Psychologie und Wahnsinn von Tikila89 ================================================================================ Kapitel 18: Käpten Jack ----------------------- Zorro hatte eine Überdosis bekommen, nachdem ich meine zweite Spritze bekommen hatte. Chopper wollte vorsorgen, doch es hält in den Körpern der Anderen länger an, als bei mir. Meine Selbstheilungskräfte bauen das Mittel viel schneller ab. Wir alle haben uns unter Deck im Lagerraum versammelt, die Tür versperrt und lauschen. Ich bin nicht sicher ob die anderen auch hören können, dass die Marine an Deck ausgestreut ist. Sie bewe-gen sich langsam, leise und sicher. Wir alle versuchen ruhig zu bleiben, schaffen es jedoch kaum. Ich jedenfalls höre meinen Puls in meinen Ohren. Jetzt sind sie vor der Tür, ich höre flüstern, die Türen der Schlafräume, Kombüse und Arztzimmer, doch keine lauten Geräusche. Dann Stille. Ich spüre, dass der Bote des Wahnsinns an Deck ist, dass er sich auf uns zu bewegt und vor der Tür stehen bleibt. Jazzman fühlt es ebenfalls, das kann ich ihm ansehen. Ruffy merkt, dass ich nervös werde, legt mir die Hand auf die Schulter und beobachtet die Tür. Der Knauf dreht sich ein wenig, doch die Tür ist abgeschlossen. Kurz darauf ein leises klopfen, zaghaft und schüchtern. Dir Stimme eines kleinen Mädchens erscheint. Leise, schwach und ängstlich. „Hallo? Ist da jemand? Bitte, es ist dunkel hier draußen und ich hab Angst. Ich weiß nicht, wo ich bin und finde meine Eltern nicht. Könnt ihr mir helfen? Bitte.“ Niemand von uns reagiert, doch wir alle fühlen das gleiche. Jazzman und Lysop legen an und zielen auf die Tür. Auch Franky zielt mit einem Arm auf die Tür, wartet, doch et tut sich nichts. Dann, ganz plötzlich und unerwartet, Rammt jemand etwas gegen die Tür, doch sie hält. Die Marine versucht hier rein zu kommen und sie benutzen einen Rammbock. Das Krachen des Holzes ist uner-träglich. Wir können nichts anderes machen, als warten. Jetzt gibt die Tür langsam nach, das Holz bricht, hält die Tür jedoch noch etwas zurück. Das Krachen verschwindet, es wird wieder Still. Jetzt stößt jemand die Tür vorsichtig auf, sie öffnet sich langsam. Darauf haben die Schützen gewartet. Es wird aus allen Rohren gefeuert, Kugeln durchschlagen die Tür, das Holz zersplittert und staubt. Als es wieder Still ist, hängt die durchlöcherte Tür in den Angeln, öffnet sich langsam und im Gang steht ein dunkelhaariges Mädchen, eine Puppe im Arm mit einem weißen Nachthemd bekleidet. Als ich ihr Gesicht sehe, muss ich schlucken. Sie besitzt keine Nase, Augenbrauen oder Lippen. Ihre Augen starren uns an, ein Schlitz, der ihren Mund darstellt, ist etwas geöffnet, ihre Haut ist sehr glatt und gespannt. Es ist der unnatürlichste Anblick, den ich je gesehen habe. Er soll uns schockieren, und es funktioniert. Nur bei einem nicht, Zorro. Er scheint nicht sehen zu können, was wir sehen. Sofort zieht er seine Schwerter, stürzt zur Tür, rennt durch das Mädchen hindurch und ich kann hören, dass er im Gang die ersten Soldaten ausschaltet. Das Mädchen ist ein Trugbild, eine Illusion. Kurz nachdem wir das begriffen haben, rennt einer nach dem anderen hinter Zorro her, kämpfend. Jazzman und ich rennen über den Gang. Wir fühlen den Boten des Wahnsinns, wir können ihn finden und ausschalten. Dazu müssen wir jedoch zusammen arbeiten. Hinter uns höre ich Schüsse, Schwerter und Schreie, doch es sieht gut für uns aus. Diesmal beschießen sie uns nicht mit Betäubungspfeile, sie wollen uns nicht einfangen, sie wollen uns töten. Ein ungeahnter Vorteil. Das Mittel in unseren Venen verstärkt seine Wirkung mit dem Adrenalin, welches nun durch unsere Adern schießt. Die einzigen Instinkte, die nun wirken, sind Revierverhalten und Überleben. Jazzman und ich rennen unserem Gefühl nach an Deck. Hier sind kaum Soldaten, die er schnell aus-geschaltet hat. Auch ich feuere mit gebündelten Sonnenstrahlen und helfe ihm. Plötzlich steht das Mädchen vor mir. Sie ist so echt wie gerade, doch ich kann fühlen, dass sie echt ist. Das ist der Bote des Wahnsinns. Als sie mich ansieht höre ich die Stimmen in meinem Kopf, die mir solche Schmerzen bereitet haben. Sofort presse ich meine Handgelenke an meine Schläfen, wehre mich jedoch mit ganzer Kraft gegen ihre Fähigkeiten. Langsam gehe ich in die Knie, während das Mädchen mich beobachtet. Ich fühle, dass ich diesen Kampf verlieren werde, langsam sinke ich mit einem Knie zu Boden, kämpfe innerlich gegen eine Macht, die viel größer ist als meine. Um mich herum erscheinen furchtbare Fratzen, Geister und Dämonen mit spitzen Zähnen, aufgerissenen Augen und lachenden Stimmen. Ich muss handeln, sonst werde ich sterben. Das ist mir klar. In dem Moment, indem ich den Drang verspüre ins Meer springen zu wollen oder mich von Jazzman das Gehirn wegpusten zu lassen, konzentriere ich diese Kraft, diesen Reflex anders. Ich greife nach Vorn, packe das Mädchen am Hals und reiße sie zu Boden. Ihre Puppe fällt dabei zu Boden, die Gesichter um mich herum verschwinden, ihre Kräfte werden schwächer, doch sie gibt noch nicht auf. Ich drücke ihren Hals zu, meine Finger verkrampfen sich. „Raus aus meinem Kopf!“, brülle ich sie an, beginne langsam mich vorwärts zu bewegen und sie dabei über den Boden zu schleifen. „Raus aus meinem Kopf! Raus aus meinem Kopf! Raus aus meinem Kopf!“ Ich kann spüren, wie sie mich lenkt, doch wenn mir etwas passiert, nehme ich sie mit. „Pepsi! Nicht!“, ruft mir Jazzman hinterher, doch er kann mich nicht zurückhalten. Mit einem Satz springe ich mit dem Boten des Wahnsinns über die Reling, tauche in das kalte Wasser ab und be-obachte, wie die Luftblasen aus dem Mund des Mädchens steigen. Ihr Blick verändert sich, ihre Kraft wird weniger und langsam realisiere ich, wo ich bin. Das Wasser ist so kalt, dass es meine Muskeln verkrampfen lässt. Meine Lunge schmerzt, obwohl ich kein Wasser eingeatmet habe. Als der Bote des Wahnsinns keine Regung mehr zeigt, ihre Augen ins Leere starren, löse ich meine Finger aus ihrem Hals. Langsam und friedlich treibt sie von mir, driftet einige Meter, ehe sie sich in eine Aschewolke auflöst, die von der Strömung zerrissen wird. Jetzt kann auch ich die Luft nicht mehr in den Lungen halten, mein Körper zwingt mich einzuatmen. Trotz unglaublicher Schmerzen versuche ich ruhig zu bleiben, mich nicht viel zu bewegen und zu warten. Es hilft. Meine Muskeln verbrauchen den restlichen Sauerstoff in meinem Blut nicht so schnell, ich bleibe noch bei Bewusstsein und kann sehen, dass Franky zu mir ins Wasser gesprungen ist. Schnell taucht er mit mir auf, wirft mich an Deck und ich huste und schreie vor Schmerzen in meiner Lunge. Das Wasser ist Sauerstoff gewichen, mir ist schwindlig, doch ich lebe und fühle den Boden unter meinem Körper. An Deck wird weiter gekämpft, bis ich plötzlich Kanonenschüsse höre. Nicht wir werden getroffen, sondern die Drunken Seaman. Wir gewinnen tatsächlich. Marinesoldaten rennen an Deck, springen über die Reling und flüchten zurück auf ihr Schiff. Ich kann sehen, wie Nami vor Freude Sanji um den Hals fällt und ihm einen Kuss auf die Lippen drückt. Bei dem Bild muss ich lächeln, werde jedoch von Husten unterbrochen. Vorsichtig setze ich mich auf, lehne mich gegen die Reling und sehe, wie gefeiert und sich gefreut wird. Natürlich sind auch einige von uns schwer Verwundet, Chopper blutet stark an der Schulter, Jazzman fehlt ein Auge, Nami blutet stark am rechten Oberschenkel und Sanji scheint einige gebrochene Rippen zu haben. Zorro sieht aus, als hätte er überall an seinem Körper Schnittwunden, doch es scheint ihm dabei gut zu gehen. Er atmet schwer, doch macht ein tapferes Gesicht dabei. Lysop wurde angeschossen, er presst einen Druckverband auf seine Seite, während Chopper sich um Robin kümmert und ihr den aufgeschlitzten Arm vernäht. Der Kampf war hart, wir mussten viel Einstecken, doch wir haben gewonnen. Ruffy kommt zu mir herüber, grinst über das ganze Gesicht, hält mir eine Hand hin und zieht mich so auf die Beine. Er wurde nicht angeschossen, doch Schnittwunden trägt er an Armen und Beinen. Vorsichtig und wacklig stehe ich neben ihm. Ich finde es irgendwie unfaire, dass ich keine Verletzung abbekommen habe. Ruffy freut es jedoch unglaublich. Als Chopper alle Wunden genäht und versorgt hat, dämmert es bereits. Ich kann meinen Augen nicht trauen, als Sanji, in Verbände gehüllt, ein Fass an Deck rollt. Er grinst, verteilt Gläser und weiß, was wir jetzt zu tun haben. „Das muss gefeiert werden! Kommt schon, solange wir uns noch gut an alles erinnern können!“ Lachend beginnt Brook auf seiner Geige zu spielen, Lysop und Chopper singen laut drauf los, Ruffy stimmt mit ein und alle amüsieren sich. Sanji schenkt mir auch etwas ein. Als ich es koste schmecke ich, dass es Rum ist. Mir bleibt die Luft kurz weg, ich muss husten. Sanji klopft mir besorgt auf den Rücken, doch ich lache, als ich wieder zu Atem komme. „Mir geht’s gut, du kannst aufhören.“ „Bist du sicher? Ich klopf lieber noch ein bisschen weiter.“, grinst Sanji mir zu, und ich schaue ihn lächelnd an. Er albert ein wenig, doch es ist nur gut so. Es geht mir gut und wirklich gefeiert, mit Musik, Gesang und Rum habe ich Jahrzehnte nicht mehr. Ich lache ausgiebig, unterhalte mich mit Robin und nach einer Weile und mehreren Rum auch mit Zorro. Er hat sich für das entschuldigt, was er gemacht hat, aber ich habe ihm klar gemacht, dass er nicht mehr daran denken sollte. Wenn ich merke, dass er sich vorwürfe macht, oder mich nochmal darauf anspricht, werde ich aufhören mit ihm zu reden, und das für immer. Es dauerte einige Zeit, ehe wir auch zusammen lachen konnten. Wir sind alle, bis auf Ruffy, schon etwas angetrunken, als mir die Melodie ein Lied einfallen lässt. Ich gehe rüber zu Brook, unterbreche ihn und flüstere ihm zu, wie er zu spielen hat. „So, Leute. Jetzt werde ich euch die Geschichte von einem der besten Kapitäne erzählen, der jemals über die Meere gefahren ist. Er hat viel gelogen und das meiste, was man über ihn weiß, ist Schwachsinn, aber ich habe ihn gekannt und ich kann euch sagen, er hat es verdient, dass man sich an ihn erinnert. Ihr könnt auch mitsingen, wenn ihr wollt. Es wird auf jeden Fall Spaß machen.“ Ich gebe Brook ein Zeichen, worauf er beginnt zu spielen. Ein Moment vergeht und ich beginne zu singen: „He escaped from the island our strong captain Jack. He bound turtles together With hair from his back. Left alone with a gun To look death in the eye But Red Bull gave him wings And he learned how to fly. So he traveled with the guy From Lord of the Rings To the island of Tortuga Where he had a few flings. He drafted a crew To find the Isla de Muerta And with blood from a bootstrap He got rid of the curse. Oh Yeah He is a Pirate Yo - Ho King of the sea Oh Yeah He is a Pirate Yo - Ho King of the sea And the pearl with its crew Sails the ocean tonight And the darkness reveals Every wound can be healed And the moonlight displays What may hide from your sight When your eyes are blinded By daylight. Oh Yeah He is a Pirate Yo - Ho King of the sea Oh Yeah He is a Pirate Yo - Ho King of the sea Bitch” Ruffy, Lysop und Chopper singen das Lied noch weiter, obwohl es geendet hatte. Es wird noch einige Male an dem Morgen gesungen und ich sehe, dass ich das Lied wohl noch öfter hören werde. Es hört sich auch besser an, wenn es eine Crew sing. Jazzman weiß, welchen Piraten ich meine und es freut mich, dass es Ruffy so gefallen hat. Immerhin kann es wirklich sein, dass Jack in ihm wiedergeboren wurde. Wir haben wirklich viel Spaß, spielen ein paar Trinkspiele, singen und tanzen. Ich hätte nie gedacht, dass Lysop so gut tanzen kann. Ich weiß noch, dass Nami und ich uns ein wenig zum Spaß gestreichelt haben, um die Männer nervös zu machen, als ich dann jedoch aufgestanden bin, schoss mit der Alkohol in den Kopf und ich weiß nichts mehr. Langsam wache ich auf, blinzle in die Sonne. Ich liege auf der Wiese und kann die Segel über mir sehen. Es ist bereits früher Abend, wir haben aber auch sehr lange Gefeiert. Jedenfalls ich, die Musik und der Gesang zeigen mir, dass die anderen noch immer am Feiern sind. Ich habe keine Kopfschmerzen, doch ich fühle mich ziemlich groggy. Langsam setze ich mich auf, Nami lacht mir betrunken zu und hält mir mein Glas hin. Ich starre sie einen Moment mit aufgerissenen Augen an, nehme dann jedoch an. „Ihr seid alle total irre.“, lache ich und trinke einen Schluck. Sanji hat Gyros Pita zubereitet, ich klaue mir etwas von Ruffy und fühle mich gleich danach schon viel besser. „Wir sind nicht Irre. Jedenfalls nicht viel. Einmal haben wir drei Tage durch gefeiert. Das war, nach-dem wir im Himmel gegen einen Gott gewonnen haben!“, erzählt mir Lysop. Ich lache und nicke ihm zu. „Ja klar. Ein Gott. Glaub ich sofort.“ Auch, als mir Ruffy sagt, dass es die Wahrheit ist, kann ich es nicht glauben. Es ist einfach zu verrückt. Nach und nach erzählen sie mir allerdings die Geschichte und Hintergründe und ich beginne zu glauben. „Und wie lange wollt ihr jetzt feiern?“, frage ich schließlich, als selbst Zorro die Geschichte bestätigte. „Weiß ich noch nicht, vielleicht zwei Tage? Muss ja nicht so viel sein. Wir wollen ja irgendwann auch noch auf einer Insel ankommen.“, grinst Robin mir zu und trinkt einen Schluck. Ich bin froh, dass ich Selbstheilungskräfte habe, sonst könnte ich das nicht durchhalten. Jetzt setzt sich Sanji zwischen Nami und mich, in einer Hand eine Flasche, in der anderen sein Glas. Er ist total betrunken, doch wir lachen zusammen und lassen uns auch mal umarmen. Er freut sich so darüber, dass es schon niedlich ist. Außerdem passt er, obwohl er viel getrunken hat, auf seine Hände auf und macht nichts, was er später bereuen könnte. Nach einer Zeit setzt sich auch Ruffy zu mir. Er trinkt nichts, schiebt mir allerdings ab und zu etwas Gyros zu und ich nehme dankend an. Es dauert nicht lang, bis mir schwindelig ist und ich mich vollgegessen fühle. Zufrieden lasse ich mich nach hinten fallen, strecke die Arme von mir und grinse vor Freude. Die Sonne ist bereits unter gegangen. Als ich mich so nach hinten fallen lasse, schauen Ruffy und Sanji über die Schulter zu mir nach hinten. Als ich zu ihnen aufschaue, sehe das die beiden Männer, die mich um den Finger wickeln können, so nah nebeneinander sitzen, nicht eifersüchtig sind und auf mich achten, muss ich lachen. Sie haben von meinen Gedanken natürlich keine Ahnung, und ich meine es auch unter keinen Umständen böse, doch den Gedanken der beiden mit mir kann ich mir in meinem Zustand nicht verkneifen. Nami scheint mich jedoch gut genug zu kennen, dass sie in ein Lachen mit einstimmt und den Kopf darüber schüttelt. „Ich glaub, du hast erst einmal genug, kann das sein?“ Ich grinse zu Nami rüber, das Lachen noch auf meinen Lippen, doch sie Männer verstehen nicht. Es ist auch besser so. Kurz darauf setze ich mich wieder im Schneidersitz auf, nehme mein Glas und trinke noch etwas. Ich habe so viel gegessen, dass ich einfach etwas trinken muss. Dass es etwas Alkoholisches ist, dafür kann ich nichts. Jazzman unterhält sich viel mit Lysop, Zorro bleibt ruhig, doch man sieht, dass er Spaß hat. Brook spielt viel Musik und wir alle singen mit bei Liedern, die ich nicht kenne. Diesmal achte ich darauf, wie viel ich trinke und bekomme alles mit. Als Sanji mir wieder eine seiner Zigaretten anbietet, lehne ich ab. Ich brauche sie nicht mehr und Beruhigung möchte ich heute Nacht wirklich nicht. Wir lachen viel, schaukeln zur Musik und Tanzen ausgelassen. In einem Moment, in dem sich Lysop und Jazzman von der Musik entfernt haben, kann ich einen Kuss zwischen den beiden sehen. Mir bleibt bei dem Anblick beinahe das Herz stehen, doch ich habe es irgendwie schon eher geahnt. Jazzman sieht keiner Frau hinterher, niemals. Lysop macht auch lieber etwas anderes, als und Frauen an Deck beim Sonnen zu beobachten. Ich glaube nicht, dass es außer mir sonst noch jemand sieht, und auf den Shock muss ich erst einmal einen Schluck trinken, doch das kleine Geheimnis setzt mir dauerhaft ein Lächeln auf die Lippen. Es dämmert bereits, als ich mich, wie öfter diese Nacht, schwankend erhebe und zum Badezimmer wanke. Ruffy lacht, als er mich so sieht, läuft hinter mir her und bietet sich als stütze an. Ich lache albern, halte mich an ihm fest und wir fallen beide zusammen beinahe um. Die Wand im Gang fängt uns noch rechtzeitig auf. Mir ist in dem Moment gar nicht klar, dass ich mit Ruffy alleine bin, betrunken und gut gelaunt. Ruffy scheint es jedoch viel mehr zu realisieren. Er ist nicht der Typ, der so eine Situation ausnutzt, doch er wird bei dem Gedanken nervös. Er hilft mir noch ins Badezimmer, schließt die Tür dann jedoch hinter mir und wartet draußen auf mich. Als ich fertig bin und mir die Hände gewaschen habe, schaue ich in den Spiegel. Mir ist noch nie aufgefallen, dass man sich gleich viel nüchterner fühlt, wenn man in den Spiegel schaut. Ich lache mir zu, drehe mich auf dem Absatz um, stolpere ein paar Schritte und Falle auf den Boden. Ich reibe mir die Schulter, setze mich auf und sehe, dass Ruffy zu mir gestürmt ist, als er etwas gehört hatte. „Alles okay?“ Ich schaue zu ihm auf, lache leise und kneife ein Auge zusammen, weil es doch noch etwas schmerzt. „Mir passiert nichts, das müsstest du doch wissen. Mir kann eigentlich auch gar nichts passieren. Ich bin unsterblich!“ Ich breite die Arme aus, lache laut, und Ruffy stimmt in das Lachen mit ein. Leider denke ich über die Worte etwas länger nach, als ich sollte und mein Lachen vermischt sich mit Wei-nen. Ruffys Lachen verstummt, ich versuche jedoch an dem Lachen festzuhalten, mir den Abend nicht zu verderben, doch mir Laufen die Tränen bereits über die Wangen. Sofort wische ich sie weg, schüttele den Kopf und versuche mich zusammen zu reißen. „Pepsi.“, sagt Ruffy leise und legt mir eine Hand auf die Schulter. Ich trage noch ein Lächeln auf den Lippen, meine Tränen jedoch fließen weiter über meine Wangen. Unwissend zucke ich die Schultern, schaue mich im Badezimmer um und bleibe so einen Moment sitzen. „Willst du über irgendwas reden?“, fragt er mich schließlich. Ich atme tief durch, sammle mich und nicke, obwohl ich es eigentlich nicht will. „Es ist nur, das alles hier. Ich meine, ewige Jugend hört sich erst super an, aber wenn du siehst, wie die Welt sich verändert, wie deine Freunde einer nach dem Anderen sterben und irgendwann nur noch du es bist, der sich an sie erinnert, dann… Das ist nicht so super, wie man erst glaubt.“ Ich lege die Arme in den Schoß. Ruffy weiß nicht, was er antworten soll. Vielleicht stellt er es sich auch gerade vor, doch die Stille hier im Badezimmer gefällt mir nicht. „Außerdem, was ist, wenn es irgendwann keine Menschen mehr gibt? Bin ich dann irgendwann absolut alleine? Für immer? Gibt es dann kein `Warten auf Wiedergeburt` mehr und ich werde für immer verzichten müssen? Ich bin schon froh, dass ich dich wiedergefunden habe, aber was ist später? In Tausend oder einer Million Jahren? Was ist dann?“ Erst jetzt merke ich, dass Ruffy nicht verstehen kann, was ich gesagt habe. Er hat keine Ahnung von meiner Vergangenheit und der Theorie, die Jazzman aufgestellt hat. Er kannte Jack nicht und er wird ihn auch nie kennenlernen. Jack ist tot. Ich schüttele die Gedanken von mir, atme erneut durch und lege mir wieder ein Lächeln auf die Lippen. „Entschuldigung, der Abend ist viel zu schön, als dass ich ihn versauen möchte. Lass uns zurück zu den anderen gehen, ja?“ Ruffy sagt nichts, wir erheben uns beide und er nimmt mich einmal fest in den Arm. Er ahnt nicht, dass ich wieder mit den Tränen zu kämpfen habe, doch ich erwidere die Umarmung und wir gehen gemeinsam zurück. Sanji ist auf Namis Schoß mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht eingeschlafen. Sie schaut zu uns, als wir zurückkommen. Ich weiß, dass man mir ansieht, dass ich geweint habe, doch Nami hält mir mein Glas hin und ignoriert es. Darüber bin ich froh. Es dauert eine Zeit, bis wir Ruffy auch wieder dazu bringen können zu lachen und zu singen, doch als die Sonne aufgegangen ist, geht es uns allen wieder gut. Gegen Mittag gehe ich wieder zusammen mit Ruffy zu den Schlafräumen. Er stützt mich, ich lache und er grinst. Die Party ist vorbei, die meisten schlafen an Deck, doch ich habe wirklich Lust auf meine Decke und ein weiches Kissen. „Hast du Chopper gesehen, wie der geguckt hat, als wir ihm Rum in den Orangensaft geschüttet haben? Er hat es erst gar nicht mitbekommen, aber dann ist er ausgerastet!“ Ich lache, halte mich an Ruffy fest und ich halte mich an ihm fest, als ich mich auf mein Bett fallen lasse, ziehe ihn somit auf die Decke. Ich weiß nicht, ob er wirklich auch schlafen möchte, doch ich will jetzt nicht alleine bleiben. Sofort, als ich liege, dreht sich in meinem Kopf alles. Ich lege mich auf den Rücken und stelle ein Bein auf den Boden, das hilft. Ruffy sieht mich von der Seite an, und als ich mich wieder etwas gefangen habe, drehe ich mich zu ihm, ziehe ihn zu mir und kuschele mich an ihn heran. Er erwidert die Umarmung vorsichtig, lässt mir aber noch genug Platz zum Atmen. Er scheint zu wissen, wie ich mich gerade fühle. Ich muss noch etwas Kichern, ehe ich ruhig neben ihm liegen bleibe. „Schlaf schön, Pepsi.“, flüstert er mir zu. Ich schlafe schon halb, als ich ihm antworte. „Du auch, Jack.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)