Love me,… Lord? von Satnel ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Titel: Love me,… Lord? Teil: 9 Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall. Zufrieden steckte Jinan die eben gewonnen Münzen ein. Nicht, dass er die Kämpfer gekannt hatte, doch Dank Deacons Worten hatte er zumindest erahnt, wer gewinnen würde. Alles in allem war das Gespräch mit dem Engländer nicht unangenehm gewesen. Und auch seine ersten Befürchtungen hatte sich nicht bestätigt. Auch wenn Deacon vom Aussehen her seinen Vorlieben entsprach, so gab es keine Probleme. Deacons ganze Aufmerksamkeit galt dem weiblichen Geschlecht und Jinan wusste wann eine Schlacht aussichtlos war und ließ sich erst gar nicht darauf ein. Noch dazu hatte er nicht vor, sich hier in amouröse Abenteuer verstricken zu lassen, das brachte nur Probleme mit sich und diese wollte er vermeiden. Er hatte sowieso schon genug davon, da er sich seit seiner Ankunft hier nicht sonderlich viele Freunde gemacht hatte. Auch wenn Raoul versucht hatte ihm diese zu verschaffen, so hatte Jinan nicht sonderlich viel Wert darauf gelegt. Aber so alleine stand er ja nicht da, er hatte immerhin Raoul und Anas. Nein, er hatte Raoul, das reichte. Wo er schon an Anas dachte, wo war dieser schon wieder? Vor wenigen Momenten war er noch an seiner Seite gewesen und nun war er wie vom Erdboden verschluckt. Dabei musste er in einer solchen Menge doch auffallen. Seinen Blick über die Menschenmassen streifen lassend, fand er seinen Freund auch. Er war einfach stehengeblieben, aber glücklicherweise konnte man ihn dank seiner Größe nur schwer übersehen. Jedenfalls normalerweise, hier aber tummelten sich eine Menge Ritter aus verschiedenen Ländern und darunter gab es natürlich auch einige Hünen. Und all diese Riesen waren vor einem Zigeuner stehengeblieben, der die Saiten eines seltsamen Instruments zupfte. Aber die Aufmerksamkeit der Männer galt natürlich nicht ihm, sondern der Zigeunerin, die zu der Musik tanzte. Jinan verdrehte die Augen und ging den Weg wieder zurück, bis er neben Anas stand und diesen am Arm packte. Warum nur vergaßen die meisten Männer ihren Verstand, wenn sie eine schöne Frau sahen? Das brachte einem nur Probleme, er wusste das. Anas folgte ihm stolpernd. „Sie hat schön getanzt.“ War das nun seine Rechtfertigung? Es klang nicht wie eine, aber Anas war darin noch nie gut gewesen. „Ja, das muss sie auch. Damit man auf sie sieht, während ihre Freunde die Taschen der Idiotien leeren, die ihr zusehen.“ Anas griff sich an die Hüfte. „Ich habe keine Taschen, auch keine Beutel.“ „Ja, wobei du einer der wenigen bist. Ich habe dir doch gesagt, du sollst bei mir bleiben. Jedenfalls hier.“ Er ließ die Hand des Anderen wieder los. Anas nickte und wirkte betreten. „Ja.“ Jinan seufzte leise. „Hör zu Anas. Du musst mir nicht gehorchen, aber hier wäre es einfach besser, wenn du an meiner Seite bleiben würdest. Oder dich an das hältst, was ich dir sage.“ Er kannte diese Welt einfach besser als sein Freund. Wobei er das auch nicht unbedingt als Vorteil bezeichnen würde, immerhin hatte er dieser Welt seine Kindheit geopfert. „Das mache ich ja. Es gibt nur so viel Neues hier. Aber jetzt werde ich nicht mehr von deiner Seite weichen.“ Dabei machte der Andere ein erstes Gesicht. Das war nicht unbedingt das, was er wollte. Schließlich hatte Jinan hier Pläne, in die er den Schwarzhaarigen nicht hineinziehen wollte. Das war ganz alleine seine Privatangelegenheit. Wenn er unterging, wollte er Anas nicht mitziehen und wenn er siegte, nun dann war es auch für Anas nicht von Nachteil für die Zeit, die er an seiner Seite bleiben wollte. Aber er hatte sicher nicht vor, sich einfach so töten zu lassen. „Gehen wir zurück. Heute wird hier nichts mehr passieren.“ Die Kämpfe, die nun kamen, waren nur von unbedeutenden Adeligen, oder Schwertkämpfern, die ihr Geschick mit Anderen messen wollten. Oder die von ihren Eltern dazu gezwungen wurden. Er kannte das nur zu gut. Und auch wenn er Mitleid mit ihnen empfand, so hatte jeder dieser Jungen die Möglichkeit sich gegen seinen Vater zu stellen. Wenn auch nur theoretisch. Denn wenn man die Realität betrachtete, dann war jeder von ihnen von seinem Vater abhängig. Finanziell und auch was ihren Rang anging. Alle hier waren Erben, nur so mächtig wie ihre Väter es ihnen erlaubten zu sein. Töchter schlugen sich um diese Männer und hofften nach der Hochzeit auf den schnellen Tod der Schwiegerväter. Wenn der Ehegatte nicht schon selbst Pläne für das Ableben seines Vaters schmiedete. Das Leben als Adeliger, oder dessen Sohn war nicht leicht. Und es änderte sich nie etwas, da jeder bei seinen Nachkommen demselben Ablauf folgte. Jinan selbst war froh, dass er niemals einen Sohn haben würde, bei dem er die gleichen Fehler machen konnte. Ein Vorteil, wenn man keine Kinder zeugen wollte. Das Gedränge von Menschen lichtete sich, je näher sie dem Schloss kamen. Es hielten sich nur wenige Leute hier auf. Diener, die ihren Pflichten nachkamen, Wächter, die ihren Wachdienst absolvierten, wenn auch nur mit halber Aufmerksamkeit und einige Adelige, die für sich einen Zeitvertreib suchten, das Turnier derzeit aber ermüdend fanden. Jedenfalls schätzte er die paar Damen die seinen Weg kreuzten, so ein. Er selbst schlug, immer noch gefolgt von Anas, den Weg zu seinem Zimmer ein. Es war nicht weit, denn auch wenn er ein Quartier bekommen hatte, so war es nicht in der besten Position, doch Jinan war froh über jedes Bett, das er sein Eigen nennen konnte. Kurz bevor er die Tür öffnen konnte, wurde die Klinke jedoch von innen betätigt und der für ihn bereitgestellte Diener tauchte im Türrahmen auf. Schon der überraschte, etwas verängstigte Blick des Jungen ließ Jinan nichts Gutes ahnen. „Es tut mir leid, aber er ließ sich nicht aufhalten. Ich werde Wein holen.“ Damit drängte er sich an Jinan vorbei, aus dem Zimmer. Mit einem verwunderten Blick sah er dem Jungen nach. Es gab nur wenige, die einen Diener so verstören konnten und keinen davon wollte er in seinen Räumen haben. Aber Dank des Dieners wusste sein Gast ja nun, dass er da war, also musste er ihn wenigstens begrüßen, bevor er ihn wieder zum Gehen drängte. Jinan öffnete die Tür etwas weiter und erstarrte im Schritt. Sein eben noch etwas verwunderter Gesichtsausdruck wich innerhalb einer Sekunde einer kalten Maske. Der Mann, der im Raum stand und offensichtlich auf ihn wartete, hatte ihn natürlich bemerkt und sah ihm entgegen. So gab er dem Blondhaarigen die Gelegenheit sein Gesicht genau zu mustern. Es war kein Wunder, das der Diener geflüchtet war, denn diesem Adeligen sah man die Arroganz und Härte an, die nur mehrere Generationen Aristokratie schaffen konnten. Die braunen Augen standen im starken Kontrast zu den blonden Haaren, die schon von weißen Strähnen durchzogen wurden. Aber auch wenn sein Gegenüber schon alt war, so sah man ihm noch die Kraft an, die dieser Mann in seiner Jugend besessen haben musste. Selbstsicher stand er ihm Raum, so als würde er ihm gehören und musterte Jinan abschätzend. Erst nach einigen Momenten eindringlicher Musterung erhob er die Stimme. „Du siehst gut aus.“ Jinan überwand seine Überraschung und trat nun vollends in den Raum ein. Kurz und knapp verbeugte er sich vor dem Mann. „Euer Besuch ehrt mich, Lord Hals. Es freut mich Euch bei bester Gesundheit vorzufinden, Vater.“ Sein Vater nickte, zufrieden mit dieser Begrüßung. „Dir scheint es auch gut ergangen zu sein.“ Jinan nickte zustimmend und setzte sich in einen Sessel. Mit einer Handbewegung deutete er seinem Vater auch Platz zu nehmen. Es war nicht so, dass er seine Gesellschaft schätzte, aber er hegte auch keinen Hass gegen ihn. Es war nicht so wie bei Silvia, die er hasste. Sein Vater hatte nur den Fehler gemacht, die falsche Frau zu heiraten, daraus konnte ihm niemand einen Vorwurf machen. Bei vielen Männern setzte der Verstand aus, wenn eine Frau ihre Reize richtig einzusetzen wusste. Sein Vater kam der Aufforderung nach, doch sein Blick lag auf einem Punkt hinter Jinan. Dieser drehte sich um und folgte der Richtung in die sein Vater blickte. Dort sah er Anas, der neben der Tür stand, die er hinter ihnen geschlossen hatte. Jinan lächelte und nickte dem Anderen zu. „Mir droht keine Gefahr, du kannst dich um deine Pflichten kümmern.“ Anas zögerte kurz, ging dann aber ohne ein weiteres Wort oder Reaktion in Jinans Schlafzimmer, wo er die Tür hinter sich schloss. Der Blondhaarige wandte sich wieder seinem Vater zu. „Ja, es ist mir gut ergangen, Dank deiner großzügigen Unterstützung.“ Auch wenn er es versuchte, so war der Sarkasmus in seinen letzten Worten kaum zu verbergen. Es war eine großzügige Unterstützung, doch wenn sein Vater anders gehandelt hätte, wäre er niemals darauf angewiesen gewesen. „Es freut mich zu hören, dass du sie immer erhalten hast.“ Und er meinte das wirklich ernst. Jinan konnte es kaum glauben. Erst ließ er zu, dass sein Sohn verbannt wurde und wenn er dann wieder zurückkam, drückte er nur seine Freude darüber aus, dass sein Geld immer ans Ziel gelangt war. „Vater, du bist doch nicht hier, um dich nach meinem Befinden zu erkundigen? Ich bin seit einigen Tagen hier, sicher weißt du schon von acht anderen Stellen, wie es mir geht. Vor allem da mich Silvia bereits aufgesucht hat.“ „Ja, sie sagte auch, dass es dir gut geht. Wenn auch mit seltsamem Unterton, weswegen ich mich selbst davon überzeugen wollte.“ Dann suchte er Augenkontakt mit Jinan. „Aber in erster Linie bin ich hier, um mit dir über deine Nachfolge zu reden.“ Das Einzige, das Jinan nun von einer emotionalen und negativen Antwort abhielt, war die Rückkehr des Dieners. Die Zeit, die der Junge damit brauchte ihm und seinem Vater ein Glas Wein zu servieren, nutzte Jinan um sich seine Worte zurechtzulegen. Erst als der Diener wieder gegangen war, antwortete er seinem Vater. „Dann tut es mir leid, dass du den Weg umsonst angetreten hast. Aber die Sache ist bereits von oberster Stelle geregelt.“ Sein Vater nahm einen Schluck von dem Wein. „In dieser Sache ist tatsächlich alles geregelt. Du bist mein Nachkomme und als solcher wirst du mein Erbe antreten.“ Das schien in den Augen seines Vaters alles schon so klar zu sein. Er war der Erbe, also bekam er alles. Dass er es womöglich gar nicht wollte, das kam ihm nicht in den Sinn. „Was ist mit Juan?“ Immerhin war das der Sohn, der ihn noch nicht enttäuscht hatte, wenn auch nur, weil er noch keine Gelegenheit dazu gehabt hatte. Sein Halbbruder würde es aber auch noch lernen, daran hegte Jinan keine Zweifel. Sein Vater war leicht zu enttäuschen. Unwillig schüttelte dieser nur eine Hand, so als wolle er ein lästiges Insekt verscheuchen. „Rede keinen Unsinn. Du bist mein Erstgeborener und Juan nur mein zweiter Sohn. Außerdem bist du der Sohn meiner geliebten Frau und von königlichem Geblüt.“ Bei der letzten Bemerkung sah Jinan überrascht auf. Daher wehte also der Wind. Beinahe hätte er seinem Vater abgekauft, dass er seine Mutter geliebt hatte, aber das Einzige, das er an ihr geliebt hatte, war das Geld und ihre Abstammung. Mit ihrer Abstammung gehörte er zur oberen Elite dieses Landes. Seine Kinder würden vielleicht einmal in schweren Zeiten in den Kampf um die Thronfolge einsteigen können, nur wegen des Blutes, das seine Mutter in diese Familie gebracht hatte. Und auch wenn sein Vater diesen Tag nicht mehr erlebte, so konnte er wenigstens in dem Wissen sterben, dass er seine Pflicht gegenüber seiner Familie erfüllt hatte. Er hatte ihre Macht vermehrt. Juan konnte das nicht, er war nur der Sohn einer einfachen Adeligen, seine Nachkommen würden niemals auch nur in Reichweite des Throns kommen. „Ich habe Casey, dem Prinzen, schon gesagt, dass ich nur Anspruch auf die Ländereien meiner Mutter erhebe, nach deinem Tod. Mehr will ich nicht, ich will nichts von deinen Ländereinen oder Vermögen. Sogar deinen Titel kannst du meinetwegen Juan in den Rachen werfen, oder gegen Geld veräußern. Ich bin kein Adeliger mehr und will es auch nie wieder sein. Und Nachkommen werde ich auch keine zeugen.“ „Du bist dumm. Und ich werde das nicht akzeptieren, du wirst mein Erbe, ob du willst oder nicht. Entweder alles oder nichts. Du kannst nicht nur die Ländereien deiner Mutter fordern und den Rest beiseitelassen. Getrennte Ländereien sind nichts wert.“ Bei der aufgebrachten Stimme seines Vaters wollte etwas in Jinan sofort damit anfangen, sich zu rechtfertigen, um das Schlimmste abzuwenden. Aber er war nicht mehr der Junge, der sich vor seinem Vater ducken musste. Er hatte keine Fehler gemacht, weswegen es ihm auch leicht fiel ruhig zu bleiben. Gegenüber seinem Vater konnte er sogar Klartext sprechen. „Es ist mir egal, was die Ländereien wert sind. Fakt ist, das sie von meiner Mutter sind, der einzigen Person in dieser Familie die mir noch etwas bedeutet hatte. Denn sie hätte mir nie die Schuld an einer solchen Tat gegeben.“ Wenn sie nicht gestorben wäre, dann wären sie nie in so eine Situation geraten. Jedoch war das nur Nebensache. „Aber du warst es, der Silvia und Alexa geglaubt hat, als sie mir vorwarfen, Alexa bedrängt und zum Beischlaf gezwungen zu haben. Mich hast du nie gehört, als ich dir beteuerte, dass ich sie nie angefasst habe und sie sich in mein Bett geschlichen hat, als ich schlief. Du warst es, der es akzeptiert hat, dass ich verbannt wurde, weil ich ihr angeblich trotz Verbotes nachgestellt habe. Und du warst es, der sich von mir abwandte, als alle mit dem Finger auf mich zeigten und mit Schimpfwörtern belegten, die man nie wiederholen oder gar aussprechen sollte. Und jetzt appellierst du an meinen Familiensinn und willst, dass ich alles vergesse und wieder in deine Arme zurückkehre. Genau die Arme, die mich damals weggestoßen haben? Nein, wenn hier einer dumm ist, dann bist es du und nicht ich.“ Jinan schüttelte enttäuscht den Kopf. „Geh, Vater. Geh bitte, bevor ich dich rauswerfen lassen muss.“ Sein Vater stand auf. „Ich verstehe, dass du verwirrt bist, aufgrund meiner Ankündigung. Ich werde dir Zeit lassen, alles zu überdenken. Aber du wirst mein Erbe, finde dich mit diesem Gedanken ab.“ Damit ging sein Vater und schloss die Tür hinter sich. Jinan sah ihm nur nach und begann dann zu lachen. Es war kein erheitertes Lachen, sondern ein enttäuschtes beinahe verzweifeltes. Brauchte man bei einer solchen Familie eigentlich noch Feinde? Seine Stiefmutter trachtete ihm nach dem Leben, seine Stiefschwester hatte zu Recht Angst vor ihm und sein Vater wollte ihm alles, was er besaß schenken, ohne auf seine Wünsche Rücksicht zu nehmen. Diese Familie war verrückt, wenn Juan jetzt auch noch mit dem Schwert auf ihn losging, würde ihn das nicht einmal wundern. Er nahm das Weinglas in die Hand und leerte in einem Zug die Hälfte des Inhalts. Nein, um selbst verrückt zu werden, war nun keine Zeit. Es gab genug Dinge, um die er sich kümmern musste. Zuallererst musste er sich darum sorgen am Leben zu bleiben, solange Silvia noch genug Vermögen und Einfluss hatte, um ihm zu schaden. Das hieß als allererstes Kontakte aufbauen. Zu wem, das wusste er noch nicht, aber es gab ja Leute, die Leute kannten, die dies wussten. Und diese musste er finden. Raoul und Casey waren ein guter Anfang, doch sie konnten ihn nicht auf Dauer schützen, auch wegen ihrer Pflichten. Der Besuch seines Vaters änderte nichts daran. Im Gegenteil das Spiel fing nun erst richtig an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)