Return to Gaia von sakura_18 ================================================================================ Kapitel 8: Caballo de Mascaras - Königin der Münzen --------------------------------------------------- Ist es ein Traum oder ist es Wirklichkeit? Wir küssen uns, doch plötzlich ist der Moment zerstört. Fremde greifen Pallas an und bald ist Hof voll von wichtigen Leuten. Ich, Millerna, Merle und eine Menge andere werden zu einer Villa auf einem großen Hügel gebracht. Van und Allen sind in der Stadt und kämpfen. Ich würde mich ihnen gerne anschließen. Kaum in der Villa angekommen, spricht mich Millerna an, Dryden in ihrem Handgepäck. Scheinbar durch seine Idee wollen sie nun, dass ich ihnen die Zukunft vorrausage. Zuerst weigere ich mich, doch überredet mich Dryden. Auf einem einsamen Balkon konzentriere ich mich und habe eine Vision. Sie ist mehr als ich ertragen kann. Ich zittere und ich bin so aufgeregt, dass mich erst Millerna wieder beruhigen kann. Van taucht langsam auf und er küsst mich unerwartet. Sie waren wieder im Palast Pallas. Die Stadt erholte sich langsam und glaubte in Sicherheit zu sein, doch Hitomi fühlte sich fast wie in einer Haft gefangen. Ein dämpfender Seufzer entfloh ihren Lippen. Sie hätte es wissen müssen. Früher oder später wären sie gekommen. Die Fragen, die sie ihr entgegen schleuderten, waren vorhersehbar gewesen. Zu gerne würde sie die Zeit manipulieren und wieder Vans Lippen auf ihren spüren. Aber das war unmöglich, auch er stellte die Fragen. Wahrscheinlich die meisten. Sie saß inzwischen beinahe zusammengesunken auf dem Stuhl, den man ihr gegeben hatten - sie musste zugeben zu Anfang hatte sie noch ihre Haltung bewahrt. Mehr und mehr war diese von ihr gewichen, ohne dass es Hitomi richtig bewusst geworden war. Bis sie wieder die größte Stadt Asturias vor Augen hatte, war die Stimmung relativ friedlich gewesen. Der Weg zurück war nicht mehr so hektisch zugegangen. Wie sich doch alles ändern konnte, dachte sie. Nach einiger Zeit hatte man sie wortlos in ein leeres Zimmer gesetzt. Dann war sie für einige Minuten alleine gewesen. Sie hatte versucht an nichts Schlimmes zu denken, doch schon an diesem Zeitpunkt spürte sie ein schreckliches Gefühl in ihrer Magengrube. Der Mond drückte ein unheimliches Licht ins Zimmer, welches ihr völlig unbekannt gewesen war. Es war in etwa so groß wie ihr altes Zimmer bei ihren Eltern und hatte etwas Kolossales an sich. Es gehörte zum Königshaus dazu. Sie biss sich leicht auf die Unterlippe. In diesem Moment hatte sie sich gewünscht, dass die Minuten schneller vergingen. Nach Stunden, würde Hitomi schwören, kam Van zurück. Natürlich nicht alleine. Wäre einfach zu schön gewesen. Allen, Millerna, Dryden und einige andere wichtig aussehende Typen waren mit von der Partie. Sie ließ sich nichts anmerken und wartete darauf, bis jemand etwas sagte. Es ging etwa eine Minute lang, bis sich alle in die weichgepolsterten Stühle setzten und Dryden das Wort erhob. „Hitomi, schön, dass du auf uns gewartet hast.“ Er nickte ihr höflich zu. „Es mag dir vielleicht grob vorkommen, aber wir können es nicht länger hinauszögern. Es soll kein Vorwurf werden, damit du das als erstes verstehst – wir wollen nur Antworten und wir denken du könntest uns helfen.“ Hitomi sah auf den Mahagonitisch, welcher mit kunstvollen Schnitzereien verziert war. Ihre Hände legte sie in den Schoss, während ihr einige Haarsträhnen ins Gesicht fielen. „Wie kann ich helfen?“ Hitomi hatte schon eine Ahnung, aber davor sollten sie es ruhig vorher aussprechen. Es war mucksmäuschenstill, bis sie Vans Stimme erkannte. Er klang ein wenig gereizt. Sofort drehte sich ihr Haupt zu ihm. „Ich denke, du weißt sehr gut wie du uns helfen kannst. Fangen wir zuerst einmal an, wie Allen und seine Truppe dich gefunden haben; wie ich gehört habe, bist du geflüchtet – von wo und wem auch immer. Sie wollten dich zurück, so sehr, dass sie dich verletzten mussten und selbst so, konntest du dich ganz alleine verteidigen. Da wären die ersten Fragen. Kommen wir zu dem heutigen Abend. Auch wenn du nicht direkt am Kampfgeschehen beteiligt warst, müssen wir dir sagen, dass du indirekt sehr wohl daran beteiligt warst. Du bist bis hier verfolgt worden, ist dir das klar, Hitomi? Hast du gewusst, dass du deine ganze Umgebung somit in eine mittelbare Gefahr stellst? Die Angreifer waren heute nur hier, weil sie dich wieder zurück haben wollten, soviel ist mir nun klar, oder irre ich mich da, Allen?“ Van blickte die ganze Zeit nur sie an und wendete niemals den Blick ab, obwohl er gerade zu seinem blonden Freund sprach. „Ich kann dir nicht widersprechen, mein Freund. Auch mir stellen sich Fragen, die nur du uns beantworten kannst, Hitomi.“ Somit wandte Allen sich nun an die braunhaarige. Sein bohrender Blick entfachte in ihr ein quälendes Gefühl, welches sie krampfhaft zu verdrängen versuchte. „Also gut“, gab sie sich geschlagen. „Ich sage euch alles, was ich weiß.“ Somit erzählte sie ihnen alles bis ins kleinste Detail. Von der Entführung auf der Erde, bis in die einjährige Gefangenschaft. Fortgesetzt am versuch ihrer Flucht, bis schlussendlich der Brief ihre Ausführung beendete. Auch komplettierte sie ihre Geschichte mit den letzten Diebstählen in letzter Zeit und ihren Vermutungen. Mindestens jeder von ihnen stellte noch eine Frage und so dauerte es noch länger bis spät nach Mitternacht. Als langsam alles gesagt wurde und keiner mehr etwas zu bemeckern hatte, standen alle nach und nach auf und liefen an Hitomi vorbei. Millerna legte noch kurz tröstend die Hand auf ihre Schulter, bevor auch sie verschwand. Van war der letzte und wenigstens von ihm hatte sie Verständnis erhofft, aber er lief ohne Worte an ihr vorbei. Es war verletzend und kurz versuchte sie ihn aufzuhalten. Es brachte nichts, als sie nach ihm rief, reagierte er nicht. Nach dem kleinen Schock ging auch Hitomi und in ihrem Bett, starrte sie einfach hoch an die Decke. Sie war nicht müde, ganz und gar nicht. HItomi dachte noch an den Angriff und an ihr ehemaliges Zuhause. Ob sie wohl je wieder auf die Erde zurückkehrte? Wie es wohl Yukari, Amano und ihrer Mutter erging? Sie machten sich sicher riesige Sorgen. Sie wünschte sich wenigstens sich von ihnen zu verabschieden. Das war sie ihnen Schuld und wenn das nicht ging, würde sie ihnen gerne eine Nachricht zukommen lassen. Es brachte nichts darüber nachzudenken. Sie schloss die Augen um zumindest noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Morgen würde es sicher nicht leichter werden. Sie schlummerte schneller ein, als sie erwartete und schlief traumlos. Sie konnte höchstens ein paar Stunden geschlafen haben, als man sie abrupt aus ihrem schönen Schlaf riss. Zuerst hörte sie undeutliches Geschrei und dann spürte sie die aufgehende Sonne auf sich. Langsam öffnete sie ihre Augen und bemerkte, wie Merle die Vorhänge aufgezogen hatte. Hitomi war schlecht gelaunt. Sie war so müde wie noch nie. „Was willst du?“ nuschelte sie, während sie sich die Decke über das Gesicht zog. „Ah… nicht wieder einschlafen, “ rief die rothaarige mit vollem Tatendrang und zog sie wieder zurück. „Was willst du?“ fragte Hitomi noch einmal und versuchte erfolglos ihre gemütliche Bettdecke zurück zu bekommen. „Ich möchte, dass du endlich deinen Allerwertesten aus dem Bett bekommst, ist das angekommen?“ antwortete sie prompt und zog Hitomi an den Armen hoch. „Aua, au… Ich habe schon verstanden Merle, du musst nicht ziehen.“ „Na, gut, mal sehen…“ Sie schien sich suchend umzuschauen, während Hitomi sich augenreibend aufsetzte. „Ah, ja, zieh das an!“ Merle hielt Hitomi ihre Kampfkleidung vor die Nase. Sie fragte gar nicht erst und zog sie an. Gerade als sie sich die Stiefel überstreifte, bemerkte sie: „Sag mal, Merle habt ihr alles für mich frisch gewaschen, oder täusche ich mich da?“ Merle lächelte. „Tust du nicht. Es ist wieder einsatzbereit, auch die wenigen Brüche haben sie repariert, jedenfalls dachte ich wir könnten es ja mal austesten?“ „Am frühen Morgen?“ Hitomi hob ihre Augenbrauen. „Natürlich am frühen Morgen, welche Tageszeit wäre geeigneter dafür. Alle schlafen noch, so sind wir ihnen nachher einen Schritt voraus und sind hellwach. Außerdem hast du ja mal gesagt, dass wir mal trainieren sollten.“ „Ja, aber, “ Hitomi streckte sich kurz, bevor sie aus der Tür traten. „Teufel, heute?! Ich denke nicht, dass es ein guter Zeitpunkt ist.“ „Deswegen um Morgenfrüh. So stören wir keinen und Van kann mich deswegen nicht rügen.“ „Er weiß nichts?“ „Natürlich nicht, was würde er denken, wenn ich dich fertig mache.“ Ihre Stimme trotzte vor Übermut. Hitomi musste ihren Kopf schütteln. „Wie kannst du nur so von dir Selbstüberzeugt sein.“ „Einfach, weil es stimmt“, grinste Merle. Hitomi keuchte stark, als ihr Schweiß den Körper hinab rann. Inzwischen war die Sonne fast gänzlich über das Gebirge. Sie hatten mindestens zwei Stunden trainiert, dementsprechend war sie auch erschöpft. Nun saßen sie nebeneinander im Trainingsraum mit jeweils einer Flasche Wasser in der Hand. Im Gegensatz zu vorhin war sie jetzt hellwach. Merle hatte Recht gehabt, das war wirklich die beste Art um den Tag zu beginnen. Sie musste feststellen, dass ein Kampf gegen Merle zwar einfacher als mit Luca war und Hitomi doch keine echte Chance hatte. Zumindest keine große. Merles Streiche waren präzise und kräftig. Aber sie meinte behaupten zu können, sich ganz gut zu schlagen. Nachdem sie noch einen weiteren Schluck der kalten Flüssigkeit nahm, wandte sie sich an die rothaarige. „Du bist echt gut, Kompliment!“ Ein müdes Kichern ertönte. „Hab ich auch dich endlich überzeugt, aber das war ja klar.“ „Tu jetzt nicht so. Du warst genau so wie ich außer Atem. Gibs zu auch ich habe etwas drauf!“ Kurz legte Merle ihr die Hand auf die Schulter und stand dann ruckartig auf. „Würde ich nicht tun, selbst wenn mein Leben davon abhinge.“ „Lustig“, erwiderte sie grinsend und tat es der Katzenfrau gleich. Frisch gebadet, saß sie an diesem Morgen zum ersten Mal am Frühstückstisch. Sie hatte sich diesmal ihren kurzen Kimono angezogen, denn Hitomi letztes Jahr bekommen hatte. Dabei steckte sie sich mit Haarnadeln kunstvoll die Haare auf dem Kopf zusammen. Als sie ankam, war der Tisch schon gedeckt und das Wasser lief ihr schon im Munde zusammen. Die schönste Tischdecke, die sie je gesehen hatte, war aufgelegt, der Tisch mit prächtigen Blumensträußen in Vasen geschmückt und das hübsche Geschirr und Silberbesteck, glänzte mit der Sonne, die in das Esszimmer schien, um die Wette. Es standen mindestens zwanzig Gerichte auf dem langen Tisch aus Rosenholz. Merle schlug schon kräftig zu und bemerkte nicht einmal, wie Hitomi dazu kam. Durch das Training hatte sie einen Bärenhunger bekommen. Ein junges Mädchen, von kleiner, zierlicher Statur mit tiefschwarzen Haaren stand am nächsten des Tisches. Die anderen Bediensteten schienen ihr zu weit weg. Als Hitomi sie fragte, ob sie sich selbst nehmen dürfe, nickte sie. Sie belud sich ihren Teller mit Eiern, Würstchen, Brötchen und blass lila Melonenscheiben. Es verging wieder eine Weile bis die nächsten –Millerna und Dryden - zu Tisch kamen und bis dahin aß sie ihren Teller komplett aus und hatte sich schon was Neues geschöpft. „Guten Morgen“ begrüßte Millerna die beiden. „Und einen schönen, guten Appetit.“ „Morgen“, begrüßte Hitomi zurück und war froh, dass Dryden und Millerna wohl nicht allzu wütend auf sie waren. Da stand Van wohl auf einem ganz anderen Stern. Hitomi aß weiter und es war schön sich mit den anderen über belanglose Dinge zu reden. Der Tisch wurde immer voller, doch Van tauchte erst dann auf, als Hitomi sich dazu entschloss wieder in ihr Zimmer zurückzukehren. Sie blieb sitzen und beobachtete heimlich, was als nächstes geschah. Van begrüßte alle und als er sich ziemlich weit von ihr entfernt setzte, dachte sie, dass er sie wie gestern Nacht weiter ignorieren würde, aber plötzlich sah er sie an. Etwas Intensives lag in seinem Blick und sie konnte ihren nicht abwenden. Er wandte sich als erster ab. „Wie war sie, Merle?“ Merle musste schlagartig ein Grinsen unterdrücken. „Akzeptabel, denke ich.“ „Ach ja?“ sagte er und währenddessen nahm er sich etwas vom frischen Brot, Gemüse, Käse, Rauchfleisch und ein Glas Milch. „Ja, ich muss zugeben ich war überrascht. So schlecht, wie ich dachte, war sie nicht. Ich war am Ende sogar Außer Atem und das Beste kommt noch; Hitomi kann sogar mit einem Guymelef umgehen. Wir haben es ausprobiert. Natürlich ist sie im Gegensatz zu dir eine kleine, graue Maus, aber mit ihren Fähigkeiten kann sie sich vor einfachen Soldaten widmen.“ Hitomi hörte ihr still zu und sie hatte das Gefühl, das tat jeder im Raum. Sie riss die Augen auf, als sie bemerkte, dass Merle sie schamlos angelogen hatte. Van wusste sehr wohl von ihrem kleinen Kampf am Morgen. Hitomi wettete, dass Van Merle dazu angefordert hatte. Er wollte wissen, wie stark sie inzwischen geworden war. Sie fühlte sich ein wenig verletzt, dass er nicht selber Zeit hatte, dass mit ihr ausdiskutieren. Aber viel mehr war sie wütend. „Wusste ich es doch!“ rief sie aus. „D-Du… I-Ihr habt das geplant! Stimmts?!“ „Nun ja, ja du hast recht“, sagte Merle. „Aber, wieso… Van?! Wenn du etwas wissen wolltest, wieso hast du mich nicht einfach selbst gefragt?“ Hitomi wandte sich nun direkt an ihn. „Ich war wütend auf dich, dass du uns so viel verschwiegen hast, deshalb hielt ich es für das beste Merle gehen zu lassen. Womöglich hätte ich dich sonst noch verletzt und das würde ich bereuen. Auch jetzt bin ich noch wütend auf dich, aber so konnte ich wenigstens ein wenig Schlaf finden und die Wut ein bisschen verklingen lassen.“ Er schien ganz ruhig und aß seine Mahlzeit. „Aber trotzdem..“ Hitomi brach abrupt ab. Sie verstand ihn nun ein bisschen mehr. Es verstrichen wieder einige Minuten, ehe Van wieder das Wort erhob. „Ich werde noch heute abreisen, auch wenn ich weiß, dass du deren Ziel bist, kann ich nicht verantworten Fanelia ohne ihren König zurückzulassen. Aber wenn du willst, kannst du mit mir mitkommen, Merle wird mich auch begleiten.“ Eine Sekunde lang dachte sie darüber nach. „Aber Van, du hast es doch gerade gesagt ich bin deren Ziel. Wenn ich mitkomme, werden sie ganz sicher Fanelia angreifen. Weißt du nicht mehr, was ich gesagt habe?! Sie werden mich überall finden; ich bin eine reine Gefahr für euch alle.“ „Das stimmt, Hitomi, aber…“Unterbach Allen das Erdenmädchen. „Genau deshalb sollten wir dich nicht alleine lassen und bei Van bist du in guten Händen.“ „Aber…“ setzte sie an. „Du scheinst es nicht zu verstehen, Hitomi. Falls sie wirklich hinter dir her sind, darfst du dich nicht fangen lassen. Wir wissen nicht, warum sie dich jagen und wozu sie dich gebrauchen. Am besten wäre, dass du dich versteckst, aber wie sie behaupten, wirst du immer gefunden werden. Ob das der Wahrheit entspricht, können wir noch nicht sagen. Du solltest fürs erste bei Van bleiben. Er ist einer der besten Kämpfer Gaias. Er wird dich beschützen können, “ sagte Dryden. „Ganz genau. Wir unterdessen versuchen mehr Informationen zu beschaffen“ lächelte Millerna. Hitomi runzelte die Stirn. „Wie?“ „Das ist Eries Spezialgebiet. Sie ist uns eine große Hilfe im Regiment. Sie tätigt sich in unserem Geheimdienst und ist vorsitzende Leiterin.“ „Stimmt das?“ fragte Hitomi ein wenig überrascht die blonde Prinzessin. „Ja, du kannst dich auf mich verlassen. Ich werde herausfinden wer die sind.“ Hitomi hatte absoluten Respekt vor ihr und sie vertraute ihr mit ganzem Herzen. „Also gut“, seufzte sie. „Ich werde mit Van mitgehen, falls das kein Problem für dich ist.“ Wieder sah sie ihn an. „Absolut nicht“, sagte er und als er ihr ein winziges Lächeln schenkte, fiel ihr ein Stein vom Herzen. Alles war bereit. Hitomi hatte für ihre Reise nach Fanelia gepackt, ihre Tasche wartete auf dem Bett des Gästezimmers, in dem sie die Tage übernachtet hatte. Sie war fertig, obwohl das Luftschiff Vans erst am späten Nachmittag abfliegen sollte und jetzt war es erst eine Stunde nach Mittag. Vielleicht war das auch gut so. Sie beschloss Millernas Schwester Eries noch einen Besuch abzustatten. Hitomi wollte wissen, was sie unternehmen wollte. Während ihrem Streifzug begegnete sie einzig Angestellten; welche sie um den Weg fragte. Schnell war das Zimmer gefunden und als Hitomi anklopfte, hoffte sie Eries in ihrem Zimmer vorzufinden. Als eine sanfte, bestimmte Stimme sie hereinbat, holte sie noch einmal tief Luft. Die junge Prinzessin saß an einem runden Eichentisch und rührte mit ihrem Silberlöffel in ihrer Tasse herum. „Ich habe dich schon erwartet, Hitomi… setz dich doch.“ Dabei zeigte sie mit ihren langen Fingern auf einen antiken Stuhl. Wortlos setzte sie sich ihr gegenüber und saß schweigend da, als die blonde ihr auch eine Tasse Tee einschenkte. Plötzlich wurde ihr Mund fürchterlich trocken und sie setzte das Porzellan an ihre Lippen. „Nun..?“ fing Eries das Gespräch an und lächelte ihr aufmunternd zu. Sie versuchte auch zu lächeln. Das war schwieriger als Hitomi gedacht hatte. Sie war nie so vertraut mit der strengen Prinzessin gewesen und nun, dass sie ihr in ihre Arbeit rein pfuschen wollte, war nicht einfach. Sie musste schlucken, bevor sie schließlich ihre Stimme erhob: „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, womit ich anfangen soll. Ich bin mit dem Gefühl zu dir gekommen, dass ich Antworten will aber jetzt weiß ich nicht, was ich dich fragen will.“ Sie schwieg einen Moment um darüber nachzudenken. „Ich werde versuchen dich nicht deiner Zeit zu berauben und werde gleich zur Sache kommen.“ Sie atmete ein. „Weißt du schon wie du vorgehen wirst? Ich meine wegen dem Angriff gestern, weißt du schon, wie du weiter vorgehen wirst?“ Ein paar Sekunden war es still. Eries trank ganz ruhig von ihrer Tasse. Als sie es wieder auf den Tisch stellte, sagte sie: „Natürlich, möchte ich deine Fragen beantworten, selbst wenn ich weiß, dass es verboten ist. Ich tätige mich wie gesagt im Geheimdienst, aber du bist mehr in diesem Fall beteiligt als jeder andere. Deshalb denke ich du hast dir dein Recht verdient.“ Sie machte eine Pause. „Zunächst einmal, viel ist nicht zu sagen. Immerhin haben wir die Ermittlungen noch gar nicht richtig angefangen. Ich hatte mit einer Gruppe von Leute eine Besprechung und wir haben besprochen, was wir als nächstes tun könnten.“ „Und was könnt ihr tun?“ Hitomi sah interessiert auf Eries. „Fürs erste Haben wir die Dinge gesammelte die wir haben und wissen. Stichpunktartig haben wir sie aufgezählt. Zuerst das Messer, welches wir auf dem Crusado – mit dem du hier angekommen bist - gefunden haben.“ Während sie sprach, stand sie auf und ging auf eine Kommode zu. Hitomi beobachtete, wie sie leise eine Schublade öffnete und als sie sich wieder hinsetzte, legte sie das genannte Messer auf den Tisch. „D-Das ist…!“entfuhr es Hitomi willkürlich. „Ja. Allen hat es gefunden und sagte der Verfolger hat es dir nach geworfen. Sieh es dir mal genauer an, bemerkst du nicht etwas?“ Eries schob das Messer zu ihr hinüber und sie nahm es vorsichtig in ihre Hände. Zunächst sah sie noch in die ernsten Augen der älteren und schaute dann wieder aufs Messer. Sie korrigierte sich; der Dolch war schön und von guter Qualität, trotzdem lag er federleicht auf der Hand. Die Klinge war beidseitig geschliffen und so auch dementsprechend scharf. Es waren geschwungene Ornamente in die Klinge eingearbeitet und er war mit einem beinernen Griff verfasst. Wenn sie genauer hinsah, konnte sie bewusste Schnitzereien am Heft erkennen. Hitomi runzelte die Stirn. „Was meinst du?“ Sie konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Sanft nahm die blonde, den Dolch aus ihrer Hand und legte ihn gerade auf den Tisch. Mit dem Zeige- und Mittelfinge zusammengepresst zeigte sie auf das Heft. „Du musst die Besonderheiten schon bemerkt haben, aber vielleicht wusstest du es nicht, aber diese Schnitzerei am Heft sind sehr ungewöhnlich in Gaia, zumindest sieht man sie nicht alle Tage. Die Muster an der Klinge dagegen kann man sehr oft in einem Messer sehen. Wie auch immer, ich sollte dir sagen, was genau daran so ungewöhnlich ist. Die Art, wie die Schnitzerei gemacht ist, kann sehr beunruhigend sein. Natürlich hängt es stark davon ab, wie man es betrachtet.“ Sie machte eine Pause. „Aber da wir nur wenig Möglichkeiten haben, müssen wir jede einzelne desto besser ansehen. Zurück zum Heft; es wurden Zeichen und Symbole gesetzt, die hier bei uns nichts Gutes bedeuten. Ich erkläre es dir: die Eins hier oben, “ dabei zeigte sie mit dem Finger auf das genannte. „Bedeutet das Ungeschiedene und Vollkommene; den Himmel und hier die Vier, “ ihr Zeigerfinger fuhr runter bis zum Anfang des Knaufs. „Ist das Symbol für Unheil oder Tod.“ Hitomi musste ihren Klos im Hals herunterschlucken. „Der Drache hier in der Mitte im Kreis bedeutet Glück und positives Schicksal. Ebenso steht er für den Neubeginn, Erfolg und Wohlstand.“ „Aber das ist doch gut?“ Ein kühles Lächeln erschien auf Eries Lippen. „Das sollte man meinen, aber nein ich denke nicht. Der Drache präsentiert außerdem das Drachengottvolk, die Draconier.“ „Also du meinst die Draconier haben etwas damit zu tun?“ platzte es plötzlich aus ihr heraus. Eries nickte. „Ich dachte sie wären längst verschollen, unauffindbar.“ Tausend Gedanken schossen Hitomi durch den Kopf. Auch Van tauchte in ihrem Kopf auf. „Das hast du genau richtig verfasst, verschollen! Bedeutet es das sie Tod sind, nein. Sie wären sehr wohl in der Lage gewesen. Bisher wissen wir nur von Vans Mutter und wer sagt uns nicht, dass es weitere Wesen vom Drachengottvolk gibt?!“ „Ist das nicht zu simpel? Selbst wenn der Drache das Drachengottvolk ausdrückt, deshalb dürfen sie wir doch nicht verdächtigen. Wir haben keinen triftigen Beweis für unseren Verdacht.“ „Du hast natürlich recht Hitomi und wenn es auch nur dieser Beweis wäre, wäre ich auch nie zu dieser Vermutung gekommen.“ „Du hast noch mehr?“ fragte die jüngere. „Glücklicherweise ja. Weißt du noch als du uns sagtest du hättest eine Ahnung, dass die letzten Diebstähle ein Verbindung zu dem Angriff von gestern bestehen könnte?“ „Ja?“ Hitomi hob fragend ihre Augenbrauen. „Du hattest recht. Es besteht tatsächlich eine Verbindung.“ „Ach ja, welche?“ Hitomis Stimme klang beinahe erfreut. „Weißt du auf welche Mission Millerna Allen geschickt hat?“ Die braunhaarige schüttelte nichtsahnend den Kopf. „Auf meinen Wunsch hin hat Millerna ihn durch ganz Gaia gesandt. Die Diebstähle haben nämlich nicht nur dich verwirrt, auch mich. Ich wollte, dass sich das ein erfahrener Ritter mal besser ansieht.“ „Du meinst die Tatorte?“ „Ja. Ich gebe zu er ist kein Ritter mehr und normalerweise verrichten das auch keine Ritter für mich, aber er ist der Beste den ich kenne und ich wollte, dass er es unter geheimster Geheimhaltung tut.“ „Was tut?“ Hitomi runzelte die Stirn. „Er durchsuchte die Raubüberfalle aufs gründlichste und suchte nach Beweisen.“ „Hat er etwas gefunden?“ Eries hielt inne und nahm wieder einen Schluck ihrer heißen Brühe. Je länger Hitomi warten musste, desto ungeduldiger wurde sie. „Du wärst überrascht, was er gefunden hat“, sagte die Blonde schlussendlich. Die Braunhaarige seufzte. „Lass mich raten; eine Feder.“ Die ältere der beiden lächelte, besser gesagt, sie grinste. „Du hast es erfasst.“ „Aber… das muss nichts bedeuten.“ Sie kicherte hilflos. „Wieso glaubst du so fest an ihre Unschuld, Hitomi?“ Die Frage überrumpelte sie. „I-Ich w-weiß nicht… Also i-ich meine.. d-das stimmt doch gar nicht…“ „Es ist wegen Van, stimmt’s?“ Eries Stimme klang ruhig und allwissend. „Also ich…“ Hitomi schwieg. „Du musst deine Gefühle für ihn unterdrücken können, den die Beweise sprechen für sich. Und damit du es wirklich verstehst, werde ich dir alles noch einmal erklären, damit auch du endlich verstehst.“ Sie starrte fast wie hypnotisiert auf die Tischplatte und presste die Lippen aufeinander. „Ich fange wieder mit dem Messer an“, fuhr die geborene Aston fort. „Ich habe dir die Bedeutungen der Symbole mitgeteilt, aber du weißt meine Schlussfolgerung noch nicht. Wie gesagt bedeutet die Eins den Himmel und die vier den Tod. Und der Drache bedeutet vollkommenes Glück. Wenn wir es uns als eine Botschaft ansehen, dann kann es zu etwas sehr erschreckendem werden. Ich stelle mir das so vor: die eins und die vier sind Gegensätze und wenn wir den Drachen als das Drachengottvolk ansehen, denke ich sie wollen Tod bringen um ewiges Glück zu erschaffen.“ Die braunhaarige weitete willkürlich die Augen. „Natürlich ist alles nur reine Spekulation. Aber ich denke sie wollen die Menschenwelt völlig verrotten lassen, was du in ihren Überlegungen zu suchen hast, weiß ich noch nicht. Doch durch die Auffindung der Feder sind wir einen Schritt weiter und ob du es glaubst oder nicht, die Diebstähle gehören zu meinem Beweis dazu. Jeder Beweis der spurlos verschwunden ist, gehört den alten Sagen nach zu früherer Zeit dem Drachengottvolk, jeder einzelne Gegenstand.“ Hitomi konnte kein Wort mehr erwidern. Viel zu sehr war sie enttäuscht und beinahe ohne Hoffnung. Nachdem Eries die Draconier erwähnt hatte, hoffte sie wirklich, dass Vans Rasse da nicht mit reingezogen wurde. Doch jetzt sah es nach dem genauen Gegenteil aus. „Nun, obwohl bis vor kurzem habe noch nicht einmal ich selbst wirklich daran geglaubt. Du musst wissen, bis vor kurzem waren sie mehr als Märchen bekannt als wie echte, lebende Dinge.“ Diebraunhaarige war verwirrt, mehr als sie es am Anfang für möglich gehalten hatte. Dabei runzelte sie die Stirn. Eries fuhr einfach fort. „Der Legende nach gab es einmal drei Geschwister, die in der Morgendämmerung eine einsam, gewundene Straße entlang wanderten. Sie besaßen himmlisch weiße Flügel auf dem Rücken. Mit ihnen konnten sie überall hin fliegen wohin sie wollten. Sie waren jung und abenteuerlustig. Aber auch arm, destotrotz reisten sie durch die Welt. Sie trafen viele Menschen und nach einiger Zeit trat ihnen eine Kapuzengestalt in den Weg. Er hatte Flügel wie sie, doch sie waren schwarz wie die Dunkelheit. Er gratulierte ihnen zu ihrer langen Reise und das sie es von Atlantis soweit geschafft hatten. Er meinte, da sie so talentiert gewesen waren, verdiene jeder von ihnen ein Geschenk. Bevor auch einer antworten konnte, zeigte er auf seine Flügel und sagte, er würde ihnen helfen, dass ihnen nicht so ein Missgeschick geschah. Dem ältesten Jungen gab er eine goldene Taschenuhr. Mit dieser war er fähig die Zeit beliebig zu verändern. Dem zweiten Jungen schenkte er einen Energiestein, dessen Farbe nicht von dieser Welt zu sein schien. Dieser war grösser, stärker als es der junge jemals gesehen hatte. Mit diesem konnte er sich Träume erfüllen, von denen er sich nie erträumen konnte. Dem einzigen Mädchen und der jüngsten in der Gruppe, mit wunderschönen, blonden Locken war eine Schönheit, die man nie gesehen hatte. Ihr verlieh er eine kleine Schatulle, die mit Rouge gefüllt war. Mit Hilfe dessen, sollte sie in der Lage sein nie zu altern und für immer ihre Schönheit behalten. Die Gestalt verschwand so schnell, wie sie gekommen war. In einem eigenartigen schwarzen Federregen war er gänzlich verschwunden. Nach diesem merkwürdigen Erlebnis trennten sich die Geschwister. Der erste Bruder reiste in ein fernes Dorf und drehte die Zeiger fünf Mal um die Zwölf. Er war erfreut, als er sich wieder in dem Moment wiedersah, als er seine wahre Liebe verschmäht hatte. Er sagte ihr, dass er sie liebte, doch nach einiger Zeit schien sie das Interesse zu verlieren und verliess ihn. Wahnsinnig vor unerfüllbarer Sehnsucht tötete er sich. Der zweite Bruder wanderte nach Hause, wo er den Stein in der Hand in seinen Ruhm verwandelte. Er konnte sich seine Träume erfüllen. Mit Geld und Stärke konnte er sich nun zeigen. Trunken von der Macht, prahlte er mit seinem Ruhm und seiner Unbesiegbarkeit. Doch sein Glück währte nicht lange, noch in denselbem Jahr stahl ein anderer den Energiestein und schnitt ihm obendrein die Kehle durch. Das Mädchen reiste weiterhin um die Welt. Von ihrer Schönheit besessen, wurde sie arrogant und genau so wie von ihrer Schönheit auch von Männern besessen. Sie liebte die Aufmerksamkeit. Doch eines Tages, sah sie in den Spiegel und wie jeden Morgen wollte sie ihr Rouge anbringen, doch dann erblickte sie ihr wahres Gesicht im Spiegel. Eine alte Frau sah ihr entgegen. Sie klopfte gegen den Spiegel und schrie, doch sie konnte es nicht ändern. Dann versuchte sie sich mit dem Rouge zu schminken, aber je mehr Farbe auf ihrem Gesicht kam, desto schlimmer wurde es. Schlussendlich weinte sie und im Selbstkummer starb sie alleine und einsam.“ Hitomi schwieg, als auch Eries die Geschichte beendet hatte. „Das sind sie also, die Heiligtümer von Atlantis. Wie du wohl bemerkt hast, hat jeder Gegenstand Kummer und Tod gebracht. Aber wenn sie wirklich diese Fähigkeiten haben sind sie zusammen gefährlicher, als du es dir je vorstellen könntest. Der Zeitumkehrer ist übrigens in Freid gestohlen worden und den Energiestein in der Nähe von Fanelia. Der letzte Gegenstand, die Schatulle ist nicht weit entfernt von hier in Asturia gestohlen worden.“ „Aber, wie konntet ihr den wissen, dass die Gegenstände aus der Geschichte stammen?“ fragte jetzt auch wieder die braunhaarige. „Das ist ganz einfach. Zwar wussten nicht alle von diesen Heiligtümern, aber sie waren schon immer als Märchen bekannt. Es gab jene, die dafür Sorgen mussten, dass es so blieb und welche für den Schutz zuständig waren. Als sie die Heiligtümer nicht mehr fanden, gaben sie alles an die Presse weiter. Es wurde schnell verbreitet und wenn man Zeitung liest, wusste das bald jeder.“ „Also gut, aber was willst du jetzt weiteres tun?“ Die Frage blieb lange im Raum stehen. „Ich denke wir werden einmal Nachforschungen nachgehen und noch mehr Informationen über die Draconier suchen.“ Einige Zeit war es wieder still. „Sind deine Frage damit alle beantwortet?“ „Ja, ich denke schon.“ Hitomi sah auf Eries Gesicht. „Jedenfalls danke.“ „Keine Ursache.“ Hitomi erreichte das Luftschiff in allerletzter Sekunde. Nachdem sie mit Eries gesprochen hatte war sie in ihr Zimmer zurückgekehrt. Nicht lange Zeit war vergangen und Merle war vor ihrer Tür aufgetaucht, lebensfroh wie immer und hatte sie aus dem Zimmer gescheucht. Van und die anderen warteten anscheinend nur noch auf sie. Rennend – damit sie alle nicht noch länger warten liess – beeilten sie sich zum Landeplatz. Schon von weitem erkannte sie sein mürrisches Gesicht. Er war wohl immer noch wütend und ihre Verspätung, hatte es nicht besser gemacht. Obgleich sie nicht genau gewusst hatte, wann sie wo zu sein hatte. Man hatte ihr früher nur mittgeteilt, dass sie erst am späten Nachmittag abfliegen wollten. Trotzdem hatte sie sich entschuldigt und sich von allen, die nicht mitkamen gefühlvoll verabschiedet. Auch Allen, der noch eine Weile zur Sicherheit in Asturia blieb, schenkte sie eine freundschaftliche Umarmung. Hitomi wusste nicht mehr, ob sie es sich nur eingebildet hatte aber sie hatte deutlich einen Blick auf sich gespürt, als sie Allen nahe gekommen war. Sie hatte unbemerkt nachgesehen, wen sie da auf sich spürte und umso überraschter war sie, als sie Vans rote Augen erkannte, die in die ihren eindrangen und sie erfüllten. Er sah tief verletzt aus. Er wirkte geradezu elend und entkräftet. Sie verstand ihn nicht. Plötzlich fiel ihr der Tag ein, als sie Allen zum ersten Mal geküsst hatte und Van sie dabei erwischt hatte. Sein Blick hatte etwas Ähnliches gehabt, was ihr ungemein weh tat. Nicht um ihretwillen, seinetwegen. Dann hatte sie sich wie Van und Merle auch ins Luftschiff begeben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)