Baby, you're kidding me von Sunset- (SasuNaruSasu) ================================================================================ Kapitel 22: Solidarity. ----------------------- Mit großen Augen starrte ich auf den flimmernden Bildschirm vor mir. Ich schluckte kaum merklich, während ich meinen Blick einfach nicht von dem Bild wenden konnte, welches vor mir erschienen war. In der unteren Ecke des digitalen Bildes stand das Datum 2012, was darauf hindeutete, dass es bereits über zwei Jahre alt war. Ich blinzelte ein paar Mal, ehe ich mich ein Stück nach vorne lehnte, um das Foto besser betrachten zu können. Es war Gaara, der darauf zu sehen war und er trug eine typische Sportuniform. Der Rothaarige stand vor einem leeren Podest und hielt in seiner rechten Hand einen goldenen Pokal, in seiner linken hatte er eine Medaille. Sein Gesicht zierte ein glückliches und zufriedenes Lachen. Er wirkte ausgelassen und sorgenfrei, etwas, das mich überraschte zu sehen, denn so kannte ich ihn immerhin nicht. Noch nicht. Aber das, was mich am Meisten an dem Bild irritierte war derjenige, der sich neben dem Sabakuno befand – Sasuke. Gaara hatte einen Arm um die Schultern des Uchihas geschlungen und Sasuke tat es ihm gleich. Sie sahen so… fröhlich aus. Sie hatten den Anschein, als würden sie gegen den Rest der Welt ankommen und nichts und niemand hätte sie aufhalten können... Wenn sie bei dem Unfall doch nur auch diesen Zusammenhalt gehabt hätten, wie sie ihn damals hatten. Vielleicht wäre ihre Freundschaft dann nicht in die Brüche gegangen... Bei diesem Gedanken drehte sich irgendetwas in mir schmerzlich zusammen. Gaara und Sasuke waren beste Freunde. Sie waren beste Freunde gewesen, verdammt. Sie waren miteinander klar gekommen. Sie hatten immer jemanden, bei dem man sich auskotzen konnte. Sie hatten einen Menschen zur Seite, auf den man sich verlassen konnte. Und sie hatten vermutlich genauso viel Mist zusammen gebaut, wie Kiba und ich. Kiba und ich. Gaara und Sasuke. Jetzt erst wurde mir wirklich bewusst, weshalb mir die Sachen mit Gaara von Anfang an so sehr unter die Haut gegangen war – weil sie mich an Kiba und mich erinnerte. Wir beide waren genau solche Freunde gewesen, wie sie es waren. Und ihre Freundschaft war genauso in die Brüche gegangen wie unsere es gerade tat. Vielleicht fühlte ich mich daher in gewisser Weise mit der Angelegenheit verbunden und wollte helfen. Ich wollte helfen, dass sie die Vergangenheit begraben konnten. Und vielleicht... vielleicht hoffte ich insgeheim, dass Kiba und ich es auch wieder hinbekommen würden. „Dobe?“ Eine tiefe, zögerliche Stimme riss mich aus meiner Gedankenwelt und ich schaute instinktiv hinter mich. Sasuke. Er war tatsächlich zu mir gekommen. „Sasuke“, gab ich ehrlich überrascht von mir, da ich schlichtweg nicht damit gerechnet hatte, dass er mir nachkommen würde. Langsam drehte ich mich mitsamt dem Schreibtischstuhl etwas um, sodass ich ihn besser ansehen konnte. Er stand etwas unbeholfen im Türrahmen, hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben und biss sich willkürlich in die Unterlippe, was beinahe schuldbewusst aussah. Es war eine seltsame Stille, die zwischen uns herrschte und die ich nicht zu durchbrechen wusste. Wie auch? Er musste dieses Mal den ersten Schritt machen, immerhin hatte ich nichts falsch gemacht… oder? Die Tür wurde leise zugeschlossen, was mich wieder in die Realität zurückholte. Ich erhob meinen Kopf, nur um zu sehen, dass Sasuke sich direkt vor mich gestellt hatte. Kurz beäugte ich ihn austestend, wobei ich feststellen musste, dass er keinesfalls nach einem Kampf aussah. Also musste er auf meine unausgesprochenen Worte gehört haben. Zögerlich stand ich ebenfalls auf, da ich einfach irgendetwas machen musste, um dieser nervtötenden Stille zu entgehen. Doch als ich direkt vor den Uchiha stand, bemerkte ich, wie sein Blick starr auf einen Punkt hinter mir fixiert war. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen und wollte mich bereits umdrehen, um nachzuschauen worauf er gerade so gebannt starrte, da fiel es mir wie Schuppen von den Augen – ich hatte den Laptop noch an. Der Laptop, auf dem nach wie vor das Bild von Gaara und Sasuke zu sehen war. „Ich habe es zufällig angeklickt“ gab ich überflüssigerweise zu, während ich keine Anstalten machte das Internetfenster zu schließen. „Ihr saht glücklich aus.“ Ich wusste, dass meine Aussage ihn vermutlich schmerzte oder zumindest nicht kalt ließ, aber genau das wollte ich erreichen. Ich wollte mit ihm reden und würde sicherlich kein Blatt mehr vor dem Mund nehmen. Das funktionierte offenbar bei einem Uchiha nicht, das hatte ich ja bereits festgestellt. „Ja, das waren wir wohl auch.“ Die Stimme des Uchiha klang eisig und abschottend. Nur seine Augen verrieten mir unvermittelt, dass ihm dieser Umstand nicht gänzlich egal war. Es verging eine Zeit lang – gefühlte Ewigkeiten – bis der Dunkelhaarige tief durchatmete und seinen Blick von dem flimmernden Bildschirm abwandte. Er schaute mir in die Augen und bedachte mich mit einem Blick, der so intensiv war, dass es mir unangenehm den Rücken hinunter lief. „Tut mir leid.“ Es waren drei Worte, nur drei läppische Worte, die mich vollkommen aus der Bahn warfen. Sie trafen mich so unvorbereitet, dass mir die Kinnlade bis zum Boden zu fallen schien. Hatte Sasuke – der Sasuke Uchiha, mein arroganter, selbstgerechter und verklemmter Freund – sich gerade ernsthaft bei mir entschuldigt? Nicht das Entschuldigungen etwas Abnormales wären, aber ich hätte nicht einmal im Traum daran gedacht diese drei kleinen Worte noch einmal von ihm zu hören. Normalerweise ließ es sein Stolz nicht zu, aber dieses Mal klang er anders – reuevoll und … irgendwie auch einsichtig. Eine Sache, die wirklich sehr selten war. Noch ehe ich meinen offen stehenden Mund dazu bewegen konnte etwas zu sagen, spürte ich weiche, mir nur zu bekannte Lippen, die sich auf meine legten. Ein Gefühl der Überrumpelung durchflutete mich, was nach nur kurzer Zeit durch ein angenehmes, warmes Kribbeln ersetzt wurde. Ja, ich wollte wütend sein. Ja, ich wollte ihn lautstark zurechtweisen. Ja, ich wollte ihm klar machen, dass er so etwas nicht mit mir abziehen konnte. Und ja, ich… hatte dabei kläglich versagt. ~*~*~ Wir lagen auf meinem Bett, direkt vor uns stand der aufgeklappte Laptop, auf dem noch immer das Bild von Gaara und Sasuke zu sehen war. Ich saß im Schneidersitz vor dem flimmernden Bildschirm und hatte mich halb an den Dunkelhaarigen gelehnt, der mit stummer Mine das Foto betrachtete. Nach unserem kleinen klärenden Gespräch hatte ich beschlossen gleich reinen Tisch zu machen und mit ihm über den Vorfall von damals zu reden. Oder zumindest über das, was mir seit gefühlten Endlosigkeiten im Gedächtnis herum spuckt – die Verbindung ihrer Freundschaft mit der zwischen Kiba und mir. Irgendwie wollte ich das loswerden. Ich wollte, dass Sasuke wusste wie sehr ich mir wünschte, dass sie sich endlich aussprachen und ihr Kriegsbeil vielleicht sogar begraben konnten. „Ich weiß nicht, Dobe…“, kam es wenig überzeugend vom Schwarzhaarigen, der mit nachdenklichem Blick auf die orangene Bettdecke unter ihm starrte. Er war allem Anschein nach nicht mehr ganz so sehr von der Idee begeistert, ein klärendes Gespräch mit dem Sabakuno zu führen. Einerseits konnte ich das ja verstehen – angesichts der jüngsten Ereignisse war dieser Unwille kein Wunder – aber trotzdem hielt ich es für falsch, diese Sache einfach weiterhin unbeachtet zu lassen. Das hatten sie schon viel zu lange getan. „Ich aber“, meinte ich dann entschlossen und kniff ein Auge zusammen, um meinen Worten Ausdruck zu verleihen. Ich verschränkte meine Hände und legte sie in meinem Schoß ab, während ich mich ein Stück zu ihm drehte. „Wenn ihr dieser Sache weiter ausweicht, dann wird es nur noch schlimmer. Warten ist nie eine Option.“ „Das kommt ausgerechnet von dir?“ Sasuke betrachtete mich abschätzend. „Du weichst dem Streit mit Kiba doch auch schon die ganze Zeit aus und redest nicht mit ihm.“ Er bedachte mich mit einem festen Blick, unter dem ich mich auf einmal viel, viel kleiner anfühlte, als ich es ohnehin schon war. Er hatte aber Recht… Ich war auch vor der Konversation mit Kiba geflohen, das gab ich sogar zu. Allerdings hatte ich mir – im Gegensatz zu ihm – fest vorgenommen, alsbald mit meinem besten Freund zu reden. Zudem hatte ich es Hinata versprochen. Sasuke dagegen hatte nicht einmal das vor, also war ich ihm im Willen bereits mehrere Schritte voraus. „Das ist eine ganz andere Sache“, erwiderte ich dann beinahe trotzig, weil ich mich ein wenig ertappt fühlte. Ich grummelte kehlig, während ich meinen Blick wieder von ihm abwandte. „Nein, ist es nicht“, beharrte er dann, fügte danach aber noch ein widerwilliges „zumindest nicht gänzlich“ hinzu. „Doch“, blieb ich stur und kniff meine Augenbrauen zusammen. „Und jetzt lenk nicht vom Thema ab, um mich geht es nicht!“ „Es geht aber darum, dass du mich zu etwas drängen willst, das du dich selbst nicht traust.“ Er blickte mich aus entschlossenen Sehnen an und verengte seine Augen zu Schlitzen. „Das stimmt doch gar nicht!“ „Natürlich stimmt das.“ „Nei- -“, wollte ich wieder zu einem Kontra ansetzen, als mir das ausflüchtige Wort im Hals stecken blieb. In unserer kleinen Ektase hatte ich gar nicht bemerkt, wie schnell mein Herz auf einmal angefangen hatte zu schlagen und wie hektisch mein Atem geworden war. Meine Hände in meinem Schoß zitterten leicht, weshalb ich sie zu einer Faust ballte. Ich biss mir mit gesenktem Blick in die Unterlippe und kräuselte meine Nase. Ich hatte nicht einmal bemerkt, wie sehr ich mich gerade selbst in die Ecke getrieben hatte und meine eigene Reaktion zeigte mir nur zu deutlich, wie richtig der Uchiha lag. „Okay, du willst es hören, oder?“, ächzte ich geschafft und wandte meinen Blick wieder Sasuke zu, ließ ihm aber keine Zeit, um auf meine rhetorische Frage zu antworten. „Ich hab Schiss. Ich hab eine verdammte Angst vor diesem Gespräch mit Kiba, weil ich mich vor seiner Antwort fürchte. Ich habe Angst, okay!?“, sprach ich mit kräftiger Stimme und verkrampfte meine Muskeln komplett. Jetzt war es raus. Ich hatte es mir endlich selbst eingestanden, dass ich nicht viel besser war als der Dunkelhaarige. Ich hatte nämlich eine furchtbare Angst davor, das Gespräch würde mich verletzen oder enttäuschen. Aber ich musste da durch und wenn ich das nicht einmal von alleine schaffte, wie könnte ich Sasuke dann so etwas abverlangen? Das faire nicht gerecht. Außerdem wurde es Zeit endlich Klartext zu reden. „Ich habe keine Angst davor, dass wir keine Freunde mehr werden könnten“, kam es nach einigen Sekunden des Schweigens von dem Dunkelhaarigen. „Aber davor, dass wir auf ewig Feinde bleiben könnten“, gab er mit leiser Stimme zu und legte seine Hand auf meine. Er schaute mich zwar nicht an, aber ich wusste trotzdem wie schwer ihm diese Worte gefallen waren. „Danke.“ Ich drehte mich vorsichtig zu ihm und drückte seine Hand, die im meiner lag. „Danke, dass du ehrlich warst.“ Das Lächeln war ehrlich, welches sich über mein Gesicht schlich und mein Herz einen Takt höher schlagen ließ. „Ich werde mit ihm reden.“ Sasuke bedachte mich mit einem Blick, den ich fast als melancholisch bezeichnen würde. „Aber ich werde ihn nicht um Freundschaft bitten, dafür ist es zu spät.“ Es war eine seltsame Mischung aus Erleichterung, Verständnis und Enttäuschung, die sich in mir ausbreiteten. Aber das war okay. Ich würde Sasukes Entscheidung akzeptieren und mich einfach darüber freuen, dass er zu einem endgültigen, friedlichen Gespräch bereit war. Und das so schnell wie möglich. „Aber nur“, warf der Schwarzhaarige auf einmal ein und ich schaute verwundert hoch. Mit fragendem Blick starrte ich ihn an. „Aber nur, wenn du mit Kiba reden wirst.“ Für eine schier unendlich lange Zeit blieb ich kommentarlos, ließ mir seine verdeckte Bedingung durch den Kopf gehen. Hinata hatte dieselbe gestellt – ich sollte mit Kiba reden. Aber konnte ich das denn auch? Konnte ich wirklich offen mit ihm reden? Nach alldem was geschehen war und er zu mir gesagt hatte? Konnte ich ihm da denn überhaupt noch unter die Augen treten? Ich zögerte, druckste einen Moment unverständlich vor mich hin. „Ich werde es tun, versprochen.“ Und das würde ich wirklich. Ich wollte diese beißende Ungewissheit loswerden, die mich nicht schlafen ließ. Echt jetzt! ~*~*~ „Wusstest du, dass der Urin einer Katz unter UV-Licht leuchtet?“ „Nein Hidan, das wusste ich nicht.“ Laut seufzte Sasori auf, der sein Gesicht in den Händen vergraben hatte und sich geschafft die Schläfen massierte. Wir saßen am nächsten Tag alle zusammen in der Mensa und hatten zu Abend gegessen, hatten aber noch nicht die Motivation gefunden, aufzustehen und waren deshalb einfach hier sitzen geblieben. Neben Sasori saß der grauhaarige Jashinist, der wie gebannt auf sein Handy starrte und auf irgendeiner Website sinnlose Fakten recherchierte. Das machte er jetzt schon seit beinahe einer halben Stunde und trieb uns damit schier in den Wahnsinn. Allerdings musste ich zugeben, dass manche dieser seltsamen Fakten wirklich… schockierend-interessant waren. „Das ist echt krass, Mann. Aber – oh hier, die ist auch geil!“ Hidan fuchtelte wild mit den Händen in der Luft umher, während er ein noch breiteres Grinsen im Gesicht bekam. „Hier steht, dass sich in jeder Frucht, die es beim Markt zu kaufen gibt, Eier einer Fruchtfliege befinden. Beim Essen werden sie durch die Magensäure der Menschen getötet.“ Ich verzog das Gesicht, als Hidan das gesagt hatte und rümpfte meine Nase. Um ehrlich zu sein störte es mich viel mehr, dass ich scheinbar Eier einer Fruchtfliege aß, anstatt dass ich sie tötete. Der alleinige Gedanke daran ließ mich aufstoßen. „Aha, dann bringe ich also mit jedem Bissen in meinem Apfel eine Fruchtfliege um? Ich glaube damit kann ich ganz gut leben.“ Sasuke, der direkt neben mir an dem runden Cafeteriatisch saß, verschränkte seine Hände ineinander und stütze sein Kinn darauf ab. „Das ist nicht lustig, immerhin bringt man wehrlose Tiere um!“ Empört und fassungslos starrte Deidara Sasuke und Hidan an, während er auf eine krankhafte Weise mit seinem Auge zuckte. „Das tun wir eh schon unser ganzes Leben lang, also kommt es auf diese paar Fruchtfliegeneier auch nicht mehr an“, warf danach Kakuzu ein, der gerade dabei war, einen gefühlten Kilo Zucker in seinen Kaffee zu geben. „Das ist echt unsensibel“, beharrte Deidara und ich musste ihm willkürlich zustimmen – das war wirklich unsensibel. Aber ganz ehrlich? Es würde sowieso kein Schwein etwas daran ändern. Wir würden weiter Tiere töten, so war das nun einmal. Punkt, Ende. „Was steht denn da noch für ein Unsinn?“, fragte Sasori dann, den die Neugierde scheinbar doch noch gepackt hatte, und riss unserem Satan-Junior das Smartphone aus der Hand. Dieser beschwerte sich zwar halbherzig, tat aber nichts weiter dagegen. „Und?“, hackte Hidan dann ungeduldig nach, während der Akasuna stur auf dem kleinen Bildschirm las. Als er dann aber urplötzlich anfing zu lachen – was für ihn schon eine echte Ungewöhnlichkeit war – stutzte ich ebenfalls und horchte auf. „Das ist echt bescheuert“, lachte Sasori, der sich langsam wieder von seinem Lachanfall erholte und tief durchatmete. „Hier steht, dass die Schimpansen den Rekord für die schnellsten Quickies halten – und zwar nur drei Sekunden lang.“ Es war zuerst ein unsicheres Blinzeln, dann ein Zucken der Augenbrauen und schließ mussten wir allesamt anfangen zu lachen. Obwohl es eigentlich total kindisch war, darüber zu lachen, sorgte die ausgelassene Stimmung und die ungesund gute Laune dafür, dass wir geschlagene Ewigkeiten brauchten, um uns wieder einigermaßen in den Griff zu bekommen. Aber ganz im Ernst: Drei Sekunden lang, nur drei Sekunden? Das war auf eine merkwürdige Art und Weise bewundernswert … und erschreckend. „Drei Sekunden? Fuck, das ist ja cool! Dann können die ja theoretisch alle fünf Sekunden Sex haben – wie geil ist das denn?“ Hidan lachte laut auf und wischte sich nebenbei eine Träne aus dem Gesicht, die sich durch das andauernde Lachen gebildet hatte. „Das wäre ein Traum für dich, hm?“ Kakuzu schaute mit einem schelmischen Blick zu dem Grauhaarigen, welcher auf seinen Kommentar hin wieder verstummte und eine feine Röte auf den Wangen bekam. Ich grinste breit bei diesem Anblick, weil er einfach zu göttlich aussah und so selten bei dem Gottesverehrer aufkam. „Ach, Schnauze...“, maulte Hidan halbherzig rum, die Wangen immer noch mit einer zarten Röte gezeichnet und den Kopf beschämt gen Boden gerichtet. Tja, es war nun einmal nicht schön, wenn man plötzlich nicht mehr der Lachende war, sondern der Ausgelachte. Das geschah ihm Recht. Mit einem entspannten Seufzer lehnte ich mich ein Stück näher an die Seite von Sasuke, um mich an sie zu stützen und mein Kopf gegen seine Schulter zu platzieren. Es dauerte nicht lange, da erwiderte er meine angedeutete Geste und legte seine rechte Hand auf meinen Oberschenkel, den er leicht massierte. Ich war zufrieden. Ich war wirklich zufrieden mit dieser ganzen Situation, weil sie mich merkwürdigerweise so sehr aufheiterte, dass ich – seitdem wir hier waren – keinen einzigen Gedanken an Gaara, Kiba oder sonst irgendwem verschwendet hatte. Es tat so unheimlich gut, einmal abschalten zu können und für wenige Augenblicke so zu tun, als ob die Welt völlig in Ordnung und sorgenfrei wäre. Einfach so tun, als ob man wunschlos glücklich wäre. Und im Grunde war ich das auch – glücklich. Wenn da nur nicht diese schmerzende Tatsache mit Kiba wäre, die ich partout nicht bewältigt bekam – geschweige denn ich hätte den Arsch in der Hose, um überhaupt unter seine Augen zu treten. Aber ich würde es machen, ich hatte es immerhin versprochen. Doch hier und jetzt wollte ich die Gelassenheit dieses Moments schlichtweg genießen. Ja, Sasukes Freunde taten mir gut. Sehr gut sogar. Das wusste ich nun zu schätzen. „Ey, wusstet ihr, dass die Tragzeit einer Rhinozeroskuh 564 Tage beträgt?“ Hidan, der sich sein Smartphone mittlerweile wieder von Sasori zurück erstehlen konnte, tippte abermals auf dem Bildschirm herum und starrte begeistert und fassungslos zugleich auf den kleinen Text vor ihm. Ich zog die Augenbraue zusammen. Es gab wirklich Sachen, die keinem Menschen zu interessieren hatten und das war eine davon. Wozu sollte ich wissen müssen, dass Rhinozerosse fast zwei Jahre lang schwanger waren? „Schön, würdest du uns nun von deinem grenzenlosen Wissen verschonen?“ Kakuzu trank den letzten Schluck seines Zucker-Kaffees – ich weigerte mich es als etwas anderes zu bezeichnen – und ließ die Tasse geräuschvoll auf die Tischplatte krachen. Er schien wohl langsam aber sicher genervt zu sein, was ich persönlich voll und ganz nachvollziehen konnte. Mir ging seine Recherche schon nach den ersten zwei Fakten auf die Nerven. „Awe, kommt schon. Ihr seid doch nur neidisch, weil ich jetzt viel mehr wertvolles Wissen habe als ihr!“, witzelte der Grauhaarige sarkastisch und lachte laut. Natürlich wusste er, dass er uns damit in den Wahnsinn trieb. Schätzungsweise war es aber genau dieser Umstand, der ihn zum Weitermachen verleitete. So ein Sadist. „Ach ja und das beste kommt ja zum Schluss“, meinte Selbiger nach einer kurzen Kunstpause und hielt sein Handy etwas höher. „Wusstet ihr, dass das Geräusch, das E.T. beim Laufen verursacht hat, durch das Zerdrücken von Götterspeise gemacht wurde?“ „Nein, aber wenn du nicht scharf drauf bist herauszufinden was dein Gehirn für ein Geräusch macht, wenn es zusammengedrückt wird, dann halt endlich deine verdammte Fresse“, erwiderte Kakuzu bissig und knirschte bedrohlich mit den Zähnen, was sich sehr ungesund anhörte. Doch es schien zu fruchten, denn der Satan-Freak verstaute sein Smartphone augenblicklich in seiner Hosentasche und warf uns ein unschuldiges und nervöses Grinsen zu. „Du bist ein Idiot, Hidan.“ „Und du bist ein Penner, Kakuzu. Aber dafür hab ich dich ja so lieb.“ ~*~*~ „So ein bescheuerter Automat!“ Ich trat mit halber Kraft gegen den Getränkeautomaten, der in einem der Aufenthaltsräume stand. „Was hast du gemacht, Dobe?“ Sasuke stand neben mir und wartete mit Ungeduld darauf, dass ich endlich meine Cola bekam und wir dann zurück in das Zimmer gehen konnten, nachdem wir uns von den Anderen in der Cafeteria verabschiedet hatten. Aber leider wollte dieser beschissene Automat nicht so wie ich. „Das Drecksding hat mein Geld verschlungen!“, warf ich empört ein und seufzte resigniert, als ich bemerkte, dass Treten und Fluchen nichts brachte. Der wollte mir meine Cola einfach nicht ausgeben. So ein verruchter Automat … „Das ist ja die reinste Abzocke, ey.“ „Du musst das mit mehr Gefühl machen, Idiot.“ Der Uchiha schob mich halbherzig zur Seite und schüttelte amüsiert mit dem Kopf. Mit geballter Faust zielte er auf den besagten Automaten und schlug dagegen. Doch wider meine Erwartungen ertönte auf einmal ein piependes Geräusch, danach ein lautes Rumsen und kurz darauf lag meine lang ersehnte Cola im Ausgabefach. Fassungslos und voller Unverständnis, wieso zum Teufel das bei Sasuke funktionierte und bei mir nicht, starrte ich auf die Cola, die er mir hinhielt. Das unverkennbar-arrogante Schmunzeln in seinem Gesicht entging mir dabei natürlich nicht, weshalb ich ihm nur ein beleidigtes Schnauben als Antwort gab und mich dann rigoros abwandte. „Bist du etwa eingeschnappt, Dobe?“ Amüsiert zog der Dunkelhaarige eine Augenbraue in die Höhe, als wir gerade über den Campus gingen, um zu den Wohngebäuden zu gelangen. „Nein“, meinte ich dann sarkastisch. „Es ist völlig in Ordnung, dass bei mir aus irgendeinem überirdischen Grund immer alles schiefgeht und bei dir immer alles klappt.“ Eigentlich sollte das sauer und vorwurfsvoll klingen, aber aus irgendeinem Grund bekam ich das nicht hin und musste stattdessen leicht lachen. „Das ist der Fluch eines Uchiha – wir bekommen eben alles hin“, stachelte Sasuke provokant, legte einen Arm um meinen Nacken und zog mich näher an sich, während wir auf seinen Wohnblock zugingen, den wir schon im Weiten erkennen konnten. „Arroganter Bastard“, kam es dann seltsam-liebevoll von mir und ich stieß ihn leicht mit der Hüfte an, was ihn aber in keiner Weise störte. „Weißt du eigentlich, dass-“, wollte ich anfangen ein anderes Thema einzuleiten, als meine Stimme ganz von alleine versagte. Und der Grund dafür stand etwa sechs Meter vor uns – unsicher, abwartend und nervös. „Gaara …“ Ich war ehrlich überrascht, dass der Sabakuno auf einmal dort vor uns stand. Doch noch mehr verwunderte mich die Erscheinung von ihm – so unbeholfen und … eben nicht so, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Er sah unsicher und zögerlich aus, während er den Boden vor unseren Füßen anstarrte, damit er uns nicht direkt in die Augen schauen musste. Seinen rechten Arm hatte er in einem festen Griff und verkrallte seine Finger im Stoff seiner dunklen Jacke. „Ehm, so ein Zufall … was machst du denn hier?“ Wow, wie äußerst produktiv von dir, Naruto. Echt super. Ich wusste, dass dies eine wohl einmalige Chance war, ein vernünftiges Gespräch zu führen und konnte mir durchaus vorstellen, dass diese Begegnung kein Zufall war. Also würde ich es angesichts der Umstände als Schicksal abstempeln – eine Gelegenheit, alles wieder gerade zu biegen. Ich hoffte nur, dass dies keine einseitige Wunschvorstellung war. Gerade wollte ich erneut zum Sprechen ansetzen, als sich Sasuke auf einmal zu Wort meldete. Da ich nicht mit seiner Initiative gerechnet hatte, schwieg ich überrumpelt und starrte ihn an. „Ich muss mit dir reden, Gaara.“ Die Stimme des Uchiha klang nicht feindselig, wie ich es befürchtet hatte, aber auch nicht unbedingt freundschaftlich. Er blickte ihn aus abwartenden Augen an, obwohl ich nicht glaubte, dass er ein Nein akzeptiert hätte. „Ich weiß, deshalb bin hier.“ Das war der Moment, in dem ich gar nichts mehr verstand. Gaara atmete hörbar aus und kam einige Schritte auf uns zu, bis er nur knapp zwei Meter vor uns zum Stehen kam – oder eher vor Sasuke. Für einige endlos wirkende Sekunden schauten sie sich einfach gegenseitig an und schwiegen. Ich hingegen traute mich nicht überhaupt den leisesten Mucks von mir zu geben oder gar eine falsche Bewegung zu machen, aus Angst, die Spannung zu überziehen und den Moment zu zerstören. Was auch immer gerade in den beiden vorging. Deshalb machte ich ganz vorsichtig und langsam einige kleine Schritte zur Seite, um mich etwas zu distanzieren, weil ich schlichtweg nichts dort zu suchen hatte. „Ich …“ Der Sabakuno brach in dem Versuch, etwas zu sagen, ab und räusperte sich. Seine Stimme klang ungewohnt kratzig und seine Körperhaltung angespannt. Was hatte er denn auf einmal? „Ich habe gestern eine Mail bekommen“, fing er dann langsam an und blickte gen Boden. „Eine Rundmail… und in ihr war dieses eine Foto drinnen.“ Er erhob zögerlich seinen Blick und schaute den Uchiha nun in die Augen, die ihn verwirrt musterten. „Das Foto, auf dem wir beide die Meisterschaft gewonnen hatten.“ Ich schluckte. Schlagartig wurde mir ganz anders und mir wich jegliche Farbe aus dem Gesicht, als die Worte von Gaara deutlicher zu mir durchdrangen. Er hatte eine Rundmail bekommen, von dem Foto, das ich durch mein wildes Herumgeklicke geöffnet hatte? Das konnte kein Zufall sein. Nie im Leben. „Eine Rundmail?“ Sasuke klang genauso überrascht wie ich und schaute mich aus dem Augenwinkel an. Anscheinend dachte er gerade genau dasselbe wie ich. War ich das? Hatte ich im Eifer des Gefechtes vielleicht ausversehen eine Rundmail verschickt? Das würde einiges erklären, um genau zu sein war dies die einzige mögliche Erklärung, immerhin hatte ich zügellos auf der Tastatur herum gehämmert. Aber… …Oh Gott, ich war es. Das war mal wieder typisch ich. „Es ist eine ziemliche Ironie, angesichts der Umstände, auf einmal dieses Foto im Postfach zu haben.“ Auf Gaaras Gesicht wich ein Lächeln, das fast schon melancholisch wirkte - weit entfernt. „Wir waren damals echt glücklich gewesen. Das hat mich wieder daran erinnert.“ Er seufzte tief und erhob seinen Blick gen Himmel. „Ich weiß noch, wie du damals zu mir angerannt kamst und mit diesem riesigen Lächeln auf dem Gesicht gesagt hast, dass wir diese verdammte Meisterschaft gewonnen haben.“ Sein Blick fiel wieder auf den Uchiha, der ihn wissend musterte. Und wenn mich nicht alles täuschte, dann hatte er ebenfalls ein leises Lächeln auf den Lippen. „Ich kann mich noch genau daran erinnern.“ Dieses Mal war es Sasuke, der die Stimme erhob. „Du wolltest mir nicht glauben.“ „Ja, das stimmt.“ Der Rothaarige fasste sich unbeholfen in den Nacken. Er schien nervös zu sein und mit den richtigen Worten zu ringen. Es war merkwürdig zu sehen, wie zwei ehemals beste Freunde solche Schwierigkeiten hatten, Worte miteinander auszutauschen. „Weshalb ich eigentlich hier bin …“ Gaaras Finger krallten sich eine Spur fester in seine dünne Jacke und er schluckte hart. „Ich wollte über damals reden.“ Sasukes Augen verengten sich und seine Gesichtszüge spannten sich merklich an. Ich konnte deutlich sehen, wie unangenehm und schwer diese Situation für ihn war. Für einen Augenblick sah es so aus, als wenn er etwas sagen wollte, ließ es dann aber doch und blickte den Sabakuno stumm an. „Ich hab dich damals wirklich vor den Kopf gestoßen.“ Es war eine verzweifelte Geste, die er mit seiner Hand machte, um von der elektrisierenden Stimmung weg zu kommen. Doch es funktionierte nicht. Nicht mal im Ansatz. „Das ist mir mit dem Foto wieder klar geworden – was ich … was ich durch die Blindheit meiner Trauer eigentlich wirklich zerstört hatte.“ Ich schluckte kehlig und biss mir auf die Unterlippe, um dem Drang zu widerstehen, etwas zu sagen. Aber ich schaffte es, mich davon abzuhalten. Ich hatte nicht das Recht dazu, mich jetzt dort einzumischen. Wahrscheinlich würde ich es nur schlimmer machen. Also schwieg ich. „Wahrscheinlich bin ich einfach dafür gemacht worden alleine zu sein. Aber das ist gut so und ich wollte, dass du das weißt. Ich wollte, dass du weißt, dass ich dir keine Schuld gebe. Das habe ich nie wirklich getan. Ich …“ Gaaras Monolog wurde durch einen kehligen Laut, der aus seiner Lunge kam, unterbrochen. Er räusperte sich abermals und kniff eines seiner Augen zusammen. Es verunsicherte ihn zunehmend, dass Sasuke keinen einzigen Ton von sich gab. Er stand einfach nur da und sagte nichts. Er sagte nichts und tat nichts. „Ich brauchte wohlmöglich einfach jemanden, den ich meinen Hass auferlegen konnte und die Enttäuschung, den Verlust. Und das war falsch von mir. Ich hätte das nicht tun dürfen und das…“ „...Das tut mir leid, Sasuke.“ Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich sah, wie Sasuke die Kontrolle über seine Gesichtszüge verlor. Seine Augen waren vor Überraschung etwas geweitet und sein Mund stand einen kleinen Spalt breit offen. Seine Hände waren in dem Stoff seiner Jeans vergraben und er starrte den Rothaarigen fassungslos an. Es war abzusehen, dass er in keinster Weise damit gerechnet hatte und ehrlich gesagt war ich gerade mindestens genauso verwirrt wie er. Aber im positiven Sinne. „Das wollte ich dir noch sagen …“ Gaaras Haltung entspannte sich wieder und man hatte das Gefühl, dass ein riesiger Stein von seinen Schulter gefallen sein musste. Er wirkte erleichtert und zufrieden, während er seinen ehemaligen Freund anschaute. Er wusste, dass er mit seiner Entschuldigung ihre Freundschaft nicht gerettet hatte, denn sie war schlichtweg nicht mehr zu retten. Dafür war viel zu viel kaputt gegangen und zu viel Zeit verstrichen. Aber er konnte die Last und das erdrückende, schlechte Gewissen von seiner Seele nehmen. Von seiner und von Sasukes. Ein breites, glückliches Grinsen fiel mir ins Gesicht und ich verschränkte - zufrieden mit der Welt - die Arme ineinander. Ich war stolz – auf beide. „Euer kleiner Roboter liegt vor deiner Zimmertür, Sasuke.“ Es waren nur noch diese Worte, die Gaara aussprach, ehe er sich umdrehte und verschwand. Ich ging zögerlich zu Sasuke hinüber, der in den letzten Minuten keinen einzigen Ton von sich gegeben hatte. Unsicher schaute ich zu ihm hinauf, um sicher zu gehen, dass alles mit ihm in Ordnung war. Als er mich jedoch urplötzlich an den Hüften zu sich zog und mir seine Lippen sanft aufdrückte, wusste ich es… …es war alles in Ordnung. Es war sogar mehr als das. 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