesem Tag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)