Fight for your Life von Yuuki-swan (Die zerbrochene Seele) ================================================================================ Kapitel 10: Streit in der Crew ------------------------------ „Ist dir kalt?“ Sie schreckte auf. Ruffy stand vor ihr. Sie sah ihn verwirrt an und versuchte dem Gefühl in ihr nachzugehen, doch seit er sie geschlagen und sie ihn derartig beleidigt hatte, war da nichts mehr. „Nein“, antwortete Amaya und bemerkte gar nicht, dass sie zitterte und komplett unterkühlt war. „Hör auf mich anzulügen!“, entgegnete er. „Nein, ich habe nicht gelogen. Wie kommst du darauf?“, fragte sie matt und bemerkte auch nicht, wie kraftlos sie war. „Du zitterst und bist eiskalt!“ „Woher willst du das wissen?“ „Ich berühre deinen Arm. Allein, dass du das nicht bemerkst, genügt mir als Beweis!“ Sie sah an sich hinunter und bemerkte, dass er sie tatsächlich berührte, aber sie spürte es nicht. „Ja, du hast Recht. Dann bin ich eben unterkühlt. Problem damit?“, wollte sie mit leicht aggressivem Unterton wissen. „Du sollst das Schiff nicht zerstören und nicht hier in der Kälte sterben!“ „Wen interessiert es schon ob ich sterbe? Meinst du nicht, das wäre das Beste für uns alle?“ „Nein, ich glaube, damit würden wir unsere Probleme nur auf ein noch höheres Niveau heben. Ich habe immer noch keine Ahnung, warum du das über mich, Ace und die Crew gesagt hast, aber ich weiß, dass es nicht deine Schuld war“, erklärte er. „Doch, das war es. Ich habe das gesagt, weil ich das sagen wollte! Und alles was ich sage, ist auch richtig.“ „Ich habe gesagt, du sollst aufhören mich anzulügen“, erwiderte er und sie war still. Warum glaubte er ihr nicht mehr? Amaya wollte doch weg von hier, sie sah doch, was sie hier anrichtete. Was sie auf der ganzen Welt anrichten würde. „Geh jetzt einfach weg. Respektiere doch mal, dass ich momentan mit gar nichts mehr klarkomme und mich das alles sehr verwirrt. Ich glaube nicht, dass es hilfreich wäre, wenn ich hier bleibe oder sonst wohin gehe! Ich will sterben verdammt noch mal!“ Ruffy sah sie geschockt an. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Sie wollte sterben, aber warum? Warum wollte sie den bevorstehenden Krieg Chuso gewinnen lassen? „Sag das nie mehr!“, flüsterte er eindringlich und sah ihr immer noch unter Schock in die Augen. Sie schüttelte den Kopf. „Diese Welt ist kurz vor der Umsetzung von den Plänen, die Chuso über all die Jahre erarbeitet hat! Warum, warum ist das so? Weil ich gegangen bin, Ruffy! Wenn ich sterbe, haben wir alles schneller hinter uns. Ich habe diese Welt genug zerstört!“, schluchzte sie. Schon passierte es wieder. Ruffy sah erneut und immer noch als einziger Mensch Amayas Tränen der Verzweiflung. „Du darfst doch nicht einfach so aufgeben!“, meinte Ruffy jetzt ebenfalls mit Tränen in den Augen. „Was weißt du schon über mein erbärmliches Leben? Denkst du wirklich, du würdest mich kennen? Dass ich lebe ist ein Wunder und ich frage mich, was es eigentlich ist, dass mich diese achtzehn Jahre durchs Leben getragen hat!“, schrie sie fast, hätte sie mehr Kraft. „Es kann sein, dass ich dich nicht wirklich kenne, aber ich weiß, dass du etwas Besseres als den Tod verdient hast. Es ist mir egal, was du getan hast, ich werde dir helfen es wieder aufzubauen!“, versprach Ruffy ihr. Amaya hatte noch nie in ihrem Leben so etwas gesagt bekommen. „Warum willst du mir helfen?“, fragte sie und konnte ihre eiskalten Tränen nicht stoppen. Eigentlich wollte er ihr die Wahrheit sagen, doch er kannte sie wirklich nicht und sie sah verzweifelt aus, sie hatte keine Ahnung von den ganzen Gefühlen, die er kannte. Sie hatte mehr als die Hälfte ihres Lebens nur mit Trauer und Wut gelebt. In der Zeit, in der er nachgedacht hatte, war ihm sichtlich klar geworden, dass sich an seiner Feststellung, in der Nacht in der er sie das erste Mal weinen sah, nichts geändert hatte. Er liebte sie. Wer auch immer sie genau war. Es war ihm egal, ob sie sich die Frage selbst nicht beantworten konnte. Er würde ihr dabei helfen. Er antwortete ihr einfach nicht. „Ich überlege mir schon was, wie ich die anderen von dir überzeuge.“ Er zog seine rote Jacke aus und legte sie ihr über die Schultern. „Und jetzt hör auf zu weinen. Mir fällt was ein, okay?“ Er lächelte und ging rein. Noch nie hatte jemand so etwas für sie getan. Nie hatte jemand so etwas zu ihr gesagt. Konnte man ihr nicht mal den einen Gefallen tun? Hätte sie ihre Konsistenz ändern können, hätte sie die Struktur so strapaziert, bis ihr Körper überlastet gewesen wäre und dann wäre sie gestorben. Verdammtes Wetter auf der Grand Line und verdammte Magnetströme. „Ich hätte früher einfach verhungern und verdursten sollen. Mutter hätte mir nichts zu essen geben sollen. Warum konnte sie mich nicht einfach verhungern lassen? Nicht einmal Vater hat es getan! Wenn man schon solche Eltern hat, dann sollte man schon an den Folgen ihrer sogenannten ‚Erziehung‘ sterben. Das wäre der schöne einfache Weg gewesen. Besser als in Verzweiflung und Trauer zu verrotten“, murmelte sie sich selbst zu und verlor wenige Sekunden darauf das Bewusstsein. Als Ruffy wieder herauskam, um nach ihr zu sehen, stellte er erfreut fest, dass sie sich seine Jacke richtig angezogen hatte. „Oh je! Amaya!“, rief Chopper und rannte an ihm vorbei zu seiner Freundin. „Darf ich sie los machen? Bitte, bitte, bitte! Ich glaube, dass sie bewusstlos ist, sie wacht nicht auf! Schnell, ich muss sie losbinden, bitte!“, bettelte er. „Nichts da. Wer weiß, was sie dann wieder anstellt! Ich will das Schiff nicht noch einmal reparieren müssen!“, warf Franky ein, der auch dazu gekommen war. Ruffy ging kopfschüttelnd rein. „Ist das nicht“, begann Zorro den Satz, den Sanji zu Ende führte: „Ruffys Jacke?“ „Die hat sie sich bestimmt geklaut“, murmelte Nami. Niemand wollte ihn fragen gehen, weil er sich schlafen gelegt hatte. „Ich bringe ihr wenigstens eine Decke! Sie hat nur noch fünfunddreißig Grad Körpertemperatur“, entgegnete der besorgte Chopper und rannte in sein Zimmer. Dort suchte er aus einem oberen Regal eine dicke Wolldecke und rannte wieder zurück. Als Chopper wieder bei Amaya war, breitete er sie über sie aus, kuschelte sich neben sie und schlief langsam ein. Seine Träume ließen ihn die ganzen schlimmen Szenen von heute noch einmal ablaufen. Amaya wachte mitten in der Nacht auf. Die Ketten fesselten ihren Körper immer noch an den Mast, aber es war warm und flauschig um sie herum. Ruffys Jacke, ja richtig, die hatte sie ganz vergessen. Aber über ihr war noch etwas. Eine schwarze Wolldecke und neben ihr lag ihr Kindheitstraum, ein Kuscheltier. Naja, zumindest so etwas Ähnliches, es war schließlich Chopper. Warum tat man das alles für sie? Neben ihr stand noch etwas. Es war silbern und länglich. Sie griff, soweit die Ketten es zuließen, danach und bemerkte, dass es warm war. Amaya hielt es sich vors Gesicht und stellte fest, dass es sich um eine Thermoskanne handelte. Schnell drehte sie den Deckel ab und roch am Inhalt. Wie hieß das Zeug doch gleich? Sie schüttete etwas aus der Kanne in den Deckel und nippte daran. Richtig, das war doch Kakao! Er war ganz schön gut und angenehm warm noch dazu. Hatte Chopper den für sie zubereitet? Sie trank alles sofort leer und schlief direkt darauf ein. Als sie am nächsten Morgen erwachte, stellte sie zunächst fest, dass es gar nicht mehr Morgen war. Dem Stand der Sonne nach, war es ungefähr vier Uhr. Danach bemerkte sie, dass man sie losgebunden hatte und sie in einem Bett lag. In Choppers Krankenzimmer. Der Drehstuhl, den er so liebte, war allerdings leer und ihr Freund war auch sonst nirgendwo im Raum zu entdecken. Die Decke lag immer noch über ihr und sie verfolgte eine weiße dünne Plastikschnur von ihrem Arm zu einem durchsichtigen Beutel. Aus ihm tropfte eine farblose Substanz, diese schien wohl für den Aufbau ihres Kreislaufes verantwortlich zu sein. Man konnte ihr den einen Wunsch wohl wirklich nicht erfüllen. Weil sie keine Ahnung hatte, was für eine große Wunde entstehen würde, wenn sie sich den Schlauch einfach raus reißen würde, nahm sie den Beutel in die Hand und stand auf. Sie wollte nicht an ihm dran hängen, das gefiel ihr überhaupt nicht. Leise öffnete sie gleich darauf die Tür. „Chopper?“, fragte sie vorsichtig und sah sich um, aber konnte niemanden entdecken. Wo sie wohl alle waren? Amaya ging zum Esszimmer. Nur Sanji stand in der Küche und trocknete das Geschirr. Noch hatte er sie nicht bemerkt und vielleicht war das auch ganz gut so, also schlich sie sich wieder aus dem Raum und machte sich auf die Suche nach dem kleinen Doktor. In der Bibliothek sah sie Robin. Sie sah nicht glücklich aus und schien ihr Buch nicht richtig zu lesen, sondern einfach nur nach einem Grund suchen, nichts anderes zu tun. Wenn sie so darüber nachdachte, hatte Sanji auch nicht gerade fröhlich ausgesehen. Ob die beiden sich gestritten hatten? Als nächstes erkannte sie Zorro, der wie so oft trainierte. Er sah ja nie gerade freundlich aus, wenn er das tat, aber dieses Mal schien er echt sauer zu sein. Auch Franky, der etwas reparierte, wirkte unglücklich und wütend. Amaya erschloss sich, dass sie sich wirklich gestritten haben mussten. Worüber war ihr aber ein Rätsel. Ansprechen wollte sie auch niemanden. Sie wollte doch einfach nur, dass Chopper ihr den Schlauch aus dem Arm zog. Nun stolperte sie zum Bad, dort wollte Amaya sich kurz waschen. Aber es war abgeschlossen. Anscheinend badete Nami gerade, obwohl man keinen einzigen Mucks hörte. Nur leises, plätscherndes Wasser. Plötzlich hörte sie, wie ein lautes metallisches Geräusch erklang, anscheinend in Lysops Fabrik. Dort begab sie sich sofort hin und sah, wie Lysop wütend gegen eine kaputte Klappe trat. Dieser war auch nicht wirklich in seiner besten Verfassung. Vorsichtig lief sie wieder in das Krankenzimmer, damit sie von niemandem beobachtet werden konnte. In ihren Gedanken fragte Amaya sich, wieso alle so deprimiert waren. War denn das alles nur wegen ihr? Irgendetwas stimmte nicht. Ruffy hatte sie immer noch nicht gefunden, genauso wenig wie Chopper. Dann begab sie sich in sein Zimmer. Er war nicht da. Wo waren sie nur? „Chopper, Ruffy“, flüsterte sie, „wo seid ihr denn hin?“ Plötzlich rannte jemand quer übers ganze Schiff und knallte die Tür vom Behandlungszimmer zu. Sie eilte raus und hielt sich dennoch am Rand. Sanji stand mit einer erhobenen Bratpfanne und Robin mit einem zugeklappten Buch da und starrten auf die Tür, die plötzlich wieder aufgerissen wurde. Zu ihrer Freude von Chopper. Allerdings war er alles andere als froh. „Ihr seid so gemein! Gemein, gemein, gemein, gemein!“, brüllte er und die Tränen rannen wie ein Sturzbach über seine Wangen. Er knallte die Tür erneut zu und Robin schüttelte genervt den Kopf. „Der kleine Egoist!“, murmelte sie und Sanji fügte hinzu: „Aber du! Ihr geht mir alle gehörig auf den Sack!“ Er verschwand ebenfalls mit einem Türenknall in seiner Küche und Robin öffnete ihr Buch und las etwas darin. „Manchmal ist das der reinste Kindergarten!“ Auch sie ging wieder. „Chopper!“ Amaya hämmerte gegen die Tür. Der kleine Elch saß beleidigt auf seinem Stuhl und drehte sich im Kreis. Als er bemerkte, dass es nicht Sanji, Robin oder sonst jemand von der Crew war, auf die er sauer war, rannte er hin und öffnete sie. „Oh! Amaya, mir ist gar nicht aufgefallen, dass du nicht mehr an deinem Platz liegst. Schön, dass du wieder aufgewacht bist!“, freute er sich und wischte seine Tränen weg. „Was ist denn hier los? Alle sehen so sauer und deprimiert aus und warum schreien sie sich an?“, wollte Amaya wissen und hatte ganz vergessen, dass sie ja eigentlich zu ihm wollte, weil er sie von der Medizin erlösen sollte. „Ach weißt du“, begann er, „beim Mittagessen hat Ruffy uns gefragt, warum wir dich loswerden wollen und dann haben alle durcheinandergeschrien und mit einander geschimpft. Dann haben sie dich beleidigt und Ruffy hat dich verteidigt und ihnen klar gemacht, dass du unsere Hilfe brauchst und wir deine. Aber niemand wollte ihm zuhören, da ist er wütend geworden und hat auf den Tisch geschlagen. Dann sind alle still geworden und er hat gesagt: „Das ist nicht die Crew, die ich ernannt habe!“ Er ist aufgestanden und hat die Tür zugeknallt und seitdem hat ihn keiner von uns mehr gesehen. Er hat nur gesagt, dass er sich Sorgen um dich macht und er uns als eine hilfsbereite und nette Crew in Erinnerung hatte und so etwas von uns nie erwartet hätte. Da sind mir schon die Tränen gekommen, aber als dann auch keiner mehr was gesagt hat, sind sie alle sauer auseinander gegangen. Ich frage mich, wo er jetzt ist. Vielleicht solltest du ja mal mit ihm reden!“, schlug er vor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)