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Chronik I - Rache

von

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Kapitel I - Erwachen

Es regnete in Strömen. Der silberne Halbmond kämpfte sich strahlend durch den tiefschwarzen, dicht bewölkten Nachthimmel, es gewitterte schallend und gewaltig, niemand war bei diesem Wetter zu sehen. Nun, wahrscheinlich würde man an diesem Ort auch bei sonnigem Wetter nicht viele Ponies antreffen. Man befand sich hier mitten in der Wildnis, überall ragten dichte Wälder und unzugängliche Berge aus der Erde und bis auf niederes Waldgetier verirrte sich nur selten jemand an diesen Platz. Doch auf einem schlammigen Waldweg bot sich ein dafür unpassendes Bild: Ein Pony mit verschlissenem Umhang und zerfetztem Hut bewegte sich langsamen Schrittes vorran, fast torkelnd, und offenbar nicht ganz bei sich. Der Regen prasselte unbarmherzig auf die Stute ein, aller zwei, drei Schritte rutschte sie im Schlamm aus und lag Sekunden später in ebenjenem, bevor sie sich schluchzend wieder aufrichtete und weiterlief.

Die Mähne des Ponies war zerzaust und dreckig, das Fell abgewetzt, ihr Körper immens abgemagert; vereinzelt konnte man schon Rippen erkennen. Es musste seit Wochen wenig bis nichts gegessen haben. Würde man diese Situation beschreiben müssen, man würde keine anderen Worte als "Erbärmlich" und "Zutiefst bedauernswert" finden.

Doch wer nur war dieses Pony? Warum war es hier im Wald, fernab jeglicher Zivilisation und Ponygemeinde? Und was war mit ihm passiert?
 

"Hah.....hah.....umpfh...."

Mühsam versuchte Trixie, vorran zu kommen.

Dieser verdammte Regen, dieser verdammte Waldweg. Doch sie hatte keine andere Wahl.

Sie musste eine Höhle oder etwas Ähnliches finden, sonst würde sie in dieser Nacht erfrieren. An ihr perlte das Wasser in Strömen hinunter, doch war es nicht nur Regen, vielmehr auch Schweiß der Erschöpfung, der sich mit salzigen Tränen vermischte.

Jedes Mal, wenn sie erneut ausrutschte und schmerzhaft auf dem Boden aufkam,

übermannte sie ein weiterer Schluchzer. Doch sie musste sich zusammenreißen.

“...Nein...die große und mächtige Trixie lässt sich von so etwas Lächerlichem

nicht aufhalten...”

Nach einer schieren Unendlichkeit erblickte Trixie etwas westlich vom schlammigen Waldweg einen kleinen Höhleneingang, versteckt von Blättern und Ästen, kaum auszumachen und vorallem nicht Nachts und bei diesem Wetter. Doch Trixie hatte sich beim Gehen so genau, so verzweifelt umgesehen, sie musste ihn entdecken!

Außerdem hatten die letzten Wochen sie geschult in der Kunst, immer und überall

einen Unterschlupf vor den grausamen Launen der Natur zu finden.

Und welche Erleichterung sie auch diesmal verspürte.

Ohne zu Zögern stürmte sie auf die Höhle zu, vergaß dabei aber den Schlamm und

es passierte, was passieren musste: Trixie rutschte aus und knallte mit dem Kopf schmerzhaft auf den Boden.
 

Sie rührte sich nicht, ihr Körper war vollkommen reglos. Noch immer gewitterte

es unbarmherzig und der Wind peitschte durch die Bäume.

Dieses Donnern und Blitzen...es erschien ihr wie Gelächter.

Jeder lachte über Trixie. Jeder belächelte Trixie. Jeder machte sich lustig über Trixie.

Warum nicht auch die Natur?

"..Ngh.....uhh....Mhh.....gnn..."

Nein, das würde nicht passieren. Trixie öffnete die Augen und hielt es entschlossen zurück. Vorsichtiger als vorher trabte sie auf die Höhle zu und legte sich kurze Zeit später auf dem kalten Höhlenboden nieder. Der Eingang, welcher zunächst eher klein erschien, mündete in einen imposanten Berg, was Trixie aber nicht sonderlich interessierte.

Sicher, es war nicht besonders gemütlich hier, aber es war deutlich wärmer als draußen

im Wald, und es regnete nicht. Trixie kauerte sich zitternd unter dem erbärmlichen Rest

ihres Umhangs zusammen und versuchte, ein wenig Ruhe zu finden.

Leise und mit geschlossenen Augen lauschte sie dem niederprasselndem Regen.

Nach einer Weile fing sie an, nachzudenken. Über die vergangenen Wochen...

Und nun, da sie hier lag, still und völlig allein, brach ihre innerliche Barriere

und es übermannte sie vollends...

Ihre Augen waren wie düstere, klagende Wasserfälle. Nasse Kristalle wanderten über ihre Wangen, die Tränen flossen nur so aus ihr heraus. Sie presste ihre Hufe übers Gesicht,

um sich selbst nicht zu beschämen, doch es war zwecklos.

Trixie konnte nicht aufhören zu schluchzen, sie stampfte mit den Vorderhufen ununterbrochen auf den Höhlenboden ein, sie weinte so laut, man würde es selbst bei diesem Wetter noch draußen hören. Was war nur passiert? Wie konnte sie,

die große und allmächtige Trixie, hier zusammengekauert und schluchzend

auf einem dreckigen Höhlenboden liegen, mit zerfetzter Kleidung und halb verhungert?!

Sie hatte Alles verloren. Alles, was Trixie jemals wichtig schien und sie ausmachte,

hatte sie in den letzten Wochen hergeben müssen.

Dieser Abend in Ponyville...zerstörte ihr Leben. Diese dummen Ponykinder, welche einen Ursa Minor in das Dorf lockten...am liebsten würde Trixie die beiden in der Luft zerreißen.

In diesem Moment musste sie die ganze Wahrheit gestehen. Doch Trixie war sich sicher, wenn sie es nur stärker versucht hätte, hätte sie dieses Monster besiegen können...doch...dazu kam es nicht.

“Und das nur...wegen IHR.”

schoss es Trixie durch den Kopf.

Ihre Hufe drückten sich bebend in den Boden. Sie hatte aufgehört zu schluchzen. Ihr Körper zitterte nun stärker als vorher. Doch zitterte er nicht mehr vor Kälte...er zitterte vor Wut.

Trixies Zähne waren knirschend zusammengepresst.

“Twilight Sparkle.

Twilight...Sparkle...”

Trixies Hufe drückten sich fester in den Boden. Immer fester.

Sie war an allem Schuld. Sie hatte Trixie einmal mehr alles genommen.

Dieses verdammte Einhorn, diese SCHLAMPE...!

Trixie hasste sie mehr als Alles andere auf der Welt.

Sie hatte Trixie die Show gestohlen. Sie hatte den Ursa Minor besiegt.

Und Trixie musste fliehen...

Die Nachricht ihres Versagens und ihrer Trickserei verbreitete sich in Windeseile in ganz Equestria. Nirgendwo konnte sie mehr hin, überall vertrieben sie die Ponies, schrieen sie an, buuhten sie aus, bewarfen sie mit Steinen und verfaultem Gemüse. Die Kinder sangen scherzhafte Lieder über ihre Unfähigkeit, andere Einhörner lachten sie aus für ihre geradezu lächerlich kleine magische Begabung als Solches.

Selbst ihr Wagen wurde ihr genommen, als sie ihn in einem kleinen Dorf einmal einige Minuten aus den Augen ließ. Als sie zurückkam, war er völlig demoliert und mit Farbe beschmiert. Groß prankten darauf Wörter wie "BETRÜGERIN!", "STIRB!" oder "VERSCHWINDE!".

Und das alles nur wegen ihr. Wegen Twiligt Sparkle. Trixie presste ihre Hufe schon so krampfhaft in den Boden, dass diese zu bluten anfingen.

Doch sie spürte den Schmerz nicht. Ihr Hass war das einzige, das sie fühlte. Seit jenem Ereignis in Ponyville hatte sie jeden Tag an Twilight Sparkle gedacht. Wie sie es wagen konnte, die große und mächtige Trixie bloßzustellen, ihr alles zu nehmen, sie lächerlich zu machen...Tausende Male hatte sie sie in Gedanken verflucht, ihr die grausamsten Dinge angetan...doch es befriedigte sie nicht. Sie wollte dieses Pony wahrhaft leiden lassen. Leiden lassen auf jede schmerzvolle Art und Weise, die es gibt. Ihre Schreie...Ihre Qualen...

Ihr Flehen...All das wollte sie aus Twilight herausquetschen.

Sie foltern, vernichten, erniedrigen, demütigen...aber was konnte Trixie schon tun?

Sie war schwach und völlig am Ende, und Ponyville war ohnehin Ewigkeiten entfernt.

Trixie konnte es nunmal nicht leugnen: Sie hatte keine Zauberkräfte.

Alles, was sie beherrschte, waren Zaubertricks.

Und so blieb ihr nichts anderes übrig, als Twilight wie an all den anderen Abenden still zu verfluchen und zu hoffen, sie möge an einer qualvollen Krankheit dahinsiechen. Was Trixie so gedankenverloren nicht bemerkte, war, dass sich ihr etwas von tiefer aus der Höhle näherte. Sie war noch immer bei Twilight Sparkle, als sie eine leichte Erschütterung spürte. Dann noch eine. Und noch eine. Dann....war es still. Doch Trixie spürte warmen Atem

im Rücken. Sie vernahm ein Schnaufen. Sie wagte nicht, sich umzudrehen, doch Trixie wusste, sie musste sich bewegen. Langsam erhob sie sich aus ihrer zusammengekauerten Position, ganz langsam, nun wieder zitternd vor Angst. Noch immer starrte sie Richtung Höhlenausgang, sie ahnte, was sich hinter ihr befand,

doch sie wollte es nicht glauben. Dann wagte sie es:

Auf dem Absatz wendete Trixie sich mit einem eleganten Sprung dem vermeintlichen Ursa Minor zu...doch was Trixie sah, übertraf ihre Befürchtungen noch: Vor ihr stand ein gigantischer Ursa Kybelus, gezeichnet von etlichen Auseinandersetzungen mit anderen Kreaturen, übersät von zahlreichen, tiefen Narben.

Das hatte sie nicht erwartet. Trixie war wie gelähmt. Sie hatte an einen Ursa Minor gedacht,

aber das? Ihr Körper war wie versteinert. Sie befahl ihm immer wieder,

LAUF!...DU SOLLST LAUFEN!, doch er bewegte sich keinen Zentimeter. Der Ursa Kybelus hatte ein strahlend weißes Fell, war ohne Probleme zehn mal so groß wie ein Ursa Minor und funkelte Trixie mit seinen roten Augen noch einen Moment böse an, bevor er schließlich zu brüllen anfing und mit seiner riesigen Pranke ausholte. Nun bewegte sich Trixie: Sie schaffte es, mit einer kleinen, von ihrem Einhorn ausgelösten Druckwelle dem Hieb auszuweichen. Ein paar Meter weiter kam sie zum stehen, und nun wich ihre Angst urplötzlich wieder Wut:

"Du! Deinesgleichen war es, welcher mein Leben zerstörte!

Eurer Rasse habe ich mein Leid zu verdanken!

Dafür wird die große und mächtige Trixie Dich nun auch leiden lassen!”

Trixie zögerte nicht lange: Mit ihrer Magie versuchte sie, ein paar größere Steine rechts

von ihr in Bewegung zu setzen...und es gelang! Sie schleuderte sie dem Kybelus entgegen, welcher nun Anstalten machte, sich ihr zu nähern. Sie prallten von ihm ab wie Nadelstiche: Ein weiterer Hieb. Die Pranke verfehlte Trixie nur um wenige Millimeter. Es war ihr egal, sie war zu wütend, um sich über ihre Gesundheit Sorgen zu machen. Sie hatte nichts mehr zu verlieren. Sie hier und das gefährlichste Monster Equestrias: Es gab nur sie beide.

Nichts würde Trixie aufhalten.

Sie schoss nun mehrere Strahlen in die Höhlendecke, in der Hoffnung, sie würde den Ursa unter sich begraben, doch es reichte offenbar nicht. Und wieder schwang das Untier seine mörderische Pranke - und traf. Der Schmerz jagte wie ein Blitz durch Trixies Körper.

Sie wurde mit einer immensen Brutalität gegen die Wand geschleudert, ihr blieb für einen Moment die Luft weg. Blut tropfte aus ihrer Wunde, das Pochen war kaum auszuhalten.

Doch sie rappelte sich wieder auf.

"NEIN! ES IST NOCH NICHT VORBEI! DU WIRST TRIXIE NICHT BESIEGEN!

TRIXIE WIRD NICHT STERBEN! NICHT HIER! NICHT HEUTE!"

Trixie konnte nichts stoppen...Sie war schwach und völlig am Ende, doch in diesem Moment durchflutete sie eine eigenartige, fremde Macht...

die sich irgendwie vertraut anfühlte.

Schreiend stürmte Trixie auf den Kybelus zu. Sie schoss mit Steinen, mit Allem, was auf

ihr Horn reagierte! Ein grüngräuliches Licht schimmerte in ihren Augen,

sie ließ die Höhle erbeben und lähmte den Kybelus.

Dieser brüllte, schlug um sich und versuchte ebenfalls, sich auf Trixie zuzubewegen.

Ihr wiederum war alles egal. Sie hatte nichts mehr zu verlieren! Dieses Monster wollte

sie töten?! Gut! Dann würde sie es ihm nicht leicht machen!

Nur noch wenige Meter trennten die Beiden. Trixie sammelte all ihre Kraft,

all ihre Konzentration, für einen letzten Angriff.

Der Ursa Kybelus bewegte unter Brüllen seine Krallen auf Trixie zu. Immer näher.

Vielleicht drei Sekunden. Zwei. Eine.
 


 


 

Dunkle Nacht. Es stürmte und gewitterte härter als jemals zuvor.

Und inmitten einer verlassenen Waldlandschaft brach eine Höhle in sich zusammen.

Der Boden bebte. Überall flogen Steine und Felsteile herum. Grüngräuliche Blitze zuckten gen Himmel und umtanzten die verbrannte Leiche eines gigantischen, weisen Monsters.

Durch die vielen Staubwolken war kaum etwas zu erkennen. Doch nach wenigen Augenblicken schälte sich eine Gestalt aus den Rauchschwarden und den Überresten des ehemaligen Höhleneingangs: Ein Pony. Ruhigen und stillen Schrittes bewegte es sich auf eine Klippe zu. Es hinkte. War blutüberströmt. Und am schlimmsten für einen Betrachter

wäre wohl ihre Flanke gewesen:

Es fehlte ein Stück im Fleisch, dort wo früher das Cutie Mark des Ponies gewesen sein musste. Wer auch immer das Pony war, es würde nie wieder ein Cutie Mark haben.

Und es musste schreckliche Schmerzen leiden. Dennoch trabte es völlig gelassen

auf die Klippe zu. Als es schließlich auf dem äußersten, dem höchsten Punkt

zum stehen kam, sah es sich die eigene Flanke an. Trixie richtete nun erneut

ihren Blick auf das vor ihr liegende Meer.

Sie musste wirklich weit herumgekommen sein, wenn sie schon an einem Meer angekommen war. Das Gewitter donnerte, der Regen prasselte, die tosenden Wellen schlugen unbarmherzig gegen die Klippen. Und dann tat sie es. Sie holte tief Luft und...schrie.
 

Ein dröhnender, ohrenbetäubender Schrei, der seltsamerweise sogar die Geräusche

der Natur übertönte.

Trixie brüllte das Meer an. Sie schrie Alles hinaus.

Unter Tränen des Zorns schrie sie all ihre Gefühle heraus.

"ICH HASSE DICH! ICH HASSE DICH, TWILIGHT SPARKLE! ICH HASSE DICH!

ICH HASSEEE DIIIIICH! ICH HASSE DICH SO SEHR!”

Und wieder brüllte sie hemmungslos in die Nacht hinein.

Sie hörte nicht auf zu schreien, ihre Stimme wollte nicht versagen.

Sie schrie es immer wieder hinaus.

"ICH HASSE SIE! ICH HASSE SIE! ICH HASSE SIE!"

All dieser Zorn, diese Wut auf dieses Pony, welches Trixie für ihr Schicksal verantwortlich machte, hatten sich angesammelt und mussten irgendwann explodieren. Sie wusste nicht,

wie sie den Kybelus besiegt hatte, doch um sie stand es schlimmer als je zuvor:

Die Schmerzen. Ihr Cutie Mark. Die Schmach...Trixie schrie und schrie, immer weiter.

Dass ihr langsam schwindlig wurde, bemerkte sie nur unterschwellig. Offensichtlich hatte sie viel zu viel Blut verloren. Lange würde sie nicht mehr durchhalten. Aber Trixie sollte es recht sein: Wenn sie sterben würde, dann wollte sie ihre letzten Momente damit verbringen, ihren Hass hinauszuschreien.
 


 


 


 

Es war ruhig in dieser stockfinsteren Höhle. Es gab nichteinmal einen Eingang, man konnte die Hufe vor Augen nicht sehen. Doch tief, sehr tief hier befand sich eine Statue.

Was machte sie an einem Ort wie diesem, in einer unzugänglichen Höhle, welche sich mitten im Nirgendwo befand?

Man konnte jemanden schreien hören, der sehr nahe sein musste. Kleine Blitze bahnten sich überall ihre Wege und die Wände knisterten vor Spannung.

Es schien eine erdrückende Menge Magie in der Luft zu liegen.

Diese Höhle lag unter einer Klippe, wer würde um diese Zeit und zu diesem Wetter einen solche Ort aufsuchen? Plötzlich bekam die Statue Risse. Sie begann zu leuchten.

Immer mehr Risse. Sie bröckelte, fiel in sich zusammen. Die Höhle erstrahlte in einem unheilvollen, roten Licht...aus dem sich eine Gestalt schälte.

"Hrhrhrhrhrhrhr..."
 

Trixie wusste nicht, wie lange sie nun schon hier stand, und das Nichts anschrie.

Es war ihr gleich. Es verschuf ihr Genugtuung. Sie wollte nicht aufhören zu schreien.

Nie mehr. Doch ihr Körper machte das nicht mehr mit: Das Meer begann, sich vor ihren Augen um sich selbst zu drehen, ihr Kreislauf versagte und sie fiel zu Boden.

Das war es also gewesen. Ein Leben voll Verlust, Schmach und Leid.

Und nun würde sie sterben. Letztendlich...war sie nicht groß und mächtig.

Ohne, dass Trixie es merkte, näherte sich von hinten eine Gestalt.
 

"Nun, nun, nun...Mein kleines Pony, so wütend?"
 

"W-was?!"

Was war das für eine Stimme? Trixie drehte sich reflexartig um.

“Wa-”

Sie befand sich in einem schwarzen Raum. Aber wie konnte das sein?

Gerade war sie doch noch auf der Klippe?!

Was sie im Moment jedoch noch viel mehr interessierte: Ihr Körper war geheilt!

Die Wunden waren verschwunden, ihre Flanke war wieder, wo sie hingehörte; wenn auch ohne Cutie Mark. Und wer war dieses Wesen vor Ihr?

Es sah aus, wie...eine Mischung aus mehreren Tieren, und es hatte den Kopf einer Ziege.
 

"W-wer...oder WAS bist du?!

Und wie kannst du es wagen, die g-große und mächtige Trixie an diesen Ort zu bringen?!"
 

"Hrhrhr...nun, Teuerste, groß und mächtig...war ihr Anblick nicht, ahahaha."
 

Trixie schluckte. Da hatte er Recht. Wahrscheinlich konnte man sogar so weit gehen,

zu sagen, dass sie gerade das erbärmlichste Pony Equestrias war.

"Was...was willst du von mir? Wo sind wir hier und wer...bist DU?

Hast du mich geheilt?!"
 

"Nun, zufällig war ich in der glücklichen Position, dich gehört zu haben, mein kleines Pony.

Und du scheinst mir sehr...aufgebracht."
 

Er hatte sie also gehört. Wie groß war die Chance, dass sich an diesem Ort,

zu dieser Zeit noch jemand aufhielt? Verdammt...
 

"NA UND?! Was geht dich das an?! Die große und mächtige Trixie braucht kein Mitleid

von solch seltsamen Kreaturen wie dir!"
 

"Oh, nein nein nein, Teuerste, Mitleid ist nicht das, was ich dir geben will...

vielleicht verstehst du, wenn ich dir meinen Namen nenne: Discord, hihi."
 

Trixie stockte. Ihre Augen weiteten sich.

"Du bist...Das Element der Zwietracht."
 

"Bingo! 100 Punkte für die Kandidatin!"
 

Trixie wich einen Schritt zurück.

"Solltest du nicht...versiegelt sein?"
 

"Das sollte und war ich sogar, doch wie es der Zufall, das Schicksal oder eine höhere Macht so wollte, hast du deinen Gefühlen genau über meinem Gefängnis Luft gemacht, und so, meine Gute, hast du mich erneut befreit...wofür ich dir zu Dank verpflichtet bin."

Bei den letzten Worten verzog sich die Fratze Discords zu einer grinsenden Grimasse.

Sie hatte das Element Der Zwietracht also unwissentlich erneut befreit.

Nun, Trixie sollte es egal sein. Wenn sie Glück hatte, würde Discord sich nun wieder

nach Ponyville begeben und die Ponies dort ordentlich leiden lassen.
 

"Gern geschehen. Du hast Trixie geheilt, also sind wir quit.

Wenn du dich dennoch erkenntlich zeigen willst, zerstöre Ponyville.

Und nun behellige die große Trixie nicht weiter!"

Trixie wollte sich schon zum gehen wenden, doch sie sah keinen Ausgang.

Irritiert blickte sie sich nach allen Seiten um.
 

Zweifellos, sie war es.

Unfassbar. Wie groß war die Chance, diese Person noch einmal persönlich anzutreffen?

Mehr noch: Sie war es, die ihn befreit hatte.

Welch eine herrliche Ironie, das gerade SIE ihn von Celestias Bann erlöste.

Doch ihr Aussehen passte nicht. Ihre Augen und...ihr Horn. Ihre Persönlichkeit und ihre schwache, beinahe nicht vorhandene magische Aura...ja, sie war sich ihrer noch nicht bewusst. Sehr gut. Wenn es ein Schicksal gab...dann war es auf seiner Seite!
 

Noch immer starrte Trixie gereizt die Schwarze Wand vor ihr an, sie wurde ungeduldig.

“Langsam werde ich böse! Hast du nicht gesagt, du bist mir dankbar?!

Dann lass mich raus und vernichte Ponyville!”
 

"Warum...machst du das nicht selber? Hrhrhrhr..."
 

Plötzlich blieb Trixie wie eingefroren stehen. Hatte sie gerade richtig gehört?

Sie wendete sich Discord erneut zu, sprach langsam und sehr gefasst.

"...Was?"
 

"Du hast mich richtig verstanden. Ich weiß von Allem, was dir in den letzten Wochen passiert ist. Weiß von deinem Scheitern in Ponyville, weiß von Twilight Sparkle,

welche dich so unverzeihlich kränkte."

Bei dieser Aufzählung schwebte das schlangenartige Wesen um Trixie herum,

umgarnte sie schon fast.
 

"Oh ja, ich kenne dein tragisches Schicksal...und du sinnst auf Rache."
 

“...Ja!"

Sie reagierte hölzern. Trixie wusste nicht, was sie hier gerade tat. Wusste nicht, in welche Richtung sich dieses Gespräch entwickeln würde. Doch eines wusste sie: Es war soweit.
 

“Du willst Rache an Twilight nehmen...an ihren Freunden...an den Kindern...an Ponyville...

an EQUESTRIA!"
 

"Ja...Ja!...JA!...JA, DAS WILL ICH!"

Trixie atmete nun schneller. Würde Discord ihr helfen? Würde sie ihre Rache bekommen?!
 

"Hrhrhrhr...Mein kleines Pony, DEINE Zeit ist nun gekommen!

Schwach und besiegt, endlose Erniedrigungen!

Tränen fließen aus deinen Augen, Wut brennt in deinem leeren Herz!

Du träumst von Ruhm und Macht, doch du bekommst nichts als Hass!

Träume von Anerkennung haben dir den Weg für Gelächter und Verachtung geebnet!

Also Trixie, willst du groß und ALLMÄCHTIG werden?!"
 

"JA! JA, DAS WILL ICH!!!"
 

Sie befanden sich wieder im Freien. Es stürmte nach wie vor.

Doch Trixie hatte sich verändert.

Sie schritt erneut auf die Klippe zu...

und sprach dabei fest und unbeirrt wie laut und wiederhallend:
 

"Die Zeit ist gekommen...

Ich komme nun wieder, stärker, und zeige allen, wer die Beste ist!

Vorbei sind die Zeiten von Verlust! Vorbei die Zeiten der Flucht und des Spottes!

Nicht länger...nicht länger...werde ich mein Gesicht verstecken!

Nie mehr wird man lachen! Nie wieder mich quälen!

Ich werde stolz und mächtig sein!

Rache werde ich nehmen, blutig und endlos!

Macht durchströmt mich, wie nie zuvor!

Der endgültige Triumph wird mein sein!

Ich bin allmächtig!

Ich werde mich über alle erheben!
 

Und nun stand Trixie erneut auf der Spitze der Klippe. Doch in einer anderen Situation als zuvor. Sie war völlig rehabilitiert. Ihr Körper war kräftiger und makelloser als je zuvor.

Ihre Kleidung war wieder in Ordnung. Und sie hatte ein neues Cutie Mark:

Ein blauer Schmetterling. Discord hatte ihr All das gegeben. Und sie würde es nutzen.

Sie würde sich an ganz Equestria rächen.

Es stürmte und gewitterte immer heftiger.

Hinter Trixie donnerte es und Discord sprang sich krümmend vor lachen in die Luft:
 

"Das wird ein Spaß, nicht wahr, meine neue Freundin?! HUAHAHAHAHAHAHAHA!!!"
 

Trixie grinste. Sie grinste übers ganze Gesicht. Ein bösartiges, sadistisches Grinsen

ob der kommenden Ereignisse. Sie war in ihrem Leben noch nie so glücklich wie

in diesem Moment gewesen. Doch Discord hatte Unrecht: Es würde kein Spaß werden.

Nicht für Equestria. Nicht für Ponyville. Nicht für Twilight Sparkle.

Denn Alles, was Trixie nun im Sinn hatte, war das, was sie seit jenem Tag in Ponyville verzweifelt und stur geplant hatte:
 

Rache.

Ereignis

Kapitel II - Ereignis
 


 


 

“...Rache...wird sie büßen...sie es wagen...schon wieder...”
 

Twilight riss die Augen auf. Wer veranstaltete hier so einen Lärm? Noch dazu so früh am Morgen? Sie gähnte einmal ausgiebig und erhob sich dann schwerfällig aus ihrem Bett,

trottete auf die Treppe zu und versuchte die Quelle des Lärms auszumachen.

Im Erdgeschoss lief Spike wild auf und ab, er schien offenbar über irgendetwas

äußerst verärgert zu sein. Twilight hatte da schon so einen Verdacht.

“Spike! Guten Morgen!”

Und mit diesen Worten schlurfte sie die Treppe hinunter.
 

“Und dann noch-Oh! Morgen, Twilight...”
 

“Was ist denn los? Du machst ja einen Lärm wie zwölf Partykanonen!”
 

“Ach, es geht um Rarity...offenbar hat sie sich schon wieder einige Stücke aus meiner Diamant-Sammlung für ihre Kleider gemopst...zum zichtausendsten Mal!

Und dann auch noch den großen Opal, der sollte mein heutiges Frühstück sein!”
 

Twilight musste grinsen. Sie kannte diese Angelegenheiten schon zu genüge.

Denn wenn es nicht Rarity war, die sich Spikes Diamanten “borgte”, war es Spike,

der im spontanen Appetit Diamanten von Raritys Kleidern “stahl”.

Die Beiden stritten sich deswegen ständig fürchterlich, aber Twilight wusste,

dass sie einander mochten. Sogar sehr. Spike hatte unmissverständliche Gefühle für Rarity, das konnte eigentlich jeder sagen, der die Beiden schonmal zusammen gesehen hatte. Und, so glaubte Twilight, auch Rarity war nicht abgeneigt.
 

“Jetzt mal ehrlich, Spike...böse sein kannst du Rarity deswegen doch sowieso nicht, oder?”

Ihr Ton war verständnisvoll, denn sie kannte die Antwort ja ohnehin schon.
 

“A-also...ich...nun...”

Spike stotterte nur noch ein wenig, bis seine Wut schließlich in sich zusammenfiel und er mit leicht roten Bäckchen ein “Hmh...kann schon sein.” murmelte.
 

“Sieh es mal so: Wenn du das nächste mal eines ihrer Kleider massakrierst,

seid ihr zwei wieder quit, hihi.”
 

“Möglich...denke ich.”

Spikes Aufregung legte sich und in seinen nicht vorhandenen Bart murmelnd begab er sich

in die “Bombenecke” - Eine kleine, etwas separate Stelle in Twilights Haus, in der ein großer Fernseher und Spikes Marestation3 standen, an der er einen großen Teil seiner Freizeit verbrachte, wenn er nicht gerade etwas für Twilight zu erledigen hatte. Diese Konsole war ein Geschenk von allen zusammen zu Spikes letztem Geburtstag. Und es war das einzige Geschenk, damit sie nicht wieder seine Drachengene provozieren würden.

Er hatte sich wie ein kleines Kind gefreut und jede seiner Freundinnen umarmt, sogar für Owliscious war ein freundliches Anstubsen drin.
 

“Sag mal, Spike...steht heute garnichts an?”
 

Es war ein regnerischer Samstag. Seit Wochen nichts als Wolken.

Dicke, schwarze Wolken, welche tagtäglich ihren gesamten Inhalt über Ponyville entleerten.

Das Wetter wollte sich einfach nicht bessern. Ungewöhnlich für den Sommer.
 

“Nicht, dass ich wüsste...Ein Brief für Prinzessin Celestia ist erst wieder in zwei Tagen fällig,

du hast kein Treffen mit jemandem vereinbart und wir haben nichts einzukaufen”,

leierte Spike runter, während er mit seinem Joystick ausholte und sein Highscore

durch die Decke ging.
 

“Wenn das so ist...Ich werde mir die Zeitung nehmen und mich nochmal ins Bett legen.

Sag Bescheid, wenn irgendwas ist, ja Spike?”
 

“Jaja, mach ich...”
 

Twilight sollte es recht sein. Sie hatte zur Abwechslung nichts gegen einen

friedlichen Tag im Bett. Etwas Lesestoff, ein warmer Tee...

Wobei ihr solche Tage in letzter Zeit etwas zu häufig vorkamen...

Was dachten sich die Pegasi nur dabei? Twilight schnappte sich mit Magie die heutige Ausgabe des “Canterlot-Propheten” und trottete wieder in den ersten Stock, auf ihr kuscheliges Bett. Zunächst schien es nichts Interessantes zu geben.

Die üblichen Nachrichten. Twilight überflog gelangweilt die Seiten.
 

“...Wonderbolts erneut versagt...Regenbogen-Skandal in Cloudsdale aufgedeckt...

Daring Doo besiegt Zerberus und findet Stein der Meisen...

Regenwetter weiterhin anhaltend...”
 

Doch dann stieß Twilight auf einen kleinen Artikel, an dem sie hängen blieb.
 


 

“Betrügerin Trixie erneut aufgetaucht”
 

Calmville. Die landesweit bekannte und geächtete Showbetrügerin Trixie, bis vor wenigen Wochen noch bekannt als “Die große und mächtige Trixie”, ist erneut mit dem offensichtlichen Ziel, die Leute hinters Licht zu führen und ihnen Lügen wie Unwahrheiten gleichermaßen aufzutischen, in einem Dorf aufgetaucht. Es ist nun seit dem “Ponyville-Skandal” schon der 13.Ort, den die reisende Trickbetrügerin aufsuchte,

um weiterhin Jung und Alt reinzulegen, und wieder gab es ähnliche Reaktionen

wie in den vorangegangenen Ortschaften:

Das Pony wurde beleidigt, mit faulem Gemüse beworfen, öffentlich ausgebuht, ja man verwehrte ihr sogar den Einlass in das 300-Seelen-Dorf. Für aktive Leser des Propheten sind diese Ereignisse längst keine Neuheit mehr. Doch woher der einstimmige Hass,

die Abneigung, die Wut auf die Betrügerin Trixie?

Wir haben einmal in besagtem Dorf einige Ponies zu diesem Thema befragt.
 

“Kann’s absolut nich’e ab, off ner’ riesen Bühne n’ dick’n Max zu machen und dann eichenlich nix druffe zu ham. Des gefällt wedor n’Erwachsenen noch n’Kindern.

Grade de’ Hossenkacker finden’s wohl enttäuschend.”
 

“Sie war seit Jahren das große Idol meiner beiden Töchter! Jedes mal, wenn wir die Große und Mächtige Trixie beochbachtet haben, haben sich meine Kleinen gewünscht, einmal so wie sie zu werden! Und dann das! Tiny und Miny haben stundenlang geweint, als sie erfahren haben, dass ihre große Heldin nichts weiter als ein Scharlatan ist!

Unverzeihlich, sowas...”
 

“Ich bin der Meinung, Trixie hat die Leute zu lange zu intensiv belogen. Es flossen ja über die Jahre ihrer Auftritte nicht nur Unmengen an Geld, sondern auch Begeisterung und Anbetung für ihre Shows. Trixie war so etwas wie eine Nationalheldin.

Vorbild für viele Einhörner.

Da wiegt es natürlich schwer, dass eben dieses Pony quasi nur gelogen hat...

besonders nach dieser...Sache vor 9 Jahren...”
 

Derzeit unbekannt ist, wovon besagte Trixie lebt. Wenn man Zeugenberichten glauben darf, hat sie nicht mehr als ihre wenigen Kleider bei sich und Verwandte oder Freunde

waren nie bekannt. Fraglich, ob man ihr Hilfe zukommen lassen wird oder nicht.

In diesem Fa-”
 

Twilight warf die Zeitung an die Wand. Sie starrte aus dem Fenster, ihre Laune hatte sich stark verfinstert. Sie fand es schrecklich, was nach der Sache damals in Ponyville mit Trixie passierte. Sicher, sie hatte betrogen und konnte den Ursa Minor nicht aufhalten...aber die Ereignisse und Reaktionen der Ponies und Ortschaften im ganzen Land waren einfach nur grausam. Trixie wurde seit diesem Tag wie ein Monster, wie eine Verbrecherin behandelt und der Canterlot-Prophet berichtete darüber, als wäre es ein Freudenspektakel.

Twilight mochte Trixie nicht. Aber eher wegen ihrer Persönlichkeit denn ihrer Taten.

Doch das zählte nicht. Wenn sie sich nur vorstellte, dass Trixie seit Wochen in diesem Regen ziellos durch Equestria lief, in jedem neuen Ort verstoßen, verzweifelt, allein, hungrig...zog sich ihr die Brust zusammen und sie vermeinte, losheulen zu müssen wenn sie länger darüber nachgrübeln würde. Trixie tat ihr leid.
 

“TOK TOK TOK”
 

Huh? Es klopfte an der Haustür. Bei diesem Unwetter?
 

“Wer geht denn bei diesem Sturm nach draußen?”
 

“TOK TOK”
 

“Spiiiiiiike?”
 

“Kann nicht! Muss.....Siegfried.....vernichten.....HA, nimm das, du blondgelockte Träne!”
 

Twilight seufzte. Auf und ab, auf und ab.

Sie war ein wenig genervt von ihren karussellartigen Bewegungen im eigenen Haus.
 

“KLONK KLONK KLONK”
 

Es half ja nichts. Um den Weg ein wenig abzukürzen, teleportierte sie sich einfach

zur Haustür und öffnete sie mit Magie.

Ihr gegenüber standen zwei geradezu durchnässte Stuten mit hängenden Regenmänteln

und schlammigen Stiefeln.
 

“Applejack! Applebloom! Kommt doch rein!”
 

“Howdy, Zuckerschnäutzchen!”
 

“Hallo, Twilight!”

Die Applesisters streiften ihr Schuhwerk vor der Tür ab und betraten lächelnd das Baumhaus. Twilight nahm ihnen mit Magie die Mäntel ab und begann ein Gespräch.

“Was kann ich denn für euch tun? Warum der Besuch bei diesem Greifenwetter?”
 

“Nun...es ist so, Twilight: Ich möcht dir nicht deinen freien Tag kaputt machen oder so,

aber weißt du...also, es ist nicht so, als würde ich es nicht auch gut allein hinbekomm’...”
 

Twilight stutzte. Applejack schien etwas angefressen, es musste sie einige Überwindung kosten, hier zu sein und was auch immer zu fragen.
 

“Ohhh...”

Applebloom verdrehte genervt die Augen und ergriff das Wort.

“Applejack und ich brauchen deine Hilfe beim Einholen der Ernte, Twilight.

Der Regen tobt immer stärker und wir müssen die Äpfel möglichst schnell von den Bäumen bekommen, der Regen tut ihnen in dieser Masse nicht gut...glaube ich.

Deine Magie wäre da sehr hilfreich. Also los, gehen wi-”
 

“APPLEBLOOM!”

Applejacks Gesicht war knallrot, sie glich im Moment äußerlich stark ihrem Bruder Macintosh und verpasste ihrer kleinen Schwester einen sanften Schlag auf den Hinterkopf.
 

“Eieiei...”

Applebloom rieb sich schmerzend ihren kleinen Kopf, Twilight kam nicht umhin,

sich das Lachen verkneifen zu müssen.
 

“Was wir sagen wollten, also ich wollte fragen, ob du uns vielleicht etwas mit deiner Magie zum Huf gehen könntest? Das würde die Arbeit echt verkürzen, und ich weiß ja, dass du das kannst, also...es war Appleblooms Idee, nicht das du denkst-”
 

“Hihihi, ist doch kein Problem, AJ. Da musst du dich wirklich nicht für schämen.

Klar helfe ich euch, liebend gern!”
 

Applejack schien sichtlich erleichtert und ein breites Lächeln zog sich über ihr Gesicht.
 

“Das machst du? Jihah, großartig von dir!”
 

“Dafür sind Freundinnen doch da, nicht? Sollen wir dann gleich los?”
 

“Jau, gehen wirs an!”

Und damit eilte AJ schon auf die Tür zu, offensichtlich wollte sie keine Zeit verlieren.
 

“Warte!” rief Twilight und packte sich Stift und Papier ein,

“Lass uns das Ganze erst durchplanen, bevor wir anfangen!”
 

AJ sah etwas unschlüssig zu ihrer kleinen Schwester.

“Twilight, wir haben keine Zeit für sowas Extravagantes. Die Äpfel müssen-”
 

“Papalapap! Das dauert nicht lange und du wirst sehen, dass es so viel schneller geht!”
 

Applejack sah erneut zu Applebloom, welche ihr lächelnd einen Blick zuwarf,

der in etwa sagte:

“Wir haben verloren. Machen wirs einfach.”
 

Applejack seuftzte leicht geschlagen.

“Also schön, Twilight...gehen wir dann in ein Cafe? Ich lade dich ein,

als kleines Dankeschön!”
 

“Hört sich gut an!” kam es von Twilight, während diese nach ihrer Regenkappe suchte.

”Dann lass uns gehen!”
 

Und so war alles geklärt. Nachdem Twilight sich angezogen und Spike Bescheid gesagt hatte, was dieser nur mit “Na, wie schmeckt dir das Zhorodrar, fühlt sich das gut an?! Huahahaha!”

kommentierte, machte sie sich mit den beiden Schwestern auf zu “Cuppies” -

Einem kleinen Cafe im Zentrum von Ponyville. Der Regen donnerte unbarmherzig

auf sie ein und trotz der Regenmäntel waren sie schon nach wenigen Metern

völlig durchnässt.
 

“Sag mal, AJ...warum lassen die Pegasi diesen Regen anhalten?

Ich meine, das geht jetzt seit Wochen so, übertreiben sie es nicht?”
 

AJ, die gerade Applebloom hochhalf, welche in eine Pfütze gestolpert war, kratzte sich den Kopf und setzte dann zu einer Antwort an.
 

“Hum...also, ich hab Dashie gestern das Gleiche gefragt, da hat sie mir erklärt, dass die Pegasi nicht alles Wetter machen, sondern nur bei Bedarf nachhelfen.

Dieser Regen kommt wohl nicht von ihnen und lässt sich nich so leicht stoppen...”
 

“Oh, wirklich? Interessant, das wusste ich noch garnicht. Gleich mal notieren...”
 

Das erklärte natürlich Einiges. Es hätte Twilight auch gewundert, wenn sämtliche Pegasi

es für eine gute Idee hielten, es wochenlang strömen und gewittern zu lassen.

Die Straßen von Ponyville waren, wie könnte es auch anders sein, ponyleer.

Die Drei kamen nur schwerlich voran, es musste endlich etwas gegen dieses Unwetter getan werden. Nach einigen nassen, zähen Minuten waren sie dann aber endlich im “Cuppies” angekommen. Hier war es warm, gemütlich und zur Freude von Applejack auch noch relativ leer. Sie machten es sich sich am Fenster gemütlich und bestellten bei der Bedienung drei Appleteas. Twilight kramte aus ihrem nassen Mantel eine kleine Karte hervor, die nach diesem Trip kaum noch als solche zu erkennen war.

Sie konnte dem jedoch abhelfen und die Karte mit Magie trocknen lassen.

Und während Applebloom ein bisschen im Cafe herumstreunerte, erklärte AJ Twilight

die ersten Positionen und das Vorgehen, diese hörte interessiert zu.

So eine kleine Arbeit wäre eine gute Beschäftigung für den langen, trüben Tag und obendrein konnte sie einer Freundin helfen. Vielleicht wäre sogar ein Brief für Prinzessin Celestia drin. Was wollte sie mehr?

Und während die Beiden dort saßen, ihren warmen Appleteas schlürfend und unbeschwert plaudernd, fiel Twilight plötzlich etwas Ungewöhnliches auf.

“Applejack.”
 

“Hm? Jau, Twilight? Was gibts? Hast du eine Frage?”
 

Doch Twilight antwortete nicht. Sie starrte wie hynotisert aus dem Fenster und deutete

mit ihrem Huf auf den Himmel, Applejacks Blick folgte diesem.
 

“Was...ist das, Twilight?”
 

“Ich weiß es nicht...”
 

Gebannt sahen sie auf den Himmel in einiger Entfernung. Es regnete nach wie vor wie aus Eimern, doch an einer Stelle...passierte etwas äußerst Merkwürdiges.

Grüngraue, blitzartige Gebilde tanzten dort wild im Kreis herum, sie umrankten sich gegenseitig, nur um sich schließlich immer wieder aufzulösen und zu erneuern.

Twilight stand noch der Mund offen, als sie etwas bemerkte: Das ganze Cafe war totenstill. Die wenigen Gäste, die hier waren, starrten nicht weniger fassungslos aus dem Fenster, die Bedienung hatte vor Schreck eine Bestellung fallen lassen und sah mit offenem Mund hinaus. Applebloom stand hinter ihrer Schwester und wirkte...verängstigt.

Das Blitzgebilde wurde größer...lauter. Man konnte es nun schon bis in das Café rein hören.

Und was am beunruhigendsten war: Es tobte über einem einzigen Haus, wollte sich nicht ausbreiten. Twilight versuchte sich krampfhaft zu erinnern, ob sie schonmal etwas über solch ein Naturphänomen gelesen hatte, doch es wollte ihr nichts einfallen. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie hatte sie beim Anblick dieses Spektakels ein unsagbar schlechtes Gefühl...
 

“Ahaha, hey, ist’ bestimmt was ganz Harmloses, da erlaubt sich wohl ein Pegasi

einen kleinen Scherz.”

Applejack wollte die Leute offensichtlich ein wenig beruhigen, sie legte ihren Huf um ihre kleine Schwester. Wirkung zeigte das nicht. Im Gegenteil, denn das Gebilde wurde größer und größer. Twilights Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt, als sich plötzlich-
 

die Blitze auflösten, das Spektakel in sich zusammen fiel und sich der Himmel wieder beruhigte. Ein erleichterter Ruck ging durch das Café, die Leute atmeten auf, die Bedienung sammelte die verlorene Bestellung wieder ein und Applebloom

entspannte sich sichtlich.
 

“Das war schon komisch, was?”

Twilight grübelte noch über die Sache nach.
 

“Ach was! Ihr habt das viel zu ernst genommen, was soll schon passieren?

Immerhin beschützen uns die Pega-”

AJ’s Satz ging in einer ohrenbetäubenden Explosion unter. Bevor irgendjemand reagieren konnte, krachte ein gigantisches Hausteil in die Wand des Cafes, zertrümmerte die gesamte Einrichtung und traff Applejack, Twilight und Applebloom frontal. Sie wurden durch die Luft geschleudert, Applejack verlor sofort das Bewusstsein, Applebloom wurde unter Trümmern begraben und es lärmte und schepperte überall.

Twilight hatte es geschafft, sich im Flug eine kleine Barriere zu erschaffen und so mit einigen Schürfwunden und blauen Flecken davon zu kommen. Sie rappelte sich wieder auf, humpelte leicht aus einigen Trümmerteilen, Schmerz durchzog ihren ganzen Hinterkörper.

Schnell versuchte sie die Situation zu begreifen. Da sah sie es: Ein gigantischer, grüngrauer Blitz war in das Haus unter dem Blitzgebilde eingeschlagen. Es stand lichterloh in Flammen und war schon halb zerfetzt. Die Druckwelle hatte alle Häuser in der Umgebung mehr oder weniger verwüstet. Das Cafe hatte es stark in Mitleidenschaft gezogen, es stand kaum noch ein Stein auf dem Anderen. Überall Trümmerteile

und verletzte Ponies, es war das reinste Chaos.

Doch zuerst musste Twilight nach Applejack und Applebloom sehen.
 

“Applejack! APPLEJACK!”

Sie hob mit ihrer Magie die Trümmer an, doch fand sie niemanden darunter.

Ein anderer Gast, ebenfalls ein Einhorn, half Twilight dabei. Und das, obwohl dieser Herr

selbst so einige böse Wunden hatte...
 

“Hier, deine Freundin ist hier!”

Die leicht verwundete Bedienung zog Applejacks schlaffen Körper aus einigen Trümmerteilen. Sie war zwar ohnmächtig, doch schien es sie ansonsten nicht allzu schlimm erwischt zu haben.
 

“Und Applebloom...wo ist Applebloom?!”
 

“Mädchen, du musst den Leuten in dem brennenden Haus helfen, vielleicht ist da noch jemand drinnen! Ich suche das kleine Fohlen. Sei versichert, ich werde es finden!”

kam es von dem anderen Einhorn.
 

“I-ich rufe sofort die Feuerwacht u-und einen Krankenwagen.”

stotterte die verstörte Bedienung. Andere Gäste zogen Ponies mit weniger Glück aus dem Schutt, die sichtlich dringend einen Arzt benötigten. Doch der Herr hatte recht. In dem Haus konnte noch jemand sein.
 

“In Ordnung! Ich verlasse mich auf sie!”

entgegnete Twilight und stürmte Richtung Haus los.

Bei diesem Regen musste das Feuer eigentlich bald Geschichte sein, doch-
 

“Oh Celestia hilf...”

Der Regen hatte aufgehört. Der Himmel war immer noch von Wolken übersät,

aber der Regen hatte aufgehört. Das konnte doch nicht wahr sein.
 

“Seit Wochen regnet es ununterbrochen und JETZT hört es auf?!”
 

Es war egal, Twilight musste sich beeilen. Aus dem Rauch und den Flammen des Hauses schälte sich eine Gestalt: Bon-Bon! Sie hatte ordentlich was abbekommen, trug leichte Verbrennungen am Körper, ihre Haare waren verkohlt, Glassplitter steckten in ihrer Flanke.

Sie hinkte wimmernd auf Twilight zu.
 

“BON-BON! Du meine Güte, leg dich hin! Du darfst dich nicht bewegen,

bis der Krankenwagen hier ist!”
 

“....Nein...Twilight...Lyra...noch im Haus....BITTE!”
 

Bon-Bon wirkte völlig verstört und hilflos.
 

“Habe versucht...helfen......ich war....zu schwach...schrie mich an...

solle verschwinden....BITTE!”
 

Twilight verstand sofort. An Bon-Bon vorbei stürmte sie mitten ins brennende Haus.

Es war zwei Stockwerke groß, das würde sie schaffen! Doch innen sah die Sache schon etwas anders aus. Überall war Feuer, man konnte vor Rauch kaum atmen geschweige denn etwas sehen. Twilight riss mit ihrem Horn alles, was sie blockierte aus dem Weg, verletzte und verbrannte sich dabei an diversen Stellen. Doch das merkte sie garnicht,

sie wollte nur möglichst schnell Lyra finden!

Mit ihrem Horn spürte sie sie auf, Lyra befand sich im ersten Stock. Twilight zögerte nicht lange. Rasch jagte sie die Treppe hinauf, welche kurz darauf unter ihr zusammenbrach.

Nur ganz knapp schaffte Twilight es in den ersten Stock. Über ihr fielen Balken zusammen,

der Rückweg war versperrt. Darüber konnte sie sich später Gedanken machen.

Mit magischer Gewalt bahnte Twilight sich ihren Weg durch die dichten Flammen.

Es war hier so heiß, so stickig, sie glaubte, gleich zusammenzubrechen.

Doch da: Lyra lag unter einem großen Stück Holz.
 

”Mein Go-”
 

Lyras ganzer Körper war von schweren Brandwunden übersät. Sie hatte kaum noch Fell, ihre Mähne war fast nicht mehr vorhanden und sie wirkte eher tot denn lebendig.

Twilight versuchte, mit ihrer Magie das Stück Holz zu stemmen.

Es klappte nicht, es war zu schwer. Sie warf sich dagegen und stemmte

sich schließlich mit dem Rücken gegen das brennende Holz.

Unter Aufbietung all ihrer Kräfte schaffte sie es, das Stück zu bewegen. Sie warf sich nochmals mit ihrem ganzen Körpergewicht dagegen; Geschafft. Lyra war befreit.

Doch ihre Gliedmaßen waren mitunder bis aufs Fleisch heruntergebrannt,

Twilight musste sich beeilen.

Sie hob Lyra vorsichtig auf ihren Rücken und suchte nach einem Ausweg.
 

“Bitte stirb nicht...stirb nicht, Lyra...bitte halt durch!”
 

Mit dem zusätzlichen Gewicht eines Ponies auf den Schultern wurde es noch schwerer, sich zu konzentrieren. Vor Twilights Augen verschwamm alles,

sie würde jeden Moment ohnmächtig werden.

Da kam ihr eine Idee! Sie musste sich nur heraus teleportieren.

Mit Lyra auf dem Rücken würde es zwar nicht einfach werden, aber...
 

“Was-”
 

Twilights Zauber funktionierte nicht. Was war hier los?!

Sie strengte sich mit all ihrer Willenskraft an, aber es passierte nichts,

so als würde Irgendetwas ihre Magie blockieren.
 

“Das darf doch nicht wahr sein...es darf nicht enden...nicht so.”

Doch es half nichts. Ihr wurde schwarz vor Augen.
 

“Es tut mir leid, Lyra...Bon-Bon...Spike...”
 

Eine seltsame, andersartige Wärme überfiel sie und Twilight glaubte, zu fallen.

In diesem Moment krachte die Hälfte der Hauswand weg, sieben Pegasi in Feuerwacht-Anzügen kamen hereingeflogen, ein muskelbepackter Hengst, der offensichtlich Hauptmann war,

brüllte seinen Leuten Anweisungen zu.

“Sofortiger Einsatz der Wassergeschosse! Na los, wirds bald?!”
 

Wenige Sekunden später schossen die Pegasi die umliegenden Flammen mit gewaltigen Wasserbomben aus und trugen Twilight und Lyra sofort aus dem Haus

zu einem bereitgestellten Krankenwagen.
 

“Welche Erleichterung”, dachte sich Twilight.
 

Draußen hatte sich mittlerweile einiges verändert: Ein halbes dutzend Krankenwagen

und zwei Feuerwachtwagen standen verteilt in der Umgebung, überall wurden Ponies

aus zerstörten oder beschädigten Häusern von Rettungskräften geborgen,

halb Ponyville war auf den Beinen.
 

“Kannst du stehen, Mädchen?” wurde Twilight von einem imposanten Feuerwacht-Pegasi gefragt, der sie vorsichtig auf dem Boden absetzte.
 

“J-ja...vielen Dank, das war Rettung in letzter Sekunde!”
 

Der Feuerwachtler nickte grimmig und flog wieder ins Haus,

um den anderen mit dem Löschen zu helfen.

Twilight hatte sich noch gar nicht richtig umgesehen, da kam Applejack angerannt.
 

“Twilight! Hey Kleine, ist alles okay bei dir?”

Sie sah einigermaßen fit aus, das beruhigte Twilight ungemein.
 

“Ja, ich denke schon...m-mir...gehts gut.”
 

“Das sehe ich aber anders! Sieh dich nur an, du hast überall Verbrennungen und-”
 

Doch da legte Twilight Applejack einen Huf auf den Mund, schüttelte den Kopf und drehte sich zu einem der Krankenwagen um. Lyra lag auf einer Trage, um sie herum standen vier

Einhorn-Sanitäter und versuchten verzweifelt, erste Hilfe zu leisten und sie zu stabilisieren.

Lyra hatte am ganzen Körper starke Verbrennungen dritten Grades, es roch nach verbranntem Fleisch. Twilight wurde übel bei dem Gedanken.
 

“Lyra! LYRA! Nein, nein, nein!! Lyra! LYRA!”

Bon-Bon raste, völlig außer sich, auf den Krankenwagen zu. Ihr ganzes Gesicht war von Tränen und Asche verschmiert. Sie versuchte zu Lyra durchzukommen, doch zwei große Ponies von der Feuerwacht hielten sie entschlossen zurück. Sie hatten offenbar Routine mit so etwas.

“Mädchen, bitte...tu dir das nicht an. Beruhige dich.”
 

“Lyra! Verdammt, lasst mich durch! ICH WILL DURCH! Lyra, LYRAAA!

Bon-Bon schrie wie am Spieß, schlug wie eine Wahnsinnige auf die beiden Pegasi ein,

die sie trotz allem zurückzuhalten versuchten. Offensichtlich würde sie sich nicht beruhigen.

Im Gegenteil: Bon-Bon schrie immer lauter, die Tränen flossen nur so aus ihr heraus.

Sie wirkte wie im Wahn. Das genügte, Twilight musste dazwischengehen.

Sie stellte sich vor Bon-Bon, warf den Pegasi einen aussagekräftigen Blick zu,

und diese zogen sich zurück. Offenbar hatten sie verstanden, dass Twilight hier eventuell

mehr ausrichten konnte. Diese hielt Bon-Bon fest und sah ihr tief in die Augen.
 

“Bon-Bon...bitte. Du musst dich beruhigen. Ich weiß, dass du und Lyra euch sehr nahe steht...aber beruhige dich. Lyra...ist am Leben. Die Sanitäter versuchen alles,

um sie durchzubringen, du musst sie ihre Arbeit machen lassen.”
 

Und jetzt sprach auch Applejack, welche neben Bon-Bon stand.

“Kleines, wenn Lyra dich jetzt sehen könnte, wäre sie zutiefst unglücklich,

denkst du nicht auch?

Ich bin sicher, die Einhörner können sie retten. Vertrau mir.”
 

Beim letzten Satz legte AJ ihren Huf auf Bon-Bons Schulter und sah sie fest und unbeirrt an.
 

Diese zitterte noch immer, ihre Augen waren nach wie vor weit aufgerissen und Tränen liefen ununterbrochen ihr geschundenes Gesicht hinunter. Doch langsam,

unendlich langsam, schien sie sich etwas zu beruhigen.
 

“Sie ist stabil! Wir müssen sie sofort ins Ponyklinikum bringen, dann hat sie eine Chance!

Los, los, LOS!”
 

Lyra wurde in den Krankenwagen gehieft und wie von der Hydra gestochen raste dieser los. Bon-Bon starrte ihm fassungslos schluchzend nach.
 

“Warum...warum habe ich sie nicht befreit...warum bin ich geflohen...

habe sie zurückgelassen...warum...ich...egositischer Abschaum...”

Bon-Bon stotterte das wie in Trance hinunter. Ihre Augen waren, obgleich verquollen

und mit nassen Kristallen gefüllt, leer und ausdruckslos.
 

“Bon-Bon, das ist nicht-” setzte Twilight an, doch ein Sanitäter packte Bon-Bon

mit sanfter Gewalt an den Schultern und schüttelte verneinend den Kopf.

“Wir bringen sie nun ebenfalls ins Ponyklinikum...dort kann sie sich in aller Ruhe erholen.”
 

“In Ordnung. Vielen Dank nochmals!”

Twilight konnte nun erstmal nichts mehr für sie tun.

Wimmernd ließ sich Bon-Bon in den Krankenwagen setzen und abtransportieren.

Langsam legte sich der Aufruhr, die meisten Ponies waren geborgen und das Feuer gelöscht. Nun konnte Twilight sich endlich Applejack zuwenden.

“Applebloom! Was ist mit ih-”
 

“Ihr geht es gut!” erwiderte Applejack mit etwas, das wohl entfernt an ein Lächeln erinnerte.

“Sie hat ein gebrochenes Bein, aber sonst ist sie wohlauf...”

Applejack biss sich auf die Lippen und sah mit einem finsteren Blick zu Boden.
 

“AJ...Du kannst nichts dafür. Nicht im Geringsten...niemand hätte ahnen können,

dass so etwas passiert...niemand.”
 

Doch Applejack schien das nicht zu überzeugen. Es war völlig offensichtlich, dass sie sich

die Schuld für die Verletzungen ihrer kleinen Schwester und auch von Twilight gab.

Da kam plötzlich Rainbow Dash angeflogen.
 

“Applejack! Applejack!”

Sie war sichtlich ebenfalls hochbesorgt.
 

“Applejack, geht es dir gut?! Alles okay? Und was ist mit dir, Twilight?!”
 

“...Dashie...ja...alles okay.”

Applejack wirkte nur noch am Ende.
 

“Mir geht es auch gut, Rainbow.” erwiederte Twilight mit traurigem Blick.
 

“Applejack hat viel durchgemacht. Am besten, du bringst sie jetzt nach Hause...”
 

“Ja klar, mache ich. Aber was ist mit dir?”
 

“Mir...es geht. Ich habe es ja nicht weit. Ich muss nach Spike sehen und einen Brief

an Prinzessin Celestia aufsetzen. Wir sehen uns Morgen.”
 

“In Ordnung...aber pass auf dich auf, Twilight! Und komm gut nach Hause!”
 

Rainbow Dash schmeckte es offenbar nicht, die verletzte Twilight alleine gehen zu lassen,

doch im Moment war die Sorge um ihre geliebte Applejack wohl größer.

Das passte Twilight gut, sie wollte jetzt nicht ins Ponyklinikum und sie musste nachdenken.

Sie winkte den Beiden nocheinmal zu und machte sich dann ebenfalls auf den Heimweg.

Der Regen hatte aufgehört...sie hatte sich so gewünscht, diese Flut solle endlich ein Ende haben. Und dann endet sie ausgerechnet in dem Augenblick, in dem ein riesiges Feuer wütet.

Das konnte doch kein Zufall sein...was waren das nur für Blitze?! Und wo kamen sie her?

Es war zwar erst Mittag, aber durch den nach wie vor dunklen Himmel schien es wie Nacht.

Als sich Twilight auf einer Abkürzung durch den Park befand, hörte sie etwas.

Erst ganz leise, undeutlich, doch dann lauschte sie genauer.
 

“...hat es dir gefallen?”
 

Wer war das?! Eine weibliche, offensichtlich hoch amüsierte Stimme sprach irgendwo

in der Nähe. Nein, es klang so, als würde sie direkt neben ihr stehen.

Doch weit und breit war Twilight das einzige Pony.
 

“Wer-”
 

“Glaube mir, das war erst der Anfang. Du wirst leiden, wie ich jede Sekunde gelitten habe.

Du wirst dir in jedem einzelnen Moment wünschen, es nie getan zu haben.

Du wirst um Vergebung betteln...doch du wirst sie nicht bekommen.

Du...bist die Betrügerin.”
 

“WER IST DA?!”, schrie Twilight nun aufgebrachter. Doch die Stimme war weg.

“Anscheinend bin ich wirklich fertig...ich sollte mich hinlegen.”
 

Nach einer guten Viertelstunde war Twilight endlich in ihrem Baumhaus angekommen.

Sie spürte, wie eine Woge der Erleichterung sie überfuhr. Sie wollte nur noch ins Bett und schlafen. Dieser scheinbar friedliche Tag hatte sich zu einem Alptraum entwickelt.
 

“Spike, ich...bin wieder da. Es ist etwas passiert, ich-”

Doch da hielt Twilight inne und lauschte einen Moment. Erst jetzt bemerkte sie es:

Die Lichter waren aus. Es war totenstill im Haus.
 

“...Spike?”

Twilight schaltete das Licht ein, sah sich um. Das ganze Haus war verwüstet,

Blutflecken zierten die Wände. Twilight zögerte nicht lange.

Sie sah zuerst in der “Bombenecke” nach.

Die Konsole und der Fernseher waren zerstört und funkten vor sich hin.
 

“Spike! SPIKE! WO BIST DU?! Bist du hier, Spike?!”

Twilight rannte durchs ganze Haus, suchte jedes Zimmer, jeden Winkel ab, sah in Spikes Bett nach, sie durchkämmte alles und rief immer wieder nach ihm. Doch es war zwecklos.
 

Spike war verschwunden.

Spiel

Kapitel III - Spiel
 

Spike war verschwunden. Die Verwüstung im Haus ließ Schreckliches erahnen.

Warum? Warum jetzt? Warum an diesem Tag?!

Hatte Twilight für heute nicht schon genug durchgemacht?!

Sie wollte Hilfe holen. Sie musste die anderen informieren! Twilight machte auf dem Huf kehrt und wandte sich zur Tür, doch die leichten Verbrennungen und die vielen Verletzungen, die sie sich bei dem Brand zugezogen hatte,

gingen nicht spurlos an ihr vorbei:

Ein stechender Schmerz fuhr durch Twilights Körper,

sie musste die Zähne zusammenkneifen, um nicht zu schreien.

Der Punkt, an dem sie völlig am Ende ist, war eindeutig erreicht.

Twilight taumelte, die Welt verschwamm zu einem Meer aus bunten Farben.

Sie versuchte noch, die Tür zu erreichen, doch ihre Kraft verließ sie.

Alles...

drehte...

sich...

ein Wirbel aus bunten Farben...

Blau...

Dieses stechende Blau...

Und schallendes Gelächter...jemand stand in der Tür...

Doch dann überfuhr Twilight die warme Schwärze einer Ohnmacht.
 


 

“AHH!”

Twilight schreckte auf, sie richtete ihren Oberkörper in eine Sitzposition, atmete so heftig wie selten zuvor. Es roch nach Medizin und allerlei Salben, an ihr Ohr drang ein gleichmässiges Piepen: Sie war offenbar in einem Krankenhaus, genauer gesagt lag sie in einem Bett. Vor ihr standen Fluttershy, Rarity sowie Pinkie Pie und sahen sie besorgt an.
 

“Ruhig, ganz ruhig Twilight”, Rarity legte behutsam ihren Arm um sie, “Alles ist gut...

leg dich wieder hin.”
 

“Nichts ist gut!”

Und damit schlug Twilight Raritys Arm von sich weg, “Spike...Spike ist verschwunden!

Ich kam gerade nach Hause und er war weg! Das Haus war verwüstet! Wir müssen-”
 

KNALL! Twilights Kopf schmerzte, als hätte ihr jemand mit einem Hammer dagegen geschlagen. Offensichtlich hatte sie doch größere Wunden davon getragen, als sie zuerst annahm. Doch Twilight war nach wie vor außer sich, sie musste sofort Spike suchen,

sie konnte sich jetzt hier nicht einfach ausruhen! Dann ergriff Fluttershy leise das Wort:
 

“T-Twilight...bitte leg dich wieder hin...deine Verletzungen werden sonst schlimmer, verstehst du?

Das möchte sicher auch Spike nicht...”
 

Fluttershy hatte ja recht. In ihrem jetzigen Zustand konnte sie überhaupt nichts ausrichten. Entkräftet seufzend ließ Twilight sich zurück ins Kissen fallen.
 

“Hört mir zu...Spike ist...”,
 

Pinkie versuchte zu lächeln, “D-das wissen wir schon, Twilight.

Aber i-ich bin sicher, es geht ihm gut!”

Ihre Stimme bebte. Schweiss rann ihre Stirn hinunter. Ihre Augen zuckten nervös.

Pinkie war eine schlechte Lügnerin.
 

“Fluttershy wollte dich besuchen. Das war wohl dein Glück.”

Rarity sah äußerst mitgenommen aus. Kein Wunder.
 

“Siehst du, ich wollte dich gestern Nachmittag besuchen kommen, um...

Du weißt schon. Das Feuer. Ich wollte nach dir sehen, aber d-deine Haustür war offen und da lagst du...mit diesen Wunden. Und da habe ich...einen Krankenwagen gerufen.

Weitaus schlimmer aber war...d-das...das...dass das ganze Haus v-verwüstet war...

Blutflecken an der Wand...u-und...Spike war verschwunden.”
 

“Die Ponizei sucht derzeit sehr intensiv nach Spike, und alle helfen mit.

Keine Angst, es kann nicht lange dauern, dann werden sie ihn schon finden.”
 

Das kam von Rarity, sie legte Twilight erneut einen Huf auf die Schulter und schenkte

ihr ein aufheiterndes Lächeln. Doch es war falsch.

Rarity hatte leicht geschwollende Augen, ihr Make-Up war verlaufen. Ihr Lächeln nicht das gewohnte, warme Lächeln voll Großzügikeit und Besorgnis, es war gespielt, falsch und kalt.
 

“Ja...Rarity muss es sehr mitnehmen, dass Spike verschwunden ist. Noch mehr als die Anderen. Vielleicht noch mehr...als mich.”

ging es Twilight durch den Kopf, während sie traurig auf ihre Bettdecke starrte.
 

“Wir werden mithelfen, Spike zu suchen, Twi! Und viele andere Ponies aus Ponyville auch!

Mr. und Mrs.Cake zum Beispiel hängen Flugblätter in ihrer Bäckerei aus!”

kam es fast schon zu enthusiastisch von Pinkie.
 

“Das...ist toll. Wirklich.”

Doch irgendwie glaubte Twilight nicht daran, dass die Ponizei Spike finden würde.

Sie wusste nicht, warum, aber es war so.
 

“D-du...hast stundenlang geschlafen. Wir haben uns große Sorgen gemacht, Twilight...”

kam es kleinlaut von Fluttershy. Pinkie nickte zustimmend, Rarity zeigte keine Reaktion,

sah sie aber traurig an. Oder war sie geistig gerade woanders?

Twilight konnte s nicht sagen.
 

“Das...tut mir leid, wirklich. Ich wollte euch keine Sorgen bereiten.”
 

“Andererseits bist du eine richtige Heldin! Ganz Equestria weiß davon,

wie du selbstlos Lyra aus dem brennenden Haus gerettet hast!

Du kannst dir nicht vorstellen, wie dankbar Bon-Bon dir ist!” kicherte Pinkie.
 

“Ja...das war wirklich ehrenhaft, Twilight. Ich bin stolz, dich meine Freundin nennen zu dürfen”, Rarity lächelte sie ehrlich warmherzig an, “du hast das Leben eines Ponies gerettet und das Leben eines Zweiten vor der Zerstörung bewahrt.”

Das hatte Twilight ja völlig vergessen!
 

“Lyra! Bon-Bon! Wie geht es ihnen?!”
 

“Es geht ihnen soweit gut. Lyra...nun ja...das Fell der Armen wird nie wieder vollkommen vorhanden sein und ihre Mähne ist hin...aber sie lebt. Und das zählt. Bon-bon ist es egal,

wie Lyra aussieht. Sie...liebt sie deshalb nicht weniger.”
 

Rarity lächelte, als sie davon erzählte. Es war ein seltsames Lächeln...

Rarity wirkte dabei irgendwie abwesend. Pinkie und Fluttershy bemerkten das nicht,

taten es ihr aber gleich.
 

“Das tut gut zu hören. Ich konnte sie nicht rechtzeitig retten, um ihr Fell zu bewahren...

aber immerhin lebt Lyra. Wenigstens eine gute Nachricht...ich bin so froh.”

Twilights Miene hellte sich unwillkürlich ein wenig auf.
 

“Meine Damen, es tut mir leid, aber die Besuchszeit ist nun leider vorbei.

Twilight Sparkle braucht Ruhe, sie hat noch immer einige schlimme Verbrennungen!”

Ein offensichtlich gestresster Arzt kam hinein und erinnerte mit strengem Ton

an die Regeln, die mit einem Krankenhaus einher gingen.
 

“Oh, v-verzeihung, wir wollten nicht...”, Fluttershy piepste eher, als dass sie sprach,

“...stören und-”
 

“Natürlich, Doktor. Entschuldigen sie, wir verabschieden uns nur eben von unserer Freundin.”
 

“Ihr müsst schon gehen? Schade...ich hätte gerne noch einiges erfahren und-”
 

“Psst. Das hat Zeit, Twilight. Ruhe dich erstmal aus.”

Rarity war zwar gezeichnet von der Angst um Spike, doch kümmerte sie sich immer noch verantwortungsvoll um ihre Freundinnen.

Twilight wusste das zu schätzen und gab für den Moment lieber nach.
 

“In...Ordnung. Danke für euren Besuch. Und Fluttershy...

danke für deinen gestrigen Besuch, hihi.”
 

Fluttershy lächelte Twilight schief an.
 

“Zum Glück habe ich dich gefunden...ruhe dich gut aus, ja?”
 

Die Drei verließen den Raum und Twilight hatte nun etwas Zeit zum Nachdenken.

Wie es wohl Applejack und Rainbow Dash ging...und ob Apple Bloom auch hier war?
 

“Wenn es mir etwas besser geht, sollte ich vielleicht mal durchs Krankenhaus streifen...”

Twilight war für den Moment beruhigt, doch dann kamen ihr wieder die Tatsachen

ins Gedächtnis.
 

“...Spike...”

Twilights Herz zog sich zusammen, ihr wurden die Augen feucht.

Blutflecken und eine demolierte Einrichtung. Wer würde Spike etwas antun wollen?!

Irgendetwas Schlimmes war passiert. Und Twilight würde es niemals,

niemals ertragen, wenn ihrem Freund aus Kindertagen etwas zugestoßen wäre.

Das würde sie nicht überstehen. Am liebsten wollte Twilight sofort bei der Suche helfen.

Doch ihr war klar, dass sie in ihrem Zustand mehr ein Klotz am Huf denn eine Hilfe wäre.
 

“All diese seltsamen Ereignisse...und das an nur einem Tag...”

Twilight starrte hinaus auf den immer noch finsteren Wolkenhimmel.

“...Was passiert nur in Equestria...”

Und mit diesen Gedanken glitt Twilight erneut in einen unruhigen Schlaf.
 


 


 

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Es war dunkel hier. Die Gänge und Räume wurden nur durch spärliche Fackeln erleuchtet,

die ihre schwachen Schatten in die Finsternis warfen. Eine Art gigantische Höhle,

könnte man meinen. Und in einem besonders hellen Raum, der genau wie ein Wohnhaus eingerichtet war, jedoch chaotisch und durcheinander, dass es jeder Beschreibung spottete, befand sich jemand und starrte kichernd auf einen großen Bildschirm.

Discord saß auf einem kleinen Sofa, eine Popkorntüte in der Hand und beobachtete amüsiert das Geschehen, dass sich vor ihm auf dem Fernseher abspielte.
 

“Hihihihi...sie ist ja wirklich ein Naturtalent, genau wie ich erwartet hatte. Unbezahlbar, haha!”
 

Auf dem Bildschirm vor dem Zwietrachtelement geschahen schreckliche Dinge:

Häuser oder ganze Orte wurden zerstört oder verwüstet, Ponies schwer verletzt oder verstümmelt, ein Unfall jagte den Nächsten. Equestria versank im puren Chaos.
 

“Meine kleine Freundin macht das fast besser als ich es könnte.

Welch eine fabelhafte Entscheidung, ihr die Hälfte meiner Kraft zu übertragen...

Und welch fabelhafte Fügung, dass gerade SIE mich befreit hat!

Ich könnte mir niemand Besseren dafür vorstellen, hrhrhrhr...”
 

Doch wo war Trixie eigentlich?

Discord hatte sie schon seit heute Morgen nicht mehr gesehen.

“Hm...am Besten, ich gehe sie mal suchen.”

Grinsend machte sich der großgewachsene Chimäre auf in die dunklen Gänge

des Höhlensystems, in denen er sich offensichtlich bestens auskannte.

Vorbei an Wasserfällen und riesigen Pflanzengebilden, bis er schließlich eine Art kleine “Halle” erreichte. Diese Halle hatte zwei Eingänge: Der, durch den Discord gekommen war und ein Gang auf der gegenüberliegenden Seite.

Auf der rechten Seite schlug sich ein Wasserfall seine Bahnen durch die Höhle.

Doch etwas war anders an diesem Wasserfall: das Wasser war rot und versprühte

einen metallisch-süßen Duft.

Die linke Seite sah befremdlich für eine Höhle aus:

Eine riesige Glaswand vom Boden bis zur Decke trennte die Halle hier in 2 Hälften.

In der Mitte dieser Glaswand war eine schwere, schwarze Tür eingelassen.
 

“Natürlich, wo sollte sie auch sonst sein...”

Discord murmelte in sich hinein und grinste dabei genervt.

Schließlich klopfte er leicht an die Glasscheibe.

Das Glas war sehr dunkel, man konnte kaum etwas aus dem Inneren erkennen.

Als Discord gerade die Tür öffnen wollte, sprang sie mit einem lauten Knall auf.

Mit genervtem, mürrischem Blick kam ihm Trixie entgegen getrabt.
 

“Was ist, Discord?!”
 

“Nichts, meine Liebe, garnichts. Mich interessierte nur, was du zu dieser Stunde treibst?”
 

“Warum?! Geht es dich etwas an?”
 

“Hihihi, man darf doch wohl Interesse am Privatleben seiner Mitbewohnerin haben, oder?”

Discord stieß ihr spielerisch mit dem Ellenbogen in die Seite, da bekam er einen kleinen, elektrischen Schlag.
 

“AUTSCH”, Disord lutschte an seinem Ellenbogen, ”das war jetzt aber unnötig, junge Dame, ich wollte ja nur höflich sein...”
 

“Ich habe mich etwas abreagiert, wie immer, wenn ich hier bin.

Es ist zwar erst das dritte Mal”, verächtlich starrte Trixie zur Glaswand herüber,

“aber verdammt, es fühlt sich einfach wunderbar an...wie auch immer.

Trixie wird sich nun wieder um unseren “Gast” kümmern...”
 

Mit diesem Gemurmel verschwand Trixie in die Richtung, aus der Discord gekommen war.

Dieser interessierte sich hingegen dafür, was sie hier getrieben hatte. Trixie war ja schon öfters in dieser von ihr geschaffenen Halle, doch wusste er nicht womit sie sich hier jedes mal stundenlang beschäftigte, also ging er einfach mal in den Raum hinter der Glaswand.

Zuerst sah Discord nichts Ungewöhnliches, während er sich weiter in die Raummitte bewegte. Es war ein gigantischer, runder Saal. Die Decke war so weit entfernt, dass Discord sie nicht mehr richtig erkennen konnte. Doch sonst...war der Raum leer. Als er schließlich in der Raummitte stand, fiel ihm etwas auf. Der Boden war weich,

müsste er nicht steinhart sein?

Und als Discord dann nach unten sah, hielt er inne. Nach einigen Sekunden der Verblüffung fing er an zu grinsen, und schließlich brach Discord

in schallendes Gelächter aus.

“Hrhrhrhrhuarharharharharhar! Was für ein Spaß, was für ein Pony!

Oh ja, Trixie, wir werden noch viel Freude zusammen haben ahahahahahaha!”
 

Der Raum war voll mit Hunderten...nein, abertausenden toten und massakrierten,

falschen Twilight Sparkles. Der Boden war nicht mehr zu erkennen, so dicht lagen die unechten Körper beieinander. Es mussten mehr als 10.000 sein...Die meisten von ihnen waren aufs Grausamste entstellt und kaum noch als das ursprüngliche Pony zu erkennen.
 


 


 

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Langsam wurde es unerträglich. Twilight lag nun schon seit zwei Tagen

in ihrem Krankenbett, ohne sich großartig bewegen zu dürfen.

Ein Arzt untersuchte gerade ihre Brandwunden.
 

“Herr Doktor...darf ich nicht wenigstens ein paar andere Patieten besuchen?

Ich bin auch ganz vorsichtig, versprochen!”
 

Der Arzt sah sie daraufhin eher kritisch an...doch atmete nach wenigen Augenblicken

schwer aus, was Twilight als positives Zeichen deutete.
 

“Also gut...Du darfst dich innerhalb des Krankenhauses bewegen. Aber bitte übertreibe es nicht, Twilight Sparkle. Denk an deine Gesundheit! Und halte dich nicht zu lange auf den Gängen auf...es ist dort im Moment nicht sehr angenehm.”
 

“Versprochen, Dr.Quaktreiber! Vielen Dank!”
 

Gleich, als der Arzt mit Twilight fertig war, stieg sie aus ihrem Bett und machte sich auf

in die düsteren Gänge des Krankenhauses. Und düster waren sie wirklich...

überall lagen mal mehr, mal weniger schwer verletzte Ponies auf Tragen.

Ärtzte, Sanitäter und Krankenschwestern liefen panisch durcheinander, es herrschte

das pure Chaos. Das Krankenhaus musste momentan an völliger Überfüllung leiden...

Aber warum? Warum ging es so vielen, bemitleidenswerten Ponies so schlecht?
 

“Bitte...hilf mir...ich habe Schmerherzeeen...”

Ein Pony, an dem Twilight vorbeiging, schrie sie flehendlich an.
 

“Es...es tut mir leid, ich kann ihnen nicht-”

Plötzlich wurde Twilight unsanft beiseite gestoßen.

Einige Sanitäter brachten den Hengst hektisch in einen Operationssaal.

Twilight war das zuviel. Doch da sah sie das Namensschild eines Krankenzimmers:

Lyra! Zu ihr wollte sie. Twilight drängte sich an den vielen Verletzten vorbei

und betrat das Krankenzimmer, welches etwas abseits des Chaos lag.

Lyra lag in einem Krankenbett und sah um einiges Schlimmer als sie aus:

Sie war an diverse Schläuche und Gerätschaften angeschlossen und konnte sich

offenbar keinen Millimeter bewegen. An ihrem Bett saß Bon-Bon,

die ihren Huf mit den ihrigen fest umschlossen hielt.

Als Twilight hineinkam, lächelte Lyra sie schwach an. Bon-Bon fuhr herum.

Offenbar war sie mehr als überrascht, sie sah Twilight entgeistert an.
 

“Hallo, Bon-Bon! Hallo, Lyra! Ich-”
 

Weiter kam Twilight nicht. Bon-Bon hatte sich schluchzend auf sie gestürzt, sich an sie gedrückt und immer und immer wieder unter Tränen “Danke! Dankedanke! Vielen Danke! Danke!” hervorgebracht. Selbst nach 10 Minuten wollte sie damit nicht aufhören,

es kostete Twilight alle Kraft, Bon-Bon klar zu machen, dass es gern geschehen wäre.

Lyra lächelte die ganze Zeit nur, wie sie in ihrem Zustand eben lächeln konnte.
 

Twilight war in diesem Moment stolz und glücklich, sie wusste, sie hatte etwas Wundervolles verbracht. Und das konnte ihr niemand nehmen, egal, wie viele schlechte Dinge noch passieren würden. Nachdem Bon-Bon sich irgendwann beruhigt hatte,

dankte sie Twilight noch einige weitere Male und versicherte ihr, wenn sie irgendwann mit Irgendetwas Hilfe bräuchte, Bon-Bon für sie da sein würde.

Twilight nahm das Angebot an und veließ den Raum dann leise wieder.

Sie wollte die beiden nicht weiter stören und hielt es für überflüssig, ihnen jetzt von Spikes Verschwinden zu erzählen. Sie waren schon ausgelastet genug. Nach einigen Metern Leid, Geschrei und Chaos kam ihr dann auch Appleblooms Zimmer in den Blick

und Twilight ließ es sich nicht nehmen, auch ihr einen Besuch abzustatten.

Das ruhige, fast schon friedliche Zimmer stellte einen seltsamen Kontrast

zu den aufgewühlten Gängen da.

Apple Bloom ging es sichtlich gut. Sweetiebell und Scootaloo waren auch zu Besuch,

zu dritt sahen sie sich gerade die “Cutie Week” an: Ein wöchentlich erscheinendes Magazin, rund mit Informationen über Cutie Marks. Nur der Verband um Apple Blooms

Bein erinnerte noch daran, warum sie hier war. Doch sie wirkte fröhlich und unbeschwert

wie immer.
 

“Hallo Twilight!”

Die Begrüßung der Drei kam wie aus der Pistole geschossen.
 

“Hallo, Mädels!”, Twilight gesellte sich zu Apple Blooms Bett hinzu:

”Na Apple Bloom, wie geht es dir?”
 

“Och, schon wieder richtig gut! Alles okay! Applejack hat mich gestern besucht,

sie macht sich noch immer Vorwürfe...”, dabei sah Apple Bloom etwas missmutig

an die Decke,

“aber ich war ihr nie böse. Sie hat alles getan, damit es mir schnell besser geht,

sie ist eine tolle Schwester!”

Apple Bloom sagte das fröhlich und unschuldig.
 

“Applejack hat Glück mit so einer Schwester, sie muss sich

wirklich keine Vorwürfe mehr machen”, dachte sich Twilight.
 

“Dann geht es Applejack und Rainbow Dash also gut? Das ist schön...”
 

“Ja, bei ihnen ist alles okay! Rainbow Dash hat meiner Schwester und mir zwar gestern eine halbe Stunde lang einen Vortrag über Sicherheit und Vorsicht gehalten,

aber körperlich...”
 

“Hihi, das macht sie nur aus Sorge um euch.”
 

“Ich weiß, ich weiß...aber gerade Rainbow Dash und Sicherheit!

Und ich möchte endlich nach Hause! Hier ist es sooo langweili-Autsch!”
 

Apple Bloom tobte wohl etwas zu stark herum, ihr Bein war ja immer noch

nicht ganz verheilt.
 

“Ruhe dich einfach noch ein paar Tage aus, dann wirst du schon nach Hause dürfen!”
 

Sweetie Bell war gerade damit beschäftigt, Cutie Marks auf Appleblooms Verband

zu kritzeln, als auch sie Selbige aufzumuntern versuchte.
 

“Genau, Apple Bloom, und dann machen wir zusammen ein Schwestern-Picknick!

Du und Applejack, ich und Rarity und Scoo mit Rainbow Dash! Das wird ganz toll!”
 

“Au ja, und vielleicht springt sogar ein Cutie Mark dabei heraus,

wär das nicht Fantastisch?!”

Scootaloo flatterte im Krankenzimmer herum und kam gerade noch rechtzeitig auf den Boden der Tatsachen zurück, bevor sie in eines der Geräte gekracht wäre.
 

Apple Bloom und Twilight mussten kichern, schnell pflanzte sich das kichern

durch die vier fort und wurde zu einem ausgelassenen Lachen.

Sie plauderten noch eine Weile miteinander, auch ihnen verschwieg Twilight das Verschwinden von Spike. Sie wollte niemanden unnötig damit belasten. Nach etwa einer halben Stunde verabschiedete sich Twilight von den Cutie Mark Crusaders und trat den Weg zurück durch die düsteren Gänge des Krankenhauses in ihr Zimmer an.

Unterwegs blieb sie jedoch an einer Art Aufenthaltsraum hängen,

in dem ein Fernseheraufgestellt war.

Es wurden gerade die Nachrichten gesendet, und diese verschlugen Twilight den Atem.
 

“...Explosion der Regenbogenfabrik in Cloudsdale...ist die Opferzahl noch unbekannt,

doch geht man von mindestens...schreckliche Tragödie...”
 

“...Verheerendes Erdbeben in Manehatten...ganze Stadtteile zerstört...dutzende Todesopfer

und Schwerverletzte...Stadtrat steht vor Kollaps...”
 

“...Waldbrände in östlichen Teilen Equestrias...tausende Tiere fliehen

vor den Flammen...Feuerwacht kämpft verzweifelt gegen das Feuer...”
 

“...diverse Bestien aus ”Monstershow” in Canterlot ausgebrochen...Ponies fliehen in Panik...

Ponizei bekommt Situation nicht unter Kontrolle...Canterlot teilweise evakuiert...”
 

Twilight klappte die Kinnlade immer weiter herunter. Sie stand fassungslos vor dem kleinen Bildschirm, den in diesem Chaos sonst niemand Beachtung zu schenken schien.

Twilight wusste, dass die Situation momentan nicht schön für sie war...aber DAS?

Ganz Equestria versank im Wahnsinn! Was war nur los?! Und warum unternahm die Prinzessin nichts? Twilight musste sofort zu einem Telefon. Sie machte kehrt und steuerte die Rezeption an, doch dann...

ein Schwindelgefühl...

überall farbige Kristalle...
 

“Oh nein...nicht...jetzt...nicht schon wieder...”, dachte sich Twilight, doch es war zu spät:

Die Welt verschwamm vor ihren Augen, sie hörte nur noch ein fernes Rauschen...

und schließlich verlor sie ihr Bewusstsein einmal mehr.
 


 


 


 

Schwärze. Das Pony wusste nicht, wieviel Zeit verging. Es konnten Sekunden sein, Stunden, doch vielleucht auch Tage oder Jahre. Die unendliche Schwärze wob sich um sie, nur um Sekunden später erneut zu zerfallen und abzudriften.

Das Pony spürte nichts und alles.

Eine brutale Stille pochte in ihrem Kopf, sie spürte ihren Körper nicht, wußte nicht, ob sie im Moment existierte oder nicht. Dieser Vorgang ging vielleicht hunderte...tausende Male...

bis das Pony endlich langsam, unendlich langsam aus dieser traumlosen Welt und zurück

in die Realität glit...
 

Twilight wusste nicht, wo sie war. Sie lag auf einem schwarzen Fließenboden,

soviel konnte sie sagen. Doch um sie herum herrschte pure Finsternis.

Sie konnte nichteinmal den Huf vor Augen sehen.
 

“BLLLZZZZZ”
 

Twilight schrie auf, um sie herum blitzten überall Bildschirme an.

Sie befand sich offenbar in einem kleinen Raum, Wände und Decke wurden vollkommen

von Bildschirmen eingenommen. Und auf diesen Bildschirmen zu sehen war...
 

“Das kann doch nicht...”
 

Es war Trixie. Trixie, welche sich vor einigen Wochen in Ponville so verheerend blamiert hatte. Die Bildschirme...sie zeigten offenbar Ereignisse, die nach diesem Abend stattgefunden hatten.

Zeigten, wie Trixie aus vielen Orten vertrieben wurde...ausgelacht...beschimpft...

Teenager zündeten das Fell der schlafenden Stute an...sie wurde beworfen mit Abfall

und schimmligem Obst...wurde ausgebuht und öffentlich aus Städten verbannt...

Nur um Stunden später alleine im Wald zu liegen und sich die Augen auszuweinen.

Um das wenige Essen, dass Trixie sich aus den Wäldern besorgte, musste sie

mit wilden Tieren kämpfen. Und meistens, wie man sah, verlor sie diese Kämpfe.

Im Endeffekt war sie gezwungen, schimmlige Reste oder tote Insekten zu sich zu nehmen.

Dieses Nahrung machte sie krank und schwach, die Bildschirme zeigten wie Trixie sich, manchmal nächtelang, erbrechen musste. Und diese Stute schien ihrem Leid immer und immer wieder in Form ihrer Tränen freien Lauf gelassen zu haben.

Irgendwann waren sie versiegt und man sah Trixie nur noch still in sich hineinwimmern...
 

“Bei Celes...ich hatte ja keine Ahnung...”
 

Erneut erschrak sich Twilight. Die Bildschirme gingen blitzartig aus, das Licht schaltete

sich an. Aufeinmal war es taghell. Sie befand sich offenbar in einem schmalen, länglichen Raum, schwarzgefließt und ohne Fenster oder Türen. In der Mitte des Raumes stand ein langer Tisch, mit zwei Stühlen an den beiden Enden. Und auf dem Stuhl am anderen Ende des Tisches saß...
 

“TRIXIE!”
 

Tatsächlich. Dort am anderen Ende des Tisches saß mit einem breiten Grinsen Trixie,

und sie sah besser aus als je zuvor, strafte die Aufnahmen Lügen.
 

“Setz dich.”
 

“ABER-”
 

Trixie hob einen Huf, der Twilight gebot zu schweigen. Twilight wusste nicht, was hier vor sich ging, doch sie spielte mit und setzte sich auf den Stuhl, welcher Trixie direkt gegenüber stand. Dabei fiel Twilight etwas auf: ihre Wunden waren verschwunden.

Ihr Körper war makellos in Ordnung. Twilight und Trixie saßen sich nun gegenüber,

sahen sich in die Augen. Twilight unsicher, was diese Situation zu bedeuten hatte,

Trixie nach wie vor grinsend. Dann gingen die Bildschirme an Decken und Wänden

erneut an.

Twilight sah, wie Trixie von Teenager-Ponies verprügelt wurde, als betrügerischer Abschaum bezeichnet und grün und blau geschlagen.

Umstehende Ponies unternahmen nichts, im Gegenteil, einige sahen

sogar belustigt dabei zu.

Kinder bespuckten sie oder schnitten ihr Teile von Fell und Mähne ab, als sie schlief.

Und so ging das weiter, die Bildschirme gaben immer neue Grausamkeiten preis,

welche das blaue Pony zu ihrem Leiden über sich ergehen lassen musste.

Und schließlich war zu sehen, wie Trixie gegen einen gigantischen Ursa Kybelus kämpfte.

Wie sie mit letzter Kraft auf ihn zustürmte, und die Höhle lebend verließ.

Und wie sie letztendlich auf der Klippe stand und ihren Gefühlen freien Lauf ließ.

Dann färbten sich die Bildschirme alle mit einmal schwarz und es war totenstill im Raum.

Trixie starrte Twilight geradeheraus an, mit einer Kälte im Blick, die sie erschaudern ließ.

Ihr Lächeln war verschwunden. Twilight rann dunkler Schweiß von der Stirn,

ihre Knie zitterten trotz der krampfhaften Versuche, diese stillzuhalten.

Sie konnte ihre eigene Angst förmlich riechen und das Gesehene hatte Twilight

schwer zugesetzt. Sie fing sich langsam wieder und suchte verzweifelt nach Worten.
 

“Trixie, ich-”
 

“Schweig.”
 

Und Twilight tat es. Nicht, weil sie es wollte, sondern weil sie es musste.

Als hätte Trixie ihr den Mund zugeklebt.
 

“Du hast Trixies Leben zerstört.

Alles, das mir jemals wichtig war.

Alles, das mir jemals etwas bedeutet hat.

Du hast es mir genommen.”
 

“Tri-”
 

“Du allein. Du allein, Twilight Sparkle, bist Schuld an all dem Leid, an all den Qualen,

die ich ertragen musste. Du kannst dafür niemand anderem die Schuld geben. Nur dir.”
 

Offensichtlich kostete es Trixie all ihre Selbstbeherrschung,

all ihre Willenskraft, ruhig zu bleiben.
 

“Hättest du mir damals in Ponyville nicht die Show gestohlen,

weil du ja unbedingt die große Heldin spielen musstest, wäre alles anders gekommen.

Ich hasse dich, Twilight Sparkle.”
 

Twilight sah ausdruckslos auf den Tisch. Hatte Trixie recht?

War sie an allem Schuld, an all den Ungerechtigkeiten, all den Grausamkeiten,

die Trixie angetan wurden? Dann hatte diese wirklich allen Grund, sie zu hassen.
 

“Doch weißt du was? Es ist okay”, Twilight sah auf,

”Denn mittlerweile geht es mir wieder richtig gut.

Und weißt du, was das Schönste ist? Dafür, dass du Trixie so hast leiden lassen...

wird Trixie auch dich leiden lassen.

Du wirst leiden, wie du noch nie zuvor in deinem Leben glitten hast,

du wirst Schmerzen haben, die du dir nichteinmal in deinen kühnsten Alpträumen

vorzustellen wagtest. Und ich werde dabei sein...und zusehen.

Werde zusehen, wie du mich anflehst, dich zu töten.

Doch weißt du was? Das werde ich nicht tun.”
 

Trixie musste jetzt kichern. Twilight schluckte schwer.
 

“Denn du bist nicht die Erste. Vielleicht hast du in letzter Zeit einige...

Veränderungen in Equestria bemerkt?”
 

Und mit diesen Worten erschien ein riesiges Brettspiel auf dem Tisch.

Es sah aus...wie Equestria. Trixie stieß nun einige Figuren um, die daraufhin zerbröselten.

Zwei Figuren, die sie umstieß, zerbröselten jedoch nicht. Twilight erkannte die Figuren sofort:
 

“Das sind Lyra und Bon-Bon! Sag nicht, das warst-”
 

“Oh ja. Das war ich, Twilight. Und nicht nur dieses kleine Feuerchen.

All die Unfälle, all die Katastrophen, all diese Ereignisse die das Land in letzter Zeit beuteln, gehen allein auf dein Konto.”
 

Twilight konnte es nicht fassen. Das...konnte doch einfach nicht stimmen.

Trixie sah nun verächtlich auf Lyras’ und Bon-Bons’ Figuren hinab.
 

“Wieder einmal musstest du eine Heldin sein und zwei Leben retten, was?

Doch ihr ganzer Körper ist entstellt. Und Bon-Bon erlitt einen Schock, von dem sie sich

nie ganz erholen wird. Für die indirekte Beteiligung der Beiden genügt diese Strafe.

Doch ich versichere dir, sie werden lebendige Ausnahmen bleiben.”
 

Und Twilight war schrecklich bewusst, wie Trixie das meinte.
 

“Ganz Equestria...ganz Equestria soll erfahren was passiert, wenn man die große und mächtige Trixie dermaßen demütigt und erniedrigt.

Jeder, der über mich spottete...

Jeder, der mir Leid antat...

Jeder, der nur zusah...
 

Jeder...der uns verriet...”

Trixie starrte wie hypnotisiert auf einen unbestimmten Punkt und schien sich an etwas

zu erinnern. Schnell jedoch fasste sie sich wieder und starrte Twilight erneut ungädig an.
 

“Sie alle werden es bereuen. Unendlich bereuen. Und sie alle werden leiden und sterben.”
 

“Aber wie-”
 

“Es ist nicht von Bedeutung, wie ich dazu im Stande bin.

Von Bedeutung ist nur, Twilight Sparkle, dass ich dir alles, was dir je irgendetwas bedeutet hat, nehmen werde. Jeden deiner Freunde, jeden deiner Bekannten, jedes Lebewesen, das nur irgendetwas mit dir zu tun hat werde ich auslöschen und vernichten.

Ich werde deine Heimat zerstören, von deinem Zuhause wird nichts übrig bleiben.

Du wirst völlig allein und hilflos sein, wie Trixie es war.

Und dann, ganz am Ende, wenn nichts mehr übrig ist und ich dir alles genommen habe -

Dann, und erst dann werde ich dich töten, Twilight Sparkle.”
 

Twilight schluckte schwer.

“Trixie...ich...es...es tut mir so...”
 

“Es tut dir leid? Willst du mir das jetzt sagen?! ES TUT DIR LEID?!”

Trixie schrie Twilight an. Noch immer schien sie relativ gefasst, doch die Wut

brannte in ihren Augen.
 

“Hör zu, ich...ich wollte damals einfach nur Ponyville vor dem Ursa Minor retten.

Trixie, du hast die Leute belogen, und...hätte ich nichts getan, dann-”
 

“Dann wäre das Dorf zerstört worden, was?!

Hätte die “große” Twilight Sparkle nicht eingegriffen, wäre alles verloren gewesen, hm?!

Ich hätte das sehr wohl auch alleine geschafft, selbst wenn es vielleicht nicht gleich geklappt hat!

Ich hätte dieses Monster besiegt und mein Leben hätte weitergehen können, aber es kam anders, wie wir Beide wissen.”
 

“Trixie, ich...hör zu, wir wissen beide, dass das nicht in deiner Macht lag...

Ich musste meine Heimat beschützen...meine Freunde...und...dich.”
 

Bei dem letzten Wort wurde Twilight noch kleinlauter und Trixies’ Blick war kälter denn je.

Doch Twilight wagte noch einen Versuch.
 

“Es tut mir leid, was dir alles zugestoßen ist, es ist schrecklich und ich-”
 

“Das genügt. Aus deinem Mund tropft der Speichel der Lüge und deine Worte sind durchtränkt vom Geifer der Gehässigkeit.

Keines deiner Worte interessiert mich im Geringsten.

Doch weißt du was? Deine geheuchelte Entschuldigung amüsiert die große und mächtige

Trixie sehr. Und ich mag sogar bereit sein, dir eine Chance zu geben.”
 

“E-eine Chance? Was meinst du damit?”

Trixie schritt nun grinsend auf dem Tisch entlang, direkt auf das Spielfeld zu.
 

“Ein Spiel.”
 

Und damit erschien vor Twilight eine weitere Spielfigur, welche sie selbst darstellte.
 

“Ein Spiel? Was denn für ein Spiel?!”
 

Trixie stand nun über Twilight, auf dem Spielfeld.
 

“Nennen wir es...”Das Bankett der schimmernden Hexe”.
 

“Wie...funktioniert dieses Spiel?”
 

Trixie musste kichern, es fröstelte Twilight dabei.
 

“Ich werde dir von nun an Briefe zukommen lassen...mal früher, mal später...

In diesen Briefen werde ich mein nächstes Opfer beschreiben, wann und vorallem wie

es zu Tode kommen wird. Du hast dann die Chance, das zu verhindern.

Und die große und mächtige Trixie beschäftigt sich mit keinem Opfer zwei Mal.

Du allein hast das Leben deiner Freunde also in den Hufen, Twilight Sparkle.”
 

Trixie hatte ein Grinsen, so kalt und freudlos, das es Twilight schaudern ließ.
 

“Trixie, das...das ist doch kein Spiel! Wir reden hier von Ponyleben! Von lebendigen Wesen!

Du kannst über ihr Schicksal doch nicht einfach mit einem Spiel entscheiden! Das-”
 

“SCHWEIG, DU SCHLAMPE!”
 

Jetzt verschwanden Tisch und Stühle, Twilight verstummte schlagartig.

Trixies Stimmung hatte sich um 180 Grad gedreht, offenbar verlor sie nun endgültig

ihre Beherrschung. Sie stampfte mit schweren Schritten auf Twilight zu,

baute sich drohend vor ihr auf und atmete schwer wie ein Stier.

Die Figuren des Spielbretts flogen in alle Richtungen davon, einige von ihnen zerbrachen, Twilight rollte ihre Eigene vor die Hufe...und Trixie zertrat sie.

Ihr Gesicht kam dem von Twilight nun bis auf wenige Millimeter näher.

Twilight stutzte: Trixies Augen waren...grün? Im einen Moment hatte sie diesen Gedanken,

im Nächsten waren die Augen, die sie so wütend anstarrten, wieder von ihrem gewohnten Violett. Länger konnte Twilight auch nicht darüber nachdenken, denn Trixie begann,

wie im Wahn zu flüstern:

“Du kannst dankbar dafür sein, dass ich dir, obgleich deiner ungnädigen Widerlichkeit, überhaupt eine solche Chance gebe, und bilde dir ja nicht ein, dass ich das aus reiner Güte tue! Dieses Spiel dient nur dazu, dein Leid und deine Schmerzen noch zu erhöhen, Twilight Sparkle, denn jedes mal wenn ein weiterer deiner Freunde stirbt, jedes mal, wenn ich ein von dir geliebtes Pony aus eurer Mitte reiße, bist DU daran Schuld und musst dir vor Augen führen, dass DU dafür die Verantwortung trägst, wie es auch bei meinem Schicksal der Fall war! Und ich fange mit einer der wichtigsten Spielfiguren an!”
 

Trixie kehrte Twilight nun den Rücken und ließ grinsend eine weitere Spielfigur fallen,

die daraufhin zerbrach. Twilight erkannte sie sofort.
 

“NEIIIIIN, bitte nicht Trixie, bitte nicht!”
 

Doch es war zu spät: Trixie war verschwunden, vor Twilight ging ein Bildschirm an:

Es war Spike. Er war komplett an eine Metallwand gefesselt, seine Arme und Beine waren gestreckt, er hatte eine Augenbinde auf und einen Metallknebel im Mund.

Sein ganzer Körper war fixiert. Trixie erschien nun grinsend vor ihm.
 

“Trixie, NEIN, bitte tu das nicht, tu das nicht!”

Twilight schlug mit ihren Hufen gegen den Bildschirm, sie suchte verzweifelt nach einem Ausgang, Tränen rannen ihr Gesicht hinunter.
 

“Kleiner Spike...deine Zeit ist nun gekommen. Deine Freundin Twilight konnte

dich nicht beschützen...und nun sieht sie dabei zu, wie du stirbst.

Was für eine miserable Freundin, nicht?”

Trixie kicherte erneut.
 

“Umpf...Mhhh...Unmgh...”

Spike wandte sich, soweit es ging, der kleine Drache hatte sichtlich Angst.

Überall erschienen nun strahlend blaue Schmetterlinge.

Um Spike herum, aber auch bei Twilight.
 

“Spike! Spike! Nein! Trixie, bitte tu das nicht, ich flehe dich an Trixie,

tu das nicht!”
 

Twilight benutzte ihre Magie, um die Wände zu zerstören.

Doch jeden Bildschirm, den sie angriff, schaltete sich ein und zeigte ihr ihren kleinen Drachenfreund. Eine fröhliche Musik war überall zu hören, eine Musik,

die dem grausamen Geschehen spottete.

Twilight versuchte aus diesem Raum zu kommen, sie musste Spike helfen!
 

“Das darf nicht sein, das darf nicht passieren,

das darf ich nicht zulassen!!!”
 

Trixie ließ drei Messer erscheinen und fing seelenruhig an, leise ein Lied zu singen.
 

Du schenktest mir einst glückliche Träume,
 

Träume, von denen ich noch immer weine,
 

doch du wischst meine Tränen weg,
 

erfüllst mir diesen Wunsch.
 

Das erste Messer stieß zu. Blut spritzte auf den Bildschirm, Twilight schrie,

doch wurde ihr Schrei von dem Lied übertönt.
 

Einmal mehr gehen wir den Weg,
 

versuchen gemeinsam, ihn zu finden,
 

in dieser endlosen Finsternis, die sie schufen, uns zu trennen.
 

Das zweite Messer stieß zu. Von Spike kam nur ein erstickter Schrei, immer mehr blaue Schmetterlinge flatterten herum, die Musik wurde immer lauter, ebenso wie Trixies Gesang.

Twilight schlug verzweifelt auf den Bildschirm ein, sie fühlte sich vollkommen hilflos.
 

So unsere Schuld verschwindet,
 

lass ihn uns betrachten, den verlorenen Himmel,
 

an einem weit entfernten Tag,
 

werden wir gemeinsam dieser verlorene Himmel sein.
 

Das dritte Messer stach zu. Spike zuckte noch einige Momente, doch dann erstarrte sein Körper. Twilight rutschte an dem Bildschirm gebrochen und wimmernd zu Boden, hielt sich die Ohren zu, wollte nicht realisieren, was gerade passiert war. Und nun fing Trixie an,

laut und ausgelassen zu singen, glücklich und wahnsinnig.
 

Nun höre ich deine schwache Stimme,
 

an die ich mich stets erinnere.
 

Höre die vergangenen Tage,
 

und lösche mit dir ihre Schatten aus.
 

Trixies Gesang und diese schreckliche Musik waren ohrenbetäubend laut, überall diese blauen Schmetterlinge und der tote Spike...Twilight wollte aufwachen.

Dies konnte nur ein Alptraum sein, warum wachte sie nicht auf?!
 

Nun sind wir weiser, stärker durch das untrennbare Band,
 

gesegnet mit dieser einzigartigen Macht, die alles hat vollbracht,
 

nun lass uns unsere Zukunft erschaffen,
 

lass uns alle Erinnerungen der Finsternis begraben!”
 

“Bitte hör auf! Hör auf...!”

Twilight war am Ende. Mehr, als jemals zuvor.

Trixie brach nun in schallendes Gelächter aus, und diesmal war es ein glückliches Lachen.
 

“Möge das Spiel beginnen!

Dieses Spiel, dass du nicht gewinnen kannst, Twilight Sparkle!”
 

Die blauen Schmetterlinge sammelten sich um Twilight, die Welt um sie herum zerbrach in Scherben und mit einem mal war es totenstill.

Sie befand sich in ihrem Haus. Es war Nacht.

Twilight lag auf dem Boden, ihre Augen waren ausdruckslos, Tränen zierten ihr ganzes Gesicht, ihr Körper zitterte wie verrückt und sie stotterte vor sich hin.
 

“Das ist nicht wahr...das ist nicht wahr...das ist nicht wahr...”

Twilight stand vollkommen unter Schock. Ihr Freund und Begleiter von Kindesbeinen

an wurde vor ihren Augen brutal hingerichtet.

Twilight war gebrochen. Vielleicht endgültig.

Sie war nur noch ein stotterndes, zitterndes Etwas.

Äußerlich noch am Leben war sie innerlich für den Moment tot.

Und so lag sie dort am Boden, mutterseelenallein in ihrem Haus,

psychisch vollkommen zerstört.

Doch egal, ob sie sich erholen würde oder nicht, eines war klar:
 

Das Spiel hatte begonnen.

Seele

Kapitel IV - Seele
 


 

Es stürmte und gewitterte heftig über Canterlot.

Die finsteren Wolkenmeere spien ihre ganze Wasserlast über der Stadt aus

und die sonst so prächtigen Straßen waren durchzogen von klagenden Winden

und Überschwemmungen düsterer Fluten. Das tiefe Grollen des Gewitters ließ die hohen Gebäude Canterlots vibrieren und von ihrer einstigen Pracht war durch das Unwetter

nicht viel zu erkennen. Fast könnte man meinen, die Naturgewalten wöllten die Stadt hinfortspülen.

Der Himmel war an diesem Abend nicht in ein tiefes Rot, sondern in ein kaltes,

düsteres Blaugrau getaucht. Prinzessin Celestia seufzte, als sie durch ihr Panorama-Fenster hinaus auf die Stadt sah;

von einigen Häusern stiegen Rauchschwaden auf.

In der Ferne waren Sirenen zu hören. Aufgescheuchte Pegasi bestimmten das Bild.

Der ohnehin schon finstere Blick der Prinzessin verdüsterte sich zunehmend

und ihre Stirn war in tiefe Falten gelegt.

Nach einigen Sekunden ließ sie ihr Horn aufleuchten - Suchte einmal mehr,

einen magischen Fluss, eine übernatürliche Aktivität, Irgendetwas Auffälliges

in Equestria aufzufangen. Celestia konzentrierte sich und legte all ihre Kraft in ihren Spürsinn. Doch wie so oft in den letzten Tagen nahm sie nichts wahr,

so als wäre das Land vollkommen friedlich - Oder ihr suchendes Auge erblindet.

Celestias kleine Schwester, Prinzessin Luna, betrat schweigend den Raum.

Auch sie ließ ihren Blick über Canterlot schweifen, während Celestia ihre Suche abbrach und ihrer Schwester damit die Gelegenheit gab, zu einem Gespräch anzuheben:
 

"Schwester. Wir haben ihn trotz intensiver Suche auch in den westlichen Wäldern

nicht gefunden. Sollen wir das Suchgebiet bis in die südwestlichen Gebirge ausweiten?"
 

Für einen kurzen Moment herrschte wieder Stille in dem großen, kreisrunden Raum.

Celestias Blick war nach wie vor starr auf Canterlot gerichtet.
 

"Natürlich. Und wenn wir die äußersten Grenzen Equestrias durchkämmen müssen...

wir werden ihn finden!"
 

Luna dachte kurz nach und sah ihre große Schwester dann missmutig an,

offensichtlich nicht sehr erbaut von deren Anweisung. Doch traute sie sich nicht,

ihrer großen Schwester jetzt zu widersprechen. Oder...wollte sie es nicht?
 

"Verstanden. Ich werde mich mit den Kybelissen umgehend dorthin begeben."
 

"Warte, Luna...wie geht es ihr?"
 

Die jüngere Prinzessin war im Begriff, den Raum zu verlassen,

als Celestia sich vom Fenster abwandte und ihrer Schwester tief in die Augen sah.

Sie ließ es sich kaum anmerken, doch in ihrem Blick lag ein Hauch Verzweiflung,

beinahe etwas flehendliches...sie kannte die Antwort schon.

Luna wich den Augen ihrer Schwester aus, fixierte einen Punkt auf dem Boden

und schüttelte träge den Kopf.
 

"Ich verstehe. Vielen Dank für die Information, Luna."
 

Celestias Stimme bebte unmerklich, als sie sich wieder der Stadt zuwandte;

Luna war das nicht entgangen, doch gab es nichts, das ihre Schwester in dieser Situation hätte aufmuntern können. Darum verließ sie nach einem letzten Blick auf den Himmel den Raum und ließ Celestia darin nachdenklich zurück.

Nach einigen Minuten begann die Prinzessin, etwas in sich hinein zu murmeln.

"All dieses Chaos...diese Panik...meine armen, kleinen Ponies.

Einen Monat ist es nun her, dass er zurückgekehrt ist...und ich bin so machtlos."

Eine tiefe Bitterkeit schwang in ihrer Stimme mit, der Stimme einer liebenden Mutter.

Celestia sah auf ihre prachtvolle Diamanten-Halskette: Einer der Steine, die in die goldenen Vertiefungen eingelassen waren, glühte.
 

"Discord...WAS willst du?"
 

Das Element der Zwietracht war nach Equestria zurückgekehrt. Die Prinzessin hatte es

vor einem Monat in einer stürmischen Nacht bemerkt, als der graue Diamant in ihrer Halskette zu leuchten begann. Zuerst hatte sie gehofft der Zauber wäre defekt, doch die Ereignisse die Equestria in den kommenden Tagen beutelten, belehrten sie schnell eines Besseren. Diesmal war Discord jedoch noch viel gefährlicher...

Bis dato friedlich, lernte Equestria alsbald eine Grausamkeit kennen,

die Celestia von Discord fremd war.

Er agierte anders als noch bei seinem ersten Erscheinen; zog Fäden aus dem Hintergrund, verursachte schreckliche Katastrophen im ganzen Land, bei denen schon zahlreiche Ponies ihr Leben ließen. Das passte nicht zu ihm.

Discord war ein Verbrecher, der Equestria mit Chaos überziehen wollte.

Ein Mörder war er nicht. Vorsorglich ließen die beiden Prinzessinnen schon drei Tage nach seinem erneuten Auftauchen im Geheimen nach der Chimäre suchen. Er zeigte sich nicht offen, hielt sich irgendwo versteckt. Die Bewohner von Equestria wussten also nicht einmal, wer ihnen all das antat;

Und Celestia wollte, dass das auch so blieb, um eine Massenpanik zu verhindern.

Doch ihr Gewissen setzte ihr schwer zu. Die Schuldgefühle für all die Opfer, und SIE,

die das Volk beschützen sollte verschwieg diesem, wer ihm all das überhaupt antat.

Seit Wochen flehten ihre Kinder um Hilfe; und sie ignorierte sie.

Ihr kamen fast die Tränen, wenn sie daran dachte.

Doch selbst ohne offene Panik war es irrelevant: Trotz intensiver, ununterbrochener Suche fehlte von Discord jede Spur. Eigentlich sollte er nicht die Macht besitzen, seine magische Aura vor den Augen der Kybelissen, geschweige denn der Prinzesinnen zu verbergen.

Celestia war dies unerklärlich, und doch war es eine Tatsache, dass es ihm tadellos gelang. Panik herrschte in Equestria mittlerweile ohnehin;

nicht zuletzt, weil das Königshaus scheinbar alle Hilfegesuche stur ignorierte.

Sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte.

Das erste mal seit langem war Prinzessin Celestia überfordert.
 


 


 

"Was hast du vor, Discord?

...

Was hast du nur vor?"
 

Und daraufhin ließ Celestia ihren göttlichen Tastsinn ein weiteres mal erstrahlen,

in der Hoffnung, sie möge auf eine Fährte stoßen.
 


 

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Der stürmische Wind bließ zischend durch Lunas finstere Mähne und die unnatürliche Kälte ließ selbst ihren abgehärteten Körper ein wenig zittern, als sie den Innenhof betrat, auf dem die Kybelissen unruhig auf Anweisung wartend standen.

Luna breitete ihre mächtigen Flügel aus und stach wortlos gen Himmel empor,

nicht lange dauerte es, bis die Kybelissen es ihr gleich taten uns sie einmal mehr zusammen gen Westen flogen. Der finstere Horizont lag wie eine undurchdringliche Schwärze vor ihnen, nur allzu passend, wie Luna sich bitter dachte.
 

“Diese Suche bringt nichts. Meine Schwester ist geblendet von Unsicherheit

und Schuldgefühlen. Es wäre an der Zeit, den Ponies ihr Schicksal zu offenbaren,

doch verschwenden wir stattdessen unsere Kraft für die Suche nach einem Feind,

der uns, Gorgoa allein weiß warum, klar überlegen ist und sich nicht aufspüren

lassen wird. Ich weiß nicht, was beunruhigender ist:

Diese Tatsache oder der Umstand, dass Discord uns überlegen zu sein scheint.”

Luna ordnete ihre Gedanken und konzentrierte sich wieder auf die Suche.

Sollte es nur die allergeringste Chance geben, dass sie Discord aufspüren könnte,

musste sie sie wahrnehmen.

Schnell wie der Nachtwind flog sie mit den weißen, großgewachsenen Kreaturen

im Schlepptau gen Westen.
 


 

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Dunkle, trostlose Gänge, durch die sie sich bewegte; Bekleidet nur mit einem grauen Stoffhemd schob sie einen kleinen, quietschenden Wagen vor sich her. Die spährliche Beleuchtung durch die wenigen, flackernden Lampen bildete mit der grünlichen Dunkelheit eine unheimliche Mischung, die einem übel werden ließ. Wo sie auch hinsah, Verwahrlosung und Unrat, überall schälte sich alte, schimmlige Tapete von den Wänden. Die Decke hing sehr niedrig über ihrem Kopf und sorgte zusammen mit der schlechten Sicht für ein beklemmendes, klaustrophobisches Gefühl. Von den Türen, mit denen die verwinkelten Gänge dieses Gebäudes gespickt waren, kamen die verschiedensten Laute:

Schreckliches Stöhnen, unheimliches Kichern, verzweifelte Schmerzensschreie,

angsterfülltes Geflüster.

Sie schreckte zurück; jemand hatte gegen die kleine Scheibe seiner Tür geschlagen,

an der sie vorbeikam. Mit aufgerissenen Augen und gefletschten Zähnen starrte er sie an;

Angst zeichnete sein Gesicht und er schlug seinen Kopf immer wieder gegen die Scheibe.

Nachdem sie den Schock verdaut hatte, zwang sie sich den Blick von der Tür abzuwenden

und ihren Weg fortzusetzen.

Aus den Lautsprechern, auf die man hier überall traf, ertönte pausenlos ein monotones, verstörendes Gedudel, dessen Sinn sie sich nicht erklären konnte.

Doch untermalte es die beklemmende, unwirkliche Atmosphäre die in dieser Einrichtung vorherrschte, bestens. Cadence war endlich angekommen. Sie ging diesen Weg in den vergangenen zwanzig Tagen schon sehr oft, doch er wurde mit keinem mal angenehmer.
 

"Zelle 213. Hier bin ich wieder..."
 

Sie sah wie immer zuerst durch das kleine Glasfenster; doch ihr bot sich kein neuer Anblick. Enttäuscht ließ die Prinzessin den Kopf hängen.
 

"Verständlich, wer soll sich an diesem Ort auch erholen...

Oh Celestia, wie konnten sie nur..."
 

Cadence öffnete mit einem Schlüssel trübselig die rostige Zellentür, trat mit ihrem Wagen ein und schloss sie leise wieder hinter sich.

Still und sehr vorsichtig näherte sie sich einer Person in der dunkelsten Ecke des düsteren, leeren Raumes: Twilight.

Das ehemals so lebenslustige und neugierige Pony saß mit leeren Augen zusammengekauert auf dem Boden und starrte apathisch an die Wand. Sie wirkte wie versteinert; bewegte sich nicht, blinzelte nicht einmal. Cadence schenkte ihr ein warmes Lächeln und sprach sie leise an.
 

"Hallo, Twilight. Ich bin wieder da...freust du dich ein wenig?"
 

Sie wusste, dass sie keine Antwort zu erwarten hatte.

Cadence nahm einen Waschlappen aus einem Eimer mit warmen Wasser

auf dem Wagen und ringte ihn gründlich aus.

Behutsam kniete sie sich auf Twilights Augenhöhe und begann,

ihr sanft das Gesicht zu waschen.
 

"Weißt du, heute ist ein wunderschöner Tag draußen...das erste mal seit Wochen scheint die Sonne und wir haben einen klaren, blauen Himmel...überall spielen Fohlen mit den Tieren."
 

Auf Twilights' Gesicht war nicht die kleinste Regung zu erkennen.

Cadence griff nun lächelnd zu einem Taschentuch und wusch ihr behutsam

Staub von den Wangen.
 

"Oh, und die anderen haben auch viel Spaß...

Rainbow Dash fliegt einen Rainboom nach dem anderen und Pinkie Pie...

Naja, du kennst sie ja, sie veranstaltet einen Freiluft-Tanzball und sorgt mal wieder

für ordentlich Stimmung. Sogar die Cutie Mark Crusaders tanzen da mit...

weil sie sich ein Cutie Mark erhoffen, nehme ich an."
 

Cadence kicherte. Twilight zeigte keine Reaktion.
 

"Warte, ich kämme dir ein wenig deine Mähne...sie ist schon wieder so zerzaust..."
 

Von ihrem Wagen nahm sich Cadence eine Haarbürste und begann,

Twilight die Haare zu entfitzen.
 

"Ohne dich ist es nicht das Gleiche, weißt du? Jeder fragt nach dir...

und alle machen sich immer noch große Sorgen. Vorallem dein Bruder."
 

Cadence war es mittlerweile gewohnt, keine Antworten zu bekommen.

Doch sie war sich sicher, dass Twilight sie verstand, auch wenn die Ärzte und Pfleger der Psychiatrie sie dafür belächelten. Als sie fertig war, kniete Cadence sich noch einmal

vor Twilight, sah ihr tief in die Augen und streichelte ihr mit den Hufen leicht über die Wange.
 

"Es wäre schön, wenn du uns wieder etwas beibringen könntest...

wieder zusammen mit deinen Freundinnen die Magie der Freundschaft

studieren würdest...es dir besser gehen würde."
 

Keine Reaktion. Cadence seufzte und ihr gespieltes Lächeln verschwand, wie so oft.
 

"Ich werde morgen wiederkommen...versprochen, Twilight."
 

Sie gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und verließ mit dem Wagen leise die Zelle.

Draußen schien tatsächlich die Sonne.

Vor der "Canterlot-Psyschatrie für schwere, geistige Erkrankungen" standen Rainbow Dash, Applejack, Fluttershy und Pinkie Pie im Kreis und empfingen Cadence

mit erwartungsvollen Blicken.
 

"Und, Prinzessin? Was ist? Wie sieht es aus? Sagt schon, sagt schon, sagt schon!"
 

Pinkie Pie schien keinerlei Zweifel daran zu haben, dass es Twilight heute besser ging.

Doch die hatte sie nie.
 

"Keine Veränderung...keinerlei Reaktion."
 

Cadence teilte den vier nun enttäuscht zu Boden blickenden Ponies traurig

das Gleiche wie jeden Tag mit.
 

"Ich kann es verstehen...Twilight hat ihren besten Freund verloren...

sie muss so schrecklich leiden...

Wenn es schon uns so wehtut...welche Schmerzen muss sie dann erst haben?"
 

Fluttershy wirkte ganz aufgelöst, sie zitterte leicht und hatte dunkle Augenringe.
 

"Das ist ungerecht, Fluttershy! Spike war auch unser Freund, und wir müssen

auch irgendwie durchhalten, auch wenn wir genau so...so traurig sind."
 

Pinkie sagte das zwar, doch ihre Augen fingen an zu tränen und auch ihre Mähne

war spiegelglatt seit Spikes' Tod.
 

"Es ist doch unwichtig, wer den größten Schmerz leidet...

ich glaube, ihr standet Spike alle sechs sehr nahe..."
 

Cadence beruhigte alle etwas, doch besser ging es dadurch niemandem;

Fluttershy streichelte Pinkie betrübt den Kopf und Rainbow Dash ergriff das Wort:
 

"Ich verstehe es ja...aber Twilight muss wieder zu sich kommen.

Sie könnte wissen, welcher Mistkerl Spike das angetan hat und

sollte nicht so egoistisch sein, wenn-"
 

"DASHIE!"
 

Applejack hatte Rainbow Dash lautstark zurechtgewiesen, offensichtlich empört

über ihre Aussage.
 

"Wie kannst du nur so etwas sagen?! Twilight hat es von uns am schwersten!"
 

"Aber ich will doch nur herausfinden, wer uns unseren Freund genommen hat!

Twilight muss es uns verraten, damit ich ihn erledigen kann!

Willst du den Mörder von Spike etwa nicht bestrafen, Erdpony?!"
 

"Doch natürlich, aber versuch doch mal, dich in Twilights' Lage zu versetzen, Dashie!

Sie hat die ihr wichtigste Person im Leben verloren, was erwartest du da?!"
 

"Aber Appleja-"
 

"Stell dir mal vor, ICH wäre gestorben!"
 

Das hatte gesessen.

Rainbow Dash blieb das Wort im Hals stecken, ihr Gesicht versteinerte sich augenblicklich

und sie sah Applejack entgeistert an. Nach einigen Sekunden der Fassungslosigkeit

verfinsterte sich Rainbows Miene und ihr Blick wanderte tieftraurig und zornig

zu Boden, selbst nach einigen Sekunden war sie außer Stande, etwas zu entgegnen.

Es wirkte fast so, als litt sie schlimme Schmerzen.

Applejack trat zu Rainbow Dash heran und lehnte ihre Stirn an die ihrige.
 

"Tut mir leid...Aber jetzt verstehst du bestimmt, wie Twilight sich fühlt, oder?"
 

Rainbow brauchte einige Sekunden, um ihren Blick vom Boden loszubekommen

und zu antworten.
 

".......ja."
 

Cadence war tief beeindruckt. Es verblüffte sie immer wieder, wie schnell Applejack,

und nur Applejack die sonst so sture Rainbow Dash unter Kontrolle bringen und beruhigen konnte. Sie war wohl so ziemlich das einzige Pony, von dem sich Rainbow etwas sagen ließ.
 

"B-bitte beruhigt euch...das bringt doch nichts. Wenn wir uns hier streiten,

wird Twilight davon schließlich auch nicht schneller gesund.”
 

"Schon gut, Fluttershy. Ich kann euch ja verstehen...ihr wollt herausfinden,

wer eurem kleinen Drachenfreund das Leben genommen hat.

Aber für Twilight war es einfach ein zu großer Schock. Egal, was sie gesehen hat...

sie muss dabei gewesen sein, als Spike starb.

Stellt euch das einmal vor. So schnell wird sie uns nicht helfen können."
 

"Wer tut sowas nur? Das ist doch schrecklich, findet ihr nicht?"
 

Rainbow knirschte mit den Zähnen, sie war drauf und dran, auf Pinkie Pie loszugehen.
 

"So eine dumme Frage, Pinkie, und du stellst sie jeden Tag wieder! Natürlich ist es-"
 

"Hör jetzt auf, Dashie! Das bringt uns nicht weiter!"
 

Rainbow Dash rümpfte die Nase, warf Pinkie einen letzten, vernichtenden Blick zu

und flog wütend davon.

Fluttershy wollte sie noch aufhalten, doch da war sie schon am Horizont verschwunden.

Pinkie seufzte schwer.
 

"Ich glaube, ich habe etwas Dummes gesagt...tut mir leid, Mädchen."
 

Applejack klopfte Pinkie aufmunternd auf die Schulter.
 

"Sie ist nur etwas etwas gestresst, Süße. Dashie meint es nicht böse, glaub mir."
 

Cadence sah Rainbow Dash ebenfalls hinterher, um sich schließlich

in einem abschweifendem Blick zu verlieren.
 

"Das sind wir alle, Mädchen, das sind wir alle..."
 

Vor zwei Wochen fand in Ponyville die Beerdigung des kleinen Drachen Spike statt.

Man hatte ihn wenige Tage zuvor zusammen mit der verstörten Twilight Sparkle

in ihrem Haus gefunden.

Er war von Messern durchbohrt und niemand konnte mehr etwas für ihn tun.

Sie alle hatten stundenlang bittere Tränen geweint,

Fluttershy wäre fast zusammengebrochen, als sie es erfahren hatte und Rarity...

traf es wohl zusammen mit Twilight am härtesten.

Sie hatte sich seitdem in ihrer Boutique verbarrikadiert und nicht einmal ihre Schwester wusste, wie es ihr ging. Zur Beerdigung selbst war beinahe ganz Ponyville aufgetaucht und hatte gemeinsam in stiller Andacht getrauert. Auch Prinzessin Celestia war schweigend in Trauerkluft erschienen, doch verschwand sie sofort nach Ende der Zeremonie wieder und war zu keinem Gespräch bereit. Allerdings ließ sie Twilight sofort nach ihrem Fund in die Canterlot-Psychatrie einweisen.

Ob das so eine gute Idee war, da waren sich ihre Freundinnen nicht sicher.
 

"Also können wir heute wieder nichts tun, Prinzessin?"
 

Fluttershy war mit diesem Ergebnis offensichtlich überhaupt nicht zufrieden.

Sie biss sich auf die Lippe und sah in Richtung Psychatrie;

Anscheinend wäre sie gerne direkt noch einmal selbst hineingegangen.
 

"Ich fürchte...wir müssen Morgen wiederkommen und es erneut versuchen."
 

Pinkie Pie lächelte aufmunternd in die Runde und wedelte mit den Hufen.
 

"Ich, ich, ich werde es morgen noch einmal probieren!

Ich werde Twilight ganz bestimmt aufmuntern, verlasst euch auf mich!"
 

"Warum nicht, Pinkie...aber geht für heute ersteinmal nach Hause...

es ist ein langer Weg bis nach Ponyville."
 

"Ich...werde noch etwas in Canterlot bleiben und etwas Hübsches für Twilight kaufen...

und auch für Rarity. Bis morgen, Freunde."
 

Fluttershy verabschiedete sich von Cadence, Applejack sowie Pinkie Pie

und flog Richtung Innenstadt davon.

Applejack folgte ihr mit den Augen und grübelte kurz über etwas nach.
 

"Wow...Also, wenn Fluttershy einfach so davonFLIEGT...

muss sie wirklich durcheinander sein.

Tja...dann werden' wir mal nach Ponyville aufbrechen, was Pinkie?"
 

Pinkie schien es etwas besser zu gehen, ihre Mähne war wieder etwas flauschiger

und sie hüpfte auf der Stelle.

"Ja! Vielleicht finde ich auch was Schönes, und dann machen wir für Twi

eine Geschenke-Party! Rarity laden wir auch ein!"
 

"Na dann...wir sehn' uns Morgen, Prinzessin!"

Applejack zwinkerte Cadence zu und setzte sich dann Richtung Ponyville in Bewegung. Pinkie ließ sich auch nicht lange bitten.
 

"Tschüssi! Und grüß Twilights' Bruder von uns!"
 

"Ja...das werde ich tun. Kommt gut nach Hause, Mädchen."

Cadence lächelte so gut es ging, und winkte den beiden Ponies hinterher. Es war erstaunlich, wie sie an einem jeden Abend erneut Hoffnung für den nächsten Tag schöpften. Sie bewunderte Twilights' Freundinnen dafür zutiefst.

Auch Shining Armor, ihr Ehemann, war von dem Tod und vorallem von dem

psychischen Zusammenbruch ihrer kleinen Schwester schwer getroffen.

Seitdem war er wie besessen davon, mit den Truppen Equestrias den Mörder

des kleinen Drachen zu finden. Bisher jedoch erfolglos.

"Oh Celestia...wer tut uns das nur an..."
 

Cadences' Blick verlor sich in dem weiten, blauen Himmel.
 


 

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"Schachmatt!"
 

Der König zerbarst einmal mal mehr in tausend kleine Stücke.

Discord seufzte entmutigt und sprang von seinem Sessel auf.
 

"Oh, das macht keinen Spaß! Du gewinnst ja immer!"
 

Trixie schien eher gelangweilt.

Offensichtlich waren Discords Schachkünste nicht gerade eine Herausforderung für sie.
 

"Das liegt wohl eher daran, dass du die Figuren ständig in irgendwelche seltsamen Dinge verwandelst oder hanbeüchene Züge machst.

Die große und mächtige Trixie ist doch nicht dumm, Discord!"
 

"Ähehehe...nun aber mal nicht so griesgrämig, junge Dame!

Wie wäre es mit einer Revanche?"
 

Trixies' rechte Augenbraue zog sich nach oben und sie kratzte sich unmotiviert die Wange.

"Die Sechzehnte? Vielleicht solltest du lernen aufzugeben,

wenn du ganz offensichtlich verloren hast."
 

Kichernd machte Discord es sich wieder auf seinem Sessel gemütlich und grinste Trixie

einige Sekunden schelmisch an.

"Ich habe von einem "großen und mächtigen" Pony gelernt,

niemals aufzugeben und stets noch an einen Sieg zu glauben...

du ahnst, wen ich meine meine Liebe, hihi."
 

Trixie atmete schwer auf und gab sich schließlich unter dem Hundeblick

ihres Gegenübers geschlagen. Irgendwie tat ihr Discord ja fast schon leid.

"Also gut...wegen mir. Die große und allmächtige Trixie hat ein ebenso großes Herz...

spielen wir."
 

Außer dem erfreuten Kichern von Discord und blauen Schmetterlingen,

die Trixies Figuren wieder auf ihre Startpositionen brachten,

war für einen Moment nichts zu hören. Die beiden tauschten grimmige Blicke,

dann begann das Spiel erneut.
 

"Apropo...",

Discord sah zu Trixie auf, nachdem er seinen melonenförmigen Bauer verschoben hatte,
 

"es ist nun eine Weile her, was? Wann willst du dein...Spiel weiterführen?

Mir wird langsam langweilig, weißt du?"
 

Trixies Blick war abwesend auf das Schachbrett geheftet.

Sie verschob ausgiebig gähnend einen Bauer und ließ sich dann zum sprechen herab.

"Diese schwache, niederträchtige Hufleckerin brauchte einige Zeit,

ihren Verlust zu begreifen.

Doch bald wird sie wieder zu sich kommen...

Ihre Freunde treffen...

Neue Hoffnung schöpfen...

Erst dann werde ich wieder eingreifen und meine Rache fortführen."
 

Einer der blauen Schmetterlinge, die seit einiger Zeit Trixies' ständige Begleiter waren,

landete auf ihrem Huf.

Sie streichelte ihn grinsend mit dem anderen. Discord betrachtete die ungewöhnliche Szene einen kurzen Moment, bevor er weitersprach.
 

"Nun, Pony...es ist dein Bankett. Aber es gibt da etwas, dass mich ein wenig interessiert."
 

Der Bauer, welcher sich vor Discords' linkem Turm befand, tauschte mit diesem

die Position.
 

"Und das wäre? Es kommt nicht oft vor, dass DU eine Frage an Trixie hast."

Trixie bemühte ihr schwarzes Horn und ließ einen ihrer Läufer über das Feld marschieren.

Dann sah sie Discord fragend an.

Sich abschätzig am Kinn kratzend und grübelnd, stellte er seine Frage trotz kurzzeitiger Unsicherheit schließlich.
 

"Es ist deine Motivation, Teuerste. Ich vermag sie nicht vollkommen zu verstehen."
 

Discords Turm fing an, wild herumzuhüpfen und kleine, drachenartige Luftschlangen auf dem Feld zu verteilen, um schließlich auf einem von Trixies' Bauern zu landen und diesen

zu zerschmettern.
 

"Wie bitte?! Wie soll ich das denn verstehen? Ist das wieder einer deiner Scherze?"
 

Trixies Blick bohrte sich misstrauisch in den Discords',

nicht genau wissend, wie sie diese Frage zu verstehen hatte.

Ihre Dame bewegte sich von alleine über das Spielfeld, so als könne sie Trixies' Willen erahnen.
 

"Ein Scherz? Aber woher denn, meine Liebe, ich interessiere mich ungelogen

für deinen Antrieb! Du bist recht...nachtragend, meine ich.

Sicher, die kleine Twilight Sparkle mag Schuld am auffliegen deiner..."Show" sein,

und die niederen Ponies Equestrias' haben sich vielleicht wie Trolldrachen verhalten...

aber deswegen das ganze, arme Land abschlachten?"
 

Der letzte Teil des Satzes hätte nicht offensichtlicher ironisch gemeint sein können.

Trixie sah Discord jetzt mit einer Kälte an, die ihn für einen kurzen Moment Schaudern ließ. Dieses Pony hatte wahrhaftig die Fähigkeit, mit Blicken zu töten.

Doch noch war es nicht soweit...noch nicht.

Dennoch musste er vorsichtig sein. Man konnte ja nie wissen.
 

"Sieht aus, als hätte ich da die falsche Frage gestellt?"
 

Kichernd nahm Discord einen Ponybauern und schmiss Trixies' Dame.

Das blaue Pony wandte sich reflexartig dem Spielbrett zu.

Trixie sah dabei zu, wie ihre Dame zerstört wurde, fiel, auf dem Spielfeld zerschellte.

Es spielte sich vor ihren Augen in Zeitlupe ab. Sie betrachtete die zerstörten Teile der Dame nervös und ihr fuhr ein stechender Schmerz durch den Kopf.
 


 

...Papiervögel...
 

...Marlina...
 

...Sie bewegt sich nicht mehr!...
 


 

"Trixie! Trihiiixie! Hallohoo!"
 

Discord schnippte wild vor Trixies' Augen herum, doch zwecklos: sie war wie hypnotisiert.

Plötzlich kam sie wieder zu sich und schlug wütend Discords' Hand weg.
 

"Bist DU es nicht, der mich hierzu motiviert hat? Der behauptete, meine Leiden

so gut verstehen zu können? Mach dir mal keine Sorgen, ich habe mehr als genug Gründe! Oder hast du irgendein Problem damit, wenn ich ganz Equestria nach eigenem Gutdüngen

zur Rechenschaft ziehe?!"
 

"Nun, ich-"
 

Trixie ließ ihren König über der Mitte des Feldes schweben und blitzschnell einschlagen.

Eine kleine Druckwelle, die alle anderen Figuren zerschmetterte, war die Folge.
 

"Schachmatt!"
 

Trixie verließ zornig den Tisch und rauschte in Richtung eines Ganges ab.
 

"Vielleicht solltest du dir durch dein kleines, blaues Köpfchen gehen lassen, dass die von dir so verhasste Twilight Sparkle dir damals in Ponyville das Leben gerettet hat.

Der Ursa Minor hätte dich getötet, wenn sie nicht da gewesen wäre."
 

“WAS SOLL-”
 

Wütend machte Trixie auf dem Absatz kehrt, doch Discord war schon verschwunden.

Seine Kichern jedoch hallte ein weiteres mal durch den Raum.
 

"...Schon gut, lass dir von mir nicht hereinreden, SCHIMMERNDE HEXE."
 

"PAH!"
 

Naserümpfend rauschte Trixie in die verworrenen Wege des felsigen Gewölbes ab,

in denen sie sich bestens auskannte.

Allerdings musste sie tatsächlich über Discords Worte nachgrübeln.

Der Gedanke, Twilight Sparkle für irgendetwas dankbar sein zu müssen,

widerte sie zutiefst an.
 

"Leben gerettet?! Das ich nicht lache! Nur ein Grund mehr für mich,

diese ekelhafte Made zu zerquetschen!

Sie wollte nicht mein Leben retten, sie wollte sich ins Rampenlicht stellen und die Heldin spielen! Sie ist nichts weiter als ein selbstsüchtiges, rücksichtsloses Drachenpferd!
 

Es flatterten mehr und mehr Schmetterlinge um Trixie,

die auf ihre emotionale Aufgebrachtheit zu reagieren schienen.
 

"Deine Schonfrist ist nun bald abgelaufen, Twilight...erhole dich besser schnell wieder.

Nicht mehr lange, und ich werde dir eigenhufig jeden Knochen einzeln aus dem Körper reißen..."
 

Von hunderten, schimmernden Schmetterlingen umgeben setzte Trixie vor Wut schnaufend ihren Weg durch das finstere Gewölbe fort.
 


 

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Twilight starrte die schmutzige, verwitterte Wand vor sich an.

Sie hatte kein Zeitgefühl mehr, konnte nicht mehr klar denken.

Ihr Verstand und ihr Bewusstsein waren scheinbar zusammen mit Spike zerbrochen.

Twilight war nur noch eine leere Hülle.

Tief in ihrem Unterbewusstsein befand sich der letzte Funke ihrers Geistes -

In einer unwirklichen Dunkelheit.

Es gab keine Wände, keinen Boden - Einfach nur eine unendliche Schwärze.

Hier war sie dazu verdammt, immer und immer wieder den Tod ihres besten Freundes zu durchleben. Abertausende Bücher hatte Twilight hier gelesen - Gigantische Bücherregale bewegten sich durch die Schwärze, fast schien es so, als würden sie tanzen.

Doch egal, wie viele davon sie durchstöberte, wie viele Stunden sie sich

auch den Kopf zerbrach -

Einen Weg, Spike zu retten, fand sie nicht. Fixiert darauf, für ihr Versagen zu büßen

und Stund' um Stund nach einer Möglichkeit zu suchen, seinen Tod ungeschehen zu machen, nahm Twilight an diesem leeren Ort außer unzähligen Sinnestäuschungen wie dem sterbenden Spike nichts mehr wahr. Sie dachte weder genauer darüber nach,

WO sie sich befand, noch wie sie hier hergekommen war.

Es zählte nur Spike. Nur Spike. Spike.

Doch etwas war seltsam: Selten, in regelmäßigen Abständen, vernahm Twilight leise Stimmen, körperliche Wärme, vertraute Gerüche - Und ein wunderbares, warmes Gefühl auf der Stirn. Doch auch das waren vermutlich nichts weiter als Einbildungen. Einbildungen, wie die hasserfüllten Gesichter der anderen, die Twilight für den Tod von Spike verantwortlich machten, wie die vielen tanzenden Bücherregale die sie verhöhnten,

wie der immer wieder sterbende Drache. Eine Erinnerung, die schier unerträglich war.

Als Twilight sich von den Regalen abwandte und einen Huf vor den anderen setzte,

stand sie wieder vor der erstochenen und gefesselten Leiche Spikes'.

Diese lag stets auf einem Haufen von rostigen Metallen und anderem Schrott.

Twilight liefen heiße Tränen übers Gesicht: An diesem Ort schienen sie nie zu versiegen.

Sie streichelte vorsichtig und sanft den Körper ihres Freundes, Tränen tropften auf seine Wunden. Ihn nun zitternd umarmend hauchte Twilight schluchzend etwas ins Spikes' Ohren, unabhängig davon, ob er sie noch hören konnte oder nicht.
 

"Ich habe dich sterben lassen..."

Und wie jedes mal, wenn sie seinem toten Körper begegnete, zog sie vorsichtig die Messer heraus, und versuchte mit ihrer Magie, seine Wunden zu schliessen.

Stund' um Stund, in dieser erdrückenden Stille.

Sie musste weitermachen. Für Spike. Für ihre Freundinnen.

Sie durfte nicht den Verstand verlieren. Oder hatte sie das vielleicht schon?
 

"Wie lange willst du so noch weitermachen, Twilight?"
 

Twilight schrie auf und ließ eines der Messer fallen. Eine andere Person, hier?!

Reflexartig drehte sie sich in die Richtung, aus der die vertraute Stimme kam.
 

"Oh nein...das kann nicht sein..."
 

Twilight ließ den Kopf hängen und sackte zusammen. Es war nur eine weitere Einbildung.
 

"Natürlich...was auch sonst. Tote können nicht wieder lebendig gemacht werden.

Das ist unmöglich..."
 

Vor ihr stand Spike mit verschränkten Armen und argwöhnischem Blick,

sein Körper war unversehrt, als wäre nie etwas gewesen.
 

"Hör endlich auf, dir die Schuld zu geben, Twilight!

So ein Verhalten passt überhaupt nicht zu dir!"
 

Twilight stutzte. Nein...das konnte keine normale Einbildung sein.

Sie hatte immer nur Spikes' Leiche gesehen. Nie hatte er mit ihr gesprochen.

Sie hetzte zu ihrem Freund hinüber, wollte sich versichern, dass er echt war.

Doch sie rannte durch ihn hindurch.

Twilight sank enttäuscht auf dem Boden zusammen.
 

"Wie konnte ich für einen Moment nur so naiv sein...du bist nicht echt, Spike..."
 

"Natürlich bin ich nicht echt! Ich bin wahrscheinlich ein Produkt deiner Fantasie, Twi.

Aber macht das für einen Unterschied?"
 

Twilight sah ihren Freund etwas verdattert an. Er begann zu lächeln, reichte ihr seine Hand.

Sie griff nach ihr, und tatsächlich: Diesmal konnte Twilight Spike berühern und sich von ihm hochhelfen lassen. Die beiden standen sich gegenüber, Spike lächelnd, Twilight immer noch argwöhnisch dreinblickend.
 

"Ich...ich habe mal in einem Buch gelesen, dass der Verlust eines engen Freundes

einiges kaputtmachen kann...im Kopf.

Ich frage mich, ob bei mir jetzt...einiges kaputt ist, Spike."
 

Spike sah sich neugierig nach allen Seiten um, sein Blick wanderte über die vielen Bücher

bis zu seiner eigenen Leiche und dann wieder zu Twilight.

Er grinste sie vielsagend an und deutete auf die formgewordenen Einbildungen in Twilights Unterbewusstsein.

"Naja...Sieht so aus, was?"
 

"Ja...schätze schon."

Und jetzt musste auch Twilight ein wenig grinsen. Das war wohl die unwirklichste, seltsamste Situation, in der sie sich je befand.
 

"Hör endlich auf mit dieser sinnlosen Trauer, Twilight! Du bist doch ein starkes Einhorn, oder? Quasi das Stärkste in ganz Ponyville! Wenn nicht sogar in Equestria, haha!"
 

"Jetzt übertreibst du aber, Spike..."
 

Twilights Wangen färbten sich leicht pfirischrosa und sie sah beschämt zu Boden.

Es war nur eine weitere Einbildung. Aber eine Angenehme.

Sie wollte es genießen, wieder mit Spike zusammen sein zu können.

Wenn auch nur für einen kurzen Augenblick.
 

"Ja, darin war ich wohl schon immer gut. Aber im Moment bist du überhaupt nicht stark!

Du gehst eher in Richtung Faulfohlen!"
 

Twilights Lächeln wich wieder ihrem verzweifeltem Blick und sie rief sich die Realität

ins Gedächtnis. Sie durfte sich nicht gehen lassen!
 

"Aber Spike, ich habe dich sterben lasse-"
 

"Hör doch auf mit diesem Selbstmitleid! Du hast dir nichts vorzuwerfen, Twi.

Nicht du bist Schuld an meinem Tod. Nicht du bist Schuld an all den Unglücken der letzten Zeit. Diese Trixie ist dafür ganz allein verantwortlich, und das weißt du auch! Und wenn du nicht möchtest, dass unseren Freundinnen das Gleiche wie mir passiert, dann solltest du dich jetzt endlich zusammenreißen und Trixie zeigen, wer das Pony im Ring ist!"
 

Twilights Blick sank ins Bodenlose. Was konnte sie schon gegen Trixie ausrichten?

Sie hatte Spike nicht retten können, der direkt vor ihren Augen

umgebracht wurde. Wie sollte sie da erst die anderen beschützen?
 

"Ich bin nutzlos, Spike...gegen Trixie habe ich keine Chance...

als Element der Magie habe ich versagt..."
 

“Das ist nicht wahr, Twilight...du bist Prinzessin Celestias Schülerin, weißt du noch?”
 

Twilights Pupillen weiteten sich. Dieser Name, den sie fast schon vergessen hatte,

erklang in ihrem Hinterkopf wie ein klares Läuten.
 

"Prinzessin...Celestia..."
 

"Hör jetzt auf, der Vergangenheit nachzutrauern.

Du kannst sie nicht ungeschehen machen, aber du kannst die Zukunft verändern!

Du bist das Element der Magie. Und du hast die Elemente der Loyalität, Ehrlichkeit, Freundlichkeit, Großzügikeit und äh...Pinkie Pie auf deiner Seite!

Was kann da schon schief gehen, hm?"

Aufmunternd und optimistisch stubste Spike Twilight in die Seite.
 

"Aber...Spike..."
 

"Hey, das sagt dir der beste Assistent ganz Equestrias! Da kannst du das schon glauben!"

Er zwinkerte Twilight zu und hob seinen Daumen so hoch, wie er nur konnte.

Twilight konnte mit dieser Situation nicht umgehen.

Er schien so echt...vielleicht war er es. Sie wollte davon ausgehen. Sie wollte es glauben.
 

"Hasst...du mich?"

Kleinlaut sah Twilight zu ihrem Drachenfreund auf.
 

"Dich hassen? Um Celestias Willen, warum denn? Ich liebe dich, Twilight!

Du bist meine großer Schwester, und meine beste Freundin!"
 

"Spike..."
 

Schon wieder kamen Twilight die Tränen.

Eigentlich war sie nie ein Pony, das nah am Wasser gebaut ist.

Aber unter diesen Umständen...
 

"Ich weiß noch, dass du das erste Pony warst, dass ich gesehen habe,

nachdem ich geschlüpft bin. Du warst so entzückt, weil du mich so niedlich fandest..."
 


 

Mami, Mami, schau mal! Ist er nicht süß?! Diese großen Augen...darf ich ihn behalten?

Bitte Mami, er ist doch so niedlich! Und ich werde mich auch ganz bestimmt

fleißig um ihn kümmern!”
 

“Ich weiß nicht, Twilight...was meinst du, Schatz?

Können wir einen Drachen aufziehen?”
 

“...Wenn Twilight sagt, dass sie sich um ihn kümmern wird, dann sehe ich kein Problem.

Er hat schließlich sonst niemanden.”
 

“Wirklich?! Oh danke danke, ihr seid die besten Eltern, die ein Fohlen sich wünschen kann! Ich liebe euch!”
 

“Weißt du denn schon, wie du ihn nennen möchtest, mein kleiner Stern?”
 

“Hm...Ich habs! Ich benenne ihn nach meinem Lieblingsautoren, Spike Griffinson!
 

“Spike? Ein schöner Name...”
 

“Willkommen in der Familie, Spike! Von heute an werden wir für immer Freunde sein!”
 


 

Spike schien eher peinlich berühert denn nostalgisch, als er daran zurückdachte.
 

"Hihi ja, und du hast mich angelullert und fandest das offenbar urkomisch,

so wie du danach gelacht hast."
 

Twilight konnte das erste mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder unbeschwert lachen.

Das war ein wunderbar befreiendes Gefühl.
 

"Hey, das ist nicht lustig! Als Babydrache hat man darauf keinen Einfluß...uhrm..."
 

Und jetzt war es Spike, der dem Teint eines Sommerpfirsisches Konkurrenz machte.
 

"Aber weißt du...ich glaube, als Drache hätte ich nicht glücklicher sein können.

Dann bin ich eben nicht bei anderen Drachen aufgewachsen...

so gefiel mir mein Leben viel besser! Du hast mir soviel beigebracht und mich jeden Tag

zum lernen genötigt...manchmal sogar mit Diamanten gelockt. Weißt du noch?"
 


 

“Spikey, hey Spikey! Lass uns zusammen ein Buch lesen!

Na komm, ich bring dir das sprechen bei!”
 

“Irrch harrb krreine Lurrst, Twrrriilrrght! Larrs urrns lrrieber warrs srrpielerrn!”
 

“Aber je besser du sprichst, desto besser kannst du dich mit Mama und Papa...

und mit all den anderen verständigen!”
 

“Irrsst mirr errgal, sorralnge irch nrrrur mirrrt dirr sprrrecherrrrn krrran, Trrrilight!”
 

“Also gut, Spikey: Wenn du jetzt mit mir eine Stunde das Buch liest, spielen wir danach Diamantensuche! Was hältst du davon?”
 

“Wirrkrrlich? Ganz drrolle verrsprrrorrchen, Twrrilight?!”
 

“Beste Freunde für immer-Versprechen, Spikey!”
 


 

"N-naja, aber ich wollte nur dein Bestes, Spike!

Sieh nur, was für ein hervorragender Assistent aus dir geworden is-"
 

Twilight stockte und verlor ihre gute Laune wieder.
 

"...aus dir geworden war...Spike."
 

Spike trat an sie heran und umarmte sie liebevoll.
 

"Wir beide wissen, dass du alles richtig gemacht hast, oder? Aber jetzt stell dir nur vor...

noch mehr Leute müssten durchmachen, was du gerade durchmachst...oder Bon-Bon...

oder all die anderen Ponies in Equestria. Wäre es nicht richtig zu versuchen,

das zu verhindern?

So steht es auch in den Büchern, die du mir immer vorgelesen hast.

Große Heldengeschichten mit Happy Ends!"
 


 


 

“...und er nahm sie liebevoll in den Arm, küsste sie und sah

mit ihr der untergehenden Sonne zu.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.”
 

“Noch eine Geschichte!”
 

“Spikey, ich lese jetzt seit zwei Stunden! Willst du nicht langsam schlafen?!”
 

“Die Geschichten, die du vorliest, sind immer so spannend, Twilight!

Nur noch eine Einzige, danach werde ich brav schlafen! Versprochen!”
 

“Also gut...aber dafür wirst morgen DU mir eine Geschichte vorlesen, in Ordnung?”
 


 


 

Twilight sah auf und kniff die Hufe zusammen. Spike hatte recht.
 

"Aber wenn ich diesen Ort verlasse...kann ich nicht mehr für deinen Tod sühnen.

Ich werde dich nie wieder sehen, oder?"
 

"Ich werde dir von nun an zusehen, Twilight!

Passe auf, dass du unsere Freundinnen auch ja richtig beschützt...

ohne einen Assistenten geht eben garnichts, was?"
 

Twilight wischte sich eine einzelne Träne weg und lächelte Spike warm an.
 

"Ja, da hast du recht!"
 

"Also dann, Twilight! Was ist dein Ziel?", Spike zeigte herausfordernd mit dem Finger

auf Twilight.
 

"Unsere Freundinnen beschützen!"
 

"Und danach?"
 

"Danach werde ich Trixie ordentlich in den Hintern treten...wie damals in Ponyville!"
 

"Tja...wird Zeit ihnen zu zeigen, wer das größte und mächtigste Pony in Equestria ist, was?"
 

"Ja...das mache ich, Spike. Als Element der Magie werde ich ganz bestimmt

nicht noch einmal versagen!"
 

"Also, dann geh da jetzt raus und biete dieser Mörderin die Stirn!

Und pass auf die anderen auf...besonders auf Rarity."
 

Twilight und Spike umarmten sich. Ein letztes mal liefen Twilight Tränen übers Gesicht,

doch diesmal waren es keine Tränen der Verzweiflung.
 

"Wir sehen uns...große Schwester."
 

"Auf wiedersehen...Spike."
 


 


 

Twilights Pupillen nahmen Farbe an. Die Leere wich aus ihren Augen und sie begann,

zunächst zögerlich, sich in ihrer verschwommenen Umwelt umzusehen.

Nur langsam gewöhnte sie sich an das Dämmerlicht und bekam wieder ein Gefühl

für ihren nun schon so lange starren Körper.

Twilight erhob sich schwerfällig und sah sich ihre Hufe an.

Dann sah sie zu Boden und schloss die Augen.

"Trixie..."

Twilight drückte ihre Hufe in den metallenen Boden und biss sich schmerzhaft

auf die Unterlippe, bis diese blutete.

Mit entschlossener Miene und kochender Wut schoss sie mittels Magie

die Tür ihrer Zelle auf und stürmte die Gänge der Psychiatrie entlang.

An einem völlig überfordertem Pfleger, dem sie über den Weg lief, teleportierte sie sich einfach reflexartig vorbei, es überraschte sie selbst, dass sie schon wieder Magie

wirken konnte.

Twilight wollte alles hinter sich lassen und nur schnellstmöglich ihre Freundinnen sehen.

Als sie schließlich die dutzenden erstaunten Gesichter in der Eingangshalle hinter sich

gelassen hatte und ins freie stürmte, schreckte sie zurück.
 

"Ah..!!"
 

Twilight kniff die Augen zu und hielt sich schützend die Hufe vors Gesicht.
 

"Das Sonnenlicht..."
 

Sie musste wirklich einige Zeit in dieser Psychiatrie gesessen haben, wenn ihre Augen

so stark darauf reagierten. Twilight war noch dabei, sich wieder an die Umwelt, an die Vögel, die Sonne zu gewöhnen, als sie sich etwas klar machte:

Sie musste mit ihren Freundinnen sprechen. Jetzt. Und für lange Wege hatte sie keine Zeit. Twilight schloss ihre Augen und versuchte, fünf magische Auren aufzufangen...

und tatsächlich! In einiger Entfernung befanden sich die Auren ihrer fünf Freundinnen und...noch eine Sechste....Cadence! Twilight zögerte nicht lange und legte mit viel Anstrengung einen Zwangs-Teleport-Zauber auf ihre Freundinnen, welche kurz darauf mit einem Zischen vor ihr erschienen. Das war immer noch leichter gewesen, als sich selbst zu teleportieren. Die Mädchen schienen für einen Moment etwas verwirrt, doch als sie Twilight sahen...
 

"T-T-TWILIGHT!"
 

"Mädchen!"
 

Die Sechs starrten sie vollkommen verwirrt an, sichtlich überrascht

über ihre Anwesenheit VOR der Psyschatrie.

Fluttershy hatte schockiert ihren Namen gerufen, zitterte am ganzen Körper

und war den Tränen nahe.Pinkie und Applejack schienen außer sich vor Freude

und Rainbow Dash rief nur lachend

"Ich habs doch gewusst!"
 

Fluttershy konnte schließlich nicht mehr an sich halten, stürzte sich auf Twilight

und rang diese zu Boden.
 

“Autsch!...Fluttershy, wa-”
 

"Twilight! Twilight, bist du es wirklich? Oh, du kannt dir nicht vorstellen, wie sehr wir dich...

oh je, ich war so in Sorge...ich bin so froh, dass du wieder...

wie geht es dir?! Du siehst schrecklich aus...warte, ich-"
 

Fluttershy war mehr als aufgelöst, Cadence und Rarity mussten sie beruhigen,

bevor sie Twilight qualvoll unter sich erstickt hätte.
 

"Twilight...es ist schön, dass du wieder bei uns bist. Wirklich..."

Cadence lächelte glücklich. Sie bemühte sich um Fassung,

doch auch sie kämpfte mit den Tränen.

Rarity, selbst nicht im besten Zustand, umarmte Twilight ebenfalls.
 

"Ich habe nie gezweifelt, dass du wieder zu dir kommst, Liebes! Bravo!

Ich freue mich wirklich so sehr..."
 

Rainbow Dash nahm Twilight auch einmal fest in den Arm und lächelte

sie dann mit dem üblichen Gesichtsausdruck an.
 

“Reife Leistung...für einen Eierkopf.”
 

Twilight grinste zurück und ihr war sofort klar, was sie in ihrem einsamen Unterbewusstsein vermisst hatte.
 

Pinkie sprang um sie herum und faselte irgendetwas von "Party".

Applejack begnügte sich damit, Twilight ein warmes Lächeln

und einen vielsagenden Blick zuzuwerfen.
 

"Mädchen..."
 

Twilight war "nur" 20 Tage im Koma gewesen, doch es kam ihr vor, als wäre es Jahre her,

dass sie mit ihren Freundinnen reden konnte.

Schließlich umarmten die Sieben einander innig.

Es war ein stiller, unbeschwerter Moment nach den schrecklichen letzten Wochen.

Als sich alle beruhigt hatten, ergriff Cadence das Wort.
 

"Twilight...wie-"
 

"Warte, Cadence! Hört mir bitte zu...,"
 

Twilight unterbrach Cadence und sah die anderen jetzt wieder etwas finsterer an,
 

"bevor wir reden...bevor ihr mir erzählt, was sich in letzter Zeit zugetragen hat...

muss ICH euch etwas erzählen."
 

Die Ponies sahen erst Twilight und dann einander fragend an.

Rarity wagte schließlich zuerst, zu fragen.
 

"Liebes, dein Tonfall...klingt beängstigend. Es wird doch nicht etwa..."
 

"Geht es um Spike?! Leg schon los Twilight, wir-AUTSCH!"
 

Rainbow Dash rieb sich mit tränenden Augen den schmerzenden Kopf, nachdem sie

von Applejack ordentlich eins draufbekommen hatte.

Diese sah sie böse an und Rainbow blickte betröppelt schweigend zu Boden.
 

"Sei doch etwas feinfühliger, Rainbow Dash..."
 

Fluttershys Versuch, zu flüstern, scheiterte genau so kläglich wie die Bemühungen,

ihre Neugier um die kommenden Informationen von Twilight zu verbergen.

Twilight blickte beruhigend lächelnd in die Runde.
 

"Schon gut, Mädchen...ich bin darüber hinweg. Ihr müsst mich...nicht schonen."
 

Ein kurzes Schweigen, dann ergriff Cadence erneut das Wort.
 

"Gut Twilight, aber was...möchtest du uns so Wichtiges mitteilen?"
 

"Dieser Ort hier ist etwas ungünstig...wollen wir vielleicht einen Poffee trinken gehen?"
 

"Einen Poffee? Jetzt, in deinem...ähm...Zustand, Darling?"
 

Rarity schien sich einige Sorgen zu machen, ob es Twilight gut geht. Wundern konnte diese sich darüber nicht, sie sah mehr aus wie ein Inzektoidenwandler denn wie ein Pony, nachdem sie nun so lange kaum bis gar nichts zu sich genommen hatte.
 

"Mach dir keine Sorgen, Rarity. Bei einem starken Poffee und einem schönen Stück Rosenkuchen wird es mir gleich viel besser gehen!"
 

“Auf jeden Fall wir gehen in die Mooncake-Factory dort esse ich jeden Monat und der Kuchen ist einfach hervorragend ist der Kuchen da nicht hervorragend Fluttershy worauf warten wir noch los Mädels gehen wir das wird bestimm toll!”
 

Es war offensichtlich, dass sich bei Pinkie einige Energie angesammelt hatte.

Sie hüpfte wie ein Springstock im Kreis und ihre Mähne war Zuckerwatte in Reinkultur.

Alle mussten lachen, und ohne große Einwände war es beschlossene Sache.

Doch da stürmten einige Ärzte, Pfleger und Psychiater aus der Psychatrie,

die sich mittlerweile offenbar wieder gesammelt hatten.
 

"Was, bei allen Göttern des Geistes, ist denn bitteschön hier los?!"
 

Der hornbrillige, fetthaarige Doktor Thingles, der, wie Cadence wusste,

mit Twilights Fall betraut war, starrte Twilight fassungslos und skeptisch an.

Ein weiterer, weitaus korpulenterer Arzt schien aufgebracht über Twilights plötzliche Heilung.
 

"Wie ifft daff mögliff?! Fie lag doch in einem tiefen Koma, Genefung völlig aufgefloffem!

Wie konnten wir unf da irren?!"
 

"Tja, Twilight ist halt weitaus schneidiger als ihr Quacksalber mit euren windigen Prognosen! Soviel dazu, Mister, ha!"
 

Rainbow Dash war noch nie gut auf Ärzte zu sprechen gewesen.

Umso mehr freute es sie, dass die selben Ärzte, die vorausgesagt hatten,

Twilight würde nie mehr aus dem Koma erwachen, nun mit dämlichen Gesichtern

hier standen und nach Erklärungen fragten.
 

Pinkie Pie hielt sich kichernd die Hufe vors Gesicht und tauchte zwischen den Ärzten

und Pflegern hindurch.

"Ist das nicht toll? Freuen sie sich nicht genau so wie wir?!

Das muss unbedingt gefeiert werden, ich lade euch alle ein!"
 

"Bei allem Respekt...", Thingles hatte sich wieder gefasst, "Aber sie, Twilight Sparkle,

gehören vorerst wieder in ein Krankenzimmer."
 

"Krankenzimmer?! Sie meinen wohl ZELLE! Ich kenne Schweine, die besser leben!"
 

"Was fällt ihnen ein, sie Landpony?! Unsere Psychiatrie genießt im ganzen Land

einen einzigartigen Ruf!"
 

"Ja, einzigartig bestimmt...ich wüsste nicht, warum man an so einem Ort sein wöllte, Doktor. Eine schöne Nervenheilanstalt ist das nicht..."
 

Den Ärzten blieb das Wort im Halse stecken und sie tauschten ratlose Blicke.

Twilight, die nicht wusste, ob sie diese Situation lustig oder bedenklich finden sollte,

übernahm selbst das sprechen.

"Herr Doktor...wie sie sehen können, geht es mir wieder gut. Ich bin vollkommen genesen

und muss nicht länger unter Beobachtung bleiben, da bin ich sicher!"
 

"Das mag ja stimmen, aber Prinzessin Celestias Anweisungen waren deutlich.

Sie möchte, dass wir sie so lange bei uns behalten,

bis die Prinzessin sie als wieder gesundet befindet."
 

"Das hat Prinzessin Celestia gesagt? Aber warum-"
 

"Ich bin Prinzessin Cadence, und ich befinde Twilight Sparkle als vollkommen gesund.

Natürlich werde ich Prinzessin Celestia umgehend von der Genesng

und Entlassung in Kenntnis setzen, seien sie unbesorgt, Herr Doktor."
 

Cadence, die sich bisher eher im Hintergrund gehalten hatte und den Ärzten deswegen

nicht sofort aufgefallen war, hatte nun ein Machtwort gesprochen und das Psychatrie-Personal, dass sie natürlich erkannte, verbeugte sich und kniete reflexartig

vor der Allicorn-Prinzessin.
 

"N-nun, wenn sie das sagen, erheben wir natürlich keinerlei Einwände, Prinzessin.

Einen schönen Tag noch."
 

Cadence zwinkerte den Mädchen zu und ein kichern ging durch die Runde.

Ja, Twilight war froh, wieder hier zu sein.

Auf dem Weg zur "Mooncake-Factory" wurde jedoch kaum ein Wort gesprochen.

Fluttershy und Rarity befummelten durchgehend Twilights Mähne und Fell, bis diese ihren Freundinnen unter Protest versicherte, das mit ihr alles in Ordnung sei.

Rainbow Dash musste sich sehr zurückhalten, nicht sofort mit tausend Fragen auf Twilight einzuprasseln. Bei ihrer Selbstbeherrschung half ihr Applejacks strenger Blick und die Angst vor einem erneuten Schlag auf den Hinterkopf maßgeblich. Cadence ging schweigend etwas hinter den Sechs, beobachtete, wie schnell die Harmonie zwischen ihnen wieder hergestellt war und lächelte still in sich hinein. Als sie jedoch in dem von Cloudchaser und Flitter betriebenem Cafe angekommen und mit Pofee bzw. Spritesaft

für Pinkie und Torte versorgt waren, Cadence ihr kostenloses, wie Cloudchaser es nannte, "Prinzenmenü" erhalten hatte, änderte sich die Stimmung wieder schlagartig.

Die sieben Ponies saßen schweigend an einem Tisch am Fenster, die Sonnenstrahlen

von draußen bahnten sich sanft ihren Weg durch die Scheiben und tauchten das Cafe

in ein wohliges Mittagslicht.

Twilight nahm noch einen kräftigen Zug von ihrem Poffee, ein Geschmack, den sie lange vermisste, und hielt die fragenden, nervösen Blicke ihrer Freundinnen schließlich

nicht mehr aus.
 

"In den...letzten Wochen sind in Equestria Dinge passiert, die...viele schlimme Auswirkungen hatten, nicht wahr?"
 

Verwirrung bei den anderen. Das war offensichtlich nicht die Richtung Thema,

die sie erwartet hatten.
 

"Nun...es gab viele Unfälle...ungewöhnlich starke Naturkatastrophen...größere Schäden

in Städten...Die Pegasi scheinen machtlos und weder Celestia noch Luna haben sich bis jetzt offiziel geäußert. Man geht also wohl davon aus, dass es einfach...unglückliche Zufälle sind."
 

"Was die Pegasi angeht, wir tun unser Bestes. Aber die Stürme in den vergangenen Tagen...ich sag euch, die sind nicht von dieser Welt, sowas hab ich noch nie gesehen!

Soooolche Gewitterwolken!", Rainbow Dash breitete ihre Arme

über dem Tisch aus,"unglaublich..."
 

Rainbow hatte jahrelange Erfahrungen mit Gewittern. Twilight fragte sich, wie groß sie diesmal tatsächlich sein mussten, wenn sogar sie sowas noch nie gesehen hatte.
 

"Aber viel schlimmer ist doch...dass schon so viele Ponies dabei umgekommen sind."
 

Applejack kratzte sich missmutig den Kopf, und Twilight stellte eine Frage,

dessen Antwort sie eigentlich gar nicht hören wollte.
 

"Wie...wie viele Opfer gab es denn bisher...durch diese Unfälle und Katastrophen?"
 

"So genau kann man das ja nicht sagen, weil man nie weiß,

welcher Unfall und welches Unwetter sich zu dieser Kette an Zufällen anhängen lassen,

Twilight, aber.."
 

Rarity sah fragend zu Prinzessin Cadence, welche ihren Satz daraufhin weitersprach.
 

"...Man hat etwa vor einem Monat begonnen, eine Liste zu fertigen.

Etwa da begannen die Unwetter und seltsamen Vorfälle überall im Land.

Soweit ich durch Shining Armor informiert bin..."
 

Twilight spitzte die Ohren. Wie ging es ihrem großen Bruder?
 

"Shining Armor? Cadence, wie geht es ihm?!"
 

Cadence hörte auf zu grübeln und zwinkerte Twilight zu.
 

"Er ist okay...du weißt doch, er lässt sich nicht so leicht unterkriegen!

Aber er wird sich von uns allen wohl die größten Sorgen um dich gemacht haben.

Das Erste, was wir hiernach angehen müssen, ist ihm Bescheid zu geben.

Er wird außer sich sein vor Freude!"
 

Jetzt war Twilight beruhigt. Sie hatte schon befürchtet,

ihr Bruder hätte etwas Dummes getan.
 

"Okay...danke, Cadence. Fahr bitte fort."
 

"Ja...nun...es ist kein schönes Ergebnis.

Laut den Informationen meines Mannes...sind durch diese Kette an Unglücken,

die vor etwa einem Monat begann, bis heute 472 Ponies umgekommen und 935 Ponies

leicht bis schwerverletzt wurden - und das sind nur die, von denen man weiß..."
 

Twilight klappte die Kinnlade herunter.

Auch die Anderen schienen fassungslos schockiert, obwohl sie die Situation schon kannten, waren offensichtlich auch ihnen diese hohen Zahlen neu.
 

"Gütige...Celestia...so...viele Opfer..."
 

Twilight hielt sich die Augen mit den Hufen zu.

So viele Ponies...und wahrscheinlich gingen sie alle auf IHR Konto...

sie hatte sie alle umgebracht, so viele Ponies verletzt und...noch mehr.
 

"...Lyra...Bon-Bon..."
 

"Was? Hast du etwas gesagt, Twilight?"
 

Wieviel Hass...wieviel brennender Hass ist von Nöten, um so vielen unschuldigen Ponies

das Leben zu nehmen und so viele weitere zu verletzten?

War das wirklich nur der alleinige Hass auf sie, Twilight Sparkle, wegen diesem Abend?

Das konnte doch nicht sein...
 

"Twilight? Du bist so ruhig. Wenn dich etwas bedrückt, vertrau es uns an."
 

Nein, moment...Twilight hatte die Bildschirme gesehen...natürlich. Wie viele Ponies in Equestria sich so unwürdig verhalten hatten...welche schrecklichen Dinge man Trixie antat.

Aber DAS konnte man dennoch nicht mehr rechtfertigen.

Ein Mord ist etwas anderes als schlimme Erlebnisse...

aber so viele Morde waren schlicht absoluter, bösartiger Wahnsinn.

Nichts entschuldigte das. Nichts!
 

"Twilight! HEY, Twilight! Bitte sag nicht, du bist schon wieder im Koma!"
 

Rainbow rüttelte an Twilight herum, bis diese wieder aus ihrem Gedankengang erwachte.
 

"Oh...entschuldigung, Rainbow Dash, ich hab..ähm..nachgedacht...
 

"Ja, das haben wir gesehen....sag mal, was ist los? Du bist ja völlig verschwitzt!"

Rainbow hatte Recht. Twilights Fell und ihre Mähne waren aufeinmal komplett durchgeschwitzt.
 

"Wahrscheinlich hat sie noch Fieber...wir sollten sie schleunigst-"
 

"NEIN!"
 

Twilight schlug mit den Hufen auf den Tisch, und ihr Horn feuerte eine Schockwelle,

dass dieser fast zerbrach. Wut brannte in ihren Augen.
 

"Oh...um...tut mir leid, ich wollte nicht-"
 

"Nein, mir tut es leid. Ich bin nicht sauer auf euch..."
 

Und nun war der Zeitpunkt gekommen. Mehr als je zuvor wurde Twilight von den anderen

mit fragenden Blicken durchbohrt und es wurde Zeit, ihnen von Trixie zu erzählen.

"Hört mir jetzt zu..."
 


 

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"...und auf einen solchen Brief werde ich nun wohl warten müssen.

Das ist Alles. Ihr wisst nun, was ich weiß."
 

Es war ruhiger geworden in dem kleinen Cafe.

Twilight hatte fast eine Stunde ununterbrochen geredet.

Sie erzählte vom Tag des Feuers bei Lyra und Bon-Bon, über ihr Gespräch mit Trixie

und schließlich...über die Ermordung ihres besten Freundes.

Und das anscheinend allein Trixie für all die Katastrophen dieses Monats verantwortlich war. Und was Twilight ihren Freundinnen gerade erzählt hatte, das konnte man in ihren Gesichtern ablesen: Fluttershy liefen schon seit einer Weile die Tränen übers Gesicht,

sie hatte die Erzählung über Spikes Tod nicht recht verkraftet.

Rarity, welche sichtlich noch schlimmer darunter litt, versuchte sie zu trösten und streichelte

ihre Mähne. Pinkie Pie starrte auf die Tischplatte und Rainbow Dash zitterte vor Wut.

Der einzige Grund, warum sie noch nicht durch das Dach des Cafes gebrochen war, um sofort nach Trixie zu suchen, war wohl, dass Applejack neben ihr saß und ihre beiden Hufe festhielt. Cadence hatte sich bei der Erwähnung von Trixie in tiefes Schweigen gehüllt und dachte mit ungewohnt finsterer Miene intensiv nach.

Eine lange Stille war eingetreten, nachdem Twilight fertig erzählt hatte,

doch nun ergriff Rarity das Wort.
 

"...Du...du hast also mit Spike gesprochen? Ist das wahr, Twilight?"
 

Rarity hatte Spikes Liebe erwidert. Es wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen,

bis die Beiden sich das auch gestanden hätten.
 

"Nein, ich...ich denke nicht. Es war nur eine Einbildung.

Wohl so etwas wie...ein Schutzmechanismus meines Gehirns,

damit ich nicht wahnsinnig werde.

Also habe ich wohl...im Endeffekt nur mit mir selbst geredet. Es tut mir leid, Rarity..."
 

Rarity lächelte Twilight an und schüttelte den Kopf.
 

"Du bist wieder bei Bewusstsein. Wir alle sind froh darüber, Twilight.

Ich habe in den vergangenen Wochen Zeit gehabt, in meiner Boutique

intensiv nachzudenken, weißt du? Ich habe stundenlang nicht aufgehört zu nähen,

habe mich an alte Bilder geklammert...und doch verschaffte mir dies keine Befriedung.

Die Gewissheit, dass meine Freundinnen da draußen sind und mich brauchen,

ließ mich diese Krise überwinden. “
 

Die Anderen bedachten Rarity mit mitfühlenden Blicken,

doch Twilight lächelte sie schwach an, eine Geste, die von Rarity sogleich erwidert wurde.
 

"Ja, aber...vielleicht hasst der echte Spike mich wirklich.

Vielleicht verflucht er mich vom Himmel aus.

Schließlich konnte ich nicht mit ihm sprechen..."
 

"Hm, wer weiß."
 

Twilight schreckte auf. Cadence, die sich einige Zeit zurückgezogen hatte,

sah auf einen unbestimmten Punkt des Fensters und klinkte sich ins Gespräch ein.
 

"Was meinst du denn damit, Prinzessin?"

Cadence sah die Mädchen einen Moment lang an, dann sprach sie weiter.
 

"Wisst ihr, was mit einem Lebewesen nach seinem Tod passiert?
 

Wie sie erwartet hatte, bekam Cadence nur ratlose und fragende Blicke zurück.

Lediglich Twilight schien eine Ahnung zu haben.
 

"Hm...Ich habe mich als kleines Fohlen mal im Canterlot-Schloss verlaufen

und nach einigen Stunden...ein großes Tor gefunden.

Darüber stand in kleinen Buchstaben eingeritzt "Animahus Puteus".

Doch sofort, als ich das Tor berüherte, erschien Prinzessin Celestia hinter mir und fragte mich, wie ich hierher komme. Als ich ihr später schließlich Fragen zu diesem Raum stellte,

wich sie diesen aus.", Twilight kratzte sich nachdenklich das Kinn, "

Animahus Puteus ist Alt-Equestrisch und bedeutet Seelenbrunnen...

könnte das etwas damit zu tun haben?"
 

"Animahus Puteus..."
 

Fluttershy sprach das Wort noch einmal langsam aus und alle dachte darüber nach,

was es wohl bedeuten könnte.
 

"Hmh...hört zu. Ich verrate euch jetzt etwas eigentlich streng geheimes.

Nicht einmal Shining Armor habe ich bisher davon erzählt.

Es ist auch nichts, dass man unbedingt wissen muss...oder sollte."
 

Jetzt waren die Mädchen wieder höchst aufmerksam und auch Twilight war gespannt,

was Cadence ihnen nun erzählen würde.
 

"Celestia und Luna sind, soweit wir wissen, die Schöpferinnen allen Lebens und haben somit auch den Kreislauf der Natur, wie auch den Tod erschaffen...das wisst ihr ja."
 

Zustimmendes Nicken. Dies war allgemein bekannt.
 

"Jedes Lebwesen hat eine Seele. Und wenn ein Lebewesen letztendlich stirbt...

verlässt diese Seele den Körper und kehrt zurück in den "Animahus Putehus",

den Seelenbrunnen. Ein gigantisches, mit göttlicher Magie vollgeladenes Gefäß,

dass die Grundlage aller Seelen darstellt. Wenn die Zeit gekommen ist, das heißt,

ein neues Leben auf der Welt entsteht...wandert eine Seele aus diesem Brunnen

in dessen Körper. So ist eine Seele immer in Bewegung und einen "Himmel"...

gibt es eigentlich nicht. "
 

"Moment, Moment, Moment...", Rainbow Dash wedelte mit dem Hufen und versuchte,

das Gesagte zu verstehen: “Das heißt...man lebt mehrmals?

Den "Tod" gibt es also quasi gar nicht?

Man bekommt nur einen neuen Körper, wenn man stirbt?"
 

“Nein, versteh das nicht falsch. Eine Seele ist, grob gesagt, ebenfalls ein Gefäß.

Erfahrungen...Persönlichkeit...Erinnerungen...Kräfte...Bewusstsein...

Das sind die Dinge, mit denen dieses Gefäß gefüllt wird. Ein individuelles Lebewesen. Stirbt ein Körper, und kehrt die Seele somit in den Seelenbrunnen zurück...

wird dieses "Gefäß” entleert, damit es erneut befüllt werden kann.

Versteht ihr es jetzt, Mädchen?"
 

Das war bitter. Jetzt verstanden sie vorallem, warum man nicht öffentlich bekannt gab,

was nach dem Tod mit einem geschah.

Nichts. Man war "Füllung”, die aus einer Seele getilgt und somit endgültig ausgelöscht wurden, bevor diese zur Energie für ein neues Lebewesen wurde.
 

"Aber...warum, Prinzessin? Warum haben die beiden Götterschwestern nicht

so etwas wie einen Himmel...ein Leben nach dem Tod erschaffen?

Warum dieses...grausame System?"
 

Rarity war nicht die Einzige, die der Gedanke, nur Füllung in einem Gefäß zu sein,

sichtlich ängstigte.
 

"Ich weiß es nicht...auch mir sagen Celestia und Luna nicht alles...

vielleicht ist das auch besser so. Nun, es gibt...viele, die an den Himmel glauben.

Ich habe mal mit Celestia darüber gesprochen, und sie schließt nicht aus,

dass so etwas existiert."
 

"Aber-"
 

"Ich weiß, was du sagen willst, Applejack.

Ja, Celestia und Luna haben wahrscheinlich die Erde und alles Folgende erschaffen.

Aber es gibt Dinge, die sich auch ihrer Kenntnis entziehen...

Vielleicht passiert etwas mit der..."Füllung”...”
 

Alle grübelten über den Tod nach. Auch Twilight. Schließlich bedeutete das eben Gesagte,

Spike war wirklich tot. So tot, wie man nur sein konnte. Ausgelöscht.

Sie musste sich beherrschen, mit diesem Wissen nicht zusammenzubrechen.
 

"Gut, Cadence...aber was hat das mit Spike und mir zu tun?"
 

Cadence musterte Twilight für einen Moment nachdenklich, dann zeichnete

sich ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht ab.
 

"Nun, Twilight...es gibt Gerüchte, dass Einhörner die Fähigkeit hätten,

mit kürzlich Verstorbenen zu sprechen...

Luna meinte einmal, sie und ihre Schwester wüssten nichts darüber.

Es wäre jedoch durchaus im Bereich des Möglichen, dass die...ähm..."Füllung"

vom Horn eines Ponies kurzzeitig aufgefangen wird, bevor sie verpuffen.

Und Celestia allein weiß, wie sich das auf den Träger des Horns auswirken kann...

Wenn das in deinem Fall so war, dann hast du vielleicht tatsächlich mit Spike gesprochen."
 

Das war eine beeindruckende Vorstellung.

Wenn sie wirklich Spikes Seele aufgefangen hatte...

Wenn sie wirklich mit ihm geredet hatte...
 

Jetzt meldete sich auch Pinkie Pie nochmal zu Wort.

"Aber das ist ja fantastisch, Twilight! Du hast mit Spike geredet und er hat dir Mut gemacht

und ihr habt euch richtig voneinander verabschiedet!"
 

Twilight grübelte ein letztes mal darüber nach, dann sah sie ihre Freundinnen entschlossen an. Ob Himmel oder nicht, sie hatte eine Aufgabe: Sie musste nun überlegen, wie sie Trixie aufhalten und weitere Tote verhindern konnte.

Sie würde es auf keinen Fall zulassen, dass auch nur EIN weiteres Pony durch Ihren Wahnsinn sterben würde.
 

"Mädchen. Spike hatte recht. Ich muss jetzt nach vorne schauen. Trixie will euch töten.

Jede Einzelne von euch. Und dann...mich. Aber ich werde das nicht zulassen!

Ich werde verhindern, dass Trixie euch irgendein Leid antut, das verspreche i-"
 

"Aber wovon redest du denn da, Kleine?!"

Applejack kam um den Tisch herum und legte einen Huf um Twilight.
 

"Wir werden dir helfen! Lass uns uns gegenseitig beschützen und dieser ähm...

schimmelnden Hexe einen Strich durch die Rechnung machen!"
 

"Applejack hat recht! Egal was passiert, ich werde dir zur Seite stehen

und gemeinsam kämpfen wir gegen sie, egal wie stark sie plötzlich ist!"
 

"Aber Rainbow Dash, das-"
 

"Rainbow Dash hat recht, Twilight, Liebes. Es geht hier nicht nur um uns...

es geht um ganz Equestria, wenn Trixie schon so wahnsinnig ist,

dass sie lauter Unschuldige hinrichtet...dabei KANN und WERDE ich nicht tatenlos zusehen!"
 

Und auch Fluttershy grinste Twilight entschlossen an.

"Ja. Was Trixie passiert ist, ist schrecklich, aber dass sie darum so viele Ponies umgebracht hat, die ihr nichts getan haben...und auch so viele Tiere...das kann ich nicht akzeptieren.

Ich helfe dir auch, Twilight!"
 

"Mädchen, ich weiß das ja zu schätzen..."
 

"Juhu, das klingt super, wir halten zusammen die Schurkin auf und retten die Welt!

Ich werde meine Freundinnen beschützen, ihr seid schließlich noch viiiiel wichtiger

als Muffins und Partys!"

Pinkie hüpfte im Cafee herum und verteilte dabei überall Torte auf dem Holzboden,

was von Cloudchaser mit wütenden Aufforderungen zum Putzen diskretiert wurde.
 

"Tja, Twilight...sieht so aus, als würdet ihr die Sache zusammen durchstehen."
 

Cadence zwinkerte Twilight mit einem Lächeln zu und machte ihr damit klar,

dass es schon gut so war.
 

"Aber...ihr seid dann alle in großer Gefahr und-"
 

"Ach, Ponypalle! In Gefahr sind wir doch so oder so, also warum dir nicht gleich helfen,

die olle Trickserin wieder auf den Boden zurückzuholen!"
 

"Twilight war sich immer noch nicht sicher, ob das eine so gute Idee war...

sie wollte ihre Freundinnen zwar darüber aufklären, was ihnen bevorstand...

aber sie mit hineinziehen?"
 

"Twilight, hör mal...", Cadence stupste Twilight von hinten an,

"Du musst das nicht alleine durchstehen. Ihr sechs seid die Elemente der Harmonie.

Magie. Treue. Ehrlichkeit. Lachen. Großzügigkeit. Freundlichkeit.

Wenn ihr es nicht schafft, für Ordnung zu sorgen, schafft es niemand.

Sieh das ganze doch mal so, hm?"
 

Twilight überlegte und blickte in die Gesichter ihrer Freundinnen:

Keine von ihnen zögerte, war unsicher oder schien ängstlich.

Es fiel ihr schwer, aber Twilight musste akzeptieren, dass sie diese Sache

nicht alleine würde lösen können.
 

"Also gut...", die Stute atmete schwer auf und sah die anderen dann unsicher an,

"Ihr habt Recht. Wir werden es durchstehen. ZUSAMMEN."
 

"JA!"
 

Eine erleichterte, gelöste Stimmung machte sich bei allen bemerkbar.

Es würde nicht leicht werden, das war Twilight klar. Aber mit ihren Freundinnen

an ihrer Seite konnte sie jede Prüfung bestehen! Trixie hatte diesen Vorteil nicht.

Sie war ganz allein, einsam und handelte nur aus Hass.
 

"Nun...", Cadence räusperte sich,"Ich würde sagen, damit ist es entschieden.

Ihr solltet sofort das Schloss aufsuchen und euch mit den Prinzessinnen austauschen.

Es würde mich wundern, wenn sie nicht schon von Trixie wüssten."
 

"Also dann...!"
 

Twilight lächelte die anderen siegessicher an und streckte ihrem Arm aus.
 

"Lasst uns dieses Spiel für Spike zusammen gewinnen!"
 

Eine nach der anderen legten die Ponies ihre Hufe auf Twilights'

und wiederholten ihren Ausspruch.

Solange sie zusammenhielten und sich gegenseitig beschützten,

konnte nichts schiefgehen.
 

"Twiliiifht! Twiliifht! Bifft du fhier?!"
 

"Huh?"
 

Twilight wandte sich um und sah, wie eine graue Stute mit einer zerzausten,

blonden Mähne und verdrehten Pupillen ins Cafe stolperte und offenbar nach ihr suchte: Derpy Hooves.
 

"Hier sind wir, Derpy!" Twilight winkte der immer etwas verwirrten Stute lächelnd zu.
 

"Oh, ich wuffte doch, daff du hier bist, Twilifht! Oh, hallo ihr alle! Habt ihr Fuchen gegeffen?"
 

Derpy hielt sich das Kinn und blickte mit großen Augen auf die leeren Teller -

Wobei man das nicht so genau sagen konnte, waren ihre Pupillen sich doch einmal wieder

nicht über eine gemeinsame Richtung einig.
 

"Ich gebe dir gerne ein Stück aus, Derpy! Aber sag, was möchtest du denn von Twilight?"
 

"Oh, Fuchen, toll! Oh, aber zuerfft habe ich hier etwaff für diff, Twilight," Derpy kramte

in ihrer Hängetasche, um wenig später mit beiden Hufen stolz etwas daraufs zu befreien,

"Ein Brief für diiiiff!"
 

Twilights Grinsen verschwand schlagartig und sie merkte, dass das nicht nur bei ihr der Fall war: Die Gesichter ihrer Freundinnen waren wie versteinert und selbst Cadence

blickte jetzt mehr als nervös drein.
 

"E-ein Brief....? Von wem denn, Derpy?"
 

Als würde sie die Antwort nicht schon kennen.
 

"Wfarte mal...Oh, wfarum ifft daff so klein geschrieffen?...hier, iff zeig es dir am besten selft!"
 

Derpy hielt Twilight den Brief unter die Nase,

und noch bevor sie die Aufschrift darauf vollständig gelesen hatte, wurde ihr übel.
 


 

Abender: Die Schimmernde Hexe

Empfänger: Twilight Sparkle
 

Das Spiel beginnt!

Jagd Teil 1

Kapitel V - Jagd Teil 1
 


 

Twilight hielt den weißen Briefumschlag fest in ihren Hufen. Seit mehr als zehn Minuten starrte sie die Aufschrift schon an, war aber offensichtlich nicht bereit, ihn zu öffnen.

Der Schweiß perlte von ihrem Gesicht und ihre Pupillen fixierten den Absender nervös. Man sah ihr die pure Angst an; ihr ganzer Körper zitterte immer stärker, sie biss sich auf

die Unterlippe und zerknitterte den Brief unwillkürlich.
 

“Twilight...”,

Rarity näherte sich mit leisem Schritt behutsam ihrer Freundin, ”ist das ohne Zweifel...

ein Brief von ihr?”
 

Twilight sah vom Briefkuvert auf und blickte Rarity kurz unsicher in die Augen.

Dann las sie erneut laut den Absender vor.

“Die Schimmernde Hexe...das ist Trixie, kein Zweifel.”
 

Gerade noch war sie sich sicher gewesen, egal was da kommen möge, zusammen könnten sie alles bewältigen, überkam sie doch in der Anwesenheit all ihrer Freundinnen eine Woge der Kraft - kaum jedoch hielt sie diesen Brief in den Hufen, der mit hoher Wahrscheinlichkeit die Mordankündigung eben jener beinhaltete, war es mit ihrer Selbstsicherheit vorbei gewesen und ihr Hals wurde seltsam trocken. Twilights Herz schlug wie verrückt und langsam, ganz langsam kroch ein kleiner, widerlicher Gedanke ihre Brust hinauf, kämpfte sich voran bis zum Kopf und tröpfelte Twilight ins Ohr:

‘Es ist wahr. Deine Freundin wird sterben. Es passiert.’

Sie schüttelte energisch den Kopf und sah das weiße Kuvert erneut verabscheuend an.
 

“Twilight, mach den Brief auf!”

Cadence hatte das Wort erhoben und alle starrten sie schockiert an.
 

“A-aber Prinzessin...w-was ist, wenn-”
 

“Twilight, wir wussten, dass dies passieren würde. Dass es sofort geschieht... das konnten wir nicht ahnen. Aber genau hierüber haben wir gerade gesprochen. Du musst den Brief aufmachen... damit ihr euch gemeinsam auf den Inhalt vorbereiten könnt.”
 

Cadence überging Fluttershys Einwand einfach, was sehr untypisch für sie war.

Auch Twilight war sich zunächst unsicher, ob sie den Inhalt überhaupt erfahren

wollte - welche ihrer Freundinnen wäre in Gefahr zu sterben? Welche von ihnen würde

sie im Falle ihres Versagens verlieren? Welcher Verlust würde Twilight am Härtesten treffen? Applejack? Pinkie Pie? Rainbow Dash? Rarity? Fluttershy?

Sie konnte es nicht sagen.

Nein. Das war die falsche Denkweise. Niemand würde sterben. Keine von ihnen.

Nicht, so lange sie es verhindern konnte.

Twilight holte tief Luft und blickte ihre Freundinnen noch einmal für ein stillschweigendes Einverständnis an. Nach wenigen Sekunden zustimmendes Nicken von Applejack, Rainbow Dash und Rarity. Schließlich nickten auch Fluttershy und Pinkie zögerlich:

damit war es entschieden. Twilight riss den Brief auf, zog den Zettel heraus

und begann ohne Umschweife den Inhalt laut vorzulesen:
 


 

Schon bald, im Garten der Götter wirst du sein,

vernimmst der Hexe’ Melodie, so grausam und doch so rein,
 

Wirst wie ein Schmetterling elegant,

Einem Lichtfunken gleich in die grüne Hölle verbannt.
 

Flüchte, galoppiere, eile wie goldener Wind -

Die grausamen Jäger schon hinter dir sind.
 

Doch werden sie allein die Gefahr nicht sein,

fürchte wilde Kreaturen im dichten Hain.
 

Die Frage mag sein, wirst du sie bezwingen,

oder gemäß deiner Natur für dich gewinnen?
 

Was auch geschieht, eines ist wahr:

Die Jagd beginnt mit dem Horn, es donnert so nah.
 

Tapfer wirst du streiten, gibst niemals auf,

doch Mut ist vergebens, Leid nimmt seinen Lauf.
 

Die Marionetten obsiegen, schreiten voran,

an jenen Ort mit dir, des Endes Anfang.
 

Tief im Dunkel, unter Stock und Stein,

sollst du Gast meines Bankettes sein.
 

Sei die Musik in meinem Feste sodann,

deine leidvollen Schreie, gleich Engelsgesang.
 

Hochachtungsvoll,
 

Die Schimmernde Hexe
 


 

Auch nachdem Twilight geendet hatte, sah sie nicht von dem Pergament auf;

tausende Gedanken schossen ihr durch den Kopf und ohne sie anzusehen, spürte sie, dass es den anderen ebenso ging. Doch noch bevor sie sich über den eigentlichen Inhalt Gedanken machte, bemerkte sie etwas viel Fataleres.

Twilight drehte den Brief um, prüfte jede einzelne Zeile, bis sie schließlich aufgab

und ratlos ins Leere starrte.
 

“Twilight...wonach genau suchst du da?”
 

“Sie ist nicht da...”
 

“Was ist nicht da?! Sag schon!”

Rainbow Dash klang gereizter, als sie eigentlich wollte.

Schnell setzte sie in einem weit ruhigeren Tonfall nach.

“...bitte. Schließlich wollen wir auch wissen, worauf wir achten müssen.”
 

Twilight suchte den Zettel ein weiteres Mal mit gehetztem Blick ab.

Verwirrt rieb sie sich die Stirn und setzte zu einer Antwort an.

“Die Information, auf wen von euch Trixie es abgesehen hat...sie fehlt.”
 

Das stimmte. Twilight hatte den Mädchen von allem erzählt, auch davon,

dass in Trixies Brief Zeit und Opfer beschrieben sein sollten.

Die Zeitangabe war sehr grob...aber eine Opferangabe fehlte vollständig.
 

“Jetzt, wo du es sagst...du hast recht. Aber vielleicht...

ist diese Angabe im Text verborgen...?”
 

Damit hatte Rarity vielleicht gar nicht so unrecht. Ja, das mochte sein.

Twilight überflog die Zeilen wieder und wieder. Aber sie fand einfach nichts,

was auch nur im Entferntesten eine Ponybeschreibung sein konnte.
 

“Gib mal her...”

Applejack nahm sich den Brief und überflog ihn selbst flüchtig.

Nach wenigen Augenblicken reichte sie ihn mit besorgtem Blick an Rainbow Dash weiter,

die ihn sofort Fluttershy gab. Als den Brief schließlich alle ohne nennenswerte Erkenntnisse begutachtet hatten, trat eine bedrückende Stille ein, doch ihre schneller schlagenden Herzen pochten den Mädchen in der Brust.

Derpy starrte immer noch auf den leeren Teller, auf dem bis vor wenigen Minuten

noch ein köstliches Stück Kuchen thronte und Cadence beschloss, ihr schleunigst

ein Stück auszugeben, da Derpy im Begriff war Tränen zu vergießen.

Wenig später brachte Cloudchaser der kindlichen Stute den Kuchen

und es dauerte nicht lange, da war nur noch das Kauen und Schmatzen

von Derpy zu hören, die ihre unverhoffte Mahlzeit sichtlich genoss.

Twilight beschloss, das unangenehme Schweigen zu brechen, um ein paar Information

von Derpy zu erhaschen.
 

“Sag mal, Derpy...”
 

“Fhja?! Was gibfft denn, Twifight?”
 

Wie eh und je herrschte reinstes Chaos in Derpys Augen und ihr ganzes Gesicht war vom Kuchen verschmiert. Twilight lächelte sie an, wie eine Mutter ihr Fohlen anlächelte, ignorierte die Glasur auf Derpys Gesicht aber weitestgehend.

“Dieser Brief...von wem hast du den bekommen?”

Nicht, dass Twilight sich eine hilfreiche Antwort erhoffte.

Trixie war sicherlich nicht so dumm, ihre Briefe einfach beim nächstbesten

Briefträger abzugeben.
 

“Weiff nichft. Lag wief alle anderefn Briefe in mfeinem Brieffkaften.

Also hab iff ihn ausfetragen. Stimmt etwasff damit nichfft?”
 

“Nein, nein, es ist nur...ich hatte gehofft, du könntest mir etwas über den Absender sagen...”
 

“Oh, fut mir leid, dassf ich diff da entäuschfen fuss, Twifight. Iff weiß abfolut nichtft,

was da fief gelaufeffn ist...”
 

Twilight winkte lächelnd ab und Derpy wand sich erneut mit voller Hingabe ihrem Teller zu.
 

“Nungut...Diese Trixie hält sich also nicht mal an ihre eigenen Regeln...

was für ein abscheuliches Pony!”

Rarity rümpfte verächtlich die Nase. Sie las sich den Brief selbst noch einmal durch,

allerdings wohl mehr aus Verzweiflung, denn aus Interesse.
 

Cadence sah Rarity nachdenklich über die Schulter und ließ sich die Zeilen

Wort für Wort durch den Kopf gehen.

“Hm, aber ich denke, der Hinweis könnte wirklich im Text verborgen sein...

wir müssten ihn nur finden.”
 

“Aber Prinzessin, werdet ihr aus dem Brief schlau?

Er ist so kompliziert geschrieben und ich verstehe garnichts...”
 

Cadence schüttelte entschuldigend den Kopf und stach mit ihrer

Gabel auf einem Teller herum.

“Nein Pinkie, ich verstehe den Inhalt auch nicht.”

Die Prinzessin mahlte unangenehm mit dem Kiefer, ihr sonst so fröhliches Gesicht war in tiefe Falten gelegt und ihre erzwungene Selbstbeherrschung war nur allzu durchschaubar.
 

Wieder schwiegen die Ponies, in seltsamer Verzweiflung ob der Machtlosigkeit trotz

der Warnung. Sollte sie am Ende vielleicht offensichtlich sein?

Waren sie alle schlicht blind?

Da niemand wusste, was nun zu tun war, ergriff Cadence wieder das Wort.
 

“Wie auch immer”, sie seuftze beinahe unmerklich, ”ihr müsst jetzt ins Schloss

zu Prinzessin Celestia. Es ist von allerhöchster Wichtigkeit, dass ihr euch mit ihr austauscht und ihr von dem Brief berichtet. Sicher weiß sie Rat.

Und wenn nicht sie, dann Luna. Währenddessen werde ich mich in mein

Schloss begeben und Shining Armor über die Geschehnisse informieren.

Wir treffen uns dann im Alicorn-Schloss, Mädchen.”

Sie rieb sich mit schmerzendem Blick die Stirn, offenbar hatte Cadence neben Sorge

und Mitgefühl nun auch noch Kopfschmerzen, die sie plagten.
 

Aber das war tatsächlich am Sinnvollsten. Twilight hatte seit langem nichts mehr von Celestia gehört, sie jetzt zu treffen, wäre die beste Idee. Sie hatte tausende Fragen an sie und das Gefühl, dass deren Beantwortung alle ein gutes Stück vorranbringen könnte.
 

“Hm-hm”, Twilight nickte Cadence im Einverständnis zu, ”Cadence hat recht, Mädchen. Begeben wir uns sofort zu den Prinzessinnen. Wenn sie uns nicht helfen können,

dann niemand!”
 

“Schön und gut”, Applejack blickte Twilight fragend an, ”aber die Prinzessinnen haben sich doch schon seit Wochen nicht mehr gemeldet...ob sie uns überhaupt empfangen?”

Das war eine weitere Sache, die Twilight nicht in den Kopf wollte: warum bei allen Gelehrten der Hölle halfen die beiden Prinzessinnen dem Volk nicht gegen Trixies Magie? Oder taten sie genau das, ohne dass es jemand merkte? War Trixie zu stark? Konnte sie tatsächlich so mächtig geworden sein?

Twilight wollte sich diesen Gedanken nicht mal vorstellen...
 

“Doch, ich bin sicher, wenn die Elemente der Harmonie inklusive Twilight vor den Toren stehen, wird man euch sofort die Türen öffnen. Schließlich ist das keine Lappalie.”
 

“Nein, wirklich?!”

Rainbow Dash rollte demonstrativ mit den Augen und fing sich dafür von Applejack

einen Stoß in die Seite ein. Cadence erwiederte die rhetorische Frage des Pegasi

mit einem entschuldigenden Lächeln.
 

Damit war alles geklärt. Die Mane Six verabschiedeten sich von Prinzessin Cadence

sowie Derpy und machten sich auf in das nahgelegene Alicorn-Schloss.

Auf dem Weg reichten sich die Freundinnen immer wieder den Brief und lasen

diesen laut vor, doch wirkliche Erfolge blieben aus.
 

“Hm... so eine extravagante Ausdrucksweise passt gut zu dieser Trixie...”
 

Twilight überhörte Applejacks Bemerkung und ließ den Inhalt des Briefes

vor ihrem geistigen Auge Revue passieren.

‘Im Garten der Götter wirst du sein’... ist damit möglicherweise der Garten Eden gemeint, der nach Legenden der Ursprung von Prinzessin Celestia und ihrer Schwester ist?

Aber das würde keinen Sinn ergeben...”
 

“Nun Süße, vielleicht ist es nur im übertragenen Sinne gemeint...”

Rarity versuchte Twilight auf irgendeine Weise zu unterstützen, doch diese hörte

sie nicht einmal, sondern brabbelte nur in Gedanken mit sich selbst.
 

“Die Melodie... das dürfte das Lied sein, dass ich auch während Spikes Tod gehört habe... aber warum sollte man davon angezogen werden?”

‘Wirst wie ein Schmetterling elegant,

einem Lichtfunken gleich in die grüne Hölle verbannt.’

Was sollte das heißen, grüne Hölle? Der Everfree Forest?!

Nun, davon konnten sie sich ja fernhalten...aber das wäre wohl zu einfach.

Grüne Hölle konnte ja auch alles mögliche bedeuten...unter einem fairen Spiel stellte sie sich etwas anderes vor. Aber noch bevor sie diesen Gedanken zu Ende gesponnen hatte,

erinnerte Twilight sich an die traurigen Tatsachen.
 

“Da wären wir... wie es den Prinzessinnen wohl geht?

Hoffentlich gut ihr hofft doch auch dass es ihnen gut geht, oder nicht?”
 

Twilight wusste nicht recht, ob sie über Pinkies nicht enden wollende Gelassenheit erstaunt oder beunruhigt sein sollte. Etwas Nervosität hätte ihr sicher nicht geschadet.
 

Das Alicorn-Schloss präsentierte sich, im krassen Gegensatz zum restlichen Canterlot,

in der gleichen Pracht wie eh und je. Riesige Türme mit strahlenden Bannern streckten sich majestätisch in die Luft, glänzende, große Fenster mit edlen Goldverzierungen säumten die Mauern und imposante Pegasi-Gardisten zogen ihre Runden um die verschiedenen Bauten des Komplexes.

Doch sah es vor den Toren des Schlosses ganz und gar nicht prächtig aus:

Ein kleiner Mob hatte sich gebildet, dutzende Ponies riefen und schrien durcheinander, empört darüber, dass die sechs Torwachen sich vehement weigerten, ihnen das Tor

zu öffnen.
 

“Meine Tochter wurde von einer Hydra gebissen und liegt im Sterben!

Das Krankenhaus ist völlig überfüllt und ich brauche Hilfe!”
 

“Mein ganzes Schmuckgeschäft ist abgebrannt und ich stehe vor dem Nichts!

Ich bin über das Königshaus versichert, was ist jetzt damit?! Ich brauche das Geld,

sonst werden meine Frau und meine Kinder bald verhungern!”
 

“Die anderen Fohlen im Fillygarten sind wie Wahnsinnige auf meine kleine Nana

losgegangen und haben sie fast umgebracht! Wie ist so etwas möglich?!

Ich verlange eine Erklärung!”
 

“Seit Wochen stürmt und gewittert es nun, halb Canterlot versinkt in Unruhe!

Mit Verlaub, die Prinzessin hat sich über diese Vorgänge zu rechtfertigen!”
 

Die sechs Wachen waren sichtlich angespannt und hatten alle Mühe,

die aufgebrachte Masse zurückzuhalten.

Twilight und die anderen sahen sich kurz verunsichert hat.

Sie entschied, dass es klüger war, den Mob Mob sein zu lassen und direkt mit den Wachen zu sprechen. Sie teleportierte sich zusammen mit ihren Freundinnen an den meisten der Canterlot-Bürger vorbei und kämpfte sich die letzten paar Meter mit sanfter Gewalt durch die Masse.
 

Rainbow Dash und sogar Fluttershy begnügten sich damit, obenher zu fliegen und Pinkie schien keinerlei Probleme zu haben, zwischen den Leuten hindurch zu tauchen. Lediglich Applejack und Rarity hatten sichtliche Schwierigkeiten mit dem Gedränge...
 

“AUTSCH! Entschuldigen sie, aber solch ein Verhal-AUA!”
 

Rarity wurde beim Sprechen durch einen großgewachsenen Hengst unterbrochen,

der sich betont unsanft an ihr vorbeigeschoben hatte.
 

“Also das ist doch...meine Mähne ist frisch frisiert, sie...!”
 

Applejack stieß ebenfalls aller paar Sekunden mit anderen Ponies zusammen, konnte sich jedoch für Rarity immer noch ein Grinsen abringen und half dieser vom Boden auf.

“Jeminemine...Die Prinzessinnen scheinen ja wirklich schwer beschäftigt zu sein,

wenn hier so ein Gedränge herrscht...”
 

Endlich hatte Twilight das massive, golden-silberne Tor erreicht und glücklicherweise wurde sie auch direkt von den Gardisten erkannt.
 

“Oh! Ihr seit doch die Elemente der Harmonie! Sogar Sie, Twilight...

Sie sind genesen?!”
 

Twilight schenke dem offensichtlich übermüdetem Hengst ein Lächeln und versuchte dann, die Schreie der aufgebrachten Bürger zu übertönen und dennoch höflich zu klingen.
 

“Ja, ich...mir gehts gut, aber wir müssen unbedingt die Prinzessinnen sprechen!

Prinzessin Cadence ist ebenfalls auf dem Weg hierhe-”
 

Die Wache neben ihnen stieß eine weinende Stute gewaltsam vom Tor zurück und griff mit den Hufen zu seiner Klinge. Der Gardist, der Twilight erkannt hatte, wandte sich blitzschnell

von ihr ab und packte seinen Kollegen an der Schulter.

“Sag mal, bist du verrückt?!

Lass das Ding stecken und lass dich nicht nochmal bei Gewalt erwischen!
 

“Grrr....Verdammt nochmal, mir reicht es langsam! Seit Tagen stehen wir uns hier stundenlang die Hufe wund und müssen uns dieses Gebrüll anhören, ich halte das nicht mehr aus! Wie stellen sich die Prinzessinnen das vor, sollen wir die Leute vielleicht hypnotisieren und wieder nach Hause schicken?! Verfluchte Greifenscheiße!”
 

“Es ist unser Job, ruhig zu bleiben, also schnall dir einfach den Helm enger

und beweg dich nicht vom Tor weg. Mehr können wir sowieso nicht mache-Oh!”
 

Er wandte sich wieder Twilight und den anderen zu und trabte schnellen Schrittes

zu einer kleinen Tür, die in die rechte Seite des großen Tores integriert war.

“Tut mir leid, wie ihr sehen könnt, sind wir sehr im Stress”, er schloss die Tür mit einem kleinen Schlüssel auf, ”schnell, hinein mit euch und meldet euch bei Shining Armors Vertreter. Er wird euch zu Celestia bringen.”
 

Twilight nickte der Wache nur zu und huschte durch die Tür, dicht gefolgt von ihren Freundinnen. Kaum war Pinkie als Letzte hindurchgehüpft, sprang die Tür auch schon wieder klickend ins Schloss, die Hengste hatten allerlei Schwierigkeiten,

den tobenden Mob zurückzuhalten.
 

“Ach, die werden hinein gelassen?! Genießen hier wohl Sonderstatus!”
 

“Was ist mit meinen Kindern?!

Sind die der Prinzessin weniger wert als irgendwelche Stuten?!”
 

“Bitte seid doch vernünftig! Das sind die Elemente der Harmonie, und sie-”
 

“AHA, sie werden also tatsächlich aufgrund ihres Ranges eingelassen!

Also das ist doch die Höhe!”
 

Twilight und die anderen sahen sich die verzweifelte Masse von Ponies an,

die durch Trixie alle mehr oder weniger dem Zusammenbruch nahe waren.

Applejack aber legte Twilight einen Huf auf die Schulter und schüttelte den Kopf.

“Wir müssen uns beeilen, Twilight. Das ist das Beste, was wir für sie tun können.”

Twilight sah ein letztes Mal zurück und nickte ihrer Freundin schließlich zu.

“Na dann...verlieren wir keine Zeit!”
 

Mit Twilight vorran eilten die Ponies in das runde Hauptgebäude des Schlosskomplexes

und suchten nach dem Hauptmann der Wache, den Twilight persönlich kannte.

Offenbar hatten sie Glück im Unglück: kaum waren sie durch die hölzerne Tür geschritten, sahen sie Hunting Crush etwas abseits mit einigen seiner Soldaten im Gespräch.

Offenbar war auch er gerade nicht in bester Verfassung.
 

“Es ist mir egal, wie viele es sind, es ist unsere Pflicht, diese wildgewordenen Bestien schnellstmöglich wieder einzufangen! Sie laufen In Canterlot Amok, und wenn das so weitergeh-Ah!”

Hunting hatte die Mane Six entdeckt und sprach nun deutlich leiser,

aber immer noch gut hörbar mit seinen zerknirschten Gefolgsmännern.

“Ihr wisst, was ihr zu tun habt...Sonne und Mond mit euch, Kameraden.”
 

“Sonne und Mond”, wiederholten die Soldaten wie im Echo und galoppierten

an Twilight vorbei nach draußen.
 

Nun wandte sich der stellvertretende Hauptmann der Wache ihnen zu.

Hunting Crush war ein verhältnismässig kleiner Hengst, sein blassblaues, glänzendes Fell stand in einem faszinierendem Kontrast zu seiner magentafarbenen Mähne und seine gelbbraunen Augen fixierten Twilight mit einer strengen Gelassenheit.
 

“Twilight. Shining Armor wusste, du würdest zurück ins Licht finden.

Natürlich habe auch ich fest daran geglaubt.”
 

Twilight lächelte ihren Freund aus Kindertagen warm an und die beiden berüherten

kurz gegenseitig ihre Hörner. Hunting Crush war wie Shining Armor recht jung, die beiden kannten sich schon seit dem Sandkasten, und so hatte auch Twilight immer viel mit dem diszipliniertem Jungen zu tun gehabt. Anders als ihr Bruder jedoch hatte Hunting Crush sich nicht beim Königshaus für seine Stelle beworben, sondern gehörte einer Familie an, die schon seit unzähligen Generationen im Dienste der Prinzessinnen stand und so wurde er von Kindeshufen an auf seine Pflicht als Hauptmann der Wache vorbereitet. Sein Cutie Mark zeigten eine Sonne und einen Mond, die sich hinter einem prachtvollen Schwert und einem edlen Schild verbargen.
 

“Ja Crush, ich bin wieder bei Sinnen...aber für Entspannung bleibt keine Zeit.

Wir haben wichtige Informationen für Prinzessin Celestia und müssen sie

umgehend sprechen! Kannst du das arrangieren?”

Twilight formulierte die Frage mit einem leichten Bitten im Unterton, denn obgleich sie

mit Crush befreundet war, wusste sie doch, dass ihm nichts über seine Regeln

und Vorschriften ging.

Er nickte ihr kurz ernst zu und musterte dann die anderen Mane Six.

“Ihr seht nicht gut aus. Ich nehme an, deine Genesung liegt nicht lange zurück...

erst heute, vermute ich?”
 

Twilight nickte ihm bejahend zu, setzte allerdings noch eine Antwort nach:

“So ist es. Aber wir haben keine Zeit zu verlieren...wahrscheinlich geht es

um jede Sekunde! Cadence und Shining Armor werden auch bald hier sein.”
 

Erneut ein ernstes Nicken. Hunting Crush hielt für einen Moment inne. Er kratzte sich skeptisch das Kinn, in seinem Kopf schien es zu arbeiten.

Schließlich erhellte sich seine Miene etwas und seine Mundwinkel zogen sich leicht,

ganz leicht, in die Höhe.

“Gut. Ich verstehe. Die Prinzessin wird euch sofort emfangen. Kommt mit mir, Twilight.”
 

Ein erleichterter Ruck ging durch die Sechs und Pinkie Pie ließ es sich, trotz des gescheiterten Versuches von Twilight, sie noch aufzuhalten, nicht nehmen, Hunting Crush eine Umarmung zu schenken.

“Vielen Dank, du bist supimupinett!”
 

Glücklicherweise veränderte sich Crushs Miene nicht und er nahm es gelassen.

“...ich erfülle nur meine Pflichten. Hier entlang.”

Der Hengst führte die Mädchen durch die bekannten Hallen Celestias.

Jedoch war es dieses Mal weit ruhiger als bei ihrem letzten Besuch.

Geradezu ausgestorben. Weder Wachen noch irgendwelche Diener

waren auf den Gängen zu sehen, es war totenstill.
 

“Ähm...Crush?”
 

“Hm?”
 

Twilight sah sich die leeren Gänge an und stellte ihrem Freund die Frage, die wohl allen auf der Zunge lag.

“Wo...sind alle? Die ganzen Wachen?”
 

Hunting Crush schwieg eine Sekunde. “Im Einsatz,” antwortete er mit nüchterner Stimme.
 

Das beruhigte Twilight nicht. Sämtliche Wachen waren im Einsatz,

so dass nichteinmal die Grundbewachung des Palastes übrig blieb?
 

“Da wären wir.”
 

Sie waren vor den riesigen Türen des Sonnensaals angekommen, Celestias Thronsaal,

in dem sie sich normalerweise aufhielt. Nichteinmal hier standen irgendwelche Wachen.
 

Schweigend öffnete Hunting die Tür. Die Gruppe betrat mit ernsten Blicken den Saal,

die sonst so klarpolierten Bodenfließen waren staubbedeckt und verschluckten ihre Schritte fast vollkommen. Auffälliger jedoch waren die hengsthohen Papierstapel, die lose im ganzen Thronsaal verteilt waren, und einer höheren Ordnung zu folgen schienen...

oder gar keiner. Zwischen ihnen fanden sie, sehr zu Twilights Beruhigung, genau das, was sie gesucht hatten: Prinzessin Celestia saß mit geschlossenen Augen vor einem der Mosaik-Fenster. Ihr Horn leuchtete, ihr Atem ging tief und gleichmässig.

Hätte Twilight es nicht besser gewusst, würde sie sagen, die Prinzessin schläft.

Als die Gruppe eintrat, schreckte Celestia jedoch auf und kam mit einem fragenden Blick

auf den stellvertretenden Hauptmann zu.

“Hunting Crush, was...Twilight!”
 

Celestias Gesicht schien für einen Moment einen Ausdruck von Überraschung anzunehmen, schnell jedoch glätteten sich ihre Züge wieder und ihre Miene war gefasst wie immer. Twilight verbeugte sich zusammen mit den anderen, wie sie es immer tat,

und schenkte der Prinzessin ein zuversichtliches Lächeln.

Dann ergriff Hunting noch einmal das Wort.

“Die Elemente der Harmonie wünschen Euch zu sprechen, Hoheit.

Sie künden von wichtigen Informationen und so sah ich es als das Beste an,

sie umgehend zu Euch zu führen.”
 

Celestia musterte den kleingewachsenen Hengst mit einem Blick von seichter Dankbarkeit und ein Lächeln spielte um ihre Lippen.

“Vielen Dank, Crush. Das war die richtige Entscheidung.”
 

Hunting Crush verbeugte sich vor Celestia und verließ

mit geschlossenen Augen den Raum.
 

Eine kurze Stille trat ein, bevor Celestia sechs edle Kissen heranschweben ließ

und die Mädchen stillschweigend aufforderte, sich zu setzen.

Ihr nachdenklicher Blick wanderte von Twilight über die anderen fünf Stuten und nach einigen Momenten begann die Prinzessin schließlich zu sprechen.
 

“Zu erst einmal...Twilight. Meine eifrige Schülerin und Freundin. Bitte verzeih mir,

dass ich dich nicht besuchen konnte...und dass ich nicht im Stande war deinem tiefen Bruch Linderung zu verschaffen. Die Pflichten hielten mich davon ab, doch ist dies keine Entschuldigung. Es tut mir leid.”

Celestia blickte entschuldigend zu Boden, nur um kurz darauf wieder mit der gewohnten Neutralität Twilight zu fixieren.

“Verzeih mir.”
 

Twilight schüttelte lächelnd den Kopf, ein warmes, sanftes Gefühl breitete sich in ihrer Brust aus - Prinzessin Celestia hatte sich die ganze Zeit um sie gesorgt. Twilight wusste nicht genau warum, aber dieser Gedanke war für sie gerade mehr als beruhigend.

“Es gibt nichts zu verzeihen, Prinzessin. Ich danke Euch für eure Worte!”
 

Ein Lächeln spielte sich um Celestias Lippen, ein Lächeln...von Dankbarkeit?

Im nächsten Augenblick verschwand dieses jedoch wieder und die Prinzessin begann erneut, zu sprechen.

“Wie ich sehe, hast du wieder zu dir gefunden.

Lass mich dir mein vollstes Beileid für deinen Verlust bekunden. Für unser aller Verlust. Mein Herz war in den letzten Wochen bei dir, hoffend, dass du den Schmerz überwinden mögest. Und du hast es geschafft. Einmal mehr bin ich überaus stolz.”

Als Celestia über Spike sprach, zeichnete eine ungespielte Bitterkeit ihren Blick,

doch als sie geendet hatte, war es ein leichtes und doch stolzes Lächeln,

dass sie Twilight schenkte.
 

“...Vielen Dank. Ich bin sicher...ich habe Spikes T-Tod überwunden...

ich...weiß, dass es nichts bringt, sich in nicht enden wollender Trauer zu verlieren.

Ich muss gemeinsam mit meinen Freundinnen,” sie sah zu den anderen fünf Ponies, welche Twilight ermutigend anlächelten,”nach vorne sehen und das Beste aus meiner Situation machen. Darum sind wir hier.”
 

Celestia nickte lächelnd, bedachte auch die anderen mit wohlwollenden Blicken.

“Es gibt sicher viele Fragen von eurer Seite...und auch ich brauche Informationen,

die ich möglicherweise noch nicht habe...doch zunächst lasst mich mich bei euch danken, dass ihr Twilight unermüdlich besucht und um sie gekämpft habt.

Ich bin mir sicher, nicht zuletzt diesem Umstand verdankt sie ihre Genesung.”
 

Die Mädchen liefen rot an, Pinkie grinste wie ein Honigkuchenpferd und von Rarity

kam ein unterdrücktes “Aber das war doch selbstverständlich...”.

Applejack hingegen kratzte sich etwas greifisch dreinblickend den Kopf.

“Prinzessin, wenn Ihr erlaubt...ob ich Euch wohl etwas fragen darf?”
 

“Aber natürlich, Applejack. Was liegt dir auf dem Herzen?”
 

“Nun...”, Applejack wusste offensichtlich nicht, wie sie ihr Anliegen

passend ausdrücken sollte.

“Darf ich fragen...warum Ihr Twilight sofort in eine so schreckliche Psychatrie

habt einweisen lassen? Sie bedeutet Euch doch genau so viel wie uns,

warum dieser...grauenhafte Ort?”
 

Twilight drehte sich schockiert zu Applejack um und fragte sie still mit den Lippen, wie sie Prinzessin Celestia so etwas fragen konnte. Diese allerdings zuckte nur mit den Schultern und wartete eine Antwort ab.

Celestias Reaktion entsprach nicht ganz ihrer Erwartung.

Sie machte große Augen und wirkte etwas verwirrt, eine Emotion,

die man bei ihr nur selten sah.

“Bitte? Ich verstehe nicht ganz, meine kleinen Ponies...”
 

“Nun...,” setzte Rarity an, die, wie Twilight inständig hoffte, ihre Worte etwas geschickter wählen würde,”bei allem Respekt muss man doch sagen, dass diese Einrichtung wirklich nicht den gängigen Standards entspricht und für eine Stadt wie Canterlot eine geradezu ausufernde Beleidigung ist. Die arme Twilight musste dort zwanzig Tage verbringen,

wo es doch bestimmt auch viel angenehmere Heilanstalten gibt...

Sicher hattet Ihr eure Gründe dafür, Prinzessin, aber...”
 

Celestias Blick wurde immer fragender.

Sie schien einen Moment intensiv nachzudenken,

aber daraus keine dienlichen Erkentnisse zu gewinnen.

“Ich verstehe nicht, Mädchen. Ich habe mich redlich bemüht Twilight ihre Genesung

so angenehm wie nur möglich zu gestalten und die 'Canterlot-Psychatrie für schwere, geistige Erkrankungen' genießt, und das zu recht wie ich finde, den Ruf als bestausgestattetste Nervenheilanstalt Equestrias.”
 

Für eine Sekunde lag eine seltsame Stimmung in der Luft. Die Mane Six inklusive Twilight tauschten fragende Blicke und schienen sich nicht hundertprozentig sicher zu sein,

ob Celestia das ernst meinte. Rainbow Dash versuchte es nochmal, um ein eventuelles Missverständnis aus dem Weg zu räumen.

“Prinzessin, ähm...sind Sie sicher, dass wir hier über das gleiche Gebäude reden?”
 

Aber Celestia antwortete nicht sondern ließ ihren Huf einmal durch den Raum

gleiten und erschuf ein verschwommenes Bild eines Gebäudes.

Die Umgebung kam Twilight bekannt vor...aber das...
 

“Was zum....”
 

Das war die Canterlot-Psychatrie. Das Gebäude, in dem Twilight noch bis vor wenigen Stunden in einer Zelle gesessen hatte. Aber es sah komplett anders aus,

die Fassade war nicht alt und zerbröckelt, sondern strahlend weiß und makellos.

Auch die Anderen waren sichtlich irritiert über die plötzliche Veränderung der Einrichtung.
 

“Prinzessin...um...ist es möglich, die Psychatrie von innen zu betrachten?”
 

Und Celestia ließ ihren Huf ein weiteres mal durch das Bild gleiten,

welches sich nun veränderte und kurz darauf die Innenräume der Psychatrie zeigte.

Fluttershys Verdacht bestätigte sich.
 

“Das ist doch vollkommen unmöglich...!”
 

Twilight konnte nicht fassen, was sie da sah. Keine grünlichen Lampen, keine engen Gänge mit tiefen Decken und schimmliger Tapete, keine britzelnden Lautsprecher, nichts. Die Innenräume zeigten eine gute Psychiatrie, wie sie sein sollte:

Eine helle, unaufdringliche Atmosphäre, eine gemütliche Einrichtung,

große, heimische Patientenzimmer.
 

“Was ist los, Twilight? Gibt es etwas, dass mit dieser Einrichtung nicht in Ordnung war?”
 

Jetzt ergab Celestis Verwirrung einen Sinn. Aber was hatte das zu bedeuten?

Das Bild verschwand und Celestia musterte sie erneut mit fragendem Blick.

Twilight holte tief Luft und machte sich bereit, die Geschehnisse erneut vorzutragen.
 

“Prinzessin Celestia. Ich bitte Euch die Ereignisse der letzten Wochen aus meiner Sicht Schildern zu dürfen. Wie Ihr sicherlich wisst, handelt es sich bei all den Katastrophen

nicht nur um Unfälle.”
 

Celestia nickte. Das hatte sie schon erwartet.

“Ich bin ganz Ohr, Twilight. Bitte...”
 


 

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Die spärlichen Sonnenstrahlen, die durch die dichten Blätterdächer drangen,

fielen sanft über die weiten, schlammigen Böden und verloren sich überall

in der Dunkelheit des tiefen Dschungels. Das Leben bahnte sich an diesem

Ort der unberührten Natur in vielerlei Form seine Wege:

Soweit das Auge reichte zogen verschiedene Vogelarten ihre Runden um die turmhohen Bäume, tausende Insekten waren überall zu finden und die natürlichen Geräusche

der hier lebenden Kreaturen waren in einem Moment tobend laut,

dass einem fast das Ohr platzte, und im nächsten totenstill.

Trixie watete mit angwiedertem Gesicht durch die schlammigen Felder der Lichtung,

Flecken verschiedenster Farben und Konsistenz zierten ihren Umhang und ihre Mähne

war reichlich zerzaust.
 

“Bei Starswirl dem Bärtigen, wie ich dieses Loch hasse...

Hoffentlich hat Discord sämtliche Vorbereitungen getroffen,

ich habe keinerlei Ambitionen, mich hier länger als unbedingt nötig aufzuhalten...”

Auf ihrem Weg durch den Dickicht stampfte Trixie ein jedes Insekt und Wesen,

dass unter ihre Hufe passte, einfach tot und verzog aller paar Sekunden angeekelt

das Gesicht über den Schleim, der dann an ihren Beinen klebte. Doch noch bevor sie reagieren konnte, schoss eine Tausendzähnler-Schlange aus dem Gebüch hinter

ihr und war im Begriff, sich in ihre Flanke zu beissen und ihr sein tödliches Gift zu injiziren.

Das wäre höchstwahrscheinlich passiert, wäre der Tausendzähnler nicht wenige Millimeter vor Trixie unter schmerzerfülltem Gegeifer in grünliche Flammen aufgegangen.

Trixie sah gelangweilt auf den hinter ihr sterbenden Angreifer und murmelte

ein “Abschaum...” vor sich hin, bevor sie ihren Weg fortsetzte.

Nach einigen weiteren Minuten war sie an einer Art kleinen Holzhütte angekommen -

etwa halb so groß wie ein Haus in Canterlot, schätzte sie. Stillschweigend nahm sie auf dem nun deutlich festeren Boden Platz und wartete darauf, dass sie empfangen wurde.

Und tatsächlich: nur wenige Sekunden, nachdem Trixie angekommen war,

öffnete sich die Tür und eine vertraute Gestalt trat ihr entgegen: Discord.
 

“Schimmernde Hexe...”, und mit diesen Worten verbeugte er sich betont höflich

vor Trixie,”ich denke, du wirst zufrieden sein...hihihi.”
 

Trixie ignorierte Discords Floskeln und kam direkt zur Sache.

“Also hast du alles vorbereitet? Die Kammer ist fertig und sie sind in Bereitschaft?!”
 

Discord antwortete nicht, sondern vollzog mit seinen Armen eine einladende Geste

in Richtung Tür, die darauf krachend aufsprang. Langsam schälten sich drei

Gestalten aus der Dunkelheit.
 

“Nur Drei? Das ist nicht dein Ernst?! Für Trixies Spiel werden wir schon ein paar me-”

Trixie hielt abrupt inne, als sich aus dem Dickicht hinter der Hütte ebenfalls Gestalten

auf sie zubewegten...und von hinten...und von links und rechts...bevor sie sich versah,

war Trixie von mehr als Hundert umgeben, die schweigend ins Leere starrten.

“Gütige...Zauberkraft...Wo hast du die alle her...?”
 

Discord ließ nun ein zufriedenes Kichern verlauten, welches offenbar der Tatsache galt, dass er Trixie beeindrucken konnte.

“Es sind Jäger...man kann sie wie Schachfiguren überall hier aufsammeln, verstehst du? Ein...Kinderspiel...hrhrhrhrhr...”
 

Ein breites Lächeln spielte um Trixies Lippen.

Ja, sie freute sich aus ganzem Herzen auf das, was nun kommen würde.

“Das hast du gut gemacht, Discord. Dann kann das Spiel ja endlich beginnen...”
 


 

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Celestia schritt ruhelos auf und ab.

Die Dinge, die sie in den letzten dreißig Minuten erfahren hatte, waren zutiefst beunruhigend, es waren Tatsachen, mit denen sie so überhaupt nicht gerechnet hatte.
 

“...Trixie. Ich kenne sie, schon seit vielen Jahren betrieb sie eine magische Show

in ganz Equestria, die jung und alt zum Strahlen brachte. Das dieser Abend in Ponyville allerdings solche Folgen haben würde...ich als Prinzessin dieses Landes fühle mich schuldig für die Art, mit der mein armes Kind behandelt wurde...ich hätte es bemerken müssen. Als Prinzessin wäre es meine Pflicht gewesen, etwas dagegen zu unternehmen.”

Celestias bitterer Ton brach ab und sie hielt für einen Moment inne, ein schuldgetränkter Blick zierte ihr Gesicht.
 

“Prinzessin Celestia, das ist nicht wahr! Niemand kann etwas dafü-”
 

Doch Celestia hob den Huf und gebot Twilight, zu schweigen.

“Ich danke dir, Twilight. Aber meine Mitschuld an der jetzigen Situation ist von nun an

nicht mehr zu leugnen. Doch für Bedauern ist es ohnehin zu spät... es gilt, die Dinge vor uns in Angriff zu nehmen.”

Celestia grübelte weiter über das Gesagte nach.

Dieses Lied...Blaue Schmetterlinge...Schimmernde Hexe...woher kam ihr all das nur so bekannt vor? Und warum zog sich ihr Magen schmerzhaft zusammen,

wenn sie darüber nachdachte?

Celestia war sich sicher, dieses Lied zu kennen, doch wie sehr sie auch versuchte,

sich zu erinnern, ihr wollte nicht einfallen, woher.
 

“Prinzessin Celestia...?”
 

“Oh! Verzeihung, Mädchen. Ich habe gerade über... unwichtige Dinge nachgedacht.”

Sie seufzte einmal ausgiebig.

“Ich wusste bisher nichts von Trixies Beteiligung in dieser Sache...”
 

Fragende Blicke von den Mane Six. Zusammen mit der Erzählung erschloss sich Celestia, dass sie hingegen von Discord nichts wussten.
 

“Hört jetzt gut zu, Mädchen. Sicherlich fragt ihr euch, wie Trixie überhaupt zu solch einer magischen Stärke kommen konnte.”
 

“Allerdings!”

Rainbow Dash war mehr als gespannt darauf, wie die magisch eher unbegabte Trixie an

genug Macht kommen konnte, um solche Taten zu vollbringen.
 

“Discord.

Nach eurer Erzählung scheint es mir logisch, dass Trixie ihn erneut befreit hat.”
 

Entsetzte Blicke bei den Ponies. Discord und Trixie...arbeiteten zusammen?!
 

“Discord ist frei?! Trixie hat ihn befreit? Aber...wie?!”
 

“Das ist eine gute Frage, Applejack. Ich habe Discords Statue weitab jeglicher Zivilisation in einer Höhle unter einer Klippe, tief im Süden Equestrias versteckt.

Dort, so dachte ich, würde er nie wieder befreit werden. Ein schwerer Irrtum, wie ihr wisst.
 

“Unter einer Klippe...”

Jetzt verstand Twilight. Man konnte Discord mit Zwietracht und Hass befreien.

Und Trixie hatte direkt über besagter Höhle ihren Gefühlen freien Lauf gelassen -

und somit Discord erneut entfesselt.
 

“So ein...schrecklicher Zufall...”
 

“Das stimmt wohl. Manchmal fügen sich in dieser Welt Dinge zusammen,

die man nie für möglich gehalten hätte. Dies nennt sich dann Schicksal.”
 

“Ich glaube nicht an Schicksal! Man bestimmt selbst sein Leben, Prinzessin!”
 

Celestia schenkte Rainbow ein schwaches Lächeln.

“Auch das entspricht der Wahrheit.”
 

“Wie auch immer...,” Rarity setzte das Gespräch fort, bevor Rainbow Dash Gelegenheit bekam, noch etwas zu erwidern, ”Trixie hat also Discord befreit. Und dieser schenkte

ihr zum Dank ein neues Cutie Mark und magische Kraft?”
 

Twilight dachte kurz nach. Ja, das könnte Sinn ergeben.

Allerdings gab es da einige Ungereimtheiten.
 

“Ich weiß nicht, meine kleinen Ponies. Ihr müsst wissen... schon kurze Zeit nach Discords Auftauchen haben ich und Luna nach ihm suchen lassen. Wir nutzten die uns zur Verfügung stehenden Mittel in der Hoffnung, das Element der Zwietracht alsbald wieder in die Tiefen des Vergessen zu verbannen. Luna begab sich mit den Kybelissen-”
 

“Kybelissen?”
 

Pinkie unterbrach Celestia mit einem unsanftem Zwischenruf und Twilight hakte

schnell ein, da sie die Einzige war, die diese Wesen von früheren Studien

im Alicorn-Schloss kannte.
 

“Das sind so eine Art Spürhunde...Optisch erinnern sie an eine Mischung

aus Alicorn und kleinen Drachen.”
 

“So ist es, Twilight. Schön, dass du selbst solche Dinge im Kopf behältst.”
 

Twilight erwiderte das Lächeln der Prinzessin und die Frage war offensichtlich beantwortet, also setzte Celestia ihre Erläuterungen fort.
 

“Nun, wie gesagt, Luna begab sich mit den Kybelissen in sämtliche Teile des Landes,

Shining Armor durchkämmte mit seinen tapferen Soldaten eine jede bekannte Gegend,

und ich bin bemüht, magische Aktivitäten mit meinem Spürsinn zu erkennen.”
 

Jetzt verstanden die Mädchen auch die Situation im Königshaus.
 

“Darum habt Ihr Euch also nicht öffentlich geäußert, Prinzessin...Ihr habt schon alles getan, was in Eurer Macht steht und wolltet eine zusätzliche Massenpanik verhindern. Und diese Papierstapel”, Rarity deutete mit dem Huf auf die Massen von Briefen,”sind Beschwerden aus ganz Equestria?”
 

Celestia nickte stumm.

“Jedoch mehr als das...es sind Berichte meiner Garde aus allen Teilen des Landes...Hilfegesuche...Persönliche Schreiben der Bürgermeister...als Prinzessin bin ich

bemüht, sie alle zu bearbeiten, doch die Situation ist bedrückend.”
 

Twilight fand es nicht so simpel. Irgendetwas stimmte daran nicht...

etwas passte nicht...dann fiel es ihr ein.

“Aber Prinzessin...selbst Discord ist doch nicht so mächtig wie Ihr.

Und wenn er seine Kraft noch mit Trixie teilt, wie gelingt es den Beiden dann,

trotz der Verursachung so vieler Katastrophen überall im Land sich vor Euch

UND Prinzessin Luna zu verbergen?!”
 

Jetzt fiel auch den anderen Mädchen auf, was an dieser Sache faul war.
 

“Das ist die Frage, Mädchen.

Ich halte es für ausgesprochen unwahrscheinlich, dass Trixies plötzliche Macht von Discord herrührt. Um sich vor einem Alicorn geschweige denn den Kybelissen zu verbergen, muss man zwar nicht so mächtig wie ich und Luna sein...

aber doch immerhin schon stärker als Discord es ist.”
 

“Die Frage ist...wenn Trixies Macht nicht von Discord kommt...

woher kommt sie dann?”
 

Eine betretene Stille setzte ein. Auch Celestia hatte auf diese Frage keine Antwort.
 

“Ich denke, über das woher können wir uns später Gedanken machen...

wobei Trixie ja anscheinend sogar machtvoll genug war, die Erscheinung der Psychiatrie über Wochen für euch anders wirken zu lassen.

Das ist Illusionsmagie der höchsten Stufe...”
 

“Das ist egal, ich habe es dank meiner Freundinnen überstanden!

Was jetzt zählt, ist der erste Brief, Prinzessin!”
 

“Ja, ich verstehe. Darf ich ihn einmal sehen, Twilight?”
 

Twilight reichte Celestia den schon etwas zerknitterten Brief und wartete ab,

wie Celestia ihn sich ruhig durchlas. Nach einer halben Minute sah sie auf.

Nur Sekunden später huschte ein Schock über ihr Gesicht.
 

“Mädchen. Wo ist Fluttershy?”
 

“Was?”
 

Sie drehten sich alle zum Kissen hinter Pinkie Pie - Fluttershy saß nicht mehr darauf.
 

“Was...”
 

Twilight drehte sich reflexartig zu Celestia um und sah ihr verängstigt ins Gesicht,

Schweiß ran über ihre Stirn.
 

“Ihr meint doch nicht...”
 

Celestia nickte nur knapp und damit war klar, auf wen Trixie es abgesehen hatte: Fluttershy.
 

“Aber sie saß doch eben noch hier bei uns, wie kann es sein, dass sie,

ohne, dass es jemand von uns bemerkte, den Raum verlassen hat?”
 

“Wahrnehmungsbeeinflußung. Jemand hat unsere Aufmerksamkeit getrübt.”
 

Die Prinzessin und die Mane Six tauschten wissende Blicke,

bevor Celestia es aussprach.
 

“Trixie. Sie ist hier, Mädchen!”
 

Sofort sprangen alle von ihren Kissen auf.
 

“Prinzessin Celestia, wisst ihr, wohin Fluttershy gegangen sein könnte?!”
 

“Der Garten, Mädchen. Eilt Euch, vielleicht ist es noch nicht zu spät!

Ich werde währenddessen nach Trixie suchen!”
 

Das genügte. Die Fünf stürmten durch die Türen hinaus auf die Gänge in Richtung des Gartens. Da sie schon auf der Grand Galloping Gala dort waren, wussten sie, wo er lag.

Twilights Gedanken rasten. Celestia hatte nur eine halbe Minute gebraucht, um Person

und Ort aus dem Brief zu entschlüsseln. Fluttershy. Der Garten des Alicorn-Schlosses.

Was hatte sie übersehen?! Dann schoss es ihr wie offensichtlich durch den Kopf:
 

“Doch werden sie allein die Gefahr nicht sein,

fürchte wilde Kreaturen im dichten Hain.
 

Die Frage mag sein, wirst du sie bezwingen,

oder gemäß deiner Natur für dich gewinnen?”
 

Fluttershys besonderes Talent war der Umgang mit Tieren.

Twilight ohrfeigte sich in Gedanken und dachte über den Hinweis auf den Garten nach.
 

“Schon sehr bald, im Garten der Götter wirst du sein,

vernimmst der Hexe Melodie, so grausam und doch so rein”
 

Garten der Götter. Es war schlicht der Garten der beiden Göttinnen Celestia und Luna gemeint. So naheliegend. So offensichtlich. Und doch hatte sie es nicht erkannt.

Twilight schrie ihre Wut auf sich selbst hinaus, als sie die langen Gänge

des Schlosses entlang donnerte.
 

“Twilight, was ist mit dir?!”
 

“Rarity...es war so einfach! Wir hatten den Brief in den Hufen! Und ich habe es nicht verstanden! Wenn Fluttershy jetzt etwas zustößt, dann-”
 

“So darfst du nicht denken! Wir werden sie retten!”
 

Applejack, Pinkie Pie und Rainbow Dash galoppierten nun ebenfalls schneller.
 

“Zusammen, Twilight!”
 

“Ja...ihr habt recht! Aber wer hätte gedacht, dass es so schnell gehen würde?

Im Brief stand bald, aber...”
 

“Wir haben jetzt keine Zeit mehr zu reden! Beeilen wir uns, der Garten ist gleich da vorne!”
 

Applejack stürmte vorran und mit ihr die anderen vier Ponies, hinaus in den Alicorn-Garten.
 


 

20 Minuten vorher
 


 

Fluttershy hatte ihr Gesicht im Kissen vergraben. Die Erzählung über Spikes Ermordung war schon beim ersten Mal nicht schön gewesen, aber ein zweites Mal wollte sie sich

das nicht anhören. Plötzlich schreckte sie auf:

Eine leise Melodie drang an ihr Ohr. Sie sah die anderen fragend an:

niemand schien sie zu bemerken, Twilight erzählte ungebrochen weiter.

Die Melodie wurde nun langsam lauter. Sie umspielte Fluttershys Sinne,

floss wie Honig durch ihren Verstand. Sie war...wunderschön.

Einerseits klang sie unendlich traurig, andererseits so fröhlich und unbeschwert...

Sie wusste nicht warum, aber sie fühlte sich von dieser Melodie unheimlich angezogen.

Doch damit nicht genug: Ein blauer Schmetterling kam durch die Türen des Thronsaals geflattert und umgarnte sie...lockte nach ihr...Aber sie konnte doch jetzt nicht einfach den Saal verlassen! Was sollte Fluttershy den anderen sagen? Aber der Drang war so stark...sie wollte zu dieser Musik...sie wollte diesem wunderschönen Schmetterling hinterher...jetzt. Der Stute wurde übel, ihr Kopf pochte und Sekunden später...stand sie sich selbst gegenüber. Das Pony vor ihr glich ihr aufs letzte Haar, bis auf ein kleines Detail...

Die Augen der Fluttershy vor ihr waren von einem dunklen Grün. Sie lächelte Fluttershy an und streckte ihr einen Huf entgegen.

“Komm! Ihm hinterher! Lass uns dem Schmetterling folgen!”

Das Seltsamste war wohl, dass Fluttershy diese Situation komischerweise überhaupt nicht wunderte. Die süße Zuckerwatte in ihrem Kopf verhinderte das.
 

“A-aber...die Anderen. Twilight erzählt gerade von den Ereignissen, also-”
 

“Lass sie gewähren. Sie werden uns enttäuschen. Werden uns verlassen.

Nur der Schmetterling ist dein wahrer Freund. Folge ihm. Lass ihm uns folgen!

Wir lieben Schmetterlinge, nicht wahr?!”
 

Die...”falsche” Fluttershy grinste Fluttershy ermutigend an. Ihre Augen, die so dunkel waren, dass man sich darin verlieren konnte, waren unheimlich, ihr Verhalten fremd.

Doch tief in sich wusste Fluttershy, dass sie recht hatte. Dass ihre Freundinnen sie verraten würden und dass sie dem Schmetterling folgen musste...ihrem einzigen Freund.
 

“A-aber...es ist gefährlich, jetzt alleine weg zu gehen! Was ist, wenn-”
 

“Der Schmetterling beschützt dich. Beschütze den Schmetterling.

Der Schmetterling liebt dich. Liebe den Schmetterling.

Der Schmetterling ist immer bei dir. Sei immer bei ihm.

Er wartet auf dich...er wird immer warten. Lass ihn nicht ewig warten.”
 

Die Worte, die die seltsame Stute ruhig und gefasst gesprochen hatten, waren so mächtig, so überzeugend, dass Fluttershy nicht mehr ansich halten konnte und grinsend zurück in den Thronsaal kehrte. Der blaue Schmetterling flog hinaus durch die Türen des Saals.

Fluttershy stand von ihrem Kissen auf und schritt aufgeregt Richtung Tür.

Unsicher drehte sie sich zu den anderen um: keiner hatte bemerkt,

dass sie aufgestanden war, selbst die Prinzessin nicht. Behutsam öffnete sie die Tür des Sonnensaals und schloss sie leise wieder hinter sich. Dann galoppierte die Stute

hinein in die langen, verworrenen Gänge des Schlosses, immer der Melodie und ihrem kleinen Freund nach. Es war noch immer sehr ruhig, auf dem Weg begegnete ihr keine Ponyseele. Fluttershy war sich nicht sicher, warum sie diese Melodie und einen kleinen Schmetterling bedeutsamer fand, als jetzt bei ihren Freundinnen zu sein.

Aber sicher würde man sie nicht vermissen, es würde ja nicht lange dauern.

Sie würde nur schnell zur Quelle der Musik galoppieren und dann-

Die Türen des Gartens rückten in Sicht. Die Musik wurde jetzt so laut, dass sie durchs ganze Schloss zu hallen schien. Fluttershy lächelte wie ein glückliches Fohlen und rannte hinaus in den Garten - Um eine Entdeckung zu machen, die die Faszination

für jene Melodie zerbrechen ließ.
 

“Angel!”
 

Fluttershys kleiner Hase baumelte Kopfüber von einem Baum hinunter, er war mit Lederriemen gefesselt und konnte kaum atmen geschweige denn sich bewegen.

Der dichte Schleier in Fluttershys Kopf, der durch die Melodie entstanden war, verschwand und sie stürmte sofort auf den Baum zu - die Melodie wurde lauter.

Blaue Schmetterlinge flatterten im Garten und um Angel umher.
 

“Ich bin gleich bei dir! Halte noch einen Moment aus!”
 

Doch kurz bevor sie Angel erreicht hatte, begann der Garten in einem grünlichen Licht

zu erstrahlen. Fluttershy fühlte sich für einen Moment schwerelos -

dann war sie verschwunden und über dem Garten lag wieder eine friedliche Stille.
 


 

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Die Fünf sahen sich hektisch in dem kleinen, aber sehr gepflegtem Garten um,

merkten jedoch schnell, dass hier niemand mehr war.

Vor einem Baum züngelten kleine, grüne Flammen zischend in die Höhe.
 

“Verdammt!”

Rainbow Dash trat mit voller Wucht gegen den Baum, der daraufhin einige Blätter ließ.
 

“Fluttershy könnte jetzt wer weiß wo sein! Und sie ist dieser Hexe schutzlos ausgeliefert!

Direkt vor unserer Nase wurde sie entführt...”
 

Twilight machte auf dem Huf kehrt, schloss die Augen und konzentrierte ihre Magie.
 

“Prinzessin Celestia!”
 

Nach nur wenigen Sekunden antwortete Celestia auf Twilights telepathischen Ruf.
 

“Twilight! Fluttershy ist nicht mehr im Garten, richtig?”
 

“Das stimmt! Aber sie war definitiv hier, genau wie Trixie!

Was sollen wir jetzt tun, Prinzessin? Wo sollen wi-”
 

“Zuersteinmal beruhige dich, Twilight Sparkle. Noch ist nichts verloren!

Begebt euch rasch in den Saal der Erdengeschichte, zu den Elementen der Harmonie!

Legt sie an und von nun an nicht mehr ab!”
 

“Aber Prinzessin, das Schloss-”
 

“Ich habe es euch bisher nicht gesagt, aber dein Horn kann es ebenfalls öffnen!

Eilt euch, Twilight. Wenn ihr die Elemente angelegt habt, nimm erneut Kontakt zu mir auf!”
 

Und damit war Celestias Stimme aus Twilights Kopf verschwunden. Die anderen Vier hatten offenbar bemerkt, dass Twilight etwas Wichtiges tat und ruhig gewartet.

Diese dachte nicht mehr lange nach und begab sich wieder Richtung Schloss.
 

“Mädchen, wir müssen zu den Elementen der Harmonie, schnell!”
 

“Was...schon...wieder rennen...ich...kann bald nicht mehr...”
 

Pinkie lag auf dem Boden und hechelte wie ein Kojote, wo sie doch sonst so fit war.
 

“Pinkie, reiss dich zusammen! Es geht hier um Fluttershy!”
 

Das genügte, damit Pinkie wieder aufsprang und einen Moment später galoppierten

die Fünf einmal mehr in die weiten Gänge des Schlosses.
 


 

Fortsetzung folgt...

Jagd Teil 2

Kapitel V - Jagd Teil 2
 


 

Ein donnerndes Rauschen aus tausenden, verschiedenen Tierlauten weckten das Pony aus seiner kurzen Trance, ließ es aufschrecken, sich gehetzt umsehen.

Fluttershy wusste nicht, wo sie war: Anscheinend in einer Art Urwald.

War das der Everfree Forest? Nein, dort kannte sie sich recht gut aus.

Dieser Wald hier war viel größer, und es war um einiges lauter als im Everfree.

Die Vegetation war anders...wilder...ungezügelter...

Und wo war Angel?! Eines wusste Fluttershy jedoch ganz genau:

Sie war Trixies erstes Opfer, und das bedeutete, sie sollte sterben.

Doch machte sie sich darüber im Moment keine Gedanken.

Der Teleport hierher hatte sie unsanft auf den harten Waldboden geschleudert und ihre Flügel waren leicht verrenkt. Unter stechenden Schmerzen lehnte Fluttershy sich in einem schiefen Winkel an einen der Bäume, um den Flügel wieder einzurenken. Nach scheinbar endlosen, quälenden Sekunden knackte es hohl und der Schmerz raste wie ein kurzer Blitz durch Fluttershys Körper, als ihr Flügel wieder eingerenkt war.

Sie wimmerte still in sich hinein und hielt die Tränen des Schmerzes zurück.

Immerhin konnte sie sich jetzt in Ruhe mit ihrem Umfeld beschäftigen. Dachte sie.

Aus dem Gebüsch hinter ihr drang ein lautes Geraschel und noch bevor Fluttershy reagieren konnte, sprang ein schwarzer Panter daraus auf sie zu.

Sie schaffte es gerade noch, mit einem kurzen Einsatz ihrer Flügel auszuweichen.

Hätte der Panter sie getroffen, wäre sie jetzt wohl Tierfutter.
 

“Warte...! Ganz ruhig, mein Kleiner, ich will dir ja nichts tu-”
 

Doch da holte der Panter erneut aus und schwang seine langen Krallen.

Fluttershy gelang es wieder, auszuweichen. Sie stürzte nach hinten und fiel

schmerzhaft auf den Hintern. Offensichtlich würde Reden hier nicht viel bringen.

Der Panda wollte IHR durchaus etwas tun. Er kam jetzt wie ein lauernder Jäger

langsam näher und leckte sich bedrohlich über die Lippen.

Fluttershy lag am Boden und zitterte wie Espenlaub. Sie überlegte sich, welche Möglichkeiten sie hatte. Schließlich wurde ihr klar, dass ihre einzige Chance

in einer Flucht durch das Gebüsch hinter ihr bestand. Doch wenn sie sich nur

einen Millimeter bewegte, würde der Panter sie töten, das wusste sie.

Die Beiden starrten sich in die Augen, Fluttershys Nerven waren bis zum zerreissen angespannt. Dann krächzte etwas hinter dem Panter und er wandte seinen Kopf-
 

“JETZT!”

Fluttershy sprang auf und drehte sich im selben Moment um, nur um einen Sekundenbruchteil später durch das Gebüsch vor ihr zu schlüpfen.

Der Panter ließ sich nicht lange bitten und setzte mit großen Sprüngen nach.

Fluttershy sprang über alles und jedes, dass ihr im Weg war und galoppierte, so schnell sie konnte, doch sie schaffte es einfach nicht, Abstand zwischen sich und ihren hungrigen Verfolger zu bringen. Als sie schließlich bemerkte, dass sie sich einer breiten Felswand näherte, hatte die Stute keine Wahl mehr: Sie musste fliegen!
 

Kurz vor der Wand spannte sie ihre Flügel an und hob mit einem Rauschen

vom Boden ab, schlüpfte zwischen die hohen Bäume, die die Felswand säumten.

Der Panter war zu schnell gerannt, als das er hätte abbremsen können:

Er knallte mit voller Wucht gegen den Fels und war damit außer Gefecht.

Fluttershy wollte schon wieder auf dem Boden aufsetzen,

doch da schälte sich eine weitere Gestalt aus den riesigen Baumkronen:

Ein monströser, bunter Vogel, welcher einen skelettartigen Drachenkopf hatte,

sah sie mit einem Blick an, der einem Jäger ähnelte, welcher seine Beute entdeckt hatte.

Ohne zu zögern bog die Stute erneut ins dichte Geäst des Dschungels ein, um Schutz vor dem bedrohlichen Vogel zu finden. Dieser jedoch riss die Bäume einfach aus dem Weg und verfolgte sie, sein hoher Schrei hallte durch den ganzen Dschungel, und wenige Sekunden später flogen von allen Seiten weitere Vertreter seiner Rasse heran,

Fluttershy zu erlegen.
 

“Meine Güte...”
 

Fluttershy hatte einen Vorteil: Sie war klein und agil, diese Skelettvögel dagegen waren groß und brachial. Wenn sie es geschickt anstellte, hatte sie vielleicht eine Chance.

Der Vogel, der rechts von ihr immer näher kam, holte mit seinem langen Schnabel nach

ihr aus, ebenso wie eine Vogel über ihr, der mit seinen Flügeln nach Fluttershy schlug.

Sie schlüpfte durch eine Lücke ein Stück unter ihrer Flughöhe und ihr Plan ging auf:

die Vögel trafen sich gegenseitig und gingen zugleich in einem wilden Gekrächze aufeinander los. Doch noch immer verfolgten sie drei Exemplare dieser

schrecklichen Kreaturen. Fluttershy flog verängstigt ein Stück an dem Baum hoch, hinter dem sie sich kurz versteckt hatte und fand ein großes Baumloch, in dem sie sich verbarg. Die Vögel hatten ihre Fährte längst aufgenommen: Einer von ihnen pickte mit seinem Schnabel in dem Loch herum, jedoch bot der Innenraum genug Platz, dass Fluttershy dem tödlichen Stich ein ums andere mal entgehen konnte. Dann passierte das, worauf sie gewartet hatte:

Die Bestie steckte ihr hässliches Auge in das Loch und Fluttershy verpasste ihr mit den Hinterhufen einen schmerzhaftten Tritt.

“Es tut mir leid! B-bitte verzeih mir...! “
 

Das Monster brüllte heulend auf und ließ sogleich vom Baumloch ab.

Fluttershy flog ebenfalls heraus, denn ewig würde sie sich hier nicht verkriechen können. Einer der verbliebenen Vögel war dicht hinter ihr, aber wo war der Andere?

Noch bevor sie die Frage zu Ende gedacht hatte, kam ein riesiger Schädel von unten

in ihr Sichtfeld und sie schaffte es nicht mehr, abzubremsen:

Mit einem bedrohlichem Tempo knallte sie gegen die Fratze des zweiten Vogels.

Es fühlte sich an, als wäre sie gegen eine Betonwand geflogen, ihr wurde schwindelig

und der Dschungel drehte sich vor ihren Augen. Fluttershy sauste kreisend zu Boden,

besinnte sich aber gerade noch rechtzeitig, um ihren Sturz zumindest etwas abzufedern.

Einige Momente torkelte sie auf der weichen Wiese herum, doch lange Zeit sich auszuruhen hatte sie nicht: Zwar hatte sie den zweiten Jäger wohl an der richtigen Stelle getroffen, er war ebenfalls zu Boden gestürzt, aber der letzte Vogel, ihr erster Verfolger,

war noch immer über ihr und kam ihr wieder bedrohlich nahe.

Erneut versuchte Fluttershy, aufzusteigen - Doch es ging nicht. Ihr Flügel, welcher vor wenigen Minuten ausgerenkt war, hatte beim Aufprall etwas abbekommen und würde

für einige Zeit nicht mehr funktionieren. Fluttershy drehte sich panisch um -

Das garstige Monster war ebenfalls auf den Hinterbeinen gelandet und trat

mit gierigem Blick näher. Sehr behutsam und leise schritt sie rückwärts -

War es das gewesen? Nein. Noch nicht.
 

“Ganz ruhig, mein Großer...alles ist gut...nicht b-böse werden, okay...?”

Mit gefasster Stimme versuchte sie, den Vogel, der ohne Probleme dreimal so groß

war wie sie, zu beruhigen. Er kam immer noch gemächlich näher,

aber sein Ausdruck entspannte sich langsam etwas.

Noch ein bisschen...noch ein bisschen...beruhige dich...
 

“Ich bin deine Freundin...ich werde dir helfen...nicht aggressiv werden...”
 

Nun begann der Vogel ganz langsam, zurück zu schreiten und Fluttershy war es,

die sich auf ihn zubewegte.
 

“Es ist okay...entspann dich...niemand wird dir etwas tun...”
 

Noch ein kleinwenig. Dann konnte sie es versuchen. Nur noch ein winziges bisschen.

Das farbenfrohe Monster schien nun mehr ängstlich denn bedrohlich,

und Fluttershy nutzte ihre Chance - Sie schloss kurz die Augen,

konzentrierte sich und öffnete sie wieder -

Mit einem Blick, welcher schon Drachen zu zähmen vermochte,

starrte sie dem Vogel mitten in die Augen. Es gelang. Die Bestie schrie angsterfüllt auf, wich taumelnd zurück und flog sogleich zurück in die Tiefen des Dschungels -

Fluttershy hatte es geschafft, sie hatte ihn verjagt.

Entkräftet atmete sie aus und ließ sich auf dem weichen Boden nieder - zu weich.

Sie stand in einer Pfütze Treibschlamm.
 

“Oh nein...was ist das nur für ein schlimmer Ort...”

Das Pegasus versuchte verzweifelt, mit den Hufen die Pflanzen außerhalb der Pfütze zu erreichen, doch es war sinnlos - Der Schlamm zog sie kontinuierlich tiefer in sich hinein.
 

“Ich muss fliegen....sei stark, Fluttershy...sei stark...”

Fluttershy wedelte mit beiden Flügeln - Ein vulkanischer Schmerz durchzog

ihren Problemflügel, doch sie biss die Zähne zusammen und flatterte weiter,

um aus dem Loch zu entkommen. Ihre Kraft reichte nicht. Der Schmerz war unerträglich.
 

“Erinnere dich, was Rainbow dir beigebracht hat...

Erinnere dich an den Wasser-Hurricane...

du kanst es schaffen...flieg...flieg...Flieg!...”
 

Es genügte nicht. Ihr Flügel knackte einmal mehr schmerzhaft und Fluttershy schrie

gequält auf, bevor sie schließlich in sich zusammen sackte und der Schlamm

sie weiter nach unten zog.
 

“Erbärmlich...”
 

Eine Stimme! Aber Fluttershy erkannte sie nicht. Etwas anderes erkannte sie: Angel!

Sie lag kurz vor den dunklen Tiefen des Morasts, unweit der Schlammpfütze, in der sie sich befand. Nach wie vor war das kleine Hässchen gefesselt und sah sie mit flehenden Augen an.
 

“Nein...! Angel! Ich komme! Ich helfe dir! B-bitte...nur etwas mehr Kraft...!”

Sie konnte nur noch einen Flügel bewegen, aber mit diesem wedelte Fluttershy so stark,

so energisch, dass sie tatsächlich langsam wieder aus dem Schlammloch freikam.

Mit Angel im Blick ließ die Pegasi-Stute nicht nach, wedelte und wedelte.

Nach kraftzerrenden Sekunden war sie aus dem Schlammloch befreit und fiel völlig erschöpft auf den festen Untergrund vor der Pfütze. Als sie ihren Blick wieder auf die Stelle vor ihr richtete, war der Hase verschwunden.

Dunkle Tränen rollten an ihren Wangen hinunter.

Die entkräftete Stute vergrub ihr Gesicht in den Hufen und schluchzte

einige Sekunden in sich hinein.

“...nicht aufgeben...das will sie nur, Fluttershy...diese böse...gemeine Hexe...”

Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, richtete sich wieder auf und sah sich

kurz um: Fluttershy befand sich auf einer kleinen Lichtung, um sie herum war nur dichter Dschungel. Es war also prinzipiell vollkommen egal, in welche Richtung sie ging.

Ihr rechter Flügel hing an ihrem Rücken hinunter und schmerzte aller paar Sekunden.

Fluttershy kannte sich mit Medizin und Binden aus, sie hätte ihren Flügel mit Pflanzen behandeln können - Doch sie dachte mehr an Angel und daran, möglichst schnell

aus diesem Alptraum zu entfliehen, also ließ sie es bleiben. Ein schwerer Fehler, wie sich noch zeigen sollte. Zögerlich bog sie erneut in die grünen Tiefen vor sich ein.
 


 

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Celestia glitt so schnell sie nur konnte durch die Lüfte, für ein normales Auge längst

nicht mehr zu erkennen. Eine Mischung aus Wut und Schuldgefühlen

tobte wie ein Monster in ihrer Brust.

“Das Erste, was ich hätte tun sollen, ihnen die Elemente anzulegen!

Dann könnte ich die kleine Fluttershy nun problemlos aufspüren!

Doch so ist es einmal mehr Trixies Zauber, der meinen magischen Spürsinn blockiert.

Ich war zu sicher...doch wie hätte ich ahnen können, dass man mein Kind

in meinen eigenen Hallen entführt...”
 

Das Pony würde nicht sterben. Sie würde es verhindern, um jeden Preis.

Doch Celestia tappte im Dunkeln. Ihre Hoffnung ruhte auf den Elementen,

doch auch das war nur ein Strohhalm, an den sie sich klammerte.
 

“Luna! Kannst du mich hören?”
 

Celestia konzentrierte ihre Sinne auf die telepathische Kontaktaufnahme

mit ihrer Schwester, das Fliegen übernahm ihr Körper selbst.

Nach wenigen Sekunden antwortete Luna.
 

“Schwester. Was kann ich für dich tun?”
 

“Luna, wo bist du gerade?”
 

“Ich befinde mich mit den Kybelissen auf dem Weg nach Canterlot.

Die südwestlichen Grenzen Hymnions blieben erfolglos und so gedenke ich, sollten wir-”
 

“Luna, bitte hör mir jetzt genau zu! Es fehlt die Zeit, es dir zu erklären, doch die Elemente der Harmonie waren vollzählig im Schloss und haben mich über unsere Feinde aufgeklärt. Das Element der Freundlichkeit wurde entführt und befindet sich nun an einem unbekannten Ort in größter Gefahr! Die Kybelissen kennen den Geruch der kleinen Fluttershy, bitte sende sie in alle Teile des Landes und begib dich selbst auf die Suche - Nutze das Imitat ihres Elements dafür!”
 

Es dauerte anscheinend einige Sekunden, bis Luna die Informationen

vollständig begriffen hatte.
 

“Ich habe verstanden, Schwester. Ich werde deiner Anweisung sofort folge leisten!

Wir werden Fluttershy finden, das versichere ich dir!”
 

“Ich danke dir, Luna...”
 

Damit war Lunas Stimme verschwunden und Celestia konzentrierte sich wieder

auf einen möglichst schnellen Flug. Sie raste Richtung Osten, es war nur ein Verdacht...

Aber es war ihr einziger Anhaltspunkt.
 


 

Währenddessen...
 


 

Twilight und die Anderen stürmten durch die längliche Halle der Erdengeschichte,

vorbei an ungezählten, reich verzierten Mosaik-Fenstern zu den schweren Türen des Elementeraums. Twilight zögerte nicht lange und steckte ihr Horn in das runde Schloss - Es leuchtete strahlend auf und die Türen öffneten sich.
 

“Twilight, du kannst-”
 

“Keine Zeit für Erklärungen!”
 

Twilight legte sich hektisch ihr Element um und warf den Anderen die ihrigen zu.

Jedes leuchtete kurz auf, als es den Hals seiner Trägerin berührte und eine Woge

der Kraft schoss durch ihre Körper. Dann konzentrierte Twilight sich erneut

und nahm wieder Kontakt mit der Prinzessin auf.
 

“Prinzesin Celestia, wir haben die Elemente! Was sollen wir nun tun?”
 

Doch Celestia antwortete nicht, stattdessen verschwand als Reaktion Fluttershys Element aus Twilights Hufen. Eine Sekunde später erschien es genau dort wieder, mit ihm

vier weitere Elemente der Freundlichkeit in den Hufen der Anderen.
 

“Twilight, die Elemente, die die anderen halten, sind exakte Kopien von Fluttershys Element, welches du in den Hufen hältst! Diese Kopien haben wie das Original die Macht, ihre Trägerin auf einer weiten Zahl von Kilometern zu erspüren,

außerdem beinhalten sie die Kraft der Teleportation für jene,

die dieses Zaubers nicht mächtig sind!”
 

Twilight verstand sofort, was nun zu tun war.
 

“Wir sollen mit den Element in den Hufen nach Fluttershy suchen, richtig?

Die Anderen können sich so teleportieren und ich beherrsche diese Fähigkeit ja ohnehin!”
 

“Genau so ist es, meine kluge Schülerin - Teleportiert euch an jeden euch bekannten Ort, und erscheint er noch so unwichtig! Sollte Fluttershy auch nur entfernt in der Nähe sein, werden die Kopien aufleuchten und ihr könnt mich mit euren Elementen

sofort benachrichtigen!
 

Celestia hatte nicht durch Telepathie, sondern durch die Elemente mit den Stuten kommuniziert, sodass nun alle Bescheid wussten. Sie nickten einander entschlossen

zu und reichten sich die Hufe.
 

“In Ordnung, Prinzessin Celestia, wir werden Fluttershy finden!”
 

“Viel Glück, meine kleinen Ponies...mögen die Elemente euch beschützen.”
 

Und damit teleportierten sich die Fünf aus der Halle hinaus,

alle an verschiedene Orte in Equestria.
 


 

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Fluttershy kämpfte sich ermüdet durch die dichten Pflanzen, riss sich aller paar Meter

das Fell an irgendetwas stacheligem oder spitzem auf und hoffte inständig,

es möge nichts giftiges darunter gewesen sein.

Sie wusste, sie würde wahrscheinlich nicht aus diesem Dschungel entkommen,

doch war sie sicher, dass die Anderen bereits nach ihr suchten.

Fluttershy musste ein Versteck finden - Ein Höhle, eine größere Lichtung, Irgendetwas -

um dort auf ihre Freundinnen zu warten. Zusammen würden sie Angel befreien!

Doch die Situation war nicht die Angenehmste: Es war schwülend heiß im Dickicht,

ihr Flügel brannte höllisch, ihr Fell war übersät mit kleineren Wunden und Stichen,

die Erschöpfung, an die ihr geschundener Körper sie mit jedem Schritt erinnerte,

war da nicht sonderlich hilfreich. Aber die Gedanken an ihren geliebten Hasen und

ihre Freundinnen ließ sie durchhalten. Dann sah sie Licht einige Meter weiter,

zwischen dichten Bäumen und Ranken. Fluttershy galoppierte darauf zu und stolperte

aus dem engen Gestrüpp heraus. Vor ihr bot sich ein faszinierendes Bild:
 

Die Stute war auf einer weiten, von Wald umschlossenen Lichtung angekommen.

Eine farbenfrohe, saftige Blumenwiese säumte den Boden und Felsvorsprünge,

winzigen Klippen gleich, hoben sich vor ihr majestätisch in die Höhe. Die Sonnenstrahlen fielen im Vergleich zum restlichen Dschungel sehr großzügig durch die Baumkronen

und man konnte sogar den Himmel erkennen. Fluttershy ließ sich erschöpft

auf dem weichen Blumenfeld nieder und bettete den Kopf auf ihre Hufe.

Für einen Moment schloss sie die Augen - Genoss den ruhigen Moment, gönnte ihrem Körper eine Pause, lauschte den jetzt sehr viel angenehmeren Geräuschen des Waldes.

“Oh, hoffentlich geht es Angel gut...warum nur hat Trixie sie gefangen genommen?

Das bringt ihr doch überhaupt nichts...aber ich muss Angel beschützen...

Mädchen...bitte kommt schnell...”
 

Ein hinterlistiges Kichern durchbrach die friedliche Stille und hallte auf der ganzen Lichtung wieder. Fluttershy öffnete die Augen und sah sich um - Niemand in Sichtweite.
 

“Trixie ist hier oben, kleine Fluttershy!”
 

Fluttershys Blick wanderte zu dem Höchsten der Felsvorsprünge -

Dort stand Trixie und sah grinsend auf sie herab. Sofort sprang das Pegasus auf,

wich einige Schritte zurück und musterte das blaue Einhorn mit einem zornigen Ausdruck

in den Augen.
 

“Ohh...so wütend? Das passt doch nicht zu dir, oder?”
 

“W-wo...wo ist Angel? Sag es mir!”
 

Erneut lachte Trixie bellend auf. Sie krümmte sich auf dem Vorsprung, so als hätte Fluttershy etwas besonders Lustiges gesagt. Doch diese hatte nicht das Gefühl,

als hätte sie das.

“Das ist nicht zum lachen! Wie kannst du nur solche...solche schrecklichen Dinge tun?

Das macht dich zu nichts Besserem als die Ponies, die dich so schlimm verletzt haben!”
 

Mit einem mal verstummte das Lachen und es war wieder still auf der Lichtung.

Diesmal jedoch war es eine unangenehme Stille. Trixie stand auf und kam wieder

in Fluttershys Blickfeld - Nun mit einer zornigen Kälte in den dunklen, grünen Augen.

“DU wagst es, Trixies Motive zu beurteilen?! Weder bist du dazu in der Lage,

noch steht dir dies zu, wertloses Pegasus!”
 

Fluttershy antwortete nicht, sie dachte darüber nach, was nun geschehen würde.

“Erinnere dich, Fluttershy...was stand in dem Brief...”

Leise murmelte sie in sich hinein, versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen,

was der Text besagt hatte. Vielleicht würde ihr das etwas nützen.
 

“Du willst wissen, was nun geschieht,” Trixie konnte es sich nicht verkneifen,

der gelben Stute wieder ein kaltes Lächeln zu schenken, “ich verrate es dir...”

Auf einen Hufwink von Trixie betrat eine weitere Gestalt die “Klippe”...

Und schlagartig wusste Fluttershy, wo sie sich befand.
 

“Ein Zebra...”

Angsterfüllt hauchte Fluttershy mehr, als dass sie sprach.

Neben Trixie stand ein großgewachsenes Zebra mit leerem Blick.

Offensichtlich war es ein Jäger oder etwas ähnliches -

Waffen und kleinere Werkzeuge hingen an seinem ganzen Körper,

ein Ledergürtel zog sich über seine Brust.
 

Nach nur wenigen Sekunden traten aus dem Geäst unterhalb der Vorsprünge weitere Zebras auf Fluttershy zu - Ebenfalls Jäger. Fluttershy rann der Angstschweiß in Strömen

die Stirn hinunter. Ihre Hufe zitterten und ihr Körper befahl ihr, wegzulaufen.

Das war jenseits von Allem, was sie sich vorgestellt hatte - Sie war mitten im wilden Land der Zebras und als wären die unkontrollierbaren Kreaturen dieser Stätte nicht schlimm genug, hatte sie nun auch noch eine Handvoll Eingeborener gegen sich.

Trixie grinste das wehrlose, verletzte Pony siegessicher an und wartete ihre Reaktion ab.
 

“Warum...um...warum helfen diese Zebras dir?!”
 

Trixie antwortete nicht. Stattdessen knallte es neben ihr rauchend und eine dritte Gestalt gab sich die Ehre - Discord erschien prustend neben ihr und schwebte vor sich her.
 

“D-D-DISCORD!”
 

“Halloho”, die Chimäre winkte Fluttershy lächelnd zu, ”ist eine Weile her, was,

kleine Fluttershy? Ich kann dir versichern, diese Zebras waren...

viel leichter zu hypnotisieren als du...hihihi.”
 

Trixie rümpfte die Nase und schüttelte grinsend den Kopf.

“Also TRIXIE hatte keine Probleme, ihren Verstand zu umnebeln...”
 

Trixie und Discord arbeiteten also tatsächlich zusammen. Und Letzterer hatte einige Zebras unter seine Kontrolle gebracht, damit sie Jagd auf Fluttershy machen würden.

Ganz schlecht.
 

“Warum...warum tust du das, Trixie?!

Indem du mich tötest, werden deine Schmerzen nicht weniger werden!”
 

Fluttershy rang mit einer Mischung aus Angst und Verzweiflung, die Zebras standen

wie Statuen vor ihr, nur auf den tödlichen Befehl wartend, sie zu erlegen.
 

“Du fragst mich...warum ich dich töten will?”

Trixie sprach sehr langsam und leise, doch mit einer Emotionslosigkeit in der Stimme,

die Fluttershy eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
 

“...um...ich...ja.”
 

“Weil es mir Spaß macht.”

Für einen kurzen Moment herrschte vollkommene Stille über der Lichtung.

Fluttershy sah fassungslos zu Trixie, und diese erwiderte ihren Blick unberührt.

“Also dann, Discord...wollen wir?”

Trixie wandte sich zum gehen, und Discord machte sich daran,

ihr grinsend hinterher zu schweben.

“Nimm es nicht persönlich, meine Kleine...ich mach die Regeln nicht,

ich befolge sie nur, du verstehst?”
 

Sein absurdes Kichern hallte ein letztes Mal durch Fluttershys Ohren,

bevor Discord aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Trixie jedoch war noch zu sehen.

Sie stand mit dem Rücken zu ihr und schien über etwas nachzudenken.

Da passierte etwas Unerwartetes: Aus dem Gestrüpp hinter Fluttershy löste sich

eine riesige Gestalt - Sie sah einem Ursa ähnlich, jedoch hatte dieser Bär vier muskulöse Arme und einen langen, haarigen Stachelschweif, sein dunkelgrünes Fell machte

ihn zu einem perfekten Jäger in diesen Gefilden. Er schien nicht ungefährlich,

stapfte jedoch eher beheblich aus dem Dickicht, in seinen Augen war keine Aggression

zu erkennen und er sah sich die umstehenden Gestalten neugierig an.

Fluttershy wusste nicht, was diese Kreatur genau suchte, oder ob sie überhaupt

etwas suchte, aber eines war klar: Durch die Zebras und Trixie war sie in großer Gefahr.
 

“Hm...eure Zeit ist vorüber. Trixie hat dem hiesigen Getier genügend Möglichkeiten geboten, ein wehrloses Pony in den Tod zu reissen...jetzt bin ich dessen überdrüßig und werde fähigeren Jägern die Arbeit überlassen. Hinfort mit Dir!”
 

Trixies Horn leuchtete einen Augenblick lang auf und das Zebra, welches vor ihr auf der Klippe stand, schrie nun auf seiner Sprache etwas zu den Jägern, welche daraufhin gemeinsam mit ihm ihre Bögen spannten und eine Sekunde später-”
 

“Nein!”
 

Die Pfeile schossen wie Blitze in Richtung des Bären, Fluttershy versuchte im Affekt, sie abzuwehren, stechend holte ihr gebrochener Flügel sie jedoch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und die Geschosse hatten ihr Ziel gefunden.

Als der grüne Dschungelbewohner begriffen hatte, was gerade passiert war,

brüllte er berstend auf und schwang seine mächtigen Pranken.

Vier weitere Pfeile surrten auf ihn zu. Fluttershy trat dem Bären mit aller Kraft auf den Fuß, dass dieser unter schmerzerfülltem Geifern umfiel und die Pfeile ihr Ziel diesmal verfehlten.
 

“Tz...niedere, dumme Stute! Warum verteidigst du eine x-beliebige Kreatur,

wo du dir doch besser Gedanken um dein eigenes Wohl zu machen hättest?!”
 

Fluttershy lag keuchend vor dem wimmernden Bären, welcher jetzt versuchte,

wieder auf die Füße zu kommen.
 

“Hah...hah...Dieser arme...Bär hat weder mich...noch irgendjemanden sonst angegriffen...

er hat niemandem etwas getan...w-wie kannst du dir da erlauben,

ihm das Leben nehmen zu wollen?! D-das ist nicht dein Recht!”
 

Trixie lachte auf. Ein freudloses, kurzes Lachen. Dann verließ sie die Klippe

stillen Schrittes.

“Trixie soll es recht sein. Tu, was immer du für richtig hältst.
 

Lasst die Jagd...beginnen.”
 

Das Einhorn war verschwunden, doch hatte Fluttershy keine Zeit für Beruhigung:

Von allen Seiten traten nun Zebras auf die Lichtung. Wenige Sekunden später schossen dutzende Pfeile auf den Bären zu, der sich gerade erst wieder aufgerichtet hatte.

Sie trafen ihr Ziel. Der grüne Riese brach unter blutigem Röcheln zusammen und Fluttershy stürzte sich auf diesen. Trännen rannen ihr Gesicht herunter und verzweifelt betrachtete

sie die dicken Pfeile, die sich tief in sein Fleisch gebohrt hatten.

Doch zuvorderst hatte sie auf die Ereignisse hinter sich zu achten:

Das Zebra auf der Klippe nahm nun Seelenruhig ein Horn von seinem Gürtel und bließ mit vollem Atem hinein. Ein lautes Dröhnen donnerte über den Urwald, und Sekunden später

hörte man, mal näher, mal entfernter weitere Hörner aufhallen.
 

Mit ruhiger und doch zugleich gut hörbarer Stimme sprach der Jäger

auf dem Felsvorsprung einige Worte in Zebrasprache zu den seinigen.
 

“Vadaszec Gyoselem!”
 

Fluttershy musste die Sprache der Zebras nicht verstehen, um zu wissen,

was er gesagt hatte: Waidmanns heil.
 

Von überall dröhnten Hörner auf. Dutzende Zebras schälten sich aus dem Dschungel, ergriffen ihre Waffen, machten sich bereit für die Jagd. Fluttershy hatte keine Zeit zu verlieren. Sie stürmte ins Dickicht, warf jedoch einen Blick zurück auf den Bären.

“Es tut mir leid...bitte verzeih mir...”
 

Sofort schossen unzählige Pfeile hinter ihr her, die so hart waren,

dass sie alles aus dem Weg rissen. Fluttershy rannte so schnell, wie ihre Beine sie trugen, direkt hinter ihr hörte sie das galoppieren zahlreicher Hufe. Pfeile und andere Wurfgeschosse flogen von allen Seiten auf sie zu, dröhnende Hörner wurden

in allen Richtungen geblasen.
 

“VADASZEC GYOSELEM!

Vadaszec Gyoselem!

Vadaszec Gyoselem!”
 

Fluttershy bog nach rechts zwischen eine dichte Baumgruppe ein,

doch von allen Seiten verfolgten Sie Zebras, wie viele waren das überhaupt?!

Sie versuchte jetzt, mit ihrem intakten Flügel in den Himmel zu entkommen -

Zu spät bemerkte sie die Zebras auf den Bäumen, welche sie sofort mit schweren Kugeln, welche an langen Seilen angebracht waren, wieder auf den Boden zwangen.

Bevor sie sich versah, sprangen dutzende Jäger zwischen den Bäumen

hin und her, spannten ein enges Netz aus Seilen über dem Dschungel.

Ein entkommen mit fliegen war nun völlig unmöglich. Fluttershy hatte keine Zeit,

umzudenken: Hinter ihr und um sie herum waren mehr als zwanzig Zebras,

die mit allerlei tödlichen Geschossen auf sie eindrangen.

Verzweifelt stürmte sie weiter in irgendeine Richtung, aus der ihr noch keiner der gestreiften Jäger entgegenkam. Als sie wieder eine kleine Lichtung erreichte, galoppierte ihr ein großes Zebra mit einer langen Klinge in den Hufen entgegen - Fluttershy sah ihre einzige Chance darin, mit ihrem linken Flügel etwas aufzusteigen und mit Kraft über seinen Kopf hinwegzuspringen. Der Jäger reagierte schneller, er ritzte ihr hinteres Bein mit einem tiefen Schnitt an. Fluttershy schrie auf, humpelte jedoch schneller, als das Zebra es wohl vermutet hatte, weiter und entkam vorerst seiner Klinge. Weitere Hörner dröhnten aus allen Himmelsrichtungen und weitere Jägergrüße wurden von überall gebrüllt.

Dann begannen die Zebras, welche das wehrlose Pegasi unermüdlich verfolgten,

einen wilden Jagdgesang in Ponysprache wie aus einer Stimme zu krächzen.

Sie alle sangen vollkommen synchron, als wären sie ein einziges Zebra.

Dadurch wurde der Gesang so laut, dass er über dem ganzen Dschungel lag.
 

“Ich bin in Hitze schon seit Tagen”
 

Die schnellsten Zebras setzten mit gefährlichen Klingen nach und kamen Fluttershy bedrohlich nahe. Es war ein Wunder, dass sie die verletzte Stute noch nicht eingeholt hatten. Ein Wunder? Nein. Sie spielten mit ihr.
 

“So werd ich dieses Pony jagen”
 

Fluttershy stach, wann immer sie konnte, in eine andere Richtung ab, sprang über Baumstämme und kleinere Flüsse, doch die Zebras blieben wie ausgehungerte Bestien an ihr hängen und schossen unermüdlich Pfeile und Speere nach ihr.
 

“Auf ewig bleib ich an ihr dran,

so reiche Beute verzehren kann”
 

Fluttershy wusste nicht, ob die Zebras diesen Gesang unter Hypnose produzierten

oder ob es von ihnen selbst kam. Es war egal, sie wollte nur weg.
 

“In diesem Land, in Zebraska, lauert das Verderben,

Die fremde Kreatur muss STERBEN!”
 

Die Zebras schrien mit monotoner Miene ihren Gesang hinaus und wurden immer schneller. Fluttershy hingegen wurde kraftloser, ihr ganzer Körper brannte wie Feuer.

Lange würde sie dieses Tempo nicht mehr durchhalten. Da kam ihr eine Idee:

Fluttershy tauchte in ein enges Gestrüpp ein, entkam für einen Moment den Blicken ihrer Verfolger. Leichtab vom Weg sprang sie in einen großen Busch und verhielt sich vollkommen ruhig. Einen Vorteil hatten der Jagdgesang und die dröhnenden Hörner:

Sie verrieten ihr die Position eines jeden Zebras, dass sie verfolgte.

Das geschundene Pegasus im Gegensatz verhielt sich mucksmäuschenstill und wartete ab, was passieren würde. Ihre Verfolger trabten langsam an ihrem Gebüsch vorbei, sie konnte die Hufe direkt vor ihren Augen sehen, konnte hören, wie die Jäger ihre Nasen anstrengten, das Pony zu erschnüffeln - Unglücklicherweise war diese Maßnahme von Erfolg gekrönt. Bevor sie realisierte, was passierte, stach ein breiter Speer mitten in das Gebüsch und bohrte sich brutal in ihren Rücken.

Fluttershy schrie vor Schmerzen wie nie zuvor, und doch waren ihre Sinne hellwach:

Sie zog sich unter höllischen Qualen den Speer aus dem Körper, brüllte und weinte vor Schmerzen, warf ihn für längst den Zebras entgegen, die ihr den Weg versperrten. Überrascht von dieser Aktion waren diese überrumpelt genug, dass das Pegasus es schaffte, an ihnen vorbei erneut ins undurchdringliche Tief des Urwaldes einzutauchen. Fluttershy hinterließ eine dicke Blutspur, sie würde jeden Moment zusammenklappen, doch wenn Trixie ihr Leben wollte, so würde sie es ihr nicht leicht machen! Schon waren die Zebras wieder hinter ihr. Ein Horn dröhnte über Fluttershy auf und sie begannen wieder mit ihrem Jagdgesang.
 

“Das Pony auf die Läufe kommt, hat sich im finstren Licht gesonnt”
 

Als ihr von vorne zwei Zebrajäger ins Sichtfeld kamen, welche mit ihren Beinen,

an denen spitze Klingen befestigt waren, nach der Stute schlugen, überwand sie sich

und konterte den Schlag mit ihrem Huf - Sie traf und das glücklicherweise kleingebaute Zebra brach blutend zusammen. Während sein Partner reagierte und mit seiner Klinge Fluttershys gesamte Mähne abtrennte, hatte sie dem gefallenen Zebra die Beinklinge abgenommen und holte aus - ins Schwarze. Doch ihr Gegner hatte ebenfalls getroffen.

Die Spitze seiner Klinge bohrte sich leicht in ihre Schulter, während sie ihm

die Kehle aufgeschlitzt hatte. Mit schockiertem Blick stürzte er zu Boden.

Fluttershy nahm ihm die Hufklinge ab und befestigte sie an ihrem anderen Huf.

“Es tut mir so unendlich leid...ich weiß, ihr konntet nichts dafür, aber-”
 

Mehr Zeit zum bedauern hatte sie nicht, da schon die nächsten Pfeile aus allen Richtungen auf sie zuschossen. Zebras sprangen hinter ihr von Ast zu Ast und nahmen sie von oben ins Visier. Fluttershy stürmte mit schmerzendem Körper weiter in den Dschungel,

doch sie hinterließ mit den Hufklingen tiefe Spuren.
 

“Macht gute Fährte tief im Gang, es humpelt schwer, ich bleibe dran”
 

Wieder begannen die Zebras, wie aus einer Zunge zu singen. Fluttershy wunderte

sich über sich selbst, dass sie dieser Tatsache noch Beachtung schenkte.
 

“Der Schweif er zuckt wie Würmer gar, der Bogen springt vom Futterall
 

Waidmanns heil! Waidmanns heil! Waidmanns heil!”
 

Näher. Immer näher. Sie kamen näher. Wurden immer schneller. Fluttershy humpelte

nur noch vor sich hin, es würde keine Minute mehr dauern, bis sie sie so gefangen hätten. Aber sie musste überleben. Wer würde sonst Angel retten?!

Was würden ihre Freundinnen durchmachen, wenn sie sterben sollte?!

Sie musste überleben. Sie MUSSTE überleben!
 

Fluttershy machte auf dem Huf kehrt und drehte sich ihren Verfolgern entgegegen,

nutzte den Überraschungsmoment und schlug mit ihren beiden Hufklingen um sich -

Sofort erwischte sie eines der erschrockenen Zebras, welches daraufhin verwundet zu Boden ging. Ein weiteres traf sie schmerzhaft am Bein, es stürzte in den Schlamm, griff jedoch zu seinem Bogen. Fluttershy trat ihm mit den Hufen auf den Arm. Es schrie klagend auf und wurde unter dem Schmerz bewusstlos. Eines der Zebras war schneller: Es jagte dem Pegasi einen stählernen Haken in die Brust. Fluttershy schrie heulend auf, biss jedoch die Zähne zusammen, unterdrückte den Schmerz - Sie riss sich den Haken aus der Brust und stach ihren Angreifer damit nieder, Blut spritze ihr ins Gesicht.

Damit hatte Fluttershy für wenige Sekunden Ruhe, sie stand keuchend und blutbefleckt zwischen den Körpern. Doch weitere Hufe kamen schon näher. Fluttershy nutzte den Moment, um einem Körperreflex nachzugeben. Sie erbrach sich aus voller Seele auf den Dschungelboden hinter ihr und ließ den Tränen freien Lauf. Sie schrie nicht nur die Schmerzen, sondern auch ihren Ekel vor sich selbst hinaus, es war ihr egal, dass die Zebras sie hören konnten. Sie hatte unschuldige Lebewesen brutal abgeschlachtet um sich selbst zu retten. Sie war keinen Deut besser als Trixie. Von mehreren Seiten kamen nun Jäger zum stehen und griffen nach ihren Bögen.
 

“Ich fege mir den Bast vom Guss und geb ihr einen glatten Schuss”
 

Zurrend schossen weitere Pfeil auf sie zu. Fluttershy konnte sich gerade noch so unter

den Meisten wegducken, doch einer fand sein Ziel - Und bohrte sich in ihre Flanke.

Seltsamerweise schmerzte es kaum. Sie hatte mittlerweile solche Greifenschmerzen,

dass sie kaum mehr etwas spürte. Stöhnend zog die Stute den Pfeil aus ihrer Flanke

und tauchte zwischen den Zebras vor ihr durch - Besser gesagt stolperte sie

hindurch. Die Jäger spielten nur noch mit ihrer Beute.
 

“Waidmanns heil! Waidmanns heil! Waidmanns heil!”
 

Das dröhnen weiterer Hörner durchzog den Dschungel. Fluttershy bekam es kaum noch mit. Sie sah alles vor sich verschwommen, die Bäume drehten sich und der Schmerz lähmte ihre Sinne. Noch nicht. Sie durfte noch nicht aufgeben!

Ihre Freundinnen würden jeden Moment kommen, um sie zu retten!

Sie würden alle zusammen zurück nach Ponyville gehen! Mit Angel!
 

“In diesem Land, in Zebraska, lauert das Verderben,

das fremde Pony muss STERBEN!”
 

Sterben!
 

STERBEN!
 

Sterben!

Sterben!
 

Es kamen immer mehr Zebras näher. Sie musste nun schon von mehr als fünfzig umringt sein. Allerdings konnte Fluttershy das nicht mehr schätzen. Ihr war übel, sie würde jede Sekunde ohnmächtig werden. Und dann wäre es vorbei.

Fluttershy stürzte durch dichte Bäume und kam auf eine kleine Lichtung, vor ihr streckte sich ein langer Fels in die Höhe. Mit letzter Kraft stürzte sie dagegen und sank mit dem Rücken zum Fels entkräftet zu Boden.
 

Mehr und mehr Zebras betraten mit starren Blicken die Lichtung, nach und nach erkannte Fluttershy, dass sie mehr als hundert Verfolger hatte. Drei oder vier von ihnen bliesen

in ihre hölzernen Hörner, welche daraufhin schreckliches Dröhnen feilgaben.

Doch dann geschah etwas, womit wohl weder Trixie, noch die Zebras und schon gar nicht Fluttershy gerechnet hatte:
 

Der grüne Bär, der vor wenigen Minuten von den Zebras niedergeschossen wurde,

betrat mit stampfenden Schritten die Lichtung und schleuderte mit seinen mörderischen Pranken auf einen Streich sieben Zebras durch die Luft. Und damit nicht genug:

Er hatte noch ein paar Freunde mitgebracht.

Bevor die Zebras sich versahen, traten insgesamt vier weitere der grünen Giganten

aus dem Dickicht und schlugen brüllend um sich. Die überraschten Jäger wurden durch die Luft geschleudert, stürzten blutend zu Boden, versuchten sich neu zu formieren.

Die Zebras, welche auf den hohen Bäumen Stellung bezogen hatten, schossen ihre stählernen Seile um die Bären, sprangen von Ast zu Ast im Versuch, die übermächtigen Angreifer zu Fall zu bringen. Ein Stück weiter veranstalteten fünf Zebras ein Stellungsspiel um eine der vierarmigen Kreaturen, rückten ihr mit Klingen und Speeren zuleibe,

man konnte ihnen die Erfahrung als Jäger deutlich ansehen. Mehrere der gestreiften Einheimischen stellten sich vor Fluttershy, da sich der von Pfeilen gesäumte Bär direkt auf sie zubewegte. Mit geschickten Bewegungen ließen sie mit kleinen Armbrüsten mehrere Pfeile auf den geschundenen Angreifer zusausen - Doch diesmal schlug er sie mit seinen vier Pranken zu Kleinholz und stampfte die Zebras einfach aus dem Weg. Eine große Masse der restlichen Jäger verteilte sich über die Lichtung und war beschäftigt mit den tobenden Bestien. Sie schrien sich hektisch irgendwelche Anweisungen und Strategien in zebraskischer Sprache zu, nur ein Wort fiel immer wieder, darum schloss Fluttershy,

dass es die Rasse war: Mosayker.

Der verletzte Mosayker, der sich ihr behutsam näherte, ließ sich mit einem leichten Beben auf seine Knie nieder und suchte ihre Augen mit den seinigen. Fluttershy kannte sich gut genug mit Tieren aus, um zu erkennen, dass ein dankbarer Blick in ihnen lag.

Als er ihre Verletzungen sah, stieß er einen klagenden Schrei aus.

Fluttershy lächelte ihn sanft an und berührte mit ihrem Huf seine große, dunkle Nase.

Sie war feucht und kalt.
 

“Zum Glück bist du am leben...und ich hatte schon befürchtet, du wärst...”
 

Aus den Augenwinkeln nahm Fluttershy die Pfeile wahr, die sich ihr näherten.

Nur der schützende Arm des Mosaykers, der die Geschosse fortschlug, rettete ihr Leben.
 

“So ist das also...du hast es doch tatsächlich geschafft,

dir eine der wildesten Kreaturen dieser Gefilde Untertan zu machen,

und das nur mit dieser einen, kleinen Tat...

Du planst besser im vorraus, als Trixie erwartet hatte, Hut ab...”
 

Das dreckige Kichern. Die narzistische Tonlage. Fluttershy erkannte sofort, dass Trixie ihre Stimme wieder über die Lichtung klingen ließ. Wahrscheinlich hatte sie die ganze Zeit amüsiert zugesehen.
 

“Du...du gemeine Hexe! E-es ging mir nicht darum...uhhr...!”
 

Jede noch so kleine Bewegung verursachte einen quälenden Schmerz, Fluttershy hatte das Gefühl, sämtliche Knochen in ihrem Körper wären gebrochen. Umständlich versuchte sie,

den Kopf zu drehen - Einer der Mosayker war mittlerweile von zahlreichen Stahlseilen gefesselt, es würde nur noch Sekunden dauern, bis er zu Boden gehen würde.

Bei einem anderen, weit Größerem hatten die Zebras weniger Glück gehabt - Er schlug ununterbrochen in ihre Reihen, um ihn herum mussten schon um die zwanzig Zebras

gefallen sein - lebendig, wie Fluttershy mit Beruhigung feststellte. Die anderen Beiden Mosayker konnte sie nicht sehen, das Brüllen verriet ihr jedoch, dass auch sie noch weit davon entfernt waren, zusammenzuklappen.

In Ordnung. Wenn es noch eine Chance gab, zu entkommen, war diese nun gekommen.

So sehr es auch brannte, so sehr ihr Körper sie anflehte, sich nicht zu bewegen -

Sie erhob sich langsam wieder auf ihre vier Hufe und kam wackelig zum stehen.

Fast wäre Fluttershy auf den Rücken gefallen, doch der Mosayker vor ihr stützte

sie mit seiner weichen Pranke. Noch einmal lächelte sie ihn warm an - Mit ihren Augen.

Und, sie war sich nicht sicher ob es an ihren von den Schmerzen vernebelten Sinnen lag, Fluttershy glaubte, den Mosayker ebenfalls lächeln zu sehen.
 

“Danke...”
 

Das war das Letzte, das sie hauchte, bevor sie sich einmal mehr auf in die Tiefen

des Urwaldes machte - Ihr grüner Freund baute sich schützend vor ihr auf,

blockierte die Wege der näherkommenden Zebras.
 

“In Ordnung. Genug von Discords billiger Kontrolle.

Jetzt ist die große und mächtige Trixie am Zug!”
 

Fluttershy befand sich schon wieder im dichten Geäst und bekam nur noch flüchtig mit, was sich hinter ihr abspielte - Die Zebras brüllten schmerzerfüllt auf und ein blendendes, grünes Licht erfüllte die gesamte Lichtung. Dann war es still.

Minutenlang humpelte die halbtote Stute durch den stille Morast.
 

“Ich muss nach Hause...ich muss zu meinen Freundinnen...Ich muss zu Angel...”
 

Fluttershy wusste nicht, wie lange sie jetzt schon hier war - Doch ihre Hoffnung,

dass sie lebend aus diesem Urwald entkommen würde, schwindete zusehends.
 


 


 


 

“Hey, Fluttershy! Ich habe dich schon überall gesucht! Weißt du, Twilight hat einen neuen Flugzauber entwickelt mit dem man soooooooooooolche großen Flügel bekommt und jetzt wollen wir ihn zusammen testen und da hab ich gleich an dich gedacht!”
 

“Uhm...aber, weißt du, Pinkie...ich habe schon Flügel...”
 

“Oh jajaja aber du fliegst doch nicht so gerne und Twilights Flügel übernehmen das von selbst du hättest Rainbow Dash sehen sollen! Leider hatte sie eine unsanfte Begegnung mit einem von Twilights Bücherregalen...”
 

“......”
 


 


 


 

“Angel, was stimmt denn nun nicht mit dem Essen?

Du weißt doch, ich kann ni-Huh? Für mich?”
 

“...........”
 

“Angel, das...ist wirklich lieb von dir.

Das ist lecker, das ist sehr, sehr lecker!

Haben du und die anderen das zusammen gemacht?”
 

“.........”
 

“Hihi....ich habe euch lieb. Ich bin wirklich froh, Freunde wie euch zu haben...”
 


 


 


 


 

“Sagt mal, Mädels...”
 

“Was gibt’s denn, Rainbow Dash?”
 

“Na ja, ich habe mich gerade nur gefragt, ob wir wohl für immer Freundinnen

bleiben werden...Ich fände das ja schon echt cool...”
 

“Oh Dash du Dummerchen, natürlich werden wir für immer zusammen sein,

und ich schmeisse auch garantiert jedes Jahr wieder eine neue Geburtstagsparty

für JEDE von euch...uhm...Moment, das macht in zehn Jahren...

...das gibt eine MENGE Partys!”
 

“Pinkie hat recht, Rainbow. Selbst wenn meine Studien irgendwann beendet sein sollten...ich möchte für immer in Ponyville bleiben! Was meinst du, Fluttershy?”
 

“Um...also ich...nun...bevor ich euch traf, wisst ihr, da wusste ich nicht, was echte Freundinnen sind...aber seitdem wir uns kennen...bin ich so...glücklich jeden Tag.

Wenn das bis zu meinem Lebensende so bleiben könnte...das wäre schön.
 

Huh, w-warum seht ihr mich denn alle so seltsam an? H-habe ich etwas dummes gesagt?”
 

“Hört hört, ich stimme Fluttershy in jeder Hinscht zu. Sehr schön gesagt, Darling!”
 

“Lasst uns gleich einen Brief an Prinzessin Celestia schicken!

Immerhin ist das eine wichtige Erkenntnis!”
 


 


 


 


 

“...Ich muss nach..Hause...ich muss...nach Ponyville...”
 

“Sie spürt die Bogenenergie,

feines Blut tropft auf das Knie”
 

Ein schwerer Eisenpfeil bohrte sich wie ein Hammer in Fluttershys Seite und warf sie

auf den harten Waldboden. Zebras näherten sich ihr und umkreisten ihren leblosen Körper.

Das Letzte, dass sie spürte, war wie Hufe sie fesselten und unsanft hinwegtrugen.
 


 

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Ihre Wahrnehmung bestand aus verschwommenen Formen von Dingen,

die sie kennen sollte und solchen, die sie fürchtete, in seltsamer Weise entstellt. Wechselnde Geräuschfetzen und Sinneseindrücke schwammen durch ihren

pochenden Kopf, sie driftete durch ein großes Nichts, weit entfernt von ihrem Körper,

zu dem sie nicht zurückwollte - Aus Angst vor den Schmerzen, die sie erwarten würden.

Trübe und verzehrt nahm sie ferne Reaktionen ihrer selbst wahr: Ein schwaches Atmen, das Zucken ihrer Augenlieder, der brennende Schweiß auf ihrer Haut.

Ihre erzwungene Reise ins Diesseits war kaum bemerkbar. Ihr Körper begann damit, seine Funktionen wieder aufzunehmen, doch schenkte ihr ihr Verstand noch immer die Illusion eines schmerzbefreiten, dichten Schleiers fernab von physischen Qualen und jedes seins.

Sie kämpfte dagegen an. Sie wusste nicht warum, aber es war falsch, sich von dem Schleier umgarnen zu lassen, tiefer in ihn einzutauchen, dem anziehendem Blumenduft zu folgen. Ob dieser regenbogenschimmernde Kampf begleitet von einem unerträglichen Rauschen Stunden oder nur Sekunden dauerte - Das vermochte sie nicht zu sagen. Doch irgendwann siegte ihr Körper gegen den Verstand und langsam, extrem langsam glitt sie in die Realität zurück.

Ihre Rückkehr war äußerst unangenehm: Abgesehen von dem Pochen in ihrem Kopf,

dass ihre Wahrnehmung verzehrte, fühlte sie sich verklebt und feucht.

Immerhin waren die Schmerzen mittlerweile auf ein erträgliches Maß gesunken.

Fluttershy versuchte, die Augen zu öffnen, ihre Lider sollten sich bewegen,

doch verlangte dieser Vorgang eine Kraft, die sie nicht aufzubringen bereit war.

Also konzentrierte sie sich auf ihren Hörsinn: Sie nahm Stimmen wahr. Immer noch fern und entfremdet, aber sie wurden deutlicher. Klarer. Ein Eimer eiskalten Wassers ergoss sich über sie. Im ersten Moment fühlte sich die Kälte gut an auf ihrer brennenden Haut - Doch dann sorgte sie dafür, dass ihr Körper unkontrolliert zu zittern begann. Fluttershy schaffte es, die Augen zu öffnen und sich in ihrer Umgebung umzusehen - Sie saß auf einem Stuhl. Besser gesagt war sie darauf gefesselt. Ihre Hufe waren links und rechts von ihr mit dicken, scharfen Lederriemen an die hölzernen Lehnen des Stuhls fixiert und sie konnte sich keinen Milimeter bewegen.

Fluttershy befand sich in einem kleinen, länglichen Raum:

Es schien ein unzureichendes Dämmerlicht von der Decke herab, an den Wänden hingen allerlei beängstigende Gerätschaften; Etwas erkannte Fluttershy als eine Art Säge,

das nächste schien so etwas wie eine riesige Schere zu sein. Doch die meisten der Apparaturen hatte sie noch nie gesehen. Kleine Regale und Schränke säumten die tiefen Wände des Raumes: Überall lagen diese seltsamen Werkzeuge und Waffen herum,

so etwas kannte Fluttershy schon aus Filmen. Filme, an die sie sich nicht gerne erinnerte.

Sie war in einer Folterkammer. Kurioserweise bemerkte sie die beiden Zebras, die vor ihr standen, zuletzt: Starre Blicke erkannte man in ihren grünen Augen, ihre gestreiftes Fell war durchzogen von blutigen, pochenden Fleischfetzen, die wie lebendige Beulen aus ihrem Inneren zu wachsen schienen. Eines der Zebras hatte Fluttershy mit dem Wasser übergossen und gab ihr nun eine zweite Ladung. Sie konnte sich nicht bewegen, doch ihre Gliedmaßen zitterten wie Espenlaub und ihre Zähne klapperten wie Gehämmer.

Die kleine Tür am anderen Ende des Raumes öffnete sich, langsam trat Trixie mit einem Lächeln auf den Lippen ein. Fluttershy war noch nicht in der Lage gewesen, zu sprechen, doch jetzt war ihr klar, was sich hier abspielte: Sie hatte es nicht geschafft, den Zebras zu entkommen und wurde von ihnen gefangen genommen. Offensichtlich hatte sie verloren.

Und würde wahrscheinlich sterben. Trixie trat zwischen die Zebras an Fluttershys Fesselstuhl heran und begann lächelnd ein Gespräch.

“Trixie kann sich nicht erwehren, dir einen gewissen Respekt zu zollen, Pegasi-Stute.

Wie ich es erwartet hatte, steckt in dir weit mehr Potenzial, als man vielleicht hätte

denken können...Du hast dich ganz großartig geschlagen, das war eine unterhaltsame Jagd. Natürlich hast du das Spiel im Endeffekt verloren...aber du hast tapfer gekämpft.”
 

“Falsch...”
 

“Wie meinen?”
 

Fluttershy starrte mit halb geöffneten Augen auf ihre Knie und flüsterte mehr hauchend,

als dass sie sprach.

“Ich habe noch nicht verloren...meine Freundinnen...werden kommen...mich...retten...”
 

“Ja, nun, wie soll Trixie es dir schonend beibringen, kleiner Flügeldreck?

Das wird nicht passieren.”
 

Jetzt sah die umnebelte Stute auf und versah Trixie mit einem Blick

voll Hass und Verachtung.

“Was willst du noch von mir? Mach’s kurz und bring es hinter dich...”
 

“Ja, genau das meine ich! In dir steckt eine Kämpferin, Fluttershy!

Leider muss ich dich enttäuschen...Es kurz zu machen, wäre nicht nach Trixies

Geschmack. Weißt du...Deine Beteiligung an jenem Abend in Ponyville ist gleich Null...

und Trixie mag Ponies wie dich eigentlich recht gerne...du kommst mit jedem aus...

schaffst es sogar, wilde Bestien zu zähmen...”

Trixie fuhr sich mit ihrem Huf gelangweilt durch die Mähne, während sie sprach.

“Es ist zu schade...dass du so eine enge Freundin von Twilight Sparkle bist.

Denn letztendlich ist genau diese Tatsache in deinem Fall der einzige Grund dafür,

dass du gleich äußerst schmerzhaft verenden wirst.”
 

Stille. Trixie ließ das Gesagte wirken und wartete auf die Reaktion der Stute,

welche nach wie vor nur auf ihre Knie starrte. Vielleicht würde sie Flehen.

Vielleicht ihre Freundschaft zu Twilight Sparkle leugnen. Wenn sie das erreichen würde,

wäre Trixie glücklich! Fluttershy sah auf und Trixie wich nervös zurück. Das war nicht der Blick, den sie sich erhofft hatte. Boshafte Verachtung und ungebrochener Trotz spiegelten sich darin wieder.
 

“Wenn das so ist...”, und mit diesen Worten zog sich ein Grinsen über das Gesicht

des Pegasi, “...war ich noch nie glücklicher, sterben zu dürfen...”

Fluttershy lachte hustend auf und ließ ihren Kopf erneut nach unten hängen.

Trixie knirschte mit den Zähnen, sie kochte vor Wut.

Dieses dreckige, nichtswürdige Pony wagte es, angesichts ihrer Situation

die große und mächtige Trixie zu verspotten?!
 

“Genug der Worte...”, Sie ließ ihr Horn unangenehm aufleuchten,

”du wirst nun lernen, was wahre Schmerzen sind, Fluttershy.”
 

Eine leise, wunderschöne und doch traurige Melodie setzte ein und war im ganzen Raum zu hören - Es war die Melodie, die Fluttershy in den Garten gelockt hatte.

Die Zebras setzten sich in Bewegung.

Fluttershy hörte nur, wie eines von ihnen zu irgendetwas metallenem griff - und sah auf.

Während ihr gesamter Körper vor Schmerzen rebellierte und brannte,

fragte sich ein Teil von ihr, ob es anders gekommen wäre, hätte sie nicht aufgesehen -

Wahrscheinlich nicht.

Eines der Zebras hatte ihr einen vierspitzgen Eisennagel ins Auge gerammt.

Mit roher Kraft drückte es das rostige Metall immer tiefer hinein, Blut spritzte auf sein Fell, und Fluttershy kämpfte gegen das berstende Flehen ihrer Lungen an, zu schreien.

Das war genau das, was Trixie wollte. Sie brechen. Sie würde nicht brechen, niemals.

Mit ihrem intakten Auge erkannte sie, wie neben Blut Schleim und Flüßigkeit aus ihrem anderen Auge quollen, und auf ein kurzes Aufleuchten Trixies’ Horn, welche sich unter einem sadistischen Lachen bog, drehte das Zebra die Spitzen weiter in ihrem Auge herum.

Sie krallte sich mit den Hufen in das harte Holz, presste ihre Zähne aufeinander,

bis sie das Gefühl hatte, diese würden explodieren. Nach einer gefühlten Ewigkeit

ließ das Zebra endlich von ihrem Auge ab - Doch der Nagel blieb darin stecken.

Fluttershy sackte in sich zusammen, öffnete ihren Mund wieder und spuckte unter Keuchen und Stöhnen Blut auf ihre Knie.
 

“Hahahahahahahaha...windest dich wie ein Würmchen, das ist so süß, Stutendreck! Das gefällt Trixie, das gefällt ihr wirklich! Aber was soll das?!

Kein Pieps deiner bezaubernden Stimme drang über deine Lippen,

dabei hatte ich gehofft, deine süßen Schreie hören zu können...

Na, kein Problem, die werden wir schon noch aus dir rausquetschen, was?”
 

Den letzten Satz sprach Trixie mit einer betont süßen Stimme, Fluttershy sah sie mit ihrem noch intakten Auge an und erwiederte ihr herausforderndes Grinsen.

“Versuch es, Schlampe!”
 

“Hahahahahahahahahahaha!

Das ist es, Fluttershy, das wollte Trixie sehen! Du forderst mich heraus?

Du forderst die große Trixie heraus?! Natürlich nehme ich an!
 

Hunderte blaue Schmetterlinge flatterten um Trixie herum, Die Musik wurde lauter,

ihr Horn leuchtete einmal mehr unheilvoll auf - Die Zebras setzten sich wie Marionetten

in Bewegung. Fluttershy kniff die Zähne erneut zusammen in Erwartung dessen,

was gleich kommen würde - Es half. Zumindest im ersten Moment. Das längliche, schmale Messer, welches Fluttershy Fell und Haut gleichermaßen von der Brust schnitt und tiefe, gräuliche Löcher hinterließ, brachte sie noch nicht zum brüllen. Ihr ganzer Oberkörper rebellierte und ihr wurde schlecht, das Blut floß aus ihrem Mund wie Spucke.
 

“Weißt du, dass ein Pony unter den Oberarmen extrem dünne Haut hat

und es unvorstellbar schmerzhaft ist, wenn diese weggeschnitten wird?”
 

Noch bevor Trixie ihren Satz kichernd beendet hatte, drang das andere Zebra mit einer langen, dünnen Nadel in Fluttershys rechten Oberarm ein und setzte mit einer spitzen Schere nach - Wie bei einem Paket schälte es dem Pony die Haut vom Körper,

ein kleiner Schwall Blut ergoss sich aus ihrem Arm und sie trat und schlug vor Höllenschmerzen um sich, soweit es im gefesselten Zustand möglich war.

Ekelhafte Galle schoss ihren Verdauungstrakt nach oben und Sekunden später

hatte sie sich über das Zebra erbrochen. Doch noch immer schrie sie nicht.

Trixie, welche die ganze Zeit lachend vor ihr auf dem Boden lag und umringt war

von blauen Schmetterlingen, schien davon nur noch mehr angefixt zu sein.
 

“Na los, weiter, weiter! Wollen doch mal sehen, wie ihre Wangen

mit hübschen Löchern aussehen, HAHAHAHAHA!”
 

Die Hoffnung, es möge nicht so schmerzhaft sein, wie es sich anhörte, war vergebens.

Das breite Stahlgerät, welches sich sowohl von der Innen als auch der Außenseite Fluttershys’ Wangen bohrte, brachte sie zum beben, unterdrückte Schreie zogen sich

als leidvolles Piepsen durch den Raum, Tränen des Schmerzes quollen aus Fluttershys linkem Auge.
 

“Oh, Trixie hat noch eine Überraschung für dich! Das macht unser kleines Spiel noch lustiger, du wirst sehen, es wird wundervoll, du wirst es lieben!”

Wie ein kleines Fohlen, dass gerade das erste mal eine Puppe in der Hand hielt,

griff Trixie nach einer Fernbedienung und sah an Fluttershy herab: Erst jetzt merkte diese,

dass sich dünne Kabel von ihren Beinen über ihren ganzen Körper zogen.
 

“Diese kleine, feine Apparatur funktioniert mittels Schall. Das heißt, je mehr du schreist”, Trixie unterbrach sich, um in die Hufe zu kichern,” desto öfter und heftiger passiert DAS!”
 

Es war ein spürbarer Unterschied, ob man sich auf Schmerzen einstellen konnte oder nicht. Gleisender Strom durchfuhr Fluttershys ganzen Körper, ihre Gliedmaßen zitterten obszön umher und sie schrie mit geschlossenem Mund wie ein Tier, ließ jedoch kaum

einen Ton über ihre Lippen kommen. Es fühlte sich an, als würde sie wie ein Stück

Speck gebraten werden. Nach wenigen Sekunden erlosch der Strom und Trixie sah sie, etwas enttäuscht, an.

“Ich sehe schon, das wird so nichts...”
 

Ein grünes Licht strahlte in Trixies Huf und eine Sekunde später hielt sie etwas darin - Einen Hasen. Fluttershys Blick wandelte sich von einer komatösen Qual

zu blankem Entsetzen.
 

“A...A....A...a...”
 

“Ganz recht, dein kleines, süßes Häschen Angel. Ich mache dir einen Vorschlag, Fluttershy”, Trixie legte dem zitternden Hasen einen Huf um den Hals,

”Schrei. Schrei aus vollem Herzen und ich lasse deinen Hasen am Leben.”

Sie grinste die gefesselte Stute sadistisch an und diese sah ihrem Hasen in die Augen.
 

“An...ang...a...”

Fluttershy schluckte das aufwallende Blut herunter. In Ordnung. Wenn sie so wenigstens ihre geliebte Freundin retten konnte, sollte Trixie ihren Willen haben.

Sie sah der verhassten Hexe in die grüngrauen Augen und nickte ihr leicht zu.

Ein breites Grinsen zog sich über Trixies Gesicht und mit einem Aufleuchten ihres Hornes gebot sie den Zebras, ihr blutiges Werk einmal mehr aufzunehmen.

Doch Trixie begnügte sich nun offensichtlich nicht mehr mit normalen Foltermethoden - Eines der Zebras injizierte ihr direkt in eine frische Wunde ein, wie sie kurz darauf vermutete, schweres Nervengift. Es waren explosionsartige, unerträgliche Schmerzen.

Und Fluttershy schrie. Sie schrie wie am Spieß, ihr ganzer Körper bebte vor Pein und Tränen liefen ihr Auge in Sturzbächen hinunter. Sie schrie und schrie, ihr leidvolles Heulen wurde von dem engen Raum vollkommen verschluckt. Die Strafe folgte auf dem Huf -

Unmengen an Strom flossen durch Fluttershys Körper, sie fühlte sich wie ein Zitteraal, konnte spüren, wie jeder Milimeter ihres Fleisches gegrillt wurde, roch ihre eigenen, verbrannten Organe. Die Melodie war jetzt berstend laut.
 

Trixie schien sich jetzt in eine Art Extase zu steigern - Sie kam lachend auf den Stuhl zu

und war umringt von hunderten, strahlend blauen Schmetterlingen. Ihre dunklen Augen tränten vor Gelächter und sie schrie wie auf einem fröhlichen Fest,

wedelte überschwänglich mit den Hufen umher.

“WEITER, SCHREI LAUTER, DEINE STIMME IST SO SÜß, ICH LIEBE SIE

KLEINES DRECKFOHLEN, SCHREI MEHR, SCHREI FÜR MICH!”
 

Eines der Zebras hielt Fluttershys bebenden Körper fest, während das andere ihre Haut und ihr verbliebenes Fell mit einer stinkenden, klebrigen Masse einschmierte -

Und daraufhin mehrere Parasprites auf sie losließ. Die kleinen, kugelförmigen Parasiten stürzten sich auf die Klebemasse und fraßen sich überall in Fluttershys Körper hinein.

Sie zitterte, ihr ganzer Leib donnerte, ihre gefesselten Gliedmassen schnitten sich blutig

in die Lederriemen und ihre Schreie waren so schrecklich, sie wollte sie selbst nicht mehr hören. Hunderte Volt wurden durch ihren Körper gejagt und Trixie brüllte vor lachen.

“SO IST ES GUT, SCHREI KLEINE SCHLAMPE, SCHREI, SCHREI LAUTER,

ZEIG MIR MEHR VON DIESER WUNDERVOLLEN STIMME!
 

Discord stand in der Tür und sah dem grausamen Treiben mit Entsetzen zu.

Er begab sich in den dunklen Gang - Es reichte. Ihm war zutiefst schlecht.
 

Blaue Schmetterlinge überall. Dieses schreckliche Lied.

Weitere Klingen bohrten sich in Fluttershys Körper -

Doch war dies nichts im Vergleich zu dem, was Trixie nun tat.
 

“Oh, und jetzt will Trixie sehen, wie laut du noch schreien kannst!”
 

Ein hohles Knacken. Ein dumpfer Aufprall. Ein rollender Kopf. Ein toter Hase.
 

“NEIIIIIIHEIIIIIIIIIIIIIIN!”

Sie brach.

Fluttershy schrie, lauter, leidvoller als in den vergangenen Minuten zusammen.

Tausende Volt säumten ihren Körper, doch sie spürte sie nicht. Ihre Kopf verdrehte sich, aber sie starrte weiterhin schreiend auf den Kopf des kleinen Hasen.
 

“QUIEKE, QUIEKE WIE DAS KLEINE SCHWEINCHEN, DAS DU BIST!!!

Hahahahahahahahahahahahahaha!”
 

Ein letztes mal bäumte sich ihr Körper unter der blutrünstigen Folter auf,

Tränen und Schreie klungen ab, Fluttershy wurde mit einem mal vollkommen still,

ihre leeren Augen zeigten keinerlei Lebenskraft mehr -

Und dann fiel sie wie ein nasser Sack in sich zusammen.
 

“Hah...Hah...Hah...Hah...Hah...”
 


 


 


 


 


 


 

“Liebe Prinzessin Celestia,
 

heute haben wir gelernt, dass wir für immer zusammen bleiben wollen.

Freundschaft ist eine wundervolle Sache, eine Verbindung,

stärker als jede andere noch - Im besten Falle auf ewig.
 

Für immer gemeinsam Spaß mit Magie.

Für immer einander Loyal zur Seite stehen.

Für immer ehrlich zueinander sein.

Für immer zusammen lachen können.

Für immer Großzügigkeit in unseren Herzen tragen.

Für immer Freundlichkeit herrschen lassen.
 

Eine solche Kette ist unzerstörbar durch ihre starken Glieder -

Doch muss man sie pflegen und behüten, denn wenn ein einziges Glied fehlt,

zerfällt die Kette und kann nie wieder zusammengefügt werden.

Wir haben beschlossen, uns gegenseitig zu beschützen. Schon vor längerer Zeit,

doch nun ist es ein Versprechen bis an unser Lebensende.

Zusammen schreiben wir dir diesen Brief, mit unserem Wunsch,

dass unsere Kette bestehen bleibt.
 

Deine eifrigen Schülerinnen,

Twilight Sparkle, Rainbow Dash, Applejack, Pinkie Pie, Rarity und Fluttershy
 


 


 


 

“Es tut mir leid...ich habe es nicht geschafft, durchzuhalten...

Die Kette...sie wird wegen mir zerbrechen...

Es tut mir so leid...es tut mir so unendlich leid...bitte verzeiht mir...bitte...

Ich will noch nicht sterben...ich will bei euch bleiben...

Mit euch zusammen Spaß haben...

Warum...darf ich das nicht...

Warum durfte Angel das nicht...

Ich will noch...nicht sterben...ich will noch nicht sterben...
 


 


 

Ich hoffe...ich und Angel werden euch lange nicht wiedersehen...

meine über alles geliebten Freundinnen.”
 


 


 

Das Pony schien gebrochen. Ihr Geist war tot, ihr Körper nur noch eine leere Hülle.

Trixie stand keuchend vor ihr, ein breites Grinsen auf dem Gesicht, der Sabber tropfte

ihr aus den Mundwinkeln. Die Melodie war verstummt.

“Hah..hah...hahaha....hah...haha...”

Nach einigen Minuten hatte sie sich beruhigt. Trixie sah teilnahmslos zu der zerstörten Stute und wandte ihr dann den Rücken zu, um den Raum zu verlassen.

“Tötet sie.” war das Letzte, dass sie den kontrollierten Zebras befahl, bevor sie in den dunklen Gang einstach. Dort wartete Discord, der seltenerweise mal kein Grinsen auf dem Gesicht hatte und sie mit einem Blick musterte, den Trixie nicht zu deuten vermochte.

“Hattest du deinen Spaß, schimmernde Hexe?”
 

Seine Stimme war tonlos und ohne Spott. Was sollte das?

Trixie kicherte demonstrativ, leckte sich lasziv über die Lippen.

“Den hatte ich!”
 

Discord trat ihr gegenüber und musterte sie kurz.

Grüngraue, leere Augen.

Ein vollkommen schwarzes Horn.

Ihre Aura. Ihr Verhalten. Ihr Geist.

Keine Frage. Sie war soeben vollkommen erwacht.

“ER”...war in ihr erwacht. Discord wollte sich bestätigen.

“Warum hast du das getan, kleines Pony? Nicht, dass ich etwas dagegen hätte...

nur dachte ich...derlei Grausamkeiten wären nicht dein Stil, “mächtige Trixie”.”
 

Trixie starrte ihn einen Moment an, offenbar ebenso wie Discord nachdenkend,

was in den vergangenen Minuten passiert war.

Dann begann ihr Körper zu zittern. Sie biss sich kichernd auf die Unterlippe

und mit einem breiten Grinsen antwortete sie ihm.

“Weißt du, Discord...das....das ist einfach GEIL!”

Trixie starrte ihn grinsend und zitternd an wie eine Süchtige, nach wie vor lief ihr Speichel aus dem Mund und sie kicherte glücklich vor sich hin, als sie ihren Weg durch die dunklen Gänge fortsetzte.

Definitiv. Trixie gab es nicht mehr.
 


 

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Celestia schoss über die hohen Baumkronen hinweg, vorbei an den vielen, fliegenden Geschöpfen dieser Gefilde auf den Punkt zu, an dem sie Fluttershy vermutete.

Vor wenigen Sekunden war eine ungeheuerlich große, magische Aura aufgeflammt

und hatte ihren Spürsinn geweckt.

Eine Aura, die weit über die Fähigkeiten Discords’ hinausging.

Doch es war zu viel Zeit vergangen. Celestia befürchtete das Schlimmste.
 

“Twilight, Mädchen! Wo befindet ihr euch gerade?”
 

“Pr-Prinzessin Celestia...ich habe Fluttershy nirgends gefunden...nichts...ich-”
 

“Bereitet euch auf einen Teleport vor, ich werde euch zu mir holen!”
 

“Wa-”
 

Nur einen Augenblick später hatte Celestia die fünf Auren erfasst und zwangs-teleportiert.

Rarity und Applejack schrieen entsetzt auf, Pinkie Pie schien hellauf begeistert und Rainbow Dash ein wenig irritiert. Kein Wunder, immerhin waren sie hunderte Meter über dem Erdboden. Die Ponies waren von dünnen, gelblichen Hüllen umgeben, die sie mit Celestia schweben ließen.
 

“Verzeiht meine Dreistigkeit, aber ich denke, Fluttershy gefunden zu haben, Mädchen.”
 

“Prinzessin...Celestia, wo sind wir hier? Das ist nicht Equestria.”

Twilight sah sich fragend die endlosen Wälder, die Turmhohen Bäume und die vielen, bunten Vögel an, an denen sie vorbeiflogen.
 

“Ich habe einen weiteren, schweren Fehler gemacht, meine Ponies...

Ich habe die Möglichkeit, dass Discord sich außerhalb Equestrias versteckt,

geschweige denn Fluttershy in ein anderes Land entführt, nicht einmal in Betracht gezogen...so war auch Lunas Suche und mein magisches Ertasten in Equestria vollkommen sinnlos.”
 

Twilight sah sich noch ein weiteres mal die unter ihnen vorbeirauschenden Gefilde an

und schien zu erkennen, wo sie sich befanden.

“Wir sind im Land der Zebras, oder?! Das ist Zebraska!”
 

“Land der Zebras? Grüne Hölle? Jeminemine...”
 

“So ist es, Twilight Sparkle. Es steht zu befürchten, dass Trixie sich mit Hilfe von Discords Fähigkeiten einige der Einheimischen Untertan gemacht hat...die hier lebenden Kreaturen dürften bereits ein Problem gewesen sein...selbst für Fluttershy.

Aber mitten in Zebraska eine Gruppe Zebras gegen sich zu haben,

ist bedauerlicherweise ein sicheres Todesurteil.”
 

Für einen Augenblick herrschte, sah man von den natürlichen Geräuschen

des Dschungels unter ihnen und dem Klang des peitschenden Windes ab, Stille.

Pinkie Pie schien Celestias Worte noch nicht ganz begriffen zu haben, Rainbow schlug wütend gegen ihre Hülle und Rarity schüttelte betreten den Kopf. Twilight hingegen zitterte vor Wut und Schuldgefühlen.

“Fluttershy ist nicht wehrlos, Prinzessin...ich bin sicher...ich bin sicher, sie hat gekämpft...und lebt noch.”
 

Celestia schwieg, Twilight konnte ihr Gesicht nicht sehen, da die Prinzessin sich auf ihren schnellen Flug konzentrierte.

“Hoffen wir es, Mädchen.”

Wenige Minuten später stoppte Celestia aprupt über einer Stelle des Dschungels,

die gelblichen Hüllen der Elemente ebenso, die Ponies darin wurden unsaft gegen

die undurchdringlichen Wände geschleudert. Fluttershys Element, das im Gegensatz

zu den Kopien nicht nach dem Teleport verpufft war, leuchtete hell und alarmierend auf.
 

“Wir sind da.”

Celestias tonlose Stimme ließ Twilight nichts Gutes erahnen.
 

Langsam schwebte Celestia nach unten, hinein ins tiefe Dickicht, durch die breitgefächerten Baumkronen. Unter diesen war es sehr viel dunkler: Nur spärlich fielen hier und da Sonnenstrahlen auf das waldähnliche Gebiet, Felsen und kleinere Bäume durchzogen die Fläche unter ihnen. Sanft landete Celestia auf ihren Hufen, die schwebenden Hüllen lösten sich auf und die Mane Five purzelten etwas grob zu Boden. Die Prinzessin drehte ihren Kopf gehetzt in alle Richtungen. Dann fixierte sie einen Punkt auf dem Boden, etwa zwanzig Meter vor ihnen. Sie schritt darauf zu und ließ ihr Horn erleuchten. Augenblicke später erhob sich aus der verwilderten Wiese eine Klappe -

Ein unterirdischer Geheimgang.
 

“Fluttershy ist da unten, Mädchen. Trixie und Discord sind weg.

Euch droht keine Gefahr mehr.”
 

Die Entwarnung der Prinzessin war angekommen; Applejack, Rainbow Dash und Rarity machten sich sofort die dunkle Treppe hinunter und Pinkie Pie hüpfte unbeschwert hinterher.

“Wartet auf miiich, ich will Fluttershy zuerst umarmen!”
 

Celestia indes blieb mit ernstem Blick zurück. Twilight ging einige Schritte auf den Gang zu, stierte nach unten in die Dunkelheit. Dann drehte sie sich zur Prinzessin und tauschte mit ihr Blicke.

“Prinzessin...”
 

Celestia schloss ihre Augen und ließ den Kopf hängen. Twilight verstand.

Schluckend machte sie sich ebenfalls auf in die unterirdischen Kavernen.

“Verloren”, war ihr letzter Gedanke, bevor sie die Stufen hinabstieg.
 

Celestia blieb zurück. Sie spürte Fluttershys Aura, doch war das lediglich der Rest

ihrer ausgelöschten Seele. Keine Lebenskraft mehr. Das konnte nur eines bedeuten.
 


 

Nur sehr langsam schritt Twilight den engen, vollkommen dunklen Weg entlang.

Ein gutes Stück geradeaus schien das schwache Licht einer Lampe aus einer Tür rechts im Gang. Sie wusste, was sie erwarten würde. Sie wollte es nicht sehen. Aber sie musste.
 

Zögerlich bog sie in das schwach beleuchtete Zimmer ein.

Es war eine Folterkammer. Überall hingen die schrecklichsten Instrumente

und Gerätschaften an den Wänden. Auf dem Boden lagen zwei tote Zebras -

Offenbar hatten sie sich gegenseitig umgebracht. Ein beißender Gestank stieg

Twilight in die Nase - Es roch nach Fäulnis und Verwesung.

Rarity saß an einem der leeren Tische und schluchzte still in sich hinein. Ihre Lippen bluteten, biss sie sich doch darauf herum, ihre Tränen zu unterdrücken.

Rainbow Dash trat und schlug in einer anderen Ecke des Raumes alles kurz und klein, Tränen glänzten in ihren Augen. Niemand schien auf sie zu reagieren, es war eine seltsame, unangenehme Stimmung. Und dann sah Twilight es:

Pinkie Pie saß still vor ihren Knien und starrte zu Boden, Applejack saß neben ihr und versuchte, Pinkie zu trösten. Twilight wurde schlecht. Sie musste sich den Mund mit den Hufen zuhalten, musste de Würgereflex unterdrücken. Vor ihr saß eine grausam entstellte, bis zur Unkenntlichkeit gefolterte Fluttershy. Sie hatte nur noch ein Auge, ihr wurde fast die ganze Haut abgezogen, es roch nach gebratenem Fleisch. Auf ihren Knien lag ein blauer Schmetterling.
 


 

Um Twilight...du solltest wirklich besser auf dich achtgeben. Schau, dein Brief hat doch noch

bis Morgen Zeit. Geh bitte schlafen, du siehst sehr müde aus...ich singe dir ein Schlaflied.”
 

“Du möchtest etwas über Silberechsen herausfinden? Sicher, wenn ich dir dabei ein Hilfe sein kann...dann komme ich gerne mit!”
 

“Ich und Angel haben Haferplätzchen für alle gebacken.

Ich weiß nicht, ob sie gut sind, aber...

Angel sagt, ich solle still sein und sie euch einfach geben...”
 

“Wenn es geht...möchte ich für immer mit euch und den Tieren des Waldes zusammenbleiben. Das...würde mir schon reichen, um glücklich zu sein.”
 

Dieses übermächtige, brutale Pochen im Kopf. Diese grausame, unerträgliche Gewissheit.

Ihr Atem ging schneller. Sie war zu keinem klaren Gedanken fähig, verlor das Gleichgewicht und taumelte ein paar Schritte zurück, wobei Twilight an etwas kleines, rundes stieß - Angel. Sie blieb für einen Moment wie angewurzelt stehen, fixierte den Kopf des Hasen.

Dann sah sie noch einmal auf Fluttershys Leiche - Ein Schrei. Ein ohrenbetäubender, qualvoller Schrei. Sie konnte ihn ganz deutlich hören. Die Tränen des Schmerzes, die Hoffnung, ihre Freundinnen würden kommen und sie befreien. Fluttershy hatte bis zur letzten Sekunde gelitten. Twilights Wahrnehmung brannte. Sie musste hier raus. Sofort.

Die Stute wandte sich ab, den Raum zu verlassen. Rarity, welche bisher kopfschüttelnd und stumm Tränen vergossen hatte, sah auf und erhob sich von ihrem Tisch.

“Twilight...w-wohin...wohin gehst du?! Siehst du nicht, was-”
 

“Wir müssen uns auf die nächste Runde vorbereiten.”
 

Mit einem Mal trat Stille im Raum ein. Rainbow Dash unterbrach ihr wüten, Applejack sah Twilight verständnislos an und auch Rarity zeigte sich schockiert.

Twilights Stimme war leer und ausdruckslos.
 

“...Was?”
 

“Wir haben keine Zeit, Verluste zu bedauern, Mädchen.

Wir müssen uns jetzt auf das nächste Spiel konzentrieren.”
 

Rainbow Dash stürzte durch den Raum, Rarity versuchte noch, sie aufzuhalten, doch es war zu spät - Mit voller Wucht schlug sie Twilight ins Gesicht, die daraufhin krachend in einem der hölzernen Schränke zum liegen kam.
 

“Mehr hast du dazu nicht zu sagen?! Sieh dir Fluttershy an, Twilight!

SIEH SIE DIR AN! DAS IST NUR DEINE SCHUL-”
 

Offensichtlich hatte Rainbow nicht mit einem Konter gerechnet. Twilights Schlag, der Rainbow Dash ebenso mitten ins Gesicht zielte und sie von den Hufen warf, kam schnell

und emotionsgeladen. Twilight hatte immernoch ein ausdrucksloses Gesicht, doch sie zitterte.
 

“Was glaubst du, soll ich tun?! Soll ich bedauern, dass Fluttershy tot ist?

Würde das IRGENDETWAS bringen?! Könnte ich euch damit beschützen?!

Aber über SO ETWAS denkst du natürlich nicht nach, nicht wahr, Rainbo-”
 

Rainbow Dashs Hinterhufe schnellten wie der Blitz in Twilights Magen und schnitten ihr das Wort ab, taumelnd vor Schmerz torkelte diese gegen die steinerne Wand.
 

“Du arroganter Eierkopf, Fluttershy war die Schwächste von uns, und du hast nur im Schädel wie du die folgenden Runden gewinnen kannst?! Hättest du nicht zwanzig Tage lang faul und untätig rumgelegen um deinen scheiss-”
 

“DASHIE, HÖR AUF!”

Applejack, die Rainbow Dash mit ganzem Einsatz zurückhielt, schrie sie an,

wie sie es selten tat. Rainbow Dash starrte erst sie, dann Twilight betreten an,

eine Mischung aus Wut und Verzweiflung tobte in ihren Augen.

Twilight fixierte ihre Freundinnen, verließ dann aber ohne weiteren Kommentar den Raum. Rainbows letzte Selbstbeherrschung fiel in sich zusammen und sie stürzte schluchzend auf die Knie. Applejack setzte sich behutsam neben sie und nahm die weinende Stute in den Arm. Rarity sah Twilight nach und schien eine Erkenntnis zu haben. Auch sie ließ sich wieder auf einm Stuhl nieder und streichelte der weinenden Rainbow die Mähne.

“Sie schauspielert nur. Twilight trauert genau so sehr wie...nein...

sie trauert noch mehr als wir. Und sie...”
 

Twilight humpelte den dunklen Gang zurück, bog um eine Ecke, und nach etlichen Minuten, als sie sich sicher war, dass die Anderen sie nicht mehr hören konnten, brach sie auf dem Boden zusammen, übergab sich auf den kompletten Gang, schrie ihre Trauer und ihren Ekel heraus.
 

Was bildest du dir ein?! Jetzt hör mal gut zu, Mr.Drache, vielleicht hast du scharfe Zähne, bist riesig und spuckst Feuer - Aber du wirst nicht-DU WIRST NICHT...

meine Freundinnen verletzten! Verstanden?!
 

Ihre Hufe schlugen fortwährend gewaltsam auf den harten, kalten Stein der massiven Wand, immer und immer wieder. Als ihr das nicht mehr genügte, begann sie damit, ihren Kopf jammernd ein, zwei Mal gegen die Mauer zu schlagen, bis sie dazu nicht mehr die Kraft hatte und wimmernd in sich zusammensank. Das Fell ihrer Wangen war durchtränkt von ihren dunklen Tränen, die ihr Gesicht hinab und in zwei kleine Pfützen auf dem Boden mündeten.
 

Was glaubst du, wer du bist, dass du hier herumstreunerst und Ponies in Stein verwandelst?! Du solltest dich schämen, am liebsten würde ich deine Eltern aufsuchen und ihnen von deinen üblen Taten berichten! Verwandle Twilight zurück und lass dich von mir ja nicht nochmal beim versteinern erwischen!
 

Twilight riss sich vor Verzweiflung Teile ihres Fells aus, biss sich auf die Mähne.

Plötzlich wurden zwei weiche Hufe um sie gelegt - Prinzessin Celestia saß hinter Twilight

und legte ihren Kopf auf ihre Schulter. Twilight sah sich erschrocken um -

Auch Celestia brannten Tränen in den Augen.

“Wir alle tragen die Schuld daran, Twilight. Du musst diese Bürde nicht alleine schultern.”
 

Einen Moment lang zitterte Twilight nur, erwiederte Celestias Blick, war sich nicht sicher,

ob sie das Folgende überhaupt tun dürfte - Doch es war ihr egal.

Weinend klammerte sie sich an Celestias Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf.
 

Die Kette war zerbrochen.



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