Insel ohne Strand von Tikila89 (Vergangene Tage und Freundschaften) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Kapitel 4 Ich öffne die Augen. Ich kann kaum etwas sehen. Lichtpunkte, mehr nicht. Ich höre gedämpfte Stimmen. Was ist passiert? Wo bin ich? Ich will mich bewegen und spüre, dass ich gefesselt bin. Nicht mit Seilen, sondern mit einer Jacke. Nein, es ist mehr als eine Jacke. Es ist ein Laken, in welchem in eingewickelt bin. Es hält meine Arme um mich geschlungen. Wie eine Zwangsjacke. Das Laken ist an eine Plattform geschnürt. Ich hänge, liege also nicht. Ich kann den Unterschied kaum spüren. Mir ist so schwindelig. „Nummer Sieben kommt zu sich.“ Ich versuche meine Vektoren zu benutzen, aber es fühlt sich an, als könnte ich sie nicht finden. Ich weiß, was ich sonst machen muss, woran ich denken muss, damit ich sie kontrollieren kann. Aber jetzt passiert gar nichts. Bin ich noch zu betäubt? Die Sunny liegt weit vor der Insel an. Die Strohhüte durften nicht näher an die Insel heranfahren, da die Felsen bis unter die Wasseroberfläche ragen. Sanji wollte nicht auf diese Insel. Er besonders nicht, wieso nicht, hat er nicht gesagt. Die Insel besitzt keinen Strand. Es ist ein einzelner, großer Felsen der aus dem Wasser herausragt. Kein Sand, keine Palmen, keine einzige Pflanze. Der Lebensfeindlichste Ort, den man sich auf dem Meer vorstellen kann. Eine in den Fels gehauene Treppe führt von einer gerade mal meterbreiten Anlegestelle für Beiboote die Felswand hinauf zu einem großen, eingezäunten Platz, der an den Innenhof eines Gefängnisses erinnert. Nur stehen auf dem Platz keine Hanteln oder Basketballkörbe, sondern Bänke, eine kleine Grillstelle und ein Tennisplatz. Doch was es mit dem Platz auf sich hat, können die Strohhüte auf den ersten Blick nicht erkennen. „Es war richtig von euch, sie uns wieder hier her bringen zu lassen. Sie gehört nicht in die Welt da draußen.“, Ein Mann in weißem Kittel sitzt an einem Bildschirm vor einer Tastatur und Maus in einem kleinen Büro. Er wirft nur einen kurzen Blick durch die geöffnete Tür, während Ruffy, Nami, Chopper und Zorro an ihr vorbeigeführt werden. Ruffy hat es sich nicht nehmen lassen, es sich anzusehen. Er wäre keinen Meter weiter gefahren, wenn er nicht wissen würde, was jetzt mit ihr passiert. Da Ruffy garantieren konnte, dass sie schnell betäubt werden kann, wenn sie es nicht erwartet und so weitere Verluste ausschließen konnte, schuldet Professor Kakuzawa ihm einen Gefallen. Kakuzawa, der Leiter der Einrichtung, kommt aber nicht auf die Idee ihn persönlich zu empfangen. Wenn ihn jemand zu Gesicht bekommt, dann sind es die Leiter der jeweiligen Abteilungen oder seine Sekretärin. Er hat es nur über eine Teleschnecke bestätigt. Irgendwann kommen die vier einen Raum betreten, der ganz sicher ein Pausenraum ist. Tische, Bänke, ein Fernseher in einer Ecke und noch kurz bevor sie den Raum betreten sehen sie, wie zwei Frauen, in engen Röcken, Blusen und Weste gekleidet, den Raum verlassen, sich unterhaltend und jeweils einen Kaffee in der Hand. Sie scheinen keine Doktoren zu sein, sondern eher Büroangestellte. In dem Raum riecht es noch intensiv nach Nudelsuppe, obwohl man nirgends etwas Derartiges sehen kann. Die Küche muss aber ganz in der Nähe sein, wenn hier gegessen wird. Die Flure wirken steril, auch wenn sie einen anderen Eindruck machen sollen. Wie Flure in einem Krankenhaus. Alle Türen sind aus Metall. Ein Arzt schließt die Tür hinter den Strohhüten, lehnt sich mit dem Rücken an die Wand neben der Tür und rührt mit einem Löffel in seinem Kaffee. „Es ist ein Wunder, dass ihr noch lebt. Wirklich, das wundert mich ernsthaft. Wenn ihr wüsstet, was diese Biester anstellen können, dann hättet ihr sie bestimmt von Bord geworfen.“ Ruffy will etwas sagen, Nami unterbricht ihn aber, ehe er reagieren kann. „Diese Biester? Also gibt es noch mehr von denen?“ Der Arzt nickt auf die Frage, seufzt einmal tief und legt eine Hand in den Nacken. „Leider, Ja. Naja, was heißt Biester? Soweit wir das momentan begriffen haben ist es eine Erbkrankheit. Wir wissen nur noch nicht ganz, wodurch sie ausgelöst wird. Ich meine, Die Hörner sind ja schlecht zu übersehen. Wäre schon besser, wenn man da ein Mittel gegen findet.“ „Sind die Hörner das einzige Symptom?“, möchte jetzt Chopper wissen, der Ruffy auch ungern zu Wort kommen lassen will. Er denkt sich, vielleicht wird sich Ruffy beruhigen, wenn er das Gespräch auf eine wissenschaftliche Ebene hebt. Dann versteht Ruffy eh nur noch die Hälfte. Jeder der Strohhüte spürt, dass Ruffy sich zurückhalten muss, den Arzt, der scheinbar so locker gegen die Wand gelehnt mit ihnen spricht, anzuschreien und den Kopf zu waschen. „Nicht wirklich. Ich bin aber nicht wirklich sicher, ob ich euch das alles erklären darf. Wir forschen aber schon eine ganze Weile an dem Mist. Erst einmal haben alle, die von der Krankheit befallen sind, die gleiche Haarfarbe. Die Augenfarbe kann aber abweichen. Ob das wichtig ist, wissen wir noch nicht. Allerdings wissen wir, dass alle, die mit der Krankheit auf die Welt kommen, Schizophren werden. Das äußert sich verschieden, wird aber wahrscheinlich an dem vergrößerten Stirnlappen liegen.“ „Wie vergrößert?“ „Naja, am Anfang dachten wir, dass diese Hörner nur ein unwichtiges Symptom wären, aber als wir die ersten geröncht haben, sahen wir sofort, dass die Hörner nur dazu da sind dem Gehirn in diesem Bereich mehr Platz zu bieten. Damit es sich besser entwickeln kann.“ „Die Hörner sind hohl?“ „Ja, so kann man das sagen.“ „Ist es dann nicht eher eine Physische, als eine Psychische Krankheit?“ „Teils-Teils. Es gibt aber immer ein gleiches Muster. Also nur, damit ihr das auch wirklich versteht, diese Dinger, oder Diclonius, wie wir sie nennen, das sind keine Menschen. Auch, wenn sie so aussehen. Das ist kein blödes Gerede, das ist so. Im Alter von zwei Jahren töten sie ihre Eltern, auch wenn sich die wenigsten daran erinnern können. Wenn wir dann noch nicht auf sie aufmerksam wurden kommen sie in ein Heim oder in Pflegefamilien. Wie eben ganz normale Kinder. Aber das endet immer in einem Massaker. Ich habe da schon Geschichten gehört. Puh. Das will man keinem erzählen. Außerdem darf ich das ja auch gar nicht. Aber eine Sache war schon auffällig. Falls die Familie ein Haustier hatte, hat es das Massaker überlebt. Wir haben da so ein paar Versuche gemacht und ich kann euch sagen, ein Diclonius würde sich von einem Hund eher zerfleischen lassen, als ihnen ein Haar zu krümmen. Das gleiche mit anderen Tieren. Menschen bringen sie Um ohne mit der Wimper zu zucken, aber Tiere niemals. Was sagt uns das?“ Der Arzt macht eine Pause, wartet auf eine Antwort, doch er muss seine Frage selbst beantworten. „Die sehen sich selbst nicht als Menschen. Für die sind wir nur Staub. Müll, der aus dem Weg geräumt werden muss. Wir sind in deren Augen nicht wert zu leben. Und darum ist es gerade so wichtig, dass wir hier weiter forschen. Dass sie nicht draußen rumlaufen und nach Lust und Laune Menschen abschlachten. Diese Dinger sind Gefährlich und gehören auch so behandelt. Aber glaubt mir, irgendwann haben wir ein Mittel gegen dieses Zeug gefunden. Wir können froh sein, dass die sich nicht selbst fortpflanzen können. Sonst gäbe es bestimmt schon viel mehr von diesen Dingern.“ „Ach was.“ „Nein. Das ist auch so eine Sache. Alle Diclonius kommen ohne innere Geschlechtsteile zur Welt. Das ist echt Faszinierend. Nur zu schade, dass ich nicht in die Abteilung für dieses Thema komme. Bin nicht lange genug hier. Das würde mich echt interessieren.“ „Soll das heißen, es gibt außerhalb dieser Anlage keine Diclo…Wie auch immer.“ „Nein, das wäre unverantwortlich von uns. Wir durchforsten regelmäßig Berichte von Massakern oder Ermordungen, wo anschließend ein Kind vermisst wird. Das Kind suchen wir dann.“ „Und wie viele gibt es hier?“ „Eine ganze Menge. Ich könnte echt nicht schlafen, wenn ich nicht selbst die Sicherheitsmaßnahmen gesehen hätte. Naja, aber Computer haben auch mal Fehler, wie man sieht.“ „Sie meinen, weil Lucy entkommen ist.“ „Lucy, Nana, Angel.. Wenn ihr euch einen Namen aussucht besteht eine zwei zu drei Changs, dass sie sich nicht angesprochen fühlt. Darum geben wir denen Nummern. Sie ist Nummer Sieben. Die Anlage ist übrigens nicht nur auf das kleine Bürogebäude begrenzt, was man von außen sehen kann. Wir haben Dreizehn Stockwerke bis unter die Erde. Auf jedem Stockwerk haben drei Diclonius Platz. Zusammen mit allen dazugehörigen Daten und Untersuchungsräume. Es ist zu gefährlich sie von einem Stockwerk ins andere zu bringen, darum versuchen wir alles so nahe wie möglich aneinander zu haben.“ „Das macht 39 Diclonius, habe ich recht?“ „Oh, Fuck. Das hätte ich nicht sagen sollen. Vergesst das einfach wieder.“ Ruffy lässt sich auf einen Stuhl fallen, seufzt einmal tief und legt den Kopf in den Nacken. „Und was macht ihr, wenn ihr keinen Platz mehr habt?“ Aber anstelle zu antworten mustert der Arzt Ruffy einen Moment, trinkt einen großen Schluck Kaffee und stößt sich von der Wand ab. „Ich frag mal, wann ihr runter könnt.“ „Momentmal, was heißt runter?“, will Nami dann wissen und tritt einen Schritt vor, „Ich denk nicht dran mehrere Stockwerke unter der Erde zu verschwinden, nur um Tschüss zu sagen.“ „Du kannst auch gerne hier bleiben. Ich such die Soldaten, die eigentlich schon lange hier sein sollten.“ Ich spüre ihn noch immer. Ich war so nah bei ihm. Auf seinem Schiff. Wie wir es uns ausgedacht hatten, als er mir das Baumhaus zeigte. Aber damals hatte ich mir das alles anders vorgestellt. Du hast dich nicht getraut. Ich weiß. Wenn du mich gelassen hättest, dann hätte ich es getan. Das wäre viel zu schnell gegangen. Weil ich dich raus gelassen hatte bist du nackt durch die Gänge gerannt. Ja, aber das war auch was anderes. Es war so warm. So toll. Baden. Wir sollten Mama fragen, ob wir das öfter machen können. Du kapierst auch gar nichts. Aber du hattest Recht. Ich mag ihn wirklich sehr. Wenn er wirklich noch hier ist, dann kommt er uns vielleicht besuchen. Vergiss es. Er wird nicht kommen. Er ist auch nur, wie die Anderen. Nein, er nicht. Du hast es selbst erlebt. Erst lügt er dich an, vergisst dich sogar, und dann verrät er dich. Er war verwirrt. Das bin ich auch manchmal. Du solltest nicht mit ihr reden. Sie ist böse. Sei still. Niemand will sich mit einem Kind unterhalten. Ihr solltet beide still sein. Aber weil es hier so verdammt leise ist… Kannst du nicht anders als uns zuzuhören. Ich hatte mich neben ihn ins Bett gelegt. Er war so warm. Das war besser als Baden. Hör auf davon zu reden. Es ist vorbei. Du hättest ihn töten sollen. Sei Still! Er hat es nicht verdient, weiter zu leben. Das ist nicht wahr. Sieben Jahre. Du weißt es ganz genau. Und die Welt wäre anders. Du sollst nicht darüber reden. Ich mach das nicht! Er ist nicht anders als die Monster, die du schon getötet hast. Sei Still. Er hat sich verändert. Du hättest ihn töten sollen. „Aber es ist vorbei. Und ich habe es nicht getan. Also sei endlich still.“, flüstere ich und realisiere erst jetzt, dass es um mich herum leer und still ist. Sie sind weg. Alle beide. Ich kann mich nicht ablenken, wenn es so still ist. Dann muss ich mit ihnen reden. Darum wurde es auch erst so schlimm. Weil es hier so still ist. „Ich denk nicht dran!“, antwortet Ruffy fest, doch er weiß, wenn er nicht macht, was sie verlangen, wird er sie nicht sehen. „Hast du Angst vor Nadeln?“ „Was wollt ihr mit meinem Blut anstellen?“ „Nichts Besonderes. Forschungszwecke. Ihr habt sehr lange zusammen mit einem Diclonius überlebt, und wir wissen noch nicht viel über die Auswirkungen auf die Menschen, die mit ihnen Leben. Wir wollen nur untersuchen ob es einen biologischen Grund dafür gibt, dass ihr noch lebt. Möglicherweise liegt es an den Opfern selbst, wieso sie nicht überlebt haben. Vielleicht war es auch nur ein Zufall. Wir wollen nur sicher gehen.“ „Das ist Schwachsinn.“ „Nein, ist es nicht.“, mischt sich Chopper jetzt ein und blickt zwischen der jungen Ärztin und Ruffy umher, „Ihr glaubt, dass ein Hormon sie Aggressiv macht?“ „Wir haben gar keine Ahnung. Wir wollen es nur testen.“ Schweigen. Selbst Ruffy wartet auf die Reaktion von Chopper. Als der jedoch den Arm für die Blutabnahme hinhält, schüttelt er erneut den Kopf. „Mir gefällt das nicht.“ „Mich interessiert es schon. Wenn es nur daran liegen würde, dann könnte man dafür sorgen, dass sie wieder gesund werden.“ „Und wenn sie gar nicht gesund werden wollen?“ „Dann hören sie wenigstens auf zu morden.“ Ruffy reibt sich die Stelle am Arm, lehnt sich auf dem Stuhl zurück und blickt an die Decke. „Wie lange müssen wir noch warten?“, will er wissen und die Ärztin, die gerade Nami etwas Blut abnimmt, winkt nur mit einer Hand ab. „Sie hatte die Betäubung wohl nicht ganz vertragen. Es geht ihr gut, aber sie muss sich noch ausruhen. Ihr möchtet ja auch, dass sie merkt, dass ihr da seid, wenn ihr sie seht, oder?“ „Klar, aber das dauert echt lange. Könnt ihr mir nicht wenigstens sagen, wie lange es dauert?“ „Das ist nicht so einfach vorauszusagen.“ „Lucy? Bist du es?“ Das Licht geht an. Ich kann es durch die Löcher in meinem Helm sehen, aber ich bewege mich nicht. Wer immer da ist, er nennt mich bei meinem Namen. Nicht bei der Zahl, die sie mir gegeben haben. „Bist du wach?“ „Wer bist du?“ Die Stimme kommt nicht aus einem Lautsprecher. Er ist hier. „Bist du es, oder nicht?“ Wieso ist ihm das so wichtig? „Ja, ich bin es. Was willst du von mir?“ „Was ich von dir will? Lucy, du bist etwas ganz besonderes. Das weißt du auch.“ Ein Mall tritt von der Seite in mein Sichtfeld. Er ist viel zu weit weg, als dass ich an ihn heran kommen könnte, dennoch halte ich meine Vektoren schon vor mir. Wenn er eine Waffe hat, kann ich schnell reagieren. Doch als ich etwas sehe, womit ich nicht gerechnet habe, hebe ich den Blick. Er trägt einen weißen Kittel, seine Hände sind scheinbar leer, er trägt einen Dreitagebart, allerdings hat er eine Glatze. Doch das ist nicht das, was mit auffällt. Zwei Hörner. So wie meine. „Lucy, ich habe großes mit dir vor. Gemeinsam werden wir der Fünfzehntausendjahre langen Vorherrschaft des sogenannten Homosapiens endlich ein Ende setzen.“ „Wer zum Teufel bist du?“ Meine Stimme klingt fest, aber ruhig. Es überrascht mich, aber die Fassung verliere ich nicht. „Ich bin der, der dich raus gelassen hat.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)