Welcome to the Viridian forest von sapphirecat ================================================================================ Kapitel 1: Welcome to the Viridian forest ----------------------------------------- Ich gehe wie jeden Tag durch den stillen Wald. Nur ab und an wird das Rauschen der Blätter durch Zwitschern oder Piepsen übertönt. Leider nicht mehr so oft wie früher. Früher, als ich noch nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit befürchten musste zu sterben. Da konnte man hier noch überall die freudigen Laute hören wenn sie mich sahen. Nun sind es noch zwei, noch eines, welche nicht wissen, dass Gefahr von mir ausgeht oder immer noch zu mir halten. Und so schleiche ich weiter durch das Geäst, bis ich an eine Lichtung komme. Dort fällt mir etwas auf. Es schneit. Aber das kann doch nicht sein, es ist Anfang Sommer! Doch als ich begreife, wer das verursacht haben könnte, ist es schon zu spät, denn Sekunden später regnen messerscharfe Eiszapfen vom Himmel. Ich kann ausweichen, trotzdem streift einer der eisigen Geschosse meinen Arm. Kurz werfe ich einen Blick auf die Wunde. Nicht so schlimm, dass ich nicht gegen ihn kämpfen könnte, aber momentan geht es einfach nicht. Also verschwinde ich zwischen den Bäumen. Doch weiter als dreißig Meter komme ich nicht, ohne angefangen haben zu taumeln. Nicht das schon wieder, denke ich und falle zu Boden. Dort liege ich nun, komme nicht vom Fleck und werde von einer seltsamen Müdigkeit überfallen. Ich bin so gut wie tot, können meine vernebelten Gedanken noch hervorbringen, bevor ich endgültig wegdrifte. Als ich aus meiner Betäubung wieder erwache, meine ich zuerst, dass das alles ein Traum gewesen sei. Einige Momente später aber merke ich den Verband an meinem Arm. Ich hebe den Unterarm leicht an und betrachte das Stück Stoff näher. Von einem Waldbewohner kann das sicherlich nicht stammen... Moment! Dann muss es ein Mensch gewesen sein. Hoffnungsvoll, dennoch angespannt schaue ich mich um, erspähe aber niemanden. Ich seufze. Der Retter ist wahrscheinlich gegangen, wieso auch nicht. Langsam stehe ich auf, immer noch benommen stolpere ich einige Schritte, als ich gegen etwas pralle und nach hinten umkippe. „Oh, du bist ja schon wach“, höre ich und blicke auf. Plötzlich bin ich hellwach, als ich sehe, wer da vor mir steht. Lance. Er kniet sich zu mir herunter und funkelt mich böse an. „Da du wieder fit zu scheinen seist, kann ich ja direkt zu deiner Vernichtung übergehen.“ sagt er leise. Ich weiche, immer noch sitzend, zurück. Und starre mit ungefähr derselben Boshaftigkeit zurück. So verharren wir einige Minuten, bis mich das Schwindelgefühl wieder überkommt und ich ein weiteres Mal zusammenklappe. Es muss ihm wohl nichts anderes übrig geblieben sein, als mich an einen Baum zu zerren, dort anzulehnen und zu warten. Denn als ich aufwache, sehe ich ihn direkt vor mir sitzen und fies grinsen. „Na, endlich wieder wach, kleines Vertania-Kind?“ fragt er unverhohlen. Doch bevor ich überhaupt antworten kann, redet er weiter: „Na dann, kommen wir nun zum Deal, ich werde dich laufen lassen, solang du mir etwas dafür gibst.“ Ich mache mich auf das Schlimmste gefasst und stehe auf, falls es doch zum Kampf kommen sollte. „Und bitte was?“ frage ich misstrauisch. „Nun...“ er steht ebenfalls auf, aber um einiges gelassener. Dann tritt er noch einen Schritt an mich heran und beginnt ein paar Strähnen von meinem Zopf in seinen Fingern zu drehen. „Dir wird aufgefallen sein, dass ich deine Haare mag. Nicht?“ Ich kann ihn nur noch verwirrt ansehen. War das sein Ernst? Meine Haare für mein Leben und die Gefahr, selbst entdeckt zu werden? Was hat er damit vor? Oder mag er sie wirklich einfach nur? Ich atme tief durch und schaue ihn mit ernstem Blick an. Dann sage ich: „Gut, wenn du sie unbedingt haben willst.“ Ich nehme einen scharfen Stein aus meiner Tasche und schneide den langen blonden Zopf, ohne mit der Wimper zu zucken, ab. Reiche ihn ihm ohne weitere Worte und verschwinde dann im Dickicht. Nach Stunden des Wanderns halte ich an. Ich stehe am Rande des Waldes. Erschöpft sinke ich auf die Knie. Ich hätte die Wahl hinauszugehen in das mir nicht so bekannte Terrain, auf die Gefahr hinaus getötet oder gefangen werden. Oder ich bleibe hier, um genauso getötet zu werden. Eigentlich ist es egal. Draußen hätte ich vielleicht noch die Chance, die anderen zu finden. Zuversichtlich nicke ich. Ich habe mich entschlossen. Langsam stehe ich wieder auf, doch bevor ich einen Schritt hinaus wage sammle ich noch ein paar Waldfrüchte und schöpfe Wasser aus einer Quelle. Währenddessen überlege ich: Eigentlich sind die kurzen Haare gar kein Hindernis, ich meine, wie oft habe ich mich schon an Ästen verheddert. Außerdem könnte es von Vorteil sein wenn ich durch die Straßen laufe, man würde mich nicht so schnell erkennen. Ich schaue an mir herab. Es erscheint mir trotzdem eine gute Idee zu sein, etwas mein Outfit zu ändern. Also ziehe ich meinen Poncho aus, sodass mein schwarzer Pullover zum Vorschein kommt. An dem ich nun noch die Ärmel umkrempele. Den Poncho stopfe ich noch in meine Tasche und blicke ans Ende des Waldes. Es mag keine gute Verkleidung sein, aber es muss reichen. Ohne mir weiter Gedanken darüber zu machen, trete ich auf die offene Wiese hinaus. Und da steht er. Wie konnte ich ihn nicht sehen, den ehemaligen Champ von Kanto. „Red...“ „Lang nicht gesehen, Yellow, “ antwortet er lächelnd. „Werde ich denn nur gejagt?“ frage ich ihn. Er zuckt mit den Schultern. „Was weiß ich, ich kann nur sagen, dass Giovanni dich haben will.“ Er verzieht sein Gesicht, so als würde er nachdenken. „Ich glaube für seine Sammlung...Nun gut, mach's mir nicht so schwer und komm einfach mit.“ Langsam zieht er eine Pistole aus seiner Brustinnentasche und richtet sie auf mich. „Hm, ich glaube ich habe keine andere Wahl. Du hast mir ja all meine Freunde genommen.“ Ich gehe zu ihm. Er schnappt sich meinen Arm und dreht mich mit dem Rücken zu ihm. Ich höre ein Klicken und spüre die Pistole an meinem Hinterkopf. Jetzt weiß ich, dass ich hier nicht mehr fortkomme, aber vielleicht bekomme noch einmal ich die Chance, ihn zu ändern. Ohne weitere Umstände zu machen steige ich dann auf sein Aerodactyl und wir fliegen los. Wenigstens weiß ich nun, wieso ich ihn nicht bemerkt habe. Noch etwas fällt mir auf, sein Pokémon hat genau denselben Blick wie er, komplett erstarrt zu einem emotionslosen Ausdruck. Kurz darauf legt sich ein schwarzes Tuch um meine Augen, was mit den Worten „Nur aus Formalitäten.“ kommentiert wird. Den Rest des Weges lausche ich nur dem säuselnden Wind, denn immer, wenn ich versuche ein Gespräch anzufangen ignoriert er mich. Als wir angekommen sind, vernehme ich ein Gespräch von Red und einem anderen Mann, und das darauffolgende Quietschen einer Tür. In den Gängen, die wir durchqueren, höre ich nur das Hallen meiner Schritte und ab und an ein paar Leute reden. Angekommen wird mir die Augenbinde abgenommen. Ich drehe mich schnell um und sehe noch, wie sich die Zellentür schließt. Er meidet wohl jede Konversation mit mir. Das liegt wahrscheinlich an damals, als ich ihn einmal getroffen hatte, noch nicht so böse wie heute, aber schon dabei, so zu werden. Die Situation war ungefähr dieselbe, aber als er mich eingesperrt hatte, ist er dageblieben, um, wie er es nannte, „Wache zu schieben“. Damals habe ich mit ihm geredet, ihn davon überzeugt, bei Team Rocket auszutreten, bevor es zu spät ist. Ich hatte ihn fast so weit, er hatte mich freigelassen, doch sie haben ihn gefasst und wieder mitgenommen. Ich war zu naiv. Währenddessen bin ich auf die Knie heruntergerutscht und versuche krampfhaft, nicht anfangen zu weinen. Doch schaffe ich es nicht und die ersten Tränen rollen über meine Wangen. Ich komme aber nicht so weit, dass ich einen Wasserfall darstellen könnte, nämlich bevor das passiert hat sich die Tür schon wieder geöffnet. Schnell wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht und ich sehe einen einfachen Handlanger. Nichts Besonderes, sie gibt es zu Hunderten hier, haben nicht mal eine spezielle Ausbildung, soviel ich weiß, einfach nur Anhänger, die nichts Großartiges können. Ich überlege. Einige Meter später sehe ich die perfekte Gelegenheit, eine offene Tür und drinnen unbeleuchtet. Eine Rumpelkammer! Schnell bleibe ich stehen, der Rüpel versucht mich verzweifelt weiterzuschieben, aber ich packe ihn mit meinen gefesselten Händen am Shirt und ziehe ihn mit in den Raum. Dort eingeengt verpasse ich ihm eine Kopfnuss und suche den Schlüssel für meine Handschellen, was sich im Dunkeln als schwer herausstellt. Aber ich bin mir sicher, dass Red dem Handlanger ihn gegeben hat. Etwas Zeit brauche ich bis ich finde, was ich suche, aber so kann ich meine Fesseln aufschließen. Kurz schüttle ich meine Hände aus und mache mich dann daran mir die Uniform des Rocket anzuziehen. Etwas zu groß, aber es musste reichen. Ich setze mir noch die Mütze auf, die zur Uniform gehört, und schlüpfe unbemerkt aus der Kammer. Nun bewege mich unentdeckt durch die Gänge, dabei suche ich nicht nach dem Ausgang, sondern nach einem Labor oder ähnlichem wo meine Freunde eingesperrt sein könnten. Ich finde nichts oder besser die, in die ich gehe, sind sie nicht. Es kann doch nicht so schwer sein. Als letzte Hoffnung frage ich einen Rocketrüpel mit dem Vorwand, diese Pokébälle zum Boss zu bringen. Glücklicherweise erkennt er mich nicht, was mich etwas verwundert, ich meine, es müssten doch Steckbriefe oder so etwas ausgehängt sein. Oder trägt meine neue Erscheinungsform dazu bei? Er leitet mich ein paar Gänge weiter und dort finde ich den beschriebenen Raum. Ich entdecke sie auf einem Tisch. Am liebsten würde ich ja zu ihnen rennen und sie in die Arme nehmen, aber solche dummen Fehler mache ich nicht mehr. Also laufe ich gelassen zu ihnen. Als sie mich sehen, bewegen sie sich freudig in ihren Bällen und machen Anstalten herauszukommen, doch bevor sie das schaffen, schnappe ich sie und klemme sie an meinen Gürtel. „Für Wiedersehenskuscheln ist später noch Zeit,“ flüstere ich leicht lächelnd zu ihnen. In dem Augenblick kommt einer der Professoren herein und fragt mich, was ich hier mache. Ich erzähle ihm dieselbe Lüge wie dem anderen, aber außer etwas misstrauisch drein zu blicken, tut er nichts. Also gehe ich wieder so, wie ich gekommen bin, und halte Ausschau nach der Tür, denn bald werden es die Obersten mitbekommen, dass ich nicht mehr gefangen bin. Nach ein paar Minuten finde ich ihn, nicht den, durch den wir gekommen sind, eher eine Hintertür. Ich schaue mich noch einmal nach hinten um, ob mir jemand gefolgt ist, doch dem ist nicht so. So trete ich hinaus ins Freie und sehe, dass hundert Meter weiter ein Wald anfängt. Ist das der Vertaniawald? schießt es mir durch den Kopf. Kopfschüttelnd gehe ich weiter. Irreparabel. Das wäre zu einfach. Dennoch fange ich dann an zu rennen, geradewegs in Richtung meines grünen Verstecks. Da höre ich hinter mir Leute brüllen und Pistolenkugeln fliegen knapp an mir vorbei. Sie haben es bemerkt. Bevor sie mich aber treffen können, bin ich schon in einen Busch, der am Rand des Waldes steht, gehechtet und krieche auf allen Vieren weiter hinein ins Dickicht. Als ich mir sicher bin, dass sie nicht mehr schießen, setze ich mich auf. Natürlich werden sie mich verfolgen, wenn sie nun wissen, wo ich bin, aber nicht vom Boden aus. Ich werfe einen kurzen Blick nach oben. Noch nichts von Helikoptern oder derart zu sehen. Sie werden sich trotzdem keine Zeit mehr lassen. Ich stehe auf und suche am Gürtel den Pokéball von Dodosuke. Ich mache ihn ab und lasse es heraus. Mir fällt ein Stein vom Herzen, als ich sehe das es unverletzt ist. Trotzdem haben wir keine Zeit, ich schwinge mich auf das Vogelpokémon und umarme es kurz. Dabei flüstere ich zu ihm: „Bring uns hier raus.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)