Liebe braucht keine Worte von YamiBakura (Sprachlose Liebe) ================================================================================ Kapitel 1: Ryou Kenji --------------------- Herein trat ein junger Mann, der mein Zwilling hätte sein können. Als er neben Herr Tatsumi stehen blieb, lies ich meinen Blick über ihn gleiten, jedoch so unauffällig wie es ging. Sein Haar war wie meines lang und weiß, jedoch hatte er seines scheinbar gekämmt, da mein Haar im Gegensatz zu seinen wirr war und zwei besonders dicke Strähnen von meinem Kopf ragten und aussahen wie Hörner. Die Haut des Neuen war bleich, wenn man nicht wüsste, dass er lebte, könnte man ihn glatt mit einer Leiche verwechseln, was bei mir auch so war. Er war aber im Gegensatz zu mir ziemlich schmächtig und zart, so als würde er bei der kleinsten Berührung umkippen, was wahrscheinlich übertrieben war. Er hatte die Uniform an, wie jeder andere auch und seine großen, neugierigen Augen sahen sich um. Jedoch erkannte ich auch einen kleinen Funken von Unsicherheit in den rehbraunen Seelenspiegeln. Wer wäre auch nicht ängstlich, wenn man das erste Mal in einer Schule ist und kann nicht reden und weiß nicht ob andere die Gebärdensprache konnten. Nicht nur Mariku konnte die Zeichensprache, er hatte sie mir mal beigebracht, da ich großes Interesse an diese Sprache hatte, die nicht so schwierig war, wie manche denken mögen. Man musste sich nur anstrengen und aufpassen, dann lernte man sie genauso schnell wie andere Sprachen. Ich fragte mich insgeheim wie die Stimme von Ryou klingen würde, wenn es sie gäbe. Eher zart und schüchtern? Oder doch rau und männlich? Ich tendierte zu erstens. Meine Aufmerksamkeit wurde von den zarten Händen des neuen Schülers gezogen die sich bewegten. "Er sagt, dass er sich freut hier zu sein und hofft, dass wir uns alle gut verstehen werden. Es ist das erste Mal, das er in eine Klasse kommt, da er bisher nur zu Hause unterrichtet wurde", übersetzte Mariku allen, die beeindruckt aussahen, da sie nur Bahnhof zu verstehen schienen, wenn sie die Hände des Weißhaarigen beobachteten. Ein kleines Lächeln schlich sich auf den pinken, dünnen Lippen des Neuen. Er schien sich zu freuen, dass jemand ihn verstand, ohne das er schreiben musste, was er sagen wollte. "Gut Ryou. Setz dich doch bitte vor Bakura. Das ist der junge Mann, der dir ziemlich ähnlich sieht", sagte Herr Tatsumi und zeigte dabei mit seinen dünnen, langen Zeigefinger auf mich. Ryou nickte und bewegte sich zum Platz. Er lies sich auf den Stuhl vor meinen Tisch nieder, nachdem er den Rucksack neben den Tisch gestellt hatte. Er packte das Zeug für Mathematik aus, hängte den geschlossenen Rucksack an einen Haken und hörte zu als der Lehrer begann. Ich mochte Herrn Tatsumi nicht besonders, mir persönlich ist er zu streng, aber das Fach Mathe liebte ich, was viele für unmöglich halten, wer mag auch schon Mathe, wenn er es nicht konnte. Nehmen wir zum Beispiel Mariku. Ihm brachte ich es bei, damit er es besser konnte, aber auch er meinte, es wäre öde. Aber für mich war es eines der spannendsten Fächer. Ich liebe Zahlen, Formeln und all den Rest der in Mathematik vorkam. Ich verstand nicht wie man in einer Arbeit eine 4 bekommen konnte, waren die Aufgaben doch immer leicht. Das Einzige was ich nicht besonders mochte was Geometrie. Ich mag zwar zeichnen, aber ich schaffe es nie, es ganz genau zu zeichnen, mache es immer um wenige Millimeter größer oder kleiner, doch diese paar Millimeter vermasselten alles an meinen Rechnungen die sonst sehr gut waren. "So~ Wir waren soweit ich mich erinnere bei Ableitungsfunktionen." Man hörte brummen von vielen Schülern die nicht zu wissen schienen was das war, geschweige denn, wie man so was rechnete. Oder sie mochten das einfach nicht. "Das ist sehr wichtig, also~", Herr Tatsumi nahm sich einen der angefertigten Stifte, die Lehrer mochten sie nicht, da sie lieber an richtigen Tafeln schrieben, die es hier nicht mehr gab. "Wer möchte die Aufgabe lösen?" Der Blick des Lehrers traff einige Schüler, doch blieb er bei mir hängen, da ich mich aufgeregt meldete. Für mich waren solche Aufgaben eine Kleinigkeit. Ich wurde aufgerufen, ging nach vorne und nahm mir einen der Stifte. "Schreiben sie alles auf, wie sie rechnen." "Ok." Ich sah mir die Aufgabe kurz an: f (x) = x³ Mit den Stift zu schreiben viel mir ganz leicht, als erstes bestimmte ich die Sekantensteigung, danach ermittelte ich die Tangentensteigung, dann die Ableitungsfunktion und als letztes erkundete ich die Ableitung an den angegebenen Stellen, die Lösung war: f´(1) = 3 * 1² = 3 f´(4) = 3 * 4² = 48 Nachdem ich alles zu Ende geschrieben hatte, setzte ich mich selbstsicher wieder hin, während der Lehrer korrigierte und stolz lächelte. "Gut gemacht Bakura, alles richtig", lobte er mit einem nicken. Die ganze Klasse sah mich verblüfft an, manche auch feindselig, aber die Blicke waren mir vollkommen egal, ich übertrug die Aufgabe noch auf mein Blatt, welches ich dann in meine blaue Mappe heftete, die schon sehr dick war wegen den ganzen Zetteln. Die restliche Stunde verbrachte unser Lehrer damit, uns alles nochmal über Ableitungsfunktionen zu erklären da es alle, außer mir, nicht verstanden. Und vielleicht Ryou. Mein Vordermann schien alles zu verstehen, denn er war, wie ich, sehr früh mit den Aufgaben fertig, die wir aufbekamen. Als es dann klingelte und ich mich erheben konnte, packte ich alles zusammen. Ich hasste es lange auf der Stelle sitzen zu bleiben. Schon immer war ich sehr zappelig, aber im Laufe der Schulzeit schaffte ich es wenigstens 45 Minuten still zu sitzen. "Na Kuralein~" "Du sollst mich nicht so nennen Mariku!", fauchte ich meinen Kumpel an, während ich meinen Rucksack schulterte. Ein Arm legte sich um meine Schulter: "Aber Darling, liebst du mich gar nicht mehr?" "Blödmann...", konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, während ich in die Seite des Ägypters kniff. Mariku war ein dunkelhäutiger junger Mann, dessen sandblondes Haar wild abstand, deshalb nannte ich ihn manchmal Stachelkopf. Mein Kumpel war etwas größer als ich, war muskulös und hatte dunkle violette Seelenspiegel, die ich schöner fand als irgendein Schmuckstück. Ich liebte ihn nicht, aber seine Augen beeindruckten mich immer wieder. Diese dunklen Tiefen in denen ab und zu was aufblitzte, wenn er eine Idee hatte, aufgeregt war oder wütend wurde. Unter den Augen befanden sich Tattoos, jeweils ein Tattoo unter jedem Auge. Er schob mich durch die Reihe zur Tür und blieb mit mir an der Wand gelehnt stehen. Ein paar Sekundenlang schwiegen wir uns an, während wir auf Malik und Ryou warteten. Schließlich waren wir, oder zu mindestens ich, neugierig. Mariku sollte ja den Übersetzer spielen. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass er darauf keine Lust hatte. Mariku liebte zwar Sport, war aber sonst zu faul für irgendwas. Selbst ich musste ihn meistens dazu zwingen überhaupt aus seinem Bett zu kommen. Und eins kann ich euch sagen, einen schlafenden Mariku aufzuwecken ist schwieriger als jede Prüfung, die es gab. Vor allem wenn man ihn wach hat, ist er total grimmig und würde einen am liebsten totprügeln um weiter schlafen zu können. Aber wir zwei kannten uns nun schon so lange und gut, dass er mir nie ein Härchen krümmen würde. Er war die meiste Zeit bei mir, nachmittags half ich ihn bei ein paar Hausaufgaben, ich war mir zwar sicher, dass er sie auch alleine schaffen würden, aber zu zweit machte doch fast alles mehr Spaß. "Wie findest du den Neuen?" "Er scheint unsicher zu sein. Aber das ist wahrscheinlich normal", antwortete ich schultern zuckend. "Wird sich noch ändern." "Wie findest du ihn?", hob ich eine Augenbraue und guckte auf die Hände meines Kumpel, die tief in Taschen vergraben waren. "Zu schüchtern." "Du kennst ihn gar nicht." "Trotzdem." Seufzend lies ich den Kopf hängen und starrte auf den Fußboden. Der Boden war Türkis, eine hässliche Farbe wenn man mich fragte. Sonst war er sehr glatt, wenn man die falschen Schuhe an hatte, konnte man sehr leicht hinfallen, ich bin Experte darin, so oft rutschte ich aus und wurde meistens von Mariku vor einen Sturz auf meinen Allerwertesten gerettet. Der Boden war sauber, nachmittags wurde er immer gesäubert, manchmal mussten dass auch Schüler machen, die sich total blöde angestellt hatten, dass kam aber sehr selten vor. Ich seufzte wieder und entfernte mich etwas von der Wand um hin und her zu laufen. Still stehen war einfach nicht mein Ding. Aber Mariku machte das oft wahnsinnig. "Bakura~", jammerte er. "Bleib stehen, du machst mich wahnsinnig!" "Dazu brauchst du mich nicht", schmunzelte ich und streckte meinen Kumpel frech die Zunge raus. "Frechdachs!", schimpfte er daraufhin und zwickte mir in die Seite, weil er wusste, dass ich dort kitzelig war. Kichernd piekte ich ihn und nahm Abstand um einer weiteren "Attacke" von ihm auszuweichen. "Hey Jungs", zierliche Arme schlangen sich um meinen Hals und weiche Lippen drückten sich kurz auf meine Wange. Grienend sah ich Malik an, auch er war ein Freund von mir, er gab auch Mariku einen Kuss auf die Wange, dann zog er Ryou aus den Raum, dieser lächelte nur zaghaft, sah sofort auf den Boden als wir ihn ansahen. Malik war auch ein Ägypter, deshalb war auch seine Haut gebräunt. Er war zierlich und zart, aber wenn man genauer hinsah, bemerkte man ganz klar eine gute Oberkörpermuskulatur. Malik hatte große lavendelfarbene Augen, die den Tiefen einer Katze glichen. Er war ungefähr so groß wie ich, vielleicht ein wenig kleiner. Sein Haar war sandblond, glatt und schulterlang. Auch unter seinen Augen waren Tattoos, es waren die gleichen wie bei Mariku. Ich wusste nicht warum sie die gleichen hatten, ein Paar waren sie nicht, dass wusste ich. "Ryou, das sind meine besten Freunde. Mariku und Bakura", während er unsere Namen nannte, zeigte er auf uns. "Die beiden können Zeichensprache, also verstehen sie dich ohne Probleme, sollte ich vielleicht auch lernen." Ryou hob den Blick und musterte uns beide auffällig. Dann sah er zu Malik, der ihm einen Arm um die zarten Schultern gelegt hatte. "Gut, ich zeige dir zusammen mit den Zweien alles. Aber das machen wir am besten zur Hofpause, oder nach der Schule, was findest du besser?" Ryou machte wieder eine paar Handbewegungen, Mariku übersetzte für den anderen Ägypter: "Hofpause." "Gut, wir haben jetzt Sport...", murrte Malik, wenig beeindruckt. Auch wenn er sehr sportlich war, hasste er das Fach genauso sehr wie ich. Obwohl manches ja auch Spaß machte, aber nicht wenn ich die ganze Stunde lang joggen muss. "Kommt schon Jungs!", rief Mariku fröhlich, legte seinen Arm wieder um meine Schulter und zog mich Richtung Sporthalle. Die zwei anderen folgten uns. Mein Blick glitt ab und zu unauffällig zum Neuen, der uns beide immer wieder ansah. Ich fragte mich weshalb und verbrachte den ganzen Weg und das umkleiden damit, darüber nach zu denken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)