Eva von Tikila89 (Eingabe Verarbeitung Ausgabe) ================================================================================ Kapitel 8: Alltag ----------------- Kapitel 8 Hunger. Hunger und kalt. Die Kälte spüre ich aber schon gar nicht mehr richtig. Der Hunger ist schlimmer. Er schaltet das Licht ein, öffnet die Tür und tritt ein. Ich liege mit dem Stuhl auf der Seite auf dem Boden. Ich bin umgekippt, als ich mich gestern befreien wollte. Seit dem liege ich hier. „Guten Morgen, Eva!“ Grinst er mich an, eine Tasse Kaffee in der einen, einen Teller in der anderen Hand. „Ich hab mir gestern den Tag frei genommen. Nimm es mir nicht übel. Dafür hattest du ja etwas Zeit für dich selbst.“ Ja. Zeit hatte ich genug. Ich halte die Augen geschlossen, atme leise durch und warte. Ihm werde ich kein Wort mehr sagen. Er will eh nur etwas wissen, was ich selbst nicht weiß. Als er seine Tasse und den Teller auf den Schreibtisch abgestellt hat, kommt er zu mir herüber. Er sieht mich einen Moment an. Ich weiß es einfach, auch wenn ich ihn nicht sehen kann. Dann greift er meinen Arm, zieht mich nach Oben und stellt den Stuhl, auf dem ich sitze, wieder richtig auf den Boden. Ich ziehe die Arme an, verdecke so viel von mir, wie ich kann. Ich glaube nicht, dass er mich anfassen will. Für ihn bin ich nur ein Schaltkreis. „Wie fühlst du dich?“, fragt er dann, als er wieder zurück zu seinem Schreibtisch geht um einen Schluck aus seinem Kaffee zu trinken. Der Geruch von frischem Brötchen und Aufschnitt steigt mir in die Nase. „Ich hab Hunger. Und Durst.“ „Hunger und Durst? Ja, stimmt. Dein Kreislauf ist darauf angewiesen. So wie unserer.“ Ich nicke und schließe die Augen. „Du bekommst was, wenn du mir gesagt hast, wo die beiden sind.“ Ich hab es geahnt. „Ich weiß es aber nicht.“ Er seufzt leise. „Komm schon. Wem willst du das erzählen? Du weißt alles über die Strohhüte. Wieso ausgerechnet das nicht?“ „Ich hab nicht gefragt.“ „Nicht gefragt? Achso. Und alles andere hast du gefragt, oder wie? Nur das offensichtliche nicht?“ Ich schüttle den Kopf. „Nein. Ich hab nie etwas gefragt. Ich wusste es einfach.“ „Du wusstest es einfach. Achso. So, wie du einfach weißt, dass du hier nicht weg kommst, wenn du es mir nicht sagst?“ Ich zögere. Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken. Aber wenn ich jetzt nicht frage, ist es gleich zu spät. „Was macht ihr mit mir, wenn ihr es wisst?“ Akio wird hellhörig. „Hm? Wenn du es uns sagst? Hört sich an, als wolltest du handeln. Dann weißt du es doch.“ Ich schüttle den Kopf. „Ich will es nur wissen.“ „Naja, wenn wir alle Informationen haben, die wir brauchen, wirst du an die Krankenstation überwiesen.“ Sie kümmern sich um mich. „Da nehmen sie dich dann auseinander. Dein Körperbau ist wirklich wertvoll für die Medizin. Du könntest die Antwort auf Prothesen und künstliche Organe sein.“ Nein. „Aber ein Vorteil hat es ja für dich. Dann hast du keine Schmerzen mehr. Wenn man das überhaupt so nennen kann.“ Sie lassen mich hier einfach sterben. Entweder werde ich verhungern, verdursten oder zerstückelt. Klasse Aussichten. Erfrieren werde ich nicht. Dafür ist es nicht kalt genug, auch wenn ich zittern muss. „Du weißt, dass ich dir jetzt mit Sicherheit nichts sagen werde?“ „Ach, weißt du, ich hatte auch etwas Zeit zum Nachdenken.“ Er stellt seinen Kaffee zur Seite, nimmt etwas vom Schreibtisch und kommt auf mich zu. Diesmal spüre ich die Nadel genau. Linker Oberarm. Aber es tut nicht mehr weh, als der Hunger. „Was hast du vor?“ Ich zucke zusammen, verschränke die Arme vor der Brust und blicke zu ihm auf. Er sagt nichts. Kein Wort. Wieder beginnt sich alles zu drehen. Ich senke den Blick, blinzle desorientiert und schaue mich im Raum um. Es ist, als höre die Schwerkraft auf zu wirken. Kein Gleichgewicht. Ich greife nach meiner Rückenlehne, halte mich fest, doch es hilft nichts. Was ist das? Was soll das? Schwarz. „Eva? Hey, Eva. Hörst du mich?“ Ich kenne die Stimme. Ich liege auf dem Boden. Es ist nicht kalt. Jedenfalls nicht so kalt. Ich bin angezogen. Ruffy redet mit mir. Als ich realisiere, dass ich mich bewegen kann, schrecke ich auf, springe auf meine Füße, drehe mich zu der Stimme um und schaue zurück. Da sind sie. Ruffy, Nami, und Sanji. Wir sind in der Küche der Sunny. Was zum Teufel! „Was soll das!?“ Ich schreie sie an. Sie sehen mich hingegen nur verwirrt an. „Ganz ruhig. Bist du okay?“ Nami redet auf mich ein, hebt beschwichtigend die Hände. Ich beachte sie gar nicht, sehe mich im Raum um und schlucke. Alles ist wie immer. Er ist es. „Akio! Was soll das!?“ „Wer ist Akio?“ Sanji sieht fragend zu Ruffy, der zuckt nur kurz mit den Achseln. Das ist wirklich nicht witzig! „Hör auf damit! Hol mich zurück!“ „Eva, ganz ruhig. Was ist denn los?“ Lysop kommt von der Seite auf mich zu. Sofort springe ich zur Seite, taste mich an der Theke entlang und greife das erstbeste Messer, was ich finden kann. „Wohu. Eva, komm runter!“ Das ist kein Traum. Alles ist extrem real. Alles ist ganz normal. Aber es ist nicht echt! „Akio! Hör auf!“ Ich rufe es nur in den Raum im Wissen, dass er mich hört. Oder wenigstens in der Hoffnung. Jetzt kommen Ruffy und Sanji auf mich zu. Die Hände beschwichtigend gehoben. „Kommt nicht näher!“ So ein Schwachsinn! Sie sind ja nicht mal da! „Akio!“ „Eva, hör mir zu. Du bist auf den Kopf gefallen. Was ist los? Wer ist Akio?“ Will Sanji von mir wissen, der, zum Glück, ein paar Meter vor mir stehen geblieben ist. Ruffy steht etwas näher bei mir. Das Messer lasse ich aber nicht los! „Bleibt weg von mir! Ich weiß genau, was hier los ist!“ „Dann kannst du uns vielleicht erklären, was mit dir los ist?“ Will jetzt Ruffy von mir wissen. Sie sehen alle so aus, als könnten sie nichts mit meinem Verhalten anfangen. „Nein. Ihr macht mir nichts vor. Ich weiß genau, dass ihr nicht echt seid.“ „Nicht echt? Was redest du da?“ Ruffy sieht mich verwirrt an, schüttelt sachte den Kopf und sieht immer wieder auf das Messer in meiner Hand. „Nami, hol Franky. Schnell.“ Flüstert Sanji zu ihr herüber. Nami sagt kein Wort, sie sieht mich nur besorgt an, nickt kurz und verschwindet dann aus der Küche. „Eva. Komm schon. Nimm das Messer runter. Keiner will dir was tun.“ „Ihr sollt nur weg von mir bleiben!“ Ruffy nickt sofort und geht einen Schritt zurück, bleibt aber noch so nah, dass ich weiß, dass er mich erreichen kann. „Okay. Wir bleiben von dir weg. Leg nur das Messer weg, okay? Du tust dir nur selbst noch was an.“ Ich schüttle auf seine Worte den Kopf, atme tief durch und sehe mich noch einmal im Raum um. „Ich bin doch nicht wirklich hier.“ „Eva, Bitte. Leg das Messer weg.“ „Nein.“ Mein Puls rast. Alles ist so echt. Das ist kein Traum. Das ist viel schlimmer. Aber wenn das hier kein Traum ist, dann- Die Idee kommt mir so schnell, dass ich nicht sagen kann, ob es eine gute oder eine schlechte Idee ist. Ich blicke herunter auf das Messer, greife im gleichen Moment mit der anderen Hand in die Klinge und ziehe die Schärfe so schnell über meine Haut, dass beinahe gleichzeitig mein Blut auf den Boden tropft. „Eva!“ Sanji und Ruffy rufen zeitgleich meinen Namen, stürzen auf mich zu. Ruffy hält meine Arme fest, Sanji reißt mir das Messer aus der Hand. Meine Hand schmerzt, mein Blut tropft auf den Boden und ich beiße die Zähne zusammen. „Das ist doch gar nicht echt.“, flüstere ich leise. Wie kann es so wehtun, wenn es nicht echt ist? Was ist los? „Eva, hör auf!“ Ruffy schreit mich an, als er mich festhält. Ich kann ihn fühlen. Und sehen. Ich träume nicht. Aber das kann unmöglich echt sein. Sanji greift ein sauberes Tuch und presst es mir in die Handfläche. Verwirrt schaue ich zwischen den beiden umher. Spüre, wie mir Tränen in die Augen steigen und meine Kräfte mich verlassen. Als Franky die Küche erreicht, breche ich in Tränen aus. Würde Ruffy mich nicht festhalten, würde ich mich auf den Boden fallen lassen. „Bitte, ich kann das nicht. Hör bitte auf.“ Weine ich leise und streiche mir mit der unverletzten Hand über die Augen. „Was ist los mit ihr?“, höre ich Franky fragen. Keiner antwortet ihm. Ich spüre, wie er mich auf den Arm nimmt und aus der Küche trägt. „Das passiert doch nicht wirklich.“, flüstere ich leise. „Ich fürchte doch.“ Antwortet mir Franky, kurz bevor er die Tür zu seiner Werkstatt hinter uns schließt. „Du hattest das schon einmal. Damals auf Karakuri. Du hast öfter schlecht geträumt und konntest irgendwann nicht mehr unterscheiden, was Wirklichkeit war und was nicht.“ „Und wieso kann ich mich nicht daran erinnern?“ „Weil ich es aus deinem Speicher gelöscht habe. Ich dachte, so hätte ich das Problem gelöst. Das war wohl falsch.“ Von wegen. Ich weiß, dass das hier alles nicht echt ist. Es kann nicht echt sein. Das würde keinen Sinn machen. „Wieso lag ich in der Küche auf dem Boden?“ „Du hast mit Ruffy rumgealbert. Dann hast du wohl das Gleichgewicht verloren und bist auf den Kopf gefallen. Du warst kurz bewusstlos. Hast du in der Zeit etwas geträumt?“ Geträumt? Wenn es nur so wäre. Und wenn es so ist? „Woher soll ich wissen, dass das hier nicht der Traum ist?“ „Das ist eine gute Frage. Aber ich fürchte, die musst du dir selbst beantworten. Hier kann dich keiner davon überzeugen, dass es kein Traum ist. Das würde ja gar nichts bringen.“ Da hat er auch wieder Recht. Und wenn Akio wirklich das alles hier macht, würde er nicht wollen, dass ich unter allen Umständen glaube, dass das hier die Wirklichkeit ist? Es sei denn, es gehört zu seinem Plan, dass ich mich selbst davon überzeugen muss. „Kannst du es nicht einfach wieder aus meinem Speicher löschen?“ Franky schüttelt den Kopf. „Nein, das würde nichts bringen. Du hättest zwar für den Moment keine Probleme mehr, aber irgendwann würde es wieder anfangen. So wie jetzt auch. Diesmal versuchen wir was anderes.“ Sehe ich aus, wie ein Versuchskaninchen? Ich seufze leise, nicke dann aber doch irgendwann. Egal, was ich jetzt mache, ich komm nicht hier weg. Ob es ein Traum ist, oder die Realität. In beiden Fällen kann ich nichts gegen die Situation machen. „Was ist mit den Anderen?“, frage ich dann leise und blicke auf den Boden vor mir. „Du hast die ganz schön erschreckt. Tu mir einen Gefallen und entschuldige dich, ja?“ Entschuldigen? Wofür? Das ich den Verstand verliere? Dann nicke ich aber doch. Wenn er es gern möchte. Wieso denn nicht? Akio bringt es auch nichts. Als ich in die Küche zurückkomme, sehen mich alle an. Der Moment ist noch schwerer als der, wo ich aufgewacht bin. Oder eingeschlafen. Jedenfalls eins von beiden. „Hi.“, flüstere ich leise, weiche den Blicken aus und atme tief durch. „Geht’s dir besser?“ Ruffy fragt es mich, noch bevor ich mich entschuldigen könnte. Damit bringt er mich aus dem Konzept. Ich blicke kurz zu ihm auf, nicke erst, schüttle dann aber den Kopf, zucke dann mit den Schultern. „Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Aber die Phase mit dem Messer hab ich hinter mich gelassen.“ „Nicht sicher? Naja, Hauptsache das Schlimmste ist vorbei.“, grinst er mich an und winkt mich zu sich. Noch während ich zu ihm herüber gehe, beginnen die anderen zu essen. Kaum setze ich mich neben Ruffy, flüstert er mir schon etwas zu. „Hör zu. Ich hab darüber nachgedacht, was du gestern Nacht zu mir gesagt hast.“ Gestern Nacht? Was war gestern Nacht? Ach ja. „Das mit Franky?“ Ruffy nickt, sieht mich aber nicht an. „Was ist damit?“ „Was ist, wenn wir ihn dazu bringen, dass er dich lobt? Du weißt schon. Dass er gar nicht anders kann?“ „Nicht anders kann? Wie soll das aussehen?“ „Sag ich dir später. Iss erst einmal was. Ich glaub, das brauchst du gerade.“ Und ob ich das brauche. Ich hab so großen Hunger. Ich hab doch so lange nichts gegessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)