Childhood von Trevelyan (DA2) ================================================================================ Kapitel 5: Magic (Part Five) ---------------------------- Teil 5 Malcolms POV Es war eiskalt in der Küche und nur ein einziges Wandlicht beleuchtete den Raum am frühen Morgen. Malcolm sah aus dem Fenster über die mit Reif überzogenen Felder, die Sonne zeichnete sich erst wage am Horizont ab und würde erst in Stunden aufgehen. Die Tür öffnete sich, Garrett gefolgt von Leandra Küche trat ein, welche sie sogleich leise hinter sich zu zog. Leandra ging durch den Raum und lehnte sich an die Küchenzeile, während Garrett genau vor der Tür stehenblieb. Er wusste, warum er hier war und was nun kam. Es hatte all seine Willenskraft und Leandras Intervention gebraucht, dass er Garrett nicht noch gestern Abend aus dem Zimmer gezehrt und ihm die Leviten gelesen hätte. „Was zum Teufel hast du dir gestern bei diesem Kommentar gedacht?“ sagte er und versuchte seine Stimme unter Kontrolle zu halten. Garrett zusammen zu brüllen und damit die Zwillinge zu wecken wollte er unbedingt vermeiden. Sie mussten von dem hier nichts mitbekommen. „Na ja...es ist ja nicht so, dass die Gefahr überhaupt nicht bestünde, dass das passiert.“ rechtfertigte sich Garrett und es machte ihn beinahe nach wütender, dass er es damit begründete, dass er Recht hatte. Natürlich hatte er Recht! Aber das war noch kein Grund seiner verängstigten kleinen Schwester das auch gleich an den Kopf zu knallen. „Deine Schwester hat gestern erst ihre Kräfte entdeckt und es hat sie bis ins Mark erschüttert und dir fällt nichts anderes ein, als ihr sofort das Schlimmste an den Kopf zu werfen, was überhaupt passieren kann?“ Am liebsten würde er ihm eine Ohrfeige verpassen, aber er wollte sich nicht gehen lassen. Schon gar nicht vor Leandra. Er ließ sich nie gehen! Er war ein disziplinierter Magier! „Es ist mir so raus gerutscht. Tut mir leid.“ sagte Garrett und sah zu Boden. „Dein großes Mundwerk wird dich einmal in gewaltige Schwierigkeiten bringen, wenn du nicht aufpasst. Denken Garrett! Denken bevor man redet!“ Garrett war auf der einen Seite so talentiert und klug, dass es ihn immer wieder erstaunte zu welchen magischen Leistungen er in seinem Alter bereits fähig war, doch seine verdammte, große Klappe konnte er selten halten. Malcolm wusste, dass er sie von ihm geerbt hatte und das war der einzige Grund, warum er meistens so nachsichtig mit ihm war. „Ja.“ sagte Garrett tonlos. „Es ist wirklich dein Glück, dass Bethany dich nicht verstanden hat.“ sagte Leandra deutlich ruhiger als er selbst war. „Ja.“ Malcolm wusste, das Garrett entschieden hatte, das Ganze einfach über sich ergehen zu lassen. „Beim Erbauer, gestern Abend, als du im Wohnzimmer mit Bethany geredet hast, dachte ich noch, du hättest etwas verstanden und dann das!“ sagte er nun auch wieder ruhiger. Nach seinem letzten Satz sah Garrett ihn nun kurz an und zog die Augenbrauen zusammen. „Das hast du gehört?“ fragte er kleinlaut. „Gehört und gesehen, Garrett. Und deine Mutter übrigens auch. Und mal davon abgesehen, spüre ich es immer, wenn du in diesem Haus Magie wirkst, dafür muss ich es nicht Mal sehen.“ Garrett blickte erneut kurz auf, entschied sich dann doch wieder für den Boden. „Immer?“ fragte er und in jedem anderen Moment hatte ihm das ein Lächeln entlockt, doch nun musste er streng bleiben. „Natürlich! Du magst ja vieles können, aber wenn du einen Weg erfindest, zu zaubern, ohne das andere es merken, die mit der Materie vertraut sind, müssen wir uns nie mehr vor den Templern verstecken.“ „Ich spüre nicht, wenn du zauberst.“ warf Garrett ein. „Nur, weil ich dir das noch nicht beigebracht habe.“ sagte er mit aller Strenge. Garrett trat von einem Fuß auf den anderen und etwas an seiner bislang stoischen Körperhaltung veränderte sich. Und es war genau das, worauf Malcolm gewartet hatte. Garrett war sehr klug, das würde Malcolm ihm nicht absprechen, aber er dachte bisweilen, er wisse alles besser. Einsicht kam bei Garrett noch nie leicht. Er glaubte, er käme immer davon, wenn er vorgab, zuzuhören und die Strafpredigt einfach über sich ergehen ließ. Malcolm kannte ihn gut, er war früher genau so gewesen. „Es...tut mir leid, Vater. Ich werde in Zukunft nachdenken, was ich Bethany gegenüber sage und was nicht. Es ist nur...“ Garrett druckste herum, was er selten tat. Malcolm kam nun um den Tisch herum und hockte sich vor ihm hin, sodass er seinem Blick nicht mehr ausweichen konnte. „Was Garrett?“ fragte er geduldig. „Es wäre besser, wenn sie normal geblieben wäre. Sie ist immer so freundlich zu allen und vertraut jedem gleich...ich glaube nicht, dass es reicht, wenn sie dir lediglich verspricht im Nichts mit niemanden zu reden.“ Garrett sah ihm nun direkt in die Augen und flüsterte seine nächsten Worte so leise, dass Leandra sie nicht hören könnte, er sie aber genau verstand. „Du weißt, dass das unmöglich ist.“ Malcolm konnte nicht anders, als ihn in eine feste Umarmung zu ziehen, die dieser sogleich erwiderte. Beim Erbauer, er war selten so erleichtert gewesen. Garrett hatte bereits weit mehr über das Dasein als Magier verstanden, als er je zu Hoffen gewagt hatte. Magier gingen jedes Mal ins Nichts, wenn sie schliefen. Jede Nacht...ihr ganzes Leben lang. Sie verbrachten dort fast soviel Zeit wie in dieser Welt und nahmen alles bewusst war, als würden sie wachen und nicht schlafen. Menschen, die keine Magier waren, würden dies niemals ganz verstehen. In all dieser Zeit niemals mit einem Geist zu reden, niemals eine Frage über die Wunder dieses Ortes zu stellen, niemals mit einer anderen Seele in Kontakt zu treten...es war schlicht und einfach unmöglich. Als würde man blind, stumm und taub durch diese Welt wandern. Es war eines der wenigen Dinge, das er Leandra verschwiegen hatte und er war froh, dass Garrett es ihm gleich getan hatte. Ein echter Magier zu sein, bedeutete nicht, vor den Gefahren des Nichts wegzulaufen, sondern sie zu erkennen und ihnen zu widerstehen. Mit einem guten Geist zu reden und ihn um Rat zu fragen, war nichts schlechtes. Aber einen Geist als Dämon enttarnen zu können, das war die wahre Herausforderung des Nichts. Langsam löste er sich von ihm und Garrett wischte sich hastig mit dem Ärmer seines Pullovers über die Wangen. Natürlich viel zu stolz um zuzugeben, dass er nicht so abgeklärt war, wie er immer tat. „Ich weiß Garrett. Und ich bin sehr stolz, dass du das ohne mein Zutun begriffen hast.“ Er legte seinem Sohn die Hände auf die Schultern und fuhr fort. „Bethany ist etwas anders als wir beide, weißt du? Ihre Kräfte machen ihr im Moment nur Angst, keinen Spaß. Wir können sie nicht vor den schrecklichen Tatsachen bewahren, die du bereits kennst. Sie wird es begreifen müssen. Hilfst du mir dabei? Ganz vorsichtig und langsam?“ Garrett lächelte leicht und nickte mehrere Male. Leandra war an seine Seite getreten und Garrett umarmte nun auch sie heftig. Als sie sich lösten, ließ sie es sich nicht nehmen, ihm nochmal mit der Hand über die Wange zu fahren, um auch die letzten Tränenspuren zu beseitigen. Er verdrehte die Augen, hielt sie aber nicht davon ab, was ihr ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. „Geh ruhig wieder ins Bett, mein Schatz. Es ist noch viel zu früh.“ sagte sie und Garrett nickte. Malcolm stand auf, starrte aber noch einige Sekunden die Tür an, durch die Garrett gerade verschwunden war und die Leandra nun sachte schloss. Sie kam auf ihn zu und er zog sie sofort in seine Arme. „Ich kenne mich ja nicht aus, aber das war gerade eine wichtige Lektion, oder?“ hauchte sie sanft. Malcolm sah sie an. „Wahrscheinlich die wichtigste Lektion seines Lebens. Die meisten von uns lernen sie nie oder brauchen Jahrzehnte, um zu begreifen, was er bereits weiß. Du kannst dir nicht vorstellen, wie erstaunlich er ist, selbst für einen Magier.“ Leandra kannte ihn gut, doch er wusste es war auch nicht schwer zu erkennen, das sich neben Freude und Stolz auch etwas anderes in seine Stimme mischte. Grenzenlose Furcht. „Was ist los, Malcolm? Fragte sie und nahm sein Gesicht in ihre Hände. „Ich will deine Sorge wirklich nicht noch größer machen...“ flüsterte er und er sah ihr an, dass sie nicht verstand. „Sag es mir einfach. Das haben wir uns doch mal versprochen.“ Er lächelte leicht als er daran zurück dachte. Sie war die Frau die er liebte und sie hatte die Wahrheit verdient, er war auch ihr Sohn. „Wenn man uns jemals enttarnt dann würde man Bethany und mich einfach im Zirkel wegsperren und es gut sein lassen, aber Garrett...er ist zu außergewöhnlich, zu talentiert und in den Augen der Templer viel zu gefährlich...“ Er sah ihr direkt in die Augen und nahm ihre Hand, die direkt über seinen Herzen lag in seine. „....sie würden ihn niemals am Leben lassen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)