Kinder der Welt von Tomasu ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Und damit seid ihr freigesprochen von euren schulischen Pflichten. Geht hinaus in die Welt und ergreift eure Chancen im Leben.“ So endete Professor McGonagalls Abschlussrede unter tosendem Beifall. Der Abschlussjahrgang warf seine Hüte in die Luft und die jüngeren verabschiedeten sich von liebgewordenen Freunden. Hier eine Umarmung und dort Küsschen auf die Wange. Harry stand etwas abseits, zum einen hatte er kaum noch Freunde in Hogwarts und andererseits war der ganze Trubel zu laut für Lore. Sie war jetzt sechs Wochen alt und der ganze Stolz ihrer Mutter. Die kleinen Finger griffen nach allem, was ihr zu nah kam und schlafen und essen waren noch immer ihr Lebensinhalt. Süße schwarze Locken zierten ihren Kopf und die babyblauen Augen waren zufrieden mit allem um sie herum. Ein Schutzzauber sorgte dafür, dass der Lärm der Halle für sie nicht lauter als ein Seufzen im Wind war, obwohl sie die Stimme ihrer Mutter klar und deutlich hören konnte. „Möchtest du nicht mitfeiern, Harry?“ „Nein, Severus. Ich sehe all diese unschuldigen Gesichter, die sich ihre Lebensfreude bewahrt haben. Sie haben den Krieg überlebt, wo andere gefallen sind. Viele von ihnen kennen mich nicht. Sie kennen nur ihren Helden Harry Potter oder den Jungen, der Mutter wurde.“ Leicht strich er Lore über die Wange. „Wusstest du, dass viele Schüler glauben, dass du ihr Vater bist? Sie sehen, dass ich oft bei dir bin, dass wir uns schlagartig gut verstehen und dann laufe ich mit dicken Bauch durch die Schule.“ „Und nur eines davon liegt weit von der Wahrheit entfernt. Lass die Schüler reden, so haben sie etwas zu tun und denken nicht daran, was sie verloren haben.“ „Ja. Hast du schon mit Professor McGonagall gesprochen? Hat sie einen neuen Lehrer?“ „Ja, hat sie, aber sie ist nicht glücklich, dass wir gehen. Sie meint, dass wir auf Hogwarts immer ein Zuhause haben werden. Egal wann wir zurückkommen.“ „So schnell werde ich nicht nach Britannien zurückkehren. Ich möchte Abstand von dem ganzen Trubel und die Welt da draußen interessiert mich ungemein. Solange Lore noch so jung ist, kann ich reisen, ohne Angst um ihre Ausbildung zu haben.“ Lächelnd strich der Lehrer dem Säugling über den Kopf. „Ja, noch wird es ihr nicht schaden und bevor sie nicht mindestens zehn Jahre alt ist, wird sie in Europa sowieso nicht auf eine magische Schule gehen.“ „Und auf anderen Kontinenten?“, fragte Harry. „In Afrika liegt das Einschulungsalter bei sechs Jahren. Das liegt vor allen an der hohen Kindersterblichkeitsrate in den DritteWeltLändern, wie die Muggel sagen und in Asien?“ Er überlegte kurz. „Ich glaube dort bei acht Jahre. Im Amerika und Australien dann wieder bei zehn.“ „Die asiatische Magie würde auch mich reizen noch zu lernen. Vielleicht mach ich das dann mit Lore zusammen.“ „Ich finde, es ist noch immer ein komischer Name, den du ihr gegeben hast.“ „Ich nicht. Großmutter, die Mutter von James hieß Hannelore und meine Tochter trägt den Namen LoreLei. Kurz Lore.“ „Also ein gleiches Kernstück in ihren Namen?“, stellte er erstaunt fest und blickte in die strahlenden Kinderaugen. „Ja, ich wollte sie nicht Hannelore nennen, auch wenn das ein schöner Name ist. Kinder können grausam sein und mit einem so alten Namen möchte ich sie nicht in die Welt der Muggel lassen.“ „Lass uns einfach das Fest genießen.“, meinte Snape und ging langsam auf einen der vielen Tische zu. „Gib mir mein PatenKind, dann kannst du in Ruhe etwas essen. Mit ihr auf dem Arm ist das doch anstrengend.“ Nach und nach setzten sich auch andere Schüler an den Tisch, blieben aber unter sich. Mit dem grimmigen Lehrer kam noch immer niemand aus. Dass er bei dem kleinen Mädchen in seinen Armen jedoch auftaute, war den meisten suspekt. Quälend protestierte eine kleine Stimme, alle um sie herum aßen und sie ließ man hungern. Aus den ersten leisen Geräuschen wurde schnell lautes Brüllen, was jedem im Saal unter die Haut ging und alle verstummen ließ. „Komm her, Lore, du bekommst ja auch etwas.“ Harry legte sie sich geschickt in die Armbeuge und legte einen Illusionsschleier über sich. Es musste ja niemand wissen, dass er seiner Tochter nicht die Flasche zu trinken gab. Noch vor der Geburt, hatte Harry das Verlangen gespürt, sein Kind zu stillen. Für ihn gehörte das dazu. Jede Mutter sollte ihrem Kind die Brust geben, so lange sie es konnte. Harry konnte nicht, aber wozu kannte man einen höchst begabten TränkeMeister. Die passenden Hormontränke mussten zwar immer frisch gebraut werden, stellten sonst aber kein Hindernis da. Jeder in seiner Umgebung sah nur, wie das neueste Mitglied der HogwartsFamilie an der Milchflasche trank, was nun mal nicht so war, und Harry spürte es in seinem Körper. Schnell hatte LoreLei die Brustwarze im Mund und trank gierig. „Pass auf, dass sie sich nicht verschluckt. So stürmisch wie sie heute ist, hat sie dich im Nu ausgetrunken.“, lächelte der Professor und bestrich seinem Schüler ein Honigbrötchen und legte zwei Gewürzgurken auf. Obwohl die Schwangerschaft vorbei war und Harry schon im fünften Monat kaum noch Gelüste hatte, liebte er seine Honig-Gurken-Brötchen. Sie gehörten zu seinem Frühstück einfach dazu und heute zu dem Festessen. „Ich merke es, die Warze wird nachher wieder ganz geschwollen sein. Langsam müsste ich mich aber auch daran gewöhnen, meine Prinzessin will eben alles und zwar jetzt.“ Sein Lächeln war befreit und glücklich. ~~~~~~~~~~~~ Ein Woche später stieg Harry mit Lore, Hedwig und Severus Snape in den magischen Zug nahe Oslo. Sie würden die nächsten tausend Kilometer so zurück legen. Dort, wohin sie wollten, führte kein Flohnetzwerk hin und Apparieren war zu gefährlich. Sie hatten ja nicht mal ein genaues Bild von ihrem Zielort, so dass ein Versuch gleich im Keim erstickt wurde. „Kannst du mir bitte das Babykissen geben? Wenn wir hier den ganzen Tag verbringen, möchte ich es Lore möglichst schön machen.“ Severus nickte und suchte in seiner Tasche nach dem kleinen grünen Kissen. Er fand auch noch gleich das kleine Plüschtier und brachte beides auf seine Originalgröße. „Ich danke dir.“ Leicht lächelte Harry den Teddybären an und dachte an den Augenblick zurück, als Minerva McGonagall ihn Lore geschenkt hatte. „Minerva hat wohl ein paar Schutzzauber darüber gesprochen, es fühlt sich jedenfalls so an.“, meinte der ehemalige Lehrer und half Harry sein PatenKind ordentlich zu sichern. Sie wollten ja nicht, dass ihr etwas passierte. „Sie will eben sicher gehen, dass es mir gut geht und das tut es nur, wenn es Lore gut geht. Sie versucht, mein Vertrauen an die Menschen wieder in ein positives Licht zu setzen.“ „Minerva ist ein guter Mensch, der genauso erschüttert ist wie viele andere Menschen auch. Sie macht sich Vorwürfe, dass sie Dumbledore nicht aufgehalten hat.“ „Wie hätte sie ihn aufhalten sollen? Sie wusste doch nicht, was er tat. Ja, sie hatte ja noch nicht mal den Hauch einer Ahnung.“ „Das weiß sie und dennoch gibt sie sich die Schuld.“ Mehrere Stunden fuhren sie durch das wunderschöne Land. Die Kantinenhexe hatte bereits einmal bei ihnen nachgefragt, was sie zu Essen haben wollten und ihnen das gewünschte gegeben. Es war nicht britisch, aber es schmeckte. „Ich glaube, wir kommen bald an der skandinavischen EliteMagieSchule vorbei. Also dem Pendant zu Hogwarts.“, stellte Sev nach einem Blick aus dem Fenster fest. „Dort drüben ist die Stadt Malå*, die zu den Füßen von Oppia fin* liegt. Sie hat den Ruf, die besten Heiler und Forscher Europas hervorzubringen. Auch die Historiker aus dieser Schule zählen zu den Besten.“ Harry kicherte leicht. „Ist das bei Professor Binns denn ein großes Wunder? Ich meine, als Geist wäre er perfekt, wenn er nicht ein Schlaftrank wäre. Ich meine, in seinem Unterricht konnte ich besser schlafen als in meinem Bett.“ Wieder kicherte er. „Das ist noch lange kein Grund im Unterricht nicht aufzupassen.“, tadelte der Ältere und sah sein Gegenüber durchdringend an. „Ich hab doch aufgepasst. Im Schlaf lernt es sich am Besten und ich finde, ein E ist ein gutes Ergebnis für einen, der in diesem Fach nie gelernt hat. Professor Binns hat ja auch nicht Aufsätze gefordert, die hätte er sowieso nicht anfassen können. Er ist nun mal ein echter Geist, kein Poltergeist wie Peeves.“ Frustriert verdrehte Severus die Augen. „Erinnere mich nicht an den. Ich weiß nicht wer schlimmer war, er oder die WeasleyZwillinge.“ Harry verbat sich selbst einen Kommentar, schon alleine weil die Zwillinge mehr als gute Freunde waren. Sie waren ebenfalls Paten von Lore und Harry war froh darüber. „Dort hinten kannst du Oppia fin sehen.“ Wirklich erkannte man am Fuß der Berge ein weißes Schloss. Die Sonne strahlte es direkt an und selbst aus so großer Entfernung war es beeindruckend. „Möchtest du eigentlich wieder als Lehrer arbeiten oder doch eher als Forscher?“, fragte Harry neugierig. „Ich will erst mal nur meine neue Freiheit genießen, dann sehen wir weiter. Du willst doch auch erst mal ausspannen und dann sehen, was du aus deinem Leben machst. Vielleicht finden wir in dem Ferienhaus deiner Familie etwas für uns.“ „Ja, ich bin auch schon gespannt. Wir haben ja nur Bilder und Landkarten gefunden und hoffentlich kann ich Lore da eine Zeit aufziehen. Weit weg von allem, was uns gefährlich werden könnte.“ „Das wünsche ich uns auch, Harry.“ ~~~~~~~~~~~~ Es verging noch gut die ganze Nacht, bis sie am nächsten Morgen an ihrer Bahnstation ankamen. Sie waren nicht weit von der Muggelstadt Suomussalmi*. Mehre Hexen stiegen mit ihnen aus, doch fuhren ihre Kutschen in die entgegengesetzte Richtung. „Wo darf ich Sie hinfahren?“, erkundigte sich ein älterer Kutscher. Sein Gesicht war wettergegerbt und die Haare grau. Doch die Augen freundlich und sanft und sprachen von viel Weisheit. „Zum Winterhaus der Potters. Es heißt Kukka Talo*.“, antwortete Harry und setzte sich gemütlich auf die Rückbank. Severus und der Kutscher verstauten das wenige Gepäck und begaben sich auf ihre Plätze. „Ah, das alte Damenhaus. Da wohnt jetzt schon siebzehn Jahre keiner mehr, seit die letzten Besitzer gestorben sind. Einige haben behauptet, es sei verkauft worden, weil die Hauselfen dort gesehen wurden. Dann stimmt es ja wirklich, wenn Ihre kleine Familie dort hinzieht.“ Der Alte lächelte und setzte das Pferd in Bewegung. „Oh, da liegt ein Missverständnis vor. Ich habe das Haus nicht gekauft. Es gehört mir, geerbt von meinen Eltern. Und Mr. Snape hier ist weder mein Mann oder Vater, sondern der Pate meiner Tochter.“ Harry war es ein wenig unangenehm, dass sein Lehrer als sein Liebhaber angesehen wurde. Er war mehr ein väterlicher Freund als etwas anderes. „Schade, dabei wären Sie so ein schönes Paar.“ Harry konnte nicht anders und kicherte etwas vor sich hin, was ihm ein Augenbrauenrümpfer von Snape einbrachte. „Nein, so wie es jetzt ist, ist es ganz okay.“ Er lächelte den Älteren versöhnlich an und zog das Tuch über Lores Gesicht, so dass ihr die Sonne nicht mehr in die Augen stach. „Wie lange werden wir noch brauchen, bis wir am Haus sind?“ „Noch etwas eine halbe Stunde. Es sei denn Sie möchten, dass ich Ihnen etwas die Gegend zeige.“, antwortete der Kutscher und drehte sich etwas auf seinem Kutschbock. „Nein, fahren Sie uns direkt zum Anwesen. Die Zugfahrt war lang genug, für ein kleines Baby erst recht. Sie soll sich erst mal wieder beruhigen ehe wir wieder größere Ausflüge machen. Aber Ihr Angebot nehmen wir dennoch gerne an.“ Harry legte sich Lore an die Schulter, sie wurde langsam quengelig. „Hat sie Hunger?“ „Nein, noch nicht, aber es gefällt ihr wohl nicht, so durch geschaukelt zu werden. Sie ist einfach übermüdet, so wie wir auch. Ich wünschte, ich wäre schon einmal da gewesen, dann hätten wir apparieren können.“ „Mach dir deswegen keinen Kopf. So wird sie nachher einfach nur schlafen und du kannst dich in Ruhe umsehen und dich entspannen.“ Harry lächelte und lehnte sich an den Mann neben sich. „Ja, ich glaube, ich werde erst mal lange schlafen.“ Nach weiteren Minuten kam endlich das Anwesen in Sicht. Das alte Damenhaus war weiß getüncht und strahlte seinen neuen Besitzer freudig entgegen. Ein kleiner, naturbelassener Park streckte sich zu beiden Seiten aus und schien alle freundlich in die botanischen Arme zu schließen. „WOW.“, kam es nur und zustimmendes Brummen folgte. „Hätte nicht gedacht, dass es so schön ist.“ Harrys Augen wussten nicht wohin zuerst. „Wusste gar nicht, dass Potter so einen guten Geschmack hatte.“ Diese Bemerkung brachte ihm einen Seitenknuffer ein. „Erstens: das Haus gehörte Großvater und Dad war höchstens ein paar Mal alleine hier und zweitens sollst du nicht immer so über ihn reden. Er ist tot und damit gut ist. Oder willst du, dass Lore nur Schlechtes über ihn hört? Sag doch einfach nichts mehr darüber, dann wird alles besser.“ „Versprochen, ich lass den Flohzirkus mit allen Artisten in Ruhe.“ Das brachte ihm zwar wieder einen Knuffer ein, aber das war es ihm wert gewesen. „Wir sind da.“, sprach der Kutscher und hielt direkt vor der großen Hallentür. „Das ist Kukka Talo.“ Von Nahem konnte man im alten Putz wunderschönen Bilder sehen. Sie zeigten Jagdszenen und Familienidylle. „Ich bin gespannt, ob es von innen das hält, was es von außen verspricht.“, murmelte Harry und stieg langsam aus. Sich Lore wieder an die Schulter legend, ging er voraus. Er brauchte noch nicht einmal die Haustür öffnen, das tat eine Hauselfe für ihn. „Guten Tag, Master Potter. Willkommen zu Hause.“ Der Hauself verbeugte sich tief, doch war nichts von dieser Unterwürfigkeit da, die man von den britischen Inseln kannte. „Es freut mich hier zu sein, ...“ „Mustav, Master.“ „Es freut mich hier zu sein, Mustav.“ Die Eingangshalle wirkte gemütlich und einladend. Klassisches Weiß dominierte, wurde aber von Lachs und Malve gebrochen. „Es ist größer als man von außen denkt.“, staunte Harry und drehte sich einmal um sich selbst. Im Erdgeschoss führten rechts und links der Halle weitere Räume ab und eine offene Treppe ging über zwei Flügel in den ersten Stock zu einer Galerie. „Unten befindet sich der große Wohnraum und der Wintergarten, die Küche und die Schlafräume der Elfen. Im Obergeschoß sind die Schlafräume der Herrschaften und ein kleines Freizimmer.“, erklärte Mustav und zeigte ihnen den großen Wohnraum. „Möchten Sie, dass ich die kleine Miss ins Bett bringe?“ „Danke Mustav, aber ich möchte das doch gerne selber tun. So weiß ich, wo alles ist und finde mich schneller zurecht.“ „Wie der Master wünscht. Dann folgen Sie mir bitte.“ Es ging die Treppe nach oben und bog dann auf die rechte Seite ab. „Hier sind die Schlafzimmer. Eines mit Doppelbett, das Damenzimmer. Zwei mit Einzelbetten und ein Kinderzimmer. Es wurde bereits ein Gitterbett reingestellt, ich hoffe, es gefällt Ihnen.“ Mustav öffnete eine mit Blumen dekorierte Tür und ließ seine Herrschaften eintreten. „Das Kinderzimmer.“, stellte er fest. Der in Pastelltönen gehaltene Raum wirkte gemütlich, alles war hell und freundlich. Kleine Schmetterlinge flogen über die Wände und leichter Wind bewegte die Schäfchenwolken an der Decke und die Blätter der Bäume und Büsche. Mittig im Raum befand sich das runde Kinderbett. Alles hatte einen antiken Touch und genau das gefiel Harry. Eine kleine Kuschelecke sprang Severus sofort ins Auge und ließ ihn lächeln. Er freute sich schon darauf, sein Nickerchen am Vormittag mit Lore dort zu verbringen. Nach gründlichem untersuchen, stellte Harry fest, dass alles wunderbar auf die Bedürfnisse seines Engels ausgerichtet war. „Also versuche etwas zu schlafen, Lore. Das war doch alles etwas stressig die letzten Tage.“ Der Säugling sah sich noch einmal suchend um, bevor sie ihre Äuglein wieder schloss. Sie war müde und abgespannt. Doch ruhig liegen tat sie nicht. Unruhig warf sie ihre Ärmchen in die Luft und fing an, ihren Protest zu erklären. „Vielleicht legst du dich mit ihr etwas hin und gibst ihr etwas zu trinken. Das wird euch beide beruhigen. Wir sind alle erledigt und brauchen etwas Zeit für uns.“ „Vielleicht hast du recht, Severus, auch ich bin unruhig.“ Schnell zog sich der junge Mann Schuhe und Jacke aus und legte sich mit seiner Tochter in die Kuschelecke. Mit den Fingern strich er ihr über die geröteten Wangen und leicht geöffneten Lippen. Sogleich wurde sie gierig angesaugt, doch als nicht das Gewünschte kam, war das Geschrei groß. „Gleich Princess, gleich bekommst du was.“ Harry öffnete sein Hemd, legte sich gemütlich hin und legte seinen Engel an die Brust. Snape beobachtete noch immer fasziniert, wie sein PatenKind an der flachen Jungenbrust nuckelte und dennoch zufrieden war. Sogar ein schmaler Milchfaden rannte ihr aus den Mundwinkel. „Ich bin immer wieder erstaunt, dass der Trank wirklich funktioniert hat. Man sieht nichts von dem Milchdrüsengewebe und dennoch versorgst du die Kleine mit gesunder Muttermilch.“ „Warum sollte es denn nicht gehen. Ich meine, du bist nicht umsonst einer der weltbesten TränkeMeister, also warum nicht?“ „Weil ich den Trank vorher nicht wirklich testen konnte und erstaunt bin, dass er so gut funktioniert hat. Das ist alles.“ Ein letztes Mal strich Sev dem Säugling über den Kopf, bevor er sich hob. „Ich werde etwas das Haus erkunden und euch beide in Ruhe lassen. Lore scheint noch viel zu aufgedreht zu sein, um sich beruhigen zu können. Versuch etwas zu schlafen, dann schafft sie das auch.“ „Ja, warum nicht? Ich könnte wirklich etwas Schlaf gebrauchen. Die letzten Wochen waren doch alles andere als erholsam.“ Snape lachte nur kurz auf und begab sich dann auf Hauserkundigung. Das kleine Ferienhaus war von außen nicht wirklich groß und von Innen nicht wirklich größer. Es entpuppte sich als ruhige, kleine Herberge für eine kleine Familie. „Ganz im Stil der Potters.“, murmelte der TränkeMeister und sah sich im Erdgeschoss weiter um. Die Küche erstaunte ihn, nicht nur, dass sie wie alles im Haus einen verträumten, antiken Touch hatte, sondern auch hoch modern war, aus Muggelsicht. Neben Geschirrspüler und Doppelkühlschrank gab es auch eine Mikrowelle und einen Mixer. Alles verströmte etwas heimeliges. Der Wintergarten, den er sich danach ansah, hatte eher etwas von einem großen Gewächshaus. Überall waren kleine Beete und hingen Gewächsschalen. Viele Kräuter und Gewürze verteilten ihren einzigartigen Duft und harmonierten perfekt miteinander. „Master …?“, fragte eine zarte Stimme und holte Severus aus seinen Gedanken. „Ja?“, erschrak er erst und drehte sich dann zu der jungen Hauselfe um. Sie war noch sehr jung und ein wenig schüchtern. „Marry heiße ich. Meine Mama bat mich, Sie zum Essen in die Küche zu bitten.“ Das kannte Severus aus Britannien nicht. Dort deckten die Hauselfen im Esssaal oder im Speisezimmer, aber in der Küche? Das war ihm neu. „Ich begleite dich, Marry, wenn du erlaubst.“ Strahlend wurden die Augen der Angesprochenen und eifrig nickte sie ihren Kopf. „Können Sie, ich zeige, wo Sie lang müssen.“ Hopsend ging es wieder zurück ins Wohnzimmer und dann hinüber in die geräumige Küche. Der Tisch war schon für zwei Personen gedeckt. Eine einzelne Blume bildete den Mittelpunkt des Gedecks und Schüsseln voll Speisen warteten darauf getestet zu werden. „Master Potter wird gleich zu Ihnen stoßen, haben Sie bitte noch etwas Geduld.“ Und wirklich, in diesem Moment öffnete sich wieder die Küchentür und Harry betrat den Raum. Er hatte seine Reisekleidung gegen ein weites Hemd und Leinenhose getauscht. „Lore schläft endlich. Das war vielleicht ein Kampf. Sie wollte es gar nicht wirklich.“ „Das kann ich mir vorstellen. Hat sie wenigstens ordentlich getrunken?“ „Nicht wirklich, sie hat zwar viel genuckelt, aber trinken war nicht drin. Nachdem du gegangen warst, war auch schon Schicht im Schacht.“ „Dann wird sie ja nachher wieder was haben wollen.“, stellte er sachlich fest und goss für Harry und sich Tee ein. Es gab eine leichte Suppe mit Grießklößchen und etwas, das wie Kartoffelpüree und Kaisergemüse aussah. „Davon kannst du ausgehen, Sev.“ Nach dem ersten Löffel bekam er wirklich Heißhunger. „Das schmeckt toll, hab gar nicht gewusst, dass ich so einen Appetit hatte.“ „Du isst noch immer für zwei, so lange Lore gestillt wird, wirst du mehr oder weniger für sie mitessen. Lang nur ordentlich zu.“ Ein Schmunzeln legte sich auf die Züge des Älteren und auch er ließ es sich schmecken. „Hast du dich schon näher umgesehen?“ „Ja, ein wenig, das Haus ist ganz im Stil deiner Familie eingerichtet. Die Potters waren dafür bekannt, schlicht aber elegant zu leben. Anders als die Malfoys gaben sie nie mit ihrem Reichtum an und haben sich wohl deshalb nie solche Prachtbauten hingestellt. Dieses Haus spricht eindeutig für ihren Geschmack.“ Zum Nachtisch gab es ein Eisparfait aus Minze. Es war erfrischend und lag nicht schwer im Magen. „Jetzt eine Stunde schlafen und dann ins Bett. Das wäre jetzt genau das richtige.“ „Ja, das wäre es. Ich glaube, ich lege mich etwas in den Wintergarten. Der Geruch der vielen Kräuter ist wirklich beruhigend für mich.“ „Tu das, Severus und ich werde mich etwas zu Lore ins Zimmer legen. Dann braucht sie nicht so lange auf ihr Essen warten.“ Beide nickten sich zu und Harry bedankte sich bei Mustav und Marry für das leckere Essen. Er freute sich, dass seine Hauselfen nicht das britische Verhalten hatten. Sie benahmen sich fast wie Menschen und das freute den Teenager. Er konnte nicht glauben, dass dieses unterwürfige Verhalten normal war. Im Kinderzimmer vergewisserte er sich noch mal, ob Lore schlief und legte sich dann in die Kuschelecke. Die anstrengende Reise und der Stress der letzten Wochen forderte seinen Tribut und ließen ihn endlich sorglos schlafen. ________________________________________________________ * Malå = Stadt in Schweden in Süd Lappland geo: 65°11´N, 18^45´O * Oppia fin = zusammengesetzt aus oppia = lernen (finnisch) und fin = fein (schwedisch) also lernefein auf deutsch. * Suomussali = Gemeinde NO Finnland, Geo 64°53`N, 29°5`O * kukka talo = Blume Haus auf finnisch Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)