Schattentanz von Opailikita (Keine Geschichte hat ein Ende) ================================================================================ Kapitel 11: Entscheidung ------------------------ "Das hast du gut gemacht, kleiner Freund." Mit einem zufriedenen Bellen ließ Gwin sich den Bauch kraulen. Sein Magen war von der Jagd gefüllt, draußen hatte es geregnet, doch hier drin konnte er sich nahe an der Feuerstelle wieder aufwärmen. Was wollte man mehr? Ein Stöhnen ließ das Frettchen und seine Begleitung aufschrecken. "Sieht aus, als würde er erwachen." Beide traten sie an das breite Bett, Gwin sprang herauf. Seine Begleitung beugte sich vorsichtig über das Bett, lächelte dem jungen Mann ins Gesicht, als er langsam die Augen aufschlug. "Guten Abend, Auserwählter.", lächelte sie ihn an. "Ich muss schon sagen: Du hast dir einen äußerst ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht, um ohnmächtig zu werden. Die Schatten strecken ihre Hände nach dieser Welt aus." Link sah nur stumm in dieses sanfte, wunderschöne Gesicht. Gab es ein perfekteres auf dieser Welt? Wie in Trance streckte er die Hand aus, fuhr der Frau, die sich über ihn beugte über die Wange. Daraufhin erklang ihr glockenhelles Lachen. "Du erkennst mich wieder, Auserwählter? Ich fühle mich geehrt." "Was tust du hier?", fragte er leise. Sie lächelte ihn nur auf eine Art und Weise an, die das Herz eines jeden Mannes höher schlagen ließ. Dann ergriff sie die Decke, zog sie ein Stück von ihm herunter, sodass seine Brust sichtbar wurde. Ein Verband war fest darum gewickelt. "Du hattest innere Blutungen. Ich bin hier, um die zu helfen." Die Frau beugte sich ein Stück weiter runter. Er konnte bereits ihren Atem auf der Haut spüren. Sie strich ihm mit einem kalten Finger über die Lippen. "Ich kann dich heilen. Du musst mich nur darum bitten. Du weißt, ich kann Wünsche erfüllen, aber nicht aus eigenem Willen handeln." Ja, das wusste er und er verstand. Seine blauen Augen versanken in ihren, als er flüsterte: "Heile mich, Große Fee." Zufrieden nickte sie und legte ihre Lippen auf die seinen. Sie waren so kalt. Eiskalt. Aber er erwiderte den Kuss, als es in ihm zu ziehen begann. Die Große Fee bohrte ihm ihre Zähne in die Unterlippe, bis sie beide sein Blut schmecken konnten. Bereits kurz darauf löste sie sich wieder von ihm und in dem Moment, in dem sie die Berührung abbrach, begann sich eine lodernde Hitze in ihm auszubreiten. Ein Keuchen entfuhr ihm, Schweiß trat ihm auf die Stirn. Dann verließ ein Schrei seinen Mund. Die Große Fee lächelte nur weiterhin, legte ihm dann eine Hand auf die Brust. Durch ihre Finger floss die Kälte in ihn, bekämpfte das Feuer, verschaffte ihm Linderung. Nach einer Weile richtete er sich schwer atmend auf und sah sich um. Sie waren in seinem Haus. Auf einmal spürte Link eine feuchte Berührung an der Hand. Gwin leckte sie fröhlich ab. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er dem Frettchen den kleinen Kopf streichelte. "Deinem kleinen Freund hast du es zu verdanken, dass du hier aufgewacht bist. Er hat mich zu deinem Haus geführt.", erwiderte die Frau "Danke, Gwin." Das Frettchen antwortete nur mit einem leisen Keckern. Link aber hob seinen Blick wieder, betrachtete die Große Fee vor ihm. Offenbar hatte sie sich immer noch entschlossen obenrum nichts anzuziehen, denn wieder bedeckte ihre Brust nichts außer ihre langen, schimmernden Haare. "Noch einmal: Was tust du hier?" Sie lächelte ihn charmant an und setzte an: "Auserwählter ... letztes Mal, als unser Land dem Untergang geweiht war, haben wir Feen nichts unternommen, um unseren Grund und Boden zu beschützen. Dieses Mal wird das anders sein. Wir werden dich unterstützen. Ich werde mit aller meiner Macht für meine Freiheit und für die meines Volkes kämpfen. Einige Feen werden dich begleiten und dafür sorgen, dass es dir nie an Kraft mangelt, dass du nicht an Verwundungen und Müdigkeit zusammenbrichst." "In der Regel erweist mir eine Fee einmal ihren Dienst und kehrt dann zu ihrem Geburtsort, zu den anderen Feen zurück, von welcher Quelle ich sie auch immer geholt habe." "Diese werden bei dir bleiben." Link nickte knapp und erhob sich. Plötzlich zuckte er zusammen, fuhr herum und rief aufgeregt: "Wie lange war ich bewusstlos?" Die Frau sah in beruhigend an und erwiderte: "Einen Tag." "Gut .. dann hab ich das Eintreffen der Zoras noch nicht verpasst. Vielleicht schaffe ich es sogar noch die Leute aus Kakariko zu evakuieren und die Goronen um Hilfe zu bitten, wenn ich sofort los reite." Seufzend erhob die Große Fee sich, legte ihm eine Hand auf die Schulter und begann ihn gebieterisch zu belehren: "Du magst vielleicht kein sterblicher, zerbrechlicher Mensch sein, aber dennoch brauchen auch deine Wunden Zeit zu heilen. Dein Körper ist stark und durchflutet von göttlicher Kraft, aber wie ich sagte: Durchflutet - nicht daraus gemacht. Auserwählter, du besitzt nicht die Kraft des Regenerierens, wie die meisten magischen Wesen und Götter es inne haben." Link seufzte, griff nach Gwin und setzte sich das Frettchen auf die Schulter, was dieses nur leise kommentierte. "Ich danke dir für deine Sorge, Große Fee, aber ich darauf im Moment keine Rücksicht nehmen. Hier geht es nicht um mich, sondern um Hyrule." Mit schiefgelegtem Kopf musterte sie ihn und murmelte leise: "Bitte, nenn mich Ohelia. Das ist mein Name." Link nickte nur knapp. "Ich danke dir, Ohelia. Scáth? Bist du bereit?" Sein Schatten wuchs, ließ nach und nach sein dunkles Ebenbild erscheinen. Dieses drehte sich zur lichten Hälfte um und knurrte: "Die Goronen also? Na schön, einverstanden." Link zog sich sein Leinenhemd an, darüber das Kettenhemd und zum Schluss das Heldengewand. Ohelia betrachtete es schweigend. Scáth trat zu ihr und meinte: "Warte auf uns bei der Quelle des Lichtgeists Phirone. Wir holen dich da ab." Mit einem schwachen Lächeln legte sie den Kopf schief und fragte: "Abholen?" Der Schatten sah ihr mit festem Blick in die Augen. "Du wirst mit uns ins Schloss kommen. Hol dir bis dahin etwas zum Anziehen für obenrum, verstanden?" Link trat vor die Tür und Erinnerungen wallten in ihm auf. Wie lange war er schon nicht mehr hier gestanden? Der Wald vor ihm wirkte so ruhig, so friedlich, so ... "Trügerisch." Die lichte Hälfte zuckte zusammen. Er hatte gar nicht bemerkt, wie sein Schatten neben ihn getreten war. "Ja ...", murmelte er nur. Plötzlich drang ein Wiehern an ihr Ohr. Epona und Aron traten aus dem Gebüsch hervor und fixierten ihre Reiter. Und Link war sich sicher in ihrem Augen einen besorgten Ausdruck erkennen zu können. Mit einem Lächeln sprang er vom Steg, das sein Haus umgab und landete lautlos auf dem Boden. Wozu sollte er auch die Leiter verwenden, wenn es so ging? Seine Stute trabte zu ihm und stupste ihn mit ihrer warmen, weichen Schnauze an, liebkoste ihn mit ihrem Schnauben. Link lehnte seine Stirn gegen die des Pferdes und flüsterte ihm zu: "Du hast mich gerettet, meine Kleine, du hast mich wirklich gerettet, zumindest das, was von mir noch übrig ist. So viel Loyalität habe ich gar nicht verdient." Scáth huschte derweil zurück ins Haus und holte ihre Ausrüstung. Nachdem sie sich die Schwerter und Schilde umgeschnallt hatten und die Bögen samt Köcher an den Satteln befestigt hatten, trat Ohelia vor sie. Ihr Blick wanderte zum Schatten und sie meinte mit fester Stimme: "Dann werde ich eurem Wunsch nachkommen." Ihre Flügel begannen zu leuchten und eine kleine Gruppe Feen entstieg ihnen. "Sie werden euch ab jetzt begleiten." Link nickte, beobachtete eine von ihnen, die sich mit ihrem violetten Schimmer auf seiner Schulter niederließ. Eine gelbe und eine weiß funkelnde nahmen in Eponas Schopf Platz und unterhielten sich in ihrer Sprache, die Klang als würden winzige Glöckchen klingeln. Arons Sattelknauf wurde ab da von einem weinroten Schimmer geschmückt und Scáths Hemd von einem hellblauen, einem goldbraunen und einem tief grünen. Link betrachtete sie mit einem charmanten Lächeln, was die Feen nur mit aufgeregten Rufen kommentierten. Ohelia lachte leise und erklärte: "Der Held des Landes ... beide Hälften von ihm erfreuen sich bei den Feen großer .... Beliebtheit." Scáth betrachtete sie zusammen gekniffenen Augen und knurrte: "Hipp hipp hurra. Wieder von einer Horde kreischender Mädchen umzingelt." Seine lichte Hälfte grinste gutmütig und wendete anschließend seine Stute und bohrte ihr die Fersen in den Bauch. Epona wieherte schrill und stob mit kraftvollen Sprüngen los. Aron setzte ihr nach und die Feen mussten sich an den Pferden und ihren Reitern festkrallen, um nicht vom Gegenwind weggerissen zu werden. Mit einem halsbrecherischen Tempo ließen sie den Wald hinter sich, rauschten an Latoans Quelle vorbei ohne sie eines Blickes zu würdigen. In Gedanken rief Link dem Lichtgeist eine Nachricht hinterher: Ich bin enttäuscht Latoan, sehr enttäuscht. Und über eure Feigheit bestürzt. Aber bitte, verkriecht euch nur! Es kam ihm vor, als würden sie über die Steppe hinweg fliegen, so schnell kamen die roten Felsen des Dorfes in Sicht. Den Pferden ging die Puste nicht aus, obwohl sie nicht ein einziges Mal angehalten hatten. Den ganzen Nachmittag durch waren sie galoppiert. Die Gruppe stürzte sich beinahe auf den schmalen Pfad zwischen den hoch aufragenden Felsen. Keine Minute später kam das Tor des Dorfes in Sicht, vor dem zwei Goronen Wache hielten. Die großen Bergbewohner hoben die Hände, um den Reitern zu signalisieren langsamer zu werden, doch weder Link noch Scáth waren in der Stimmung dem Folge zu leisten. Stattdessen trieben sie ihre Pferde zu Höchstleistungen an. Die Goronen wollten sich schon breitbeinig vor das Tor stellen, doch Epona und Aron waren einfach zu schnell. Sie hatten bereits darüber hinweg gesetzt, bevor die Wachen auch nur wirklich wussten was los war. Mit einem Affenzahn kamen sie im Dorf an und die Reiter warfen sich im Sattel zurück, rissen an den Zügeln. Die Pferde verlegten ihr Gewicht auf die Hinterhand und schlitterten die lange Straße entlang, die sich einmal durch das gesamte Dorf zog. Die Bewohner sprangen mit erschrockenen Schreien auf die Seite und starrten die fremden Eindringlinge ängstlich an. Epona und Aron waren verschwitzt und ihr Pelz komplett durchnässt. Die Feen klingelten mit ihren Stimmen, versuchten den Tieren, die offenbar ihr Wohlwollen gewonnen hatten, ein wenig Linderung von ihrer Erschöpfung zu verschaffen. Durch ihre Schlitterpartie hatten sie die staubige Straße aufgewühlt und eine riesige Wolke legte sich über die Gruppe, die umstehenden Bewohner und zwei der Häuser am Fuße der Klippen. Link ließ sich aus dem Sattel gleiten und Schmerz breitete sich in seinen Beinen aus, als er aufkam. Er war stundenlang wie ein Jockey im Sattel gesessen - also eigentlich mehr gestanden mit vorgebeugtem Oberkörper. Man mochte nicht glauben, wie anstrengend Reiten auch für den Reiter war. Scáth ging es nicht besser, doch er biss sich einfach in die Unterlippe, während er sich ebenso wie seine lichte Hälfte den Umhang vor den Mund presste, um den Sand, der in der Luft hing nicht einzuatmen. Sie packten ihre Pferde an den Zügeln, führten sie schnurstracks aus der Wolke, wo sie alle wieder durchatmen konnten. Die Leute bildeten eine Traube um sie, beobachteten sie teils interessiert, teils verschreckt und teils wütend. Dann hörten die beiden jungen Männer auch schon die Goronen, die Wache hielten, mit zornigem Geschrei auf sie zukommen. Die Menschen beeilten sich ihnen Platz zu machen. Scáth musterte die beiden Prachtexemplare ihrer Art gelangweilt und kraulte seinen Hengst lieber hinterm Ohr. Einer der Goronen wollte ihn schon mit seinen riesigen Pranken packen und schrie: "Na, ihr sollt lernen, was es bedeutet hier eindringen zu wollen!" "Gorgan! Nimm dich zusammen!", mischte sich eine andere Stimme mahnend ein. Die Blicke aller Anwesenden richteten sich auf das Gasthaus, aus dem gerade der Priester Leonard trat. Ihm nach folgten ebenfalls Don Corone, der gutmütige Alte, Don Ziegel, aus dessen Vulkanen Rauch aufstieg, Don Ebizo, der nicht mehr so abgemagert schien, dafür aber immer noch einen so krummen Rücken hatte und Don Regeno, der wie immer seine geistige Mitte zu gefunden haben schien. Einer neben dem anderen stellten sie sich an das Geländer, das den Holzsteg vor dem Gasthaus begrenzte. Don Corone und Don Regeno lächelten zufrieden. Don Ebizo schien noch nicht wirklich gemerkt zu haben, was der ganze Aufstand soll und Don Ziegel blinzelte interessiert. Dem Priester jedoch entgleisten alle Gesichtszüge, als er die Stute erkannte. "Das ... ist unmöglich.", hauchte er. Don Corone schüttelte den Kopf und schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken, versuchte dabei ihm nicht weh zu tun. "Ist es nicht, Leonard, ist es nicht." Dann wandte er sich an die Fremden und verkündete: "Nehmt ihnen ihre Pferde ab und kümmert euch gut um sie! Wie ihr seht sind sie ziemlich erschöpft. Grogan! Bedrohe sie nicht! Das sind unsere Freunde, gute Freunde. Hol stattdessen lieber Grogor hier her! Und ihr, Fremde, seid unsere Gäste!" Der Gorone, der Scáth so gefährlich nahe gekommen war, bedachte ihn mit einem forschenden Blick und machte sich dann auf den Weg zu seinem Oberhaupt. Während ihre Pferde weggeführt wurden, achteten Link und Scáth geflissentlich darauf, dass niemand unter ihre Kapuze lugen konnte. Mit eiligen Schritten folgten sie den Goronen-Ältesten und dem Priester ins Gasthaus in einen abgelegenen Raum, den sie für sich alleine hatten. Der Raum war nicht groß, aber hell und freundlich eingerichtet. Die Tische, Bänke und Stühle waren noch nicht alt, dass sah man dem hellen Holz an. An den weißen Wänden hingen Lampen, deren gefärbtes Glas einen goldenen Schimmer über die Anwesenden legte. Dann, als sie keine Notwendigkeit mehr sahen sich zu verbergen, legten sie die Umhänge ab, ließen sich betrachten. Leonard kam langsam auf sie zu, streckte die zitternde Hand aus und berührte Link an der Schulter. "Es ... ist wundervoll dich wiederzusehen, Held von Hyrule." Link lächelte ihn beruhigend an und nickte dankend. Plötzlich zuckte der Priester zusammen und starrte verwundert auf seinen Arm. Die drei Feen, die es sich vorher auf Link und Epona gemütlich gemacht hatten, zogen verärgert an seinem Ärmel und schienen zu wollen, das er Link losließ. Die lichte Hälfte bedachte sie mit einem strengen Blick und meinte mit mahnender Stimme: "Das sind unsere Freunde, unsere Verbündeten! Lasst sie in Frieden!" Die violette Fee flatterte darauf direkt vor seinem Gesicht umher, wollte ihn offenbar belehren, denn ihre klingelnde Stimme klang sehr aufgebracht. Link aber hob nur grinsend die Hand und schob sie auf die Seite. Die gelbe und die weiße setzten sich anschließend ruhig auf seinen Kopf, die violette aber gesellte sich beleidigt zu ihren anderen Freunden, die sich immer noch an den Schatten klammerten. Man konnte nicht behaupten, dass es diesem sonderlich gefiel. Die Goronen luden sie an ihren Tisch ein und beide setzten sich zu ihnen. Don Corone sah von Link zu Scáth und zurück. Sein Blick wurde trübe, als er meinte: "Das kann nicht gut sein." Wie aus einem Mund antworteten sie: "Es ist nicht so, als hätte ich eine Wahl gehabt." Don Regeno lachte auf, fuhr sich über seine blaue Haut und meinte: "Ihr zwei bezeichnet euch also tatsächlich als ein Ich. Hm ... eigentlich wurde der Held von Hyrule glücklicherweise für tot erklärt." Don Ebizo nickte zustimmend und flüsterte: "Ich hoffte wir hätten vor ihm endlich Ruhe!" Plötzlich schlug der Priester beide Hände auf den Tisch und rief empört: "Wie könnt ihr es nur wagen unser aller Retter ins Grab zu wünschen! Ich kann gar nicht glauben, wie naiv ihr seid, wenn ihr denkt wir hätten eine Chance ohne unseren Hel-" Don Ziegel hatte seinen Gehstock erhoben, ließ ihn zweimal auf den Boden niedersausen mit einer solchen Intensität, dass der Raum darunter erbebte. Man hätte dem ältesten der Goronen eine Kraft wie diese nicht mehr zugetraut. Aus den Vulkanen auf seinen Rücken stieg Dampf auf und sie begannen zu brodeln. "Nun reicht es aber, Leonard! Wir sind weder naiv noch sonst irgendwas!" Der blaue Gorone nickte zustimmend und packte den Priester behutsam an der Schulter. "Ich kann deine Wut verstehen, Leo. Es ist auch nicht so, als würden wir uns wünschen, dass die beiden hier nicht mehr zurückkommen. Aber du musst auch verstehen: Wenn das Böse aufwallt, dann wird unter all den Menschen ein Held sich erheben, auf das er das Böse verbannt. Wenn aber das Böse verschwindet und auf nimmer mehr geht, dann hat auch der Held keinen Sinn mehr, verstehst du?" Leonard starrte mit geweiteten Augen vor sich hin. Der sonst so besonnene Priester murmelte zutiefst bestürzt: "Also wenn der Held zurückkehrt, dann ..." Die Goronen nickten traurig. Scáth stupste seine lichte Hälfte ungeduldig mit dem Ellenbogen an. - Wir haben nicht ewig Zeit! Außerdem, wieso nimmst du Rücksicht? Du würdest dich doch eh nicht schlecht fühlen, wenn du auf ihren Gefühlen rumtrampelst! - Schon gut, schon gut. Link räusperte sich, unterbrach die unangenehme Stille, die sich inzwischen über sie gesenkt hatte. Alle Blicke richteten sich auf ihn. "Ja, ihr habt Recht mit allem was ihr sagt. Dennoch kann auch der Held nicht an unzähligen Orten gleichzeitig sein. Sie kommen, und sie kommen in Massen. Letztes Mal war nichts im Vergleich dazu. Wir müssen uns rüsten. Nehmt so viel ihre tragen könnt, nehmt die Tiere, nehmt alles mit. Kommt zum Schloss und kommt so schnell ihr könnt." Don Corone schüttelte gutmütig den Kopf. "Junger Held ...", sein Blick glitt zu Scáth, "oder zumindest das, was von ihm übrig geblieben ist: Glaubst du wirklich wir Goronen, würden unsere Heimat verlassen? Glaubst du, dass die Menschen die sich hier wieder angesiedelt haben einfach so gehen werden?" "Mir ist es egal ob sie es tun oder nicht. Aber die Lichtgeister rufen mich nicht mehr. Diesmal werden sie uns wohl nicht zur Seite stehen. Als ich versucht habe mit Latoan zu sprechen, hätte es mich beinahe umgebracht. Also habe ich meine Strategie kurzfristig geändert. Wir sammeln uns in der Hauptstadt. Nach dem Krieg gibt es ganze Viertel, die unbewohnt sind und in der Stadt sind Wiesen, die wir zu provisorischen Lagern umfunktionieren können. Wir geben die Quellen auf. Wenn ihr versucht sie zu beschützen, werdet ihr sterben." Link erhob sich, sein Schatten tat es ihm gleich. Sie griffen nach ihren Umhängen und legten sowohl die, als auch ihre Waffen wieder an. Dann wandte sich Scáth noch einmal an die Gruppe, die bis eben noch unbeschwert zusammen gesessen hatte. "Es ist unsere Aufgabe dieses Land zu beschützen. Und das bedeutet auch euch. Aber die Lichtgeister, denen ihr so vertraut, weil sie euch angeblich seit je her bewachen - wir haben sie getroffen. Und sie werden nicht kommen, sie werden uns nicht helfen. Wenn ihr hier bleibt, dann werdet ihr nicht nur zu Geistern, die im unendlichen Alptraum festhängen, sondern sie werden eure Seelen verschlingen." Don Regeno erhob sich ebenfalls und betrachtete die beiden jungen Männer vor sich. "Woher wisst ihr all das? Ihr wisst es von dort, von wo ihr zurückgekehrt seid, nicht wahr?" Link schüttelte den Kopf. "Nein, wir wissen es von den Göttinnen, denn wir haben alles, was uns im Geiste noch zum Menschen machte, abgelegt. Wir sind nun ganz in ihrer Hand." Ohne den Goronen oder dem Priester noch einen Blick zu zuwerfen verließen sie den Raum. Die beiden hatten - zum Entsetzten Leonards - nie vorgehabt auch nur länger als zwei Stunden zu verweilen. Als sie das Gasthaus verließen trugen sie keine Kapuzen mehr - und Link wurde wiedererkannt. Die Leute begannen ihnen freudig zuzurufen, auch wenn sie nicht wussten, was sie von Scáth halten sollen. Die beiden Hälften aber, standen auf der Straße und stießen einen kurzen Pfiff aus. Im nächsten Moment hörten sie bereits das Wiehern, mit dem sich ihre Pferde ankündigten. Die schönen Tiere kamen aus Richtung Eldins Quelle angeschossen. Im vollen Gallopp rauschten sie an ihren Reitern vorbei, die scheinbar mit Leichtigkeit aufsprangen. Die Feen quiekten bei diesem Manöver erschrocken und hatten Mühe sich an Hemd und Gurten, wo auch immer sie Platz genommen hatten, zu halten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)