Göttlich verlobt von Anni-chan95 (2. Teil der Göttlich-FF-Trilogie) ================================================================================ Kapitel 2: Die andere Helen - Teil 1 ------------------------------------ Kapitel 2 – Die andere Helen – Teil 1 „Jase! Ari!“, rief Hector durch das ganze Haus. Die Zwillinge erkannten an dem Ton ihres Bruders, dass es wichtig war und kamen sofort. „Gott, Helen! Was ist passiert?“, fragte Ariadne. „Wir vermuten, dass sie von einem Mann angegriffen wurde, aber ich konnte ihn nicht erkennen.“, erklärte Hector und legte Helen im Wohnzimmer auf das Sofa. „Könnt ihr sie mal untersuchen? Und wo ist Lucas?“ Ariadne begann schon, ihre glühenden Hände über Helens Körper gleiten zu lassen. „Lucas ist gerade schlafen gegangen.“ Bevor Hector irgendwelche Dummheiten machen konnte, fuhr sie fort. „Lass ihn schlafen, Hector. Wenn er aus der Unterwelt zurückkommt, wird er erschöpft sein und kann jede Ruhe gebrauchen.“ Der Junge seufzte. Seine kleine Schwester hatte Recht. „Ich kann nichts finden. Helen schläft nur.“, stellte Jason fest. „Am besten bringen wir sie in ein freies Schlafzimmer bis sie aufwacht.“ Währenddessen kamen Jerry und Kate mit Andy beim Anwesen an. „Wie geht’s Helen?“, fragte Jerry sofort. „Es geht ihr gut. Sie schläft nur.“, versicherte Ariadne ihnen. „Die Jungs haben sie ins Gästezimmer gebracht.“ Jerry und Kate sahen das als Aufforderung, eben dieses Gästezimmer aufzusuchen. Auf dem Flur begegneten sie Jason und Hector. „Helen ist in dem Zimmer dort.“, sagte Jason und deutete auf die letzte Tür auf der rechten Seite des Ganges. Dort, in dem Zimmer, schlief Helen so friedlich, dass ihr nicht mal mehr anzumerken war, dass sie angegriffen wurde. „Es geht ihr gut, Jerry. Ariadne versteht was davon.“, meinte Kate mitfühlend. „Ich weiß, ich weiß. Aber meine Tochter wurde angegriffen. Was wäre gewesen, wenn Hector sie nicht rechtzeitig gerettet hätte?“ Jerry setzte sich auf die Bettkante. „Zum Glück werden wir das nicht herausfinden müssen.“, seufzte Kate. Als auch sie sich neben Jerry setzen wollte, rührte Helen sich. „Sie wacht auf.“, bemerkte Jerry. Helen schlug die Augen auf und sah sich einen Moment lang verwirrt um. „Helen? Alles in Ordnung?“ Helen? Das ist doch nicht mein Name, dachte sich das Mädchen, vielleicht haben sie sich vertan. „Es geht mir gut. Was ist das für ein Raum?“ „Du bist im Gästezimmer bei der Familie Delos. Hector hat dich auf der Straße gefunden. Du bist angegriffen worden.“, erklärte ihr Kate. „Verstehe. Und wer seid ihr?“ Damit hatte sie Kate und Jerry völlig aus dem Konzept gebracht. „Helen, ich … ich bin dein Vater.“, stammelte Jerry. Vielleicht war er der Vater von dieser Helen, aber das war ganz sicher nicht sie. „Ich heiße nicht Helen. Mein Name ist Helena und ich habe euch noch nie in meinem Leben gesehen.“ Lucas kam gerade aus der Unterwelt zurück, sprang aus dem Bett und rannte aus seinem Zimmer in die Küche. „Wo ist Helen? Sie ist heute Nacht nicht in die Unterwelt gekommen. Ist ihr etwas zugestoßen? Ihr muss etwas zugestoßen sein. Wo ist sie?“, fragte er total besorgt. „Luke, beruhig dich. Helen ist auf dem Weg nach Hause angegriffen worden, aber es geht ihr gut. Sie ist nicht verletzt und sie schläft einfach. Du musst dir keine Sorge machen und kannst wieder schlafen gehen.“, sagte Hector ihm. „Du hast meine Frage nicht beantwortet. Wo ist sie?“ „Im Gästezimmer.“, meinte Jason. Bevor er ein weiteres Wort sagen konnte, war Lucas bereits auf dem Weg zu ihr. „Was soll das heißen?“, fragte Kate. „Das ist mein Name. Helena.“, sagte Helen und konnte nicht verstehen, wieso diese zwei Menschen darauf beharrten, das sie nicht Helena wäre. „Nein, Helen. Du bist nicht sie.“, meinte Jerry. „Du bist Helen Hamilton, meine Tochter.“ In diesem Moment stürmte Lucas durch die Tür und blieb sofort stehen, als er sah, dass Helen aufgewacht war. Ihm fiel ein Stein vom Herzen. „Oh, welch ein Glück. Ein vertrautes Gesicht.“ Sie stieg auf dem Bett und fiel Lucas in die Arme. „Paris, was ist hier los?“ Paris?, dachte Lucas. Anscheinend ging es Helen doch nicht so gut. Lucas schloss die Arme um sie und drückte sie kurz fest an sich. „Helen, ist mit dir wirklich alles in Ordnung?“, fragte er sie besorgt. „Jetzt fängst selbst du noch damit an. Ich kenne keine Helen. Mein Name ist Helena. Willst du mir als nächstes noch erzählen, dass du nicht Paris bist?“ Helen war gerade eben wieder aufgewacht und schon mit den Nerven am Ende. Als er in ihr völlig verzweifeltes Gesicht sah, konnte Lucas nicht anders als sie wieder in den Arm zu nehmen. „Es wird alles wieder gut.“, flüsterte er in ihr Ohr. Helen ließ sich von ihm in den Arm nehmen und begann sofort zu weinen. Sie hatte keine Ahnung, was los war, aber auf einmal war sie von Menschen umzingelt, die sie nicht kannte und die sie nicht kannten. Sie, Helena von Troja. Nicht mal ihr geliebter Paris schien, sie zu erkennen. „Nicht weinen. Ich kann es nicht ertragen, dich weinen, zu sehen.“, wisperte er und strich ihr sanft die Tränen aus den Augen. „Was ist hier los?“, schluchzte Helen. „Alles zu seiner Zeit. Möchtest du etwas essen? Meine Mutter hat das Abendessen noch nicht weggeräumt.“ Seine Mutter?, fragte sich Helen. „Hekabe ist hier?“, fragte sie und in ihren Augen war so etwas wie Erleichterung zu sehen. Hekabe, die Königin Trojas, war immer gut zu ihr gewesen und vielleicht war es ein Trost, dass sie auch in der Nähe war. „Komm einfach mit.“ Lucas legte einen Arm um ihre Schultern und geleitete sie aus dem Zimmer. Er sah sich einmal kurz nach Jerry und Kate um und an seinem Gesichtsausdruck konnten beide erkennen, dass auch er absolut keine Ahnung hatte, wie das passieren konnte. Lucas führte Helen ins Esszimmer, wo Noel gerade abräumen wollte. „Oh, Helen, du bist ja wach.“, begann sie, brach aber ab, als Lucas den Kopf schüttelte, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie gerade in ein Fettnäpfchen getreten war. Wieder kamen Helen die Tränen. Ihr Leben war von einem Moment auf den nächsten total aus Fugen geraten. „Was habe ich den gesagt?“, fragte Noel verständnislos. „Erklär ich dir gleich. Gib ihr erstmal etwas zu essen.“ Noel ging kopfschüttelnd zum Schrank, holte einen Teller und Besteck heraus und begann, den Teller mit dem Nudelauflauf vom Abendessen zu füllen. „Bitte sehr. Setz dich.“, wies sie Helen freundlich an. „Vielen Dank.“, sagte Helen und wischte sich erstmal die Tränen aus den Augen. Noel gab ihrem Sohn zu bedeuten, dass sie ihn vor der Tür sprechen wollte. „Was hat sie?“, fragte sie. „Sie hat sich als Helena vorgestellt und mich Paris genannt. Ich glaube, sie hält sich für Helena von Troja.“, erklärte Lucas ihr. „Wie…?“ „Ich habe keine Ahnung. Hector sagt, sie sei angegriffen worden. Hat er den Angreifer erkannt?“, fragte er. „Nein, habe ich nicht.“, antwortete Hector, der gerade den Flur lang kam und gehört hatte, dass über ihn gesprochen wurde. „Aber anscheinend geht es ihr doch gut.“, gab Andy zu bedenken. „Dann geh mal zu ihr. Sie isst gerade. Mal sehen, ob du danach noch der gleichen Ansicht bist.“ Andy ging ins Esszimmer, wie Lucas es vorgeschlagen hatte. „Hey, wie geht es dir?“, fragte sie Helen freundlich. „Hallo, Andromache. Es geht mir gut … glaube ich. Dieses Essen schmeckt sehr gut, auch wenn ich keine Ahnung habe, was es eigentlich ist.“ Damit hatte Andy genug gehört. Sie sagte Helen, dass sie noch etwas erledigen musste und ging wieder vor die Tür. „Woher wusste Helen meinen Namen?“, fragte sie Lucas sofort. „Was meinst du?“, wollte der Junge wissen. „Mein Name. Mich hat, seitdem meine Mutter ihrer eigenen Wege gegangen ist, niemand mehr Andromache genannt und ich habe auch niemandem erzählt, dass ich eigentlich so heiße.“ „Moment, du heißt wirklich Andromache?“, fragte Hector grinsend. Andy nickte. „Eigentlich schon, aber meine Klassenkameradinnen haben mich deswegen immer gehänselt. Da habe ich angefangen, mich mit meinem Spitznamen vorzustellen und als ich 10 war, habe ich meinen Namen offiziell in Andy geändert. Aber das beantwortet meine Frage noch nicht. Lucas, woher wusste sie das?“ „Sie wusste es nicht. Zumindest nicht bewusst. Sie nennt dich Andromache, weil sie dich nur unter diesem Namen kennt. Zu mir sagt sie Paris.“, erklärte Lucas. „Willst du uns damit sagen, dass sie glaubt, sie sei Helena von Troja?“, vermutete Hector. „Genau das will ich. Hector, weißt du, wie das passieren konnte? Ich bin nicht ja nicht dort gewesen.“ „Tut mir Leid. Ich habe niemanden erkannt. Es war zu dunkel. Im Gegensatz zu dir habe ich keine Nachtsicht. Bis ich direkt vor ihr stand, hatte ich nicht mal eine Ahnung, dass es Helen war, die dort lag. Luke, wenn ich gewusst hätte, dass sie in Gefahr war, wäre ich viel eher dort gewesen.“, sagte Hector. „Das weiß ich und ich versuche auch nicht, dich dafür verantwortlich zu machen. Ich will nur wissen, wer ihr das angetan hat.“, meinte Lucas sofort und sah durch in den Spalt in der Tür zu Helen, die dort immer noch saß, obwohl ihr Teller bereits leer war. Wahrscheinlich wusste sie nicht, was sie tun sollte. „Ich sehe mal nach ihr.“ Lucas ließ seine Familie stehen, um zu Helen zu gehen. „Geschmeckt?“ Helen nickte. „Kannst du mir jetzt erklären, was hier eigentlich los ist?“, gähnte sie. „Wo sind wir hier und warum tragen wir diese komischen Sachen und wieso nennen mich hier alle Helen?“ Lucas fand, dass Helen nicht mehr so verzweifelt aussah, wie vorhin, aber verwirrt war sie immer noch. Und müde. Verständlich nach einem langen Tag. „Das ist eine sehr lange Geschichte.“ Er küsste sie auf die Stirn und drückte sie fest an sich. „Am besten erzähle ich sie dir morgen, wenn du fit bist. Komm, ich bringe dich ins Bett.“ Er führte sie aus dem Zimmer und an seiner Familie vorbei. „Allmählich bekomme ich das Gefühl, dass du mir nichts erzählen möchtest.“, murmelte Helen. „Natürlich möchte ich das, meine Liebe, aber…“ „Paris! Entweder du erzählst es mir oder du lässt es. Ich möchte doch nur wissen, was passiert ist. In einem Moment bin ich in Troja und im Nächsten bin ich hier. Wie kann das sein? Und wie kommen wir wieder zurück?“ Lucas legte ihr sanft den Zeigefinger auf die Lippen. „Pst. Du weckst das ganze Haus. Ich bitte dich, … Helena, meine Liebe, … morgen? In aller Ruhe?“, schlug er vor. Ihre Antworten würden wohl warten müssen. Ob es ihr gefiel oder nicht. „In Ordnung.“ „Sehr gut.“ In seinem Zimmer angekommen, setzte Helen sich auf Lucas’ Bett und wollte sich die Schuhe ausziehen bis ihr Blick auf ihre Sneakers fiel. Lucas rief sich ins Gedächtnis, dass es in Troja noch keine Schuhe mit Schnürsenkeln gab und dass Helen – Helena – wahrscheinlich nicht wusste, wie sie die Knoten lösen konnte. Also kniete er sie vor sie und öffnete die Knoten für sie. „Wie machst du das, Paris? Wieso kommst du an diesem Ort so gut klar?“, fragte Helen und legte sich auf das Bett. „Morgen, meine Liebe, morgen.“ Lucas legte sich neben sie, damit sie sich an ihn kuscheln konnte. „Ich hoffe, dass ist nur ein Albtraum“, murmelte Helen. „Ich auch. Schlaf jetzt.“ Lucas sah sie noch lange an, während sie schlief. Er wusste, eigentlich sollte er noch einmal in die Unterwelt gehen, weil er gegangen war, nachdem er sicher war, dass Helen etwas zugestoßen war. Demnach hatte er noch eine Menge Arbeit vor sich, aber er konnte Helen so nicht alleine lassen. Helen sprach im Schlaf. Das tat sie schon immer. Nur sonst war es wirklich sie, die aus ihr sprach und keine trojanische Prinzessin, die sich selbst, wenn sie schlief noch um ihre kleine Tochter sorgte. Wie würde Lucas ihr erklären, dass Atlanta seit über 3 000 Jahren tot war? Lucas wurde klar, dass es wirklich nicht mehr Helen war, die neben ihm lag, sondern Helena von Troja. Aber Lucas liebte sie trotz alledem. Er würde herausfinden, wer ihr das angetan hat und ihn zur Verantwortung ziehen. Als Helen im Schlaf von Paris und ihrer Liebe zu ihm erzählte, wurde Lucas ganz warm ums Herz, denn er wusste, so sehr, wie Helena Paris geliebt hatte, so sehr liebte Helen ihn und so sehr liebte er sie. „Schlaf gut, meine geliebte Helena.“ Dann schloss er auch die Augen und verschwand im Reich der Träume. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)