Sklaverei von Tikila89 ================================================================================ Kapitel 8: Geheimnisse ---------------------- Kapitel 8 Der Himmel verdunkelt sich, ich habe den Sonnenuntergang beobachtet und gedankenverloren auf das Meer gestarrt, als ich jemanden hinter mir höre. Sofort drehe ich mich herum und muss aufpassen, dass ich nicht das Gleichgewicht verliere. Als ich sehe, wer es ist, scheint mein Herz auszusetzen. Sofort pressen mich meine Beine vom Mast, mein Arm zieht am Seil und presst mich so mit einem sicheren Stand auf den Mast. Hier komm ich nicht weg. Er ist es. Er sieht mich an, kommt auf mich zu, sagt nichts. Ich weiche einen Schritt zurück, kann die Kante des Mastes spüren. Meine Augen weichen seinem Blick aus. Ich weiß, was er mit mir machen kann, wenn ich ihn ansehe. „Fass mich nicht an!“, fauche ich ihn an, so gut ich kann und bin einen Moment selbst über meine zornverzerrte Stimme erschrocken. So kenne ich mich nicht, aber ich bin auch etwas stolz auf mich, dass ich so bedrohlich und nicht ängstlich klinge. Er antwortet nicht, reagiert nicht einmal, stellt sich mühelos vor mich, breitet die Arme aus und zieht mich an sich. Ich kann ihn nicht von mir stoßen, dann falle ich. Oder noch schlimmer, wir beide fallen, er hält sich an mir fest und ich kann mich am Seil nicht festhalten. Ganz sachte drückt er mich an sich, so dass ich wütend darüber werde, wie vorsichtig er mit mir ist. Ich beiße die Zähne zusammen, knirsche mit den Backenzähnen und kneife die Augen zusammen. Er lässt mich nicht los, hält mich bei sich. Ich kann seinen Duft riechen, versuche jedoch lieber die Meeresluft zu atmen, als bei ihm zu sein. Wie ich ihn hasse. „Wunderst du dich nicht, mich zu sehen?“, fragt er dann, ohne sich von mir zu lösen. Bei den Worten zucke ich zusammen, hoffe jedoch, dass er es nicht spürt. Er hat recht. Ich wundere mich nicht, dass er noch lebt. Wieso nicht? Nachdem, was Zorro mit ihm angestellt hat und wie er damals auf dem Boden lag. Das schrie nach Tod. Aber er ist hier. „Keine Angst, ich will dir nichts tun. Das wollte ich nie.“ „Halts Maul!“ „Schschsch… Beruhig dich.“, antwortet er mir leise und streicht mir dabei übers Haar. Ich schüttle aus Reflex den Kopf, will nicht, dass er mich berührt, doch dann verliere ich beinahe das Gleichgewicht und bleibe still stehen. „Siehst du? Pass auf, sonst fällst du noch.“ „Dann zieh ich dich mit!“ „Das willst du doch gar nicht.“, flüstert er mir zu, zieht mich etwas näher zu sich und streicht mir wieder mit der Hand übers Haar. Wieder beiße ich vor Wut die Zähne zusammen. Dieser miese Wichser. Fass mich nicht an! Doch er redet weiter. „Hast du es endlich getan?“ Ich weiß sofort, wovon er redet, ziehe die Luft scharf ein und schlucke schwer. „Hab keine Angst davor. Du bist kein Mensch ehr. Ich habe etwas Besseres aus dir gemacht.“ „Du hast ein Monster aus mir gemacht.“, meine Stimme klingt leise, schwach und ich hasse mich dafür. „Das stimmt nicht. So ist die Natur. Ist ein Tiger ein Monster, weil er andere Tiere zu sich nehmen muss, um zu überleben? Nein, ist er nicht. Er wird um seine Stärke bewundert und geehrt.“ „Aber ein Tiger ist ein Tiger, sobald er auf die Welt kommt.“ „Und ein Schmetterling auch?“ „Das ist etwas anderes.“ „Wieso ist das etwas anderes? Kannst du dich nicht als eine Mischung zwischen Tiger und Schmetterling sehen?“ „Nein, und das will ich auch gar nicht. Ich will das sein, was ich war, als ich geboren wurde!“, meine Stimme wird wieder lauter, kräftiger. Ich bin so froh darüber. Er seufzt leise und ich fühle, wie der den Kopf schüttelt. Ich kann seinen Puls nicht hören. Wieso fällt mir das gerade jetzt auf? Es ist unendlich Still hier oben und je länger er wartet, desto mehr entspannen sich meine Muskeln unter der furchtbaren Umarmung. Als ich es spüre, verkrampfe ich mich bewusst erneut, presse meine Arme zwischen meinen und seinen Körper und versuche so, so weit wie möglich von ihm weg zu kommen. „Du bist nicht mehr das, was du warst, als du geboren bist. Du hast dich in deinem ganzen Leben verändert, durch Erfahrungen oder durch Narben. Du veränderst dich dein ganzes Leben. Die Veränderung, die du jetzt durchmachst, ist nur eine weitere.“ „Aber da konnte ich die Veränderungen wenigstens noch etwas kontrollieren.“ „Konntest du das wirklich?“, fragt er leise, und ich kann fühlen, wie ein Finger über die Narbe an meinem Hals streicht. Sofort zucke ich zusammen, reiße den Kopf zur Seite und will seinen Berührungen entgehen. „Ob du willst oder nicht, du wirst dich verändern. Ein Tiger kann nicht bei den Schafen leben. Denk darüber nach. Denk darüber nach, was du gemacht hast, als du deine Gedanken nicht ganz unter Kontrolle hattest.“ „Woher weißt du das?“ „Ich hab das gleiche durchgemacht.“, ich kann sein Lächeln hören und seine Hand auf meinem Haar spüren, „Du kannst froh sein, dass du jemanden hast, der dir zeigen will, wie du es kontrollieren kannst.“ „Und dieser Jemand willst du sein, oder wie?“, ich klinge spöttisch genug, um mich nicht über diese Frage zu ärgern. Doch er lächelt auf, greift meine Handgelenke und zieht sie auseinander. Beinahe Zeitgleich zieht er mich weiter zu sich, meine Arme schlingen sich so halb um ihn. Er zwingt mich dazu, die Arme um ihn zu schließen. Als er meine Handgelenke wieder los lässt, will ich sofort meine Arme zurückziehen, doch seine Hände ziehen mich so stark an ihn, dass ich sie nicht erneut zwischen uns pressen kann. Ich kann meine Hände entweder hängen las-sen, oder sie auf seine Seiten legen. Da es einen Ansatz von Wiederstand zeigt, lege ich sie auf seine Seiten und versuche ihn so von mir zu pressen, schaffe es jedoch kaum. Kaum presse ich ihn weg von mir, scheinen meine Beine den Halt zu verlieren. „Sota.“ „Was?“ „Mein Name ist Sota.“ „Na klasse. Der Wichser hat einen Namen.“ „Das war jetzt aber wirklich nicht nett.“ Noch bevor ich eine patzige Antwort geben kann, macht er einen Schritt nach vorn, zusammen mit mir. Ich stehe nur noch mit den Zehenspitzen auf dem Mast, kralle mich reflexartig in seinen Mantel, presse mich an sich und suche verzweifelt nach halt. „Hör auf! Zieh mich zurück!“, ich herrsche ihn an, doch meine Stimme klingt zu überrascht, zu ängstlich, als dass sie herrschend erscheinen könnte. Verdammt. Ich schlucke schwer über meine Reaktion, doch er hält mich fest bei sich. „Keine Angst, ich lass dich nicht fallen. Ich hab dir doch gesagt, ich will dir nichts antun. Das ergäbe doch gar keinen Sinn.“ Ich umklammere den Mann, den ich hasse und hasse mich selbst für meine Angst. „Willst du, dass ich dich festhalte oder willst du, dass ich dich fallen lasse?“ Wie kann er mir so eine bescheuerte Frage stellen? Wieso zwingt er mich dazu, so etwas zu sagen? „Ich will nicht, dass du mich fallen lässt!“, meine Stimme füllt sich mit Panik, denn ich konnte einen Blick unter meine Füße nicht unterdrücken. „Was willst du denn?“ „Dass du mich festhälst, verdammt!“ „Soll ich dich nicht loslassen?“ „Nein!“, ich presse mich an ihn, rutsche mit einem Fuß ab und suche sofort panisch nach halt. Er bewegt sich nicht, doch hält mich weiter fest. „Ich werde dich nicht los lassen. Vertraust du mir?“ Was für eine dumme Frage! Natürlich nicht! Aber ich schalte in dieser Stresssituation schnell, glaube zu wissen, was er hören will und nicke sofort. „Ja!“ „Lüg mich nicht an.“, seine Stimme klingt ernst, aber nicht bedrohlich. Sein Ver-halten bedroht mich jedoch sehr. Mit einer Bewegung schiebt er meinen Fuß über die Kante, ich hänge in seinen Armen, kneife die Augen zusammen und kralle mich an ihm fest, ich presse mich an sich und kneife die Augen zusammen. „Vertraust du mir?“ „Nein! Nein, das tu ich nicht!“ „Es geht doch.“ Einen großen Schritt nach hinten und ich fühle den Mast unter meinen Füßen. Noch immer in Panik gemischt mit Glück presse ich mich an ihn, kneife die Augen zusammen und zittere am ganzen Körper. Mein Atem geht schnell, mein Herz rast und mir ist schwindlig. „Ich werde dich schon dazu bringen, mir zu vertrauen. Aber wir werden uns nicht anlügen, hörst du? Wir werden und immer die Wahrheit sagen, das ist wichtig. Ich weiß sofort, wenn du lügst, versuch es nicht.“ „Nein, mach ich nicht.“ „Sehr gut. Ich werde dich jetzt wieder alleine lassen. Wenn du bereit bist, werde ich dich wieder finden. Hörst du? Es geht mir nicht um die Sklaven oder das Geld, was ich mit ihnen verdient habe. Es geht mir nur noch um dich.“ Lass mich jetzt nicht hier oben alleine! Ich falle! Oh Gott, ich falle! Meine Gedanken sind noch immer in Panik, unter Schock, doch ich sage nichts, nicke nur hastig und kralle mich weiter an ihm fest. Dann hebt er mich an den Seiten hoch, ich fühle wieder keinen Boden unter den Füßen, presse mich sofort wieder an ihn. Doch dann, keine Minute später, spüre ich festen Boden unter den Füßen. Ich schlucke, schaue an mir herab, als ich spüre, dass es nicht der Mast ist, und ich sehe dass ich an Deck stehe, sicher und gut. Noch immer zittere ich, blicke auf den Boden unter mir und sinke langsam auf die Knie. Wieso bin ich eigentlich da hoch? So eine bescheuerte Idee. Tief ziehe ich die Luft in meine Lungen, spüre, wie er sich von mir entfernt, doch ich bin so glücklich über den Boden unter meinen Füßen, dass ich nicht aufsehen kann. Tränen rinnen mir über die Wangen, ich bin mit den Nerven am Ende. „Mina! Hey!“ Es ist Franky der gerade an Deck kommt. Ich schaue zu ihm auf, dann zur Seite, doch Sota ist verschwunden. Franky kniet sich neben mich, legt eine Hand auf meine Schulter. „Wir haben dich überall gesucht. Was hast du hier gemacht? Was ist-, du zitterst ja. Was ist denn los? Ist dir etwas passiert?“ Ich kann nicht antworten, schüttle nur leicht den Kopf und setze mich richtig auf den Boden. Was war das gerade? War er wirklich hier? Hab ich mir das eingebildet? Nein, ganz sicher nicht. „Hey, Leute! Ich hab sie gefunden!“ Wieso hat er das gemacht? Von wegen, ich bin ihm wichtig. So etwas macht man nicht mit Menschen, die einem wichtig sind. Aber ich bin ja kein Mensch mehr. Oder doch? Noch ein kleines bisschen? Franky hilft mir mich auf meine Füße zu stellen. Ich zittere noch immer, lasse ihn jedoch los, auch wenn ich etwas wacklig auf den Beinen stehe. Ich will niemanden anfassen. Und ich will auch nicht, dass mich jemand anfasst. Robin ist die erste, die ich sehe. Danach kommen auch Brook und Lysop an Deck. Dass Lysop sich traut, wundert mich. Hat Sanji nicht gesagt, was passiert ist? Wie soll er es bitte verheimlichen? Ein Halstuch? Das passt nicht zu ihm. Robin will mich stützen, doch ich weiche ihrem Arm aus und wir gehen alle vorsichtig zurück zum Hotel. Ich sage kein Wort. Sollte ich sagen, dass ich ihn gesehen habe? Dass er mit mir geredet hat? Dass er gesagt hat, er wird mich wieder finden, wenn ich so weit bin. Bereit wofür? So ein Mist! Ich gehe allein in mein Zimmer, schließe die Tür hinter mir, werfe mich auf das Bett, kralle mein Kissen und schreie aus mit voller Kraft hinein. Der Schrei ist nicht außerhalb meines Zimmers zu hören, aber es tut mir gut, alles herauslassen zu können. Eine kurze Pause, dann schreie ich wieder. Und wieder. Ich schreie, bis mir mein Hals schmerzt, drehe mich dann mit dem Gesicht zur Zimmerdecke und atme tief durch. Ich bin wütend. Nein, ich schäume vor Wut. Aber auf wen? Auf Sato? Auf mich? Ich bin mir nicht sicher, ein bisschen von beidem. Ich liege lange so in meinem Bett, mit den Gedanken weit entfernt. Plötzlich öffnet sich die Tür. Das Licht ist ausgeschaltet, doch ich kann alles gut erkennen. Es ist Sanji, der in mein Zimmer kommt. Er lässt das Licht ausgeschaltet, tastet sich vor zu meinem Bett und setzt sich dann darauf. Es ist ein befremdliches Gefühl ihn so zu sehen. Ich sehe ihn klar und deutlich, er sieht bestimmt kaum etwas. „Bist du noch wach?“, fragt er dann leise ins Dunkel hinein. Ich nicke erst, realisie-re dann aber, dass er mich nicht sehen kann und antworte ihm. „Ich kann noch nicht schlafen.“, eine Stimme klingt etwas rau, also räuspere ich mich einen Moment. Sanji nickt kurz, beugt sich etwas nach vorn und stützt die Ellenbogen auf den Knien ab, die Finger ineinander verschlungen. „Tut mir leid, dass ich dich so erschreckt habe.“ Bitte? Es tut ihm leid? Er meint es ernst, das kann ich spüren. „Wenn hier jemand erschreckt wurde, dann bist du es.“, gebe ich zurück und setze mich dabei langsam auf. Er schaut in meine Richtung, doch sein Blick trifft nicht meine Augen. Er sieht sie nicht. Ein Lächeln erscheint auf seinen Lippen bei mei-nen Worten. Dann nickt er. „Das kann ich nicht bestreiten. Aber das war halt eine Situation, die ich noch nie hatte. Ich hätte anders reagieren sollen.“ „Was hättest du denn sonst machen sollen? Mich höflich darum bitten, aufzuhö-ren?“ „Zum Beispiel.“ Bei dem Gedanken muss ich lächeln, obwohl ich mich gar nicht danach fühle. Er hört es und lächelt mit mir. „Hast du was dagegen, wenn ich heute bei dir schlafe?“, bei seinen Worten starre ich ihn sofort an. Hab ich das richtig verstanden? War das jetzt Sarkasmus oder ernst gemeint? Er spürt mein Zögern, sein Blick sucht in der Dunkelheit nach mir und er versucht sich zu erklären. „Es geht mir nicht darum, mit dir zu schlafen. Ich mein, das vorhin war nicht schlecht, versteh mich nicht falsch. Das war echt-, wie soll ich das erklären? ...“ „Hast du keine Angst vor mir?“, unterbreche ich ihn, als er nach Worten sucht. Sofort schaut er mich an, schüttelt erst sachte den Kopf und greift dann nach mei-ner Hand. „Nein, auf keinen Fall. Ich weiß, dass du das nicht wolltest. Du hast dich bestimmt mehr erschrocken, als ich. Ich gebe zu, ich hab schon ein bisschen damit gerechnet, als du zu meinem Hals gewandert bist, aber dass du so abschaltest, hab ich nicht geahnt. Ich vertrau dir wirklich.“ Wenn ich das doch auch von mir sagen könnte, doch ich nicke, als er geendet hat. „Was ist jetzt, hast du was dagegen, wenn ich heute Nacht bei dir bleibe?“ Ich atme tief durch, schaue in der Dunkelheit auf die Bettdecke, kann jedoch weder verneinen, noch bejahen. „Ich weiß es nicht.“, gebe ich dann leise zu. Er versteht nicht ganz, das fühle ich. „Was ist mit Ruffy?“, frage ich dann und bringe ihn damit ganz aus dem Konzept. „Was soll mit ihm sein?“ „Weiß er, was passiert ist?“ „Wieso sollte ich es ihm sagen?“ Ich seufze innerlich leise, schüttle dann aber den Kopf. „Das ist ein bisschen kompliziert. Ich weiß nicht, was er dazu sagen würde.“ „Wieso sollte ihn das denn interessieren?“ „Weil ich-„, ich breche ab, schaue kurz zu ihm auf, dann wieder zur Seite, atme leise durch und entschließe mich dazu, es ihm zu sagen. Oder wenigstens darauf vorzubereiten. „Du weißt, dass ich keine Beziehung will, oder? Das, was ich mache, ob mit dir oder mit jemand anderes, hat nichts mit tieferen Gefühlen zu tun. Ich will weder, dass es jemand weiß, noch dass mehr daraus gemacht wird, als es ist. Verstehst du, was ich meine?“ Sanji umfasst meine Hand, nickt an den richtigen Stellen und bleibt ruhig neben mir sitzen. Doch ich weiß, dass bei ihm der Groschen nicht fällt. Soll ich es ihm wirklich sagen? Wozu denn bitte? Ruffy habe ich auch nicht gesagt, dass ich mit Sanji rummachen wollte. Und es beinahe geschehen ist. Ich entscheide mich da-gegen. In letzter Sekunde. „Ruffy ist der Käpten und ich bin nicht sicher, ob er es wirklich wissen muss, oder nicht.“ „Nein, das muss er mit Sicherheit nicht. Wieso auch? Außerdem würde er sich be-stimmt auch nicht dafür interessieren. Das geht niemanden etwas an, nur dich und mich.“ Und Ruffy, ergänze ich ihn in Gedanken, nickt dann aber vorsichtig und atme ein letztes Mal tief durch. „Du kannst hier bleiben, wenn du willst, aber ich glaube nicht, dass ich heute noch für mehr in der Lage bin. Das war echt ein langer Tag.“ „Deswegen wollte ich wirklich nicht hier bleiben. Ich hab das Gefühl, du brauchst gerade jemanden, der dir vertraut.“ Wie Recht er hat. Ich mustere ihn in der Dunkelheit, nicke dann schließlich. Ohne ein weiteres Wort lege ich mich zurück auf mein Bett. Es ist zu warm für eine Decke, daher bleibe ich darauf liegen. Sanji zieht sich die Schuhe, dann die Hose aus. Nur in Shirt und Unterwäsche legt er sich neben mich, legt einen Arm wie selbstverständlich um mich und zieht mich an seine Brust. Ich habe die Arme vor der Brust, kuschele mich jedoch dankbar bei ihm an. Er atmet leise, sein Herz schlägt jedoch schneller als gewöhnlich. Auch mein Herz schlägt schneller. Es ist immer aufregend die Berührung von jemandem zu spüren, mit dem man beinahe geschlafen hätte. Obwohl es wahrscheinlich nicht viel mit Schlafen zu tun gehabt hätte. Nach einigem Zögern lege ich eine Hand doch auf seine Seite, kuschelt mich zeitgleich etwas näher an ihn heran und schließe die Augen. „Danke.“, flüstere ich in sein Shirt und entspanne mich bei ihm. Er streicht mir mit den Fingern über den Arm als Antwort. „Schlaf schön.“ „Du auch.“ Ehe ich einschlafen kann, höre ich noch leise Schritte auf dem Flur und in der Wohnung über uns. Es können wohl einige nicht schlafen. Ich finde bei Sanji jedoch endlich die Ruhe, die ich gesucht habe und schlafe langsam ein. Am nächsten Tag schreibe ich ein neues Lied. >Nich´ lang<. Ich musste es einfach schreiben. Sanji setzt es auf die Liste, zusammen mit >Herz am Mic<, >Das Spiel< und >Schwer<. Spätestens bei dem Lied >Das Spiel< wissen beide, Sanji und Ruffy, dass ich nichts Ernstes will. Schade, dass ich nicht mutig genug bin, um es ihnen ins Gesicht zu sagen. Jetzt liegt die Reihenfolge an mir. Ich muss sie nachher fertig haben, damit die Techniker wissen, wann sie welche Effekte einsetzen müssen. Ich habe Brook gebeten sich mit der Crew einige Musikvideos zu meinen Liedern anzusehen, damit sie auch mittanzen können. Ich will sie alle auf der Bühne haben. Das ist meine Art, mich zu bedanken. Doch vor dem Vergnügen kommt bekanntlich die Arbeit. Ich Ordne die Lieder so, dass ich die langsamen Lieder als erstes gespielt werden. Also erst >nach Hause<, danach >Herz am Mic< und so weiter. >Willkommen< gibt dann den Startschuss für die >Gute Laune Lieder<, wie ich sie nenne. Das passt auch gut zu meinen Klamotten, da ich mich erst auf der Bühne ausziehen werde. Ein langes Kleid macht den Anfang. Darunter trage ich das Oberteil, welches ich Brook gezeigt habe. Unter dem Kleid trage ich einen kurzen Rock, Der Rock von dem Kleid kann ich vom Oberteil lösen, daher werde ich erst den langen Rock abwerfen, bevor ich nach den nächsten Liedern auch das Oberteil ausziehen werde. Das wird eine Show, ich freu mich schon drauf. Ich bin auch froh über den Stress. Ich vergesse dadurch die Geschehnisse der letz-ten Nacht. Ich bin wirklich froh, dass Sanji bei mir war. Dabei frage ich mich, wieso Ruffy nicht bei mir war. Es wäre natürlich super, wenn er nichts in die Nacht von vor über einer Woche interpretieren würde, aber etwas feinfühliger könnte er doch sein. Obwohl es zu ihm passt. Es ist Brook, der mich aus dem Stress reißt, als er mit seiner Gitarre in die Küche kommt, gefolgt von der gesamten Crew. „Hey, Mina. Was hältst du von einer kleinen Stimmprobe?“ „Moment!“ Ich kann mein Grinsen nicht unterdrücken, doch die Zeile muss ich noch zu Ende schreiben, sonst kann ich mich gleich nicht mehr daran erinnern. In der Zeit, wo ich schreibe, setzen sich alle um mich, Brook schräg hinter mir, Nami neben mir und Franky hat eine Kamera mitgebracht. „Ein kleines Privatkonzert?“ „Klar, wenn du nichts dagegen hast?“, fragt mich Ruffy grinsend, der sich auf die Theke gesetzt hat. „Das wäre jetzt wirklich das richtige. Aber ihr müsst alle mitmachen, okay?“ „Singen?“, fragt mich Zorro mit hochgezogener Augenbraue, ich schüttle dann aber den Kopf. „Nein, nicht unbedingt. Aber ihr müsst den Takt schnipsen. Ungefähr so.“ Ich gebe einen Takt vor und werde nach und nach von mehreren Schnipsen begleitet. Dann schaue ich zu Brook rüber, damit er weiß, an welches Lied ich gedacht habe. „Halo.“ ((( http://www.youtube.com/watch?v=Tq8tK1rGpog&list=FLcUeCbw0K4E_BFwqaYQ0XBA&index=68&feature=plpp_video ))) Das Singen hat mich so aufgelockert, dass ich nicht unterdrücken kann, Nami zu meiner Linken zu umarmen. „Wow.“, es ist Ruffy, der sein Kommentar nicht unterdrücken kann. Und ich bin dankbar dafür. „Singst du das auch auf dem Konzert?“ „Nein, geht leider nicht. Das Thema passt nicht so ganz und ich kann ja nicht alle Lieder singen, die ich geschrieben habe. Das meiste, was ich auf dem Konzert singe, wird deutsch sein. Alle sollen es verstehen und sich angesprochen fühlen.“ „Jetzt wissen wir wenigstens, dass sich die Arbeit lohnt.“, wirft Lysop ein, der an der Tür steht. Ich lächle zu ihm rüber. „Hast du nicht die Videos gesehen?“ „Doch schon, aber live ist es was anderes.“, gibt er zurück, bevor sich schließlich Sanji einmischt. „Du hast doch gedacht, es war Playback. Gib es zu.“ „Natürlich nicht! Jedenfalls jetzt nicht mehr.“ Ich muss lachen. „Das war eine super Idee, danke Brook.“ „Bedank dich bei Ruffy. Er fragt schon seit Tagen, ob wir das nicht endlich machen wollen.“ „Ach wirklich?“, ich schaue zu ihm rüber, schaue in dieses grinsende Gesicht und kann auch mir ein glückliches Lächeln nicht unterdrücken. Wir unterhalten uns noch lange, ehe ich mich wieder an die Arbeit mache. Der Tag vergeht unter glücklichem Stress in der Küche vor meinem Notizblock und neben den Aufbauarbeiten der Bühne. Ich muss probestehen, probesingen, schreien, tanzen, Kostüm anprobieren, planen und es müssen Sachen mit mir geplant werden. Keine Zeit für langes Nachdenken. Es geht bereits auf ein Uhr nachts zu, als ich mich von der Bühne entferne und auf dem Weg zum Hotel bin. „Hey, Mina. Warte kurz, du solltest nicht alleine gehen.“ Ich zucke erst zusammen, doch als ich mich umdrehe und in die schwarzen Augen sehe, geht es mir wieder gut. „Hi, Ruffy. Was machst du jetzt noch hier draußen?“ „Na auf dich warten. Ich hab mir die Bühne angeguckt. Die Schuhe, die du anziehen willst, bist du sicher, dass du darauf laufen kannst?“ Ich warte einen Moment auf ihn, ehe wir zusammen weiter gehen. „Tanzen.“, berichtige ich ihn lächelnd, nickt dann aber auch. „Ganz sicher. Die haben eine spezielle Sole, damit ich nicht ausrutsche, wenn die Bühne nass ist oder irgendwas hochgeworfen wird.“ „Ich war erst einmal bei einem Konzert. Das war echt super, ich bin gespannt, wie es ist, mit auf der Bühne zu stehen.“ „Aufregend.“, grinse ich albern zu ihm rüber, „Ich kann mir vorstellen, dass nicht alle auf der Bühne bleiben wollen. Aber wenn es erst richtig losgeht, dann geht selbst Zorro mit drauf, das schwör ich dir.“, bei dem Gedanken lacht Ruffy auf. Scheinbar beiläufig legt er einen Arm um meine Hüfte, doch ich bekomme es genau mit. Ich bin froh, dass er es macht, auch wenn ich wieder an Sanji denken muss. Natürlich ist zwischen Sanji und mir nicht so viel gelaufen wie zwischen Ruffy und mir, aber beide wissen nichts voneinander. Soll ich es wirklich sagen? Und wenn ich es sage, wie werden sie reagieren? Werden sie sich meinetwegen streiten oder werden sie beide gegen mich sein? Sie sollen sich nicht fühlen, als sei es mir nicht wichtig gewesen, aber sie sollen auch nicht zu viel hineininterpretieren. Es ist kompliziert zu beschreiben. „Morgen früh kommt Jimbei an. Ich bin echt froh, ihn wiederzusehen.“, unterbricht Ruffy meine Gedanken. „Ihr habt viel zusammen erlebt?“, frage ich dann und schaue zu ihm auf. Er nickt, ohne zu mir herunter zu schauen. „Das ist ´ne echt lange Geschichte. Ich erzähl es dir vielleicht irgendwann.“ „Wieso nicht jetzt?“ Ruffy schüttelt lächelnd den Kopf. „Es ist noch nicht lange genug her, um da wirklich drüber reden zu können.“ Ich verstehe nicht, was er damit sagen will, nicke dann aber doch. „Willst du jetzt mit mir über die Woche reden?“ Schlagartig ändert sich die Stimmung unseres Gesprächs. Ich schaue reflexartig zur Seite von ihm weg, seufze innerlich leise und zögere. „Nicht unbedingt über die Woche.“ „Worüber dann?“, er schaut zu mir herunter, ich spüre seinen Blick, erwidere ihn jedoch nicht. Ich lege eine Hand auf meinen Bauch, atme einmal tief durch und gehe neben ihm weiter. Es fühlt sich an, als würde ich auf Watte gehen. Ruffy bleibt stehen, als er merkt, dass es mir schwer fällt, es ihm zu sagen. Ich bleibe ebenfalls stehen und er stellt sich vor mich. Ich bin froh darüber. Er schottet mich mit dieser Geste von der restlichen Welt ab, jetzt gibt es nur noch ihn und mich. Er sagt nichts, wartet nur darauf, dass ich soweit bin und sieht mich an. Es liegt an mir, ob ich es aussprechen will oder nicht. „Das weiß wirklich noch keiner und es steht auch nicht in meiner Akte. Jedenfalls nicht alles.“ Ruffy fasst meine Hand und zieht sie von meinem Bauch weg. Ich schaue einen Moment zu ihm auf, senke den Blick dann jedoch wieder. „Willst du es mir im Hotel sagen?“, fragt er dann vorsichtig. Ich weiß, was er meint. Er glaubt, dass ich mich dort sicherer fühle. Aber dies ist ein neutraler Ort und das brauche ich gerade mehr als alles andere, daher schüttle ich sachte den Kopf. Noch einmal durchatmen, dann fahre ich fort. „Der erste, der mich gekauft hatte, war ein Witwer. Seine Frau war gestorben und er wollte jemanden, der sich um das Haus kümmert. Putzen und Kochen. Aber ich hatte kein eigenes Zimmer und musste mit bei ihm im Bett schlafen.“ „Mina.“, unterbricht mich Ruffy, doch ich muss es ihm sagen. „Irgendwann fühlte ich mich krank, ohne krank zu sein. Er meinte, ich simuliere und auch ich hab gedacht, ich rede mir was ein. Bis sich was in mir bewegte.“ Ich schlucke bei den letzten Worten, beiße die Zähne zusammen und löse meine Hand aus der Seinen. Mit einer Bewegung ziehe ich den Bund meiner Hose etwas weiter herunter und zeige auf eine Narbe, die man sehr leicht übersehen kann. Sie ist über zwei Jahre alt und gut verheilt. „Sie haben es mir rausgeschnitten und dafür gesorgt, dass es nicht nochmal pas-sieren wird. Sie haben mir alles rausgeschnitten. Und ich wusste nie, ob ich als Sklavin froh darüber sein soll oder traurig. Ich war wirklich fertig mit den Nerven, wusste nicht, was ich denken oder fühlen soll. Als es mir wieder gut ging, hab ich ihn umgebracht. Es sah nicht nach Mord aus, sondern nach einem Unfall. Er war betrunken und hat gebadet. Es war nicht schwer, ihn unter Wasser zu drücken. Es musste wie ein Unfall aussehen, sonst wäre ich die nächste gewesen, die umge-bracht worden wäre.“ Ich schlucke erneut, schüttle leicht den Kopf über meine Worte und atme ein wei-teres Mal tief durch. Ich halte mich erstaunlich gut, für die Dinge, die ich gerade erzählt habe. Keine Träne ist in meinen Augen, ich atme ruhig, doch mein Herz schlägt schneller. Es ist unreal, darüber zu sprechen. Mehr kann ich nicht sagen. Mehr gibt es nicht zu sagen. Ruffy zögert einen Moment, um sicher zu sein, dass ich fertig bin und nimmt mich dann in den Arm. Ich lege meine Arme auf seinen Rücken, ziehe ihn jedoch nicht an mich. Es ist, als könnte ich alles aus einer gerin-gen Entfernung beobachten. Als sei ich gerade nicht ich selbst. Doch als ich spüre, dass er sich wieder von mir lösen will, stürze ich zurück ins Hier und Jetzt. Ich ziehe ihn zurück zu mir, kneife die Augen zusammen und halte mich bei ihm fest. Mein Hals schnürt sich zu, meine Augen brennen, doch ich weine nicht. Erst jetzt spüre ich eine Erleichterung, die mit diesem Geständnis einhergeht. Es ist befreiend und beruhigend zugleich. Ruffy gibt mir halt, ohne ein Wort zu sagen. Ich bin froh, dass er da ist. Dass er so ist, wie er ist. Ich bleibe heute Nacht bei Ruffy im Zimmer, wir bleiben noch einige Zeit wach, bauen ein Fort auf dem großen Bett und schlagen uns mit den Kissen. Es geht mir viel besser, jetzt wo ich so offen mit ihm geredet habe. Ich sollte ihm zwar auch von Sanji erzählen, aber er muss vorher wissen, dass ich ihm vertraue. Vielleicht wird er dann nicht ganz so wütend oder enttäuscht von mir sein. Es ist schon kurz vor Vier, als wir es uns unter den Kissen gemütlich machen. Das Fort lassen wir stehen, es ist ein kleiner Spaß, den wir uns gönnen. Ruffy liegt hinter mir, ich bin von ihm weggerollt und ziehe die Beine an. Diesmal kuschelt er sich nicht von sich aus an mich heran, daher greife ich in der Dunkelheit zu ihm nach Hinten, nehme seine Hand und lege sie mir auf den Bauch. Jetzt liegen wir so zusammen, wie an meinem Geburtstag. Kaum berührt er mich, kuschelt er sich näher an mich heran. Mehr wird heute nicht passieren, doch genau das brauche ich jetzt. Schon komisch, an zwei Tagen bei verschiedenen Männern im Bett zu liegen, aber es ist ja nichts passiert. Es ist sehr früh, als sich Ruffy von mir löst. Ich werde einen Moment wach, als ich spüre, dass er sich von mir entfernt. Ich drehe mich auf den Rücken, lege den Arm über die Augen, murre leise und Müde, dass es noch viel zu früh sei, und bleibe dann ruhig liegen. Ruffy bleibt dann doch noch etwas länger bei mir im Bett. Ich bin beinahe wieder eingeschlafen, als ich spüre, dass er aufsteht. Diesmal sage ich nichts. Er hat wahrscheinlich Hunger oder will zum Hafen Jimbei begrüßen. Ich bin aber momentan so müde, dass ich nicht aufstehen kann. Es ist viel zu spät ge-worden, letzte Nacht. Oder eher heute Morgen. Nein, ich schlafe weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)