Schattentanz von Opailikita (Keine Geschichte hat ein Ende) ================================================================================ Kapitel 3: Gesucht und gefunden? -------------------------------- Kapitel 3: Gesucht und gefunden!? Eine ganze Gruppe Soldaten ritt über die Hylia-Brücke und die Hufe der vielen Pferde klapperten auf dem Gestein. Die Männer waren komplett durchgeschwitzt. Seit es noch dunkel war, suchten sie bereits nach dem Helden Hyrules und hatten weder sich noch den Pferden eine Ruhepause gegönnt. Die Sonne schien unbarmherzig auf sie herab und die Rüstungen heizten sich immer mehr auf. Dass sie diesen jungen Mann noch nicht gefunden hatten, überraschte keinen wirklich. Jedem war bewusst, dass es nach einer so langen Zeit sehr unwahrscheinlich war ihn zu finden. Abgesehen davon hielten die meisten Soldaten der Gruppe es für sehr töricht nur wegen einem einfachen Pfeil gleich eine solche Suchaktion zu starten. Doch die unter ihnen, die den Helden mit eigenen Augen kämpfen sahen - und das waren bei Gott nicht viele - wünschten sich, dass es wirklich noch eine Chance gäbe ihn zu finden. Der Anführer, General Blakom, hob die Hand. Sofort verstummten die wenigen Gespräche mit denen die müden Männer versuchten sich wach zu halten. Er hielt sein Pferd an und alle anderen taten es ihm auf der Stelle gleich. Dann wandte er sich im Sattel um und rief: "Auf der anderen Seite legen wir eine Pause ein. Versorgt eure Pferde mit Wasser und lasst sie weiden! Sie hatten heute mehr zu tun als ihr!" Freudig nickten die Männer. Erneut trieben sie ihre Pferde an. General Blakom stieg als erster ab und drückte einem seiner Männer die Zügel seines Braunen in die Hand. Anschließend wandte er sich ab und folgte einem schmalen, hölzernen Pfad, während er ihn angewidert betrachtete. Das Holz war bereits morsch und Blakom wusste nicht, ob es einen kräftigeren Mann mit schwerer Rüstung überhaupt noch tragen konnte. Bei jedem Schritt den er setzte knarzte das Holz bedrohlich. Blakom verspürte Erleichterung, als er endlich das kleine Haus an der steil abfallenden Klippe des Sees erreichte. Mit der Faust hämmerte er gegen die Tür und wartete. Ein Lachen wurde laut und schon hörte man, wie die Tür entriegelt wurde. "Hallo! Sie müssen wohl ein Ritter von Zelda sein!", grinste ein schlaksiger Clown ihn an. Sein Gesicht war traditionell weiß angemalt und die rote Farbe um den Mund ließ ihn beständig grinsen. Blakom hingegen knurrte ihn drohend an: "Für dich immer noch ihre Majestät! " Nun trat der Clown vollständig vor die Tür und legte den Kopf schief. Der General meinte in seinen Augen schon die Frage zu sehen, was für Frevel er anstellen könnte, um ihn zu ärgern. "Oh! Ja, natürlich." Der Clown deutete eine spöttische Verbeugung an und Blakom war kurz davor ihn für so viel Respektlosigkeit gegenüber dem Königshaus zu verhaften. Doch stattdessen richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und fragte mit der typischen Soldaten-Masche: "Wir sind auf der Suche nach dem hochverehrten Link, Befreier unseres Landes und persönlicher Bekannter ihrer Majestät! Hast du ihn zufällig gesehen? Ihn oder andere verdächtige Personen?" Der Clown nahm die Hand vor den Mund, sah ihn aus schmalen Schlitzen an und kicherte."Na na, hochverehrter General Blakom! Hat man es bei euch wirklich schon nötig einen Helden zu jagen?" Blakom zog nur eine Augenbraue hoch und schluckte den lodernden Zorn hinunter, der ihm bereits in der Form einiger unschöner Drohungen auf der Zunge lag. "Eine Antwort!", forderte er und verkniff sich einfach die Frage, woher der Clown wohl seinen Namen kannte. "Tut mir leid, aber hier kommen nur meine Kunden her und ich bin mir sicher, dass ein Held anderes zu tun hat, als hier Spiele zu spielen. . . . Ach! Wo bleiben nur wieder meine Manieren?" Das frage ich mich allerdings auch!, schoss es Blakom durch den Kopf. "Mein Name ist übrigens Bib´tan." General zögerte kurz bevor er noch hinzufügte: "Nun gut, ah, Bib´tan. Aber wenn euch verdächtige Personen begegnen wendet ihr euch unverzüglich an mich!" "Natürlich, hochverehrter Herr General!" Erneut verbeugte er sich auf eine spöttische Art und Weise, bevor er mit einem Rückwerts-Salto zurück ins Haus sprang und Blakom die Tür direkt vor der Nase zuknallte. Fluchend wandte Blakom sich ab und stampfte, ungeachtet des modrigen Stegs, wütend zu seinen Leuten zurück. Er ging zu seinem Pferd und holte aus einer der Satteltaschen einen Trinkschlauch heraus. Mit langen Zügen nahm er drei große Schlucke und stopfte den Schlauch wieder zurück. Dann wandte er sich zu seinen Männern um, die über die Grasfläche in kleinen Grüppchen zusammensaßen und brüllte: "Ihr habt lange genug Pause gemacht! AUFSTEIGEN!" Die Soldaten brummten wiederwillig, doch nach seinem Treffen mit Bib´tan gerade, war er nicht mehr geduldig genug, als dass er sie hätte aufheitern können. Er zäumte seinen Braunen auf und schwang sich in den Sattel. Ungeduldig sah er den Männern zu, wie sie es ihm gleich taten, während er sein Pferd zwischen ihnen hindurch lenkte. "Jetzt beeilt euch mal!" Schließlich hatte sich auch der letzte von ihnen in den Sattel geschwungen und war bereit zum Aufbruch. - Bib´tan verschloss die Tür mit drei eisernen Schlössern und wandte sich um. Er lächelte nicht mehr und auch sein üblicher Spott, mit dem er als Clown durch die Welt ging, blieb ihm im Hals stecken. Schnell schluckte er seine Angst herunter und starrte in eine dunkle Ecke seines Hauses. "Wie lange versteckt ihr euch schon hier? Wisst ihr, dass sie euch suchen?" Die Worte verhallten im Raum und ließen erdrückende Stille zurück. Eine Gestalt trat aus den Schatten hervor und sah ihn aus eisblauen Augen an. Bib´tan war nicht erfreut, als er das Schwert auf dem Rücken erblickte, versuchte aber es zu ignorieren. Man hätte blind seien müssen, um die Furcht des Clowns nicht sehen zu können. Link bannte ihn mit seinen Blick an Ort und Stelle, ohne jede Möglichkeit auf Flucht. Bib´tan setzte erneut an: "Wisst ihr, dass ihr mich mit eurem bloßen Aufenthalt in Gefahr bringt?" Man sah ihm an, wie sehr er seine Worte keine Sekunde später bereute. Er fürchtete Links Zorn - und er hatte auch allen Grund dazu. Was der Clown nur noch nicht wusste war, dass Link keine Mordgedanken ihm gegenüber hegte. Sein ernstes Gesicht blieb an Ort und Stelle, aber der Versuch, den belustigten Unterton zu unterdrücken wäre beinahe gescheitert: "Ja." "Was wollt ihr . . . äh, wenn ich fragen darf!" Der Clown hatte ja keine Ahnung, was für eine Lawine an Emotionen er damit auslöste! Link hätte ihm zu gerne alles erzählt, hätte ihm zu gerne sein Herz ausgeschüttet. Er fand es - vermutlich genau wie jeder andere - einfach nur albern, sich vor Zelda zu versstecken, aber er wollte nicht zu ihrem Knecht werden und Hyrule in ihrem Namen aufräumen - er wollte einfach nicht! Stattdessen reckte er das Kinn vor und gab in einem leicht wütenden Ton zurück: "Nein! Darfst du nicht!" Hilflosigkeit in Wut verwandeln, ja, dass hatte er gelernt. Und leider war es viel zu oft der einige Weg den er einschlagen konnte. "Verzeiht, verzeiht, es stand mir nichts zu!", meinte Bib´tan und neigte ängstlich sein Haupt. "Allerdings!", gab Link bissig zurück. "Du wirst niemandem von mir erzählen . . . und wenn mich der General schnappt und ich von ihm deinen Namen höre, dann Gnade dir Gott!" Die Drohung hatte gesessen. Der Clown starrte ihn an und war sprachlos, nickte dann aber und murmelte eine Zustimmung. Auffordernd nickte Link Richtung Tür. "Soll ich etwa durchs Fenster klettern?" Sofort schüttelte Bib´tan den Kopf und eilte zur Tür, um die sorgfältig angebrachten Schlösser zu öffnen. Er ergriff den Türknauf und öffnete. Link schritt bedacht an ihm vorbei, ein Stück den Steg entlang, drehte sich nochmals um und sah den Clown an, die Drohung in den Augen. Der nickte nur stumm und schloss die Tür. Vorsichtig schlich Link bis zum Ende des Stegs weiter. Dann lugte er um die Ecke und stellte erleichtert fest, dass die Soldaten bereits abgezogen waren. Er streckte die Arme nach oben und gähnte herzhaft. "Jemine, Zelda, und das alles nur wegen einem einzigen Pfeil, der dummerweise nicht durch die Säure weggeätzt wurde!", seufzte er kopfschüttelnd und griff nach Eponas Pfeife, die er sorgfältig in seiner Tasche verstaut hatte. Dann begann er ihr Lied anzustimmen und die Luft wurde mit Tönen gefüllt, die nahtlos ineinander übergingen und vom Wind davongetragen wurden. Link war überzeugt davon, dass der Suchtrupp bereits weit genug entfernt war, damit er ohne Gefahr Eponas Lied spielen konnte. Leise verklangen die letzten paar Takte der Melodie und schon durchschnitt ein schrilles Wiehern die angehende Ruhe. Kurz drauf stand die große Stute direkt neben ihm und stupste ihn zur Begrüßung mit der Nase an. Link musste lächeln und strich ihr sanft über den Nasenrücken. "Manchmal frage ich mich, ob ich deine Treue verdient habe, meine Hübsche." Als Antwort drehte sie sich ein Stück, sodass er nun direkt vor ihrer Flanke stand. Link grinste nur und schwang sich behände in den strapazierfähigen Ledersattel. Mit einem Schnalzen der Zunge trieb er sie an und zusammen schossen sie über die Brücke des Hylia-Sees und weiter in den Wald. - Der Wald schien heute selbst von Glück und Heiterkeit erfüllt. Die Bäume rauschten beinahe fröhlich in der warmen Brise und verschiedenste Vögel sangen ihre vergnügten Lieder. Finken, Spatzen, Eichhäher und sogar manch feuerroter, meerblauer oder sonnengelber Kardinal war zu sehen. Überall tapste und raschelte es am Waldboden, keine Ecke war heute mehr unbelebt. Natürlich. Es war nun Paarungszeit für viele Tiere, da der Sommer dieses Jahr erst spät angefangen hatte. Scáth wartete bereits. Er saß im Schatten einer riesigen Eiche und wirkte angespannt, denn er mochte Tage nicht besonders, da die Sonnenstrahlen ihm die Haut verbrannten. Mit genervter Mine beobachtete er, wie Link von Eponas Rücken glitt und ihr sowohl Zaumzeug als auch Sattel abnahm. Sobald die Stute von dieser Last befreit war, trabte sie schon davon und zwar - wie Scáth wusste - genau in die Richtung in der Aron auf einer Wiese graste. "Und?", fragte der Schatten ungeduldig. Link setzte sich seelenruhig zu ihm auf den Waldboden, doch auch sein Gesichtsausdruck zeugte keineswegs von Freude. "Es stimmt. General Blakom und mindestens 25 Soldaten wurden uns auf den Hals gehetzt." Scáth schüttelte den Kopf und murrte: "Da versteh einer die Menschen! Es heißt, man will eine wichtige Person unbedingt zurück und dann schickt man ihr ´ne halbe Armee hinterher!" Link lachte leise und ignorierte den tödlichen Blick seines dunklen Ebenbilds gekonnt. "Naja, auch egal! Wir müssen uns nur darum Sorgen machen, wie wir die Soldaten umgehen!" Scáth blickte ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Link musste sich immer wieder aufs Neue an sein eigenes Spiegelbild gewöhnen. Er fand es mehr als seltsam den anderen Teil seiner Seele direkt vor sich sitzen zu sehen und nicht zu wissen, was ihm selbst durch den Kopf schwirrte. Der Schatten fragte jedoch nur in leisem Ton: "Wieso willst du nicht zurück? Ich bezweifle, dass du dort ein schlechtes Leben haben wirst. Am Hofe wirst du mit offenen Armen empfangen werden! Wer weiß, vielleicht bist du eines Tages unser neuer König!" Link fiel auf wie Scáth die Nase rümpfte, als er bemerkte, dass er "unser" neuer König gesagt hatte. Dann schüttelte er den Kopf und blickte in Scáths rote Augen. "Und was wird aus dir und Aron und Gwin?", fragte Link zurück. "Zelda würde mich vielleicht wie ein Schoßhündchen an ihrem Hof halten, aber dich? Außerdem, wer weiß wie viel Zeit ich dann noch draußen mit Epona und Gwin verbringen kann. Nein, das würde nicht gut gehen . . . Mein ganzes Leben war ich glücklich und ich wusste, dass ich nie allein bin, aber . . .", er unterbrach sich selbst und wandte den Blick ab. Scáth stieß einen tiefen brummenden Laut aus und ergänzte: "Aber du hast dich nicht zu Hause gefühlt, weil irgendetwas gefehlt hat - du wusstest aber nicht . . . wir wussten aber nicht was es war." Link sah ihn erneut an. Und erst jetzt fiel ihm auf, wie sehr sich das Verhältnis zwischen ihnen doch verändert hatte. Am Anfang hatten sie sich gehasst und wollten sich (mehr oder weniger) umbringen. Doch jetzt waren sie entspannt und ausgeglichen in der Nähe des jeweils anderen und redeten ruhig miteinander. Sie verstanden sich gegenseitig, sie verstanden sich wirklich, was vor allem daran lag, dass sie eine Weile lang den selben Körper teilten. Eine Weile war Links Leben auch das von Scáth gewesen. Aber nun waren beide frei - und doch waren sie stärker aneinander gebunden als jemals zuvor. Das war nur logisch, denn in jedem Menschen gab es eine gute und eine böse Seite, die Frage war nur welche sich durchsetzte. Und diese beiden Gegensätze hielten einander im Gleichgewicht. Wenn aber nun die beiden Seiten einer Seele getrennt wurden, war es nur natürlich, dass sie die jeweils andere zum Überleben benötigten. Sie stießen sich gleichermaßen ab, wie sie sich anzogen. Mit einem müdem Seufzer erhob Scáth sich. Link schloss aus seinem Verhalten, dass seine Kräfte wieder wuchsen, weil die Abenddämmerung angebrochen sein musste. "Ich werde den Soldaten einen netten Empfang bereiten!", knurrte der Schatten belustigt. Link schoss nun ebenfalls hoch. "Nein!" Scáth machte bereits Anstalten ihm zu wiedersprechen, doch auf einmal schwankte er und bevor er hinfiel packte Link seinen Arm, um ihn auf den Beinen zu halten. "Wir halten uns von ihnen fern." , redete er eindringlich auf Scáth ein. Der wiederum murrte etwas unverständliches und löste mit einem Ruck seinen Arm aus dem Griff Links. "Wieso? Wir . . . Verzeihung, du hast doch auch den ein oder anderen Soldaten auf dem Gewissen, oder etwa nicht? Sie waren dir im Weg und wollten nicht zu hören, also hast du dir den Weg frei gemacht! Aber nein! Sobald ICH sowas mache ist das natürlich eine Straftat!" Link schüttelte entschieden den Kopf und entgegnete: "Ich hatte keine Wahl! Es ging immerhin um Zeldas Leben . . . um das Leben aller Menschen dieses Landes - und später vermutlich auch um die angrenzenden Länder!" Scáth war mit dieser Antwort ganz und gar nicht zufrieden, doch entgegen Links Erwartungen einer bissigen, patzigen Bemerkung ging er nur schweigend zurück zu dem Baum, an dem sein Schwert Ceo und sein Höllenschild lehnten und schulterte beides. "Nein!", meinte Link erneut. Er versuchte seinen Tonfall so monoton wie möglich zu halten, doch das war leichter gesagt als getan. "Reg dich ab, man! Ich will heute Abend wenigstens was vernünftiger im Magen haben! Und du machst ja keine Anstalten dich drum zu kümmern!" Tatsächlich! Erst jetzt fiel Link auf, dass sie in den vergangenen Tagen bereits auf Jagd gehen mussten und er wollte eigentlich jagen gehen - doch da waren die Soldaten des Generals in sein Blickfeld gekommen. Deswegen war er zu dem Clown gegangen, denn es war vollkommen klar, dass der General diesen umständlichen Weg nur nutzte, um Bib´tan auszufragen. Zum Glück hatte der Clown Blakom nicht verständlich gemacht, wen er ein paar Meter hinter der Tür, in einer dunklen Ecke vermutete - das hätte schlimm für Link enden können . . . Ein schriller Pfiff riss ihn aus seinen Gedanken. Scáth blickte ungeduldig in die Richtung, in der Epona vorhin vom dichten Wald verschluckte worden war. Bereits kurz darauf erschien ein dunkler Umriss, der sich während des Näherkommens langsam Formen aneignete. - Aron - Er gehorchte seinem Reiter mittlerweile genauso gut wie Epona es seit ihrer beider Jugend bei Link tat. Und keinen Augenblick später tauchte die Stute ebenfalls auf und knabberte frech an Arons Widerrist, während Scáth seinen Hengst sattelte. Tja, Aron war wirklich ein Fall für sich - ebenso wie sein Herr. Entgegen dem Herdentrieb, der bei Pferden natürlich veranlagt ist, war er sogar gerne allein. Nur ab und zu suchte er Eponas Gesellschaft aus eigenem Antrieb auf. Während die braune Stute gerne und oft mit ihm spielte, wurde es Aron meistens zu viel und zu wild und dann biss er sie weg. Dennoch trug sie nie ernste Verletzungen davon. Höchstens mal eine minimale Bisswunde, die schnell wieder heilte. Ein solcher Moment war jetzt mal wieder gekommen. Epona stupste mit ihrer Schnauze gegen Arons Hals, doch als der darauf nicht reagierte, schwang sie ihren Kopf und traf damit heftig seine Schulter. Der Hengst strauchelte nach links und Scáth wollte erschrocken zurückweichen, doch dann fiel der noch nicht festgezurrte Sattel von Arons Rücken und traf Scáth mit voller Wucht, der fiel hin, den Sattel auf ihm liegend und rührte sich nicht mehr. Mit schnellen Schritten stand Link neben seiner Stute, packte sie am Unterkiefer und riss den Kopf zu ihm herum. "Spinnst du eigentlich? Mach das du mir aus den Auge kommst!", schrie er sie an. Epona legte ängstlich die Ohren an und wich nach kurzem Zögern einige Schritte zurück. Das alles geschah in nicht mal einer Hand voll Sekunden und Aron strauchelte immer noch. Link machte einen Satz, landete vor seiner linken Flanke und stemmte sich heftig dagegen. Aron bohrte derweil seine Vorderhufe in den Boden und stand kurz danach wieder sicher auf allen Vieren. Plötzlich schwang er seinen großen Kopf und hätte Link sich nicht reflexartig geduckt, hätte der Hengst ihn gegen den nächsten Baum geschmissen. Das war aber nicht seine Absicht, denn er streckte die weiche Schnauze zu dem immer noch am Boden liegenden Scáth aus und machte auf Link den Eindruck als wäre er . . . besorgt. Falls Pferde so etwas überhaupt empfinden konnten . . . So schnell es eben ging hievte Link den schwarzen Ledersattel von Scáth herunter, schmiss ihn unachtsam auf die Seite und kniete sich neben den Schatten. Er packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn heftig. Währenddessen stand Aron neben ihm und stieß ein unglückliches und zugleich verzweifeltes Wiehern aus. Vermutlich hätte er sogar aggressiv reagiert, wenn er Link nicht schon kennen würde. Langsam öffnete Scáth die Augen. "He!", kam ein schwacher Protest. "Hör gefälligst auf mich durchzuschütteln! Ich bin doch kein Spielzeug!" Sofort legte Link ihn wieder auf die Erde. "Ist bei dir soweit alles ok? Arons Sattel hat dich getroffen . . ." "Das weiß ich auch!", zischte Scáth wütend. "Deine vermaledeite Stute!" "Es tut mir leid . . . Sie wollte nur spielen." Scáth starrte ihn vorwurfsvoll an: "Sie will immer nur spielen!" "Es tut mir leid!", meinte Link aufrichtig! "Pah! Und was bringt mir das jetzt bitte?" Der Schatten setzte sich fluchend auf, wankte und fasste sich mit der Hand an den Kopf. Aron stupste ihn vorsichtig mit der Schnauze an. Scáth kraulte seinen Nasenrücken und gestand seufzend: "Schon gut, Kleiner! Es ist ja nicht deine Schuld." Dann fiel ihr beider Blick auf Epona, die einige Meter entfernt, neben ihrem Sattel und dem Zaumzeug stand, dass Link dort vorhin abgeladen hatte und den Kopf beschämt gesenkt hielt. Bevor Scáth noch auf die Idee kam sie wütend anzuschreien, erhob sich Link langsam und ging auf Epona zu. Schweigend hob er den Sattel auf und legte ihn ihr auf den Rücken - sie reagierte nicht. So sattelte er sie, ohne, dass sie überhaupt zu bemerken schien. Erst als er sich in den Sattel schwang, schoss ihr Kopf auf einmal in die Höhe, die Ohren wachsam aufgestellt. "Shshsh.", meinte Link und beugte sich vor, um ihr den Hals zu tätscheln. "Schon gut. Wir gehen jetzt unser Abendessen jagen!", redete er leise auf sie ein. Ohne Scáth noch eines Blickes zu würdigen, nahm er die Zügel auf und sobald er nur kurz an ihnen zog, um zu wenden, gab Epona sofort nach und drehte sich schnell. Kurz schnalzte er und schon lief sie gehorsam los. Nicht, dass sie sich ihm sonst widersetzte, aber so unterwürfig erlebte man sie nicht oft. Eigentlich nur, wenn sie wusste, dass sie etwas furchtbar falsch gemacht hatte. So versuchte sie ihm zu zeigen, dass es ihr leid tat und sie es wieder gut machen wollte. Link grinste breit und als sie den Wald verließen, flatterten auf der Wiese davor ein paar erschrockene Rebhühner auf und gackerten empört. Noch während er Epona die Versen an die Flanken drückte und sie angaloppierte, griff er nach seinem Bogen und zog in einer fließenden Bewegung einen Pfeil aus dem Köcher, zielte . . . und schoss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)