Blind Date Service von Malignitas (Law x Luffy x Kid) ================================================================================ Kapitel 3: Schocktherapie ------------------------- Schocktherapie 16:45Uhr. Tick, tack, tick, tack. Eine Buchseite wurde umgeblättert. Tick, tack, tick, tack. Etwas wurde unterstrichen. Tick, tack, tick, tack. Ein zweites Werk wurde aufgeschlagen und mit dem anderem verglichen. Genau so verbrachte der berüchtigte Pirat Trafalgar Law seine letzten Tage und das einzige, was er seit Langem hörte, waren Papierseiten und das endlose Ticken seiner Standuhr. Bei dunklem Kerzenlicht arbeitet er sich seit einer gefühlten Ewigkeit durch seine komplette Bibliothek an Wissen. Und das würde sich für eine weitere Ewigkeit nicht ändern. Vielleicht war er gerade mal an einem Drittel oder knapp der Hälfte ankommen? Natürlich, Law war ein viel beschäftigter, belesener Mann. Stets repräsentabel, stets respektiert. Eigentlich. Mit einem Mal krachte die Tür auf. Noch bevor Law irgendwie reagieren konnte, wurde er von hinten gepackt, von Bepo über die Schulter geworfen und so blitzschnell davongetragen wie Piratendiebesgut. „Hey! HEY! Was soll das!? Lass mich sofort runter! Das ist ein Befehl!“, rief der Captain ungeniert dem Bären lautstark ins Ohr, doch zum ersten Mal in seinem Leben wurde sein Befehl nicht ausgeführt. Stattdessen kam von Bepo unter Tränen zurück: „Tut mir leid, Käptn. Aber wir tun das nur für dich!“ Er hörte wie eine Luke aufging, wie Shachis und Peguins Stimmen aufgeregt redeten und dann kam das Tageslicht. Geblendet verschloss er reflexartig seine Augen und spürte wie sein Hintern anschließend unsanft auf harten Steinfliesen landete. Leichter Regen prasselte auf ihn hinab. Der Versuch des Widerwortes und er selbst wurden von einem auf ihn zufliegenden Koffer (von seiner Crew von einem U-Boot-Fenster rausgeschmissen) begraben. Ein allzu bekannter Knall ertönte, welcher ihm verriet, dass der Motor seines Schiffes in den nächsten Augenblicken auf volles Rohr beschleunigen würde. Den Lärm und den Regen übertönend schrie Shachi: „Käptn, es tut uns furchtbar leid! Wir wollen dich nicht meutern! Wirklich! Aber das wird dir gut tun! Ein Blinddate mit einer Frau! Wir holen dich in fünf Tagen wieder ab!“ Zwischendurch hörte man das Schluchzen anderer Mannschaftsmitgliedern. Noch immer wie vom Schlag getroffen, richtete sich Law auf. Ist das gerade tatsächlich passiert? Träumte er etwa? Eine männliche Stimme hinter ihm begann über den Check-In zu informieren. Sein Schiff wurde immer kleiner und kleiner in der Ferne, bis es am dunklen, wolkigen Horizont endgültig verpuffte. So schaute Law also einsam und verlassen hinaus aufs weite, weite, leere Meer. Er steckte fest. Für fünf Tage. Ohne Bücher. Ohne Leermaterialen. Ohne Anatomiepuppe. Ohne sein Modell von einem Skelett, das er in den letzten Tagen liebevoll Uschi getauft hatte, nachdem es als sein letztes soziales Interaktionsobjekt fungierte. Das Einzige, was ihm übrig blieb, war ein nun vollkommen nutzloser Textmarker, den er bei all dem Chaos nicht losgelassen hatte. Der Mann an der Rezeption redete noch immer weiter, irgendwas von „unvergesslichen Tagen“ und „einer guten Entscheidung das Angebot anzunehmen“, wobei er kaum auf den zu ruhigen Piraten achtete. Nebenbei krallte sich der Page schon den Koffer, ehe Law wusste, wie ihm geschah, und schleppte ihn ziehend davon. Law massierte seine Schläfen. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Von wegen „es tut ihnen leid“! Wenn er seine Crew in die Finger kriegen würde, dann gäbe es ein Blutbad, dann würde er an ihnen üben und nicht an irgendwelchen Tierkadavern. Plötzlich tippte der Empfangsmann ihn von hinten an und drückte ihm mit Freuden einen Zettel und den Zimmerschlüssel in die Hand: „So, Tisch 14, einfach durch den rechten Gang gehen und Sie sind schon im Speisesaal.“ Halt, Stopp, das kommt hundertpro nicht in die Tüte! Er kann doch hier nicht Zeit verplempern, mit irgendeiner aufgetakelten Kuh, während noch einige Kapitel an innerer Medizin freudens darauf warteten von ihm wiederholt und bearbeitet zu werden. Er öffnete seinen Mund um zu protestieren, um ein Schiff zu verlangen, um dieses Missverständnis aufzuklären, doch eine Welle von Müdigkeit überkam ihm. „Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür!“, dachte er sich, als urplötzlich der Rezeptionist ihn am Oberarm packte und ihn den Gang entlang zerrte. „Machen Sie sich keine Sorgen. Jeder ist vor dem ersten Date hier sehr aufgeregt. Da sind sie nicht der Einzige. Das ist kein Grund jetzt einen Rückzieher zumachen. Sehen Sie?“, meinte jener und zeigte auf einen Tisch nähe einer Ecke, „Ihre Blinddate ist noch nicht einmal da. Sie beruhigen sich einfach noch ein bisschen, gehen ihre Begrüßung gedanklich durch und nichts kann schief gehen!“ Mit einem Ruck platzierte er Law auf dem Stuhl und rückte ihn heftig zum Tisch, sodass sich die Tischkante schmerzvoll in seinen Bauch rammte. Einen Moment lang saß er in stiller Pain da, blickte dann hinter sich zur Eingangstür und sah nur noch das Jackett des Mannes verschwinden. Frustriert fuhr sich übers feuchte Haar. Na super, nicht mal seine flauschige Mütze hatte er dabei, welche bei dem peinlichem Überraschungsangriff durch seine eigene Crew wohl oder übel heruntergefallen sein musste. Mit schweren Augen blickte sich Law um. Die Empfangshalle war ganz ok. Die runden Tische (es mussten ca. 25 sein) hatten weiße Decken, der Boden war aus schönem dunklem Holz, die Wände dekoriert mit Wandleuchtern und teuren Gemälden. Und die Stühle, ja die Stühle, waren schön gepolstert, schön weich, man wollte gar nicht mehr aufstehen. Law schüttelte seinen Kopf. Nein, er musste gehen. Etwas gewaltig in Ordnung bringen. Er versuchte sich aufzurichten, sackte dabei aber irgendwie trotzdem noch mehr nach hinten, noch mehr in den lieblichen Flausch des Sitzes. Wann hatte er das letzte Mal länger als eine Stunde geschlafen? Wann hatte er überhaupt geschlafen? Im Hintergrund das monotone, friedliche Geschwätz von anderen Gästen, das Licht der Wandleuchter war warm und gedimmt. Seine Augen wurden schwerer. Sein Atem flacher. Das Letzte was er noch hörte, war der dumpfe Aufprall seines Textmarker auf den Boden, bis er dann schließlich widerwillig in das Land der Träume einging und die ferne Musik einer Geige seinen Kopf träge zur Seite einlullte. Genau zur selben Zeit auf einem finsterem Schiff am Meer: „He! Käptn! Das Wetter wird immer schlimmer! Es wäre besser umzukehren!“, schrie eine dunkle Gestalt in Sensenmannroben vom Aussichtsturm hinab. Der leichte Regen hatte sich vor wenigen Augenblicken in eine Parade aus Platzregen verwandelt. Man konnte meinen, dass es in der Tat wie aus Eimern goss, was nicht allzu dramatisch wäre, käme da nicht noch ein Wind hinzu, der scharf die Wassertropfen in die Haut ritzte und das Segel ungleichmäßig bearbeitete. „Vergiss es! Wenn du so ein Weichei bist, dann verpiss dich doch aus meiner Crew!“, kam es im ebenso lautem Geschrei von Eustass Kid zurück. Zwar redete Kid oft so mit seiner Crew, welche sich an den derben Tonfall dennoch schnell gewöhnte, jedoch hatte er bis jetzt nur die wenigsten Drohungen an sie wahr gemacht. Nichtsdestotrotz würde er heute nicht nachgeben. Heute war sein Tag. Und kein Wetter der Welt, sei es auch von Neptun höchstpersönlich heraufbeschworen worden, würde ihn davon abhalten, sein Date anzutreten. Und so ganz unter uns, die Chancen seine Traumfrau zu erobern waren nicht gerade schlecht. Eustass sah gut aus, ach was, er sah verdammt gut aus. Frisch rasiert, Haare frisiert, seine Kleidung gewaschen wie er selbst. Ja, ohne Schweiß kein Preis aber nicht bei den Damen. Da heißt es wohl eher, ohne Seifengeruch kein Preis. Und Kid verstand anscheinend sehr viel von Seifengeruch so wie er aussah, (was der Crew aber den wahrscheinlich größten Schock ihres Lebens verpasste). Jedenfalls blieb Kid trotz Seife noch immer Kid, der Captain seiner Piratenbande. Und wie Captains nun mal so sind, verteilen sie gerne Befehle, die dann auch gefälligst ausgeführt werden sollen. Vom Mast schrie erneut die Stimme:„Auf zehn Uhr ist was zusehen! Bringt das Ruder in Position!“ „Hä? Zwingt das Luder in Exhibition?“, verstand man jedoch unten, die Sätze verzerrt vom Lärmen des Regens. „Nein! Land in Sicht!“ „Pfand ist Pflicht?“ Ein weiteres Mal Geschrei war glücklicher Weise nicht nötig. Tulip-Island wurde in seiner ganzen Pracht auch vom Deck aus sichtbar. Eustass grinste. Nicht mehr lange und er und all seine Hoffnungen wurden endlich erhört. Ein letzter Blick in den Spiegel, der Auswurf des Ankers, das Ziehen des Koffers, der kurze aber herzliche Abschied von seiner Mannschaft und die paar Schritte voller Vorfreude zur Rezeption. Gott, was hatte er doch für ein Glück Jackling getroffen zu haben. Nun, zugegebenerweise, die Rechnung zum Schluss schmerzte doch recht sehr, doch ihre munteren Worte und nicht zuletzt auch die paar Frauentipps, die er von ihr bekam, waren es definitiv wert. Ein Page schnappte sich seinen Koffer, der Empfangsmann sagte wie auswendig dieselbe Begrüßung vor. Mit einem Zimmerschlüssel in der Hand und der Tischnummer 14 machte er sich auf den Weg durch den Gang zum Speisesaloon. Zwei weibliche Angestellten tuschelten besorgt: „Der Arme sitzt schon seit ner Stunde da… Seine Partnerin hat ihn anscheinend versetzt.“ „Der kann aber nicht länger da schlafen! Die nächsten Gäste sind um 18:00Uhr dran!“ „Aber…“ Dieses Geschwätzt ließ den Piraten jedoch ziemlich kalt. Es war immerhin nicht sein Problem. Gespannt blickte er durch den Raum, durchforstet die Tische mit seinen Augen. Und dort! In einer unscheinbaren Ecke stach die Nummer 14 von einer Tischdecke hervor. Mit großen Schritten näherte er sich. Die Frau saß mit dem Rücken zu ihm. Doch Kid erkannte jetzt schon, dass es sich um eine Schönheit handeln müsste. Ihr Haar war zwar kurz, glänzte aber seidig im schwachen Licht der Wandleuchter und ihre Statur erst: groß und schlank. Und sah er etwa etwas Bräune auf ihrer makellosen Haut, die locker und ungehemmt von Jeans und einem Pulli verdeckt wurde? Eustass Herz pochte, dies war nicht der richtige Zeitpunkt um nervös zu werden. Er zog den Stuhl zu sich, setzte sich und versuchte seinen „coolen Modus“ wieder einzuschalten: „Hallo, schöne Frau. Ich wusste gar nicht, dass die Agentur auch Engel vermittelt.“ Aus irgendeinem Grund wurde das Klopfen aber gegen seinen Willen noch lauter in seinen Ohren. Zurück kam…ein lautes Schnarchen. Erschrocken hob Eustass seinen Kopf und starrte in das Gesicht seiner „Traumfrau“. Nur leider war diese Frau kein „Traum“ und obendrauf war der Bart alles andere als „fraulich“. Und Kids Herz stand plötzlich still. Ein paar wenige Sekunden früher: „Was für ein Sauwetter! Ich dachte schon, wir kommen gar nicht mehr an! Hast du dein Zeug, Luffy?“, rief Nami Ruffy. „Ah, nein, ich hols schnell!“, kam es vom anderen Ende der Thousand Sunny zurück. „Gut! Ich geh schon mal vor!“, schrie sie noch hinterher und machte sich vom Deck Richtung Rezeption. Bis auf den plötzlichen Sturm war alles perfekt nach Plan gelaufen. Vor gut einer Stunde ging die Strohhutbande wieder auf die Suche auf den Schiffshandwerker. Alle außer natürlich Nami, Franky, Sanji und Luffy. Nami kümmerte sich um die Navigation, Franky um die Steuerung und Gott sei dank hatte sie doch noch beschlossen Sanji mitzunehmen, denn die Rückfahrt durch dieses Unwetter würde sicherlich kein Stück Käsekuchen werden. Und dann war da auch noch Luffy, sozusagen einer der Protagonisten unseres Stücks. „Monkey D. Luffy hat heut um 18:00Uhr das Date“, informierte sie den Empfangsmann und während sie alles abklärte, kam auch schon Luffy mit einer großen Sporttasche. „So, hier hast du den Zimmerschlüssel und jetzt gehst du einfach den Gang runter zu Tisch 14“, meinte Nami begeistert. „Tisch 14. Alles klar. Und was war noch mal genau der Plan?“ „Also: Das ist eine streng geheime Mission. Du bleibst hier fünf Tage und darfst keinem von der Mission erzählen.“ “Und was ist die Mission?“ „Streng geheim.“ „Aber ich soll die doch ausführen! Wie soll ich das, wenn ich nicht mal weiß-“ „Shh… Nicht so laut! Die Mission soll doch geheim bleiben!“ „Also ist meine Mission keinem was von der Mission zu sagen?“ „Genau!“ „Und die eigentliche Mission?“, fragte Luffy etwas verwirrt doch Nami dreht den Piraten zu dem Gang, gab dem Pagen die Sporttasche und verabschiedete sich mit einem Lächeln, das selbst in Luffys Augen unverkannt ein paar schadenfreuige Züge zu erkennen gab. Wie angewurzelt blieb Luffy stehen. Hier stand er also mit einer Mission, dessen Aufgabe es war nichts von der Mission aus Versehen rausrutschen zu lassen, sodass folglich Sinn und Zweck der Mission….Äh, ja, genau, wo lag hier bitteschön noch mal Sinn und Zweck? Stumm blickte der Schwarzhaarige auf den Zettel. „Tisch 14“, murmelte er vor sich hin. Würde er da Näheres zu seiner Mission erfahren? Andererseits, er hatte auch nicht wirklich eine andere Wahl. Also nichts wie hin den Gang entlang. Ein lautes Gebrüll riss ihn aus seinen Gedanken. Ein rothaariger Mann schrie eine Personalkraft an: „Wie sie können kein Schiff auftreiben?!“ „A- Wegen- Wegen des Sturmes ist gerade unmöglich geworden, die Segel zu hissen, Sir“, stotterte eine recht zierliche Frau in Uniform vor sich her, die neben den muskulösen Piraten noch mickriger als sie war erschien. „Und was ist wegen dem Hotelzimmer?!“ „Nu- Nun, wir sind- wir sind völlig ausgelastet. Es gibt kein einziges, freies Zimmer mehr, Sir, sie müssen wohl die paar Tage mit ihrem Zimmergenossen verbringen müssen“, Kid verzerrte sein Gesicht so, als ob er gerade etwas ganz Stinkendes gerochen hatte. Und bei der Vorstellung von ihm und jenem nervraubendem Piraten war sicherlich nicht er selbst die Ursache für jene Mimik, „Wir werden natürlich alles Mögliche versuchen, um ihren Aufenthalt hier so angenehm wie es nur geht zu gestalten und dieses Missgeschick dementsprechend zu entschädigen.“ Die Frau sah nun aus wie kurz vor den Tränen und Kid gab endlich nach. Es half doch eh nichts. Die paar Tage Aus-dem-Weg-Gehen würde er schon irgendwie überstehen, auch wenn es bedeuten würde, dass er sich in der Hotelbar ertränken müsste. Naja, wenigstens war der Alk nun umsonst nachdem Theater, das er hier im Gang veranstaltete. Mit einem angewiderten Blick verschwand er wieder im Speisesaal. Die Beziehung zwischen ihm und Trafalgar Law wurde auf alles andere als auf einer freundlichen Basis gebaut. Es geschah eher am Anfang der Grandline, wo Kid kurz nach dem Erhalt seines Schiffes die Kanonen testen wollte. Wie das Schicksal so wollte, traf er unglücklicherweise jedoch das alte Schiff jenes Law. Eins führte also zum Anderem und die Rache des Chirurgen ließ nicht lange auf sich warten, welche die vollkommene Verstümmelung seiner Galionsfigur beinhaltete. Bis heute konnte man, wenn man genau hinsah, die leichte Spur eines Schnauzers auf dem Totenschädels des Schiffs erkennen. Das nur so ganz am Rande mal erwähnt. Einen kurzen Moment sah Luffy dem wutentbrannten Piraten hinterher bis er ihm schließlich selbst in den Saal folgte. Er kam ihm bekannt vor. Irgendwo hatte er ihn doch schon mal gesehen, aber wo? Aber das tat jetzt nichts zur Sache. Er musste zu Tisch 14. Ein kurzer Blick und er wusste, dass es derselbe Tisch war, an dem der Rothaarige und noch eine weitere Person saß. Regelrecht energisch stieß dieser mit einer Gabel in etwas, das stark wie ein Hacksteak aussah, wohingegen der andere mit weit aufgerissenem Mund und dem Kopf im Nacken leise vor sich hinschnarchte. Eifrig ging Luffy auf den Tisch zu, denn hey, immerhin gab es etwas zu essen, und riss sich den nächst besten Stuhl vom Nachbarstisch unter den Nagel. Dies war der Zeitpunkt, an dem Kid anscheinend Kenntnis von dem jungen Piraten genommen hatte, sich verschluckte und nun unkontrolliert anfing zu husten. „Ah, wart ich helf dir“, meinte Luffy und schlug ihm mit kräftig mit der Hand auf den Rücken. Der Aufprall war gewaltig, das Stück Fleisch löste sich endlich aus dem Rachen, flog hinaus aus dem Mund und… landete direkt in der toupierten Hochsteckfrisur einer Frau ein paar Tische weiter. (Die Landung musste weich gewesen sein, denn sie merkte davon anscheinend nichts.) „Du bist doch Strohhut Luffy“, sagte Kid atemlos und strich sich über den nun wunden Hals. Was um alles in der Welt hatte der hier verloren? Erst Law, dann Luffy, was kam als nächstes? Hawkins in Frauenklamotten mit dem Anmachspruch „Es ist Schicksal, dass wir uns heut treffen“ auf den Lippen? Der Schwarzhaarige grinste: „Yep, du kommst mir aber auch von irgendwoher bekannt vor.“ Langsam fasste er sich, nur die Ruhe bewahren. Dieser Bengel war in seinen Augen kein Grund zur Sorge. „Ich heiße Eustass Kid. Ein Supernova genau wie du. Ernsthaft, liest du keine Zeitung oder so was?“ „Ne, nicht wirklich.“ „Was machst du hier überhaupt?“ Luffys Alarmglocken läuteten. Seine Mission war, nichts von der Mission, von der er eh nichts verraten konnte, zu verraten. Er musste sich etwas einfallen lassen. Und nahm einfach das Erste, was ihm in den Sinn kam. „Äh, ich hab gehört, das Essen soll hier recht gut sein.“ „Ah…“, sagt Kid desinteressiert. „Sag mal, isst du das eigentlich noch?“, fragte währenddessen Luffy mit großen, strahlenden Augen und deutete auf den fast unberührten Teller gegenüber von Kid. Mit Laws unansehnlicher Schlafposition und dem Hustanfall ist ihm endgültig der Appetit vergangen. „Nein, greif ruhig zu.“ „Boah, super.“ Kurz schloss er die Augen und fuhr sich mit den Fingern darüber. Geschirrgeklapper erklang. So hätte das alles nicht werden sollen. Beim Öffnen der Lieder war der Teller leer. „Wa-?“, ungläubig blickte er zu Luffy, der sich den Mund mit der Serviette abwischte, „Ach, was soll’s, solltest du nicht langsam los?“ „Eh? Wie meinst du das?“ „Zu deinem Tisch.“ „Aber das ist doch der Tisch 14, oder?“, verwirrt zog er den Zettel noch mal hervor und verglich sie mit der Tischnummer, „Ja, stimmt doch, oder?“ „Darf ich mal?“, mit einem nervösen Lächeln und ohne die Antwort abzuwarten riss er ihm das Stück Papier aus der Hand. Sein Lächeln nahm komisch unnatürliche Züge an. „Du, Luffy?“ „Ja?“ „Welche Zimmernummer hast du?“ „Nummer 147.“ „Sicher?“ Auch die Stimme hörte sich nun übertrieben freundlich an. „Ja, sicher.“ Eustass Kids Lächeln sah nun aus wie das einer lachenden Buddhastatue aus. Festgefroren und überfreundlich. Nur sah Kid leider nicht aus wie ein Buddha oder ein lustiger, dicker Opa. Es sah bei ihm einfach nur gruslig aus. „Ich komm gleich wieder, ja?“ Mit einem Ruck stand Eustass auf, ging Richtung Haupttür und verschwand. Keine Sekunde später bekam Luffy eine Antwort auf die Frage „Wohin gehst du?“ von selbst. Ein Wahnsinnsgebrüll erschütterte den Saal. Luffy zuckte zusammen. Es war ein Wunder, dass der schlafende Pirat dabei nicht aufwachte. Dann wurde es wieder still. Zu still. Lebte der Rezeptionist überhaupt noch? Luffy jedoch wurde von etwas ganz anderem abgelenkt. Sein Blick fiel nach unten, auf etwas Kleines, Längliches, Neonblaues. Ein Textmarker. Er hob ihn auf, betrachtete ihn: „Permanent Super-Marker: Signalblau.“ Luffy schluckte schwer. Die Verführung war immens. Immerhin ist er Pirat, kein Held. Helden würden ihr Fleisch teilen, Piraten essen alles selber. Und so ein Textmarker in den Händen eines Piraten ist so bedrohlich wie ein Wachsmalstift in den Händen eines Kleinkinds. Die weiße Betonwand ist das Kunstpapier des Kindes, die Haut schlafender Leute das von Luffy. Das Knacken beim Abzug des Deckels nahm die Stimme des Teufels an, der kichernd ungute Ideen flüsterte. „Am Anfang war die Tat“, sagte einst ein weiser Mann, logischerweise kommt das Denken erst danach. Einige Minuten vergingen, als schließlich Kid wieder zurückkam. Etwas zufriedener als zuvor, jedoch war die gewisse Wutsröte in seinem Gesicht nicht gänzlich verflogen. „Das mit dem Zimmer konnten die nicht richten“, sagte er, während er sich hinsaß, „aber dafür können wir-“ Wie von Null auf Hundert platze ein Gelächter im Saal aus, das mit Leichtigkeit die Gespräche der anderen Gäste übertönte. Missbilligend wurde Eustass geschockt betrachtet, dessen Lachen immer irrer wurde. Der Grund? Law. Der Law, der zu einem Kunstwerk durch Luffy umfunktioniert wurde. Sein Gesicht war über und über mit „Kunstwerken“ bemalt. Eine Blume hier auf der Wange, eine Biene, hier ein Säbel, dort ein bisschen Augenbrauenkorrektur, ein paar Augen auf den Augenliedern, ein hübscher Kussmund, dort extralange Wimpern, hier ein wenig Rouge, ein paar Falten auf der Stirn etc. etc. etc. Alles im schlichten, unauffälligen neonblau. „Nein, nein, da fehlt noch was, es ist noch nicht fertig“, meinte Luffy entschlossen und ernst und gab ihm seinen letzten Schliff: Mit einem gekonnten Schwung, Picasso würdig, noch über den Lippen: Ein Schnauzer. Dies gab Kid den Rest. Heftig schlug er mit der einen Faust auf den Tisch, mit der anderen hielt er sich den Bauch. Eine Lachträne bildete sich in den Augenwinkeln. Bis dann der ehrenwerte Pirat merkte, dass auch er ab und zu mal atmen muss. Unter unregelmäßigen Luftholem klopfte er dem Jüngeren auf den rückte und sprach: „Alter, du hast echt was gut bei mir! Den Penner konnt ich noch nie leiden.“ „Ich hoffe mal mit Penner meinst du nicht mich“, kam plötzlich eine finstere Stimme zurück. Der Schlag auf den Tisch hatte ihn anscheinend aufgeweckt, „und was ist hier bitteschön so witzig? Hast du wieder dein Gehirn verloren? Ah, verzeih, ich vergaß, du hattest ja eh nie eins.“ Das folgende Szenario wurde plötzlich nicht mehr so lustig. Als Exposition wurden Beschimpfungen jeglicher Art (inkl. „Deine Mutter“-Witze) serviert, als Spannungssteigerung Drohungen und am Höhepunkt ließ Kid die Bombe platzen: Law würde fünf süße Tage mit ihm und Strohhut verbringen, ob es ihm passte oder nicht. „Das- das können die doch nicht machen!“, sagte Law, zum ersten Mal geschockt in seinem Leben, „Das ist beinahe schon Beihilfe zum Mord!“ „Ähm, entschuldigen Sie?“, sagte plötzlich eine weibliche Stimme. Eine Mitarbeiterin trat an den Tisch, „Es ist jetzt schon fast 19:00Uhr. Ich würde sie bitten auf ihr Hotelzimmer zu gehen, damit wir beginnen können, die Tische für den nächsten Tag zu decken.“ Das Machtwort wurde gesprochen, die Diskussion beendet. Nur Luffy wunderte sich die ganze Zeit schon, um was es sich genau in dem Gespräch handelte, denn es fielen viele Begriffe (Obszönitäten), die er in seinem ganzen Leben noch nie gehört hatte. Der Gang zum Hotelzimmer also war eher wie ein Gang zum Henker für zwei von drei Piraten. Und für Law fühlte es sich sogar genauso auch so an. Er war gereizt, was eigentlich überhaupt nicht zu ihm passte, keine Frage. Übermüdet, wütend auf seine Crew, entgeistert über diese lächerliche Idee fünf Tage mit einem Hohlkopf und Luffy in einem Zimmer verbringen zu müssen. Aber dann waren auch noch all diese Leute, die ihm komische Blicke von der Seite aus zuwarfen. Hallo? War er Akainu in Reizunterwäsche oder wieso glotzen die alle so, als ob sie noch nie einen Menschen gesehen haben? (Sicherlich haben die Leute andere Menschen gesehen, nur auf all Fälle keinen, der so alienblau im Gesicht ist.) Luffy hingegen überlegte noch immer, was genau seine Mission hier sein sollte. Und Kid? Kid hatte sich mit der Gesamtsituation abgefunden, insgeheim seinen Glauben an Gott vollkommen verloren und wollte jetzt eigentlich nur noch seine Ruhe. Ha, als ob er die ernsthaft bekommen würde. Kid ergriff die Klinke des Hotelzimmers 147. Eine sanfte Brise mit einem Hauch von Rosen kam ihnen entgegen. Wie angewurzelt blieb der Rotschopf stehen, seine Puppillen schienen plötzlich gar klein in seinen weit aufgerissenen Augen. Mit fünf Tagen Hölle auf Erden hatte er sich abgefunden, fünf Tagen der reinen Nerven zerreißenden Verzweiflung. Das Fegefeuer sollte hier fünf Tage lang stattfinden. Nichts anderes. Kid schluckte schwer. Im Hintergrund hörte er Luffy’s Stimme „Hey, wieso- Was ist da?“ neugierig fragen und ein Rascheln, das ihm verriet, dass Luffy erfolglos versuchte an ihm vorbeizusehen. „Mach mal Platz, du Fettsack!“, sagte Law, während er ihn grob zur Seite schob und sich in den Türrahmen stellte. Langsam wendete er sein erstarrtes Gesicht Kid zu, dann Luffy. Luffy platzte fast vor Spannung. Dickköpfig quetschte er sich zwischen Law und dem Rahmen durch und ging hinein. „Also ich weiß nicht, was ihr habt. Ist doch ganz in Ordnung hier. Ah, Schokolade auf dem Kopfkissen!“ Foliengeknirsche ertönte von Innen. Ja, die Hölle hatten die zwei anderen Piraten erwartet. Mit lodernden Flammen, mit Dämonen, die einen mit ihren Dreizack pieksen, mit felsigen Wänden, mit grauenhaften Gelächter und allem drum und dran. Doch es war schlimmer. Viel schlimmer. Die Hölle hatte Schokolade… und sah aus wie ein Puff. Phuuuuu, endlich geschafft, so viel zum Thema: Jaaa, das Kapitel kommt sicher schnell online als sonst, dafür ist es aber auch fast doppelt so lang wie ein normales Kapitel, meine Güte, das ist das längste Kapitel das ich je geschrieben hab, aber ich hoffe mal euch gefällt es und dass ihr es lustig findet ^^ Jetzt ist alles ausgelegt um durch peinliche Situationen und hirnverbrannte Einfälle ein bisschen Romantik ins Spiel zu bringen :D *harr-harr* Und hier auch mal ein großes Dankeschön an die lieben Kommischreiber, ihr motivierts einen schon ziemlich auch wenn ich mal keine große Lust hab etwas richtig ausformuliert aufzuschreiben ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)