Bi-Sho-Nen von sheng-lx ================================================================================ Prolog: -------- Reden soll bekanntlich helfen, um die eigene Trauer zu bewältigen oder mit ihr umgehen zu können. Doch was tun, wenn man nicht reden kann, aber sich mitteilen möchte, damit andere merken wie groß der Schmerz tatsächlich in einem innewohnt? Ich hörte mal von einem Trauernden, dass er sich tagelang in seinem Zimmer einschloss und Bilder malte, um all seine Trauer darin zu manifestieren und der Welt zu zeigen. Er fühlte sich dadurch ein wenig leichter und nun sitze ich vor meinem Laptop und versuche auch meinen Kummer der Welt anhand meiner geschriebenen Zeilen zu offenbaren. Vielleicht wird dem Ein oder Anderen während des Lesens auffallen, dass ich doch ein recht normales und liebesreiches Leben führte, doch das Schicksal traf mich... uns hart. Wir verloren nicht nur unser aufgebautes Leben und die gemeinsamen Überreste unseres Verwandten, sondern auch unsere besten Freunde. Rafael und Sam(uel) saßen an ihrem freien Tag in ihrem leeren Restaurant und schauten sich die restlichen Bewerbungen noch einmal durch. Seufzend schob Sam seinen Stapel auf die Seite und schielte zu Rafael rüber, der auch leicht verzweifelt aussah und einen Schluck seiner Cola nahm. Rafael war groß und gut gebaut. Sam verstand nicht, wie er es schaffte bei den Zeiten noch Sport zu treiben bzw. fit zu bleiben. Gut, er musste im Service sicher um einiges mehr laufen als er, aber das alleine machte seinen Körperbau sicher nicht aus! Schon vom ersten Augenblick war er ihm, trotz seinem Humor, sympathisch gewesen. Allein die grünen Augen faszinierten ihn täglich. Warum er seine Haare dunkelrot färbte, verstand er allerdings nicht sonderlich. Das passte nicht wirklich zu ihm. Im Gegensatz zu seinem Halbbruder war Sam ein wenig schmächtiger und kleiner als Rafael. Er hatte von Natur aus schwarze Haare und dunkelblaue Augen, die auf eine Brille angewiesen waren. Er war das komplette Gegenteil von Rafael: Er trug einfache Klamotten und achtete nicht peinlich genau, was er für einen Eindruck in der Außenwelt hinterließ. Sam war sicher kein Stubenhocker, ließ sich aber selten dazu bewegen aus dem Haus zu gehen, außer es handelte sich um Einkäufe bei Tag. Ansonsten saß er gerne vor seinem Laptop und Bücher. Rafael hingegen marschierte gern auf die ein oder andere Party und brachte gelegentlich auch mal ein Mädchen ins Haus. Während Rafael Sam ständig auf den Arm nahm, versuchte Sam der ruhigere von beiden zu sein, was sicher nicht immer leicht war. „Tu doch wenigstens so als würdest du ein wenig in die Bewerbungen schnuppern und es dir überlegen!“, meinte Rafael plötzlich als er Sams Blick auf sich spürte und aufblickte. „Und wieso? Egal wie oft wir da reingucken, unsere Meinung ändern wir nicht mehr, oder? Die, die in Frage kommen, werden eh gleich hier erscheinen!“, Sam ließ sich sicher nicht anblaffen und lehnte sich im Stuhl zurück. Was sie hier machten? Einen Versuch das Restaurant am Leben zu erhalten! Was nicht schwer war, allerdings fehlte das nötige Personal. Nachdem ihr gemeinsamer Großvater gestorben war, von dem beide nichts gewusst hatten, hatte dieser ihnen sein Restaurant vererbt. Erst als dessen Anwalt vor beiden Türen stand und sie aufklärte, wussten Rafael und Sam, dass sie einen Halbbruder hatten. Überrumpelt von den Neuigkeiten sagten beide ohne Überlegungen dem Erbe zu und somit wurde das Restaurant, wie es sich ihr Großvater gewünscht hatte, an beide Erben übergeben und weiter geführt. Da sich über dem Restaurant noch eine zweistöckige Wohnung befand, konnten sie problemlos einziehen und sich besser kennenlernen. Überraschenderweise verstanden sich beide trotz der Unterschiede sehr gut und die Neueröffnung ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten. Anfangs war das Restaurant noch recht mager besucht, da einem Besitzerwechsel in der Gegend mit Skepsis begegnet wurde, doch schon nach wenigen Wochen konnten die beiden die Besucher umstimmen. Nun standen sie vor einem anderen Problem. Das Restaurant wurde so gut besucht, dass sie alleine nicht mehr nachkamen und ein wenig umbauen mussten, damit sie noch mehr Plätze anbieten konnten. Womit ehrlich gesagt keiner der beiden gerechnet hätte. Spontan entschieden sie sich für eine Anzeige und nun saßen sie im leeren Lokal und warteten bis die wenigen, vernünftigen Bewerber für ihr Gespräch kamen. Schon nach kurzer Zeit trudelten die besagten Personen nach und nach ein und die Gespräche verliefen recht schnell und zu ihrer Zufriedenheit. Sie hatten genau sechs Leute eingeladen und diese schienen nach ihrem Auftreten zu urteilen recht ansprechend zu sein. Nachdem beide eine Nacht drüber geschlafen hatten, entschieden sie sich alle auf Probe bei sich aufzunehmen und einzustellen. Die Chaos WG war demnach eröffnet und schon nach wenigen Tagen sollten ihre neuen Kollegen in die Wohnung einziehen und mit der Arbeit beginnen… ~+~ Prolog Ende ~+~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)