Schattentanz von Opailikita (Keine Geschichte hat ein Ende) ================================================================================ Kapitel 9: Vorbereitung ----------------------- Blut. So viel Blut. Der ganze Boden war rot gefärbt, zwischen all den Leichen. Ritter, Monster - ja selbst einfache Dorfleute. Sie alle lagen neben einander - oder sogar auf einander - in den Gassen, den breiten Straßen, auf dem Feld - überall. Tote, überall nur Tote. Nirgendwo war mehr ein Fünkchen Leben. Und er stand mitten zwischen ihnen. Umringt vom Tod, eingekesselt. Es gab kein Entkommen. Regen fiel auf ihn und die Leichen um ihn herum herab. Wasser benetze seine blasse Haut. Sein Schwert glitt ihm aus der Hand und klapperte, als es auf dem Boden aufschlug. Er war zerrissen. Und das spürte er ganz deutlich. Seine dunkle Seite lechzte nach dem Blut um ihn herum. Sie bäumte sich auf und wollte sich nicht mehr bändigen lassen, sich nicht mehr in den hintersten Winkel seines Bewusstseins vertreiben lassen. Aber war es denn so schlimm? Wenn das Böse von einem wich, dann konnte man doch erst seine wahre Güte zeigen. Dann müsste sich doch ebenfalls die gute Seite entfesseln . . . oder nicht? Er sank auf die Knie und hob den Kopf. Der Himmel war nicht grau. - Nein, er war schwarz. Blitze zuckten und Donner grollte wütend. "Din . . . Nayru . . . Farore . . .", hauchte er. "Was bin ich? Wer bin ich? Was soll ich tun? Wieso helft ihr mir nicht?" Seine Stimme war kaum mehr als ein Zittern der Stimmbänder. Er starrte auf seine verkrampften Hände. Dummkopf! . . . Wie konnte ich mich nur so irren? Wenn die böse Seite sich entfesselt, verbreitet sie nur Böses und die gute nur Gutes. Nein. Denn trennen sie sich, dann geht alles zwischen ihnen verloren, fällt in einen dunklen Abgrund. Liebe, Hass, Mitgefühl, Angst - weg. Verloren, auf dass ich sie nie wieder zurückerlange. - Zelda hatte den großen Saal räumen lassen. Auf Larons Befehl hin wurde ein großer Tisch hereingebracht mit einer großen Karte darauf. Sie standen nun zu fünft um den Tisch herum und Link hatte begonnen zu erzählen. Auch sein Schatten trug seine Kapuze inzwischen nicht mehr, schwieg und betrachtete Ilya, die den Kopf gesenkt hielt und dicht bei ihm stand. " . . . und ich fürchte, dass Hyrule erneut in Gefahr schwebt.", endete Link. Zelda betrachtete ihn nachdenklich, bevor sie sich an Scáth wandte. "Und was ist mit dir? Wo kommst du her?" Der Schatten sah sie aus feuerroten Augen an und schnaubte arrogant. "Das tut nichts zur Sache und es geht dich nichts an, Möchte-gern-Prinzessin!" Laron schlug auf einmal die Hände auf den Tisch und schrie: "Wag es ja nicht so respektlos mit Prinzessin Zelda zu reden!" Scáth funkelte ihn wütend an und zischte: "Ich rede mit ihr und jedem anderen so wie ich will!" Daraufhin kam der Ritter zu ihm gestampft und packte ihn an der Kehle. Ilya wich mit einem erschrockenen Aufschrei zurück und hielt sich die Hände vor den Mund. Link legte ihr beruhigend die Hände auf die Schultern, beugte sich vor und flüsterte ihr von hinten ins Ohr: "Schon gut keine Angst. Er wird niemanden hier umbringen, solange ich dabei bin." Sofort schoss ihr wieder die Röte ins Gesicht, als sie spürte, dass er wieder so nah bei ihr war. Zelda schien zu zögern und nicht zu wissen, ob sie dazwischen gehen sollte oder es klüger wäre abzuwarten. In Scáths Augen spielte sich derweil ein gleichermaßen fantastisches wie auch angsteinflößendes Ereignis ab. Sie wurden dunkler, zu einem satten Weinrot und um seine schwarze Pupille begannen helle rote Punkte zu tanzen. Ein mörderisches lächeln umspielte seine Lippen und leise flüsterte er: "Du hast kein Recht mich zu berühren oder mir vorzuschreiben was ich zu tun und zu lassen habe. Verstehst du mich, kleiner Mensch?" Laron, der normalerweise so ruhig und gefasst war, drückte fester an seiner Kehle zu und zischte: "Entschuldige dich sofort bei deiner Prinzessin!" Der Schatten jedoch lachte lediglich, hob eine Hand und befreite sich mühelos aus Larons Griff, indem er ihm die Finger aufbog. Der Ritter starrte ihn nur fassungslos an und hatte kaum Zeit zu realisieren, wie Scáth ihn an dem Halsausschnitt der Rüstung packte und gegen die nächste Wand warf. Ilya und Zelda beobachteten nur entsetzt, wie Laron quer durch den großen Saal geschleudert wurde von einem jungen Mann, nicht einmal halb so alt wie er selbst. Mit einem dumpfen Knall prallte er ab und sank auf den marmornen Fußboden, wo er regungslos liegen blieb. Die Prinzessin ging auf den Schatten zu, riss ihn am Arm herum und schlug ihm mit der flachen Hand auf die Wange. Er starrte sie nur wütend an und ließ langsam die Hand zu seinem Schwert wandern. Ilyas Augen weiteten sich und bevor der Gedanke Zeit hatte sich zu manifestieren rannte sie bereits los und hielt ihn fest. "Nein! NEIN! Hör auf!", kreischte sie. Link betrachtete die ganze Szene stumm, wandte sich um und hielt langsam auf den am Boden liegenden Ritter zu. Höchstwahrscheinlich war es sowieso besser, wenn Ilya und nicht er versuchte Scáth zu beruhigen. Der Schatten derweil schlug sie mit dem Arm weg und zog Ceo. Das Schwert glitt mit einem leisen Zischen aus der Scheide und verströmte augenblicklich dunkle Aura. Ilya raffte sich erneut auf, schlang die Arme um den Schatten, presste ihr Gesicht gegen seinen Rücken und begann leise zu weinen. Musste so etwas eigentlich immer ausarten? Sie wollte nicht, dass Zelda irgendwas passierte. Sie war doch eine ihrer besten Freundinnen. "Lass mich los.", knurrte er leise. "Erst wenn du aufhörst mit diesem Unsinn! Du bist doch auch Link, oder? BITTE! HÖR AUF!" Und für einen Moment schien der Puls der Zeit aufzuhören zu schlagen. Link, der dem Ritter aufhalf war wie eingefroren, ebenso wie sein Schatten. Dann wanderten ihre Augen bis sich ihre Blicke trafen. - Ich bin du . . . - Du bist ich . . . . . . Nein. Wir sind nicht eine Person. Ihre Herzen schlugen im Takt, ihr Atem war der einer Person und ihre Sinne waren geschärft um überall und jederzeit die andere Hälfte beschützen zu können. "S . . . Scáth?", fragte Ilya kleinlaut. Der Schatten zuckte zusammen und sah sie mit geweiteten Augen an. Dann hob er mit einem leisen Seufzen die Hand, legte sie ihr auf den Kopf und murmelte: "Schon gut, schon gut. - Und lass mich jetzt endlich los." Zögernd ging sie auf die Forderung ein. Dann fuhr sie herum und starrte Link angsterfüllt an. "Was ist hier los? Was ist mit euch? Wieso willst du mir den nichts sagen?" Er erwiderte ihren Blick. Langsam hob er die Hand und streckte sie in ihre Richtung aus. Ilya aber schüttelte den Kopf und zog die Schultern hoch. Der Schatten trat knurrend hinter sie, beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: "Geh schon!" Er schubste sie leicht, aber bestimmt und sie stolperte vorwärts. Beinahe direkt in Links Arme. Der fing sie auf, zog sie in eine Umarmung und verkniff sich, Scáth einen mahnenden Blick zuzuwerfen. Ilya krallte sich in seinen Umhang und drückte das Gesicht an seine Schulter. "Sch-schon wieder? Kommt d-die böse Dunkelheit schon wieder? Ich will das nicht nochmal erleben müssen!" Er strich ihr beruhigend durch das kurze Haar. Zelda betrachtete die beiden traurig und wandte schließlich den Blick ab. "Also Schatten? Was sollen wir tun?" Scáth drehte sich zu ihr um und schnaubte abfällig. "Du weißt also über mich Bescheid?" Die Prinzessin sah ihm in die roten Augen und erklärte: "Ich war mir nicht sicher, aber . . . du siehst für mich nach einem aus und . . . ich hatte keine andere Erklärung." Er knurrte und meinte: "Es ist dein Königreich. Obliegt es dann nicht auch dir deine Leute zu führen, anstatt auf einen Jungen aus einem kleinen Dorf und seinen mordlustigen Schatten zu hören?" Laron trat zu ihnen, schenkte ihm einen hasserfüllten Blick und wandte sich an seine Herrin. "Was sollen wir tun Prinzessin?" "Was rätst du mir?" Laron legte die Hand ans Kinn und fuhr sich über seinen Bart. "Wir müssen uns wappnen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Hyrule so etwas nochmal passiert!" "Keine Angst. Es wird nicht soweit kommen, wie beim letzten Mal, denn dieses Mal bin ich hier.", flüsterte Link Ilya zu. Vorsichtig löste er sich von ihr, schenkte ihr ein schwaches Lächeln und steuerte dann direkt auf Zelda zu. "Wir müssen uns rüsten. Stellt eure Truppen auf, ruft den Notstand aus und warnt die anderen Länder." Die Prinzessin kniff die Augen zusammen und erhob ihre Stimme in erhabenem Tonfall: "Bist du dir sicher, dass wir in Gefahr schweben? Ihr müsst verstehen: Wir haben die alte Krise gerade erst hinter uns gebracht und in allen Ecken des Landes werden Dörfer und Städte wieder aufgebaut. Noch nicht einmal hier in der Hauptstadt sind die Reparaturen abgeschlossen, sodass ich die Architekten und Baumeister ausschicken könnte um dem Rest des Landes zu helfen." Scáth lachte gehässig auf und kam Link zuvor: "Nun gut! Baut ihr ruhig weiter! Errichtet eure Stadt erneut, auf das sie prunkvoller wird denn je! Den Rest des Landes könnt ihr bald abschreiben und spätestens in einigen Monaten wird Hyrule fallen! - Und weder ich noch meine lichte Hälfte werden etwas unternehmen." Ilya riss die Augen auf und rief: "Das dürfen wir nicht zulassen!" Zelda nickte und erwiderte: "Laron! Schicke Ritter in die wichtigsten Städte unsres Landes und vor allem an die Grenzen! Wir müssen einen sicheren Ring um Hyrule ziehen! - Ich werde mich um Lord Syrus kümmern. Mit etwas Glück wird er uns Unterstützung zukommen lassen." Link erwiderte: "Wir werden helfen. Wenn Scáth und ich etwas ganz schlecht können, dann ist es dasitzen und abwarten. Also mit eurer Erlaubnis, Hoheit?" Zelda blickte ihn einige Momente überrascht an, dann aber nickte sie und erklärte: "Dann geht zu den Zoras und bittet als meine Gesandten um ihre Hilfe." "Ich werde mitkommen!", ging Ilya dazwischen. Sie wurde von allen vieren gemustert und erhielt schließlich von Link und seiner dunklen Hälfte ein einstimmiges: "Nein!" "Doch! Immerhin war ich es, die Prinz Ralis gerettet hat." Link schüttelte den Kopf: "Das ist zu gefährlich, Ilya!" "Nein ist es nicht!" Zelda seufzte und legte dem Mädchen eine Hand auf die Schulter: "Ach, Ilya! Bitte. Ich brauche dich hier, damit du mir helfen kannst." Aber sie blieb hartnäckig und bockig und begann alle samt wütend und laut zu belehren, wieso sie mitkommen musste. Schließlich ging es mit Scáth durch und er begann sie durch zu schütteln und sie anzuschreien: "Sag mal bist du schwer von Begriff? Wer hat euch den damals beschützt, als ihr den Prinzen unbedingt zurückbringen wolltet? Und wer hat euch damals überhaupt aus der Schattenwelt zurückgeholt? Du bist uns ein Klotz am Bein! Geht das nicht in deinen dummen, bockigen Schädel, kleines Mädchen?" - Link schlenderte durch den Schlossgarten und sah sich um, als er auf einmal ein ihm wohlbekanntes Geräusch vernahm. Er ging in die Knie und streckte eine Hand aus. Plötzlich raschelte es in einem Rosenbusch und Gwin kam herausgeschossen. Link musste schmunzeln und meinte: "Wir haben uns schon sehr lange nicht mehr gesehen, mein Freund! Aber offenbar ist es dir ja gut ergangen!" Das Frettchen leckte ihm kurz mit seiner kleinen Zunge über den Finger, bevor es auf seinen Arm sprang und ihm auf die Schulter kletterte. Dann setzten sie ihren Weg fort. Der ganze Garten stand in Blüte und die Blumenpracht war enorm gestiegen, seitdem er zum letzten Mal hier war. Bewusst hielt er auf einige Bäume zu und tatsächlich begann Gwin kurz darauf zu knurren. Er setzte das kleine Tier auf einer steinernen Bank ab und murmelte nur schnell: "Warte hier kurz auf mich, Kleiner." Dann ging er näher zu den Bäumen und konnte auf einem dicken Ast eine Gestalt ausmachen. "Möchtest du jetzt für immer da oben sitzen bleiben?" "Nur so lange bis du weg bist!", wurde er angefaucht. Link lachte nur leise, legte seine Hände auf den Ast und zog sich flink nach oben. Er wandte den Blick und sah Ilya direkt in die Augen. "Du verhältst dich wie ein kleines Kind." Sie schnaubte nur, verschränkte die Arme und zischte: "Und wenn schon!" Seufzend pflückte er ein Blatt, hielt es sich an die Lippen und stimmte eine kleine Melodie an. Ohne es zu wollen sah sie ihn doch wieder an. Er hatte seine Augen geschlossen und gab sich den Tönen hin. Dann endete das sanfte Spiel und er erwiderte ihren Blick mit einem leichten Lächeln. "Nun? Vergebt ihr mir, my Lady?" Sie blies die Backen auf und murrte: "Wieso sollte ich?" Schmunzelnd kam es zurück: "Weil ich vorher nicht gehe." Ilya wollte etwas entgegnen, wurde aber nur rot und mummte sich in ihren Umhang ein. Link seufzte und streckte, wie bereits vorhin im Saal, die Hand nach ihr aus. Doch diesmal legte sie ihre zögerlich in die seine und suchte mit ihrem Blick unsicher seine Augen. Er lächelte ihr charmant zu und zog sie langsam näher. "Hör mir zu. Ich werde dafür sorgen, dass Hyrule wieder sicher ist. Ich werde die Zoras um Unterstützung bitten - sie werden nicht verwehren. Sie kennen jeden einzelnen Teich in Hyrule und sie werden uns helfen. Ich bestelle Ralis die besten Grüße.", redete er leise auf sie ein. Mit dem Zeigefinger hob er ihr Kinn an. "Vertraust du mir?" Sie sah ihn mit großen Augen an und die Tränen stiegen ihr in die Augen. Dann nickte sie und flüsterte: "Ich vertraue dir." Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen, bevor er sich vorbeugte und sie küsste. Ilya starrte ihn fassungslos an, aber schließlich erwiderte sie doch und gab sich den verführerischen, warmen und weichen Lippen hin. Sie hätte wirklich niemals gedacht, dass es sie so zutiefst von Freude und Glück erfüllen würde. Eine Träne lief ihr über die Wange und sie spürte nur ein paar glühende Finger, die sie wegwischten. Dann löste er sich wieder von ihr und hauchte ihr gegen die Lippen: "Ich muss los." Sie lief nur hochrot an und stotterte: "Sch-schau, da-dass du mir nicht ertrinkst b-bei dem v-vie-len Wasser." Er lachte nur leise und ihr ganzer Körper erbebte. Kurz darauf, noch bevor sie es realisierte, war er von dem Ast gesprungen und grinste noch einmal zu ihr hinauf. Er fuhr herum und steuerte mit einem selbstsichern Gang wieder aufs Schloss zu. Sein Umhang blähte hinter ihm und ließ ihn noch eindrucksvoller aussehen. Gwin hatte sich zusammengerollt und döste, doch sobald Link ihn sah und leise pfiff, reckte das Frettchen die Ohren, streckte sich und gähnte. Im Vorbeilaufen sprang es auf seine Hand und er setzte es sich auf die Schulter. "Also los, Gwin. Gehen wir unser Land retten." Das Frettchen keckerte und schien seine Zustimmung zu geben - nicht begeistert, aber es gab seine Zustimmung. Das große Tor des Schlosses schwang auf und ließ ihn austreten. Auf dem Vorhof warteten bereits sein Schatten mit den Pferden und eine Truppe von Laron. Link ging die Treppen mit einem fliegenden Gang hinunter und immer noch blähte sein Umhang hinter ihm. Scáth schmunzelte und obwohl er beinahe dreißig Meter von seiner anderen Hälfte entfernt stand, hörte Link - und nur Link -jedes Wort klar und deutlich. "Na? Hattest du deinen Spaß?" Am Fuße der Treppe hielt Link und starrte ihn entsetzt an. - Was denkst du von mir? - Hahaha! Na was wohl? - Mein Gott! Du bist abstoßend! - Ich riech doch bis hierher, dass du sie geküsst hast! - Ach lass mich! Laron kam zu ihm, einen kleineren, aber kräftigen Mann in seiner Begleitung. "Master Link? Da ich euch nicht begleiten kann, möchte ich euch jemanden vorstellen. Er ist mein bester Mann und ein ausgezeichneter General. Das hier ist Tac Blakom." Link nickte ihm freundlich zu, während der General ihn musterte. Er schien ein rauer Geselle. "Und wegen dieser halben Portion mussten wir das ganze Land durchkämmen?", knurrte er. Der Blick des Helden wurde kühl und Larons Augen weiteten sich. "Wie kannst du es wagen, Blakom? Ohne ihn wären wir alle noch immer in der Schattenwelt gefangen." "Jaja, gewiss, Sir." Link erwiderte seinen Blick gelassen und meinte: "So, General, wir werden also für eine Weile das Vergnügen haben, ja?" Blakom murrte, wobei er sich spöttisch verbeugte: "Solange, bis sich unsre Wege teilen, da wir nicht exakt in dieselbe Richtung müssen, Master." Die beiden wollten ihm noch etwas mitteilen, aber er ließ sie schlichtweg stehen und ging zu seinem Schatten. Der streckte ihm die Zügel Eponas entgegen. Seine Stute begrüßte ihn fröhlich. Sanft strich er ihr über den Nasenrücken und murmelte: "Es geht wieder los, meine Hübsche." Beide schwangen sich in den Sattel. Aron ließ ein triumphierendes Wiehern hören und stampfte mit den Vorderhufen auf. Link wandte sich und zog an den Zügeln. Epona erhob sich auf die Hinterbeine und begann auszuschlagen. Die Wachen wichen erschrocken zurück, während ihr Reiter rief: "Na los! Steigt auf! Wir müssen los." Sie verließen die Stadt und ritten an der Spitze des langen Zuges an Wachen. Einige Generäle verließen auf einmal die Stadt um jede Ecke des Landes vorzubereiten. Scáth trieb seinen Hengst neben Epona und fragte leise: "War es schwer?" Link sah ihn aus dem Augenwinkel und erwiderte traurig: "Was meinst du?" "Das weißt du genau. War es schwer ihr Gefühle vorzugaukeln?" Seiner lichten Hälfte wollte eine Träne über die Wange rollen, aber er konnte keine Trauer empfinden, um sie auf den Weg zu schicken. "Scáth? Du hast recht. Ich . . Du . . . Wir hatten Gefühle für sie - und ich will sie wieder finden!" "Das würde bedeuten wir müssen wieder verschmelzen. Dann würde der Kampf wieder von Neuem beginnen. Welche Seite sich durchsetzten kann, ob wie dann wieder ein Engel sind oder zum Mörder werden." Link nickte. "Aber so kann das nicht weitergehen. Wenn ich im Regen stehe - ich fühle keine Kälte. Wenn ich alte Freunde wieder sehe - ich fühle keine Freude. Als ich sie geküsst habe - ich empfand keine Liebe. Ich bin eine leere Hülle." Der Schatten schnaubte und meinte: "Was wenn sie davon erführe? Wenn sie erführe, dass du sie nur geküsst hast, um sie glücklich zu machen und um herauszufinden, ob du nicht einmal bei so etwas eine kleine Regung von Gefühlen empfinden kannst." "Sie würde mich hassen." "Und du könntest es dennoch verkraften." "Ja, denn ich empfinde keine Schuld. Du ebenso wenig. Wir beide, mein Schatten, wir sehen die Dinge wie sie sind. Wir haben keine Probleme mit dem Töten, denn wir wissen wen und was wir töten dürfen. Die Gesetzte der Welt leiten uns." "Sie sorgen dafür, dass wir nicht sterben, weil wir keine Gefühle haben die uns warnen könnten. Die Göttinnen wachen über uns." "Die Frage ist: Wollen sie, dass unser Blick wieder durch Gefühle getrübt wird?" "Finden wir es heraus, lichte Hälfte." "Ja . . . tun wir es." Auf der Ebene kam ihnen eine Horde von Goblins entgegen und einige Dekuranha sprossen überraschender Weise aus dem Boden. Die Pferde der Ritter scheuten und wieherten, buckelten ihre Reiter teilweise ab. Link hingegen trieb Epona mitten zwischen die Monster und kämpfte vom ihrem Rücken aus mit dem Schwert. Sein Schatten folgte ihm auf dem Fuße. Ein Goblin stürzte sich auf Link und wollte ihn aus dem Sattel reißen, doch der hieb dem Untier den Arm ab. Epona drehte sich blitzschnell und trat dem Monster mit ihren kräftigen Hinterhufen ins Gesicht. Scáth derweil griff zum Bogen und trennte die Dekuranha zuerst ab und durchbohrte dann ihre Köpfe. Schließlich entschloss sich Link dennoch abzuspringen. Er glitt wie ein leiser Hauch zwischen die Feinde und bewegte sich so flink, dass er so gut alle seine Gegner durchbohrt hatte, bevor sie ihn auch nur annähernd bemerkten. Das Adrenalin rauschte noch beiden in den Ohren, als der Kampf vorbei war. Die Generäle, die ihre Pferde beruhigt hatten, starrten die jungen Männer nur fassungslos an und wollten nicht glauben, dass zwei, die nur halb so alt waren wie sie selbst so leicht so viele Monster getötet hatten. Link schwang sich wieder in den Sattel und rief ihnen zu: "Blakom! Wir werden voraus reiten. Nehmt es uns nicht übel, aber ihr seid uns zu langsam. Viel Glück!" Dann riss er einmal an den Zügeln und Epona stob los. Aron warf den vielen Menschen noch einmal einen Blick aus seinen dunklen Augen zu, bevor er der Stute nachsah. Der Schatten auf seinem Rücken schnalzte kurz mit der Zunge und schon galoppierte der Hengst los. Sie holten schnell auf und beide Pferde verfielen in eine ruhige Rutine. Link beugte sich ein wenig weiter vor und flüsterte: "Auf zu den Wasserfällen, meine Hübsche, auf zu den Zoras." Epona wieherte laut und schlug bereits von allein die richtige Richtung ein. Auf Scáths Lippen bildete sich ein Lächeln und er rief gegen den Wind: "Glaubst wir würden uns freuen die Fischmenschen und ihren kleinen Prinzen wiederzusehen, wenn wir Gefühle hätten?" Seine lichte Hälfte schwieg kurz bevor sie antwortete: "Ich . . . ich denke schon." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)