Childhood von Trevelyan (DA2) ================================================================================ Kapitel 3: Magic (Part Three) ----------------------------- Teil 3 Malcolms POV ------------------------------------------------------------ Als er mit Leandra die Treppe hinabstieg hatte Carver sich neben dem Hund vor dem Kamin in eine Decke gewickelt und starrte abwesend ins Feuer. Garrett hing in seinem großen Sessel, die Beine über die Armlehne baumelnd und langweilte sich offensichtlich ziemlich. Leandra ging zu Carver, hockte sich hin und rieb seine Schultern. "Ist dir noch kalt?" er schüttelte den Kopf ohne jemanden anzusehen. "Er hat noch kein Wort gesagt." meinte Garrett und Carver sah ihn dafür böse an. Malcolm atmete tief ein. Carver war das schon immer das Verschlossenste seiner Kinder. Er hatte weder Garretts Leichtfertigkeit noch Bethanys Frohsinn. Carver grübelte viel und Leandra hatte mal gemeint, er lebe gerne in seinem eigenen, kleinen Schneckenhaus. Doch wenn er mit Bethany im Garten spielte, hörte er die beiden durch das Fenster lachen, wenn er selbst drinnen mit Garrett über den Büchern hing. "Ich mache uns erst mal was zu essen.." meinte Leandra und begab sich in die Küche. Garrett sah ihr nach, sagte aber nichts und Carver blickte weiter regungslos ins Feuer. "Was ist mit Bethany?" fragte Carver monoton und ohne ihn anzusehen, aber Malcolm wusste dennoch, das die Frage an ihn gerichtet war. Er setzte sich neben Carver auf das Fell, das vor dem Kamin ausgelegt war. Das wärmende Kaminfeuer würde die Kälte, die immer noch in seinen Knochen saß, langsam vertreiben. Coon legte seinen Kopf auf seinen Oberschenkel und jaulte leise, als er ihm beruhigend über den Kopf strich. "Carver, du weißt doch, dass Garrett und ich nicht oft ins Dorf gehen und dich, Bethany und Mutter zum Beispiel nie in die Kirche begleiten." Carver nickte. "Ich habe dir schon erklärt, das wir uns vor den Templern in Dorf verbergen müssen, weil sie uns fortbringen, wenn sie herausfinden, was wir können." Er atmete tief durch. Bethany und Carver standen sich so nah, wie man es von Zwillingen erwarten würde. Manchmal schienen sie wie eine Seele in zwei Körpern zu sein. Er betete stumm zum Erbauer, dass Carver damit zurecht kommen würde, dass Bethany nun wesentlich seltener mit ihm zusammen sein konnte. "Weißt du...Bethany hat auch diese Kräfte, diese Magie. Das was heute passiert ist, da hat sie sie zum ersten Mal entdeckt. Die Magie kann viel Gutes bewirken, aber sie hat auch ihre Gefahren und deswegen muss ich Bethany von nun an helfen, damit zurechtzukommen, damit niemanden was passiert, auch ihr selbst nicht." "Ist sie jetzt...anders?" Malcolm lächelte. "Nein. Sie ist immer noch deine kleine Schwester und das wird sie immer sein. Keine Magie der Welt kann das je ändern." Er schlang einen Arm um Carvers Schultern und blickte mit ihm ins Feuer. "Aber sie wird ab jetzt nicht mehr so viel Zeit für dich haben können wie bisher. Sie wird wie dein Bruder von mir Unterricht bekommen." Carver löste sich von ihm und starrte ihn an. "Heißt das ich sehe sie dann so selten wie dich?" Malcolm biss sich auf die Unterlippe. Irgendwie hatte er tief im Inneren gewusst, dass diese Frage kommen würde. "Aber Carver, wir sehen uns doch jeden Tag." "Ja zum Essen und den Rest der Zeit bist du nur mit ihm beschäftigt." Er deutete auf Garrett, der sich bis jetzt nicht eingemischt hatte und warf ihm einen giftigen Blick zu. "Du bist doch nur neidisch." giftete Garrett zurück. "Garrett!" ermahnte er ihn scharf und dieser zeigte seine übliche Reaktion, verdrehte die Augen und tat so, als würde es ihn nicht interessieren. Carver stand dagegen auf und wickelte sich ungeschickt aus der Decke. "Carver..." er berührte ihn am Arm, doch dieser riss sich ohne ein weiteres Wort los und stürmte aus dem Zimmer, vorbei an Leandra, die gerade wieder hereinkam. "Carver?" sprach sie ihn an, doch er ignorierte sie und rannte aus dem Zimmer. „Was ist los?" fragte sie besorgt. Malcolm seufzte, stand auf und stemmte die Arme in die Hüften. "Wirklich, sehr hilfreich Garrett, musste das jetzt sein?" "Was denn, er hat doch angefangen!" verteidigte sich sein Ältester und gestikulierte in Richtung der Tür, aus der Carver gerade gestürmt war. "Vielleicht, aber du bist der Älter..." fing er an, wurde jedoch von Leandra unterbrochen. "Bethany!" Leandra lenkte seine Aufmerksamkeit auf seine Tochter, die schon wer weiß wie lange im Türrahmen stand. Leandra eilte sofort zu ihr und hob sie hoch. "Streitet ihr wegen mir?" fragte Bethany und sah betroffen zu Boden. "Natürlich nicht, Schätzchen! Du kennst doch deine Brüder!" Leandra lächelte und wenn er sie nicht so gut kennen würde, dann hätte er es für echt gehalten, doch er wusste sie tat es nur für Bethany. Und es stimmte ja irgendwie auch. Garrett und Carver hatten sich ständig in den Haaren, es verging nahezu kein Tag an dem es nicht krachte. Bethany nickte und Leandra gab ihr einen Kuss auf die Wange, bevor sie sie runter ließ. Leandra warf ihm einen deutlichen Blick zu und deutete Richtung Tür, bevor sie verschwand und nach Carver sah. "Wie gehts dir Bethany?" fragte er und hockte sich hin um auf Augenhöhe mit ihr zu reden. "Ganz gut." druckste sie herum. Man sah ihr deutlich an, wie unsicher sie war. Er deutete Garrett an Platz im Sessel zu machen, was dieser tat und es sich stattdessen mit einem Buch aus dem Regal bei Coon auf dem Fell gemütlich machte. Er setzte sich hinein und holte Bethany auf seinen Schoss. Sie blickte ihn mit ihren großen Augen erwartungsvoll an. "Hör mal Bethany, ab morgen wirst du fast jeden Tag mit Garrett und mir lernen und üben." "Und Carver?" "Es tut mir leid Bethany. Er kann leider nicht dabei sein. Jemand muss doch deiner Mutter helfen." Sie nickte und fragte nicht weiter, aber er wusste nicht, ob sie es bereits völlig begriffen hatte, was ihre neue Macht für ihr Leben bedeutete. Sie kuschelte sich an ihn und starrte ins Feuer. Es sollte ihn eigentlich nicht überraschen, das sie seine Magie geerbt hatte, war ihm doch ausgerechnet das einzige Mädchen der Familie am ähnlichsten. Sie hatte seine Augen und Gesichtszüge. Seine eigene Markanz fehlte, die bei Carver dagegen trotz seiner Jugend umso deutlicher war, und war bei ihr durch ein rundes Puppengesicht ersetzt worden, was wohl für ein Mädchen nicht unbedingt etwas schlechtes war. Sie und Carver sahen sehr fereldisch aus, wie er selbst, was nützlich war, fielen sie doch so weniger auf. Ganz im Gegensatz zu Garrett, der ihn mit jedem Tag, den er älter wurde, mehr an Leandras Vater, Aristide Amell erinnerte. Aristide war ein sehr stolzer Mann gewesen, nicht wirklich arrogant, aber unnahbar, genau wie seine Frau. Er hatte nie verstanden wie die beiden eine solch wunderbare, sanftmütige Person wie Leandra erziehen konnten. Gamlen hatte da schon eher zu ihnen gepasst. Er wusste, das sie ihn gehasst hatten. In ihrem Augen hatte er ihnen ihre Erstgeborene gestohlen. Ein fereldischer Abtrünniger, ohne Geld und Titel, der um die Hand einer Frau bat, die dem Kirkwaller Hochadel angehörte, eigentlich bereits dem Comte de Launcet versprochen war und darüber hinaus die Tochter des Mannes war, der sich berechtigte Hoffnung auf den Thron des Vicomte machte. Manchmal kam es ihm auch heute noch wie ein Traum vor, das Leandra sich für ihn entschieden hatte. Status, Ansehen, Reichtum, ihre Familie...sie hatte das alles für ein Leben mit einem Abtrünnigen aufgegeben. Er wusste das Leandra manchmal mit sich kämpfte, nicht weil sie glaubte es wäre die falsche Entscheidung gewesen, sondern weil sie sich schuldig fühlte, zum Niedergang der Amells mit beigetragen zu haben. Das sie mit einem einfachen Mann davon gelaufen war, war Skandal genug, doch als ihre Base Revka dann auch noch ein magisch begabtes Kind hatte, war der Untergang der Amells nicht mehr aufzuhalten. Heute lebte in Kirkwall nur noch Gamlen und der meldete sich so gut wie nie bei seiner Schwester. Gamlen hatte nichts mit seiner Schwester gemein gehabt, doch es war ihm zu verdanken, das er Leandra überhaupt näher kennen lernen konnte. Wahrscheinlich hatte er sich das von seinen Eltern für den Rest ihres Lebens vorwerfen lassen müssen... Er würde nie den Abend vergessen, an dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Es war ein besonderer Tag gewesen, durfte er doch die Galgenburg für ein paar Stunden verlassen, um die Adligen der Stadt auf einer Feier mit ein paar anderen Magiern bespaßen. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen, als er sie in ihren roten Kleid in der Menge stehen sah. Später an diesem Abend hatten sie sich heimlich auf dem Balkon getroffen, dank der Hilfe von Gamlen und Ser Maurevar Carver. Sie hatten sich die halbe Nacht unterhalten und ab da jede Gelegenheit wahrgenommen sich zu treffen. Er wusste sie war die Richtige und als sie sagte, sie würde alles hinter sich lassen und mit ihm fortgehen, war er der glücklichste Mann auf der Welt. Er war Maurevar Carver noch heute dankbar, das er ihm erlaubt hatte, den Zirkel von Kirkwall einfach so verlassen zu dürfen. Die Erinnerung, wie er sicherstellen musste, das die Amells ihn in Ruhe ließen, war weit weniger angenehm. Wie der Kommandant der Grauen Wächter ihn vor ein Ultimatum gestellt hatte, um zu bekommen, was er wollte. Skrupelloser Bastard! Es war die eine Sache in seinem Leben, auf die er überhaupt nicht stolz war und er hoffte inständig, dass seine Familie nie herausfinden würde, was er in den Vimmark Bergen getan hatte. Leandra rief zum Abendessen und riss ihm so aus seinen Gedanken. Der Anblick von Bethany und Garrett erinnerte ihn daran, das ihr gemeinsames Glück nun einen weiteren Preis forderte. Die Verantwortung für Garrett zu haben, war schon schwer genug, aber jetzt auch noch Bethany. Er war im Zirkel nie über den Rang eines Magiers hinausgekommen, es hatte ihn nie interessiert, ein Lehrer zu werden und andere auszubilden und bevor seine Ausbildung zum Verzauberer überhaupt beginnen konnte, war er bereits weggegangen. Heute wünschte er sich, er hätte sich damals etwas mehr Mühe gegeben. Bethany sprang von seinem Schoss und rannte in die Küche, während Garrett nur langsam aufstand und sich streckte. Carver saß bereits am Esstisch, würdigte jedoch niemanden eines Blickes. Wenigstens hatte Leandra es geschafft ihn zum Essen zu bewegen. Der Rest des Abends verlief in aller Stille. Es war heute soviel passiert und jeder musste erst mal für sich die Dinge ordnen. Carver verzog sich sofort nach dem Essen ins Kinderzimmer, während Garrett und Bethany vor dem Kamin noch mit dem Hund spielten. Er selbst half Leandra in der Küche. "Fängst du gleich morgen mit ihr an?" fragte sie leise, damit die Kinder sie nicht hörten. "Ja, je früher desto besser. Oh Leandra, ich wünschte ich hätte damals den Verzauberern im Zirkel besser zugehört. Ich hab den Ersten Verzauberer immer für einen verschrobenen Besserwisser gehalten." Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. "Nun ich habe ihn nur einmal getroffen, aber ich hatte denselben Ausdruck von ihm." sagte sie und brachte nun auch ihn zum Lächeln. "Es wird nicht leicht werden. Wir müssen ab jetzt noch vorsichtiger sein." "Sie werden in der Kirche fragen, warum sie nicht mehr mit im Chor singt. Die Schwestern haben gesagt, sie hätte eine wunderbare Stimme und sie haben recht. Es bedeutet ihr so viel. Malcolm, kann sie vielleicht..." Sie brach ab, aber er wusste was sie fragen wollte. "Es kommt darauf an, wie sie sich entwickelt. Vielleicht kann sie sich irgendwann recht normal unter den Leuten bewegen, aber gerade die Kirche..." Er würde Bethany nicht das Recht auf jedwede normale Aktivität verwehren, aber solange sie jung und unerfahren war, konnte er das Risiko nicht eingehen, sie in die Nähe eines Templers zu lassen. "Da sind die Templer nie weit." Sie blickte zu Boden. „Ich bilde Garrett nun bereits seit fast 6 Jahren aus und bin noch immer jedes Mal nervös, wenn ich ihn mit ins Dorf nehme.“ gab er zu und Leandra sah ihn traurig an. Garrett durfte sich nicht ohne ihn nach Lothering hinein begeben. Selbst wenn Leandra mit den Zwillingen ins Dorf ging, durfte er nie mit, wenn Malcolm nicht dabei war. Eine notwendige Regel, die im Laufe der Jahre für sehr viel Streit gesorgt hatte, fühlte sich Garrett dadurch doch oft ziemlich benachteiligt. Für Bethany würden nun dasselbe gelten. "Ausgerechnet direkt vor ihrem Geburtstag." "Ja." meinte er und räumte das letzte Geschirr weg, bevor er mit einer Handbewegung die Lichter auslöschte. Leandra folgte ihm ins Wohnzimmer, doch er blieb in der Tür stehen, als er Garrett und Bethany reden hörte und deutete Leandra ebenfalls zu warten. Bethany blickte in den Kamin, während Garrett mit Coon spielte. "Garrett..." "Hmmm." meinte der nur und warf einen Ball ans andere Ende des Zimmers, welchen Coon gleich enthusiastisch zurück brachte. Normalerweise hatte er den Kindern verboten im Haus mit dem Hund zu spielen, ging dabei doch eigentlich immer was zu Bruch, doch heute war kein normaler Tag und vielleicht verhielt sich Bethany offener, wenn sie dachte keiner ihrer Eltern höre zu. "Warum war das Feuer heute nicht heiß...so wie das im Kamin." "Das an deinen Händen meinst du?" "Mmmmh." Sie schlang ihre Arme um ihre Knie und sah ihn nicht an. "Die Erklärung dafür ist ziemlich kompliziert. Hat was mit Manaströmen und dem eigenen Willen zu tun. Vater wird dir das erklären, aber es ist alles wirklich nicht so schlimm, wie du jetzt denkst." "Meinst du?" Sie schien nicht überzeugt. Garrett hörte auf mit dem Hund zu spielen und rutschte auf Knien zu ihr. "Ja, mit der Zeit wirst du tolle Dinge lernen." Er gestikulierte mit den Händen und sie sah ihn nun tatsächlich neugierig an, auch wenn Malcolm nicht deuten konnte, was er damit genau darstellen wollte. "Kann ich mir nicht vorstellen." Garrett sah sich kurz um, doch Malcolm hatte die Tür fast geschlossen, so das er seine Eltern nicht im dunklen Flur stehen sah. "Ich zeig dir was, aber du darfst es Vater nicht sagen, er bringt mich sonst um." Malcolm atmete kaum hörbar aus. Garrett hatte wirklich Sinn für Übertreibungen. Bethany nickte eifrig. Leandra legte eine Hand auf seinen Arm, doch er deutete ihr an abzuwarten. Garrett hatte seine Kräfte für sein Alter gut im Griff und er wusste, das er bei Bethany kein Risiko eingehen würde. Es war die eine Sache, die er in den letzten Jahren immer wieder eingetrichtert hatte. Wirke nie einen Zauber, wenn du nicht absolut sicher bist, dass du seine Auswirkungen unter Kontrolle hast. Garretts Hand glühte kurz und er öffnete seine Faust aus der ein kleines, aber helles Licht über die beiden schwebte. Malcolm lächelte. Ein Zauberlicht. Kaum mehr als eine Taschenspielerei für einen Magier. Bethany starrte es erstaunt an und Garrett drehte seine Hand und das Licht begann über ihnen zu kreisen. "Sehr praktisch, wenn man sich mal im Dunkeln aus dem Haus schleichen will." scherzte Garrett und Bethany lachte zum ersten Mal am heutigen Tag wieder. „Das ist so hübsch!“ Das Licht fiel langsam herab und Bethany streckte ihre Hände aus, so das es in sie hinein fiel. Fasziniert betrachtete sie es näher. "Siehst du? Deine Magie tut nur dann jemanden was, wenn du das willst." Garrett machte eine beiläufige Handbewegung und das Licht erlosch in Bethanys Händen. Malcolm schloss leise die Tür und sah seine Frau an. "Ich dachte nie, das mal zu sagen, aber irgendwie bin ich jetzt doch dankbar, das Garrett auch magiebegabt ist. Vielleicht kann er sogar besser dafür sorgen, das ihre Angst nicht mehr so groß ist, als ich es mit allem Wissen und Büchern der Welt könnte." Sie lächelte zum ersten Mal wieder aufrichtig und hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Es wird alles gut.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)